Begegnungen am Wegesrand
(Der Förster)
Es war einer dieser Tage. Einer dieser Tage an denen eigentlich nichts besonders ist, nichts außergewöhnlich oder ein Tag an dem man sich sagt: „ Heute wird ein Tag, an den ich mich zurückerinnern werde!“ Ein Ein Montag eben! Ich hatte einen wirklich dicken Schädel vom Wochenende, war nicht fit und war genervt vom Beginn der neuen Woche. Deswegen tat ich das,....was man dann eben manchmal so macht. Man duscht, putzt sich die Zähne, zieht sich an, geht in der Spielhalle an der nächsten Ecke einen Kaffee trinken und denkt darüber nach was die Woche so ansteht und wie man alles bewältigen soll! Die Kopfschmerzen waren schlimmer als die Aussicht auf Erfolg, weswegen ich beschloss die letzten fünf Euro fest zu halten und einen Spaziergang zu machen.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wie lange ich spazieren ging, doch irgendwann hob ich den Blick und bemerkte...wie heiß es war. Mir war völlig entfallen dass es so heiß war und die Wettervorhersage 42 Grad angesagt hatte. Erst jetzt bemerkte ich wie weit ich gegangen war und dass ich mich unweit meines Lieblingsbadesees befand. Ein echt kleiner See, aber sehr sauber und kaum jemanden bekannt!
„Na, ausgeschlafen?“ Eine Stimme hinter mir lies mich herumfahren. Ich blickte in das Gesicht eines ca. 60ig jährigen Mannes, der mich freundlich anlächelte. „Was?“ ich war verwirrt.
„Na was du hier machst“, habe ich gefragt. Der Mann klang jetzt ernster! Ich brauchte eine Weile. „Oh...äh nichts, ich meine ich gehe spazieren. Wieso wollen sie das wissen?“
Der Mann blickte nach unten und ich sah den Dackel. Ein kleiner Dackel, aber niedlich. Er bellte kurz; wahrscheinlich zur Begrüßung. „Es ist selten jemanden hier anzutreffen“, meinte der Ältere, der sich jetzt seines Hutes entledigte und sich ein Tuch zum Schweiß abwischen aus der Tasche holte. „Da haben sie völlig recht“, meinte ich. „So heiß heute! Na ich wollte vielleicht zum See, wird gut tun.“ Der Mann machte sich eine Zigarette an. „Aha, zum See also?
Habe keine Badesachen gesehen bei dir!“ Er duzte mich direkt. Ich war echt nicht in der Verfassung mich jetzt zu rechtfertigen und wollte nur allein sein.
„Ich muss weiter, schönen Tag für sie und den „Kleinen“. Dabei zeigte ich per Kopfnicken auf den Dackel. „Ja Danke, viel Vergnügen; beim Baden meine ich.“ Ich nickte und setzte meinen Weg fort. Der Kerl hatte mich völlig verunsichert und war wie aus dem Nichts aufgetaucht.
Der See war eine echt gute Idee wie ich jetzt fand, denn es war wirklich unerträglich heiß und ich sehnte mich nach einer Abkühlung; außerdem war der kleine See so was wie ein Geheimtipp und den meisten unbekannt. Ich war oft hier und meist allein. Nur ab und an verirrten sie mal ein, zwei Rentner hierher, was ich nicht als schlimm empfand. Es war lange her dass ich zum zu letzten mal hier war, bestimmt ein paar Jahre. Der See hatte nichts von seinem Charme verloren und seine Oberfläche glitzerte verführerisch in der Mittagssonne. Ich setzte mich direkt ans Wasser und grübelte, als plötzlich; schon wieder wie aus dem Nichts ein Hund an mir vorüber lief und sich ins kühle Nass stürzte. „Bleib hier Waldi, hierher!“ Eine Männerstimme erklang hinter mir und kurze Augenblicke später hastete der Alte von vorhin an mir vorbei und sprang wie ein Irrer in den See.
„Er kann nicht schwimmen“, konnte ich noch vernehmen und zwei Sekunden später war von dem Älteren auch nichts mehr zu sehen. So eine Sch... dachte ich und sprang ohne zu überlegen ins kühle Nass. Den Mann um die sechzig hatte ich als erstes herausgefischt, und zog ihn mit aller Kraft ans Ufer. Er lag völlig regungslos da und ich wendete die Herz-Lungen Massage an. Ich legte seinen Kopf in den Nacken, öffnete seinen Mund und begann Luft in seine Lungen zu pressen. Danach die Herzrhythmusmassage. Das ganze machte ich zweimal bis er mir das geschluckte Wasser ins Gesicht spuckte und heftig zu husten begann.
„ Sind sie Irre?“, fragte ich und hatte den Hund ganz vergessen. Er japste irgendwo in der Mitte des Sees herum und ich brauchte echt lange um ihn zu erreichen. „Man ihr zwei seid aber auch dämlich, könnt nicht schwimmen aber Hauptsache Erfrischung!“
Nach kurzer Zeit hatte ich Waldi gesund und munter bei seinem Herrchen abgeliefert, der zugegebener Maßen echt wie ein begossener Pudel wirkte; was echt lustig war und mich tatsächlich zum Lachen brachte. Dann wurde ich aber relativ schnell wieder ernst und hatte die Situation wieder im Griff!
„Sie hätten drauf gehen können!“, wandte ich mich an den Älteren dessen Hut wie eine Boje über die glitzernde Oberfläche des Sees schwamm. „Und ernsthaft? Ein Hund der nicht schwimmen kann? Ist doch ein Scherz!“ Der ältere Mann hustete noch immer, warf mir aber einen schuldbewussten Blick zu und nickte.
„ Na wenigstens tat die Abkühlung gut“, meinte ich und begann meine Klamotten auszuziehen die vor Wasser trieften. „Was machst du denn?, fragte der Alte und ich warf ihm einen verständnislosen Blick zu.
„Na was wohl? Wir haben 40 Grad und ich keine Lust auf ne Erkältung. Übrigens ein Danke hätte es auch getan!“ Dann legte ich meine Sachen in die Sonne und warf mich splitterfasernackt ins Gras. Der Alte zuckte mit den Schultern und nickte anerkennend. „Hast ja recht! Und ähmmm Danke fürs retten.“ Dann tat er es mir gleich und entkleidete sich. Jetzt lagen wir also beide nackt im Gras und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen.
Waldi schnupperte an meinen Füßen was mich dazu bewog die Augen zu öffnen und ich betrachtete den Mann neben mir. Er hatte ebenfalls die Augen geschlossen und es wirkte als würde er schlafen.
Der ca. 60ig Jährige war wie ich fand noch recht rüstig für sein Alter. Kaum Falten und eine starke Brustbehaarung die jetzt wie ein güldenes Weizenfeld in der Sonne glitzerte, und sanft hin und her wog. Dann blieb mein Blick an seinem Gemächt hängen, was mich etwas erröten ließ, was der Alte neben mir jetzt auch bemerkte und lächelte. Dann zwinkerte er mir zu und wir schlossen beide die Augen und genossen den restlichen Nachmittag. Es war schon früher Abend als wir beide uns die jetzt trockenen Sachen anzogen.
„Wo ist denn Waldi“, fragte ich. Ich machte mir Gedanken um den kleinen Dackel und suchte per Augenmaß den See nach ihm ab.
„Der ist im Wald, dem geht’s gut. Der kennt sich hier prima aus. Ich bin der ehemalige Förster musst du wissen und Waldi liebt es stundenlang im Wald herum zu tollen.“
Ich blickte verdutzt. „Sie sind der Förster? Hätte ich nie gedacht. Na so was.“ Der Förster pfiff in Richtung des Waldes und Waldi kam auf Kommando angerannt und bellte glücklich.
Dann wandte der Förster zu mir. „Morgen soll es auch wieder so heiß werden, selbe Zeit?“
Ich bemerkte das ich den selben Gedanken hatte und nickte ihm zu.
„Ja sehr gerne, freue mich schon drauf. Aber bitte ohne die Aufregung!“ Er lachte. „Ja geht klar.“
Nachdem sich der Förster etwas entfernt hatte, rief ich ihm noch mal hinterher.
„Wie heißt du eigentlich?“ Der Förster drehte sich noch mal um. „Verrate ich dir morgen.“
Dann sah ich ihn in der tiefstehenden Sonne verschwinden, was jeder romantischen Schnulze zur Ehre gereicht hätte. Ich blieb noch etwas, besah mir den See der jetzt etwas bedrohlich wirkte und ließ den Tag Revue passieren. Kurz darauf erleichterte ich mich noch an einer Birke, wobei ich unweigerlich an den nackten Förster denken musste, der noch vor kurzem neben mir im Gras gelegen hatte und an die wundervolle Brustbehaarung. Dann bemerkte ich dass mich der Gedanke an den alten behaarten Oberkörper erregen ließ und ich schmunzelte in mich hinein!
Den nächsten Tag konnte ich kaum erwarten und war schon sehr früh am See. Das Wetter war traumhaft und es war wie am Tag zuvor sehr heiß was mich dazu brachte direkt schwimmen zu gehen. Ich fischte auch den Hut des Försters heraus, der immer noch wie selbstverständlich auf der Oberfläche des Sees schwamm. Dann hängte ich ihn an einen Ast und legte mich nackt ins Gras. Ich hatte vorsorglich Zigaretten besorgt und rauchte in den strahlenden Mittagshimmel.
Ich blinzelte in die Sonne und dachte an den alten Förster. So in Gedanken vertieft, bemerkte ich gar nicht wie der Alte neben mir Platz nahm und mich mit einem Grashalm streichelte.
„Mein Name ist Heinz, na so verträumt?“ Der Alte zog sich nackt aus und nahm neben mir Platz. Ich konnte meinen Blick gar nicht von ihm lassen und begann ohne Vorwahrung seine Brust zu streicheln. „Hallo Heinz, freut mich. Ich bin Falk.“ Wir legten und in das warme Gras und genossen den Tag. Die Streicheleinheiten schienen Heinz zu gefallen und unser beider Glieder erigierten. Dann verschwanden wir beide für eine Weile im Wald , und kehrten kurz darauf erleichtert wieder. Wir wuschen und im See, kühlten die verschwitzten Körper ab und setzten uns rauchend ins Gras. „Das erste mal“, fragte der Förster? Ich nickte. Waldi kehrte auch von seinem Erkundungsausflug zurück und planschte etwas am Rand des Sees. „Lektion gelernt“, dachte ich und lachte. Dann stand ich auf, holte seinen Hut vom Ast und setzte ihn dem nackten Förster auf. Dann zwinkerte ich ihm zu. „Dachte du hättest ihn gern zurück. „
Heinz nickte mir zu, küsste mich auf die Stirn und streichelte mir über den Kopf.
„Du bist echt süß Falk“, meinte er und zog sich an. „Ich muss jetzt los, meine Frau wartet“, meinte er und pfiff Wadi zu sich. „Es war wunderschön mit dir Kleiner, denke wir sehen uns mal wieder“.
Dann war ich wieder allein. Die darauffolgenden Tage verbrachte ich allein am See und dachte ständig an den Förster. Er hatte mich verändert und zwar auf eine besondere Art. Ich hatte das Gefühl alles bewusster war zu nehmen und empfand mich erwachsener.
Den Förster sah ich den Sommer über nicht mehr, was mich ein wenig wehmütig machte, doch vielleicht war es genau so wie es das Leben für mich vorgesehen hatte.
Doch es sollte meine schönste Erinnerung bleiben, diese eine Begegnung.
Die Begegnung am Wegesrand!
Copyright by Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 21.03.2018
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses kleine aber auf Wahrheit besierende Werk meinem Mann Antimo Guida