Die geflügelte Grotte – Kapitel IX
Traumlichter
Jonathan Maidira fühlte wie das Leben aus seinem Körper wich. Er war nicht wach aber er war auch noch nicht in die nächste Ebene aufgestiegen. Er erinnerte sich wie er als Jugendlicher einen Bericht über Agonie ( den Todeskampf ) gelesen hatte und so musste es sich wohl an fühlen wenn man gegen den Tod und drohende Dämonen kämpfte bevor alles zu Ende war. Von der kleinen Lissy und seinen Schmerzen bekam er nichts mehr mit und nur gelegentlich öffneten sich seine müden Augen zu winzigen Schlitzen. Es war unglaublich was aus dem süßen Mädchen von einst geworden war und die ganze Geschichte klang wie aus einem Fantasy Roman. Jetzt an diesem furchtbaren Ort ohne Hoffnung erinnerte sich Jonathan der früheren Tage an denen er immer von genau so einer Insel träumte. Wie sehr er sich gewünscht hatte an so einem Ort der friedlichen Ruhe seiner Arbeit nachzugehen und Abends entspannt an einem Lagerfeuer seinen längst geplanten Roman zu beginnen. Wie wundervoll erschienen ihm seine Träume nun. Jetzt wo er keine Möglichkeit mehr hatte einzugreifen und nur das Schicksal entschied!
Die kleinen verengten Sehschlitze richteten sich gen Himmel, hinaus aus dem völlig aufgerissenem Iglu durch welches vor kurzem dieses riesige Monstrum entschwand. Dieses Untier welches er erlegt hatte und doch hatte er verloren. Gegen ein Kind, ein sonst vollkommen harmloses junges Mädchen. Gegen sie war er machtlos gewesen und Maidira überlegte wie wohl Fuchs ergehen würde. Ob wenigstens er dieses Grauen überlegen sollte. Doch diese Hoffnung schwand als er das Fratzenkind wieder schmatzend am Eingang wähnte. Es; dieses Ding, was immer es auch war, würde nicht aufgeben. Er hatte unermesslichen Hass in diesen kohlrabenschwarzen durchdringenden Augen gesehen, als die Kleine die durch irgendetwas zu einem Kind des Grauens mutiert war, ihn kurz zuvor anblickte. Da war nichts menschliches mehr, keine Regung oder ein Anflug von Mitleid oder Gnade. Dieses nun nicht mehr zu definierende etwas würde nicht aufhören bis jeder auf dieser Insel tot war. Da war er sich sicher. Jonathan hoffte dass es nun bald zu Ende ging, denn er konnte den Blutgeruch welcher ihm wieder in die Nase stieg nicht länger ertragen und alles an seinem Körper fühlte sich taub und dennoch überaus lebendig an.
Er spürte zwar keinen Schmerz aber er hatte die Vorstellung am lebendigen Leibe gehäutet zu werden. Das letzte was Jonathan Maidira auf diese Welt mitbekam war ein Geräusch welches ihn an Holz hacken erinnerte. Es war ein Geräusch welches er in seiner Kindheit geliebt hatte, wenn sein Vater bei klirrender Kälte das gefrorene Holz spaltete um sie zu wärmen. Ein letztes mal versuchte er sich aufzurichten um zu sehen woher dieses Geräusch kam, doch glitt er sofort wieder hinab. Er drehte nur den Kopf ein wenig mehr als er es sonst tun würde, aber eine Verrenkung konnte er ob seiner Situation wohl riskieren und lachte sogar innerlich bei diesem Gedanken.
Endlich sah er mit letzter Kraft was dieses Geräusch verursacht hatte und traute seinen Augen nicht. Das was er gerade noch erblicken konnte, hätte er niemals für möglich gehalten. Das konnte nicht sein, doch was er sah war........
Texte: Alle Rechte liegen beim Autoren Falk Peter Scholz!
Tag der Veröffentlichung: 06.04.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Jürgen Wulf!