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Jonathan Maidira war so in Gedanken versunken, das er die verästelte Baumwurzel nicht bemerkte in der sein Fuß sich verfangen hatte und von einem ohrenbetäubenden Schrei begleitet brach.
Er stürzte zu Boden und wand sich vor Schmerzen. Er brüllte aus vollen Leibeskräften und krümmte sich wie ein verendendes Tier zusammen. Er atmete röchelnd und der Schmerz schien ständig zu zu nehmen. Tränen liefen ihm in den weit geöffneten Mund und er schmeckte das Salz.
Jonathan besah sich seinen rechten Fuß, der um 45 Grad verdreht war und hämmernd pochte.
Er begann wie wild zu fluchen, beschimpfte Gott und die Welt, wimmerte Minutenlang wie ein Kind, fluchte wieder und begriff nach einer Ewigkeit dass er völlig hilflos war. Er musste irgendwie zurück zu Lissy und mit ihrer Hilfe zur Grotte zurück. Das war die einzige Möglichkeit um das Martyrium zu überstehen. Zu überleben! Maidira griff sich einen kleinen Ast der neben ihm lag, klemmte diesen zwischen seine Zähne, biss fest zu und begann sich kriechend weiter zu schleppen.
Immer wieder musste Jonathan innehalten wenn der Schmerz zu stark wurde und er der Ohnmacht nahe war. Es kam ihm vor als würde er nur Millimeterweise vorwärts kommen und immer wieder blinzelte er hoffend in die Richtung in der aufragende Findling auftauchen müsste.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und endlosen Unterbrechungen hatte Jonathan Maidira der Findling in der Ferne ausgemacht und hatte das erste mal wieder so etwas wie Hoffnung verspürt. Unaufhörlich sprach er sich Mut zu indem er sich sagte dass er es fast geschafft hatte. Er begann die Kleine zu rufen als er nur noch ein paar hundert Meter vom rettenden Ziel entfernt war.
Ohne Unterlass rief er ihren Namen, doch die kleine Lissy schien ihn nicht zu hören. Im nächsten Moment übermannten ihn die Schmerzen und ihm wurde schwarz vor Augen. Maidira blieb völlig entkräftet, doch mit ausgestrecktem Arm auf dem bemoosten Waldboden liegen.
Das erste was er sah als er aus seiner Ohnmacht erwachte, war die zur Hälfte aufgerissene Seite des Astiglus, welches von Fuchs errichtet worden war. Irgendwie musste es der Enkelin von Fuchs gelungen sein, in bis hier her zu schleifen. Jonathan begann sich mit schmerzverzerrten Augen um zu blicken und entdeckte Lissy am Eingang hockend. Sie hatte etwas in den kleinen Händen, an dem sie unaufhörlich herum nagte und Maidira versuchte zu erkennen um was es sich handelte. Mit seinem noch immer verschleierten Blick machte er eine Art Rehkeule aus, doch das war völlig unmöglich da es hier kein einziges Tier zu geben schien. Sein Blick wurde schärfer und Jonathan bemerkte nun auch die Campingaxt die neben der Kleinen lag. Er besah sich Lissy aufs neue die ohne Regung schmatzend am Eingang der Überlebenskugel saß und ihn gar nicht zu bemerken schien. Jonathan Maidira erkannte was die Kleine deren Gesicht völlig verzerrt und entstellt wirkte zwischen ihren kindlichen Fingern hielt und schaute zur Bestätigung an seinem Körper herunter, an dem er zwei blutende zuckende Stumpen ausmachte. Dann flog ihm eines seiner Beine auf den Schoß und er erkannte seinen Schuh. Das Bein war restlos abgenagt und nur der Knochen steckte noch in seinem Rieker Schuh der Größe 43. Den Schrei den Jonathan Maidira ausstieß hätte man bis zum Festland hören müssen. Zwei rabenschwarze Augen blickten ihn stechend an, und Speichel tropfte auf die weiter ausblutenden Stumpen. Es war die Ausgeburt der Hölle die ihm ins Gesicht blickte und die Fratze die das zweite Bein zwischen den Zähnen hielt wie ein Hund den Knochen, funkelte ihn röchelnd an. In diesem Moment wusste Maidira dass es zu Ende war und er den Kampf verloren hatte! Wie ein Werbebanner lief die Warnung die Fuchs ihm zum Schluss gegeben hatte vor seinem geistigen Auge ab und Jonathan wurde unweigerlich an das kriechende Geschöpf der Schöpfungsgeschichte erinnert!



Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autoren Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jürgen Wulf!

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