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Die geflügelte Grotte - Kapitel V
Unheilvolle Finsternis


Die kleine Lissy hatte sich nun hinter den Findling gesetzt, immer wieder nach ihrem Großvater gerufen und schrecklich geweint! Jonathan der noch leicht verwirrt wirkte, rieb sich gründlich die Augen. Hatte er Halluzinationen ? Jetzt sah er Lissy so wie sie wirklich war und er erkannte dass er einem Trugbild erlegen war. Die kleine war völlig verdreckt, die langen Haare total verfilzt und ihr ehemals schönes rosa Kleid war schon grau und völlig zerrissen. Lissy hatte eine blutende Wunde am rechten Arm, die sie mit der linken Hand verdeckte.
Maidira beschloss Lissy im Schutze des Findling zu lassen, um sie keinem unverhofften Angriff der Kreatur auszusetzen. Zu groß war seine Sorge dass der Kleinen was zustoßen könnte. Außerdem hatte er ihrem Großvater versprochen sich um sein Enkelkind zu kümmern, und diese Aufgabe würde er erfüllen. Koste es was es wolle! In aller Hast sammelte er Äste und Gestrüpp zusammen, wies Lissy an sich damit zu bedecken, packte rasch alles nötige zusammen und stellte Lissy den Rest Wasser und ein paar aufgeweichte Vollkornplätzchen als Verpflegung hin. Danach griff er sich in die Tasche und holte ein Kariertes Taschentuch hervor, welches er Lissy auf die Wunde legte. Vorahnend blickte Jonathan zum Himmel, welcher sich obwohl es gerade Morgen war, unheilvoll verdunkelte. Ringsum knarrten Bäume und Äste brachen. Genauso als würde sich ein starkes Gewitter über ihren Köpfen zusammen brauen. In Eile bedeckte er die Kleine Lissy mit den gesammelten Buschwerk welches er zuvor gesammelt hatte. In einem furchteregenden Glanz erstrahlte die Grotte in der Ferne und ein bleierner Schleier legte sich wie ein Amboss auf sein Gemüt. Innerlich wurde er plötzlich von einer unendlichen Traurigkeit ergriffen. Für eine große Verabschiedung war keine Zeit, denn es war Eile geboten. Unverzüglich machte er sich auf den Weg und schaute nicht einmal zurück, so dass er auch Lissys Gesicht nicht sah, welches sich in eine fies grinsende Fratze verwandelt hatte. Die Zeit der Wanderung schien endlos, die Beschwerlichkeit nahm ständig zu und die Zweifel befielen seinen ganzen Körper so dass Jonathan Maidira sich immer wieder zu Boden warf, einige Minuten verharrte, um dann mit zittrigen Knien weiter zu robben; der Unausweichlichkeit seines Vorhabens gewiss! Er gestand sich ein, dass die Angst ihm vor kam als würde eine kräftige Hand eine um seinen Hals gelegte Schlinge immer fester und fester zusammenziehen. Vom Gefühl der Beklemmung getrieben, führte ihn sein Weg zurück. Wie Monate erschien ihm jeder Augenblick und bei jedem Meter den er zurücklegte, kam es ihm vor als würde sich sein angestrebtes Ziel von ihm entfernen. Hunderte Meter hinter ihm hatte sich ein kleines Mädchen von Ästen, Blättern und Gestrüpp befreit, das Taschentuch zu Boden geworfen und thronte in Frosch ähnlicher Haltung wie ein Späher auf einem uralten Zeugen der Eiszeit!
Von alledem bekam der Mann nichts mit, der sich wie Wiesel durch das Unterholz kämpfte.
Es hatte angefangen zu regnen als Jonathan Maidira den Eingang zur Grotte erreichte. Er hielt die Luft an und legte sein Ohr an das feuchte Gestein, doch von drinnen war keinerlei Geräusch zu vernehmen. Vorsichtig griff er in den Rucksack, entnahm ihm die Taschenlampe und eine Dose des Backofenreinigers und tastete sich langsam voran. Der Eingangsbereich den er nun das erste mal genauer erkennen konnte war von Menschenhand nach bearbeitet worden, soviel war sicher. Bevor Maidira auf die Insel übersetzte hatte er sich noch kurz über diese Grotte informiert, die ehemals nur eine natürliche nicht von Größe geprägte Höhle gewesen war. Sie wurde in den fünfzigern von Bergleuten und Höhlenforschern ausgebaut bis man heraus fand das sie als Brutstätte für seltene Fledermausarten diente. Und seit dieser Zeit steht sie unter Naturschutz und ist Besuchern und Touristen nicht zugänglich.
Jonathan arbeitete sich weiter und weiter ins innere der Grotte vor, bis er an dieser Stelle kam wo sich der Vorsprung befand und Fuchs seine Aufzeichnungen hinterlassen hatte. Vorsichtig leuchtete er den Boden, später die Wände ab und da...... Da war etwas in der Wand, doch was. Maidira leuchtete genau drauf und entdeckte einen menschlichen Körper der genau in die Stelle einfasst worden war, wo er vor Tagen das Loch gesehen hatte. Fuchs! Doch er bewegte sich nicht mal, nein er hatte etwas von einer Wachsfigur die man so drapiert hatte um ihn zur Schau zu stellen. Jonathan leuchtete den Rest der Höhlendecke ab, doch schon stürzte etwas mit ungeheurer Geschwindigkeit zu ihm herab und ergriff ihn in Sekundenschnelle. Jonathan hatte noch nicht mal die Möglichkeit zu reagieren. Die Krallen des Wesens hatten sich in sein Fleisch gebohrt und es brannte wie Feuer. Geistesgegenwärtig sprühte er dem Ungetüm das Backofenspray entgegen, und es ließ von ihm ab, so das Jonathan wie ein Stein zu Boden krachte. Das geflügelte Ungeheuer zog weiter schrill kreischend seine Kreise. Erst jetzt sah Maidira wie riesig dieses Ding war und dass es eine gewaltige Flügelspannweite hatte. Das mussten mal locker zwei bis drei Meter sein.
Es hatte blutrote Augen, einen nach vorn zulaufenden spitzen Kopf und ein ein Maul aus dem an beiden Seiten zwei überdimensionale Zähne herausragten. Wer hatte so etwas grauenvolles nur erschaffen?



Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autoren Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 16.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jürgen Wulf!

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