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Die geflügelte Grotte
Kapitel I - Die geheimnisvolle Insel


Hier an diesem Ort soll ich nun wirklich aus dieser Welt scheiden? Auf einer Insel umgeben von diesen kleinen geflügelten Monstern? Mit nichts bewaffnet außer mit fünf Spraydosen Backofenreiniger, und einer Baby Born Puppe. Skurril war diese Situation, skurril und nicht wirklich echt wirkten die Momente. Maidira rekapitulierte noch einmal die letzten drei Tage. Drei Tage die die Welt veränderten und niemals so zurückgeben würde wie sie einmal war. Vor genau drei Tagen war Maidira von einem kleinen Kutter auf die von Südamerika vorgelagerte Insel gebracht worden. Er war mit der Aufgabe betraut worden nach seinem verschwundenen Vorgänger zu suchen, und dann die Bestandsaufnahme eines Schwarms von Fledermäusen, genauer gesagt von einer Gruppe Desmodus rotundus (auch bekannt als Gemeiner Vampir) die in einer Grotte auf der Insel lebten abzuschließen. Maidira seines Zeichens Engländer mit Spanischen Wurzeln, war sich völlig sicher dass niemand je von dieser abgelegenen, im Durchmesser gerade mal zehn Kilometer großen Insel Notiz genommen hätte, wäre da nicht die Sache mit dem genau vor dieser Insel verschwundenem Meteoriten gewesen. Jonathan Maidira hatte sich höflich von dem älteren Mann der wohl der Besitzer des kleinen recht zerfallend wirkenden Kutters war, verabschiedet und sich mit seinen drei Seesäcken die sein Hab und Gut für die nächsten Wochen beherbergten, auf den Weg zur Grotte gemacht.
Vor der Grotte die vom Strand zirka dreißig Minuten entfernt lag, fand Maidira ein kleines gerade mal für zwei Personen ausgelegtes, doch menschenleeres Zelt, in der wohl sein Vorgänger gehaust hatte. Er betrat es und besichtigte die Sachen die noch im Zelt vorhanden waren. Dann packte er aus, ging hinaus und begutachtete das Zelt auf seinen genauen Zustand. Er nahm sich Klebeband und ein paar Stricke und reparierte mit ein paar herumliegenden Stofffetzen die zerrissenen Stellen. Danach machte er sich mit Helm, Taschenlampe und einem kleinen Aufnahmegerät zur Grotte auf. Immer wieder rief er in die Grotte hinein bevor er sie betrat, doch nichts rührte sich. Niemand antwortete. Jetzt schaltete er die Stabtaschenlampe ein und begutachte erst mal grob die Umrisse und Ausmaße der schaurig wirkenden Grotte. Sie war nicht besonders groß, etwa zwanzig Meter im Quadrat, doch dafür sehr hoch. Wieder rief er in Höhe und ein vielfaches Echo hallte wieder. Maidira erklomm jetzt die kleinen schroffen Felsen die zu einem kleinen Felsvorsprung führten, wo er eine Bambusmatte, einen Campingstuhl, ein schwarzes Buch und die Reste eines Lagerfeuers vor fand. Er ließ seinen Blick streifen und entdeckte über seinem Kopf in zwei Meter Höhe eine ungewöhnliche Ausbuchtung in der Felswand. Jetzt nahm er die Taschenlampe und beleuchtete die Aussparung näher. Es waren die Umrisse eines menschlichen Körpers. Ungewöhnlich groß, doch klar zu erkennen. Um diesen menschlichen Abdruck war eine Art Wulst gezogen, die aussah wie geschmolzenes Metall. Maidira griff sich in seine Hosentasche, zog sein Handy heraus und fotografierte dieses merkwürdige Bildnis das über seinem Kopf in die Wand eingelassen war. Es war wirklich erstaunlich. Was konnte das nur sein? Nun trat er zurück, setzte sich auf die Matte und begann in dem schwarzen Notizbuch zu blättern, welches sich zu seinen Füßen befand Er las sich alles sorgfältig durch und erfuhr das Fuchs, ein deutscher Anthropologe , hier vor vier Monaten auf der Insel angekommen war. Er beschrieb auch das er mit seinem Enkelkind, einem sieben jährigen Mädchen Namens Lissy auf die seid nun mehr als vierzig Jahre unter Naturschutz stehende kleine, keine hundert Kilometer westlich von Uruguay liegende Insel gekommen sei. Die Aufzeichnungen der folgenden Seiten enthielt spezifische Angaben über die Fledermäuse der Gattung Desmodus, die sich hier angesiedelt hatten. Etwaige Größe des Schwarms, körperliche Besonderheiten; unter denen sich zum Beispiel Deformierungen des Körpers, oder sogar fehlende Körperteile befanden. Ein paar Angaben zum Paarungsverhalten, Auswirkungen auf Lichtverhältnisse, Reaktionen unter Stress, sowie ein paar Angaben zur Nahrungsaufnahme komplettierten die Aufzeichnungen von Fuchs. Maidira blätterte ein paar Seiten und las die flammend rot geschriebenen Worte. - Gefahr

-!
Darunter standen die letzten Stunden aufgezeichnet die Fuchs in der Höhle verbrachte. Er schilderte wie er Feuer machte und sich im lodernden Schein des Feuers die silbern glänzenden Wände der Grotte betrachtete. Dann so berichtete Fuchs seien seltsame metallische Geräusche zu vernehmen gewesen, und es seien undefinierbare Tropfen von den Wänden geronnen. Erst dann habe Fuchs bemerkt wie sich ein Teil der Wand aufzulösen begann und die Silhouette eines Menschlichen Körpers herauskristallisierte. Fuchs, so war in dem Bericht weiter zu lesen, sei völlig gebannt gewesen und stand wie starr vor diesem Schauspiel. Dann nach einer Ewigkeit erklang ein fürchterlicher Schrei, und hallte tausendfach wieder. Laut Fuchs sei es aber kein menschlicher Schrei gewesen. Nein er klang wie der eines Vogels, oder auch einer gequälten Ratte. Er habe sich die Ohren zugehalten stand weiter in dem Bericht, und als er wieder zur Wand hinauf gesehen habe, so wäre Etwas aus der Wand gefallen, hätte sich aber direkt aufgerappelt und wäre mit wahnsinniger Geschwindigkeit über sein Haupt davon geflogen. Das einzige was Fuchs noch im Augenwinkel hätte erkennen können, seien leuchtende grüne Augen gewesen. Dann konnte Fuchs das Winseln seiner kleinen Enkelin hören was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ und kurz darauf wäre es in der ganzen Umgebung Totenstill gewesen .
Immer wieder hatte er den Namen seiner kleinen doch so unschuldigen Lissy gerufen, doch es kam kein Rufen, kein Wimmern und noch nicht mal ein leisen Weinen zurück!
So wie Fuchs weiter beschrieb habe er sich mit einer Fackel bewaffnet und die ganze Grotte abgesucht, doch von seiner Enkelin fehlte jede Spur. Es blieb ihm nicht weiter übrig als in der Grotte auszuharren, bis er sich sicher war die sie ohne Gefahr verlassen zu können. Weder am Zelt, noch in der näheren Umgebung war eine Spur von Lissy zu entdecken. Die Ruhe die jetzt herrschte brachte ihn schier zur Verzweiflung, denn nicht einmal das Zwitschern eines Vogels war zu hören. In Todesangst hatte er alles schnellstmöglich zusammen gepackt, und wäre ohne einen Laut von sich zu geben aufgebrochen um seine kleine Lissy zu suchen und um einen anderen sicheren Weg von der Insel zu finden. Für den Fall dass er nicht zurückkehren würde hätte er diese Aufzeichnungen hinterlassen. Wenn doch jemand zur Insel aufbrechen sollte um ihn zu suchen, so bat er darum das derjenige weiter nach seiner Enkelin suchen solle falls es ihm nicht mehr möglich sei oder ihm etwas zustoßen würde. Als Abschlusssatz fügte er hinzu: Dieses Ding ist nicht von dieser Welt!

Maidira legte das Buch zur Seite und schaute sich nach allen Seiten um. Die Grotte war dunkel, muffig und es war immer noch kein Zeichen von Leben vorhanden. Nichts rührte sich, und von den Fledermäusen gab es keine Spur. Die letzte Notiz von Fuchs war vor genau zwei Wochen verfasst worden, und Maidira sah keinerlei Möglichkeit dass Fuchs noch lebte. Er hätte sich dann doch schon längst gemeldet und über die seltsamen Ereignisse berichtet. Jonathan überlegte krampfhaft was dieses Ding wohl sein konnte und ob es durch die Hitze des Feuers heraus geschmolzen wurde. Nichts ergab einen Sinn und das Boot würde nicht vor zwei Wochen wiederkommen um Proviant zu bringen. Maidira verließ die Grotte und versuchte mit seinem Handy einen Anruf zu tätigen. Nichts, kein Signal; und das obwohl der Akku noch voll war und auch eine Displayanzeige aufleuchtete. Er versuchte es wieder und wieder, doch nichts geschah.




Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autoren Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jürgen Wulf

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