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Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da gab es ein Land das so klein war, dass es noch nicht mal einen Namen hatte. In diesem Land nun lebten die Menschen in sehr armen Verhältnissen, sie hatten wenig zu essen und meistens keine Arbeit, was dazu führte, dass bald nur noch wenige in diesem Land verweilten. Die anderen waren meist weiter gezogen und versuchten ihr Glück in der großen Stadt oder am Hafen, wo es meist kleine Gelegenheitsarbeiten zu verrichten gab. Die einzige Familie die noch im Land ohne Namen wohnte, war die von Racam. Racam war ein kleines Mädchen, die mit Mutter und Vater schon solange hier wohnte, wie sie denken konnte. Hier schreib: Racam war reines Herzens und fröhliches Mädchen. Sie spielte gern die Flöte, die ihr einmal ihr Vater aus einem besonders schönen Ast geschnitzt hatte. Die große Stadt war ein faszinierendes Erlebnis für Racam, das sie aber nur selten sah. Ihre Eltern waren Bauern, die Erträge aus dem Anbau des kleinen etwas schäbigen Gartens hinter ihrem Haus, reichte meistens nicht mal um alle satt zu bekommen, so dass die Familie auch oft Hungern musste. doch weil das Land nicht sehr fruchtbar war, und es schwer war etwas an zu bauen das sich auf dem Markt verkaufen ließ, so war Racam gezwungen seltene Steine, die sie dann mit ihrem Vater all wöchentlich auf dem Marktplatz anbot, in den Bergen zu suchen. Racam hatte gute Augen und Glück, darum fand sie oft Halbedelstein und sogar, aber selten, Edelstein.
Eines Tages sagte die Mutter: „In der Stadt wird ein Fest (oder so was). Geh und such ein Edelstein. Wer weiß vielleicht können wir auch beim Fest zu sehen und der Musik lauschen, wenn wir ihn verkauft haben. Das würde dir doch bestimmt gefallen oder? Wo du Musik doch so magst!"
Nun leuchteten Racams Augen und sie nahm sich ihr kleines Bündel mit Brot und etwas Wasser, was sie beim Steinen suchen immer dabei hatte und begab sich in den Bergen.
Der Vater warnte sie: „Wenn du einem Fremden in den Bergen begegnest, geh ihm aus dem Weg. Sprich mit keinem, dem du nicht kennst. Du bist sehr zutraulich und gutherzig."

Es war ein wundervoller Tag und Racam hatte die Sorgen schon wieder vergessen. Sie hoffte nur genügend Steine zu finden, um beim Fest in der Stadt etwas zu schauen zu können oder ein wenig zu tanzen. Nach ein paar Stunden des Suchens kam Racam an ihren Lieblingsplatz. Ein großer runder Stein auf dem sie immer Platz nahm um sich ein wenig auszuruhen und einen Happen zu essen. Es war für Racam der schönste Platz den sie kannte. Im Schatten des großen Berges der hier noch viel größer und mächtiger erschien, als wenn sie ihn vom Haus aus betrachtete. Sie setzte sich, trank einen Schluck und dann nahm Racam die kleine Holzflöte zur Hand und spielte ihr kleines Lied. Sie fühlte sich völlig frei und glücklich. Nach einer Weile die Racam so verträumt auf dem großen Stein saß, sah sie auf einmal eine Gestalt aus dem Schatten des Berges kriechen. Sie stand trotz ihrer Angst vom Stein auf und ging der Gestalt entgegen. Racam konnte erkennen, dass es die Gestalt eines alten Mannes war. Er konnte wohl nicht mehr laufen und er sah sehr erschöpft und durstig aus. Der alte Mann kroch und schluchzte leise: „Wasser“ Racam hob seinen Kopf an und gab dem Mann aus ihrer Flasche zu trinken. Als der alte Mann sich nach einer Weile erholt hatte, bedankte er sich für die liebenswerte Hilfe und fragte das kleine Mädchen, was sie denn alleine hier in den Bergen zu suchen hatte. Racam erzählte ihm von ihrer Familie und ihrer Armut. Sie erzählte dem alten Mann davon wie sie Steine suchen müsse, damit alle etwas zu Essen hätten, da angebaute Gemüse nicht reichen würde. Der alte Mann hatte Mitleid mit dem Mädchen, das ihm so nett geholfen hatte, verriet er ihr ein uraltes Geheimnis!

" Ein uraltes Geheimnis?“, fragte die Kleine ungläubig.
"Oh ja, es ist so alt wie die Welt, weißt du. Die Menschen haben Geheimnisse seit jeher, gute und schlechte! Das Geheimnis von dem ich dir heute erzähle, ist entweder gut oder schlecht für dich und deine Familie. Man wird sehen was ihr daraus macht. Doch bei dir", und er sah Racam in ihre fröhlichen Augen, die wie Perlen glänzten. "Bei dir mach ich mir keine Sorgen. Morgen Nacht, Racam, wenn der Mond sein Antlitz preis gibt, so gehe hin zum großen Berg. Und wenn der Mond seinen silbernen Glanz über die Quelle schweifen lässt, so folge dem Glitzern des Wassers. Er führt dich zu einer Stelle des Berges, in dem du eine kleine vertiefte Öffnung sehen kannst. Nimm diesen Stein" Der Alte reichte Racam einen kleinen grünen Stein der gar so wundervoll geschliffen schien. " Diesen Stein setze in die Öffnung ein und du wirst ein wahres Wunder erleben. Doch bedenke - nur mit diesem Stein und nur beim Schein des Mondes wirst du es sehen können. Also bewache ihn gut."
Racam bedankte und verabschiedete sich von dem alten Mann und ging nach Hause. Daheim dachte die ganze Zeit über den merkwürdigen alten Mann nach und was er ihr erzählt hatte, dabei drehte sie nachdenklich den grünen Stein in ihren kleinen Händen.
„Was hast du gefunden? Ein Edelstein!“, rief der Vater überrascht, als er den grünen Stein sah. Dann erzählte Racam ihren Eltern alles was ihr geschehen war.

Wenn die Nacht kam und der Mond gab sein Antlitz preis, gingen Racam und ihre Eltern zur Quelle erreicht. So wie der Alte versprach, glitzerte das Wasser im Mondlicht und Racam sah wie das Glitzern im Berg verschwand. Sie standen nun direkt vorm großen Berg. Da war eine kleine ovale Öffnung, die genauso groß war, wie der Stein, der Racam der Alte gab.
Vorsichtig setzte Racam nun den Stein in die Öffnung und wie von Zauberhand gehen die Felsenwände auseinander und gaben ein Weg frei, der groß genug war, sodass ein erwachsener Mensch sie betreten konnte.
Sie eintraten die Höhle und was ihren Augen sahen, lies ihnen den Atem stocken. Ein riesiger Raum bot sich ihnen, tausende von glitzernden Steinen warfen ihr Licht von den Wänden. So viele verschiedene und leuchtende Farben hatten sie noch nie gesehen. Es war einfach wundervoll. Was war dies für ein merkwürdiger Ort, an dem sie sich befanden? Sie schritten durch die Höhle und je weiter sie gingen, desto mehr und mehr von den glitzernden Steinen konnten sie erblicken. Rote, grüne, blaue, weiße, es waren so viele Farben! Racam drehte sich voller Glück im Kreis und als sie zur Decke sah - erblickte sie einen riesigen roten Stein, rund war er und hundertmal so groß wie die anderen. Sie zeigte den Stein ihren Eltern. Racam musste sich setzen und als sie auf dem Boden saß, bemerkte Racam den fruchtbaren Boden der nach frischer Erde duftete. Sie nahm eine Hand voll Erde und roch daran. Dies war wundervolle Erde, dachte Racam, wenn wir die zu Hause hätten, würde unser Obst und Gemüse besser wachsen. Sie seufzte und reif:
„Mutter, Vater! Sieht so eine gute Erde!“
Doch ihre Eltern hatten nur Augen für die glitzernden, vielfarbigen Steine. Es war, als wären sie von Sinnen, sie hatten weder Augen für die fruchtbare Erde, noch für Racam.
Der Vater brach einen großen, blauen Stein aus der Wand. Als der Stein heraus fiel und den Boden berührte, so erlosch der Glanz der Steine und in der ganzen Höhle wurde es finster. Alle Steine hatten ihren ganzen Glanz verloren. Der Vater senkte zu Boden und endlich bemerkte den frischen Duft, den die Erde verströmte. " Sieh mal Frau, welch ein fruchtbarer Boden!“

Plötzlich begriff Racam, was ihr der Alte sagen wollte: Der wahre Wert der Höhle nicht glitzernden Steine waren, sondern die Fruchtbarkeit des Bodens!
Nachdem Racam den Stein wieder in den Wand eingesetzt hatte, erstrahlte die Höhle wieder in altem Glanz. Aufs Neue verzückte das Glitzern der vielen Steine die Augen. Vater und Mutter schauten sich um und verstanden nun den wahren Wert des Berges. Sie schlossen ihre Tochter in die Armen und waren überglücklich.

So pflanzten sie die Obstbäume und nach nur einem Tag trugen sie schon Früchte. Wohlschmeckende rote Früchte, die Racams Familie nun jede Woche auf dem Marktplatz verkaufte. Die Früchte waren bei jedem beliebt, da sie süß und saftig waren und einen ganz wundervollen Glanz versprühten. Racams Familie wurde wohlhabend und musste nie Not leiden. Das Geheimnis vom Berg der Farben behielten sie für immer für sich und so oft Racam auch zu ihrem Felsen ging, sah sie den Alten Mann nie wieder.


Copyright by Falk Peter Scholz


Impressum

Texte: Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 26.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Kinder die noch an das Gute glauben und Träume haben.

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