Die Predigt
Ihr Platz an Gottes Seite
An diesem Sonntag Morgen war es sehr ruhig im Dorf, keiner hatte bemerkt wie die Frau sich am Morgen davon stahl. Sie betrat als erste die kleine alte Dorfkirche, deren Glocken immer so lieblich in Ihren Ohren klangen. Als erstes betrat sie das im Fachwerkstil erbaute Gotteshaus, ging dann durch den winzigen Seiteneingang und setzte sich auf die hinterste Bank in der allerletzten Reihe.
Hier würde Sie warten, bis er Ihr Antwort gab. Er der sie noch nie bemerkt hatte, er der sie bestraft hatte obwohl sie sich nie hatte etwas zu schulden kommen lassen. Langsam nun füllte sich Stück für Stück jenes Gotteshaus. Die gut gekleideten Menschen, fromm und schlicht, reihten sich in Ihre Plätze ein um den all Sonntäglichen Worten Gottes zu lauschen.
Die Leute vom Dorf begrüßten sich höflich oder grüßten nur mit einem Kopfnicken, wenn der oder die Bekannte zu weit enfernt war. Von all dem bekam die Frau auf der letzten Bank nichts mit. Sie die sich so fremd und völlig verloren in diesem Moment fühlte. Keiner der Leute hier bemerkte Ihre Anwesenheit , obwohl sie doch Ihr ganzes Leben hier gelebt hatte.
Von Zeit zu Zeit sah man Frauen miteinander tuscheln, es war zu sehen wie sie mit dem Finger auf diesen Teil der Kirche zeigten.
„ Guck mal die da, was macht die denn hier“; schienen ihre Lippen zu formen. Dann wurde es urplötzlich still, den der Pfarrer betrat die Kirche und schritt bedächtig, dass Haupt geneigt zum Altar. Dort angekommen drehte er sich zu seinen Schäfchen um und begann nach einer kurzen Gesangseinlage die Predigt zu verlesen.
„ Es war wieder eine wundervolle Predigt“, hörte man die Leute sagen, die sich so nach und nach den Weg nach draußen bahnten.
„ Nun wird Sie fromm“, sagte eine Frau die aussah wie die Jungfrau höchst persönlich.
„ Jetzt nach so langer Zeit!" Die alte Jungfer verließ mit einem Kopfschütteln die Kirche.
Die Frau auf der hintersten Bank, in der allerletzten Reihe bemerkte von alledem nichts. Sie saß weiter ruhig da und stützte Ihren Kopf auf die gefalteten Hände. Auch der Pfarrer der seine Gemeinde vor der kleinen Kirche verabschiedete, nahm keinerlei Notiz von der Frau. Ja so vergingen die Sonntage, ganze Wochen gingen ins Land. Die Frau kam jede Woche und mit jeder Woche die Sie kam waren die anderen mehr angetan von der frommen Frau auf der hintersten Bank , in der allerletzten Reihe. Von dieser Frau, die nun immer als erste da war, die Hände zum Gebet gefaltet, den Kopf sanft hineingelegt. Nun tuschelten die Leute nicht mehr, sondern sagten:
„ Sie mal, sie ist schon wieder hier“. Anscheinend aktzeptierten die Leute jetzt die Frömmigkeit der Frau und diese Frau schien nun den Weg zu Gott gefunden zu haben. Doch niemand sprach mit ihr, keiner nicht einmal der Pfarrer selbst, der nur zufrieden war dass er einen Menschen mehr bekehrt hatte. Keiner der Menschen bemerkte den schleichenden Tod der Frau auf der hintersten Bank, in der allerletzten Reihe. Erst als die Kirche wegen Renovierungsarbeiten geschlossen wurde, erkannte man die Tragödie! Dieses arme, zartbeseitete Wesen musste schon vor längerer Zeit gestorben sein und die Verwunderung nichts bemerkt zu haben war bei allen Beteiligten groß.
Doch es war wieder eine wundervolle Predigt!
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Texte: Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 17.10.2008
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Widmung:
Dem Volke