Cover

Mord unterm Kronleuchter




Der Wecker zeigte gerade acht, als Keaton angepiepst wurde.


„Penner“, fluchte er als er den Tatort erreichte.


„He Keaton, dicken Kopf?“, einer der Polizisten grinste.


„Deine Witze waren auch schon mal besser, blöder Wichser.“ Keaton haute sich eine Aspirin in den Hals und setzte sich auf einen Hand gefertigten Stuhl, der in der Ecke stand. Eine halbe Stunde später war die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig und Keaton unterrichtet. Einer der Polizisten erzählte dem scheinbar Schlafenden den Tathergang. Die Leiche einer Neunzig jährigen, war grausam entstellt. Ihr Brustkorb war komplett aufgebrochen und das Herz war ihr herausgerissen worden.


„ Was für eine Scheiße“, murmelte Keaton, der sich die Leiche besah während er sich eine Zigarette drehte. Die Wohnung, die sich im vierten Stock eines Mietshauses befand, war geschmackvoll eingerichtet. Wertvolle Vasen, Bücherschränke aus Archenholz, persische Teppiche, teure Skulpturen, sowie drei Kronleuchter waren nur einige der Dinge die Keaton auf den ersten Blick erfasste.


„ War sie sehr vermögend?“, er drehte sich zu einem Kollegen um, der mit Block und Stift bewaffnet um ihn herumschwirrte.


„ Arm war sie jedenfalls nicht. Wir wissen bis jetzt dass sie ein paar Häuser in Düsseldorf hatte, ein Haus auf Malle, mehrere Aktien und so eine Art Travestie Theater im Süden Köln`s. Das Problem ist, dass hier rein gar nichts fehlt.“ Der junge Cop zeigte auf eine Art Kassette, die im Bücherregal stand. Keaton besah sich die Kassette, die mehrere tausend Euro in sich trug.


„ Geldgier scheidet also aus, wäre sowieso nicht möglich gewesen. Ich meine wer reißt der alten Schachtel das Herz heraus und lässt die ganze Kohle liegen?“ Keaton drückte die Kippe in einem Affenkopf aus Kristall aus, der auf einem Mahagonietischchen stand und als Aschenbecher diente.


„ Wie ist es gestern gelaufen“, fragte der junge Cop während er scheinbar teilnahmslos zur Decke sah.


„ Hab sie gefickt und nach Hause geschickt, das wars doch was du hören wolltest!


Tut mir leid, ich wollte nicht......


Schon ok , keine große Sache. Wenn`s was ernstes ist, erfährst du es als erster.“


Keaton blickte ernst.


„ Komm schon, lass uns weitermachen. Ich hab genug gesehen, sie kann weg.“ Der junge Cop winkte die Polizisten mit dem Leichensack herein und bedeutete mit einem Kopfnicken das sie mit der Tatbestandsaufnahme fertig waren.


Zwei Stunden später saß Keaton in seinem Büro, schmierte sich ein Brötchen und trank eine Tasse Kaffee auf ex.


„ Wie bin ich bloß in diesem Kaff gelandet, so ein Mist. Nix mehr mit Mafia Morden oder Serienkillern, jetzt friste ich mein Dasein mit Morden im Altersheim, Bagatellefälle die keiner haben will.“ Obwohl dieser Fall aus dem Rahmen fiel. Diese Sache war echt schräg, neunzig jährige, das Geld noch da, alle Wertsachen noch an Ort und Stelle. Wer hatte etwas davon eine neunzig Jahre alte Frau wie ein Metzger auszuweiden? Bestialisch ohne Gnade. Keaton öffnete eine Schublade, schob das Foto aus glücklichen Tagen beiseite, griff sich die Schachtel Aspirin und pfiff sich noch zwei Stück auf einmal hinein. Dann besah er sich den schwarzen Notiz block, die Stichpunkte:


-Familie/keine!

-Unverheiratet!

-Gemeinde befragen.

-Nachbarn/was gehört?/gesehen?

-Todeszeitpunkt ca. drei Uhr morgens.?

-Keine Tatwaffe!

-Motiv?


„ Ach Scheiß drauf, morgen ist auch noch ein Tag.“


Achtzehn Uhr Bürgermeisterbüro!


„ Glauben sie, er ist fähig den Fall zu lösen, die Sache zu einem guten Abschluss zu bringen?“


Hansen nickte.


„ Wissen sie Hansen, es ist nur schon sehr lange her dass er eine gute Arbeit gemacht hat. Die Sache mit seiner Frau, wie lange ist das jetzt her?


Acht Jahre“, antwortete Hansen.


„ Das ist schon ok , ich denke der Fall wird ihm gut tun. Außerdem was kann er schon anrichten? Keaton ist jetzt neunundfünfzig Jahre, der hat es hinter sich. Lassen wir ihn das Ding zu Ende bringen, zu mal wir im Moment sowieso keinen besseren haben.“


Die Geschichte war schnell erzählt; Keaton war vor acht Jahren versetzt worden, wegen Drogen und Alkoholproblemen. Er hatte sich früher einen Namen als knallharter, rücksichtsloser und unbestechlicher Polizist gemacht, der eigenwillige Methoden hatte seine Ermittlungen zu führen.


Doch seit dem Tod seiner Frau war er nicht mehr zu gebrauchen. Damals hatte der Polizeipräsident Keaton an den Niederrhein versetzt, wo er in einer ruhigen Gegend die Geschehnisse verarbeiten sollte. Ehrlich gesagt wusste jeder, dass man ihn nur versetzt hatte damit er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Potenzieller Störfaktor !


Gegen zwanzig Uhr saß Keaton wieder im Bertis Kneipe! Seine tägliche Stippvisite, die nur dazu da war sich zehn-zwölf Bier zu trinken und in gedämpfter Atmosphäre grimmig an der Theke zu sitzen, um sich dem Leid hin zu geben. Jack stellte das nächste Bier vor die Nase.


„Ich hab gehört du hast einen neuen Fall, bist du dir sicher dass du den hier besser löst?“


Keaton hob den Kopf.


„Nein Mutti, ich glaube nicht dass ich den hier löse!“ Keaton legte einen Zwanziger auf den Tresen.


„Sag mal, gibt’s was zu Vögeln heute?


Du bist ein echtes Arschloch Keaton, nein ich hab nur einen Stricher hier sitzen, wenn du einen blasen lassen willst, dann frag den Typen am Kicker! Man dir ist echt nicht zu helfen.“


Keaton setzte sich Richtung Kicker in Bewegung und eine Stunden später stand Keaton unter der dampfenden Dusche, um sich den Schmutz des Tages ab zu waschen. Mit Verachtung schmiss er einen Fünfziger aufs Bett, in dem sich der rauchende Jüngling räkelte.


„ Sieh zu dass du schnell verschwindest!

So so, das wars also?

Ja genau das wars, ich habe dir doch gut besorgt oder?

Mach das du weg kommst, wenn ich Bock zum Ficken habe, weiß ich ja wo ich dich finde.“

„ Arschloch“, fauchte die Dirne die vorm raus gehen noch mal den Kopf durch die Tür steckte.


Am nächsten Morgen war Keaton mit dem Taxi unterwegs, um die Wohnungen und die Transenkneipe der Frau abzuklappern. Im Travestie Club Hellas Dias`, die sich im Süden Köln`s befand, trank sich der alternde Cop sechs Bier, befragte die Transen nach der getöteten Frau; doch außer wütender Bemerkungen, Beschimpfungen und ein paar Verabredungen zum Geschlechtsverkehr war nichts in Erfahrung zu bringen. Es schien fast so als wenn keiner der Angestellten, Bekannten oder Freunden der Toten, sie richtig gut leiden konnte.


Anscheinend hatte jedermann die Alte gehasst, somit hatte das war Keaton völlig klar; auch jeder ein Motiv ! Dieser verdammte Fall enthielt keinerlei Spur oder Anhaltspunkte und jetzt stand auch noch die Aussprache mit dem Polizeipräsidenten sowie dem Bürgermeister an, weil sich aus dem Testament der Frau ergab das ihr gesamtes Vermögen, was auf die stattliche Summe von rund vier Millionen beziffert wurde; an den christlichen Verein junger Männer ging.


Das gesamte Vermögen sollte also an diesen CVJM gehen, das entbehrte jeglicher Logik. Man wusste jetzt dass sich die alte Dame mit sagen wir mal fragwürdigen Hobbys umgab. Sie feierte eine Vielzahl schwuler Partys und pflegte eine sexuelle Auslebe , die in dieser Region als anstößig, wenn nicht sogar als nicht akzeptabel galt.


„ Herr Bürgermeister“, begann Keaton.


„ Wenn sich die alte Frau nur mit Strichern, Transen und Schwulen umgeben hat, dann hat das auch etwas zu bedeuten. Oder kennen Sie viele vermögende Neunzig jährige, die eine Wohnung im Gesamtwert von 750.000 ¤ hat; mit Leuten Partys feiert die Sie noch nicht mal kennt?


Das ist wirklich ein Sumpf, laut der Aussage des Nachbarn haben die jede Woche gefeiert. Die Drogen Jollys gingen da ein und aus. Wir haben einen Jungen von neunzehn Jahren der unter Eid beschwört, die Alte für dreihundert Mäuse gevögelt zu haben. Glauben Sie mir, die Frau war eine Nutte und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hat sich Ihr altes Loch von jedem stopfen lassen, der gerade da war.“


Der Bürgermeister der hinter einem alten Schreibtisch saß und ständig nervös einen Bleistift in den Händen drehte, zog die Augenbrauen fest zusammen.


„ Es ist mir Scheiß egal, wer die Frau gefickt hat, ich will nur wissen wer Sie getötet hat und warum! Jetzt sehen Sie zu, dass Sie sich mal an die Arbeit machen, den außer dass ich mal wieder Ihre Bierdeckel; im Wert von Vierhundert Euro bezahlen durfte den Sie versoffen haben, habe ich noch nichts konstruktives von Ihnen gesehen. Verdammte Scheiße nochmal; Keaton.


Im übrigen wollte ich Ihnen noch mitteilen, dass die Stadt Düsseldorf eine Anfechtung des Testaments bewirkt hat, da so heißt es; die alte Dame Ihr gesamtes Vermögen dem städtischen Museum vermacht hat und nicht wie Wir glaubten dem christlichen Verein junger Männer.


Ergebnisse interessieren mich haben Sie verstanden. Ansonsten sorge ich persönlich dafür, dass Sie sich von Ihrer kleinen Pension noch nicht mal eins von Ihren geliebten Bierchen leisten können!


Ach so, noch was“, er bedeutete dem Polizeichef, der sich seid zwei Minuten im Raum befand und mit weit geöffnetem Mund dem Gespräch lauschte; sich die Ohren zu zuhalten.


„ Wenn du Dir das nächste mal einen blasen lässt, dann sorge bitte dafür, dass so ein kleiner Pisser nicht hier auftaucht und versucht Geld von mir zu erpressen.“ Der Polizeichef wurde ganz rot im Gesicht. Keaton drehte sich eine Zigarette und verließ unter murren den Raum.


Laut des medizinischen Berichts, hatte die Ermordete kurz vor Ihrem Tode noch zweimal Geschlechtsverkehr. Keaton hing mit der Akte im Bertis rum , obwohl es gerade mal Zwölf war. Jack polierte Gläser!


„ Brauchst du es jetzt schon am Morgen?“ Der Cop drehte sich langsam und äußerst beherrscht zu seinem Gesprächspartner um.


„ Wie wärs, wenn du dich mal um deine eigenen Sachen kümmern würdest Tablettschickse?


Mach mir lieber mal zwei Bier, sonst dauert es sowieso wieder zu lange. Ach Jack, war der Stricher noch mal da?


Heute noch nicht, der kommt immer erst gegen Abend. Soll ich was bestellen?


Nein lass mal gut sein, ich schau heute Abend noch mal rein.“ Keaton leerte die Biere hintereinander und verließ die Bar. Den Rest des Tages verbrachte er damit, noch einmal zum Tatort zu fahren, wo er etwa vier Stunden verbrachte. Der abgesperrte Raum, wirkte jetzt heller als zuvor, doch viel gespenstischer. Die Kronleuchter brachen das Sonnenlicht in allen Räumen und verliehen der Wohnung etwas gruseliges. Am Boden war noch immer der Umriss der Toten zu sehen. Keaton war sich sicher, dass die Art und Weise des Todes, die genaue Lage der getöteten nicht zufällig gewählt war. Warum lag Sie genau unter einem der Kronleuchter und warum hatte man Ihr das Herz herausgerissen? Seine Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer. Keaton lief noch mal alle Räume ab, sah die Post noch einmal durch was aber auch nichts ergab und ging danach noch mal pissen, wobei Ihm auffiel dass er schon wieder Lust bekam. Dann steckte er sich eine Kippe an und beschloss nach Hause zu fahren um sich noch ein zwei Stunden hin zuhauen, bevor zum Bertis ging.


Unterwegs hielt Keaton noch an einer schäbigen Pommes Bude an und haute sich auf die Schnelle noch etwas zwischen die Kiemen. Sein Magen knurrte so laut, dass er erst jetzt bemerkte, dass er seid fast zwei Tagen so gut wie nichts gegessen hatte. Keaton verdrückte drei Currywürste auf einmal! Der Wasserhahn tropfte, im Spiegel der vom heißen Wasser ganz beschlagen war, sah er sich sein Spiegelbild an. Den alten, ungepflegten Mann, schien er nicht zu kennen. Das Haar wie der Bart waren grau, die Augen wirkten müde und auch der Mund schien kein Lächeln mehr hervorzubringen. Er fragte sich, wie es so weit hatte kommen können. Mit dem Tod seiner Frau hatte es jedenfalls nichts zu tun, da war er sich sicher. Trotz der vierunddreißig Ehejahre, war es schon nach kurzer Zeit grau in grau. Sie hatten kaum noch Sex und sprachen eigentlich nur noch beim Essen miteinander. Der Rest war Alltag. Keaton war ständig mürrisch und viel zu lange im Büro.


Die Tage verbrachte seine Frau alleine. Kam er dann von der Arbeit war er meistens schlecht gelaunt. Im Grunde waren sie nur noch verheiratet, weil sie zu faul waren sich scheiden zu lassen.


Das Ihr Mann fremd ging wusste sie damals schon. Wenn er mal wieder mit einer fremden Parfumschwade nach Hause kam und sie Ihn darauf ansprach, dann sagte er immer;


„ Bist du doch selber schuld, wenn du die Beine nicht mehr breit machst muss ich mir halt woanders den Mist raus holen lassen. Die alte Möse ist sowieso nicht mein Ding.“


Jetzt kramte Keaton den Rasierapparat raus und begann sich den Bart bei zuschneiden, der in den letzten Wochen wild wucherte. Danach schnitt er sich die Finger und Fußnägel, legte etwas Eau de Cologne auf , zog sich frische Unterwäsche, eine saubere Hose sowie noch schnell ein weißes Hemd an und verließ gegen Einundzwanzig Uhr das Haus. Im Bertis war die Party schon im vollen Gange, die Bar voll und am Kicker hingen ein paar Jugendliche rum. Keaton wandte sich direkt an Jack;


„ Gibst mir ein Bier?

„ Wo iss er?“ Jack stellte ihm das Bier auf den Tresen, machte eine Handbewegung und zeigte zur Tür.

„ Er ist vor ein paar Minuten mit so einem Typen raus!“

„ Alles klar, danke dir.“ Keaton begab sich Richtung Tür. Der Stricher stand mit einem Mann mittlerer Reife vor einem roten Sportwagen. Der Typ war mit Gold behangen und wedelte mit ein paar Scheinen.


„ He“, brüllte Keaton schon von weiten.

Kennst du den?“,fragte der Sportwagenbesitzer.

„ Ich hatte mal was mit dem“, der Stricher zuckte die Schultern.

Was willst du Opa, der kleine ist schon gebucht, such dir einen anderen.

Wie Opa?, bei dir piepst wohl und Du sieh zu dass du dich von solchen Typen fernhältst.

Soweit ich mich erinnere, sagtest du das wars!


Ich verstehe also gar nicht was du hier willst. Außerdem wollten wir gerade fahren.


Hier fährt überhaupt niemand irgendwohin!“ Keaton zückte die Marke!


„ Scheiße, der Typ ist ein Bulle.“ Der Blonde war verdutzt. Keaton verschwendete nun keine Zeit mehr.


„ Nun sieh mal zu dass du dich mit deinem roten Flitzer verpisst und zwar dalli. Wenn nicht dann lernst du mich kennen.“ Keaton wandte sich zum Stricher.

„ Hat er dich bezahlt?

Ja hat er! Hundert Mäuse.

Dann gib es her, ist beschlagnahmt.

Was willst du mich verarschen?

Leg dich bloß nicht mit mir an.

Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren“, mischte sich der Gold junge ein.

„ Die Art und Weise wie sie die Leute behandeln, ist echt das letzte!“


Der Cop zog ne Kippe aus der Jacke, steckte sie sich an und lächelte den Blonden an.


„ Wissen sie was auf den Angriff auf einen Polizisten steht?


Was soll das heißen?


Pass gut auf, dann lernst du was.“ Keaton zeigte Ihm einen Finger der rechten Hand und brach ihn sich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dann zog er sein Handy raus und trat dem Typen gegenüber.


„ Sie sind ja völlig irre“, antwortete der Typ. Dann stieg er in seinen Wagen und machte dass er weg kam.

„ Wir beide haben noch ein Hühnchen zu rupfen“, er winkte den Kleinen ran. „ Ich warte drinnen, wenn du nicht kommst wird’s ernst! Nach fünf Minuten saß der Stricher bei Keaton am Tisch.


Keaton verband sich den gebrochenen Finger. Er bestellte sich noch ein weiteres Bier und dem Jungen eine Cola. „ Ich bin kein Kind mehr, ich hätte auch gerne ein Bier. Als Keaton ihm nichts darauf antwortete, sprach er; „ Also gut, was soll das hier? Du hast mir gerade mein Schäferstündchen versaut.


Die Knete ist auch weg, man ich bin völlig pleite!


Dazu kommen wir später“, entgegnete ihm der Cop. „Ich werde es dir nur einmal sagen also hör besser zu. Erstens wirst du nie wieder versuchen mich zu verpfeifen oder Geld zu erpressen.


Was hab ich?“ Der Junge blickte ratlos. Keaton schlug ihm ins Gesicht. „ Du wirst mich auch nicht noch einmal unterbrechen“, stellte er klar. Außerdem wirst du dir auch keinen anderen Schwanz mehr ins Maul stecken! Sehe ich das auch nur einmal, dann ist Partytime. Du hörst auf zu Kiffen und andere harte Drogen zu nehmen, das wärs erst mal. Alles verstanden?


Du hast mir gar nix zu sagen. Bloß weil du ein Bulle bist, heißt das noch lange nicht du kannst dir alles erlauben. Oder willst du wieder ficken?“


Klick- klick, die Handschellen schlossen sich. „ Wir gehen!“ Der Cop zerrte den Stricher aus der Bar.


Keaton schlug die Tür seiner Wohnung auf, schubste den Typen ins Schlafzimmer, nahm ihm die Handschellen ab und schlug ihn erneut. „ Du gehst erst mal unter die Dusche, du stinkst wie ne Hure. Beeile dich ein bisschen.“ Ein paar Minuten später fesselte Keaton den Stricher an den Bettpfosten, machte die Stereoanlage an und öffnete seinen Gürtel. Nach der dritten Nummer zog der Cop sich wieder an, griff in seine Hosentasche und drückte dem Jungen einen Hunderter in die Hand. Dann verabschiedete er sich mit den Worten; „ Du weißt ja was ich dir sagte, halt dich besser dran.“


Der nächste Morgen war eine regelrechte Katastrophe. Keaton hatte wieder mal starke Kopfschmerzen und bei seiner Arbeit lief es auch nicht so gut. Die Auswertung der am Tatort gefundenen Fingerabdrücke hatte nichts ergeben und auch die Herleitung einer Struktur in diesem Fall war so gut wie unmöglich. Diese ganze Geschichte stank zum Himmel, nichts passte zusammen. Für Keaton fühlte es sich wie ein Phantom Mord an. Niemand kannte die alte Dame wirklich gut, keiner mochte sie und alle waren verdächtig. Sein untrügliches Gespür hingegen bestätigte Keaton , dass es ein Mord aus Leidenschaft war und auch dass diese drei verdammten Kronleuchter etwas damit zu tun hatten. Nur was? Er beschloss noch einmal zur Wohnung der Toten zu fahren um sich nochmal umzusehen. Er hatte irgendetwas übersehen, da war er sich sicher. Der Bürgermeister rief auch alle zwei Minuten an und fragte ständig nach der Klärung des Falles. Forsch und ungehalten hingegen reagierte Keaton bei jedem Klingeln. „ Aufgeblasener Wixer“, fauchte er. Der Blödian denkt wohl das wäre wie Pilze suchen. Auch spukte ihm ständig der kleine im Kopf herum und dieser Umstand passte ihm gar nicht. Es war schon gegen Mittag, als der Cop wieder in der Wohnung der Alten verweilte. Er hatte alle Vorhänge zugezogen, um seid zwei Stunden in völliger Dunkelheit zu sitzen. Im Kopf sortierte Keaton sich alle Details nach Wichtigkeit zusammen. War das was der Mörder bezweckte ,vielleicht noch gar nicht erreicht?


Es war am Vortag, als einer der Polizisten ihm mitteilte, das dieses neue Testament laut dem alles
an den christlichen Verein junger Männer ging, eine ganz billige Fälschung war. Keaton stöhnte.

Eine falsche Fährte? In die Irre führende Beweise, doch wozu? Das würde also heißen dass doch alles an das Museum geht. Die offizielle Verlesung des Testaments sollte am späten Nachmittag erfolgen und da Keaton nicht weiter kam, beschloss er der Verlesung bei zu wohnen um vielleicht einen neuen Anhaltspunkt zu bekommen.


Wie Geier kreisten alle Anwesenden, ahnungslos doch lauernd ob sich wohl lohnen würde die alte Dame gekannt oder gevögelt zu haben. Keaton reiht sich ganz hinten ein, um eventuelle Reaktionen der Einzelnen besser sehen oder bewerten zu können. Der Rechtsanwalt der toten Frau, der das Testament verlass, berief sich direkt auf den Kern der Sache in dem er verkündete ,dass das Museum als Alleinerbe eingetragen war. Das einzige was noch noch zu erwähnen wäre ist, das dieses Travestie Theater an die Obertunte ging, was drei der anderen hier vertretenen Schwulletten mit einem; „ Oh, nein Mädels“ kommentierten.


„Ach ja“, schloss der Rechtsverdreher, da wären noch die drei Kronleuchter die laut Testamentarischer Anweisung der Verstorbenen an ihren Ursprungsort zurückgehen. In diesem Falle ist das England. Die Beteiligten wurden darüber informiert und haben das Erbe angenommen. „Das gibt’s doch nicht“, einer der Anwesenden war aufgesprungen und Keaton traute seinen Augen kaum, als er den Bürgermeister erblickte.


„ Was hat der denn denn hier zu suchen?“ Der Mann der aufgestanden war brüllte wie ein Verrückter im Raum herum, fuchtelte ständig wild mit den Armen. „ Das ist unmöglich, völlig unmöglich! Die gehören mir. Wer sind sie wenn ich fragen darf ?“ Der Anwalt sah ihn fragend an. Ohne zu antworten verließ der Mann den Raum. Keaton versteckte sich hinter einem Garderobenständer, so dass er nicht gesehen wurde. Diese Geschichte hatte es echt in sich. Am späten Nachmittag hatte sich Keaton in ein Café zurückgezogen und sortierte nach und nach alle Fakten. Die Sache mit dem Bürgermeister hatte ihn sichtlich geschockt, was hatte er nur da verloren? Keaton sah wirklich keine Erklärung für diesen Umstand. Alles was er wusste, war dass die Aufregung den drei Kronleuchtern galt. Er beschloss noch bisschen im Archiv zu kramen, denn es musste doch irgend etwas in Erfahrung zu bringen sein. Keaton wusste dass die Kronleuchter nach England zurück geführt werden sollten. Fakt war auch, die Frau war Neunzig Jahre alt also musste es etwa um die Jahrhundertwende gewesen sein. Wenn er davon ausging dass die Kronleuchter zusammengehörten, war es doch sicher nicht so schwierig etwas darüber zu erfahren. So viele Kronleuchter als Ensemble würde es sich nicht geben. „ Würde es sicher nicht geben“, es gab Tausende! Da Keaton im Archiv nichts brauchbares fand, beschloss er das Internet zu nutzen.


Dreier-Kronleuchter, zusammenhängend, Jahrhundertwende, England, so gab er es bei Google ein und hatte direkt vierzig Treffer. Nach einer Weile und einigen Zigaretten, hatte Keaton gefunden wonach er gesucht hatte. Im Jahre 1812 waren die Kronleuchter, die aus dem Nachlass eines englischen Lords stammten, versteigert worden. So lautete zumindest die Aussage eines Mannes der unter dem Schriftstück mit L.C. Dybeeryht unterschrieben hatte.


Der angeblichen Legende zufolge waren die Kronleuchter eine Art Schlüssel, eine Karte die durch aufhängen an der richtigen Stelle sowie durch die direkte Sonneneinstrahlung, den Weg zu unermesslichem Reichtum wies. Wie es in dem Schriftstück hieß, stammten die Leuchter aus einem alten Piratenschatz, der um 15Jh gefunden wurde. Laut den Eintragungen im Tagebuch eines englischen Flottenkapitäns, führten einen die Kronleuchter zu Ruhm und Reichtum. Keaton rieb sich die Augen, nach all diesen Erkenntnissen musste er sich doch erst mal einen genehmigen.


Es war schon spät als er das Bertis verließ. Vier Bier hatten heute gereicht, außerdem hatte er Hunger und war total erschöpft. Der kommende Morgen verging ohne die täglichen Kopfschmerzen, was eine völlig neue Erfahrung für Keaton war. Er frühstückte ausgiebig, trank einen ganzen Pott starken Kaffee und schaltete sogar dieses alte Radio an; das seid Jahren vollkommen verstaubt in einer Ecke der kleinen Küche stand. Keaton nahm sich die Morgenzeitung, lass sie entspannt zu Ende, machte sich frisch, rasierte sich und ging wie neugeboren gegen elf Uhr aus dem Haus. Der erste Weg an diesem Morgen führte unseren Cop zu einem ehemaligen Kollegen. „ Guten Morgen Simon“, sagte Keaton gut gelaunt. „ Hast du was raus gefunden?“ Simon betrieb seit einigen Jahren eine Art Ahnenforschung, auf dem Gebiet war er nicht zu schlagen. Wann immer er Zeit hatte, rekonstruierte er Stammbäume oder führte Namensforschung aus. Am allerliebsten beschäftigte er sich mit Glanz und Gloria. Simon war es auch, der herausgefunden hatte, dass Sonnenkönig Ludwig XIV einige Verwandte hier am linken Niederrhein hatte, von denen keiner etwas wusste.


„ Guten Morgen Keaton, hab dich sehr lange nicht gesehen. Wie viele Jahre es wohl her ist?


„ Fast schon Zwölf “, antwortete Keaton und folgte Simon durch den Flur ins Arbeitszimmer, das vor Ahnentafeln, alten Pergamentrollen und Büchern überquoll.


„ Das wird dich umhauen“, Simon schaltete seinen Laptop ein und zeigte Keaton eine Art Diagramm mit Namen und Jahreszahlen. In der Mitte überschnitten sich zwei Linien, die wiederum zu zwei Namen führten die Keaton gut kannte.


Hans-Friedrich- Jakobitz
Liselotte-Frieda- Thomson


Es waren zwei Namen, die durch eine rote Linie zu einem dritten führten.


Lord Charles Dybeeryht! 1658-1749


„ Ja, und was heißt das genau?“ Keaton zündete sich eine Zigarette an und trank von dem Whisky den Simon ihm reichte. „ Eins steht fest, deine Vermutung war richtig. Die beiden sind definitiv miteinander verwandt!“ In diesem Moment glaubte Keaton fest den Fall gelöst zu haben, alles passte zusammen! Das sollte reichen dachte er, wäre da nicht dieses unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht stimmte. „ Hör mal Simon, ich muss weg!“ Keaton trank noch nicht mal leer, sondern ließ Simon und den Whisky einfach stehen. „ Danke noch mal“, rief er von weitem. „ Kein Ding“, Simon schloss die Haustür und schüttelte verwundert den Kopf.


„ Was hat der denn schon wieder, ich dachte er würde sich darüber freuen recht zu behalten“. Simon grübelte. Zu Hause angekommen, öffnete Keaton alle Schränke. Er hastete wie ein Verrückter durch die Gegend. Er schien etwas zu suchen. Erst im letzten Schrank der Küche, direkt hinter den Heftpflastern fand er schließlich wonach er gesucht hatte. Er betrachtete die Postkarte lange, nun huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er nahm dass Telefon, wählte die Nummer vom Bürgermeisterbüro und verlangte direkt durch gestellt zu werden.


„ Tut mir leid Keaton, er ist nicht da!“ Merie, die Sekretärin des Bürgermeisters säuselte.


„ Ich erwarte ihn erst gegen Abend, soll ich was ausrichten? Ja Merie, sag ich fahre später noch mal zum Tatort. Ich glaube ich habe den Fall gelöst. Er soll rüber kommen.


Mach ich Keaton, bis dann. Ach Keaton.. Ja. Sag mal, wer wars denn?“ Keaton lachte.


„ Du wirst es noch erfahren.“ Dann wählte er noch die Nummer des Polizeichefs, sprach zehn Minuten mit ihm wobei er wild umher fuchtelte und fast mit dem Kopf gegen die immer noch geöffneten Schranktüren krachte. „ So das müsste hinhauen“, Keaton rieb sich die Hände.

„ Fast hätte es geklappt, aber nur fast! Na warte.“ Nachdem Keaton sich ein Taxi gerufen hatte, verstaute er noch das Papier mit dem Stammbäumen, zwei - drei Fotos und die alte Seite einer Wissenschaftszeitung in der Tasche. „Bitte warten sie auf mich, ich brauche nicht lange, eine halbe Stunde höchstens“, sagte er dem Taxifahrer, der soeben vorm Bertis vor fuhr.

„Alles klar Kumpel“, entgegnete ihm der Taxifahrer und machte es sich erst mal bequem.


„ He Jack, gibst du mir einen Kaffee? Aber stark bitte. Ich hab mich wohl verhört, bitte und Kaffee?“ Jack staunte nicht schlecht. „ Diese zwei Sachen aus deinem Munde. Was hast du nur mit unserem Keaton gemacht du Kreatur?“ Jack lachte. „Ha,ha Jack. Sehr witzig. Mach es einfach und bring mir bitte auch einen Block und Stift mit.“ Drei Minuten erschien Jack mit dampfendem Kaffee, Block und Stift. „ Hör mal Jack, war der Bürgermeister mal hier um die Deckel zu bezahlen?


Ja, vor zwei Tagen gegen zehn Uhr Nachts etwa! Danke dir, das hilft mir sehr. Sag mal kannst du das dem Jungen geben? Welchem Jungen Keaton?“ Der Barkeeper zuckte die Schultern.

„ Dem Jungen, du weißt schon. Ach du meinst den Stricher! Sag das nicht so abfällig.“ Jetzt verstand Jack rein gar nichts mehr.


„ Bitte gib ihm das und sag dem Kleinen es sei von mir.“ Keaton reichte Jack einen Zettel, den er zusammen mit ein paar Scheinen in einem Umschlag verstaute.


„ Sag mal Keaton, was hast du mit deinem Finger gemacht?“, fragte Jack und zeigte auf den Verband. „ Ach ist halb so wild, kein Problem ehrlich!“ Nach zehn Minuten saß Keaton wieder in seinem Taxi. „ Fahren sie mich zur Kastanienstraße 125.“ Der Fahrer nickte und gab Gas.


Als Keaton den Tatort gegen sieben erreichte, traf ihn fast der Schlag. Das Absperrband war zerrissen und in der Wohnung die Keaton betrat, herrschte das pure Chaos. Tische, Stühle, Vitrinen waren umgeworfen, Bücherschränke umgestoßen und das Porzellan zerschlagen. Die Einbrecher hatten nichts ausgelassen. Die teuren Bilder und Wandteppiche von der Wand gerissen und sogar die Geldkassette (deren Inhalt vorher sichergestellt wurde) war verschwunden. Die gesamte Wohnung war mit obskuren Graphitgrau verschmiert. Ein Schlachtfeld! Keaton steckte sich erst mal eine an.


Dann sah er sich in Ruhe um. Überall lag Glas herum, er musste höllisch aufpassen um sich nicht zu verletzten. Das hatte er sich gedacht, da wo vor kurzem noch die drei Kronleuchter hingen, klafften nur noch Löcher in der Decke. Der Rest lag zerschlagen auf dem Boden. Keaton sah sich die Überreste der Kronleuchter an. Vandalismus?


„ Was ist denn hier passiert?“, der Bürgermeister kam in Begleitung zweier Polizisten, die sich direkt mal an der Tür postierten. „ Hier sieht es ja aus, als hätte eine ganze Gang gewütet.


Ja so sollte es ja auch aussehen Herr Bürgermeister!“ Keaton verschränkte die Arme vor der Brust. „ Wussten sie, das ich sie bei der Testamentseröffnung gesehen habe. Sie haben sich tierisch wegen der Kronleuchter aufgeregt, als der Rechtsanwalt sagte das die Kronleuchter an ihren Bestimmungsort zurückgeführt werden sollen. Nach England. Erinnern sie sich?“


Der Bürgermeister zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich den verschwitzten Hals. „ Ja ja, ich ähm....., aber sie sehen es ja selber. Ist ja alles zerstört, sogar die wertvollen Leuchter. Hier ist nichts mehr zu gebrauchen! Ist alles ruiniert.


„ Um so mehr wird es freuen, zu erfahren dass die Kronleuchter nicht wirklich wertvoll waren.“


Keaton zwinkerte. „ Natürlich waren die wertvoll, sehr sogar! Sie wissen eben nicht alles über diese Leuchter. Sie waren das mit Abstand wertvollste hier.“ Keaton erhob die Stimme. „ Nein waren sie nicht, aber ich gebe zu der Versuch mich in die Irre zu führen, war nicht von schlechten Eltern. Ich weiß gar nicht wovon sie reden Keaton,“ sagte der Bürgermeister. „ An ihrer Stelle würde ich aufpassen was ich sage, sonst müsste ihren Chef nämlich von ihren Eskapaden berichten. Sie wissen schon was ich meine. Das müssen sie gar nicht, ich weiß schon alles,“ auch der Polizeichef war am Tatort eingetroffen. „ Er hat mir schon selber alles gebeichtet! Sie brauchen also nicht mehr darauf zu hoffen, das er schweigt. Die Strichersache ist bekannt.


Wissen sie Herr Bürgermeister, ich habe mir schon gedacht dass sie mich wegen dieser unrühmlichen Geschichte erpressen wollen.“ Keaton nahm einen tiefen Zug.


„ Also was ist jetzt Keaton,“ fragte ihn sein Chef. „ War er es oder nicht? Den Mord meinen sie?


Nein war er nicht, auch wenn es die ganze Zeit so aussah.“ Er reichte ihm das Papier mit dem vermeintlich echten Stammbaum. Der Polizeichef begriff überhaupt nichts von alledem.


„ Ist das das Papier welches beweist, das er und die getötete Frau verwandt sind?“ Fast! Wissen sie wir sollten glauben, er sei der Sohn der Toten und er habe sie getötet weil sie seinem Vater alles genommen hat. Wir alle sollten glauben, er habe es geplant um sich dafür zu rächen. Für den Tod seines Vaters. Dieser hatte sich kurze Zeit nachdem die Frau ihn verlassen hatte aufgehängt.


Doch dieses Papier ist eine Fälschung, es ist nicht echt! Unser lieber Bürgermeister hat alles getürkt, den Stammbaum, die Aussage des Vaters ( die Frau habe ihm das Herz herausgerissen als sie ging ) . Alles Lüge! Es ging auch niemals um die Kronleuchter,“ Keaton reichte ihm die Postkarte. „ Sehen sie es? Nein, was denn?“ Der Polizeichef drehte die Karte um,doch er sah nichts. „ Das ist eine Postkarte aus England, die mir meine Frau vor etwa neun Jahren geschickt hat. Sie war damals auf ein Seminar gefahren und zwar für Antiquitäten. Ihre Gruppe beschloss sich alte Trödel sowie Antikmärkte anzusehen, wie sie auf der vorderen Seite sehen können.“


„Sehen Sie was da verkauft wurde?“ Der Polizeichef zog eine Augenbraue. „ Kronleuchter!


Genau so ist es. Und das waren die selben die hier hingen, wenn auch nicht genau die selben.


Die gibt’s Hunderttausend mal. Ich sollte glauben, die Leuchter stammten aus einem Piratenschatz ( wie lächerlich ) und seien die geheime Karte die zu noch mehr Reichtum führt.“


Keaton zog sich einen der umgeworfenen Stühle heran und setzte sich. „ Der Punkt ist, ich habe das eine ganze Weile geglaubt.“ Der Polizeichef wurde ungeduldig. „ Wer ist denn nun der Mörder? Ich bin sofort fertig Chef. Es war also geplant, dass morgen früh alles hier zerstörte entsorgt wird und zwar mit dem Müllwagen der eine Straßenecke weiter steht und zur städtischen Müllabfuhr gehört. Nicht wahr Herr Bürgermeister? Und wie soll uns das zum wahren Mörder führen?,“ fiel ihm sein Chef ins Wort. Keatons Stunde war gekommen. „ Der ist bekannt!


Es ist die Frau des Bürgermeisters!


Seine Frau?“, der Polizeichef grinste. „Der ist doch gar nicht verheiratet. Doch ist er! Seine Frau ist übrigens die Sekretärin, die in seinem Büro im Rathaus arbeitet.


Was ist das war? Können sie das beweisen? Sicher kann ich das,“ sprach Keaton bestimmt.


Die beiden haben seit Jahren alles geplant. Sogar das ich den Fall bekomme, war geplant.


Der Zufall wollte, das meine Frau zu der Zeit starb als die beiden beschlossen haben den größten Diamanten der Welt zu stehlen! Sie brauchten sich nur mit meiner Geschichte zu befassen, alter Cop, labil, Säufer, vögelt gerne und alles. Das hat schon ausgereicht. Das Amt des Bürgermeisters hat er auch nicht zufällig übernommen, sondern weil er in dieser Position immer an der Quelle saß.


So konnte er ungehindert alles forcieren. Er war sogar so schlau und hat den Stricher eingeplant, er wusste wo ich immer rumhänge und kannte meine sexuellen Vorlieben. Der reinste Selbstläufer!


Sein Problem war nur, das er sich verraten hatte als er sagte der Stricher hätte ihn erpressen wollen. Der Junge wusste allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht, das ich Polizist war. Da hab ich einfach zwei und zwei zusammengezählt. Es wäre auch klüger gewesen die Bierdeckel nicht zu bezahlen, so wusste ich nämlich, dass er im Bertis war.“


Der Polizeichef runzelte die Stirn. „ Eines verstehe ich allerdings immer noch nicht, wenn es nicht um die Kronleuchter ging und hier auch sonst alles kaputt ist, wohinter waren die beiden dann her?“ Keaton genoss den Augenblick der Aufmerksamkeit sichtlich. Immerhin hatte ihm seid Jahren keiner mehr zugehört.


„ Nach dem einzigen das hier fehlt“, sprach Keaton. „ Der Aschenbecher, von dem ich dachte er sei nur schmückendes Beiwerk. Der Aschenbecher?“, sprachen alle Anwesenden wie aus einem Munde und sogar die zwei Polizisten an der Türe spitzten die Ohren. Als ich am Morgen nach dem Mord hier eintraf, habe ich noch eine Zigarette darin ausgedrückt aber nicht weiter darauf geachtet. Doch er ist nicht mehr da und auch nicht zu Bruch gegangen. Ich habe mir extra die Glasscherben angesehen. Es war geplant die zerstörten Sachen rauszuschaffen und zu entsorgen.


Nebenbei könnte man dann den Diamanten ganz unauffällig aus der Gefahrenzone schmuggeln und wenn es mal raus gekommen wäre, hätten sie behauptet nichts davon zu wissen. Denn sein Interesse galt ja nur den Kronleuchtern. Wirklich clever! Es sollten alle glauben es sei ein Mord aus Leidenschaft gewesen, den der Bürgermeister verübt habe, doch für die Tatzeit hatte er natürlich ein super Alibi. Siebenundzwanzig Leute können beschwören, dass er zur Tatzeit auf einer Veranstaltung war. Wer also meine Herren hätte den Mord nach diesem Muster begehen können? Eine Komplizin! Doch wer? Nur jemand der ebenfalls an der Quelle saß und persönlich involviert war.“ Keaton zeigte auf die Hand des Bürgermeisters. „ Am Ringfinger können sie sehen, dass er normalerweise einen Ring trägt. Sehen sie diesen weißen Streifen?


Den hellen Streifen habe ich auch bei seiner Sekretärin gesehen.“ Keaton steckte sich wieder eine Zigarette an und schritt grübelnd umher. „Wäre nur noch zu klären, wo der Diamant ist, von dem ich übrigens durch Zufall erfahren habe. Es war als ich in der Bibliothek nach antiken Kronleuchtern suchte. Da ist mir dieses Blatt aufgefallen.“ Keaton reichte das Blatt dem Polizeichef. „ Wow,“...... sein Chef blies durch die Backen.


„ Der größte Diamant der Welt!


Mythos oder Wirklichkeit? Früher soll der einem Maharadscha gehört haben, sei aber auf unerklärliche Weise verschwunden. Ein Sammler hat später genau für diesen Diamanten Vierhundert Millionen Dollar geboten. Für diese Summe kann man schon mal ein paar Jahre warten oder. Sie sind ja ein Phantast“, der Bürgermeister lachte hämisch.


„Wer glauben sie wird ihnen diese Version abkaufen? Keiner, es sei denn ich finde den Diamanten,“ antwortete Keaton.


„ Na dann mal los Sherlock, such das Affenköpfchen. Affenköpfchen? Ich habe doch gar erwähnt das der Diamant die Form eines Affenschädels hat.


Na wenn schon, beweisen kannst du nichts und wer würde schon einem Berufsalkoholiker glauben?“ Keaton winkte den Polizeichef heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der schickte die zwei Polizisten nach unten. „ Sie werden ihn nie finden, da können sie ruhig mein Büro oder meine Wohnung auf dem Kopf stellen,“ platzte es aus dem Bürgermeister heraus.


„ Das ist gar nicht nötig,“ erwiderte ihm Keaton. „ Ich weiß ja wo er ist. Wir werden ja sehen ob ich recht habe.“ Von der Straße waren Sirenen zu hören, die Keaton die Ankunft weiterer Streifenwagen ankündigten. Die Polizisten postierten sich direkt vor am Eingang! Nach einigen Minuten kamen die beiden Polizisten zurück, mit einem Stoffbündel in der Hand das mit Bindfaden verschnürt war. Keaton schnippte mit dem Finger. „ Wer würde schon in einem Müllwagen such, nicht wahr.“ Keaton wickelte das Paket auf tatsächlich befand sich der Affenschädel darin. Der Polizeichef pfiff durch die Zähne. „ Meine Fresse Keaton. Alle Achtung, du alte Spürnase. Ist ja unglaublich! Es sieht so aus als müssten sie das erklären Bürgermeister.“ Der reagierte wie erwartet. „ Ihr verschissenen Vögel, habt ja keine Ahnung wie es ist so lange auf etwas zu warten.


Die alte Schachtel wusste noch nicht einmal, was sie da eigentlich besaß. Bauarbeiter haben den Schädel bei Ausbauarbeiten im Keller gefunden. Er lag einfach so in der Erde, unter alten Fliesen und Tonscherben. Ich habe ihr ein gutes Angebot gemacht, doch sie hat nur geantwortet; Nichts passiert zufällig! Sogar mit ihr geschlafen hab ich und ihr jede Menge Honig ums Maul geschmiert, doch die war ja so stur das mir gar keine andere Wahl blieb. Die hätte ja hundert Jahre gelebt.“ Er drehte sich zu Keaton um. „ Sieht aus als hätte ich dich unterschätzt.


Ja allerdings! Sag mal Bürgermeister, ich hätte auch noch eine Frage. Der junge Typ, war er vorher auch schon... du weißt schon. Ja, war er schon vorher,“ erwiderte der ehrlich.


Er streckte Keaton die Hände hin. „ Verstehe!“ Die Handschellen klickten. Der Polizeichef lachte jetzt,“ diese Geschichte ist ja echt nicht zu fassen, unglaublich. So etwas hab ich echt noch nie erlebt.“ Schon wurde der Bürgermeister wurde abgeführt. „ Halt mal kurz,“ Keaton blickte noch mal hinüber. „ Weißt du es gibt sogar etwas wofür ich dir dankbar bin, denn nur durch dich habe ich erkannt dass auch mein Leben noch nicht zu Ende ist. Insofern ist es nicht für alle schlecht gelaufen.“ Der Bürgermeister nickte, sagte aber keinen Ton. „ Abführen!“


Am gleichen Abend wurde noch die Frau des Bürgermeisters verhaftet, sie gestand nach wenigen Minuten. Sie sagte sie sei froh, das es vorbei wäre. Die Alpträume würden kein Ende nehmen und sie könnte ihre Hände nicht mehr waschen ohne Blut daran zu sehen.


Wenige Tage später war......


im Bertis alles wie immer, oder sagen wir fast. Keaton kam seltener als früher und wenn er mal vorbei kam trank er nur einen Kaffee, rauchte ein- zwei und schrieb ein paar Seiten.


„ Was schreibst du da eigentlich?“, wollte Jack wissen der sichtlich Gefallen an Keatons Wandlung gefunden hatte. „ Ach,“ lachte der. „ Ich denke es wird ein Krimi. Du Jack, hast du den kleinen noch einmal gesehen? Nein, tut mir leid. Nach dieser Geschichte ist er nie wieder da gewesen. Den Brief habe ich ihm aber noch geben können. Was stand da eigentlich drin?


Auch du musst nicht alles wissen,“ Keaton lugte über den Seitenrand.


Ich habe nachgedacht und mir ist aufgegangen, dass ich ein totales Arschloch war. Dennoch habe ich die Zeit mit dir genossen. Was dich selber betrifft, so kannst du nur neu anfangen wenn du vorher etwas beendest. Ich denke du wirst cleverer sein als ich es war. Mach was daraus Kleiner, nimm die Scheine für einen Neuanfang und wenn du mal in der Gegend bist, dann melde dich doch mal bei mir.


Keaton.....


Impressum

Texte: Falk Peter Scholz
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Krimifans der etwas anderen Art.

Nächste Seite
Seite 1 /