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Wie des Öfteren schlenderte ich eines Abends in den nahen Supermarkt unseres Städtchens. Ich mag es, so spät noch einmal einkaufen zu gehen. Keine Lebensgefahr auf dem Parkplatz, Kein Gedränge, und keine Korbschlachten an der Kasse. Mit dem Einkaufszettel und dem Wagen in der Hand begab ich mich in den Markt. Milch, Butter, Käse und Getränke landeten im Wagen. Ich könnte ja noch ein Körnerbrot mitnehmen, dachte ich mir. Also auf zum Selbstbedienungsstand des Bäckers. Beim Griff ins Regal fiel mir der alte kleine Mann schon das erste Mal auf. Er beobachtete mich ein wenig argwöhnisch und machte sich daran, ein Brot nach dem anderen umzudrehen. So um die 80 wird er gewesen sein, und etwas sehr ärmlich bekleidet. Nein, ich beurteile die Menschen nicht nach der Kleidung, nur seine Sachen waren überall kaputt. In der Jacke, die ihm viel zu groß war prangten riesige Löcher und die Knöpfe fehlten fast alle. An seinen Hosen war auch nichts mehr so richtig ganz. Er zitterte ein wenig, wenn er die Hände nach dem Brot ausstreckte. Mir tat der alte Mann leid. Dies hat mich auf meinem Gang zur Wursttheke noch so beschäftigt, daß ich mich noch einmal umdrehte und auf einmal…Schwups war ein Brötchen in seinem verschlissenen Einkaufsbeutel verschwunden. Ich wollte eigentlich rufen: Was machen Sie da? Andere müssen ihre Waren schließlich auch bezahlen! Aber ich konnte nicht! Mit meinem Gewissen im Argen, beschloss ich nichts zu unternehmen und kaufte weiter ein. Ich fand die Milch ein wenig überteuert, und sah in einem Gang nach, ob dort noch andere Angebote stehen. Und plötzlich erblickte ich ihn wieder, den alten Mann. Er schien sehr interessiert an einem Beutelchen Nudelsuppe zu sein. Dann entdeckte er mich, schrak zusammen und legte den Beutel wieder ins Regal. Langsam zog ich meinen Wagen aus dem Gang zurück. Er wird doch nicht schon wieder…..Ich sah nach oben. Waren dort manchmal Kameras? Um mein Gewissen zu entlasten, bog ich mit meinem Wagen jetzt von der anderen Seite in den Gang ein, wo der alte Herr immer noch stand. Vielleicht hat er ja doch nur nach den Zutaten der Nudelsuppe geschaut. Oder? Ich sah kurz hin und Schwups, war auch die Nudelsuppe in seinem Beutel verschwunden. Er schien nicht zu ahnen, dass ich es schon das 2.mal mitbekommen habe. Was mache ich jetzt? Petze ich, bekommt er Hausverbot und eine Anzeige. Sage ich nichts, kriege ich es mit meinem Gewissen zu tun. Leute, glaubt mir, ich habe mit mir gerungen. Ich sah in vor mir, mit der dampfenden Nudelsuppe und dem eingebrocktem Brötchen in seinem kleinen Zimmer sitzend. Mein Entschluss stand fest, ich würde zur Kasse gehen, bezahlen und mich auf den Heimweg machen. Als wäre nichts gewesen. Das tat ich auch, ich wuchtete meinen Einkauf meinen Beutel, da hörte ich die Kassiererin rufen: Na Herr Hollmeyer, heute nichts gefunden? Der alte Mann verneinte, und ging mit seinem vermeintlich leeren Beutelchen, dem Brötchen, und der Nudelsuppe auf den Eingang zu und verschwand. Und ich? Mein Gewissen war reiner wie nie zuvor!

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Tag der Veröffentlichung: 07.02.2013

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