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ZweiundDieselbe Liebe

Lina hatte wider einmal Streit mit ihrer Mutter. Diesmal war er besonders heftig und Lina war so aufgewühlt, dass sie sich ihren MP3 - Player nahm und an ihren Lieblingsplatz am Strand lief. Sie setzte sich auf den Steg, ließ ihre Füße ins Wasser hängen, hörte Musik und sah den Wellen zu die sie mit ihren Füßen verursachte. Nach einer Weile glaubte sie ein Gesicht auf dem Wasser zu sehen, doch sie nahm es nicht richtig war und dachte sich nichts dabei. Auf einmal spürte sie, dass etwas an ihrem Zeh zog. Erschrocken sprang sie auf und starre in die Tiefe. Wider sah sie das Gesicht auf dem Wasser. Sie beugte sich nach vorne um es besser erkennen zu können. Plötzlich verspürte sie einen Sog der sie ins Wasser zog. Schreiend fiel sie in den sprudelnden See..
Als sie wider zu sich kam verspürte sie eine angenehme Schwerelosigkeit. Sie schlug die Augen auf und sah einen Jungen, der neben ihr saß und sie besorgt anschaute. Es war das gleiche Gesicht, das sie auf dem Wasser gesehen hatte. Erschrocken setzte sie sich auf und blickte an sich herab. Sie hatte ein Bikinioberteil aus Seesternen an und ihre Beine waren mit wunderschönen Schuppen in allen Regenbogenfarben bedeckt. Ihrelangen, rot-braunen Haare fielen ihr offen über den Rücken. Dann merkte sie, dass um sie herum nur Wasser war. Erschrocken atmete sie ein und wartete darauf, dass sich ihre Lungen mit Wasser füllen und sie erstickte.. Doch nichts geschah. Sie drehte sich um und schaute den Jungen an, der sie mit interessiertem Blick beobachtete. Auch seine Beine waren mit Schuppen überzogen, jedoch waren seine in einem satten dunkelblau gefärbt. Sein Oberkörper war nackt und dichte, schwarze Locken rahmten sein Gesicht ein. Versuchsweise öffnete sie den Mund um zu sprechen: '' Hallo ?'' Erstaunt riss sie die Augen auf. Er lächelte und erwiderte: '' Hallo Lina.'' Er beobachtete sie neugierig. '' Was mache ich hier ?'' '' Wer bist du ?'', fragte sie und Angst flackerte in ihren Augen auf. '' Ich bin Elias. Wieso du hier bist erkläre ich dir später. Erst möchte ich dir ein wenig von meiner Welt zeigen!'' Er streckte ihr einladend die Hand entgegen. Sie zögerte, doch von Elias ging eine Anziehungskraft aus der sie unmöglich widerstehen konnte. Lina kam es so vor, als ob sie sich schon ewig kennen würden. Sie ergriff seine Hand. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie spürte ein kurzes Kribbeln in ihren Beinen. Sie schloss vor Schreck die Augen. Als sie sich wider beruhigt hatte und die Augen öffnete, bot sich ihr ein unglaubliches Bild. Unter ihr schwammen tausende von Fischen in allen möglichen Farben und Formen. Neben ihr schwammen zwei Delphine und von oben schien ihr die Sonne warm auf den Rücken. Alles um sie herum war voller Leben und Farben. Sie schaute hinab auf ihre Beine, die sich seltsam anfühlten. Sie waren zu einer großen Flosse geworden die sich wie von selbst im Wasser bewegte. Lina schaute sich nach Elias um. Er schwamm neben ihr und unterhielt sich mit einem Fisch. Er hielt immer noch ihre Hand. Um auf sich aufmerksam zu machen, drückte sie seine Finger. Er drehte den Kopf zu ihr und lächelte sie fragend an. '' Was ist mit meinen Beinen ?'' Er schaute ihre Beine an und grinste zufrieden. '' Wenn du anfängst zu schwimmen, verwandeln sich deine Beine in eine Flosse!'' ''Okaay..naja mich wundert gar nicht mehr!'', sagte Lina lachend. Nach einer Weile kamen sie auf einem Hügel an. In ihren Beinen kribbelte es kurz als sie aufhörte zu schwimmen und schon war ihre Flosse verschwunden. Sie traten durch ein Tor und zu ihren Füßen erstreckte sich eine ganze Stadt. Neben dem Tor schwammen zwei Fische mit gelangweiltem Gesichtsausdruck. Elias schwamm kurz zu ihnen hin und sprach kurz mit den beiden. Ein Fisch kam mit Elias wider zu Lina geschwommen. Elias schwang sich auf den Rücken des Fisches und schaute Lina abwartend an.'' Worauf wartest du ? Steig auf, wir schwimmen in die Stadt.'' Nach kurzem Zögern setzt auch sie sich auf den Fisch. Kaum saß sie, schwamm der Fisch auch schon in rasantem Tempo los. Erschrocken schlang sie die Arme um Elias' Taille. Sie merkte, wie er kurz erstarrte, sich jedoch gleich wider entspannte und kurz erschauerte. In jeder anderen Situation hätte Lina sofort losgelassen doch in diesem Moment war ihr das völlig egal. Hauptsache sie hatte etwas an dem sie sich festhalten konnte. In rasendem Tempo schoss der Fisch durchs Wasser und alles verschwamm und zog an ihnen vorüber. Nach ein paar Sekunden war die rasante Fahrt auch schon wider vorbei. Sie hielten auf einem großen Platz mitten in der Stadt an. Lina atmete erleichtert aus und stieg von dem Fisch. Als sie wider festen Boden unter den Füßen hatte, schaute sie sich um. In der Mitte des Platzes stand ein großer Brunnen und drumherum schwamm eine Gruppe Goldfische, die eine Art Wasserballett aufführten. Auf dem Platz waren hunderte von Fischen und es funkelte überall in den verschiedensten Farben, weil die verschiedenfarbig geschuppten Beine der andern Meereswesen das Sonnenlicht, das durch die Wasseroberfläche schien, reflektierten. Es gab Schuppen in allen Farben: Rot, Orange, Grün, Gelb und noch viele mehr. Lina fiel auf, dass sie die Einzige war, die Schuppen in allen Farben hatte und Elias der Einzige der blaue Schuppen hat. Doch sie konnte dem Gedanken nicht weiter nachgehen weil Elias ihre Hand ergriff und mit ihr den Platz überquerte. Zuerst fielen sie niemandem auf und das rege Treiben ging weiter. Doch nach ein paar Metern wurde es immer leiser, bis alles still war. Vor Elias und Lina bildete sich eine Gasse, durch die sie gingen. Jeder schaute Lina mit aufgerissenen Augen an. Sie fühlte sich unwohl und warf Elias einen verwirrten Blick zu. Er bemerkte wie sie sich fühlte und drückte kurz ihre Finger. Nach einem Moment der Stille fingen die Meereswesen an zu flüstern. Es wurde auf Linas Beinschuppen gezeigt und ein allgemeines Raunen ging durch die Menge. Lina konnte es kaum abwarten in einer der dunklen Nebenstraßen zu verschwinden, um nicht mehr von hunderten von Augenpaaren gemustert zu werden. Sie wollte anfangen zu reden aber Elias legte den Finger auf die Lippen und bedeutete ihr zu warten bis sie woanders waren. Sie gingen noch ein Stück und ließen den Platz hinter sich. Elias führte sie an ein riesiges Seegrasfeld. Die Gräser waren höher als sie selbst und über ihnen schwammen Schwärme von Quallen, durch die das Sonnenlicht leicht rosa schimmerte. Lina erstarre bei diesem Anblick: '' Oh Elias! Das ist wunderschön!'' ''Ich weiß'', erwiderte er und zwinkerte ihr zu. In ihrem Bauch find es an zu kribbeln und ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Lina erstarre. Sie wusste genau was dieses Gefühl zu bedeuten hatte. Sie war verliebt. Doch sie konnte sich doch nicht in einen Meerjungmann verliebt haben?! Sie kannte ihn doch erst seit ein paar Stunden und wusste so gut wie überhaupt nichts von ihm..aber ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes. Sie beschloss ihre Gefühle erst einmal zu ignorieren und war gespannt was Elias ihr zu erklären hatte. Als hätte er ihre Gedanken gelesen sagte er: „Komm mit ich möchte dir etwas zeigen und dir ein wenig von mir erzählen.“ Er drehte sich um und schwamm los. Lina folgte ihm gespannt durch das saftig grüne Gras. Als sie eine Weile geschwommen waren, kamen sie auf eine Lichtung. In der Mitte war eine kreisrunder Fleck aus Sonnenlicht in welchem kleine, bunte Fische und Seepferdchen in allen Farben schwammen. Lina blieb stehen und wartete was Elias wohl tun würde. Dieser schwamm in die Mitte des Lichtkreises und legte sich auf den Rücken. Einladend klopfte er mit seiner Hand auf den Platz neben sich. Lina folgte seinem Beispiel und so lagen sie eine Weile nebeneinander auf dem Rücken und schauten dem regen Treiben über ihnen zu. Sie wartete darauf dass Elias anfing zu erzählen. Sie schaute ihn an und begegnete seinem Blick. Verwundert stelle sie fest, dass Elias sie voller Liebe und Zuneigung ansah. Schnell schüttelte sie den Kopf, also wolle sie diesen Gedanken verscheuchen. „ Das kann nicht sein. Was bildest du dir auch wider ein ?! Wieso sollte so jemand wie er, sich für so jemanden wie dich interessieren ?!“, dachte Lina. „Was ist ?“, fragte Elias. „Ach nichts, alles in Ordnung. Du wolltest mir was erzählen ?“ Er zögerte doch dann fing er an:“Mein Vater ist der König dieser Stadt und da ich bald 17 werde muss ich sein Amt übernehmen. Das Problem ist, ich möchte nicht König werden, weil ich denke, dass ich nicht der Richtige für diese Aufgabe bin. Also haben wir ein Kompromiss geschlossen. Wenn ich bis zu meinem 17. Geburtstag ein Mädchen finde, das mich liebt..ich sie natürlich auch..muss ich nicht König werden und er wartet bis mein kleiner Bruder alt genug ist um seinen Posten zu übernehmen. Ich werde sie an ihren Rebogenfarbenen Beinschuppen erkennen“..Er blickte lächelnd auf ihre Schuppen. Lina versuchte zu verstehen was für eine Bedeutung diese unglaubliche Geschichte hatte. „ Wie bist du auf mich gekommen ? Wieso gerade ich ?“ „Eines Nachts fing ich an von einem Mädchen auf einem Steg am Meer zu träumen, das ich durch die Wasseroberfläche gesehen habe. Aber ich konnte dein Gesicht nicht erkennen. Also bin ich jeden Tag an den einzigen Steg geschwommen, den ich kenn und habe auf dich gewartet. Als ich dich das erste Mal sah wusste ich, du bist es. Du bist die, die ich suche. Es ging eine Anziehungskraft von dir aus die ich mir anders nicht erklären konnte. Also schwamm ich jeden Tag an den Steg und habe auf dich gewartet. Jedesmal wenn du endlich gekommen bist, habe ich dich beobachtet und versucht dich auf mich aufmerksam zu machen. Doch es hat nie geklappt..Bis heute. Ich kann mir denken dass du jetzt ziemlich durcheinander bist und erst mal über alles nachdenken möchtest. Doch eines möchte ich dir noch sagen. Ich kenn dich zwar noch nicht lange aber ich habe mich sofort in dich verliebt als ich in deine wunderschönen blauen Augen geschaut habe. Du bist die schönste Meerjungfrau die ich je gesehen habe. Bitte überdenke deine Entscheidung gut.“ Lina starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Sie konnte in seinen Augen erkennen dass er nicht log. Alles was er gerade gesagt hatte meinte er vollkommen ernst. Sie stand auf und ging ein Stück weg um alleine zu sein. Sie dachte in Ruhe über alles nach. Doch wenn sie nur daran dachte, zurück zu ihrer Mutter und weg von Elias zu gehen, bereitete es ihr körperliche Schmerzen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Sie ging zurück und setzte sich neben ihn. Lina schaute ein wenig gequält, weil sie nicht wusste wie sie das, was sie sagen wollte formulieren sollte. Elias schaute sie an und sagte: „ Ich möchte dich zu nichts zwingen. Ich bitte dich nur um eins. Ich hab dir mein Herz anvertraut. Bitte mach es nicht kaputt.“ Lina erkannte, dass Tränen in seinen Augen schimmerten. Sie hob eine Hand und strich ihm zärtlich über seine Wange. „ Wie kannst du so etwas sagen. Ich brauche nur daran zu denken weg von dir und deiner wunderschönen Welt zu gehen und mein Herz zieht sich zusammen. Ich liebe dich und ich möchte nie wider fort von hier. Ich möchte dich und deine Welt kennen lernen und ich bin mir sicher, ich werde es niemals bereuen hier geblieben zu sein.“ Elias schaute ihr tief in die Augen. Ihr war bis jetzt noch nicht aufgefallen was für funkelnd, grüne Augen er hatte. Er beugte sich zu ihr und zärtlich berührte er ihr Lippen. Schmetterlinge rumorten in Linas Bauch und sie wünschte sich, dass sie die Zeit anhalten könnte. Elias löste sich von ihr und ergriff ihre Hand. Zusammen schwammen sie durch das Seegrasfeld in den weiten Ozean hinein.

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Tag der Veröffentlichung: 31.12.2009

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