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Leseprobe

Alte Elberfelder

Text der Elberfelder 1871 gemeinfrei seit 1972-01-01, Text der Elberfelder 1885 NT und Elberfelder 1907 gemeinfrei seit 2003-01-01.

Bibelbücher

  • Evangelium nach Matthäus.
  • Evangelium nach Markus.
  • Evangelium nach Lukas.
  • Evangelium nach Johannes.
  • Die Apostelgeschichte.
  • Der Brief an die Römer.
  • Der erste Brief an die Korinther.
  • Der Brief an die Galater.
  • Der Brief an die Epheser.
  • Der Brief an die Philipper.
  • Der Brief an die Kolosser.
  • Der erste Brief an Timotheus.
  • Epistel an die Hebräer.
  • Epistel des Jakobus.

Legende

Aus dem Vorwort (1871)

[…] Wie schon bemerkt, konnten wir die Einrichtung einer kritischen Ausgabe nicht unternehmen; aber wir thaten folgendes:

Da, wo die Gelehrten, nachdem sie zur Erreichung eines genauen Textes die vielen Manuscripte verglichen und alle anderen vorhandenen Mittel benutzt haben, in Betreff der Lesart einstimmig waren, sind wir ihnen gefolgt; und zur großen Freude dürfen wir sagen, daß sie, wenige Stellen ausgenommen, in allen wichtigen Fällen in der Lesart einstimmig sind. Dazu haben wir die verworfene Lesart, d. h. die Uebersetzung des unvollkommenen Textes (Textus receptus), den auch die frühern Uebersetzer in Ermangelung eines bessern übersetzten, mit dem Buchstaben T. r. am Schluß des Buches aufgezeichnet. Der nicht gelehrte Leser kann diese Noten ganz unbeachtet lassen, indem wir sie nicht als etwas Ungewisses oder Zweifelhaftes, sondern aus dem Grunde anführten, um dem Einwurfe zu begegnen, als hätten wir nach Willkür oder aus Nachlässigkeit diese oder jene Stelle verändert. Nur da, wo man in Betreff der Veränderungen in der Lesart unschlüssig war, übersetzten wir nach dem Textus receptus. – Wenn ferner der Leser unten als Note das Wörtchen: „Oder“ findet, so soll dadurch angedeutet werden, daß eine wörtliche Uebersetzung des Textes zu sehr der Verständlichkeit ermangeln würde, und daher haben wir es, da dennoch oft in dem buchstäblichen Ausdrucke eine Kraft verborgen liegt, vorgezogen, diesen als Note anzuführen. Endlich zeigen die dem Texte in kleinerer Schrift beigefügten Wörter an, daß sie nicht im Urtext stehen, sondern nothwendig waren, um den Satz in der deutschen Sprache verständlich zu machen.

In der Anordnung der Noten haben wir zur bessern Uebersicht die Aenderung getroffen, indem wir diejenigen, welche beim Gebrauche des Wortes Gottes dem Leser von Nutzen sein können, unter dem Texte anführen, während wir die übrigen, die fast ausschließlich die verworfenen Lesarten des Textus receptus enthalten, am Schluß des Bandes geben.

Abkürzungen bei den Noten (1871)

Aus dem Vorwort (1885 NT)

Wenn ferner der Leser unten als Note das Wörtchen: Oder (O.) findet, so soll dadurch angedeutet werden, daß die betreffenden Wörter oder Sätze noch eine andere Uebersetzung zulassen. Ebenso haben wir in vielen Fällen, wo eine wörtliche Uebersetzung des Textes zu sehr die Verständlichkeit ermangeln würde, diese als Note mit dem Zeichen B.-Buchstäblich, unter den Text gesetzt, da oft in dem buchstäblichen Ausdruck eine besondere Kraft verborgen liegt. Endlich zeigen die dem Text in kleinerer Schrift eingefügten Wörter an, daß sie nicht im Urtexte stehen, aber notwendig waren, um den Satz in der deutschen Sprache verständlich zu machen.

Wir haben zu dieser Ausgabe das ganze Neue Testament auf’s neue genau durchgesehen, und zwar diesmal unter besonderer Berücksichtigung der alten Sinaitischen Handschrift, was früher nicht in so vollständiger Weise geschehen war. Indes nur dann, wenn die fast gleich alte Handschrift des Vatikans und mehrere jüngere Manuskripte mit ihr zusammengingen, nahmen wir die Lesart entweder an, oder stellten sie, wenn dies nach gewissenhafter Prüfung der betreffenden Stelle und Vergleichung andrer Ausgaben nicht anging, […] in das Variantenverzeichnis im Anhang. Oft haben wir im Texte selbst Worte und Sätze, die in den alten und andern Handschriften fehlen, der Kürze wegen in eckige Klammern gesetzt, um dadurch anzudeuten, daß das Eingeklammerte fraglich ist.

Erklärung der Abkürzungen in den Anmerkungen unter dem Text (1885 NT)

Evangelium nach Matthäus.

Kapitel 1

1 Das Buch des Geschlechtes Jesu Christi, Sohnes Davids, Sohnes Abrahams.

2 Abraham zeugte Isaak, Isaak aber zeugte Jakob, Jakob aber zeugte Juda und seine Brüder, 3 Juda aber zeugte Phares und Zarah von der Thamar, Phares aber zeugte Hezron, Hezron aber zeugte Aram, 4 Aram aber zeugte Aminadab, Aminadab aber zeugte Nahasson, Nahasson aber zeugte Salmon, 5 Salmon aber zeugte Boas von der Rahab, Boas aber zeugte Obed von der Ruth, Obed aber zeugte Jesse, 6 Jesse aber zeugte David, den König. David, der König, aber zeugte Salomon von dem Weibe des Uria, 7 Salomon aber zeugte Roboam, Roboam aber zeugte Abia, Abia aber zeugte Asa, 8 Asa aber zeugte Josaphat, Josaphat aber zeugte Joram, Joram aber zeugte Osia, 9 Osia aber zeugte Jotham, Jotham aber zeugte Achas, Achas aber zeugte Ezekia, 10 Ezekia aber zeugte Manasse, Manasse aber zeugte Amon, Amon aber zeugte Josia, 11 Josia aber zeugte Jechonia und seine Brüder um die Zeit der Wegführung[1] nach Babylon. 12 Nach der Wegführung[2] nach Babylon aber zeugte Jechonia Salathiel, Salathiel aber zeugte Zorobabel, 13 Zorobabel aber zeugte Abiud, Abiud aber zeugte Eliakim, Eliakim aber zeugte Asor, 14 Asor aber zeugte Zadok, Zadok aber zeugte Achim, Achim aber zeugte Eliud, 15 Eliud aber zeugte Eleasar, Eleasar aber zeugte Matthan, Matthan aber zeugte Jakob, 16 Jakob aber zeugte Joseph, den Mann der Maria, von welcher Jesus geboren ist, der genannt ist Christus. 17 So sind nun alle Geschlechter von Abraham bis David vierzehn Geschlechter, und von David bis auf die Wegführung[3] nach Babylon vierzehn Geschlechter, und von der Wegführung[4] nach Babylon bis auf den Christus vierzehn Geschlechter.

18 Die Geburt Jesu Christi war aber also: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Joseph verlobt war, ward sie, ehe sie zusammen gekommen, schwanger erfunden von dem Heiligen Geiste. 19 Joseph aber, ihr Mann, indem er gerecht war, und sie nicht öffentlich zur Schau stellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen; 20 als er aber solches bei sich überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des[5] Herrn im Traum und sprach: Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen, denn das in ihr gezeuget ist, ist von dem Heiligen Geiste. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden. 22 Alles dieses aber ist geschehen, auf daß erfüllet würde, das von dem Herrn[6] geredet ist durch den Propheten, der da spricht: 23 „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen nennen: Emmanuel, was verdollmetscht heißt: Gott mit uns“[7]! 24 Joseph aber, vom Schlafe erwacht, that, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm sein Weib zu sich, 25 und erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgebornen Sohn geboren hatte; und er nannte seinen Namen Jesus.

Kapitel 2

1 Als aber Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen Herodes’, des Königs, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenlande nach Jerusalem, welche sprachen: 2 Wo ist der, der geboren worden, der König[1] der Juden? denn wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind gekommen, ihm zu huldigen.

3 Als dies aber der König Herodes hörte, ward er bestürzt und ganz Jerusalem mit ihm; 4 und er versammelte alle die Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Sie aber sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn also steht geschrieben durch den Propheten: 6 „Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Juda’s, denn aus dir wird hervorkommen ein Fürst, der mein Volk Israel weiden wird“[2].

7 Dann berief Herodes die Magier heimlich und erforschte genau von ihnen die Zeit der Erscheinung des Sternes; 8 und er sandte sie nach Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet genau nach dem Kindlein; wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, daß ich auch komme und ihm huldige. 9 Sie aber, als sie den König gehört hatten, zogen hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und stand oben über, wo das Kindlein war. 10 Als sie aber den Stern sahen, freueten sie sich mit überschwänglich großer Freude. 11 Und als sie in das Haus hineinkamen, sahen[3] sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und niederfallend huldigten sie ihm. Und als sie ihre Schätze aufgethan, opferten sie ihm Gaben: Gold und Weihrauch und Myrrhen. 12 Und als sie im Traume eine göttliche Weisung empfangen, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Wege hin in ihr Land.

13 Als sie aber hingezogen waren, siehe, da erscheint ein Engel des Herrn[4] dem Joseph im Traume und spricht: Stehe auf, nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und fliehe nach Aegypten und sei daselbst, bis ich es dir sage; denn Herodes wird das Kindlein suchen, um es umzubringen. 14 Er aber, als er aufgestanden, nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und zog hin nach Aegypten. 15 Und er war daselbst bis zum Tode Herodes’, auf daß erfüllet würde, das von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, sagend: „Aus Aegypten habe ich meinen Sohn gerufen“[5]. 16 Da ward Herodes, als er sah, daß er von den Magiern hintergangen worden, sehr ergrimmt, und sandte hin und tödtete alle Knaben, die in Bethlehem und in allen seinen Grenzen waren, von zwei Jahren und darunter, nach der Zeit, die er von den Magiern genau erkundet hatte. 17 Da ward erfüllet, das geredet ist von Jeremias, dem Propheten, sagend: 18 „Eine Stimme ist in Rama gehört worden, Trauer und Heulen und viel Wehklagen: Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind“[6].

19 Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erscheint ein Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Aegypten 20 und spricht: Stehe auf, nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und ziehe in das Land Israel, denn sie sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben[7] trachteten. 21 Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich und kam in das Land Israel. 22 Als er aber hörte, daß Archelaus über Judäa herrsche, anstatt Herodes, seines Vaters, fürchtete er sich, dahin zu gehen; und da er von Gott im Traume eine Weisung empfing, zog er in die Gegenden von Galiläa, 23 und kam und wohnte in einer Stadt, genannt Nazareth, daß erfüllt würde, das geredet ist durch die Propheten: „Er wird Nazarener genannt werden“.

Kapitel 3

1 In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa 2 und spricht: Thut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen. 3 Denn dieser ist der, von welchem geredet ist durch[1] Jesaias, den Propheten, sagend: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Steige“[2]. 4 Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung von Kameelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig.

5 Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgegend des Jordans, 6 und sie wurden von ihm im Jordan getauft, ihre Sünden bekennend.

7 Als er nun viele der Pharisäer und Sadducäer kommen sah zu seiner Taufe, sprach er zu ihnen: Otternbrut, wer hat euch angewiesen, dem kommenden Zorne zu entfliehen? 8 Bringet denn der Buße würdige Frucht. 9 Und denket nicht bei euch selbst, zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater; denn ich sage euch, daß Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. 10 Es ist aber die Axt schon[3] an die Wurzel der Bäume gelegt[4]: jeglicher Baum denn, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen. 11 Ich freilich taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende aber ist mächtiger denn ich, deß Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen; 12 dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen, und seinen Weizen auf den Speicher sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.

13 Dann kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um von ihm getauft zu werden. 14 Johannes aber wehrte ihm und sprach: Ich habe nöthig von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß jetzt; denn also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da läßt er’s ihm zu. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald von dem Wasser herauf, und siehe, die Himmel wurden ihm aufgethan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube[5] herniederfahren und auf ihn kommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus den Himmeln, sagend: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.

Kapitel 4

1 Dann ward Jesus von dem Geiste in die Wüste hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden; 2 und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn darnach. 3 Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brode werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Nicht von Brod allein soll der Mensch leben, sondern von jeglichem Worte, das durch den Mund Gottes ausgehet“[1].

5 Dann nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels, 6 und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, wirf dich hinab, denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln befehlen über dir, und sie werden dich auf den Händen tragen, daß du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest“[2]. 7 Jesus sprach zu ihm: Wiederum steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“[3].

8 Wiederum nimmt ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, 9 und sprach[4] zu ihm: Alle diese Dinge will ich dir geben, wenn du niederfallend mich anbeten[5] willst. 10 Da spricht Jesus zu ihm: Gehe hinter mich, Satanas! denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten[6] und ihm allein dienen“[7].

11 Dann verläßt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen zu ihm und dieneten ihm.

12 Als er[8] aber gehört, daß Johannes überliefert worden war, entwich er nach Galiläa, 13 und verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, in den Grenzen Zabulon und Nephtalim; 14 auf daß erfüllet würde, das geredet ist durch Jesaias, den Propheten, der da spricht: 15 „Land Zabulon und Land Nephtalim, am Wege des See’s, jenseit des Jordans, Galiläa der Nationen, 16 das Volk, das in Finsterniß saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die da saßen im Lande und Schatten des Todes – Licht ist ihnen aufgegangen“[9].

17 Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Thut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen. 18 Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er[10] zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer; 19 und er spricht zu ihnen: Kommt her, mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. 20 Sie aber, alsbald die Netze verlassend, folgten ihm. 21 Und von dannen weiter ziehend, sah er zwei andere Brüder: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiffe mit Zebedäus, ihrem Vater, die ihre Netze ausbesserten[11]; und er rief sie. 22 Sie aber verließen alsbald das Schiff und ihren Vater und folgten ihm.

23 Und Jesus zog in ganz Galiläa umher, lehrte in ihren Synagogen, und verkündigte die gute Botschaft des Reiches, und heilte jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen im Volke. 24 Und sein Ruf ging aus in das ganze Syrien; und sie brachten zu ihm alle die Siechen, die mit vielerlei Krankheiten und Qualen behaftet waren, und Besessene und Mondsüchtige und Gichtbrüchige; und er heilte sie. 25 Und es folgte ihm eine große Volksmenge von Galiläa und Dekapolis und Jerusalem und Judäa und von jenseit des Jordans.

Kapitel 5

1 Da er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er that seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 3 Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. 5 Glückselig die Sanftmüthigen, denn sie werden das Land[1] erben. 6 Glückselig die nach der Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden, denn sie werden gesättigt werden. 7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. 8 Glückselig die Reinen im Herzen, denn sie werden Gott schauen. 9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. 10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen werden und reden jegliches böse Wort lügnerisch wider euch um meinetwillen. 12 Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn also haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. 13 Ihr seid das Salz der Erde[2]. Wenn aber das Salz dumm geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als draußen hingeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.

14 Ihr seid das Licht der Welt: eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. 16 Also lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, daß sie eure guten[3] Werke sehen, und euern Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.

17 Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: bis daß der Himmel und die Erde vergehen, wird kein Jota und kein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis es alles geschehen ist. 19 Wer denn nun irgend eins dieser geringsten Gebote auflöset und also die Menschen lehret, der wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer aber irgend sie thut und lehret, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel. 20 Denn ich sage euch: wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist denn die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel hineinkommen.

21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht tödten; wer aber irgend tödten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch, daß jeglicher, der seinem Bruder [ohne Grund][4] zürnet, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber irgend zu seinem Bruder sagt: Raka! dem Synedrium verfallen sein wird; wer aber irgend sagt: Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird. 23 Wenn du nun deine Gabe darbringst zum Altar und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder etwas wider dich habe, 24 so laß daselbst deine Gabe vor dem Altar, und gehe hin und versöhne dich zuvor mit deinem Bruder, und dann komm und bringe deine Gabe dar. 25 Willfahre deiner Gegenpartei schnell, während du mit ihr auf dem Wege bist, damit nicht die Gegenpartei dich dem Richter überliefere, und der Richter überliefere dich dem Diener, und du in’s Gefängniß geworfen werdest. 26 Wahrlich, ich sage dir: du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du den letzten Pfenning bezahlt hast.

27 Ihr habt gehört, daß gesagt ist[5]: Du sollst nicht ehebrechen. 28 Ich aber sage euch, daß jeglicher, der ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, schon mit ihr die Ehe gebrochen hat in seinem Herzen. 29 Wenn aber dein rechtes Auge dich ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist dir nützlich, daß eins deiner Glieder umkomme, und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. 30 Und wenn deine rechte Hand dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir; denn es ist dir nützlich, daß eins deiner Glieder umkomme, und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.

31 Es ist aber gesagt: Wer irgend sein Weib entlassen wird, der gebe ihr einen Scheidebrief. 32 Ich aber sage euch, daß wer irgend sein Weib entlassen wird, außer auf Grund der Hurerei, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer irgend eine Entlassene heirathet, der bricht die Ehe.

33 Wiederum habt ihr gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht fälschlich schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eidschwüre erfüllen. 34 Ich aber sage euch: schwöret überhaupt nicht, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt; 36 noch sollst du schwören bei deinem Haupte, denn du vermagst nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen. 37 Es sei aber eure Rede: Ja, ja; nein, nein; was aber mehr ist denn diese, ist aus dem Bösen.

38 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich aber sage euch: widerstehet nicht dem Bösen, sondern wer irgend dich auf deinen rechten Backen schlagen wird, dem biete auch den andern dar; 40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen[6] und deinen Rock nehmen will, dem laß auch den Mantel. 41 Und wer irgend dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem gehe zwei. 42 Gieb dem, der dich bittet, und weise den nicht ab[7], der von dir borgen will.

43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beeinträchtigen und verfolgen, 45 auf daß ihr Söhne seid euers Vaters, der in den Himmeln ist; denn er lässet seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und lässet regnen auf Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Thun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßet, was thut ihr Vorzügliches? Thun nicht auch die Nationen[8] also? 48 Seid denn vollkommen, gleichwie euer himmlischer Vater[9] vollkommen ist.

Kapitel 6

1 Habt Acht, daß ihr nicht euer Almosen gebet vor den Menschen, um von ihnen gesehen zu werden; wenn aber nicht, so habt ihr keinen Lohn bei euerm Vater, der in den Himmeln ist. 2 Wenn du nun Almosen giebst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler thun in den Synagogen und in den Straßen, damit sie von den Menschen geehrt werden möchten. Wahrlich, ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. 3 Du aber, wenn du Almosen giebst, so wisse deine Linke nicht, was deine Rechte thut, 4 daß dein Almosen sei im Verborgenen, und dein Vater, der im Verborgenen siehet, er wird dir vergelten[1].

5 Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben zu beten, stehend in den Synagogen und auf den Ecken der Straßen, daß sie vor den Menschen scheinen. Wahrlich, ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. 6 Du aber, wenn du betest, so gehe in deine Kammer, und nachdem du deine Thür geschlossen, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen siehet, wird dir vergelten[2]. 7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern, wie die heidnischen Völker, denn sie meinen, daß sie um ihrer vielen Worte willen werden erhört werden. 8 Seid ihnen denn nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet. 9 Betet ihr nun also: Unser Vater, der du bist in den Himmeln; geheiligt werde dein Name; 10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf der Erde. 11 Unser nöthiges[3] Brod gieb uns heute; 12 und vergieb uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern, 13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns von dem Bösen[4]. 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebet, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; 15 wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebet, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben.

16 Wenn ihr aber fastet, so sehet nicht düster aus wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Angesichter, daß sie vor den Menschen scheinen wie Fastende. Wahrlich, ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin. 17 Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, 18 daß du vor den Menschen nicht scheinest wie ein Fastender, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen siehet, wird dir vergelten[5].

19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, da wo Motte und Rost verderbet[6], und wo Diebe durchgraben und stehlen; 20 sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost verderbet[7], und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen; 21 denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. 22 Das Auge ist des Leibes Lampe; wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; 23 wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsterniß ist, wie groß die Finsterniß! 24 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. 25 Deshalb sage ich euch: seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euern Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise, und der Leib denn die Kleidung? 26 Sehet hin auf die Vögel des Himmels, daß sie nicht säen, noch ernten, noch sammeln auf die Speicher, und euer himmlischer Vater ernähret sie. Seid ihr nicht viel vorzüglicher denn sie? 27 Wer aber unter euch vermag mit Sorgen seiner Größe eine Elle zuzusetzen? 28 Und warum seid ihr besorgt um Kleidung? Lernet von den[8] Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie bemühen sich nicht und spinnen auch nicht. 29 Ich sage euch aber, daß auch Salomon in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet war, wie eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute ist, und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet; nicht viel mehr euch, Kleingläubige? 31 So seid denn nicht besorgt und saget: Was sollen wir essen, oder was sollen wir trinken, oder was sollen wir anziehen? 32 denn nach allem diesem trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr dies alles bedürfet. 33 Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazu gegeben werden. 34 So seid denn nicht besorgt für den morgenden Tag, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist dem Tage sein Uebel genug.

Kapitel 7

1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet; 2 denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. 3 Was aber siehest du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 4 Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich werde den Splitter aus deinem Auge wegnehmen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? 5 Heuchler, nimm zuerst den Balken aus deinem Auge weg, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge wegzunehmen.

6 Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie dieselben nicht mit ihren Füßen zertreten und, sich umwendend, euch zerreißen. 7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgethan werden. 8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgethan werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, den etwa sein Sohn um Brod bitten würde, der ihm einen Stein geben wird? 10 und wenn er ihn um einen Fisch bitten würde, der ihm eine Schlange geben wird? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten?

12 Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen thun, also thut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.

13 Gehet ein durch die enge Pforte, denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der in’s Verderben führt, und viele sind, die durch dieselbe eingehen. 14 Denn[1] enge ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.

15 Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Lieset man von Dornen eine Traube, oder von Disteln Feigen? 17 Also bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. 18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch ein fauler Baum gute Früchte bringen. 19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen. 20 Also an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern der den Willen thut meines Vaters, der in den Himmeln ist. 22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Teufel[2] ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunderwerke gethan? 23 und dann werde ich ihnen bekennen: ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Uebelthäter[3]!

24 Ein jeglicher nun, der diese meine Worte höret und sie thut, den werde ich einem verständigen Manne vergleichen, der sein Haus auf den Felsen gebaut hat; 25 und der Platzregen fiel hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde weheten, und sie stießen an jenes Haus, und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet. 26 Und jeglicher, der diese meine Worte höret und sie nicht thut, der wird einem thörichten Manne verglichen werden, der sein Haus auf den Sand gebaut hat; 27 und der Platzregen fiel hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde weheten, und sie stießen an jenes Haus, und es fiel, und sein Fall war groß.

28 Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, erstaunte die Volksmenge sehr über seine Lehre, 29 denn er lehrte sie, wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.

Kapitel 8

1 Als er aber von dem Berge herabgestiegen war, folgte ihm eine große Volksmenge. 2 Und siehe, ein Aussätziger kam und huldigte ihm und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. 3 Und Jesus, seine Hand ausstreckend, rührte ihn an und sprach: Ich will, sei gereinigt. Und alsbald war sein Aussatz gereinigt. 4 Und Jesus spricht zu ihm: Siehe, sage es niemandem; gehe aber hin, zeige dich dem Priester und bringe die Gabe dar, die Moses angeordnet hat, ihnen zu einem Zeugniß.

5 Als er[1] aber in Kapernaum einging, trat zu ihm ein Hauptmann, der bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause gichtbrüchig und wird schrecklich gequält. 7 Und Jesus spricht zu ihm: Ich will kommen und ihn heilen. 8 Und der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach kommest; aber sprich nur mit einem Wort, und mein Knecht wird gesund werden. 9 Denn auch ich bin ein Mensch unter Gewalt und habe Kriegsknechte unter mir, und ich sage zu diesem: Gehe hin, und er geht; und zu dem andern: Komm, und er kommt; und zu meinem Knechte: Thue dieses, und er thut’s. 10 Als aber Jesus es hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die da folgten: Wahrlich, ich sage euch, selbst nicht in Israel habe ich solchen Glauben gefunden. 11 Ich sage euch aber: Viele werden kommen von Aufgang und von Niedergang und werden mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tische liegen in dem Reiche der Himmel; 12 die Söhne aber des Reiches werden hinausgeworfen werden in die äußere Finsterniß: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund in jener Stunde.

14 Und als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er dessen Schwiegermutter liegen und fieberkrank. 15 Und er rührte ihre Hand an, und das Fieber verließ sie, und sie stand auf und dienete ihm[2].

16 Als es aber Abend geworden, brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus mit einem Worte, und er heilte alle die Siechen, 17 auf daß erfüllet würde, das geredet ist durch Jesaias, den Propheten, der da spricht: „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten“[3].

18 Da aber Jesus eine große Volksmenge um sich sah, befahl er hinwegzufahren an das jenseitige Ufer. 19 Und ein Schriftgelehrter trat herzu und sprach zu ihm: Lehrer, ich will dir folgen, wohin du auch gehest. 20 Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Löcher, und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege. 21 Ein anderer aber seiner Jünger sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 22 Jesus aber sprach zu ihm: Folge mir, und laß die Todten ihre Todten begraben. 23 Und als er in’s Schiff stieg, folgten ihm seine Jünger. 24 Und siehe, es ward ein großes Ungestüm im See, so daß das Schiff von den Wellen bedeckt wurde; er aber schlief. 25 Und seine Jünger traten hinzu, weckten ihn auf und sprachen: Herr, rette uns, wir gehen verloren! 26 Und er spricht zu ihnen: Was seid ihr furchtsam, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, bedrohete die Winde und den See, und es ward eine große Stille. 27 Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was für einer ist dieser, daß auch die Winde und der See ihm gehorchen? 28 Und als er an das jenseitige Ufer gekommen war, in die Gegend der Gergesener, begegneten ihm zwei Besessene, die aus den Grüften hervorkamen, sehr wüthend, so daß niemand jenes Weges vorbeigehen konnte. 29 Und siehe, sie schrieen und sagten: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu, Sohn Gottes? Bist du hieher gekommen, uns zu quälen vor der Zeit[4]? 30 Aber ferne von ihnen war eine Heerde vieler Schweine, welche weidete; 31 die Teufel[5] aber baten ihn und sprachen: Wenn du uns austreibst, so erlaube uns, in die Heerde Schweine zu fahren. 32 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin! Sie aber fuhren aus und fuhren in die [Heerde][6] Schweine. Und siehe, die ganze Heerde [Schweine][7] stürzte sich den Abhang hinab in den See, und sie starben in dem Gewässer. 33 Die Hüter aber entflohen und gingen in die Stadt und verkündeten alles, und das von den Besessenen. 34 Und siehe, die ganze Stadt ging hinaus, Jesu entgegen, und als sie ihn sahen, baten sie ihn, er möchte von ihren Grenzen weggehen.

Kapitel 9

1 Und er stieg in das Schiff, setzte über und kam in seine eigene Stadt. 2 Und siehe, sie brachten zu ihm einen Gichtbrüchigen, der auf einem Bette lag; und als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei gutes Muthes, Kind, deine Sünden sind dir vergeben. 3 Und siehe, etliche von den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert. 4 Und Jesus, ihre Gedanken sehend, sprach: Warum denkt ihr Arges in euren Herzen? 5 Denn was ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandele? 6 Damit ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat auf der Erde Sünden zu vergeben (dann sagt er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, und nimm dein Bett, und gehe nach deinem Hause. 7 Und er stand auf und ging nach seinem Hause. 8 Als aber die Volksmenge es sah, verwunderte sie sich und verherrlichte Gott, der solche Gewalt den Menschen gegeben.

9 Und als Jesus von dannen weiter ging, sah er einen Menschen am Zollhause sitzen, genannt Matthäus, und er sagte zu ihm: Folge mir. Und er stand auf und folgte ihm. 10 Und es geschah, als er in dem Hause zu Tische lag, siehe[1], da kamen viele Zöllner und Sünder und lagen zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. 11 Und als die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern? 12 Jesus aber, als er es hörte, sprach zu ihnen: Die Starken bedürfen nicht eines Arztes, sondern die Kranken. 13 Gehet aber hin und lernet, was das sei: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“[2]; denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder[3].

14 Dann kommen die Jünger Johannes’ zu ihm und sagen: Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht? 15 Und Jesus sprach zu ihnen: Können die Söhne des Brautgemachs trauern, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten. 16 Niemand aber setzt einen Flicken von neuem[4] Tuch auf ein altes Kleid, denn der eingesetzte Lappen reißt ab vom Kleide, und der Riß wird ärger. 17 Auch thut man nicht neuen Wein in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben; sondern man thut neuen Wein in neue Schläuche, und beide zusammen werden erhalten.

18 Während er dieses zu ihnen redete, siehe, da kam ein Vorsteher und huldigte ihm und sprach: Meine Tochter ist eben jetzt verschieden; aber komm, lege deine Hand auf sie, und sie wird leben. 19 Und Jesus stand auf und folgte ihm, und seine Jünger. 20 Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten herzu und rührte den Zipfel seines Kleides an; 21 denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Kleid anrühre, so werde ich geheilt werden. 22 Jesus aber wandte sich um und sah sie und sprach: Sei gutes Muthes, Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Und das Weib war geheilt von jener Stunde an.

23 Und als Jesus in das Haus des Vorstehers kam und die Pfeifer und den lärmenden Haufen sah, 24 sprach[5] er zu ihnen: Gehet fort, denn das Mägdlein ist nicht gestorben, sondern schläft. Und sie verlachten ihn. 25 Als aber die Volksmenge hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff ihre Hand, und das Mägdlein richtete sich auf. 26 Und dieses Gerücht ging aus in jenes ganze Land.

27 Und als Jesus von dannen weiter ging, folgten ihm zwei Blinde, welche schrieen und sprachen: Erbarme dich unser, Sohn Davids! 28 Als er aber in das Haus kam, traten die Blinden zu ihm, und Jesus spricht zu ihnen: Glaubet ihr, daß ich dieses thun kann? Sie sagen zu ihm: Ja, Herr. 29 Dann rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach euerm Glauben. 30 Und ihre Augen wurden aufgethan, und Jesus bedrohte sie und sprach: Sehet zu, daß es niemand erfahre. 31 Sie aber gingen aus und machten ihn ruchtbar in jenem ganzen Lande.

32 Als sie aber weggingen, siehe, da brachten sie zu ihm einen stummen Menschen, besessen. 33 Und als der Teufel[6] ausgetrieben war, redete der Stumme. Und es verwunderte sich die Volksmenge und sprach: Niemals ward es also in Israel gesehen. 34 Die Pharisäer aber sagten: Er treibt die Teufel[7] aus durch den Obersten der Teufel[8].

35 Und Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer, lehrend in ihren Synagogen, und verkündigend die gute Botschaft des Reiches, und heilend jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen[9]. 36 Als er aber die Volksmenge sah, ward er innerlich bewegt über sie, weil sie abgemattet und zerstreut waren, wie Schafe[10], die keinen Hirten haben.

37 Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige; 38 bittet denn den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in seine Ernte.

Kapitel 10

1 Und als er seine zwölf Jünger zu sich gerufen hatte, gab er ihnen Gewalt über unreine Geister, dieselben auszutreiben, und jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen zu heilen.

2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: Der erste, Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; 3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus, zubenamt Thaddäus; 4 Simon der Kananiter[1] und Judas der Iskariot, der ihn auch überlieferte.

5 Diese Zwölf sandte Jesus aus, und befahl ihnen und sprach: Gehet auf keinen Weg der Nationen, und gehet in keine Stadt der Samariter hinein; 6 gehet aber vielmehr zu den verlornen Schafen des Hauses Israel. 7 Indem ihr aber hinziehet, predigt und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen. 8 Heilet Kranke, erwecket Todte, reiniget Aussätzige[2], treibet Teufel[3] aus. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet. 9 Verschaffet euch weder Gold, noch Silber, noch Kupfer in eure Gürtel, 10 weder Beutel auf den Weg, noch zwei Röcke, noch Sandalen, noch einen Stab, denn der Arbeiter ist seiner Nahrung werth. 11 In welche Stadt aber, oder in welches Dorf ihr irgend hineingegangen seid, erforschet, wer darin würdig ist, und daselbst bleibet, bis ihr weggehet. 12 Wenn ihr aber in das Haus hineingehet, so grüßet es. 13 Und wenn das Haus würdig ist, so komme euer Friede auf dasselbe; wenn es aber nicht würdig ist, so wende sich euer Friede zu euch zurück. 14 Und wer irgend euch nicht aufnehmen, noch eure Worte hören wird, – gehet heraus aus jenem Hause oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15 Wahrlich, ich sage euch: es wird dem Lande der Sodomer und Gomorrer erträglicher ergehen am[4] Tage des Gerichts, denn jener Stadt.

16 Siehe, ich sende euch wie Schafe inmitten der Wölfe; so seid denn klug wie die Schlangen, und einfältig wie die Tauben. 17 Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch an die Synedrien überliefern, und in ihren Synagogen werden sie euch geißeln; 18 und auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zu einem Zeugniß. 19 Wenn sie euch aber überliefern, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. 20 Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist euers Vaters ist es, der in euch redet.

21 Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überliefern, und der Vater das Kind; und es werden Kinder sich erheben gegen Eltern und sie tödten. 22 Und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharret bis an’s Ende, dieser wird errettet werden.

23 Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so fliehet in die andere; denn wahrlich, ich sage euch: ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen kommen wird. 24 Der Jünger ist nicht über den Lehrer, und der Knecht nicht über seinen Herrn. 25 Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Lehrer, und der Knecht wie sein Herr. Wenn sie den Hausherrn Beelzebub genannt haben, wie vielmehr seine Hausgenossen? 26 Fürchtet euch denn nicht vor ihnen. Denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht kund werden wird. 27 Was ich euch sage in der Finsterniß, redet in dem Lichte, und was ihr höret in’s Ohr, predigt auf den Dächern[5].

28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, die Seele aber nicht zu tödten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der beides, Seele und Leib, zu verderben vermag in der Hölle. 29 Werden nicht zwei Sperlinge verkauft um einen Pfenning? und nicht einer von ihnen fällt auf die Erde ohne euern Vater; 30 an euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt. 31 Fürchtet euch denn nicht: ihr seid vorzüglicher denn viele Sperlinge. 32 Ein jeglicher nun, der irgend mich bekennen wird vor den Menschen, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. 33 Wer aber irgend mich verläugnen wird vor den Menschen, den werde auch ich verläugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.

34 Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, ist meiner nicht würdig; 38 und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. 39 Wer sein Leben findet, wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden. 40 Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, wird eines Propheten Lohn empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen. 42 Und wer irgend einen dieser Kleinen nur mit einem Becher kalten Wassers tränken wird in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn nicht verlieren.

Kapitel 11

1 Und es geschah, als Jesus seine Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte, begab er sich von dannen hinweg, um zu lehren und zu predigen in ihren Städten.

2 Als aber Johannes im Gefängnisse die Werke des Christus[1] hörte, sandte er durch[2] seine Jünger, 3 und sprach zu ihm: Bist du der Kommende, oder sollen wir eines andern warten? 4 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr höret und sehet: 5 Blinde sehen und Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt und Taube hören und[3] Todte werden auferweckt und Armen wird gute Botschaft verkündigt; 6 und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird. 7 Als diese aber hingingen, fing Jesus an, zu der Volksmenge zu reden über Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? ein Rohr vom Winde hin und her bewegt? 8 Was aber seid ihr hinausgegangen zu sehen? einen Menschen mit weichen Kleidern angethan? siehe, die die weichen Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. 9 Was aber seid ihr hinausgegangen zu sehen? einen Propheten? Ja, ich sage euch, und mehr denn einen Propheten. 10 Denn dieser ist’s, von dem geschrieben steht: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird“[4]. 11 Wahrlich, ich sage euch: unter den von Weibern Gebornen ist kein Größerer aufgestanden denn Johannes der Täufer; der Geringste[5] aber im Reiche der Himmel ist größer denn er. 12 Aber von den Tagen Johannes’ des Täufers an bis jetzt wird dem Reiche der Himmel Gewalt gethan, und Gewaltthuende reißen es an sich. 13 Denn alle die Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis auf Johannes. 14 Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll. 15 Wer Ohren hat zu hören, der höre! 16 Wem aber soll ich dies Geschlecht vergleichen? Es ist Kindern gleich, die auf den Märkten sitzen und ihren Gespielen zurufen 17 und sagen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht gewehklagt. 18 Denn Johannes ist gekommen, der weder aß noch trank, und sie sagen: Er hat einen Teufel[6]. 19 Der Sohn des Menschen ist gekommen, der da isset und trinket, und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder; – und die Weisheit ist gerechtfertigt von ihren Kindern.

20 Dann fing er an, die Städte zu schelten, in welchen seine meisten Wunderwerke geschehen waren, weil sie nicht Buße thaten. 21 Wehe dir, Chorazin! wehe dir Bethsaida! denn wenn zu Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße gethan. 22 Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am[7] Tage des Gerichts denn euch. 23 Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöhet bist, bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Wunderwerke geschehen wären, die in dir geschehen sind, sie wäre geblieben bis auf den heutigen Tag. 24 Doch ich sage euch: dem Sodomer Lande wird es erträglicher ergehen am[8] Tage des Gerichts denn dir. 25 Zu jener Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dieses vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. 26 Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennet den Sohn, denn nur der Vater; und niemand erkennet den Vater, denn nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will. 28 Kommet her zu mir, alle Mühselige und Beladene, und ich werde euch Ruhe geben. 29 Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig[9], und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; 30 denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

Kapitel 12

1 Zu jener Zeit ging Jesus an den Sabbathen durch die Saaten; es hungerte aber seine Jünger, und sie fingen an, Aehren abzupflücken und zu essen. 2 Als es aber die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger thun, was am Sabbath zu thun nicht erlaubt ist. 3 Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David that, als ihn, und die bei ihm waren, hungerte? 4 wie er hineinging in das Haus Gottes und die Schaubrode aß, welche zu essen ihm nicht erlaubt war, noch denen, die mit ihm waren, sondern allein den Priestern? 5 Oder habt ihr nicht gelesen in dem Gesetz, daß an den Sabbathen die Priester in dem Tempel den Sabbath entheiligen und schuldlos sind? 6 Ich aber sage euch: Größeres[1] denn der Tempel ist hier. 7 Hättet ihr aber gewußt, was es ist: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“[2], so hättet ihr die Schuldlosen nicht verurtheilt. 8 Denn der Sohn des Menschen ist[3] Herr des Sabbaths.

9 Und von dannen weiter gehend, kam er in ihre Synagoge. 10 Und siehe, da war ein Mensch, dessen Hand dürre war[4]. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist es erlaubt, an den Sabbathen zu heilen? damit sie ihn anklagen möchten. 11 Er aber sprach zu ihnen: Welcher Mensch wird unter euch sein, der ein Schaf hat, und wenn dieses am Sabbath in eine Grube gefallen ist, es nicht ergreifen und herausheben wird? 12 Um wie viel mehr nun ist ein Mensch vorzüglicher denn ein Schaf! Also ist es erlaubt, an den Sabbathen Gutes zu thun. 13 Dann spricht er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus. Und er streckte sie aus, und sie ward wieder hergestellt, gesund wie die andere. 14 Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten einen Rath wider ihn, um ihn umzubringen. 15 Jesus aber, es wissend, entwich von dannen; und es folgte ihm eine große Volksmenge, und er heilte sie alle. 16 Und er bedrohete sie, daß sie ihn nicht offenbar machten; 17 daß erfüllet würde, das geredet ist durch Jesaias, den Propheten, der da spricht: 18 „Siehe, mein Knecht, den ich erwählt, mein Geliebter, an welchem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat; ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Nationen das Gericht ankündigen. 19 Er wird nicht streiten und nicht schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören; 20 ein zerstoßenes Rohr wird er nicht zerbrechen und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er das Gericht hinausführe zum Siege; 21 und auf seinen Namen werden die Nationen hoffen“[5].

22 Dann ward zu ihm gebracht ein Besessener, blind und stumm, und er heilte ihn, so daß der Blinde und Stumme sowol redete als sah. 23 Und es erstaunte die ganze Volksmenge und sagte: Ist dieser nicht der Sohn Davids? 24 Die Pharisäer aber, als sie es hörten, sagten: Dieser treibt die Teufel[6] nicht aus denn nur durch Beelzebub, den Obersten der Teufel[7]. 25 Jesus aber, ihre Gedanken kennend, sprach zu ihnen: Jegliches Reich, das wider sich selbst entzweit ist, wird wüste; und jegliche Stadt, oder Haus, das wider sich selbst entzweit ist, wird nicht bestehen. 26 Und wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er wider sich selbst entzweit; – wie wird denn sein Reich bestehen? 27 Und wenn ich durch Beelzebub die Teufel[8] austreibe, durch wen treiben eure Söhne selbige aus? Darum werden sie eure Richter sein. 28 Wenn ich aber in der Kraft des Geistes Gottes die Teufel[9] austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch hingekommen. 29 Oder wie kann jemand in das Haus des Starken hineingehen und seinen Hausrath rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet? und alsdann wird er sein Haus berauben. 30 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet. 31 Deshalb sage ich euch: jegliche Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden. 32 Und wer irgend ein Wort reden wird wider den Sohn des Menschen, es wird ihm vergeben werden; wer aber irgend wider den Heiligen Geist reden wird, es wird ihm nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitlauf, noch in dem zukünftigen. 33 Entweder machet den Baum gut, und seine Frucht gut, oder machet den Baum faul, und seine Frucht faul; denn der Baum wird aus der Frucht erkannt. 34 Otternbrut! wie könnet ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. 35 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz[10] Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. 36 Ich sage euch aber, daß von jeglichem unnützen Wort, das irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am[11] Tage des Gerichts; 37 denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammet werden.

38 Dann antworteten[12] etliche der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen. 39 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt nach einem Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden denn nur das Zeichen Jonas’, des Propheten. 40 Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauche des großen Fisches war, also wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein. 41 Männer von Ninive werden im Gericht aufstehen mit diesem Geschlecht, und werden es verdammen, denn sie thaten Buße auf die Predigt Jonas’; und siehe, mehr denn Jonas ist hier. 42 Eine Königin des Südens wird im Gericht aufstehen mit diesem Geschlecht, und wird es verdammen, denn sie kam von den Enden der Erde, um zu hören die Weisheit Salomons; und siehe, mehr denn Salomon ist hier.

43 Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist vom Menschen, so durchwandert er dürre Oerter, Ruhe suchend, und er findet sie nicht. 44 Dann spricht er: Ich will umkehren in mein Haus, davon ich ausgegangen bin; und wenn er kommt, findet er’s müßig, gekehrt und geschmückt. 45 Dann geht er hin und nimmt mit sich sieben andere Geister, böser denn er selbst, und sie gehen hinein und wohnen daselbst; und das Letzte jenes Menschen wird ärger denn das Erste. Also wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.

46 Da er aber noch zu der Volksmenge redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu sprechen. 47 Und es sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen, dich zu sprechen. 48 Er aber antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? 49 Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe, meine Mutter und meine Brüder, 50 denn wer irgend den Willen meines Vaters thut, der in den Himmeln ist, derselbe ist mein Bruder und Schwester und Mutter.

Kapitel 13

1 An jenem Tage aber ging Jesus aus von dem Hause und setzte sich an den See. 2 Und es versammelte sich eine große Volksmenge zu ihm, so daß er in das Schiff stieg und sich setzte; und die ganze Volksmenge stand am Ufer. 3 Und er redete von vielen Dingen zu ihnen in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging der Säemann aus zu säen; 4 und während er säete, fiel etliches an den Weg, und es kamen die Vögel und fraßen es auf. 5 Anderes aber fiel auf das Steinichte, wo es nicht viel Erde hatte, und alsbald ging es auf, weil es nicht tiefe Erde hatte; 6 als aber die Sonne aufging, ward es verbrannt, und weil es nicht Wurzel hatte, verdorrte es. 7 Anderes aber fiel unter die Dornen, und die Dornen schossen auf und erstickten es. 8 Anderes aber fiel auf die gute Erde und gab Frucht: das eine hundert-, das andere sechzig-, das andere dreißigfältig. 9 Wer Ohren hat zu hören, der höre.

10 Und die Jünger traten herzu und sprachen zu ihm: Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen? 11 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Weil euch gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber ist es nicht gegeben; 12 denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird Ueberfluß haben; wer aber nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, genommen werden. 13 Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehend nicht sehen, und hörend nicht hören, noch verstehen; 14 und es wird die Weissagung Jesaias’ an ihnen erfüllt, welche sagt: „Mit Gehör werdet ihr hören und nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und nicht wahrnehmen; 15 denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht irgend mit den Augen sehen, und mit den Ohren hören, und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, und ich sie heile“[1]. 16 Glückselig aber eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören; 17 denn wahrlich, ich sage euch: viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr anschauet, und haben es nicht gesehen; und zu hören, was ihr höret, und haben es nicht gehört.

18 So höret denn ihr das Gleichniß des Säemanns. 19 Wenn jemand das Wort des Reiches hört und es nicht versteht, so kommt der Böse und reißt weg, was in seinem Herzen gesäet war. Dieser ist’s, der an den Weg gesäet ist. 20 Der aber auf das Steinichte gesäet ist, dieser ist’s, der das Wort hört und es alsbald mit Freuden aufnimmt, 21 hat aber keine Wurzel in sich, sondern er ist nur für eine Zeit; wenn aber Trübsal oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, alsbald ärgert er sich. 22 Der aber unter die Dornen gesäet ist, dieser ist’s, der das Wort hört, und die Sorge dieses Zeitlaufs und der Betrug des Reichthums ersticken das Wort, und er[2] bringt keine Frucht. 23 Der aber auf die gute Erde gesäet ist, dieser ist’s, der das Wort hört und versteht, der wirklich Frucht bringt; und der eine trägt hundert-, der andere sechzig-, der andere dreißigfältig.

24 Ein anderes Gleichniß legte er ihnen vor, sagend: Das Reich der Himmel ist verglichen einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säete. 25 Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säete Unkraut mitten unter den Weizen und ging hinweg. 26 Als aber die Saat aufsproß und Frucht gab, da erschien auch das Unkraut. 27 Es kamen aber die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesäet? woher hat er denn das[3] Unkraut? 28 Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat dies gethan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst du denn, daß wir hingehen und es zusammenlesen? 29 Er aber sprach: Nein; damit ihr beim Zusammenlesen des Unkrauts nicht zugleich mit demselben den Weizen ausreißet. 30 Laßt es beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Leset zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt auf meinen Speicher.

31 Ein anderes Gleichniß legte er ihnen vor, sagend: Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkorn, welches ein Mensch nahm und auf seinen Acker säete, 32 das zwar kleiner ist denn[4] alle Samen, wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als die Gemüse, und wird ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und sich niederlassen in seinen Zweigen.

33 Ein anderes Gleichniß redete er zu ihnen: Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteig, welchen ein Weib nahm und unter drei Maß Mehl verbarg, bis alles gesäuert ward.

34 Dieses alles redete Jesus in Gleichnissen zu der Volksmenge, und ohne Gleichniß redete er nicht zu ihnen; 35 daß erfüllet würde, das geredet ist durch den Propheten, der da spricht: „Ich werde meinen Mund aufthun in Gleichnissen; ich werde aussprechen, was von Gründung der Welt an verborgen war“[5].

36 Dann entließ er[6] die Volksmenge und kam in das Haus; und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichniß vom Unkraut des Ackers. 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Der den guten Samen säet, das ist der Sohn des Menschen; 38 der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; 39 der Feind aber, der es gesäet hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters; die Schnitter aber sind die Engel. 40 Gleichwie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, also wird es in der Vollendung dieses Zeitalters sein. 41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel senden, und sie werden aus seinem Reiche zusammenlesen alle Aergernisse, und die das Gesetzlose thun; 42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat zu hören, der höre!

44 Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freuden darüber geht er hin und verkauft alles, was irgend er hat, und kauft jenen Acker.

45 Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann[7], der schöne Perlen sucht; 46 als er aber[8] eine sehr kostbare Perle gefunden, ging er hin und verkaufte alles, was irgend er hatte, und kaufte sie.

47 Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Netze, das in’s Meer geworfen ward und von jeder Gattung zusammen brachte, 48 welches sie, als es voll war, an’s Ufer heraufgezogen; und sie setzten sich nieder und lasen die Guten in Gefäße zusammen, aber die Faulen warfen sie aus. 49 Also wird es in der Vollendung des Zeitalters sein: Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern, 50 und sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen.

51 Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr dieses alles verstanden? Sie sagen zu ihm: Ja, Herr! 52 Er aber sprach zu ihnen: Darum ist jeder Schriftgelehrte, der in dem[9] Reiche der Himmel unterrichtet ist, gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz neues und altes hervorbringt.

53 Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er von dannen hinweg. 54 Und er kam in sein Vaterland und lehrte sie in ihrer Synagoge, so daß sie sehr erstaunten und sprachen: Woher diesem diese Weisheit und die Wunderwerke? 55 Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder Jakobus und Joses[10] und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern – sind sie nicht alle bei uns? Woher denn diesem alles dieses? 57 Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, als nur in seinem Vaterlande und in seinem Hause. 58 Und er that daselbst nicht viele Wunderwerke wegen ihres Unglaubens.

Kapitel 14

1 Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, das Gerücht von Jesu 2 und sprach zu seinen Knechten: Dieser ist Johannes der Täufer; er ist von den Todten auferweckt, und darum werden die Wunderwerke von ihm gewirkt[1]. 3 Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, ihn gebunden und in’s Gefängniß gesetzt, um der Herodias willen, des Weibes Philippi, seines Bruders. 4 Denn Johannes hatte ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben. 5 Und als er ihn tödten wollte, fürchtete er die Volksmenge, weil sie ihn für einen Propheten hielten. 6 Als aber der Geburtstag des Herodes begangen wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen, und sie gefiel dem Herodes; 7 weshalb er mit einem Eide zusagte, ihr zu geben, was irgend sie fordern würde. 8 Sie aber, von ihrer Mutter angewiesen, sagt: Gieb mir hier auf einer Schüssel das Haupt Johannes’ des Täufers. 9 Und der König ward traurig; aber um der Eide willen und derer, die mit zu Tische lagen, befahl er’s zu geben, 10 und sandte hin, und enthauptete den Johannes im Gefängniß; 11 und es ward sein Haupt auf einer Schüssel gebracht und dem Mägdlein gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter. 12 Und seine Jünger kamen herzu, nahmen den Leib und begruben ihn. Und sie kamen und verkündeten es Jesu. 13 Und als Jesus es hörte, entwich er von dannen in einem Schiffe an einen wüsten Ort allein. Und da die Volksmenge es hörte, folgte sie ihm zu Fuß aus den Städten. 14 Und als er[2] herausging, sah er viel Volks, und ward innerlich bewegt über sie, und heilte ihre Kranken. 15 Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist wüste, und die Zeit ist schon vorüber, entlaß die Volksmenge, damit sie hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen. 16 Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nöthig, wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen. 17 Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier denn fünf Brode und zwei Fische. 18 Er aber sprach: Bringet sie mir her. 19 Und er befahl der Volksmenge, sich auf das Gras nieder zu lassen, und nahm die fünf Brode und die zwei Fische, blickte auf gen Himmel und segnete[3] und brach und gab seinen Jüngern die Brode, und die Jünger der Volksmenge. 20 Und sie aßen alle und wurden gesättigt; und sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb, zwölf Handkörbe voll. 21 Die aber gegessen hatten, waren bei fünftausend Männer, ohne Weiber und Kindlein.

22 Und alsbald nöthigte er die[4] Jünger, in das Schiff zu steigen und vor ihm an das jenseitige Ufer zu fahren, bis er die Volksmenge entlassen habe. 23 Und als er die Volksmenge entlassen, stieg er auf den Berg allein, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er daselbst allein; 24 das Schiff aber war schon mitten im See und litt Noth von den Wellen, denn der Wind war entgegen. 25 Aber in der vierten Nachtwache kam er[5] zu ihnen, wandelnd auf dem See. 26 Und als die Jünger ihn auf dem See wandeln sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrieen vor Furcht. 27 Alsbald aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid gutes Muthes, ich bin’s; fürchtet euch nicht. 28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Gewässer. 29 Er aber sprach: Komm. Und Petrus stieg aus dem Schiffe und wandelte auf dem Gewässer, um zu Jesu zu kommen. 30 Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! 31 Alsbald aber streckte Jesus die Hand aus, griff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? 32 Und als sie in das Schiff gestiegen, legte sich der Wind. 33 Die aber in dem Schiffe waren, kamen und huldigten ihm und sprachen: Wahrlich, du bist Gottes Sohn! 34 Und als sie hinübergefahren, kamen sie in das Land Genezareth. 35 Und als ihn die Männer jenes Ortes erkannten, schickten sie in jene ganze Umgegend, und brachten zu ihm alle die Siechen 36 und baten ihn, daß sie nur den Zipfel seines Kleides anrühren dürften; und so viele anrührten, wurden geheilt.

Kapitel 15

1 Dann treten Schriftgelehrte und Pharisäer, die von Jerusalem waren, zu Jesu und sagen: 2 Warum übertreten deine Jünger die Ueberlieferung der Aeltesten? denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brod essen. 3 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes um eurer Ueberlieferung willen? 4 denn Gott hat geboten und gesagt: „Ehre Vater und Mutter!“ und: „Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben.“ 5 Ihr aber sagt: Wer irgend zu dem Vater oder der Mutter sagt: Gabe sei, wodurch du irgend von mir Nutzen haben könntest[1]; und er wird keineswegs seinen Vater oder seine Mutter ehren; 6 und ihr habt das Gebot Gottes ungültig gemacht um eurer Ueberlieferung willen. 7 Heuchler! wohl hat von euch geweissagt Jesaias, indem er spricht: 8 „Dieses Volk[2] ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. 9 Vergeblich aber verehren sie mich, lehrend als Lehren Menschengebote“[3]. 10 Und er rief die Volksmenge zu sich und sprach zu ihnen: Höret und verstehet! 11 Nicht, was in den Mund eingehet, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde ausgehet, das verunreinigt den Menschen. 12 Dann traten seine Jünger herzu und sprachen zu ihm: Weißt du, daß die Pharisäer sich ärgerten, als sie das Wort hörten? 13 Er aber antwortete und sprach: Jegliche Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgerottet werden. 14 Lasset sie; sie sind blinde Leiter der Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in die Grube fallen. 15 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Deute uns dieses Gleichniß. 16 Er[4] aber sprach: Seid auch ihr noch unverständig? 17 Begreifet ihr noch nicht, daß alles, was in den Mund eingehet, in den Bauch gehet, und in den Abort ausgeworfen wird? 18 was aber aus dem Munde ausgehet, kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. 19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung[5]; 20 diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen; aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht.

21 Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegenden von Tyrus und Sidon; 22 und siehe, ein kananäisches Weib, die von jenen Grenzen herkam, schrie zu ihm und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! meine Tochter ist übel besessen. 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten herzu und baten ihn und sprachen: Entlasse sie! denn sie schreiet hinter uns her. 24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlornen Schafen des Hauses Israel. 25 Sie aber kam und huldigte ihm und sprach: Herr, hilf mir! 26 Er aber antwortete und sprach: Es ziemt sich nicht, das Brod der Kinder zu nehmen und den Hündlein hinzuwerfen. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; denn es essen ja auch die Hündlein von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.

29 Und Jesus ging von dannen hinweg und kam an den galiläischen See; und als er auf den Berg gestiegen, setzte er sich daselbst. 30 Und eine große Volksmenge kam zu ihm, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel und viele andere; und sie warfen sie zu seinen Füßen[6], und er heilte sie, 31 so daß sich die Volksmenge verwunderte, als sie sahen Stumme reden, Krüppel gesund werden, Lahme wandeln und Blinde sehen; und sie verherrlichten den Gott Israels. 32 Als Jesus aber seine Jünger zu sich gerufen, sprach er: Ich bin innerlich bewegt über die Volksmenge, denn schon drei Tage verweilen sie bei mir und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ungegessen entlassen, damit sie nicht verschmachten auf dem Wege. 33 Und seine Jünger sagen zu ihm: Woher sollten wir in der Einöde so viele Brode haben, um eine so große Volksmenge zu sättigen? 34 Und Jesus spricht zu ihnen: Wie viele Brode habt ihr? Und sie sagten: Sieben, und wenige kleine Fische. 35 Und er gebot der Volksmenge, sich auf die Erde zu lagern. 36 Und er nahm die sieben Brode und die Fische, und als er gedankt hatte, brach er und gab sie seinen Jüngern, und die Jünger der Volksmenge. 37 Und sie aßen alle und wurden gesättigt; und sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb, sieben Körbe voll. 38 Es waren aber derer, die aßen, viertausend Männer, ohne Weiber und Kindlein. 39 Und als er die Volksmenge entlassen, stieg er in das Schiff und kam in die Grenzen von Magada[7].

Kapitel 16

1 Und die Pharisäer und Sadducäer kamen herzu, und, ihn versuchend, baten sie, er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen. 2 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wenn es Abend geworden, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerroth; 3 und früh morgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerroth und trübe;[1] das Angesicht des Himmels wisset ihr zu beurtheilen, aber die Zeichen der Zeiten könnet ihr nicht beurtheilen. 4 Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, denn nur das Zeichen Jonas’[2]. Und er verließ sie und ging hinweg.

5 Und als seine Jünger an das jenseitige Ufer gekommen, hatten sie vergessen, Brode mitzunehmen. 6 Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadducäer. 7 Sie aber überlegten bei sich selbst, sagend: Weil wir keine Brode mitgenommen haben. 8 Als aber Jesus es merkte, sprach er: Was überlegt ihr bei euch selbst, Kleingläubige, weil ihr keine Brode mitgenommen habt? 9 Verstehet ihr noch nicht, gedenket ihr auch nicht an die fünf Brode der fünftausend, und wie viel Handkörbe ihr aufhobet? 10 noch an die sieben Brode der viertausend, und wie viel Körbe ihr aufhobet? 11 Wie verstehet ihr nicht, daß ich euch nicht vom Brode sagte: „Hütet euch[3] vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadducäer“? 12 Da verstanden sie, daß er nicht gesagt, sich zu hüten vor dem Sauerteig des Brodes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadducäer.

13 Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Wer sagen die Menschen, daß ich, der Sohn des Menschen, sei? 14 Sie aber sagten: Etliche: Johannes der Täufer; andere aber: Elias; andere aber: Jeremias, oder einer der Propheten. 15 Spricht er zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, daß ich sei? 16 Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. 17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona[4], denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. 18 Aber auch ich sage dir, daß du bist Petrus[5]; und auf diesen Felsen will ich bauen meine Versammlung, und des Hades Pforten[6] werden sie nicht überwältigen. 19 Und ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben, und was irgend du auf Erden binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein; und was irgend du auf Erden lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein. 20 Dann gebot er seinen Jüngern, daß sie niemandem sagten, daß er der Christus[7] sei.

21 Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, daß er müsse hingehen nach Jerusalem und vieles leiden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und getödtet, und am dritten Tage auferweckt werden. 22 Und Petrus nahm ihn zu sich und fing an, ihn zu strafen, sagend: Ei behüte, Herr; dieses wird dir nicht widerfahren. 23 Er aber wandte sich und sprach zu Petrus: Gehe hinter mich, Satan; du bist mir ein Aergerniß, denn du sinnest nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist. 24 Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, der verläugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 25 Denn wer irgend sein Leben[8] erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verlieren wird um meinetwillen, wird es finden. 26 Denn was wird es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewänne, aber seine Seele einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele? 27 Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeglichen vergelten nach seinem Thun. 28 Wahrlich, ich sage euch: es sind etliche von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie gesehen den Sohn des Menschen, kommend in seinem Reiche.

Kapitel 17

1 Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, mit und führt sie auf einen hohen Berg besonders. 2 Und er ward umgestaltet vor ihnen. Und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht; 3 und siehe, Moses und Elias erschienen ihnen, sich mit ihm unterredend. 4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, laß uns hier drei Hütten machen, dir eine und Moses eine und Elias eine. 5 Während er noch redete, siehe, eine lichte Wolke überschattete sie; und siehe, eine Stimme aus der Wolke, sagend: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe, ihn höret. 6 Und als die Jünger es hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. 7 Und Jesus trat herzu, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht. 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemanden denn Jesum allein.

9 Und als sie von dem Berge hinabgestiegen, gebot ihnen Jesus und sprach: Saget niemandem das Gesicht, bis der Sohn des Menschen aus den Todten auferstanden ist. 10 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, daß Elias zuerst kommen müsse? 11 Er[1] aber antwortete und sprach zu ihnen: Elias zwar kommt zuerst, und wird alle Dinge wieder herstellen. 12 Ich sage euch aber, daß Elias schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern an ihm gethan, was irgend sie wollten. Also wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden. 13 Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen sprach.

14 Und da sie zu der Volksmenge kamen, trat ein Mensch zu ihm, der fiel vor ihm auf die Kniee 15 und sprach: Herr, erbarme dich meines Sohnes, denn er ist mondsüchtig und leidet arg. Denn oft fällt er in’s Feuer und oft in’s Wasser; 16 und ich brachte ihn zu deinen Jüngern, und sie konnten ihn nicht heilen. 17 Jesus aber antwortete und sprach: O, ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! bis wann soll ich bei euch sein? bis wann soll ich euch ertragen? bringet mir ihn her! 18 Und Jesus bedrohete ihn, und der Teufel[2] fuhr aus von ihm; und von jener Stunde an war der Knabe geheilt. 19 Da traten die Jünger zu Jesu besonders und sprachen: Warum haben wir ihn nicht austreiben können? 20 Jesus aber sprach zu ihnen: Wegen euers Unglaubens; denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berge sagen: Werde versetzt von hier dorthin, und er wird versetzt werden; und nichts wird euch unmöglich sein. 21 Diese Art aber fähret nicht aus, denn nur durch Gebet und Fasten.

22 Als sie aber in Galiläa ihren Verkehr hatten[3], sprach Jesus zu ihnen: Es wird der Sohn des Menschen überliefert werden in der Menschen Hände, 23 und sie werden ihn tödten, und am dritten Tage wird er auferweckt werden. Und sie wurden sehr betrübt.

24 Als sie aber nach Kapernaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachme zu Petrus und sprachen: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachme[4]? 25 Er sagt: Ja[5]. Und als er in’s Haus hineinging, kam Jesus ihm zuvor, sagend: Was dünket dich, Simon? von welchen erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden? 26 Petrus sagt zu ihm: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind denn die Söhne frei. 27 Damit wir ihnen aber kein Aergerniß geben, so gehe an den See, wirf die Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt, thue seinen Mund auf, und du wirst einen Stater finden; den nimm und gieb ihnen für mich und dich.

Kapitel 18

1 In jener Stunde traten die Jünger zu Jesu und sprachen: Wer ist denn der Größte[1] im Reiche der Himmel? 2 Und als Jesus ein Kindlein herzu gerufen hatte, stellte er es in ihre Mitte 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kindlein, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel hineinkommen. 4 Darum, wer sich selbst erniedrigen wird, wie dieses Kindlein, dieser ist der Größte[2] im Reiche der Himmel; 5 und wer irgend ein einziges solches Kindlein aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt mich auf. 6 Wer aber irgend eins dieser Kleinen, die an mich glauben, ärgern wird, dem wäre nützlicher, daß ein Mühlstein[3] an seinen Hals gehängt, und er versenkt würde in die Tiefe des Meeres. 7 Wehe der Welt der Aergernisse wegen! Denn es ist nothwendig, daß Aergernisse kommen; doch wehe jenem Menschen, durch welchen das Aergerniß kommt. 8 Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser[4], lahm oder als Krüppel in das Leben einzugehen, denn zwei Hände oder zwei Füße zu haben und in das ewige Feuer geworfen zu werden. 9 Und wenn dein Auge dich ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser[5], einäugig in das Leben einzugehen, denn zwei Augen zu haben und in die Hölle des Feuers geworfen zu werden. 10 Sehet zu, daß ihr nicht einen dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch, daß ihre Engel in den Himmeln immerdar schauen das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist. 11 Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorne zu erretten. 12 Was dünket euch? Wenn irgend ein Mensch hundert Schafe hätte, und eins von ihnen sich verirrte, läßt er nicht die neun und neunzig auf den Bergen, und gehet hin und suchet das irrende? 13 Und wenn es geschieht, daß er es findet, wahrlich, ich sage euch, er freuet sich mehr über dieses denn über die neun und neunzig, die nicht verirrt sind. 14 Also ist es nicht der Wille vor euerm Vater, der in den Himmeln ist, daß eins dieser Kleinen verloren gehe.

15 Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, gehe hin[6], überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er dich höret, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Wenn er aber nicht höret, so nimm hinzu mit dir noch einen oder zwei, damit aus dem Munde zweier oder dreier Zeugen jede Sache bestätigt sei[7]. 17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide[8] und der Zöllner. 18 Wahrlich, ich sage euch: Alles, was irgend ihr auf Erden binden werdet, wird im Himmel gebunden sein; und alles, was irgend ihr auf Erden lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein. 19 Wiederum sage ich euch: daß, wenn zwei von euch einstimmig sein werden auf Erden über irgend eine Sache, um welche sie bitten, dieselbe ihnen widerfahren wird von meinem Vater, der in den Himmeln ist. 20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen[9], da bin ich in ihrer Mitte.

21 Dann trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der wider mich sündigt, vergeben[10]? bis siebenmal? 22 Jesus spricht zu ihm: Nicht sage ich dir: bis siebenmal, sondern bis siebenzig mal sieben. 23 Deswegen ist das Reich der Himmel verglichen einem Könige[11], der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Als er aber anfing abzurechnen, ward einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete; 25 da er aber nicht hatte zu bezahlen, befahl sein Herr, ihn zu verkaufen und sein Weib und die Kinder und alles, was er hatte, und zu bezahlen. 26 Der Knecht nun fiel nieder, huldigte ihm und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen! 27 Der Herr jenes Knechtes aber, innerlich bewegt, ließ ihn los und erließ ihm die Schuld. 28 Jener Knecht aber ging aus und fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Und er ergriff und würgte ihn und sprach: Bezahle, so du etwas schuldig bist. 29 Sein Mitknecht nun fiel nieder[12], und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dir[13] bezahlen! 30 Der aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn in’s Gefängniß, bis er die Schuld bezahlt habe. 31 Als aber seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt, gingen und berichteten ihrem Herrn alles, was geschehen war. 32 Dann rief ihn sein Herr herzu und spricht zu ihm: Böser Knecht! jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, dieweil du mich batest; 33 solltest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? 34 Und sein Herr ward zornig und überlieferte ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt habe, was er ihm schuldig war. 35 Also auch wird mein himmlischer Vater euch thun, wenn ihr nicht ein jeglicher seinem Bruder von Herzen[14] vergebet.

Kapitel 19

1 Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, begab er sich von Galiläa hinweg, und kam in die Grenzen von Judäa, jenseit des Jordans. 2 Und es folgte ihm eine große Volksmenge, und er heilte sie daselbst.

3 Und die Pharisäer traten zu ihm, ihn versuchend, und sprachen[1]: Ist es einem Manne erlaubt, aus jeglichem Grunde sein Weib zu entlassen? 4 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß der, welcher sie schuf, von Anfang sie Mann und Weib[2] schuf[3], 5 und sprach: Um deswillen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen, und es werden die zwei ein Fleisch sein[4]; 6 also daß sie nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch? Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. 7 Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Moses geboten, einen Scheidebrief zu geben, und sie zu entlassen? 8 Er spricht zu ihnen: Moses hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Weiber zu entlassen; von Anfang aber war es nicht also. 9 Ich sage euch aber, daß, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht[5] wegen Hurerei, und eine andere heirathen wird, die Ehe bricht; und wer eine Abgeschiedene heirathet, bricht die Ehe. 10 Seine Jünger sagen zu ihm: Wenn die Sache des Mannes mit dem Weibe also steht, so ist es nicht gut, zu heirathen. 11 Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern denen es gegeben ist. 12 Denn es sind Verschnittene, die also von Mutterleibe geboren sind; und es sind Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind; und es sind Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben, um des Reiches der Himmel willen. Wer es zu fassen vermag, der fasse es.

13 Dann wurden Kindlein zu ihm gebracht, auf daß er ihnen die Hände auflegte und betete; die Jünger aber bedroheten sie. 14 Jesus aber sprach: Lasset die Kindlein, und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel. 15 Und er legte ihnen die Hände auf und ging von dannen hinweg.

16 Und siehe, einer trat herzu und sprach zu ihm: Lehrer[6], welches Gute soll ich thun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu ihm: 17 Was fragst du mich über das Gute? einer ist gut[7]. Wenn du aber zum Leben eingehen willst, so halte[8] die Gebote. 18 Er spricht zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Diese: Du sollst nicht tödten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugniß geben; 19 ehre den Vater und die Mutter[9], und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. 20 Der Jüngling spricht zu ihm: Alles dieses habe ich beobachtet[10]; was fehlt mir noch? 21 Jesus sprach zu ihm: Wenn du vollkommen sein willst, so gehe hin, verkaufe deine Habe, und gieb den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach. 22 Als aber der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt hinweg, denn er hatte viele Güter. 23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: schwerlich wird ein Reicher in das Reich der Himmel eingehen. 24 Wiederum aber sage ich euch: es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes eingehe. 25 Als aber seine Jünger es hörten, waren sie sehr bestürzt und sagten: Wer kann dann errettet werden? 26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich. 27 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns denn werden? 28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, daß ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen sitzen wird auf seinem Thron der Herrlichkeit[11], auch ihr sitzen werdet auf zwölf Thronen, richtend die zwölf Stämme Israels. 29 Und ein jeglicher, der da verlassen hat Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Aecker um meines Namens willen, der wird hundertfältig empfangen und ewiges Leben erben; 30 aber viele erste werden letzte, und letzte erste sein.

Kapitel 20

1 Denn das Reich der Himmel ist gleich einem Hausherrn[1], der früh morgens ausging, um Arbeiter zu dingen in seinen Weinberg. 2 Nachdem er aber mit den Arbeitern um einen Denar den Tag übereingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und als er um die dritte Stunde ausging, sah er andere auf dem Markte müßig stehen 4 und sagte zu diesen: Gehet auch ihr hin in den Weinberg, und was irgend recht ist, werde ich euch geben. 5 Sie aber gingen hin. Wiederum ging er aus um die sechste und neunte Stunde und that gleich also. 6 Als er aber um die elfte Stunde ausging, fand er andere[2] stehen und spricht zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? 7 Sie sagen zu ihm: Weil uns niemand gedungen hat. Er spricht zu ihnen: Gehet auch ihr hin in den Weinberg, und was irgend Recht ist, werdet ihr bekommen. 8 Als es aber Abend geworden, spricht der Herr des Weinberges zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn, anfangend von den letzten bis zu den ersten. 9 Und als die von der elften Stunde kamen, bekamen sie je einen Denar. 10 Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie bekamen je einen Denar. 11 Als sie aber den empfingen, murreten sie wider den Hausherrn, 12 sprechend: Diese letzten haben eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir die Last des Tages und die Hitze getragen haben. 13 Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich thue dir nicht Unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen? 14 Nimm das Deine und gehe hin. Ich will aber diesem letzten geben, wie auch dir. 15 Steht[3] es mir nicht frei, mit dem Meinigen zu thun, was ich will? Ist[4] dein Auge böse, weil ich gütig bin? 16 Also werden die letzten erste, und die ersten letzte sein; denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

17 Und als Jesus nach Jerusalem hinaufging, nahm er zu sich die zwölf Jünger auf dem Wege besonders und sprach zu ihnen: 18 Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurtheilen, 19 und werden ihn den Nationen überliefern, um ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen, und am dritten Tage wird er auferstehen.

20 Dann trat zu ihm die Mutter der Söhne Zebedäi mit ihren Söhnen und huldigte, und bat etwas von ihm. 21 Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Sprich, daß diese meine zwei Söhne sitzen, einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken[5] in deinem Reiche. 22 Jesus aber antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde[6]? Sie sagen zu ihm: Wir können es. 23 Und er spricht zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken[7], aber das Sitzen zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet nicht bei mir zu vergeben, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater. 24 Und als die zehn es hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. 25 Jesus aber rief sie herzu und sprach: Ihr wisset, daß die Obersten der Nationen über diese herrschen, und die Großen Gewalt über sie üben. 26 Unter euch soll es[8] nicht also sein, sondern wer irgend unter euch groß werden will, sei euer Diener; 27 und wer irgend unter euch der erste sein will, sei euer Knecht; 28 gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und sein Leben als Lösegeld zu geben für viele.

29 Und als sie von Jericho ausgingen, folgte ihm eine große Volksmenge. 30 Und siehe, zwei Blinde, als sie, am Wege sitzend, hörten, daß Jesus vorübergehe, schrieen und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids! 31 Die Volksmenge aber bedrohete sie, daß sie schweigen sollten. Sie aber schrieen noch mehr und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids! 32 Und Jesus blieb stehen und rief ihnen und sprach: Was wollt ihr, daß ich euch thun soll? 33 Sie sagen zu ihm: Herr, daß unsere Augen aufgethan werden! 34 Jesus aber, innerlich bewegt, rührte ihre Augen an; und alsbald sahen ihre Augen, und sie folgten ihm nach.

Kapitel 21

1 Und als sie Jerusalem naheten und nach Bethphage am Oelberge kamen, da sandte Jesus zwei Jünger, 2 zu ihnen sagend: Gehet hin in das Dorf, das euch gegenüber liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin angebunden finden, und ein Füllen bei ihr; löset sie ab und führet sie zu mir. 3 Und wenn jemand zu euch

Impressum

Texte: Elberfelder 1871 gemeinfrei seit 1972-01-01, Elberfelder 1885 NT und 1907 gemeinfrei seit 2003-01-01.
Bildmaterialien: GNU Affero General Public License Version 3 or any later version (http://www.gnu.org/licenses/)
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2013

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