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Prolog

Prolog

Unser 7. Schuljahr war schon den dritten Monat im Gang. Der Dezember begann stürmisch und regnerisch.
Dumbledore hatte uns Mitte des Monats in sein Büro gerufen. Mit uns waren der feine Herr Potter und ich gemeint. Wir beide waren Schulsprecher, sehr zu meinem Missfallen. Wie hatte Dumbledore den denn auch zum Schulsprecher ernennen können, wo er doch eh fast nur Mist im Kopf hatte?
Freilich hatte er sich mittlerweile ein wenig gebessert und man konnte fast davon sprechen, dass er irgendwie erwachsener geworden war, aber noch immer verhexte er ständig irgendwelche Mitschüler, ständig spielte er noch irgendwelche dummen Streiche, ständig blödelte er nur rum und nie konnte er ernst sein.
So auch bei den zahlreichen Besprechungen, die wir durch unser leidiges Amt haben mussten. Er grinste immer breit, scherzte rum, zeigte zwischendurch deutlich, wie er sich langweilte und schaute dann wieder sehnsüchtig zu seinen Freunden, die in der anderen Ecke des Gemeinschaftsraumes viel Spaß hatten. Ich hatte ihm schon oft vorgeschlagen, dass ich es genauso gut alleine machen könnte und ihn nicht damit langweilen müsste, aber er hatte immer gesagt, dass er schon gerne die Verantwortung trug, nur manchmal lieber ein wenig mehr Spaß hatte. Dabei hatte er wieder dieses zuckersüße Lächeln auf dem Gesicht und danach mich wieder mit Lily angeredet. Er redete mich seit diesem gesamten Schuljahr schon mit Lily an, ganz vertraut, und ich mochte es nicht. Ich mochte diese Vertrautheit mit ihm einfach nicht. Ich hasste ihn nun mal, oder bildete es mir zumindest ein. Ich wusste schon längst, dass ich ihn nicht wirklich hasste. Ich war mir unklar, was ich wirklich für ihn empfand. Ich war verwundert, dass ich sein nerviges Gefrage um ein Date vermisste, seitdem er es auch seit Anfang dieses Jahr nicht mehr tat. Ich war verwundert, wie positiv es mir aufgefallen war, dass er seit Anfang dieses Schuljahres kein einziges Date mehr gehabt hatte.
Aber seine ganze gebliebene Art konnte mich wirklich anwidern. Er war nun mal arrogant, eingebildet, kindisch, geradezu dumm. Für so hielt ich ihn da noch, für so hielt ich auch Black. Pettigrew war auch auf seine Weise arrogant und sonst auch einfach viel zu kindisch. Selbst Remus war manchmal einfach zu kindisch für mich, auch wenn ich ihn allgemein mochte und gut mit ihm konnte. Aber er war ein Rumtreiber, um es kurz zu sagen, ein voller Rumtreiber, zu kindisch. Wir waren doch immerhin schon erwachsen.
Und genau deswegen war ich mehr als entsetzt, als Dumbledore ankündigte, dass es einen Ball geben sollte und Potter und ich alles organisieren sollten. Alleine, nur wir zwei. Damit wir alle ein wenig Spaß haben könnten, damit wir alle ein wenig zur Ruhe kämen.
„Das ist eine brillante Idee, Professor! Das wir bestimmt lustig!“, meinte James sofort breit grinsend und mit diesem kindischen Glänzen in den Augen.
Er sagte uns das Datum, es sollte in den Osterferien sein. Halt schlecht für die Wiederholungen für die Prüfungen, aber für Weihnachten wäre es zu spontan und außerdem würden Ostern wenigstens eigentlich alle im Schloss bleiben.
Wir sollten uns aber jetzt schon mal Gedanken machen, damit wir es früh fertig hätten und uns danach, auch in den Osterferien eben, ganz in Ruhe aufs Lernen konzentrieren könnten.
So kam es, dass Potter und ich uns noch vor den Weihnachtsferien wieder zusammensetzten.
„Wie wollen wir anfangen?“, fragte ich sogleich, während ich meine Sachen zum Aufschreiben schon auspackte. Ich hatte schon gelernt, dass gute Ideen von James kommen konnten, wenn er denn wollte und im Moment war er noch sehr begeistert vom Planen.
Er grinste, wie immer, und meinte: „Ich weiß nicht! Ich habe noch nie einen Ball oder so organisiert, aber weißt du was?“ Ich hob meine Augenbrauen: „Was?“ „Meine Eltern organisieren ja ab und an auch so was. Aber dafür haben sie dann immer Madam Hudson. Das ist eine Frau, die in Hogsmead lebt und Feiern jeder Art mit organisiert, also hilft. Eben vor allem auch für das Magische drum herum zuständig und so. Die ist gut und alle engagieren sie. Wenn dir auf Anhieb auch nichts einfällt, könnten wir sie ja um Unterstützung bitten. Dann kann sie uns vielleicht sagen, wie sie vorgeht und so.“, erklärte er.
Das klang gut, fand ich, sehr gut sogar, aber ich war mir unsicher: „Die kostet doch bestimmt voll viel?!“ „Ach, die kennt mich doch! Schon meine Eltern bekommen Beratung günstiger. Und sie soll uns ja auch nicht alles planen, sondern nur grob Anweisungen geben, vielleicht. Und außerdem bezahle ich das schon. Meine Eltern sind nicht arm, Lily!“ Er grinste wieder breiter.
Ich hasste diese vertraute Anrede von ihm immer noch, ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen.
Aber okay… Wenn er aus eigener Tasche bezahlen wollte… Sollte er doch…
„Wenn du meinst… Wann gehen wir zu ihr?“ „Gleich am nächsten Hogsmead-Wochenende, schlage ich vor!“, erwiderte James kurzerhand und so kam eins zum anderen.
Wir beschlossen, dass ich mit ihm und den anderen Rumtreibern nach Hogsmead gehen würde, wir zu dieser Frau gehen würden und ich danach wieder zu meinen Freundinnen gehen würde. Ich hoffte, Remus könnte James dann so ermahnen, dass wir wenigstens schnell fertig werden würden und nicht durch ständige Spielereien aufgehalten werden würden. Ich wusste noch nicht, dass an diesem 17. Dezember, dem letzten Samstag vor Weihnachten, noch viel mehr passieren sollte und ich bei weitem nicht schnell fertig werden würde
 

Erwischt!

„Wir treffen uns dann in einer Stunde bei den Drei Besen.“, sagte Sarah zum Abschied in Hogsmead. Natürlich kamen meine Freundinnen nicht mit zu Madam Hudson. Erstens hatten sie nicht wirklich Lust und zweitens würde es durch ihre Anwesenheit wahrscheinlich eh noch länger dauern.Ich wunderte mich überhaupt, dass tatsächlich die anderen drei Rumtreiber mitkamen. Das hätte ich eigentlich eher weniger geglaubt, obwohl James das schon angekündigt hatte. Obwohl ich mich über Remus ja wirklich freute. Er könnte die anderen wenigstens ein wenig im Zaum halten und dadurch die Stunde locker ausreichend machen.Meine anderen Freundinnen winkten mir noch, dann gingen sie weg. Ich wandte mich an die Rumtreiber, die mit uns zusammen zum Dorf gegangen waren: „Und? Wo wohnt diese Madam Hudson?“„Am anderen Ende von Hogsmead!“, erwiderte James grinsend und zog ohne weitere Umstände los. Sirius ging neben ihm, Remus und Peter folgten ihm dicht und ich beeilte mich, um neben Remus zu kommen und ebenfalls mitzukommen.„Ich sage euch aber, wir bleiben keine Stunde dort!“, meinte Sirius nun. James erwiderte: „Ach, was… So lange brauchen wir auch wirklich nicht! Und wenn… Madam Hudson ist cool! Da könnten wir ein paar Stunden sitzen. Also zumindest ist sie bei uns Zuhause immer cool!“ „Ich kenne sie nicht!“, stellte Sirius fest. Ich sah, wie James nickte, und hörte dann wieder seine Stimme: „Ja, kannst du auch gar nicht, weil sie nie bei uns war, seitdem du bei uns lebst. Obwohl… Einmal war sie da, da wollte Mum aber ihre Ruhe haben und wir mussten doch durch die Stadt gehen!“ „Stimmt! Ich erinnere mich!“, fiel Sirius auf und nun bemerkte Peter: „Ich kenne sie aber! Ich war doch mal bei dir, als sie auch da war, oder nicht?“ James wandte sich zu seinem anderen Freund um: „Ja, Recht hast du! Da war sie aber auch nicht geschäftsmäßig da, glaube ich.“Noch während sie redeten, schaute ich mich, einem Instinkt folgend, um und sah 7 Slytherins hinter uns. 5 von ihnen kamen aus unserem Jahrgang, 2 von ihnen aus der 6. Ich hatte das Gefühl, von ihnen beobachtete zu werden, aber als ich sie ansah, schauten sie in andere Richtungen.Ich wandte mich wieder nach vorne und meinte, ihre Blicke im Rücken zu spüren. Ich schluckte. Verfolgten sie uns etwa? Ich hatte das Gefühl, als ob, und dieses Gefühl sollte Recht behalten.„Remus.“, murmelte ich leise dem Jungen neben mir zu. Er schaute mich fragend an. Leise fuhr ich fort: „Ich glaube, die hinter uns, wollen irgendetwas von uns…“Es war mir unangenehm, so etwas zu sagen. Es war mir unangenehm, weil ich mir vorstellte, wie peinlich es wäre, wenn die Slytherins uns nur zufällig folgen würden.Remus schaute sich um und ich fragte mich, ob er mich überhaupt verstanden hatte, denn nicht mal auf mich wirkte er so, als würde er nach den Slytherins Ausschau halten, die ich meinte.Dann flüsterte er Peter kurz etwas zu, um dann zu James und Sirius zu sagen: „Vergesst nicht, hier rechts abzubiegen!“Die beiden drehten sich kurz zu Remus um, schauten ihn an, er blickte zurück, dann grinste James: „Als würden wir vergessen, wo es langgeht! Wir wissen, wo wir abzubiegen haben, ich besser als du!“Ich schaute die Straße entlang und sah, dass die nächste rechte Gasse schmal war. Und da mussten wir echt lang? Ich war noch nie darin gewesen und wusste nicht, wie es dahinter weiterging.Wir bogen ab und kaum waren wir gerade in der Mitte, erklang eine Stimme unter uns: „So leichte Beute!“Ich wirbelte herum und sah die Slytherins da stehen. Sie hatten uns verfolgt, sie wollten irgendetwas. Sie alle zogen ihre Zauberstäbe und schon zogen sich Blitze durch die Luft. Aber nicht nur von ihnen, die Rumtreiber hatten schnell reagiert. Ich sah, wie die eine Slytherin heftig am Arm getroffen wurde und blutete, dann traf mich ein Blitz und ich fiel in Ohnmacht.„…dass die uns tatsächlich umlegen konnten!“, hörte ich James’ Stimme in weiter Ferne. Sirius’ Stimme erwiderte ernst: „Die hatten Glück. Glück, weil sie Lily so schnell umgenietet haben. Lily war einfach zu überrascht, wir waren abgelenkt, weil Lily plötzlich umgefallen ist, und außerdem waren sie in der Überzahl.“Peters Stimme mischte sich flüsternd ein: „Das ist jetzt doch auch egal! Wir müssen überlegen, wie wir hier wegkommen!“ „Erst einmal müssen wir wissen, wo wir überhaupt sind!“, murmelte Remus und Sirius fügte hinzu: „Und wer hier außer uns ist. Aber man hört niemanden…“Es war still und in der Stille öffnete ich meine Augen. Im Raum war es dunkel. Dunkel, kalt und der Boden, auf dem ich lag, war hart.Nur langsam gewöhnte ich mich an die Dunkelheit und konnte Stein um mich herum sehen. Wir waren wohl in einem Kellerraum.Langsam richtete ich mich auf und schaute mich um. Nur zwei Meter von mir saßen die Rumtreiber. Sie saßen dicht beieinander, im Kreis, berührten sich alle an den Schultern. Sie sahen ernst aus, äußerst ernst, wie ich nach nur kurzer Zeit sehen konnte.Der Raum war klein, die Tür am anderen Ende.„Was ist passiert?“, hauchte ich leise herüber und alle vier wirbelten sofort zu mir herum.James stand auf und ging zu mir, um sich direkt vor mich zu hocken. „Lily!“, sagte er leise, „Wie geht’s dir? Alles okay soweit?“ Ich nickte nur und fragte dann abermals: „Was ist passiert?“James musterte mich nur mit besorgtem Blick, während Remus mir antwortete: „Wir wurden überfallen und hierher gebracht. Wir vermuten, dass wir in einem Haus von einem Todesser sind. Disapparieren können wir nicht. Die Slytherins, die uns überfallen haben, müssen auch Todesser gewesen sein.“Mein Herz setzte aus, während Remus sprach. Todesser?„Was wollen die von uns?“, fragte ich leise. Sirius antwortete jetzt: „Das wissen wir auch nicht. Aber wir werden es sicher schon bald erfahren!“Ich sah, wie sein Blick zur Tür glitt.Er sah ernst aus, so ernst, wie ich ihn noch nie gesehen hatte und auch die anderen Rumtreiber sahen so aus.„Hast du Angst?“, fragte James mich leise. Ich schaute in seine Augen, seine schauten warm in meine. Kaum merklich nickte ich. Was war das denn auch für eine Frage?Kurz schwiegen wir alle, dann flüsterte James. „Du musst keine Angst haben, Lily! Ich beschütze dich! Dir wird nichts passieren, das schwöre ich!“Er griff kurz nach meinen Händen, drückte sie, dann ließ er sie wieder los, stand auf und ging zurück zu seinen Freunden, um sich wieder zu ihnen zu setzen.Ich schaute ihm nach, nicht wissend, was ich tun sollte. Ein Kribbeln war durch meinen Körper gegangen, als er gesprochen hatte, ein warmes Kribbeln, warm, wie seine Augen.„Was tun wir also?“, fragte James seine Freunde, nun wieder geschäftsmäßiger. Sirius schaute wieder kurz zur Tür, dann uns alle reihum an: „Warten!“„Warten?“, fragte ich, nun viel lauter, während ich aufstand. Das konnte doch nicht ehrlich Sirius’ Vorschlag sein! „Warten? Wir müssen irgendetwas tun!“, fuhr ich fort, während ich durch den Raum schritt. Ich wusste nicht, was ich tun wollte, aber mir kamen die wildesten Ideen. Von den Stein nach einem Geheimgang abklopfen, bis zum einfachen durch die Tür Brechen. Ich wusste, dass keine von meinen Ideen schlau war, aber WARTEN?„Lily, setz dich hin! Rumlaufen macht nur nervöser!“, fuhr mich James an. Ich starrte ihn wütend an. Eben gerade hatte er mir noch geradezu liebevolle Worte zugeflüstert und jetzt fuhr er mich so wüst an.Trotzig blieb ich stehen und Remus sagte sanft zu mir: „Du solltest dich wirklich setzen. Komm hier zu uns. Dann wirst du ruhiger und du kannst besser denken!“Er machte Platz zwischen James und sich und nur widerwillig ging ich hin und setzte mich zwischen sie. So, dass ich sie berührte, und sofort schien mein Inneres sich zu beruhigen, mein Herzschlag wieder normaler zu werden. Es war, als hätten ihre Berührungen diese Kraft und ich fragte mich, woher sie so etwas wussten.„Ich will nicht einfach auf meinen Tod warten!“, sagte ich dann, als die anderen einfach schwiegen.Sirius schüttelte leicht den Kopf: „Wir warten auch nicht auf unseren Tod. Würden sie uns töten wollen, hätten sie es schon längst getan. Selbst wenn sie davor mit uns spielen wollen würden, denn dann hätten sie uns einfach irgendwie aus der Ohnmacht geholt und es dann getan. Das heißt, sie haben etwas anderes vor. Und wir müssen warten, um zu erfahren, was. Dann erst können wir einen Fluchtplan machen, weil wir dann erst erfahren können, wo wir sind und wie man hier rauskommt!“Ich starrte ihn an und versuchte, ihm zu folgen, aber ich war noch immer zu nervös, um ihn ganz zu verstehen. Ich hatte Angst, verdammt. Wieso redeten die vier so ruhig? Hatten sie gar keine Angst? Nicht einmal Peter?Als hätte James meine Gedanken gelesen, meinte er: „Wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben, Lily. Du darfst dich nicht von deiner Angst überwältigen lassen. Wenn das passiert, kannst du nicht mehr normal denken und wir werden nie einen Weg finden, hier alle lebend raus zu kommen. Das heißt, wie müssen da jetzt wirklich mit Ruhe rangehen. Verstehst du das?“Wir starrten und wieder in die Augen und letztendlich nickte ich. Er hatte ja Recht. „Also warten wir?“, fragte ich leise und die anderen nickten nur noch, dann folgte ein schier endloses Schweigen.Ich bemerkte, dass James und Sirius fast ununterbrochen anschauten, sich viel zu sagen schienen, ohne die Lippen zu öffnen. Remus und Peter starrten dagegen auf die Wand und schienen komplett in eigenen Gedanken versunken zu sein.Ich versuchte, meine Angst verschwinden zu lassen. Selbst Sirius und James, die sonst ununterbrochen laut waren, schafften es, in dieser Situation ruhig zu sein, ruhig zu sitzen, mir war nach Bewegung, nach Bewegung, um die Angst ein wenig abzubauen, aber ich zwang mich zur Ruhe. Zur Ruhe, bis man dann ein Knacken an der Tür hörte und dieselbige langsam geöffnet wurde.

Bellatrix

Die Rumtreiber standen ohne Umschweife auf und James und Sirius traten weiter vor.Ein kurzer Blick ging dabei von den dreien zu Remus, ich sah, wie dieser nickte.Ein Mann trat ein, wohl nicht sehr viel älter als wir, während auch ich endlich aufstand.Er kam mir bekannt vor, ich kannte ihn aus der Schule, klar. Er war drei Jahre über uns, es musste Grand sein. Natürlich war er längst aus Hogwarts draußen.„Sie sind wach!“, rief er über seine Schulter. Ich konnte dahinter einen Flur sehen und dahinter eine Treppe. Alles war hell erleuchtet, so hell, dass es mich kurz blendete.Ich hörte Schritte und dann eine weibliche Stimme: „Ah, sehr schön, dann können wir ja ein bisschen spielen!“„Bellatrix!“, murmelte Sirius gleich scharf. Ich blickte ihn kurz verwundert an. Bellatrix?Und schon schritt durch die Tür eine Frau, hinter ihr noch ein jüngerer Mann, der etwa in Grands Alter war. Ich kannte auch ihn, es war Baxter.Bellatrix zog ihren Zauberstab und schwang ihn kurz durch die Luft. Schon waren die Fackeln an der Wand entzündet und der Kellerraum war hell. Ich hielt kurz die Hand über die Augen, weil das plötzliche Licht nun wirklich störend war, die anderen rührten sich jedoch nicht und starrten nur zu den drei Todessern.„Ah, Cousin!“, sagte Bellatrix. Verwirrt blickte ich zwischen ihr und Sirius Hin und Her. Cousin?Sirius hob die Augenbrauen und fragte: „Ach, du nennst mich Cousin? Und ich dachte, ich wäre aus der feinen Familie Black verdammt worden, als ich das ehrenwerte Haus verlassen habe!“In seiner Stimme lag eine unermessliche Überheblichkeit, eine Überheblichkeit, die ich gar nicht fassen konnte. Wie konnte er in einem solchen Moment so sein? Wäre ich alleine, dann hätte ich mich vor diese Frau geschmissen und sie um Gnade angebettelt, da war ich sicher.Aber auch Bellatrix’ Stimme triefte vor Arroganz, als sie erwiderte: „Der Verräter erinnert sich also tatsächlich. Dabei warst du doch schon immer so dumm. So dumm, dass du sogar unsere Familie verlassen hast!“Sie kam zwei Schritte auf uns zu und sofort fiel mir auf, dass sie Sirius wahnsinnig ähnlich war. Erst einmal die Aussprache der einzelnen Wörter und dann der Gang. Davor die Bewegung ihres Zauberstabes. Alles war Sirius’ Dingen so ähnlich.Sirius schien etwas erwidern zu wollen, doch James kam ihm laut zuvor: „Sagen Sie uns, wo wir sind!“Bellatrix schaute James kurz an und lachte dann. Das Lachen war Sirius’ nun gar nicht ähnlich. Ihr Lachen war kalt und grausam.Abrupt brach sie ab und meinte: „Sicher nicht!“„Dann sagen Sie, was Sie mit uns vorhaben! Wieso sind wir hier?“, fragte James weiter. Bellatrix antwortete tatsächlich: „Ihr seid hier, weil der dunkle Lord möchte, dass ihr hier seid.“ Kurz huschte ein Glänzen durch ihre Augen, dann zeigten sie wieder kein Gefühl.„Und was will der mit uns?“, fragte Sirius nun wieder.Ich schaute kurz zu Remus und Peter, um zu wissen, ob sie aus Angst nicht sprachen, aber Remus schien konzentriert, konzentriert auf eine ganz andere Sache, und Peter schaute abwechselnd die beiden Männer an.Bellatrix antwortete: „Der dunkle Lord will Informationen.“Sirius lachte spöttisch auf: „Informationen? Von uns? Wir sind Kinder! Als hätten wir Informationen für den!“Bellatrix bewegte kurz ihren Zauberstab und schon wurde Sirius nach hinten geschleudert, knapp an Peter vorbei und mit voller Wucht gegen die Wand. Ein kurzer Schmerzenslaut kam über seine Lippen, es gab ein Knacken und schon sank er an der Wand zu Boden.„Spinnen Sie?“, fragte James sofort.Schon schnellte ihr Blick zu ihm und sie hob ihren Zauberstab wieder drohend.James fuhr fort: „Er hat doch Recht! Wir wissen nichts, verdammt!“„Als würden wir etwas von euch wollen!“, sagte Bellatrix sogleich überheblich, „Wir werden genau euch beiden mit dem Imperius verfluchen und dann zu den Weihnachtsferien in euer Haus schicken. Und dadurch werden wir jede Menge Informationen über die Auorenzentrale, das gesamte Ministerium und auch über den ach so tollen Orden herausfinden!“ Nun war ihre Stimme geradezu gefüllt mit Vorfreude.Ich sah, dass James’ Blick verhasst wurde, während sich Sirius wieder langsam aufrappelte. Auch sein Blick war nun voller Hass.„Warum haben Sie die anderen drei dann auch hierher geschleift?“, fragte James nun, „Wenn Sie doch nur Sirius und mich wollten!“ Das erste Mal, dass ich seit langem mal wieder hörte, wie James Sirius nicht Tatze nannte.„Als hätten wir die anderen gewollt…“, sprach Bellatrix abfällig, „Die Kinder, eure lieben Klassenkameraden, haben sie mit hierher geschleppt. Und leider ist unsere Anweisung, möglichst niemanden zu töten, sonst wärt ihr wahrscheinlich schon nur noch zu zweit!“Nun fixierte die Frau kurz mich und es lief mir eiskalt den Rücken herunter.„Ach, und warum sollt ihr niemanden töten?“, fragte Sirius spöttisch. Er stand wieder neben James, ganz so, als wäre nichts passiert. Al wäre er nicht eben erst schmerzhaft gegen die Wand geknallt.Bellatrix wurde nun ebenfalls spöttisch: „Vielleicht weil es auffallen würde, wenn eure kleinen Freunde fehlen würden und wir euch dann nicht unbemerkt ins Haus der Potters schicken können?!“Ich hasste diese Frau dafür, dass sie einen so ähnlichen Tonfall hatte wie Sirius, wo er doch so viel besser war als sie.„Sie sehen jawohl, dass es so auch jeder erfahren wird, oder was? Denn die drei wissen davon, da können Sie uns noch so viel verfluchen!“, sagte nun James. Bellatrix wandte ihren arroganten Blick nun wieder James zu: „Glaubst du, der dunkle Lord hätte solche Zwischenfälle nicht eingeplant? Er wird einfach ihr Gedächtnis ein wenig verändern. Obwohl ich ja jetzt zutiefst hoffe, dass er ihnen nur einen Fluch auflegt, der ihnen verbietet, davon zu erzählen. Denn sonst können sie sich ja an ihre Schmerzen auch nicht mehr erinnern.“ Wieder huschte ein Glänzen durch ihre Augen, ein begeistertes Glänzen.Ich schluckte schwer. Ich hatte Angst. Ich wollte doch keine Schmerzen spüren, ich wollte hier nicht weiter sein, ich wollte nicht danach nach Hogwarts geschickt werden mit dem Wissen, dass Sirius und James verflucht wären, und wenn ich nichts sagen könnte.Ich wünschte mir, jetzt einfach bei meinen Freundinnen in Hogsmead zu sein und dort sicher in den Drei Besen zu sitzen. Ob schon eine Stunde vergangen war und sie schon auf mich warteten? Ich wusste es nicht, ich wusste nicht, wie viel Zeit ich außer Bewusstsein verbracht hatte.Bellatrix schaute jetzt kurz die beiden Männer an, dann fragte sie lächelnd: „So… Mit wem haben wir als erstes unseren Spaß?"

Qual 1.Teil

„Mit dem Schlammblut!“, sagte Grand sofort und ich schrak heftig zusammen, als er mich scharf fixierte. Oh, mein Gott! Ich wollte nicht, ich wollte nicht, sie sollten mich in Ruhe lassen!Ich wich einen Schritt zurück, im gleichen Moment sah ich, wie James den Mund öffnete und da fuhr auch schon Bellatrix’ Stimme durch den Raum: „Ich bin als erstes für den Verräter! Denn der hat es am meisten verdient!“Sie schaute dabei Sirius an, obwohl James ja, wie ich überlegte, auch ein Verräter sein musste, aber sie meinte wohl ausschließlich Sirius.Grand und Baxter widersprachen nicht, obwohl sie sich wohl beide lieber mich vorgenommen hätten.Aber auch schon hob Bellatrix ihren Zauberstab wieder, richtete ihn auf Sirius und sprach laut und deutlich: „Crucio!“Sirius sackte sofort zuckend zusammen, unendlicher Schmerz spiegelte sich in seinem Gesicht, während über seine Lippen ein gellender Schrei klang. Ich wich vor ihm einen Schritt zurück, während James laut schrie: „Hören Sie sofort auf, verdammt!“ Sein Ruf hatte Wirkung, Bellatrix hörte auf. James wollte wohl sofort zu Sirius eilen, doch dieser murmelte auch schon: „Nicht, James, man!“ Und schon sagte Bellatrix wieder „Crucio!“ und James sank schreiend zusammen.„Bellatrix! Du wolltest mich erst!“, kam nun Sirius dazwischen, während er sich langsam aufsetzte.Bellatrix hörte mit dem Fluch auf und lächelte hämisch: „Ach, könnt ihr euch nicht einigen, wer gequält werden will? Keine Sorge, ihr kommt beide noch ordentlich dran. Sogar ihr alle fünf!“Sie richtete ihren Zauberstab wieder auf Sirius und abermals krümmte er sich bei Nennung des Fluches schreiend zusammen.„Lassen Sie es! Sofort!“, rief James nun, der noch immer am Boden lag. Dieses Mal hörte Bellatrix nicht auf und Remus fragte laut: „Was bezwecken Sie hiermit? Lassen Sie uns doch einfach in Ruhe, bis Voldemort kommt!“ „Das Halbblut traut sich also auch, seinen Namen auszusprechen…“, murmelte Bellatrix nun, beendete bei Sirius den Fluch und begann ihn dafür bei Remus.Auch Remus sackte direkt zusammen, während James dabei war, sich aufzusetzen. Ich sah Verzweiflung in seinem Gesicht, Verzweiflung, die mich traurig machte, Verzweiflung, die mich von Sirius ablenkte, der im selben Moment wieder aufsprang und auf Bellatrix zulief.Sie, Grand und Baxter bemerkten Sirius nicht rechtzeitig, sodass er noch mit der Faust ausholen konnte und sie mit voller Wucht in Bellatrix’ Gesicht schleudern konnte.Bellatrix taumelte tatsächlich zurück, doch statt einem von mir erwarteten geschockten Gesichtsaudruck, war nur Hass und Wut darin zu sehen.Sie machte wieder eine kurze Bewegung eines Handgelenks, von der Hand, in dem ihr Zauberstab lag. Kein Wort sagte sie dabei, sie schien die nonverbalen Flüche genauso perfekt zu beherrschen, wie die Rumtreiber.Kaum zeigte der Zauberstab auf Sirius, wurde er nach hinten geschleudert, und erst als er hinten an der Mauer zusammensackte, sah ich quer über seinen Bauch gezogen, eine blutige Wunde. Sein Pullover wurde binnen Sekunden von der warmen Flüssigkeit durchtränkt.Er hörte, wie er würgte, Peter war blass, als er murmelte: „Sirius…“„Du bist so ein dreckiger Verräter! Was erlaubst du dir? Das werdet ihr alle bezahlen!“, zischte Bellatrix und hielt als nächstes ihren Zauberstab wieder auf James, der ebenfalls gegen die Wand geschleudert wurde und dann mit dem Cruciatus gequält wurde. Sie hielt den Fluch aber nur kurz bei ihm, dann wurde Remus wieder von ihm getroffen, Peter folgte direkt.„Und das dreckige Schlammblut auch noch…“, murmelte Bellatrix, sah mich geradezu hungrig an und richtete ihren Zauberstab auf mich. Leise sagte sie das verheißungsvolle Wort, schon spürte ich grausamen Schmerz in meinem Körper. Es fühlte sich an, als ob meine Gelenke zerrissen, meine Gedärme sich umstülpen würden, jede Faser in meinem Gott verdammten Körper sich irgendwie strecken würde. Ich schrie, ohne es zu wollen, ohne es wirklich wahrzunehmen, ich schrie, um dem Schmerz Luft zu machen.Es war eine endlose, schmerzhafte Zeit, in Wahrheit dürften es ein paar Sekunden gewesen sein, als James schon dazwischenfuhr: „Hören Sie auf!“ Und Sirius: „Ich habe dich geschlagen, Bellatrix! Lass die anderen sofort in Ruhe!“Der Fluch hörte auf, der Schmerz blieb. Mein Blick wurde wieder klarer und ich konnte die anderen wieder sehen. Sirius war, trotz seiner Wunde, wieder aufgestanden. Ich vermutete, dass er kurz, wirklich kurz, bewusstlos gewesen war oder zumindest in einem ähnlichen Zustand, sonst hätte er sicher schon vorher eingegriffen, ebenso James, der bei Remus und Peter einfach noch zu schwach zum Sprechen gewesen war und jetzt auch noch zu schwach, um sich aufzurichten. Ich konnte es ihm nachfühlen.Bellatrix blickte ihren Cousin verächtlich an und begann wieder im arroganten Tonfall: „Ihr seid so“ – Sie verstummte. Sie verstummte und lauschte.„Oben ist wer!“, verkündete sie dann stockend. Sie sah die beiden Männer an und meinte: „Ihr wartet hier und bewacht die Geisel! Ich gehe eben!“Grand und Baxter nickten, ich sah ein leichtes Lächeln in ihren Gesichtern, sie schienen froh zu sein, dass Bellatrix sie alleine mit uns ließ.Bellatrix ging und verschloss die Tür hinter sich.

Qual 2.Teil

Auf Grands Gesicht trat direkt ein hämisches Grinsen. „So, wen nehmen wir uns erst vor?“, fragte er Baxter. Dieser schaute wieder mich an: „Das Schlammblut natürlich!“Ich lag noch immer am Boden und krampfte mich nun weiter zusammen. Ich wollte nicht, ich wollte wirklich nicht. Ich sah, wie die anderen aufstanden, und James sprach wieder: „Ihr krümmt Lily kein Haar!“Grand bewegte kurz seinen Zauberstab zu James und nach einem kurzen Schwung zog sich eine blutende Wunde über James’ Arm. Dieser klatschte sofort seine Hand darauf, aber an seinem Gesicht sah ich, dass die Wunde nicht ganz so tief war, nicht ganz so sehr schmerzte. Grand schien in nonverbalen Flüchen nicht so gut wie Bellatrix zu sein. Oder er war einfach nicht konzentriert gewesen.Baxter hielt seinen Zauberstab dann auf mich, schwang ihn kurz. Ich hatte es rechtzeitig geahnt, konnte mich noch etwas drehen und spürte dann einen stechenden Schmerz am Rücken. Ich spürte, wir mit Blut den Rücken hinunter rann, spürte den Schmerz, kniff meine Augen zusammen und wollte nur noch weg.Wieder James: „Ich sagte, ihr sollt ihr nichts tun!“ Schritte, ein kurzes Schmerzenslaut von James, dann Sirius mit spöttischem Tonfall: „Vielleicht solltet ihr erst einmal bei eurer lieben Miss Bellatrix nachfragen, ob ihr uns hier überhaupt so angreifen dürft!“ Ein knapper Schmerzenslaut von ihm, während Baxters Stimme durch den Raum hallte: „Ihr seid alle so verdammte, dreckige…“ Kurz war Stille im Raum, dann wieder Sirius: „Ach, fällt dir kein Wort mehr ein, Nicholas?“ Wieder ein knapper Schmerzenslaut, dieses Mal von Remus, und Grand sagte: „Ach, jetzt schützt das Halbblut auch noch den Verräter…“ Und Sirius’ mahnende Stimme: „Remus! Lass das, man!“Baxter lachte spöttisch auf und meinte dann: „Und das andere Halbblut sagt genauso wenig wie unser kleines Schlammblut!“ „Sie lassen die beiden in Ruhe!“, James, viel dichter an mir, als zuvor. Plötzlich schnelle Schritte, Peter rief: „Sirius!“ Ein lauter Knall, jemand würgte, Sirius.„Sirius! Mach nicht immer so eine Scheiße!“, hörte ich Remus laut. Sirius entgegnete: „Dann lass dir etwas besseres einfallen!“ Grands spöttische Stimme schon wieder: „Jetzt streiten sie sich auch noch…“ Und ein Schmerzenlaut von Remus, dann wieder von Sirius und kurz darauf von Peter. Ich öffnete meine Augen, richtete mich auf. Ich wollte endlich wissen, was los war. Ich konnte nicht die ganze Zeit so tun, als wäre ich nicht hier, während die Rumtreiber litten.James stand vor mir, aber nicht lange. Ein grüner Blitz riss ihn von den Beinen, schleuderte ihn über mich durch die Luft und hinter mir an die Mauer. Ich starrte ihn noch an, als ich schon wieder Schmerz spürte, dieses Mal an der Schulter. Ein lauter Ruf, jetzt von Remus und Sirius zugleich, ein weiterer Blitz, wieder ein Ruf, jetzt von James und ein Blitz in eine andere Richtung, als sich plötzlich die Tür wieder öffnete.Bellatrix war wieder da und die Angst in mir verstärkte sich wieder. Bellatrix konnte einem noch viel mehr Schmerzen zufügen. Viel, viel mehr Schmerzen.Doch unerwarteter Weise zog sie nicht ihren Zauberstab, sondern wandte sich den beiden jungen Todessern zu.„Was glaubt ihr eigentlich, was ihr hier tut?“, fragte sie und ihr Blick war von Wut gefüllt, „Wir haben den Auftrag, den Geiseln keine großen äußerlichen Verletzungen zuzufügen, damit es nicht auffällt, wenn sie wieder zurückkehren! Und was macht ihr?“Sie sah uns kurz reihum an. Dann sagte sie zu den beiden Männern: „Ihr kommt sofort mit!“Und sie verschwand durch die Tür, Baxter und Grand folgten ohne Widerrede und erinnerten mich fast an zwei kleine Kinder, die Mist gebaut hatten, hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.„Alles okay mit euch?“, erklang sofort James’ Stimme.Ich schaute mich um.James lag noch immer an der Wand hinter mir, richtete sich nun aber langsam auf. Die Wunde an seinem rechten Arm blutete noch immer stark, außerdem hatte er jetzt noch eine an der Hüfte, auf die er mit der linken Hand fest drückte. Sein rechter Arm hing nur schlaff herab.Sirius saß auf dem Boden, an die eine Wand gelegt atmete nur schwer. Die Wunde von Bellatrix über seinen Bauch klaffte, dann hatte er noch eine am linken Bein und eine am rechten Arm, ebenso wie James. Er nickte nur, war blass, auch ebenso wie James.Remus schleppte sich schwer die letzten zwei Meter, die fehlten, zu Sirius und setzte sich neben ihn. Er hatte eine Wunde über der Brust und eine am Bein. Das Blut sickerte nur so, dennoch murmelte er: „Alles okay soweit!“Auch Peter ging zu Sirius und setzte sich dann neben Remus. Er hatte eine Wunde am Hals, gegen die er drückte. Es schien, Gott sei Dank, nicht die Halsschlagader erwischt zu haben. Außerdem war er am linken Arm verletzt. Auch Peter sagte: „Alles in Ordnung!“„Gut!“, sagte James, setzte sich neben Sirius und drehte sich dann zu mir: „Komm her, Lily! Geht’s auch bei dir einigermaßen?“ich bewunderte die vier genau in diesem Moment. Ich bewunderte sie dafür, dass sie sich wieder selbstverständlich zusammensetzten und wohl etwas besprechen wollten. Ich bewunderte sie dafür, dass sie nicht einfach an Ort und Stelle liegen blieben und auf das warteten, was kommen würde. Ich bewunderte sie, konnte selbst nur nicken und zog mich zu ihnen. Ihr offensichtlicher Mut machte mich stärker. Es war plötzlich ganz klar für mich: Wir mussten reden, wir mussten besprechen, was wir als nächstes tun sollten. Genau das, was ich vorher hatte tun wollen, wo die vier hatten warten wollten.

Fluchtversuch

Die Blicke der anderen drei lagen nun auf Remus, erwartungsvoll. Auch ich schaute den Jungen an, als dieser auch schon meinte, als hätte man ihn danach gefragt: „Wir scheinen in einem Haus von einem Todesser zu sein. Außer den dreien und uns ist niemand hier. Keine weiteren Todesser.“ „Bist du dir sicher?“, fragte James und Remus nickte: „Ja, bin ich!“„Woher willst du das wissen?“, fragte ich. Ich konnte es gar nicht glauben, wie selbstverständlich es alle nahmen, dass Remus solche Behauptungen aufstellte und wie die anderen es wohl wirklich ohne zu zögern so glaubten.Entgegen meinen Erwartungen, trat ein leichtes Lächeln auf Remus’ Gesicht und er antwortete: „Ich habe mich vorhin, als die Tür noch auf war, aufs Hören konzentriert. Wenn man will, hört man mehr, als man annimmt, Lily! Und ich bin mir ganz sicher, dass ich sonst keinem im Haus gehört habe.“Er hatte sich aufs Hören konzentriert? Obwohl da drei Todesser mit uns im Raum standen? Der hatte echt Nerven…Sirius strich sich das Haar ein wenig aus dem Gesicht und stellte nachdenklich fest: „Dann müssen wir also nur irgendwie Bellatrix platt machen.“ „Ja, möglichst bevor Voldemort kommt!“, fuhr James Sirius’ Gedankengang fort und ich mischte mich wieder ein: „Was heißt ‚nur Bellatrix’? Da sind zufällig auch noch zwei andere Todesser!“„Die sind aber schwach!“, meldete sich nun Peter zu Wort und Sirius erklärte: „Wir scheinen nicht allzu wichtig zu sein. Nicht wichtig genug, viele gute Todesser zur Bewachung abzuordnen. Wichtig genug aber, dass Voldemort neben den beiden dummen auch noch Bellatrix hergeschickt hat. Du siehst, wie Bellatrix mit ihnen umspringt und sie sich fügen. Es ist das Zeichen, dass sie über ihnen steht, somit stärker ist. Zumal wir jawohl noch aus ihren Hogwarts-Zeiten wissen, dass die beiden zu nichts zu gebrauchen sind!“ Er und James grinsten sich kurz an und ich ahnte, dass die zwei ihnen damals unter anderem Streiche gespielt hatten. In dieser Situation hätte ich, auch mit noch so vielen Erinnerungen, nicht Grinsen können. Aber irgendwie war es schön, es in ihren Gesichtern zu sehen, es beruhigte mich ungemein, fast so, als würden sie damit zeigen, dass sie wussten, wie sie uns herausholen könnten, wie sie uns retten könnten. Obwohl sie das natürlich noch nicht wussten.Nun redete Remus wieder: „Aber wieso verflucht Bellatrix uns nicht einfach? Voldemort scheint unbedingt selbst kommen zu müssen!“ „Tja… Es wissen doch alle, dass er nicht einmal seinen engsten Todessern vertraut. Vielleicht geht er einfach davon aus, dass sie zu schwach für den Imperius sind.“, antwortete Sirius und James fügte an: „Außerdem weiß er sicher, dass Sirius und ich nicht einfach zu verfluchen sind. Da macht er es lieber selbst.“ Beide Jungen zuckten mit ihren Schultern, sahen sich an und nickten. Sie schienen sich einig zu sein und ich glaubte ihnen, weil ich mir auch nichts Besseres vorstellen konnte. Aber umso schlimmer war es, dass ich ihnen glaubte, denn immerhin hieß das doch, dass Voldemort auf jeden Fall kommen würde und dann… Peter schien dasselbe zu denken: „Wenn Voldemort erst einmal hier ist… Dann wird alles so geschehen, wie er will!“James schüttelte sachte den Kopf: „Nein, wird es nicht! Wir werden uns wehren! Falls wir überhaupt solange hier bleiben. Wenn er uns schon warten lässt… Er soll ruhig sehen, dass seine Besucher ungeduldig sind und einfach schon einmal gehen!“Er grinste und wieder tat Sirius es ihm gleich. Bei beiden war das Ernste wie weggewischt, es war, als würden sie echt von irgendetwas Alltäglichem reden, nicht davon, dass wir gefangen waren, von einem der schlimmsten Magier aller Zeiten.„Aber wie sollen wir hier rauskommen?“, fragte Peter nun. Die Frage,  die mir eben noch auch auf den Lippen gelegen hatte, die ich aber vergessen hatte, als die beiden Jungen gegrinst hatten.Remus meldete sich wieder zu Wort: „Wir müssen überlegen… Also am besten wäre es, wenn wir sofort, wenn sie wiederkommen, abhauen. Aber wenn Voldemort da schon bei wäre…“ Er fuhr sich kurz mit der Hand nachdenklich durchs Gesicht, als James auch schon erwiderte: „Er wird bestimmt noch nicht da sein, oder? Die drei werden erst einmal wiederkommen, um uns weiter zu quälen!“ Seine Stimmlage zeugte von einer Sicherheit, andererseits schaute er nun fragend zu Sirius, der jetzt nickte: „Ja, sicher! Bellatrix wird uns noch weiter quälen wollen. Wenn Voldemort noch nicht da ist, wird sie uns weiter verletzend!“ „Und Voldemort wird bestimmt nicht hierher kommen. Also er wird uns oben in normalen Räumen sicher den Fluch auflegen. Also wird uns irgendwer holen müssen. Da hätten wir auch noch eine Chance zu entkommen.“, fuhr James fort und Sirius nickte zustimmend.„Aber wie?“, fragte ich, „Die haben Zauberstäbe, wir nicht!“Die vier sahen mich einen Moment lang an, dann grinste Sirius: „Dann müssen wir den Überraschungsmoment ausnutzen!“ Nun wanderten die Blicke der anderen zu ihm, auch meiner. James fing ebenfalls an zu grinsen. Sie schienen an das gleiche zu denken, irgendetwas Lustiges, was sie mal getan hatten, wovon ich nie erfahren würde. Vielleicht sollte ich sie jetzt mal danach fragen. Denn Sirius’ Erklärung erklärte nicht sein Grinsen: „Wenn sie reinkommen und wir sie in dem Moment angreifen, sind sie sicher zu überrascht, um uns zu verzaubern oder so. Das ist der ideale Moment. Bestimmt kommen erst Nicholas und Joshua rein. Bellatrix wird dahinter gehen. Sie rechnet wahrscheinlich mit so etwas. Zumindest unterbewusst. Wir erledigen die beiden irgendwie und dahinter stürzen wir uns auf Bellatrix!“ Während des Sprechens war er wieder ernster geworden, James ebenfalls, der jetzt anfügte: „Das ist gut! Wir warten an der Tür, rammen Nicholas und Joshua unsere Knie in die Bäuche und danach stürzen wir uns zusammen auf Bellatrix! Danach heißt es nur noch laufen, immerhin ist ja auch sonst niemand im Haus. Wir laufen einfach raus und apparieren an der nächsten Stelle, an der es funktioniert.“„Vom Logischen her klingt das gut. Aber ich bezweifle, dass das klappen wird!“, entgegnete Remus, während ich noch vollkommen überwältigt und überrascht war. Wie hatten James und Sirius sich so schnell diesen Plan ausdenken können? Die beiden waren echt… merkwürdig. Beeindruckend.James schüttelte leicht den Kopf: „Moony!“ Das Wort klang mahnend und ich bemerkte, dass er wieder Remus’ Spitznamen benutze, während sie sich eben noch alle mit ihren normalen Namen angesprochen hatten. Er fuhr fort: „Wie oft hast du schon gedacht, dass etwas nicht klappen wird und es klappt jetzt wunderbar! Du weißt, wovon ich spreche!“Die beiden Freunde starrten sich gegenseitig an, dann nickte Remus: „Ihr habt Recht! Aber wenn es nicht klappt, kann uns so viel passieren.“ „Konnte uns bei der anderen Sache auch…“, erwiderte Sirius leichthin und Remus antwortete: „Ja, schon, aber… Aber überlegt doch…“ Er schaute kurz zu mir und fuhr dann fort: „Das hier ist nicht nur unsere Sache, Lily steckt mit uns drin. Das heißt, ihr solltet kein zu hohes Risiko eingehen, so sehr ihr das auch liebt!“ „Wir sind uns dessen bewusst!“, meinte James, ohne mich eines Blickes zu würdigen, „Aber gerade weil Lily hier ist, will ich, dass wir hier schleunigst rauskommen. Keinen Fluchtversuch zu unternehmen, kann noch schlimmer für uns enden! Einen Imperius von Baxter oder Grand könnten wir vielleicht standhalten, einen Imperius von Voldemort sicher nicht. Und was wäre, wenn er doch beschließt, dass ihr sterben könnt? Das könnten Sirius und ich uns nie verzeihen. Und denk an unsere Eltern. Sie würden sich die Schuld für eure Tode geben, denn nur wegen ihnen sind wir hierher gekommen. Denk an Dumbledore, der so viel für dich getan hat. Er würde sich vielleicht auch die Schuld geben, weil…“ – „Ist schon gut, James! Ich habe es verstanden!“, unterbrach Remus ihn hitzig. Ich hatte Remus noch nie so gehört. Er war sonst immer sehr ruhig, aber jetzt schien James ihn aufgewühlt zu haben. Ich dachte nicht, über James’ Worte nach, ich war nur wütend auf James, weil er Remus so erschüttert hatte.Aber plötzlich wurde James auch wieder ganz sanft: „Du musst nur verstehen, Remus, dass die Gefahr höher ist, wenn wir hier bleiben. Wir müssen uns auf die Flucht konzentrieren, so abgefahren die Pläne dazu auch klingen mögen.“ „Ich weiß…“, erwiderte Remus abwesend und wieder viel ruhiger.Sirius, der eindeutig froh war, dass das ohne seine Hilfe geklärt war, stand nun auf: „Gut! Dann warten wir jetzt an der Tür!“ Ich war meinerseits froh, dass jetzt endlich Bewegung in die Sache zu kommen schien und ich hoffte zutiefst, dass es klappen würde, denn wenn nicht… Wie sauer wären die Todesser dann wohl?Wir standen auch auf und Sirius orderte an: „James und ich erledigen Nicholas und Joshua. Remus und Peter bleiben hinter mir, Lily hinter James. Danach stürzen wir uns zusammen auf Bellatrix!“ James und er nickten sich kurz zu, vollkommen einig und so stellten wir uns an der Tür auf, James und ich rechts davon, Sirius, Peter und Remus links davon.Mir tat alles weh, das Sitzen hatte mir nicht gut getan, die Schmerzen sich dadurch scheinbar nur ausgeweitet, aber ich versuchte, sie auszublenden. Immerhin verzogen die Rumtreiber auch keine Miene, obwohl es sie wohl viel schlimmer erwischt hatte. Ich musste jetzt genauso stark sein wie sie.Wir standen einige Zeit da, vollkommen ruhig und warteten. Bis endlich Klacken der Tür zu hören war. Sofort tauschten wir alle Blicke, Sirius und James schienen plötzlich voller Tatendrang zu sein.Die Tür schob sich auf, Baxter und Grand traten, wie Sirius gesagt hatte, als erstes ein. Ohne zu zögern packte James Baxter, Sirius Grand und sie rammten beide ihre Knie in die Magengrube des jeweiligen Todessers.Die beiden Männer würgten und sanken zusammen.Bellatrix’ Stimme war zu hören: „Wie dumm seid ihr eigentlich?“ Ich wusste nicht, ob es den Todessern oder uns galt, während ich hinter James hervor rannte. Wir mussten sofort Bellatrix überwältigen und dann weg hier. Ganz schnell weg hier.Doch da kam schon ein blauer Blitz auf mich zu und ich wurde nach hinten gegen die Wand geschleudert. Ich konnte einen Augenblick nicht atmen, meinte, mir alles gebrochen zu haben, während ich die Wand nach unten entlang rutschte. Jemand rief meinen Namen, dann hörte ich noch mehr dumpfe Geräusche, Schmerzenslaute und schon wieder Bellatrix’ herrische Stimme: „Legt ihnen Fesseln an! Der dunkle Lord wird eh bald kommen!“Ich sah, wie sie ging, und Grand und Baxter legten zuerst Sirius und James durch einen Zauber Fesseln an, dann Remus und Peter und zu guter Letzt mir. Es waren zwei dicke Seile. Eines, was meine Hände hinter meinem Rücke zusammenband, genau schmerzhaft über meiner Wunde, das andere, was meine Füße zusammenband, sodass ich keinen Schritt mehr gehen konnte.Danach verschwanden die beiden Todesser und ließen uns zurück. Voldemort würde in Kürze kommen, das hatte Bellatrix doch gesagt. Und wir saßen hier, konnten uns kaum noch rühren und keine Fluchtmöglichkeit war mehr übrig. Das zumindest dachte ich.

Flucht

„Scheiße…“, murmelte Sirius dumpf. Die Rumtreiber lagen alle ebenfalls in der Nähe der Wände. Wir alle mindestens 3 Meter voneinander entfernt, alle gefesselt.James fügte ebenso dumpf an: „Wirklich scheiße! Voll schief gegangen!“„Ja, und jetzt sind wir in einer noch schlechteren Situation…“, entgegnete Remus.Peter fuhr fort: „Und wir können mit den Fesseln hier niemals rauskommen.“„Dann müssen wir die Fesseln halt irgendwie abmachen!“, sagte Sirius leichthin und plötzlich ruckte sein Kopf zu James. Sie schauten sich einige Zeit an, dann guckten sie zu Peter und James meinte: „Wurmschwanz…“ Wieder hatte er zum Spitznamen gewechselt. „Es ginge ganz einfach. Du könntest…“ Doch Remus unterbrach ihn: „Nein, das kann er nicht!“Sirius schaute kurz zu mir und meinte dann: „Ach, Remus! Es ist doch jetzt egal, ob Lily das von uns dreien weiß. Besser, als wenn wir vom Imperius erwischt werden und…“ Aber wieder unterbrach Remus: „Ja, es ist egal, ob Lily es erfährt! Aber, wie ihr nachgelesen habt, braucht man dafür viel Konzentration und Kraft. Die kann niemand von euch in diesem Zustand noch aufbringen! Schaut euch eure Wunden an, schaut euch Peter an! Er verliert Blut, er verliert an Kraft. Er wird es nicht mehr schaffen und dann sitzt er hier, gefesselt und nur sein Kopf ist verwandelt oder so. In diesem Fall ist das Risiko wirklich zu hoch! Lasst euch was anderes einfallen!“„Und wenn es nichts anderes gibt? Peter? Könntest du nicht wenigstens eben versuchen, die Kraft und Konzentration…“, begann James abermals, aber schon wieder fuhr Remus dazwischen: „Nein, kann er nicht! Wag es ja nicht, Peter! Sonst bringe ich dich höchstpersönlich um!“Peter schien selbst hin und her gerissen, hatte wohl Angst, vor was auch immer, aber wollte was tun.Ich verstand nicht, worüber sie redeten, ich verstand nur, dass Remus wohl der Meinung war, es würde nicht klappen. Weil Peter zu schwach wäre… Auch wenn ich nicht fand, dass auch nur einer von ihnen wesentlich schwächer aussah, als sonst. Sie waren blasser, ja, durchaus, aber dadurch sahen sie nicht schwächer aus.James öffnete wieder den Mund, doch nun meldete sich Sirius plötzlich zu Wort: „Hey, wartet! Bevor ihr euch hier gleich prügelt, was mit Fesseln recht schwer sein mag… Ich habe eine viel bessere Idee!“ Er grinste wieder und fügte hinzu: „Mein Feuerzeug!“ Sein Feuerzeug? Was sollte das denn jetzt?Ich meinte mich erinnern zu können, wie er öfter Mal in irgendwelchen Unterrichtsstunden mit einem Feuerzeug rumgefummelt hatte, aber was sollte uns das jetzt bringen?James’ Gesicht erhellte sich aber sofort: „Stimmt! Das habe ich ganz vergessen!“ „Wir können nur hoffen, dass sie es mir nicht abgenommen haben…“, meinte Sirius und verlangte dann: „Los, komm her, James!“Doch auch er selbst versuchte es mit allen Mitteln, näher an James zu kommen und so robbten sie mehr oder minder ansehnlich zueinander. Dann drehte Sirius sich um, konnte sich irgendwie geschickt auf die Knie begeben und hob seine Hände etwas an, sodass James an seine Gesäßtasche konnte. Dieser langte auch schon, so schwer es ihm fiel, hinein und zog breit grinsend ein Feuerzeug heraus. „Na, also! Ist das Teil ja doch noch zu was gut!“, meinte James grinsend und klappte es auf. Kaum drückte er den Knopf herunter, entzündete sich die Flamme am Feuerzeug.„Spann das Seil weiter!“, orderte er Sirius an und dieser gehorchte, während James das brennende Feuerzeug unter das Seil hielt.Es dauerte nicht lange, als das Seil auch schon durchgekokelt war. James nahm seinen Finger wieder vom Knopf und das Feuerzeug ging aus, während Sirius seine Hände nach vorne nehmen und schnell die Fesseln von seinen Handgelenken riss. Danach befreite er seine Füße, um sich dann zurück zu James zu drehen.Er riss an dessen Handfesseln und befreite ihn binnen Sekunden. Danach stand er auf und ging zu Peter, um dessen Fesseln zu lösen, während James seine Fußfesseln, mit dem Feuerzeug in der Hand, abriss. Dann stand auch er auf und ging zu mir herüber. Sirius ging schon zu Remus, während James sich vor mir niederkniete und mir meine Fesseln möglichst vorsichtig abnahm.„Ist alles in Ordnung?“, fragte er dabei sanft und schaute mich mit seinen braunen Augen eindringlich an. Ich nickte nur: „Ja, alles okay.“Ich fühlte mich besser, jetzt wo meine Hände frei waren. James half mir, die Fußfesseln zu lösen, während Sirius auch zu uns kam.„Ich will mein Feuerzeug wiederhaben!“, verlangte er grinsend und James, ebenfalls grinsen, drückte es ihm in die Hand.„Wieso hast du eigentlich eins?“, fragte ich nun. James antwortete mir: „Er fand das Feuerzeug so toll, da hat Dad es ihm geschenkt. Er war Hin und Weg.“ „Er ist Hin und Weg!“, bezeugte Sirius in der dritten Person von sich selbst. Die beiden Jungen grinsten sich noch einmal an, dann meldete sich Remus wieder zu Wort, der sich, ebenso wie Peter, mittlerweile auch ganz befreit hatte: „Sehr schön, dass ihr schon wieder so glücklich seid, aber das Hauptproblem ist immer noch nicht geklärt! Wie kommen wir hier jetzt raus?“Kurz herrschte Stille, dann meinte James: „Na ja… Die denken ja jetzt, wir wären gefesselt. Das hieße, der Überraschungsmoment, wenn wir sie direkt am Anfang niederhauen, wäre größer. Vielleicht groß genug, um auch Bellatrix dran zu kriegen und noch weglaufen zu können.“„Oh, ja, wir versuchen es noch mal!“, meinte Sirius, während er sein Feuerzeug endlich wieder einsteckte und voller Tatendrang aufstand.Remus seufzte leicht genervt auf, lächelte jedoch irgendwie nachsichtig: „Ich muss euch nicht sagen, dass ich diese Idee noch immer vollkommen irrsinnig finde?“ „Nein, musst du nicht!“, erwiderten Sirius und James grinsend.Es war so merkwürdig… Sie wirkten nicht mehr so, als wären sie hier gefangen. Es war mehr… Ja… Als hätten sie vor, jetzt einen Streich zu spielen oder so. Nicht als wären wir wirklich in dieser Situation…Sirius half Remus auf, danach Peter, während James aufstand und mir ebenfalls helfend eine Hand reichte. Ich nahm sie entgegen. Mir tat alles weh, ich glaubte einen Moment, meine Schultern wären ausgekugelt, und hätte es alleine womöglich gar nicht wirklich geschafft aufzustehen. Oder zumindest hätte ich sehr lange dafür gebraucht.„Dann ist jetzt wohl wieder warten angesagt.“, stellte James danach fest, als er mir aufgeholfen hatte. Die anderen nickten nur. Sirius ging zur Tür, stellte sich daneben, lehnte sich an die Wand, schloss die Augen und schien sich auszuruhen.Peter stützte sich mit seinen Händen auf den Knien ab, schien sich auch zu erholen, während ich dank seinen Verletzungen seine Position nicht als entspannend ansah.Remus lehnte sich gegenüber von Sirius an die Wand, schloss aber nicht die Augen, sondern starrte an die Decke. James blieb vor mir stehen und fragte nun leise und wieder ernst: „Tut dir Wunde am Rücken sehr weh?“ Ich nickte. Natürlich! Was für eine Frage..James fuhr sich kurz mit der Hand durchs Haar, dann meinte er: „Wenn wir hier raus sind, sorge ich dafür, dass du als erstes behandelt wirst!“ „Euch hat es doch viel schlimmer erwischt…“, murmelte ich leise. Irgendwie war es mir fast unangenehm, dass der James Potter, bei dem ich mir immer einredete, ich würde ihn hassen, sich jetzt so um mich kümmerte, sorgte.James winkte ab, nun wieder mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Ach, was… Wir sind das gewohnt… Wir können das ab!“ Er guckte kurz reihum seine Freunde an, wobei ich doch eine gewisse Sorge in seinen Augen sah. „Woher sollt ihr das denn gewohnt sein?“, fragte ich skeptisch. Natürlich tat mir alles weh und ich wollte auch dringend hier weg, aber die Wunden der anderen machten mir mehr Sorgen. Wenn die Wunde bei Peter am Hals sich zum Beispiel entzünden würde… Ich wollte gar nicht an die Folgen denken…Ich bemerkte, wie Remus’ Gesicht augenblicklich zu uns ruckte, sein Blick fixierte James fest, aber dieser schien es nicht zu bemerken. Er zuckte nur leicht mit den Schultern und meinte grinsend: „Tja… Du weißt doch, wie oft wir uns aus Spaß duellieren. Die ein oder andere Wunde kommt da schon zustande.“ Er drehte sich knapp zu Remus, guckte ihn kurz an, dann hob jener seinen Blick wieder und starrte an die Decke. James schien Remus’ Blick doch bemerkt zu haben und sogar verstanden zu haben, was bei mir nicht der Fall war.„Bei duellieren fällt mir ein…“, begann Sirius nun, seine Augen hielt er geschlossen, „Hat einer von den dreien unsere Zauberstäbe?“ „Baxter!“, sagte Peter sofort, während er sich aufstellte, „Ich habe es gesehen!“ „Sehr gut! Ich hatte gehofft, dass du danach Ausschau hältst“, gab Sirius zu, öffnete kurz ein Auge, um Peter anzuschauen, dann schloss er es wieder.Peter ging zu ihm und stellte sich neben ihn an die Wand, als auch schon plötzlich das verheißungsvolle Klacken von der Tür erklang.James wirbelte herum und ging dann mit zügigen Schritten zu der Tür, ich folgte ihm, Remus beeilte sich, wieder neben Peter zu kommen.James und Sirius tauschten noch einen viel sagenden Blick, als die Tür auch schon aufging.Grands Timme flog herein, amüsiert: „Der dunkle Lord ist da…“ Er war wohl voller Vorfreude, während ich meinen Blick kurz gen Decke gleiten ließ und ein Stoßgebet zum Himmel schickte. Wenn es einen Gott geben sollte, sollte er uns jetzt helfen.Grand und Baxter kamen herein und sofort schlugen James und Sirius wieder ihre Knie in die Magengruben der Männer. Die beiden sanken röchelnd zusammen und James und Sirius rannten beide in den Türrahmen, aber beide sahen ratlos an.„Bellatrix ist nicht da…“, stellte Sirius perplex fest und James erwiderte: „Umso besser…“Remus und Peter, die jetzt viel schneller dachten als ich, bückten sich hinunter zu Baxter und Grand. Remus nahm den beiden Männern ihre Zauberstäbe ab, Peter zog Baxter unsere Zauberstäbe aus der Tasche. Die beiden schien es auch dieses Mal zu schlimm erwischt zu haben, als dass sie sofort hätten reagieren können.„Raus hier!“, sagte James knapp und verließ den Raum, Sirius neben ihn und Remus, Peter und ich folgten dicht. Hinter uns schloss James die Tür. Remus nahm Peter seinen Zauberstab ab und tickte damit kurz auf die Tür, dann schmiss er die Zauberstäbe der Todesser einfach auf den Boden.Peter gab auch mir meinen Zauberstab wieder und James und Sirius ihre.„Gut, jetzt sind wir schon einmal einen Schritt weiter…“, stellte James fest. Nun sah er wieder ernst aus.Ja, einen Schritt weiter… Aber wenn wir die Treppe hochgehen würden… Dort würde Voldemort sein… Hatten wir überhaupt eine Chance, hier herauszukommen, ohne vorher von Voldemort verflucht worden zu sein?

Imperio

Wir alle schauten nun kurz zu der Treppe, dann meinte Sirius: „Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt hochgehen.“„Und was tun wir, wenn er dann direkt vor uns steht?“, fragte Peter nun vorsichtig.James zuckte mit den Schultern: „Dann müssen wir kämpfen. Wenn wir allerdings da oben die Haustür sehen, rennen wir sofort dahin. Und im Notfall wird einer zurückgelassen, dann kommen wenigstens die anderen weg!“Die Rumtreiber tauschten alle schnelle Blicke und mir war klar, dass niemand den anderen zurücklassen würde. Scheinbar hatte James es nur wegen mir gesagt, damit ich laufen würde, ohne mich umzugucken. Oder nicht?„Wir werden nicht siegen. Nicht gegen Voldemort!“, gab Remus jetzt zu bedenken. James fixierte ihn fest: „Wir wollen auch nicht siegen, wir wollen hier raus! Ohne verflucht zu werden! Denn ich will nicht Schuld sein, dass Voldemort jede Menge Informationen vom Ministerium und vom Orden bekommt!“Seine Stimme war fest und ließ keine Widersprüche zu, auch wenn eh niemand so schien, als wolle er überhaupt widersprechen. Die Sache war eindeutig und sie alle vier schienen der Meinung zu sein. Und ich wusste, dass ich auch nicht Schuld sein wollte. Mit dem Gedanken könnte ich nicht leben. Auch wenn ich nur vage wusste, was der Orden war, so wollte ich nicht daran Schuld sein, dass Voldemort mehr wusste.„Dann los jetzt…“, forderte Sirius, aber nicht in seiner üblichen Stimmlage, er schien angespannt, ebenso wie James. Beide schienen sich auf das schlimmste vorzubereiten, während sie nun die Treppe hochgingen und als ich Peter und Remus anguckte, bemerkte ich, dass sie sich ebenfalls auf das schlimmste vorzubereiten schienen. Sie rechneten wohl alle vier damit, dass gleich Voldemort vor uns stehen könnte.Ich schluckte schwer und fühlte mich plötzlich, als hätte ich Tage nichts mehr getrunken. Meine Wunden brannten, meine Beine fühlten sich wabbelig an. Ich war nicht bereit, dem schlimmsten Magier aller Zeiten gegenüberzustehen.Wie waren wir überhaupt in diese Situation gekommen? Wäre ich doch – verdammt noch mal – nicht mit den Rumtreibern nach Hogsmead gegangen. Dann säße ich jetzt sicher… Ja, wo säße ich dann jetzt sicher? Wie viel Zeit war vergangen? Suchten die aus Hogwarts uns vielleicht schon? Na ja… Hier vermuten würden sie uns sicher nicht… Wir waren auf uns selbst gestellt…Aber immerhin… wollte er uns doch nicht umbringen, oder? Er würde uns nur verfluchen. Vielleicht so, das sich alles noch wüsste, aber nichts erzählen könnte… Mir wurde schlecht. Nein, das wollte ich auch nicht. Wie grausam die Vorstellung war, nun wirklich nach Hogwarts zurückzukehren, James und Sirius mit dem Imperius belegt, aber kein Wort davon sagen zu können. Ihnen zusehen zu müssen, wie sie zu James’ Eltern fuhren und sie heimlich für Voldemort ausspionierten. Nein, das wäre grauenvoll1 Wir mussten hier unbedingt raus, ohne dass wir Voldemort begegneten.Ich schickte ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, dann folgte ich den Rumtreibern die Treppe hoch. Oben war eine weitere Tür, deren Griff James nun umklammert hatte.Auch er schloss kurz die Augen, schien zu beten, zu wem auch immer, schauten uns danach alle auffordernd an, fasste seinen Zauberstab in der anderen Hand so fest, dass seine Adern leicht hervortraten, dann öffnete er die Tür.Ich hob sofort meinen eigenen Zauberstab, bereit, mich zu verteidigen, aber wir fanden uns in einem leeren Flur wieder. Kurz war ich erleichtert, bis ich bemerkte, dass der Flur fünf weitere Türen hatte und keine einzige schien die Haustür zu sein oder eine, die wenigstens in den Garten führte. Und wie sollten wir jetzt die richtige finden? Die Tür, die uns rausführen könnte?„Und schon stehen wir vor dem nächsten Problem.“, stellte Remus flüsternd fest. James nickte und meinte leise: „Ja, das ist tatsächlich ein Problem.“„Wir müssen wissen, welche Tür uns in den Raum führt, der uns nach draußen führen kann…“, murmelte Sirius jetzt und schien scharf nachzudenken.Verzweifelt schaute ich die Türen entlang, bis Peter auf die Tür uns direkt gegenüber zeigte und leise meinte: „Ich denke, das wird sie sein.“„Vermutlich…“, gab James zu, flüsternd, schaute dabei aber erst die beiden Türen zu unserer Rechten, dann die beiden zu unserer Linken an.Sirius meldete sich jetzt wieder gedämpft zu Wort: „Wir sollten alle Türen gleichzeitig öffnen.“Die Rumtreiber tauschten untereinander Blicke, James nickte: „Das einzig Sinnvolle.“Auch die anderen beiden schienen zu verstehen, während ich vollkommen ratlos war. Wieso sollten wir alle Türen öffnen und damit das Risiko, dass Voldemort unsere Flucht vereiteln konnte, so deutlich erhöhen? Denn wenn jeder eine Tür öffnen würde, wären ja tatsächlich alle Türen auf und hinter irgendeiner musste Voldemort doch sein. Er würde also auf jeden Fall unseren Fluchtversuch bemerken. Warum öffneten wir nicht einfach die Tür uns gegenüber, wo wir doch scheinbar alle glaubten, dass dort hinter der Raum war, an dem die Haustür grenzte?James öffnete gerade wieder den Mund, als ich auch schon leise fragte: „Wieso alle Türen?“Die vier schauten mich an, offensichtlich hatten sie mich fast vergessen und nun war ihnen erst wieder voll bewusst, dass ich da war.James näherte sich mir ein wenig, schaute mir fest in die Augen und erklärte dann ruhig: „Wenn wir nur eine öffnen und dahinter Voldemort ist, haben wir so gut wie keine Chance mehr, da wir dann ja immer noch nicht wissen, wo der Ausweg ist. Wir könnten dann natürlich auch einfach ein Fenster einschlagen, aber das dauert zu lange, er würde uns schon haben. Wenn wir jetzt aber alle Türen öffnen, wissen wir ja, hinter welcher der Ausgang ist und dann kommt es nur noch auf unsere Lauffähigkeit an.“Es klang, als hätte er sich das schon Ewigkeiten so mit den anderen ausgedacht, dabei schien die Idee spontan entsprungen zu sein. „Okay?“, fragte er mich nun leise. Ich wagte ein leichtes Lächeln: „Ja… Gut, dass ihr so gut mitdenkt.“ Auch er lächelte leicht, dann wandte er sich wieder seinen Freunden zu.„Wir sind alle der Meinung, dass Lily zu der Tür sollte, oder?“, fragte er die anderen und diese nickten. Er zeigte auf die Tür, die uns gegenüberlag, die, von der wir alle glaubten, dass dahinter der Ausgang lag.Sirius fuhr nun fort: „Gut. Dann würde ich sagen, James und ich bleiben bei den Türen hier vorne und Remus und Peter gehen zu den anderen, einverstanden?“ Die anderen nickten und nun gab James die weiteren Anweisungen: „Wir öffnen alle gleichzeitig die Tür. Sobald wer die Haustür sieht oder irgendeine Hintertür, sagt er es sofort und wir rennen alle dahin. Wir laufen so weit, bis wir apparieren können.“Wieder nickten die anderen nur, ich nun ebenfalls, dann ging Remus zielstrebig zu der einen Tür. Peter ging zu der anderen und auch James und Sirius gingen zu den entsprechenden Türen. Ich ging als letztes los, einmal ganz durch den Flur, um dann vor der Tür stehen zu bleiben. Ich legte meine Hand auf die Klinke und sah die anderen dann aufmerksam an. Mein Blick blieb, ebenso wie der der anderen, auf James hängen, der uns auch reihum anguckte. Letztendlich nickte er und drückte dabei die Klinke hinunter.Ich tat es ihm gleich, zog die Tür auf, schnell, um dann eilig einen Blick in den Raum zu erhaschen. Es war ein Badezimmer, wie ich schnell bemerkte, ein ganz einfaches Badezimmer. Es war Irrsinn für mich, es zu sehen, totaler Irrsinn. Ich stellte mir vor, wie hier jemand duschte, während wir unten noch gefangen waren. Wie hier oben das Leben ja eigentlich weiterging, während wir unten litten und geradezu auf unseren Tod warteten. Es war wirklich Irrsinn für mich. Auch wenn es ja eigentlich verständlich war und logisch, war ich jetzt gerade zutiefst geschockt deswegen.Ich hörte, wie eine Tür geknallt wurde und wirbelte herum. Sirius hatte seine zugeschlagen und sagte nur: „Voldemort!“Peter meldete sich jetzt zu Wort: „Hier lang!“Er rannte durch die Tür, die er geöffnet hatte, ich eilte, ihm nachzukommen, die anderen ebenfalls. Doch noch bevor ich die Tür erreichte, sprang die, die Sirius geöffnet und zugeschlagen hatte, aus den Angeln und knallte auf den Boden.„Schnell!“, rief James jetzt hetzend.„Halte sie!“, hörte ich eine kalte, hohe Stimme und eine Gänsehaut lief durch meinen Körper. Ich hatte keine Zweifel. Diese Stimme musste zu Voldemort gehören.Ich rannte durch einen Raum, den ich kaum wahrnahm, es war wohl eine Art Wohnzimmer, Peter hinterher. Wir rannten durch die Haustür und fanden uns auf einem großen Hof wieder. Ich wollte weg, nur noch weg.Peter rannte weiter, ich gelangte aber bald neben ihn. Auch Remus holte uns ein. Irgendwo sah ich ihn aus dem Augenwinkel neben mir. Dicht hinter mir waren ebenfalls Schritte zu hören.„Schneller!“, erklang eine Stimme dicht hinter mir, es war James.„Ihr verdammten Kinder! Was glaubt ihr eigentlich…?“, hallte Bellatrix’ Stimme hinter uns und ich sah einen blauen Blitz neben mir vorbeizischen.Ein paar Schmerzenslaute waren zu hören, Peter fiel weiter zurück, es schien ihn irgendwo erwischt zu haben, aber ich rannte weiter. Ich fühlte mich durch die dichten Schritte hinter mir dazu ermuntert.Plötzlich ein dumpfer Knall und Sirius’ verzweifelte Stimme: „Verdammt, Remus! Steh sofort auf!“ Bellatrix lachte kurz schrill und irre, dann ein Zischen.Bellatrix fluchte, dann James dicht hinter mir: „Peter, schneller!“Plötzlich die kalte, hohe Stimme: „Imperio!“Sofort schloss ich die Augen, schickte noch ein Stoßgebet zum Himmel. Es sollte keinen erwischt haben! Aber was, wenn es wen erwischt hatte? Wenn James jetzt getroffen war? Ich wusste nicht, ob man einen Imperius erkennen konnte. Hatte man uns in Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht mal erklärt, dass man es bei manchen in den Augen erkennen könnte, aber Voldemort es geradezu perfektioniert hatte und gar die Leute so handeln lassen konnte, wie sie normal handelten. Was hieße, wir könnten es nicht erkenn, wenn einer von ihnen getroffen wäre… Und Voldemort könnte trotzdem an die Informationen kommen, die er wollte…Sofort schickte ich ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, dann öffnete ich meine Augen wieder. Kurz wirbelte ich herum, sah Bellatrix und Voldemort weit von uns entfernt stehen, aber beide hatten ihre Zauberstäbe erhoben und Bellatrix schmiss mit Flüchen nur so um sich. Aber ich sah die beiden kaum, die grausige Gestalt Voldemorts, weil direkt hinter mir tatsächlich James lief.Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, irgendwie glücklich, dann schaute ich wieder nach vorne.Wir verließen den Hof, kamen auf eine Straße. Remus’ Stimme: „ Jetzt!“ Dann James: „Zu mir!“Kurz danach schlangen sich starke Arme um mich und ich spürte plötzlich das übliche Gefühl, was Apparieren in mir heraufbeschwor.

Auf nach Hogwarts

Kurz war komplette Stille, dann hörte ich in weiter Ferne einen Motor aufheulen.Ich blieb, wo ich war, mit geschlossenen Augen.Die starken Arme waren um mich geschlossen, schützen mich. Ich spürte keinen Schmerz. Ich wusste, dass der Schmerz wieder einsetzen würde, sobald ich mich auch nur ein bisschen bewegen würde.Aber plötzlich ließen die Arme mich los und ich öffnete die Augen.James stand dicht vor mir, aber nicht lange. Er ging mit eiligen Schritten auf Sirius zu, der so eben aufgetaucht war, dieser drehte sich auch sofort zu James.Sie packten sich gegenseitig an die Arme, wobei James gefährlich auf Sirius’ Wunde am rechten Arm drückte. Es musste wehtun, aber Sirius ließ sich nichts anmerken.Sie schauten sich gegenseitig tief in die Augen und ich erinnerte mich daran, wie uns mal ein Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste gezeigt hatte, wie er Legilimentik anwandte. Sowohl James’ Blick, als auch der von Sirius hatte Ähnlichkeit mit dem von unserem damaligen Lehrer. Dieses fordernde, nur dass es bei Sirius und James noch viel extremer wirkte. Als würden sie wirklich das ganze Gedächtnis des anderen, die ganze Seele nach etwas absuchen.„Ich finde, Orion Black ist ein großartiger Mann!“, flüsterte James Sirius zu. Dann starrten sie sich weiter in die Augen. Nach einiger Zeit gab Sirius dann leise zurück: „Ich wünschte, deine Eltern wären tot!“Sie beide funkelten sich weiter an, während ich mich fragte, was sie da machten. Was war passiert? Wieso sagte Sirius so etwas? Lebte er nicht auch bei James’ Eltern? Wie konnte er sich so etwas wünschen?Ich schaute kurz zu Remus und Peter, die – Gott sie Dank – auch da waren. Scheinbar hatte eines meiner Gebete schon einmal genützt.Die beiden schauten James und Sirius intensiv an. Ich war mir nicht sicher, ob die beiden wussten, was genau ihre Freunde da taten.Ich schaute wieder gebannt zu Sirius und James. Auf beiden Gesichtern erschien nun plötzlich ein Grinsen und sie fielen sich in die Arme.Als sie sich wieder lösten, wandten sich beide uns zu.James erklärte grinsend: „Wir sind raus da! Verletzt, aber immerhin! Es wurde auch keiner vom Imperius erwischt!“Sofort hielt ich abwehrend meine Hände vor mich und erwiderte: „Wartet mal! Woher wollt ihr das wissen?“Ich hatte den Fluch doch auch gehört. Er war von Voldemort gekommen. Er hatte sicher wen getroffen. Nur wen?Sirius antwortete: „Ich hab gesehen, dass der Blitz irgendwo zu euch ging. Da Krone direkt hinter dir war, kann es dich ja nicht getroffen haben. Und Krone…“ Er sprach nicht weiter, wusste wohl nicht, wie er es erklären konnte, aber nun setzte James ein: „Also ich habe gesehen, dass der Blitz irgendwo zu Tatze ging. Es muss genau zwischen uns gewesen sein. Aber Tatze… Man würde es in seinen Augen sehen… Gerade deswegen haben wir eben etwas… möglichst verletzendes gesagt… Mindestens daran erkennt man es…“Die beiden Jungen schauten sich an und nickten dann, vollkommen einig.„Ich dachte schon, ihr wärt beide durchgedreht, als ihr gesprochen habt!“, meinte Remus nun lächelnd, Sirius grinste: „Nee, nee, keine Sorge! Das war die Überprüfung!“„Jetzt lasst uns rein!“, meldete sich nun Peter zu Wort und schaute sich hektisch um.Jetzt erst schaute auch ich mich um. Wir standen auf einer eher unscheinbaren Straße, deren Rand mit Bäumen gesäumt war. Etwa fünf Häuser standen hier, eins protziger als das andere.„Wo sind wir?“, fragte ich jetzt vorsichtig. James antwortete mir: „Bei mir Zuhause!“Er wies auf das Haus, vor dem wir standen.Es war von einer Mauer eingezäunt, ein großes eisernes Tor versperrte uns den Weg. Dort lebte James?„Es ist geschützt!“, erklärte James mir wie selbstverständlich, seine Freunde mussten das längst wissen, „Gegen Magie, hauptsächlich. Du wirst nicht über die Mauer kommen und auch nicht durchs Tor. Nur mit wirklich starken Flüchen. Das Haus ist noch extra geschützt. Kein Fenster ist einzuschlagen, die Tür nicht aufzubrechen. Also wirst du wohl oder übel Lärm machen müssen, bevor du als fremder Magier hereinkommst. Meiner Eltern hatten immer Angst um mich, dass ich entführt werden würde, vielleicht von Todessern, weil die so dagegen arbeiten, deswegen so viele Schutzmaßnahmen.“ Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht und plötzlich sah ich in ihm das kleine verwöhnte Söhnchen. Seine Eltern schienen Geld zu haben, jede Menge. Er wurde sicher verhätschelt und vertätschelt. War es Neid, den ich spürte, weil meine Eltern nicht so viel hatten? Ja, vielleicht. Ein wenig…Nun griff er an seinen Hals und zog einen Schlüssel an einer Kette unter seinem Pullover hervor. Sirius tat das gleiche bei sich selbst und es erschien ebenfalls ein Schlüssel.„Man braucht beide Schlüssel um rein zu kommen. Meine Eltern haben jeweils zwei, ich hatte auch eigentlich beide. Als Tatze kam, wollten meine Eltern ihm auch welche machen, aber wir haben beschlossen, dass er einen bekommt und ich einen, da wir eh nur zusammen unterwegs sind.“, erklärte James weiter.Es schien ihn irgendwie zu freuen, mir so etwas zu erzählen, mir etwas von seiner Welt zu erzählen. Und ich war fasziniert, von seinen Erzählungen…Nun meldete sich Sirius wieder zu Wort: „Irgendwie verrückt, dass sie uns weder das Feuerzeug, noch die Schlüssel abgenommen haben. Die waren echt nur auf die Zauberstäbe aus.“Er war gerade dabei, seine Kette abzumachen, und auch James entfernte seine Kette jetzt vom Hals.Langsam trotteten wir auf das große Tor zu, Sirius schob seinen Schlüssel in das kleine Schloss. Nachdem er zweimal gedreht hatte, schwang die Pforte direkt auf.Sirius zog den Schlüssel wieder heraus und schloss die Pforte, nachdem wir hindurch gegangen waren, wieder.Wir waren nun auf einem großen Hof angelangt, der über und über mit Gras, Büschen und Bäumen bedeckt war. Vor uns war die große Villa. Ein Traum von einem Gebäude.Wir gingen nun zügig darauf zu und während wir gingen, spürte ich nun den Schmerz in aller Heftigkeit zurückkehren. Ich versuchte, ihn erst einmal bei Seite zu schieben. Noch konnte ich mich nicht ausruhen.Sirius macht seine Kette wieder um, während James seinen Schlüssel in das Schloss der Haustür schob. Er öffnete die Tür und machte sich danach seine Kette wieder um.Wir gingen herein und er schloss die Tür hinter uns.Ich schaute mich um, versuchte damit, den Schmerz zu verdrängen. Ich war beeindruckt von dem breiten Flur, in dem wir standen. Der Flur, der eine gewisse Wärme ausstrahlte.„Mum?“, rief James sofort. Stille. Wieder: „Mum? Bist du da?“ Immer noch Stille.Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.„Gut, hier sind wir trotzdem sicher!“, stellte er fest und lehnte sich gegen die Haustür. Remus nickte: „Ja, schon! Aber wir müssen nach Hogwarts zurück!“Die anderen nickten nur und dann schienen wieder alle vier zu überlegen. Ich musterte sie nacheinander. Ich konnte immer noch nicht vernünftig denken, aber ihnen schien es gar nicht so schwer zu fallen. Sie waren wirklich beeindruckend. In diesem Moment war mir mehr als egal, wie sehr ich ihre Streiche hasste, in diesem Moment war ich ihnen nur dankbar. Obwohl… Es war ja auch irgendwie ihre Schuld gewesen, dass ich überhaupt mit da hineingeraten war.Plötzlich hellte sich James’ Miene auf: „Uropa Adrian!“ Nun schien Sirius der einzige zu sein, der verstand, zumindest hellte sich nur seine Miene auch auf.„Folgt mir!“; sagte James dann und lief die Treppe zu unserer Linken hoch. Wir folgten ihm eilig, meine Knochen schmerzten noch mehr. Ich wollte mich endlich irgendwohin legen und mich ausruhen. Nur das.Vor einem Gemälde blieben wir stehen. Darauf war nur ein brauner Sessel zu sehen.„Uropa!“, sagte James zum Gemälde, doch nichts rührte sich, „Uropa! Beweg deinen Arsch hierher!“„Nicht so unhöflich, junger Mann!“, erklang eine Stimme, die James’ gar nicht so unähnlich klang. Ein etwas korpulenter, bebrillter, älterer Herr tauchte in dem Bild auf und schien gerade im Begriff zu sein, sich zu setzen, aber er erstarrte, als er uns sah. Sofort fragte er bestürzt: „Was ist denn mit euch passiert?“Wieder fuhr James sich durchs Haar, seine Angewohnheiten schienen zurückzukehren.„Es bleibt keine Zeit für Erklärungen, Uropa!“, antwortete er, „Ich möchte, dass du jetzt sofort ins St.-Mungo zurückgehst. Dort suchst du das Gemälde von Dilys Derwent auf. Sie soll bitte augenblicklich in Dumbledores Büro gehen und ihm davon berichten, dass wir hier sind. Wenn Dumbledore nicht da ist, soll sie McGonagall auftreiben und ihr das sagen. Wir sind gerade Voldemort entkommen. Wir wollen so schnell wie möglich nach Hogwarts zurück. Ist das okay?“ Der Mann nickte: „Ja, ich werde mich beeilen!“ „Gut! Komm bitte zurück, wenn klar ist, wie wir nach Hogwarts kommen. Wir warten im Wohnzimmer!“, fügte James noch an, der Mann nickte ein weiteres Mal und verschwand dann wieder.„Es ist nur noch eine Frage der Zeit…“, murmelte James uns dann zu, um dann wieder laut seine Stimme zu erheben: „Lucyll! Lucyll, wo bist du?“Kaum später stand eine Hauselfe vor uns. Ich hatte ehrlich noch nie welche in echt gesehen. Ich wusste vage, dass in Hogwarts auch welche waren, aber ich hatte noch nie auch nur eine von ihnen gesehen. Es war also das erste Mal, dass ich eines der kleinen Wesen sah.„Meister James. Meister Sirius. Was machen Sie um eine solche Zeit hier im Hause?“, fragte die Elfe nach einem kurzen Knick. Sirius antwortete der Elfe: „Wir wurden angegriffen. Von Todessern.“ „Und jetzt hätten wir gerne Feuerwhisky. Für jeden eine Flasche, würde ich behaupten.“, fügte James an. Die Elfe verneigte sich und wollte wohl gerade wieder gehen, als ich schnell sagte: „Ich hätte lieber einen warmen Tee.“ „Ich auch!“, stimmte Remus mir zu, „Ich will gleich immerhin am liebsten Medikamente nehmen und das passt nicht so ganz zum Alkohol.“ Das letzte sagte er zu seinen Freunde, die jedoch bei ihrer Meinung blieben. Lucyll verschwand wieder und wir gingen die Treppe wieder hinunter und in einen warmen Raum. Es war das Wohnzimmer.Große Fenster zeigten uns hier den schönen Garten, warme Farben strahlten uns entgegen. Sirius und James ließen sich aufs Sofa fallen, Remus und Peter auf zwei Sessel, ich ebenfalls auf einen der Sessel.Als ich mich jedoch anlehnen wollte, spürte ich wieder meine Wunde am Rücken brennen. Ich zischte leicht, als ich mit meinem Oberkörper wieder nach vorne schnellte.„Tut es sehr weh?“, fragte James direkt, aber ich wagte nur ein leichtes nicken. Es wäre irgendwie lächerlich, wenn ich sofort „ja“ gesagt hätte, rumgejammert hätte, wo die vier es doch scheinbar viel schlimmer erwischt hatte, überlegte ich. Und doch hätte ich gerne gejammert, weil die Schmerzen einfach unerträglich waren. Sie waren überall. Bestimmt hatte ich mir ein paar Rippen gebrochen und ich erinnerte mich, wie ich vor dem Fesseln gegen die Wand geschleudert wurde. Ja, dabei hatte ich mir bestimmt einiges gebrochen. Und dann diese Schmerzen im Rücken… Und die Schmerzen in meiner linken Schulter, über die sich ebenfalls Blut zog.James’ Blick war besorgt, hilflos: „Ich würde gerne was tun, was deine Schmerzen lindert, aber ich weiß gerade nicht, was. Aber wir kommen ja gleich nach Hogwarts und Madam Pomfrey wird dich sicher wieder hinkriegen. Ein Schlaftrank und schon kannst du dich ausruhen.“ Ich wusste aber gar nicht, ob ich schlafen wollte. Sicher würden mich Alpträume verfolgen… Als hätte er meine Gedanken gelesen, meldete sich jetzt Remus zu Wort: „Madam Pomfrey hat auch Tränke, die dir einen traumlosen Schlaf bescheren. Sie helfen echt. Ich musste so einen aus bestimmten Gründen schon einmal nehmen.“ Ich hätte gerne aus reiner Neugierde gefragt, wieso er einen solchen hatte nehmen müssen, aber ich ließ es bleiben. Der Eingriff in seine Privatsphäre wäre sicher zu groß, wo wir doch wenn überhaupt Freunde waren. Ja, Remus und ich waren einigermaßen befreundet, man konnte es so nennen, aber nicht gut genug, um ihm solche Fragen zu stellen, beschloss ich.„Lucyll bringt das Trinken.“, erklang eine Stimme hinter mir und ich erschrak furchtbar, bis ich dann feststellte, dass es doch nur die Hauselfe war. Sie hatte ein Tablett in der Hand und übergab nun Sirius, James und Peter jeweils eine Flasche Feuerwhisky, Remus und mir eine Tasse warmen Tees. „Danke!“, sagten wir alle.Die Hauselfe betrachtete uns einige Zeit, während die Jungs sich die Flaschen öffneten und Remus schon einmal begann, an seinem Tee zu nippen. Ich beobachtete die Elfe, die nun nach einiger Zeit sagte: „Lucyll könnte sich um Ihre Wunden kümmern.“ James lächelte der Elfe zu: „Ist schon gut, Lucyll. Wir gehen gleich wieder nach Hogwarts und werden dort gesund gepflegt. Du kannst wieder gehen, du hast doch so viel Arbeit. Und sag Mum und Dad bitte nicht, dass wir hier waren. Mum würde krank werden vor Sorge, wenn sie so plötzlich davon erfährt und nicht genau weiß, wie es ausgegangen ist.“ Lucyll nickte und auch auf ihrem Gesicht zeigte sich ein leichtes Lächeln, während sie sich wieder verbeugte und das Wohnzimmer dann verließ.Sirius hob seine Flasche nun breit grinsend an: „Auf uns!“ „Und unsere brillante Flucht!“, fügte James, jetzt ebenfalls grinsend, an. Er ließ seine Flasche gegen die von Sirius klirren, danach ließen beide ihre Flaschen gegen die von Peter sausen. Auch mit Remus und mir stießen sie noch schnell an, dann nahmen sie beide einen großen Schluck aus der Flasche.Ich begann, an meinem Tee zu nippen. Vielleicht würde die Wärme meine Schmerzen ein wenig bei Seite drängen, aber leider war das nicht der Fall. Ich hoffte, Uropa Adrian würde sich beeilen. Ich wollte endlich im Krankenflügel liegen und meine ganze Heilung in Madam Pomfreys Hände legen.Wir tranken, still, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, ich ganz darin, mich nicht einfach den Schmerzen hinzugeben und hier umzukippen.Minuten verstrichen, sicher sogar eine komplette halbe Stunde, bis dann plötzlich James’ Urgroßvater in einem der Bilder im Wohnzimmer auftauchte.„Es ist alles klar! Ihr könnt von diesem Kamin jetzt sofort in Professor Dumbledores Büro reisen.“, sagte der alte Mann und Sirius und James sprangen gleichermaßen erfreut auf. „Großartig!“, sagte Sirius aus, während er leicht mit dem linken Bein wieder einknickte. Kein Wunder, dort rüber zog sich auch ein blutiger Riss.James setzte wieder die Flasche an die Lippen und trank sie in einem Zug aus, dann stellte er sie auf dem Couchtisch ab und meinte: „Danke, Uropa! Und jetzt los hier! Lily als erste!“ Ich war verwundert, stellte meine Tasse, in der sehr wohl noch ein Rest war, auch ab und ging zum Kamin. Ich war erst zweimal mit Flohpulver gereist. Beide Male bei Freundinnen und mir gefiel diese Art zu reisen nicht sonderlich, aber gut…Wenn es sein musste…Remus und Peter standen auch auf, James kam neben mich und hob einen Beutel vom Kaminsims. Er hielt ihn mir entgegen und ich nahm eine Hand voll des Pulvers heraus. Dann zog James seinen Zauberstab und schwang ihn kurz, wodurch das Feuer im Kamin anging. Ich schmiss das Pulver hinein, stellte mich selbst hinein und sagte dann laut und deutlich: „Dumbledores Büro!“ Ich drehte mich schnell im Kreis, unglaublich schnell. Mir wurde ein wenig schlecht, als ich auch schon abrupt anhielt und aus dem Kamin stolperte.Ich war tatsächlich wieder in Hogwarts angekommen. Hier war ich, in Dumbledores Büro. Unmittelbar vor mir standen Dumbledore und McGonagall.„Oh, Lily!“, sagte McGonagall gleich besorgt. Sie zog mich am Arm und drückte mich auf einen der Stühle. Kurz nach mir kam Peter, dann auch schon Remus, Sirius und zu guter Letzt dann James. Sie alle setzten sich, Dumbledore uns gegenüber, McGonagall blieb neben uns stehen.„Seid ihr bereit, uns erst einmal ein paar Fragen zu beantworten, bevor ihr in den Krankenflügel dürft?“, fragte Dumbledore. Sirius erwiderte: „Aber unbedingt!“ „Obwohl Lily vielleicht…“, fing James mit einem Blick auf mir, aber ich entgegnete sofort: „Nein, nein! Ich möchte auch die Fragen beantworten!“ Ich wollte jetzt wirklich so stark bleiben wie die Rumtreiber es waren.Dumbledore lächelte leicht, wirklich nur leicht und meinte dann: „Gut! Dann beginnen wir!“

Krankenflügel

Während des gesamten Gesprächs war Dumbledores Gesicht fast ausdruckslos. Aber es war auch nicht mehr die übliche Ruhe in seinem Gesicht, die sonst immer da war. Es war einfach nichts.Wenn ich dagegen zu McGonagall schaute, sah ich die Sorge in ihrem Gesicht.James und Sirius waren abwechselnd am Erklären. Sie hielten es kurz und sachlich. Sie beschrieben keinen einzigen Angriff, sondern sagten lediglich, dass die Todesser uns weiterverfluchten. Sie kamen schnell zu unserer Flucht und erst als Sirius dabei ankam, wie er Voldemort gesehen hat, wurde er ausführlicher.„Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn plötzlich vor mir zu sehen. Also… Doch, wir hatten ja damit gerechnet, also Krone und ich, dass er hinter irgendeiner unserer Türen ist, aber plötzlich stand er da tatsächlich. Bellatrix stand gebeugt neben ihm. Er hat mich sofort gesehen. Er guckte so, als hätte er damit gerechnet, dass wir die Flucht genau in diesem Moment versuchen würden. Auch wenn sich in seinem Gesicht eigentlich nichts widerspiegelte. Da war nichts zu sehen, keine Regung, kein Gefühl. Ich habe sofort die Tür zugeknallt…“James erzählte weiter, ebenso ausführlich.„Wir sind alle zu Wurmschwanz’ Tür, durch so ein komisches Wohnzimmer. Voldemort und Bellatrix sind uns direkt hinterher. Sie haben immer wieder Flüche auf uns gehetzt. Oder besser gesagt, hat Bellatrix das gemacht. Ich bin hinter Lily geblieben, um sie zu schützen.“ – Mir wurde unglaublich warm. – „Moony wurde dann so getroffen, dass er hingeflogen ist. Zum Glück kam er noch hoch.“James warf seinem erwähnten Freund einen kurzen Blick zu, Sirius erzählte weiter.„Wir wurden überall getroffen. Irgendwann waren wir endlich von dem Grundstück runter. Moony hat gesagt, dass das Apparieren jetzt möglich war, und nachdem Krone noch gesagt hat, dass wir zu ihm sollen, sind wir sofort appariert.“Kein Wort vom Imperius.„Ihr kamt bei James’ Zuhause an?“, fragte Dumbledore sanft und Sirius nickte: „Ja, kamen wir. Wir sind sofort rein, haben Uropa Adrian Bescheid gegeben, noch einen getrunken und sind jetzt hier.“Dumbledore schloss kurz seine Augen, öffnete dann den Mund, um etwas zu sagen, als ich dazwischenfuhr: „Da ist aber noch was!“Die Rumtreiber schauten sofort zu mir, ich versuchte, ihre Blicke zu ignorieren. Sie konnten jawohl nicht die Tatsache auslassen, dass der Imperius ausgeführt wurde. Auch wenn sie meinten, er habe keinen getroffen.Dumbledore öffnete die Augen wieder und guckte mich aufmerksam an.„Sie-wissen-schon-wer“ – Ich wagte es nicht, seinen Namen auszusprechen. Jetzt, wo ich ihn gesehen hatte, erst recht nicht. – „hat am Schluss den Imperius-Fluch noch ausgeführt.“Dumbledore sah die anderen scharf an und sofort sagte James: „Wir sind uns aber sicher, dass niemand verflucht wurde!“Dumbledore schwieg einige Zeit, dann fragte er leise: „Wieso seid ihr euch sicher?“Sofort begann Sirius: „Er ist irgendwo zwischen Krone und mir eingegangen. Dadurch können wir Wurmschwanz und Moony schon als Opfer ausschließen.“ James fuhr fort: „Lily konnte auch nicht getroffen werden, da ich direkt hinter ihr war und sie zu dem Zeitpunkt keinen einzigen Fluch mehr abbekommen hatte. Und… Bei Tatze bin ich mir sicher, dass er es wirklich ist, dass er nicht verflucht wurde. Er ist sich bei mir sicher. Und wir können doch nicht beide verflucht worden sein, da der Fluch nur einmal ausgesprochen wurde.“Sowohl James, als auch Sirius schauten Dumbledore trotzig an, in dessen Gesicht nun wieder die Ruhe zu finden war, die Ruhe, die ich mochte.Er betrachtete sich die Jungen einige Zeit, dann nickte er: „Ich glaube euch. Ihr kennt euch gut genug, um euch das gegenseitig anzusehen. Und Lily… Ich bin dir dankbar, dass du es mir gesagt hast. Denn es hätte ja doch sein können…“Er stand auf und meinte dann: „Es ist halb 8. Vor allem deine Freundinnen, Lily, haben sich äußerste Sorgen gemacht und hatten sich schon bei Professor McGonagall gemeldet. Ich bin froh, dass ihr es so schnell hinausgeschafft habt. Ich bin froh, dass ihr es überhaupt so hinausgeschafft habt. Ihr seid mutige junge Erwachsene. Es tut mir Leid, dass ich ja einer der Gründe war, dass ihr gefangen ward.“„Ach, was… Wir sind doch selbst Schuld, wenn wir gefangen werden…“, erwiderte James nun, wieder mit einem Grinsen, während meine Gedanken abschweiften.Es war erst halb 8? Es musste etwa halb 3 gewesen sein, als wir entführt worden. War tatsächlich erst so wenig Zeit vergangen? Hatten wir echt noch denselben Tag?Fassungslos schaute ich aus dem Fenster. Bei unserer Flucht hatte es gerade leicht angefangen zu dämmern, jetzt war es schon ziemlich dunkel draußen.Ich glaubte es nicht… Es kam mir ewig lange vor, dass ich beim Mittagessen saß und fröhlich mit meinen Freundinnen geplaudert hatte. Als wäre das vor einem Jahr passiert. Oder vor noch längerer Zeit…Dumbledore lächelte leicht und meinte nun: „Ich denke, Sie sollten in den Krankenflügel gehen. Professor McGonagall wird sie eben bis vor die Tür bringen. Madam Pomfrey weiß schon Bescheid.“Wir standen alle auf und McGonagall führte uns dann quer durchs Schloss. Wir begegneten einigen Schülern, die uns dumm anstarrten, aber McGonagall drohte ihnen mit Strafarbeit und schon verschwanden sie. Dafür tauchten dann an der nächsten Ecke doppelt so viele auf. Es schien sich schnell herumzusprechen, dass wir verletzt und viel zu spät aus Hogsmead zurückgekehrt waren. Aber eigentlich war es ja klar, da sich alles mit den Rumtreibern schnell herumsprach.Vor dem Krankenflügel blieben wir stehen und McGonagall wandte sich uns zu: „Gehen Sie rein und ruhen Sie sich aus. Ich komme nachher noch einmal zu Ihnen!“Sie lächelte uns leicht zu und ging dann, während wir den Krankenflügel betraten.Er war freundlich beleuchtet, ziemlich weit ins weiß gehalten.Sofort kam Madam Pomfrey auf uns zugestürmt.„Sie müssen jetzt sofort alle duschen gehen. Ich kann Sie so nicht schlafen lassen. Die Wunden müssen ausgewaschen sein!“, sagte sie und musterte uns eilig. Ich sah, wie schnell ihre Pupillen Hin und Her huschte, an jeder einzelnen Wunde kurz hängen blieb.„Erst die Frau oder erst die Männer?“, fragte sie, während sie die Tür hinter uns schloss und uns weiter in den Raum bugsierte.James antwortete sofort: „Erst Lily!“ Aber ich schüttelte abwehrend den Kopf. Die Jungs mussten erst dran sein. Sie waren doch viel schlimmer verletzt und außerdem… Ich entgegnete: „Nein, ihr erst! Wenn ihr erst duschen geht, dann sind eure Wunden vielleicht schon fertig versorgt, wenn ich dann mit duschen fertig bin. Das ist doch besser, als wenn meine Wunden schon alle versorgt sind und Madam Pomfrey hier auf euch warten muss. Es würde viel schneller gehen, wenn ihr erst duschen geht…“„Aber…“, begann James, doch nun unterbrach Sirius ihn: „Krone! Ist doch egal! Wenn du weiter diskutierst, dauert es noch länger. Und wenn wir uns jetzt beeilen, wird sich auch bald um sie gekümmert.“Er legte kurz seine Hand auf James’ Schulter, sein Gesichtsausdruck war ausnahmsweise mal ruhig und James nickte ergeben.„Okay… Dann schnell jetzt!“Madam Pomfrey führte die vier kurz in ihr Büro, während ich mich auf das Bett vor ihrer Bürotür setzte.Puh… Wir waren wirklich in Sicherheit. Und gleich dürfte ich schlafen… Zumindest glaubte ich das…Madam Pomfrey ging an einen der Schränke, die mit im Krankenflügel waren und holte einige Fläschchen daraus, die sie nun auf den Nachttisch stellte, der ihr am nächsten war. Dann kam sie zu mir.„Darf ich mir schon einmal deinen Rücken anschauen?“, fragte sie leicht lächelnd und ich nickte. Sie setzte sich auf die andere Seite des Bettes, ich setzte mich weiter hinaus und schon krempelte sie meinen Pullover hoch. Mit der Hand tastete sie vorsichtig meinen Rücken ab. Ihre Berührungen waren halt sanft, schmerzten aber stark. Ich versuchte, mir das nicht anmerken zu lassen, noch ein wenig stark zu sein.„Das sieht nicht gut aus…“, murmelte sie nach einiger Zeit. Leise fragte ich: „Kriegen Sie es wieder hin?“Madam Pomfrey stand auf und ging ums Bett herum, um wieder vor mir zu stehen.„Natürlich, keine Sorge, Lily. Ich würde nur sagen, dass, falls du in den Ferien nach Hause willst, ich das nicht zulassen kann. Du brauchst Ruhe.“, erklärte sie.Ich hatte vor gehabt, nach Hause zu fahren, Weihnachten mit meinen Eltern zu feiern, ich hatte mich darauf gefreut, immerhin wäre meine Schwester sogar bei ihrem Freund Vernon gewesen und nicht Zuhause, aber mit diesen Verletzungen… Da wollte ich eh lieber hier bleiben, um mich zu erholen.Ich zögerte kurz und fragte dann leise: „Was sagen Sie zu den Verletzungen der Rumtreiber?“ Die Frau lächelte leicht. „Keine Sorge, Lily. Auch die werde ich wieder richten können. Aber so wie ich die kenne, werden sie keine Minute still liegen wollen. Dadurch wird es wahrscheinlich weitaus länger dauern als bei dir.“Madam Pomfrey schien die Jungen schon gut zu kennen und ich überlegte, dass sie vielleicht wegen Quidditch öfter hier waren. James hatte sich dort schon einige Verletzungen zugezogen. Aber wenn ich so nachdachte… Sie bekamen doch auch ständig durch irgendwelche Duelle Wunden, die hier geheilt werden mussten. Eigentlich klar, dass sie die vier so gut kannte.Ich erwiderte das leichte Lächeln, als sich plötzlich die Tür öffnete.Ein kleiner Hauself trat ein, in seinem Arm einige Kleidungsstücke.„Ah, bringst du die Schlafanzüge?“, fragte Madam Pomfrey sofort und ging auf den Hauself zu. Dieser nickte nur und überreichte der Dame die Sachen, dann verschwand er mit einem Plopp. Heute war echt ein verrückter Tag… Jetzt sah ich auch noch einen Hauself auf Hogwarts, wo ich zuvor nie einen gesehen hatte…Madam Pomfrey ging geschäftig in ihr Büro und kam dann wieder herein, ohne Kleidung im Arm.„Ich habe deine auch schon mal hereingebracht.“, erklärte sie knapp, um dann wieder kurz in ihr Büro zu gehen und mit einigen Verbänden wieder zurückzukehren. Sie legte sie auf das Bett mit gegenüber und ging dann wieder zu ihren Schränken, um noch mehr Sachen herauszuwühlen.Nach einiger Zeit kamen dann die Rumtreiber wieder durch die Bürotür. Sie hatten ihre Schlafanzüge an, ihre Haare waren noch nass.„Mein Bett!“, rief Sirius sofort grinsend und lief auf das eine Bett zu. Zwischen uns war jetzt genau eines frei, zudem James ging. Gegenüber von James setzte sich Remus aufs Bett, gegenüber von Sirius Peter. Als wären sie wirklich tausendmal hier gewesen und würden sich immer darein legen.Madam Pomfrey führte mich jetzt in ihr Büro, in dem ein Feuer im Kamin flammte, von dort in einen weiteren Raum. Ich kannte diesen Raum gar nicht, aber hier befand sich tatsächlich eine Gemeinschaftsdusche. Wie in einem Muggelschwimmbad, überlegte ich.Mein Schlafanzug lag mit Unterwäsche direkt neben der Tür, einige Handtücher hingen bereit.Madam Pomfrey erklärte, dass dort Duschgel stände, welches nicht in den Wunden brennen würde und ich es also benutzen könnte, dann ging sie wieder, während ich mich meiner Kleider schwerfällig entledigte. Mir tat noch immer alles weh und ich hoffte, der Schmerz würde bald aufhören.Ich beeilte mich mit dem Duschen, wollte nur zurück. Madam Pomfrey sollte meine Wunden versorgen und dann wollte ich schlafen. Endlich schlafen. Und am liebsten würde ich vergessen… Alles vergessen, was wir erlebt hatten. Denn es war so grausam gewesen… Der Cruciatus-Fluch… Ich wollte mich nicht mehr an ihn erinnern können… Es war wirklich so grausam. Ich hatte eine solche Angst…Ich meinte, mir würden Tränen in die Augen treten, aber ich verdrängt sie und trocknete mich vorsichtig ab, um mich dann, nicht minder vorsichtig, anzuziehen.Zum Glück saß mein Schlafanzug nicht allzu eng, sodass er nicht so fest auf meinen Wunden lag.Zufrieden ging ich zurück in den Krankenflügel. Meine Haare waren noch nass, aber es störte mich nicht weiter.Die Stimmung im Krankenflügel war locker.Sirius’, Peters und Remus’ Wunden schienen schon versorgt zu sein und sie lagen entspannt auf ihren betten. Sirius erzählte gerade irgendeine Story, wie immer eigentlich.James’ Arm wurde gerade verarztet. Aber er achtete kaum darauf und hörte grinsend Sirius zu.Ich legte meinen Zauberstab auf meinen Nachttisch ab und setzte mich dann auf mein Bett. Ich wagte es nicht, mich anzulehnen, da sich die Wunde auf meinem Rücken schon so scheußlich anfühlte.Madam Pomfrey wurde mit James fertig, der sich dann auch auf seinem Bett ausbreitete und kam mit ihren Sachen zu mir.Sie zog die Vorhänge meines Bettes zu, um sich alle Wunden, unbeobachtet von den Jungs, angucken zu können. Vorsichtig kümmerte sie sich um mich.Als sie fertig war, öffnete sie die Vorhänge wieder und meinte zu uns: „Professor McGonagall wird gleich sicher noch kommen und ich hoffe, sie wird euch eine fröhliche Nachricht überbringen.“Ohne weiter darauf einzugehen, ging sie in ihr Büro.„Na, was das wohl für eine Nachricht sein wird…“, meinte James und Sirius grinste: „Vielleicht sind wir jetzt so im Orden aufgenommen, obwohl wir noch zur Schule gehen!“ „Ich bezweifle es…“, erwiderte Remus lächelnd und Sirius entgegnete: „Lass mir doch noch ein wenig Hoffnung!“ „Genau! Hoffnung für die armen Siriusse!“, meinte James nun auch und tat dabei so, als würde er für eine gute Sache eintreten. Sirius nickte sofort: „Ja, Krone ist ein guter Mann! Krone kämpft wenigstens für Minderheiten.“ Remus legte seine Hand aufs Herz und erwiderte: „Ach, Entschuldigung! Manchmal vergesse ich einfach, dass Tatze eine Minderheit ist!“ „Wie kannst du so etwas nur vergessen…“, entgegnete Sirius und tat empört.Es war doch verrückt, wie sie wieder rumalberten! Wie konnten sie das nur, wo wir eben das erlebt hatten? Aber sie waren eben so ganz anders als ich. Sie waren so mutig, so… großartig. Ich hatte eine solche Angst gehabt, als wir gefangen waren. Und sie? Sie waren so locker geblieben. Sie hatten zwischendurch sogar grinsen können. Dabei war es doch so grausam…Ich meinte, wieder den Schmerz in mir zu spüren, den der Cruciatus ausgelöst hatte, und unweigerlich traten mir Tränen in die Augen. Eigentlich wollte ich vor den Rumtreibern nicht weinen, vor James nicht, aber ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Sie mussten raus, ich wusste es.James bemerkte es wohl sofort. Ich vermied seinen Blick, als er fragte: „Was ist denn mit dir?“ Keine Antwort kam über meine Lippen, ich spürte auch die Blicke der anderen Rumtreiber auf mir.Leise Schritte, dann senkte sich die Matratze neben mir ein Stück. Ich schaute dahin und dort saß James.Ohne Umschweife zog er mich sanft an sich. Ich ließ es geschehen, vergrub mein Gesicht in seinem Oberteil und schluchzte.„Hey, Lils… Was ist denn?“, fragte er leise. Ich bemerkte kaum, dass er mich mit meinem Spitznamen angesprochen hatte.Minutenlang ließ ich mir Zeit, schluchzte in sein Oberteil, ließ meinen Schock, meine Angst hinaus, um dann leise zuzugeben: „Ich hatte eine solche Angst… Es war so schrecklich…“„Ach, Lils…“, murmelte James und strich mir behutsam durchs Haar, „Das ist doch kein Grund zu weinen. Wir hatten auch Angst, glaub mir, richtige Angst!“

Elternbesuche

Meine Finger krallten sich in sein Oberteil.Ich war froh, dass jemand da war und mich jetzt umarmte. Ich war froh, dass er es war. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber seine Umarmung tat mir unheimlich gut. So gut, dass ich nicht mal mehr meine Wunden zu fühlen meinte.Aber der Schock in mir blieb trotzdem. Der Schock wegen dieser ganzen verdammten Sache.„Ich glaub euch nicht, dass ihr Angst hattet…“, murmelte ich gedämpft, während die Tränen noch immer liefen.James strich mir weiter durchs Haar, mit einer unendlichen Ruhe, während er entgegnete: „Wir hatten aber Angst. Nur haben wir gelernt, gerade in Gefahr kühlen Kopf zu bewahren. Deswegen konnten wir trotzdem noch handeln. Aber wir haben wirklich Angst gehabt.“Ich fragte mich, wodurch sie das bitte gelernt haben sollten, aber eigentlich war es egal. Jetzt war es wirklich egal…Ich weinte weiter, aber immerhin ebbte das Zittern meines Körpers nach und nach ab. Ich fühlte mich wirklich wohl.James merkte wohl, dass ich ruhiger wurde, ließ mich noch eine Weile, dann schob er mich sanft von sich.Seine eine Hand hielt meinen Arm, seine andere Hand fuhr jetzt durch mein Gesicht und wischte die Tränen fort.„Es ist doch alles in Ordnung, Lils! Wir sind doch jetzt in Sicherheit! Denk an was Schönes! Denk an den Spaß, den wir hier haben werden!“, meinte er und legte ein Grinsen auf. Ich musste lächeln. Er redete schon wieder von Spaß. Er dachte scheinbar immer an Spaß. Und doch konnte er ernst sein, wie ich ja erst kurz zuvor gelernt hatte. Irgendwie war es ja schön, dass er schon wieder an Spaß dachte. Es war so einfach.„Vergiss es, okay? Einfach an was anderes denken!“, meinte er noch leise und ich nickte leicht: „Ist okay.“„Ja?“, fragte er ein weiteres Mal, als sich auch schon die Tür von Madam Pomfreys Büro aufschob. Madam Pomfrey kam herein und ich war insgeheim froh.Froh, dass James’ meine Tränen weggewischt hatte und Madam Pomfrey deswegen hoffentlich nichts von meinem Weinen sehen konnte, und froh, dass Madam Pomfrey nun hereinkam, denn irgendwie war es mir doch etwas peinlich, in die Gesichter der Rumtreiber zu blicken, nachdem ich geweint hatte. Denn sonst weinte ich immerhin, wenn überhaupt, nur vor meinen Freundinnen. Und nie hätte ich mir vorgestellt vor den Jungen zu weinen, die ich versuchte zu meiden. Außer Remus, aber auch vor ihm hätte ich unter normalen Umständen nie geweint.Madam Pomfrey hielt fünf Fläschchen in den Händen und nachdem sie James und mich kurz gemustert hatte, wahrscheinlich verwundert, weshalb wir auf einem Bett saßen, gab sie die Anweisung: „Jeder von euch trinkt jetzt eine Flasche von diesem Trank. Und keine Widerworte!“Dabei schaute sie vor allem James und Sirius an, die beide grinsten.James guckte noch einmal zu mir, ein intensiver Blick, dann stand er auf und kehrte zu seinem Bett zurück.Madam Pomfrey verteilte die Fläschchen und als ich meines öffnete, trat mir gleich ein starker Geruch in die Nase. Sirius äußerte sich auch sofort: „Der stinkt, Madam Pomfrey! So was trinke ich nicht!“ „Wenn es immer nach dir ginge, würdest du nie Medizin nehmen. Benutz den Geruch nicht als Ausrede. Und jetzt trink.“, verlangte Madam Pomfrey, während ich selbst schon das Fläschchen ansetzte und den Inhalt schluckte. Es schmeckte bei weitem nicht so schlecht, wie es roch. Es schmeckte halt auch nicht gut, aber immerhin. Sofort stieg eine unbeschreibliche Wärme in mir auf. Es fühlte sich an, als würde die Wärme nach außen dringen und meine Haut anfangen zu brennen.Auch die Rumtreiber schluckten nun artig ihre Tränke, dann begann Madam Pomfrey: „Während der Trank anfängt zu wirken, sage ich euch, wie es jetzt überhaupt aussieht. Ihr alle fünf habt euch Rippenbrüche zugezogen und auch sonst sind eure Körper sehr schwach. Soweit ich das jetzt beurteilen kann, sind eure äußerlichen Wunden nicht entzündet. Ihr habt also Glück gehabt. Trotzdem braucht ihr jetzt ganz viel Ruhe. Und wenn ich Ruhe sage, dann meine ich auch Ruhe, damit wir uns verstehen.“„Ach, Madam Pomfrey. Gegen ein bisschen Bewegung ist doch nichts einzuwenden. Sport tut dem Körper doch gut!“, wandte James nun ein, aber Madam Pomfrey schüttelte entschieden den Kopf: „Nein, in diesem Falle nicht, James! Und du wagst es gar nicht…“ Sie wurde unterbrochen, weil die Tür sich öffnete. McGonagall kam herein.„Bist du fertig mit der ersten Versorgung, Poppy?“, fragte sie direkt und Madam Pomfrey nickte: „Ja, Minerva! Ich versuche nur noch, gerade James und Sirius einzuprägen, dass sie nicht herumtoben dürfen!“Sie sprachen fast so darüber, als wäre es für sie normal, darüber zu reden.McGonagall seufzte kurz, dann schaute sie die Rumtreiber reihum streng an, um zu erklären: „Ihr wisst alle, dass ihr Ruhe braucht!“ – Ich war verdutzt, dass sowohl Madam Pomfrey als auch Professor McGonagall uns jetzt ausnahmslos so vertraulich ansprachen, mit du und den Vornamen, aber irgendwie vermittelte das auch ein Gefühl der Sicherheit in mir. – „Aber damit ihr euch das einprägt, sage ich euch, dass ich keine Hemmungen habe, euch Punkte abzuziehen, wenn ihr zu viel Quatsch macht oder anderweitig nicht auf Madam Pomfrey hört. Und es werden euch im Falle der Fälle auch so viele Punkte abgezogen, dass ihr es auf keinen Fall mehr schaffen könnt, den Hauspokal dieses Jahr noch einmal nach Gryffindor zu holen.“ „Nein, das können Sie uns doch nicht antun!“, erwiderte Sirius sofort und sprang auf. McGonagall blickte ihn scharf an: „Kann ich sehr wohl und jetzt legst du dich wieder hin!“ Sirius gehorchte widerwillig, während James nun meinte: „Aber, Professor! Sie wollen jawohl auch, dass Gryffindor den Hauspokal noch mal gewinnt!“ „Natürlich! Aber eure Gesundheit geht vor. Und wenn ich euch nur mit einer solchen Drohung ans Bett fesseln kann, werde ich das tun.“, fuhr sie fort und gerade wollte Sirius wieder dazwischenkommen, als sie auch schon weiterredete: „Und jetzt gibt es keine Diskussionen mehr darüber! Ich bin eigentlich gekommen, um euch etwas Erfreuliches mitzuteilen. Durch ein paar Vorkehrungen mit dem Ministerium konnten wir erreichen, dass eure Eltern gleich kommen. Wichtig ist uns dabei, dass sie hier im Krankenflügel bleiben.“Unsere Eltern würden kommen? Auch meine? Wirklich? Hierher? Nach Hogwarts? Das wäre schön! Das wäre eine der besten Sachen, die jetzt geschehen könnten. Wo ich mich doch so fühlte, als hätte ich sie Jahre nicht mehr gesehen und ich sie doch jetzt auch über die Weihnachtsferien nicht Heim konnte.McGonagall wandte sich mir zu: „Lily! Deine Eltern kommen, sobald ihr Kamin an dem Kamin in Madam Pomfreys Büro angeschlossen ist, okay? Sie sind schon über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden.“ „Das ist ja wunderbar! Danke, Professor!“, sagte ich ehrlich. Die Professorin lächelte leicht und wandte sich dann an Remus: „Wir konnten deine Mutter erreichen, Remus. Sie wartet noch darauf, dass dein Vater von der Arbeit kommt, dann wollen sie sofort herkommen.“ Sie wollte darauf warten, dass der Vater kam? Ich war mir sicher, dass meine Mutter bei einem solchen Vorfall sofort meinen Vater angerufen hätte, wenn er noch auf der Arbeit wäre, und von ihm verlangt hätte, dass er augenblicklich käme.Remus nickte nur leicht, schien nicht unbedingt sehr begeistert.Als nächstes wandte sich McGonagall Peter zu: „Bei dir konnten wir auch deine Mutter erreichen, Peter. Sie versucht gerade, Kontakt mit deinem Vater aufzunehmen, der heute wohl angeblich Überstunden macht. Sobald er Zuhause ist, wollen sie auch herkommen.“ Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. So wäre es bei mir auch gelaufen.Danach drehte sich McGonagall zu James und Sirius: „Bei euch tut es mir Leid. Wir können weder euren Vater noch eure Mutter gerade erreichen. Eure Mutter ist für den Orden unterwegs, euer Vater erledigt einen wichtigen Auftrag für das Ministerium. Aber sobald sie zurückkehren, geben wir ihnen Bescheid!“ „Ach, ja… Lassen Sie sich ruhig Zeit dabei.“, grinste James und Sirius fügte an: „Das andere ist erst einmal wichtiger.“McGonagall lächelte leicht, wurde dann wieder ernst und meinte: „Ich gehe jetzt. Und wenn ihr euch zu viel bewegt, gibt es Punkteabzug, vergesst das nicht!“Sirius und James guckten sie trotzig an, was sie nicht beachtete. Stattdessen drehte sie sich jetzt um und verließ den Krankenflügel wieder.„Ich wisst Bescheid. Ich gehe jetzt in mein Büro. Sobald eure Eltern ankommen, schicke ich sie einfach durch. Danach behandle ich euch noch einmal und dann könnt ihr endlich schlafen!“, sagte Madam Pomfrey nun und fügte murmelnd an, während sie in ihr Büro ging: „Ich halte das eh nicht für richtig, euch noch so lange zu strapazieren. Ihr braucht doch Schlaf und Ruhe. Eure Eltern könnt ihr auch noch morgen sehen.“Ich sah noch, wie sie den Kopf leicht schüttelte, dann verschwand sie im Büro.Sie hatte ja Recht. Eigentlich wollte ich jetzt auch lieber schlafen, als noch mit meinen Eltern zu reden. Aber jetzt war nichts mehr daran zu ändern. Außerdem freute ich mich ja auch irgendwie über meine Eltern…„Oh, man… Ich würde jetzt gerne einen Feuerwhisky trinken…“, stöhnte Sirius jetzt und lehnte sich vernünftig zurück.Ich selbst lehnte mich ans Bett und war verwundert, dass meine Wunde am Rücken nicht schmerzte. Ganz offensichtlich hatte Madam Pomfrey gute Arbeit geleistet.„Ich erst…“, erwiderte James grummelnd, „Aber wir können uns jetzt ja auch keine holen gehen. Wenn gleich unsere Eltern kommen…“Remus rollte leicht mit den Augen: „Ihr sollt auch nicht immer trinken. Gerade jetzt mit dem Trank zusammen ist das sicher nicht gut.“„Ach, Moony, du Moralapostel!“, sagte Sirius und tat genervt.Jetzt meldete sich Peter grinsend zu Wort: „Tatze! Du kennst Wörter wie Moralapostel?“ „Natürlich!“, erwiderte Sirius, gespielt empört, und James hängte grinsend ein „nicht“ heran.„Hey, gleich gibt’s Prügel!“, drohte Sirius und James entgegnete: „Du Krüppel kommst sowieso nicht bis zu mir!“„Glaubst du?“, fragte Sirius und James antwortete: „Nein, weiß ich!“Sirius stand ohne Umschweife auf und ging hinüber zu James’ Bett. Es war kein weiter Weg, aber dennoch packte er sich über James und sein bett, als er ankam und stöhnte: „Nee, das war schon zu weit für mich!“ An seinem Gesicht sah man, dass er es nicht ernst meinte und nur so tat.James lachte leicht, wurde dann scheinbar wieder ernst und meinte: „So schnell kann ich dich fertig machen, da siehst du mal.“„Ja… Du hast mich besiegt!“, gab Sirius zu, rollte sich kurz auf James Hin und Her, um sich dann doch lieber direkt neben James zu legen.Gerade hatte er sich hingelegt, öffnete sich die Tür.Madam Pomfreys Stimme ertönte: „Gehen Sie einfach rein.“Kaum eine Sekunde später erschienen meine Eltern im Türrahmen.„Mum, Dad!“, sagte ich sofort, während ich mich jetzt wieder aufrichtete.Meine Mutter kam auf mich zu gerannt: „Lily!“ Sie zog mich an sich, presste mich fest an sich.„Ich habe mir so Sorgen gemacht…“, murmelte sie und ihre Stimme klang verweint. Weinte sie etwa tatsächlich? So wie ich davor?Ich schloss meine Augen und genoss die Umarmung, auch wenn ich glaubte, sie würde mir noch ein paar weitere Rippen brechen, als auch schon die Stimme meines Vaters erklang: „Rose! Jetzt erdrück sie doch nicht!“Meine Mutter löste sich kurz von mir, nahm mein Gesicht in ihre Hände. Ihr Gesicht war wirklich voller Tränen.Sie guckte mich nur kurz an, dann zog sie mich wieder in eine Knochen brechende Umarmung.„Rose!“, kam wieder mein Vater ermahnend und tatsächlich löste sich meine Mutter endlich ganz von mir. Sie ging einen Schritt bei Seite, um meinem Vater Platz zu machen, der mich auch sogleich umarmte. Er aber viel sanfter und vorsichtiger als meine Mutter.„Ach, meine kleine Lily… Wir haben uns Sorgen gemacht, als wir es eben erfahren haben!“, erklärte mein Vater, als er sich wieder von mir löste. Ich lächelte leicht: „Hey… Mir ist doch nichts passiert!“Es war eine Lüge. Natürlich war es eine Lüge, aber ich wollte meine Eltern ja nicht aufregen.Ich schaute mich kurz im Zimmer um. Remus hatte sich hingelegt und seine Augen geschlossen, Peter starrte an Madam Pomfreys Bürotür. James und Sirius flüsterten leise miteinander und schienen voll mit sich beschäftigt.„Wie kam es überhaupt dazu? Wieso hat dich wer angegriffen?“, fragte meine Mutter mich nun, während mein Vater zwei Stühle aus der Ecke herholte. Die beiden setzten sich und ich erzählte knapp: „Na ja… Das waren eben Todesser. Ihr wisst, was die vorhaben. Sie wollten Informationen und haben uns deswegen gefangen…“Ich wollte nicht weiter ausholen, wo ich meinen Eltern eh schon so viel davon erzählt hatte.Die Tür öffnete sich wieder und herein kamen eine etwas pummelige Frau und ein hagerer Mann. Auf Peters Gesicht legte sich ein Lächeln, als die beiden zu ihm gingen und ihn umarmten.„Hast du Schmerzen?“, fragte mein Vater mich jetzt. Ich schüttelte den Kopf und meinte dann: „Nicht wirklich. Aber dennoch werde ich erst mal hier liegen bleiben müssen. Das heißt, ich kann doch nicht nach Hause.“ „Ja, das würde uns schon gesagt. Das tut uns Leid. Aber im Moment ist es eh recht stressig…“, meinte meine Mutter. Sie hatte ihre Tränen notdürftig weggewischt.„Wieso stressig?“, forschte ich nach und meine Eltern begannen zu erzählen. Sie erzählten über Petunia und ihren Freund, über die Arbeit meines Vaters, über meine Großmutter, die wohl nicht mehr lange zu leben hatte. Ich wurde trübsinniger und fragte mich, ob wir nicht über etwas Fröhliches sprechen konnten, doch schienen meine Eltern beide froh, dass sie jetzt mich hatten, um ihre Probleme endlich auszusprechen.Peter redete mit seinen Eltern leise, ich verstand nicht, worüber sie sprachen, aber ich sah die ganze Zeit das Lächeln auf Peters Gesicht.Nach längerer Zeit öffnete sich dann die Tür erneut.Es waren Remus’ Eltern, die hereinkamen.Ich beobachtete, wie sie zu Remus gingen. Remus setzte sich hin und lächelte schwach.Seine Mutter schien im Begriff, ihn zu umarmen, aber ich bemerkte, wie ihr Blick nach draußen glitt, und sie dann nur kurz Remus’ Schulter berührte und ihm kurz durchs Haar strich.Sein Vater setzte sich sofort und begann leise, mit ihm zu sprechen.Das Verhältnis wirkte liebevoll, aber doch so, als würde etwas Entscheidendes zwischen ihnen stehen.Meine Eltern wechselten das Thema und ich beteiligte mich nicht viel. Nun war ich eher dabei, James und Sirius zuzuschauen. Immer wieder zwischendurch lachten sie plötzlich laut auf. Sie schienen sich köstlich zu amüsieren.Irgendwann standen meine Eltern dann auf und sagten, sie würden gehen.„Ich glaube, wir gehen jetzt auch!“, hörte ich Peters Mutter, während meine Eltern mich umarmten. Meine Eltern gingen, während Peters Eltern ihn umarmten.Gerade als Peters Eltern den Raum verließen, hörte ich Remus’ Vater sagen: „Wir sollten auch gehen!“Er lächelte seinen Sohn kurz an, der zurücklächelte und stand dann auf. Sie verabschiedeten sich und gingen dann ebenfalls.Ich fragte mich, wieso sie auch schon gingen? Sie waren als letztes gekommen, und zwar weit später als Peters Eltern. Sie waren erst kurz da gewesen. Und jetzt gingen sie schon?Ich seufzte leicht, während Sirius seine Stimme erhob: „Na, also! Jetzt sind die Alten weg, jetzt können wir Party machen!“ „Ich glaub’s auch…“, erwiderte Remus. Er klang genervter als sonst. James grinste: „Schön, dass du das auch glaubst, Moonyleini!“ Sein Blick war fest auf Remus gerichtet, als wollte er durch die scheinbare Verniedlichung des Spitznamens etwas ausdrücken, dann fuhr er fort: „Und bis unsere Eltern kommen, dauert es sicher eh. Da müssen wir uns doch irgendwie beschäftigen!“

Lilys Freundinnen

„Na, dann… Auf, auf, mein kleiner Genosse!“, rief Sirius voller Elan aus und stand auf.Er schien damit James anzusprechen, der ebenfalls aufsprang: „Geht klar! Und ihr fangt nicht ohne uns an!“Kaum eine Minute später waren sie durch die Tür verschwunden.Ich blickte ihnen verwirrt hinterher, um dann fragend Peter und Remus anzuschauen.Remus schien meinen Blick gar nicht zu bemerken. Er guckte starr durch das Fenster, welches ihm gegenüber lag, nach draußen. Aber Peter bemerkte mich.„Vermutlich holen sie was zu essen und zu trinken. Denn ohne kann keine Party steigen…“, meinte Peter und klang, als wäre es etwas Normales, Selbstverständliches.Ich hob meine Augenbrauen: „Ah, ja… Macht ihr so etwas öfter?“ „Kommt drauf an, wie die Stimmung ist oder wie sie werden soll!“, erwiderte Peter vage und schien auch nicht zu mehr bereit.Peter wandte seinen Blick selbst aus dem Fenster und ich schaute zu Remus.„Was ist mit dir, Remus?“, fragte ich nach. Sein Gesichtsausdruck sah wirklich verändert aus.Er guckte mich an, scheinbar ein wenig überrascht wegen der plötzlichen Anrede.Doch nach kurzer Zeit lächelte er und fragte: „Was soll sein?“„Ich weiß es nicht. Du siehst verändert aus…“, erklärte ich und er nickte leicht, wie selbstverständlich: „Ja, klar! Nach diesem harten Tag sehe ich wohl verändert aus. Ich dachte, dass wir heute nur ganz normal nach Hogsmead gehen und unseren Spaß haben, aber irgendwie war es ja ganz anders.“ Er hatte ja Recht… Es war klar, dass er verändert aussah.Remus fuhr fort: „Aber gleich werden wir von Tatze und Krone abgelenkt. Dann muss ich bestimmt nicht mehr daran denken!“Wieder glitt sein Blick kurz zum Fenster.„Ich verstehe gar nicht, wie die jetzt so aufgedreht sein können.“, gab ich jetzt zu, „Irgendwie… Ist das sehr merkwürdig… Nach so einem Erlebnis…“Remus lächelte weiterhin und erwiderte: „Also ich finde das schön. Besser als wenn sie hier herum hängen und man ihnen die Schmerzen, die sie haben, ansieht.“Ich guckte zur Tür, sah wieder James und Sirius hinausgehen. Sie hatten echt so gewirkt, als waren sie gar nicht verletzt. Und es war schön so… Ich fühlte mich so tatsächlich besser…Plötzlich klopfte es sachte an der Tür und kaum später traten meine Freundinnen plötzlich ein.Sie alle vier grinsten und Sarah stürmte sofort auf mich zu, um mir um den Hals zu fallen. „Lily! Schön, dich zu sehen!“, sagte sie aus, während auch meine anderen Freundinnen kamen und alle vier gleichzeitig versuchten, mich in die Arme zu schließen.Wie schön war es, auch sie wieder zu sehen, nach einer gespürten Ewigkeit.„Schön, euch zu sehen!“, meinte ich, als sie sich wieder allesamt von mir lösten. Wir grinsten uns an, während die vier sich mit auf mein Bett setzten und sich kurz umschauten.Dann erzählte Sarah: „Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht, als du einfach nicht gekommen bist nach der vereinbarten Stunde.“ „Nein, eigentlich haben wir uns keine Sorgen gemacht!“, gab Hannah zu bedenken. Sarah winkte ab: „Doch, natürlich! Ganz am Anfang schon!“ Sie grinsten sich an, dann fuhr Sarah fort: „Also… Dann haben wir aber gedacht, dass du vielleicht einfach noch länger bei den Rumtreibern sein willst. Deswegen sind wir wieder weg. Als du aber nachher auch nicht hier warst, haben wir die Rumtreiber gesucht. Aber die waren ja auch nicht da. Dann sind wir zu McGonagall, die meinte, sie kümmert sich darum. Eben hieß es dann, ihr wärt voller Blut wiedergekommen. Hat sich natürlich rumgesprochen. Davor hatte es sich, nachdem wir überall nach euch gefragt haben, natürlich auch rumgesprochen, dass ihr nicht aus Hogsmead wiedergekommen seid. Und dann hieß es plötzlich, ihr wäret hier. Sind wir natürlich hierher gekommen. Aber an der Tür hängt ein Zettel, dass niemand rein darf. Wer es wagt, ohne Erlaubnis hereinzukommen, kriegt Punkteabzug. Die Erlaubnis könne man sich bei McGonagall abholen. Wir sind also zu ihr und haben gefragt, was los ist. Sie hat es uns erzählt und meinte dann, dass eure Eltern gerade hier sind und ihr wenigstens diese Nacht Ruhe haben sollt. Daher müssen alle Verletzten erst zu ihr, damit sie gucken kann, ob es wirklich nötig ist, dass sie in den Krankenflügel kommen. Uns hat sie natürlich erlaubt, dass wir euch besuchen dürfen.“Sarah plapperte es schnell herunter, aber mittlerweile hatte ich Übung darin, trotz ihrer wahnsinnigen Geschwindigkeit immer alles von ihr zu verstehen.Ich lächelte: „Schön! Ich freue mich, dass ihr hier seid!“„Wir freuen uns, dass wir noch kommen konnten. Morgen hätten wir ja keine Ruhe hier mit dir gehabt. Dann ist bestimmt voll der Ansturm, weil McGonagall doch vorhat, morgen den Zettel wieder abzunehmen.“, meinte Grace und ich fragte, ehrlich ein wenig verwirrt: „Wieso sollte voll der Ansturm sein?“ „Wegen Sirius und James, ist doch klar! Da werden es einige Mädchen sich bestimmt nicht nehmen lassen, mal zu Besuch zu kommen.“, mischte sich Fiona ein.Hannah guckte sich nun wieder um und fragte dabei: „Wo wir gerade bei den beiden sind… Wo sind die eigentlich?“Ich selbst guckte mich kurz um. Natürlich wusste ich, dass James und Sirius nicht da waren, aber mir war es kurzzeitig entfallen.Peter und Remus saßen noch immer auf ihren Betten und schauten jetzt aufmerksam zu uns.„Essen und Trinken holen. Sie wollen Party machen, sagten sie!“, erwiderte ich knapp.Meine Freundinnen grinsten sofort.„Typisch…“, sagte Sarah, „Wie wir sie kennen und lieben!“ Sie zwinkerte kurz und ich sah, dass auch Remus und Peter nun grinsten.„Wieso sind eure Eltern jetzt eigentlich nicht da?“, fragte Hannah.Ich zuckte mit den Schultern und antwortete: „Die sind schon weg. Also die von Remus, Peter und mir. James’ Eltern werden wohl noch kaum.“Meine Freundinnen tauschten intensive Blicke und erst nach kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass ich sie mit Vornamen genannt hatte. Alle. Aber nach dem, was ich mit ihnen erlebt hatte, hielt ich es für in Ordnung, auch wenn ich sie nicht sonderlich mochte. Obwohl… Sie waren ja alle okay. Remus war sowieso vollkommen in Ordnung, schon immer, aber auch Peter, James und Sirius waren nicht so schlecht. Gerade James… Er hatte mich doch vorhin erst getröstet. So gut, dass ich jetzt wieder grinsen konnte…Fiona entgegnete mir nun: „Cool! Hoffentlich kommen James’ Eltern schnell. Die wollte ich schon immer mal kennen lernen.“ „Na, ihr könnt doch auch einfach hier bleiben, bis sie kommen. Ist jawohl kein Problem.“, meinte ich jetzt, auch wenn ich nicht verstehen konnte, was so toll daran sein sollte, James’ Eltern mal zu sehen. Ich war mir eher sicher, dass ich das gar nicht wollte, aber nun gut… Ich musste ja nicht mit ihnen reden. Wobei ich mich da mächtig täuschte.Sarah schüttelte mit dem Kopf: „Nein, wir können nicht einfach hier bleiben. In 15 Minuten sollen wir uns wieder bei McGonagall melden. Wir haben nicht viel Zeit.“ „Ja, sie will ja, dass ihr eure Ruhe habt. Und dann bald mal schlafen könnt.“, fuhr Hannah fort.„Schlafen würde ich echt gerne!“, gestand ich. Fiona lächelte: „Kann ich verstehen. War bestimmt auch ein harter Tag.“ „Ich bin ja so froh, dass ihr da wieder heil herausgekommen seid!“, meldete sich Sarah wieder zu Wort. Grace nickte: „Echt unglaublich, wie ihr das geschafft habt!“Ich lächelte leicht und gab dann zu: „Ja, das lag aber hauptsächlich daran, dass die Rumtreiber kühlen Kopf bewahrt haben. Wäre ich alleine gewesen, wäre ich sicher jetzt nicht so hier!“Ich schaute zu Remus und Peter. Diese hatten sich nun doch anderen Sachen zugewandt, auch wenn sie uns sicher noch zuhörten. Remus schaute aus dem Fenster und Peter hatte eine BertieBottsBohnen-Packung in der Hand. Seine Eltern müssen ihm die mitgebracht haben. Nun war er fleißig am Essen.Meine Freundinnen schwiegen kurz, dann schaute Grace mich mit einem merkwürdigen, nie gekannten Blick an und fragte dann leise und vorsichtig: „Hast du ihn gesehen?“ „Wen?“, fragte ich, etwas perplex. „Na, Du-weißt-schon-wen!“, sagte Grace wie selbstverständlich und die anderen drei schauten zwischen ihr und mir gebannt Hin und Her.Ich nickte sachte: „Ja, habe ich. Nur kurz, aber ich habe ihn gesehen.“„War es sehr schlimm?“, fragte Fiona jetzt und es war klar, dass sie damit nicht Voldemorts Anblick meinte, sondern viel mehr die ganze kurze Gefangenschaft. Sie waren alle vier äußerst ernst geworden.Ich nickte wieder und antwortete noch leiser: „Viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe. Sie haben uns gesagt, sie töten uns nicht, trotzdem hatte ich wahnsinnige Angst um unsere Leben.“ Ich zögerte kurz, dann hauchte ich: „Ich habe den Cruciatus-Fluch gespürt…“Ich spürte wieder, wie die Tränen in meine Augen traten. Sarah machte eine kurze Bewegung, sie wollte mich offensichtlich umarmen, aber da öffnete sich plötzlich die Tür.James und Sirius traten beide mit einem fetten Grinsen in den Gesichtern ein.„Oh, guten Abend, die Damen!“, sagten sie direkt, als sie meine Freundinnen auf meinem Bett erblickten. Sie grüßten zurück, während James und Sirius sich zusammen auf James’ Bett packten.Ich war ein wenig verstört, dass sie sich ganz selbstverständlich in ein Bett legten, aber immerhin vergaß ich dadurch das vorangegangene Gespräch.Remus lächelte seine Freunde an, wohl froh, dass sie wieder da waren, und fragte: „Wo habt ihr das Essen gelassen?“„Die Hauselfen bringen es gleich. Wir hielten das für besser, weil wir sonst sofort erwischt worden wären!“, erklärte Sirius und wandte sich dann an uns: „Was macht ihr denn zu so später Stunde hier?“„Lily besuchen!“, antwortete Hannah lächelnd. Sirius zog einen Schmollmund: „Ach! Und mich nicht?“James grinste seinen Freund an: „Nein, dich nicht! Dich will niemand besuchen, Tatze! Weil dich nämlich niemand mag!“ „Krone! Also wirklich!“, mischte sich nun Remus wieder ein. James tat überrascht: „Was ist?“ Remus konnte sich selbst das Grinsen nicht verkneifen, als er erwiderte: „Das darfst du Tatze doch nicht einfach so ins Gesicht sagen. Das verletzt ihn! Und er ist doch eine Minderheit!“„Ach, jetzt habe ich es doch glatt vergessen. Hast Recht…“, gab James zu und beäugte Sirius, der neben ihm nun einen Hundeblick vom Allerfeinsten aufgelegt hatte.„Jetzt entschuldige dich schon!“, forderte Peter James auf, spielte das Spiel mit, und James seufzte: „Hach, wenn es sein muss… Tut mir Leid, Tatze! Ich meine es nicht so!“„Echt nicht?“, Sirius tat überrascht, „Hammer! Ich dachte, du meinst es ernst!“Die beiden Freunde grinsten sich an, dann wandte sich James an Peter: „Wieso futterst du eigentlich schon?“ „Das habe ich mich auch schon gefragt! Einfach ohne uns schon anfangen… Also nein!“, sagte Sirius, tat empört, als plötzlich drei Hauselfen in der Mitte des Krankenflügels auftauchten.„Ah, unser Partyzeugs!“, meinte James sofort und mit einem Schwung waren er und Sirius wieder auf den Beinen. Als sie zu den Hauselfen gingen, bemerkte ich, dass beide leicht hinkten. Sonst war kaum etwas von ihren Verletzungen zu bemerken, außer dass beide Bewegungen mit dem rechten Arm vermieden.Sie nahmen den Hauselfen die Sachen ab, redeten kurz, fast freundschaftlich, mit ihnen, dann verbeugten sich die kleinen Wesen und verschwanden wieder.Die zahlreichen Flaschen und die Süßigkeiten legten die Jungen auf Sirius’ Bett ab.„Wer möchte alles Feuerwhisky haben?“, fragte James, während er ein paar Flaschen nahm. Erst kam er zu uns.Meine Freundinnen schüttelten die Köpfe. „Ich würde gerne, aber wir müssen eigentlich jetzt schon!“, gab Sarah zu, während ich die mir angebotene Flasche entgegennahm.Sirius winkte ab: „Ach, ihr könnt auch noch ein bisschen bleiben!“„Nein, geht nicht! Sonst kommt McGonagall. Und wenn die das hier sehen würde…“, gab Hannah zu bedenken. Ich mochte es, wenn sie ganz normal mit den Rumtreibern sprachen, wo sie doch alle vier irgendwie auf James und Sirius standen.„Das ist natürlich schlechter…“, nickte Sirius und warf mir, wie nebenbei, ein paar Packungen Süßigkeiten zu, die ich mehr oder minder geschickt auffing.Währenddessen hatte Peter auch schon eine Flasche Feuerwhisky bekommen und James bot Remus eine an, die dieser bereitwillig annahm.Sirius grinste ihn an: „Ach! Jetzt ist Alkohol plötzlich okay?!“ „Ja, jetzt schon.“, entgegnete Remus lediglich und Sirius sagte: „War klar!“Er warf Peter noch ein paar Süßigkeiten zu, dann Remus, während James sich mit zwei Flaschen auf sein Bett setzte.Sirius kam mit Süßigkeiten dazu.„Wir müssen jetzt echt!“, sagte Sarah und stand auf. Die anderen standen ebenfalls auf. Ihnen allen vieren war anzusehen, dass sie lieber bei uns geblieben wären. Sie umarmten mich noch und gingen dann zur Tür.„Wartete mal!“, sagte James plötzlich. Er tauschte einen Blick mit Sirius, dieser nickte. Meine Freundinnen blieben stehen und James fragte: „Könnt ihr uns einen Gefallen tun?“„Kommt drauf an, was für einen!“, erwiderte Fiona.James nickte: „Okay… Es ist so… Wir brauchen zwei Sachen… Wäre nett, wenn ihr uns die morgen früh bringen könntet. Da wäre zum etwas in der Nachttischschublade von Tatze. Ein leeres Pergament. Sehr wichtig für und, okay? Soll bitte niemand sonst sehen. Dann ist da was in meinem Koffer. Versprecht ihr, es euch nicht anzugucken?“ Meine Freundinnen nickten nur. „Gut! Ich habe etwas Weiches in einen Hogwartsumhang von mir gewickelt. Guckt es euch bitte nicht an, sondern bringt es einfach mit dem Pergament, so eingewickelt, hierher! Wir vertrauen euch.“„Und wenn ihr artig seid, bekommt ihr auch einen Kuss!“, meinte Sirius breit grinsend und zwinkerte. Grace lachte leicht. „Tolle Voraussichten.“Aber sie versprachen es und verließen den Schlafsaal.„So! Und jetzt wird Party gemacht!“, rief James aus, gerade als meine Freundinnen die Tür hinter sich geschlossen hatten. Sirius grinste: „Dann brauchen wir noch Konfetti und Luftschlangen!“ Er schien hellauf begeistert, als er nach seinem Zauberstab griff.Ich wollte gerade sagen, dass es jawohl keine Kleinkinder-Feier sein sollte, als die Tür zu Madam Pomfreys Büro sich öffnete. James’ Eltern traten herein.

Robert und Claire Potter

James sah seinem Vater sehr ähnlich. Und auch zu der Mutter sah man eine deutliche Verwandtschaft, gerade als diese grinste.„Guten Abend!“, sagte sie fröhlich, in einem ähnlichen Tonfall, wie James sprechen konnte, wenn er besonders aufgedreht war.Sie ging zügig zu James’ Bett auf dem ihr Sohn selbst und auch Sirius lagen und zog beide ohne Umschweife in ihre Arme.Diese ließen es geschehen, während James’ Vater meinte: „Das gibt es ja gar nicht. Seid ihr hier schon wieder am Trinken?“„Ja, sieht doch so aus!“, meinte James grinsend über die Schulter seiner Mutter hinweg.„Das geht aber nicht. Ich wette, ihr dürft das nicht.“, meinte er, während James’ Mutter sich von den Jungen löste und James’ Vater selbst die beiden umarmte.Sirius grinste über die Schulter des Mannes und verteidigte uns: „Hey, hey! Die haben nie gesagt, wir dürften uns keinen Alkohol und keine Süßigkeiten holen gehen.“James’ Vater löste sich wieder von den Jungen, während seine Mutter sich auf das vollgehäufte Bett von Sirius setzte. James’ Vater setzte sich neben sie, während James seinen besten Freund angrinste: „Stimmt! Sie haben nur gesagt, wir dürften nicht aufstehen, die müssen ja aber nicht wissen, dass wir die Sachen geholt haben…“ Beiden schien aber sehr wohl klar zu sein, dass alle wissen würden, dass sie die Sachen geholt haben und es auch nicht in Ordnung war.Darauf achtete ich aber kaum. Viel mehr wunderten mich James’ Eltern. Die taten geradezu so, als fänden sie es alles vollkommen okay. Oder taten sie gar nicht so?„Ihr erlaubt jawohl?“, fragte James’ Vater dann, als er in die Flaschen griff und sich zwei herausholte. Die Jungen nickten nur und der Mann gab eine Flasche an seine Frau weiter.Diese nahm die Flasche entgegen, während sie mich musterte. „Und du bist?“, fragte sie dann lächelnd.Ich war verwundert, dass sie mich ansprach, dennoch antwortete ich höflich: „Ich bin Lily Evans, Mrs. Potter!“„Ach, du musst doch nicht Mrs. Potter sagen. Claire reicht vollkommen.“, wehrte die Frau lächelnd ab, „Für meinen Mann reicht Robert. Aber Lily Evans… Da werden doch Erinnerungen wach?! Bist du nicht Schulsprecherin?“Ich fragte mich, woher sie das wusste, aber als ich zu James und Sirius guckte, war mir klar, dass die beiden das erzählt hatten.Ich nickte: „Ja, das ist richtig!“ Auf Claires Gesicht legte sich ein Grinsen: „Dann musst du also mit unserem kleinen Jamie-Mäuschen zusammenarbeiten? Mein Beileid!“Ich konnte mich nur schwer zurückhalten, nicht laut los zu lachen. Hatte sie gerade ernsthaft Jamie-Mäuschen gesagt? Zu unserem James? Dem Jungen, der ja so supertoll war? Ich konnte es nicht fassen.Ich grinste kurz James entgegen, in dessen Gesicht sich ein leichter Rotton geschlichen hatte. Gerade so sah ich noch, wie Sirius ihm, mit einem noch breiteren Grinsen als dem meinen, auf die Schulter klopfte.„Nur wegen diesem dummen Schulsprecheramt sitzt sie jetzt auch hier.“, mischte sich jetzt Remus ein. Er sprach locker, während er sonst vor Erwachsenen so ganz anders sprach. Höflich und ordentlich eben, aber jetzt wirkte er wie er mit den anderen Rumtreibern auch umging.Robert hob seine Augenbrauen: „Wirklich? Wie kommt es?“Er schaute uns reihum an und James war der, der es erklärte: „Wir wollten zu Madam Hudson. Lily und ich müssen nämlich einen Ball organisieren. Da dachten wir, dass wir sie um Rat fragen. Also sind wir zusammen hingegangen. In einer Gasse wurden wir dann von den Slytherins überwältigt. Eigentlich wäre Lily ja aber gar nicht bei uns gewesen. Sie wollten ja immerhin nur Tatze und mich.“„Ach, ja… Das tut uns übrigens wirklich Leid!“, sagte nun Claire und Robert fuhr jetzt fort: „Wir hätten nie gedacht, dass ihr hier von Hogwarts entführt werden könnt.“ „Obwohl ja klar war, dass es auch Schüler gibt, die schon Todesser sind.“, fügte Claire an, „Zuhause hätte das nie passieren können. Aber hier… Ja… Damit hätten wir echt nie gerechnet!“„Deswegen müsst ihr euch doch aber nicht entschuldigen!“, meinte Sirius und winkte ab, „Wir haben uns ja selbst reingeritten!“ James grinste: „Außerdem… seid ihr mit an unserer Rettung beteiligt!“Er deutete kurz auf Sirius’ Nachttisch, auf dem sein Zauberstab und auch, wie ich jetzt bemerkte, sein Feuerzeug lag.Sirius und James grinsten sich an, während James’ Eltern nichts zu verstehen schienen.„Wie meint ihr das?“, fragte Claire. Sirius antwortete: „Das Feuerzeug! Damit haben wir die Fesseln aufgebrannt!“ Der Gesichtsausdruck von beiden erhellte sich augenblicklich.„Ah, mein Feuerzeug!“, sagte Robert zufrieden, während er es vom Tisch nahm und kurz in seiner Hand drehte. Sirius legte sofort grinsend Widerspruch ein: „Nicht deins! Meins!“„Ach, stimmt ja! Ist ja jetzt deins!“, erwiderte Robert, ebenfalls grinsend und legte das Feuerzeug wieder ab.Sirius nickte: „Genau! Recht hast du!“Die beiden verstanden sich und einen Moment dachte ich, dass die vier ja irgendwie die perfekte Familie war, bis mir wieder einfiel, dass Sirius ja eigentlich nicht dazugehörte. Aber irgendwie wirkten die vier trotzdem wie eine Einheit.Eine Minute herrschte schweigen, in denen wir alle etwas tranken, dann meinte James: „Dann erzählt mal, was bei euch so passiert ist. Hattet ihr auch einen spannenden Tag?“„Also bei mir war es sehr langweilig.“, erwiderte Claire, „Ich musste was bewachen und es ist vier Stunden lang nicht das Geringste passiert.“Robert grinste: „Bei mir war es sehr interessant. Uns wurde plötzlich von den Brooks Bescheid gegeben, dass sie fünf Todesser gesehen hätten. Wir sind sofort hin, es gab einen kleinen Kampf, einen konnten wir nach Askaban geben, die anderen konnten entkommen. Das hat er mir noch zugefügt.“Er schob seinen Ärmel hoch, bis zur Schulter und an seinem Oberarm entdeckten wir eine große Wunde, die mit Furunkeln übersäht war.„Warum hast du es nicht verbunden?“, fragte James mit hochgezogenen Augenbrauen. Claire grinste jetzt ebenfalls: „Weil wir ganz schnell zu euch wollten. Aber… Robert. Du kannst doch jetzt zu Madam Pomfrey gehen.“ „Ach, Unsinn. Wir machen das Zuhause einfach.“, beschloss Robert und schob seinen Ärmel wieder über die Wunde.Kurz tranken wir wieder schweigend, dann fragte Robert: „Wurde euch denn irgendetwas geklaut? Also die Zauberstäbe haben sie euch doch sicher abgenommen, nicht?“Er guckte auf die Nachttische, wo unsere Zauberstäbe lagen.Sirius nickte: „Ja, aber nur die Zauberstäbe. Selbst die Schlüssel haben sie bei uns gelassen.“ „Wahrscheinlich haben sie die gar nicht bemerkt und waren nur auf die Zauberstäbe fixiert…“, meinte James und Sirius fügte an: „Aber die konnten wir ja wiederbekommen, als wir die Todesser überwältigt haben.“„Und der Umhang? Den habt ihr auch noch?“, fragte Robert weiter. Ich fragte mich, was er meinte. Was war denn so wichtig an irgendeinem Umhang.Die Rumtreiber jedoch schienen zu verstehen und James grinste: „Den hatten wir gar nicht mit, Dad! Zum Glück! Aber wir dachten uns, dass wir ihn ja nicht brauchen und bevor irgendwer den entdeckt…“ „Schlau von euch…“, erwiderte Robert und zwinkerte kurz. Sirius machte eine kurze wegwerfende Handbewegung: „Wissen wir!“„Man merkt, dass ihr beiden durch so ein Erlebnis überhaupt nicht beeinträchtigt werdet!“, sagte Claire nun, aber auf ihrem Gesicht war dabei auch ein Grinsen, dann schaute sie zwischen Peter, Remus und mir Hin und Her und fragte: „Wie steht’s mit euch? Alles klar?“ Peter nickte nur und Remus lächelte: „Natürlich! Nur ob nach dem Aufenthalt hier alles klar sein wird, ist eine andere Frage. 24 Stunden am Tag mit Tatze und Krone an einen Raum gebunden zu sein ist meistens nicht so gut!“Ich fragte mich, wie Remus so vor James’ Eltern über seine Freunde sprechen konnte, doch die beiden nickten, gespielt verstehend.„Ja, ist schon so! Wird hart!“, meinte Claire und zwinkerte.Sirius und James grinsten sich an.Wir tranken wieder schweigend, die Flaschen leerten sich, zumindest die von den Rumtreibern und von James’ Eltern. In meiner war schon noch einiges drin.„Na ja… Wir wollen jetzt eigentlich auch schon gehen. Wir wollen euch ja die Ruhe lassen.“, meinte Claire dann und stand auf.Robert nickte: „Ja, ihr braucht ja Schlaf!“Er stand ebenfalls auf und beide legten die leeren Flaschen zu den noch vollen.„Und wenn wir Schlaf sagen, meinen wir auch Schlaf!“, fügte Claire an und bedachte ihren Sohn und dessen besten Freund mit einem langen Blick.„Ist klar, Mum!“, erwiderte James grinsend.Robert meldete sich jetzt wieder zu Wort: „An eurer Stelle würde ich jetzt schnell die Sachen wegräumen. Madam Pomfrey wird sicher gleich nach euch gucken wollen.“„Und vergesst nicht, dass ihr wenigstens ein bisschen Ruhe braucht. Wenn ihr dann herumstreunert, lasst euch bloß nicht erwischen.“, meinte Claire.Sirius nickte: „Ja, bestimmt nicht! Wir sind ja nicht blöd! Dafür würden wir Punkteabzug bekommen!“„Ja, dann wisst ihr ja, dass ihr wenigstens so tun müsst, als würdet ihr euch benehmen! Zumal Professor McGonagall sonst einen Herzinfarkt bekommen würde. Wenn ihr so verletzt zu viel Mist macht.“, grinste Claire.Sie beugte sich noch einmal runter zu James und Sirius und umarmte die beiden. Danach tat Robert es ihr gleich, während sie zu Peter ging, ihm kurz etwas leise sagte, ihn umarmte, dann zu Remus und auch ihn, nach leisen Worten, umarmte. Letztendlich kam sie sogar zu mir. In der Zeit folgte Robert ihrem Weg, sprach leise mit Peter und umarmte ihn. Bei Remus meinte ich etwas verstehen zu können. Wortfetzen wie „Das wird schon gut gehen.“ und „Mach dir keine Sorgen.“.Claire lächelte mich an und sagte leise: „Ich wünsche dir hier viel Spaß mit den Jungs. So als einziges Mädchen… Wenn sie dir zu laut werden, musst du es ihnen einfach sagen. Lass nicht einschüchtern, ja? Gute Besserung!“Und sie beugte sich vor und umarmte auch mich.Danach ging sie zur Tür, während Robert zu mir kam, ganz ähnliche Worte an mich richtete und mich ebenfalls umarmte.Ich war verwundert, über die Herzlichkeit, konnte aber gar nicht anders, als die beiden zu mögen. Sie waren wirklich klasse.Sie verließen den Krankensaal in Richtung des Büros, während Sirius aufstand.„Sie haben Recht! Die Sachen sollten bei Seite kommen!“, beschloss er.James nickte und griff seinen Zauberstab vom Nachttisch.Schnell zeichnete er damit eine Kiste, die auch direkt auftauchte. Ich war mir sicher, dass es mir nicht so schnell gelungen wäre.Sirius nahm die große Kiste, stellte sie auf sein Bett und legte schnell alles hinein.Währenddessen warfen Remus und Peter ihre Flaschen zu James, der sie geschickt auffing und dann hinüber auf Sirius’ Bett warf.Es wirkte fast so, als würde sie das jeden Tag so machen, und zwar genau hier, aber ich wusste ja, dass sie nicht ganz so oft im Krankenflügel lagen. Obwohl es doch schon wesentlich öfter war, als jeder andere Schüler.James hielt die Hände wieder hoch und zeugte mir damit, dass ich meine Flasche auch noch zu ihm werfen sollte, was ich auch tat. Ich konnte halt schlecht werfen, aber, Gott sei Dank, konnte James gut fangen.Als Sirius alles eingeräumt hatte, nahm er die Kiste vom Bett und schob sie hinunter.„Na ja… Wenn sie nicht gerade danach guckt, wird sie es nicht merken, oder?“, fragte er dann und trat ein paar Schritte von seinem Bett weg, um die Situation genauer zu betrachten.James stimmte ihm zu und Sirius legte sich auf sein Bett.Kaum hatte er sich hingelegt, öffnete die Tür sich und Madam Pomfrey kam herein.Ich bemerkte, wie James und Sirius grinsend einen Blick wechselten und ich wusste, dass sie genauso wie ich dachten, dass es verdammt knapp gewesen war.Und nun sehnte ich mich nur noch nach Schlaf. Nach so einem langen Tag benötigte ich ihn dringend.

Morgenstund hat Gold im Mund

Madam Pomfrey führte routinemäßig ein paar Untersuchungen durch. Knappe Untersuchungen, die sie bei jedem einzelnen von uns mit der Vergabe einiger Tränke beendete.Sirius beschwerte sich, dass die Medizin doch nur eklig sei und James’ Blick wanderte sehnsüchtig unter Sirius’ Bett, wo der Feuerwhisky lagerte, aber nach einigen Drohungen seitens Madam Pomfrey würgten auch die beiden sich die Tränke herunter.Madam Pomfrey bat dann um äußerste Ruhe und darum, dass wir nicht aufstehen sollten, denn in den Tränken wäre etwas, dass Müdigkeit urplötzlich heraufbeschwören könnte und wir dann im Stehen einschlafen könnten und uns dabei dann eventuell verletzten.Als Madam Pomfrey den Raum wieder verließ, rechnete ich fast damit, dass gerade Sirius und James sich einen Dreck um ihre Anweisungen scheren würden und wieder richtig aufdrehen würden. Stattdessen jedoch überraschten sie mich, blieben ruhig liegen und James sagte lediglich: „War knapp!“ und Remus fügte an: „Richtig knapp! Jetzt sollten wir lieber schlafen!“Wir rutschten auf unsere Betten, legten uns hin. Erst wollte ich den Vorhang um mein Bett herumziehen, aber da die Rumtreiber es bei sich nicht machten, ließ ich es auch bleiben.Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl, mit den vieren in einem Raum zu liegen und zu schlafen. Vor wenigen Tagen hätte ich mich vielleicht noch geweigert. Weil ich vielleicht gar Angst vor ihnen gehabt hatte. Angst, dass sie in der Zeit, in der ich schlief, irgendeinen Streich an mir ausführten. Das konnte in meinem Schlafsaal immerhin nie passieren.Aber jetzt sah ich sie irgendwie mit ganz anderen Augen. Sie würden nichts tun. Jedenfalls nicht an mir. Sie waren nicht die Typen dafür. Vielleicht würden sie aneinander Streiche ausführen, aber nicht an mir. Ich wusste nicht, woher plötzlich dieses Vertrauen kam – vielleicht kam es daher, weil sie mich auch aus den Fängen der Todesser mit gerettet hatten -, aber ich wusste, dass ich es jetzt hatte. Es war merkwürdig, aber so war es…Sekunden später glitt ich in einen sanften Schlaf, der komplett traumlos verlief. Madam Pomfrey musste in die Tränke etwas gemischt haben, das dieses bewirkte, denn sonst hätte ich nach einem solchen langen und anstrengendem Tag sicher nicht so ruhig schlafen können.Als ich aufwachte war es genauso ruhig wie zu dem Zeitpunkt, als ich eingeschlafen war.Draußen war es schon hell, was ich für diese Jahreszeit als ungewöhnlich empfand. Als ich jedoch auf die Uhr schaute, musste ich feststellen, dass es schon 10 Uhr war, also war die Helligkeit durchaus angemessen.Die Jungen schliefen noch geruhsam. Sie sahen ungewöhnlich unschuldig aus.Ich sah zu James, der im Bett neben mir lag. Seine Decke lag nur noch halb auf ihm, die andere Hälfte hing vom Bett hinab. Er lag ausgebreitet auf dem Bett, sein Gesichtsausdruck war friedlich, selig, glücklich… süß… Ja, es war süß, wie er da lag und schlief.Ich betrachtete ihn ausgiebig vom Liegen aus, bis ich dann plötzlich hörte, wie sich die Tür öffnete. Mein blick schnellte dorthin und ich sah Madam Pomfrey hereinkommen.„Ah, du bist wach, Lily!“, sagte sie zufrieden und eilte sofort zu mir ans Bett.„Hast du gut geschlafen?“, fragte sie, während sie die Vorhänge zu meinem Bett zuzog.Ich nickte: „Ja, sehr gut!“„Schön, schön! Dann wollen wir gleich mal nach deinen Wunden gucken!“, sagte sie und war schon dabei, meine Verbände abzuwickeln.Ihre Berührungen waren wir immer vorsichtig, aber doch schnell, liebevoll, aber doch grob. Sie ging gewandt mit ihren Werkzeugen um. Den Salben, den Tränken, den Verbänden. Innerhalb von Minuten wurde sie fertig und lächelte mich am Schluss an: „Es sieht sehr gut aus. Es ist nichts entzündet. Tut dir was weh?“„Nein, im Moment nicht!“, antwortete ich. Sie nickte leicht, fuhr mir mit der Hand noch ein paar Mal über meine Wunde am Rücken, drückte hinauf, aber ich spürte kaum etwas.„Wie taub…“, murmelte ich nach einiger Zeit, eigentlich mehr zu mir selbst, als zu ihr, aber sie erwiderte: „So soll es auch erst einmal sein. Am Rücken hat es dich ziemlich getroffen. Der Schmerz wäre unerträglich, würde ich da nichts betäuben. Immerhin willst du ja auch auf dem Rücken liegen oder dich im Sitzen anlehnen. Eh ein Wunder, dass diese Wunde sich nicht entzündet hat. Sie ist doch recht tief. Und wäre sie entzündet, könnte ich den Schmerz nicht mehr so einfach betäuben… Also pass auf, ja?“Ich nickte nur und Madam Pomfrey stellte mir drei Tränke auf den Nachttisch, die ich jetzt nacheinander nehmen sollte.Ich trank artig, so grauenvoll es auch schmeckte, während Madam Pomfrey die Vorhänge wieder aufzog.Sie ging als nächstes zu James und flößte ihm einfach ebenfalls drei Tränke ein. Seine Wunden blieben unangetastet. Wahrscheinlich würde sie sich darum kümmern, sobald er wach wäre. Jetzt sollte er sich sicher erst einmal im Schlaf erholen. Bei Sirius wurde es ebenso gemacht.Als sie dann aber die nächste Flasche mit dem entsprechenden Trank an Remus’ Lippen ansetzte, wachte dieser auf.„Ah, Remus! Du bist auch endlich wach!“, freute sich Madam Pomfrey und setzte die Flasche wieder ab. Remus setzte sich auf, schaute sich kurz verwirrt um und lächelte dann: „Ja, ich bin wach.“„Dann trink eben diese Tränke! Danach kümmere ich mich um deine Wunden.“, sagte Madam Pomfrey, stellte drei Flaschen auf Remus’ Nachttisch ab und wackelte weiter zu Peter, dem sie auch die Tränke einfach einflößen konnte.Remus trank ebenso artig wie ich, um mich dann zu fragen. „Gut geschlafen!“ „Ja, und du?“, entgegnete ich. Remus grinste: „Lange nicht mehr besser. Ist selten, dass ich ausschlafen kann. Sonst geht das mit Krone und Tatze im Zimmer immer schlecht. Da muss man schon einige Nachtstunden durchwachen!“Er guckte kurz zu seinen Freunden und es war nichts Negatives, was sein Gesicht zeichnete, er fand es offensichtlich nicht schlimm, von seinen Freunden wach gehalten zu werden. Er schien es sogar schön zu finden.„Ich fand es auch sehr schön, dass sie gestern sofort geschlafen haben!“; äußerte sich Madam Pomfrey, während sie wieder zu Remus dackelte und dessen Bettvorhänge zuzog. Sie würde sich jetzt um seine Wunden kümmern. Das schlimmste, was mir auf Anhieb an ihm auffiel, war die Wunde im Gesicht. Er muss sie sich beim Fallen geholt haben. Sein ganzes rechtes Gesicht war verkratzt und glänzte durch die Salbe, die Madam Pomfrey am Abend zuvor hinauf gemacht hatte, noch immer. Einen Verband hatte sie ihm darum nicht gemacht. Sonst, so wusste ich, hatte er noch Pusteln am Rücken, einen langen Einschnitt auf der Brust und eine Verletzung am linken Bein. Ich hoffte zutiefst, dass alles wieder zu heilen war, ebenso wie bei den anderen. Irgendwie hatte ich Angst, dass sie vielleicht zu stark verletzt seien…Als Madam Pomfrey Remus’ Vorhänge wieder aufzog, verließ sie den Krankenflügel mit den Worten, wir sollen sie holen, wenn uns etwas wehtäte oder einer der anderen aufwachte.Kaum war sie gegangen, stand Remus auf.„Ich bin dafür, wir essen und trinken erst einmal was!“, meinte er und humpelte zu Sirius’ Bett. Sein linkes Bein zog er nur so hinter sich her.Er hockte sich schwerfällig hin und griff dann in die Kiste, um sich etwas herauszuholen.Ich seufzte leicht: „Keinen Alkohol, bitte!“Remus drehte sich mit einem Grinsen mir zu: „Es gibt auch was anderes. Die beiden bedenken doch alles!“Ohne zu zögern warf er mir plötzlich eine Flasche zu, die mit Wasser gefüllt war und fast aus meiner Hand gerutscht wäre, als ich sie – Gott sei dank – auffing. Ich war stolz auf mich, wo ich doch nur die rechte Hand wirklich dafür benutzen konnte.„Nur beim Essen bedenken sie nicht immer alles. Aber na ja… Madam Pomfrey gibt uns sicher was, wenn wir fragen. Hast du Hunger?“, fragte er mich, während er selbst mit seiner Wasserflasche aufstand und zurück zu seinem Bett humpelte, um sich dort drauf fallen zu lassen.Ich schüttelte mit dem Kopf, während ich meine Flasche öffnete: „Nein, ich habe keinen Hunger.“ „Ich auch nicht. Dann warten wir, bis die anderen aufwachen.“Kaum hatte er es gesagt und wir beide unsere Flaschen an die Lippen gesetzt, erwachte Peter langsam.Remus und ich ließen unsere Flaschen verschwinden und dann rief Remus nach Madam Pomfrey. Diese kam sofort und kümmerte sich ausgiebig um Peter, während Remus mit mir über den Unterricht sprach. Wir sprachen darüber, wie viel wir jetzt verpassten. Auch wenn es kurz vor den Weihnachtsferien war, oder vielleicht gerade deswegen, würden die Lehrer noch richtig Stoff rauflegen. Und am Ende dieses Schuljahres müssten wir dann unsere UTZe ablegen. Da hatten wir also noch viel zu tun in den restlichen Ferien, wenn wir endlich aus dem Krankenflügel raus wären.Auch Peter beteiligte sich rege am Gespräch, nachdem Madam Pomfrey gegangen war.Nach einiger Zeit schaute Remus zu James und Sirius und dann zur Uhr.„Langsam sollten die beiden aber aufwachen!“, meinte er. Peter grinste: „Und wie willst du die beiden jemals wach bekommen?“Remus erwiderte das Grinsen und es sah ungewöhnlich gemein aus, als er sagte: „Ein wenig auf die Wunden drücken… Sollte Wunder bewirken…“„Das kannst du doch nicht machen!“, erwiderte ich sofort, aber Remus zuckte mit den Schultern: „Warum wohl nicht? Immerhin würden sie dann aufwachen. Und danach würde sich Madam Pomfrey doch um sie kümmern.“Er war schon im Begriff aufzustehen, aber ich war noch immer dagegen: „Also ich finde das gar nicht gut! Ich tue das ganz sicher nicht.“„Wurmschwanz?“, wandte sich Remus an seinen Freunden und dieser nickte. Beide standen auf, Peter humpelte noch stärker als Remus, als sie zu den Betten ihrer Freunde gingen. Remus stellte sich zu Sirius und Peter zu James.Ich erinnerte mich an Sirius’ Bauchwunde und stellte mir vor, wie Remus seinen Ellenbogen hineinrammte. Das konnte er jawohl nicht tun!Oder an James’ Hüfte, links, da war dieser tiefe Einschnitt. Ich stellte mir vor, wie Peter dort seinen Finger hineinbohren würde, und konnte dabei einen unermesslichen Schmerz spüren. Würden die beiden das tun? Gerade Remus, wo er doch sonst immer so… so nett wirkte?Aber beide griffen nur nach dem jeweils rechten Arm ihrer schlafenden Freunde. Remus machte nicht mehr, Sirius war dort wahrscheinlich auch stark genug verletzt, aber Peter drückte bei James noch leicht, da dessen Verletzung scheinbar nicht so schlimm war, dass er es für möglich hielt, dass es sofort so schmerzte, dass der Junge aufwachen würde.Aber so wachten James und Sirius sofort und zischten beide leicht. Pete rund Remus ließen sofort von ihnen ab und zogen sich eilig zu ihren betten zurück, während Sirius und James noch die Situation erfassten.„Ich glaub’s ja nicht!“, schrie James dann zornig. Sirius war scheinbar ebenfalls sehr wütend: „Das kann jawohl echt nicht wahr sein! Ihr könnt uns hier jawohl nicht foltern.“ „Nur damit wir aufwachen!“ „Und euch wieder belustigen!“ „Was seid ihr für Freunde?“ „Wie könnt ihr nur so etwas Dummes tun?“ „Wir hätten sterben können!“ „Ihr hättet sterben können!“ Die beiden besten Freunde guckten sich kurz an, dann fuhr James fort: „Aber wirklich mal! Wenn wir euch jetzt umgebracht hätten, weil wir gedacht hätten, ihr wäret Gegner!“ „Obwohl… Eigentlich wäre es nicht schlimm gewesen…“ „Stimmt auch wieder! Sind ja nur Wurmschwanz und Moony…“ „Niemand weiter…“ „Niemand besonderes…“ „Vielleicht sollten wir sie ja jetzt umbringen!“ James und Sirius schauten sich wieder an und James hob seine Augenbrauen: „Weil sie uns so sehr gefoltert haben?“ „Ja! Weil sie so böse waren!“ „Also eine Strafe haben sie auf jeden Fall verdient!“, nickte James und stand dann mit Schwung auf. Dabei knickte er kurz ein wenig ein, ließ sich aber nichts davon anmerken, als er schrie: „Na, dann! Auf sie mit Gebrüll!“ „Oh, ja! Machen wir sie fertig!“, rief auch Sirius, als er ebenfalls aufstand, auch leicht einknickend, und schon stürzte James auf Peters Bett und Peter selbst und Sirius auf Remus’ Bett und Remus selbst zu.Auf allen vier Gesichtern lag ein Grinsen, während Peter und Remus sich schreiend wehrten und Sirius und James die albernsten Beleidigungen gegen ihre Freunde ausstießen und erst jetzt wurde mir klar, dass jede Silbe von James und Sirius zuvor nur herumgealbert war. Ich hatte es einen Moment echt für ihren vollen Ernst gehalten… Aber sie scherzten schon wieder. Gerade erst aufgewacht, von ihren Freunden offensichtlich mit leichten Schmerzen geweckt, waren sie wieder putzmunter und wieder voll in ihrem Element. Es war doch verrückt. Aber irgendwie wieder einmal nur zu lustig.

Frühstück

„Uff… Bin ich fertig!“, stieß James aus, während er sich über Peter ausbreitete.Sirius hatte sich quer über Remus gelegt, ebenso erschöpft wie die anderen drei Rumtreiber, und meinte: „Ich erst!“„Meine Wunde…“, murmelte Remus dumpf unter Sirius hervor. Dieser schob sich sofort an eine etwas andere Stelle und fragte dann: „So okay?“ „Ja…“, erwiderte Remus leise.Alle vier hatten sie jetzt ihre Augen geschlossen. Sie waren scheinbar wirklich erschöpft, was ich ihnen nach ihren kleinen Kämpfen auch nicht verübeln konnte.Als sie sich aber auch nach mehreren Minuten noch nicht wieder regten, meldete ich mich zu Wort: „Vielleicht solltet ihr euch jetzt wieder in eure Betten legen und wir sollten Madam Pomfrey rufen.“„Wieso sollten wir die denn rufen?“, fragte James sogleich, während er sich aufrichtete. Peter unter ihm zischte kurz und augenblicklich stand James komplett auf.Ich antwortete: „Weil sie sagte, wir sollen sie rufen, wenn ihr aufwacht?! Damit sie eure Wunden angucken kann…“Sirius richtete sich jetzt auch auf, sein Gesicht war angewidert verzogen: „Dann müssen wir aber wieder diese eklige Medizin nehmen, oder nicht?“James und Sirius sahen sich an und James meinte nun: „Würde Madam Pomfrey nur nicht immer bei uns sein, wenn wir die Medizin nehmen…“ „Dann könnte man sie wenigstens ein bisschen schmackhafter machen…“, bestätigte Sirius und ich bemerkte, wie sein Blick unter sein Bett glitt.„Obwohl… Vielleicht geht es auch, wenn man vorher einen trinkt. Vielleicht schmeckt die Medizin dann besser!“, meinte James plötzlich grinsend.Remus schüttelte den Kopf: „Ihr habt schon längst den Gegenbeweis geliefert!“„Hey! Aber versuchen kann man es trotzdem noch einmal!“, verteidigte Sirius seinen besten Freund und beide gingen sie zu Sirius’ Bett und schauten in die Kiste.Ich schlug mir mit der Hand gegen den Kopf. Sie konnten doch nicht ehrlich schon wieder Alkohol trinken? Also… So früh am Morgen?!Remus nahm wieder seine Wasserflasche hervor und ich nahm jetzt auch meine.Gerade in dem Moment schaute James sich nach uns um.„Ey, ihr habt ja schon was! Wie fies!“, sagte er sogleich, als er die Getränke entdeckte.„Was? Die haben schon was?“, fragte Sirius gleich laut, als er herumwirbelte.Mit zu Schlitzen verengten Augen schaute er zwischen Remus und mir Hin und Her und meinte dann: „Sagt nicht, dass ihr auch schon was gegessen habt!“Remus schaute kurz zu mir, grinste und sagte dann zu Sirius: „Okay, dann sage ich es nicht!“„Boah! Weißt du was? Wenn ich auch nur halb so viele Verletzungen hätte, hättest du schon so Prügel bezogen. Aber so ist mir das viel zu anstrengend!“, erwiderte Sirius, aber während er das sagte, zog sich ein Grinsen über sein Gesicht, welches zeigte, dass es nicht ernst war.Remus nickte grinsend: „War klar! Sonst hätte ich dir gleich die Wahrheit gesagt, dass Lily und ich noch überhaupt keinen Hunger hatten.“Sirius’ Grinsen wurde noch ein wenig breiter, während er sich wieder zum Kasten wandte.„Du hast aber noch nichts, oder, Wurmschwanz?“, fragte James jetzt.Peter schüttelte den Kopf: „Nee, ich habe noch nichts.“„Na, dann…“, erwiderte James knapp, während er auch schon eine Flasche zum seinem Freund warf.Erst als Peter sie auffing, bemerkte ich, dass es eine Wasserflasche war. Also doch kein Alkohol?Auch James und Sirius standen mit jeweils einer Wasserfalsche in der Hand dann auf.Hatten sie nicht gesagt, sie wollten Alkohol trinken?Na ja… So war es auf jeden Fall besser.„Schieben wir wieder unsere Betten zusammen?“, fragte James seinen besten Freund jetzt.Dieser nickte und holte seinen Zauberstab vom Nachttisch, um dann sogleich sein Bett sanft in die Lüfte zu heben.James nahm seinen Zauberstab, ließ seinen Nachttisch auf die andere Seite seines Bettes schweben, sodass Sirius’ Bett problemlos heran konnte.Dann ließ er die Kiste hinterher schweben.Mit einem dumpfen Laut berührte Sirius’ Bett das von James und Sirius setzte es auf dem Boden ab. Die Kiste verschwand unter den beiden Betten. Sirius ließ noch seinen Nachttisch mit heranschweben, dann legte er seinen Zauberstab darauf ab und sagte: „Sehr schön!“„Haben wir wirklich gut gemacht!“, meinte James mit ernstem Gesicht, während er seinen Zauberstab ablegte und sich auf sein Bett setzte, welches zusammen mit dem von Sirius jetzt wie ein Ehebett wirkte.„Wir sind echt die besten!“, fügte Sirius an, während er sich auf sein Bett setzte.Die beiden grinsten sich an und tranken dann etwas aus ihrer Flasche. Remus, Peter und ich taten es ihnen gleich.Als wir alle wieder die Flaschen abgesetzt hatten, fragte James: „So… Wie war das? Wir sollen Madam Pomfrey rufen?“Ich nickte: „Ja, genau!“James wandte sich an Sirius, wieder grinsten beide breit und als sie gleichzeitig ihren Mund öffneten, ahnte ich, was sie vorhatten.Dann schrieen sie auch schon gemeinsam in einer ohrenbetäubenden Lautstärke: „Madam Pomfrey!“Obwohl ich ja damit gerechnet hatte, zuckte ich stark zusammen. Wie konnten sie nur so laut sein?„Flaschen weg…“, murmelte Peter jetzt, während er selbst seine unters Bett schob.Auch ich beeilte mich, sie wegzupacken. Tatsächlich durfte Madam Pomfrey sie ja eigentlich nicht sehen. Sonst wüsste sie ja, dass irgendwer schon außerhalb des Krankenflügels war, um sich etwas zu holen. Das wäre sicher nicht gut.Die anderen drei kamen uns nach, während Madam Pomfrey die Tür zu uns öffnete. Sie schien es gewohnt zu sein, so von James und Sirius gerufen zu werden, zumindest war sie die Ruhe selbst, als sie zu uns kam. Vermutlich hätte jeder andere sich Sorgen gemacht, wäre er so gerufen worden.„Also seid ihr beide auch endlich wach.“, stellte sie aber nur fest und ging zu einem der Schränke, wo sie einige Salben und so herausholte.Dann ging sie zu den Betten der beiden. Sie schien es auch vollkommen gewohnt zu sein, dass die Betten aneinander standen.Sie zog die Vorhänge zu, aber auch so, als wäre es ein einziges Bett, sodass Sirius und James sich also durchaus sehen können müssten.Durch die Vorhänge drang dann James’ Stimme: „Ist euch bewusst, dass unsere Weihnachtsferien angefangen haben?!“ „Die beginnen doch erst in fünf Tagen.“, erwiderte Peter. James antwortete: „Ja, aber vorher kommen wir hier doch eh nicht raus. Das heißt, wir haben jetzt Ferien.“ „Ja, super… Ich sehe Krankenflügel nicht unbedingt als Ferien an!“, entgegnete Remus.Nun mischte sich auch Sirius wieder ein: „Nee, Krankenflügel ist besser als Ferien! Hier scheucht einen auf keinen Fall jemand rum oder man kommt zumindest mit der Ausrede, man dürfe ja nicht aufstehen, gut weg. Und man muss nicht immer die ewig langen Wege zur Großen Halle gehen, wenn es Essen gibt. Dabei fällt mir gleich ein: Madam Pomfrey? Kriegen wir gleich was zu essen?“„Natürlich. Wenn ihr unbedingt wollt.“, kam Madam Pomfreys Stimme. Die Frau schien gerade gedanklich ganz woanders zu sein. Wahrscheinlich bei James’ und Sirius’ Wunden.„Wo Tatze Recht hat, hat er Recht. Krankenflügel ist wesentlich besser als Ferien zu haben.“, fuhr nun James fort und Sirius erwiderte: „Ich habe immer Recht!“„Du solltest ihn nicht weiter loben, Krone, er hat eh schon ein übersteigertes Selbstwertgefühl!“, meinte Remus jetzt grinsend.„Was soll das denn heißen?“, kam gleich drohend von Sirius, aber James lachte leicht: „Stimmt! Ich lasse es lieber ab sofort! Vielleicht sollte ich auch lieber damit anfangen, ihm die Wahrheit zu sagen und ihm zu erzählen, wie schlecht er ist.“James klang nachdenklich, als plötzlich ein dumpfer Aufschlag erklang, ein Aufschrei von James und Madam Pomfrey ermahnte: „Sirius, hört sofort auf! Sonst muss ich dir Punkte abziehen!“„Du hast die nette Dame gehört, Tatze! Sei brav!“, erwiderte James.„Die sind echt unmöglich…“, murmelte Remus jetzt und als ich zu ihm sah, sah ich, wie er grinsend den Kopf schüttelte.Nun meldete sich auch Peter wieder zu Wort: „Wie wir sie kennen und nicht lieben, ne, Moony?“Remus nickte noch, während James hinter den Vorhängen hervorfauchte: „Das haben wir gehört, Wurmschwanz! Pass auf, dass da nicht gleich wer rüberkommt!“Die Vorhänge der beiden Betten gingen ratternd auf und Madam Pomfrey kam wieder hervor.„Ich bringe euch gleich noch das Essen!“, meinte sie nun, während sie ihre Sachen wieder ordentlich in den Schränken verstaute.Sofort erhellte sich Sirius’ Blick. Zuvor hatte er wohl gespielt grimmig zu Peter geguckt, ebenso wie James es noch immer tat, nun strahlte er.„Ich habe auch schon richtig Hunger!“, äußerte er sich. James wandte sich jetzt auch von Peter ab und schüttelte leicht den Kopf: „Du denkst auch nur an das eine, Tatze!“Madam Pomfrey ging lächelnd in ihr Büro, während Sirius sich verteidigte: „Hey! Essen ist äußerst wichtig! Das sichert unser Überleben! Und es macht so Spaß!“„Ach, du hast einen Knall!“, winkte James ab. Sirius grinste: „Danke! Du auch, mein Liebster!“Die beiden grinsten sich an, dann kam auch schon Madam Pomfrey wieder.„Essen!“, rief Sirius sofort und sprang auf.Madam Pomfrey hatte tatsächlich das erste Tablett in der Hand, sagte aber zu Sirius: „Du legst dich jetzt erst einmal hin. Und außerdem bin ich der Meinung, dass Ladys first gilt. Also ist Lily erst dran.“„Ach, quatsch! Ich habe gar nicht so viel Hunger…“, wehrte ich sofort ab, während Sirius sich schmollend wieder hinsetzte, aber Madam Pomfrey ließ nichts anderes zu und drückte das Tablett mir in die Hand.Das nächste bekam dann Sirius, danach nahm sich Peter, danach Remus und zu guter Letzt James.Er hatte davor ein wenig bei Sirius genascht, was ihm von demselbigen böse Blicke gebracht hatte, nun war Sirius’ Essen schon leer und er aß fleißig bei James mit, der es bereitwillig zuließ.Sie aßen nicht schweigend, sondern gerade James plauderte fröhlich.Es war äußerst lustig, das Essen wurde bald leer und wir stellten unsere Tabletts bei Seite.James erzählte mir gerade eine Anekdote aus seiner Kindheit – Warum auch immer… Gefragt hatte ich nicht… -, als sich plötzlich die Tür öffnete und fünf Mädchen schüchtern hereingestolpert kamen.Hatten die nicht Unterricht? Krank schien auf jeden Fall keine von ihnen gewesen zu sein.

Besuch

„Die Damen, was verschafft uns die Ehre, dass ihr unser bescheidenes Heim kommt?“, fragte Sirius sogleich und stand von seinem Bett auf.Die Mädchen lächelten alle fünf, bis eine dann endlich sagte: „Wir wollten gucken, wie es euch geht.“ „Es sah gestern so schlimm aus, als ihr aus Hogsmead wiedergekommen seid!“, erklärte die nächste.„Hey, wir sind wieder voll in Ordnung!“, sagte Sirius aus und es klang verdammt glaubwürdig, selbst ich glaubte ihm einen Moment, bis ich mich wieder daran erinnerte, wo er überall verletzt war. Nein, es war nicht alles in Ordnung. Bei keinem der vier.Sirius drehte sich zu James: „Krone! Sei mal höflich, komm her und hilf mir, Stühle für die Damen zu besorgen!“James stand auf, nahm seinen Zauberstab und trat auch ein wenig vor, während er meinte: „Befiehl mir nicht! Ich bin doch kein dressierter Hund!“Ein unerklärlich breites Grinsen breitete sich dabei auf seinem Gesicht aus, welches Sirius prompt erwiderte.„Hunde sind auch viel besser als du!“, entgegnete Sirius, während James neben ihn trat und ohne Umschweife beschworen sie fünf Stühle herauf.James lächelte danach: „Setzt euch, my Ladys!“Er selbst legte seinen Zauberstab schon wieder ab und packte sich auf sein Bett. Sirius tat es ihm gleich und musterte dann noch einmal ausgiebig die Mädchen, die sich lächelnd auf die Stühle niederließen.Ich erwartete, dass die Mädchen ihre Namen nennen würden, ich bezweifelte, dass die Rumtreiber ihre Namen kannten. Aber sie schienen sich darum nicht wirklich Gedanken zu machen, stattdessen begann jetzt das eine Mädchen: „Es gehen Gerüchte im Schloss herum. Was mit euch passiert ist… Was ist denn nun passiert?“„Was sagen denn die Gerüchte?“, fragte James. Erst dachte ich, er fragte nur so, aber es schien ihn ernsthaft zu interessieren. Es schien ihn zu interessieren, was die anderen über ihn und seine Freunde erzählten.Ein Mädchen, was bis jetzt geschwiegen hatte, sich aber eindeutig von James angesprochen fühlte, antwortete jetzt: „Verschiedenes! Manche sagen, ihr hättet euch einfach verlaufen.“ – „Das sind die Dummen!“, unterbrach sie ein anderes Mädchen, „Die meisten sagen eher, dass euch irgendwer oder irgendetwas angegriffen hat.“„Irgendetwas?“, fragte James und schien belustigt. Er tauschte einen weiteren Blick mit Sirius.Die beiden hatten sich schon angeschaut, als das Mädchen gesagt hatte, dass manche meinten, dass wir uns verlaufen hätten.Die Mädchen nickten jetzt nur und Sirius grinste: „Tja… Irgendetwas trifft es wohl… Wir waren in der Heulenden Hütte und dann war da so ein großes Monster. Das hat uns überfallen. Und dann kamen plötzlich ganz grausige Geister und wollten uns irgendwohin bringen. Vielleicht ins Jenseits.“Er sah ernst aus, seine Augen funkelten kurz, als er ‚Jenseits’ sagte.Die Mädchen starrten ihn an. Es war unergründlich, ob sie ihm glaubten oder nicht. Sirius hielt eine ganze Weile seine ernste Miene. Die Stille war drückend.Die anderen Rumtreiber tauschten Blick.Bald schaute dann Sirius zu James, James zu Sirius. Der Blick war intensiv und plötzlich mussten die beiden laut loslachen.Die Mienen der Mädchen wechselten vom Ernsten zum Überraschten.Planlos schaute ich hinüber zu Remus, der genervt aussah, zu Peter der leicht grinste, als ob ihn das Lachen seiner beiden Freunde amüsierte. Er sah allerdings nicht so aus, als hätte er den Grund des Gelächters mitbekommen.Das Lachen hielt eine ganze Weile an, bis James und Sirius erschöpft anfingen zu keuchen und Mühe hatten, genügend Atem zu bekommen.„Und was war nun mit euch?“, fragte Remus dann nach einiger Zeit mit hochgezogenen Augenbrauen.Erst nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass dabei doch ein leichtes Lächeln um seine Lippen spielte.„Ach, Moonylein, wir haben nur gerade…“, wollte Sirius beginnen, doch als er einen weiteren Blick mit James tauschte, lachten wieder beide leicht. Nun bekam sich James erst wieder in den Griff und meinte: „Wir haben uns nur gerade vorgestellt, wie das dann aussieht, wenn uns so ein großes Monster uns überfällt und dann ganz viele Peeves’ versuchen, uns ins Jenseits zu reißen.“„Wie auch immer die Peeves’ das schaffen wollen…“, fügte Sirius hinzu, fast nachdenklich. James nickte: „Das habe ich mich auch gefragt!“ „Ich weiß…“, antwortete Sirius simpel. James grinste: „Ich wusste, dass du es weißt.“ „Ich wusste, dass du es wusstest, dass ich es weiß!“, antwortete Sirius und James schüttelte grinsend den Kopf: „Nein, nein, nein! Das Spiel treiben wir nicht weiter!“ „Ach, menno! Das macht immer einen solchen Spaß!“, erwiderte Sirius fast trotzig, aber James verteidigte sich: „Tatze! Wir haben das schon so oft gemacht!“„Wir wollten aber unseren Rekord noch brechen!“, schien Sirius ihn zu erinnern. James schaute kurz zu Remus und entgegnete dann: „Stimmt ja! Moony will ja immer noch nicht glauben, dass wir es länger als eine Stunde durchhalten!“„Haltet ihr auch nicht!“, meldete Remus sich jetzt wieder zu Wort, aber auch Peter mischte sich wieder ein: „Natürlich würden sie das schaffen!“„Siehst du, Moony! Wurmschwanz glaubt an uns!“, machte Sirius seinen Freund darauf aufmerksam und James grinste: „Also wir könnten es dir theoretisch jetzt beweisen, Moony, aber wir wollen die Damen hier nicht verstören. Aber auch wenn unser Besuch weg ist, können wir es leider nicht machen, da wir Lily ja auch nicht stören wollen.“„Mir ist ziemlich egal, was ihr tut!“, bemerkte ich jetzt.Zuvor hatte ich mich nicht ins Gespräch einmischen wollen. Auch die anderen Mädchen schienen dem abgeneigt zu sein.Wenn die Rumtreiber miteinander sprachen, klang es eben schon so geschlossen, als dürfte man selbst nicht dazwischentreten.Ich sollte noch lernen, dass sie es tatsächlich so meinten, dass sie oft wirklich ungestört miteinander reden wollten. Aber den Mädchen, die für sie schwärmten, gefiel das offensichtlich auch.Allerdings sollte ich auch lernen, dass es gewisse Ausnahmen gab, mich zum Beispiel.Aber tatsächlich war ich der Meinung, die Rumtreiber sollten tun, was sie für richtig hielten. Ich könnte in der Zeit auch schlafen, etwas für die Schule tun oder sonst was.„Lily, sag so was doch nicht! Nachher fangen sie echt damit an!“, meinte Remus jetzt und Sirius grinste: „Ach, Moonylein, hast du etwa Angst? Angst, dass du die Wette verlierst, sobald wir erst einmal angefangen haben?“Remus schüttelte den Kopf: „Angst habe ich, aber eher davor, dass ihr loslegt, eine halbe Stunde durchhaltet, kurz aufhört, noch einmal anfangt, wieder eine halbe Stunde macht, wieder aufhört, noch einmal eine halbe Stunde macht und sich das dann endlos fortsetzt!“„Wir würden doch nicht nach einer halben Stunde aufhören!“, meinte James und tat empört. Sirius erhob sich vom Bett: „Also wirklich! Dass du uns so eine Schwäche zutraust…“ „Wir sind enttäuscht von dir!“, fügte James an, stieg auf Sirius’ Spiel ein. Sirius setzte sich mit einem Blick auf die Mädchen wieder hin, während Remus abwinkte: „Ja, ja…“Nach Sirius’ Blick, schaute auch Peter kurz zu den Mädchen und machte seine Freunde dann auf diese aufmerksam: „Vielleicht sollten wir nicht nur miteinander reden, immerhin haben wir auch Besuch.“„Ach, stimmt ja! Unser Besuch!“, rief Sirius aus und es wirkte wirklich so, als wäre es ihm just in dem Moment eingefallen, obwohl er sie auch schon zuvor wieder bemerkt haben musste.Während Sirius begann, wieder mit den Mädchen zu sprechen, drehte sich James kurz zu mir. Unsere Blicke begegneten sich kurz und er lächelte leicht. Ich erwiderte das Lächeln, während in meinem Inneren irgendetwas aufzuwirbeln schien, und ich sah den Jungen noch einige Zeit an, nachdem er sich schon wieder abgewandt hatte.

Streit?

Wir waren nur eine Sekunde alleine, nachdem James und Sirius die Mädchen mit einigen geschickten Worten zum Gehen bewegt hatten.Meine Freundinnen kamen und trugen mit sich ein leeres Stück Pergament und einen Hogwartsumhang.Erst wunderte ich mich, bis mir plötzlich einfiel, dass James und Sirius ja gesagt hatten, sie sollten die Sachen mitbringen.Die beiden Jungen sprangen auch sogleich erfreut auf.„Ihr seid die besten!“, meinte James gleich und nahm seinen Umhang entgegen, in den offensichtlich etwas gewickelt war.Sirius nahm seinerseits das Pergament an sich und küsste dabei Hannah elegant die Hand, die das Pergament getragen hat.„So? Oder wünscht du noch einen anderen Kuss?“, meinte er breit grinsend. Es war ein Hauch von rosa, der über Hannahs Gesicht glitt, aber schon das fand ich ungewöhnlich für meine Freundin. „Nein, nein, reicht so…“, winkte sie ab und kam zu mir, um mich kurz zu umarmen.Auch die anderen lehnten einen Kuss grinsend ab, weswegen Sirius so tat, als würde er schmollen, seine Arme verschränkte und sich auf seinem platzierte.Auch ich – und das, obwohl ich in den letzten Jahren versucht hatte, die Rumtreiber zu ignorieren – wusste, dass Sirius’ Schmollen nicht lange anhalten würde.„Ihr könnt uns aber echt dankbar sein!“, begann dann Sarah, „Das war echt hart, die Sachen zu bekommen.“„Warum?“, fragte James erstaunt. Er hatte den Umhang in den Nachttisch gelegt, während Sirius das Pergament unter seinem Kopfkissen platziert hatte.Sarah schien begeistert, dass sie erzählen durfte. Sie liebte es, zu erzählen.„Also… Als wir in euren Schlafsaal gehen wollten, kamen plötzlich so zwei Mädchen. Die wollten uns wohl den Weg versperren, meinten, sie hätten gestern gesehen, wie wir hier herein gegangen wären, dass sie wüssten, dass wir euch hinterher schnüffeln würden.“ - Mit euch meinte sie zweifelsohne James und Sirius. – „Wir sagten  ihnen natürlich, dass das Unsinn wäre und ihr uns nur gebeten hättet, etwas für euch zu holen. Die beiden sind voll zickig geworden. Meinten, dass wir doch doof wären und lügen würden, dass ihr niemals irgendwelche Mädchen darum bitten würdet, aus eurem Schlafsaal etwas zu holen, dass sie auch noch nie zu euch hoch durften und überhaupt. Na ja… Wir haben uns dann den Weg durchgekämpft. Gekämpft heißt auch gekämpft. Die haben uns Ohrfeigen gegeben. Bis zu eurem Schlafsaal haben sie sich dann aber nicht getraut und danach kamen sie wieder und wollten wissen, was wir denn da hätten. Sie wollten es uns schon abnehmen, um es euch zu bringen, aber wir sind dann schnell losgelaufen. Ich glaube, sie sind uns gefolgt, sie könnten jede Minute…“ – Und wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür.Kaum waren sie eingetreten, wechselten Sirius und James einen Blick, der mir zeigte, dass sie genauso wenig von den beiden Mädchen hielten wie ich.Die Mädchen waren wahrscheinlich einen Jahrgang unter uns, hatten beide einen kurzen Rock an, den meine Mutter wahrscheinlich als breiten Gürtel bezeichnet hätte, und in ihrem Top war ein weiter Ausschnitt. Es wurde gerade Winter, ich fragte mich, wie sie so herumlaufen konnten, aber als ihre Augen glänzten, nachdem sie Sirius und James erblickt hatten, war mir klar, dass sie hofften, mit ihrem Outfit die beiden Jungen zu beeindrucken, anzumachen.‚Schlampen’, dachte ich knapp und hatte keine Zweifel, dass alle anderen im Raum, außer die beiden Mädchen selbst, das gleiche dachten.„Hi!“, sagten die beiden Mädchen und sprachen damit eindeutig nur James und Sirius an. Diese lächelten und erwiderte: „Hi!“„Was gibt’s?“, fragte Sirius sogleich. Die Blondhaarige antwortete: „Wir wollten gucken, wie es euch geht. Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht!“„Wir sind doch kein Grund, dass ihr euch Sorgen machen müsst!“, meinte Sirius und lächelte dieses charmante Lächeln, was ihm wie immer perfekt gelang.Die Blondhaarige wollte etwas erwidern, aber die Braunhaarige kam ihr zuvor: „Natürlich seid ihr ein Grund! Gerade ihr! Können wir denn irgendetwas für euch tun, damit es euch gut geht?“„Och, nö! Eigentlich geht es uns schon ganz gut!“, entgegnete James, aber auch mit einem sanften Lächeln, welches mir persönlich eine Gänsehaut über den Rücken jagte.Die Mädchen sahen etwas enttäuscht aus, kamen aber weiter auf die Betten der beiden Jungen zu, woraufhin Sirius aufsprang.Er schüttelte den Kopf, als er James anblickte, extra extremer als sonst, und tat geradezu so, als wäre er entsetzt von ihm. Es war mehr ein Gefühl von mir, als dass ich es sehen konnte, dass Sirius es nicht so meinte. Wie er so vieles nicht so meinte, wie er tat. Und ebenso war es bei James…„Natürlich können die uns was Gutes tun!“, sagte Sirius so empört zu James und wandte sich dann wieder lächelnd an die Mädchen: „Leistet uns doch Gesellschaft! Setzt euch nur, setzt euch nur!“Er kam weiter auf sie zu und veranlasste sie dazu, sich auf zwei der Stühle zu setzen, die noch von vor ein paar Minuten da standen.„Wünschen die Damen etwas zu trinken?“, forschte Sirius dann nach. Die beiden Mädchen guckten sich kurz an, kicherten leicht und nickten beide. Ich war jetzt schon genervt und überlegte, wo ich mit meinen Freundinnen hingehen konnte, um die beiden nicht ertragen zu müssen, bis mir einfiel, dass ich ja praktisch ans Bett gefesselt war. Immerhin erlaubte Madam Pomfrey sicher nicht, dass ich mein Bett verlassen durfte, nach dem, was erst gestern passiert war. Ich wäre noch zu schwach, würde sie sagen und als ich darüber nachdachte, spürte ich auch wieder Schmerz in meinem Rücken und eine unglaubliche Müdigkeit und Schwäche in meinem Körper.Sirius fasste unter sein Bett, holte zwei Butterbier-Flaschen heraus und übergab den beiden Mädchen diese.Danach schaute er zu meinen Freundinnen und mir und fragte: „Ihr auch?“ „Klar!“, antwortete Sarah sogleich. Sirius warf uns nacheinander die Flaschen zu, danach direkt Peter eine, Remus eine und zwei legte er in die Ritze, die sich zwischen seinem und James’ Bett ergab.Danach setzte er sich endlich wieder aufs Bett, was ich jedoch kaum wahrnahm. Viel mehr war ich abgelenkt von den Blicken der beiden Mädchen, die auf meine Freundinnen und mich geheftet waren. Sie waren auffällig und… verhasst?! Wieso das denn? Doch als ich kurz zu James und Sirius schaute, war es mir klar. Sie hassten uns allein aus dem Grund, weil wir mit den beiden zusammen hier im Krankenflügel waren, gerade mich mussten sie jetzt hassten, da ich doch hier sogar mit ihnen schlief. Wie primitiv, dachte ich mir, aber bekam auch geradezu Angst. Was, wenn sie uns irgendetwas antun würden? Okay… ich wäre erst einmal nicht allein, da ich ja hier im Krankenflügel war, aber was war mit meinen Freundinnen?Ich sah meine Freundinnen kurz an, diese hatten eindeutig auch die Blicke der anderen bemerkt.Es war jedoch Fiona, die als erste darauf kam, sich so etwas nicht gefallen zu lassen. Sie musste denken, dass die beiden immerhin jünger waren, wir mehr und sie sowieso auch allgemein kein Recht hatten, uns so anzuschauen.Aber als sie ihren Mund gerade geöffnet hatte, begann James zu sprechen – und sein Ton war nicht mehr so herzlich und fröhlich wie sonst: „Haut ab!“Die beiden starrten ihn an, wir ebenso, dann versuchten die beiden wieder nett und freundlich auszusehen, fast so, als könnten sie James davon überzeugen können, dass sie nie so geguckt hatten, wie sie es getan hatten.James jedoch sah geradezu finster aus: „Ihr sollt abhauen! Wenn ihr die fünf so anguckt, könnt ihr gleich verschwinden!“„Aber…“, begann die Blondhaarige, James unterbrach sie: „Nichts aber!“Die beiden Mädchen starrten sich an, guckten zu uns, zu Remus, zu Peter, zu James und letztendlich zu Sirius. Warteten sie darauf, dass er etwas anderes sagte? Dass er sagte, sie könnten doch bleiben?Ich wusste nicht, ob ich ihnen eine solche Naivität zutrauen konnte. Immerhin war es allgemein hin bekannt, dass James und Sirius sich immer einig waren. Auf mysteriöse Weise… Zumindest zeigten sie nur Einigkeit, vor anderen stritten sie sich nie ernsthaft.Und auch jetzt sah Sirius vollkommen einverstanden mit James’ Entscheidung aus.„Ihr habt ihn gehört! Ihr sollt verschwinden!“, meinte Sirius nun auch, wieder tauschten die Mädchen einen perplexen Blick, standen dann aber langsam, vorsichtig und enttäuscht auf und gingen ohne ein weiteres Wort, die Flaschen, die Sirius ihnen gegeben hatte, fest umklammert.„Fanatiker!“, stöhnte Sirius auf, als die beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten. Er drehte sich ein wenig auf dem Bett, lehnte sich dann nach hinten, bis er auf dem Rücken lag, seinen Kopf in James’ Schoß.James schaute zu ihm herunter. Er saß, an dem Holz am Kopfende angelehnt.„Ich hätte sie gleich rausgeschickt. Schon das, was Sarah erzählt hat, ließ doch erahnen, dass sie so fanatisch sind.“, entgegnete James, nun war aber wieder diese Leichtigkeit in seiner Stimme, die er sonst immer an den Tag legte. Sie war nur anders gewesen, als wir bei den Todessern eingesperrt waren… und eben bei den Mädchen… Immer, wenn er besonders ernst war…Sirius zuckte im Liegen leicht mit den Schultern: „Ja… Ich dachte nur… Vielleicht wären sie ja doch ganz nett gewesen.“Ich glaubte, dass Sarah sich zu Wort melden wollte, etwas sagen wollte, von wegen, wie die Mädchen auch angezogen waren, aber sie wagte es nicht. Wir alle sprachen nicht, ich glaubte, etwas Drückendes zu spüren, bei uns Mädchen auf jeden Fall, denn wir glaubten, den Anfang eines Streites der beiden Schullieblinge zu sehen.„Vielleicht solltest du einfach mit dem Denken aufhören…“, schlug James vor und es klang verdammt ernst.Sirius sah auch so aus, als würde er es echt in Erwägung ziehen, dann jedoch meinte er: „Weißt du, Krone… Mit meinem riesigen Hirn ist es nicht so leicht, wie mit deinem kleinen, das Denken einfach aufzuhören.“ „Ach, wegen deinem riesigen Hirn hast du so einen riesigen Kopf… Ich dachte schon, es wäre was Gefährliches!“ Die beiden grinsten sich an und Sirius meinte: „Dafür müsste ich dich jetzt eigentlich hauen.“Es war eine Sekunde Pause, in die sich jetzt Sarah schnell, aber dennoch vorsichtig einmischte: „Ähm… Streitet ihr euch jetzt wirklich? Also… Habt ihr euch wirklich gestritten, oder was jetzt?“„Gestritten?“, fragten die beiden Jungen gleichzeitig und klangen sehr entsetzt.Sie sahen sich an, fast perplex, und James wehrte schnell ab: „Wir haben uns doch nicht gestritten!“ „Wegen solchen Mädchen würden wir uns doch niemals streiten!“, fuhr Sirius fort. Er hatte sich jetzt wieder aufgesetzt, um uns anschauen zu können. Ich war mir nicht sicher, ob sie es wirklich ernst meinten… Sie hatten beide ernst geklungen… Vielleicht taten sie jetzt nur so, als hätten sie sich nicht gestritten?!„Dafür müsste schon etwas Größeres her!“, stimmte James seinem besten Freund zu. Sie sahen sich an, grinsten und Sirius fragte: „Ein großes Monster?“ „Nach dem ganz viele Peeves kommen, um uns ins Jenseits zu ziehen!“, bestätigte James und augenblicklich wurde Sirius ernst.„Ach, wegen so etwas würdest du dich mit mir streiten?“, fragte er und klang nun fast traurig. James nickte ernst: „Natürlich! Wenn du die mir auf den Hals hetzt!“Wieder mussten beide grinsen und Sirius’ Augen fingen an zu glänzen: „Soll ich so was mal arrangieren? Das wäre sicher lustig!“James erwiderte nichts und grinste nur. Wieder fragte Sarah vorsichtig: „Also kein Streit?“ „Nein! Natürlich nicht!“, erwiderten die beiden synchron und schauten wieder zu uns.Sarah wandte sich an Remus und Peter: „Wirklich kein Streit?“„Nein!“, meinte Peter und Remus schüttelte den Kopf: „Nein! Würden die beiden sich wegen Mädchen streiten… Dann wären sie sicher längst kein Freunde mehr!“ Ein Lächeln spielte um seine Lippen.„Genau… Keine Mädchen! Viel lieber streiten wir uns um Jungs! Um Remus zum Beispiel!“, behauptete Sirius jetzt. Wieder ein kurzer Blickwechsel mit Sirius und schon begannen beide mit einer sehr nasalen Stimme und einer Betonung, die dem typischen Schwulen-Bild gleichkam, über Remus’ Attraktivität zu reden und sich zu streiten, wer ihn denn bekäme.„Oh, man! Ihr seid so scheiße, Jungs!“, sagte Remus irgendwann grinsend und wir mussten alle lachen.Es war selbstverständlich kein Streit gewesen! Und ich war ihnen dankbar dafür, dass sie sich wegen so etwas niemals streiten würden und dass sie die Mädchen aus dem Raum geschickt hatten. Ich hasste solche Mädchen und war doch positiv überrascht, dass auch James sie nicht sonderlich zu mögen schien. Obwohl es doch nett sein musste, so sehr umschmeichelt zu werden, wie diese Mädchen es sicherlich getan hätten.

Mittagszeit

Es kam noch einiges an Besuch, bis endlich die Mittagszeit anfing. Mittagszeit bedeutete, dass der Krankenflügel für Besuche gesperrt wurde.Und, wie Sirius freudig bemerkte, war es auch endlich wieder Zeit zu essen.So brachte Madam Pomfrey uns auch das Essen, während sie meine Freundinnen rausschickte. Sie versprachen mir, wieder zu kommen, wenn sie wieder dürften, und gingen dann.Die Schmerzen an meinen Wunden schienen sich verstärkt zu haben, während der Morgen vergangen war und ich überlegte, Madam Pomfrey nach Tränken zu fragen. Aber es war, als wüsste die Frau auch so, was ich bräuchte, zumindest kam sie, noch während wir aßen, wieder herein und suchte einige Fläschchen aus den Schränken.„Jeder von euch bekommt drei Tränke! Ihr nehmt sie gleich nach dem Essen ein!“, beschloss die Frau und stellte mir drei Fläschchen auf den Nachttisch. Danach ging sie auch zu den anderen.„Drei? Drei Tränke?“, beschwerte sich aber Sirius sogleich. Er hatte fast alles aufgegessen, während auf unseren Tabletts noch einiges war, bei mir am meisten, obwohl ich das Essen wieder als erste bekommen hatte.Madam Pomfrey nickte: „Ja, drei, Sirius! Und ihr trinkt alle!“„Aber…“, begann Sirius, doch Madam Pomfrey schnitt ihm das Wort ab: „Nichts aber! Vergiss nicht, dass euch Punkte abgezogen werden, wenn ihr nicht das tut, was ich sagte.“Sirius presste die Lippen fest aufeinander, aber James grinste: „Tja, mein Tätzchen, so hat sie dich im Griff!“ Ich erinnerte mich, dass auch James sonst die Tränke eigentlich nicht hatte trinken wollen, weil sie ihm nicht schmeckten, aber das schien den beiden in diesem Moment ziemlich egal zu sein.Sirius fing plötzlich an zu schluchzen: „Ja… Och, Krönchen! Die Madam ist sooo böse zu mir. Ich glaube, sie mag mich nicht! Ich glaube…“ Er hielt kurz inne, bis er den lautesten Schluchzer hervorbrachte, bei dem plötzlich Tränen aus seinen Augenwinkeln hervortraten: „Ich glaube, niemand mag mich!“James atmete tief durch, legte seine Hand an Sirius’ Hinterkopf, um seinen besten Freund dann an seine Brust zu ziehen. Dieser krallte sich in James’ Schlafanzugoberteil fest und schluchzte unerbittlich weiter.James atmete ein weiteres Mal tief durch, als würde vor ihm eine schwere Aufgabe stehen, dann sagte er: „Es tut mir Leid, es dir sagen zu müssen, aber… aber es stimmt! Niemand mag dich! Niemand wollte dich! Als du auf unseren Planeten kamst, haben alle geschrieen. Wir haben dich nur aus Mitleid aufgenommen. Es tut mir Leid, dass es gerade jetzt… gerade an einem solchen Ort herauskommen muss, aber es war jetzt eben an der Zeit dafür.“Er küsste Sirius geräuschvoll aufs Haar, dieser stieß sich jetzt jedoch von James weg. Er wollte gerade etwas sagen, mit den ganzen Tränen auf den Wangen, als wir alle sahen, wie von beiden durch den plötzlich Stoß von Sirius die Tabletts von den Beinen rutschte und die Suppenschalen darauf umkippten. Die Flüssigkeit verteilte sich auf den Betten, von Sirius weniger, weil er ja schon fast aufgegessen hatte, und die beiden Jungen lachten.„Na, das habt ihr aber ganz toll gemacht!“, stöhnte Madam Pomfrey genervt auf. Sie schwang ihren Zauberstab, die Tabletts flogen zurück in ihr Zimmer, die Schalen ebenfalls, die Decken der beiden flogen kurz in die Luft, schwangen herum, die Flecken darauf verschwanden, sie wurden trocken und Madam Pomfrey ließ sie wieder sanft auf die Jungen gleiten.„Das habt ihr jetzt davon! Trinkt jetzt eure Tränke!“, verlangte Madam Pomfrey, aber Sirius protestierte sofort: „Das ist ja fies! Ich hatte aber noch gar nicht aufgegessen!“ „Ja, aber du hast es verdient!“, meinte James, um sich danach selbst an Madam Pomfrey zu wenden: „Aber ich? Ich bin doch gar nicht Schuld gewesen! Außerdem hatte ich gerade erst angefangen zu essen!“„Trinkt jetzt eure Tränke und seid ruhig. Ich komme gleich wieder, um noch einmal nach euren Wunden zu gucken.“Mit diesen Worten verließ Madam Pomfrey auch tatsächlich den Raum in Richtung ihres Büros.„Also besuchen wir auch gleich die Küche?“, fragte Sirius wie nebenbei seinen Freund. Sie nahmen beide den jeweils ersten Trank von ihrem Nachttisch und stießen die kleinen Fläschchen dann gegeneinander.„Natürlich!“, sagte James und sie tranken schnell den ersten trank. Mit den nächsten beiden verfuhren sie ebenso.Danach verzogen sie beide kurz ihr Gesicht und Sirius sagte: „Man sollte meinen, man gewöhnt irgendwann an diesen scheußlichen Geschmack, aber es scheint eher schlimmer zu werden!“Gerade hatte er geendet, als Madam Pomfrey auch schon wieder hereinkam. Sie suchte sich wieder Salben und Verbände zusammen, um dann die Vorhänge von James’ und Sirius’ Betten zuzuziehen und mit dahinter zu verschwinden. Peter, Remus und ich aßen weiter und ich war fertig, als Madam Pomfrey die Vorhänge endlich wieder aufzog. Ich war gerade dabei, die Tränke einzunehmen, die auch meiner Meinung nach schlechter schmeckten als die, die wir davor immer hatten nehmen müssen. Aber beschweren tat ich mich nicht.„Ach, dann kann ich ja gleich zu dir kommen!“, stellte Madam Pomfrey fest, als sie sah, dass ich fertig war und ich nickte leicht.So behandelte sie vorsichtig wieder meine Wunden, die Schmerzen schwanden langsam durch die Tränke, die Wunde am Rücken wurde taub unter den Händen von Madam Pomfrey und ich war froh drum.Danach ging Madam Pomfrey noch zu Peter, zu guter Letzt zu Remus, während James und Sirius schon wieder fröhlich herumalberten.„Und jetzt ruht euch aus, bevor wieder neuer Besuch kommt!“, sagte Madam Pomfrey zum Abschluss, „Schlaft am besten ein wenig!“ Und wieder verließ sie den Raum.Ich bezweifelte, dass James und Sirius vorhatten, sich auszuruhen. Hatte Sirius nicht eben auch James gefragt, ob sie dann auch die Küche besuchen würden, und James hatte zugestimmt? Ja, vielleicht würden sie ja in die Küche gehen und etwas essen. Schlafen würden sie sicher nicht.Und sofort zeigte sich, dass ich Recht behielt, denn die beiden Jungen sprangen auf.„Nun, denn… Wir müssen jetzt futtern. Und ein wenig schauen, was die Leute so tun!“, meinte James und Sirius nickte: „Ohne uns sind die sicher aufgeschmissen!“Sie grinsten sich an, dann holte Sirius das leere Pergament unter seinem Kopfkissen hervor und James nahm aus der Schublade seines Nachttisches den Umhang, den meine Freundinnen mitgebracht hatten, wühlte daraus einen weitere Umhang, um den ersteren wieder in die Schublade zu stecken. Ich fragte mich, wieso meine Freundinnen unbedingt das leere Pergament und diesen Umhang hatten mitbringen müssen und wieso James und Sirius jetzt beides mitnahmen, aber laut fragte ich nicht.„Sollen wir euch etwas mitbringen?“, fragte James, während sie ihre Zauberstäbe einsteckten.Peter schüttelte mit dem Kopf und ich murmelte: „Nein, danke.“Remus jedoch nickte: „Ja, klar! Bringt mir ein Buch mit!“ James und Sirius tauschten kurz ein Grinsen, ich wusste nicht, warum, dann fragte Sirius: „Wo liegt denn eins, was du noch nicht gelesen hast?“ „Auf meinem Nachttisch! Da liegen noch drei Bücher…“, antwortete Remus und sofort entgegnete Sirius grinsend: „Da sind keine drei mehr!“„Was? Wieso?“, fragte Remus und schien doch äußerst verwundert zu sein. James und Sirius tauschten wieder einen grinsenden Blick und James erklärte: „Also das war so… Tatze und ich waren doch vor Hogsmead noch kurz im Schlafsaal, um die Karte wegzubringen. Da haben wir uns dann gestritten…“ „Ihr streitet euch nie.“, unterbrach Remus mit gehobenen Augenbrauen, aber Sirius sprach, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben: „Krone hatte das Fenster gerade geöffnet. Und weil er mich dann so beleidigt hat, habe ich einfach das oberste Buch gegriffen und nach ihm geworfen. Ich dachte ja, er würde fangen, aber er ist ausgewichen.“ „Und das Buch ist durchs Fenster gegangen…“, fügte James an und seufzte leicht.„Ihr habt mein Buch aus dem Fenster geschmissen?“, fragte Remus. James nickte: „Ja, man könnte es so sagen. Wobei das ‚wir’ ein wenig fehl am Platz ist, weil es ja eigentlich nur Tatze war, aber sonst…“„Ihr wisst aber schon, dass so was auch Geld kostet?“, fragte Remus weiter und nun war doch ein leicht wütender Unterton. Na ja… Würden sie meine Sachen einfach wegwerfen… Ich wäre sicher nicht einmal annährend so ruhig.James und Sirius grinsten sich wieder an, dann winkte Sirius ab: „Ruhig, Moony! Krone hat schnell genug reagiert und es mit Magie wieder aufgefangen und wieder in den Schlafsaal geholt. Es liegt nur eben nicht mehr auf dem Nachttisch, sondern irgendwo anders im Schlafsaal. Weiß nicht mehr, wo.“Remus atmete laut aus und schüttelte dann leicht den Kopf: „Ihr seid doch doof!“ Wieder grinsten James und Sirius sich an, um dann gemeinsam zur Tür zu gehen.„So… Macht keinen Blödsinn, während wir weg sind!“, meinte Sirius nun und James erhöhte seine Stimme, während er anfügte: „Es ist ja das erste Mal, dass wir euch Kinder alleine lassen.“ „Sie werden das schon schaffen, Liebling! Sie sind ja mittlerweile alt genug!“, stieg Sirius sofort an James gewandt auf das Spiel ein. James nickte leicht und ging dann zu Remus, der ihm am nächsten war.„Ja, mein Kleiner… Vergiss nicht, deine Hausaufgaben zu machen. Sei brav!“, sagte James in seiner erhöhten Stimme zu ihm und küsste Remus geräuschvoll auf die Stirn.Dieser rollte mit den Augen, lächelte aber auch, während James weiter zu Peter ging.„Bleib nicht mehr so lange wach. Benimm dich!“, sagte er zu Peter und gab auch ihm einen Kuss auf die Stirn.Danach sah er zu mir und ich bemerkte, wie er schluckte. Er schaute zu Remus und ich meinte, ein kurzes Nicken bei ihm entdecken zu können, dann kam James langsam zu mir.„Pass auf deine beiden kleinen Brüder auf.“, sagte er und grinste, aber sein Grinsen sah schwerer aus als sonst, als unsere Blicke sich begegneten.Mit seiner Hand berührte er vorsichtig meine Wange, um auch mir dann einen leichten Kuss auf die Stirn zu geben. Ein Kribbeln durchlief mich.Intensiv schauten wir uns wieder in die Augen. Sein braun war warm und tief.Ich schluckte nun, kurz danach erklang Sirius drängende Stimme: „Krone!“James schaute kurz zu seinem Freund,  mir wieder in die Augen, dann ging er weg von mir, nachdem er noch kurz grinsend und wieder mit der erhöhten Frauenstimme sagte: „Bleib so wie du bist!“Von der Tür her schaute er mich wieder an, aber ungeduldig zog Sirius ihn dann heraus.Ich starrte den beiden hinterher, sah wieder James’ Augen vor mir und spürte die Wärme in mir.Ein weiteres Kribbeln durchlief meinen Körper, meine Hand glitt an die Stelle, die James’ Lippen begegnet war.Erst spät registrierte ich, wie dumm das aussehen musste, wie ich da mit meinem leicht geöffneten Mund saß und der Hand an meiner Stirn und schnell schloss ich meinen mund und nahm die Hand wieder herunter.Ich sah zu Remus und Peter, aber Remus hatte die Augen geschlossen und Peter starrte aus dem Fenster.Ich guckte wieder zu der Tür und fragte mich, wieso mir immer noch so verdammt warm war.

James und Sirius schlimme Erinnerung

Nach einiger Zeit legte ich mich hin und versuchte zu schlafen, die Ruhe auszunutzen, die mit dem Wiederkommen von James und Sirius sicher sofort wieder verschwinden würde.Jedoch fiel es mir schwer, einzuschlafen. Die ganze Zeit sah ich die braunen Augen vor mir und spürte noch die leichte Berührung an der Wange und die Lippen von James auf meiner Stirn. Es war merkwürdig, wie sehr es mir hinterher hing.Irgendwann jedoch schlief ich endlich ein.Vielleicht hätte ich Madam Pomfrey sagen sollen, dass ich wirklich schlafen wollte. Vielleicht hätte sie mir dann einen Trank gegeben, damit ich nicht träumen musste. Nötig hatte ich ihn. Aber nach der gänzlich traumlosen Nacht und der ständigen Ablenkung, konnte ich ja nicht ahnen, dass das Erlebnis von gestern sich so stark und Angst erfüllend in meinem Hirn eingebrannt hatte. Dabei hatte ich im Wachzustand fast vergessen, dass es erst gestern passiert war.Ich saß plötzlich auf einem kalten Steinboden. Um mich herum war alles schwarz. Ich hörte Schritte und Bellatrix’ grausames Lachen. Plötzlich ging das Licht an und vor mir stand Voldemort. Voldemort mit erhobenem Zauberstab. Er bewegte ihn mit den Worten des Todesfluches, doch bevor der grüne Blitz bei mir ankommen konnte, warf James sich vor mich. Er wurde getroffen, ich schrie. Plötzlich war Bellatrix an Voldemorts Seite und legte mir den Cruciatus auf. In mir spürte ich wieder den unermesslichen Schmerz. Ich schrie und schrie, aber meine Stimme verhallte, ohne dass jemand außer den beiden es gehört hätte. Ich wand mich auf dem Boden, schrie um Hilfe, schrie aus Schmerz, schrie nach James, dessen Körper neben mir schon kalt war, und in meinen Ohren klang wieder das schreckliche Lachen Bellatrix’.„Lily!“Eine Stimme. Weit weg. Aber sie kam näher.„Lily! Wach doch auf! Es ist nur ein Traum! Nichts weiter als ein böser Traum! Lily! Lily, bitte!“Schreiend und am ganzen Körper zitternd, fand ich mich im Krankenflügel wieder.Ich ließ meinen Schrei verstummen. Direkt über mir sah ich keinen anderen als James. James, der mich besorgt ansah.Ich richtete mich sofort auf, obwohl Madam Pomfreys Stimme von irgendwoher sagte, ich sollte liegen bleiben.James zog rechtzeitig seinen Kopf weg, sodass wir nicht gegeneinander stießen.Er saß auf meiner Bettkante, sein Blick noch immer besorgt.Er lebte… Definitiv… Er saß vor mir… Es hatte ihn nie ein Todesfluch getroffen…Über meine Wangen liefen Tränen. Tränen der Dankbarkeit. Der Dankbarkeit, dass er da war, am Leben war, und weinend stürzte ich zu ihm, krallte mich an ihm fest, um mich zu versichern, ob da wirklich dieser warme Körper war. Und meine Tränen versiegten in seinem Oberteil.James schien erst etwas verdutzt, legte dann jedoch die Arme um mich, wodurch mein Zittern allmählich abebben konnte.„Es ist alles in Ordnung, Lily. Alles ist gut.“, flüsterte er mir vorsichtig zu.Und ich wusste, dass er Recht hatte, dass nichts war. Aber es war mir, als könnte ich noch immer Bellatrix’ Lachen in meinen Ohren klingen hören, und ein Schatten des Schmerzes des Cruciatus-Fluches glitt durch meinen Körper.Sanft wurde ich an den Schultern nach hinten gezogen und dann auf mein Bett gedrückt. Es war Madam Pomfrey, die kurz danach eine Flasche an meine Lippen setzte. Gierig trank ich den Inhalt, hoffte irgendwie vergessen zu können. Das vergessen, was ich gestern erlebt hatte, damit mein Herz nicht mehr so gegen meine Rippen schlug, mein Körper und mein Geist sich nicht mehr so schwach anfühlten, das Lachen aus meinen Ohren verschwinden würde und ich nicht die Leiche von James vor Augen haben müsste, die sich erst durch den gestrigen Vorfall hatte in mir entwickeln können.Ich hatte gerade die Flasche leer getrunken, warf einen letzten Blick in die braunen Augen, bevor alles um mich herum wieder schwarz wurde.„Krone… Es ist so langweilig!“„Dann mach irgendetwas!“„Du müsstest mittlerweile wissen, dass ich damit meine, dass du etwas Lustiges tun sollst!“„Weiß ich auch, aber mir fällt nichts ein!“„Dann sag Wurmschwanz und Moony, dass sie was Lustiges tun sollen…“„Und wieso sagst du es ihnen nicht?“„Weil ich mit solchen Menschen doch nicht spreche!“Ich hörte James und Sirius lachen, als ich die Augen öffnete.James und Sirius hingen eng beieinander auf ihren beiden Betten und schienen ihrem Gesichtsausdruck zufolge amüsierten sie sich köstlich, auch wenn sie ja offensichtlich behaupteten, ihnen wäre so langweilig.Auf Remus’ Nachttisch entdeckte ich ein Buch, ein weiteres hielt er in der Hand. Er las darin. Sein drittes Buch, welches James und Sirius wieder gefunden zu haben schienen, hatte Peter in der Hand. Er schaute kurz auf und seine beiden Freunde an, dann sah er wieder ins Buch und las wohl weiter.„Lily!“, erklang da plötzlich Sirius’ Stimme, als ich gerade begann, mich aufzurichten.Der Junge hatte wohl gesehen, dass ich wach war.Sofort schauten auch die anderen drei Rumtreiber zu mir. Remus und Peter legten ihre Bücher weg und alle vier standen auf und kamen zu mir.„Wie geht’s?“, fragte James sogleich, „Alles wieder in Ordnung?“Es war mir peinlich, wie ich da saß, mich daran erinnerte, wie ich in James’ Arm gestürzt war und geweint hatte. Ob ich auch nicht nur im Traum, sondern auch in der Wirklichkeit nach ihm geschrieen hatte?Ich konnte keinem der vier in die Augen sehen, als ich antwortete: „Ja, alles okay! Ich hatte nur von gestern geträumt.“„Haben wir uns gedacht. Wurmschwanz! Hol mal Madam Pomfrey!“, wies James seinen Freund an.„Nein, ihr müsst doch nicht…“, wollte ich abwehren, aber Remus lächelte: „Doch müssen wir! Madam Pomfrey hat gesagt, wir sollen sie holen, wenn du wieder wach bist.“Nun grinsten auch die anderen, während Peter Madam Pomfrey holte.Die Frau kam eilig hereingewuselt, schob Remus etwas bei Seite und schien dann meinen Puls und so zu messen, während sie meinte: „Es tut mir so Leid, Lily! Ich hätte euch die Tränke hierhin stellen müssen! Aber ich habe einfach nicht daran gedacht!“ Und ich war mir sicher, dass es das erste Mal war, dass sie so etwas vergessen hatte. „Du musst schlecht geträumt haben, oder?“ Sie wartete nicht, bis ich antworten konnte: „Als du plötzlich geschrieen hast… Da haben wir uns aber Sorgen gemacht! Jetzt scheint aber alles wieder in Ordnung zu sein! Keinen Schock?“Sie fasste mir an die Stirn und ließ mich endlich zu Wort kommen: „Nein, alles in Ordnung, Madam Pomfrey!“„Sehr schön! Trink trotzdem das hier noch. Dann lass ich euch wieder alleine.“Sie drückte mir noch ein Fläschchen in die Hand, um dann wieder zu verschwinden.Während ihres Geredes waren die Rumtreiber wieder zurück zu ihren Betten gegangen und hatten sich hinaufgelegt.Ich nahm den Trank ein, stellte das Fläschchen dann auf meinen Nachttisch und schwieg dann. Noch immer war mir die Situation irgendwie unangenehm.Wieso hatte ich auch unbedingt diesen schrecklichen Alptraum haben müssen, der mir jetzt so peinlich vor den anderen war? Und das gerade, wo es mir doch eigentlich so gut ging?Ich erinnerte mich wieder daran, warum es mir gut ging: James’ intensiver Blick, seine Lippen auf meiner Stirn, seine Hand an meiner Wange.Ich schluckte schwer, mir wurde wieder warm, als es plötzlich an der Tür klopfte.Sowohl James, als auch Sirius hatten gerade ihre Münder geöffnet, hatten wohl beide gerade etwas sagen wollen, doch schwiegen jetzt und schauten gespannt zur Tür, ebenso wie Remus, Peter und auch ich.Herein kamen meine Freundinnen.„Ah, ihr lebt ja noch!“, bemerkte Sarah grinsend, während sie alle vier zu mir kamen, und sofort erwiderte Sirius: „Ja, noch! Noch haben wir uns nicht gegenseitig aufgefressen!“Meine Freundinnen setzten sich wieder an mein Bett, während ich die Uhr prüfte. Ich wunderte mich, dass sie erst jetzt im Krankenflügel waren, aber mir fiel auf, dass ich höchstens eine Stunde geschlafen hatte. Die Mittagszeit war gerade erst vorbei, das Besuchsverbot gerade erst wieder aufgehoben.„Und? Gibt’s irgendetwas Neues?“, fragte James.Die Mädchen nickten und Hannah meinte: „Sehr viel Neues über euer Erlebnis gestern!“Sirius und James grinsten sich an und nun wollte auch ich wissen, was denn so erzählt wurde.Sarah fügte auch sogleich an: „Die Gerüchte scheinen immer schneller zu werden und langsam setzt es sich fest, dass ihr in der Heulenden Hütte gewesen sein müsstet. Nachdem ihr das auch wirklich jedem erzählt habt!“Wieder grinsten James und Sirius sich an und fiel mir auf, dass tatsächlich alle Mädchen, die da gewesen waren, nach dem Erlebnis gefragt hatten und die Geschichte hatte immer die Heulende Hütte beinhaltet.„Aber wir haben doch immer verdeutlicht, dass es nur ein Witz war und nicht unser Ernst, wenn wir wieder diesen Mist erzählt haben!?“, bemerkte James und Sarah nickte. Sie war ja auch den ganzen Vormittag dabei gewesen.„Ja, schon, aber wenn so etwas weitererzählt wird, scheint irgendwann verloren zu gehen, dass ihr das nur im Scherz gesagt habt!“, erklärte Sarah, „Sie sagen jetzt alle, dass sie sicher niemals in die Hütte gehen. Nicht dass diese ihnen vorher geheuer gewesen wäre, aber jetzt wird sich sicher keiner mehr trauen, weil sie alle denken, euch hätten die Geister oder sonst w as darin angegriffen.“Mir fiel auf, dass Peter, James und Sirius kurz zu Remus schauten, der so tat, als würde er die Blicke nicht bemerken und weiterhin aufmerksam Sarah ansah, die auch noch weiter sprach: „Das ist schon verrückt mit den anderen. Aber mal ehrlich… Wieso habt ihr eigentlich allen etwas von der Heulenden Hütte erzählt? Wollt ihr sie davon abhalten rein zu gehen?“Später sollte ich erfahren, dass sie damit den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen hatte, aber sie sagte das damals selbstverständlich nur im Scherz.James und Sirius wurden aber sofort ernst.Sie schauten sich an und es schien sehr viel zwischen ihnen Hin und Her zu gehen, dann sahen wieder beide mit ihren ernsten Gesichtern zu uns und James meinte: „Natürlich wollen wir sie abhalten, dahin zu gehen. Weil wir wissen, was dort passieren kann. Wir selbst sind…“ – „Krone!“, fuhr Sirius ihm dazwischen. Er sah anders aus als sonst. Als würde er an schlimmer Sachen denken, vielleicht.James wandte sich ihm zu: „Tatze! Beruhig dich, okay? Es macht doch keinen Unterschied… Sie können es auch einfach erfahren!“„Aber…“, wollte Sirius trotzen, doch schaute dann auf das Bett, wusste nichts zu sagen. Er zog seine Beine an, wie ein kleines Kind.Ich schluckte. Was war denn los? Was war mit ihnen?Nun mischte sich auch Remus ein: „Krone… Ihr müsst das nicht…“ „Lass es lieber! Sonst müsst ihr wieder daran denken!“, bestätigte auch Peter, James schüttelte jedoch energisch den Kopf: „Denken müssen wir jetzt eh schon wieder daran! Also können wir es jetzt auch erzählen!“Er wandte sich uns zu. Es herrschte kurz Stille im Raum, Stille, in der man auch die anderen Mädchen deutlich schlucken hören konnte. Die Spannung im Raum wuchs deutlich.„Ich erzähle es euch nur, damit ihr nicht auf die verrückte Idee kommt, selbst mal in die Heulende Hütte zu gehen. Wir selbst hielten uns für mutig und stark genug, hinein zu gehen.“, begann er und Sirius, noch immer den Blick gesenkt, fügte hinzu: „Und es war der größte Fehler unseres Lebens!“James nickte leicht, schaute selbst aus dem Fenster, in eine seltsame Ferne und sagte: „Wir können manchmal viele Nächte trotz größter Müdigkeit nicht schlafen. Wir fallen dann in Ohnmacht, aber selbst dahin verfolgen uns noch die Alpträume von diesem Tag…“„Was ist passiert?“, hauchte Fiona in den Raum.James schaute wieder zu uns, sah aus, als hätte er uns kurzzeitig vergessen.„Wir waren mal wieder in Hogsmead…“, begann er.Nun hob auch Sirius den Blick und fügte an: „Nur Krone und ich. Heimlich.“„Wir fanden dann den Gedanken toll, mal in diese Hütte rein zu gehen.“„Dabei hatten wir selbst mal das schreckliche Geheule und Gekratze daraus gehört…“, bemerkte Sirius leise und es war, als liefe ein Schauer über sein Körper. Ich spürte es selbst auf meiner Haut.James fuhr fort: „Wir haben in unserem Übermut dann nach einem Eingang gesucht und leider auch einen gefunden. Wir sind rein gegangen, ohne auch nur die Zauberstäbe zu ziehen.“„Obwohl die uns in der Situation auch nichts gebracht hätten…“„Nein, das nicht, aber…“„Ich weiß schon…“, nickte Sirius leicht und senkte seinen Blick wieder auf das Bett.James schaute kurz zu ihm, einen kurzen Moment sahen sie sich an, nur eine Millisekunde, bevor beide auch sofort wieder wegschauten, als könnten sie den Blick nicht länger wagen.James guckte wieder zu uns und fuhr fort: „Es war so dunkel in dieser verdammten Hütte. Dabei war es mitten am Tag! Es war, als wären wir in einer ganz anderen Welt… Und plötzlich war da ganz viel Krach… Gekreische… Es war so…“Er verstummte, biss sich auf die Unterlippe, als könnte er nicht mehr weiter sprechen.Ich sah die beiden Jungen gebannt an und leise wagte Grace, die Stille zu durchbrechen: „Was war da?“„Wir wissen es nicht!“, krächzte James und es sah aus, als würden Tränen in seine Augen treten. Sirius legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und meinte dann zu uns: „Es war plötzlich alles schwarz um uns. Nicht dass wir davor viel gesehen hätten, aber plötzlich… Mehr wissen wir kaum noch… Ich weiß nur, dass es so eiskalt war… und alles so weh tat…“„Und ich sehe nur noch Blut… Jede Menge Blut, wenn ich versuche, mich zu erinnern…“Die beiden Jungen sahen sich an, beide schienen in dieser schrecklichen Erinnerung gefangen zu sein.Wieder herrschte komplette Stille, bis ich nun leise flüsterte: „Und wie seid ihr da wieder herausgekommen?“Ich wagte es kaum, zu atmen. Den anderen Mädchen ging es wohl ebenso.Wieder schauten beide Jungen zu uns. James konnte nur leicht den Kopf schütteln, während Sirius stockend erwiderte: „Wir… Wir haben keine Ahnung… Wir… lagen plötzlich… plötzlich hier neben dem Wald… McGonagall hat uns gefunden und… und hierher gebracht. Wir sind erst hier wieder aufgewacht… Es ist so grausam…“Wir schluckten, die Jungen sahen sich wieder an und stürzten sich plötzlich, vollkommen unvermittelt, in die Arme. James vergrub sein Gesicht in Sirius’ Oberteil, Sirius seines in James’ Oberteil. Beide schienen leicht zu zittern.„Und sonst… erinnert ihr euch an nichts?“, fragte Hannah vorsichtig.Erst antwortete keiner der beiden, dann kam James’ gedämpfte Stimme: „Eine komische Stimme dort… hat uns noch was gefragt?“„Was gefragt?“, fragte Sarah behutsam.Es kam mir vor, als würden die beiden Jungen weinen. Konnte das sein?Ich schluckte wieder schwer. Die Spannung wuchs für meine Freundinnen und mich ins Unermessliche.„Er hat uns gefragt ob…“, begann James und Sirius beendete den Satz, scheinbar laut schluchzend: „…ob wir ihn heiraten wollen!“Was hatten sie gesagt? Da hatte jemand gefragt, ob sie ihn… heiraten wollten?James und Sirius lösten sich eilig voneinander, schauten beide nur kurz zu uns, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen.Remus und Peter stimmten sofort mit ein, während die anderen Mädchen und ich uns perplex ansahen.James und Sirius begannen sich vor Lachen auf ihren Betten zu rollen, sich den Bauch zu halten. Ich sah, wie nun wirklich Tränen in ihre Augen traten und James keuchte erschöpft zwischen seine Lacher: „Ihr habt… so… gut ausgesehen!“„Die perfekten Opfer!“, stieß Sirius aus uns lachte weiter. Immer sobald sie sich gegenseitig oder uns ansahen, mussten sie wieder noch stärker lachen und auch Remus und Peter schienen nicht mehr aufhören zu können.Und uns wurde klar, dass wir jämmerlich verarscht wurden. Sie hatten uns drangekriegt und ich stellte mir vor, dass unsere Gesichter auch verdammt dumm gewesen sein mussten.Und nach einiger Zeit mussten wir fünf also unweigerlich auch grinsen.

schnick schnack schnuck

Die Rumtreiber brauchten lange Zeit, um sich zu beruhigen, während Sarah laut über sie schimpfte, es aber auch nur im Scherz meinte.Wir waren ja selbst Schuld, dass wir uns so hatten auf den Arm nehmen lassen, immerhin kannten wir die Rumtreiber seit nunmehr 6 ½ Jahren und sollten wissen, dass sie oft so einen Mist erzählten.Irgendwann lagen Sirius und James erschöpft in ihren Betten. Hätten sie mehr Luft gehabt, hätten sie sicher noch weiter gelacht. Remus und Peter hatten sich schon länger wieder im Griff, mussten aber noch immer grinsen, ebenso wie wir Mädchen.„Hach, genial!“, seufzte Sirius und man hörte in seiner Stimme das absolute Glücksgefühl mitschwingen.James setzte sich dagegen langsam auf und meinte ernst: „Die Geschichte war aber auch gut!“ Und schon erschien wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht.„Also ich fand es fies!“, meinte Hannah jetzt. Fiona nickte: „Ich auch! Ich habe euch auch noch geglaubt!“„Ihr alle fünf habt uns geglaubt!“, sagte Sirius erfreut aus, während auch er sich jetzt wieder aufsetzte.James grinste seinen Freund an, dann uns: „Eure Gesichter waren echt zu gut! Diese Spannung!“„Die Spannung war nicht nur in den Gesichtern, sie schien im ganzen Raum zu sein.“, bemerkte Remus und Peter nickte: „Ja, sie war definitiv im ganzen Raum!“„Man! Da können wir doch nichts für!“, wehrte sich Grace und ich meinte: „Wenn ihr uns einen solche Mist so glaubhaft verkauft…“„Ja, wir sind schon genial!“, bestätigte Sirius, noch immer mit dem breitem Grinsen im Gesicht.„Ihr seid nicht genial!“, wehrte Sarah ab, „Ihr seid ganz einfach furchtbar doof zu uns!“„Nein! Wir sind so lieb!“, sagte James aus und direkt setzte Sirius wieder seinen Hundeblick auf.„Ja, klar… Ihr seid die nettesten Jungen, die ich je kennen lernen durfte…“, meinte Fiona und rollte dabei mit den Augen und sprach übertrieben gelangweilt.James und Sirius grinsten sich wieder an und sagten dann synchron: „Wissen wir doch!“Im selben Moment, in dem sie es sagten, öffnete sich die Tür und zwei Mädchen kamen herein.Sie fingen also wieder an, uns zu besuchen…Der Nachmittag verging schnell, die Besucherinnen gaben sich gegenseitig die Klinke in die Hand.Ich kam nicht dazu, über meinen schrecklichen Traum oder sonst irgendetwas nachzudenken, immerhin waren James und Sirius die ganze Zeit damit beschäftigt, uns bei Laune zu halten. Sie witzelten rum, verarschten sich angeblich gegenseitig, drohten sich, balgten regelrecht auf ihren Betten, um dann wieder friedlich auf ihren Betten zu sitzen und die Besucherinnen über Gerüchte auszufragen.Zwischendurch kamen auch meine Freundinnen und ich alleine zum Reden, wenn die Rumtreiber gerade sehr von den Besucherinnen eingenommen wurde, aber meist ging das nur wenige Minuten und so unbedingt wollten wir auch nicht alleine reden, da es mit den Rumtreibern schon eine Menge mehr Spaß machte.Zwischendurch kamen zwei Jungen aus dem Quidditch-Team von Gryffindor.Nachdem sie uns gefragt hatten, ob es uns gut ginge, wandten sie sich direkt an James.Der eine grinste: „Ja… Eigentlich sind wir wegen etwas anderem hier…“ „Wir wollten eigentlich fragen, ob wir heute trotzdem Quidditch trainieren sollen… Also auch ohne dich!“, bestätigte der andere.James regte sich gespielt auf und meinte dann aber recht sachlich: „Natürlich trainiert ihr! Nur weil ich hier liege, müsst ihr euch jawohl nicht auch noch ausruhen. Ihr werdet sonst so schlecht und der Quidditch-Pokal muss dieses Jahr wieder uns gehören! Die Weihnachtsferien werden uns schon genug behindern. Also wehe ihr faulenzt! Ihr zieht das übliche Programm durch! Collins soll aber noch mehr auf seine Geschwindigkeit achten!“Die anderen beiden nickten und gingen dann auch schon bald wieder.„Da kommen die auf die Idee, sie müssten nicht trainieren!“, empörte sich James danach lauthals, grinste aber immer noch. Sirius zuckte leicht mit den Schultern: „Tja… Sie dachten, wenn der Sklaventreiber mal weg ist, dürfen sie sich wenigstens mal ein wenig ausruhen!“„So schlimm ist unser Training auch wieder nicht!“, verteidigte James sich, „Es könnte noch viel härter sein!“Und Sirius und James begannen, scherzhaft darüber zu streiten, was letztendlich wieder darin endete, dass die beiden balgten und wir anderen lachen mussten.Madam Pomfrey schickte die beiden Mädchen, die gerade zu Besuch waren, und auch meine Freundinnen raus, als es Zeit zum Abendessen war.Sirius freute sich wieder wie ein kleines Kind, dass es Essen geben sollte, bekam aber natürlich wieder erst nach mir etwas.Er aß mal wieder schnell, um danach sein Tablett wegzustellen und zu James, der wieder als letztes bekommen hatte, zu sagen: „Du musst mir was abgeben!“„Ach, muss ich?“, fragte James, gespielt verdutzt. Sirius nickte ernst: „Ja, musst du!“„Na, dann… Mach ‚Ahh’!“, forderte James Sirius auf, während er ein wenig von dem Essen wieder auf die Gabel tat und sie Sirius entgegenhielt.Sirius öffnete sogleich artig den Mund und James fütterte ihn.„Und was sagt man dann?“, fragte James mit einer Stimme, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, während er neues Essen auf die Gabel tat. Sirius antwortete: „Danke, Onkel James!“„Ja, das ist mein kleines Tätzchen!“, entgegnete James und tätschelte leicht Sirius’ Kopf, der zufrieden drein sah, dann fuhr James fort: „Und ein Löffelchen für mich!“Schon steckte er sich die Gabel in den Mund, was gleich Proteste von Sirius gab: „So geht das aber nicht, mein Lieber! Das ist doch kein Löffelchen! Das ist doch ein Gäbelchen! Außerdem sollst du mir doch was geben!“„Du hast eben schon was bekommen!“, entgegnete James und schaufelte sich eilig sein Essen in den Mund.„Krone!“, beschwerte sich Sirius, sah fast erstarrt zu, wie sein Freund einfach alles ohne ihn aß, um sich dann wieder zu beschweren: „Krone! So geht das nicht! So kann das mit uns nicht weiter gehen!“James schien aufzuschrecken, starrte seinen Freund an, ließ die Gabel auf seinen Teller sinken und stellte das Tablett dann bei Seite auf seinen Nachttisch.„Wieso denn nicht?“, fragte James ihn und klang wirklich traurig. Aber dieses Mal ließ ich mich nicht aufs Korn nehmen und wusste natürlich, dass es nur gespielt war.Jedoch schwebte schon wieder etwas anderes in meinem Kopf. Genau dieses Komische zwischen James und Sirius, was sie dazu veranlasste, auch solche Witze machen zu können, sich ständig berühren zu können…Sie hingen ständig beieinander rum, den ganzen Tag über hatten sie miteinander gebalgt, sich aneinander angelehnt oder sonst was getan, sich aber dabei durchaus ständig berührt. Dabei dachte ich bisher immer, dass Jungs da nicht so frei wären.Dieser Gedanke brachte mir ein komisches Gefühl. Nicht, dass ich wirklich dachte, die beiden hätten… Aber konnte es nicht sein? War es nicht möglich? Ihr Verhalten deutete schon darauf hin…Ich schluckte und wurde mir bewusst, dass ich das irgendwo tief in meinem Inneren eindeutig nicht wollte. Konnte es mir denn nicht eigentlich egal sein?„So kann ich es nun mal nicht, Krone! Ich fühle mich von dir nicht ernst genommen! Verstehst du das denn nicht?“, fragte Sirius zurück und James wirkte verzweifelt: „Doch, doch… Natürlich verstehe ich das, aber… Aber du musst auch mich verstehen, Liebster!“„Ich verstehe schon! Du bist einfach so eiskalt! Mehr gibt es bei dir ja nicht zu verstehen!“, entgegnete Sirius kühl und James war empört: „Also Tatze! Mir so was zu unterstellen! Natürlich gibt es noch mehr bei mir zu verstehen!“„Ach? Was denn?“, fragte Sirius und hob die Augenbrauen.James schwieg kurz und grinste dann: „Okay… Hast Recht! Es gibt nicht mehr!“Nun musste auch Sirius wieder grinsen.Es war der richtige Moment, fand ich. Der richtige Moment, um nachzufragen.„Sagt mal, ihr beiden…“, begann ich also und sofort schauten alle vier Rumtreiber zu mir.Ich räusperte mich kurz, überlegte, wie genau ich fragen sollte, als die Worte auch schon über meine Lippen kam: „Läuft da eigentlich irgendetwas zwischen euch beiden?“James starrte mich fassungslos an. Fast so, als wäre er ganz entsetzt allein von der Idee. Und seine Miene beruhigte mich sofort. Wieso hatte ich mir überhaupt Gedanken gemacht?Doch als mir klar wurde, dass mich das beruhigte, war ich entsetzt von mir selbst.Wieso hätte mich das überhaupt gestört? Und wieso war ich jetzt wegen der erstarrten Miene James’ so erleichtert?Während meine Gedanken übersprudelten und mir ganz warm wurde, ich wahrscheinlich rot im Gesicht anlief, fing Sirius lauthals an zu lachen.„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte er dann äußerst amüsiert.Meine Vermutung schien ihn nicht im Geringsten zu stören, James dagegen schien noch immer entsetzt.Ich zuckte mit den Schultern und sagte dann ehrlich: „Nun ja… Ihr hängt immer aneinander rum. Ihr habt gar eure Betten zusammen geschoben… Ich weiß es nicht! Ihr verhaltet euch jetzt nicht so, wie Jungs es sonst tun, oder?“Ratlos schaute ich zu Peter und Remus, die auch beide von der Idee eher amüsiert schienen und James beobachteten.Dieser war noch immer perplex, während Sirius grinsend den Kopf schüttelte: „Nein, nein, Lily! Du siehst das ganz, ganz, ganz furchtbar falsch! Wir sind gute Freunde, sehr gute Freunde, aber nicht mehr! Wir stehen beide auf Frauen und hätten deswegen nicht viel voneinander!“James nickte zustimmend und Sirius fuhr fort: „Wir lieben immerhin auch Frauen!“ - Sein Grinsen wurde breiter. – „Ich liebe sehr viele, ständig eine andere!“ – Er zwinkert. –  „Und Krone, altmodisch wie er ist, liebt auch eine, aber wirklich nur eine.“Sein Blick wurde irgendwie intensiver und mir wieder ein wenig wärmer, bis James sich plötzlich zu Sirius wandte, endlich ganz aus seiner Starre erlöst: „Ich bin doch nicht altmodisch!“Sirius sah ihn an und wurde wieder ernst. Er klopfte auf die Schulter seiner Freundes: „Doch, definitiv!“„Wo er Recht hat, hat er Recht!“, sagte jetzt plötzlich Remus. Er lächelte, ebenso Peter, der nickte: „Ja, irgendwie schon!“James guckte seine Freunde reihum an, ließ sich dann in seine Kissen fallen und murmelte: „Also so was… Eine Verschwörung gegen mich… Eine Verschwörung!“„Wo das denn wohl?“, fragte Sirius und schaute sich um, als würde er sie suchen.James richtete sich ruckartig wieder auf: „Na, genau hier! Alle sind gegen mich!“Sirius hob seine Augenbrauen: „Ach? Liebst du etwas nicht nur eine?“„Das schon, aber trotzdem…“, entgegnete James und zog einen Schmollmund.Sirius machte eine übertrieben Geste, die wohl so etwas ausdrücken sollte wie „Siehst du?“, während er meine: „Na, Krone, dann kann es jawohl  logischerweise keine Verschwörung sein!“James winkte ab: „Ach… Du weißt doch nicht einmal was ‚logischerweise’ bedeutet!“Remus und Peter mussten jetzt grinsen und ich ebenfalls. Ich glaubte ihnen, dass zwischen ihnen nichts war, zumindest nicht das, was ich fälschlicherweise vermutet hatte. Es war schon viel da, aber nicht das…„Boah! Willst du Prügel, oder was?“, fragte Sirius sogleich gespielt wütend und stürzte sich auf seinen Freund.Sie begannen wieder, sich auf ihren Betten zu balgen, bis James ausrief: „Lass uns lieber einen Wettkampf machen!“Sirius ließ sofort von seinem Freund ab und sprang vom Bett auf, um voller Tatendrang auszuschreien: „Schnick, schnack, schnuck!“„Nein! Das ist doch langweilig!“, wehrte James ab, während er selbst aufstand. Er überlegte laut: „Was kann man denn so machen? Hm… So viele Purzelbäume wie…“„Schlecht!“, sagte Sirius lediglich und deute auf seinen Bauch, über den sich ja die schreckliche Wunde zog.James nickte leicht: „Stimmt! Aber Radschlagen können wir so auch nicht!“Er überlegte weiter, um sich dann aber zu Remus zu drehen: „Moony?! Schlag du mal was vor!“Remus lächelte und entgegnete scheinheilig: „Schnick, schnack, schnuck?“„Ach, nein, man! Wurmschwanz?“, fragte James seinen anderen Freund, der grinste: „Schnick, schnack, schnuck?!“„Ah!“, schrie James sogleich wieder, „Ich hab’s gewusst! Eine Verschwörung! Eine Verschwörung gegen mich!“Seine drei Freunde grinsten, während sich James langsam mir zuwandte: „Lily? Fällt dir etwas AUßER Schnick, schnack, schnuck ein?“„Ach, das ist doch fies, Krone! Du gibst ihr nicht einmal die Chance, sich auch zu verschwören!“, beschwerte sich Sirius.James beachtete ihn nicht und sah mich aufmerksam an, ich zögerte jedoch etwas. Letztendlich sagte ich aber doch das, was ich gleich gedacht hatte: „Vielleicht… Schere, Stein, Papier?“„Gemeinheit!“, rief James und stürzte sich auf sein Bett, wo er so tat, als würde er bitterlich weinen, während Peter und Remus lachten und Sirius anerkennend und grinsend nickte: „Großartig, Lily! Einfach großartig! Die einzig richtige Antwort! Und Krone! Weine nicht! Trag es wie ein Mann!“Auch ich musste grinsen und fühlte mich äußerst geborgen bei diesen Menschen, die ich vor ein paar Tagen noch zu hassen versucht habe.

Erkenntnis

Nach dem Abendessen kamen meine Freundinnen noch kurz wieder.Madam Pomfrey schickte sie aber recht schnell wieder weg, um uns dann jeweils einen Trank auf die Nachttische zu stellen.„Wenn ihr schlafen wollt, trinkt den hier vorher. Sonst braucht hier heute Abend keinen Trank mehr. Ich will mir nur noch einmal schnell die Wunden angucken und neu verbinden.“, sagte sie und tat es dann.Mit mir war sie als erstes fertig und ich sah sehnsüchtig zu dem rank, der neben mir stand. Ich freute mich schon wahnsinnig auf meinen Schlaf. Auf einen traumlosen Schlaf…Ich erinnerte mich erst jetzt wieder richtig an den Traum, den ich nachmittags gehabt hatte. Ich erinnerte mich an Bellatrix’ kaltes lachen, an Voldemort… an James’ Leiche…Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Dieses Bild vor meinen Augen war so wahnsinnig grausam.Ich schaute den Jungen an, der gerade wie immer dabei war, mit Sirius herumzualbern.Was, wenn es echt geschah? Wenn ihn der Todesfluch treffen würde? Das Lachen auf seinem Gesicht durch eine Leere ersetzt wurde, eine Leere, die sich nie wieder füllen würde?Eine große Angst wuchs in mir. Eine Angst, die so groß war, als würden wir genau jetzt schon wieder vor Todessern stehen, und ich wurde mir bewusst, dass ich auf keinen Fall wollte, dass James starb. Nicht, dass ich es mir bei den anderen Rumtreibern wünschte, auch bei ihnen wäre ich traurig, aber irgendwie war es bei James wesentlich schlimmer für mich… War das normal? Na ja… Immerhin hatte er auch vor diesem Vorfall mehr mit mir geredet als Peter und Sirius. Auch wenn es nur Fragen nach einem Date waren… Aber Remus war doch schon vorher so etwas wie ein Freund für mich gewesen… Warum hatte ich dann gerade von James geträumt? Und wieso zog es mein Herz so wahnsinnig zusammen?Ich ließ meinen Blick zum Fenster gleiten, wollte ja nicht dabei erwischt werden, wie ich so James beobachtete. Das wäre peinlich…Meine Gedanken blieben aber bei dem Jungen, den ich einst so gehasst hatte. Ich wusste längst, dass ich das nicht mehr tat. Aber was war es sonst, was ich über ihn dachte?Ich wagte wieder kurz einen Blick zu ihm, dann schaute ich wieder zum Fenster.Mein herz schlug wieder schneller. War es das, was ich dachte?Ich schluckte.Nein, das durfte nicht sein! Nein, nein, nein! Ich konnte mich jawohl nicht in… in James Potter verlieben?!Mein Herz schlug noch schneller.Madam Pomfrey riss mich kurz aus ihren Gedanken, als sie sagte, wir sollen bald schlafen und dann ging, danach versank ich jedoch sofort wieder darin.Es ging einfach nicht! Es durfte nicht sein! Nicht in diesen Typen! Ich hatte halt bemerkt, dass er ganz okay war, aber… aber musste ich mich trotzdem gerade in ihn verlieben? In ihn? Wo er doch sozusagen jede Woche ein neues Mädchen hatte? Obwohl… Seit diesem Schuljahr war das auch nicht mehr so. Seit diesem Schuljahr, in dem er mich konstant ‚Lily’ nannte, mich aber noch nie nach einem Date gefragt hatte.Aber vielleicht lag es auch daran, dass James sich selbst richtig verliebt hatte?! Hatte Sirius das nicht auch gesagt? Hatte er nicht gesagt, dass James nur eine und wirklich nur eine lieben würde? Ja…Der Gedanke versetzte mir einen Stich.Wieso hatte ich mich auch gerade in ihn verlieben müssen?Ich schaute gerade wieder langsam zu ihm, als Remus mich ansprach: „Lily? Was ist mit dir los? Du siehst etwas fertig aus…“Nun schauten auch die anderen drei Rumtreiber zu mir, wobei mein Blick kurz den von James traf, dann sah ich hinüber zu Remus.Was sollte ich denn jetzt sagen?Aber mir fiel schnell etwas ein: „Ich glaube, ich bin einfach nur müde… Stört es euch, wenn ich jetzt schon schlafe?“„Das stört uns doch nicht!“, erwiderte James sofort und wandte sich dann an Remus und Peter, „Denn kommt rüber, Jungs, damit wir leiser reden können und sie schlafen kann.“Tatsächlich war ich auch unglaublich müde und Schlaf würde mir jetzt sicher gut tun. Dann würde ich vielleicht meine Gedanken vergessen, meine Gedanken über James.Ich schaute noch einmal zu dem Jungen, bevor Remus und Peter aufstanden, um sich mit auf die Betten ihrer Freunde zu setzen, dann griff ich nach dem Trank, nahm ihn komplett ein und legte mich hin.Die Jungen begannen zu reden, aber ich bekam nicht mehr mit, über was, stattdessen schlief ich ziemlich bald schon ein.„Nein, ihr kommt nicht mit!“Remus’ Stimme war scharf, als er die Worte sagte.„Natürlich kommen wir mit!“, war Sirius’ Antwort, ebenso scharf und ernster als sonst. So ernst, wie in dem Keller der Todesser.In meinem Körper war eine Schwere. Es musste der Trank sein, der mich so schwer hielt.Meine Neugier trieb mich aber dazu, meine Augen zu öffnen, auch wenn ich wusste, dass sie gleich wieder wie von selbst zufallen würden.Ich konnte James’ und Sirius’ Betten sehen. Darauf saßen die beiden Jungen selbst und auch Peter und Remus. Es war wohl mitten in der Nacht, aber der Mond schien hell ins Zimmer. Ich vermutete, dass er voll war, vielleicht war er es auch gerade gewesen oder würde es recht bald sein.„Nein, mit den Wunden könnt ihr das nicht tun!“, sagte Remus wieder.James antwortete ihm jetzt: „Du hast auch Wunden und musst es doch trotzdem…“ Seine Stimme war wesentlich sanfter als die von Sirius oder die von Remus. Er wollte wohl vorsichtig auf seinen Freund einfühlen.Ich sah noch, wie Remus nickte, als meine Augenlider zu schwer wurden, um sie aufzuhalten.„Ja, ich muss! Und genau das ist der Unterschied! Ich muss es tun, ihr nicht!“, entgegnete Remus, weiterhin so hart und James meinte leise: „Wir müssen auch, Moony! Ebenso wie du! Das ist die Wahrheit! Wir können dich doch nicht alleine lassen!“ „Egal, wie sehr wir verletzt sind…“, fügte Peter an, aber seine Stimme klang schon seltsam fern für mich.Ich fragte mich noch, worüber verdammt noch mal sie redeten, nahm mir vor, sie zu fragen, als ich auch schon wieder einschlief.Als ich am nächsten Morgen erwachte, konnte ich mich vorerst nicht mehr an das Gespräch zwischen den Rumtreibern erinnern.Die vier Jungen schliefen noch selig, als ich mich aufrichtete.Ich streckte mich im Sitzen ausgiebig, um dann zu überlegen, was ich tun konnte, bis die Rumtreiber aufwachen würden. Wenn sie wach würden, würde es eh keine Minute der Ruhe mehr geben und ich müsste mir nicht mehr überlegen, was ich tun wollte.Nach einiger Zeit sah ich die drei Bücher auf Remus’ Nachttisch. Ich stand langsam auf und ging hin. Den Titeln nach schienen alle drei Bücher spannend zu sein, ich nahm mir das unterste und setzte mich dann wieder auf mein Bett. Ich hoffte, es würde Remus nicht ärgern, wenn ich einfach eines seiner Bücher lesen würde, aber ich glaubte nicht, dass es ihn sonderlich stören würde.Ich begann zu lesen und erst nach über einer Stunde erwachte Remus dann.Wir redeten kurz, woraufhin Peter aufwachte und bald darauf kam Madam Pomfrey, um sich wieder unsere Wunden anzugucken und jedem von uns wieder jeweils drei Tränke zu geben. Sie würde später wiederkommen, um nach Sirius und James zu gucken, sagte sie.Dieses Mal ließen Peter und Remus James und Sirius ausschlafen. Mir fiel auf, dass Remus auch noch ein paar Mal zu Peter sagte, er solle versuchen, noch ein wenig zu schlafen, aber Peter lehnte immer ab und sagte, dass er fit wäre.Madam Pomfrey kam noch zweimal ins Zimmer, bis James und Sirius endlich aufwachten. Es war schon kurz vor der Mittagszeit.Madam Pomfrey kümmerte sich erst um die beiden Jungen, dann gab sie uns allen zu essen.Als wir fertig waren, verbreiteten James und Sirius schon wieder gute Laune.Ich ließ mir nicht anmerken, was ich über meine eigenen Gefühle zu James erkannt hatte. Ich versuchte, sie zu verdrängen, einfach nicht über sie nachzudenken und es gelang mir doch recht gut, auch wenn jetzt immer ein leichtes Kribbeln durch meinen Körper lief, wenn James meinem Blick mit seinem begegnete.

Spielen

Die Mittagszeit war schnell vorbei und ich wusste, dass wir an diesem Tag den ganzen Nachmittag keinen Unterricht hätten, nur noch heute Nacht Astronomie, die, die es noch hatten, daher war mir klar, dass meine Freundinnen kommen würden.Und sie kamen auch nur fünf Minuten, nachdem die Besuchszeit wieder angefangen hatte.„Ach, da seid ihr ja schon wieder!“, sagte James gleich grinsend und Sirius fügte an: „Natürlich nur, um mich zu sehen, habe ich Recht oder habe ich Recht?“„Natürlich hast du Recht!“, erwiderte Sarah und rollte dabei lächelnd mit den Augen. Sirius nickte zufrieden: „Wusste ich doch!“Meine Freundinnen setzten sich wieder zu mir, während Sirius plötzlich aufstand, fast als hätte ihn etwas gestochen.„Ich weiß was, ich weiß was!“, rief er freudig aus und James wandte sich sogleich mit funkelnden Augen ihm zu: „Was weiß du denn, was weißt du denn?“„Wie wir ein bisschen Spaß haben können!“, antwortete Sirius, selbst mit leuchtenden Augen, „Wir können was spielen!“„Au, ja! Was Spielen!“, war auch James gleich Feuer und Flamme.Remus streckte sich gerade, meldete sich trotzdem auch zu Wort: „Wir werden doch eh gestört, weil hier ständig Mädchen reinkommen.“„Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass sie nicht kommen.“, sagte James Schulter zuckend und vollkommen einig gingen James und Sirius raus.Perplex sah ich hinter ihnen her. Was war denn jetzt? Was Spielen? Und warum gingen sie jetzt raus?Als ich zu meinen Freundinnen schaute, sah ich, dass auch sie nicht recht verstanden, was hier los war.Recht schnell kamen James und Sirius wieder und Hannah fragte sogleich: „Was habt ihr gemacht?“„Erst überlegt und jetzt haben wir ein Schild draußen an die Tür gehängt, von wegen ‚Besucher verboten, gezeichnet Pomfrey’.“, antwortete James direkt und grinste, „Also wird uns schon niemand stören!“„Müssen wir nur noch wissen, was wir spielen…“, meinte Peter und wieder tauschten Sarah und ich einen ratlosen Blick.„Was meint ihr eigentlich mit spielen?“, fragte ich endlich.Alle vier Rumtreiber sahen sofort zu mir und Sirius tat, als hätte ich etwas ganz Schreckliches gefragt: „Oh, Lily! Wie kannst du nur? So eine Frage…“Er ließ sich wie ohnmächtig auf sein Bett fallen.James beobachtete grinsend seinen Freund, dann sah er zu mir und entgegnete: „Na ja… Mit spielen meinen wir eben spielen. So was wie Flaschendrehen oder so…““Ach so!“, meinte Sarah und schlug sich mit der Hand gegen den Kopf, „Ich dachte schon, dass ihr so was wie Topfschlagen oder so meint…“„Topfschlagen wäre lustig!“, warf nun Sirius wieder ein. Er richtete sich strahlend auf.James schüttelte den Kopf: „Nein, Topfschlagen ist doof! Zu Flaschendrehen habe ich aber auch gerade keine Lust. Andere Vorschläge?“Er sah uns alle reihum an und kaum war sein Blick wieder bei Sirius angelangt, rief dieser aus: „Russische Post!“„Ah, nein, nein, nein, nein!“, wehrte James gleich grinsend ab und Sirius zuckte, ebenso breit grinsend, mit den Schultern: „War ja nur ein Vorschlag!“„Was ist denn russische Post?“, fragte Fiona mit gehobenen Augenbrauen und sprach damit genau das aus, was ich mich fragte.„Was? Das kennst du nicht?“, fragte Sirius und tat so, als wäre es das größte Verbrechen, was es gab. Ich sah, wie Sarah kurz mit den Augen rollte, aber doch dabei grinste.„Das kenn ja nicht mal ich.“, murmelte Remus jetzt und Peter nickte: „Ich auch nicht.“„Ach, was seid ihr nur alles für Loser!“, stöhnte Sirius auf und James musste auf Grund einer übertriebenen Geste seitens Sirius leicht lachen.Dann erklärte er endlich: „Bei dem Spiel tut man in eine Kumme die Namen aller Mädchen, die mitspielen. In eine andere alle Jungennamen. In die dritte Kumme dann so Sachen wie ‚Zungenkuss’ oder… Hm… ‚Kuss auf die Wange’ oder so was eben…“ Nun meldete sich auch Sirius wieder grinsend zu Wort: „Und dann zieht man aus jeder Kumme einen Zettel und der gezogene Junge und das gezogene Mädchen müssen dann das tun, was auf dem dritten Zettel steht.“Ich hob meine Augenbrauen und Sarah fragte auch schon gleich: „Woher kennt ihr ein so doofes Spiel?“ Offensichtlich konnte auch sie den Spaß an einem solchen Spiel nicht erkennen. Immerhin würde man dann ja nicht nur etwas mit dem Jungen, den man mag, machen, sondern auch mit eventuell allen anderen.Sirius und James guckten sich an und grinsten erinnerungsselig.„Hach, da waren wir noch jung…“, seufzte Sirius und James nickte: „Sehr jung! Das war der Sommer, als Tatze bei uns eingezogen ist. Da wurden wir zur Geburtstagfeier eines Muggelmädchens eingeladen…“Wegen unseren fragenden Gesichtern, fügte er an: „Ich kenne viele Muggel aus meiner Kindheit. Immerhin besteht meine ganze Nachbarschaft aus Muggeln. Da habe ich dann oft mit ein paar von ihnen als Kind gespielt und noch heute kennen sie mich aus den Ferien und laden mich gerne ein.“ James zuckte mit den Schultern, als wäre es etwas Selbstverständliches, obwohl nicht mal meine damaligen Muggelfreunde mich mehr zu irgendetwas einluden. Na ja… Aber das waren eben Mädchen und James ein gut aussehender Junge… Ob James in eine von ihnen verliebt war? Ich spürte einen Stich in meinem Herzen.„Na ja… Zumindest waren wir dort eingeladen!“, fuhr James fort, „Da waren sieben Mädels und außer uns nur ein Junge. Der Freund der einen. Die Mädels kamen auf die Idee, das Spiel zu spielen. Daher kennen wir es.“ „Das war gut!“, nickte Sirius, „Meint ihr, wie oft wir dran kamen…“ Und wieder grinste er.Ich sah, dass meine Freundinnen auch grinsten, es sich gut vorstellen konnten, dass das James und Sirius gut gefallen hatte, aber meine Gedanken waren nun wieder bei dem Mädchen, das James lieben könnte.„Aber unter Bekannten macht das Spiel keinen Spaß…“, sagte dann James mit Erklärermiene und grinste dann wieder.Es trat ein kurzes Schweigen ein. Tatsächlich schienen alle vier Rumtreiber zu überlegen, was wir sonst tun könnten, während wir Mädchen ein paar ratlose Blicke tauschten. Wir spielten auch, wenn überhaupt, Flaschendrehen. Sonst eben nur solche Sachen wie Schach, die ja aber nur zu zweit gingen.„Kissenrennen!“, war das begeisterte Wort von Sirius, welches die Stille durchbrach.Wir Mädchen hoben synchron die Augenbrauen, während Remus sich mit der Hand vor die Stirn klatschte und Peter gleich abwehrend murmelte: „Nein, bloß nicht.“„Was ist das jetzt schon wieder?“, fragte Grace und wieder war es an James zu erklären: „SO ein dummes Spiel, wo man sich in den Kreis setzt und zwei, die sich gegenüber sitzen jeweils ein Kissen bekommen. Die beiden Kissen müssen so schnell wie möglich in die gleiche Richtung weitergegeben werden und derjenige, bei dem das eine Kissen das andere einholt, muss was Doofes machen.“ „Das ist so unheimlich primitiv, macht aber eine Menge Spaß!“, bezeugte Sirius, woran ich allerdings doch zweifelte. Ich war mir sicher, dass es ein Spiel war für Kindergeburtstage.„Ich habe noch nie von solch beschissenen Spielen, wie ihr sie kennt, gehört…“, meinte Fiona und sie hatte nicht einmal zu Ende gesprochen, als James und Sirius sich sofort ruchartig zueinander gewandt hatten und nun beide ausriefen: „Ich hab noch nie!“Beide schienen Hin und Weg zu sein und als ich zu Remus und Peter sah, bemerkte ich, dass auch ihre Mienen sich deutlich erhellt hatten. Ihnen schien der Gedanke – welcher auch immer – ebenso gut zu gefallen wie den anderen beiden Jungen.Ich war froh, erkennen zu können, dass meine Freundinnen mal wieder auch keine Ahnung hatten. Ich war wenigstens nicht alleine…James und Sirius schauten mit glänzenden Augen zu Remus und Peter, dann zu uns und James fragte: „Wollen wir ‚Ich hab noch nie…’ spielen?“„Was ist das?“, fragte ich zurück. Sirius schien entsetzt: „Ihr kennt das nicht?“Ich schüttelte den Kopf und war mir sicher, dass meine Freundinnen das gleiche taten.„Ach, euch ist echt nicht mehr zu helfen…“, stöhnte Sirius wieder auf und ließ sich abermals in seine Kissen fallen. Wir wussten natürlich, dass es nur Spaß war.James grinste seinen Freund wieder breit an, um sich dann uns zuzuwenden: „Eigentlich ist das Spiel ganz simpel. Wir setzen uns in einen Kreis und einer fängt an und sagt irgendeinen Satz, der mit ‚Ich hab noch nie…’ anfängt. Zum Beispiel…“ Er überlegte und nun musste sich auch Sirius wieder einmischen: „Ich hab noch nie meine Nase gegessen.“ Mit ernstem Gesicht setzte er sich auf.James schien unzufrieden: „Das ist ein doofes Beispiel, Tatze! Aber okay… Mir fällt ja auch keins ein. Zumindest könnte Tatze das dann sagen. Und alle, die schon einmal ihre Nase gegessen haben, müssen dann einen trinken.“Er stand auf, griff unters Bett und zog nach einiger Zeit einen Kurzen raus, um ihn uns zu präsentieren. Also schon wieder Alkohol…Es herrschte schweigen und die Rumtreiber sahen uns erwartungsvoll an.Irgendwann meinte Grace: „Na ja… So schlecht klingt es ja nicht…“„So schlecht klingt es ja nicht?“, fragte Sirius sogleich, fast entsetzt, „Also mal ehrlich! Das ist so lustig das Spiel! Da kommen die verrücktesten Sachen raus! Wobei natürlich alle bei der Wahrheit bleiben müssen.“James nickte: „Ja, das ist die wichtigste Spieregel! Niemand darf lügen. Natürlich könnten wir es nie herausbekommen, wenn jemand mal nicht trinkt, obwohl er müsste, aber trotzdem… Es macht eben nur Spaß, wenn alle nach der Wahrheit trinken!“Ich überlegte daran und musste ihnen irgendwie Recht geben. Wenn alle ehrlich wären, könnten bestimmt echt ganz lustige Sachen zum Vorschein kommen…„Also ich wäre einverstanden, dass wir das machen…“, meinte ich also und meine Freundinnen nickten, als Zeichen, dass auch sie wohl nichts dagegen hätten.Sirius klatschte erfreut in die Hände: „Fein! Sehr gut! Denn müssen wir uns auf den Boden setzen!“Er selbst stand auf und setzte sich mitten in die Mitte. Remus und Peter kamen zu ihm und setzten sich ebenfalls hin.James zog mehrere kleine Fläschchen aus der Kiste unter seinem Bett und stellte sie in die Mitte, um dann weitere Flaschen zu holen. Sie hatten scheinbar ziemlich viele mitgebracht und Sirius erklärte jetzt: „Das Spiel ist natürlich erst vorbei, wenn der Alkohol leer ist. Aber das kann recht schnell gehen.“Wir Mädchen standen jetzt auch auf und setzten uns zu den Jungen, während James noch mehr Flaschen ausräumte und in die Mitte stellte.Letztendlich setzte James sich zwischen Sirius und mich und meine: „Aber, bevor wir anfangen: Wir Rumtreiber und Lily haben Medikamente genommne. Ich sage jetzt einfach mal, dass wir das schon aushalten, aber ich bin dafür, dass wir abmachen, dass Lily zum Notfall auch was anderes trinken kann, wenn sich das mit der Medizin in ihr nicht mehr vereinbaren lässt. Okay?“Die anderen nickten ohne zu zögern und James lächelte mich kurz an.Ich hoffte, dass ich nicht rot geworden war. Es war mir ein wenig peinlich, was er gesagt hatte, aber es war auch so unheimlich süß…Außerdem war da ein Gefühl der Freude in mir… Ich saß neben ihm…„Okay… Und wer fängt jetzt an?“, fragte Sarah und sofort rief Sirius aus: „Ich! Lasst mich anfangen!“Wir anderen erklärten uns einverstanden und so begann Sirius: „Ich hab noch nie…

Das Spiel kann beginnen

„Wartet!“, unterbrach Sirius sich selbst, „Soll ich gleich richtig anfangen? Mit den guten Sätzen? Oder erst so, dass ihr Mädchen euch dran gewöhnen könnt?“Er sah uns reihum an und James antwortete ihm: „Fang erst einmal luschig an. Dann können wir uns langsam rein finden.“James grinste, aber Sirius verzog verärgert sein Gesicht: „Das ist nicht gut! Dann muss ich noch mal überlegen.“Es verging gerade einmal eine Sekunde, als ihm offensichtlich schon etwas Neues einfiel, was ihm selbst aber offenbar nicht wirklich gefiel: „Ich hab noch nie irgendetwas gekocht.“Prüfend sah er uns alle an und die anderen drei Jungen griffen wir selbstverständlich nach jeweils einem der Fläschchen, während James murrte: „War klar, dass du gleich was nimmst, wo ich trinken muss.“ Sirius grinste: „Das musste sein. Viel trinken ist doch gut für die Gesundheit.“ „Ja, wenn es nicht unbedingt Alkohol wäre…“; erwiderte James, selbst grinsend, während Sarah, Hannah und ich nun endlich ebenfalls ein Fläschchen nahmen.Die Jungen hatten ihre schon geöffnet und prosteten uns zu, um den Alkohol dann direkt reinzukippen und wir taten es ihnen nach.James nickte zufrieden, als wir alle die leeren Flaschen bei Seite gestellt hatten, und fuhr dann das Spiel fort: „Ich hab noch nie…“ Er überlegte angestrengt, um dann grinsend zu sagen: „Ich hab noch nie eine Schwester gehabt!“„Du bist so scheiße, Krone!“, entgegnete Sirius seinerseits grinsend, während Fiona, Grace und ich alle ein Fläschchen nahmen.Wir tranken sie zügig aus und stellten die Leeren dann wieder bei Seite.James schien zufrieden: „Sehr schön, obwohl ich eh schon wusste, dass ihr drei eine Schwester habt… Lily! Du bist als nächste…“Na, super… Ich hasste solche Momente immer. Es war auch bei Flaschendrehen so… Es machte ja riesigen Spaß, aber wenn ich mir dann mal wieder etwas ausdenken musste, hasste ich solche Spiele, weil mir ums Verrecken nichts Gutes einfallen wollte.„Ich weiß nichts Gutes…“, gab ich zu, während ich noch am Überlegen war und Remus erwiderte: „Sag einfach irgendetwas!“ „Irgendetwas, wo viele was Trinken können!“, grinste Sirius.Ich zuckte mit den Schultern, als mir gerade etwas einfiel, was halt nicht wirklich gut war, aber immerhin wusste ich was: „Ich hab noch nie etwas Schlechteres als ‚angenommen’ auf eine Hausaufgabe oder in einer Prüfung bekommen.“„Das ist jawohl fies!“, beschwerte sich Sirius sogleich und machte ein vollkommen ernstes Gesicht, wofür er einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf von James kassierte: „Also so was! Du wolltest doch, dass möglichst viele trinken!“Nun grinste auch Sirius wieder: „Natürlich! Aber die anderen jetzt so vorzuführen. Unser armer Wurmschwanz!“Nun legte er einen mitleidigen Blick auf, wofür er einen weiteren Schlag von James kassierte, der grinsend meinte: „Du bist so scheiße, Tatze!“ „Ich weiß!“, war die Antwort von dem zufrieden grinsenden Sirius.Peter und meine Freundinnen hatten sich währenddessen alle eine Flasche genommen und tranken nun.Danach schauten alle Sarah an, die neben mir saß und somit als nächste an der Reihe war.Sie überlegte einige Zeit, in der Sirius demonstrativ gähnte, worüber er selbst und James dann grinsen mussten, bis sie sagte: „Ich hab noch nie die Jungentoilette betreten.“„Das war jetzt auch fies!“, sagte Sirius, scheinbar nachdenklich, während die Jungen sich alle eine Flasche nahmen.Ich sah hinüber zu Hannah. Sie hatte mir da mal was erzählt… Ob sie jetzt ehrlich war?Und tatsächlich… Sie wurde halt rot, nahm sich aber auch eine Flasche.Die Jungs hielten sofort inne, als sie es sahen, und plötzlich platzte aus Sirius heraus: „Nein, das ist nicht dein ernst!“Er sah amüsiert aus, ebenso wie die anderen Jungen jetzt.Sarah wirkte zufrieden, obwohl sie es selbst auch noch nicht gewusst hatte. Hannah hatte es mal Fiona und mir erzählt, als Sarah und Grace nicht da waren, da war es Hannah aber nicht peinlich gewesen. Ich konnte mir vorstellen, dass es ihr jetzt auch nur wegen den Jungs peinlich war, nicht wegen uns.„Man, ich konnte da auch nichts für… Meine Mutter und ich mussten so dringend… Wir waren an einer Raststätte. Und bei den Frauen war eine Schlange. Da sind wir dann einfach bei den Männer aufs Klo gegangen.“, murmelte Hannah ihre Erklärung und Sirius schüttelte den Kopf, als würde es ihn ernsthaft entsetzen: „Das gibt’s jawohl nicht… So was… Ich dachte du wärst so unschuldig… Und dann spannst du einfach auf dem Männerklo!“„Ich habe nicht gespannt!“, wehrte Hannah sich und Sirius schüttelte wieder den Kopf, als könnte er es wirklich nicht glauben. Die anderen drei Jungen grinsten und James meinte: „Das wird dir Tatze jetzt ewig nachhängen!“„Natürlich! Hannah, die Spannerin…“, nickte Sirius, weiterhin scheinbar ernst und doch wussten wir, dass er das eher lustig fand als schlimm.Wir wandten uns jetzt, wo die Flaschen leer getrunken waren und scheinbar alles zu dem Satz geklärt war, Fiona zu, die als nächste an der Reihe war.Diese war auch schon am Überlegen und sagte recht schnell: „Ich hab noch nie meine Eltern angelogen.“Ich überlegte noch, musste mir dann aber eingestehen, dass ich sie schon einige Male angelogen hatte, während alle anderen schon eine Flasche nahmen, bis auf Fiona selbst natürlich und auch Sirius.Dieser hob leicht die Augenbrauen, wandte sich dann an James und fragte, ausnahmsweise mal relativ leise und nicht mit einem Grinsen: „Die vom Blut oder die vom Gefühl?“An seinem Tonfall war zu hören, dass er es äußerst ernst meinte, und auch bei James, obwohl mit Grinsen gesagt, hörte man die Ernsthaftigkeit des Themas heraus: „Dort, wo du am meisten trinken kannst!“Nur grinste auch Sirius wieder, obwohl es nicht ganz so aussah wie davor, und nickte: „Das ist gut! Dann hoch den Humpen!“Er nahm sich auch eine Flasche, als auch ich meine schon genommen hatte und wir tranken alle.„Verrückt, dass du noch nie deine Eltern angelogen hast…“, meinte Sarah Kopf schüttelnd, während sie ihr Fläschchen bei Seite stellte, „Ab und zu ist das doch mehr als nötig.“„Bei uns nicht…“, entgegnete Fiona Schulter zuckend. Tatsächlich waren ihre Eltern ziemlich locker drauf. Aber meine Eltern waren ja auch nicht so verklemmt… Und dennoch log ich sie manchmal ein wenig an.Damit war auch das Thema geklärt und Grace war dran.Ich wusste, dass Grace es genauso sehr wie ich hasste, sich bei solchen Spielen etwas selbst auszudenken, weil sie es auch, ebenso wie ich, nicht konnte, doch nach nur geringer Zeit des Überlegens meinte sie: „Da wir gerade bei Eltern sind… Ich habe noch nie Hausarrest bekommen.“„Das ist jawohl eine Lüge!“, protestierte James sogleich, doch Grace schüttelte den Kopf: „Die volle Wahrheit.“Ich brauchte nicht zu überlegen und nahm mir gleich eine Flasche. Petunia und ich waren in einer Nacht, als wir noch ziemlich jung waren, aus dem Haus gegangen, weil ein älterer Junge uns erzählt hatte, dass bei Vollmond Einhörner an dem See bei uns im Ort wären. Damals kannte ich Einhörner nur aus Sagen und war ebenso begeistert wie Petunia von der Idee, dort könnten Einhörner sein. Unsere Eltern hatten unser Fehlen jedoch bemerkt, kaum waren wir zum See abgehauen und hatten sich schreckliche Sorgen gemacht. Als wir wiedergekommen waren, enttäuschend, weil keine Einhörner da gewesen waren und auch sonst nichts Spektakuläres passiert war, hatten wir prompt unser erstes und einziges Mal Hausarrest bekommen. Für eine ganze Woche im Übrigen, weil unsere Eltern sich über 3 Stunden wirklich schreckliche Sorgen gemacht hatten.Auch die anderen griffen alle nach einer Flasche, alle, bis auf Sirius.„Du nicht?“, fragte Fiona den Jungen verwundert und Sirius sah sie, scheinbar verärgert an und wieder wie er eben so war: „Warum so überrascht? Als würde ich jemals etwas tun, wofür ich Hausarrest verdient hätte!“„Du doch nicht!“, grinste James und zufrieden nickte Sirius: „Eben!“Nach dem Trinken des Alkohols war Hannah an der Reihe.Sie überlegte kurz, zuckte dann mit den Schultern und schlug den Satz vor: „Ich hab noch nie mit einem Tier gekämpft?!“Sie war sich unsicher und glaubte wohl, ebenso wie wir anderen Mädchen, dass jetzt niemand trinken würde, doch die Jungen wechselten kurze Blicke und hoben dann alle ein Fläschchen.„Prost!“, sagten Sirius und James leichthin und sie kippten das Getränk alle schnell herunter.„Ihr habt mal mit einem Tier gekämpft?“, fragte ich perplex, während sie ihre Flaschen wegstellten und James nickte: „Ja, kann schon mal passiert sein…“„Kann schon mal passiert sein?“, fragte Grace, die ebenso perplex war wie ich.Sirius zuckte mit den Schultern: „Die ein oder andere Wette… und so… hat es von uns erfordert!“Wieder tauschten die Rumtreiber Blicke, bei denen Sirius und James breit grinsten und Peter und auch Remus ganz, ganz leicht lächelte.James wechselte dann allerdings das Thema, bevor wir weiter nachhaken konnten: „Nun ja… Wo ich so auf die Flaschen gucke… Ich finde, Wurmschwanz, du kannst schon mit den richtigen Sachen anfangen. Die Mädels haben sich herein gefunden. Und trinken noch alle Flaschen leer, wenn es so weitergeht…“ Er grinste breit und tatsächlich war die Menge des Alkohols schon um einiges geschrumpft. Es ging schneller, als ich zuvor gedacht hatte. Ich hoffte nur, dass ich nicht weiter so oft trinken musste. Auch wenn es Spaß machte, ich wollte mich hier ja auch nicht betrinken. Wie peinlich das wäre… Wie unendlich peinlich… Gerade vor James…Ich guckte kurz den Jungen an, der neben mir saß und wieder stieg ein warmes Gefühl in mir auf. Wie schnell er sich wohl betrank?Ich schaute zu Sarah und es war der gleiche Moment, wo sie zu mir schaute und in dem ich zum einzigen Mal in meinem ganzen bisherigen Leben absolut fühlen konnte, wie es Sirius und James ging, wenn sie sich ansahen.Ich wusste, was Sarah dachte, und wusste auch, dass sie meine Gedanken in diesem Moment wusste. Sie fragte sich auch, ob James überhaupt betrunken werden konnte. Und wie er sich dann benahm. Und natürlich das gleiche bei Sirius. Wo sie sich doch eh schon so oft wie betrunken verhielten.Und es war, als hätten wir uns somit verschworen, vor allem die beiden zum möglichst vielen Trinken zu bringen.

Ich hab noch nie...

„Ich hab mich noch nie nackt aus dem Haus ausgesperrt.“, war Peters Satz, auf den ein gespanntes Schweigen folgte.Jedoch nahm kein einziger von uns eine Flasche.„Ach, schade!“, meinte Sirius nach einiger Zeit und James grinste: „War aber ein Versuch wert. Und es wäre verdammt lustig gewesen!“„Okay, nächster… Moony!“, forderte Sirius den Freund auf, der rechts neben ihm saß.Remus überlegte kurz, sah dann zu James und lächelte: „Ich hab noch nie Tagebuch geführt.“„Ah, wie sehr ich dich hasse!“, entgegnete James Kopf schüttelnd und nahm sich gleich ein Fläschchen, aber auch Fiona, Grace und ich mussten trinken.„So schlimm ist ein Tagebuch jawohl nicht…“, murmelte Grace und Sirius grinste seinerseits: „Nur als Junge peinlich!“Er stieß seinen besten Freund mit dem Ellenbogen an, während wir vier tranken, und danach bezeugte James: „Als Junge ist es echt peinlich!“Er schaute zu mir, um dann wieder schnell wegzugucken und hinzuzufügen: „So Image schädigend…“„Was? Du hast ein Image?“, fragte Sirius sofort und klang ernsthaft schockiert und überrascht. Doch gab er James keine Gelegenheit zu antworten und fuhr sofort fort: „Davon hast du mir ja noch nie was gesagt! Jetzt bin ich ehrlich empört! Ich dachte immer, jetzt hätte ich endlich den Jungen gefunden… Den Jungen, der nicht nur an sein Image denkt… Den Jungen, der gar kein Image hat… Hach… Die Welt ist doch ungerecht!“ Mit einer übertriebenen Geste ließ er sich zurückfallen und jetzt musste James auch wieder grinsen: „Mach nicht so ein Scheiß, Tatze!“„Das ist kein Scheiß! Das ist mein voller Ernst!“, versicherte Sirius James, nachdem er sich eilig wieder aufgerichtet hat.„Ach, halt den Mund!“, winkte James ab, grinste aber noch immer, „Und mach jetzt mal weiter!“Er nickte in die Mitte, wo der Bestand an Flaschen drastisch abnahm, dann sagte er: „Wir haben noch mehr, oder?“„Ja, noch einige mehr! Nach der nächsten Runde können wir spätestens neue holen!“, entgegnete Sirius, „Aber jetzt erst mal: Leere zählen!“Er sah hinunter zu seinen leeren Flaschen, während auch die anderen Jungs zu ihren schauten. Wir Mädchen begriffen schnell und ich zählte eilig die Flaschen, die ich schon leer getrunken hatte.„Nur zwei! Nach einer Runde mit neun Leuten durfte ich nur zweimal trinken!“, beschwerte sich Sirius lautstark und James grinste: „Tja, ich habe sechs.“„Ich habe auch sechs!“, entgegnete Peter und Remus lächelte: „Fünf.“„Ich habe auch fünf!“, meldete ich mich schnell zu Wort und war insgeheim froh, dass ich nicht am meisten hatte. Schnell mischte sich nun auch Sarah ein: „Auch fünf!“Hannah lächelte fast verschämt: „Also ich habe sechs.“„Ich nur drei!“, freute sich Grace und Fiona war begeistert: „Ich auch drei!“„Ich könnt euch doch nicht freuen, wenn ihr wenig habt! Am meisten Spaß macht es, wenn man viel trinken kann!“, regte sich Sirius auch sogleich auf und James legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Nicht aufregen! Die haben den Sinn des Spieles nun mal nicht verstanden!“ – Er ließ seine Stimme ein wenig leiser werden. – „Weiß du… Die sind nämlich ein wenig dumm…“„Das haben wir gehört!“, mischte sich Sarah ein. James machte große Augen: „Was habt ihr gehört?“ „Er hat nichts gesagt!“; nickte Sirius eilig, „Und nun lenkt nicht immer vom Spiel ab!“ – Er und James grinsten. – „Ich habe zumindest noch nie freiwillig und gerne hier auf Hogwarts ein Buch gelesen!“„Tatze… Nur einmal würde ich gerne deine Logik verstehen…“, meinte Remus, während er nach dem Alkohol griff. Auch ich nahm mir wieder eine Flasche, ebenso wie Peter, Fiona, Grace und Sarah. Hannah konnte mit Büchern so gar nichts anfangen und James… Wahrscheinlich auch nicht… Ich hatte auch immer in der Bibliothek Zuflucht suchen können, wenn mich seine ewige Fragerei nach Dates wieder vollkommen auf die Palme gebracht hatte. Ich konnte mir das Gefühl damals kaum noch vorstellen. Ob ich jetzt wohl ja sagen würde, wenn er fragen würde? Ich war mir ziemlich sicher… Aber ich wollte doch nicht eine von vielen sein… Eine von den vielen, mit denen er schon seine Dates hatte…Aber es hatte doch eh keinen Zweck mehr, darüber nachzudenken. Er war doch offensichtlich verliebt. Deswegen fragte er mich auch schon seit Beginn dieses Schuljahres nicht mehr um ein Date… Und wenn es keine Frage geben würde, konnte ich weder nein, noch ja sagen… Also war das Überlegen daran doch eigentlich zwecklos…Ich war froh, dass Sirius mich aus meine Gedanken zog, bevor ich laut aufseufzte: „Moony! Das ist wirklich ganz logisch! Die wollen nichts trinken, also die Mädchen! Also ärgere ich sie am besten damit, dass ich sie zum Trinken bringe. Als Rache dafür, dass ich so wenig trinken darf.“„Dann wirst du nur noch eifersüchtig, weil sie am Ende noch mehr Flaschen haben als du!“, entgegnete Remus Schulter zuckend und Sirius öffnete den Mund, um wohl irgendetwas Dummes zu erwidern, als James dazwischenkam: „Das ist jetzt voll unwichtig! Viel wichtiger ist, dass ich jetzt dran bin. Also pass mal auf, Tatze: Willst du mal alleine trinken?“Nun grinste James wieder und begeistert wandte Sirius sich zu seinem besten Freund, um zu nicken.James wirkte äußerst zufrieden: „Also ich habe nämlich mein Haar noch nie länger als dreißig Minuten gepflegt.“Sirius nahm sich sofort ein Fläschchen und wir Mädchen mussten lachen, während die Jungen grinsten.„Länger als dreißig Minuten?“, fragte Sarah durch die Lacher und Sirius wehrte sich: „Ja, man! Aber… Maaan! Er hat mein Haar gefärbt!“ – Er deutete auf James. – „Über Nacht! Pink! Da musste ich halt gucken, ob die Farbe wirklich richtig raus war und so…“Selbst wir hatten uns alle nicht länger als dreißig Minuten um unsere Haare gekümmert. Allgemein um unser Aussehen vielleicht, aber nicht explizit um die Haare, deswegen dauerte es ein bisschen, bis wir uns endlich wieder beruhigten„Da wusste ich noch nicht, dass seine Haare sein Leben sind…“, erklärte James Schulter zuckend, „Da dachte ich, dass ich mal einen coolen Scherz machen kann… Aber der ist gründlich in die Hose gegangen!“ „Ich war tagelang auf dich sauer!“, nickte Sirius und grinste nun.„Wann war das denn? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mal irgendwer von euch sauer auf einen anderen war.“, meinte Fiona und synchron antworteten Sirius und James: „Das war in der dritten Klasse.“Wir versuchten noch kurz, uns daran zu erinnern, dann waren wir alle der Meinung, dass wir weitermachen sollten mit dem Spiel und ich war somit an der Reihe.Ich tauschte einen kurzen Blick mit Sarah und dachte nur daran, dass James trinken sollte. Sarah nickte mir leicht und grinsend zu und ich sagte: „Ich hab noch nie eine Unterrichtsstunde zu spät betreten!“Die Jungen mussten alle eine Flasche nehmen und als sich keine von uns Mädchen rührte, fragte James mit gehobenen Augenbrauen: „Wirklich keine von euch?“Wir schüttelten alle mit den Köpfen und Sarah meinte: „Wir haben ein paar Mal fast verschlafen, aber wir haben nie ohne Erlaubnis gefehlt, nicht einmal ein paar Minuten.“James und Sirius schauten sich an, als könnten sie es schwer glauben. Peter zuckte mit den Schultern: „Sie werden schon die Wahrheit sagen…“ „Wäre auch eine dumme Frage zum Lügen!“, bestätigte Remus lächelnd und James und Sirius sagten synchron: „Ich glaube es trotzdem nicht.“Und damit war Sarah an der Reihe, die ja ebenfalls nur Sirius und James zum Trinken bringen wollte: „Ich habe noch nie Schuleigentum zerstört.“Die Rumtreiber grinsten und mussten wieder alle trinken, jedoch nahm Fiona nach kurzer Zeit ebenfalls ein Fläschchen.„Du hast mal was zerstört?“, fragte Sarah und in ihrer Stimme schwang das Entsetzen mit, das ich spürte.Fiona zuckte leicht mit den Schultern und nickte dann: „Ja, irgendwie schon… Ich habe doch mal die Tür zu unserem Schlafsaal aus den Angeln gerissen. Wir mussten McGonagall rufen…“„Stimmt!“, entgegneten wir anderen Mädchen einstimmig. Es war sogar nicht mehr als ein Jahr her, wo Fiona so wütend geworden war, weil Grace von dem Jungen geküsst worden war, den Fiona so mochte, dass sie die Tür so stark zugeschlagen hatte, dass sie aus den Angeln gehüpft ist. Es war sogar etwas gebrochen gewesen und uns war wirklich kein Spruch eingefallen, mit dem wir das alleine hätten gut machen können.„Also, Fiona… Ich bin entsetzt!“, sagte Sirius empört und James musste grinsen: „Du hast nicht entsetzt zu sein! Du hast schon weitaus schlimmere Sachen getan!“ „Was? Ich?“, fragte Sirius und legte seine Hand auf sein Herz, „Was meinst du denn damit?“ James schüttelte den Kopf und sein Grinsen war nun wieder verschwunden: „Ich weiß auch nicht… Es kam so über mich… Es sprach mit mir…“„Na, dann! Ich dachte schon, du meinst es ernst! Und jetzt lass uns mehr Alkohol holen! Die Flaschen sind bald alle leer!“, meinte Sirius und schon standen beide Jungen auf und holten die Kiste unter ihren Betten hervor.Als ich die Mengen sah, die sie herausholten, wurde mir fast ein wenig schlecht. Wenn ich viel davon trinken müsste, würde ich mich sicher übergeben. Ich war Alkohol nun mal nicht so gewohnt… Aber… Wenn die anderen Mädchen mit auf den Plan kamen, Sirius und James zum Trinken zu bringen, würde ich nicht so viel trinken müssen… und stattdessen würden James und Sirius sich betrinken… Vielleicht…„So! Fiona, bitte! Du bist dran!“, sagte James höflich, als er sich wieder neben mich setzte und Sirius sich daneben platzierte.Fiona nickte leicht, überlegte kurz und fuhr dann mit dem Spiel fort: „Ich hab mich noch nie betrunken!“Die Rumtreiber nahmen sich sofort alle eine Flasche, Hannah, Sara und ich folgten dem Beispiel zögernd.Sarah und ich tauschten einen kurzen Blick und mussten grinsen. Na, wenn die Rumtreiber sich schon einmal betrunken hatten, war es also gut möglich, dass wir es hier auch schafften. Und es war, als hätten die drei anderen Mädchen jetzt plötzlich auch verstanden, was Sarah und ich vorhatten.„Lily? Du hast dich betrunken?“, riss James mich aus der Einigkeit mit meinen Freundinnen. Er schüttelte leicht den Kopf: „Sieht dir nicht ähnlich.“ „Es war auch mehr aus Versehen…“, bezeugte ich, was alle anderen zum Grinsen brachte. James nickte hinüber zu den ganzen noch vollen Flaschen: „Davon würdest du betrunken werden?“„Wer nicht?“, entgegnete ich und sah James skeptisch an, dessen Grinsen breiter wurde.„Warum?“, fragte ich nach und James erwiderte: „Nur so! Wo du immer so brav bist… Wie bist du denn, wenn du betrunken bist? Ganz anders? Oder fällt das gar nicht auf?“Ich spürte, wie ich rot anlief. Oh, nur der Gedanke daran…Ich erinnerte mich an das einzige Mal, zu dem ich betrunken war. Ich hatte geredet ohne Ende. Alles, was mir einfiel… Und ich hatte alles am nächsten Tag noch gewusst… Ich stellte mir vor, am nächsten Morgen nüchtern wieder aufzuwachen und zu wissen, dass ich James betrunken meine Liebe gestanden hatte. Nein, wie schrecklich peinlich das wäre!„Ist doch jetzt egal!“, riss Sirius mich aus meinen Gedanken und schlug leicht auf James’ Schulter: „Wir wollen lustige Sachen herausbekommen. Oder etwas Lustiges sehen, zum Beispiel Lily betrunken. Bei beiden müssen wir weitermachen! Also Grace!“James musste grinsen, alle anderen ebenfalls, während sich das Rot in meinem Gesicht beschämt verdunkelte.Tatsächlich fuhr Grace fort: „Ich hab noch nie… ähm… unter der Dusche gesungen!“„Du bist so doof!“, fauchte Sarah sogleich und sie wurde rot, sodass ich meine Sache darüber hinaus vergaß.Wir Mädchen wussten alle, dass Sarah unter der Dusche sang. Wir hörten sie gelegentlich und lachten immer wieder darüber. Erst war es ihr peinlich gewesen, mittlerweile konnte sie aber mit uns lachen. Nur, das war mir klar, waren die Rumtreiber ein ganz anderes Kaliber.Sarah nahm eine Flasche und schaute uns anderen Mädchen, besonders Hannah finster an, wir dagegen grinsten breit.„Hey, das ist doch nicht schlimm!“, hörte ich nun wieder Sirius und erst jetzt sahen wir wieder zu den Jungen und bemerkten, dass James und Sirius sich auch beide eine Flasche genommen hatten.„Die beiden singen sogar zusammen…“, meldete sich Remus zu Wort, als er bemerkte, wie verwundert wir alle waren. Peter nickte: „Der eine putzt sich die Zähne und der andere duscht… Und dann singen sie!“„Hey, es macht Spaß!“, meinte Sirius Schulter zuckend und James grinste: „Viel Spaß! Prost!“Er ließ seine Flasche gegen Sirius’ klirren, um sie dann auch in Richtung Sarah zu halten. So stießen sie zu dritt an und der Farbton in Sarahs Gesicht nahm deutlich ab.Sie tranken schnell, stellten die Flaschen dann bei Seite und danach schauten wir alle erwartungsvoll zu Hannah, die als nächste an der Reihe war.Hannah überlegte kurze Zeit, dann sagte sie: „Ich hab noch nie die Küche von Hogwarts betreten.“Die Jungen nahmen sich jeweils sofort eine Flasche und Sirius nickte leicht: „So muss das weiter gehen! Lasst immer mich trinken!“ Er grinste breit, dann tranken sie alle vier.„Du willst also immer noch trinken?“, fragte Peter, während sie die Flaschen wegstellten. Sirius nickte begeistert: „Aber unbedingt!“ „Aber es soll auch irgendetwas Lustiges rauskommen.“, mischte sich James ein, „Wir wollen ja nicht Bringt-Tatze-zum-Trinken-Spiel spielen.“ „Warum das nicht? Als wir das mal gespielt haben, war es sehr lustig!“, grinste Sirius.„So was habt ihr mal gespielt?“, fragte Hannah. Ich selbst war zu geschockt, um so etwas zu fragen. Man spielte doch kein Spiel, jemanden zum Trinken zu bringen.James sah kurz zu mir, fast prüfend und winkte dann ab: „Ach, das war noch zu unserer schlechten Zeit. Wo wir nur Scheiße gebaut haben. Aus dem Alter sind wir längst raus!“Die anderen Rumtreiber nickten, während der Schock aus unseren Gesichtern sich in Skepsis wandelte.„Ihr seid aus dem Alter längst raus? Kommt mir nicht so vor…“, meinte ich und Sarah bestätigte mich: „Also mir auch nicht! Ihr baut immer noch jede Menge Scheiße!“„Ja, aber nicht mehr so viel! Und nicht mehr in der Art, in der wir es getan haben!“, entgegnete James und Sirius nickte: „Ja, wir sind richtig brav geworden in letzter Zeit! Wir sparen ja auch das meiste und das beste fürs Schuljahresende auf!“ Er grinste breit, doch bekam von beiden Seiten einen Ellbogen in die Rippen.„Ja, aber es ist nichts Gemeines dabei!“, meinte Remus sofort, während Sirius und James sich in einen Blickkontakt miteinander verfingen.„Als würde uns das interessieren…“, meinte Grace. Hannah lächelte: „Solange wir nicht betroffen sind.“„Na ja… Ein wenig seid ihr betroffen…“, murmelte Peter und Remus zuckte mit den Schultern: „Ja, ein wenig! Aber ein wenig muss jeder Schüler betroffen sein.“„Wir wollen zur Legende werden!“, meldete sich nun auch wieder James zu Wort, „Wir wollen dabei natürlich niemanden wehtun, aber es ist sehr wichtig für uns. Hat etwa einer von euch da wirklich etwas dagegen?“Die vier sahen uns nacheinander an und ich hatte das Gefühl, James würde besonders lange mich angucken. Vielleicht erhoffte ich das ja auch einfach nur…„Quatsch! Ich glaube, es würde alle viel mehr stören, wenn ihr ganz brav von Hogwarts gehen würdet…“, meinte Sarah und ich musste ihr irgendwie Recht geben. Nur so passte es zu den Rumtreibern und nur so… wollte ich sie… So sehr ich sie einst auch gehasst hatte… Ich verstand selbst nicht, wie ich mich hier, mit ihnen zusammen ein Spiel spielend, so wohl fühlen konnte. Aber es war so und ich war glücklich damit.Es herrschte kurz Schweigen, dann meinte Peter: „Also: Soll ich jetzt?“„Ja, aber was Lustiges!“, entgegnete James, sofort wieder ganz bei der Sache.Peter nickte leicht: „Okay… Ich habe noch nie einen Jungen geküsst!“Ich sah deutlich, wie Grace mit den Augen rollte, und auch wir anderen Mädchen waren eindeutig nicht begeistert davon. Was sollte da denn Lustiges rauskommen. Wir hatten natürlich alle schon einen geküsst. Wir waren 17, beziehungsweise 18. Es war normal, dass wir schon unseren ersten Kuss hinter uns hatten.Als wir allerdings alle fünf nach einer Flasche griffen, fielen uns noch zwei andere Hände auf. Die Hände von James und Sirius.Wir sahen hoch in ihre grinsenden Gesichter und mussten kurz darauf alle fünf loslachen.„Nein! Nicht wirklich, oder?“, fragte Sarah und schnappte lachend nach Luft.James nickte grinsend: „Oh, doch, ganz wirklich!“„Ihr beide zusammen, oder mit wem anderes?“, fragte Hannah, ebenfalls noch am Lachen.Wieder antwortete James: „Wir beide zusammen. Wir küssen doch nicht irgendwo durch die Gegend!“„Aber… aber warum?“, fragte Fiona, die nun langsam wieder zur Ruhe kamen. Ich war schon längst wieder ruhig. Aber nur wegen diesem seltsamen Gefühl in mir, was sich Wort für Wort, das die anderen sprachen, verstärkte.Sirius erklärte jetzt: „Nun ja… Wir waren in der fünften Klasse und haben uns einfach gefragt, wie es denn mit einem Jungen ist. Beziehungsweise genau wie es miteinander ist, wo uns beiden irgendwelche Mädchen schon gesagt hatten, wir würden gut küssen.“Sirius und James grinsten sich wieder an, während meine Freundinnen alle die Augenbrauen hoben und sie verwundert bis belustigt anschauten.„Und? Wie war es?“, fragte Sarah direkt.Sirius’ Grinsen wurde breiter: „Es war das beste, was Krone jemals erlebt hat!“James stieß ihn sofort an: „Das stimmt doch gar nicht!“„Doch, das hast du gesagt!“, versicherte Sirius, aber James schüttelte den Kopf: „Quatsch! Ich habe gesagt, es war besser, als mit einigen Mädels! Und das stimmt auch!“„Na, das stimmt aber gewaltig!“, nickte Sirius wieder und breit grinsten die beiden Freunde sich an.Ich starrte währenddessen James an. Es war unglaublich… Das alles… Er küsste also Sirius! Und mich nicht? Mich einfach so nicht?Obwohl… Ich sollte mich beruhigen! Denn er hätte mich sicher schon geküsst… Wäre ich jemals mit ihm ausgegangen, hätte er den Kuss sicher irgendwie geschehen lassen. Nur wäre er dann genauso bedeutungslos gewesen, wie der mit Sirius. Zumindest hoffte ich doch, die beiden Jungen maßen dem Kuss nur so viel Bedeutung bei, wie sie sagten. Ich hatte sie doch auch schon gefragt, ob zwischen ihnen etwas laufen würde und sie hatten doch beide verneint…Das komische Gefühl in mir nahm wieder ab und ich konnte mir wieder ein grinsen aufs Gesicht legen.Nun stießen James und Sirius schwungvoll beieinander an und tranken ihre Fläschchen leer. Auch wir Mädchen tranken jetzt endlich.Und somit kam dann Remus an die Reihe.Er überlegte einige Zeit und meinte letztendlich: „Ich hab noch nie vor einem Muggel gezaubert.“„Anständig von dir!“, bemerkte Sirius nickend, während ich sofort an meine Eltern dachte. Sie waren Muggel und ich hatte schon einige Male vor ihnen gezaubert. Den ganzen letzten Sommer, um genau zu sein. Denn seitdem war es mir endlich möglich, auch Zuhause zu zaubern. Und meine Eltern hatten natürlich begeistert zugeschaut und hatten alles auf magischem Wege von mir sehen wollen.So nahm ich mir also ein Fläschchen, aber Peter, James, Grace und Fiona mussten ebenfalls trinken. Es war mir klar, warum. Fiona hatte auch nur Muggel als Eltern und Graces Vater war ebenfalls einer. Sie hatten bestimmt auch lediglich vor ihnen gezaubert. So schwebte es mir auch vage vor, dass Peter einen nichtmagischen Elternteil hatte.Aber James?„Vor welchem Muggel hast du gezaubert?“, hörte ich mich auch schon fragen.James antwortete sofort: „Vor Moonys Mutter. Wir waren in den Sommerferien mal bei ihr und da…“„Und du nicht?“, fragte nun Sarah an Remus gewandt. Die gleiche Frage, die ich stellen wollte.Remus grinste sofort verschmitzt: „Doch, ich war auch da!“Ich starrte ihn mindestens eine Sekunde an, ohne zu wissen, was er meinte, bis ich es plötzlich wusste. In dem Moment lachten die anderen Rumtreiber auch schon los und wir Mädchen stimmten ein.Lachend klopfte Sirius Remus auf die Schulter: „Gute Antwort!“

Teil 2

 

 Als nächstes war Sirius an der Reihe, aber bevor er seinen Satz sagte, meinte er: „Jetzt erst einmal wieder Flaschen zählen!“Wir taten es sofort und James war der erste, der seine Anzahl sagte: „Dreizehn!“ „Auch dreizehn!“, meinte Peter. Ich meldete mich als nächste zu Wort: „Neun.“ Ich war gar nicht glücklich damit. Es waren so viele… Und ich war mir sicher, dass es so weiter gehen würde… Schon jetzt war mir leicht schwummrig.„Ich auch neun.“, fügte Sarah an und Sirius wirkte beleidigt: „Ich auch nur!“„Ich habe zehn.“, meinte Remus. Fiona grinste: „Ich nur sieben.“ „Ich habe sogar noch weniger. Sechs!“, stellte Grace fest und wirkte auch ziemlich glücklich darüber. Als letztes sagte Hannah ihre Anzahl. „Ich habe acht.“„Aber du hast doch ziemlich gut aufgeholt!“, meinte James jetzt zu Sirius, „Von zwei auf neun in einer Runde… Respekt!“ „Tja… ich bin halt toll!“, entgegnete Sirius wie selbstverständlich und klopfte sich selbst auf die Schulter.Remus hob seine Augenbrauen mit einem leichten Lächeln: „Wahrscheinlich hat es keinen Zweck, dich darauf aufmerksam zu machen, dass das nicht dein eigener Verdienst ist, dass du so viel trinken durftest?“ „Nein, das hat keinen Zweck!“ grinste Sirius, „Aber nun zum Spiel zurück!“Er überlegte kurz, sah dann James einige Zeit an und meinte dann: „Ich habe noch nie ein Mädchen wirklich geliebt.“„Du bist so ein Arsch!“, sagte James sofort.Er nahm sich eine Flasche, Peter ebenfalls.„Warum ist er ein Arsch? Ist doch nicht so schlimm! Oder bist du etwa jetzt verliebt?“, fragte Sarah und plötzlich leuchteten ihre Augen erfreut auf. Sie war mindestens genauso neugierig wie ich.Aber jetzt war es bei mir anders. Anstatt dass ich neugierig wurde, hatte ich wieder dieses komische Gefühl in mir. Dieses schlechte Gefühl. Denn ich wusste doch, dass James verliebt war. Ich wusste es. Sirius hatte es doch schon in aller Deutlichkeit durchdringen lassen.James trank erst, sah uns dann reihum an und sagte vage: „Vielleicht…“Auf Sirius’ Gesicht lag ein zufriedenes Grinsen und Sarahs Augen leuchteten weiterhin neugierig. Sie wollte weiter fragen, ich jedoch hoffte, dass irgendwer sie unterbrach. Ich wollte lieber nichts Genaueres darüber wissen.Und tatsächlich: Als Sarah abermals den Mund öffnete, schüttelte Sirius den Kopf: „Keine weiteren Nachfragen!“„Genau! Keine weiteren Nachfragen! Ich bin jetzt dran!“, sagte auch schnell James und sofort äußerte sich auch Sirius wieder: „Irgendetwas, wo ich trinken kann!“James überlegte kurz und meinte dann: „Okay! Ich habe etwas, wo wahrscheinlich alle trinken dürfen!“ Er grinste breit. „Ich habe noch nie Fisch gegessen!“„Was? Noch nie?“, fragten wir Mädchen sofort alle.James’ Grinsen wurde wieder breiter: „Nö, noch nie! Den mag ich nicht!“„Woher willst du das wissen, wenn du nie welchen gegessen hast?“, fragte Fiona skeptisch.Die gleiche Frage lag mir auf der Zunge. Ich mochte ja auch keinen Fisch, aber das wusste ich immerhin nur dadurch, dass ich mal welchen gegessen hatte.„Der riecht schon eklig, wie sollte er da gut schmecken können?“, fragte James und klang so, als wäre es für ihn ganz selbstverständlich.Sirius zuckte, zu uns gedreht, mit den Schultern: „Ich versuche schon seit Jahren, ihn davon zu überzeugen, es wenigstens mal zu probieren, aber so ist er eben… Nicht intelligent!“„Hey!“, entgegnete James sofort und verabreichte Sirius einen kurzen Schlag gegen die Schulter, den dieser grinsend quittierte.Tatsächlich tranken alle außer James.Kaum hatte ich leer getrunken, spürte ich ein leichtes Schwummern in meinem Kopf. Na, ganz toll! Ich begann, den Alkohol zu spüren.Ich sah hinab auf die vielen Flaschen, die noch da waren und wusste, dass ich auch noch ein paar davon trinken müsste. Und der letzte Alkohol hatte sicher nicht einmal seine Wirkung erzielt.Wenn ich nur nichts mehr trinken müsste… Dann würde ich auf keinen Fall Gefahr laufen, betrunken zu werden!Ich schaute kurz zu James, vor dem ich mich auf keinen Fall betrinken wollte und überlegte mal wieder, dass es allerdings etwas anderes wäre, wenn der Junge vor mir betrunken wäre. Immerhin hatte er auch schon dreizehn Flaschen intus. Bei ihm musste doch schon weitaus mehr im Körper geschehen sein, als bei mir, oder? Dann würde es bei ihm sicher nicht mehr lange dauern…„Lebst du noch, Lily?“, fragte Sirius ungeduldig und unterbrach meine Gedanken.Ich war mir sicher, dass nicht einmal wenige Sekunden vergangen waren, in denen alle geschwiegen hatten und auf meinen Satz gewartet hatten. Sirius tat sicher nur so ungeduldig.James stieß seinem Freund kurz entnervt in die Rippen, während ich nun wirklich an einem Satz überlegte.Irgendwann sagte ich Schulter zuckend: „Ich habe noch nie absichtlich außerhalb Hogwarts gezaubert, als ich siebzehn war!“Ich war mir nicht einmal sicher, ob der Satz galt, da dass ‚noch nie’ immerhin durch den letzten Teil des Satzes relativiert war, aber die anderen schienen zufrieden mit dem Satz und sahen sich gegenseitig auffordernd an.Dieses Mal griffen James, Sirius und Grace nach den Flaschen.„Grace? Du?“, fragte Fiona unsere Freundin gleich und Grace nickte leicht beschämt: „Ja! Ich wollte nur ein wenig zu Hause üben. Meine Ma hat mich aber erwischt und mir richtig Ärger gegeben.“Graces Mutter war eine Hexe und ich konnte mir vorstellen, dass Grace deswegen keine Verwarnung vom Ministerium ins Haus geflogen war. Denn immerhin konnte das Ministerium nichts nachweisen, wenn es noch einen anderen Magier in dem Haus gab.„Und bei uns fragt niemand so verwundert nach, oder was?“, fragte James und tat nun empört, als sie alle drei getrunken hatten.„Dass ihr das macht, obwohl es verboten ist oder gerade weil es verboten ist, ist jawohl jedem hier klar!“, mischte sich Remus ein und sah seine Freunde mit gehobenen Augenbrauen an. Peter bestätigte: „Es wäre merkwürdig, wenn irgendwer anderes von euch erwarten würde.“James und Sirius grinsten beide und schienen damit vollends zufrieden zu sein.Als nächstes sahen wir alle gespannt zu Sarah, deren Augen sich verengten, während sie sprach: „Also ich habe noch nie an Selbstmord gedacht.“Ach, das war so typisch Sarah! Sarahs Mutters war Psychologin und von ihr hatte sie zuhauf Theorien über andere Jugendliche eingetrichtert bekommen. Eine dieser Theorien, über die wir Mädchen auch so oft schon geredet hatten, war, dass Jugendliche angeblich ständig an Selbstmord denken würden. Wir konnten das alle verneinen, was Sarahs Mutter wohl genauso unglücklich gemacht hatte wie Sarah selbst, wo Sarah gerne Pseudo-Psychologin spielte und uns dann natürlich liebend gerne geholfen hätte.Wir Mädchen schauten Sarah mal wieder mit diesem genervten Blick an, den wir seit geschlagenen sechs Jahren jetzt schon lernten, doch als ich zu den Jungs schaute, um deren Reaktion zu sehen, erschrak ich mich.Sie schauten Sirius an, der sich jetzt langsam an den linken Arm fasste, um dann fast zittrig die Hand nach einem Fläschchen auszustrecken.James legte Sirius eine Hand in den Rücken. Wir Mädchen waren alle zu entsetzt und wagten es nicht mal ein entsetztes „Was?“ auszustoßen.Ich sah meine Freundinnen an, die genauso entgeistert waren wie ich. Mir wurde klar, dass Sarah weitaus glücklicher gewesen wäre, wenn jetzt alle nur blöd darüber gelacht hätten, niemand getrunken hätte. Auch wenn sie gespielt geschmollt hätte, wenn wir uns über die Frage lustig gemacht hätten, so wäre es besser gewesen als so.Gerade dass Sirius trank… Ich hätte auch nie geglaubt, dass jemand anderes von ihnen an Selbstmord dachte, aber es war, als wäre Sirius’ scheinbares Geständnis ein glatter Hohn. Wie konnte gerade Sirius jemals an Selbstmord gedacht haben, wo er doch der fröhlichste der Rumtreiber war? Ich schluckte schwer, sah zu James.James’ Blick war so voller Sorge und in diesem Moment hasste ich mich mehr als zuvor dafür, dass ich diese große Anziehung zu ihm spürte. Wie konnte ich gerade in einem solchen Moment daran denken?Sirius trank und schaute danach James direkt in die Augen. James schaute zurück und ganz lange fixierten sie sich gegenseitig. Ich wusste, dass sie sich jetzt mal wieder unterhielten, ohne ein Wort zu wechseln. Normalerweise hasste ich das. Ich wusste nicht mal warum, aber ich hasste es dennoch, während ich es gleichzeitig faszinierend fand, wie es bei den beiden funktionierte. In diesem Moment jedoch war ich einfach froh darum, dass sie nichts laut aussprechen mussten, sodass es Sirius nicht noch unangenehmer werden musste.Ich senkte meinen Blick auf den Boden und die Stille lastete schwer in dieser Situation. Ich wünschte mir, der Nebel des Alkohols, der schlagartig verschwunden war, als ich die leeren Augen Sirius’ gesehen hatte, würde wieder zurückkommen, aber er wollte einfach nicht wiederkommen.„Nun macht schon weiter!“, verlangte James plötzlich. Ich sah wieder zu ihm, wie auch alle anderen. James grinste breit: „Grace, du bist dran!“Sein Grinsen sah nicht so aus wie sonst immer und in diesem Moment war uns allen klar, dass ihm nicht zu grinsen zumute war. Seine Hand lag auch noch immer im Rücken seines besten Freundes und sein Blick wanderte kurz darauf wieder zu ihm, während jener sich mit seinem Blick fast bei James festzuklammern schien.Remus und Peter lächelten nun auch wieder, aber es war ebenfalls dieses gewisse falsche Lächeln. Dennoch wandten sie sich nun fast erwartungsvoll Grace zu und auch wir Mädchen gaben uns Mühe, so zu tun, als sie nichts gewesen. Als wären die letzten wenigen Minuten nicht geschehen. Wenn es überhaupt Minuten gedauert hatte und nicht nur Sekunden…Grace schloss die Auge, scheinbar um sich wieder aufs Spiel konzentrieren zu können, öffnete sie dann wieder und sagte unsicher: „Ich habe noch nie meine Haare gefärbt?!“Es war etwas belangloses, aber ich war mir sicher, dass ich auch nichts Besseres hätte zustande bringen können. Grace war die einzige, die trank, und James meldete sich wieder grinsend zu Wort: „Schade, dass du nicht gesagt hast, dass dein Haar noch nie gefärbt wurde! Dann hätten wir Rumtreiber auch trinken dürfen!“Ich wusste, dass wir im Normalfall jetzt gegrinst hätten. Und dass Sirius sich noch einmal beschwert hätte, dass er unbedingt noch ein paar trinken wollte, um James einzuholen. Aber Sirius schwieg und unser Lächeln war nur schwach.Man, verdammt! Warum hatte Sarah diesen dummen Satz auch sagen müssen?Aber als ich meine Freundin ansah und wieder den kurzen besorgten Blick, den auch sie Sirius zuwarf, von ihr bemerkte, konnte ich ihr nicht böse sein. Sie hatte es ja nicht wissen können… Wo wir uns viel eher darüber lustig machten und ständig sagten, dass wir solche Leute nicht kennen würden. Nicht, dass wir uns von solchen Leuten distanzierten. Aber wir hätten einfach nie geahnt, dass es jemanden gab, der uns so nahe stand, der immer so fröhlich war und insgeheim… Obwohl… Wer sagte eigentlich, dass er im Moment an Selbstmord dachte? Vielleicht war es ja früher gewesen… Vielleicht war es ja lange her… Gab es nicht diese Sache mit seinen Eltern? Die Sache, warum er bei James lebte? Vielleicht war es zu Zeiten, wo er noch bei seinen Eltern gelebt hatte…Nur schwerlich konnte ich mich auf Grace konzentrieren, die nun an der Reihe war.Grace brauchte wieder einige Zeit, dann sagte sie endlich: „Ich habe noch nie im Unterricht geschlafen!“Ich wusste sofort, dass ich auch wieder trinken musste. Bei Professor Binns war es mir schon einige Male passiert. SO gerne ich auch wach bleiben wollte, um nicht zu viel zu verpassen… Professor Binns war selbst für mich zu schwer zu überstehen und ich bewunderte eigentlich alle, die es schafften, immer wach zu bleiben. So auch Grace…Ich griff nach einer Flasche, ebenso wie Sarah, Fiona, Peter und Remus.„Lily? Du?“, fragte James und klang entsetzt. Ich sah zu ihm und sofort bemerkte ich, dass Sirius und er sich nicht mehr berührten oder anschauten. Um im selben Moment fiel mir auf, dass ich das mit Sirius für kurze Zeit tatsächlich vergessen hatte. Und auch, dass die Schwummrigkeit in meinem Kopf wieder eingesetzt hatte, sogar stetig zunahm.Hannah kam mir mit einer Antwort zuvor: „Ja, Binns hält nicht einmal sie aus!“ ich wusste allerdings, dass Hannah und Grace nur nie eingeschlafen waren, da sie in Geschichte der Zauberei immer die Hausaufgaben für andere Fächer von mir übernahmen oder allgemein für andere Fächer übten. Sonst hätte der Schlaf auch die beiden längst einmal übermannt.Aber mir fiel auf, dass auch James und Sirius nichts getrunken hatte…Da ich es kaum wagte, Sirius nach dem geschehenen anzusprechen, wandte ich mich an James, als ich fragte: „Und was ist mit euch? Müsst ihr jetzt nichts trinken?“Zu meiner Verwunderung war es Sirius, der breit grinsend antwortete. Mit einem Grinsen, welches ganz klar normal seines war. „Also, Lily! Was denkst du von uns? Als würden wir bei unserem Lieblingslehrer schlafen!“„Wirklich, Lily!“, stieg James gleich darauf ein, „Was glaubst du von uns?“„Eigentlich finden sie nur immer doofe andere Beschäftigungen…“, klärte Remus uns auf und Peter zählte auf: „Streiche aushecken, dumme Spiele spielen, uns verarschen…“Wir mussten alle grinsen und jeder von uns konnte sich das gut vorstellen.Und es war, als wäre damit die Sache mit Sirius vergessen. Der Alkohol hatte uns wahrscheinlich alle schon ein wenig getrübt und die Rumtreiber taten ihr bestes, um uns vergessen zu lassen. Ich sollte mich erst viel, viel später wieder daran erinnern. Für diesen Abend war es für mich, und ich denke, auch für meine Freundinnen, erst einmal vergessen. Weil die Rumtreiber zu natürlich waren. Und der Alkohol eben unser Denkvermögen beeinträchtigte.Dennoch war Hannahs Versuch, wieder ins normale Spiel zu kommen, fast ein wenig vorsichtig: „Ich habe noch nie ein Kleid angehabt.“Remus seufzte sofort deutlich auf, während Sirius und James tatsächlich loslachen mussten. In Peters Gesicht trat ein resignierender Ausdruck und als Peter und Remus beide nach jeweils einem Fläschchen griffen, mussten auch wir Mädchen loslachen.„Nicht wirklich, oder?“, fragte Sarah und zur gleichen Zeit platzte Grace heraus: „Ist nicht wahr!“„Tja…“, begann James zufrieden grinsend seine Erklärung, „Wir Rumtreiber wetten ja manchmal um ein wenig Blödsinn. Ein paar Mal war der Wetteinsatz, dass der Verlierer im Kleid Karaoke singen muss. Tja… Bisher haben die beiden bei solchen Gelegenheit immer verloren!“Wieder mussten wir alle lachen, danach nahmen auch Fiona, Grace, Sarah und ich uns jeweils ein Fläschchen und wir tranken gleichzeitig mit den beiden Jungen.Das war auch so typisch die Rumtreiber! Und es gefiel mir irgendwie… Gerade wenn ich dabei in James’ breites Grinsen sah…Peter war als nächstes dran und nun meldete sich Sirius auch wieder zu Wort: „Mach was, wo ich trinken darf!“Peter überlegte, sah uns alle reihum an und meinte dann: „Ich hatte noch nie einen One-night-stand!“„Darf ich für jeden einen trinken?“, fragte Sirius sogleich voller Begeisterung, wofür er einen Schlag gegen den Hinterkopf von James kassierte.„Was?“, fragte er, scheinbar verständnislos, und James erwiderte: „Wenn du für alle trinkst, sind alle Flaschen leer!“ Sirius’ Grinsen wurde noch breiter, während James leicht den Kopf schüttelte, aber ebenfalls grinste.Letztendlich blieben die beiden aber die einzigen, die tranken. Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn noch jemand getrunken hätte. Aber ich dachte kaum, was gewesen wäre, wenn… Denn viel mehr war ich damit beschäftigt, den stechenden Schmerz in mir zurückzudrängen, als James trank.Ich wusste doch, dass er schon viele Mädchen gehabt hatte… Manche davon auch nur eine Nacht… Warum verletzte es mich jetzt plötzlich so? Vor einem Jahr hatte es mich noch vollkommen kalt gelassen… oder angeekelt…„Ich habe noch nie meine Mutter heiraten wollen!“Der Satz zog mich wieder aus meinen Gedanken und verwundert schaute ich Remus an. Was sollte das denn?„Oh, wie ich dich hasse, Moony!“, sagte James verbissen und uns Mädchen wurde schlagartig klar, was das hieß. James wollte also mal seine Mutter heiraten?Noch bevor jemand von uns einen spöttischen Kommentar dazu ablassen konnte, wehrte sich James: „Ich war damals noch klein! Und meine Mutter war eben die Person, die mir am nahsten stand… Da kam ich irgendwann mit fünf oder so auf die Idee…“„Ist auch fies, ihn da so reinzureiten…“, meinte Sirius jetzt zu Remus, scheinbar äußerst enttäuscht von ihm, während James den Alkohol in einem Zug trank.Remus zuckte mit den Schultern: „Das war eben die Rache…“ „Rache für was?“, platzte James sogleich heraus und Remus zuckte abermals mit den Schultern: „Rache für… weiß ich nicht… für alles…“Sirius klopfte Remus ein paar Mal auf den Kopf, wie bei einem kleinen Kind, und meinte: „Du bist auch nicht der schlaue Kopf unserer Bande, oder?“„Wir haben eine Bande?“, fragte James mit gehobenen Augenbrauen und Sirius nickte: „Jetzt schon!“ „Und wer ist der Anführer?“, forschte James nach. Sirius winkte ab, als wäre es selbstverständlich: „Ich natürlich!“ „Ach, in so einer Bande will ich nicht Mitglied sein!“, beschwerte sich James und Sirius verschränkte die Arme: „Warum nicht?“ „Weil ich dich nicht mag…“, war die Antwort von James, auf der von demselbigen ein Grinsen folgte. In Sirius’ Gesicht bildete sich Schock ab: „Du magst mich nicht? Du… Du magst mich einfach nicht?“ „Ja, sieh es ein! Niemand mag dich!“, stellte James fest, „Dessen solltest du dir dringend bewusst werden!“Sirius tat so, als würde er losheulen, aber kurz darauf mussten die beiden Jungen loslachen. Auch wir anderen mussten grinsen, wobei ich bemerkte, dass die beiden das Spiel früher abgebrochen hatten, als sie es normalerweise getan hätten. War das etwa auch die Wirkung des Alkohols? Waren sie dadurch einfach viel zu heiter, als dass sie lange etwas anderes spielen konnten?Und auch in mir hatte ich das Gefühl, den Alkohol wieder noch deutlicher zu spüren.

 

teil3

 

Sirius klatschte freudig in die Hände: „Und jetzt wieder zählen!“Wir alle schauten auf unsere leeren Flaschen.„Siebzehn!“, war James’ stolzer Ausruf. Sirius presste beleidigt die Lippen aufeinander: „Nur dreizehn…“ „Sechzehn.“, meinte Peter und sofort beschwerte sich Sirius: „Du hast ja viel mehr als ich!“ „Tja… ich habe genauso viele wie du.“, meldete sich Remus zu Wort. „Ich habe zwölf.“, äußerte ich mich und Hannah grinste breit: „Neun!“ Fiona grinste ebenfalls: „Immerhin bisher auch nur zehn.“ „Ich habe auch zehn!“, erwiderte Grace und Sarah schloss die Runde: „Zwölf!“ Sie war wohl auch nicht sehr glücklich mit der relativ hohen Anzahl.Ich fragte mich jetzt sogar, wie James da noch so wacker sitzen konnte. Oder brauchte der Alkohol einfach noch Zeit zum Wirken?Ich war mir nicht sicher, ob ich da noch so sitzen würde, wenn ich so viel intus hätte. Selbst so war mir ja schon leicht schlecht. Aber Peter schien das auch einigermaßen gut auszuhalten.Ich sah hinab auf die noch vollen Flaschen. Es müssten wohl etwa zwanzig sein. Da wir zu neunt waren, müsste wohl jeder noch zwei Flaschen im Durchschnitt trinken. Ich hoffte zutiefst, es würde bei mir bei dem Durchschnitt bleiben und nicht mehr werden.Aber was, wenn die Rumtreiber noch welche in Reserve hatten?Meine Gedanken wurden von Sirius jäh unterbrochen: „Krone… Du musst nur vorher schon mal wissen: Ich tue es für dich!“James sah sofort zu seinem besten Freund und kaum hatten sie wenige Sekunden Blickkontakt, sagte er: „Nein! Du bist so doof, Tatze!“„Ich tue es doch für dich!“, entgegnete Sirius, „Weil ich dich so sehr liebe!“ Er legte seine Hand auf die Stelle der Brust, hinter der das Herz lag. James schüttelte den Kopf: „Wenn das dein Weg ist, mich zu lieben, dann will ich nicht von dir geliebt werden!“ „Ach, Krone! Es ist das Beste für dich!“Sirius nickte energisch und Remus seufzte nun entnervt auf: „Wie wäre es, wenn ihr uns endlich mal daran teilhaben lasst?!“„Okay!“, entgegnete Sirius sofort und noch bevor James protestieren konnte, sagte er: „Ich habe noch nie ein Mädchen hier im Raum richtig geliebt!“„Aha!“, stieß Sarah sogleich aus, während James mit hart aufeinander gepressten Lippen eine Flasche nahm.Hannah relativierte jedoch: „Nun ja… Es heißt ja nicht, dass er jetzt verliebt ist…“„Genau!“, nickte James begeistert, aber Sirius grinste: „Heißt es nicht… Könnte aber sein!“„Tatze!“, James’ Stimme schnitt härter durch die Luft als sonst immer. Er schien es dieses Mal wirklich ernst zu meinen.Er war also mal in eine von uns verliebt gewesen… Ich spürte ein warmes Gefühl in mir. Vielleicht war ich es gewesen?! Er hatte doch mal so penetrant nach einem Date gefragt… Vielleicht war das wirklich aus dem Grund?! Allerdings hatte er immer viele Mädchen nach einem Date gefragt. Und viele Dates gehabt…Ich schaute meine Freundinnen an. Es könnte auch gut eine von ihnen sein…„Hey, ich habe dir gesagt, dass ich dir nur helfen will! Irgendwer muss es ja tun!“, verteidigte sich Sirius und wieder sahen sich die beiden drängend in die Augen.Es wirkte fast so, als ob James nicht wollte, dass wir davon erfuhren, weil es immer noch so war… Weil er genau jetzt eine von uns liebte…In mir breitete sich ein Gefühl des Schocks aus. Das musste es sein! Er war doch verliebt! Scheinbar also in eine von uns!Wieder sah ich meine Freundinnen reihum an. Die Eifersucht, die ich ja schon vorher gespürt hatte, wurde größer. Es war also eine von ihnen? Wie konnten sie?Doch wusste ich, dass sie ja nichts dafür könnten, selbst wenn es so wäre. Und ich war mir ja nicht einmal sicher, dass es so war… Wobei mein Gefühl mir klar sagte, dass ich langsam der Wahrheit über James’ Liebe auf die Schliche kam.Als Sirius sich endlich wieder von James abwandte, sah er kurz zu mir, um dann wieder allgemein in die Runde zu schauen. James tat es ihm gleich.Ein Kribbeln lief durch meinen Körper. Was, wenn ich die eine war?Ich schluckte und spürte die Wärme in jede Faser meines Körpers steigen. Was, wenn es wirklich so war?Aber, nein! Es konnte nicht sein! Wie könnte er sich in mich verlieben?Doch ich sah uns wieder im Kerker bei den Todessern, sah wieder seinen fürsorglichen Blick dort, spürte plötzlich wieder Umarmung nach meinem Alptraum.Er war so süß zu mir gewesen… Die ganze Zeit schon… Allerdings – war er das nicht zu jedem Mädchen?Warum sollte er sich denn auch gerade in mich verlieben? Nicht dass ich hässlich wäre oder so… Ich war eigentlich recht zufrieden mit mir und hielt es auch für gut möglich, dass sich ein Junge in mich verliebte – aber gerade James Potter? Der, in den ich mich verliebt hatte? Der, der fast jedes Mädchen hier auf Hogwarts haben könnte, wenn er denn nur wollte?Der Alkohol schien wirklich meine Sinne zu betäuben! Dass ich es überhaupt für möglich hielt, dass ich die Eine war, in die James verliebt war… Ich war wirr… Ich sollte lieber darüber nachdenken, wenn ich wieder klar war!Und doch, obwohl ich es zu vertreiben suchte, blieb eine Wärme in mir. Als wüsste mein Inneres schon etwas, was ich einfach nicht verstehen wollte…James trank eilig und schien damit für sich selbst das Thema beendet zu haben, aber Sarah wollte mehr wissen: „Wer ist es denn?“Sirius grinste breiter und lehnte sich ein wenig zurück, während er James beobachtete. Dieser stellte die Flasche bei Seite und winkte ab: „Das hat euch nicht zu interessieren!“„Ach, komm schon! Es hat uns sehr wohl zu interessieren! Immerhin geht es um eine von uns!“, meinte Fiona nun und Sarah bestätigte: „Sag es jetzt oder wir raten im Spiel alle Namen durch. So nach dem Motto ‚Ich war noch nie in Lily verliebt.’ und so weiter…“Sie warf mir einen eindringlichen Blick zu. Sarah fand seit jeher die Idee, James wäre in mich verliebt, äußerst attraktiv. Weiß der Teufel, wer sie darauf gebracht hatte, aber sie sagte mir ständig, wir wären das Traumpaar schlechthin. Obwohl sie immer gewusst hatte, dass ich James nicht abkonnte. Aber sie hatte immer gesagt, wir sähen gut zusammen aus. Allerdings bezweifelte ich, dass sie wirklich, also ganz wirklich, geglaubt hatte, James mochte mich. Es war mehr nur so gesagt, außerdem hatte es ihr sicher Spaß gemacht, davon zu sprechen, weil ich mich jedes Mal aufs Neue darüber aufgeregt hatte. Es wäre für sie wahrscheinlich einer der schönsten Tage überhaupt, wenn sie herausfände, dass James mich wirklich mal gemocht hatte, und sie würde mich ewig auf ihre Art und Weise damit aufziehen.„Stopp, stopp, stopp!“, wehrte nun plötzlich Sirius lautstark ab, „So geht das absolut nicht! Ich wollte Krone nur in die richtige Richtung helfen und ihn nicht bloßstellen oder die ganze Arbeit für ihn machen! Weiter nachfragen ist ungerecht! Wenn ihr jetzt in den nächsten Sätzen also darauf rumhakt, ist das Spiel beendet. Denn so funktioniert das Spiel nicht!“James nickte wieder und wir wussten alle sofort, dass die beiden es wirklich ernst meinten und wir nicht weiter fragen sollten. Wobei Remus und Peter scheinbar durchaus Bescheid wussten, was Sache war.„Okay, dann bin ich dran!“, meinte James und überlegte kurz, um dann zu sagen: „Ich habe noch nie am ersten Weihnachtstag Schnee erlebt!“„Laaaaangweilig!“, entgegnete Sirius und gähnte ausgiebig.James schaute ihn böse an: „Man, lass mich!“Es klang fast wie bei einem kleinen Kind und danach grinsten beide sich an.Wir anderen überlegten währenddessen. Schnee am 1. Weihnachtstag? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich hatte durchaus Schnee an Heiligabend und dem 2. Weihnachtstag erlebt, aber am 1. … Ich glaubte es nicht.Ich sah die anderen reihum an und dann James und Sirius, die sich fest fixierten und scheinbar wieder still miteinander sprachen.Und es war plötzlich, als Hannah eine Flasche nahm, als mir die Idee kam.„Ich weiß was!“, meinte ich sofort, selbst ganz begeistert davon. Ich hatte selten in dieser Form einen Geistesblitz.„Was weißt du?“, war sogleich Sirius’ Frage.Sarah nickte: „Na, das interessiert mich jetzt auch mal!“„Ich weiß, was ich gleich sage!“, erwiderte ich.Sofort war Sirius auch begeistert: „Ist es was gegen Krönchen?“Wir alle schauten fragend zu Sirius, der mit den Schultern zuckte: „Ich höre gerne was gegen Krönchen!“Wieder mit einem bösen Blick haute James seinem besten Freund in die Seite, der dagegen unschuldig schaute und wieder mit den Schultern zuckte.„Egal, was es ist… Du kannst es jetzt auf jeden Fall sagen“, meinte Hannah nun, nachdem sie zügig ihre Flasche geleert hatte. Sie wusste, dass es öfter mal etwas Gutes war, wenn ich so plötzlich Einfälle kam.Also sagte ich: „Ich habe noch nie die Heulende Hütte betreten!“Ich sah sofort Sarahs Augen begeistert aufleuchten, als sie sich den Rumtreibern zuwandte.„DAS war mal ein Einfall!“, meinte auch Fiona und sah ebenso begeistert zu den Rumtreibern. Auch meine anderen beiden Freundinnen musterten jetzt die Jungen und ich tat es ihnen ebenfalls gleich.Die Jungen wechselten kurz Blicke und ich sah auf James’ Gesicht ein Lächeln. Es stand ihm gut…Remus war der erste, der sprach: „Ich würde mal sagen, du hast uns dran gekriegt, Lily!“„Das war gut!“, stellte James fest und sie alle vier nahmen sich eine Flasche.Sofort grinste Sarah breit: „Also wart ihr alle schon mal drin! Gut zu wissen!“„Und jetzt erzählt uns, was dort war!“, verlangte Grace.Die Jungen tranken in aller Ruhe, aber ich bemerkte, dass James und Sirius sich dabei fest in die Augen sahen. Ob sie jetzt irgendwie absprachen, was sie uns erzählten?Die Neugier in mir wurde stärker. Gerade wenn sie sich jetzt wirklich absprachen… Was war dort wohl in der Hütte?Auf jeden Fall konnten die vier uns jetzt nicht mehr erzählen, dass sie doch nicht drin gewesen waren… Sie hatten jetzt immerhin getrunken.Kaum hatten sie die Flaschen abgesetzt, als Sirius schon meinte: „Dort war nichts!“„Nichts? Ihr wollt uns wohl verarschen!“, war Sarahs Einwand.James zuckte mit den Schultern: „Vielleicht… Vielleicht stimmt es, dass wir euch nur verarschen wollen. Vielleicht war es in echt nur so schrecklich, dass wir euch nichts erzählen wollen.“„Genau genommen haben wir euch doch auch schon alles erzählt.“, fuhr Sirius fort und James nickte: „Gestern.“„Ja, aber gestern das war doch ein Witz!“, entgegnete ich. Warum sagten sie nicht einfach, was Sache war? Sie konnten jawohl sehen, wie sehr wir Mädchen darauf brannten. Oder war in der Hütte wirklich absolut gar nichts und sie wollten uns jetzt wieder nur aufs Korn nehmen?Sarah stimmte mir zu: „Das gestern habt ihr doch wirklich nicht ernst gemeint. Mit dieser Stimme und dem Schrott… Außerdem war dort nur von euch beiden die Rede und nicht von euch allen vieren.“Sirius zuckte mit den Schultern: „Vielleicht waren aber Teile richtig.“ „Vielleicht auch nicht…“, fügte James an und die beiden Jungen grinsten sich breit an.„Wenn ihr jetzt nicht sofort mit der Sprache rausrückt, dann…“, begann Fiona, doch scheinbar fiel ihr keine gute Drohung ein, so sprach sie nicht weiter. Stattdessen meldete ich mich nun wieder zu Wort: „Wir sind genauso schlau wie vorher, wenn ihr jetzt nichts sagt.“ „Nur dass wir euch ewig bedrängen werden, weil wir uns ja jetzt sicher sind, dass ihr schon drin wart…“, meinte Grace.„Obwohl…“, sagte plötzlich Sarah und ich bemerkte, wie ihr Blick schärfer wurde, als ob sie jede Reaktion der Jungen jetzt genau einfangen wollte, „Wir wissen jetzt ja, dass man so oder so lebend aus der Hütte rauskommt, sonst säßest ihr ja nicht hier. Das heißt, wir könnten ja selbst mal schauen, was dort ist…“„Nein!“Ich war verwundert. Es war Remus, der dort so schneidend Einspruch erhob.Ich sah, wie Peter ihm einen Hand auf die Schulter legte, während er zu uns sagte: „Das würde ich nicht tun an eurer Stelle.“„Ihr habt die beiden gehört“, meinte nun James.Ich konnte jedoch meinen Blick nicht von Remus abwenden, der dagegen auf den Boden vor sich schaute.„Hört mal“, fuhr Sirius fort, „Weshalb erzählen wir euch nichts? Wenn in der Hütte nichts wäre, dann hätten wir wohl schon längst ganz Hogwarts das erzählt. Einfach um zu zeigen, dass wir uns getraut haben, rein zugehen.“Das Argument war gut, aber ich achtete noch immer kaum darauf. Viel mehr beobachtete ich jetzt Peter, der sich zu Remus rüberbeugte und ihm leise etwas ins Ohr flüsterte.Was war da los?Ich prüfte, ob die anderen Mädchen das zwischen Remus und Peter auch mitbekamen. Sie jedoch hörten aufmerksam Sirius und James zu. Letzterer redete weiter auf uns ein: „Wollt ihr euch wirklich in das Risiko begeben, in die Hütte zu gehen, nur um dann festzustellen, dass es für uns schlichtweg zu schrecklich war, um es auszusprechen? Wollt ihr wirklich das Risiko eingehen, wo es bei uns vielleicht nur Glück gewesen war, dass wir noch lebend sind?“„Ja, Glück!“, meinte Sirius wieder, „Wer weiß, was uns alles hätte passieren können?! Vielleicht können wir ja auch einfach etwas, was ihr nicht könnt, was uns am Leben erhalten hat!“Mir fiel auf, dass James Peter anguckte, der von Remus abgelassen hatte. Als Peter gerade begann zu reden, bemerkte ich, wie James Sirius mit dem Ellenbogen in die Rippen stieß und ihn fest fixierte. Die anderen Mädchen waren jedoch von Peter abgelenkt: „Also vielleicht war in der Hütte wirklich nichts, vielleicht war dort aber auch etwas, was grausamer war, als ihr es euch vorstellen könnt. Grausamer als das, was wir mit den Todessern durchgemacht hatten.“Er sah zu mir und durch meinen Körper lief eine Gänsehaut. Ich erinnerte mich noch zu gut an die Grausamkeit dort in dem Kerker.Meine Freundinnen sahen auch zu mir und Sarah strich mir kurz über den Rücken, während sie meinte: „Wenn es grausamer als das ist, wollen wir es vermutlich wirklich nicht erfahren…“„Wussten wir doch!“, entgegnete James und klang wirklich wie selbstverständlich.Damit war das Thema wohl gegessen, doch gerade als ich das dachte, sah ich, wie James eine kleine Handbewegung machte. Sie war wirklich nur klein, aber er zeigte eindeutig auf Remus und stieß dabei Sirius an. Dieser reagierte, indem er nun leicht an Remus heranrückte, als er sich scheinbar lediglich anders hinsetzte, und dann sehr kurz etwas in Remus’ Ohr wisperte. Ich sah, wie dieser seinen Freund anlächelte und leicht nickte. Danach nickte er auch zu James und letztendlich noch zu Peter.„Nun, Sarah! Wir warten!“, meinte Sirius ungeduldig.Ich prüfte meine Freundinnen wieder mit meinem Blick. Hatten sie denn so gar nichts mitbekommen? Tatsächlich schienen sie weder auf irgendwelche Blicke noch sonst irgendetwas außer den Worten der Rumtreiber geachtet zu haben. Einen Moment fragte ich mich, ob sie jemals etwas von nonverbaler Kommunikation gehört hatten. Für sie schien das Thema wirklich vorbei zu sein. Auch wenn sie sehr wohl alle neugierig waren, was denn nun in der Heulenden Hütte passiert war, so schienen sie akzeptiert zu haben, dass es irgendetwas Schreckliches sein musste und die Rumtreiber deswegen nicht redeten. Aber alles, was neben den Worten zwischen den Rumtreibern geschehen war, ließ mich vermuten, dass da noch mehr hinter steckte. Viel mehr. Nur was? Ob ich es noch herausfinden konnte, während ich mit den vieren im Krankenflügel lag? Ob sie mir es jemals sagen würden? Ob es mich überhaupt etwas anging?Nein… Eigentlich war es nicht meine Sache… Ich hatte mit den vieren nichts zu tun… Mit Remus gerade noch etwas… Aber die anderen waren doch eigentlich nur Bekannte, oder nicht?Und der Gedanke schmerzte mir, weil ich für James nicht einfach eine Bekannte sein wollte.Ich sah wieder zu dem Jungen und in mir brannte der Wunsch, dass ich die war, in die er verliebt war. In die er genau jetzt verliebt war. Aber das konnte unmöglich wahr sein!

Teil 4

 

„Sarah! Nun mach schon!“, wiederholte sich Sirius, wieder äußerst ungeduldig.Peter schüttelte leicht den Kopf: „Sei nicht immer so hektisch!“„Hey!“, meinte James sofort und sah Peter böse an, „Das war mein Text!“„Kloppt euch!“, war sogleich der begeisterte Ausruf von Sirius.„Bitte, Sarah, sag deinen Satz! Bevor sie es echt tun!“, mischte sich Remus ein und tatsächlich hatte James die Hand schon zur Faust geballt.Sarah nickte, aber überlegte noch immer. Scheinbar wollte sie jetzt nichts Doofes bringen, nachdem ich ausnahmsweise mal etwas Gutes gesagt hatte, aber dafür brauchte sie jetzt auch länger. Wahrscheinlich betäubte der Alkohol auch einen Teil ihrer Gehirnzellen. Und das konnte ich ihr beim besten Willen nicht verübeln.Erst als Sirius sich nach einiger Zeit zu James umdrehte und sagte: „Kloppen wäre eine gute Alternative!“, öffnete Sarah endlich den Mund und meinte: „Man, ich weiß jetzt was!“„Dann leg los!“, entgegnete James, während Sirius gleichzeitig seufzte: „Schade.“ Er kassierte sich einen kurzen Stoß in die Rippen von seinem besten Freund ein.„Also“, startete Sarah, „Ich habe noch nie Geld von meinen Eltern gestohlen.“Sirius und Hannah griffen nach den Flaschen.„Hannah? Du?“, war gleich der entsetzte Ausruf meinerseits. Tatsächlich schienen alle weit verwunderter über Hannah als über Sirius zu sein. Auch Sirius selbst starrte Hannah fast bestürzt an, während er seine Flasche trank und Hannah selbst rot anlief.„Ich wollte es mir eigentlich ja nur leihen…“, redete sie sich raus. Sarah hob die Augenbrauen: „War es viel?“Beschämt nickte sie und trank dann schnell, wahrscheinlich in der Hoffnung, damit würde sich das Thema dann auch schneller, aber Sirius schüttelte den Kopf: „Also wirklich… Hannah! Wie bist du eigentlich drauf?“„Was soll das denn heißen?“, fragte Hannah nach, während sie ihre Flasche wegstellte.Sirius zuckte mit den Schultern: „Na, erst erfahre ich hier, dass du mal auf die Jungentoilette gegangen bist, dann bestiehlst du deine Eltern… Und ich dachte immer, du seiest so unschuldig!“Sirius tat noch entsetzter als zuvor in dem Spiel und James schlug ihm leicht gegen die Schulter, um dann selbst mit dem Kopf zu schütteln: „Das wirst du ihr wirklich ewig nachhängen, oder?“ „Selbstverständlich!“, grinste Sirius.Hannahs Gesicht erschien in einem noch dunkleren Rotton. Aber als ich mich nun umschaute, bemerkte ich, dass auch die anderen recht rötlich im Gesicht waren. Aber das kam wohl eher durch den Alokohol. „Fiona, jetzt mach schon weiter!“, drängte Hannah, damit wir endlich von ihrem Thema wegkamen.Fiona nickte: „Okay…“ Sie überlegte einen Augenblick. „Okay! Ich habe noch nie unerlaubt das Schulgelände verlassen.“Die Rumtreiber tranken alle und ich kommentierte es nur mit einem knappen: „War ja klar!“Sirius grinste mich kurz an, während James mich irgendwie auf eine merkwürdige Weise anschaute. Eine Weise, die mir wohlige Wärme durch den Körper schickte. Wie konnte er mich nur so anschauen?Ich sah kurz weg und als ich einen weiteren Blick zu ihm wagte, guckte er längst wieder woanders hin.Grace macht weiter: „Ähm… Ich habe noch nie… ein Pornoheft gelesen!“Sie sah mit einem Funkeln in den Augen die Rumtreiber an und auch ich wandte mich nun interessiert an sie. Ich war mir sicher, dass Sirius jetzt trinken würde. Und die anderen vielleicht sogar auch. Gerade James… Ich sah wieder intensiv den Jungen neben mir an, nur um zu bemerken, dass sämtliche Gesichtszüge bei ihm entglitten.Ich folgte seinem blick und bemerkte erst dann, dass Hannah die einzige war, die sich ein Fläschchen genommen hatte.„Hannah?“, fragten Sarah und Fiona gleichzeitig entsetzt, während die Rumtreiber alle anfingen zu lachen.Hannah war abermals tiefrot, während sie murmelte: „Ich habe es nur überflogen. Vorletzten Sommer… Am Kiosk bei mir Zuhause… Es war… Ich war…“Sie beendete ihre Sätze nicht und leerte schnell ihre Flasche.Sirius grinste breit: „Genial! Wird ja immer besser mit dir, Hannah! Schade, das es bald vorbei ist!“Er nickte zu den Flaschen und erst jetzt fiel mir auf, dass es tatsächlich sehr wenige geworden waren. Es standen nur noch fünf. Wir waren also bald fertig!Ich freute mich aufs Ende des Spieles. Wenn ich endlich nicht noch mehr trinken müsste, wenn ich endlich erlöst wäre. Schon jetzt fühlte ich mich so unglaublich benebelt. Ich war mir sicher, dass ich schwanken würde, wenn ich aufstehen würde. Dabei hatte ich noch relativ wenig getrunken…„Ich habe noch nie eine Muggelschule besucht!“Es sprudelte schnell aus Hannah hervor und ich war mir sicher, dass sie nur schnell wieder von sich selbst wegkommen wollte.Ich seufzte leicht, während ich mir eine Flasche nahm. Sonst nahm sich nur Fiona.„Was ist? Schon betrunken?“, fragte James mich.Ich sah ihn verwirrt an: „Warum glaubst du das?“James grinste: „Na, wie du seufzt… Als würdest du Angst haben, dass du nach der nächsten Flasche anfängst, Müll zu reden.“„Nur weil du das hoffst…“, meinte Sirius, selbst breit grinsend, als er seinen besten Freund mit dem Ellenbogen in die Rippen stieß. Dieser schaute ihn nun geradezu wütend an: „Halt die Klappe!“Sirius zuckte mit unschuldigem Blick die Schultern und sah dann erwartungsvoll zu Peter.Peter überlegte an seinem Satz, während Fiona und ich schnell tranken.Kaum hatten wir die Flaschen weggestellt, sagte Peter: „Ich habe noch nie mit McGonagall über meine Dates geredet.“„Wer tut so etwas schon?“, fragte Sarah sogleich und lag mir erst die gleiche Frage auf der Zunge, war ich dennoch kaum verwundert, als James und Sirius sich jeweils eine Flasche nahmen.Sie stießen beieinander an und tranken dann.„Ihr seid verrückt…“, murmelte Hannah, doch sofort kam es von Sirius zurück: „Das muss uns gerade die auf Jungentoiletten gehende, Eltern bestehlende und Pornohefte lesende Hannah sagen, ne?“er sah äußerst zufrieden mit sich und der Welt aus und die anderen Rumtreiber konnten nur grinsen. Ebenso wie wir Mädchen, außer Hannah, die wieder beschämt rot anlief.„So, nur noch eine Flasche über!“, stellte James fest und ich musste zu meiner Erleichterung feststellen, dass er Recht hatte.„Na, wen wirst du dir trinken lassen?“, fragte Sirius Remus.Fiona runzelte währenddessen die Stirn: „Was ist eigentlich, wenn… wenn Remus jetzt was sagt, wo mehrere trinken müssen?“„Dann kriegt Moony eine Strafe und der restliche Alkohol wird nachgeholt“, sagte Peter, als sei es selbstverständlich. Wahrscheinlich war es für ihn auch selbstverständlich, überlegte ich.„Strafe?“, forschte ich nach.Sirius nickte: „Ja, die kann ganz verschieden ausfallen. Wirklich fies, aber meistens ist es eine lustige Strafe. Schlimmer wird es, wenn er jetzt was sagt, wo niemand trinken muss und einer von uns dann was sagt, wo jemand was trinken muss. Dann kriegen wir nämlich alle eine Strafe!“In den Gesichtern der anderen Mädchen und sicher auch in meinem eigenen zeichnete sich Unverständnis ab. Warum gab es dann für alle eine Strafe?James verstand und erklärte: „Na ja… Tatze hat das Spiel begonnen. Und es gibt ja immer Runden. Mit Moony wäre die Runde beendet und deswegen muss das Spiel auch mit Moony enden. Wenn wir das nicht hinbekommen, müssen wir alle was Doofes machen.“„Ihr bestraft euch also selbst?“, fragte Fiona skeptisch und Sirius grinste: „Natürlich! Das macht doch erst die Freude am Spiel!“„Glaubt es oder glaubt es nicht: Dadurch kann das Spiel manchmal wirklich erst richtig lustig werden“, meldete sich Remus wieder zu Wort, „Aber ich weiß schon was, wo vermutlich nur einer trinken wird: Ich habe meine Eule noch nie „Elue“ genannt.“„Elue?“, fragte Grace mit gehobenen Augenbrauen.Sirius antwortete: „Eule rückwärts!“Er nahm sich das letzte Fläschchen und trank es mit einem Zug leer.„Wunderbar! Wir haben es geschafft!“, stellte James fest, „Und ich glaube, ich habe gewonnen!“„Nein, ich habe gewonnen!“, empörte sich Sirius sogleich.Bevor James Einspruch erheben konnte, fuhr Sirius fort: „Oder ist das hier kein Schönheitswettbewerb?“Er grinste breit, während wir anderen kurz spielerisch aufstöhnten, dann zählten wir alle unsere Flaschen.„Einundzwanzig!“, war James’ Wort.Fiona lächelte: „Ich habe wahrscheinlich am wenigstens mit meinen elf.“„Nein, ich habe nur zehn!“, verkündete Grace stolz.„Zwölf!“, meinte Hannah und Sarah nickte: „Auch zwölf!“Seid froh… Dreizehn!“, sagte ich meine Zahl.„Achtzehn!“, sagte Sirius seinerseits stolz. Peter grinste: „Ich habe auch achtzehn!“„Fünfzehn!“, schloss Remus, „Also ist Krone wahrhaftig der Sieger.“„Und Grace die Verliererin! Was muss sie tun?“, fragte Sirius sensationslustig.„Ach, lass sie man in Ruhe!“, meinte James und gähnte, während er sich zurücklehnte. Dabei streifte er mich kurz am Arm.Ich sah zu ihm und wieder lief dieses wohlige Gefühl durch meinen Körper.Kurz löste sich der leichte Alkoholschleier vor meinen Augen auf, als ich in James’ Augen guckte.Oh, mein Gott! Wie verliebt ich war!Mir wurde wieder viel wärmer, während ich eilig meinen Blick von James abwandte.Und gerade, als ich fragen wollte, was wir jetzt tun wollten oder sollten, hörte ich plötzlich, wie sich eine Tür öffnete.Wir alle wirbelten herum, schauten zu der Tür, die zu Madam Pomfreys Büro führte und die nun offen stand. Darin stand jetzt keine andere als Madam Pomfrey selbst.Ihre Augen weiteten sich, als sie uns sah, auf dem Boden sitzend, die Flaschen um uns herum. Die Alkohol-Flaschen.Ich schluckte schwer, als Madam Pomfrey auch schon ausrastete: „Was glaubt ihr eigentlich, was ihr hier tut?

 

 

 

Es wird Abend

Ich hatte Madam Pomfrey noch nie so wütend gesehen und ihre Stimme auch noch nie so laut gehört.„Was macht ihr hier? Feiert eine Party? Ihr habt halt Wunden, habt strengste Bettruhe und Alkoholverbot eh selbstverständlich, aber wen interessiert schon eure Gesundheit, habe ich Recht? Dann lauft ihr halt quer durchs Schloss, holt euch Alkohol und trinkt dann ein wenig! Seid ihr euch bewusst, was ihr damit in eurem Inneren anrichten könnt? Das kann ein unschönes Bild werden, wenn die Medizin, die ich euch als letztes gegeben habe, mit dem Alkohol zusammentrifft! Aber was kümmert euch das denn auch? Nachher sterbt ihr, aber wenigstens hattet ihr ein wenig Spaß, oder wie?“Sie schüttelte ihren Kopf, während ich meinen eigenen zwischen meinen Schultern ein wenig einzog, fast so, als wollte ich mich schützen.„Ihr legt euch jetzt sofort in eure Betten!“, sagte sie in drohendem Tonfall, dann deutete sie auf meine Freundinnen, „Und ihr könnt auch schön hier bleiben! Ihr werdet auch nicht so davon kommen!“Meine Freundinnen wagten es nicht zu protestieren und ausnahmsweise auch die Rumtreiber nicht.Madam Pomfrey wirbelte herum und ging zurück in ihr Büro. Die Tür knallte hinter ihr zu. Sie war wirklich sauer!Die Rumtreiber und ich verzogen uns schnell in unsere Betten, meine Freundinnen setzten sich an meines. Ich mummelte mich tief in meinem Bett ein, versteckte mich etwas. Es war mir unangenehm. Unangenehm, dass ich mitgemacht hatte, unangenehm, dass ich, wo ich doch sonst immer so vernünftig und erwachsne tat, mich zu so einem Mist überhaupt hatte hinreißen lassen.Auch meine Freundinnen schämten sich scheinbar ein wenig, während die Rumtreiber eher so aussahen, als… na ja… als würden sie Bedenken wegen der bevorstehenden Strafe haben.„Sie ruft jetzt McGonagall, oder?“, fragte Peter da auch schon verbissen und die anderen drei nickten: „Bestimmt.“ „Da werden viele Punkte abgehen…“, seufzte James und besah sich die Flaschen, die wir am Boden zurückgelassen hatten. Sirius tat das gleiche und meinte jetzt Schulter zuckend: „Lass uns wenigstens die Beweise vernichten.“„Das bringt uns jetzt auch nicht mehr“, entgegnete Remus und James erwiderte: „Na ja… Vielleicht gibt es dann nicht so eine große Strafe, als wenn McGonagall auch noch die ganzen Flaschen sieht…“Er und Sirius nickten einig, nahmen ihre Zauberstäbe und schwangen sie kurz. Die Flaschen verschwanden. Ich vermutete, dass die beiden Jungs sie in die Küche gezaubert hatten.Wir saßen einige Zeit still beieinander, bis Sirius plötzlich grinste: „Na ja… Wenigstens konnten wir noch zu Ende spielen, was?“„Stimmt! Es hätte blöder laufen könnten!“, grinste auch James.Wir anderen sagten nichts und auch James und Sirius fügten sich wieder in die Stille.Plötzlich wurde die Tür, die in den nächsten Korridor führte, aufgerissen.McGonagall kam herein, schloss die Tür bestimmt hinter sich und etwa zur gleichen Zeit kam Madam Pomfrey auch wieder herein.McGonagalls Lippen waren schmaler, als ich sie je zuvor gesehen hatte. Ich wusste, dass sie mindestens genauso wütend war wie Madam Pomfrey.„Ich dachte erst, ich höre nicht richtig! Aber genau genommen war von euch ja nichts anderes zu erwarten! Natürlich müsst ihr eure Gesundheit leichtfertig aufs Spiel setzen! Es macht ja sonst auch keinen Spaß, oder wie? Und Spaß ist ja das wichtigste! Ich kann es wirklich nicht fassen!“Sie schüttelte den Kopf und schaute in einer Art, die ich nicht kannte.„Von Ihnen, Mr. Potter und Mr. Black, hatte ich eigentlich so etwas wirklich erwartet. Und dass Sie, Mr. Lupin und Mr. Pettigrew, sich mal wieder mitziehen lassen von Ihren Freunden, war ja auch fast klar. Aber dass Sie, Mrs. Evans - und natürlich auch Sie anderen – einfach mitgemacht haben. Von Ihnen fünfen hätte ich schon ein anderes Benehmen erwartet!“Ich spürte, wie mir heiß wurde. Wie unheimlich ich mich schämte. Mich schämte, dass ich so etwas mitgemacht habe. Jetzt, wo wir krank waren und es strikt verboten war. Mich schämte, dass gerade McGonagall davon erfahren musste. Mich schämte, dass ich immer noch diesen Schleier vor den Augen hatte.Sie guckte wieder zu den Rumtreibern: „Das heißt nicht, dass ich Sie aus der Verantwortung entlasse! Denken Sie überhaupt darüber nach, was Sie tun? Jemals? Ich kann es wirklich nicht fassen! Das gibt für Sie alle 5 Punkte Abzug für Gryffindor. Nur für Mr. Black und Mr. Potter jeweils 10, weil ich vermute, dass Sie schon durchs ganze Schloss gegangen sind, um sich den Alkohol überhaupt zu besorgen!“„Auch für die Mädchen jeweils 5 Punkte?“, fragte James sogleich entsetzt. McGonagall nickte, keine Widersprüche zulassend: „Ja, auch für die Mädchen! Sie wussten sicher auch von dem Verbot und haben trotzdem mitgemacht und nicht das Geringste dagegen unternommen.“„Und wenn wir annehmen, dass die den Alkohol geholt haben, anstatt dass Krone und ich losgegangen sind?!“, wendete Sirius gegen den Abzug ein.McGonagall bedachte ihn mit einem drohenden Blick: „Ich bin mir sicher, dass sie es nicht waren. Und seien Sie alle nur froh, dass ich nicht allen Kranken von Ihnen 10 Punkte abziehe, in der Annahme, dass Sie alle zusammen losgezogen sind!“„Aber… Professor!“, sagte Sirius und klang wirklich verzweifelt. Ebenso James: „Professor! Sie können doch nicht… Sie wollen doch nicht… Das sind insgesamt…“Er schien eilig zu rechnen. Es musste am Alkohol liegen, dass er nicht gleich die Gesamt-Punktzahl ausspuckte. Eigentlich zeichneten er und Sirius sich immer im Unterricht mit sehr schnellem Rechnungsvermögen aus, wenn den Rumtreibern Punkte abgezogen wurden.Nun brauchte James etwas länger, aber endlich kam die Gesamtzahl: „Das sind 55 Punkte! Professor! Sie wollen doch auch den Pokal, oder nicht?“„Der Pokal ist mir nicht so wichtig wie Ihre Gesundheit! Und wenn Sie sich nicht benehmen, werden es noch mehr Punkte werden!“Sie besah uns noch einmal alle mit einem drohenden Blicke und niemand wagte es mehr zu protestieren. Meine Freundinnen hatten sich eh schon in ihren Stühlen so vergraben wie ich in meinem Bett.Damit wirbelte unsere Lehrerin wieder herum und verließ den Krankensaal.Madam Pomfrey ging währenddessen festen Schrittes zu den Schränken und fauchte meine Freundinnen an: „Ihr geht jetzt!“Die vier folgten ihrer Aufforderung sofort, standen auf und verschwanden eilig.Ich tauschte Blicke mit Remus. Mir wurde bewusst, dass er Madam Pomfrey wohl auch noch nie so wütend gesehen hatte. McGonagall vielleicht schon, aber Madam Pomfrey, die doch immer so unglaublich warm und herzlich war, wohl nicht.„Ich werde euch jetzt einen Trank geben, der dafür sorgt, dass die Medizin nicht mit dem Alkohol wirkt. Und zusätzlich eure Medizin. Und außerdem einen Schlaftrank, weil der erste Trank nicht wirkt, wenn ihr wach seid.“Auch wenn sie sich erklärte, war ihre Erklärung äußerst ruppig.Ich dachte, dass bestimmt auch die Rumtreiber jetzt still sein würden, es nicht wagen würden, irgendwo gegen zu protestieren, aber stattdessen fragte Remus vorsichtig: „Einen Schlaftrank? Jetzt?“Er wechselte einen intensiven Blick mit Madam Pomfrey, der mir fast unheimlich erschien. Irgendetwas war da doch, was nicht sein sollte, oder?Madam Pomfrey nickte und nun klang ihre Stimme schon ein wenig liebevoller, als sie sagte: „Ja, einen Schlaftrank! Ihr werdet aber in einer Stunde etwa wieder aufwachen. Zum Abendessen. Ihr braucht den Schlaf aber auch!“Dabei schaute sie nicht in die Runde, sondern wieder explizit zu Remus. Dieser nickte nur leicht.Sie stellte uns allen drei Tränke auf die Nachttische und bevor sie ging, sagte sie dann noch: „Wenn ihr hier noch mal Alkohol trinkt, wird es mir nächstes Mal egal sein, was er mit der Medizin zusammen in eurem Körper anrichten wird!“Ich wusste aber, dass das so etwas wie eine leere Drohung war. Niemals würde Madam Pomfrey ihre Patienten so sich selbst überlassen. Nicht solange sie Schüler auf Hogwarts waren. Sicher nicht.Die Tür schloss sich hinter ihr und sofort seufzten James und Sirius erschöpft.„Ach, so was Blödes…“, murrte James, jedoch griffen sie alle bereitwillig nach der ersten Flasche und tranken.Auch ich trank alle drei Falschen aus und legte mich dann vernünftig hin. Sofort wurde ich unglaublich müde und mein Körper unglaublich schwer.Sekunden später war ich eingeschlafen.„Aufwachen! Ihr solltet jetzt was essen!“Madam Pomfreys Stimme empfand ich als viel zu laut.In meinem Kopf hämmerte es.Ich öffnete meine Augen und erblickte gleich Madam Pomfrey, die in ihrer Tür stand und noch einige Male sagte, wir sollten aufstehen.„Oh, seien Sie nicht so laut, verdammt!“; kam es da auch schon von James, der sich mühsam aufrichtete. Auch die anderen Rumtreiber blickten verschlafen auf.Madam Pomfrey sagte weiter gar nichts und ging wieder in ihr Büro.Auf unseren Nachttischen hatte sie jeweils ein Tablett mit Essen hinterlassen, aber ich fühlte mich gerade nicht sonderlich hungrig. Eher ein wenig durstiger als sonst.„Boah! So heftig sollte man sich nach einer Stunde nicht fühlen, oder? Eigentlich kommen solche blöden Nachwirkungen von Alkohol doch erst zwei, drei Stunden oder so später, nicht?“, fragte James und massierte sich die Schläfen. Sirius klopfte ihm grinsend auf den Rücken: „Tja… Das liegt daran, dass man so viel trinkt!“Er griff sofort nach seinem Tablett und begann zu essen.„Tu nicht so, als hättest du keine Kopfschmerzen“, murrte James. Sirius zuckte mit den Schultern und aß fleißig weiter. Irgendwann begannen auch die Rumtreiber zu essen. Ich konnte nicht verstehen, wie sie jetzt essen konnten.Irgendwann murmelte Remus plötzlich: „Vergesst nicht, was ich euch letzte Nacht gesagt habe. Jetzt erst recht!“„Vergiss es!“, sagte James knapp und aß weiter.Ich verstand nicht, worüber sie sprachen, aber das schien auch ihre Absicht zu sein.Gestern Nacht… Worüber hatten sie denn geredet?Wie ein Geistesblitz kam die Erinnerung an ein Gespräch zurück. Ein Gespräch, das die Rumtreiber letzte Nacht geführt hatten, als ich geschlafen hatte… Eigentlich geschlafen… Worüber hatten sie da denn eigentlich geredet? Was war der Inhalt gewesen?Ich überlegte gerade, ob ich die vier vielleicht einfach fragen sollte oder ob es wirklich zu sehr ihre Privatsphäre war, als Madam Pomfrey wieder hereinkam.„Remus… Wenn du fertig bist, komm in mein Büro.“Sie ging wieder und als ich zu Remus schaute, sah ich, dass er unglaublich blass war. Aber war er das nicht schon den ganzen Tag?Warum wollte sie jetzt mit ihm reden? Wollte sie mit uns allen gleich reden? Oder war irgendetwas passiert?Und warum sah Remus nicht nur blass, sondern auch unheimlich müde und erwachsen aus in diesem Moment?Er aß nicht mehr ganz auf, stellte sein Tablett stattdessen so weg und folgte der Krankenschwester in ihr Büro.Die anderen aßen schweigend weiter. Interessierte es sie nicht, was mit Remus war oder taten sie nur so?Als ich in ihre Gesichter schaute, sahen sie zumindest nicht sonderlich interessiert aus.Nach guten zehn Minuten kamen Remus und Madam Pomfrey erst gemeinsam wieder.„Was ist los, Remus?“, fragte ich sofort, gerade als ich sah, dass die beiden zur anderen Tür wollten, hinaus aus dem Krankenflügel.Madam Pomfrey sah ratlos aus. Überrascht, aufgeflogen.Remus sah mir kurz in die Augen, dann erklärte er: „Meine Mutter liegt im St. Mungo.“„Was?“, fragte ich sogleich entsetzt. Warum das denn? Sie sah doch vorgestern noch recht gesund aus, als sie hier war, um Remus zu besuchen.Er zuckte leicht mit den Schultern, ein gequältes Lächeln: „Weißt du… Meine Mutter wird manchmal etwas komisch, wenn mir etwas Schlimmes zustößt. Dann muss sie immer ins St. Mungo. Deswegen muss ich jetzt auch zu ihr für diese Nacht. Um ihr noch einmal zu verdeutlichen, dass mit mir alles bestens ist.“„Das ist ja schrecklich!“, meinte ich. Ich stellte mir vor, meine Mutter läge hin und wieder im St. Mungo. Gerade dann, wenn mir irgendetwas passiert wäre. Hatte er deswegen nicht wirklich begeistert, sogar fast traurig ausgesehen, als seine Eltern ihn hier besuchen gekommen waren? Weil er gewusst hatte, dass sie nur wieder im St. Mungo landen würde? Wegen ihm?„Dann wünsche ich ihr gute Besserung…“, fügte ich noch murmelnd an. Remus nickte: „Wird schon…“Remus und Madam Pomfrey verließen den Raum.Ich warf nur einen kurzen Blick zu Sirius und James, die sich breit angrinsten.Danach sah ich Remus wieder hinterher. Es war mir egal, warum die beiden grinsten. Wahrscheinlich hatte es mit Remus mal wieder überhaupt nichts zu tun. Ob sie sich überhaupt um ihn scherten? Ich hatte in diesem Moment auf jeden Fall unglaubliches Mitleid mit ihm! Seine Freunde etwa nicht?Ich war irgendwie enttäuscht, enttäuscht von James. Warum dachte er nicht an seinen Freund?Dabei erschien er mir nach den letzten beiden Tagen so fürsorglich. So nett, so treu… immer da für seine Freunde! Natürlich!Aber was sollte das jetzt?

Die Nacht

„Wusstest ihr das mit Remus’ Mutter?“, fragte ich vorsichtig.Die Jungen hatten geschwiegen, Peter und James noch zu Ende gegessen, während Sirius sich wieder hingelegt hatte, als wolle er wieder schlafen.James nickte: „Ja, er erzählt es hin und wieder.“Er musterte mich genau.„Hm… Muss schrecklich sein…“, murmelte ich, während auch Peter sich wieder hinlegte.James zuckte mit den Schultern: „Kann schon sein… Aber unser kleiner Moony ist ja tapfer!“Er grinste und ich sah, wie die anderen beiden es ihm gleich taten.Ich schüttelte leicht mit dem Kopf, verstand nicht, warum die drei irgendwie so komisch waren.Doch da sagte James auch schon plötzlich: „Glaub nicht, wir sorgen uns nicht um Moony!“Nun mischte sich auch Sirius wieder ein: „ Nee, nee! Wir haben nur unseren eigenen Weg, ihm zu helfen, und der ist es nicht, mit dir darüber zu reden.“Sirius meinte es wohl nicht böse mir gegenüber, aber James meinte es sicher auch nicht böse, als er nach Sirius schlug. Nur dass er ihn dieses Mal auf den Bauch traf.Sofort sog Sirius zischend Luft ein und wir alle wussten, dass er jetzt nicht nur so tat, als hätte James ihm wehgetan. Einen kurzen Moment trat wieder die Szene vor meinen Augen, wie Sirius nach Bellatrix schlug, nur um danach durch einen ihrer Flüche nach hinten zu fliegen, an die Wand zu knallen und eine blutende Wunde quer über dem Bauch zu haben. Ich erzitterte.„Oh, mein Gott! Es tut mir Leid!“, meinte James auch sogleich, selbst scheinbar fassungslos.Sirius winkte ab: „Nicht so schlimm!“Er hielt sich seinen Bauch und als er den Mund wieder geschlossen hatte, meinte ich zu bemerken, dass er sich dabei absichtlich auf die Zunge biss. Schmerz an anderer Stelle, um vom ursprünglichen Schmerz abzulenken…James sah besorgt aus und meinte nach kurzer Zeit: „Weißt du was? Als Entschädigung laufe ich schnell los und hole dir was zu essen.“Sirius musste sofort wieder grinsen: „Natürlich! Und dann wirst du erwischt und uns werden prompt noch mal fünfzig Punkte abgezogen!“„Der Pokal ist mir nicht so wichtig wie deine Gesundheit, Tatze!“, entgegnete James, selbst grinsend und ahmte damit McGonagall nach. Peter und ich mussten ebenfalls grinsen.Kurz herrschte wieder schweigen, dann meinte Sirius: „Nee, wir müssen aber trotzdem nachher noch mal in die Küche gehen! Sonst werde ich verhungern!“„Das war fast klar!“, entgegnete James und Peter murmelte auch nur: „Typisch…“Madam Pomfrey kam bald wieder und wollte noch einmal unsere Wunden untersuchen und die Verbände wechseln.Als sie fertig war, stellte sie uns noch allen den Schlaftrank hin, den wir nehmen sollten, wenn wir jetzt wirklich schlafen wollten.Die drei übrig gebliebenen Rumtreiber begannen nun wieder herumzualbern.Es endete damit, dass ich ihnen, als es schon dunkel wurde, Klatschspiele beibrachte, die ich noch aus meiner Grundschulzeit kannte. Sirius war hin und weg, aber auch James und Peter hatten funkelnde Augen.Ich wurde müder und als ich irgendwann ausgiebig gähnte, meinte James: „Du kannst ruhig ins Bett gehen. Wir reden leise weiter.“Ich überlegte kurz, hatte eigentlich noch nicht wirklich Lust dazu, ins Bett zu gehen, aber letztendlich entschloss ich mich doch dafür.Ich nahm den Trank und legte mich hin. Kurz beobachtete ich noch die drei Jungen, wie sie eines der eben gelernten Klatschspiele zusammen machten, dann fielen mir auch schon die Augen zu und ich schlief ein.Es war still, als ich erwachte. In mir war diese unglaubliche Schwere.Ich öffnete kurz meine Augen, sie fielen mir aber gleich wieder zu.Es war dunkel im Krankensaal. Dunkel und leise.Ich lächelte leicht. Also schliefen die Rumtreiber auch endlich.Die Schwere in mir wurde etwas leichter, löste sich ein wenig auf.Ich öffnete erneut meine Augen.Nein, es war nicht dunkel! Der Krankenflügel wurde durch den Mond hell beleuchtet. Nur bei mir war es dunkel. Weil meine Bettvorhänge zugezogen waren. Hatte ich sie zugezogen? Ich erinnerte mich nicht daran.Ich überlegte, ob ich einfach versuchen sollte, weiterzuschlafen, aber ein wenig wollte ich die Nacht genießen. Ein wenig den grellen Mond. Bevor der noch wirkende Trank mich wieder in den Schlaf schicken würde. In den Schlaf, nicht in das Land der Träume. Träumen wollte ich nicht. Auf keinen Fall. Ich erinnerte mich noch zu gut an den letzten Traum.Eine Gänsehaut lief durch meinen Körper und einen Moment fühlte ich mich vollkommen wach.Ich setzte mich auf, schob den Vorhang meines Bettes auf und wurde einen kurzen Moment fast geblendet von dem Mondschein.Ich sah mich um. Die Vorhänge der Rumtreiber waren ebenfalls zugezogen, selbst der von Remus. Warum nur? Die letzte Nacht waren die Vorhänge doch auch aufgeblieben. Nicht, dass ich darauf bestand… Es wunderte mich nur…Ich seufzte leicht, stand dann auf und stellte mich ans Fenster. Ich sah hinaus. Die Nacht war klar. Viele Sterne waren zu sehen. Und natürlich, wie ich es mir schon dachte, der Mond.Ich sah kurz hinunter auf die Ländereien. Alles war ruhig.Ich fragte mich, wie es Remus wohl ging. Ob er wohl auch schlief. Oder ob er wach war und sich Gedanken um seine Mutter machte. Ich wusste, das sich nicht schlafen könnte, wenn meine Mutter im St. Mungo läge.Plötzlich spürte ich wieder die unglaubliche Schwere in mir. Und ich wusste, dass ich jetzt jede Minute einschlafen könnte.Ich wandte mich vom Fenster ab, wollte wieder in mein Bett schlüpfen, während ich mich drehte, fiel mir jedoch etwas auf James’ Nachttisch auf. Dort stand der Trank. Der Trank für den traumlosen Schlaf. Das Fläschchen war eindeutig noch gefüllt. Schlief er etwa noch gar nicht? Oder schlief er ohne den Trank.Ich sah hinüber zu Peters Bett und auch dort konnte ich das volle Fläschchen sehen.Nur langsam ging ich die paar Schritte zu James’ Bett vor. Ich wollte wissen, ob er schlief oder nicht. Aber wenn die Rumtreiber noch wach wären… Dann wäre es sicher nicht so ruhig, oder? Allerdings… Konnten sie wirklich ohne den Trank beruhigt schlafen. Wieder ging kurz eine Gänsehaut über meinen Körper.An James’ Bett angekommen, schob ich leise den Vorhang nur einen Spalt weit auf. Ich wollte nur kurz in sein Bett sehen.James’ und Sirius’ Bett waren nach wie vor zusammen geschoben. Die Vorhänge waren so geschlossen, als wäre es nur ein Bett, also zwischen ihren Betten war freie Durchsicht. Beide Betten waren leer.Ich musste nicht extra zu Peters Bett gehen – war auch viel zu müde -, um zu wissen, dass Peters Bett ebenso leer war. Wo waren die drei? Warum waren sie nicht hier?Mir wurde leicht schwindelig und ich wusste, ich musste jetzt wieder ins Bett, damit ich nicht hier zusammenbrechen und einschlafen würde.Ich zog den Vorhang zu James’ Bett wieder ganz zu und auch meinen, als ich wieder in meinem Bett lag. Wo waren die drei nur? Etwa in der Küche?Ich zog meinen Vorhang wieder ein kleines Stück auf und warf einen Blick auf die Uhr auf meinem Nachttisch.02:23 Uhr.Warum schliefen sie um diese Zeit nicht?Und schon glitt ich wieder in tiefen, traumlosen Schlaf.„Madam Pomfrey. Ich bin zurück.“Die Stimme weckte mich, obwohl sie sehr leise war.Es folgte ein leises Klopfen, dann Schritte.Ich öffnete meine Augen. Es war Morgen geworden.Ich blickte sofort in gleißendes Sonnelicht.Die Vorhänge meines Bettes waren aufgezogen. Waren sie nicht in der Nacht noch geschlossen gewesen? Oder hatte ich nur geträumt?Ich blickte durchs Zimmer. Die Vorhänge der anderen vier Betten waren auch aufgezogen.Peter, Sirius und James schliefen. Die Fläschchen auf ihren Nachttischen waren leer.Remus huschte leichten Fußes durchs Zimmer und legte sich dann in sein Bett. Er hatte wohl bei Madam Pomfrey geklopft.„Du bist wieder zurück“, bemerkte ich lächelnd.Remus schrak etwas zusammen, als ich sprach, dann sah er zu mir und lächelte auch: „Ja! Und wie lange bist du schon wach?“„Ich bin eben aufgewacht!“„Habe ich dich geweckt?“Ich winkte ab: „Unsinn!“Er nickte nur kurz und wickelte sich dann in seiner Decke ein.„Geht’s deiner Mutter wieder besser?“, fragte ich nach einiger Zeit.Remus nickte: „Ja, wird schon… Dass sie mich gesehen hat, hat schon sehr geholfen, glaube ich.“„Gut!“Ich wusste nicht, was ich noch dazu sagen sollte, also beschloss ich, wieder zu schweigen.Bald darauf kam Madam Pomfrey in den Krankenflügel, sie grüßte freundlich und meinte dann: „Ich möchte mir noch einmal eure Wunden ansehen.“Sie ging als erstes zu Remus. Sie blieb länger als sonst bei ihm.Danach kam sie zu mir, zog die Vorhänge zu und untersuchte die Wunden ausgiebig. Am Ende lächelte sie mich an: „Es wird schon viel besser. Du wirst noch längere Zeit die Schmerzmittel nehmen müssen, aber sonst hatte es sich schon gut entwickelt.“Ich war irgendwie erleichtert und wusste, dass es dann bei den Rumtreibern ähnlich war. Auch wenn sie schlimmere Wunden hatten als ich, so war es bestimmt nicht sehr anders bei ihnen.Madam Pomfrey ging wieder in ihr Büro.„Und? Was habt ihr gestern Abend noch so getan?“, fragte Remus mich nun. Er sah sehr müde aus. Und immer noch blasser als sonst.Ich musste wieder lächeln, als ich an den Abend dachte und meinte: „Ach, du kennst sie doch… Die haben nur Blödsinn gemacht. Am Ende haben wir Klatschspiele gespielt!“Remus musste lachen: „Na, wunderbar! Das werden sie jetzt sicher die nächsten Wochen ständig machen. Sie waren sicher begeistert, oder?“„Ja, wie kleine Kinder!“, entgegnete ich und mein Lächeln wandelte sich zu einem Grinsen.Wir schwiegen wieder kurz, dann gähnte Remus und schaute mich entschuldigend an: „Du, Lily? Stört es dich, wenn ich noch mal kurz ein paar Minuten schlafe? Ich bin im St. Mungo kaum dazu gekommen.“„Nee, nee! Schlaf nur!“, meinte ich sofort und wollte gerade hinzufügen, dass er dann lieber Madam Pomfrey wieder um einen Trank fragen sollte, als er auch schon nach einem Fläschchen griff, welches auf seinem Nachttisch stand.Verdutzt blickte ich es an. Woher kam das denn überhaupt? Madam Pomfrey hatte ihm doch gestern Abend überhaupt keinen mehr hingestellt, weil er da schon weg gewesen war. Und eben hatte Madam Pomfrey den auch nicht gebracht. Er war schon da, seit ich eben wach geworden war. Nur woher kam er? Es war außerdem kaum Trank drin in dem Fläschchen. Tatsächlich sah es so aus, als ob die kleine Menge es wirklich nur darauf abzielen wollte, dass er ein paar Minuten schlief und nicht wieder Stunden, so wie man es in der Nacht tat.Ich runzelte meine Stirn, aber Remus nahm es kaum wahr. Er trank das kleine bisschen Flüssigkeit schnell aus und legte sich dann hin. Nicht viel später war er eingeschlafen

Kann es sein?

Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich vielleicht auch wieder schlafen sollte, aber letztendlich fiel mir auf, dass ich vollkommen ausgeschlafen war.So griff ich halt wieder nach dem Buch, welches ich schon gestern Morgen gelesen hatte. Ich hatte es mir ja einfach genommen, aber nachdem Remus aufgewacht war, hatte er es mir eh erlaubt.Es verging schon einige Zeit, bis dann endlich Peter als nächstes aufwachte.Wir wünschten uns einen guten Morgen, dann nahm auch er sich das Buch, was er von Remus geliehen hatte, und las.Mir fiel auf, dass er in der Nähe seines Haaransatzes, noch im Gesicht, einen Kratzer hatte. Hatte er den gestern auch schon?Dabei fiel mir ein, dass er aber auch genügend andere Wunden hatte. Ernstere Wunden. Die Madam Pomfrey sicher wieder sehen wollte.„Willst du nicht Madam Pomfrey rufen?“, fragte ich ihn.Er sah mich kurz an, dann winkte er ab: „Ach, nicht nötig! Ich kann auch noch warten, bis Krone und Tatze wach sind. Solange es nicht wehtut…“Er lächelte und ich musste ihm ja irgendwie Recht geben… Allerdings würde Madam Pomfrey das wohl anders sehen.Remus war der nächste, der wieder aufwachte.Er sprach nur kurz mit uns, um dann ebenfalls hinter seinem Buch zu verschwinden. Wahrscheinlich genossen wir alle drei die Zeit der Ruhe, die jetzt noch herrschte und mit James’ und Sirius’ Erwachen enden würde.James öffnete früher die Augen, als ich geglaubt hatte. Viel früher, als den Tag zuvor.Mit einem freudigen Morgengruß machte er auf sich aufmerksam.Er hatte sich schon aufgesetzt und klatschte jetzt erfreut in die Hände: „Man, das war eine tolle Nacht, nicht?“Ich bemerkte, dass Remus und Peter ihn mit einem merkwürdigen Blick belegten. Er zuckte leicht mit den Schultern und wandte sich mir zu: „Hast du auch so klasse geschlafen wie ich, Lily?“Ich war etwas verwundert über seine Frage. Er bezeichnete eine Nacht als toll, weil er gut geschlafen hatte? Oder war die zweite Frage nur da, um etwas zu verbergen. Zu verbergen, dass er gar nicht geschlafen hatte diese Nacht. Hatte ich das in der Nacht vielleicht doch nicht geträumt? War wirklich niemand außer mir im Krankenflügel gewesen?„Schon…“, murmelte ich. Mit den Gedanken bei der Frage, wo James, Sirius und Peter nur gewesen sein könnten.„Du bezeichnest eine Nacht als toll, wenn du die ganze Zeit geschlafen hast?“, fragte Peter nun. Ich blickte zu ihm, dann wieder zu James.Dieser nickte grinsend: „Hä? Natürlich! Ganz davon abgesehen, dass wir die halbe Nacht geredet haben, habe ich die anderen Hälfte besser geschlafen als die ganzen letzten Tage!“„Ach, du hast einen Knall…“, meinte Remus mit gehobenen Augenbrauen und James erwiderte einfach: „Ich weiß!“Remus und Peter legten ihre Bücher beiseite, als James auch schon fragte: „So… und was tun wir jetzt? Der Dumme neben mir schläft ja noch.“Er stieß mit einer Hand leicht gegen Sirius, dieser regte sich nicht und schlief einfach weiter.Erst antwortete ihm niemand, dann sagte Remus Schulter zuckend: „Wie wäre es, wenn ihr mir erzählt, was ihr noch den ganzen Abend so gemacht habt. Ich habe ja schon vage von irgendwelchen Klatschspielen erfahren.“ Er lächelte in meine Richtung und James musste auch gleich wieder breit grinsen. Er erzählte voller Freude und auch Peter warf ab und an grinsend etwas ein.Ich versuchte erst noch, weiter zu lesen, aber letztendlich konnte ich mich nicht auf das Buch konzentrieren, legte es weg und lauschte den Rumtreibern.Sirius wachte auch nicht sehr viel später auf. Erst bemerkten wir alle nicht, dass er wach war, bis er plötzlich mitten in James’ Erzählung laut rein sprach: „Man, so war das gar nicht! Erzähl keine Lügen, Junge!“Wir kamen nicht einmal dazu, ihm einen guten Morgen zu wünschen, als er schon mit James das Rangeln anfing.Wir redeten die ganze Zeit miteinander. Schnell kamen wir von dem letzten Abend ab und redeten über irgendwelche Sachen, die nicht wirklich von Belang waren.Und schon wurde es Mittag.Madam Pomfrey kam herein und empörte sich sogleich: „Warum sagt ihr denn nicht Bescheid, wenn ihr wach seid?“„Weil wir noch keinen Hunger hatten!“, antwortete Sirius und James sah ihn fast geschockt an: „Wer bist du und was hast du mit Sirius getan?“Sirius verzog gespielt beleidigt das Gesicht, während er nach James schlug: „Man! Ich habe nicht immer Hunger!“„Na, das ist mir neu“, entgegnete James mit gehobenen Augenbrauen. Peter nickte: „Mir auch.“ Auch Remus stimmte zu: „Mir auch.“Dann erhob Sirius wieder die Stimme: „Mir auch… Na, und?“Madam Pomfrey schüttelte leicht den Kopf: „Darum geht es auch gar nicht. Ich möchte doch eure Wunden vor dem Mittag noch einmal anschauen.“„Muss das sein?“, fragte James sofort.Er und Sirius zogen nun ein leidendes Gesicht, doch Madam Pomfrey nickte nur: „Ja, das muss sein!“„Aber meine Liebe! Wir brauchen nur diesen komischen Trank, sonst sind wir topfit!“, meinte Sirius und stand auf, als wolle er zeigen, dass er fit sei.„Leg dich wieder hin“, erwiderte Madam Pomfrey, „Der Trank reicht nicht. Ich muss auch ab und zu einen Blick auf die Wunden werfen, um die Dosierungen für die Tränke zu kennen.“„Ach, das reicht morgen auch noch!“, winkte Sirius ab, während er sich wieder auf seinem Bett niederließ.Madam Pomfrey schüttelte lediglich ein weiteres Mal ihren Kopf, während sie wieder etwas aus dem Schrank zog und dann zu Peters Bett ging. Sie zog die Vorhänge zu und begann dann mit der Untersuchung bei Peter.Ich sah, dass Sirius und James nicht sehr glücklich darüber waren – und auch Remus scheinbar nicht. Was war jetzt wieder los?Ich meine… Sie meckerten ja bei jedem Trank, den sie nehmen mussten und bei all solchen Sachen, aber es war doch klar, dass es nötig war und kein Grund zum Unglücklich-Sein. Oder doch?Es war nun still, bis Madam Pomfrey murmelte: „Ich frage mich, woher du die ganzen Wunden hast…“„Ich bin aus dem Bett gefallen!“, war Peters prompte Antwort, die den anderen Rumtreibern und mir ein Lachen entlockte. Die Vorstellung, Peter wäre aus dem Bett gefallen, war auch zu lustig.„Ach, sehr schön! Der war gut!“, seufzte Sirius, als er fertig mit dem Lachen war.Währenddessen zog Madam Pomfrey mit dem Kopf schüttelnd die Vorhänge zu Peters Bett wieder auf.Peter sah zu Sirius und nach wenigen Sekunden grinste er plötzlich: „Ich weiß!“„Nee… Wissen Sie, Madam Pomfrey…“, begann James, „Tatze und ich haben auch ein paar Verletzungen! Wir drei haben uns nämlich in der Nacht noch ein wenig duelliert und so… Hatten eben ein wenig Spaß…“Er zuckte leicht mit den Schultern und die Freunde tauschten untereinander Blicke.Madam Pomfrey ging langsam hinüber zu James’ und Sirius’ Bett, während sie meinte: „Ich könnte euch dafür Punkte abziehen, ich hoffe, ihr seid euch dessen bewusst! Ihr seid verletzt und solltet das nicht noch verstärken!“„Aber Sie sind ja nett zu uns, nicht? Sie würden uns doch niemals Punkte abziehen!“, entgegnete Sirius und legte seinen Hundeblick auf.„Ausnahmsweise bin ich nett zu euch. Aber lasst euch beim Duellieren nicht von mir erwischen!“, seufzte Madam Pomfrey und zog die Vorhänge zu Sirius’ und James’ Betten zu, um sich dann um die beiden Jungen zu kümmern.„Kriegen wir dann gleich was zu essen?“, fragte Sirius nach einiger Zeit der Stille. Madam Pomfrey murmelte abwesend: „Ja, ja…“„Von wegen ‚wir hatten bis jetzt keinen Hunger’!“, meinte James und klang fast genervt. Man hörte, wie Sirius nach ihm schlug: „Man! Jetzt fängt der Hunger halt an!“Als Madam Pomfrey fertig war und alle Tränke, die sie nun austeilte hatte, getrunken waren, holte sie etwas zu Essen.Kaum hatte sie das letzte Mal die Tür hinter sich geschlossen, begann James wieder zu reden: „Mir ist mal aufgefallen, dass sich gestern niemand betrunken hat!“„Stimmt… Blöd…“ Da er mit dem Essen beschäftigt war, sagte Sirius nichts weiter.„Dabei habt ihr ja ganz schön viel getrunken“, meinte ich meinerseits.James zuckte leicht mit den Schultern und sah fast ein wenig schuldbewusst aus: „Wir machen so etwas halt auch öfter…“Kurz kam mir ein komischer Gedanke. Dass er wegen mir schuldbewusst aussah. Dass er so aussah, weil er wusste, dass es mir nicht gefiel, wenn jemand viel und oft trank. Das brachte mich zum Lächeln: „Na ja… Ich fand’s auf jeden Fall witzig!“Im nächsten Moment schämte ich mich geradezu. Deswegen, weil ich tatsächlich glaubte, James würde sich darum Gedanken machen, was mir gefiel und was nicht. Das war doch reines Wunschdenken meinerseits.„Ich fand es auch gut!“, stimmte Remus mir nun zu und Peter nickte: „Gerade weil wir es mal nicht nur zu viert gespielt haben. Wir wissen mittlerweile ja eh alles voneinander.“„Na, wenn du wüsstest…“, entgegnete James gleich grinsend, „Ich habe noch so ein paar dunkle Geheimnisse…“„Dunkle? Du meinst wohl eher perverse!“, erwiderte Sirius und erhielt gleich wieder einen Schlag auf den Oberarm von James.„Man, nein! Nur weil du perverse Geheimnisse hast!“„Geheimnisse kann man es nicht nennen! Ich halte es ja nicht absichtlich geheim! Bisher hat nur noch nie jemand danach gefragt…“ Sirius zuckte mit den Schultern und James schüttelte mit dem Kopf: „Aus deinem Liebesleben will auch niemand Einzelheiten wissen!“„Was heißt Liebesleben? Du meinst wohl eher Sexleben! Außerdem stehst du doch in echt auf meine Berichte! Gib es zu: Es macht dich an!“Sirius feixte, während James erst scheinbar entsetzt war, dann ergeben nickte: „Ja, okay… Ich gebe es zu! Ich stehe drauf!“„Wusste ich!“, Sirius winkte ab, „Und jetzt lass mich essen!“„Ihr seid Spinner…“, murmelte Peter jetzt, aber selbst mit einem Grinsen.„Gib es zu: Du stehst auf Spinner!“, meinte James und feixte seinerseits in Richtung Sirius. Peter und Remus schüttelten leicht die Köpfe und Remus machte zu mir eine Geste, die wohl ausdrücken sollte, dass sie immer so waren.Als wüsste ich das nicht längst… Und es gefiel mir mehr und mehr. Weil die Welt so so einfach war.James wirbelte plötzlich zu mir herum, nachdem es gesehen hatte, dass Remus zu mir geschaut hatte. Fast so, als wäre ihm gerade erst wieder eingefallen, dass ich da war. Ich bemerkte bei dem Gedanken einen leichten Stich in meinem Herzen.„Du warst auch nicht betrunken“, bemerkte er nüchtern und ich war verwundert über seine Aussage. Warum sagte er das denn jetzt?Ich zuckte mit den Schultern: „Tja… Ich musste ja zum Glück auch nicht so viel trinken.“„Schade…“, murrte James nur und schaute dann auf seinen Teller, um endlich auch mit dem Essen zu beginnen.Sirius war schon fast fertig und grinste jetzt wieder: „Dafür haben wir von Hannah gute Sachen erfahren! Hach… Ich werde sie bis zum Jahresende damit aufziehen!“„Du bist ein Arsch…“, entgegnete James, auf seinem Gesicht hatte sich aber auch wieder ein grinsen gebildet.Sirius nickte zufrieden: „Ich weiß… Und trotzdem stehst du auf mich!“Ich lächelte. Es war echt zu lustig, ihnen zuzuhören.Sie redeten noch die ganze Zeit so weiter. Auch als wir alle längst mit dem Essen fertig waren.Irgendwann verkündete Sirius, er bräuchte Auslauf.Die Rumtreiber entschieden sich, ein wenig rauszugehen. Auch Peter und Remus wollten mitkommen.Ich bemerkte, dass sie das Pergament und das Ding, das scheinbar ein Umhang waren, wieder einmal mitnahmen.„Ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn wir dich kurz alleine lassen!“, sagte James und klang fast ein wenig sorgenvoll.Ich wollte gerade sagen, dass das doch Unsinn war und sie ruhig machen konnten, was sie wollten, als Remus meinte: „Die Mittagspause ist eh gleich vorbei. Dann werden Sarah und so doch kommen, oder nicht? Dann bist du also eh nicht alleine!“„Und dann könnt ihr wenigstens mal alleine miteinander reden!“, nickte James nun.„Ja, ist eh okay!“, sagte ich und schickte sie mit diesen Worten aus dem Krankenflügel.Nach dem Klacken der Tür war es leise im Krankenflügel. Absolut leise.Ich gähnte ausgiebig und fragte mich, was ich machen sollte, bis meine Freundinnen kamen. Ich könnte wieder lesen… Doch eigentlich hatte ich gerade keine Lust dazu. Vielmehr wollte ich einfach ausruhen.Ich schloss meine Augen und sah innerlich James vor mir. Ein Lächeln trat auf meine Lippen. Ich liebte ihn…Mein Herz schlug schneller bei dieser erneuten Erkenntnis.Wie war es eigentlich dazu gekommen? Wie hatte ich mich eigentlich genau in ihn verlieben können? Wo ich ihn doch mal wirklich gehasst hatte! Wobei gehasst auch vielleicht ein zu hartes Wort war. Ich fand ihn ja so nicht schlecht. Vom Sehen her war es mir ja auch immer irgendwie sympathisch gewesen. Nur seine Taten hatten mich immer mehr in meine Abneigung getrieben. Und jetzt war es so anders…In mir breitete sich Ruhe aus und ich glitt einen Moment in einen flachen Schlaf.Ich sah James’ Augen vor mir. Seine braunen Augen. Die Lebensfreude. Und plötzlich erlosch sie.Ich hörte Lachen. Kaltes grausames Lachen. Und irres Lachen.Vor mir stand Bellatrix. Sie sah mich an, spöttisch. Sie hob ihren Zauberstab und ich begann zu fallen. Unendlich tief. Mit mir fiel Bellatrix. Doch ihr machte das nichts. Sie feuerte Flüche auf mich ab und plötzlich waren die Rumtreiber vor mir. Sie waren vor mir und einer nach dem anderen wurde getroffen. Um mich zu schützen.Ich schrie.Mit einem Schreck öffnete ich die Augen.Meine Lippen waren fest verschlossen. Jedoch war kalter Schweiß auf meinem ganzen Körper und mein Herz schlug rasend schnell.Ich zitterte leicht, eine Gänsehaut lief über meinen Rücken.Ich hatte schon wieder vergessen… Vergessen, was ich erlebt hatte. Vergessen, dass ich ohne den entsprechenden Trank von meinen Ängsten träumen würden. Von den Ängsten, die die Rumtreiber mich vergessen ließen, wenn sie um mich waren und ich wach war.Ich atmete tief durch, doch immer wieder, wenn ich auch nur kurz meine Augen schloss, um zu blinzeln, tauchte vor mir Bellatrix auf. Und bald auch schon Voldemort.Mein Herz fühlte sich drückend schwer an. Ich hatte Angst, obwohl ich wusste, dass es im Moment keinen Grund dazu gab. Hier war ich doch sicher!Wie konnte ich nur diese Gedanken aus dem Kopf kriegen? Diese Bilder?Klar! Indem ich an etwas Schönes dachte! Etwas, dass mir gefiel! Etwas, dass ich mochte!Sofort dachte ich wieder an James, was mir gleich einen Rothauch auf die Wangen legte, allerdings sah ich ihn vor meinen Augen immer wieder sterben. Das konnte mich unmöglich zur Ruhe bringen.Ich versuchte, an das Spiel zu denken. ‚Ich hab noch nie…’Ich versuchte, an die Sachen zu denken, die herausgekommen waren. An die Sachen zu denken, die uns alle zum Lachen gebracht hatten.Doch stattdessen sah ich jetzt Sirius’ leere Augen vor mir, sein Griff zum Linken arm und dann, wie er die Flasche trank. Die Flasche trank, die bestätigte, dass er schon  einmal an Selbstmord gedacht hatte. Der Griff zum linken Arm, der mir zeigte, dass er es sogar schon einmal versucht hatte.Mein Herz schmerzte bei diesen Gedanken und ich fragte mich, wie wir danach so unbefangen hatten weiterspielen können. Nachdem uns eine solche Wahrheit offen gelegt worden war.Aber natürlich! Die Rumtreiber hatten alles dafür getan, dass wir es vergaßen. Und sie hatten es geschafft!Sie wollten nicht, dass wir nachhakten oder uns Gedanken machten… So schwer es mir fiel, aber vielleicht… Vielleicht sollte ich das ganz vergessen. Dass Sarah je diesen Satz gesagt hatte. Vielleicht war es besser so. Auch, weil es mich nichts anging!Angestrengt versuchte ich abermals, an eine lustige Sache zu denken, die herausgekommen war.Und prompt fiel mir jetzt den Satz ein, den ich gebracht hatte. Dass ich noch nie die Heulende Hütte betreten hatte. Und das war gut gewesen! Die Rumtreiber hatten getrunken! Und uns dann wieder mit geheimnisvollen Worten abgespeist.Ich war unglaublich neugierig darauf, was sie in der Heulenden Hütte erlebt hatten. Und ich konnte nicht anders, als zu glauben, dass es irgendetwas mit den anderen Mysterien zu tun hatte, die die Rumtreiber umwob. Gerade diese Sachen, die ich in den letzten Nächten gehört und gesehen hatte.Urplötzlich wusste ich, dass beides kein Traum gewesen war.Das Gespräch der Rumtreiber vorletzte Nacht. Remus’ scharfe Stimme, die den anderen verbot mitzukommen. Die anderen drei, die sagten, dass sie mitkommen mussten und ebenso keine Wahl hatten wie Remus.Und die leeren Betten letzte Nacht. Leere Betten mit zugezogenen Vorhängen.Wo waren sie gewesen? Hatten sie in der vorletzten Nacht über die letzte Nacht gesprochen? Doch wo war Remus dann letzte Nacht in Wahrheit gewesen? Oder wirklich im St. Mungo bei seiner Mutter? Doch wieso hätten die anderen drei Rumtreiber dahin mitkommen sollen? Und wie hätten sie nachkommen sollen? Und warum sagte mein Gefühl mir, dass die Heulende Hütte auch etwas damit zu tun hatte?War in der Nacht denn Vollmond gewesen?Ich schluckte und über meine Haut fuhr eine Gänsehaut. Ich dachte an James, Sirius und Peter, die sich angeblich in der Nacht Verletzungen beim Duellieren zugezogen hatten. Konnte es etwa sein, dass…? Nein! Madam Pomfrey hätte es gemerkt, wenn die Verletzungen von so etwas kämen, oder nicht? Und außerdem… Selbst die Rumtreiber würden kein solches Risiko eingehen, oder? Nein! Nein, auf keinen Fall! Außerdem war Remus kein… kein… Nein! Das konnte und wollte ich nicht glauben! Dagegen sprachen zu viele Beweise! Das hatte ich damals festgestellt, als Severus immer diese Andeutungen in die Richtung gemacht hatte. Es war unmöglich!Doch was, wenn er doch Recht gehabt hatte?

Komm mit

Meine Freundinnen kamen, als ich noch tief in Gedanken war, und sie fragten sogleich, wo die Rumtreiber seien. Als ich ihnen erklärte, dass sie nur ein wenig herausgegangen waren, nickten sie und setzten sich zu mir.Wir redeten über belangsloses Zeug. Sie erzählten mir, was so im Schloss passierte, während ich vom letzten Abend erzählte, von den Klatschspielen und solchen Sachen. Ich ließ aus, dass Remus gegangen war.Wir mussten viel lachen und innerlich war ich ihnen dankbar, dass ich ebenso Spaß mit ihnen haben konnte wie mit den Rumtreibern.Zum ersten Mal seit ich im Krankenflügel war, gingen meine Gedanken wieder einmal ganz weg von James. Sarah erzählte eine Geschichte aus den Sommerferien, als sie im Urlaub gewesen war. Sie hatte davon schon monatelang erzählt, doch noch immer wussten wir scheinbar nicht alles.Die Rumtreiber kamen erst nach einer unglaublich langen Zeit wieder. Zwei Stunden oder so waren sie insgesamt tatsächlich weg gewesen.„Halli-hallo!“, grüßte James gleich mit einem breiten Grinsen, als er als erster wieder hereinkam. Ihm folgte Sirius, der sogleich fragte: „Und? Wurden wir vermisst?“James stoppte und wandte sich an seinen besten Freund: „Ja! Nach mir gehen schon die Suchmeldungen raus. 100 Galleonen Finderlohn! Und was ist mit dir? Warst du etwa auch weg?“ Auf seinem Gesicht zeigte sich Überraschung.Sirius zog einen Schmollmund. „Wenigstens werde ich nicht wie eine Sache gesucht, du Ding!“„Hä? Wieso wie eine Sache?“, fragte James und war jetzt ehrlich erstaunt.Sirius schüttelte leicht den Kopf: „Na, bist du doof, oder was? Finderlohn? Das setzt man doch nur auf Sachen aus!“James winkte ab: „Du bist ein Haarspalter! Außerdem bin ich nicht doof und vielleicht bin ich ja eine Sache!“Sirius grinste nun: „Ich verstehe schon! Und irgendwer hat auf dich Finderlohn ausgesetzt. Wahrscheinlich Lily! Also gehörst du Lily, stimmt’s oder habe ich Recht?“James’ Augen weiteten sich und es war ein Gefühl in mir, das sagte, dass es dieses Mal wirklich nichts spielte.„Tatze!“, fuhr er seinen Freund an und schlug nach ihm, doch Sirius lachte nur: „Ach, bleib doch ruhig! Sonst verrätst du dich noch!“Und wieder schlug James gegen Sirius’ Oberarm, doch dieses Mal bei weitem mit mehr Kraft. Schwerfällig presste James heraus: „Halt die Klappe, Tatze!“ Ich tauschte ratlose Blicke mit meinen Freundinnen. Wir hatten alle keine Ahnung, was das sollte.Wobei mir kurz unglaublich warm geworden war, als Sirius behauptet hatte, James würde mir gehören. Wäre es nur so…„Wie wäre es, wenn ihr endlich ganz reingeht?! Sonst werden wir hier noch erwischt!“, kam plötzlich eine genervte Stimme hinter James und Sirius hervor.Tatsächlich blockierten die beiden Jungen den Eingang, so dass Remus und Peter nicht die Möglichkeiten hatten, auch endlich ganz hereinzukommen.James und Sirius gingen sofort ein paar Schritte, sahen sich aber weiterhin nur gegenseitig an. James sah tatsächlich fast ein wenig sauer aus. Sirius eher unschuldig.Remus ging zu seinem Bett und legte sich hinauf, während Peter erst einmal zu James’ und Sirius’ Betten ging, den Umhang und das Pergament dort unter die Kopfkissen schob, um dann zu seinem eigenen Bett zu gehen und sich dort hinzusetzen.Ich beobachtete James, der erst nach einiger Zeit stummen Austauschs mit Sirius leicht seufzte und wegsah: „Hach, du bist blöd!“Sirius grinste: „Ach, du liebst mich doch!“Erst jetzt gingen die beiden zu ihren Betten und setzten sich ebenfalls.Es war nur eine Sekunde, die Stille herrschte, als Sirius in die Hände klatschte und fragte: „Und? Was tun wir jetzt?“„Worüber habt ihr denn gerade so gesprochen?“, erkundigte James sich neugierig bei uns.Meine Freundinnen und ich tauschten wieder Blicke und mir fiel auf, dass ich keine Ahnung hatte. Worüber – verdammt noch mal – hatten wir denn gerade geredet?„Vergessen!“, meinte Sarah und Fiona lächelte: „Ja, irgendwie schon! Wenn ihr hier auch gleich Aufregung verbreitet, kaum kommt ihr rein!“„Wir sind halt sehr aufregende Persönlichkeiten!“, entgegnete Sirius, zufrieden nickend.„Du bist eine nervige Persönlichkeit, sonst nichts…“, sagte James und rollte mit den Augen.Nun mischte sich Peter wieder ein. „Ihr seid beide nervig, falls ihr es noch nicht gemerkt habt!“„Hörst du, Moony? Du bist auch nervig!“, wandte sich James an seinen dritten Freund.Remus hob die Augenbrauen: „Ich glaube, du missverstehst da was!“„Ich glaube nicht, dass er das missverstanden hat!“, äußerste sich Sirius, „Nur bin ich mir nicht sicher, ob er weiß, dass er der zweite neben dir ist! Und nicht ich gemeint war!“James sah seinen besten Freund an, als wäre er durchgeknallt: „Hallo! Tatze! Das gibt es nicht als Möglichkeit! Immerhin ging es gerade um dich, als Wurmschwanz gesagt hat, dass zwei Leute hier nervig wären! Dann gehörst du wohl oder übel dazu!“„Du bist ein Haarspalter!“ Sirius verschränkte die Arme vor seiner Brust und uns allen war bewusst, dass er mit diesem Satz James nachäffen wollte.Dieser schüttelte nur den Kopf: „Man, Tatze! Das Wort kann man in dem Zusammenhang so nicht benutzen!“„Ja, weiß ich das? Ich finde solche Wörter blöd!“ Sirius verzog seine Miene und wirkte wie ein schmollendes Kind.Dies bemerkte auch gleich James: „Du bist so ein Kind!“„Das ist das Schlimme daran, dass du auf mich stehst!“, entgegnete Sirius nachdenklich, „Du stehst somit auf ein Kind!“„Und auf einen Idioten!“, stimmte James seufzend zu.Sirius musste augenblicklich grinsen: „Na, dieses Mal hast du deine Zuneigung zu mir ja erschreckend schnell zugegeben!“„Ja, langsam gebe ich auf!“, nickte James, ebenfalls grinsend.Kurz war wieder alles ruhig, dann wandte sich Sirius Hannah zu: „Ich freue mich so, dich wieder zu sehen! Ich habe die ganze Nacht an dich gedacht!“Wir Mädchen waren alle erstaunt über diese Aussage. Warum hatte er an sie gedacht?Wir wandten uns an Hannah, die nur perplex Sirius ansah.Dieser grinste: „Ich finde, wir zwei sollten noch ein paar Runden ‚Ich hab noch nie’ spielen! Das war so schön gestern!“Hannah lief rot an, während wir anderen lächeln mussten.Sirius schien es wirklich nicht wieder vergessen zu wollen.Kurz wanderten meine Gedanken wieder zu den Sachen, die ich nicht vergessen konnte. An den Überfall der Todesser, an die Sache mit dem Selbstmordversuch von Sirius, an das Mysterium um Remus und der Heulenden Hütte. Aber ich wollte nicht schon wieder über all das nachdenken. Es machte mich nur verrückt!„Ach, Hannah! Ich habe Mitleid mit dir!“, bezeugte James.Remus nickte: „Ich auch! Aber mach dir nichts draus! Er zieht uns alle schon seit Jahren mit allem auf, was jemals zum Aufziehen geeignet ist! Das kann auch etwas sein, was in der ersten Klasse passiert ist!“„Ich habe halt ein gutes Gedächtnis!“, grinste Sirius.James nickte, grinste aber ebenfalls: „Ja, aber nur für Müll! Nicht für irgendetwas Sinnvolles!“„Ich finde alles, was ich mir merke, sinnvoll. Auch die ganzen Sachen von Hannah gestern!“„Na, das ist uns klar… Du bist halt komisch…“, meinte Peter.Sie redeten so weiter und schon bald wurden wir Mädchen mit ins Gespräch gebunden.Die Zeit verging wie im Fluge und bald schon wurden meine Freundinnen fürs Abendessen weggeschickt. Sie wollten an diesem Tag nicht wiederkommen. Sie hatten die Hausaufgaben für morgen noch nicht gemacht und in Zauberkunst sollte auch noch ein Test geschrieben werden. Ich war froh, dass ich den Test nicht mitschreiben musste und deswegen nichts mehr lernen musste.Wir aßen und es wurde später und später.Irgendwann gingen Sirius und James noch einmal raus, um sich die Beine zu vertreten.Remus, Peter und ich sprachen kurz noch miteinander und lasen dann lieber.Die beiden kamen nach einiger Zeit zurück. James kam hereingestürzt, während Sirius grinsend und mit dem Umhang und dem Pergament im Arm hinterher ging.James kam sofort zu mir gelaufen.„Lily! Lily! Du musst mitkommen! Ich zeig dir was ganz Schönes!“, rief James aus und griff nach meinem Arm. Seine Augen glänzten voller Freude und Begeisterung.Verwirrt konnte ich gerade noch mein Buch weglegen, als ich schon auf die Beine und hinter James aus dem Krankenflügel gezogen wurde.

Endlich die Wahrheit???

James zog mich quer durchs Schloss, Treppen hinab und an ein paar verwirrten Schülern vorbei.Mir wurde peinlich bewusst, dass ich meinen Schlafanzug trug, und fragte mich gleichzeitig, was James eigentlich wollte. Er wollte mir etwas Schönes zeigen… Aber was nur?Wir liefen auf die Schlossgründe und ich war froh, dass wenigstens hier niemand war, der mich in meinem Schlafanzug sah.Zielstrebig lief James in Richtung See, dort ein weites Stück herum, um dann stehen zu bleiben und sich zu mir zu drehen. Ich hielt ebenfalls an und sah ihn fragend an. Wo war denn jetzt das Schöne?„Da!“, sagte James nur knapp und machte eine ausschweifende Bewegung zum See. Sein Blick blieb an mir hängen.Ich drehte meinen Kopf langsam zum See und sah dann direkt zur untergehenden Sonne. Der Horizont wurde von einem kräftigen Rot beherrscht, welches der See in unglaublicher Schönheit widerspiegelte.Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Der Anblick war großartig. Hatte ich jemals einen schöneren Sonnenuntergang gesehen? Ich glaubte nicht…Nach einiger Zeit wandte ich mich schwerfällig wieder James zu. Wir sahen uns in die Augen.Hatte er mich wirklich… Hatte er mich wirklich nur herausgeholt, um mir das hier zu zeigen. Ohne Zweifel war es toll, aber wie war er auf so etwas gekommen? Wie hatte er wissen können, wie schön ich es fand? Wieso hatte er unbedingt gewollt, dass ich es sehe?Ich schluckte schwer. Über meine Haut lief eine Gänsehaut.Seine Hand hielt noch immer mein Handgelenk, an dem er mich hergezogen hatte. Seine Berührung kribbelte plötzlich.„Es ist schön, oder?“, fragte er leise und sanft. Ich nickte nur, war mir nicht sicher, ob ich meine Stimme jetzt beherrschen könnte.Der Wind wehte um uns, war kalt, doch mir war warm.Seine braunen Augen zogen mich in einen gewissen Bann.Wir näherten uns einander ein wenig.Kurz sah ich zu seinen Lippen, dann wieder in seine Augen.Ich wünschte mir, ihn zu küssen. Ihn zu berühren.Aber nein! Ich durfte nicht… Ich konnte nicht!Er sollte nicht wissen, dass ich ihn liebte! Er doch nicht! Was, wenn er sich lustig darüber machen würde? Wenn er mich demütigen würde mit dem Wissen?Aber nein… Er war nicht so ein Typ! Er würde sich niemals über so etwas lustig machen! Früher hätte ich das geglaubt, aber ich wusste es doch besser, oder? James war ein anderer Mensch, als ich einst geglaubt hatte. Er war viel liebevoller…Aber was, wenn er es immer nur gespielt hatte? Was, wenn er es gespielt hatte, um mich rumzukriegen? Ich war eine der wenigen, die jemals ‚nein’ gesagt hatte, wenn er nach einem Date gefragt hatte, die ihm widerstanden hatte. Was, wenn das nur seinen Stolz angegriffen hatte und er deswegen auf diese Tour kam? Was, wenn es in echt eine Wette mit Sirius war, ob er mich wohl doch noch rumkriegen würde?Ich wich ein kleines Stück weg von James.Was, wenn…?Doch was, wenn nicht? Was, wenn er wirklich der Mensch war, den ich jetzt kennen gelernt hatte? Ich glaubte es. Ich vertraute darauf. Weil es vor allem dieser James war, in den ich mich verliebt hatte.Doch auch wenn er so ein Mensch war… Würde ich ihn jetzt küssen… Er würde mich dennoch abweisen, oder? Er war verliebt! Ich hatte es jetzt doch schon gehört! Wenn es stimmte… Wenn er deswegen bisher alle weiteren Dates abgelehnt hatte… Wenn er deswegen niemanden mehr nach Dates gefragt hatte… Dann würde er mich jetzt abweisen. Dann würde er mich von sich schieben. Außer wenn ich die eine war…Ich hätte fast laut gelacht über diesen Gedanken. Nein! Warum sollte ich es sein?Ich dachte an seine Blicke, die er mir in den letzten Tagen immer wieder zugeworfen hatte. Spürte jetzt seinen Blick, sah jetzt seinen Blick.War es Liebe, die da in seinen Augen war? Liebe mir gegenüber? Konnte das sein?Ich schluckte abermals schwer.Nein… Sicher nicht! Ich würde nur enttäuscht werden, wenn ich es jetzt glauben würde. Ich würde mich darin verrennen. Wenn ich es jetzt glauben würde und es nicht so war, wäre es viel schlimmer, als wenn ich einfach weiter zweifelte, oder? Wenn er mir jemals sagen würde, dass er mich liebte, dann könnte ich es glauben. Dann wollte ich ihm glauben. Dann wollte ich nicht an eine blöde Wette mit Sirius oder verletzten Stolz glauben.Aber jetzt… Jetzt konnte ich es nicht glauben. Ich konnte doch nicht einfach davon ausgehen! Die Enttäuschung wäre zu groß… Ebenso wäre sie zu groß, wenn ich ihn jetzt küssen würde und er würde mich abweisen.Ich sah hinab auf seine Hand, die mich hielt, und wünschte mir, er würde mich loslassen. Damit dieses Kribbeln verschwinden würde und ich wieder klar denken könnte. Klar an etwas anderes, das nichts mit James zu tun hatte! Damit ich nicht wirklich noch in die Versuchung käme, mich zu ihm zu beugen und ihn zu küssen.Aber er ließ mich nicht los und ich versuchte so, irgendwie an etwas anderes zu denken. An irgendetwas anderes. Dabei wich ich seinem Blick aus, der mich eigentlich fast zwang, zurückzuschauen.Nach kurzer Zeit sprang wieder das in meinen Kopf, was auch letztes Mal gekommen war, als ich versucht hatte, etwas zurückzudrängen. Als ich wieder den Überfall der Todesser gesehen hatte… Sirius’ Selbstmordversuch… und das Rätsel um Remus…Nun sah ich wieder in James’ Augen.Könnte ich ihn jetzt die Fragen fragen, die mir auf dem Herzen lagen? Würde er mir antworten?Nun ja… Ich konnte es versuchen. Es war besser, als an meine Liebe zu diesem Jungen hier zu denken. Weil mein Herz doch nicht so schnell und laut schlagen sollte.„James… Kann ich dich etwas fragen?“, begann ich vorsichtig. In seine Augen trat Neugier und er nickte.Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe. Konnte ich ihn das jetzt wirklich fragen? Jetzt?Es war unpassend in dieser Atmosphäre! An diesem See… Bei diesem Sonnenuntergang…Ich blickte kurz wieder auf den See hinaus, dann in James’ Augen. Wieder schlug mein Herz höher.Ich musste fragen! Ich musste, damit ich endlich an etwas anderes denken konnte als an ihn!„Wie ist das eigentlich mit Sirius?“, fragte ich und wollte weiterfragen, wollte beschreiben, was ich meinte, aber James’ Verhalten brachte mich davon ab.In seine Züge trat sofort etwas wie… wie… wie Enttäuschung. Seine Hand ließ mein Handgelenk los und er fuhr sich durchs Haar.„Warum denkst du jetzt an Tatze?“, entgegnete er und klang kühler als sonst.Ich war leicht erschrocken über seine Reaktion und wusste gleichzeitig nicht, was ich jetzt sagen sollte. Ich war doch nur zu Sirius gekommen, weil ich nicht mehr an ihn denken konnte.Patzig antwortete ich: „Ich habe zuerst gefragt!“James’ Blick sah wirklich finster aus. Doch jetzt wollte ich mich nicht beirren lassen. Jetzt, wo jetzt doch die Neugier auf die Antworten in mich drang, die er mir geben konnte.„Sirius hat gestern getrunken, als es um Selbstmord ging. Kann es sein, dass er… dass er es auch schon mal versucht hat?“Meine Stimme war zum Ende hin leiser geworden. Ich hatte nicht geahnt, dass es sich so schlecht anfühlen würde, über das Thema zu reden. Es war wahnsinnig schwer…James sah mich undefinierbar an und fragte: „Wieso glaubst du so etwas?“„Er hat nach seinem Arm gegriffen“, antwortete ich einfach und musterte James genau, um jegliche Reaktion mitzubekommen.Er seufzte leicht und fuhr abermals durch sein Haar, während er seinen Blick gen Himmel wandte.Erst als er zu sprechen begann, sah er auch wieder zu mir: „Ich kann dir darüber nichts sagen.“„Warum nicht?“, hakte ich nach. Er konnte mir doch eine einfache Antwort geben, oder nicht?Seine Züge waren leicht sorgenvoll. „Weil er mir vertraut und ich sein Vertrauen niemals brechen würde!“„Aber… Ich mache mir Sorgen!“ - Es stimmte ja. Natürlich machte ich mir Sorgen um Sirius nach so etwas! Die Sorge war auch weit größer als die reine Neugier in mir. – „Warum tut gerade er so etwas?“„Du musst dir keine Sorgen machen, Lily! Es geht ihm gut, das merkst du doch! Damals war eine ganz andere Zeit, so viel kann ich dir sagen. Mehr nicht. Frag bitte nicht weiter nach! Ich kann dir nicht mehr Antworten geben!“Seine Stimme war nun wieder sanft, sein Blick liebevoll.Sofort schlug mein Herz wieder höher. Er war so ein wahnsinniger Junge!Aber ich wollte nicht an ihn denken. Jetzt nicht! Nachher würde ich noch einmal darüber nachdenken. Ob es vielleicht sein könnte, dass er… dass er tatsächlich…„Kann ich dich noch etwas fragen?“, forschte ich nach und nun lächelte James wieder leicht. „Natürlich! Wenn es nicht gerade um Tatze geht!“„Nicht so wirklich!“, entgegnete ich und war froh, dass er mir weiteres erlaubte, „Wo war Remus in der Nacht?“Er hob die Augenbrauen und grinste: „Hast du ihm nicht zugehört? Bei seiner Mum!“„Ich glaube das nicht!“, meinte ich ehrlich und sein Grinsen wurde, während ich sprach, schwächer, „Weißt du… Ich bin gestern Nacht aufgewacht und es war niemand von euch mehr da! Eure Flaschen mit dem Trank waren nicht angerührt!“James zuckte mit den Schultern und antwortete, wie selbstverständlich: „Wahrscheinlich warst du gerade wach, als wir in die Küche geschlichen sind. Du kennst Tatze Hunger, oder?“„Ja, aber…“ Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. „Es war immerhin schon halb drei!“Abermals zuckte James mit den Schultern und grinste: „Kann schon sein…“Er schien nicht viel mehr dazu sagen zu wollen. Waren sie vielleicht tatsächlich nur essen gewesen?„Aber ich habe euch vorgestern Nacht reden hören! Da hat Remus irgendwie davon geredet, dass ihr irgendwohin nicht mitkommen könntet und so… Was sagst du dazu?“, fragte ich.James sah mich leicht verwundert und nachdenklich an: „Ich weiß nicht, wovon du sprichst! So etwas hat Moony, meines Wissens nach, nie gesagt!“War das Gespräch vielleicht wirklich nur erträumt gewesen? Oder wollte James nur nicht die Wahrheit sagen?Ich überlegte, was mich noch zu meinen Vermutungen gebracht hatte, was ich noch darüber dachte. Die Heulende Hütte wollte ich nicht erwähnen. Letztendlich war es nur ein Gefühl in mir, welches die Hütte mit gestern Nacht verband. Ich hatte nichts Beweisendes dafür.Stattdessen fühlte ich mich weiter zu der Vermutung vor, die auch Severus schon angedeutet hatte: „Madam Pomfrey hat doch gesagt, ihr hättet Verletzungen…“James grinste: „Natürlich! Und wir haben doch schon erzählt, dass wir uns duel“ – „Gestern Nacht war Vollmond!“Meine Stimme schnitt hart durch seine Erzählung und er erstarrte.Ich musterte ihn wieder genau. Mein Herz pochte wie verrückt. Konnte es wirklich sein? Konnte Severus wirklich Recht gehabt haben?Doch wie könnte das sein? Wie könnte Remus ein… ein Werwolf sein? Und wie könnten die anderen drei dann in der gleichen Nacht bei ihm sein? Das war unmöglich! Es war schier unmöglich!Aber James’ Gesicht könnte mir jetzt die Wahrheit zeigen. Noch konnte ich nicht ablesen, ob er nur überrascht über eine solche Vermutung war – und welche Vermutung ich hatte, hatte er nach diesem Satz sicher durchschaut – oder ob er entsetzt war, weil ich das Geheimnis gelüftet hatte. Vielleicht wusste er aber doch nicht, was für eine Vermutung ich hatte und er war nur verwirrt über meine Aussagen, die so gar keinen Zusammenhang hatten.Aber wenn ich ihm nur ein wenig Zeit ließ… würde sein Gesichtsausdruck ihn sicher verraten. Zumindest hoffte ich das. Ich wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde! Ob das gespielt wurde, was vor mir immer mehr Gestalt annahm…Langsam kehrte das Grinsen wieder zurück in James’ Gesicht und er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, als eine andere Stimme durch die Luft fuhr: „Mister Potter und Miss Evans! Sollten sie nicht im Krankenflügel sein?“Ich erstarrte. Es war keine andere als McGonagall!Was taten wir hier denn auch? Wie konnten wir seelenruhig am See stehen und reden, wenn wir eigentlich im Krankenflügel liegen sollten?Ich bereute und hoffte zutiefst, sie würde uns nicht allzu viele Punkte abziehen.„Sollten wir, Professor, aber wissen Sie was? Wir brauchten mal wieder frische Luft! Und außerdem ist Tatze im Krankenflügel so laut, da brauchten wir auch ein wenig Ruhe!“, bezeugte James und nickte wild.Er sah McGonagall mit treuen Augen an, während ich mich nur langsam hier zuwandte.Sie kam noch auf uns zu und blieb erst jetzt vor uns stehen. Ihre Lippen waren leicht geschürzt und an ihrem Blick sah ich, dass sie James nicht sonderlich viel Glauben schenkte. Als würde es James auch jemals stören, wenn Sirius laut war…„Entschuldigen Sie, Professor!“, sagte ich und versuchte auch, sie so nett wie möglich anzugucken.Professor McGonagall sah kurz an uns vorbei, zum See. Die Sonne war mittlerweile fast ganz weg und es wurde immer dunkler.Dann musterte sie James und mich, um letztendlich zu sagen: „Nun beeilen Sie sich schon und gehen zurück in Ihre Betten! Wenn ich sie noch einmal außerhalb des Krankenflügels erwische, wird es Punkteabzug geben!“„Oh, danke, Professor!“, rief James sogleich aus und auf seinem Gesicht erschien ein breites grinsen. Auch ich freute mich riesig, dass wir so davonkamen.Schon packte James mich wieder am Handgelenk, zog mich an McGonagall vorbei und rannte los. Schwerfällig versuchte ich, mit ihm mitzuhalten.Warum war McGonagall nur gerade in diesem Augenblick gekommen? Jetzt konnte ich die Antwort vergessen! Ich konnte James nicht noch einmal vor seinen Freunden darauf ansprechen! Ich hatte nicht das Gefühl, vor ihnen allen argumentieren zu können. Ich hatte nicht das Gefühl, dann jemals eine Antwort bekommen zu können. Und James… würde es sicher ab sofort vermeiden, mit mir alleine zu sein. Zumindest wenn die Antwort positiv war und ich richtig mit meiner Vermutung lag.Und ihn auf dem Weg zum Krankenflügel stoppen und eine Antwort verlangen, konnte ich auch nicht. Immerhin hatte McGonagall gesagt, wir sollten zurück und uns dabei zu beeilen, und ich konnte nicht so gegen sie verstoßen, wenn sie uns gerade ohne Punkteabzug hatte gehen lassen.

Ein weiteres nächtliches Gespräch

Wir kamen schnell am Krankenflügel an und ohne mich noch einmal anzugucken, ließ James mich wieder los und betrat das Zimmer, in dem seine drei Freunde lagen.Sie waren in einem Gespräch vertieft, das mit unserem Eintreten abrupt endete.„Ihr kommt hier aber ganz schön reingestürmt! Wurdet ihr fast erwischt, oder was?“, fragte Sirius direkt.James grinste: „Nicht nur fast!“„Oh, man! Wie blöd seid ihr eigentlich?“, entgegnete Sirius, grinste aber ebenfalls.James zuckte mit den Schultern: „Na, nicht so blöd wie du! Außerdem wurden uns immerhin keine Punkte abgezogen!“Er ging zu seinem Bett, während ich die Tür hinter uns schloss und mich zu meinem Bett begab.Remus und Peter fragten nicht, wo wir gewesen waren, aber ich vermutete, dass sie das auch längst von Sirius wussten. Denn Sirius hatte es bestimmt auch gewusst, bevor James mich herausgezogen hatte.Ich behielt James genau im Blick, während ich mich hinlegte, wusste ich doch, dass die Rumtreiber, besonders James und Sirius, kleine Zeichen zur Kommunikation nutzten, wenn andere nichts mitbekommen sollten. Vielleicht würde James ja Sirius irgendwie kenntlich machen, dass ich ihnen auf der Spur war? Falls ich es denn war?Tatsächlich sahen sich die beiden Jungen genau an und kurz sah ich Enttäuschung über James’ Züge flattern, während er leicht den Kopf schüttelte. Danach schaute er wieder normal und nur zwei Sekunden später sah mich Sirius mit geweiteten Augen an.Kaum hatte er aber bemerkt, dass ich sie genau musterte, grinste er.„Und? Wie fandest du den Sonnenuntergang?“, fragte er mich.Ich lächelte und sagte ehrlich: „Wunderschön!“„Man glaubt eigentlich gar nicht, dass die beiden auf solche Ideen kommen, dass sie einem Sonnenuntergänge zeigen, oder?“, fragte Remus mich nun.Ich nickte: „Ja, irgendwie sehr merkwürdig!“„Wir sind halt Romantiker!“, meinte Sirius Schulter zuckend und breit grinsend.„Ihr? Wohl eher nur Krone! Du jawohl gar nicht!“, mischte sich Peter ein.Sirius zog seine Augenbraune zusammen: „Ach, ich natürlich! Ich wäre ja selbstverständlich auch romantisch, würde ich mal die Richtige finden! Aber ich bin nun mal nicht für nur eine Frau geeignet!“„Tatze!“, fuhr James seinen besten Freund wieder an, schlug auf seinen Oberarm. Seine Augen waren leicht geweitet, doch Sirius klopfte leicht auf seine Schulter.„Immer mit der Ruhe, Krönchen! Ich meine doch nur… Ich würde auch romantisch sein, wenn ich die Richtige finde! Du bist natürlich immer und zu jedem romantisch!“Sirius sah ratlos aus, als wüsste er nicht, wieso James so war, während ich mir Gedanken um etwas anderes machte. Darum, wie James reagiert hatte.Er war plötzlich ganz entsetzt gewesen. Wie jedes Mal, wenn Sirius von Liebe oder ähnlichem sprach.Hatte James vielleicht ein wenig Angst? Angst, weil er glaubte, ich könnte durch Sirius’ Worte auf etwas stoßen, was ich nicht wissen sollte, was ich zumindest nicht so erfahren sollte? Konnte es sein, dass er Angst hatte, dass Sirius ausplauderte, dass er mich liebte?Wenn James mich lieben würde, würde sicher Sirius davon wissen. Sie wussten alles voneinander! Hatte James wirklich schlichtweg Angst, Sirius würde ihn verraten?Ich lief augenblicklich rot an.Wie konnte ich so etwas auch nur denken?Doch eben beim Sonnenuntergang hatte ich das gleiche gedacht… Warum nur? Weil ich es mir so sehr wünschte?„Was ist mit dir, Lily? So lange draußen gewesen, dass du jetzt einen Sonnenbrand hast?“, forschte Sirius plötzlich nach.Ich war mir sicher, dass der Rotton in meinem Gesicht noch tiefer wurde. Es war mir wahnsinnig unangenehm.Doch bevor ich mich irgendwie herausreden konnte, meinte James: „Man, als könnte sie jetzt einen Sonnenbrand haben, Tatze! Du hast einen Knall! Es war kalt draußen!“„Nein, Krone, echt? Das wäre mir nicht aufgefallen, wo ich immerhin selbst draußen war und im Übrigen auch Winter ist!“, sagte Sirius und legte ein wenig Spott in seine Stimme.James wurde ernst: „Es ist nicht Winter!“Augenblicklich grinste Sirius: „Ach, wir haben noch den 20. Dezember, oder?“„Exakt!“, entgegnete James und grinste nun auch wieder.Die beiden fingen wieder einmal an herumzualbern und nach einiger Zeit fand ich mich plötzlich sitzend auf meinem Bett wieder, Remus vor mir. Hinter ihm saß Sirius, neben uns auf der rechten Bettkante Peter und auf der linken Bettkante war James.James und Sirius waren wieder zu dem Thema Klatschspiele gekommen und sie hatten beschlossen, sie müssten das eine Remus beibringen.Erst hatte es James versucht, war jedoch schon nach zwei Zeilen gescheitert. Sirius hatte währenddessen rumposaunt, dass er ja noch alles wüsste, doch auch er scheiterte gleich am Anfang, weil er halt den Text noch kannte, aber nicht wie man die Hände aneinander schlug.Letztendlich überredeten die beiden Peter, es ebenfalls zu versuchen. Er kam fast ganz durch, bis auch er weit am Ende aufgab.So sollte ich es Remus beibringen, wobei Remus bezeugte, dass er genau dieses Klatschspiel selbst als Kind gelernt hatte und wusste, wie es ging.So waren sie alle vier zu meinem Bett gekommen und Remus hatte mich entschuldigend angeguckt. Es hatte aber auch nichts genützt, als er es in der freien Luft gezeigt hatte, dass er alles konnte, die anderen glaubten ihm nicht und so sollte ich es ihm jetzt zeigen.Ich war mir sicher, dass Remus es konnte. Die Bewegungen, die er in der Luft gemacht hatte, waren richtig gewesen und so begannen wir beide halt Schulter zuckend damit, konnten uns ja nicht gegen die anderen drei wehren.„Wow! Ihr könnt das aber schnell!“, sagte James mit begeistert funkelnden Augen, als wir fertig waren und Sirius klatschte ein paar Mal in die Hände.Ich musste ihnen ein weiteres Klatschspiel zeigen und danach hingen sie noch lange an meinem Bett rum und wir sprachen dort miteinander.Zwischendurch kam Madam Pomfrey herein, um uns die Tränke zu bringen und sie lächelte, als sie uns alle in meinem Bett sah.Irgendwann, als die Rumtreiber schon längst wieder zu ihren Betten zurückgekehrt waren, konnte ich ein Gähnen nicht mehr verhindern und die Jungen meinten, ich solle lieber schlafen.Nur kurz fragte ich mich, ob sie vielleicht vorhatten, über mich zu reden, ob James erzählen würde, was ich am See gesagt hatte. Ich überlegte, ob ich wach bleiben sollte, doch als ich mir die Fläschchen besah, welches ich soeben leer getrunken hatte, wusste ich, dass ich keine Chance hatte. Der Trank würde mich in den Schlaf schicken. Wenigstens in einen traumlosen Schlaf…Ich legte mich vernünftig hin, hörte noch ihre Stimmen, die sich immer weiter entfernten und dann war ich auch schon weg.Als ich aufwachte, war es still. Still und hell.Ich fühlte die unheimliche Schwere des Trankes in mir und genoss die Ruhe.Dann öffnete ich vorsichtig die Augen. Ich hätte fast laut genervt aufgestöhnt, als ich bemerkte, dass das Licht vom Mond kam.Ich war schon wieder mitten in der Nacht wach… Was sollte das?Doch noch bevor ich überlegte, ob ich Madam Pomfrey am Morgen vielleicht fragen sollte, ob das normal sei, sah ich, dass die Rumtreiber noch wach waren.Sie saßen auf James’ und Sirius’ Betten, nur vom Mondlicht erhellt.Remus hatte sich etwas nach hinten gelehnt und er sah mich an. Als ich das bemerkte, schloss ich sofort wieder die Augen. Ich wollte nicht, dass er sah, dass ich wach war. Ich wollte, dass sie sprachen, als wenn ich nicht zuhörte. Ich wollte wissen, was sie untereinander sprachen.Ein wenig bereitete es mir ja schon ein schlechtes gewissen, aber würden sie jetzt wirklich über etwas Privates reden, waren sie auch wieder selbst Schuld, nicht?„Vielleicht sollte ich es ihr sagen…“, murmelte Remus nach einiger Zeit.„Meinst du?“, fragte gleich James’ Stimme nach.Remus antwortete leise: „Ja… Vielleicht ist es besser so… Sie wird es eh irgendwann erfahren.“„Wieso sollte sie?“ Das war Sirius’ Stimme, äußerst kritisch.Remus entgegnete: „Na ja… Immerhin will Krone doch irgendwann mit ihr zusammen kommen, oder?“„Ich würde es ihr aber niemals verraten, wenn du es nicht willst!“, verteidigte James sich sofort.Ich fragte mich, worüber die Jungs nur redeten. Ob es um James’ Liebe ging?Mein Herz schlug sogleich höher. Was würde ich nur tun, wenn mein Name dabei tatsächlich fallen würde? Wenn sie jetzt klar das sagen würden, was ich vermutete?Ich versuchte mich zu beruhigen. Ich sollte nicht so sehr hoffen…„Ja, schon…“, meinte Remus jetzt, „Aber sie ist ja nicht dumm!“„Ein Grund, warum ich sie so liebe!“ Ich vernahm an James’ Stimme, dass er grinste.Vorsichtig öffnete ich wieder die Augen. Ich wollte sie auch dabei sehen, wollte ihre Mimik sehen, die man dank dem Mond ja wirklich erkennen konnte.Erleichtert bemerkte ich, dass Remus nicht mehr zu mir schaute und auch die anderen mir keinen Blick schenkten. Ich konnte sie also beobachten.Sirius’ Züge waren skeptisch und Remus wandte sich ihm zu: „Man! Sie wird merken, dass wir jeden Monat einmal weg sind! Und das es immer an Vollmond ist! Gerade wenn sie jetzt schon misstrauisch ist…“Sirius’ Züge entspannten sich kaum, aber er sagte nichts.Irgendwann meinte Remus: „Ich sage es ihr.“„Jetzt?“, fragte Sirius sogleich erstaunt.Remus schüttelte genervt den Kopf: „Unsinn, Tatze! Morgen… Irgendwann, wenn wir Ruhe haben!“„Willst du das wirklich tun?“, meldete Peter sich endlich zu Wort. Sein Gesicht war das einziges, welches ich gar nicht sah, da er mit dem Rücken zu mir saß. Er klang aber irgendwie besorgt.Remus nickte: „Ja… Ich vertraue Lily… Was ist mit euch? Für euch kann es schlimmer kommen, wenn sie es herumerzählt.“Hatte er gerade wirklich meinen Namen gesagt? Hatte er wirklich ‚Lily’ gesagt?Ich versuchte, mein Herz zur Ruhe zu zwingen. Ich war mir sicher, dass sie das wilde Pochen hören müssten, was mein Herz von sich gab.James machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand: „Sie wird es nicht herumerzählen!“„Hoffen wir es…“, murrte Sirius.James wandte sich an seinen besten Freund: „Vertraust du ihr etwa nicht?“Sirius sah James direkt an, intensiv, während er sagte: „Ich vertraue niemanden außer euch, das weißt du!“„Aber du bist einverstanden, wenn wir es ihr erzählen?“, forschte James nach.Sirius grinste: „Man, na, klar! Lily ist in Ordnung!“ – Dieses Mal war es doch eindeutig mein Name, oder? – „Wenn ihr meint, sie versteht das, verstehe ich das auch!“Remus lächelte leicht und drehte sich nun zu Peter: „Was ist mit dir, Wurmschwanz?“Peter zuckte mit den Schultern: „Es muss ja sein…“Remus wehrte ab: „Es muss keineswegs! Wenn du es nicht möchtest…“„Doch, doch, ich möchte!“, sagte Peter eilig, „Also zumindest finde ich es okay! Krone sollte keine Geheimnisse vor ihr haben!“„Das war gut, Wurmschwanz!“, entgegnete Sirius und klopfte dabei James leicht auf die Schulter, der fast etwas verschämt guckte.Kurz herrschte wieder Schweigen, dann versicherte Remus sich vorsichtig: „Also sagen wir ihr es?“„Ja!“, antwortete James und fügte dann nachdenklich hinzu: „Hoffentlich reagiert sie so, wie ich denke…“„Ach, na, klar! Das wird sie schon! Und jetzt… habe ich verdammten Hunger!“„Typisch!“, grinste Peter und James schüttelte leicht den Kopf: „Du denkst auch nur an das eine, oder, Tatze?“„Natürlich! Was glaubst du denn?“, fragte Sirius, auch grinsend.James zuckte leicht mit den Schultern: „Tja, ich weiß auch nicht… Aber dann lass uns halt essen gehen!“Sie regten sich alle vier, standen auf und eilig schloss ich wieder meine Augen und lag so still da, wie ich konnte. Ich atmete kaum, weil ich so enorme Angst hatte, sie könnten mich beim Lauschen erwischen.Ich hörte, wie sie durch den Raum gingen und schon bald klackte es leise und ich wusste, dass die Tür somit geschlossen war.Sofort schlugen meine Augen wieder auf, obwohl die Schwere in mir immer deutlicher zu spüren war.Worüber – verdammt noch mal – hatten die vier geredet und kannten sie eigentlich noch eine andere Lily?

Werwolf

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schliefen die Rumtreiber noch. Sie schliefen auch noch später, als ich das Buch von Remus schon durch hatte und mein Bauch vor Hunger leicht schmerzte.Außerdem schmerzte noch etwas ganz anderes: mein Rücken. Ich spürte die Wunde wieder und als ich immer mehr Probleme damit bekam, mich anzulehnen, stand ich auf und klopfte an Madam Pomfreys Büro.Sie kümmerte sich sofort um mich, sah sich die Wunden an, gab mir zwei Tränke und am Ende brachte sie mir Essen.Irgendwann war Remus der erste, der aufwachte, Peter wachte nicht sehr viel später ebenfalls auf.Sie ließen sich auch behandeln und Peter ließ sich auch Essen bringen, während Remus dankend ablehnte.Sirius erwachte erst, als es bald schon Mittag geben sollte und als er sah, dass James noch schlief, schien er empört.„Schläft der echt noch oder tut er nur so?“, fragte er sogleich, mit skeptischem Blick auf seinen besten Freund.Peter war verwundert: „Warum sollte er so tun?“„Um mich zu ärgern!“, entgegnete Sirius und klang, als wäre das sein voller Ernst. Dann fing er auch schon an, an James zu rütteln: „Krone! Krone! Du musst aufwachen! Komm schon!“„Kannst du ihn nicht ausschlafen lassen? Haben wir dich auch“, meinte Remus und Sirius nickte: „Ja, mich! Ich bin auch der Master! Aber Krone…“Er sah wieder zu seinem besten Freund, der sich tatsächlich regte, aber nicht bereit schien, aufzuwachen.„Krone! Jetzt dreh dich nicht wieder um!“, sagte Sirius in einem drohenden Tonfall und nach kurzer Zeit kam gemurmelt von James: „Sonst was?“ „Sonst bin ich böse auf dich! Den Rest unserer Leben!“, entgegnete Sirius entschieden und sofort richtete sich James auf: „Nein! Das kannst du doch nicht einfach!“Doch im nächsten Moment lehnte er sich schon wieder zurück: „Och, man! Jetzt ist mir schwindelig!““Warum richtest du dich auch so schnell auf?“, fragte Remus mit gehobenen Augenbrauen.James zuckte mit den Schultern: „Tja… Sonst wäre es eben nicht so gut gekommen! Guten Morgen übrigens!“Er grinste in die Richtung, um dann zu Sirius zu schauen: „Voll blöd, dass du mich geweckt hast! Ich hatte so einen schönen Traum!“Sirius schlug nach ihm: „Du bist so blöd! Der war schlecht! Du kannst gar nicht geträumt haben, du hast immerhin den Trank getrunken!“„Oh!“, meinte James sofort, „Mist! Ich dachte, ich könnte es schaffen, dass es dir Leid tut, mich geweckt zu haben!“„Tja… Ich bin wohl eine Nummer zu schlau für dich!“, erwiderte Sirius, woraufhin James spöttisch auflachte: „Du? Und zu schlau für mich?“Sie begannen, miteinander zu kabbeln, und ich wunderte mich mal wieder, wie spät und andererseits schnell sie aufwachten, wie schnell sie in der Lage waren, wieder herumzualbern, und wie sie trotzdem immer sagten, sie würden ungern aufstehen.Madam Pomfrey wurde geholt und sie besah sich James und Sirius, gab ihnen dann ebenfalls Tränke und brachte dann schon das Mittagessen.Während des Essens erzählte James wieder eine ganze Menge, sodass er als letztes fertig wurde, zudem fiel mir auf, dass Remus mich ständig musterte.Ich hatte das Gefühl, ich wusste, was sein Blick zu bedeuten hatte. Irgendwoher wusste ich es doch, oder? Meine Erinnerungen waren wieder durcheinander, aber ich wusste, dass ich dort die Antwort auf meine Frage finden könnte. Aber ich kam einfach nicht drauf.Madam Pomfrey räumte bald wieder ab und es war, als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, dass Remus seine Freunde alle nacheinander prüfend ansah und diese alle nickten.Ich verfolgte das stumme Schauspiel, bis Remus sich mir zuwandte und mit einem unsicheren Lächeln meinte: „Wir müssen mal reden, Lily.“„Was ist denn?“, fragte ich direkt. Seine Unsicherheit machte mich ebenfalls unsicher.Peter und er standen auf und gingen zu James’ und Sirius’ Betten. Die beiden Jungen setzten sich währenddessen auf.„Komm bitte auch her. Ich möchte es nicht durch den ganzen Raum brüllen“, meinte Remus. Er selbst setzte sich gerade, ebenso wie Peter.Ich stand auf und ging ebenfalls zu ihnen. Ich nahm zwischen James und Peter auf den Betten Platz.Sirius und Peter beobachteten Remus genau, während ich James’ Blick auf mir spürte und Remus und ich uns direkt in die Augen sahen.„Bevor ich anfange, möchte ich dich um etwas bitten“, meinte Remus. Seine Finger rieben sich immer wieder aneinander, er schien äußerst nervös und ängstlich. „Das, was wir dir jetzt erzählen, darfst du niemals jemand anderem erzählen. Niemals! Das ist sehr wichtig! Ich möchte nicht, dass den dreien etwas passiert!“„Uns dreien? Für dich wäre es wohl auch schlimm! Sie würden dich hassen, obwohl sie nichts wüssten…“, meinte James und sah jetzt Remus an. Dieser erwiderte den Blick und fuhr seinen Freund an: „Für euch wäre es schlimmer!“ „Aber du…“, begann Sirius mit leichtfälliger Stimme und Remus sah fast ein wenig wütend aus, als er zischte: „Ihr könntet nach Askaban kommen!“Kurz herrschte Schweigen und ich blickte sie entsetzt reihum an. Was sollte das? Askaban?James wandte sich nun mir zu: „Wenn du aus Versehen einmal davon erzählen solltest… Dann würden wir wahrscheinlich wirklich nach Askaban kommen. In dem Fall kümmere dich bitte wenigstens um Moony! Die anderen würden nicht verstehen, wie es ist.“„Am besten erzählst du es einfach nicht!“, fuhr Sirius dazwischen, „Auch nicht aus Versehen!“Er klang misstrauisch, sagte aber nach einem Blickwechsel mit James vorerst nichts mehr.Die Situation kam mir vertraut und gleichzeitig fremd vor. Aber irgendwo hatte ich diesen Tonfall von Sirius doch schon mal gehört, oder nicht?Da fiel es mir plötzlich ein: letzte Nacht! Das war die Erinnerung, die ich schon die ganze Zeit suchte.„Du siehst, dass wir alle wollen, dass du dich darüber ausschweigst! Aber wir vertrauen dir! Wir vertrauen es dir an!“, sagte Remus und mir lag die Frage auf der Zunge, was sie mir denn anvertrauen wollten, als Peter auch schon leise flüsterte: „Das größte Geheimnis der Rumtreiber.“Ich wagte es kaum zu atmen in der folgenden Stille, in der sie alle vier mich ansahen.Kurz glaubte ich, sie wollten nur wieder eine gruselige Geschichte erzählen, die im Nachhinein eh nicht stimmte, mich schlichtweg verarschen, doch ich dachte wieder an letzte Nacht und wusste, dass sie mich nicht in die Irre führen wollten. Sie hätten nicht mitten in der Nacht darüber geredet mit dem Glauben, dass ich schlafe, wenn es nicht ernst gewesen wäre. Und ich wusste, dass dieses Gespräch mit letzter Nacht zu tun hatte. Ich wusste es einfach.In mir wuchs die Spannung und ich war froh, als Remus endlich wieder sprach: „Es ist verständlich, wenn du danach Angst vor mir hast, wenn du nicht mehr mit mir reden möchtest oder… Ich weiß auch nicht!“Die anderen drei Rumtreiber öffneten gerade alle den Mund, vielleicht um zu protestieren, dass Angst also nicht berechtigt wäre, aber ich kam zuvor: „Sag mir bitte einfach, worum es geht, okay? Dass ihr über etwas redet, wovon ich nicht weiß, macht mich krank!“Remus brachte das wieder zu einem gequälten Lächeln: „Das ist mir fast klar. Also…“ Er holte tief Luft und sagte dann endlich: „Krone hat uns erzählt, das du gestern draußen mit ihm gesprochen hast. Also er hat uns erzählt, worüber ihr gesprochen habt. Er hat uns von deiner Vermutung erzählt.“Die Spannung in mir stieg ins Unermessliche. Ich wusste, was er meinte, ich wusste, worauf er hinauswollte. Aber konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich?Remus schluckte schwer und stieß die folgenden Sätze mit unglaublicher Schwere aus: „Deine Vermutung stimmt! Ich bin ein Werwolf!“Es war ein irrsinniger Moment. Dieser Moment, in denen ich mit den Vieren auf den beiden Betten saß, dieser Moment, in dem sie alle vier mich genau musterten, dieser Moment, in dem ich Remus’ größtes Geheimnis hörte.Ich hatte es doch gewusst. Ich hatte schon damals, nachdem Severus mir davon erzählt hatte, alles glauben wollen. Ich hatte es wahrhaftig geglaubt. Doch irgendwann hatte ich es für eine Lüge gehalten und wieder vergessen. Nur um es jetzt wieder zu glauben. Ich hatte es wirklich für möglich gehalten und nur eine Neugier in mir gehabt, ob es wahr war.Jetzt hatte Remus die Worte ausgesprochen. Und es kam mir alles so wahnsinnig irreal vor. Ich hielt es für unmöglich, jetzt, wo es als Tatsache vor mir lag und nicht nur als Vermutung.Remus konnte doch kein Werwolf sein! Das war doch unmöglich! Werwölfe waren schreckliche Tiere. Werwölfe waren schreckliche Menschen. Das war es doch, was mir erzählt wurde, seit ich hier auf Hogwarts war. Aber wie konnte man Remus als schrecklich bezeichnen?Bevor ich überlegen konnte, hauchte ich: „Heißt das… du warst vorletzte Nacht ein… ein…?“ Ich wusste nicht, als was ich es bezeichnen sollte. Das Tier. Wenn er wirklich ein Werwolf war, dann war er immer ein Werwolf, nicht nur in Vollmondnächten. Aber als Wolf konnte man das Tier nicht bezeichnen, in das er sich verwandelte. Werwölfe waren laut den zahlreichen Geschichten blutrünstiger.Remus nickte, ohne dass ich weitersprechen musste: „Ja! Das war der Grund, weshalb ich vorletzte Nacht nicht hier war! Meiner Mutter ging es gut!“Wieder lag auf seinem Gesicht dieses gequälte Lächeln. Und plötzlich konnte ich es verstehen. Es war so, als läge Remus’ Seele plötzlich vor mir. Plötzlich verstand ich Remus in einer Vollkommenheit, die mir die Gänsehaut über die Arme trieb.Ich sah vor meinen Augen wieder seine Mutter, wie sie vollkommen gesund nach dem Überfall auf uns in den Krankenflügel kam. Ich sah wieder, wie sie Remus scheinbar umarmen wollte, ihn dann aber nur leicht an der Schulter berührte und ihm zärtlich durchs Haar strich. Ich sah seinen Vater, der sich zu ihm setzte und liebevoll mit ihm sprach.Wie genervt er gegenüber seinen Freunden klang, als seine Eltern gegangen waren! Wie starr und leer sein Blick gewesen war! Wie starr und leer sein Blick auf das Fenster gerichtet war! Zum zunehmenden Mond!„Waren deine Eltern deswegen so komisch? Weil du…“Auch die Frage kam über meine Lippen, bevor ich darüber nachdachte.Remus verstand und sein Blick senkte sich. Er wirkte plötzlich unheimlich traurig.„Ja…“, sagte er, „Um Vollmond herum sind sie immer so…“„Seine Eltern sind scheiße!“, meinte James und klang kühl.Erst jetzt viel mir auf, dass die anderen drei Rumtreiber sich Remus zugewandt hatten.„Seien Eltern glauben nämlich, er wäre gefährlich! Sogar in Menschengestalt! Ey, als würde er mal einen Bissen nehmen oder so!“, fuhr James fort, nun spöttisch und gleichzeitig wütend.„Seine Eltern verstehen nicht, dass er so oder so in Menschengestalt vollkommen ungefährlich ist“, erklärte Peter mir nickend.„Ich hasse seine Eltern…“, murmelte Sirius und James stimmte zu: „Na, ich aber auch!“Und ich sah, wie sich auf Remus’ Gesicht unter dem Leid langsam ein Lächeln abbildete. Es war, als würde… als würde er all das nicht aussprechen mögen, als würde er es nicht können, waren es doch immer noch seine Eltern, als würde er aber eine wahnsinnige Erleichterung dadurch erfahren, dass seine Freunde es aussprachen.Doch dennoch war in seinem Gesicht Leid und ich wusste, dass es am Thema lag.Ich schluckte schwer, wandte mich dann langsam James zu. Er war es, von dem ich weitere Antworten fordern wollte. Antworten, die vielleicht auch Remus’ betrafen, aber nicht so direkt.Bis jetzt wusste ich auch nicht genau, was ich darüber denken wollte, was ich über Remus denken sollte.„Wo wart ihr dann vorletzte Nacht?“, fragte ich leise.Ich konnte mir keine Antwort vorstellen. Gestern hatte er doch zu mir gesagt, sie wären Essen gewesen. Vielleicht war das wahr gewesen. Andererseits… Ich konnte mir auch das nicht vorstellen.James wandte sich nur schwerfällig von Remus ab und mir zu, doch als er es getan hatte, grinste er: „Tja… Das ist so eine Sache! Wir waren bei ihm!“Was erzählte er da? Sie konnten nicht bei ihm gewesen sein!„Weißt du… Wir haben schon Anfang der zweiten Klasse herausgefunden, dass unser Moony ein Werwolf ist“, erklärte James und nun mischte sich Sirius grinsend ein: „Das war auch nicht besonders schwer, wo seine Ausreden ohne uns noch ziemlich schlecht waren und er wirklich nur in der einen Nacht verschwand und nie mal zur Verdeckung ein paar Tage.“ „Außerdem haben wir mit ihm in einem Schlafsaal geschlafen, sodass er niemals verschwinden konnte, ohne dass wir es bemerkt hätten“, meinte Peter und Remus lächelte nun wirklich sein ehrliches und freudiges Lächeln: „Und sie sind mal in der einen Nacht einfach losgewandert, um mich hier im Krankenflügel zu besuchen, als ich behauptete, mir wäre schlecht und ich würde über Nacht hier bleiben. Da haben sie natürlich gesehen, dass ich nicht hier war!“Ich freute mich irgendwo tief in Innerem darüber, dass Remus jetzt wieder frei und gelassen schien.Ich sah zu ihm und konnte keine wilde Bestie in ihm sehen. Sollte dort wirklich eine sein?Gleichzeitig war diese Spannung in mir. Diese Spannung der Neugierde, was sie mir noch erzählen wollten.James fuhr nun fort: „Auf jeden Fall haben wir es herausgefunden! Und nachdem wir mitbekommen haben, wie schlecht sich Moony damit fühlt, haben wir überlegt, wie wir ihm das ganze erleichtern können. Es hat etwas gedauert, aber wir sind auf die Lösung gekommen: Wir sind Animagi geworden!“„Ihr seid was?“, platzte es gleich aus mir heraus, als die Worte angekommen waren.James’ Grinsen wurde breiter: „Wir sind Animagi geworden!“„Nein!“, kam es von meinen Lippen. Sie waren tatsächlich Animagi? Diese drei Jungen?„Doch! Aber niemand weiß davon! Wir waren noch 12 oder 13 oder so, als wir es versucht haben, wir haben es mit 15 geschafft. Wir sind unregistriert. Denn wir hätten es mit dem Alter nicht gedurft!“, erklärte James.„Was?“, fragte ich. Meine Gedanken waren noch wirrer als nach der Botschaft, dass Remus ein Werwolf wäre.Das konnte doch nicht ihr ernst sein! Sie waren unregistriert? Sie waren Animagi, seit sie 15 waren?„Das soll doch verdammt schwer sein! Mit 15?“, fragte ich weiter.James nickte: „Ja… Es war schwer! Wir haben immerhin auch zwei, drei Jahre gebraucht! Aber wir haben es für Moony getan!“Fassungslos blickte ich sie reihum an.Sirius fuhr fort: „Seitdem können wir an Vollmond mit ihm mitgehen. Ein Werwolf tut Tieren nichts. Beziehungsweise verletzt er sie auch, wenn es ihm schlecht geht oder er Menschen gerochen hat, aber er kann sie nicht ebenfalls zu Werwölfen machen.“„Und so verletzt er sich auch selbst nicht mehr so viel wie davor“, meinte James und bedachte Remus mit einem langen Blick.Auf dessen Gesicht war ein tiefglückliches Lächeln.Peter nickte und grinste: „Und er hat Spaß an Vollmond!“„Richtig Spaß!“, stimmte Sirius, breit grinsend, zu, „Vollmond ist fast besser als Weihnachten! Und ist vor allem öfter als Weihnachten!“In seinen Augen funkelte es wie bei einem kleinen Kind.Ich sah sie alle an, nacheinander. Die Freude und das Glück in ihren Gesichtern, die Einigkeit. Tief in mir fühlte ich auch so etwas wie Glück.Leise flüsterte ich: „Deswegen. Deswegen ist eure Freundschaft also so stark.“„Warum?“, fragte James und in seinem Gesicht lag Verwunderung.Ich lächelte: „Na, weil ihr so etwas füreinander tut! Und es nur preisgebt, wenn ihr euch einig seid! Deswegen hast du mir gestern auch nichts gesagt, oder?“James und ich sahen einander in die Augen.James’ Blick war warm, ließ mein Herz schneller schlagen.„Ja, deswegen! Ich würde dir gerne alles sagen! Aber ich kann dir nichts erzählen, wenn es auch andere schwer betrifft.“Seine Stimme war leise und ich spürte eine unheimliche Hitze.„Ich würde dir gerne alles von mir anvertrauen…“Seine Stimme war nur noch ein schwaches Flüstern.Selbst mein Herzschlag schien lauter zu sein.Auch ich wollte ihm gerne alles von mir anvertrauen. So gerne. Diesem Jungen… Und nur ihm! Die Worte lagen mir auf den Lippen.„Halli-hallo! Kurzer Krankenbesuch!“, durchbrach plötzlich eine Stimme alles. Alles.Ich wirbelte herum und wurde mir plötzlich bewusst, dass auch die anderen drei Rumtreiber noch im Raum waren, die sich auch sofort zur Tür wandten. Hereinspaziert kamen niemand anderes als meine Freundinnen. Und in diesem Moment konnte ich nichts anders als sie und auch die anderen drei Rumtreiber, über deren Dasein ich nun rot wurde, fürchterlich zu hassen.

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Tag der Veröffentlichung: 17.05.2011

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