Auf der Suche nach dem verlorenen Problem
Kirstins Katze
Teil2
Ich schaute auf das Fenster. Der Wind drückte den prasselnden Regen gegen die Scheibe. An Aussicht war nicht zu denken. Dass dahinter ein Garten mit ein paar Wegen, mit Büschen und Stauden an den Rändern und einem alten Baumstumpf in der Mitte des Rasens war, konnte ich nur ahnen. Ich wußte auch noch, auf dem Baumstumpf steht eine schmiedeeiserne Vogeltränke, die ihre guten Zeiten schon lange hinter sich hat. Von der türkisgrünen Bemalung waren nur noch Reste zu erkennen.
Inzwischen war der Kakao fertig, auf den sich die Kinder und die ersten eingetroffenen Eltern freudig stürzten. Kirstin und Richard waren auch gekommen, um sich an dem Fahrdienst zu beteiligen. Etwas Leckeres und Heißes war jetzt genau das Richtige. Draussen war es immer windiger und dunkler geworden. Neben dem großen Fenster war eine Tür zum Garten. Vor ihr hatte sich schon eine Pfütze gebildet. In der Ecke lag ein Kartoffelsack, den jemand vergessen hatte wegzuräumen. Kirstin schob den Sack mit der Schuhspitze in Richtung Tür. Sofort ertönte ein Quieken und Maunzen; eine schwar-brauneTigerkatze sprang aus dem Sack und hinter ihr kamen auf wackeligen Beinen fünf noch blinde Katzenbabies.
Lucretia, da bist Du ja, hier warst Du wohl die ganze Zeit. !4 Tage lang habe ich Dich vermisst.
Kirstin liefen zwei Freudentränen die Wangen herunter. Sie holte ein Schüsselchen hervor, goss etwas nur noch warmen Kakao hinein und stellte es vor Lucretia. Gierig schlabberte sie den Trank, als wäre sie schon fast verdurstet. Die Babies lauschten aufmerksam und als Lucretia fertig war, hingen die fünf sofort an ihren Zitzen und wollten auch was haben.
Die Kinder dachten nicht an nach Hause gehen, erst wollten sie der Katze und ihren Babies zusehen. Vor lauter Staunen brachten sie kein Wort heraus. Das dauerte eine ganze Weile.
Plötzlich wurde es ganz hell und ein gewaltiger Donnerschlag kam sofort hinterher. Ein Blitz war in die Vogeltränke eingeschlagen und hatte sie in unzählig viele Stücke zerrissen. Die Katze mit ihren Jungen war augenblicklich im Jutesack verschwunden. Nur das ängstliche Fiepen der Babies war zu hören, fast übertönt von den schlotternden Knien der Kinder.
Die Starre löste sich, wie es schien, nach einer halben Ewigkeit, als Richard sagte: Schaut mal da draussen. Da steht ein Einhorm im Regen. Kaum hatte er das gesagt, stieß das Einhorm die Tür auf .
Es war das mit dem verletzten Horn und es hatte sein Enkelkind dabei.
Wir haben uns bei der Dunkelheit irgendwie verlaufen. Doch als wir die Ponies vor Angst wiehern hörten, dachte ich: hier sind wir richtig. Doch die Ponies waren gar nicht nett zu uns. Sie mieden uns, ließen uns nicht mal in den Stall. Eine Zeit lang blieben wir auf der Voltigierfläche, schüttelten unser Fell, damit es etwas trocknen konnte, aber nirgendwo war etwas zum Fressen oder Saufen zu finden. Dann sah klein Esmeralda Kinderköpfe im Kindergarten. Sie wollte unbedingt da hin. So und nun stehen wir vor der Tür und ihr lasst uns nicht mal rein.
Lulu machten eine Knicks vor Esmerada und Rosalinde und sagte so vornehm sie konnte: Gnädigste Damen, ich bitte Sie untertänigst in unsere bescheidenen Räumlichkeiten einzutreten, fühlen sie sich ganz wie zu Hause. Das hätte sie besser nicht so deut lich gesagt, denn Esmeralda fing sofort an, die Stühle anzuknabbern. Doch Rosalinde stubbste sie kräftig in die Seite und Esmeralda wußte genau: Stühle auffressen verboten.
Richard hatte inzwischen beim Bäcker angerufen und mehrere Tüten Brötchen sowie Nuttela, Marmelade und Käse bringen lassen. Begeistert stürzten sich alle darauf, so als wären sie völlig ausgehungert und Richard ließ sich als Retter in der Not feiern. Lulu wurde auch gefeiert, sie kochte nochmal Kakao, der allen noch besser zu schmecken schien als der erste.
Kirstin war die erste, die bemerkte, dass ihre Katze sich langsam wieder aus dem Sack traute und ihre Jungen kamen hinter ihr her gewackelt. Selbst von Kirstin ließ sich Lucretia nur etwas auf dem Rücken streicheln, sie hatte viel zu viel Sorge, dass ihren Kleine etwas zustossen könnte.
Sie sind alle fünf genauso brqaun-schwarz gestreift wie ihre Mutter, nur viel kleiner. Sie entfernten sich nur so weit, dass sie ihre Mutter noch riechen konnten.
In der größtmöglichen Entfernung vom Fenster hat jemand gesessen, der aß Käsebrötchen mit Johannisbeergelee. Es war deutlich an den Krümeln zu erkennen, die runter gefallen waren.
Von den Brötchen war nichts mehr übrig und von Marmelade, Gelee, und Nutella war schäbige Anstandsreste geblieben. Auch von dem Käse war nicht mehr zu sehen. Offensichtlich hatte es allen gut geschmeckt.
Der Regen hatte fat aufgehört und es wurde auch langsam heller. Die Eltern fuhren mit den Kindern nach Hause. Das Angebot von Kirstin und Richard wurde nicht gebraucht, es kamen auch so alle Kinder unter.
Als die letzten fort waren bis auf Lulu, Kirsten, Richard und die Katzen, sah ich wie ein Pferd um die Wegbiegung kam.
Texte: Alle Urheberrechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 27.05.2010
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