„Schaaaaatz? Lass uns in den Urlaub fahren.“
Meine Freundin stand mit großen glänzenden Augen vor mir. Das tolle und gut gedeckte Sonntagsfrühstück war natürlich nur ein Vorwand, um mein Herz weich zu klopfen.
Nicht mit mir !
„Wohin willst du denn fahren?“
Also, man(n) muss ja nicht immer direkt „Nein“ sagen. Ich tue erst einmal so, als ob es mich interessieren würde, zeige mich dann noch Unentschlossen, da mich ihre Argumente nicht ganz überzeugen, kassieren den guten Sex, der dann wohl das ausschlaggebendste Argument ist und dann erst behaupte ich, dass ich mir ja im Moment gar keinen Urlaub nehmen darf, weil in der Firma gerade so viel los ist.
So umgehe ich geschickt der „Arschkarte“, dem blöden „Nie nimmst du Rücksicht auf meine Bedürfnisse“ und all dem anderen Weiberschmäh.
Das ist ganz klar, ein perfekter Plan. Es geht weiter im Text.
„Ich dachte ja an Italien.“, trällert meine Freundin.
Klar dachte sie daran. Sie denkt ja auch an Stadtbummel mit dauerhaften Händchenhalten und verliebt angucken. An eine gemeinsames teures Abendessen im Kerzenschein und an irgendwelche romantischen Pärchen-Boots-Fahrten.
Ich dagegen denke nur an zwei Dinge, die ich im Urlaub erleben will und die mir wichtig sind. Das ist zum einem Bier und zum Anderen Sex. Mehr will und brauche ich im Urlaub nicht.
Vielleicht auch mal Sonne, damit man(n) auch mal beides draußen genießen kann.
Eigentlich fahren wir genau deswegen getrennt in den Urlaub. Sie mit ihren Mädels und ich mit den Jungs. Da gibt’s dann auch nie Probleme.
Aber wenn wir jetzt gemeinsam das erste Mal in den Urlaub fahren, wird es ganz sicher welche geben.
Nach dem Urlaub trennen oder lassen sich die meisten Paare scheiden. Ich persönlich habe keine Lust, demnächst wieder für Sex zahlen zu müssen.
Darum muss ich ganz schnell meinen Masterplan, den ich mir gerade so taktisch ausgedachte habe, in die Tat umsetzen.
„Ja, Italien….klingt ja gar nicht mal so übel.“, lüg ich.
Mehr muss ich nicht sagen. Es waren genau die richtigen Worte. Zwar redet meine Freundin jetzt wie ein Wasserfall auf mich ein und erzählt mir davon wie toll Italien ist. Das man da ja so viel machen kann wie zum Beispiel eine Boots-Tour und so weiter und so weiter. Mit ihren Argumenten versucht sie mich dazu zu bringen, dass ich sage „Pack die Koffer, wir fahren!“
Aber wie gesagt, daraus wird nichts. Trotzdem, ich habe einen Plan und an den muss ich mich halten. Ich nicke also, lächel und ab und zu kommt ein „Ja mhm“ oder „Klingt toll“
Nach ca. 2 Stunden ist es dann so weit. Endlich merkt meine Freundin, dass mich ihre dämlichen Geschichten von Spaziergängen am Abend und gute italienische Pasta zu zweit nicht wirklich überzeugen.
Sie kommt auf mich zu, legt ihre Arme um meinen Hals und flüstert mir ins Ohr: „Außerdem, gibt es da etwas, dass ich unbedingt auf dem Campo de‘ Fiori machen möchte. Kleinen Vorgeschmack? Komm ich zeig es dir…“
GEIL!!!
Nein, nicht ich. Ja, ok, ein wenig schon. Aber ich meine eher, dass alles funktioniert, wie ich es mir vorstelle.
Der Sex war gut.
Und so guten Sex konnte ich jawohl auch zu Hause haben. Dafür muss ich nicht in den Urlaub fahren.
„Die Fortsetzung gibt es dann in Italien auf dem Campo de`Fiori.“, sagt meine Freundin zu mir.
Herrjeh, das arme Ding ist ja immer noch in dem Glauben, ich wäre einverstanden und würde mich genauso freuen wie sie. Zeit für den letzten Schritt.
„Naja ich wünschte, wir könnten sofort los fahren. Aber weißt du, ich darf mir momentan keinen Urlaub nehmen, weil wir so viel Stress in der Firma haben.“
Komischerweise schaut sie mich nicht traurig an oder wirft mir irgendwas vor.
Nein, sie grinst und sagt: „ Darum habe ich in deinem Namen gekündigt. Du hast dich ja eh nie wohl dort gefühlt und so bald wir in Italien sind, ist alles anders. Also Schatz das mit dem Urlaub, war gelogen. Ich wollte erst mal gucken wie du reagierst, also auf Italien und gemeinsam Weg fahren, in ein anderes Land. Aber so wie es aussieht, bist du ja begeistert. Dann sag ich dir jetzt was los ist. Wir wandern aus Schatz ist das nicht toll??“
Tatsächlich packe ich die Koffer, denn ich ziehe wieder zu meiner Mutter.
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2011
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