Vorwort
Umzu ist ein Bremer Begriff und heißt soviel wie "Rund um Bremen"
Ein Umzug von Hamburg nach Bremen
Es war vor einem Jahr, dass meine Mutter von ihrer Firma nach Bremen versetzt wurde. Natürlich musste die ganze Familie mit. Dazu gehören meine Mutter, mein kleiner Bruder Jasper, große Schwester Lucia und ich, Maria, 16 Jahre alt. Anfangs habe ich mich gewehrt unsere schöne Freie- und Hansestadt Hamburg zu verlassen. Es half kein Sträuben, also haben wir unsere sieben Sachen gepackt und sind nach Bremen gezogen.
Ich war das erste Mal in Bremen, schließlich bin ich in einer viel schöneren und interessanteren Metropole aufgewachsen, doch ich war gespannt, auf was ich mich da nun eingelassen hatte.
Als wir endlich in der Neustadt angekommen waren, stellten Mama, Lucia und ich fest, dass es sich hier wohl schön wohnen ließ und wir drei gingen auf Wohnungssuche.
So wir liefen kreuz und quer durch die Bremer Neustadt und fanden rein garnichts, was uns sofort ansprach, außer der Lage natürlich.
Nach etwa drei Stunden qualmten meine Füße in den neuen Sandalen, wir stiegen wieder ins Auto und beschlossen weiter zu fahren.
Kurze Zeit später landeten wir in einem Ortsteil, bei dem ich zweimal auf das Stadtteilsschild gucken musste.
Da stand doch tatsächlich „Schwachhausen“. Ich dachte nur: „Nichts wie weg hier!“ aber Mama war anderer Meinung und auf der Fahrt merkte ich, dass es eine sehr schöne Wohngegend war, mit vielen alten und modernen Häusern und wir beschlossen kurzerhand auszusteigen und uns hier in Ruhe umzusehen.
Nach einiger Zeit fanden wir auch eine gemütliche und schöne Wohnung mit 4 Zimmern und einem großem Garten in der Theodor-Heuss-Allee. Meine Mutter rief sofort den Makler der Wohnung an und vereinbarte einen Termin zur Wohnungsbesichtigung am nächsten Tag.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück, war die Wohnungsbesichtigung. Ich freute mich schon sehr darauf, denn Mama hatte mir versprochen, dass ich mir mein Zimmer selber aussuchen durfte.
In Schwachhausen angekommen, sahen wir den Vermieter auch schon im Garten des Hauses sitzen. Nach Abschluss der Formalitäten fragte er uns: „Mensch Deern s, habt da nich’ Lust mit mer un meen Fru wat eaten tu gon?“ ich verstand zwar nur die Hälfte von dem was er sagte, aber es hatte was mit Essen gehen zu tun und das konnten wir doch nicht so einfach ablehnen.
Während der Fahrt beschwerte er sich lautstark über diese „Hein Blöd’s“. Ich wunderte mich sehr, bis mir auf fiel, dass die Autokennzeichen der Bremer ja alle „HB“ haben und damit ergab das „Hein Blöd“ auch wieder ein Sinn.
Wir kamen zum 'Vielstedter Burnhus', es sah sehr idyllisch aus und ich wunderte mich, wieso man, wenn man mitten in der Stadt wohnte, soweit auf dem Land essen ging.
Die Bedienung sprach das selbe unverständliche Kauderwelsch, wie der Vermieter und ich beschloss ganz mutig mal zu fragen was die da denn jetzt sprechen. Der Vermieter antwortete: „Meen Deern, we snack` Platt keenst de keen Platt snack?“ Ich antwortete mit meinem üblichen Hochdeutsch: „Nein, in Hamburg hab ich das nie richtig gelernt!“ und die drei guckten mich verwundert an. Mama antwortete dann, dass es in Hamburg nicht üblich ist noch Plattdeutsch zu sprechen und dass sie es auch nur von ihrer Oma noch gelernt hatte.
Als es dann an das Bestellen von Essen und Trinken ging, bestellte ich mir aus Neugierde ein Moorwasser und Labskaus. Ich hatte zwar keine Ahnung, was das war, aber es klang interessant.
Wenige Minuten später kamen auch schon unsere Getränke und ich merkte, dass „Moorwasser“ nichts anderes war, als Cola und Orangenbrause gemischt.
Und dann kam das Labskaus! Ich hatte vorher noch nie etwas so Widerwärtiges gesehen. Es sah aus wie Erbrochenes, aber als ich dann, trotz sich mir sträubender Nackenhaare, das Ganze aß, merkte ich wie appetitlich es doch war.
Ich genoss das Essen und freute mich über diese neue Erkenntnis.
Die nächste Woche kam schneller als erwartet und wir fuhren, diesmal alle zusammen, im LKW nach Schwachhausen.
Endlich wieder in Bremen räumten wir unsere Wohnung ein und Mama und ich gingen zum Gymnasium in der Hermann-Böse-Straße um mich anzumelden.
Der Schuldirektor führte mich in meine neue Klasse und ich mochte die neue Schule auf dem ersten Blick. Die Klasse hatte gerade Mathematik was, dank meiner Ankunft und zur Freude aller Mitschüler, dann ausfiel. Ich erzählte von Hamburg, wie schön es ist und vom Tor auf dem Wappen Hamburgs, was auch „Tor zur Welt“ genannt wird. Daraufhin rief einer der Mitschüler laut in die Klasse: „Aber wir Bremer ham`den Schlüssel dafür“. Ich stand fragend da und verstand die Welt nicht mehr, während alle lauthals anfingen zulachen und selbst die Klassenlehrerin schmunzelte. Ich schämte mich und dachte ich hätte etwas Falsches gesagt, aber wie sagt Mama immer: „Einfach freundlich lächeln, das passt immer!“ und auch in diesem Fall half es mir.
Als es zur Pause klingelte setzte ich mich auf den Hof und dachte noch mal darüber nach, was ich Falsches gesagt hatte, bis sich ein Mädchen aus meiner neuen Klasse fragte, ob sie sich neben mich setzten könnte. Ich hatte natürlich nichts dagegen und wir fingen an uns ganz normal auf Hochdeutsch zu unterhalten. Sie entschuldigte sich für das Lachen der Klasse und erzählte mir, dass das ein blöder Witz der Bremer sei, der mal bei einem Fußballspiel aufgekommen sei und sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte heute oder morgen mal mit ihr durch zu bummeln und shoppen zugehen. Bei dem Wort shoppen freute ich mich schon riesig und sagte für den Tag noch zu. Meine Mutter war froh, dass sie mich los war, um den Rest der Wohnung noch einzurichten und ich hatte viel Spaß beim Einkaufen.
Madléne, so heißt sie und ich wurden richtig gute Freunde und als es Herbst wurde sprach sie mich in der Schule darauf an, ob wir nicht mit der Straßenbahn zum großen Freimarkt fahren wollen. Ich sagte zu, denn ich hatte inzwischen soviel erfahren, dass der Freimarkt ein ähnlicher Jahrmarkt war, wie der Dom in Hamburg.
Am Abend, so gegen 18 Uhr trafen wir uns dann an der Straßenbahn in Richtung Osterwiesen. Wenig später, an den Osterwiesen, stellte ich fest, dass es gar keine Wiesen waren, sondern nur der Platz so hieß. Wir stellten uns an der Achterbahn „Olympia“ an und der Mann an der Kasse gab uns 2 Euro mehr mit den Worten „Ischa Freimarkt“ ich wunderte mich über diese Nettigkeit, aber Madléne schien das schon zu kennen und stellte sich in die Schlange. Wir hatten total viel Spaß und immer wieder hörte ich dieses „Ischa Freimarkt“ aus allen Ecken, selbst in den Bierzelten rief man es laut.
Später fragte ich Madléne, was es damit auf sich hat und sie erklärte, das das auf Hochdeutsch soviel heißt wie: „Schon in Ordnung es ist ja Freimarkt!“. Wir bummelten weiter und mir fiel wieder eine meiner ersten Fragen ein, die ich hatte, als ich nach Bremen zog. Ich beschloss Anna mal zufragen, ob denn Bremen einen Hafen hätte, da mir auf der Fahrt nach Bremen ein Schild mit der Aufschrift „Bremerhaven“ aufgefallen war.
Die Antwort von Anna war ein lautes Lachen. Sie erklärte, dass Bremen keinen Hafen hat, sondern dass es eine Stadt gibt, die Bremerhaven mit „v“ heißt. Sie liegt an der Nordsee, zwar gehört die Stadt zum Bundesland Bremen, aber sie grenzt nicht an die Stadt Bremen.
Inzwischen kannte ich mich in Bremen recht gut aus und beschloss wie jeden Morgen in der Bäckerei in der Hermann-Böse-Straße mir ein Kaneelbrötchen zukaufen. Das ist ein Brötchen, das so wie Sesambrötchen Sesam haben, Zimt und Zucker hat.
Jedoch an diesem Morgen legte die Bäckerin neben den üblichen Kuchen- und Tortenstücken auch noch etwas anderes auf die Anrichte. Ich fragte sie, was es denn sei und sie antwortete: „ Das is’n Piepenkerl! Der wird in Bremen immer nur um die Weihnachtszeit gebacken und man verschenkt ihn zum Beispiel an Geschwister, Enkelkinder oder seine Liebsten.“
Ich beschloss einen für Jasper und einen für Madléne zukaufen. Madléne freute sich riesig und als Jasper am Nachmittag aus der Schule kam auch er.
So beschloss ich, dass Bremen eine schöne Stadt ist und es für mich, außer Hamburg, keine schönere gibt.
Texte: Die Gesamte Geschichte ist nicht wahr, sie ist allein in meiner Fantasie entstanden
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2009
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