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Ich rudere, doch ohne Lust. Ich hätte mich nicht mit dem Kapitän anlegen sollen, doch ich kann nichts gegen meinen Gerechtigkeitssinn machen. Ich kann ja schon froh sein, dass er mich nicht kielgeholt oder den Haien zum Fraß vorgeworfen hat. So sitze ich nun in dieser Holzschale mit Rudern, einer Kiste Proviant und meiner unbändigen Furcht davor Land zu sehen. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass ich dem Meer entkommen könnte, doch mein Gefühl hat mich noch nie betrogen und die Geschichten über diese einsamen, teuflischen Inseln hängen in meinen Gehirnwindungen fest, auch wenn ich in den letzten zehn Jahren auf See nie ein Ungeheuer zu Gesicht bekommen habe.
Ich rudere mit Unlust und mir ist doch klar, dass es nur den Tod auf dem Meer oder die Furcht zu besiegen gibt, in dem ich an Land gehe. Ein Teufelskreis, der unterbrochen wird, als ich nach einer durchruderten Nacht auf Land stoße. Ich kippe aus dem Boot, als sich dieses in den Sand bohrt. All meine Ängste, die sich als Geschichten durch meinen Kopf jagten, haben mir die Sicht für das Hier und Jetzt vernebelt, doch nun liege ich hier im Sand und bin froh über den Schlaf, der mich einholt.
Dieser Schlaf ist nicht beruhigend, denn er bringt mir die Geister der Vergangenheit. Wieder sehe ich mich anheuern, weil ich keinen anderen Ausweg wusste. Das Frau sein wird wohl nie leicht sein, doch die Zeit in der ich es leben soll ist nicht meine. So werde ich zum Mann und halte alles unter Verschluss, was nur eine Ahnung an eine Frau hätte aufdecken können. Ich fühle mich oft nicht wohl in meiner Haut, doch die Täuschung gelingt bis zu jenem schicksalsträchtigen Tag, als wir Schiffbrüchige aufnehmen. Mir war klar, dass ich nicht vor meiner Vergangenheit fliehen kann, doch dass sie nach zwei harten Arbeitsjahren auf diesem Schiff meine Aussetzung zur Folge haben sollte kann ich nicht wett machen. Bilder, Szenen drängen sich wie Alpdrücken auf meine Seele. Der Mann, der mich geheiratet hat, tritt mit den Schiffbrüchigen auf die Planken, die mein zu Hause gewesen waren. Er, der mich geschlagen, missbraucht und gedemütigt hat. Ich kann mich gerade noch beherrschen ihm nicht gleich an die Gurgel zu springen, doch als der Kapitän ihn mit Proviant und einem Schiff ausstatten will, damit er sich weiter dem Leben widmen kann ist es um meine Fassung geschehen. Ich werfe ihm alles vor, er grinst nur und bleibt stumm. Die anderen sehen mich Fassungslos an und mir ist klar, dass sie schon lange geahnt haben und nun wissen, dass eine Frau unter ihnen ist. Nun bin ich diejenige, die sein Schicksal annimmt und mit dem Boot hinaus rudern darf, während er sich als Pirat verdient machen kann.

Schmerzen reißen mich aus diesen undefinierbaren Gespinsten, die in wilder Fahrt an meinem inneren Auge vorüber geflohen sind. Ich weiß nicht, ob ich erschrockener über das Erwachen oder den Schlaf sein soll, der hinter mir liegt. Ich blinzle in die Sonne und langsam dämmert mir, dass ich gestrandet bin. Unter Schmerzen, die von meinem ganzen Körper besitz ergriffen haben, quäle ich mich auf die Knie. Hungergeräusche verdrängen den Rest der erschreckenden Träume und lassen mich meinen Lebenswillen wieder finden.

Kein Wasser mehr, doch noch etwas Proviant. Ich packe alles aus der Kiste in den Sack, den ich mit einem Seil verschnüre, welches ich mir über die Schulter werfe. Was soll ich mit dem Messer tun? Ich fürchte mich zu verletzen, wenn ich es mir hinter meinen Lederriemen klemme, welcher meine Hose hält, so behalte ich es in der Hand. Besser, wenn ich es griffbereit habe, falls mich etwas oder jemand angreifen sollte. Ich wische mir mit dem Handrücken, in der ich das Messer halte, den Schweiß und die Gedanken von und aus der Stirn.
Ich schlendere am Strand entlang, mir ist klar, dass es egal ist, wo ich in den Dschungel eintauche. Es wird mich bald keiner mehr vermissen oder über mich sprechen, dass ist das Schicksal eines Gestrandeten. Nach geraumer Weile stolpere ich über einen Weg. Ich bin verwirrt, aber auch froh, nicht mehr über Wurzeln steigen zu müssen, die meine Kräfte ausgesaugt haben. Der Weg ist schwarz und erinnert mich an Pech, mit dem ich die unteren Balken des Schiffes beschmiert habe, wenn wir ein Leck hatten. Ich genieße den Vorteil schneller voran zu kommen und schule mein Gehöhr gegen das Vogelgezwitscher nur auf das Rauschen von Wasser zu achten. Als mir dieses Geräusch jedoch an meinen Gehöhrnerv dringt bin ich kurz davor zu glauben, dass es nur meiner Phantasie entspringt. Es ist mehr ein Plätschern, als ein Rauschen und dann nach einer Kurve kann ich einen Vogel beobachten, der sich das Gefieder, am Rande eines Teiches, benetzt. Mein Durst möchte mich dorthin drängen ohne Halt und Sinn, doch ich kann mich zurückhalten, bis sich der Vogel entfernt.
Noch nie ist mir so ein großer, bunter Vogel vors Gesicht geraten. Langsam nähere ich mich dem Teich, halte die Hand hinein und vorsichtig tastet sich meine Zungenspitze an das kühle Nass. Es ist nicht salzig, aber zu meiner Verwunderung ist das Wasser warm. Zu warm, um nur vom Sonnenlicht gewärmt worden zu sein, doch was macht das schon, wenn Durst den Körper auf zu fressen droht. Ich fülle meine Flasche und stecke sie in meinen Proviantsack.
Auch wenn meine Füße brennen folge ich weiter dem schwarzen Pfad. Denn der Dschungel macht mir Angst. Immer wieder gleitet mein Blick hinauf zum Stand der Sonne. Es wird noch einige Zeit dauern bis sie untergeht, also habe ich noch Zeit, den Berg, der vor mir liegt, ein Stück weit zu erklimmen. Auch er ist mit dieser schwarzen Masse bedeckt und bietet keinen Schutz vor der Sonnenglut die er anzieht wie ein Magnet und auf mich wirft und meine Haut und Sohlen verbrennt bis die Haut sich nach dem Blasenwurf schält und wieder und wieder verbrennt bis ich den Schmerz als etwas natürliches empfinde.

Als ich an ein Plateau gelange gönne ich mir eine Rast. Ich esse, trinke und lasse meinen Blick umherschweifen. Von hier oben kann ich bis zum Strand sehen an dem ich angespült wurde. Der Dschungel wird von der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht, doch dort wo die Baum- und Palmstämme sein sollten ist nichts als undurchdringliche Schwärze zu sehen. Furcht steigt in mir auf, lässt mich schaudern und doch dauert es geraume Zeit bis ich meinen Blick von der Finsternis abwenden kann.
Mir ist bewusst, dass die Finsternis mich umschlingen wird und ich hellhörig für jedes Geräusch sein werde, doch die Wanderung hierher und hier rauf haben mich ermüdet und umnebeln mein Hirn. Ich lege mich zur Ruhe und hoffe auf erlösenden Schlaf. Mein letzter Gedanke gilt der Bitte, dass ich bei Sonnenaufgang und nicht mitten in der Nacht erwachen möge.
Ich bin irritiert. Es ist, als ob meine Seele zittert. Orientierungslos renne ich durch eine Wüste. Die Erde bebt, doch es fühlt sich an, als ob ich Hunger hätte, so ein leeres Gefühl in Magen und Bauch. Etwas stimmt hier nicht. Etwas stimmt hier überhaupt nicht. Dieser Gedanke bringt mich zu der Erkenntnis besser wach zu werden, damit dieser Traum mich nicht länger gefangen hält.
Defizite in der Selbsteinschätzung bringen einen manchmal zu Ursprüngen, von denen man nicht mal wusste, dass man sie hatte, ist das erste was ich denken kann, als ich den Sternenhimmel betrachte. Ich versuche mich aufzurichten und muss feststellen, dass die Erde auch hier und nicht nur in meinem Traum bebt. Ein Grollen erschüttert mich in Mark und Bein. Erschrocken blicke ich mich nach einem Fluchtweg um, doch es wird keine Flucht geben können. Dies ist eine Insel und wohin ich mich auch wenden werde, das Beben wird mein Begleiter sein. Ich ziehe meine Beine fest an den Körper und klammere mich an sie, wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz. Ich wiege meinen Körper und versuche mich nicht vom schaukeln der Erde aus dem Takt bringen zu lassen, was ein immer schwereres Unterfangen wird.
Nebel kommt auf, der mich umschließt und mir den Atem nimmt. Meine Sinne schwinden. Ich fühle mich körperlos und seelenleicht. Atemholen ist leicht und doch habe ich das Gefühl, dass ich nicht genug Luft in die Lungen bekomme. Der leichte Nebel wird dicht, immer dunkler und schwer, wie ein Stein, der auf mir lastet. Die Augen habe ich halb geschlossen, als schwarzrote Blitze über mir vorüber ziehen. Wärme umfängt mich, stetig ansteigt. Mein einziger Gedanke ist Flucht, doch ich bin bewegungslos. Ich möchte los lassen, mich von dem irdischen Dasein befreien, doch wohin wird mich dies bringen? Ich halte noch immer krampfhaft meine Beine mit den Armen umschlungen und werde hin und her gewogen, durch den aufkommenden Sturm und die Erderschütterungen. Wie ein Blatt im Wind trägt es mich durch die Luft, als der Fels unter mir in tausend Teile zerspringt. Ich fühle mich frei und sorglos. Ergeben bin ich der Naturgewalt in die Hände gefallen und halte meine Augen fest verschlossen, vor dem Abgrund, der wohl unter mir lauert und der Hitze, die mich zu zerschmelzen droht.
Meine Seele entflieht meinem Körper, als die Hitze unerträglich wird. Ich sehe auf meinen Körper herab, der sich noch immer im Flug befindet. Haut ist keine mehr zu sehen, nur schwarze Fetzen, die sich nach und nach lösen und den Blick auf Sehen und Muskelstränge freigeben, doch auch dieses Bild verweilt nicht lange. Mein Körper schält sich aus allem was ihn umgeben hat, was ihn menschlich machte. Die Knochen schimmern einen Wimpernaufschlag lang, wie pures Gold. All dies geschieht in Sekunden, denn im Hintergrund sehe ich langsam den Berg, auf dem ich eben noch gekauert habe, auseinander zu brechen und all seine heiße, rote Glut auszuspucken. Wie verächtlich er meinen Staub nicht in seiner roten Flut aufnimmt, sondern ihn wegspuckt, wenn er versucht auf ihr zu landen. Wie kann ich an Tränen denken, wenn ich doch keinen Körper mehr besitze, der sie in die Welt hinaus schleudern könnte?
Alles schimmert rot und heiß, doch ich höre eine Melodie, die mich sanft stimmt und mir Zufriedenheit einhaucht. Ich möchte in ihr Vergehen. Vor mir taucht eine Feuergestallt auf, sie ist es, die das Lied der Glückseligkeit ausströmt. Als sie die Arme nach mir ausstreckt um mich zu umfangen gebe ich mich bereitwillig hin, auch wenn etwas, das sich wie der Hauch einer Gänsehaut anfühlt sich dagegen sträubt. Nichts hält mich auf, denn ich möchte nicht mehr körperlos sein und dieses Feuerwesen schenkt mir die Gewissheit, dass ich wieder auf der Erde wandeln darf. Der Preis spielt jetzt noch keine Rolle und mir will zu diesem Zeitpunkt scheinen, dass er es nie tun wird. Welch Einbildungskraft, welch Hohn der in und aus mir klingt. Ich kenne die Antworten, doch ich schiebe alle Vorsicht bei Seite, um an eine Zuversicht zu glauben, die keine sein kann, weil ich das Leben so nicht kennengelernt habe. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Doch der Preis für meine Wünsche war schon immer zu hoch, wenn sie denn in Erfüllung gingen. Ich habe nichts zu verlieren, denn gestorben bin ich ja gerade in den Fluten der Hitze.
Meine Seele habe ich schon oft auf den Pokertisch gelegt, doch immer habe ich sie im letzten Moment zurück gewonnen. Nun wird es nicht so einfach. Dieser Teufel pokert um mein Seelenheil. Ich werde wieder auf die Erde zurück kehren, ich werde wieder Mensch sein, doch dieses Mal wird ein Teil meiner Seele nicht an diesem Teil meines Lebens teilnehmen.
Ich mache mir keine Gedanken, habe nicht einmal den Hauch einer Ahnung was es bedeuten könnte. Ich gehe diesen Teufelspackt ein, weil ich so versessen auf Leben bin.
Blind vor Lebenslust unterschreibe ich den Vertrag ohne einen einzigen Blick auf die Worte zuwerfen, die mein Schicksal entscheiden. Der Teufel drängt mich zu nichts, vielleicht hätte mich das stutzig machen sollen, doch ich will nur wieder körperlich sein, alles andere verschwindet im Nebel dieses Überlebenswillens.
Ein Schmerz schreit sich durch das knisternde Feuer. Hitze überall. Ich dachte, dass ich dem entkommen wäre, doch es wird wohl noch schlimmer kommen. Es zerreißt mich fast, doch nun kann ich sehen. Noch immer auf dieser Insel gefangen, war alles nur ein Traum. Doch der Berg spuckt Feuer und die rote, heiße Glut, die ich geträumt habe. Ich renne hinunter. Nur weg von dieser Hölle. Als ich das Boot erreiche scheint mir die See keine Hoffnung, doch ein Zurück kann es auch nicht geben. Wie gelähmt stehe ich am Strand und mir bleibt nicht nur von der heißen Luft und dem Staub der Atem fern. Dieses Schauspiel kann niemand mit mir teilen, kann ich noch denken, als ich am Arm gepackt und ins Boot gezogen werde. Ich kann meinem Retter nicht danken, denn so bald meine Füße den Strand verlassen haben, fiel ich in eine tiefe Ohnmacht.
Ich erwache und meine Orientierung ist mächtig gestört. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte er einen heftigen Schlag bekommen. Ich bin müde, hungrig und alles dreht sich. Meine Augen wollen nicht sehen und mir will scheinen, als ob ich nie wieder richtig sehen werde, doch dieser Moment ist schnell vorbei. Ich erhebe mich, um mich von meinem sandigen Bett zu befreien. Mir ist kalt, denn nun sehe ich, dass ich an einer Bretterwand liege. Es ist kein Wald, kein Dschungel mehr zu sehen und das verwirrt mich, denn ich erinnere mich nur an die Insel. Die Menschen, die an mir vorüber schleichen sehen grau und eingefallen aus. Sie würdigen mich keines Blickes. Ihre Kleidung irritiert mich. Ich fühle mich, als wäre ich von der Insel direkt in eine andere Zeit gefahren worden und bald stelle ich fest, dass dem so ist. Hundert Jahre sind vergangen, doch wo ist die Zeit geblieben? Der Vertrag mit dem Teufel, ich hätte ihn aufmerksamer lesen sollen, doch ich war ja zu erpicht darauf wieder ein Menschendasein zu führen. So schleiche ich von Jahrhundert zu Jahrhundert, nur, dass ich nicht altere. Immer wieder gebe ich mich hin, weil ich zu spüren glaube, dass der Mann, neben dem ich aufwache eine so große Seele besitzt, die meine kleine zu einem Ganzen werden lässt. Doch so oft ich diesen Mann zu finden geglaubt habe, so oft wird er mir entrissen. In den Fängen des Teufels kann ich verzweifeln, doch aufgeben werde ich nicht. Nach jedem dieser Verluste entspringt der Traurigkeit, der Drang weiter zu ziehen. Dann schnüre ich mein Bündel mit Habseligkeiten zusammen und gehe dem Sonnenuntergang entgegen auf das der neue Tag erwacht und mich meinem Ziel, die eine alles umfassende, mich tragende Seele zu finden.


Ich schreibe mir die Wunden aus der Seele!

Seelenkern der auseinander bricht.
Seele, die weder schreit noch spricht.

Seele ohne Fenster,
ohne Licht.
Seelenkern der in tausend Scherben bricht.

So viel Blut,
das den Tag regiert.
So viel Blut,
das die Fenster zur Nacht verschmiert.

Ich lasse Blut sich ihre Bahnen brechen.
Alles möchte ich sein,
doch niemand kann das versprechen.

So viele Jahrhunderte, so viele Menschenseelen, die meinen Weg kreuzen, die an mir vorüber ziehen, wie Vögel, die sich in den Süden tragen lassen vom Wind. Ich lief mir die Füße wund. Ich kauerte mich in eine Höhle und ließ die Jahre verstreichen. Ich kämpfte mich durch den Dschungel. Ich flog übers Land. Doch bei allem schwamm ich doch nur im Meer der Einsamkeit, das mich und meine Seele gefangen hält. So schrie und schrieb ich mich durch die Jahrhunderte, um nun hier zu verweilen. Hier, wo ich glaube, dass Du die große Seele bist, die meine tragen, aufnehmen und halten kann. Ich lehne mich zurück und lasse mich fallen, ich gebe mich dem Flug in die Vergangenheit hin um wieder und wieder mit Erstaunen neben Dir zu erwachen. Ich hätte nie geglaubt, dass es je soweit kommen sollte, denn dem Teufel ist alles zu zu trauen. Selbst wenn Du nur ein Trugbild bist. Selbst wenn er Dich mir, wie all die anderen, die nicht mal ansatzweise deine Seelengroße hatten, entreißen sollte, werde ich Dich nie vergessen. Ich werde Dir den kleinen Teil, der meine Seele ist, nach schicken, wo hin auch immer Du gehst. In ewig mit Dir verbunden, was auch immer der Teufel sich noch gegen mich ausdenken mag. So liege ich in Deinem Arm und schlafe mit Wunsch ein, das Du auch noch beim erwachen an meiner Seite bist.

Ein tiefes, unheildrohendes Lachen dröhnt an mein Ohr. Ein Sturm zerrt an meinen Kleidern, Kälte kriecht mir über die Haut. Der Wind peitscht Wasser in mein Gesicht und alles scheint über mich zu Spotten. Hohn fließt zäh und klebrig durch meine Gehirnwindungen. Mir ist übel, kalt und ich fühle mich mordlustig. Da stehe ich nun auf einem Schiff, an den Mast gekettet und mir Schwinden die Sinne beim Gedanken, dass alles nur ein Traum, eine Vision gewesen sein könnte. Ich kann und mag nicht mehr, doch ich kann dem nicht entkommen. Ich gebe mich den Fluten hin, als sie mich bedecken. Tief einatmen kann ich noch denken, als meine Welt in Dunkelheit und mein Körper im Meer versinkt.

Stille, die mich gefangen nimmt und mich umgarnt, umarmt und mir schmeichelt. Ein Grab aus Wasser, welches sich auch nur als Illusion entpuppt. Es ist der Teufel, der sich in meinem Kopf ein Nest gebaut hat und dort wie ein Vogel, der die Katze entdeckt hat, wild um sich schlägt.

Das tiefe, unheilvolle Lachen quält mich aus meinen Gedanken.

„Hast Du genug gesehen und gelitten oder möchtest Du dies alles erleben?“

Langsam dämmert mir der Sinn der Worte und ich kann nicht gegen meine Natur, ich muss wieder ein Menschendasein führen. Ich halte die ganze Zeit, die Augen geschlossen, da ich fürchte, dass ich sonst schwach oder ohnmächtig werde.

„Gib mir mein Leben, wenn es auch diesen Schmerz, der Suche, für mich bereit halten wird.
Lieber das, als mit Dir in der Hölle verrotten, „ flüstere ich.

Ein Grollen geht dem Lachen voraus, dass mir einen Schrecken durch Mark und Bein jagt. Dann liege ich wieder in meinem sandigen. Mir ist kalt. Doch die Kälte ist eine Wohltat, die ich noch lange genießen möchte, denn die Hitze erinnert mich zu sehr daran, dass ich vielleicht doch irgendwann in die Hölle zurück muss.

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Tag der Veröffentlichung: 18.05.2010

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