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Die Dunkelheit versucht mich zu verschlingen. Ich bin müde, doch mein Herz, das wie wild gegen meine Rippen pocht, hält mich wach. Mir wird kalt und heiß und die Gedanken gehen ihre eigenen Wege. Die Bilder, die mich sanft in den Schlaf geleitet haben sind finster und beengend. Ich schreie in meine Seele, sie möge mir die weiten der Felder, des Meeres und des Himmels wieder geben, doch so oft ich die Augen öffne und schließe überall herrscht die gleiche Finsternis. Ich summe in mich hinein ein Wiegenlied aus längst vergessen geglaubten Tagen, doch aus dies ist nichts, was mich beruhigen kann. Denn nun folgen die Gedanken dem Gang der Vergangenheit. Nichts scheint gut gewesen zu sein. Mir wird gedacht, dass ich schlecht war und auch jetzt nicht wirklich gut sein kann. Selbst kopfschütteln hilft nicht gegen die Plagegeister der Nacht, die sich in meinen Gedankengängen festsetzten, wo sie jeden guten Einfall packen, kauen und ins Gegenteil verkehren, um ihn dann in meinen Kopf und meinen Blutbahnen weiter zu leiten. Sie setzen ihre Splitter der Verfinsterung, der Panikattacken, des Unwohlsein und der Unzufriedenheit in jede Faser meines Körpers. Diese Schmerzen könnte ich noch ertragen, aber nicht diese stechenden, unwirklichen, grauenvollen, nicht von mir gedachten Gedanken, die wie Ameisen unter meiner Kopfhaut krabbeln und ihr Gift in die Venen injizieren, während sie sich von innen an meiner Kopfhaut festkrallen. Wieder diese Schauer, kalt und heiß. Wieder diese Panik, die sich nicht eindämmen lässt. Ruhe, Schlaf, mehr muss es doch zurzeit nicht sein. Ich horche auf die Geräusche der Welt, doch auch sie machen mir angst, verursachen einen Würgereflex, denn ich nur unterbinden kann, wenn ich mich aufrecht hinsetze. Wieder eine Nacht ohne Schlaf, wieder diese Macht, der ich nicht entkommen kann. Wird es jemals ein Ende nehmen? Ich hoffe es, ich würde darum beten, wenn ich daran glauben würde. Es sticht und zerrt an meinen Eingeweiden, nimmt mir den Atem in dem es mir die Kehle zuschnürt. Röchelnd rutsche ich wieder und wieder in der Nacht mit Kopf und Körper am Kissen nach oben, um im Sitzen meine Fassung wieder zu gewinnen. Luft kann ich wieder, wenn auch nur kurzatmig, bekommen, doch keine Ruhe. Es ist als würde ich gegen den Strom schwimmen mit der Gewissheit das Ufer zu sehen und doch untergehen zu müssen. Mir ist klar, dass der Spuk so weiter geht, sobald ich mein Haupt aufs Lager gebettet habe. Weinen hilft da auch nicht, auch kein Jammern und Klagen und doch, wie in jeder dieser Nächte kann ich nicht an mich halten, denn noch immer bin ich davon überzeugt, dass ich irgendwann vor Erschöpfung einschlafen muss. Ein Irrglaube, der mich begleitet, seit ich unter diesen Nächten leide. Kein Wein, keine warme Milch, kein Spaziergang, bei dem ich mich verausgaben könnte, kein Schlafmittel, nichts, was mir den Schlaf bringen wird. Erst wenn der Morgen graut wird sich alles beruhigen und der Schlaf wird mich in seine Arme nehmen, wiegen wie ein Kind, festhalten und erst wieder aus seinen Armen entlassen, wenn der Mittag ins Land gezogen ist. Doch es gibt auch Nächte, die auch nach Tagen nicht vorüber sind, wenn sie es doch schon ewig sein sollten. Dann schleicht sich der Schlaf nicht wieder davon, sondern flackert nur kurz und immer wieder Sekundenbruchteile vor den Augen und im Hirn auf, um dann wie eine Sinnestäuschung mit einem Augenzwinkern sich so zu tarnen, als ob er nicht mehr vorhanden zu sein scheint. Unausgeruht nehme ich dann die Geister auch am Tage wahr. Ich renne unruhig hin und her ohne Sinn und Ziel. Vergesse was ich wollte, wer ich bin und dass ich besser schlafen sollte. Diese Tage sind alles andere als vom Leben erfüllt, sie sind so erschreckend, so monsterhaft, wie ich mich fühle. Ich denke dann in keiner Bahn und bringe mich durch unvorsichtige Müdigkeit in Gefahr. Ich bin froh, wenn der Gedanke an eine Tat schon so viel ist, dass ich müde und schlaff in einen Sessel falle, da ich mich im Geiste mordend, wütend und blutvergießend durch die Straße rennen sehe. Doch an Schlaf ist nicht zu denken, denn immer wenn ich die Augen schließe höre ich alles, was um mich herum, die Räder auf der Straße und das Wetter, der Wind, der Regen, ja selbst den Sonnenschein so laut, als würden diese Dinge direkt in meinem Kopf stattfinden, weil sie dort ihren Ursprung zu nehmen scheinen, weil sie dort entstehen. Der Regen hämmert an meine Schläfen, der Sessel, auf dem ich sitze, knarrt in meinem Ohr, die Kutschen fahren mir direkt durch die Stirn. Dann bin ich es Leid zu Leben und denke daran aus diesem Körper zu verschwinden. Nicht, dass ich es tun würde, nein, aber dieser Gedanke ist ein Teil dieses Spiels, des Schlafentzuges. Größenwahn packt mich zuweilen. Ich glaube nicht schlafen zu können, weil ich dies Alles erschaffen habe und es auch weiterhin in Gang halten muss. Ein Gott bin ich wohl, wenn ich dem Wind befehle in meinem Gehörgang ein Säuseln und Flüstern zu veranstalten, damit ich ihn nicht verpasse und ihm die Richtung zu denken kann, für die er in diesem Moment gedacht ist. Doch auch diese euphorische Wahnsinnseinbildung hält nicht ewig. Müdigkeit zieht mich aus allen Gedanken und Taten und aus mir selbst heraus. Der Körper, der mich tragen soll, gehorcht nur jemandem der ihn führt, doch wie führen, wenn die Sinne taub auf eine Anweisung warten, die sie nicht verarbeiten können, weil die Nerven schmerzen und ein Gedanke mehr wiegt, wie ein Amboss, der sich auf einem Brustkorb liegend nicht wegbewegen lässt. Ich spüre Hände, die mir den Druck nehmen in dem sie mich sanft unterhaken und mich aufs Sofa legen. Eine Decke so watteweich wird wie Engelsflügel sanft über mich gelegt. Ich finde Ruhe in mir, doch die Uhr, auf die ich starre, als ich erwache erzählt mir von einer harmlosen viertel Stunde, die sich mein Körper Ruhe gegönnt hat. Lächerlich. Mein Herz rast und mein Körper verhält sich wie der eines Greises. Schleppend schwanke ich durch das was mein Leben sein soll. Meine Muskeln verkrampfen sich, als würde sich jemand daran hängen und dann ruckartig los lassen. Schmerzen dieser Art bin ich gewohnt, doch leiden kann ich sie deswegen noch lange nicht. Ich habe Mal versucht mir einzureden, dass ich diesen Schmerz ignorieren kann, in dem ich mir einredete, dass ich ihn mag und er mich zu Höchstleistungen bringen kann, doch diese Illusion währte nicht lange. Ich bin doch auch nur ein Mensch, der Schmerz nicht leiden kann.

Dunkelheit fürchtet sich vor sich selbst, dachte ich oft, doch auch damit kam ich nicht weiter.

Keine Schlaftabletten, keine Gesellschaft konnten mich retten. Nichts befreit von dem Bann des rasenden Herzens. Will es hinaus aus der Brust? Hat es eine Botschaft die ich nur noch nicht entziffern kann, weil ich zu ignorant, zu kleinkariert bin? Mit diesen Gedanken schreite ich meinem wilden Herz entgegen und ahne doch, dass ich nur auf der Suche nach Ruhe, Frieden und einer Nacht voller Schlaf bin. Mit mir und der Finsternis alleine zeigt der Horror mir sein Gesicht natürlich erneut. Und wieder ticken sich die Stunden in Sekunden ab. Die Uhr schlägt jede Stunde und lädt zum Schlafen ein, doch es wird nicht später, nach zwölf nicht früher. Die Zeit hängt sich ans Kleid der Dunkelheit und lägt sich darin zur Ruhe bis ich erneut meine Geduld verliere an die Tränen des Morgentaus. Schwindelerregend jeder Schritt, der mich vom süßen Schlaf entfernt. Schwer jede Handbewegung, die sonst am Morgen so routiniert, so leichtfertig durch mich ausgeübt wurde. Doch bin ich noch ich? War ich jemals der der ich zu sein glaubte? Bin ich Wirklich? Wer kann beweisen, dass das Leben welches ich mein eigen nenne, schon immer mein eigen war? Vielleicht ist dies ein Traum, ich bin vielleicht in einem Fieberwahn gefangen! Ich schließe die Augen und versuche mich zu konzentrieren. Mir will es nicht gelingen mich daran zu erinnern, wann ich das letzte Mal gelebt habe, auf eigenen Füßen gestanden und gegangen bin. Heiterkeit bemächtigt sich meines Gemütes. Der Wille zum Erwachen aus einem Fieberschlaf, der durch eine Krankheit hervorgerufen wurde, ist da. Doch meine Gedanken werden schleppend, wie mein Augenöffnen, wie mein erster Schritt, wie die Stunden, die sich an den Zeigern aufgehängt zu haben scheinen. Schein, dass ist, alles nur Schein. Meine Worte müssen über Berge, damit sie meine Lippen passieren können, die sonst als Schranke darauf achten, dass nichts undurchdachtes durch sie durchdringt, sie lassen mich im Stich, so wie der Rest meines müden Körpers. Es lallt sich aus mir raus, was sich sonst nicht Mal zu Ende gedacht hätte. Ich stehe mir selbst im Wege, wenn ich spreche, doch noch mehr, wenn ich es nicht tue. Es ist verzwickt und doch keimt Euphorie wie eine Blume in mir auf, erst zaghaft, da sie sich noch nicht recht schlüssig ist, ob es schon an der Zeit ist, die Blüte zu öffnen, doch dann umso schöner leuchtend je mehr sie sich der Sonne entgegen streckt, dann wenn sie zu voller Pracht entfaltet ist und den Kopf zu den anderen bedächtig hin und her schwenkt, dann wird ihr bewusst, dass sie die Schönste, die Größte, die Beste auf dieser Wiese ist. Dieser Blume gleich wächst mein Hochgefühl in den Himmel und ich fühle mich wie der beste Mensch auf Erden. Meine Ideen sind das Nonplusultra, die anderen sind Unwürdig, weil sie in meinem Schatten stehen. Kaum an dieses Dunkel erinnert, schwächt sich alles ab und ich falle in mir zusammen und sehne mich nun wieder und wie sonst auch nur nach Schlaf.

Der Tag verfinsterte sich, nicht, weil er es wollte, nein, sondern weil ich ihn dazu trieb. Die Sonne schien, doch das konnte mich nicht täuschen, dass etwas Unheilvolles in der Luft hing. Die wachen Nächte ließen mich wieder und wieder an den Untergang glauben. Es musste etwas Schreckliches passieren, so sehr konnte mein innerstes Gefühl sich nicht täuschen. Es war auf dem Weg ich fühlte es mit körperlichen Schmerzen. Denn ich bin der Meister der die Gezeiten, die Wolkenbildung, den Wind lesen kann. Sie alle sprechen zu mir und sie sind es, die mir zu hören, wenn kein Mensch mehr an meinen Lippen hängen mag und mich alle einen Idioten, einen verwirrten Geist schimpfen. Alle Gedanken, die sich in meinem Kopf formen hintern mich daran etwas zu tun, sie verkleben meine Bewegungsfähigkeit, wie ein Spinnennetz. Selbst ein Schrei würde mich nicht retten. Ich sitze hier, sehe aus, als ob ich Löcher in die Wände starre und doch suche ich nur den Weg in meine Gedanken, in die tiefen Ebenen meiner Gehirnwindungen. Mein inneres Auge gaukelt mir ein Labyrinth vor durch das ich kriechen muss und ich weiß doch, egal welche Richtung ich einschlage, es wird kein Entkommen geben. Ich schleiche mich an Synapsen heran und überwinde die Lücken zur nächsten Station des Denkens. Um dem Schmerz des Gedankenmonsters zu entkommen setzte ich die Klinge des Brieföffners an. Ich ritze Kreuze in meine Fingerkuppen und weiß, dass der Schmerz wohl eher mit einem elektrischen Kabel an den Schläfenlappen zum Stillstand gebracht werden kann. Schmerz kann jedoch nicht mit Schmerz bekämpft werden, dass ist mir klar, auch wenn es nur ein dumpfes Gefühl in meiner Seele ist, da ich das klare Denken nicht bewusst ausüben kann. Selbstverstümmelt kommt das Mitleid, welches den Hohn der Sache zum Schmunzeln bringt. Ich kann nichts mehr anfassen, niemandem die Hand schütteln. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu Hause einzuigeln und den Gedankegeistern ihren freien Lauf zu lassen, ihnen mein Gehirn kampflos zu übergeben.

Ein Hauch von Schlaf kommt, aber er quält sich und mich durch die Stunden, manchmal sind es auch nur Minuten, die er mir vorgaukelt ins Land der Träume zu wandern. Es ist ein Hineinsehen in die andere Welt mit den Geräuschen der hiesigen. Das Erwachen ist keines, es ist ein Schock, wie wenn man den Atem angehalten hat und mit einem Zug versucht die Luftzüge nach zu holen, die man versäumt hat. Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen sind die Begleiter dieses Aufschreckens, doch in so kurzer Folge nach einander, dass es mich wieder in die Kissen reißt, noch bevor ich realisiere wo ich bin und was geschehen ist. Jede dritte Nacht schlafe ich tief und fest, weil mein Körper sich holt was er braucht. Dann sind sie unwichtig, die Geister, die mir die Furcht eintrichtern, nicht mehr aufzuwachen. Ich bin noch nicht bereit zu gehen und darum quält mich der Gedanke ans nicht mehr wach werden so. Der Sinn für alles, das Leben allgemein, die schönen Dinge im Besonderen gehen abhanden in mir, meinem Denken, meiner Umgebung und überhaupt wird alles vom Schleier eines grauen Mantels verdeckt. Wo her mag dieser Zustand kommen? Ich würde gerne über meine Fehler nachdenken, damit ich dahinter komme, wie es weitergehen kann, denn tief in mir sitzt ein Stachel der Schuldigkeit, der gezogen werden muss, davon bin ich überzeugt. Die Schuld ist jedoch wie ein Trugbild, das verschwimmt, sich in Wasser oder Wolken auflöst, sobald ich nahe genug bin erkenne zu können, was sie ist und wie ich es wieder gut machen kann. Die Sinne spielen verrückt, alles rollt wie eine Lawine auf mich zu und dringt in meine Nervenbahnen ein. Ich renne wie ein eingesperrtes Tier durch mein Zimmer, reibe mich an den Wänden und kann nur einen Gedanken fassen, der mir ernsthaft genug erscheint ihn auszuführen, einfach mit dem Kopf durch die Wand. Doch da auch schon andere Verletzungen und Verletzungsversuche genau das Gegenteil von dem bewirkten, was ich mir zu wünschen erhofft hatte, lasse ich es dabei nichts zu tun. Nicht ganz. Ich sitze da bejammere mich in und aus tiefster Seele heraus. Mir wird klar, dass der Schlaf nicht kommen würde, wenn ich durch diese Hölle der Qualen ging und schon gar nicht, wenn ich ihn zu erzwingen versuche. Ich mache mir einen Tee, versuche mich mit lesen abzulenken. Müde zu lesen und ein Nickerchen zu machen, wie es oft geschah, wenn ich von einer Lektüre gesättigt war, weil sie meine Seele mit den wunderschönen Worten füllte, die die Seele dann in einem Nickerchen verarbeitete. Doch da noch immer die Panik in mir keimt hilft auch das Lesen Hier und Heute nicht. Es wundert mich nicht, denn noch immer, so wie ich es jetzt wieder spüre, zittert meine Seele im Takte des Körpers, die Beide vor Schlaflosigkeit nicht zur Ruhe kommen. Sie gehören doch beide zu mir uns zusammen wie eine Einheit, doch sie stoßen sich ab wie gleichpolige Magnete. Tränen rinnen ganz unwillkürlich aus den brennenden Augen, was dem Kopfschmerz ein Zeichen ist nicht nach zu geben. Mein Körper funktioniert, doch er gehorcht mir nicht. Noch kenne ich nicht die Macht die dahinter steckt, doch sobald ich sie ausfindig gemacht habe werde ich auch einen Weg finden sie zu eliminieren. Der Glaube gibt sich die Hand mit der Verzweiflung, sie haben sich befreundet und mir will nicht klar werden, ob sie es tun um mich zu ärgern oder um mich mutig zu machen. Ich denke darüber nach, ob es in einer wachen Stunde oder einer Phase des Schlafes geschehen ist, dass würde mich vielleicht schneller zu einer Antwort bringen. Doch Glaube und Verzweiflung schweigen sich aus. Ich fühle, wie sie sich an einander schmiegen, mit den Fingern auf mich zeigen, tuscheln und über mich lachen. Ich wäre ein Narr hätte ich es nicht schon längst erkannt.

Stunden im Rausch des Schlafes sind wie ein Glas Wasser für einen Ertrinkenden, denn der Schreck legt sich ins Bett, in die Glieder und in jede Faser des Gehirns. Alles wird überschwemmt von dem Haltlosen begehren des Ausgeruhtseins. Gliedmaßen fangen an sich fremd zu fühlen, so, als ob man sie sich von jemandem anderen geliehen hat und noch nicht wirklich dahinter gekommen ist, wie man sie handhabt. Dann von einer Sekunde auf die nächste sind sie wieder mit und um einen, was diesen Vorgang so erschreckend macht ist, wie das Gefühl aus einem Albtraum aufzuschrecken. Der Körper reißt sich in einer Schrecksekunde aus der Position, die man bis dorthin hatte und es dauert geraume Zeit, bis die Seele sich zurück in ihre Position gebracht hat. Ein Schwindelerregendes Gefühl, auf das der Schlaf einer Erlösung gleich folgen sollte, was er beim besten Willen, weder vorhat noch tut. Pech gehabt, klingt es hämisch zwischen meinen Ohren. Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Stimme zu mir gehören soll, auch wenn sie sich in meinem Kopf breit macht, sich an die Nervenzellen ansaugt und mit dem Blut durch die Hirnwindungen rauscht. Auf jede Talfahrt folgt ein Schwung in luftige Höhen. Ich möchte nicht darüber nachgrübeln, wie lange ich es wohl aushalten kann, hätte eh keinen Zweck. Situationen dauern solange, wie sie dauern. Für diese Weisheit möchte ich mein angewidertes Antlitz im Spiegel betrachten. Ich bin so ungnädig mit mir, meiner Gesellschaft und besonders mit denen, die nicht anwesend sind und die es einen Deut schert, was mit mir ist. Wer soll verstehen, dass ich nicht mit Absicht durch die Nacht streife ohne Schlaf zu finden. Dadurch werden Tage und Nächte zu grausamen Spielgefährten. Das Spiel geht auf Leben und Schlaf, denn so leicht lassen die Quälgeister, die einen den Schlaf rauben sich nicht dazu hinreißen, den Menschen in den ewigen Schlaf den Tod zu schicken. Nein, denn sie wollen auch ihren Spaß. Sie wollen am Menschenleben teilhaben, da es ihnen nur vergönnt ist in einer Zwischenwelt zu leben. Sie werden niemals wieder auf der Erde wandeln und sie werden nie in Energie gewandelt in Universum zurück fließen, woher sie kamen. Sie sind unstete Seelen, die glauben zu fühlen, dass sie existieren, wenn sie den Menschen quälen in dem sie ihn den Schlaf rauben und ihm die Sinne verwirren. Nichts wird jemals wieder so, wie es einst gewesen ist. Keine Ruhe, kein Friede wird in mir einkehren. Wünsche werden sich mit Gereiztheit paaren und ihre Kinde, als böse Worte meinen Mund verlassen. Ein hämisches, verzerrtes Grinsen wird sich als ständiger Begleiter in meinem Gesicht einnisten. Gefahr lauert überall. Die Straßen sind voll mit Menschen, die nichts Gutes im Schilde führen. Jedes Lachen ist ein auslachen meiner Person. Selbst die Wände meines Zuhauses bewegen sich auf mich zu und von mir weg, wie es ihnen beliebt. Alles und jeder, ja selbst die kleinste Vase starren mich mit durchdringendem Blick an und ich spüre, dass sie nur darauf warten, dass ich ihnen den Rücken zu drehe, damit auch sie sich über mich lustig machen. Ich schweife hin und her. Lasse mich auf dem Sofa von einem Strudel gefangen nehmen, der mich kurzatmig, müde und euphorisch, in so kurzen Abständen macht dass ich darüber einschlafe. Doch dieser Zustand, der niemandem Bewusst ist, will mir auch nicht in den Kopf, als ich nach Stunden erwache und den neuen Morgen ins Fenster blicken sehe. Nebel hängt über der Stadt und verschleiert sie, wie der Schlafentzug meine Sinne benebelt. Die Gewissheit, dass mich die Müdigkeit zum Schlummern gebracht hat ändert nichts an meiner Erregung die seit Wochen an meinen Nerven zerrt. Ich möchte mal wieder Schreien, doch dazu fühle ich mich zu atemschwer. Kein Laut der über meine Lippen kommen darf, da ich fürchte, dass mein Herz es nicht aushalten könnte. Ich wandere im Garten meiner Seele. Ich bin erstaunt, dass hier alles grünt und blüht, rechnete ich doch mit grauen Massen, die die Umgebung umreißen sollten. Doch es herrscht Harmonie. Ich wandle in einem Park, wo es Baumgruppen gibt, die jeweils eine Oase mit einer Bank innehält. Ich gehe weiter, obwohl ich mich von einigen dieser ruhigen Plätze gerufen fühle. Ich möchte so gerne ruhen, doch mir ist klar, dass dafür keine Zeit ist. Ich erwache erholt, um doch nur wieder fest zu stellen, dass keine ganze Stunde seit meinem Einschlafen vergangen ist. Unmut wird mein ständiger Begleiter. Aggressionen, die ich nicht steuern kann reißen, sich wie wilde Hunde von der Leine. Doch kehren so gleich mit eingeklemmten Schwanz zurück. Es ist zum aus der Haut fahren. Ich bin in mir so gelassen so ruhig und dennoch rege ich mich auf, raufe mir die Haare, schrei in die Welt, den Himmel ja bis hinauf zu den Sternen wird mein wildes Geheul wohl zu hören sein. Ich bin entleert von Selbstkontrolle und voll von Scham doch kein Gefühl macht gut, was an dem Zustand nichts ändert. Alles sollte sich wieder regulieren. Der Schlaf, das Wachen, das Arbeiten, das Empfinden für Genuss, Leid und Spaß, doch wer hat das Zaubermittel, wer kennt den Zauberspruch, der mich zu mir zurück, der meinen Körper zurück in Einklang mit meine Seele bringt? Niemand kann mir helfen wenn ich es nicht selbst vermag mich wieder unter Kontrolle zu bringen, doch was nützt diese kühle Erkenntnis, wenn der Weg dahin von Bergen und Mauern versperrt ist. Alles wird so mystisch, je näher ich der Wahrheit zu kommen scheine. Die Mauern dehnen sich wie Gummi, wabbern und bringen meinen Gang ins Schlingern. Fallen, einfach fallen lassen. Fliegen ist so leicht, doch fallenlassen ist ein Akt der Überwindung, der gut überlegt sein möchte. Überlegen Denken, die Worte fühlen sich fremd in meinem Hirn an. Ich habe das Gefühl, die Worte bilden sich vor meinem geistigen Auge, verändern sich in Bilder, die nicht im Entferntesten mit ihrer Bedeutung in Einklang gebracht werden können. Es bilden sich aus Denkpassagen, aus diesen Worten, ein Wollknäuel nach dem anderen die einen Hügel herab rollen. Es sieht so geordnet aus, dass ich nur an Schlaf denken kann. Hätte ich es nur nicht getan. Mein Herz rast und mein Atem ist schnappend, als ich aus dieser viertel Stunde Erholung vertrieben werde. Es wird so weitergehen und über diesen Gedanken schlafe ich zum ersten Mal seit Monaten des Grauens ein. Zwei Tage und eine traumreiche Nacht, in der ich Wege aus Vergangenheit und Gegenwart abgelaufen bin, sind vergangen, als ich erwache und an einem Leben teilnehmen kann, dass mir so unwirklich scheint und doch meines ist, sein muss, da kein anderer darauf Anspruch erhebt.

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Tag der Veröffentlichung: 12.02.2009

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