Traumsein 1
Stell dir mal vor du gehst morgen, weißt nicht wohin
Stell dir mal vor du besitzt alles, hast nichts mehr
Stell dir mal vor du verlässt, wirst nicht verlassen
Stell dir mal vor du findest, suchst weiter
Stell dir mal vor du erinnerst, bist nicht mehr
Stell dir mal vor du liebst, hassen geht weiter
Stell dir mal vor du veränderst, endest nicht
Stell dir mal vor du bist du, nicht du der anderen
Stell dir mal vor du gibst, nichts zurück
Stell dir mal vor du willst, nichts wird
Stell dir mal vor du bekommst, erwartest nichts
Stell dir mal vor du nur du, ich nur ich
Stell dir nun alles vor, das sich ergibt, ohne wollen
Wir haben es geschafft!
Ein wunderschönes Grundstück, war mal ein Kloster, ist unser eigen. Da waren schon die einzelnen Zimmer vorhanden, jeder hat sein eigenes Reich, in das er sich zurückziehen kann. Ein großer Ess-, Versammlungsraum, Küche alles eben, gemeinsam. Ist das nicht irre mit 50ha Land dabei. Wir können alles selbst an-, ausbauen, mit bis zu tausend Leuten da leben. Alle werden satt!
Tausend ist die absolute Grenze, danach wird es unkontrolliert. Sollte das alles nach unseren Regeln funktionieren, wird das ein super Projekt. Wir sind ja alle so nervös, freudig. Macht das Spaß!
Haben uns selbst so ein paar Regeln aufgestellt:
Regeln:
1. du darfst leben, fühlen, spüren, Zeit für dich haben.
2. du darfst nicht mehr als vier Stunden am Tag für die Gemeinschaft schuften, Ziel weniger!
3. du darfst die Freiheit der Kunst fördern, freie Ideendarbietung!
4. du darfst keine Religion über dir haben!
5. du darfst Neid, Hass, Gier etc. sonstige nicht erwünschenswerten Reaktionen bearbeiten und die Worte aus dem Vokabular löschen. Wir sind Duden!
6. solltest du mehr als benötigt erwirtschaften, dann wird dies den nächsten Bedürftigen abgegeben!
7. du darfst kein Geld mehr haben!
8. du darfst keinem persönlichen Besitz zu streben. Jedoch dein eigenes Zimmer frei gestalten.
9. du darfst nach Zeit auf die Idee kommen, es nicht mehr zu ertragen. So überlässt du deine Investition der Gemeinschaft.
10. du darfst die Gemeinschaft zu jeder Zeit verlassen, um nach „draußen“ zu gehen. Nicht eingesperrt sein, fühlen. Immer wieder Außenleben kosten, bis... Wichtig!
11. du darfst weitere Regeln entstehen lassen im zusammen leben!
12. wir dürften uns doch einig sein, oder, noch Fragen?
13. ….
Morgens trage ich mich für eine Arbeit ein, erfülle die mit Liebe und Hingabe. Nur vier Stunden schuften, überlege mal, danach schreibe ich oder gehe Leute besuchen. Wir versorgen uns selbst, sind ca. 100 Leute, bis jetzt. Berufe gibt es in dem Sinne nicht mehr. Für was brauchen wir noch Banker, Manager, Chefs, Stars, etc. ? All die, die wir in den letzten Jahrtausenden erfunden haben. Weg, ausgerottet! Wenn du willst, kannst du jeden Tag eine andere Tätigkeit ausüben. Schau, das ist genauso wie vorher. Es wird Nahrung selbst angebaut. Wir wollen ja wissen woher das kommt was wir essen. Wir kochen etc. Alles was halt so nötig ist zum Leben. Da ist ein Plan, der uns sagt was zu erledigen ist, das reicht. Jeder haut sich vier Stunden intensiv rein, in das, was er gewählt hat, danach ist Freizeit.
Habe fast den ganzen Tag für mich. Wenn ich Leute treffen will, gehe ich in den Gemeinschaftsraum, da gibt es Internet, das haben wir durchgesetzt. Aber viele findest du nicht drin, ist bloß da, damit sich noch einige mit ihren Familien, Freunden in Verbindung setzen können. Fernsehen gibt es auch, aber den bräuchten wir eigentlich nicht mehr. Hei, du kommst darein, findest immer einen, der mit dir quatscht. Es geht um persönliche Angelegenheiten, wie, was du besser machen könntest in deinen Erfahrungen mit den übrigen Mitbewohnern. Kein Tratsch, meckern, hinter dem Rücken des anderen ...NEIN.
Alles dreht sich fast um Kunst. Die, ist die einzige Wahrheit, die bezaubert, entführt, dich neu erleben lässt. Hier entstehen die wahren Talente, das schwör ich dir. Stell dir vor, du musst nicht mehr der Kohle hinterher rennen. Es gibt keine mehr! Du fühlst dich so unbeschwert, ohne den Mammon. Genauso musst du nicht mehr einem Job hinterhetzen, der dich total fertig macht, dich meist nicht befriedigt. Du wählst einen neuen, wenn du willst, jeden Tag.
Du weißt, wann es Essen gibt. Viermal am Tag lecker zubereitete, kleine Mahlzeiten. Auch Großküche kann gut schmecken, kommt drauf an, wer sie bekocht und mit welchem Gefühl. Es ist einfach super.
Doch eigentlich wollte ich von der Kunst erzählen. Jeden Tag, Abend eine Vorstellung von verschiedenen Leuten, sind nie dieselben. Alle, wahre Superstars. Die könnten in jedem Kino, Oper oder sonst wo bestehen. Alles neu entstanden, hier. Du brauchst einfach kein Fernsehen, kein Net. Und wann immer du willst, kannst du selbst dabei sein, brauchst keine speziellen Qualis oder so. Jeder ist einfach überall dabei. Wir lassen unsere Kunstkultur zusammen entstehen.
Es gibt Dichterlesungen, immer wieder was anders, kaum vorstellbar. Irgendwie willst du ja gar nicht mehr weg hier. Bist nur hier, bekommst immer wieder was Schöneres vorgestellt. Die Musik ist auch was ganz eigenes. Für fast jeden gibt es andere Klänge. Jeder Ton entzündet sich nur für dich. Du reist mit im Strom der Verinnerlichung.
Du kannst natürlich auch noch die andere Gesellschaft besuchen. Ist doch klar, damit du siehst, wie gut du es hier hast. Du merkst das sofort, hier sind wir versorgt. Wir haben das, was wir brauchen. Du brichst keine einzige Zeile mehr ab weil, ja, weil du keine Zeit mehr hast. Unser Verhalten, Zeit alles ist kontrolliert. Ja, du hast richtig gehört, kontrolliert. Es ist eine bewusste Kontrolle, nicht eine auf Zufall aufgebaute. Jeder leistet seinen Beitrag, doch wann, das bleibt ihm überlassen. es ist nicht so, dass du gezwungen wirst. Es ist eher so, wie als wären alle selbständig. Jeder weiß genau, wann er was tun soll. Doch das allerschönste ist, es ist eine Gemeinschaft, in der du abgesichert bist. Du brauchst nicht um das Morgen kämpfen. Es schleicht sich einfach daher ohne Bedrohung, beschert dir einen neuen, ausgefüllten Tag durch dich, alle. Du fällst immer weich. Du arbeitest auch mehr, zufriedener, da du dir sicher bist, ich bin sicher.
Zum Beispiel sind jetzt einige ältere Herrschaften mit 70 Jahren zu uns gestoßen, haben ihr ganzes Vermögen der Gemeinschaft überlassen. Noch sind wir nicht soweit, komplett unabhängig von der noch bestehenden Gesellschaft zu sein. Aber bald!
Sie wollen nur die restlichen Tage mit Leuten verbringen, noch dazu gehören. Sie möchten reden, arbeiten. Es gibt so viele Blumenbeete, die dem Wildkraut entledigt werden sollen. Sie sind froh noch gebraucht zu werden. Die kommen nicht einfach so, wollen sich hinsetzen, ausruhen, die wollen noch was machen, nicht zum „alten Eisen“ gehören. Bei uns sind sie dabei. Jeder ist willkommen. Auch wenn er kein Geld mehr beisteuert.
Wir haben Sponsoren gefunden, die unser Projekt unterstützen, beobachten. Ja, wir werden beobachtet, kontrolliert, wie schon erwähnt. Aber besser als vorher. Bestrafung gibt es nicht, noch nicht. Hoffe das bleibt immer so. Denn dazu brauchen wir Mehrheiten. Unser Projekt könnte überall Anwendung finden, doch zuviel Verbreitung ist auch nicht erwünscht. Es gibt noch zu viele, die nicht loslassen können, wollen, noch drin sind in ihrem Besitz-, Machtdenken. Nun ich will nicht politisch werden.
Den alten Leuten gefällt es hier, fängt es wieder an zu gefallen noch dabei zu sein. Sie sind wirkliche Arbeitskräfte, die in der anderen Gesellschaft aus-, abgeschaltet wurden. Es sind auch einige dabei, die nicht mehr können, wollen, gut. Bloß hier gibt es keine Rente. Die Rente ist jeder selbst. Und sollte wirklich einer nicht mehr können. Wird der auch mit durch gefüttert.
Ich sag euch nur, uns geht es gut. Keine Politik, kein Kampf untereinander, um haben oder sein. Wir sind einfach, fühlen uns wohl. In Kürze fangen wir an, selbst unsere Kleidung her zu stellen. Berichte bald mehr. Versprochen.
So entflieht die Unabhängigkeit dem Freisein, ist es so?
Was sollen all die Verrücktheiten?
Aufstehen, aufstehen für was, wo soll ich hin, niemand da, dem zu begegnen ich will.
Warum, warum bleib ich doch solange staunen?
Schon wieder steht ein Montag an. Ich befinde mich immer noch an dem selben, alten Platz. Schaue in die gleichen Gesichter, die sich nie ändern werden.
Wir sind ein Teil von hier. Wer sagt mir wie lange ich noch hier sein werde - tausend Jahre?
Ich habe mein eigenes Leben zu bestehen, in dem ich die Hauptrolle spiele.
Manchmal entschwebe ich dem langweiligen Allerlei, das mich mit jedem Hauch umgibt.
Wer hat schon wieder die Flasche entleert? Ist an der Luft erst eine Stunde, der verzaubernde Saft, ich vermisse mehr. Der rote, wilde Tropfen raus.
Ich lebe nicht mehr von dem, was mir ein anderer zu kommen lassen sollte, wollte. Ich trete ein - in mein Traumland. Mein spätes Glück zu schlecht, bin im eigenen Karussell gefangen, speie aus wenn es zu schnell geht.
Je mehr du in die materielle Welt investiert umso versklavter wirst du!
Ich verliere alles was ich noch habe. Lebe nur von Tag zu Tag. Niemanden brauch ich mehr! Spiele Versteck spielen mit dem Leben.
Muss sich nicht immer ein Fremder bleiben!? Glaube so hätte es immer sein müssen, ohne das hastige in unserem Getue, bis wir die Bremse zum Anhalten nicht mehr finden. Aber jetzt, nachdem ich so oft gekotzt, jetzt, da ist es, ich glaube ich spinne, ich habe es.
Was soll ich nun noch mit dem Ganzen, du für dich und ich für mich?
Leben in einer Traumwelt von jetzt an. Entscheide dich früh. Zieh ein in Frieden, nicht in Hektik, lass los, genieß den letzten Moment!
Vorbei die Fahrt, du springst einfach ab.
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2009
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