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Zoey Rose Astor Lowellin blieb im Schatten der Marmorsäule vor dem Polizeirevier des achten Bezirks stehen, betupfte sich diskret mit dem Handrücken die Stirn, atmete tief ein und langsam wieder aus. Himmel, was für eine Hitze. Und was für eine Feuchtigkeit. Bereits nach ein paar Schritten aus der klimatisierten Limousine fühlte sie sich vollkommen erledigt. Sie zupfte den meterlangen Voilestoff von ihren Oberschenkeln und schüttelte, um die Luftzirkulation zu förder, ihr Kleid vorsichtig aus. Sie war seit weniger als einer Stunde hier in New Orleans, doch war jetzt schon alles völlig anders, als sie vor ihrer Abreise aus Boston angenommen hatte. Und das lag vor allem an diesem unvorhergesehenen Stopp.
Sie hatte sich allen Ernstes eingebildet, sie wäre hier unten etwas freier als zu Hause, und sie fand, dass das ein durchaus bescheidener Wunsch war. Schließlich hätte ihre allzu strenge Großmutter sie hier nicht im Visier, und sie war in einer Stadt, deren Namen gleichbedeutend mit Fröhlichkeit und Spaß war, die Bewohner von New Orleans hatten sicher keine vorgefasste Meinung von ihr, weil sie eine Astor Lowellin war. Himmel, sie hatte bestimmt nicht nackt auf irgendwelchen Tischen tanzen wollen, sondern einfach vorgehabt, einmal etwas weniger zurückhaltend zu ein. Gerade locker genug, um endlich einmal richtig durchatmen zu können, hatte sie sich gesagt.
Doch selbst dieses bisschen Freiheit bliebe ihr verwehrt.
Wieder einmal hatte Vater die Dinge in die Hand genommen, ohne sie nur zu fragen, und hatte, sie wie so häufig, während eines Telefongesprächs vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Unternehmen hatte ein Protestschreiben gegen die Eröffnung des New Orleans Garden Crown Hotels erhalten. Er hatte es ihr vorgelesen. Dass ihr der Brief nicht unbedingt bedrohlich, sondern eher wie ein leidenschaftliches Pamphlet gegen die Verfälschung eines historischen Wahrzeichens erschienen war, hatte ihn nicht weiter interessiert. Vater hatte sie unter Polizeischutz stellen lassen wollen, und deshalb war sie hier, wenn auch nicht aus eigenem Willen. Sie öffnete die Tür und trat mit einem leisen Seufzer ein.
Sie war noch auf die schneidige Sprechweise der Menschen in New England eingestellt, und die gemächlichen, gedehnten Worte, mit denen die Beamten hinter dem Empfangstisch sie begrüßten, klangen für sie beinahe fremd. Sie folgte dem ihr beschriebenen Weg in Richtung Büro des Leiters dieser Wache und nahm dabei unauffällig, doch begierig alles in sich auf. Nie zuvor on ihrem Leben war sie auf einer Polizeiwache gewesen, alles wirkte unglaublich exotisch und strahlte Energie und Kraft aus.
Der Mann, der sich auf ihr Klopfen hin von seinem Schreibtisch erhob, verströmte jedoch weder Exotik noch auch nur ein Minimum an Energie. Er wirkte wohlhabend und wohlgenährt wie alle Menschen, mit denen sie tagtäglich umging. Seine braunen Harre waren sorgfältig frisiert, seine roten Wangen glänzten frisch rasiert, und der Rettungsring in Höhe seiner Taille wurde durch seinen gut geschnittenen Anzug vorteilhaft kaschiert. Polizisten wurden, anders als sie bisher angenommen hatte, anscheinend wirklich gut bezahlt.
>>Captain Pfeffer? Ich bin-<<
>>Ms Zoey Lowellin<<, fiel er ihr voller Begeisterung in Wort. Wenigstens seine Stimme, die sämtliche Vokale in die Länge zog wie sonnenwarmen Honig, hatte einen verführerischen Klang. Er kam um den Tisch herum und hielt ihr eine seiner sorgsam manikürten Hände hin.
Astor Lowellin, wie ihr von ihrer Großmutter über Jahre hinweg immer wieder eingetrichtert worden war. Doch sie unterdrückte den Impuls, ihn zu verbessern, sondern ergriff stattdessen lächelnd seine Hand.
>>Bitte<<, sagte er, tätschelte ihr onkelhaft den Handrücken und führte sie in sein Büro. >>Kommen Sie doch herein und nehmen Sie Platz. Ihr Vater und ich haben ein langes Gespräch miteinander geführt, ich habe Sie bereits erwartet.<<
>>Ja, ich weiß.<< Zoey setzte sich auf einen Stuhl und meinte, obwohl es höchstwahrscheinlich völlig sinnlos war: >> Ich fürchte, Vater hat die Sache ein wenig überbewertet. Es besteht wirklich keine Notwendigkeit, einen Ihrer Beamten zu meiner Bewachung abzustellen, der sicher wesentlich besser woanders eingesetzt werden könnte.<<
>>Unsinn. Sergeant Dupree ist Ihnen gern zu Diensten. Zerbrechen Sie sich darüber nicht ihr hübsches kleines.nun.<< Etwas an ihrer Miene schien ihm zu verraten, dass dieser Satz verkehrt war, und so fuhr er nach einem leisen Räuspern mit einem >>Wie gesagt, die Polizei von New Orleans steht einer hübschen jungen Dame immer gern zu Diensten<< fort, was Zoey nicht unbedingt als große Verbesserung empfand. >>Die wichtigsten Aufgaben übertragen wir grundsätzlich unseren allerbesten Leuten. Ich selbst wurde zum Beispiel vom Kommissionär persönlich dazu auserkoren, Captain Tayler während seines verlängerten Urlaubs als Leiter des Reviers zu vertreten. Ich meinerseits habe nun den besten Detective als ihren Begleiter ausgesucht.<<
Zoeys höffliches Lächel erstarrte und sie runzelte die Stirn. >>Detective? Oh, aber. Ich dachte, Sie hätten gesagt er wäre Sergeant.<< Es wurde immer schlimmer. Anscheinend reichte es nicht, dass sie die Dienste eines normalen Officers in Anspruch nahm, jetzt hielt sie tatsächlich einem Detective von seinen Ermittlungen in einem Mordfall oder einer anderen wirklich großen Sache ab.
>>Bei der Polizei in New Orleans gibt es den Detective nicht als offiziellen Rang. Die meisten von uns sind Officer dritten Grades oder Sergeant .<< Mit einer wegwerfenden Geste wischte er diese Unterscheidung einfach fort. >>Ich muss sagen, dass wir alle furchtbar aufgeregt sind, weil die Crown-Hotelkette beschlossen hat, unser hübschen Stadt die Ehre der Eröffnung eines ihrer eleganten Etablissements zuteil werden zu lassen. In der besseren Gesellschaft wird kaum noch von etwas anderem gesprochen.<<
Was sie nicht wirklich glaubte, auch wenn sie selber außerordentlich stolz auf das Garden Crown war. Sie hatte jahrelang darauf gewartet, endlich einmal selber für ein Hotel verantwortlich zu sein, und das Haus in New Orleans war von der Konzeption bis hin zu der bevorstehenden Eröffnung ihr Baby gewesen, weshalb sie wahrheitsgemäß erklärte: >>Ja, wir sind ebenfalls sehr aufgeregt.<<
>>Das sollten Sie auch sein. Um Ihre Sicherheit brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, denn wir sind hier, um dafür zu sorgen, dass Sie keinen Augenblick allein und ohne Schutz sind.<<
Genau das hatte sie befürchtet.
>>Wie ich hörte, finden eine ganze Reihe aufregender Events noch vor der eigentlichen Hoteleröffnung statt<<, fuhr ihr gegenüber fort.
>>Das stimmt.<< Zoey zählte kurz die geplanten Feierlichkeiten auf, und als sie damit fertig war, sah Captain Pfeffer die derart erwartungsvoll an, dass sie automatisch sagte: >>Sie und ihre Frau müssen natürlich unbedingt auf eine dieser Feiern kommen.<<
>>Vielen Dank, Ms Lowellin, ich weiß, dass meine Frau ganz sicher gerne kommen wird. Wissen Sie, sie ist eine geborene Collier. Von den Colliers aus Savannah.<<
>>Ach ja?<< Zoey hatte keine Ahnung wer die Colliers aus Savannah waren, doch erklärte dieser Name sicher den zur Schau getragenen Reichtum des Beamten, dem sie gegenübersaß. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass er alten Südstaatenadel entstammte, denn er war genauso schmierig und genauso wild darauf versessen, einen positiven Eindruck bei ihr zu hinterlassen, wie die widerlichen Schmeichler, die es in der Umgebung ihres Vaters allzu häufig gab. Ihre gute Erziehung jedoch gebot, dass sie die einzig akzeptable Antwort auf diese Sätze gab: >>Dann werden Sie wahrscheinlich längst auf der Gästeliste stehen, aber ich werde trotzdem dafür sorgen, dass eine Einladung an Sie ergeht.<<
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, und ihr Großmutter wäre bestimmt entsetzt gewesen, weil ihr Gegenüber ihre Ungeduld bemerkte, doch dies hatte den Vorteil, dass er endlich wieder auf das eigentliche Thema kam. >>Mir ist bewusst, dass Sie in Eile sind. Warten Sie, ich rufe Dupree herein.<<
Er griff nach dem Telefon auf seinem Schreibtisch, doch Zoey stand endschieden auf. >>Wir sollten ihn nicht bei seiner Arbeit stören.<< Auch wenn ihr Vater die feudale Überzeugung hegte, dass das Wohlergehen der Lowellins absoluten Vorrang vor allem anderen hatte, hatte ihre Großmutter ihr eingeimpft, dass eine Astor Lowellin andere nie aus eigener Bequemlichkeit heraus in Anspruch nahm. Da Zoey nach dem Tod der Mutter bei ihr aufgewachsen war, hatte sie genügend Zeit gehabt, ihr ihre Vorstellung von Geburt an einzubläuen- während ihr Vater höchstens ab und zu einmal vorbeigekommen war, um eine neue Regel aufzustellen, ehe er mit der Leitung seines geliebten Unternehmens fortgefahren war. >>Bitte<<, meinte sie jetzt. >>Ebenso gut können wir doch zu ihm hinübergehen.<<
Ohne im Wählen innezuhalten, erläuterte Captain Pfeffer: >>Glauben Sie mir, junge Dame, Sie müssen sich von Anfang an gegen Sergeant Dupree behaupten. Ich kann Ihnen versichern, dass es sich bei ihm um einen unserer besten Beamten handelt, doch leider neigt er, wenn er die Gelegenheit bekommt, dazu, ein wenig anmaßend zu sein. Deshalb ist es besser, wenn wir ihn kommen lassen, statt selbst zu ihm zu gehen.<<
Zoey wollte überhaupt nicht hier sein, und dass dieser kleinbürgerliche Tyrann Captain Pfeffer so vermessen war, ihre Wünsche einfach vollkommen zu ignorieren, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit kalter Stimme bestimmte sie.: >>Aber ich bestehe daraus<<, und sah in dabei reglos an.
Pfeffers Miene verriet einen Hauch von Ärger, doch er legt den Hörer zurück auf die Gabel und stand gehorsam auf. >>Ja natürlich<<, erklärt er beflissen. >>Wie Sie wünschen.<< Er verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch, trat mit einem unterwürfigen Lächeln zur Seite, um sie vor sich in den Flur treten zu lassen, und sagte:>>Hier entlang. Wir nehmen am besten den Fahrstuhl.<<


>>Jollyn ist auf dem Kriegspfad<<, informierte Ben Dupree seinen Partner düster. >>Sie sagt, meine übertriebene Fürsorglichkeit würde sie regelrecht erdrücken, und deshalb zieht sie aus.<< Er sah Luke Gardner fragend an. >>Glaubst du auch, dass ich meine Fürsorge übertreibe?<<
>>Ja.<<
Ben runzelt die Stirn. >>Schwachsinn. Wenn ich nicht gerade an diesem Fall säße, würde ich persönlich ihre Sachen packen- ich träume regelrecht davon, endlich nicht mehr für jemanden anderen verantwortlich zu sein. Aber so, wie die Dinge stehen, zieht sie erst nach meinem Ableben aus.<< Er schüttelte entnervt den Kopf. >>Ich und überfürsorglich, son Quatsch.<<
>>Um Himmels willen, Ben, du solltest dich mal reden höre. Wann hörst du endlich auf, dir wegen dieser Sache Vorwürfe zu machen? Es war nicht deine Schuld.<<
>>Natürlich war es das.<< Bens Stirnrunzeln wurde noch stärker. Er hatte seiner jüngsten Schwester erlaubt, spätabends in ein Striplokal zu gehen. Es war völlig egal, dass sie ihn dort auf seinem Handy angerufen und darauf bestanden hatte, dass sie den Wagen brauchte. Sie hatte ihn erst mit seiner Arbeit weitermachen lassen, nachdem er ihr aus lauter Frustration gestattet hatte, sich von einem Freund zum Club bringen zu lassen, um die Schlüssel abzuholen. Er hätte darauf bestehen müssen, dass er den Wagen selber brauchte, auch wenn er mit Luke gekommen war. Sicher, er hatte ihr das Versprechen abgenommen, dass der Freund sie dorthin führe, wo der Wagen in der Nähe des Bahnhofes parkte, und dass er warten würde, bis sie sicher hinter dem Lenkrad saß. Aber was konnte man auf ein solches Versprechen schon geben?
Er und Luke waren wegen des Höchsen- Klauers in dem, Striplokal gewesen, eines Mannes, der in die Häuser von Frauen einbrach und sie mit vorgehaltener Waffe dazu zwang sich auszuziehen, ihm ihre Unterwäsche auszuhändigen und sie mit dem unausgesprochener Möglichkeiten quälte, was er ihnen sonst noch alles antun könnte, bevor er mit seiner Beute in die Dunkelheit der Nacht verschwand. Ben hatte, verdammt noch mal, genau gewusst, dass das Einzige, was die beiden letzten Opfer des Perversen miteinander verband, besagter Nachtclub war. Er hätte Jollyn also nie auch nur in die Nähe dieses Ladens kommen lassen dürfen, dachte er erbost.
>>Schließlich könnte ich die ruhe durchaus brauchen, Gardner<<, erklärte er seinem Kollegen. >>Ich hätte das haus wirklich gerne mal wieder ganz für mich allein. Ich lebe für den Tag, an dem ich mein altes Liebesleben wieder aufnehmen kann.<< Das war noch eine Untertreibung. Sein Liebesleben lag seit endlosen zehn Jahren vollkommen auf dem Eis.
Luke verzog den Mund zu einem Grinsen. >>Und, haben deine Eier inzwischen eine leichte bläuliche Verfärbung angenommen?<<
Ben starrte ihn böse an. >>He, versuch du mal, ganz alleine drei starrsinnige Schwestern zu erziehe, ohne dass deine Männlichkeit davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Jahre nach dem Tod meiner Eltern hatten mit dem wilden Junggesellendasein, das ich vorher hatte, nicht mehr allzu viel zu tun.<< Dann begann er ebenfalls zu grinsen. >>Aber sobald Jollyn aus dem Haus ist, mache ich dort weiter, wo ich aufgehört habe. Als Erstes suche ich mir eine kleine Blondine mit möglichst großen Titten.<<
>>Uh, Ben?<<
>>Oder vielleicht gleich zwei Blondinen oder eine Blonde und eine mit roten Haaren; ich bin nicht wählerisch. Und dann steige ich mit ihr oder mit ihnen in die Kiste und komme erst nach einer Woche wieder raus.<< Bei dem Gedanken verzog er den Mund zu einem träumerischen Lächeln, das jedoch wieder verflog, als sein Kumpel seine Füße von der untersten Schreibtischschublade schubste. >>He, was soll das?<<, fragte er erbost.
>>Sergeant Dupree<<, ertönte hinter seinem Rücken die missbilligende Stimme Captain Peter Pfeffers. >>Würden Sie bitte in Gegenwart von einer Dame auf Ihre Ausdrucksweise achten?<<
Ben drehte sich um. Na, super- sein Lieblingsbürokrat. Und als wäre das noch nicht genug, war der pingelige Pfeffer auch noch in Begleitung einer langbeinigen Frau, die ihn aus großen grauen Augen ansah, als wäre er irgendein seltenes Tier im Zoo. Woraufhin er sie ebenfalls einer gründlichen Musterung unterzog.
>>Ich möchte Sie mit Ms. Zoey Lowellin bekannt machen<<, erklärte Pfeffer mit dem öligen Vertreterlächeln, dessen Anblick ihn immer mit den Zähnen knirschen ließ. >>Ihrer zukünftigen Schutzbefohlenen.<<, fügte er mit triumphierender Gehässigkeit hinzu. >>Ms Lowellin, das hier ist Sergeant Ben Dupree.<<
Zoey spürte die plötzliche Anspannung aller anwesenden Personen, und ihr wurde bewusst, dass ihr ein Fehler unterlaufen war, als sie Captain Pfeffer untersagt hatte, seinen Detective zu bestellen. Dies sah verdächtig nach einem Machtkampf aus, und weil sie darauf bestanden hatte, den Beamten, der sie schützen sollte, persönlich aufzusuchen, trugen die beiden Männer ihn jetzt hier vor allen Augen aus.
Als sich der Mann, dessen Gespräch sie unterbrochen hatte, lässig auf seinem Stuhl umgedreht und sie aus seinen schwarzen Augen. Augen mit derart dichten Wimpern, dass sie die Lider beinahe herunterzogen- angesehen hatte, hatte Zoey gebeten, dass sie den attraktiven kahlköpfigen dem dem einehmenden Grinsen, der direkt hinter ihm gesessen hatte, zugeteilt bekäme.
Doch natürlich hatte sie kein Glück. Ihr Herzschlag sprengte ihr beinahe die Brust, als sich der schwarzhaarige Detective von seinem Platz erhob und sie von oben bis unten ansah. Er war nicht besonders attraktive. Was bestimmt von Vorteil wahr, denn ein allzu hübsches Äußeres hatte seine Ausstrahlung unerträglich gemacht. Er war extrem männlich.
Männlicher als jedes Y-Chromosom-bewehrte Wesen, dem sie je begegnet war. Dann ging ihr einer seiner Sätze durch den Kopf. Eine Ganze Woche Sex mit mehreren Bett Genossinnen? Großer Gott, taten Menschen so was wirklich? Gleichermaßen fasziniert wie angewidert starrte sie ihn an.
Er erwiderte den Blick, zog eine seiner dichten dunklen Brauen in die Höhe und zuckte mit dem Mundwinkel, als wäre er heimlich amüsiert. Dann wandte er sich Captain Pfeffer zu und runzelte die Stirn. Alle anderen sahen ihn mit angehaltenem Atem an, als warteten sie auf eine Explosion, doch er erklärte lediglich mit einer ruhigen Stimme, von der Zoey instinktiv erkannte, dass sie täuschte: >>Ich habe bereits anderweitig zu tun, Pete.<<
>>Für Sie immer noch Captain Pfeffer!<<, schnaubte sein Vorgesetzter zornig. >>Außerdem tun Sie, was ich sage, Dupree. Und ich habe Sie zum Schutz von Ms Lowellin eingeteilt.<<
Der Detective maß vielleicht einen Meter fünfundsiebzig, doch seine Schultern waren breit, seine Hüften schmal, und er hatte den schlanken, muskulösen Körper eines Fußballers. Feine braune Harre bedeckten seinen Unterarm, und auch seine Wangen waren von feinen dunklen Barstoppeln bedeckt. Er wirkte zäh und kompetent, al er den Captain reglos ansah. Seine kühle Beherrschung stand im deutlichem Kontrast zu dem weichen, beinahe hysterischem Wesen seines Chef. Es war deshalb regelrecht überraschend, als er plötzlich mit den Schultern zuckte und Pfeffers Befehl folgend höfflich auf sie zutrat.
>>Mi Lowellin,<<, sagte er mit seidig weicher Stimme und gab ihr die Hand, Auch er sprach langsam und gedehnt, doch in den Tiefen seiner schwarzen Augen blitzte Energie und heißer Zorn. >>Da hier ist mein Partner.<<
>>Sie haben keinen Partner, Dupree<<, fiel ihm Pfeffer abermals ins Wort.
>>Sie können mich mal gerne haben<<, antwortete Ben und erklärte Zoey:>> Luke war mein Partner, bis die Polizei von New Orleans 1996 dezentralisiert wurde, und ich fange jetzt bestimmt nicht an, ihn meinem Ex Partner zu nennen, nicht nach all den Jahren.<< Er zeigte auf den Mann mit dem glatt rasierten Schädel. >>Auf jeden Fall ist das hier Sergeant Gardner.<<
>>Mam<<, grüße der Beamte, doch obwohl Zoey den Gruß mit einem höfflichen Kopfnicken quittierte, blickte sie weiter auf Sergeant Dupree.
Er war etwas verschwitzt; auf seiner Kehle lag ein leichter Schimmer und sein schwarzes Hemd klebte an seiner Brust und seinem flachen Bauch. Die Hand jedoch, die er ihr reichte, war trocken, angenehm gebräunt, langfingrig, hart und warm.
So schnell es die Höflichkeit erlaubte, entzog Zoey ihre finger und ballte errötend zwischen den Falten ihre Rocks zur Faust. In ihrer Welt hatten die Männer glatte, weiche, kühle Hände, und die Berührung einer solchen maskulinen Pranke rief ein leichtes Unbehagen in ihr wach.
>>Ben wird Ihnen während ihres gesamten Aufenthalts in New Orleans zu Dienst sein<<, erklärte Captain Pfeffer schwülstig und bedacht seinen Untergebenen mit einem bösen Blick. >>Nicht wahr, Dupree?<<
Ohne seinen Blick von Zoey abzuwenden, trat Ben viel zu dicht an sie heran, legte den Kopf fragend auf die Seite und wollte von ihr wissen: >>Gibt es einen bestimmten Grund, aus dem Sie einen Babysitter brauchen, Schätzchen?<<
Da sie körperliche Nähe nicht gewohnt war, wich sie leicht vor ihm zurück und auch wenn ihr Erziehung s ihr leider nicht erlaubte, sich gegen die Verwendung eines Kosewortes zu verwahren, reckte sie das Kinn und öffnete den Mund zu einer kühlen Antwort, als bereits Pfeffer für sie in die Bresche sprang.
>>Ms Lowellin ist der Eröffnung des Garden Crown, eines neues Juwels in der glitzernden Tiara der bereits bestehenden Crown Hotels, wegen hier<<, blies er sich an ihrer Stelle auf.
>>Und jetzt ist in dem alten Kasten bereits eingebrochen worden und deshalb braucht sie einen Bullen, der sie vor möglichen weiteren Einbrechern beschütz?<< Ben bedachte sie mit einem herablassenden Blick. >>In dem Fall sind Sie bei mir an genau den Richtigen geraten, Süße.<<
>>Hüten Sie Ihre Zunge, Dupree. Ms Lowellin hat einen Drohbrief erhalten, und ich erteile Ihnen den Auftrag, für Ihre Sicherheit zu sorgen, bis sie unsere Stadt wieder verlässt.<<
Wieder hielten sämtliche Personen gespannt den Atem an und wichen, als wäre er eine Bombe, die jeden Moment explodieren könnte, vor dem gerüffelten Ben zurück. Zoey wünschte sich, sie wüsste, was zum Teufel das alles zu bedeuten hatte. E gab eindeutig irgendwelche Spannungen zwischen diesen beiden Menschen, von denen sie nichts wusste. Sergeant Duprees Augen blitzten zornig, als er sich von ihr abwandte und dem Captain ins Gesicht sah.
>>Dann soll ich also den Wachhund für sie spielen?<<, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
>>Ihr Vater hat darauf bestanden, und er ist schließlich nicht irgendwer, sondern Thomas Lowellin. Hier ist eine Kopie des Drohbriefs.<< Pfeffer drückte Ben das Schreiben in die Hand. >>Ich bin sicher, dass Sie ihn studieren möchten. Sicher wird es Sie freuen zu erfahren, dass Sie Ms Lowellin auf sämtlichen Feiern im Zusammenhang mit der Eröffnung des Hotels begleiten werden<<,fügte er noch genüsslich hinzu.
>>Oh, Scheiße<<, murmelte jemand, den Zoey nicht sah.
Ben überflog den Brief und lenkte dann den Blick aus seinen dunklen Augen wieder auf ihr Gesicht. >>Ihr Daddy muss wirklich gute Beziehungen haben<<, erklärte er verächtlich. >>Denn das hier<<- er klatschte das weiße Blatt Papier auf die langen, braunen Finger seiner Hand- >>ist totaler Schwachsinn. Es sieht ganz so aus, als hätte Daddy seinem Baby mit Hilfe des Briefe einen brandneuen Spielgefährten verschafft.<<
Die Tatsache, dass sie mit einem mal der Gegenstand von seinem heißen Zorn war, brachte ihren bereits wilden Herzschlag vollends aus dem Rhythmus. Irgendwie gelang es diesem Kerl, sie völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Vergess nie, wer du bist. Die arrogante großmütterliche Ermahnung spendete ihr ungeahnten Trost, und da sie augenblicklich jede Schützenhilfe brauchen konnte, quittierte sie seine Bemerkung in dem Bewusstsein, dass sie als echte Astor Lowellin vollkommen immun gegen Anfeindungen aus dem Pöbel war, mit einem kühlen Lächeln.
Er kniff die Augen zusammen und fragte mit anmaßender Stimme:>>>Tja, Engelsgesicht, du scheinst nicht viel zu reden. Das ist etwas, was mir an einer Frau gefällt.<<
Gardner rollte mit den Augen, und Captain Pfeffer schnauzte: >>Es reicht, Sergeant. Von jetzt an werden Sie sich benehmen und sie als Ms Lowellin ansprechen, haben Sie verstanden?<<
Ben lenkte seinen Blick von ihrem Gesicht auf das des Vorgesetzten und fragte mit seidig weicher Stimme: >>Und wenn nicht, stellvertretender Revierleiter Pfeffer? Ziehen Sie mich dann von dem Fall ab und setzen mich wieder auf etwas Unwichtiges wie den Höschen- Klauers an?<<
>>Vergessen Sie endlich diese blödsinnige Sache!<< Captain Pfeffers auf Hochglanz polierte Fassade bekam einen Sprung, und er reckte kämpferisch das Kinn. >>Ich habe Ihnen eine Anweisung erteilt, und Sie werden sie verdammt noch mal befolgen, wenn ich Sie nicht suspendieren soll.<<
Dies war ein Gedanke, der ihm eindeutig gefiel.
>>Oh, bitte<<, protestierte Zoey mit unglücklicher Stimme, doch Ben fiel ihr ins Wort.
>>Kommen Sie, Miss Lowellin.<< Er packte ihr Handgelenk und zerrte sie unsanft Richtung Ausgang.
>>Dupree!<<, dröhnte Pfeffers Stimme in ihrer beider Rücken, doch Ben stellte sich taub.
Zoey war einen letzten Blick über die Schulter auf den Captain und auf den Sergeant Gardner, zuckte hilflos mit den Schultern und stolperte hinter ihm her. Dann verschwanden sie aus dem Blickfeld seiner Kollegen, denn seine warme Hand, die sie gefangen hielt, zog sie endschieden durch die Tür.

2



Gottverdammter Hurensohn von Bürokrat! Auf dem Weg in Richtung Garden District trat Ben das Gaspedal von seinem Wagen bis auf den Boden durch. Das alles wäre nie passiert, wenn Captain Taylor nicht im Urlaub wäre. Aber Taylor war ja auch ein echter Cop und kein halbgarer, arroganter, aufgeblasener Politiker, wie der Pingelpott es war. Ben schnaubte zornig auf. Vergessen Sie diese blödsinnige Sache, hatte der ahnungslose Volltrottel zu ihm gesagt.
Okay, zu Anfang hatte er wie alle anderen auf der Wache die Sache mit dem höschen-Klauer als schlechten Witz gesehen. Manchmal erlebten sie als Polizisten wirklich hässliche Verbrechen, und dieser Perverse hatte zumindest niemanden körperlich verletzt. Natürlich war er deshalb nicht harmlos, denn mit seinem handeln hatte der Kerl, dessen Gesicht hinter einer Karnevalsmaske nicht zu erkennen war, über ein halbes Dutzend Frauen in Angst und Schrecken versetzt.
Schließlich hatten sie nicht wissen können, dass er ihnen nichts weiter antun würde, als sie ihrer Unterwäsche zu berauben, bis er ebenso lautlos, wie er vor ihnen erschienen war, auch wieder verschwinden würde. Bisher hatte er keinen seiner Opfer körperliche Gewalt angetan, und so hatten die Beamten ihn mit der ihnen eigenen Respektlosigkeit mit einer ganzen Reine unhöflicher Spitznamen belegt, von denen der netteste der Höschen-Klauer war.
Bens Gelassenheit jedoch hatte sich wie Nebel in der Mittagssonne aufgelöst, als seine jüngste Schwester von dem typen überfallen worden war. Dadurch war die Sache zu etwas Persönlichem geworden. Jetzt war Ben fest entschlossen, den Kerl dorthin zu verfrachten, wohin er auch gehörte, nämlich in den Knast.
Doch die Erreichung dieses Ziel würde aufgrund von diesem lächerlichen neuen Auftrag ungemein erschwert. Er wäre jeden Tag stundenlang damit beschäftigt, den Wachhund für Ms Lowellin abzugeben, und das lag einzig daran, dass die Enkeltochter des Kommissionärs von ihm verhaftet worden war.
Dieser Einsatz war die kleingeistige Rache dafür.
Was ihn wirklich ärgerte, war, dass er nicht nur nicht bei der Verkehrswacht, sondern in jener Nacht vor etwas mehr als einem Monat nicht einmal im Dienst gewesen war. Doch als er an der Huey P. Long Mansion vorbeigedonnert war, hatte er den Wagen ganz einfach nicht ignorieren könne, der in regelrechter Schlangenlinien vor ihm über die Brücke geschlingert war. Er hatte sich endscheiden müssen, entweder das Fahrzeug anzuhalten oder mit der Möglichkeit zu leben, dass der eindeutig betrunkene Fahrer vielleicht jemanden überführe, weil er nicht von ihm daran gehindert worden war. Angesichts der Tatsache, dass seine eigenen Eltern die Opfer eines betrunkenen Autofahrers geworden waren, war ihm keine Wahl geblieben.
Also hatte er den Wagen angehalten, die jugendliche Fahrerin verhaftet und sich durch dieses Vorgehen auf Platz eins der Liste der Feinde des Kommissionärs katapultiert.
Die Gewerkschaft schützte ihn vor allzu offenen Racheakten, und Ben wusste, dass seine Kollegen nur darauf gewartet hatten, dass er sich auch heute darauf berufen würde, dass die Rolle des Leibwächters für eine verklemmte Angehörige der oberen Zehntausend aus dem Norden keine passende Aufgabe für einen Detective seines Ranges war. Normalerweise fielen derartige Jobs irgendwelchen uniformierten Chargen am Fuß der Karriereleiter zu.
Doch der Kommissionär hatte Beziehungen, und dass jetzt Ben den Wachhund spielen ließ, war kein Beweis für einen Amtsmissbrauch. Er konnte die Antwort auf eine mögliche Beschwerde fast schon hören. Sie sagen, Sie müssen eine gut aussehende Frau auf Kosten der Stadt oder ihres Hotels überallhin begleiten? Oh, ja, Dupree, Sie haben Recht, das ist natürlich schlimm.
Er konnte nichts dagegen tun, er hatte sie am Hals.
Er schoss die St. Charles Avenue hinunter und warf einen Blick zur Seite. Himmel, sie war wirklich etepetete mit ihren kühlen grauen Augen und dem zu einem strengen kleinen Knoten aufgesteckten, honigbraunen Haar. Ganz zu schweigen von dem zwar hauchdünnen, aber ach-so-anständigen Kleid, unter dem außer ihren zart geschwungenen Schlüsselbein, ihren schlanken Armen und ihren wohlgeformten Knöcheln nichts zu erkennen war. Jedes Mal, wenn er sie ansah, hatte er das schwachsinnige Verlangen, ihr die haare zu zerzausen.
Nein. Gott, nein, was dachte er da nur? Er zwang seinen Blick zurück auf die Straße. Sie war nicht die Art Frau, an der man irgendetwas zerzaust. Frauen ihre Typs hatten ihn bisher nicht im Geringsten interessiert.
Wieder wanderte sein blick in ihre Richtung und fiel auf ihren Mund. Ihre ungeschminkten Lippen waren überraschen voll. Wie man es von einer Pornoqueen erwarten würde, überlegte Ben und zog bei diesem fragwürdigen Vergleich verächtlich einen Mundwinkel herauf.
Dies war ja wohl ein völlig falsches Bild. Es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass sie gegenüber irgendeinem typen jemals locker wäre, doch er hatte bemerkt, dass ihre grauen Augen, als sie ihn zum ersten mal gesehen hatte, kalt geworden waren und dass sie ihre kleine Aristokratennase leicht zusammengezogen hatte, als verströme er einen ihr widerwärtigen Geruch.
Er zuckte ungeduldig mit den Schultern. Tja, bei machen Frauen hatte man Erfolg und bei anderen eben nicht. Es war klar, dass er für sie nichts weiter als ein rotnackiger und- das sie das Ende seiner Unterhaltung mit Luke mitbekommen hatte- wahrscheinlich obendrein noch schwanzgesteuerter Südstaatenmacho war.
Währen eines kurzen Augenblickes wurde er starr. Oh, Scheiße, genau das war es. Weshalb war ihm das nicht schon viel eher eingefallen?
Nie im Leben zöge der pingelige Pfeffer ihn vorzeitig von diesem Auftrag ab. Dieser Job war die persönliche Bestrafung nicht nur für die Verhaftung der Enkelin des großen Bosses, sondern auch dafür, dass er in der Vergangenheit so oft mit ihm aneinander geraten war.
Doch Pfeffer war als Arschkriecher bekannt, und wenn das ach-so-brave Fräulein Lowellin um einen anderen Beschützer bäte, bliebe ihm keine andere Wahl, als ihr diese Bitte zu erfüllen.
Ben wandte den kopf und bedachte sie mit einem breiten bösartigen Grinsen. >>Und, wo solls hingehen Schätzchen?<<
Sie sah ihn blinzelnd an. >>Wie bitte?<<
>>Das Garden Crown, Zoeychen. Ich brauche die Adresse.<<
>>Oh.<< Wie bereits ein paar mal vorher legte sich eine leichte Röte über ihre Wangen, als sie ihm die gewünschte Antwort gab.
Mit quietschenden Reifen bog er erst in die Vierte und dann in die Coliseum Street, raste den letzten Häuserblock hinauf, preschte durch das filigrane Tor und hielt wiederum mit quietschenden Reifen in der Einfahrt des ehemaligen Herrenhauses an, das inzwischen als Garden Crown Hotel fungiert.
Ja genau, die Idee war einfach brillant. Abermals verzog er seinem Mund zu einem grinsen.
Ihm war nicht verborgen geblieben, wie empfindlich das kleine Fräulein Zoey darauf reagiert, wenn man ihr zu nahe kam. Er leckte sich die Lippen und dachte über all die Möglichkeiten nach, die es im Umgang mit derart verklemmten Persönlichkeiten gab.
Vielleicht sollte er einfach die Nähe dieses Dämchens suchen. Oder, verdammt, er könnte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, zerrte er sie im Rahmen der Ermittlungen in seinem eigentlichen Fall in ein paar der schmuddeligeren Etablissements seiner häufig liebevoll Big Easy, >>große Leichtigkeit<<, genannter Stadt. Wenn sie dann noch ein par ausgewählte Leute kennen lernte, die sich für gewöhnlich ganz bestimmt nicht in denselben erlauchten Kreisen bewegten wie sie selbst, würde es bestimmt nicht lange dauern, bis sie lautstark nach einem anderen Wachhund rief.
Er sprang aus dem Wagen, umrundete die Kühlerhaube und öffnete ihr die Tür. >>So, Engelsgesicht, jetzt habe ich dich ordnungsgemäß und sicher abgeliefert, wie von deinem Dad bestellt.<< Als sie ihren Gurt ablegte, beugte er sich, um ihr beim Verlassen des tief gelegten Wagens behilflich zu sein, beinahe zärtlich zu ihr hinab.>>Warum gehen wir nicht rein und gucken uns zusammen deinen Terminkalender an.<<
Sie ignoriert seine ausgestreckte Hand, saß mit der Haltung einer Königen mit durchgestrecktem Rücken, zusammengestellten Füßen und im Schoß gefalteten Händen ruhig auf ihrem Platz und sah ihn aus ihren schwarz gerahmten Regenwasseraugen vollkommen reglos an. >>Mein Name ist Zoey<<, erklärte sie ihm kühl. >>ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie mich Zoey oder, wenn es sein muss, Zoey Rose oder Ms Astor Lowellin nennen würden. Kürzen Sie meinen Namen freundlicherweise nicht noch einmal ab. Kose- oder Spitznamen sind einfach vulgär.<<
Er hätte nicht gedacht, dass sie noch steifer werden könnte, als sie bisher schon gewesen war, doch er wollte verdammt sein, wenn ihr das in diesem Augenblick nicht tatsächlich gelang. Beinahe hätte er gelächelt. >>Wie du möchtest, Rosenknospe.<<
Damit beugte er sich endschieden zu ihr herab, packte sie am Handgelenk und zog sie aus dem Wagen.
Ah, Mann. Gemein zu ihr zu sein, wäre sicher ähnlich angenehm, wie wenn man einem Baby seinen Schnuller klaute, überlegte er.


Roxanne Davies, Zoeys Assistentin, schlug den Terminkalender zu, den Zoey und Ben gemeinsam am Empfanstresen durchgegangen waren, und blickte dem Detective, der lässig durch die Eingangstür ins helle Sonnenlicht entschwand, versonnen hinterher. >>Heiliges Kanonenrohr.<< Sie fächelte sich mit dem dicken Buch ein wenig frische Luft zu und wandte sich erneut an ihre Chefin. >>Und Sie haben behauptet, es wäre blöde, mit Polizeieskorte in der Gegend rumzulaufen.

3



Sekunden oder Stunden später- sie konnte es nicht sagen hörte sie ein lautes Trommeln an der Tür. >>Zoey!<<, rief Brooke gleichermaßen drängend wie verängstigt. >>Ist alles in Ordnung? Lassen Sie mich rein.<<
Zoey beeilte sich, der Bitte nachzukommen. Eilig stolperte sie durch die beiden Zimmer, riss die Tür auf und wäre von Brookes erhobener Faust mitten im Gesicht getroffen wurde, hätte ihre Assistentin nicht dem Arm nach unten sinken lasen, als hätte man auf sie geschlossen, und sie mit großen Augen reglos angestarrt.
>>Mein Gott<<, hauchte Brooke tonlos. >>Ihre Hare sind einfach fantastisch. Weshalb tragen Sie sie niemals offen?<<
Zoey stand am ganzen Körper zitternd in dem winzig kleinen Flur und ihr Gesichtsausdruck war offenbar genauso leer wie ihr Gehirn, denn ihre Assistentin winkte ungeduldig ab und schob sich an ihr vorbei ins Innere der Suite.
>>Alles in Ordnung? Heiliges Kanonenrohr, Mädchen, Sie sind ja praktisch nackt. Obwohl die Unterwäsche wirklich hübsch ist.<< Sie schlang einen Arm um Zoeys nackte Schulter und es war ein deutliches Zeichen für den Zustand, in dem Zoey sich befand, das sie wegen der ungewohnten körperlichen Nähe nicht zusammenfuhr, sondern sich gehorsam von Brooke ins Wohnzimmer geleiten ließ.
Als sie die Tür des Schlafzimmers erreichten, blieb sie allerdings wie angewurzelt stehen. Nie im Leben ginge sie noch einmal in den Raum zurück.
Brooke bemerkte ihr entgeistertes Gesicht. >>Was in aller Welt ist hier passiert? Okay, egal, warten Sie einen Augenblick.<< Sie atmete tief ein, hörbar wieder aus, rannte in das Zimmer und kam eine Sekunde später mit einem braungoldenen Seidenkimono zurück. >>Also gut<<, befahl sie, während sie das Kleidungsstück um Zoeys Schultern legte und den Gürtel ordentlich in Höhe ihrer Taille zuband. >>Jetzt erzählen Sie mir, was Ihnen einen solchen Schrecken eingejagt hat.<<
>>Verzeihung<<, ertönte eine kultivierte Stimme mit Südstaatenakzent aus Richtung der Tür. >>Ich habe einen Schrei gehört. Kann ich vielleicht irgendwie behilflich sein?<<
>>Oh, Mr Haynes<<, sagte Brooke erleichtert und wandte sich ihm zu.
>>Für Sie Edward, meine Liebe<<, verbessert er sanft. >>Erinnern Sie ich noch? Bitte nennen Sie mich Edward- ich bestehe darauf.<<
>>Ja, natürlich. Bitte kommen Sie herein.<< Als der ältere Mann das Wohnzimmer betrat, legte Brooke eine Hand auf Zoeys Arm und sagte: >>Das ist Edward Hayneses, Zoey. Edward, das ist Zoey Rose Astor Lowellin. Sie war diejenige, die so geschrien hat, aber ich habe noch nicht herausgefunden aus welchem Grund.<<
Bei der Ankunft des eleganten weißhaarigen Herren riss Zoey sich zusammen. >>Da drin<<, erklärte sie und wies zitternd auf die Tür des Schlafzimmers. >>Es war in meinem Bett- groß, schwarz- Gott, es war so hässlich. Und es ist mir praktisch auf die Füße gefallen, als ich die Decke zurückgeworfen habe. So etwa habe ich nie zuvor gesehen. Es<<- sie er schauderte und machte ein paar zappelige Bewegungen mit ihren Fingern- >>ist unter das Bett gelaufen.<<
>>War es ein Tier, meine Liebe? Vielleicht eine Ratte?<<
>>NEIN. Ein Käfer. Aber nicht klein und niedlich, sondern riesig. Regelrecht monströs.<<
>>Warten Sie hier<<, wies Edward die beiden Frauen an. >>Lassen Sie mich gucken, ob ich etwas finde.<< Damit verschwand er durch die Tür.
Zoey und Roxanne hörten ein paar raschelnde Geräusche und nun, da der Schock allmählich etwas nachließ, stellte Zoey erleichtert fest, das sie einen Teil ihrer Fassung wieder zu erlangen schien.
Zum ersten Mal, seit das Insekt von dem Laken geflattert war, nahm sie ihre Umgebung wirklich wahr und merkte, dass auch Roxanne ihre geschäftsmäßige Kleidung gegen einen Hausanzug aus senffarbenem Satin getauscht hatte und ihre weich gelockten, rötlich braunen Haare statt in einem ordentlichen, straffen Knoten mit einem zu einer großen Schleife gebundenen schwarzen Netzstrumpf in einem losen Pferdeschwanz zusammenhielt. Dieser extravagante Look erinnerte Zoey an den Tag, an dem die junge Frau zum Vorstellungsgespräch bei ihr erschienen war, und ihr kam der Gedanke, dass sowohl Roxannes Arbeitsgarderobe als auch ihr benehmen eine deutliche Veränderung erfahren hatte, seit sie in den Diensten des Crownschen Unternehmend stand.


Impressum

Texte: Alle rechte Liegen bei mir
Bildmaterialien: Google
Lektorat: Ich selber
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch Widme ich meiner Familie

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