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Kapitel 1



Ich bin grad auf dem Weg nach Amerika. Genauer gesagt nach Michigan, Detroit, für ein ganzes Jahr. Dort werde ich bei einem Arbeitskollegen von meinem Vater leben. Ich bin schon ganz aufgeregt, ein ganzes Jahr lang fort von meiner Familie. Aber ich freue mich auch schon tierisch darauf, das war mein größter Traum und endlich geht er in Erfüllung.
Naja, auf jeden Fall sollte ich mich jetzt mal von meiner Familie verabschieden und endlich einchecken, sonst geht mein Flieger noch ohne mich. Ja das mit dem Fliegen ist auch noch so ne Sache: Fliegen generell macht mir eigentlich weniger aus, aber, wenn ich daran denke, dass ich ganz Allein fliegen muss und was bei so einem Flug alles schief gehen kann, wird mir schon etwas komisch.
Oh nein, gerade fängt meine Mum an zu weinen, fast so schlimm wie meine ganzen Freunde! Echt bei meiner Freundin mach ich mir schon ein bisschen sorgen, wie soll sie das Jahr ohne mich nur überstehen.
So jetzt gibt es kein Zurück mehr noch einmal winken und jetzt nicht mehr umdrehen, sonst heul ich auch noch los und das muss jetzt wirklich nicht auch noch sein. Das Warten ist echt Horror ich wünschte ich wär jetzt schon in den USA, aber leider lebe ich noch nicht in der Zeit wo man nur auf einen Knopf drücken muss und 10 Stunden später hat, wie bei so einem DVD- Player mal kurz vorspulen.
Ich habe mir vorgenommen auf meinem Weg nach Amerika noch ein bisschen Englisch zu lernen, wäre vielleicht eine gute Idee, immerhin gehe ich nach Amerika, hallo AMERIKA, da sollte man halt schon ein bisschen Englisch können. Na endlich, wir können borden oder wie man das auch immer nennt. Mein Vater hat mir einen Platz in der 1. Klasse gebucht ‚"damit ich auch gut schlafen kann", hat er gesagt. Naja eigentlich ist mir egal wo ich sitze, ich bin ein Mensch, der überall schlafen kann. Solange ich Filme anschauen kann, bin ich mit jedem Platz glücklich. Auf dem Flug nach Michigan, schaue ich 3 Filme an, schlafe ein paar Stunden und esse insgesamt 4-mal.Ja ich weiß, ich esse eindeutig zuviel, mein Vater sagt das auch immer, aber komischer weise werde ich nicht fett, also kannn ich ja eigentlich sovielessen wie ich will. Ich finde meine Figur toll wie sie ist. Ich bin 1.75 groß und habe sehr lange Beine. Meine Gesichtszüge sind weich, die von langen braunen Wellen umhüllt werden. Doch am schönsten finde ich meine perfekt geschwungen Lippen.
Nach den vier Speisen brauche ich einen Verdauungsschlaf. Der Flug kommt mir wie einen halbe Ewigkeit vor, doch dann endlich sehe ich wieder Land und kurz darauf kündigt der Pilot auch schon unsere Landung an. 10 Minuten später steht das Flugzeug auch schon auf dem Landeplatz von Detroit und mein Herz macht Luftsprünge ich habe es tatsächlich geschafft! Mein Traum hat begonnen!!!
John, der Arbeitskollege von meinem Dad erwartet mich schon kurz nachdem ich mein Gepäck in Empfang genommen habe. Ich habe echte Schwierigkeiten ihn zu verstehen und bin am Anfang auch noch etwas schüchtern. Aber als wir dann an seinem Auto auf seine Familie treffen und seine zwei Kinder, Debby und Jacob, mich gleich vollquasseln werde ich schon etwas ruhiger.
Debby ist echt süß. Sie ist 13 Jahre alt und sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Ihr strohblondes Haar ist sehr lang und wenn sie lacht zeigen sich Grübchen auf ihren Wangen. Der 9-Jährige Jacob sieht eher seinem Vater ähnlich, er hat zwar auch diese süßen Grübchen, aber sonst keine weiteren Ähnlichkeiten mit seiner Mutter. Sein Haar ist pechschwarz und seine Haut hat eine schöne hellbraune Farbe.
Das Auto von John ist ein ganz gewöhnliches Auto, mit gewöhnlich meine ich, es ist kein anderes Auto als wir sie auch in Deutschland sehen. Ich dachte immer heir in Amerika fahren sie alle so Luxuskarossen, von denen ich später dann auch viele zu Gesicht bekomme, doch John fährt einen ganz normalen BMW.
Ich bin schon ganz gespannt auf das Haus, wie es aussehen wird, ob es so ist wie in all den Us-Filmen immer gezeigt wird oder ob es einfach wie ein Haus in Deutschland aussehen wird. In meinem Kopf schwirrt es und mir wird ganz schwindelig, so viele Dinge über die ich mir Gedanken mache.
Gerade erzählt mir Debby, dass wir heute Abend noch ein bisschen die Stadt besichtigen und essen gehen, sie sagt ich müsse gleich am 1. Abend lang aufbleiben um mich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen, als das Auto vor einem sehr luxuriös aussehendem, modernem Haus stehen bleibt. Als Marry, die Frau von John, dann sagt wir wären da bleibt mir kurz der Atem weg. Was?? Hier soll ich jetzt für ein ganzes Jahr lang leben? Oh mein Gott, ich glaub ich träum! O Gott und sag dass, das da in dem Garten kein Pool ist. Ich kann es nicht fassen. Echt Leute hier lässt es sich leben. Ich steige aus dem Auto und muss mir erst mal die Augen reiben. Debby ergreift meine Hand und sagt ich sehe aus als ob ich grad einen Geist gesehen habe. Ha wenn die wüsste. Nun will sie mir erst mal mein Zimmer zeigen, meint sie und zieht mich hinter sich her. Als sie die Haustür aufschließt stehe ich mitten in einer riesigen Eingangshalle, an deren Seiten zwei Treppen nach oben führen, eine rechts und eine links. Geradeaus führt eine Tür in einen weiteren Raum. Als ich nach oben schaue Blicke ich durch eine Glaskuppel in den Himmel.
Es ist fantastisch!
Debby zieht mich zu der linken Treppe hin. Oben ist ein langer Flur zu dem 6 Türen hinführen. Als wir vor einer Tür inne halten, pocht mein Herz wild in meiner Brust. Sie öffnet die Tür und sagt dies hier sei mein Zimmer!
Mir bleibt die Luft weg.
So muss ein Jugendzimmer aussehen. Die Wand ist blau-weiß gestrichen und die Möbel sind weiß. Aber das Zimmer sieht durch das Weiß nicht unfreundlich und kahl aus, nein, im Gegenteil es sieht einladend und gemütlich aus. Auch das Himmelbett gibt dem Zimmer etwas Traumland ähnliches.
Genau mein Geschmack!
Debby sagt, ich kann jetzt in Ruhe auspacken und wenn ich fertig bin solle ich einfach runter kommen, und schließt hinter sich die Tür.
Ich bleibe ertsmal noch eine weile in meinem Zimmer stehen und begutachte mein neues Reich.
In der Ecke des Raumes bemerke ich eine weitere Türe und frage mich was wohl dahinter steckt. Ich gehe hin, öffne sie kurzer Hand und stehe mitten in einem winzigen beige-farbenem Badezimmer. Doch der Platz reicht, dass eine Duches ein Klo und ein kleines Waschbecken darin platz haben.
Es ist einfach himmlisch!
Nach dieser wundervollen Überraschung, ziehe ich mich um und schaue mich nochmal im Spiegel an bevor ich hinunter gehe.
Als ich runter komme öffne ich die Tür und stehe in einem wunderschönen Wohnzimmer. Familie Watson sitzt auf einem weißen Ledersofa und wie es aussieht schauen sie gerade irgendeine Amerikanische Soap.
Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen.
Sie fragen mich ob ich fertig bin, als ich nicke stehen sie alle gleichzeitig, wie auf ein unsichtbares Zeichen, auf und gehen hinaus in das Foyer. Gerade als ich ihnen folgen will, klingelt mein Handy. Meine Mutter ist dran, sie will natürlich alles genau wissen und da ich keine Lust, auf ein stundenlanges Gespräch mit ihr, habe, gebe ich vor schrecklich müde zu sein und, dass ich sie morgen anrufen werde.
Wir fahren mit dem Auto mitten in die Stadt hinein, als erstes geht es in ein riesiges Einkaufscenter. Mit all den coolen Läden: Hollister, Abercrombie & Fitch…Aber meine Mutter hat gesagt ich soll mein ganzes Geld nicht gleich am 1. Tag ausgeben, also halte ich mich mit dem shoppen erst einmal zurück, auch um bei Familie Watson nicht gleich einen "schlechten" Eindruck zu hinterlassen und überlege mir stattdessen was ich in nächsten „Monaten“ alles kaufen werde.
Wir kommen gerade aus dem American Eagle, als Debby auf eine Gruppe Jungs zeigt und meint, zu ihnen müsste ich eigentlich in die Klasse kommen, und ihre Mutter fragend anschaut. Diese nickt zur Bestätigung, woraufhin ich die Typen eingehen mustere und zu dem Entschluss komme, dass sie schon alle ganz gut aussehen, aber jetzt auch kein übernatürliches Topmodelaussehen haben!
Bis auf der Typ der gerade auf einem Skateboard angefahren kommt und zu der Gruppe stößt. Ich starre ihn unverhohlen an, denn so einen heißen Typen habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Seine schwarzen verwuschelten Haare hängen ihm bis in die Augen. Er fängt mein Blick auf und auf seinem Gesicht zeigt sich ein spöttisches Grinsen. Die röte schießt in meinen Kopf, verärgert von seiner Arroganz wende ich den Blick ab und hoffe heimlich, dass er nicht auch in meiner Klasse ist. Etwas später sitzen wir dann in einem sehr noblen Restaurant und unterhalten uns darüber, dass Debby mich morgen mit in die Schule nehmen wird und mir dort alles zeigt.
Am Abend falle ich dann Hundemüde in mein Bett. Doch ich bekomme kein Auge zu, da ich so aufgeregt bin, wie der Tag morgen werden wird. Irgendwann schlafe ich dann aber doch ein.


Kapitel 2



Am nächsten Morgen werde ich von dem schrillen Klingeln meines Weckers geweckt. Als ich mich angezogen habe und hinunter gehe, steht das Frühstück schon auf dem Tisch und auch die ganze Familie Watson hat sich am Tisch versammelt. Als ich das Nutella auf dem Tisch sehe muss ich lächeln. Ich liebe es zu essen, behalte trotzdem meine Figur bei (ich denke ja es liegt an den Genen, doch meine Freundin meint ich mache zu viel Sport. Wieso ZU VIEL ? Wenn ich dadurch meine schlanke Figur bebehalte!)
Ich frühstücke in Ruhe zu Ende und richte danach mein Schulzeug.
Danach fährt uns John in die Schule. Während der Fahrt werde ich immer nervöser, aber Debby meint das brauche ich nicht zu sein. Sie hat sich informiert und sagt, ich käme in eine ganz nette Klasse und meine Lehrerin sei auch sehr nett. Als wir aussteigen fühle ich mich von allen Seiten gemustert. Aber das ist wahrscheinlich alles nur Einbildung. Debby führt mich in das Foyer der Schule und ich merke gleich, dass so eine amerikanische Highschool eindeutig 1000-mal größer ist als so ein normales deutsches Gymnasium. Überall hängen außerdem Plakate und Poster, die die Größe der ganzen Wand haben. Noch dazu sehe ich an allen Wänden diese Spinde, die auch in allen Us-Filmen vorkommen.
Ich sehe mich weiter staunend um, wobei ich in ein Mädchen reinlaufe, welches ungefähr mein Alter hat, und ich erschrocken eine Entschuldigung hervor murmle. Das Mädchen grinst nur und fragt, ob ich die Neue aus Deutschland sei. Ich antworte etwas schüchtern, woraufhin sie mich überschwänglich umarmt und mit einem freundlichen Lächeln meint, dass sie Luzie hieße und ich in ihrer Klasse sei. Sie sagt noch etwas doch das verstehe ich leider nicht. Luzie nimmt mich an der Hand und zieht mich in Richtung eines der Klassenzimmer. Ich winke Debby noch flüchtig zu und mache mich schon mal darauf gefasst was jetzt kommt. Während mich Luzie so hinter sich herzieht schaue ich sie mir genauer an. Sie hat schulterlange blonde Locken und stechend grüne Augen. Sie ist fast einen Kopf kleiner als ich, was sie aber durch Schuhe mit 10-Zentimeter-Absätze zu verbergen weiß.
Als wir das Klassenzimmer erreichen ist die Lehrerin schon da. Sie empfängt uns mit einem freundlichen Lächeln und bedeutet Luzie sich auf ihren Platz zu setzten.Ich stelle mich der Lehrerin vor, die gerade ein Auge in das Klassenbuch wirft, woraufhin sich ein herzliches Lächeln auf ihrem Gesicht zeigt. Ich schätze sie auf etwa 40. Sie ist etwas größer, als ich und hat ihre blonden Haare streng nach hinten gebunden. Sie nimmt mich bei den Schultern und dreht mich zu der Klasse. Jetzt stehe ich also dort, wovon meine schlimmsten Albträume handelten, insgesamt 30 Augenpaare sind auf mich gerichtet und mustern mich als wäre ich irgendein komisches Insekt. Ich erkenne ein paar der Typen wieder, die wir am Tag zuvor gesehen haben, aber der arrogante Typ ist nicht unter ihnen. Ich freue mich innerlich darüber, denn mit so einem arrogantem Arsch will ich nichts zu tun haben. Als die Lehrerin anfängt zusprechen, atme ich kurz auf, weil die Hälfte der Augenpaare zu der Lehrerin hin huschen. Die Lehrerin stellt mich kurz der Klasse vor und zeigt mir meinen Platz, wo ich mich hinsetzten soll. Ich atme auf als ich erkenne, dass meine Banknachbarin Luzie ist. Mrs. Pearce sagt, da ich Luzie schon kennengelernt habe, soll Luzie sich ein bisschen um mich kümmern und wenn ich Fragen hätte, könne ich mich an sie oder Luzie wenden. Ich nehme es mit einem nicken zu Kenntnis und lasse mich auf meinem Stuhl nieder. Die erste Stunde habe ich Mathe, obwohl ich Mathe nicht besonders mag, bin ich doch froh, denn Zahlen sind ja bekanntlich in fast allen Ländern gleich. Als die Klingel die Pause ankündigt, bin ich doch erleichtert darüber, dass ich die erste Stunde überlebt habe. Luzie kommt gleich zu meinem Tisch und auch ein paar andere Mädchen kommen und stellen sich vor.
Plötzlich kommt eine Stimme von hinten: "This little Bitch needn’t think that she’s something special!"
Ich drehe mich um, schaue diejenige, von der ich glaube dass sie es gesagt hat, mit einem mitleidigen Lächeln an und antworte in nicht ganz perfektem, aber doch verständlichem Eng-lisch: "Okay ich will kein Stress und ich sag jetzt einfach gar nichts, aber merk dir ein paar Sachen fürs nächste Mal: 1. Nenn mich nie wieder Bitch, 2. Leg dich nicht mit mir an, denn ich kann Englisch und versteh alles was du sagst, aber du verstehst kein Wort davon wenn ich dann mal auf Deutsch anfang dich fertig zu machen, also lass es besser bleiben und 3. Merk dir 1. Und 2.!!!"
Ich bin selbst ein wenig überrascht über meinen Aussbruch, doch der Blick dieser Schnepfe war es wert. Und um noch einen draufzulegen füge ich noch auf Deutsch "dumme Kuh" hinzu. Ey kommt, sie hat mich Bitch genannt, dagegen ist dumme Kuh noch harmlos. Die anderen Schüler, aus der Klasse, die das Schauspiel beobachtet haben lachen los, manche der Jungen grölen und pfeifen. Ich glaube es spricht nicht so oft jemand in diesem Ton mit dem Mädchen. Ich wende mich von ihr ab und versuche noch meine Lehrerin zu erwischen, sie hat gerade ihr Zeug zusammen gepackt, als ich am Pult ankomme. Sie beantwortet meine Frage, ob es hier auch so etwas wie ein Leichtathletik-Team gäbe, mit einem Ja und ruft einen der Jungen, die ich in der Stadt getroffen habe, herbei. Sie erklärt ihm meine Frage, worauf er ein Grinsen unterdrücken muss. Ich frage ihn warum er grinst. Doch die Antwort kommt nicht von ihm sondern von der Lehrerin. Sie sagt, dass es seit 12 Jahren kein Mädchen mehr in das Leichtathletik-Team geschafft hat, da man erst eine ‘‘Aufnahme-prüfung‘‘ bestehen muss und ich mir nicht so große Hoffnungen machen soll. Aha die denken also ich wär zu schlecht, naja das werden wir ja sehen.
Das Grinsen des Jungen verändert sich und wird zu einem freundlichem Lächeln mit dem er sich mir vorstellt: "Hey, ich bin Ben! Das Leichtathletik-Team trifft sich gleich nach der Schule in der Arena. Möchtest du heute schon mit kommen oder erst morgen?"
"Wenn möglich heute schon?", frage ich und er sagt dass es kein Problem wäre, wenn ich mein Sportzeug schon dabei habe und er mich dann einfach nach der Schule mitnimmt. Ich nehme es mit einem Nicken zu Kenntnis woraufhin er sich mit einem Winken verabschiedet. Heute Morgen habe ich einfach einen Block, ein paar Stifte und mein Sportzeug eingepackt, da ich ja noch nicht wusste, was ich für einen Stundenplan habe. Also wäre das mit dem Sportzeug auch kein Problem.
Als ich an meinen Platz zurückkehre kündigt die Klingel die 2. Stunde an. Doch sie vergeht wie im Flug und nach einer knappen Stunde ist sie auch schon wieder vorbei. Kaum, dass die Klingel die Pause andeutet erscheint Luzie neben mir und zieht mich hinter sich her. Das wird wohl zur Gewohnheit, was? Als wir im Flur sind lässt sie meine Hand los und doch habe ich weiterhin das Gefühl, dass mich eine unsichtbare Hand weiterhin hinter ihr her zieht. Luzie erklärt mir, dass wir jetzt 25 Minuten Pause hätten. In dieser Zeit möchte sie mir soviel wie möglich von der Schule zeigen. Ich fühle mich schonwieder von allen Seiten beobachtet und als ich genauer hinschaue stimmt es auch.
Luzie hat wohl meinen irritierten Blick gemerkt denn sie spricht beruhigend auf mich ein: "Hier auf so einer Highschool merkt man gleich wenn jemand neu ist, weil hier alle Klassen einer Stufe in einem Flur ihre Klassenzimmer haben und sich alle so gut kennen, als ob sie beste Freunde wären. Warum das so ist? - Keine Ahnung, ist halt so! Aber keine Sorge die Glotzten nur am 1. Tag so, das ist morgen schon wieder vorbei." Plötzlich wenden sich aber die Hälfte der Blicke jemandem Anders zu. Auch mein Blick geht den Gang hinunter. "Tja und das ist der Schulschwarm: Jason Smith!", sagt Luzie und deutet dabei auf den Typen, der gerade den Gang entlang kommt. Das glaub ich ja jetzt nich, das is der Typ aus der Stadt, na warte! Ich hoffe inständig, dass er mich nicht erkennt. Doch als er an uns vorbei geht und mich sieht, zeigt sich wieder dieses spöttische, runtermachende Lächeln in seinem Gesicht. Doch diesmal hält mein Blick, Seinem stand. Ich funkle einfach zurück und zeige ihm ganz offensichtlich, dass vielleicht die ganze Schule auf ihn steht, aber ich sicher nicht. Der Typ sieht verblüfft aus, als er meinen Blick bemerkt und jetzt zeigt sich auf meinem Gesicht das spöttische Grinsen. Er bleibt bei Ben stehen und fängt an mit ihm zu reden, doch die ganze Zeit liegt sein Blick auf mir. Arroganter Idiot! Was denkt er eigentlich wer er ist?
Als ich aus meinen Gedanken wieder aufwache, erklärt mir Luzie gerade wie ich zu meinem Französisch Unterricht komme. Woher sie weiß, dass ich Französisch habe, weiß ich nicht, aber es spielt jetzt auch keine Rolle. Ich höre ihr aufmerksam zu und verabschiede mich dann von ihr. Sie nickt mir noch einmal aufmunternd zu dann geht auch sie zu ihrem Latein Unterricht. Die Flure leeren sich allmählich und ich versuche mich so gut es geht an die Wegbeschreibung von Luzie zu erinnern. Doch schon nach der 1. Ecke weiß ich nicht mehr, ob nach links oder rechts. Na toll und was jetzt? Alles nur wegen diesem Idioten!
Plötzlich legt sich eine Hand von hinten auf meine Schulter, ich schrecke herum und stehe vor Ben.
"Na, findet da jemand sein Klassenzimmer nicht?", fragt er mich neckend. „Ja kann ich was dafür ist halt auch mein 1. Tag aber hey…kann ja nich jeder so schlau sein wie DU!“, antworte ich ihm mit einem etwas gereizten Tonfall. „Hey warum denn so zickig, hab ich dir was getan? Und hältst du mich echt für schlau?“fragt er mit einem Grinsen und wackelt dabei mit beiden Augenbrauen was echt zum Todlachen aussieht. Er legt beide Hände auf meine Schulter und schiebt mich sanft vorwärts. Ich verdrehe über seine Frage nur die Augen.
"Wir sollten uns jetzt aber beeilen der Unterricht hat nämlich vor 10 Minuten begonnen." , meint er mit einem Ton, der genau erahnen lässt was er von Unterricht hält.
"Okay dann für uns mal durch das Labyrinth, mein Held und nein ich halte dich nicht für schlau, du hast rein gar nichts in der Birne."
Er zieht einen Schmollmund und sagt kein Wort mehr. Oh jetzt ist er sauer. Das war aber auch ein Schlag ins Gesicht. Aber wenn er so ein Gesicht zieht, sieht er echt knuddelig aus, wie ein kleines Kind. Ich verkneife mir ein Grinsen und lasse mich von ihm zum Klassenzimmer führen.
Ich stelle fest, dass Ben ganz nett ist und denke sogar, dass wir Freunde werden könnten. Als er vor einer Tür stehen bleibt und anklopft, renne ich fast in ihn hinein. Eine Stimme ruft uns herein und wir huschen leise in den Raum. Ben murmelt eine Entschuldigung hervor, die anscheinend für uns beide gilt, denn die Lehrerin nickt mir zu und fährt mit ihrem Unterricht fort. Ich setzte mich schnell auf meinen Platz um ihre Stunde nicht weiterhin zu stören und nicht gleich am Anfang unangenehm auf zu fallen.
Ehe ich mich versehe ist der Tag vorbei und wir haben Mittagspause. Ben begleitet mich in die Kantine wo ich mich zu Luzie an den Tisch setzte. Ben setzt sich zu dem Typen, ihr wisst schon wen ich meine, von dem ich mittlerweile erfahren habe, dass er Bens bester Freund ist und nach der Meinung von Ben auch sehr nett ist. Naja, davon will ich mich lieber selbst überzeugen. Außerdem hat mir Ben erzählt, dass Jason auch im Leichtathletik–Team ist. Wow, das sind ja tolle Aussichten!
Nachdem ich gegessen habe treffe ich mich mit Ben und zu meinem Bedauern auch mit Jason am Ausgang der Kantine. Jason stellt sich mir, mit einem verblüffend echtem Lächeln, vor und streckt mir die Hand hin. Ich erwidere nur ein "Hey" und beachte die Hand gar nicht. Ben wirft Jason mit einer gehobenen Augenbraue einen fragenden Blick zu, doch der schüttelt nur den Kopf. Hehe er weiß wahrscheinlich warum ich sauer bin und denkt sich sicher grad einen Plan aus wie er mich um den Finger wickel kann. Tja, aber nich mit mir, Freundchen. Gemeinsam gehen wir nun zur Arena. Mit einer blauen Bahn, ich muss Lächeln und denke kurz an meine Freundin, denn sie würde dieses Lächeln und den Witz daran verstehen und jetzt mit mir teilen. Ich habe meiner Freundin immer von einer blauen Bahn vorgeschwär...aber egal ich schüttle den Kopf um die Gedanken an meine Freundin loszuwerden, denn sie machen mich nur traurig. Anstatt meinem Gedanken nachzuhängen konzentriere ich mich auf das Gespräch von Jason und Ben, doch sie reden so leise, dass ich nur einzelne Wörter verstehe, die keinen Sinn ergeben. Als wir im Stadion stehen zeigt mir Ben, die Mädchen Umkleide, die nie benutzt wird, und bedeutet mir mich jetzt umzuziehen. Als ich mich umgezogen habe, gehe ich hinaus. Es sind in der Zwischenzeit noch mehr Jungs gekommen. Die Blicke einiger Jungs sind bewundernd andere jedoch auch runtermachend. Ich erkennne Ben und Jason neben einem etwas älter aussehendem, ich schätzte Mitte 30, sehr gut aussehendem Mann, von dem ich vermute, dass er der Trainer ist. Jason bemerkt mich als 1. und gibt Ben einen Stoß in die Seite, wobei er eine Kopfbewegung zu mir macht. Bens Blick findet Meinen und er winkt mich zu ihnen herüber. Ich laufe los und die anderen Jungs bilden eine Gasse, so dass ich mir keinen Weg durch sie hindurch bahnen muss. Hihi, vielleicht hat es auch was Gutes das einzige Mädchen zu sein!
Der Trainer begrüßt mich und sagt: "Du bist also das Mädchen aus Deutschland, welches unbedingt Leichtathletik machen will."
Keine Frage, eine Feststellung.
Ich nicke trotzdem zur Bestätigung.
"Du hast schon einmal Leichtathletik gemacht? Ja? Gut! Ben wird dir sicher schon gesagt haben, dass man hier erst einmal eine Aufnahmeprüfung bestehen muss um ins Team zukommen!"
"Ja das weiß ich schon.", sage ich mit einem neutralen bis leicht gelangweiltem Ton.
"Okay, dann fangen wir einfach mal an", sagt er und weist die Jungs an sich schon einmal warmzumachen‚ "also was kannst du denn am Besten oder was macht dir am meisten Spaß?"
Das ist einfach denke ich und antworte ihm, dass ich Hochsprung am Besten könne und auch am meisten möge.
"Eine Hochspringerin also", meint er und mustert mich dabei aufmerksam ‚ "Na dann komm mal mit!"
Er geht zu der Hochsprungmatte und sagt ich solle mich den Jungs anschließen, während er die Matte aufbaue. Also renne ich den Jungs hinterher. Als wir uns aufgewärmt haben gehen wir gemeinsam zu unserem Trainer, Mr Bethly. Er erklärt uns was wir jetzt tun werden und bittet Jason es einmal vorzumachen. Jason stellt die Latte auf ein Meter fünfzig und springt mir drei Schritten Anlauf in einem lockeren, eleganten Flop über die Latte. Angeber! Mr. Bethly stellt die Latte wieder niedriger und wir fangen mit ein paar einfachen Übungen an. Es ist ein Kinderspiel für mich den Jungs nachzumachen. Später sagt Mr. Bethly wir sollen es jetzt wie ein Wettkampf sehen, wer es nicht schafft ist raus. Wir fangen wieder bei einer niedrigen Stufe an und steigern uns immer höher, es schaffen schon einige der Jungs nicht mehr, als ich mich noch nicht einmal anstrengen muss. Als wir dann schon bei einer Höhe sind, bei der ich weiß, dass es jetzt bald nicht mehr höher geht merke ich erst durch die bewundernden Blicke der Anderen, dass nur noch ich und Jason springen. Auch der Trainer sieht verblüfft aus. Auch wenn Jason dann noch höher springt, als ich, habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich die Prüfung bestanden habe.
Und ja wirklich nach dem Training kommt der Trainer zu mir und sagt: "Ich bin sehr glücklich dich in unserem Team willkommen zu heißen."
Ja ich hab es wirklich geschafft! Ich strahle übers ganze Gesicht, als ich zur Bushaltestelle laufe, wo mich John gleich abholen wird. Der 1. Schultag kann echt nicht besser laufen, naja Jason hätte ich jetzt nicht unbedingt kennenlernen müssen, aber sonst, echt perfekt!
John sieht mich an und sagt: "Debby hat erzählt, dass du noch zur Aufnahmeprüfung vom Leichtathletik gegangen bist, anscheinend ist sie gut ausgefallen, oder !?"
Ich wundere mich zwar woher Debbby das jetzt schon wieder wusste, sie weiß echt alles, antworte John jedoch mit strahlendem Lächeln: "Ja, ich bin im Team, oh das war so ein schöner Tag, John."
Er fährt uns nach Hause und dort angekommen falle ich, ohne Abendessen, in mein Bett und schlafe so fort tief und fest. In der Nacht taucht immer wieder das Gesicht von Jason in meinen Träumen auf.
Wieso ausgerechnet von ihm !?
Ich hasse IHN !!!


Kapitel 3



Am nächsten Morgen bin ich schon nicht mehr so müde wie am ersten Tag. So langsam scheint sich mein Körper an die Zeitverschiebung anzupassen. Auch die nächsten Tage fühle ich mich immer besser. Luzie hat mir inzwischen die ganze Schule gezeigt jede einzelne Ecke und ich war erstaunt darüber, wie groß, die von Außen wirklich mickrig aussehende Lockerly-Highschool wirklich ist. Mit Ben verstehe ich mich inzwischen wie mit Luzie. Er ist für mich so etwas wie ein großer Bruder, na und groß trifft es jetzt wirklich! Hallo!? Der Junge ist 1,95m, wie groß will er noch werden? Nur Jason, wenn ich mich mal wieder selbst überzeuge etwas netter zu sein, stehe ich wieder vor diesem unnahbaren arroganten Typen. Er denkt echt er wär was besonderes! Hat dem noch nie jemand sowas wie Bescheidenheit beigebracht? Ich weiß auch nicht und wenn ich dann wieder abweisend reagiere, tut er so als ob er undbedingt mit mir befreundet sein will. Männer!! Glaubt mir, Mädels, es gibt kein Mädchen, welches das männliche Gehirn versteht.
Also mittlerweile haben wir Donnerstag und ich habe schon 4 Tage hier überlebt, wenn das mal keinen Applaus wert ist. In diesen vier Tagen ist das Thermometer immer weiter gestiegen, inzwischen haben wir 30°C im Schatten. Man hat nur noch das nötigste an, was heißt, dass die Jungs zum Leichtathletik auch mal ohne T-Shirt kommen, womit ich eigentlich kein Problem habe. Ganz im Gegenteil, am liebsten würde ich das auch tun, aber da ich ja nicht zum Gesprächsthema der Schule werden will halte ich mich zurück.
Heute ist auch mal wieder einer dieser superheißen Tage, schon jetzt am frühen Morgen hat es 25°C und da ich weiß, dass es noch heißer wird, ziehe ich mir schnell mein Top über und schlüpfe in meine Hot-Pants bevor ich nach unten zum Frühstücken gehe. Da ich inzwischen zeit auch schon mit dem Bus fahre, muss ich mich beeilen und verschütte fast meinen Kakao. Ich erwische gerade noch meinen Bus, (er ist gelb hihi, ich fahre mit einem richtigen, gelben Schulbus in die Schule) und bin froh, dass Luzie mir einen Platz freigehalten hat. Heute habe ich wieder Training, was heißt, dass ich meine Schultasche UND eine Sporttasche dabei habe und Luzie mich auslacht und sagt ich sehe aus, wie ein Packesel. Ich muss lachen, denn wahrscheinlich stimmt es, aber, naja, was will ich anderes machen? Ich bin froh schon nach 4 Tagen jemanden zu kennen wie Luzie, mit dem ich lachen kann.
Als wir aussteigen sehen wir Ben und..Häm Jason vor der Schule auf uns warten.
Molly, die Blonde, die mir gleich am ersten Tag klar gemacht hat, dass ich nichts Besonderes sei, bemerkt , wie ich Jason anstarre und sagt: "Ich würd mir da ja nicht soviel erhoffen er spielt in ‘ner andern Liga, Süße!"
Ich verdrehe nur die Augen und ignoriere sie. Sie hat ja keine Ahnung! Ich lächle Ben zur Begrüßung zu und lass nur einen wütenden Blick über Jason schweifen, worauf er eine Augenbraue hebt, auf die für ihn typische Art, und mich fragend anschaut. Ich verabschiede mich von Ben und Luzie, denn ich will noch mein Zeug in meinen Spind tun, um nicht den ganzen Tag wie ein Packesel auszusehen.
Doch kaum habe ich den Eingang der Schule erreicht ruft jemand, mit einer allzu bekannten Stimme, meinen Namen und dass ich warten solle. Ich bleibe nicht stehen und halte meinen Blick starr gerade aus gerichtet. Doch die Stimme hat mich schon eingeholt. Jason ergreift meine Hand und dreht mich so hin, dass ich ihn anschauen muss. Ich entziehe ihm meine Hand, die er immer noch festhält, als hätte er Angst ich würde einfach wegrennen, und schaue ihn fragend an. Er schaut mir lange in die Augen und gerade als ich mich umdrehen will, weil er ja doch nichts sagt, holt er tief Luft und fragt mich, was ich für ein Problem ich mit ihm hätte.
Mir fallen schlagartig 10 Sachen ein, die ich ihm an den Kopf werfen könnte, doch das einzige was ich zu ihm sage ist: "Wer hat gesagt, dass ich ein Problem mit dir habe?" Dumm, dumm, dumm!!! Warum sagst du ihm nicht, was du von ihm hältst und dass er ein arroganter Schnösel ist.
Er lacht auf und sagt mit einem amüsierten, aber auch leicht genervten Tonfall: "Ach komm, Anni, willst du mich jetzt für dumm verkaufen? Immer diese bösen Blicke und dieses Ignorieren findest du das nicht ein bisschen kindisch?"
Er schaut mir wieder in die Augen. Oh mein Gott, ich starre in strahlend hellblaue Augen! Mir ist noch gar nicht aufgefallen, wie schön seine Augen sind. Nein! Was denk ich da?
"Also egal was es ist, ich will es hier und jetzt aus der Welt schaffen!", fährt er fort und reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich muss mich echt anstrengen, um mich daran zu erinnern was er gerade gesagt hatte. Mein Blick bleibt an Molly hängen, die direkt auf uns zu kommt und dann bleibt sie vor Jason stehen und gibt ihm einen Kuss direkt auf den Mund. Ich grinse abfällig und setzte meinen berühmten Siehst-du-genau-das-meine-ich-Blick auf, verabschiede mich mit einem kurzen Nicken und verschwinde in die Richtung, aus der Molly gerade gekommen ist. Das hätte ich mir eigentlich denken können Molly und Jason. Kommt doch in jedem Teenie-Film heutzutage: Der Schulschwarm und die Schulschlampe. Aber wenn ich es mir ja denken konnte, warum ärgert es mich dann so?
An meinem Spind treffe ich auf Ben, der locker an meinem Spind lehnt und mich angrinst: "Und habt ihr euch endlich ausgesprochen? Du und J?"
Ich rolle mit den Augen und gebe ihm einen leichten Stoß, um an meinen Spind zugelangen.
"Ich versteh euch echt nicht was ist daran so schlimm euch die Hand zu geben und sagen "Hey sorry tut mir leid !"? Man echt!"
Ich halte inne, seufze genervt und erkläre ihm: "Du hast ja keine Ahnung und ausserdem hat er ja Angefangen, also soll er sich zuerst bei MIR entschuldigen."
Jetzt war es an ihm mit den Augen zu rollen.


Kapitel 4



Nach der 1. Stunde mache ich schnell um Jason nicht über den Weg zu laufen.
Versuch: Fehlgeschlagen!
Er wartet schon vor dem Klassenzimmer, um mich dort abzufangen. Ich lächle ihn an und begrüße ihn mit bester Laune. Dann laufe ich weiter, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. "Stopp, stopp, stopp! Bitte, Anni, du hast das alles falsch verstanden! Zwischen mir und Molly läuft nichts!"
Ich laufe weiter und sage: "Es ist mir egal mit wem du in der Schule rummachst, du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Das war nur leider schlechtes Timing, denn sie hat mir in dem Moment den Beweis geliefert!"
Er bleibt stehen und fragt: "Welchen Beweis?"
"Der Beweis dafür, dass du ein selbstverliebeter, arroganter Schnösel bist, der denkt er kann alles und jede haben. Du magst vielleicht einigermaßen gut aussehen, aber Charakter hast du überhaupt nicht.", sage ich, ohne, wie er, stehen zu bleiben.
"Einigermaßen gut"- die Untreibung des Jahrhunderts! Denke ich und werde von ihm aus meinen Gedanken gerissen!
"Aha..Charakter, also. Was weißt du schon von Charakter?", schreit er mir hinterherund ich antworte in gelassenem Ton:
"Naja, ich hab wenigstens einen! Und jetzt entschuldige mich bitte ich bin dir nämlich auch nichts schuldig!", gebe ich bissig zurück und lasse ihn allein im Flur stehen.
Er starrt mir mit so einem komischen Gesichtsausdruck hinterher, dass ich mir schon überlege, ob ich mit meinem Handy ein Foto schießen sollte.
Gut gemacht! Endlich hast du ihm mal deine Meinung gesagt!
Warum fühle ich mich dann trotzdem so mies?
Nach der Schule habe ich noch Training und dann auch noch Ausdauerlauf, was nicht gerade zu meiner guten Laune beiträgt. Der Trainer meint heute müssten wir nur 10 km laufen. NUR? Na dann! Ich bin ungefähr immer in der Mitte des Feldes, nicht so schnell wie Ben der mich ungefähr schon 5-mal überrundet hat aber auch nicht so langsam wie Georg, den ich schon 5-mal überrundet habe. Doch nach 6 km, geht nichts mehr bei mir. Ich muss stehen bleiben, weil ich nur noch schwarz sehe, nein, keine Sternchen, nur schwarz. Ich schwanke und wäre fast hingefallen, hätten mich nicht zwei starke Arme aufgefangen.
"Alles in Ordnung?", höre ich Jasons Stimme direkt neben meinem Ohr besorgt fragen. Ich versuche wankend auf die Beine zukommen doch falle gleich wieder hin. Plötzlich höre ich Bens Stimme ganz nah irgendetwas sagen, doch ich verstehe nicht was er sagt, wahrscheinlich liege ich schon in einer Art Ohnmacht. Ich höre Schritte die sich entfernen, ich fühle mich auf einmal sehr einsam und plötzlich ohne mein eigenes Zutun kommt ein Satz über meine Lippen, den ich mit wachem Verstand nie, ich wiederhole NIE gesagt hätte: "Nicht weggehen Jason! Bleib!"
Eine Hand streicht sanft über mein Haar und murmelt etwas vor sich hin. Das Einsamkeitsgefühl ist verschwunden, dahinter bleibt nur eine zufriedene Leere.
Als ich wieder zu mir komme habe ich das Gefühl, als wäre ich einen ganzen Tag bewusstlos gewesen, aber da ich noch den rauen Boden der Tartan Bahn im Stadion unter mir spüre, muss ich nur ein paar Minuten ohnmächtig gewesen sein. Über mich beugt sich Jason er lächelt, als er sieht, dass ich wach bin. Nicht dieses abfällige Lächeln, sondern dieses Nette, warmherzige Lächeln. Ich lächle zurück doch schon diese kleine Anstrengung ruft das Schwarz vor meine Augen zurück ich blinzle einmal und es ist wieder weg, doch in Jasons Blick spiegelt sich eindeutig Besorgnis. Ich wollte ihn anlächeln und sagen es sei alles in Ordnung, doch da war ich mir im Moment selbst nicht so sicher. Mir kommt es vor wie Stunden in denen es nur Jason und mich gibt. Wie sein Blick auf mir ruht und in meinem Kopf immer eine kleine Stimme ruft: "Das ist falsch! Du hasst ihn!"
Aber der andere Teil meines Gehirns besteht aus dieser Leere und er ist stärker als diese Stimme, so schaue ich weiterhin Jason an.
Versinke in seinen wunderschönen Augen.
Horche auf sein atmen und seinen ruhigen Herzschlag. Schmiege meine Wange noch mehr an seine Oberschenkel. Und warte.
Bis der Trainer und Ben kommen. Mr. Bethly untersucht mich kurz und sagt, dass alles ok sei, ich hätte nur einen kleinen Schwächeanfall gehabt, aber noch etwas liegen bleiben solle. Als er weggeht um sich um die anderen aus dem Team zu kümmern, kniet sich Ben neben mich und Jason, beugt sich über mich und fragt mich nochmal, ob auch wirklich alles ok sei. Diesmal bekomme ich ein Lächeln zu Stande, ohne dass mir gleich wieder schwarz vor Augen wird.
"Sie wird schon wieder", sagt Jason zu Ben, wobei sein Blick jedoch die ganze Zeit auf mir ruht. Ich schenke auch ihm ein Lächeln und frage mich, ob ich schon wieder soweit fit bin, um aufzustehen. Die Antwort wird mir kurz darauf von Mr. Bethly abgenommen, der mich kurzerhand hochhebt und in die Trainerumkleide trägt.
"Lauft weiter", sagt der Trainer noch kurz zu Ben und Jason und ich sehe wie Ben mir einen entschuldigenden Blick zuwirft. Doch Jason folgt einfach mir und Mr. Bethly in die Umkleide. Der Trainer setzt mich auf einer Liege ab und beschimpft Jason doch der gibt nicht nach. Am Schluss geht Trainer Bethly aus dem Raum, aber nicht um vorher noch zu Jay zu sagen: "Das hat Folgen, mein Lieber!"
Jason ignoriert es, dreht sich zu mir um, zuckt mit den Schultern und lächelt mich an. Ja, alles gleichzeitig, was für ein Multitalent!
"Na was machst du jetzt mit dem arroganten Schnösel?"
Ich bringe ein Lachen zu Stande und setzte mich auf. Sofort kommt er zu der Liege und hilft mir.
"Ach shit man, der Tag kann echt nur noch besser werden! Es..ähm..es tut mir leid was ich da zu dir gesagt hab mit dem kein Charakter und so, ich weiß auch nicht, aber erinnerst du dich an unsere 1. Begegnung?"
"In der Schule, ja da im Flur?"
"Nein, in der Stadt, warum hast du mich da so angeschaut? So herablassend?"
"Das warst du? In der Stadt mit Debby? Oh nein…ähm es tut mir leid, da liegt eine Verwechslung vor! Ehrlich..sie hat am Tag davor erzählt, dass sie und Lilly.."
"Was, stopp..woher kennst du Debby? Und wer ist Lilly? Ach egal vergiss es ich will die Geschichte gar nicht hören, aber warum hast du am nächsten Tag in der Schule mich dann schon wieder so angeschaut? Nochmal eine Verwechslung?"
"Ach maan, ich weiß doch auch nicht, vielleicht ist der Blick einfach bei mir angeboren. Es tut mir leid. Können wir das nicht einfach alles vergessen und nochmal von vorn anfangen?"
Ich überlege kurz, strecke ihm dann die Hand hin und sage: "Hey, ich bin Anni!"
"Jason", sagt er, schiebt meine Hand weg und umarmt mich, "Hier in Amerika macht man das so!"
"Hey, nicht so überschwänglich, dir ist noch nicht ganz verziehen!" Er legt den Kopf schief und fragt ganz unschuldig und mit einem Hundeblick: "Wieso verziehen? Was denn? Wir kennen uns doch erst seit ein paar Minuten!" Ich lache und boxe ihn gegen die Schulter."Ich bin froh, dass wir das geregelt haben." In dem Moment kommt Ben herein und bleibt in der Tür stehen. Er fällt auf die Knie, streckt die Arme nach vorn und küsst den Boden: "Halleluja! Na endlich! War das jetzt so schwer?"
Er kommt zu uns her und gratuliert uns todernst, dass ich wieder lachen muss. Er schaut mich an und meint: "Und dir geht’s anscheinend auch schon wieder gut!"
"Ja alles wieder ok! Dr. Smith kann ich nur weiterempfehlen" Wir lachen alle.
Den ganzen Tag über muss ich lächeln. Ich bin so glücklich, dass der Streit mit Jason aus der Welt geschafft wurde.


Kapitel 5



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Heute ist Samstag.
Samstag = Wettkampftag.
Mein 1. Hier in den USA.
John fährt mich schon am frühen morgen ins Stadion leider kann er nicht bleiben. Egal, ich werd das Beste draus machen. Heute ist es so heiß wie gestern und ich bin froh, dass mein Trikot bauchfrei ist. Mein Team ist fast schon vollzählig, als ich ankomme. Ich werfe mein Zeug auf die Tribüne und setzte mich neben Ben und Jason.
"Na alles fit?", fragt Jason und zwinkert mir zu.
"Bei mir schon, aber du siehst noch ein bisschen verschlafen aus! Schlecht geschlafen?"
"Ja ich hab von dir geträumt!", sagt er und blickt mich herausfordernd an. Ich schnappe in gespielter Empörung nach Luft und wir müssen beide lachen. Der Trainer sagt dann, was wir zu tun haben. Als er sich mir zuwendet, ertönt plötzlich eine Stimme: "Mit weiblicher Begleitung? Interessant! Sie muss gut sein, wenn sie im Team ist!"
Wir drehen uns um und stehen vor einem rundlichen Mann mit einem viel zu engen Trainingsanzug. Ich muss mir auf die Zunge beißen um nicht laut los zu lachen.
"Ja sie ist gut", sagt mein Trainer nur und dreht sich wieder um, auch ich drehe mich wieder um, aber davor mustere ich diesen Trainer noch einmal gründlich. Mr Bethly schickt mich als erstes zum Sprint.Jason und Ben müssen zum Speerwurf. Ich binde meine Haare noch schnell zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, ich wünsche Ben und Jay noch kurz gegenseitig viel Glück und sie mir ebenfalls, dann gehen dann wir zu unseren jeweiligen Disziplinen. Wir werden eingeteilt und ich renne gleich im 1. Lauf. Der Kampfrichter gibt das Startsignal, der Schuss erklingt, das Adrenalin schießt durch meine Adern. Jetzt gibt es nur mich, ich renne, nein, ich fliege, bis ich die Ziellinie unter mir vorbei fliegen sehe und…Ich habe gewonnen. Plötzlich fühlen sich meine Beine sehr schwer an doch bevor ich mehr darüber nachdenken kann umarmt mich jemand von hinten und ich werde in die Luft gehoben. Als die Person mich wieder abstellt drehe ich mich um und Jason ruft: "Du hast gewonnen! Der fette Trainer da, hat vielleicht dumm geklotzt. Hey alles in Ordnung? Du siehst so blass aus!" Eine Hand hebt sich besorgt an meine Wange. "Mir ist schon wieder so schwindelig. Ich brauch nur einen Moment. Es geht gleich wieder!" Er führt mich rüber zur Tribüne eine Hand um meine Taille, als ob ich sonst gleich umkippen würde. Doch als wir an der Tribüne ankommen, geht es mir schon wieder gut.
Kein Schwindelgefühl mehr.
Nur das Wissen darum, dass Jasons Hand an meiner nackten Taille ruht, weckt in mir ein leises Kribbeln. Was tue ich hier eigentlich? Ich wollte Jason weis machen, dass er nich alles bekommt was er will und was mache ich schmeiße mich ihm an den Hals! Ich dürfte diesen Jungen nicht mögen, der mich gerade zum hinsitzen nötigt und sich neben mich setzt. Vor einem Tag habe ich ihn noch gehasst, weil er ein arroganter Schnösel war und wer sagt mir, dass er das nicht noch ist? Ich tauche wieder aus meinen Gedanken aus, winde mich aus Jasons Umarmung und frage gleichgültig, ob er nicht irgendwohin müsse. Einen kurzen Moment huscht etwas wie Verblüffung über sein Gesicht dann hat er sich wieder gefasst und schaut mich forschend an.
"Ich muss eigentlich zum Weitsprung! Wenn ich dich allein lassen kann…!"
"Jaja, nun geh schon!"
Er blickt mich nochmal prüfend an, dann dreht er sich um und geht quer über den Sportplatz zur Weitsprunggrube. Ich schaue ihm mit einer leisen Bewunderung hinterher, beobachte wie sich seine Muskeln bei jedem seiner Schritte bewegen. Seine eleganten Bewegungen erinnern mich an die, einer Raubkatze. Empört über mich selbst schüttle ich den Kopf.
Ich sollte mich von diesem Jungen fernhalten!

Plötzlich steht Ben vor mir und lehrt mich: "Pass auf, gleich tut sich mitten auf der Bahn ein riesen Loch auf, weil du es hinein gestarrt hast!" Er grinst mich an. Diese Art von Ablenkung brauche ich jetzt und gehe auf seine Scherze ein: "Pass du lieber auf, dass du nicht in diesem Loch landest, weil dich das böse Mädchen hineinwirft!" Er hebt die Hände rennt wie verrückt hin- und her und schreit: "Hiiilfe, das böse Mädchen ist hinter mir her. Rettet mich…!" Ich muss lachen, denn es sieht echt zum todlachen aus, wie er da todernst rumrennt. Plötzlich wird ein Schatten auf mich geworfen. Ich hebe den Kopf und blicke in saphirblaue Augen. Jason! Mein Lächeln verschwindet von meinem Gesicht. Er blickt kurz zu Ben, dann wieder zu mir und fragt mich, was das zu bedeuten habe. Ich zucke nur mit den Schultern und schaue wieder zu Ben, ich muss schon wieder grinsen. "Pass auf, Jay, gleich verfolgt dich auch noch das böse Mädchen!"




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Tag der Veröffentlichung: 14.08.2011

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