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14. Kapitel

 

Er flog am Samstag allein nach Hause. Zweimal hatte er die Strecke mit dem Auto zurückgelegt, aber mit dem Flugzeug ging es doch schneller und war bequemer. Der Präsident verbrachte das Wochenende auf seiner Sommerresidenz und erwarte ihn erst Montag früh wieder. Das mit dem „allein“ stimmte nur bedingt, denn der Personenschutz bestand darauf, ihm einen Leibwächter zur Seite zu stellen. Derek war davon nicht begeistert. Er meinte, sein Haus sei absolut sicher, aber er musste sich fügen. Er brachte den jungen, dynamischen Mann, der sich als Ben Fuller vorgestellt hatte, im Bungalow von Camila unter. Dort hatte er Kabelfernsehen und einen vollen Kühlschrank.

Camila wies er eines der Gästezimmer zu. Alles war in bester Ordnung. Camila freute sich, ihn zu sehen und gratulierte ihm zu dem neuen Posten.

Sie hatte im Fernsehen mehrere Berichte über die Ernennung gesehen. Diese Berichte sollten zu einem ernsten Problem für Derek werden. Natürlich war die Neugierde vieler Journalisten geweckt worden, die eine lukrative Story witterten und in seiner Vergangenheit zu forschen begannen. Am Sonntagabend wurde eine Dokumentation ausgestrahlt, in der auch Nachbarn und ehemalige Mitschüler über ihn befragt wurden.

Er erkannte Susi, eines der drei Mädchen, die ihn in der Privatschule vergöttert hatten, nachdem er Berry als Alphatier verdrängt hatte. Sie erzählte, dass sie ihn bereits seit seinem neunten oder zehnten Lebensjahr, als er in die Klasse kam, kennen würde, er wäre einer der lerneifrigsten Schüler gewesen, sehr ehrgeizig und ein Führertyp.

Mit dieser Beurteilung konnte Derek gut leben, das Problem ergab sich aus einem anderen Umstand. Der Reporter fragte, wie die Mitschüler auf das ungewöhnliche Aussehen reagiert hätten. Sie meinte, am Anfang, als er in die Klasse kam, gab es natürlich auch Gelächter und Grinsen, aber dann hätten sich alle an sein Aussehen gewöhnt und er hätte durch sein selbstbewusstes Auftreten und seine Leistungen schnell den Respekt der Klasse erworben. Der Pferdefuß lag im Detail, welches dem Reporter sofort auffiel. In seinem von ihm propagierten und von allen übernommenen Lebenslauf stand, dass er mit zwölf Jahren einen Autounfall hatte, in dessen Folge er Gesichtsverletzungen erlitt und Verformungen zurückbehielt.

Der Reporter recherchierte weiter, befragte auch eine Nachbarin, die ein Grundstück weiter wohnte, Missis Jefferson, die Derek schon als Kind in ihrer übertriebenen und aufgesetzten Freundlichkeit verabscheut hatte. Diese berichtete, dass Derek als Kind kaum auf die Straße ging und sich meist auf dem eigenen Grundstück aufhielt, weil er durch sein Aussehen wahrscheinlich Minderwertigkeitskomplexe hatte. Das Lächeln des Journalisten sprach Bände. Er sonnte sich in seiner journalistischen Meisterleistung. Gleich in der ersten Woche des Amtes konnte er Lücken und Unwahrheiten im Lebenslauf des neuen Beraters aufdecken.

Derek fluchte und drückte auf der Fernbedienung die Aus-Taste. Camila kam ins Zimmer, sie hatte sein lautes Fluchen gehört und fragte: „Ist etwas passiert. Kann ich Ihnen helfen, Meister? Soll ich duschen, brauchen Sie Entspannung?“

Derek empfand die Fürsorge fast als rührend. Aber ihm war nicht nach der Entspannung, an die Camila dachte zumute. Diese Journaille war ein widerliches Pack, welches nur um höhere Einschaltquoten oder Auflagen zu erreichen, sensationslüstern im Privatleben anderer Menschen herumschnüffelte. Er würde diese Brut bald zur Raison bringen. Und für Missis Jefferson würde er sich etwas ganz besonders einfallen lassen. Vielleicht würde ihr schönes Haus als Folge eines Kabelbrandes Opfer der Flammen werden. Er steigerte sich gerade in seine Rachefantasien hinein, als sein Festnetztelefon klingelte.

Es war Professor Asmodi. „Ich wollte mich schon in der Woche melden, aber ich dachte, Sie wären zu beschäftigt, muss ja viel Arbeit sein, die auf sie eingestürzt ist. Erstmal meinen Glückwunsch, Sie haben das Beste aus ihrem Wunsch gemacht. Ich bin stolz auf Sie.“

„Danke. Aber Sie haben sicher den Bericht über meine Kindheit gesehen? Das könnte böse Schlagzeilen geben.“

„Ach, machen Sie sich darüber keine Gedanken. Was stört es eine große Eiche, wenn ein kleines Schwein sich an ihr scheuert? Ob sie den Unfall nun mit acht oder zwölf Jahren hatten, ist letztlich völlig egal. Wir werden dafür sorgen, dass der Beitrag kein zweites Mal ausgestrahlt und auch bei anderen Sendern keine Berücksichtigung finden wird. Und übermorgen gibt es bereits neue, große Schlagzeilen. Wichtig allein ist der Posten, den Sie jetzt bekleiden. Das ist der Boden auf dem Ihre Mitgliedschaft in der Premier League der Mächtigen erwachsen kann. Am nächsten Sonntag kommen die Mitglieder der SCAN zu einem informellen Treffen zusammen, auf meiner kleinen Winterresidenz auf Dog Island, einer kleinen Insel vor der Küste. Ich habe für Sie eine Einladung erwirkt. Es könnte der nächste Schritt auf den Weg zur Wolke sieben sein. Es ist, das versteht sich von selbst, alles geheim, Sie dürfen niemanden davon erzählen.“

„Ich bin jetzt nicht mehr unabhängig, mindestens ein Bodyguard ist ständig an meiner Seite. Selbst hier, in meinem Haus.“

„Das ist kein Problem, Sie werden am Wochenende einen unserer Leute zugeteilt bekommen. Dessen Mund ist versiegelt.“

„Was erwartet man von mir? Soll ich einen Vortrag halten?“

„O nein. Man will Sie kennenlernen und sich über Ihre Arbeit mit dem Präsidenten informieren. Für dieses Treffen benötigen Sie keine Vorbereitung. Am Sonntagmorgen, so gegen sieben Uhr, holt Sie eine Limousine ab und bringt Sie zum Flughafen, dort steht eine Chartermaschine bereit. Sonntagabend wird man Sie zurückbringen. Es ist für alles gesorgt. Meine Handynummer ist übrigens nicht unterdrückt, Sie sehen sie auf Ihrem Display, Sie sollten sie sich einprägen, falls Sie irgendwann eine Frage an mich haben. Aber bitte nicht in Ihrem Telefon speichern oder irgendwo notieren. Die Nummer ist ja ohnehin sehr leicht zu merken: Vorwahl des Anbieters, dann sechsmal die Sechs. Bis zum Wochenende, Derek. Und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.“

Derek war von so viel Geheimniskrämerei etwas überrascht, anderseits hatte er schon immer gewusst, dass die wirklichen Strippenzieher hinter einem Vorhang agieren und nur die Puppen auf der Bühne tanzen lassen.

Nach den beruhigenden Worten bezüglich seiner Vergangenheit und dem Medienbericht fühlte sich Derek etwas erleichtert. Er setzte sich an den Steinway und spielte mit Inbrunst: „Auf in den Kampf Torero“. Danach trank er ein Glas von einem teuren Rotwein, den ihm einer der Teammitglieder zur Begrüßung geschenkt hatte.

Als Camila ins Zimmer kam und fragte, ob er zu Abend essen wollte, meinte er: „Ich habe keinen Hunger. Aber bringe dem Leibwächter ein paar Sandwiches rüber, dann geh duschen und komm in deinen schwarzen Stiefeln ins Schlafzimmer, alle anderen Kleidungsstücke kannst du weglassen. Wir trinken ein Glas Rotwein zusammen.“

Es blieb natürlich nicht bei einem Glas. Sie war stolz, er hatte noch nie mit ihr zusammen Wein getrunken. Er würde noch zum echten Demokraten konvertieren. Sie bedankte sich mit einer Blastechnik, die Derek schon fast auf die von Professor Asmodi verkündete Wolke sieben katapultierte. Vor allem, weil er sich während ihrer erotischen Bemühungen vorstellte, Eve läge zwischen seinen Beinen. Ihr Bild ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Auch als er Camila in das Gästezimmer zur Nachtruhe geschickt hatte und eingeschlafen war, erschienen ihm im Traum das Lächeln und die strahlenden Augen seiner Assistentin. Als er erwachte, spürte er eine nie gekannte Sehnsucht.

Er stand auf und setzte sich an seinen Computer. Er musste sich ablenken. Dazu eignete sich Rache am besten. Ihm war eingefallen, wie er sich bei der lieben Missis Jefferson revanchieren konnte. Als er fünfzehn wurde, bekam er eine Videokamera geschenkt, die ersten Wochen nach seinem Geburtstag filmte er alles, was ihm vor das Objektiv kam. Auch von einem hohen Baum aus, das mit einer hohen Hecke umgebene Nachbargrundstück. Einmal hatte er die faltige Alte gefilmt, wie sie sich auf ihrer Sonnenliege mit einem riesigen schwarzen Dildo selbst befriedigte. Er hätte sich fast übergeben und schaltete die Kamera aus. Ein anderes Mal konnte er beobachten wie sie, nachdem sie ihr Cocktailglas geleert hatte und schon leicht torkelte, einer der beiden Katzen, die sich am Pool sonnten, einen solchen Fußstritt versetzte, dass diese ins Wasser fiel. Missis Jefferson stand am Beckenrand und schaute ungerührt dem sich lange hinziehenden Todeskampf zu.

Das Tier versuchte verzweifelt, irgendwo Halt zu finden und sich vor dem Ertrinken zu retten. Ein vergebliches Unterfangen. Derek dachte an Betty, sie hatte bestimmt nicht so lange leiden müssen, vermutlich war sie schon tot, als sie vom Fluss mitgerissen wurde. Er war kein Sadist und wollte sie nicht leiden sehen.

Als er seiner Adoptivmutter erzählte, die Nachbarin hätte eine ihrer Katzen ersäuft, bekam er eine schallende Ohrfeige. Er verzichtete darauf, den Videobeweis anzutreten. Christoph und seine Frau hätten ohnehin nichts gegen die verklatschte und in der Wohnregion gefürchtete Nachbarin unternommen.

Die alte Aufnahme konnte ihm jetzt gute Dienste leisten. Vor zehn Jahren war einem Anwohnerehepaar ihr Bologneser entlaufen, der kleine Hund war ihr ein und alles, und da sie mit zu den Reichsten des Wohngebietes gehörten, Mister Paul war Chef einer der lokalen Banken, setzten sie eine Belohnung von zwanzigtausend Taler für denjenigen aus, der das geliebte Tier finden und zurückbringen würde. Alle Kinder und Jugendlichen suchten zwei Tage und sogar Nächte lang jeden Weg und jedes Gebüsch des Wohnviertels ab, die Belohnung übte eine magische Wirkung aus. Trotz der kollektiven Bemühungen blieb das hübsche Tier verschwunden.

Worüber sich Derek im Nachhinein freute. Er hatte beim Gassigehen den Hund gefilmt. Es war mithilfe seiner Software ein Leichtes, die Aufnahmen der Katze gegen die von Bernie, dem Bologneser, zu ersetzen. Der Todeskampf im Pool wirkte mit dem Hund als Hauptdarsteller noch grausamer und das Anschauen des Videos musste für Hundebesitzer eine Tortur sein. Die Nachbarin zeigte er mehrmals in Großaufnahme und er baute ein Videoschnipsel ein, in dem das Haus mit der Frontseite gut zu erkennen war.

Er stellte das Video in mehrere soziale Netzwerke und auf die Seiten von Tierhilfsorganisationen. Das Internet war ihm seit seinem Studium wohl vertraut. Er hatte vielfältige Browserpfade gewählt, die nicht zu seinem Computer zurückzuverfolgen waren.

Mit seiner zweistündigen Arbeit konnte er zufrieden sein. Noch mehr freuten ihn der am nächsten Tag beginnende Shitstorm und die Anzeigen, die der lieben Missis Jefferson in den Briefkasten flatterten. Als sie beim Spazierengehen den inzwischen berenteten und verwitweten Mister Paul traf, schlug dieser ihr auf offener Straße ins Gesicht. Gab es etwas Schöneres als an Gestalten wie dieser Missis Jefferson, die ihn mehr als einmal bei seinen Adoptiveltern angeschwärzt hatte, Rache zu nehmen? Wie hatte der Meister gesagt: Manchmal fällt Rache üben mit Gerechtigkeit zusammen.

In diesem Falle traf das hundertprozentig zu. Ein einziges Gefühl, welches man kaum beschreiben oder definieren konnte, mochte noch stärker sein, als den Rachedurst zu stillen. Das bekam Derek jetzt zu spüren. Das Bild von Eve ließ sich einfach nicht verdrängen.

Am nächsten Morgen nahm er sich vor, die Annäherungsphase zu verkürzen. Er würde nur noch den kommenden Sonntag abwarten und dann eine geschickte Einladung für ein Date formulieren.

Zunächst galt es aber, die Woche zu überstehen, mit vielen Terminen. Am Montag hatte der Präsident kurz nach dem Bericht über seinen Unfall gefragt, einer seiner Mitarbeiter hatte ihn darüber informiert.

„Ich weiß nicht mehr genau, wann der Unfall passiert ist. Ich stand lange unter Schock, vielleicht war es auch mit acht oder neun Jahren.“

„Egal. Diese Pisser von den Medien verbreiten ohnehin nur Lügen und dummes Zeug, die wollen mir und jedem meiner Mitarbeiter schaden. Es gibt einige Leute, die mir von früher nicht gerade wohlgesonnen sind und wie Jeff ihre Sender nutzen, um Stimmung gegen mich und meine Politik zu machen. Sollte es erneut einen Bericht über Ihren Unfall geben, werden wir ein Dementi herausgeben und auf die perfide Art aufmerksam machen, wie man einen Mitarbeiter der Regierung aufgrund von Äußerlichkeiten in ein schlechtes Licht rücken will.

Übrigens lade ich Sie am Wochenende auf meine Sommerresidenz ein. Meine Familie muss Sie doch auch kennenlernen.“

Derek hätte am liebsten leise geflucht. Solch eine Chance und er konnte sie nicht nutzen. „Das ist sehr nett von Ihnen, Mister Präsident, aber in ein paar Tagen hat eine langjährige Freundin ihren dreißigsten Geburtstag und sie gibt am Wochenende eine große Party. Ich habe ihr schon fest zugesagt.“

„Kein Problem. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es wird sich in den nächsten Monaten bestimmt eine Gelegenheit ergeben. Ich sage ihnen dann früher Bescheid.“

Da wird man vom Präsidenten zu einem privaten Besuch eingeladen und muss absagen. Aber Derek wusste, die Zusage, die er Professor Asmodi gegeben hatte, war bindend und wahrscheinlich war dieses Treffen noch bedeutender als ein paar Stunden Plausch mit der Präsidentengattin und dem pubertierenden Nachwuchs.

Derek stellte mehrmals in den folgenden Tagen mit einem mulmigen Gefühl die Nachrichten ein, aber Professor Asmodi sollte mit seiner Vorhersage recht behalten, es gab keinen weiteren Fernsehbericht über die Vergangenheit des neuen Präsidentenberaters, es wurden nur die bekannten Daten und Fotos gesendet, die man schon am Tage seiner Ernennung gesehen hatte. Allein zwei unbedeutende Lokalblätter druckten einige Zeilen, in denen sie auf den Bericht des Reporters von SNA verwiesen.

Derek konnte sich wieder sorgenfrei seiner Arbeit widmen. Der Präsident wollte wie schon lange angekündigt gegen die vielen Schwarzarbeiter im Land vorgehen. Außerdem wollte er die Grenzkontrollen verstärken. Derek bestärkte ihn in seinem Vorhaben. Er hatte auch Zahlen zu den steuerlichen Verlusten zusammengestellt, die dem Land seit Jahren entgangen waren. Der Präsident freute sich über die Aufstellung. „Sehr gut, damit habe ich in meiner nächsten Rede stichhaltige Argumente. Von einem meiner Assistenten lasse ich die Zahlen mit konkreten Projekten in Verbindung bringen, die man mit diesen Summen realisieren könnte. Bloße Zahlen überzeugen nicht, aber was einhundert Schulen sind oder fünfzig Brücken kann sich auch der dümmste Hilfsarbeiter vorstellen.“ Derek pflichtete ihm bei. Im Stillen dachte er: nur gut, dass die Verordnungen nicht früher beschlossen wurden, sonst hätte ich meine Camila nie auf dem Viehmarkt finden und anheuern können. Zwar recherchierte er viel, aber er wusste die Zeit auch zu nutzen, um den Stabschef und vor allem Patrick Downey, der ihm mit unverhohlenem Hass begegnete, von seinen Fähigkeiten und seiner Loyalität gegenüber dem Präsidenten zu überzeugen. Am wichtigsten aber waren ihm die Stunden oder Minuten, in denen er mit Eve irgendwelche organisatorische oder inhaltliche Dinge durchsprechen konnte. Eigentlich hätte er sie für bestimmte Fragen gar nicht hinzuziehen müssen, aber er fühlte sich in ihrer Gegenwart immer wie verwandelt, wollte ihre angenehme Stimme hören, das Lächeln auf ihren Lippen sehen und vor allem die großen Augen, deren Blick er kaum standhalten konnte. All dies war für ihn zu einer Art Lebenselixier geworden. Er überlegte vorm Einschlafen oft stundenlang, wie er am Montag die Einladung in sein Haus formulieren und begründen konnte, ohne dass sie ablehnend reagieren würde.

Zuvor musste er aber zum Date, welches Professor Asmodi eingefädelt hatte. Dessen Einfluss musste noch größer sein als Derek dies während der Universitätszeit für möglich gehalten hätte. Er vermutete damals einige Drähte zum Parlament, aber die zu den Big Playern der Wirtschaft schienen noch fester zu sein.

Wie ihm angekündigt worden war, tauschte man am Samstag den persönlichen Leibwächter aus. Der neue, ein Zwei-Meter-Hüne mit melanischen Wurzeln, stellte sich als Alfredo Rigaud vor. „Wie lange arbeiten Sie schon für den Sicherheitsdienst?“

„Seit drei Jahren. Allerdings springe ich nur hin und wieder ein, wenn Kollegen erkrankt sind oder zusätzliche Kräfte gebraucht werden.“

„Es ist Ihnen sicher bekannt, dass wir morgen eine Kurzreise nach Dog Island unternehmen werden?“

„Natürlich, Sir. Ich habe meine Instruktionen erhalten.“

„Gut. Sie können die Nacht in dem kleinen Haus schlafen, meine Haushälterin hat alles vorbereitet. Wir brechen dann morgen gegen sieben Uhr auf.“

Derek schaute während der frühen Nachtstunden noch einmal seine gesammelten Wirtschaftsdaten durch. Auch wenn Professor Asmodi meinte, er benötige keinerlei Vorbereitung für dieses Treffen, wollte er mit einem guten Überblick über die gegenwärtigen nationalen und internationalen Wirtschaftsparameter nach Dog Island fliegen.

Punkt sieben Uhr stand ein schwarzer Mercedes vor dem Eingang. Derek hatte vor Aufregung wenig und schlecht geschlafen, um halb sechs stand er bereits auf und schwamm einige Bahnen im Pool. Gegen sechs frühstückte er ausgiebig und trank zwei Tassen eines extra starken Kaffees, dann holte er einen legeren hellen Sommeranzug aus dem Kleiderschrank und ein dunkelblaues Designerhemd mit Stehkragen. Er wolle nicht overdressed wirken, deshalb verzichtete er auf eine Krawatte. Bereits um acht Uhr saß er in der Beech Craft King, die noch weiteren sechs Fluggästen Platz geboten hätte, aber Derek und sein Leibwächter waren die einzigen Fluggäste. Die beiden Piloten hatten ihn freundlich begrüßt und auf die Getränke in den Seitenfächern aufmerksam gemacht. Der Flug verlief ruhig, bereits gegen zehn setzte die Maschine auf dem Rollfeld des recht großen Privatflughafens auf. Derek zählte vor der Halle am Ende der Rollbahn fast dreißig größere und kleinere Chartermaschinen sowie einen Helikopter.

Professor Asmodi empfing ihn persönlich am Eingang. „Schön, dass Sie es einrichten konnten und andere Einladungen ausgeschlagen haben. Sie werden es bestimmt nicht bereuen. Ihr Leibwächter wird mit dem Sicherheitspersonal der anderen Gäste hier in der Empfangshalle bleiben. Auf dieser Insel benötigen wir keinen individuellen Schutz. Hier gelangt kein Terrorist oder Straßenräuber hin. Wir sind absolut unter uns. Unter uns heißt, außer meiner Wenigkeit sind vierundzwanzig der ehemals fünfundzwanzig Mitglieder der SCAN anwesend. Das Vermögen, welches diese Männer repräsentieren, übersteigt jenes von dreieinhalb Milliarden Menschen auf diesem Erdball, ihre Macht lässt sich nicht auf- oder gegenrechnen. Sie sind also genau an dem Platz, den Sie angestrebt haben. Ihre heutige Teilnahme auf meine Fürbitte hin stellt einen großen Vertrauensbeweis dar. Sie wissen, diese Organisation gilt als ein bloßer Mythos und so soll es auch bleiben. Bitten geben Sie Ihr Handy dem Leibwächter, Sie erhalten es nachher zurück. Vielleicht haben Sie einige der Herren schon im Laufe der Jahre im Fernsehen gesehen, die meisten dürften Ihnen aber nicht bekannt sein. Allen ist gemeinsam, dass sie keine Publicity mögen, sie agieren quasi aus dem Hintergrund. Auch wenn Sie jemanden kennen, sprechen Sie ihn nicht mit dem Nachnamen an, in dieser Runde werden nur die Vornamen benutzt. Und halten Sie sich bitte mit Kritik und Fragen zurück, die wären fehl am Platz. Aber ich beantworte ihnen alle Fragen später. Viel Glück.“ Sie kamen gerade zur Eröffnung des Brunchbüfetts. Vor einem im römischen Stil errichteten weißen Landhaus war auf einer riesigen Marmorterrasse unter hohen Palmen und von hohen Hecken umgeben eine dreißig Meter lange Tafel aufgebaut. Die Speisen und Getränke hätten ausgereicht, um zweihundert Gäste zu verköstigen. Es gab aber nur vierundzwanzig Personen, die sich am Büfett bedienten. Es waren keine Kellner und Servierkräfte zu sehen. Derek schaute sich mit großer Neugierde um. Alle Anwesenden waren männlich, der Jüngste mindestens um die fünfzig. Es gab keine Farbigen und Asiaten unter ihnen, drei schienen eine südliche Abstammung zu haben. Er tippte auf Melanien, Brakolien, vielleicht auch Safanien. Unter den älteren grauhaarigen Männern hatte Derek einen schon in Berichten gesehen, als es um Hilfsorganisationen für Flüchtlinge vom schwarzen Kontinent ging. Wenn er sich recht erinnerte, stammte der Mann aus Mitteleuropa und war erst in den 50er Jahren ausgewandert und hatte als Investor ein Milliardenvermögen erworben. Bei dem kleinen Mann mit den rabenschwarzen Haaren und den Schnauzbärtchen war er sich nicht sicher, aber er glaubte, ihn einmal in einer Dokumentation über Melanien gesehen zu haben.

Meist sprachen die nebeneinander Stehenden miteinander. Einige schauten kurz hoch als Professor Asmodi mit seinem Gast die Terrasse betrat. „Greifen Sie zu, Derek. Das hier ist keine dienstliche Sitzung, sondern ein freundschaftlicher Meinungsaustausch ohne alle Förmlichkeiten. Sie können auch Ihr Jackett ablegen, ist doch viel zu warm.“

Der Professor hielt sich selbst nicht an seinen gut gemeinten Ratschlag. Er trug wie schon zu Universitätszeiten einen altmodischen dunklen Gehrock und hatte sogar seine rote Schleife umgebunden. Die anderen Herren wirkten wie ein Altherren-Club auf einem Ausflug zum Golfen, alle trugen bunte Hemden oder Poloshirts.

Derek verspürte keinen Hunger, aber er wollte sich nicht als Einziger ohne Teller und Getränk an den Tisch setzen. Es handelte sich um einen besonders großen runden Tisch, der in der Mitte der Terrasse stand und um den genau siebenundzwanzig hochlehnige Holzstühle aufgestellt waren. Fast alle hatten eine knallrote Farbe, einer, der mit einer deutlich höheren Lehne, war rabenschwarz gestrichen, und ein zweiter, genau gegenüber, weiß.

Derek kam sich vor wie an der Tafelrunde des legendären König Artus. Jeder der Männer kannte offenbar seinen Platz. Nur ein roter Stuhl blieb leer. Professor Asmodi deutete auf den weißen Stuhl und meinte. „Dieser Platz ist für Gäste vorgesehen. Bitte, setzen Sie sich dorthin, Derek.“

Derek stellte seinen Teller, den er mit Gemüse und Obst gefüllt hatte, vor sich auf den Tisch. Als Getränk hatte er sich ein Glas Orangensaft gegriffen. An jedem Platz stand bereits ein Weinglas mit einer dunkelroten Flüssigkeit.

Er folgte der Aufforderung und staunte, weil sich der Professor auf den schwarzen Stuhl setzte. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass er selbst in dieser Runde der Auserwählten so eine exponierte Stellung bekleidete. Der Universitätsjob schien wirklich nur Hobby gewesen zu sein. Oder Tarnung.

Man wünschte sich gegenseitig einen guten Appetit und ließ es sich schmecken. Nach dem alle Teller geleert waren, kamen wie aus dem Nichts, sie mussten hinter den Hecken verborgen gewesen sein, vier junge, in rote Livres gekleidete Männer und räumten blitzschnell das Geschirr ab.

Als sie wieder verschwunden waren, ergriff Professor Asmodi das Wort. „Meine Herren, ich begrüße Sie alle zu unserer zweiten Zusammenkunft in diesem Jahr. Wie Sie sehen, ist ein Platz leer geblieben. Unser Mitglied Bernard hat diese Erde nach dem tragischen Unfall in der letzten Woche für immer verlassen müssen. Ich bitte Sie, Ihr Weinglas zu erheben und in Erinnerung an ihn und seine Leistungen für unsere Gesellschaft anzustoßen. Er ruhe in Frieden!“ Alle Anwesenden griffen zu den Gläsern und stießen schweigend auf ihr ehemaliges Mitglied an. Auch Derek nippte kurz an seinem Glas.

„Zu unserer heutigen Tagesordnung. Mit ihrer Zustimmung habe ich uns einen Gast eingeladen, Mister Derek Dragon, den neuen Chefberater des Präsidenten. Er wird uns einiges über seine Arbeit berichten und Fragen beantworten. Vorher werden wir ihm die wichtigsten unserer Ziele und Aufgaben darlegen. Am Nachmittag wird uns Michail die Ergebnisse seines informellen Treffens mit dem ruslanischen Präsidenten mitteilen. Als Letztes geht es um die Neubesetzung der vakant gewordenen Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft. Haben Sie, liebe Freunde noch weitere Punkte, die wir heute erörtern sollten?“ Keiner der Anwesenden meldete sich zu Wort.

„Gut. Dann lassen Sie mich kurz unseren heutigen Gast vorstellen, dessen Karriere ich bereits seit seinem Studium begleiten und ein wenig fördern durfte.“ Professor Asmodi lobte Dereks umfangreiche Kenntnisse auf den Gebieten der Wirtschaft, Mathematik, Politik, Computerwissenschaft. Er pries seine ungeheure Kreativität.

Dann fügte er hinzu: „Vor allem aber ist er, wie einige von Ihnen, ein begeisterter Anhänger der Philosophie Friedrich Nietzsches. Er hat den Geist dieser Lehre verinnerlicht und alle geltenden Normen von Gut und Böse über Bord geworfen. Er ist absolut skrupellos und, wie wir alle, bereit für die Steigerung der Macht über Leichen zu gehen.“ Derek wollte protestieren, doch der Professor winkte ab. „Sie brauchen sich dafür in diesem Kreis nicht zu schämen oder gar zu rechtfertigen. Sie sind abgrundtief böse. Man wird nur das, was man ist. Und das ist gut. Die Natur der Macht ist immer böse und die guten Menschen sind, wie der Meister erkannte, alle schwach. Sie sind stark, Derek, und lernfähig, deshalb sind Sie jetzt auf dem von Ihnen angestrebten Posten und heute hier unser Gast. Vielleicht sollten Sie, lieber Warren, als einer der Gründungsmitglieder unserer geheimen Gesellschaft mit kurzen Worten unser gemeinsames Anliegen erläutern.“ Der Angesprochene, wahrscheinlich der Älteste in diesem Kreis, er mochte hoch in den 80er sein, wobei seine grauen Haare noch dicht waren und die Augen jugendlich blitzten, blickte zu Derek. „Bei Ihren von unserem Professor geschilderten Fähigkeiten und Eigenschaften kann ich mir einen langen Vortrag ersparen. Sie kennen die gegenwärtige Lage der Welt sicher bis ins Detail, auf die vielen Defizite muss ich nicht erst aufmerksam machen. Das Anwachsen der Weltbevölkerung bei gleichzeitiger Abnahme aller Ressourcen ist nur ein gravierendes Problem. Ich habe mich, auch dank der geistigen Unterstützung durch Salvator, vor einigen Jahrzehnten entschlossen, nicht mehr untätig zuzusehen, wie unser Planet untergeht. Einzelne Regierungen erreichen gar nichts, zumal die meisten aus ziemlich dummen und korrupten Politikern bestehen. Auch Milliarden alleine können nichts dauerhaft bewirken. Macht muss gebündelt werden. Wir fanden Männer, die ähnlich dachten und fühlten wie wir, Familien der Großfinanz mit einer langen und glorreichen Vergangenheit. Bei der Aufnahme geht es nicht nur um die richtige Einstellung oder das Vermögen, sondern genauso um die Fähigkeit, in die Schaltstellen der Macht einzudringen. Der Einfluss dieses Kreises, Mister Dragon, ist deshalb so groß, weil jeder der hier Anwesenden auch in anderen Vereinigungen oder Gesellschaften oder Foren aktiv ist, vom Counsil on Foreign Relations bis zu den Bilderbergern. Wie Sie schätze auch ich den Weitblick des Meisters, er hat vorausgesagt, dass die Zeit für kleine Politik bald vorbei sei. Er hat recht behalten, der Kampf um die Erdherrschaft und damit der Zwang zur großen Politik ist im vollen Gange. Unser Ziel ist einfach und gleichzeitig hochgesteckt: Wir wollen die gesamte Gesellschaft beherrschen, die Welt kann nur gerettet werden, wenn sie von einer Elite kontrolliert wird. Und damit meine ich keine nationale, sondern eine transnationale Elite, wir denken nicht in regionalen Grenzen, sondern denken und handeln global. Eine neue Weltordnung ist unabdingbar und wir sind dabei, diese zu etablieren. Wir schaffen Chaos, um eine neue, bessere Ordnung herzustellen. In den letzten Jahren konnten wir viel erreichen, die Destabilität hat fast überall zugenommen und die meisten Regierungen sind von uns abhängig. Hundert der größten Konzerne werden von unseren Leuten gesteuert.

Aber leider gab es auch einige Rückschläge, die es zu korrigieren gilt. Der gegenwärtige Präsident ist gewissermaßen ein Betriebsunfall. Wir haben uns zu sehr auf andere Teile und Staaten dieser Welt konzentriert und uns auf die Propaganda der Medien verlassen. Die Wahl war für uns ein Desaster. Wir müssen in Zukunft die Ergebnisse solcher Wahlen im Vorfeld festlegen. Der Mann ist ein Prolet und Nationalist und völlig unkontrollierbar. Zwar konnten wir in den letzten Jahren Schlimmeres verhüten und die von Ihnen mit initiierte und vor zwei Tagen angenommene Gesetzesänderung ist die erste Maßnahme, die auch wir gutheißen. Eine weitere und größere Finanzkrise als die vor einigen Jahren, ist nun wieder leichter herbeizuführen. Aber es gibt andere Dinge und Verordnungen, die wir verhindern müssen. Wir brauchen keine Grenzen, sondern die Aufhebung aller Grenzen, wir brauchen keine nationalen Schranken, sondern die Niederreißung aller Schranken. Wir brauchen Flüchtlinge, Arbeitskräfte aus allen Ländern, Drogenflüsse ohne Dämme, die Freigabe von Marihuana und ähnlichem Zeug weltweit, die Reduzierung der Anzahl der Zuschlechtweggekommenen auf fast allen Kontinenten. Wir müssen die Urteils-Unfähigen und das Stimm-Vieh in die Schranken weisen und neue politische Strukturen schaffen. Eine wahre Sisyphusarbeit, die wir aber beenden werden. Der Felsblock wird auf dem Gipfel liegen bleiben. Dafür stehen alle, die sich hier versammelt haben. Männer mit Verantwortungsbewusstsein für die schöne Erde, mit dem Willen zur Machtsteigerung und der Hervorbringung des neuen, höheren Menschen. In kleiner Zahl natürlich. Es wäre schön, wenn Sie unsere Ziele teilen würden.“

Derek war etwas überrascht, er hätte nicht geglaubt, dass die Konzentration der Macht schon so weit vorangeschritten war, vor allem hatte er zu sehr auf politische Führer und Posten geschaut, anstatt auf diejenigen, die Politiker einsetzten und Posten schufen. Er war im Zentrum der Macht angelangt. Was nützte die Sympathie irgendeines Präsidenten, wenn es diesen Kreis der Präsidentenmacher gab? Er hatte es fast geschafft.

„Ich verstehe Ihre Ziele und Anstrengungen und teile sie. Aber ich habe keine Milliarden und keine Mitgliedschaft in einer einflussreichen Organisation. Wie kann ich also Ihrer Gesellschaft von Nutzen sein?“

Professor Asmodi, der sich wohl wie ein Versammlungsleiter fühlte, deutete auf einen der Männer mit südlicher Abstammung. „Jorge! Du willst unserem Gast etwas erklären?“

„Ja. Mister Dragon. Salvador hat uns erzählt, Sie hätten einen großen, einen entscheidenden Einfluss auf den Präsidenten. Warren hat es angedeutet, die Entscheidungen und Pläne des Präsidenten sind kontraproduktiv. Wir haben schon einige Verbündete in der Regierung, aber die können den Präsidenten nicht bremsen. Es kommt darauf an, möglichst neue Verordnungen und blödsinnige nur national ausgerichtete Gesetze und vor allem eine Wiederwahl im kommenden Jahr zu verhindern. Sie könnten mit Ihrem Einfluss dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“

Der Professor lächelte. „Mister Dragon verfügt, wenn ich es so sagen darf, über magische Kräfte. Kein von ihm gemachter Vorschlag wird vom Präsidenten abgelehnt werden. Wir haben jetzt also zwei Möglichkeiten. Der Präsident unterbreitet völlig verblödete und den Gesetzen widersprechende Verordnungen und sagt Dinge, die selbst den Pöbel abschrecken, er muss geistesgestört wirken und wird auf demokratische Weise des Amtes enthoben werden. Oder, um Zeit zu sparen, Derek überredet ihn, aus gesundheitlichen Gründen den Rücktritt einzureichen. Noch besser: aus Verzweiflung über sein Scheitern, sich eine Pistole an den Kopf zu halten und abzudrücken. Dann wird der Stabschef, der von uns abhängig ist, das Kommando übernehmen.“ Es gab ein zustimmendes Klopfen mit den Fäusten auf dem massiven Eichenholztisch. Alle schauten gespannt auf Derek.

„Im Falle eines Rücktritts würde sich mein Posten erledigt haben, was wäre mein Vorteil bei dieser Aktion?“

„Einen größeren könnten Sie sich nicht erträumen. Jeder der Anwesenden würde Ihnen einhundert Millionen Taler überweisen. Das ist nicht viel im Vergleich zu den vielen Millionen, die wir im Vorwahlkampf in die Antikampagne gesteckt haben. Geld, welches sich in Luft aufgelöst hat. Bei Ihnen wäre es gut angelegt. Sie werden über Nacht zum mehrfachen Milliardär. Zweitens würden wir für einen führenden Posten in einer mächtigen informellen Organisation sorgen, wahrscheinlich derjenigen, der Bernhard federführend angehörte. Und drittens, sollte der Abschied vom Amt schnell, sagen wir in den nächsten vier Wochen erfolgen,“ Professor Asmodi deutete auf den leeren roten Stuhl, „würden wir über Ihre Mitgliedschaft in der SCAN abstimmen. Im Falle einer Zustimmung aller Anwesenden würden Sie das jüngste Mitglied unserer Organisation sein. Kein Mensch auf diesem Planeten hat jemals eine schnellere Karriere gemacht. Sie würden zu den sechsundzwanzig mächtigsten Männern des Globus aufsteigen.“

Wahrscheinlich hatten alle damit gerechnet, Derek würde vor Freunde Luftsprünge machen, wem schenkte man schon zweieinhalb Milliarden Taler? Aber er ließ sich seine steigende innere Erregung nicht anmerken und blieb äußerlich völlig ruhig und gelassen. „Ein sehr verlockendes und großzügiges Angebot. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Das Ergebnis wird sicher in Ihrem Sinne ausfallen.“

Die Gesichter wirkten etwas enttäuscht, alles andere als eine sofortige Zustimmung und Absprache über den weiteren Plan war ihnen wohl als unvorstellbar erschienen.

Auch Professor Asmodis Miene zeigte deutlich, wie überrascht er von Dereks Zurückhaltung war.

„Unser junger Gast zeigt, dass er seinen Posten nicht zufällig erhalten hat. Man sollte lebenswichtige Entscheidungen immer überschlafen. An einer richtigen Entscheidung habe ich aber keinerlei Zweifel. Wir werden in den nächsten Tagen miteinander telefonieren. Jetzt machen wir eine Pause, bevor uns Michail seinen Bericht geben wird. Ich danke unserem Gast für sein Erscheinen. Die Chartermaschine wird ihn wieder zurückfliegen.“

Derek hatte verstanden, seine Anwesenheit an dieser Veranstaltung war nicht weiter erwünscht, er war kein Mitglied, sondern nur Gast. Und ein eigensinniger obendrein. Er erhob sich von seinem Platz. „Ich danke für die Einladung, das wohlschmeckende Essen und die äußerst aufschlussreichen Erläuterungen. Ihre Ziele sind ganz dem des Meisters entsprechend und damit auch meinen Intentionen angemessen. Wie Professor Asmodi Ihnen ankündigte, wir werden in Kürze miteinander telefonieren und das weitere Vorgehen absprechen. Auf Wiedersehen, meine Herren.“

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.09.2017

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