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Spiele

Der Verlierer zu sein, fiel uns als Kindern schon nicht leicht. Wir schimpften, stampften mit unseren Beinchen auf, wir brüllten. Verlieren, war eindeutig nicht unsere Stärke.
Heute, wenn wir unseren so oft genannten Kinderschuhen entwachsen sind, dann sind wir immer noch nicht besser darin geworden zu verlieren. Man könnte eher sagen, wir werden mit dem Alter erst wieder schlechter, bis die Weisheit des Alters uns wieder dazu bringt, auch mal freiwillig zuzulassen, dass wir verloren haben.

Doch was ist mit diesen Jahren bevor wir alt und weise sind?
Sicher, wir verlieren immer noch bei spielen, wir ärgern uns immer noch, doch wir spielen auch Spiele, die man einfach nur als hadern mit dem Schicksal bezeichnen kann. Manchmal spielen wir unsere Spiele, gewinnen, weil es nicht anders gewollt war, manchmal verlieren wir, absichtlich und stehen doch als Sieger da. Froh verloren zu haben, denn es war wie gesagt, niemals anders geplant. Wir spielen mit sicheren Karten, gezinkt zu 100%.
Wir neigen als Erwachsene dazu, diese Spiele zu spielen. Sie sind interessant, neu und geben uns manchmal das Gefühl von Macht über die Mitspieler. Es ist eine Macht die wir manchmal mögen, sogar genießen.
Wir spielen und spielen, sind es vielleicht sogar so gewöhnt, dass die Hälfte aller dieser Spiele spurlos in unserem Leben verloren gehen. Sie sind interessant, aber doch schon so Teil unseres Alltags. Und wir neigen dazu, diese Spiele in der Liebe zu spielen.
An sich sollte uns Liebe, Zärtlichkeit und Verlangen reichen, doch hungrig wie wir von Natur aus sind, machen wir daraus mehr als manchmal gut ist. Das Spiel kann uns helfen, als klarer glücklicher Sieger aus ihr heraus zu gehen mit dem in der Tasche, was wir uns so sehnlich wünschen, und manchmal fliegen wir damit wortwörtlich auf die Schnauze. Aber damit rechnen wir, ist es doch ein Spiel, das wir spielen. Wir kennen das Terrain. Und wir betreten es nur allzu gerne.

Doch manchmal, da spielen wir Spiele, die wir nicht gewinnen können. Aus denen wir wütend, brüllend und stampfend wie früher ausscheiden, und dabei genau wissen, wir konnten nie gewinnen. Es gab niemals eine Chance. Wir kannten die Regeln einfach nicht, oder waren von vornherein die Verlierer. Und was bleibt ist das unsägliche Gefühl von völligem Verlust über uns selbst. Wir tun dann vielleicht Dinge, die wir in unserem Spiel nicht getan hätten, gegen jede Regel quasi. Wir haben verloren, und die Frage ist, ist es schlimm an sich, dass wir verloren haben? Oder das wir nie gewinnen konnten? Oder die Scham darüber nur eine Marionette zu sein? Das wir am Ende verdammt alleine dastehen?

Haben wir wirklich mal beschlossen, dass diese Spiele Teil unseres Lebens sein müssen?
Und noch viel wichtiger, wenn am Ende immer ein Verlierer übrig bleibt, warum haben wir dann jemals angefangen, Spiele zu spielen?




Über seinen Schatten springen

„Stolz, Baby, bewahre deinen Stolz“, diesen Satz können wir uns so oder in ähnlicher Form in unserem Leben sicher öfter anhören. Stolz, nicht verkehrt ihn zu besitzen, aber dennoch steht er uns manchmal im Weg oder gibt uns das Gefühl wir hätten ihn verloren und seien eindeutig erbärmlich.

Wir springen über unseren Schatten, wir vergeben oder vergessen, was macht das manchmal für einen Unterschied, oder eben keinen, wir leben weiter mit jemandem oder ohne ihn. Und wenn wir ihn dann wagen, den ersten großen Schritt, ist das der Verlust von Stolz? Oder eher das überspringen einer Kluft die mal wieder für uns bereit steht, und somit eine vermeintlich ungekannte Stärke?

Wir werden verletzt oder sollen und sollten nachgeben, haben uns zerstritten und schon lange weiß keiner mehr worum es eigentlich ging. Oder wir wurden so dermaßen „nett“ behandelt, dass wir eine Zeit lang keine Ahnung mehr hatten, wie Atmen funktioniert. Und dann haben wir zwei Entscheidungen zu treffen: Machen wir den ersten Schritt? Oder ist der einzige Schritt den wir tun, ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Verzeihen und springen wir?
Lassen wir den Stolz und all seine Facetten zurück? Oder warten wir gar mit einer gewissen Geduld auf den ersten Schritt von unserem Gegenüber? Und bleiben wartend am Rand der Kluft stehen?
Sollte man nicht all jene Menschen bewundern die dieses Maß an Geduld mitbringen? Die das können, sich still und leise wartend in den Schatten verziehen und genau wissen, was sie da tun. Die trotzdem weiter machen können, immer mit dem Risiko im Rücken, dass das gegenüber eventuell nicht springen wird.
Oder das immer nur die vage Möglichkeit besteht, dass er oder sie es doch noch wagt, einen Schritt zu tun.
Wie viele können eben jenes nicht. Warten.Warten.Und wieder warten. Warten darauf, dass es nicht wir sind, die den ersten Schritt machen müssen. Warten und beten, dass der Andere den Schritt tun wird.

Doch dieses Warten ist es auch, dass uns doch manchmal antreibt den ersten Schritt zu machen, egal wie verletzt und gedemütigt wir sind.
Der erste Schritt.
Wir machen ihn, und ernten dafür eine Mischung aus Respekt, Erstaunen und einem Hauch von "Wo bleibt dein Stolz?"
Haben wir uns selbst dann vergessen? Unseren Stolz? Wer wir sind?
Vielleicht ist es letztendlich auch einfach der Wunsch nicht alles zu verlieren, nichts davon missen zu wollen, aus einer Zeit in der es keine riesige Kluft für uns gab, in der wir unseren Weg machten und uns nicht mal der Gedanke an das springen kommen musste. Wir wollen nicht verlieren, wollen nicht warten, wollen alles oder nichts oder einfach nur Klarheit. Das Leben ist doch eigentlich zu kurz um zu warten und nicht zu springen.
Alles oder nichts. Und doch soviel mehr vom Leben und den Menschen.

Haben wir, die wir unseren Stolz vergessen können, mehr von allem? Mehr von den bohrenden Fragen, mehr von Diskussionen, Gesprächen oder haben wir am Ende mehr, weil wir gesprungen sind, und knapp, doch sicher am anderen Ende der Kluft gelandet sind? Und selbst wenn wir fallen, haben wir dann nicht letztendlich doch mehr getan, als wartend am Rand einer Kluft stehen zu bleiben und vielleicht die Chance zu verpassen?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für den Menschen, dank dem ich wieder Worte finde....

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