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Der Mut der Helden.



Manche würden es Mut nennen. Getäuscht von der körperlichen Hülle, geblendet von einer Maske aus Menschlichkeit.
Eine Illusion, fabriziert durch ihre eigenen Erwartungen. Angepasst an ihre Vorurteile, eingereiht in ihre Scheinwelt.
Unfähigkeit regiert die Welt. Unfähigkeit, hinter die Fassade des Offensichtlichen zu sehen. Unwille, die Wahrheit zu erkennen.
Eine grausame Wahrheit, die ihn schon lange nicht mehr belastete. Denn die Gewohnheit zerstört Skrupel, vernichtet die Anzeichen eines schlechten Gewissens.
Vorwürfe und Zweifel waren Dinge für normale Leute. Leute, die in ihrer Traumwelt lebten und die zusammen brachen, wenn etwas ihre kleine, heile Welt zerstörte.
Unbedeutende Menschen auf der Suche nach ihrem Glück. Glück, ein naiver Wunsch jener Menschen, die ihr Leben nach sinnlosen Träumen richten.
Er jedoch hatte schon früh die Grausamkeit solcher Träume kennen und hassen gelernt. Eine Notwendigkeit um zu Überleben. Denn wer in einer Traumwelt lebt, verliert oft den Sinn für Realität. Eine Realität, die hart ist und auch vor einem kleinen Kind nicht stoppt.
Opfer der Gesellschaft und der Brutalität der Menschen, hilflos der Willkür seelenloser Gestalten ausgeliefert.
Ein solches Opfer war er einmal gewesen. Ein kleiner Junge in einer herunter gekommenen Gasse. Umgeben von Mülleimern und Dreck. Weinend. Einsam. Hoffnungslos. Und auf die Hilfe und Güte anderer angewiesen. Sich vertrauensvoll demjenigen anbietend, der ihn rettete.
Sein persönlicher Held, der ihn aus seiner Hölle befreite, ihn aufnahm und zu einer treuen Marionette formen wollte. Doch trotz aller Dankbarkeit ließ er sich nicht seiner einzigen Waffe berauben: seines Verstandes.
Seine Erziehung bestand aus Angst, Demut, Gewalt und Gehorsam. Ein Theater seiner Gefühle, während sein Verstand arbeitete. Die Lehrer waren unnachgiebig, forderten körperliche Höchstleistungen, während sein Gehirn in keinster Weise gefordert wurde. Ein einziger Gedanke sollte sein ganzes Handeln beherrschen: Gehorsam gegenüber dem Vater.
Er war nicht der einzige. Verdummte Wesen, ausgestattet mit einem Auftrag. Seine Brüder. Weder bluts- ,noch seelenverwandt. Einsame Gesellen, verbunden durch ihre Kindheit.
Doch ohne seine Retter würde er nun jetzt nicht da stehen.
Ein emotionsloser Geselle.
Äußerlich hart, unnachgiebig. Innerlich strategisch, kalkulierend. Ein Fels inmitten tausender hirnloser, ängstlicher Individuen. Fähig, innerhalb von Sekunden zu handeln. Bereit, sein Leben zu geben.
Für die Sicherheit tausender, inkompetenter Menschen.
Für die Bekämpfung verstandloser Marionetten, mit dem Auftrag die Welt zu entbrennen.
Nein, es war kein Mut, der ihn erfüllte, als er den entscheidenden Schritt machte.
Er würde als Held in die Geschichte eingehen.
Doch er fühlte sich nicht heldenhaft, als er mit sorgfältig eingeübten, mechanischen Bewegungen seinen Gegner angriff. Es verspürte keine Freude, als er die tickende Bombe nahm. Die Zeit wurde knapp. Weit schleuderte er den Grund kompletter Zerstörung weg, sah ihr nach, wie sie weit entfernt im Wasser versank.
Und er fühlte sich auch nicht als Märtyrer, als er den Schuss hörte und kurz darauf die Druckwelle der Bombe das Schiff erreichte.
Das einzige was ihn erfüllte war Gewissheit.
Gewissheit, sein bisheriges Leben sinnvoll eingesetzt zu haben.


Impressum

Texte: Fragilitas
Bildmaterialien: Foto: Vera K. (www.unbornsaint.deviantart.com), Model und Bearbeitung: Fragilitas
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2010

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