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Blutsonne.




Blutrot versank die Sonne hinter den Baumkronen und verwandelte seine bekannte Welt in einen fremden Planeten. Einen Planeten voller Leid.
Die Sonne hat an diesem Tag eindeutig zu viel gesehen. Zu viel Grausamkeit.


Herzlosigkeit. Gewalt. Blut.




Die Schatten der Erinnerung zogen sich durch die letzten Strahlen in die Länge, wurden immer größer. Unnatürlich groß. Das Schwarz der Schatten traf auf das Orange der Sonnenstrahlen.
Grausame Erinnerungen trafen auf erschütternde Wahrheiten.


Abschied. Trauer. Tod.




Laut hallten seine Schritte über den Asphalt, zerbrachen somit die unnatürliche Stille.
Totenstille.


Wie eine beschützende Decke senkte sie sich über die Landschaft und ließ die ganze Situation und den vergangenen Tag noch surrealer wirken.

Entgegen seiner Erwartung drehte sich die Welt weiter. Alles ging seinen gewohnten Lauf.


Rücksichtslosigkeit.




Grell und unnatürlich durchbrachen die Lichter der in der Ferne vorbeifahrenden Autos das Spiel der Natur, schändeten somit das Andenken an die Opfer. Unnötige Opfer, gefallen um das zu beschützen, was ihnen wichtig war. Kontrolliert durch irrationales Denken, verpestet durch die Angst vor dem Unbekannten.


Panik. Angstschweiß.




Blut an seinen Händen. Der äußere Feind verletzt nur die Hülle.
Blut in seinen Gedanken. Der innere Feind zerstört die Seele.


Freude zu Schmerz. Optimismus zu Pessimismus. Lebensfreude zu Todeswunsch. Liebe zu Hass.
Gefühle zu Taubheit.
Die größte Gefahr ist der Mensch selbst.


Einsicht. Resignation.




Dunkelheit senkte sich über die Landschaft, Dunkelheit verhüllte seine tiefsten Gefühle.
Mechanisch lief er zum Stadtrand hin. Weg von dem Schauplatz der Tragödie, weg von dem Schauplatz seiner Taten, weg von dem Wald der Brutalität. Auf der Flucht vor sich selbst. Paralysiert von der Grausamkeit seines Handels.


Unglaube.




Ein kleiner Teil in ihm hoffte, dass das alles nur ein Traum oder eine Einbildung war.

Etwas Zerstörerisches war in ihm erwacht. Etwas, von dem er nicht wusste, dass es tief in ihm verborgen war.


Etwas, das jeder Mensch in sich trägt.
Doch es muss erst freigesetzt werden. Die Hemmschwelle muss erst gesenkt, die Brutalität aktiviert werden.

Kein Mensch ist von Anfang an böse und grausam. Taten, Entscheidungen, Schicksalsschläge formen den Charakter.


Manipulation.




Doch das entschuldigte trotzdem nicht sein Handeln. Den Preis für sein Vorgehen wird er noch zu spüren bekommen. Jede Nacht, in der er desorientiert aufschrecken wird...
jeder Schatten, der ihm bedrohlich verfolgen wird...
jeder Gedanke, der seine Augen vor Trauer verdunkeln wird...
wird ihn an seine Grausamkeit erinnern.
Jeder Schritt wird ihn daran erinnern, was er an diesem Tag verloren hatte:


Menschlichkeit.




All das würde trotzdem nicht das gutmachen, was er verbrochen hatte.
Es würde all das Leid, dass andere Menschen wegen ihm erfahren, dennoch nicht ausgleichen und nicht vergessen machen.
Seine Taten schrieben Geschichte.
Er war bereits berühmt. Und doch wusste noch niemand von seiner neusten Grausamkeit.
Sein Name war schon jetzt gefürchtet. Eine Warnung in jeder Zeitung.


Kopfgeld.




Weit ließ er den Wald der Erinnerungen hinter sich, betrat die Stadt seiner Feinde.
Verwaist. Angst lag in der Luft.
Verlassene Straßen, verlassene Frauen.
Witwen und Waisen, zitternd in ihren Häusern. Ihre Männer waren losgezogen, um ihn zu vernichten.
Krieger im Auftrag ihrer Herzen.

Notwehr.




Und zurückgelassen hatten sie ihre Kinder. Schutz war das eigentliche Ziel.
Ein wirkungsloser Schutz. Der Vater wird zum Mörder des eigenen Sohnes.
Denn ER war der Mörder dieser Väter, die Söhne würden das selbe entwickeln, was ihn zu dem machte, was er nur war:


Mörder. Abschaum. Bestie.




Der Kreislauf der Grausamkeit beginnt immer wieder von vorne. Das Opfer wird zum Mörder und erschafft neue grausame Opfer. Auch Er war einst solch ein Opfer und nun lief er zwischen den Häusern der Toten hindurch, deren Mörder er war.

Sein schlechtes Gewissen war schon längst gestorben.
Und mit ihm war seine ganze Persönlichkeit verschwunden.
Ein Seelenloser Kämpfer auf der Suche nach Gerechtigkeit und dem Dieb seiner Unschuld.


Geleitet von einem unzerstörbaren und unvergänglichem Gefühl:


Rache.


Impressum

Texte: Fragilitas
Bildmaterialien: Model: Vera K. (www.unbornsaint.deviantart.com), Foto & Bearbeitung: Fragilitas
Tag der Veröffentlichung: 10.05.2010

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