Dieses Buch richtet sich an alle Pflegefamilien und solche, die vielleicht bald vor dieser Aufgabe stehen. Hast du als Pflegeanfänger das Gefühl vor einem unüberwindbaren Berg mit der Pflege-Herausforderung zu stehen? Fühlst du dich als erfahrener Pflegender manchmal ausgebrannt? Möchtest du gerne auch einmal mehr Zeit für dich und deine Träume haben? Herzlich Willkommen in der Pflege-Gemeinschaft, wir sitzen im gleichen Boot, denn es geht uns allen hin und wieder so!
Wie viele Aufgaben neben der Pflege auch zu erledigen sind, die richtige Zeiteinteilung hilft dir, eine Überforderungsspirale gar nicht erst entstehen zu lassen. Angelika Schmid pflegt ihren kranken Mann schon 16 Jahre lang. Sie zeigt dir mit 18 bewährten Praxis-Tipps, wie du die richtige Balance zwischen Pflegezeiten und Erholung hinkriegst. Das Zauberwort heißt: Pflegeplanung!
In diesem kleinen Band hat Angelika Schmid ihren ganz persönlichen Erfahrungsschatz zusammengetragen. Sie verrät dir, wie du mit einer ausgewogenen Pflegeplanung das Beste für deinen kranken Angehörigen und für dich als Pflegeperson erreichst.
Das Ziel ist eine Pflege mit Gelassenheit und viel mehr Freizeit und Freude im Alltag für dich. Aus gutem Grund hat Angelika Schmid bei der Anleitung zur Pflegeplanung auch ihre Lieblingstechniken für die wichtigen Erholungspausen eingefügt. Entdecke im zweiten Teil des Buches die ultraleichten Entspannungsübungen, die du sogar in deinen Pflege-Alltag integrieren kannst. So wirst du es schaffen, deinen ganz persönlichen Weg zu finden, um zufrieden und fröhlich in die Zukunft zu schauen.
Aus persönlicher Erfahrung empfehle ich dir eine realistische Planung. Sie ist ein elementarer Bestandteil, wenn du die Pflege mit Gelassenheit schaffen willst. Nur bei guter Planung und Einteilung findest du auch Zeit, um Kraft zu tanken. Es ist hierzu ratsam, eine Bestandsaufnahme zu machen und diese von Zeit zu Zeit zu aktualisieren. Es hilft dabei, die häufig üblichen Überforderungen von Pflegepersonen zu vermeiden. Schon beim Erstellen deiner Liste wirst du erkennen, ob der Umfang der Pflege von dir selbst noch zu leisten ist. In den professionellen Pflegeeinrichtungen ist eine Pflegeplanung unverzichtbar zur Einteilung der Pflegeaufgaben. Sie dient zusätzlich noch als Grundlage für die Qualitätsprüfung bei den Profis.
Auch für Neulinge und „alte Hasen“ in der Pflege hilft dies enorm. Jederzeit kann auch der Pflegeperson ein Unfall passieren, sie kann krank werden und dann muss plötzlich jemand einspringen. Falls dann eine zusätzliche Pflegeunterstützung eingesetzt werden muss, weiß jedermann ohne große Erklärungen gleich, wo die Hilfe zu welchem Zeitpunkt benötigt wird.
Ein Pflegedienst führt immer zuerst eine gründliche Anamnese des bestehenden Zustandes durch, bevor er mit der Pflegeplanung beginnt. Die Mappe mit sämtlichen Informationen liegt beim Pflegebedürftigen offen aus. Dies dient der Übersicht des immer wieder wechselnden Personals. An dieser bewährten Praxis kann man sich auch im häuslichen Bereich ein Beispiel nehmen. Die Hilfe des Pflegebedürftigen ist zu jeder Zeit, also auch in Notlagen oder bei Arztbesuchen der Pflegeperson, vollumfänglich und nahtlos anknüpfend gewährleistet.
Tipp: Ich habe einige Listen erstellt. Zum Beispiel für den Urlaub umfangreiche Informationen zu Besonderheiten bei Speisen (pürieren usw.), Getränken und den weiteren Pflegebedürfnissen meines Mannes. Für den Pflegedienst liegt eine Liste der Verrichtungen zum Duschen und für die Körperpflege bereit. Für den Fall, dass ich unerwartet ausfalle habe ich ebenfalls immer eine aktuelle Mappe mit allen notwendigen Informationen bereitliegen.
Eine Dokumentation hat viele Vorteile. Nicht nur, dass bei einer plötzlichen Verhinderung der Pflegeperson die Versorgung des kranken Angehörigen nahtlos gesichert ist, du selbst kannst auch viel beruhigter aus dem Haus gehen. Ebenso habe ich für die Tabletten eine Wochenbox angeschafft, denn auch das sorgt vor, wenn ich einen Unfall habe oder krank werde und plötzlich nicht für meinen Mann sorgen kann. Jede Ersatzperson sieht auf den ersten Blick, was erledigt ist und was noch getan werden muss.
Pflegeaufgaben einteilen
Die Pflegeaufgabe fordert den ganzen Menschen. Wie häufig liest man von großen Konflikten oder gar Schlimmerem im Zuge der langjährigen Pflege. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich davon frei bin. Hierzu gilt jedoch die Voraussetzung: Diese Höchstleistung kann man nur vollbringen, wenn Körper und Seele gesund sind! So gut, wie wir uns fühlen, können wir auch unsere Angehörigen versorgen. Ich kann jeden Pflegenden nur ermutigen, mit den eigenen Kräften zu haushalten. Ein gutes Zeitmanagement ist das A & O, wenn man auf Dauer entspannt sein möchte, auch wenn die Pflegepflichten aufwendig sind.
Eine gute Pflegedokumentation hilft, immer wieder zu reflektieren, welche Aufgaben täglich zu bewältigen sind. Wer täglich im Hamsterrad dreht, der merkt schon nicht mehr, wie die Belastungen immer mehr zunehmen. Man ignoriert oder verdrängt die Warnsignale und hört nicht auf die innere Stimme. Spätestens, wenn du nur noch „funktionierst“, und das höre ich häufig unter Pflegenden, sollten sämtliche Alarmglocken läuten! Um das zu vermeiden schau dir das Kapitel 6 an.
In eine gute Pflegeplanung gehört deshalb auch ein Zeitfenster für die Auszeiten. Den zweiten Teil dieses Buches habe ich deshalb, aus gutem Grund, auch der Entspannung gewidmet. Meine Lieblingsübungen habe ich dir aufgelistet und hoffe, der eine oder andere gefällt dir ebenso wie mir. Wer auf Dauer gelassen pflegen will, darf keinesfalls in der Überforderungshölle landen. Es ist davon abhängig, wie umfangreich Auszeiten in deiner Lebenssituation möglich sind.
Unterschiedliche Familienkonstellationen erfordern zur Pflege andere Planungs-Maßnahmen:
Hast du neben der Pflege der Eltern auch noch eine Familie, dann muss dein Fokus ebenfalls stark darauf ausgerichtet sein. In diesem Fall darf sich nicht alles nur um die kranken Eltern drehen, auch wenn das zu Anfang stark in den Mittelpunkt rückt. Wenn du dich für die häusliche Krankenpflege der Eltern entscheidest, um ihnen einen Herzenswunsch zu erfüllen, muss die Pflegeperson ganz besonders auf die eigene Befindlichkeit achten. Bedenke, dass dies eine Doppel oder Dreifach-Belastung ist und deshalb solltest du, trotz knapper Zeitressourcen, auf deine psychischen und physischen Reserven achtgeben.
Ist dein Kind krank, sollte auch die Partnerschaft nicht zu kurz kommen. Nehmt Euch gemeinsame Auszeiten, weit abseits vom Pflegebereich. Ich weiß, dass dies vor allem vielen Müttern sehr schwerfällt, deshalb suche und finde eine gute Ersatzperson.
Falls ein krankes Kind noch Geschwister hat, hat dieses auch seine Bedürfnisse. Es wünscht sich unbeschwerte Auszeiten mit den Eltern. Wie oft beklagen sich Geschwisterkinder in unserer Gruppe, dass sich alles nur um den oder die Kranke dreht. Bei genauem Hinhören wird klar, dass ein Kranker viel Raum einnimmt, weshalb solche gefühlten „Vernachlässigungen“ durchaus sehr real sein können. Solche Kindheitserfahrungen sind bitter und diese Vorwürfe möchtest du als Elternteil später auch bestimmt nicht gerne hören. Ich habe schon verstanden, wenn mir viele Eltern sagen, das hätten sie gar nicht bemerkt, deshalb mein Rat an dich: Schau sensibel hin und räume auch gesunden Geschwistern in deiner Pflegeplanung einen ähnlich großen Zeitraum ein. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Kleinkinder, auch erwachsene Jugendliche möchten noch aufmerksame Beachtung von den Eltern.
Betrifft die Pflegebedürftigkeit, wie bei mir, deinen Ehepartner, dann brauchst du Hobbys, die Familie und Freunde, um den Verlust zu kompensieren. In diesem Fall sind außenstehende Kraftquellen unersetzlich. Ich bin sehr glücklich über meine wunderbaren Söhne, sowie über meine liebe Schwiegertochter in spe. Für Ihre Ratschläge, Hilfen, mentale Kraft, kann ich mich gar nicht genug bedanken. Ich wünsche dir von Herzen, dass du auch solche wunderbaren Berater, Helfer und Kraftgeber in deiner nahen Umgebung hast! Das können auch Freunde oder andere Familienmitglieder leisten oder ein Selbsthilfeverein. Schaffe dir ein Netzwerk, mit dem du lachen, weinen, singen, dich in den Arm nehmen lassen oder abschalten kannst. All das hilft, dich neben der Pflege seelisch im Gleichgewicht zu halten.
Pflegeaufgaben müssen, ganz unabhängig von der Konstellation immer einhergehen mit einem ausgewogenen Verhältnis von Freizeit und Pflichten. Wenn das Pendel zur einen oder zur anderen Seite kippt, besteht kurz- bis mittelfristig Handlungsbedarf. Es ist bitter aufgrund einer Pflege den Freundeskreis zu verlieren, deshalb lass es nicht so weit kommen. Manche Freunde oder Bekannte oder Familienmitglieder muss man
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Angelika Schmid
Bildmaterialien: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 29.02.2016
ISBN: 978-3-7396-4026-6
Alle Rechte vorbehalten