Ich liege in der Hollywoodschaukel. Es ist ein schöner sonniger und warmer Tag. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Ich liege in der Sonne und genieße meine Pause. Diese herrliche Stille und dazu noch ein leckerer Kaffee. Nebenbei läuft das Radio. Sie spielen gerade den neuesten Sommerhit. Ich denke darüber nach, was ich tun soll. Mein Leben hat sich doch endlich gebessert. Darüber kann ich doch eigentlich zufrieden sein.
Früher sah das anders aus.
Ich war eine kleine zierliche Frau. Mein Papa sagte immer zu mir: ,, Du hast Storchenbeine und einen Entenpopo."
Ich liebte meinen Papa. Er war zwar selten zu Hause. Aber wenn er da war, dann war er nicht so streng wie Mama. Papa hat immer viel bei anderen gearbeitet. Er konnte fast alles: mauern, tapezieren, streichen, Fußböden verlegen, Schränke aufbauen und vieles mehr. Er hatte meiner Mama sogar aus einer Eiche eine Einbauküche gebaut. Ich hatte immer versucht, mir genau anzusehen, was und wie er arbeitet, damit ich es auch kann. Meine rehbraunen Haare hatte ich von ihm. Meine hatten nur einen anderen Schnitt. Sie waren kurz und frech geschnitten und passten zu meinen dunkelbraunen Augen. Ich hatte mir für später immer einen Mann gewünscht, der so war wie er. Aber hatte ich ihn bekommen ?
Mein erster Mann hat mich ständig betrogen. Einmal hat er mich sogar mit einer Freundin betrogen. Er sagte ihr: ,, Mila und ich sind auseinander. Das hat nicht gepasst mit uns." Darauf hatte sie sich auf ihn eingelassen. Und das, obwohl ich schwanger war.
Ich war damals nur noch mit ihm zusammen, weil wir gerade Eltern geworden waren. Eineinhalb Jahre nachdem unsere Tochter auf die Welt gekommen war, hatten wir geheiratet. Meine Mama hatte mich immer gewarnt und gesagt, ich solle ihn verlassen. Sie konnte gut reden.
Sie hatte meinen Papa ja auch nur geheiratet, weil sie mit mir schwanger war. Mama hat mir das oft genug vorgehalten, dass sie nur wegen mir hätte heiraten müssen. Das würde ich meiner Kleinen niemals sagen. Es tat jedes Mal so weh, das zu hören. Mama hatte nie darüber nachgedacht, wie es mir dabei ging, wenn sie es mir mal wieder an den Kopf warf. Dass es mich kränkte und ich mich immer wieder schuldig fühlte. Ich habe oft mitbekommen, wie Mama und Papa sich gestritten haben. Ständig ging es bei ihnen um Geld, das vorne und hinten fehlte. Mama warf Papa immer vor, dass sie nicht wusste, wie sie die Rechnungen bezahlen sollte oder, dass Papa mal wieder das ganze Geld in der Kneipe gelassen hatte.
,, Carsten ändert sich, glaub mir das" ,sagte ich zu Mama, ,, Er hatte es mir versprochen. Er hat mir gesagt, dass er mir jetzt treu ist."
Mit gerade einmal achtzehn Jahren war ich jedoch sehr naiv und jung. Ich habe immer nur versucht, dass gute in dem Menschen zu sehen, den ich gerade erst geheiratet hatte. Er hat doch so schön mit der Kleinen gespielt und ist ganz liebevoll mit ihr umgegangen. Leider war das nicht sein ganzes Gesicht. Nachdem mein Mann Carsten mich in der Hochzeitsnacht das erste Mal gefesselt und vergewaltigt hatte, wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Ich konnte bald nicht mehr. Aber er war doch mein Mann! Was sollte ich damals nur tun? Es war so schrecklich, aber ich konnte mich keinem anvertrauen. Ich hatte doch niemanden.
Während der Schulzeit musste ich immer nur den Haushalt machen und wehe, ich hatte nicht gespült, wenn Mama von der Arbeit kam. Dann gab es wieder Hausarrest. Aber das spielte auch keine Rolle, da ich zum Rausgehen eh keine Zeit hatte. Mein Tag bestand darin, Melvin meinem sechs Jahre jüngeren Bruder, vor der Schule Frühstück zu machen, da er ja in den Kindergarten musste. Dorthin habe ich ihn immer mitgenommen, wenn ich zur Schule ging. Wenn ich mittags nach Hause kam, hieß es, schnell etwas essen und dann noch schneller spülen. Dabei musste ich aber auch noch aufpassen, dass Melvin nicht wieder irgendwelche Bäume hochkletterte oder anderen Blödsinn machte. Ich liebte meinen Bruder von ganzem Herzen. Wir konnten nie so recht miteinander. Aber wenn es drauf ankam, hielten wir immer zusammen. Ich passte auf ihn auf, wenn Mama und Papa arbeiten waren. Wenn Mama dann nachmittags nach Hause kam, wurde Essen gemacht. Von wem? Meistens von mir. Hausaufgaben konnte ich wenn, dann höchstens abends machen. Meistens allerdings wurden sie gar nicht gemacht, da ich viel zu müde dafür war. Das konnte man an meinen Noten deutlich sehen. Ich war in der Schule die dumme, die nur gammelig gekleidete Mila. Alle machten sich über mich lustig, was natürlich nicht gerade Freunde machte. Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Ich konnte ja auch keinem sagen, warum ich so bin, wie ich bin. Dabei wünschte ich mir immer eine richtige Freundin, der ich mein Herz ausschütten konnte.
Ich musste einfach stark sein und die Zähne zusammen beißen. Das meinte ich, meiner kleinen Celina schuldig zu sein. Sie konnte doch nichts dafür, dass ihr Vater so ein Mann war. Es war einfach keine Lösung in Sicht. Sowas war doch keine Liebe, wegen der man eine Ehe führen sollte. Ich wollte die richtige, die wahre Liebe, mit Schmetterlingen im Bauch und Herzrasen. Ich wollte Gänsehaut beim Blick in seine Augen. Doch das hatte ich nicht. Ich hatte eine Tochter mit ihm, die ich trotz Pille bekam. Das würde ich meiner Maus niemals vorwerfen. Ich war ja froh, dass ich sie hatte. Jeden Abend, wenn ich schlafen ging, betete ich, dass ich diese Nacht verschont bliebe, meist jedoch ohne Erfolg. Er fesselte mich ans Bett und nahm sich, was ihm gehörte. Warum sollte ich mich wehren? Er war doch viel stärker als ich. Carsten war 1,85 m groß und mit seinen 90 kg wog er genau das Doppelte von mir. Da hatte ich keine Chance. Mir war klar, wenn ich mich wehrte, wären die Schmerzen nur noch größer. Es sollte nur schnell gehen. Also ließ ich es über mich ergehen. Es war nicht nur so, dass er mich fesselte. Er nahm auch einiges zu Hilfe. Ich hatte früher nie geahnt, was man alles zum Sex nehmen kann. Ich sah es immer wieder vor mir wie einen Film. Und ich erlebte die Schmerzen, als würde es gerade geschehen.
Dann kam der Tag, an dem ich einen Kollegen meines Mannes kennenlernte. Die beiden haben zusammen gearbeitet. Es hat lange gedauert, bis Carsten Arbeit hatte. Nachdem er endlich seinen Führerschein gemacht hatte, auch für LKW, verdiente er auch Geld. Carsten und Stefan fuhren bei einer Spedition im Nahverkehr. Wenn er mal weiter weg eine Tour bekam, war er höchstens für zwei Nächte weg. Stefan war freundlich und er hörte mir zu. Von dem, was in meiner Ehe passierte, sagte ich jedoch nichts. Ich schämte mich dafür.
Er wurde für mich immer mehr zum Anker. Ich konnte wieder lachen, wenn auch nur für kurze Zeit. Wir trafen uns, um mit Celina spazieren zu gehen. Stefan und ich hatten viele Gemeinsamkeiten, die ich bei meinem Mann nie fand. Wir hörten die gleiche Musik, mochten die gleichen Filme, uns gefielen die gleichen Autos. Carsten ahnte nichts davon. Er hatte mit seinen Geliebten, die er nur zur genüge hatte, reichlich Beschäftigung. Dadurch konnten Stefan und ich uns immer öfter treffen. Celina hatte so einen Spaß, wenn wir unterwegs waren. Mein Mann verstand sich mit Stefan auch sehr gut. Deshalb lud er ihn auch zu einem gemeinsamen Grillabend ein. Wir grillten bei uns auf dem Balkon. Ich sah mir Stefan genauer an als sonst. Wie er da so stand, groß und muskulös, mit seinem dunkelblonden gepflegten Haar. Mir sind vorher nie seine wunderschönen blauen Augen aufgefallen. Daneben sah mein Mann mit seinen kurzen braunen Haaren und seinem eher dicken Körper aus wie eine graue Maus. Aber das war mir egal, dachte ich. Es ist mein Mann und der Papa von meinem kleinen Engel. Ich musste das ertragen, ihr zuliebe. Ich durfte mich nicht in einen anderen Mann verlieben und schon gar nicht in einen Kollegen von Carsten.
Eines samstags waren dann Carsten und ich Kegeln. Wir machten das einmal im Monat mit Freunden von der Freiwilligen Feuerwehr zu der Carsten gehörte. Das war immer sehr nett. Dabei sah ich auch mal etwas anderes und konnte mich mit jemandem unterhalten. Carsten machte das ja nicht. Wir redeten kaum miteinander. Wenn er mal zu Hause war, brachte er einen Kumpel mit, mit dem er dann in kürzester Zeit einen Kasten Bier leerte. Da wir immer recht wenige waren beim Kegeln, durften wir Gastkegler mit bringen.
Mir flog fast die Kinnlade runter, als mein Mann zu mir sagte :,, Lass uns doch Stefan fragen, ob er nicht Lust hat, mitzukommen . "
Da ich mir nichts anmerken lassen durfte, stimmte ich mit einem komischen Gefühl im Bauch zu. Natürlich sagte Stefan sofort zu. Hätte ich gewusst, was dabei herauskommt, wäre ich nie darauf eingegangen. Weil Stefan kein Auto hatte, holten Carsten und ich ihn bereits nachmittags ab. Mein Bruder war gekommen, um auf Celina aufzupassen. Die beiden hatten immer sehr viel Spaß zusammen. Celina mochte ihn sehr. Es lief alles ganz gut.
Um halb acht fuhren Stefan, Carsten und ich dann zum Kegeln. Carsten stellte Stefan den anderen vor. ,,He Mila. Wer ist das denn", fragte Sabine, ,, der sieht ja gut aus. Den kenne ich ja gar nicht. "
Alle waren froh, dass noch einer mehr dabei war. Wie das halt so beim Kegeln ist, hatten alle viel getrunken. Immer, wenn einer alle Neune geworfen hatte, gab es eine Runde Kurzen. Ich trank jedoch nichts, mein Auto wartete ja auf mich. Von viel zu viel Kaffee musste ich dann mal für kleine Mädels. Wieder angekommen, glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen.
Da stand Carsten vor Stefan aufgebaut und sagte: ,, Ich glaube, du hast dich in meine Frau verguckt. "
Ich blieb wie angewurzelt vor den beiden stehen. Ich war geschockt. Alle sahen zu den beiden hin. Keinem war klar, was da los war. Die anderen schauten von einem zum anderen. Doch die waren mir jetzt egal. Mein Herz raste. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte.
Auf einmal stand Stefan von seinem Stuhl auf, stellte sich vor Carsten und sagte: ,, Ja habe ich und was jetzt? "
Carsten kam auf mich zugestürmt und blieb direkt vor mir stehen. ,, Der knallt mir eine. ", ging es mir durch den Kopf. Automatisch zog ich schon den Kopf ein.
Das war wie früher, wenn Mama vor mir stand. Es passierte öfter, dass sie die Hand erhob und mir eine knallte. Entweder, weil sie mich mal wieder beim Rauchen erwischt hatte oder weil sie wieder annahm, ich belüge sie. Zugegeben, zwischendurch war das auch so, weil ich Angst hatte. Später jedoch nicht mehr, denn sie glaubte mir ja eh nicht mehr, ob ich die Wahrheit sagte oder nicht. Mein Papa war da anders. Ich liebte meinen Papa. Er war nur zu selten zu Hause. Er sagte auch nichts, wenn er mich dann mal mit einer Zigarette sah.
Carsten blieb jedoch, ohne mich anzupacken, vor mir stehen und fragte: ,, Hast du das gehört? "
Ich wusste nicht, was ich tun und was ich sagen sollte. Mir liefen die Tränen herunter. Ich wusste gar nichts mehr. Ich wusste nur, dass ich für Stefan auch Gefühle hatte. Aber sollte ich mich deshalb trennen? Im Innern war mir klar, dass ich mehr für Stefan empfand, als ich durfte. Jedoch wollte ich es nicht. Mein Verstand wehrte sich dagegen.
Mama sagte oft genug zu mir: ,, Du siehst aus wie ein Flittchen. "
Ich trug nun mal am liebsten Miniröcke und figurbetonte Oberteile. So bemerkte man mich wenigstens mal. Dadurch bekam ich mal Aufmerksamkeit. Mein Kopf tat weh, meine Gedanken drehten sich im Kreis, meine Tränen wollten nicht aufhören, zu laufen.
Dann merkte ich, dass Stefan nicht mehr da war. Er war weg und meine Tränen liefen noch mehr. Mein Herz zog sich zusammen und schmerzte. Carsten stand immer noch vor mir und schimpfte wie verrückt auf Stefan, was ja auch irgendwie verständlich war.
Dann nahm er meine Hand und sagte, ,, Komm, wir fahren nach Hause ".
Ich hatte Angst. Aber ich tat, was er von mir verlangte. Ich fuhr nach Hause, da Carsten Alkohol getrunken hatte und zwar nicht wenig. Je näher wir nach Hause kamen, je mehr steigerte sich meine Angst. Was er wohl jetzt mit mir vorhatte?
Bei uns angekommen, sagte ich: ,, Geh schon mal rein. Ich brauche ein bis zwei Stunden, um klare Gedanken zu bekommen. "
Er wollte wissen, ob ich mich von ihm trenne.
Ich sagte nur: ,, Ich weiß es nicht, ich muss in Ruhe nachdenken. Lass mir Zeit zum Nachdenken. "
Carsten ist dann rein gegangen und ich bin durch die Gegend gefahren, um meine Gedanken zu sortieren. Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Ich bemerkte nicht, wie die Zeit verging. Ich fuhr einfach ohne Ziel. Es war stockdunkel. Ich hasste es eigentlich, in der Nacht zu fahren. Jetzt war es mir völlig egal. Mir ging der Abend immer und immer wieder durch den Kopf. Jedesmal, wenn ich daran dachte, wie die beiden voreinander standen, fragte ich mich, warum muss mir wieder sowas passieren. Was machen andere in so einer Situation?
Ich fuhr so in der Nacht herum und plötzlich, warum auch immer, stand ich vor seiner Tür. Stefan war nicht da. Wo war er? Es waren doch schon mehrere Stunden vergangen. Ich machte mir Sorgen. Er hatte doch auch getrunken und dann noch der Stress mit Carsten. Ich musste ihn suchen. Aber wo ?
Ich klapperte nun alle Kneipen ab, von denen ich wusste, dass er dort hinging. Kein Erfolg. Er war verschwunden. Ich fuhr noch einmal zu ihm hin. Aber warum? Ich wollte doch bei meinem Mann bleiben.
Als ich dann bei ihm ankam, brannte Licht . Gott sei Dank! Es war ihm nichts passiert. Doch er machte mir nicht auf. Ich schaute durch sein Fenster und sah, dass er auf der Couch lag und schlief.
Sein Fenster stand auf Kippe. Gut, dass er im Erdgeschoss wohnte. Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, versuchte ich, das Fenster zu öffnen. Ich schaffte es, kletterte hinein und setzte mich neben ihn.
Er sah richtig niedlich aus so mit seinen zerzausten Haaren. Sein Hemd hatte er halb aufgeknöpft, so dass ich seine Brusthaare sehen konnte. Er sah richtig sexy aus, wie er da lag.
Ich weckte ihn nun vorsichtig. Er hatte ein Strahlen in seinen Augen als er mich sah. Er war so überrascht, aber scheinbar auch glücklich, mich bei ihm zu sehen. Er wollte wissen, wie ich reingekommen bin. Ich erzählte ihm dann alles. Ich sagte ihm, dass ich keine Ahnung habe, warum ich zu ihm gekommen bin. Aber ich war froh darüber, bei ihm zu sein. Wir redeten und redeten und redeten.
Dann sind wir einfach beim Reden eingeschlafen. Dann kam die böse Überraschung. Als ich morgens gegen sieben Uhr wach wurde, war ich sehr erschrocken. Was machte ich hier? Ich musste nach Hause, zu Celina, zu meinem Bruder. Ich weckte Stefan und sagte, dass ich nach Hause muss und wir beim Reden eingeschlafen waren. Ich ging zur Tür und die Beine knickten mir ein, als ich sah, dass dort ein Brief von meinem Mann unter der Tür lag. Mit zitternden Händen öffnete ich den Brief. Stefan stand mittlerweile neben mir .
Er sagte: ,, Alles wird gut ".
Doch als ich den Brief öffnete, wusste ich, dass er Unrecht hatte.
Es standen dort nur die Worte: Wir haben das Auto geholt. Papa und Papa. Das hieß, mein Papa und Carstens Vater wussten es. Aber ich schob den Gedanken sofort wieder beiseite. Das war bestimmt nur ein Trick von Carsten.
Ich lief nach draußen. Oh nein, mein Auto war tatsächlich weg. Wie sollte ich jetzt nach Hause kommen? Meine Celina! Ich wollte zu ihr. Was machte ich jetzt nur? Stefan beruhigte mich, er meinte, er würde seine Mama nach einem Auto fragen.
Stefan wohnte schließlich 20 km weg von uns. Er rief sofort seine Mama an. Sie war auch gleich dazu bereit, uns ihr Auto zu geben. Wir beeilten uns, zu seiner Mama zu kommen. Als wir dort ankamen, stand das Auto schon bereit. Stefan fuhr mich nach Hause.
Meine Gedanken waren während der Fahrt nicht die besten. Mir ging nicht aus dem Kopf, dass der Brief mit „Papa und Papa“ unterzeichnet war. Das hieß für mich, dass Carsten schon allen Bescheid gesagt hatte. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Da war sie wieder, meine Angst. Wie gerne hätte ich die Zeit zurück gedreht.
Ich wäre am liebsten bei Stefan geblieben. Dort fühlte ich mich sicher. Aber niemals ohne Celina!
Ich war so nervös, wusste nicht, was mich dort erwartet, wer mich erwartet. Je näher wir kamen, umso größer wurde meine Panik. Umso besser war es, dass Stefan bei mir war. Ich war so froh, ihn als meinen Kumpel zu haben.
Wollte ich wirklich nur, dass er mein Kumpel ist? Wollte ich mich jetzt wirklich von Carsten trennen? Nein, eigentlich wollte ich das nicht. Meine kleine Maus sollte Mama und Papa bei sich haben.
Aber war das die richtige Entscheidung? Wäre es für sie nicht besser, dass sie die ewigen Streitereien nicht mehr mitbekam? Jeden Tag ging es doch bei uns um nichts anderes, als dass er das Geld, das ich nebenbei verdiente, in irgendeine Spielhalle brachte oder dass er bei irgendeiner seiner Geliebten saß. Ich versuchte immer, alles zu bezahlen. Aber wie oft mussten wir zu seinen Eltern gehen, um wenigstens Essen für unsere Tochter zu haben. Meine Nerven waren wirklich am Ende. So konnte es nicht weiter gehen. Aber Trennung, war das richtig? Vor allem, wo sollte ich dann hin? Meine Eltern würden Celina und mich nicht bei sich aufnehmen. Mama hatte ja damals zu mir gesagt, wenn du jetzt gehst und mit Carsten zusammen bleibst, gehst du für immer. Meine Freunde waren eher die von Carsten als die meinen. Zu Stefan wollte ich nicht. Er hatte ja auch nur ein Appartement und das wäre für drei Personen eh zu klein gewesen. Er war ja auch nur ein Freund, mehr nicht. Also blieb mir nur übrig, bei meinem Mann zu bleiben.
Mein Herz raste, als wir in unsere Straße einbogen. Wir kamen dem Haus, in dem wir wohnten, immer näher. Stefan parkte das Auto und stieg mit mir aus. Als ich die Haustür aufschloss, drehte sich mein Magen fast um. So, nun noch in die dritte Etage. Was war das? Ich konnte meinen Schlüssel nicht in die Wohnungstür stecken. Immer und immer wieder versuchte ich es. Nein, es ging nicht. Also klingelte ich . Erst ganz zaghaft, dann immer stärker. Dann klingelte ich Sturm, aber nichts tat sich. Es war niemand da. Wo war Celina? Mir liefen Tränen die Wangen runter.
Stefan legte seine Hand auf meine Schulter.
Er meinte:,, Das kann doch nicht sein. "
Es war tatsächlich so, dass sie in der kurzen Zeit das Schloss ausgewechselt hatten und einfach abgehauen waren. Doch wo waren sie? Ich wollte doch hauptsächlich erst einmal meine Tochter holen.
Ich klingelte bei einem befreundeten Nachbarn. Er bat uns sofort herein und erzählte dann, dass Carsten morgens um sechs Uhr alle verrückt gemacht hatte. Dass mein Papa um halb acht schon hier war und das Schloss von der Wohnung ausgewechselt hatte. Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht. Jetzt fing ich richtig an zu weinen. Mein eigener Vater war auf Carstens Seite, obwohl er nicht einmal wusste, was los war.
Aber Carsten konnte schon immer gut auf Mitleid machen.
Dann erzählte mein Nachbar noch, dass Carsten mit Celina zu seinen Eltern gefahren sei. Mit dem Auto, das unsere Väter heute morgen bei Stefan abgeholt hatten, ging es mir durch den Kopf. Niemals hätte ich das von meinem Papa gedacht!
Aber nun wusste ich wenigstens, das Celina bei meinen Schwiegereltern war. Mein Nachbar hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich keine Chance hätte, sie zu bekommen. Sie hätten schon alles mitgenommen. Vom Bettchen bis zum Sportwagen war alles bei denen.
,, Das werden wir ja mal sehen! " sagte ich.
Mit Tränen in den Augen meinte ich: ,, Es ist meine Tochter, sie gehört zu mir. "
Stefan stand immer noch neben mir und legte seine Hand wieder auf meine Schulter.
Da meinte mein Nachbar: ,, Carsten hat allen gesagt das du schon lange eine Affäre hast und ihn deswegen mit Celina allein gelassen hast. "
Ich dachte, ich höre nicht richtig.
Da schrie ich: ,, Ich hatte und habe keine Affäre, das hat ja wohl er die ganze Zeit . "
Nun ich sah auf die Uhr, es war schon 12.30 Uhr. Wir mussten jetzt los, ich wollte zu meiner Maus. Aber schon der Gedanke trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Es wird die Hölle, zu meinen Schwiegereltern zu fahren, dachte ich.
Nun machte Stefan den Anfang und sagte: ,, Komm, lass uns Celina holen. "
Ich stieg in Stefans Auto und wir fuhren los. Ich weinte und zitterte vor Angst.
Werde ich meine Tochter bekommen? Kann ich nach Hause?
Ich war eigentlich sehr erschöpft von dem ganzen Theater. Aber ich war viel zu aufgeregt, um an meine Müdigkeit zu denken.
Ich erklärte Stefan den Weg zu meinen Schwiegereltern. Und dann standen wir da. Vor dem Haus, in dem sich meine Kleine aufhielt.
Ich stieg aus und ging zur Tür. Mit zittrigen Händen klingelte ich. Doch es tat sich nichts. Ich klingelte abermals.
Da wurde die Tür geöffnet, meine Schwiegermutter stand in der Tür.
Sie sah mich an und schrie auf einmal : ,, Mila, was willst du hier? Du hast dein Kind und deinen Mann alleine gelassen. Dein Bruder war total fertig und jetzt besitzt du die Frechheit und kommst auch noch mit deinem Geliebten und neuen Freund hierher. "
,, Schämst du dich nicht? " fragte sie.
Ich sagte : ,, Erstens habe ich keinen Geliebten und zweitens ist Stefan nur ein guter Freund, mehr nicht. "
Ich erklärte ihr, dass ich Celina haben und nach Hause möchte, dort aber nicht reinkomme.
Sie fing wieder an zu schreien:,, Deine Tochter bleibt hier! In die Wohnung kommst du nur in Anwesenheit von Carsten und jetzt verschwinde. Du hast hier Hausverbot und wage es nicht, das Grundstück hier noch einmal zu betreten. "
ich stotterte : ,, a-a-aber ich will Celina."
,, Die bekommst du nicht, " schrie sie mich an.
Wieder drohte sie mir, wenn ich nicht ginge, würde sie die Polizei holen. Da packte Stefan meinen Arm und zog mich weg.
Ich weinte bitterlich. Ich hatte alles verloren. Wo sollte ich jetzt hin? Ich wollte meine Tochter. Doch was sollte ich mit ihr? Ich hatte ja nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf.
Stefan fuhr mit mir weg. Er fuhr mit mir zu einem ruhigen Plätzchen, an dem wir schon öfter mit Celina spazieren gegangen waren. Es war dort wunderschön. Es war ein Feldweg, der zu einem kleinen Fluss mit einem Wasserfall führte. Neben dem Fluss standen Bäume. Es war einfach nur herrlich.
Stefan sagte:,, Mila komm, wir setzen uns hier hin. Das wird dir gut tun. "
Ich wusste, dass es mir gut tun würde. Hier konnte ich erst einmal nachdenken, was ich jetzt tun sollte. Wie schön das war, dem Wasser zu lauschen. Ich war ganz in Gedanken und dachte an meine Tochter. Wieder fing ich an zu weinen und konnte gar nicht mehr aufhören. Mein Herz schmerzte so sehr . Diese Ungewissheit machte mich verrückt. Ich hatte ja nicht einmal etwas zum Anziehen.
Stefan nahm mich in den Arm und versuchte, mich zu trösten. Als Stefan seinen Arm um mich legte, merkte ich, dass mein Herz anfing zu rasen. Ich hatte auf einmal so ein Kribbeln im Bauch. Was war das? Was waren das für Gefühle?
Ich wusste es nicht, aber es tat mir gut.
Mir ging es schon etwas besser. Stefan hielt mich so fest in seinem Arm. Ich spürte seine weiche Haut auf meiner. Ich bekam eine Gänsehaut. Mir wurde auf einmal ganz heiß. Ich dachte nur: Jetzt werde ich auch noch krank. Dann sah Stefan mir in die Augen, ich sah in diese strahlend blauen Augen. Sie fesselten mich.
Er sagte zärtlich, dass er noch nie so schöne braune Augen gesehen habe. Ich sei eine wunderbare und freundliche Frau. Stefan erklärte mir dann, dass es die Wahrheit war, was er zu Carsten gesagt hätte.
,, Mila, ich empfinde sehr viel für dich. Aber ich wollte nie deine Ehe zerstören, obwohl ich gemerkt habe, wie unglücklich du bist. Es war das Letzte, was ich wollte. Doch als Carsten mich dann so direkt gefragt hat, musste ich ihm die Wahrheit sagen ", erklärte mir Stefan.
Er blickte mir ganz tief in die Augen. Ich war wie hypnotisiert. Er war so schön und so zärtlich. Unsere Köpfe kamen sich immer näher, nur noch ein kleines Stück, dann würden sich unsere Lippen treffen.
Als mir das dann bewusst wurde, sprang ich auf und sagte : ,, Das geht nicht. Das können wir nicht machen. Ich weiß ja selber nicht, was ich will. "
Stefan sah mich traurig an, doch er hatte Verständnis dafür. Er war wirklich ein richtig toller Mann. Als er mir dann anbot, erst einmal bei ihm zu bleiben, bis ich wüsste, wohin ich möchte, war ich ihm sehr dankbar. Mit einem komischen Gefühl und vielen Zweifeln, nahm ich aber sein Angebot an. Ich wollte jedoch nicht, dass es nachher wirklich so aussah, als wären wir zusammen.
Wir saßen noch lange nur da und schauten auf das Wasser. Das Wasser sah so friedlich aus. Schön, wenn in mir auch alles so friedlich wäre. Dieses Gefühl gerade, als Stefan mich berührte, ging mir durch den Kopf. Sollte ich mich wirklich in Stefan verliebt haben, so wie er sich in mich? Wäre es dann überhaupt gut, wenn ich erst einmal bei ihm einziehe? Meine Gedanken drehten sich die ganze Zeit im Kreis. Ich wusste weder ein noch aus.
Da holte Stefan mich aus meinen Gedanken und sagte: ,, Komm, wir fahren jetzt. Ich muss meiner Mama das Auto bringen und danach machen wir es uns dann bei mir gemütlich. "
Wir gingen langsam zurück zum Auto. Bei seiner Mama angekommen, stellte er mich ihr vor.
Sie sah toll aus. Sie war groß und hatte braunes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel. Die Augen konnte Stefan nicht von ihr haben, denn ihre waren fast so braun wie meine. Auch ihre schlanke Figur ähnelte der meinen. Sie war sehr elegant gekleidet. Und wenn ich mir so das Haus betrachtete, war mir klar, dass sie wohlhabend war.
Sie bat uns herein und bot uns einen Kaffee an, den ich gerne annahm.
Carsten erklärte ihr dann, dass mein Mann mich vor die Tür gesetzt hatte und ich nichts mitnehmen konnte. Seine Mama hörte aufmerksam zu und stand dann plötzlich auf. Sie ging weg und kam nach einer Weile wieder. Als ich sah, was sie gemacht hat, konnte ich die Welt nicht mehr verstehen.
Sie hatte den ganzen Arm voller Kleidung und sagte zu mir: ,, Ich habe meine Sachen aussortiert. Die müssten dir alle passen, damit du erst einmal etwas zum anziehen hast. "
Mir blieb der Mund offen stehen. Da stand eine fremde Frau vor mir und gab mir Kleidung. Ich bedankte mich ganz herzlich bei ihr. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.
Dass ich von anderen die Kleidung tragen musste, kannte ich ja bereits . Heute jedoch macht mir das nichts mehr aus. Das war früher anders. Damals als ich in die fünfte Klasse ging, wurde ich von meinen Mitschülerinnen immer gehänselt. Die trugen alle die besten Klamotten und natürlich nur von den besten und teuersten Marken. Meine Eltern hatten aber nicht viel Geld. Sie mussten immer überall sparen und so bekam ich immer von meiner Tante die getragenen Sachen. Wenn es dann mal etwas Neues gab, waren es natürlich die billigsten Kleider. So war ich nie modisch gekleidet. So war ich für die Lästermäuler ein gefundenes Fressen.
Stefan nahm meinen Arm und sagte: ,, Komm, wir sollten jetzt gehen. "
Bei seiner Berührung spürte ich wieder dieses prickelnde Gefühl. Von Kopf bis Fuß stellten sich meine Haare auf. Es fühlte sich so gut an. Aber das durfte einfach nicht sein. Wir gingen langsam durch die Straßen. Ich konnte ein wenig meine Sorgen vergessen. Stefan war sehr feinfühlig mir gegenüber. Nach einer Weile gingen wir stumm an einem kleinen Fluss entlang. Es waren weit und breit nur Felder. Keine Menschenseele war hier zu sehen. Nur wir zwei. Bäume säumten den kleinen Fluss. Es tat so gut. Es war ein vertrautes Gefühl als wir dort so gingen.
Es tat so gut. Es fühlte sich alles so richtig an. Die Luft war herrlich frisch. Es war schon spät geworden. Wir sahen die Sonne untergehen. Der Himmel war in ein wunderschönes Rot getaucht. Stefan erzählte mir unterwegs viel von sich. Ich erfuhr, dass er schon einmal verheiratet war. Ihm war etwas peinlich, dass seine geschiedene Frau zehn Jahre älter war als er. Seine Stieftochter Ines war zwanzig, also genauso alt wie ich. Dadurch erfuhr ich, dass Stefan zehn Jahre älter war als ich. Was für ein Zufall. Bis dahin hatten wir uns noch nie über unser Alter unterhalten. Kontakt zu seiner Ex-Frau und deren Tochter hatte er nicht mehr. Er wusste nur, dass seine Ines, mit 16 Jahren einen Iraner geheiratet hatte. Vor drei Jahren hatte sie einen Sohn bekommen. Er vermisste seine Stieftochter, da die beiden ein sehr inniges Verhältnis zueinander hatten. Vom Aussehen und seinem Verhalten war Stefan jedoch erst Mitte zwanzig. Dann erfuhr ich noch, dass er seine Oma Lisbeth sehr liebte und sie auch öfter besuchte. Sie brauchte öfter Hilfe, da sie zuckerkrank und schon über siebzig Jahre alt war. Der Mann von Oma Lisbeth war schon ein paar Jahre tot. Nun waren wir bald bei Stefan.
Ein langer schmaler Weg führte zu dem Bauernhof, auf dem er lebte . Es war ein altes Fachwerkhaus, das in mehrere Appartements aufgeteilt war. Der Hof war umgeben von Pferdekoppeln. Viele hatten ihre Pferde dort stehen. Dadurch waren immer viele Leute dort.
Da ich Pferde liebte, fühlte ich mich richtig wohl hier. Wenn meine Kleine nur bei mir wäre, dachte ich.
Als wir auf dem Hof angekommen waren, saßen mehrere Frauen auf zwei Bänken und sahen uns entgegen. Wir begrüßten die Frauen. Stefan schien sie alle gut zu kennen.
Er stellte mir Jutta vor. Sie war groß und kräftig. Jutta war ca. fünfzig Jahre alt. Ihr gehörte der Hof.
Er sagte: ,, Jutta, kannst du mal kurz mitkommen ? "
Sie stand auf und ging mit uns ein Stück weg. Stefan erklärte ihr nun genau meine Situation.
Er fragte sie: ,, Kann Mila wohl bei mir im Appartement wohnen, bis sie etwas gefunden hat? "
Jutta schien nicht ganz glücklich darüber zu sein und antwortete: ,, Nun ich hoffe, dass es hier deswegen keinen Ärger gibt. Ich kenne so etwas nur zu gut. Nicht, dass ich hier nachher einen eifersüchtigen tobenden Ehemann stehen habe. "
Stefan und ich versicherten ihr, dass wir dafür sorgen würden, dass so etwas nicht passierte.
Darauf hin sagte Jutta: ,, Dann ist es in Ordnung. Aber wenn es Probleme gibt, muss sie raus. "
Wir bedankten uns bei ihr und gingen dann in Stefans Wohnung. Wenn ich mich so umsah, was ich vorher nicht gemacht hatte, war es richtig nett hier. Man kam zur Haustür herein und stand direkt in einer winzig kleinen Küche. Es gab eine Einbauküche mit zwei Herdplatten, einem Kühlschrank und drei Schränken. Für eine Person reichte es aus und wohl auch für zwei. Durch die Küche ging es zur einen Seite in ein Badezimmer mit Dusche, Klo und Waschbecken, jedoch mit hässlich braunen Fliesen. Ein Fenster hatte es nicht, was mir nicht gefiel. Wieder von der Küche aus ging es nach rechts in ein kleines Zimmer. Stefan nutzte es als Wohn- und Schlafzimmer. Das Zimmer war mit weißen Raufasertapeten tapeziert und am Fenster hingen schöne bunte Vorhänge. Die passten gut zu den Sprossenfenstern. An der einen Wand stand ein richtig schöner, antiker Schrank aus Eiche und in der Ecke ein Schlafsofa.
Nun fragte ich mich, wo sollte ich eigentlich schlafen?
Ich drehte mich zu Stefan um und fragte: ,, Sag mal, wo soll ich überhaupt schlafen? "
Er sah mich an und sagte: ,, Wir müssen uns wohl die Couch teilen. Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung. "
Mir blieb nichts anderes übrig, so antwortet ich: ,, Auf dem Boden möchte ich nicht schlafen. Es wird schon gehen. "
Wenn ich darüber nachdachte, dass Carsten nun alleine in unserer Wohnung war. Sie hatte hundertzwanzig Quadratmeter und war richtig schön. Ich hatte mir bei der Einrichtung große Mühe gegeben. Die Küche war riesig. Wir hatten eine L-Küche in dunkler Eiche, die wir günstig gekauft hatten. In der Ecke stand eine große Essecke, an der gut sechs Personen Platz nehmen konnten. An der langen Wand waren zwei große Fenster, von denen man auf den großen Spielplatz sehen konnte, der direkt vor unserem Haus lag. Wir hatten ein Badezimmer mit Dusche plus Badewanne und ein extra Gästeklo. Daneben war unser Schlafzimmer. Es standen ein großes Ehebett darin und ein drei Meter breiter Kleiderschrank, der komplett verspiegelt war. Dann war da noch unser großes Wohnzimmer mit einer bunten Couchgarnitur, die aus einer 3er, 2er und einem Sessel bestand. Ein ziemlich großer Eichenschrank, in dem ich sehr viel verstauen konnte, stand ebenfalls im Wohnzimmer. Neben der Eingangstür lag Celinas Zimmer. Sie hatte ein Kinderbett und ein paar Schränke. Überall waren Stofftiere und Puppensachen. Wir hatten einen großen Balkon, den man sowohl vom Wohnzimmer als auch vom Schlafzimmer aus begehen konnte. Dort stand Celinas Planschbecken.
Ich musste mir jetzt mit Stefan die kleine Schlafcouch teilen. Mein Herz war völlig überfordert. Ich freute mich eigentlich darauf, Stefan so nah bei mir zu haben in der Nacht. Aber mein Verstand sagte mir, dass es nicht gut wäre. Ich hatte Angst davor, dass ich meine Gefühle zu ihm nicht mehr verstecken konnte. Stefan hatte ja bereits Carsten gesagt, dass er etwas für mich empfindet.
,, Liebte er mich etwa? "
Ich hatte mir immer gewünscht geliebt, nicht nur gebraucht zu werden. Ich wollte wissen, gibt es die wahre Liebe? Was ist die Liebe? Woher weiß man, ob man liebt? Ich wünschte mir, das ich die Liebe einmal finden würde.
Stefan machte Musik an und setzte sich auf die Couch.
,, Komm, setz dich auch hin, " sagte er zu mir.
Mit wackeligen Beinen setzte ich mich. Die romantische Musik im Hintergrund verstärkte meine Nervosität noch. Ich hoffte, dass er nichts davon merkte.
Als das nächste Lied kam, sah Stefan mich an und fragte: ,,Tanzt du mit mir? "
Ich sah ihn überrascht an. Nun hielt er mir seine Hand hin. Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern zog mich in die Mitte seines Zimmers und begann, mit mir zu tanzen. Ich wusste nicht, ob ich jemals mit einem Mann zusammen getanzt hätte. Es war das erste Mal.
,, Ich kann das doch gar nicht! " , sagte ich zu ihm.
,, Ich werde dich führen! " , antwortete Stefan.
Er zog mich eng an sich. Ich war wie gelähmt durch seine Berührung .
,, Sei locker, entspann dich! " , sagte mein Gegenüber.
Ich versuchte mein Bestes. Nun führte mich Stefan durch seinen Raum. Es war so herrlich. Ich war total berauscht. Mein ganzer Körper stand unter Strom. Mein Magen drehte sich. Es war einfach wunderschön. Da war etwas, das ich nicht kannte, weder so eine zarte weiche Berührung, noch gar mit einem Mann so eng zu tanzen. Nachdem das Lied zu Ende war, machte Stefan es erneut an. Wir tanzten und tanzten. Es war, als wenn die Zeit stehen geblieben wäre. Irgendwann war ich müde. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Ich hatte immer noch Angst, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Ich hatte nicht vor ihm Angst, sondern vor mir, vor meinen Gefühlen. Vor den Gefühlen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gab.
Stefan nahm es mir dann ab und sagte: ,, Lass uns schlafen gehen, es ist schon spät. Morgen schauen wir noch mal, was wir wegen Celina machen können. "
Wieder merkte ich, dass mir die Tränen kamen. Ich wollte es nicht, doch ich fing wieder bitterlich an zu weinen. Es tat so weh. Ich vermisste sie. Mein schlechtes Gewissen war wieder da. Wie konnte ich sie alleine lassen? Wie konnte ich bei einem anderen Mann sein und sie dalassen? Was hatte ich mir dabei gedacht? Ich weinte, mein Herz schmerzte.
Stefan nahm mich in den Arm. Er führte mich zur Couch, aus der er in der Zwischenzeit schon ein Bett gemacht hatte. Wir legten uns auf das Bett und ich weinte mich in seinen Armen in den Schlaf.
Mitten in der Nacht wurde ich wach, mein erster Gedanke galt Celina. Ich sah mich um. Erst da wurde mir klar, dass ich bei Stefan war. Ich drehte mich um und sah, dass Stefan ganz friedlich neben mir schlief. Ich schaute ihn lange an. Je länger ich ihn ansah, um so schneller schlug mein Herz. Nein, das durfte nicht sein. Ich wollte nicht, dass ich mich in ihn verliebe. Nicht, wenn es mich meine Tochter kosten würde. Ich wollte sie bei mir haben, sie in meine Arme nehmen. Sie war bis jetzt das einzige, was meinem Leben einen Sinn gab.
,, Warum bin ich nicht nach Hause gefahren?"
Mir liefen wieder die Tränen die Wangen herunter. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich fühlte mich, als wenn ich ein Verbrechen begangen hätte. Ich liebte sie doch, meine Kleine. Stefan musste bemerkt haben, dass ich weinte. Er drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm. Das tat mir gut. Er streichelte mir über den Kopf.
Endlich gab es jemanden, der zu mir stand. Niemals hatte jemand gemerkt, wenn es mir nicht gut ging. Ich kannte es nicht, getröstet zu werden. Es war so schön. Jedoch war er der Grund, warum Celina nicht bei mir war. Ich stand wieder einmal im Zwiespalt meiner Gefühle. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wäre es richtig, meine Gefühle Stefan gegenüber zuzulassen ? Ich wollte aber doch nicht von einer Beziehung gleich in die nächste. Das wäre falsch. Aber ist Liebe falsch? Was wäre, wenn Stefan meine wahre Liebe war? Kannte ich ihn überhaupt schon lange genug? Ich musste ihn erst einmal richtig kennenlernen. Niemand sagte mir, was richtig und was falsch war.
Irgendwann bin ich dann endlich beim Nachdenken wieder eingeschlafen. Als ich morgens wach wurde, hatte Stefan schon Kaffee gekocht. Er hatte sogar Brötchen besorgt. Alles stand auf dem Tisch vor der Couch. Ich bemerkte, dass er den Tisch richtig schön gedeckt hatte.
Ich fragte ihn: ,, Wo hast du denn die Brötchen her? "
Darauf antwortete Stefan: ,, Die habe ich hier auf dem Hof gekauft. Meine Vermieterin hat hier einen kleinen Verkauf, wo man morgens frische Brötchen bekommt und auch immer etwas zu trinken kaufen kann. "
Ich setzte mich hin und wir frühstückten zusammen. Meine Gedanken waren mal wieder bei Celina. Aber Stefan lenkte mich ab.
,, Ich habe bei mir auf der Arbeit, angerufen und mich krank gemeldet ", erzählte er.
,, Geht das denn einfach so? Nicht, dass du deinen Job meinetwegen verlierst! ", meinte ich.
Stefan machte mir dann klar, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte.
,, Wir müssen nur nachher zum Arzt, damit ich eine Krankmeldung bekomme. ", sagte er.
Wir frühstückten dann in Ruhe zu Ende. Ich fand das schön. So hatte ich mir das immer vorgestellt. Bei uns war das nie so, dass wir gemeinsam gegessen hätten. Wir räumten danach gemeinsam den Tisch ab und erledigten den Abwasch. Ich machte mich dann im Bad fertig und zog mir etwas anderes an. Die Sachen seiner Mama passten mir genau.
Als wir dann so weit waren, gingen wir erst zum Arzt. Nachdem wir für Stefan die Krankmeldung hatten, gingen wir zu seiner Mama und fragten, ob wir das Auto noch einmal haben dürften. Wir wollten gucken, ob ich in der Wohnung an meine Sachen kam. Natürlich wollte ich auch versuchen, ob ich Celina bekam. Seine Mutter war sofort einverstanden. Sie brauchte ihr Auto nicht. Wir tranken noch einen Kaffee mit ihr. Dann fuhren wir zu Carsten. Als ich darüber nachdachte, wohin wir fuhren, zog sich mir wieder mein Magen zusammen. Nicht vor Glück, sondern weil meine Angst wieder da war.
,, Ob er zu Hause ist? " , überlegte ich.
Ich wollte Carsten eigentlich nicht sehen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Ich brauchte doch meine Sachen. Stefan merkte, dass ich wieder nervös war.
,, Ich bin doch bei dir! " , sagte er.
Ich war wirklich froh, dass er bei mir war.
Nachdem wir endlich angekommen waren, wurde mir bewusst, dass ich wahrscheinlich meine Maus wieder sah. Das machte es mir etwas einfacher, bei Carsten zu klingeln. Mit Herzklopfen klingelte ich. Als von oben die Tür aufgedrückt wurde, war mir ziemlich mulmig. Stefan ging auf der Treppe hinter mir. Wir kamen immer näher. Da stand Carsten, in der nur einen Spalt geöffneten Tür.
,, Was willst du hier, der hat hier nichts zu suchen! " schrie Carsten.
Es war das erste Mal das ich ihn wiedersah, nachdem ich ihn nach dem Kegeln aus dem Auto gelassen hatte.
Ganz ängstlich sagte ich: ,, Ich brauche meine Sachen und ich möchte Celina haben. "
Nun sah er mich an. Ich zitterte, ich wusste nicht, was er tun würde.
Voller Angst sagte ich: ,, Lässt du mich bitte rein? Ich brauche wenigstens meine Kleidung! "
,, Du willst hier rein ? Erst haust du ab, lässt uns hier alleine. Jetzt kommst du an und willst auch noch hier rein? " schrie er mich an.
,, Gib mir wenigstens meine Sachen! ", klagte ich.
,, Du kannst mit mir einen Termin machen, dann kannst du die Sachen holen! Celina wirst du nicht bekommen! " , erklärte er.
Ich war total fertig. Was sollte ich nur tun? Das durfte doch nicht wahr sein.
,, Bitte nur meine Sachen. ", flehte ich ihn.
Carsten sagte: ,, Du kannst wiederkommen, wenn ich das vorher weiß und auch nur, wenn du alleine kommst. " Dann sagte er noch , ,, Du kannst morgen um 10 Uhr hier sein und deine Sachen holen."
,, Aber wir haben kein Auto, wir mussten uns das heute schon leihen! " , meinte ich.
Darauf stellte er sich provokativ vor uns, und sagte: ,, Das ist dein Pech! Das hast du so gewollt! "
Hatte ich das wirklich gewollt? Eigentlich nicht! Ich wollte wieder einmal nur weg, weg von Carsten. Doch dieses mal war ich nicht traurig. Nein ich war sauer und wütend. Wie konnte er nur so sein. Im Prinzip hat er mich doch verlassen. Ich wollte ja wieder nach Hause. Wie konnte das ganze nur so aus dem Ruder laufen?
Stefan und ich gingen wieder zum Auto. Noch immer kochte ich vor Wut.
,, Was denkt der sich eigentlich? ", sagte ich. ,, Mir gehört die Wohnung schließlich genauso! "
Wieder war es Stefan der mich beruhigte. ,, Warten wir doch morgen ab. Er ist sicher nur verletzt, " meinte Stefan.
Mir war egal, was mit ihm war. Er verweigerte mir meine privaten Sachen genauso, wie meine kleine Maus.
Wir fuhren wieder zu Stefans Mutter. Auf dem Weg dorthin legte Stefan seine Hand auf mein Bein . Er wollte mir damit zeigen, dass ich nicht alleine bin. Die Wärme seiner Hand, die durch den Stoff meiner Hose drang, brachte mir wieder so ein Kribbeln im Bauch. Es fühlte sich so richtig an. Es war ein so schönes Gefühl, dass durch meinen Körper ging. Aber das durfte nicht sein. Ich kam gerade von Carsten, war wütend. Durch eine winzige Berührung von Stefan war die Wut verblasst. Ich genoss diese Nähe mit ihm. Stefan machte das Radio an. Es lief genau das Lied, nach dem Stefan und ich gestern tanzten. Zufall? Er sah mich an. Ich sah ein Strahlen in seinen blauen Augen. Mir wurde warm. Ein Prickeln ging durch meinen Körper. Als wir bei seiner Mama angekommen waren, hatte ich mich wieder beruhigt. Die Situation wurde mir langsam zu heiß.
Wir gaben seiner Mutter das Auto zurück und sie lud uns noch auf einen Kaffee ein. Dabei berichteten wir ihr über den neuesten Stand der Ereignisse. Stefans Mutter gab uns den Rat, zu einer Rechtsanwältin zu gehen. Sie sagte uns, dass wir dort Hilfe bekämen, um an meine Sachen und in erster Linie an meine Celina zu kommen. Sie erklärte mir auch, dass ich mir finanziell deswegen keine Sorgen machen sollte. Ich erfuhr, dass ich ein Anrecht auf Prozeßkostenhilfe hätte und für die Rechtsanwältin nichts zu bezahlen brauchte. Des weiteren riet sie mir, zum Sozialamt zu gehen und Grundsicherung zu beantragen, um mich ernähren zu können. Ich war ihr sehr dankbar für die Tipps. Natürlich gab sie mir die Tipps auch, damit ich ihrem Sohn nicht auf der Tasche liegen müsste.
Nach dem guten Gespräch mit seiner Mama gingen wir erst einmal zu seiner Firma, um die Krankmeldung abzugeben. Da bekamen wir die nächste `Ohrfeige `.
Als Stefan zu seinem Chef ging, kam ihm der schon auf halbem Weg entgegen und sagte : ,, Männer, die hier anderen die Frauen nehmen, brauchen wir hier nicht! Sie können sich ihre Papiere holen! "
Erschrocken sah Stefan seinen Chef an und sagte: ,, Warum werde ich entlassen, was hat das mit meiner Arbeit zu tun? "
Sein Chef sagte: ,, Sie haben Herrn Hatting die Frau ausgespannt. Das wird sich auch in der Firma bemerkbar machen. Ich kann nichts anderes tun. Tut mir leid. "
Wir verabschiedeten uns von Herrn Schulze und gingen weg. Wir machten uns nun auf den Weg zum Anwalt, um uns einen Termin zu holen. Auf dem Weg dorthin unterhielten wir uns über die Kündigung. Wir waren geschockt über das, was Carsten gemacht hatte. Ich gab mir wie immer die Schuld daran.
Ich war doch eh immer an allem Schuld. Als mein Bruder zur Schule ging, war ich auch die Schuldige, wenn er keine Hausaufgaben gemacht hatte. Ich hätte doch nachsehen müssen und kontrollieren sollen, ob er sie gemacht hatte. Wenn Melvin etwas kaputt machte , war ich diejenige, die Ärger bekam. Ich war Schuld, wenn ich mal Geld für die Schule brauchte, das nicht da war. Ich war Schuld, dass meine Eltern eine Ehe führten, die sie eigentlich nicht wollten, weil sie mich bekommen hatten.
Wieder hatte ich alles verbockt.
Als wir so durch die Straßen gingen, war ich ganz in Gedanken. Ich dachte wieder darüber nach, warum ich immer und immer wieder alles falsch machte. Stefan nahm mich in den Arm. Automatisch machte ich es ihm nach. Wir gingen nun Arm in Arm durch die Stadt. Es war ein schönes Gefühl, einen Vertrauten zu haben. Mir zitterten die Beine. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich so vertraut mit ihm gehen durfte. Aber es war doch nur freundschaftlich. Wir kamen bei der Rechtsanwältin an, die wir uns herausgesucht hatten.
Wir erzählten ihr alles, was vorgefallen war, jedes kleinste Detail. Sie erklärte uns, dass es nicht einfach würde, an die kleine Maus heranzukommen. Sie war jedoch der Meinung, dass ein Kind auf jeden Fall zur Mutter gehört, vor allem weil ich ja bisher immer ihre Bezugsperson war.
Sie sagte: ,, Ich schreibe einen Brief an ihren Ehemann, dass er ihnen Zutritt zu ihrer Wohnung gewähren muss. Des weiteren werde ich schreiben, dass er ihnen ihre gemeinsame Tochter aushändigen soll. "
Nachdem sie uns alles erläutert hatte, gingen wir wieder. Ich war jetzt ein wenig zuversichtlicher.
Stefan sagte mir, dass sein Vater zwei Gaststätten hätte und wir ja dort hingehen könnten, um eine Cola zu trinken. Ich war überrascht, dass er mir das nicht schon vorher erzählt hatte, aber ging mit ihm dort hin. Sein Vater war ein wenig komisch. Er behandelte seinen Sohn, als wenn er ihn nicht kennen würde. Mit seinen anderen Gästen sprach er ganz anders. Nein, mit denen redete er, was er mit Stefan nicht tat. Zu mir jedoch war er freundlich. Danach war mir klar, warum Stefan mir nicht früher von ihm erzählt hatte. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre zwischen den beiden. Wir tranken die Cola und gingen wieder. Ich fragte nicht, was zwischen ihm und seinem Papa war. Ich dachte, er würde es mir von allein erzählen, wenn es so weit war.
Wir gingen zu ihm nach Hause. Als wir bei ihm ankamen, saßen wieder einige der Reiterinnen auf dem Hof und tranken etwas zusammen. Wir setzten uns dazu. Dadurch kam ich ein wenig auf andere Gedanken.
Mir wurde kalt und ich sagte zu Stefan: ,, Komm, wir gehen rein, es ist kalt. "
Wir tranken noch unsere Cola, die wir uns geholt hatten, aus und gingen rein.
Stefan machte sofort wieder Musik an. Ich kannte mittlerweile das Lied. Es war das gleiche wie am Tag zuvor. Stefan bat mich wieder, mit ihm zu tanzen und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Er nahm mich in den Arm und wir tanzten los. Er hatte das Lied auf Wiederholung gestellt. Ich merkte, wie er mir dabei von mal zu mal näher kam. Ich bekam sofort wieder ein Kribbeln im Bauch. Ihn zu spüren, war ein tolles Gefühl. Irgendwann umschlang er mich richtig und wir tanzten ganz eng zusammen. Dann sah er mir in die Augen und ich merkte, dass da etwas war in seinen Augen, dass ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Ich sah in ihnen Leidenschaft und Verlangen.
Mir zitterten die Beine. Diese Spannung zwischen uns war kaum auszuhalten. Er kam mir immer näher mit dem Gesicht. Ich schloss meine Augen und genoss dieses Gefühl. Auf einmal spürte ich seine zarten weichen Lippen auf meinen. Es hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich hatte noch nie ein solches Gefühl gespürt. Gut, dass Stefan mich in seinen Armen hielt, sonst wäre ich zu Boden gegangen. So unglaublich war es. Wir küssten uns und es war wunderschön. Diese Leidenschaft bei einem Kuss war mir fremd. Ich lernte Gefühle in mir kennen, die unglaublich waren. Die Zeit war stehen geblieben. Ich konnte an nichts mehr denken. Ich hatte das erste mal keine Gedanken. Nach einer Weile trennten sich unsere Lippen. Stefan sah mich an und der Blick sprach Bände. Ich sah Begierde, Freude, Sehnsucht. Mir ging es genauso. Ich war berauscht von seiner Männlichkeit. Ich sah ihn an und wir legten uns automatisch auf die Couch. Im Hintergrund spielte immer noch das gleiche Lied, aber das war nebensächlich. Ich wollte mehr von seinen Küssen. Ich wollte seine Lippen wieder spüren. Wir kuschelten uns an einander. Ich genoss seine Nähe und Zärtlichkeit. Schon spürte ich wieder seine Lippen und war wie benebelt. Wir lagen lange küssend und kuschelnd auf der Couch und schliefen dann dabei ein.
Am nächsten Morgen erwachten wir Arm in Arm. Es war das erste Mal, dass ich die Nähe eines anderen als schön empfunden habe. Nach dem Frühstück, was sehr harmonisch verlief, holten wir uns von seiner Mama das Auto. Wir mussten ja noch einmal in Höhle des Löwen. Ich war sehr gespannt, ob Carsten sein Wort hielt und mich in die Wohnung lassen würde. Mit komischem Gefühl, ging ich die Treppen hoch. Stefan wartete unten im Auto. Das war ja Carstens Voraussetzung. Ich musste alleine kommen. Ich wäre ruhiger gewesen, wenn Stefan mir hätte beistehen können. Aber da musste ich allein durch. Als ich oben war, schaute Carsten, ob ich auch wirklich alleine war. << Du nimmst aber nur deine Klamotten mit. Von den anderen Sachen bekommst du nichts, >> teilte Carsten mir bereits an der Tür mit. Als ich die Wohnung betreten hatte, machte er die Tür hinter mir zu. Dann der Schock. Seine ältere Schwester, sein Vater und sein Schwager standen in einer Reihe im Wohnzimmer und starrten mich an.
,, Wo ist Celina?" fragte ich.
,, Die ist da, wo du nicht hinkommst. Du hast sie allein gelassen. Du bekommst sie nicht mehr! ", sagte Carsten. ,, Nimm deine Sachen und zwar nur deine und hau wieder ab. "
,, Wie geht es Celina? " fragte ich.
,, Wie soll es ihr schon gehen, nach dem, was du getan hast! " meinte nun meine Schwägerin.
Ich merkte, ich redete gegen eine Wand, die sich gegen mich verschworen hatte.
Also sagte ich: ,, Ich packe dann mal meine Sachen ein. "
Ich ging als erstes ins Schlafzimmer, um meine Kleidung zu holen. Es war, als wenn man mich in einen Käfig mit Löwen gesteckt hatte. Genauso fühlte ich meine Angst wieder. Ich stopfte alles, was ich mitbekam, in einen großen Müllsack. Das ging schneller als Kartons zu packen. Nun holte ich meine Kosmetika aus dem Badezimmer.
,, Nimm bloß alles mit, nochmal kommst du hier nicht rein, " schrie mich Carsten an.
Ich zuckte zusammen.
Als ich mich ein wenig gefasst hatte, meinte ich zu ihm, ,, Wie soll ich das denn machen? Das passt gar nicht alles in das Auto. Ich nehme nur das mit was passt, " sagte ich.
Wo nahm ich nur die Kraft her, ihm Contra zu geben? Die anderen hielten sich zurück. Aber die Anwesenheit reichte ja auch, um mich einzuschüchtern. Ich versuchte jedoch, stark zu sein.
,, Warum hast du mich nicht mehr reingelassen? " fragte ich Carsten noch zum Schluss.
,, Weil du abgehauen bist," meinte er.
Ich antwortete: ,, Ich wollte doch nur einmal in Ruhe über alles nachdenken."
Darauf sagte Carsten: ,, Deswegen hast du dann bei deinem Stecher geschlafen."
Ich war wütend und erklärte: ,, Ich bin beim Reden bei ihm eingeschlafen und mein Stecher ist er auch nicht! "
Ich nahm meine Sachen und wendete mich zur Tür .
,,Ich gehe jetzt, " sagte ich. ,, Das nächste mal sehen wir uns, wenn ich Celina hole."
Ich machte die Tür auf und ließ alle stehen. Dann quälte ich mich mit den Müllsäcken die Treppen hinunter.
Als ich unten ankam, sah ich, wie Stefan aus dem Auto stieg und lächelte.
,, Warte ich helfe dir " ,sagte er und kam mir entgegen. Sofort nahm er die Säcke und packte sie ins Auto. Nachdem wir uns ins Auto gesetzt hatten, erzählte ich ihm alles. Ich klärte ihn auf, wer alles da war, was Carsten gesagt hatte.
Ich sagte : ,, Ich habe mich noch nie so gedemütigt gefühlt. Die standen da und beobachteten jede meiner Bewegungen. "
Als wir ein Stück von dem Haus weg waren, nahm Stefan meine Hand, sah mich an und sagte zu mir: ,, Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir sein konnte. "
Mit Tränen in den Augen seufzte er.
Mir kamen nun auch Tränen und ich erwiderte: ,, Ich bin so froh, wieder bei dir zu sein. Niemals wäre ich da geblieben. "
Wir fuhren eine ganze Weile. Keiner sagte etwas. Wir waren in Gedanken, jedoch froh, einander zu haben. Er gab mir Halt in dieser Zeit. Mir wurde bewusst, dass es für mich das Beste war, mich von Carsten zu trennen. Die Art und Weise war natürlich nicht die beste. Je mehr ich nachdachte, um so mehr Vorwürfe machte ich mir, dass ich Stefans heiße Küsse zugelassen und erwidert hatte.
Schließlich war ich noch verheiratet. Und das noch gar nicht lange. Carsten und ich waren schon drei Jahre zusammen. Allerdings hatten wir erst vor drei Monaten geheiratet. Ich wollte das eigentlich nicht.
Carstens Mama redete immer wieder auf mich ein: ,, Ihr habt ein gemeinsames Kind, wohnt zusammen und seid ja auch schon lange zusammen. Und wir sind katholisch, vergiss das nicht."
Ihr liebster Satz zu mir war: ,, Ein uneheliches Kind, das geht überhaupt nicht. Denk nur mal an Celina. " Genau das war mein wunder Punkt. Jedes mal, wenn ich sie sah, lag sie mir damit in den Ohren. Bis ich mich endlich dazu bereit erklärt hatte, Carsten zu heiraten. Ich war zu naiv, zu jung und zu leichtgläubig. Ich hatte mir gedacht, wenn ich heiratete, wäre ja alles wie immer. Es wäre doch egal, ob verheiratet oder nicht. So hatte ich wenigstens meine Ruhe und brauchte mir das Gejammer meiner Schwiegermutter nicht mehr anzuhören. Aber eines wusste ich jetzt, das war der größte Fehler, den ich je gemacht hatte.
Das war das erste Mal, bei dem ich besser auf meine Mama gehört hätte. Aber wie immer, habe ich aus Trotz mal wieder genau das Gegenteil gemacht.
Mama sagte immer zu mir: ,, Wegen einem Kind muss man nicht heiraten. Willst du, dass es dir geht wie mir ? Du kannst Celina auch alleine groß ziehen."
Nachdem wir das Auto wieder weggebracht hatten, liefen wir nach Hause.
,, Was hältst du davon, wenn wir heute Abend in die Disko gehen, um ein bisschen auf andere Gedanken zu kommen?" ,sagte Stefan, ,, Das würde dir gut tun. Wenn die Kleine erst einmal bei uns ist, können wir das eh nicht mehr. "
Ich sah ihn erschrocken an. Hatte ich mich da verhört ? Er sprach von uns! Ich fragte mich, ob wir zusammen sind. Ja gut, wir hatten uns geküsst, sogar sehr intensiv. Aber hieß das, dass wir zusammen waren? Okay, ich wohnte auch bei ihm, aber nur, weil ich nicht wusste, wohin. Das fühlte sich hart an. Aber es war ja so.
Ich ging gerade meinen Gedanken nach, als Stefan meinte: ,, Hallo. Noch da ? "
Ich sah ihn an und antwortete: ,, Ja bin hier, können wir gerne machen. Es ist schon ewig her, dass ich draußen war."
Ich dachte die ganze Zeit über das nach, was Stefan gesagt hatte. Waren wir ein Paar, ging es mir durch den Kopf. Vielleicht machte ich mir auch nur zu viele Gedanken.
Abends machten wir uns dann fertig für die Disko. Stefan kam aus der Dusche und hatte nur ein Handtuch um sich geschlungen. Mir fehlten die Worte. Er gefiel mir ja schon die ganze Zeit. Als ich ihn jetzt jedoch sah, fast nur wie Gott ihn geschaffen hatte, war ich sprachlos. Er sah zum anbeißen aus. Seine dunkelblonden Haare waren noch vom abtrocknen total verwuschelt. Sein muskulöser aber schlanker Körper war einfach ein Traum. Ich fand es nie schön, einen Mann nackt zu sehen. Aber das Bild, das mir da bot, änderte allerdings sofort meine Meinung. Ich hätte am liebsten mehr gesehen. Seine gebräunte Haut schimmerte in dem Licht so weich.
Ich verspürte den Drang, ihn zu berühren. Jedoch war mir bewusst, dass ich nicht wusste, wie es dann enden würde. Nein, ich durfte ihn nicht berühren, auch wenn er noch so verlockend aussah. Er ging an mir vorbei, um sich seine Hose zu holen. Dabei berührte er meinen Arm mit seinem. Das war eine Empfindung, die mir fremd war. Mein Herz schlug immer schneller und schneller. Ich hatte das Gefühl, als ob mir das Herz aus der Brust springen wollte. Sofort drehte ich mich zu ihm um und küsste ihn. Mir wurde warm, dann wieder kalt und dann ganz heiß. Durch meinen ganzen Körper flatterten Schmetterlinge. Seine Haut war so weich. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich konnte nicht genug von seinen zarten Lippen bekommen. Der Kuss war so innig, dass es schon fast schmerzte.
Langsam löste ich mich von ihm. Ich sah ihm tief in die Augen und dann sah ich Enttäuschung in seinen Augen. Es tat mir weh, mich von ihm zu lösen. Doch ich war noch nicht bereit für mehr.
Er fragte mich: ,, Habe ich etwas falsch gemacht? "
Ich sah ihn an und meinte: ,, Nein. Aber ich brauche noch Zeit. Das geht mir zu schnell. "
Er nahm mich nochmals in den Arm, gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte: ,, Ich kann dich verstehen. Du hast alle Zeit, die du brauchst."
Ich war erleichtert. Ich hatte Angst davor, dass er mehr wollte und mich nicht verstand. Stefan zog sich ein weißes T-Shirt an, das seine breiten Schultern betonte. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass er einen bewundernswerten V-Rücken hatte. Dazu zog er eine hellblaue Jeans an und schwarze Schuhe. Er sah zum anbeißen aus, als er fertig war. Ich zog mir im Bad eines meiner Kleider an. Das Kleid war schwarz, es lag eng an und hatte den Rücken frei. Es ging mir gerade mal über den Po. Dazu zog ich meine hohen schwarzen Plateauschuhe an, mit denen ich größer wirkte. Als ich aus dem Bad kam, sah Stefan mich an und staunte nicht schlecht.
Er brachte kaum die Worte raus: ,, Du siehst jetzt noch fantastischer aus und ich dachte, schöner geht gar nicht mehr. Du bist der Wahnsinn."
Jetzt fehlten mir die Worte. Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Ich merkte, dass mir kleine Freudentränen in die Augen schossen.
Voller Freude ging ich dann mit Stefan in die Diskothek. Wir setzten uns erst einmal hin und bestellten etwas zu trinken. Wir saßen ganz nah beieinander. Stefan legte seinen Arm um mich, was für mich schon komisch war, so in der Öffentlichkeit. Es fühlte sich dennoch gut an.
Er gab mir das Gefühl, gemocht zu werden. Früher hatte ich immer nur den Eindruck, gebraucht zu werden, um irgendwelche Arbeiten zu machen. Bei Carsten gab mir eigentlich nie etwas ein Gefühl von Liebe. Für ihn war ich einfach nur da. Es war einfach so, weil es sich irgendwann so ergeben hatte.
Als ich Carsten kennenlernte, hatte er erst einmal einen Korb von mir bekommen.
Als er mich damals auf der Straße ansprach und fragte: ,, Gehst du heute Abend mit mir ins Kino? Ich weiß, dass du sonntags immer zum Fußball fährst. Ich habe dich da schon oft gesehen. "
Antwortete ich ihm: ,, Tut mir leid, ich muss lange arbeiten. "
Da erzählte er mir, dass er mich schon oft gesehen hatte und ich ihm schon sehr lange gefallen würde. So naiv, wie ich damals war, hatte ich ihm gesagt, wo ich arbeite. An dem Tag machte ich Feierabend, kam aus dem Laden und traute meinen Augen nicht. Da stand er und wartete auf mich. Ich habe mich kurz mit ihm unterhalten und bin dann nach Hause gefahren. Auf dem Heimweg dachte ich, oh mein Gott, was ist das denn für einer. Später bin ich dann eines Tages auf seine Kinoeinladung eingegangen. Von da an haben wir immer öfter gemeinsam etwas unternommen. Dann sind wir einfach so zusammen gekommen.
Es war reine Gewohnheit und hatte nichts mit Liebe zu tun. Mir wurde bewusst, dass ich das Richtige getan hatte. Es war richtig, mich von ihm zu trennen. Ich hätte es zwar anders machen sollen, aber dann hätte ich Stefan vielleicht nie kennengelernt. So ergab sich für mich ein Sinn für die Beziehung, die ich mit Carsten hatte. Ich dachte weiter darüber nach und kam zu dem Entschluss, dass ich es dem Schicksal überlassen sollte, was jetzt aus Stefan und mir würde. Schließlich hatte die Zeit mit Carsten in meinen Augen doch noch etwas Gutes.
Ich wurde durch ein Lied aus meinen Gedanken gerissen „I swear“ von All 4 One. Ja genau. Es war das Lied, zu dem Stefan und ich schon so oft getanzt hatten. Mir war klar, was jetzt käme. Stefan nahm meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Es war so voll, dass man kaum Platz hatte. Aber wir tanzten wieder. Er hielt mich ganz eng in seinen Armen und ich schloss die Augen. Das war so unbeschreiblich das Gefühl. Es war, als wenn wir ganz alleine auf der Tanzfläche wären. Durch meine geschlossenen Augen kam das bunte Licht der Lichtanlage. Ich genoss es, ihn zu berühren. Ich fühlte mich auf einmal wie befreit. Wie auf einer Wolke schwebte ich über die Tanzfläche. Geführt von meinem Erlöser. Als ich die Augen öffnete, bemerkte ich, dass Stefan mich ansah. Mit seinen blauen Augen, die durch die bunten Lichter glitzerten, sah er mir tief in die Augen und wir küssten uns. Mitten auf der Tanzfläche standen wir eng umschlungen, uns küssend und leicht im Takt zur Musik wippend. Ich hatte kein Gefühl mehr für Raum und Zeit. Irgendwann bemerkte ich, dass die Tanzfläche leerer geworden war. Es spielte ganz andere Musik. Stefan und ich standen noch in der Mitte.
Ich sagte ihm: ,, Lass uns etwas trinken gehen. "
Hand in Hand gingen wir zur Theke. Stefan bestellte sich ein Bier, ich blieb bei Cola.
Als wir ausgetrunken hatten, gingen wir wieder tanzen. Es war traumhaft. Da ich ja überhaupt nicht tanzen konnte, war mir ein wenig bange. Als wir dann jedoch auf der Tanzfläche waren, merkte ich, dass mir nicht bange zu sein brauchte. Stefan war ein so guter Tänzer. Es machte Spaß, mich von ihm über die Fläche führen zu lassen. Lange hatte ich nicht so ein Vergnügen gehabt. Ich war endlich mal ich. Es fühlte sich an wie fliegen. Ich musste endlich mal nicht Kummer oder Sorgen denken. Wir blieben bis spät in die Nacht. Gemütlich gingen wir nach Hause und schliefen dann aneinander gekuschelt ein.
Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei meiner Anwältin. Ich schilderte ihr die neuesten Ereignisse. Sie schrieb darauf einen Brief an den Anwalt meines Noch-Ehemannes. Sie bat erneut um die Herausgabe von Celina. Sie teilte auch mit, dass ich auf der Suche nach einer geeigneten Wohnung war für Celina und mich. Ich hoffte, dass das etwas bringen würde.
Ich vermisste meine Kleine so sehr. Es war jetzt schon eine Woche her, dass ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie war doch erst eineinhalb Jahre alt. Die Kleine lernte doch jetzt jeden Tag etwas neues. Je länger ich sie nicht sah, desto mehr verpasste ich auch. Es war einfach nur schmerzlich. Sicherlich vermisste Celina mich genauso. Von einem damaligen Nachbarn hatte ich erfahren, dass Celina ganz oft nach mir fragte. Das schmerzte sehr. Ich hoffte so sehr, dass ich sie bald wieder in meine Arme nehmen konnte.
Es vergingen einige Wochen. Aber es tat sich einfach nichts. Ich war regelmäßig bei meiner Anwältin, um den Kampf um Celina weiter zu führen. Doch leider durfte ich sie immer noch nicht sehen. Angeblich würde ich sie sonst zu sehr verwirren . Mein Noch-Mann und seine Eltern behaupteten, dass sie nie nach mir fragen würde. Ich verbrachte sehr viel Zeit damit, die Zeitungen nach Wohnungen zu durchsuchen. Ich hatte ja nur durch eine geeignete Wohnung die Chance, meine Kleine zu bekommen.
Stefans Appartement war eindeutig zu klein für uns drei. Zwischen Stefan und mir war alles wie vorher. Wir gingen am Wochenende oft in die Diskothek. So konnte ich auch mal vom Stress abschalten. Wir besuchten auch öfter seine Oma, die sich immer sehr freute. Da sie schon Ende siebzig war, halfen wir ihr beim Einkaufen oder im Haushalt. Ich bekam ein wenig Geld vom Amt für den Lebensunterhalt. Stefan hatte sich arbeitslos gemeldet. Dadurch hatte er selbst auch weniger Geld zur Verfügung, aber wir kamen über die Runden.
Ich suchte nach einem Nebenjob. Ich wollte arbeiten, bis Celina zu mir kam. Es war jedoch nicht leicht, etwas zu finden. Wenn ich daran dachte, dass ich dann tagsüber aus dem Haus wäre, war ich schon ein wenig traurig. Ich würde Stefan dann weniger sehen, genoss ich doch jede Sekunde mit ihm.
Eines morgens gingen wir nach einem Termin bei meiner Anwältin, einen Kaffee bei seinem Papa in der Gaststätte trinken. Mittlerweile sprach sein Vater auch wieder mit ihm.
Sein Papa Günther sagte uns: ,,Der Chef von der Spielhalle gegenüber sagte mir heute, die suchen eine Aushilfe. Die Stelle ist noch nicht ausgeschrieben. Vielleicht ist das was für Mila . "
Wir bedankten uns bei ihm, dass er uns Bescheid gegeben hatte. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dort zu arbeiten. Stefan war mit mir schon öfter dort, um einen Kaffee zu trinken. Er kannte die Bedienung von früher aus der Schule. Beim Kaffee verspielte er dann schon mal zehn Euro an den Automaten, wobei er manchmal auch Glück hatte und Geld gewann.
Nachdem wir bei seinem Papa den Kaffee getrunken hatten, gingen wir sofort zur Spielhalle. Ich war schrecklich aufgeregt. Mir zitterten die Knie. Der Job hätte uns sehr geholfen. Da das Geld ziemlich knapp war, wäre dieses für uns die Rettung gewesen.
Wir gingen in die Halle und Paula, die wir auch gut kannten, hatte gerade Dienst.
Ich sagte zu ihr: ,,Hallo . Ich habe gehört, ihr sucht eine Aushilfe, dafür würde ich mich gerne bewerben"
Paula sah mich lächelnd an und antwortete: ,, Das wäre schön. Wenn du noch wartest, in ca. zwanzig Minuten kommt Herr Brügger, der Chef. Dann kannst du ihn direkt fragen. "
Ich freute mich und war nervös zugleich.
Stefan sagte zu mir: ,, Du wirst die Stelle schon bekommen. "
Er gab mir einen Kuss, der mich auch sofort wieder ein wenig beruhigte. Stefan bestellte für uns einen Kaffee, den man dort kostenlos bekam. Dann setzte er sich an einen Automaten und schmiss fünf Euro rein. Ich fand das nicht so toll, da wir ja sparen mussten.
Aber Stefan sagte: ,, Das sind doch nur fünf Euro. Die hole ich da doppelt und dreifach wieder raus. "
Auf einmal sah ich, dass er schon fünfzig Euro gewonnen hatte.
Ich forderte ihn auf : ,, Hol das Geld da raus, das ist ja Wahnsinn. "
Doch er machte keine Anstalten es raus zu drücken.
,, Das wird noch mehr, der Automat ist voll. ", sagte Stefan.
Mir war richtig schwindelig, als ich ihn dabei beobachtete. Erst waren es fünfzig, dann dreißig, so ging das eine ganze Weile. Ich fand das überhaupt nicht gut. Das war eine Menge Geld für uns. Ich war sogar sauer, dass er es nicht nahm. Darauf hin bin ich zu Paula gegangen und habe mich mit ihr unterhalten. Sie erzählte mir eine Menge über den Job in der Halle.
,, Das bekommst du hin, keine Sorge, " beruhigte mich Paula.
Als der Chef dann kam, holte Stefan seinen Gewinn dann endlich raus. Das war doch bestimmt ein gutes Omen. Stefan hatte aus fünf Euro in einer halben Stunde einhundertfünfzig gemacht. Ich war total begeistert. Ich freute mich.
Ich bin mit wackeligen Beinen zu dem Chef gegangen und habe mich ihm vorgestellt.
Ich sagte: ,, Guten Tag, ich bin Frau Hatting. Mir wurde von Herrn Dittrich gesagt, sie suchen eine Aushilfe."
Ich war so gespannt. Man konnte sehen, wie er überlegte.
Bis er dann sagte: ,, Hm, sie können nächste Woche ein Probearbeiten machen. Frau Power wird ihnen dann alles zeigen und erklären. "
Erleichtert sagte ich: ,, Das ist schön, ich freue mich darauf. "
,, Dann versuchen wir das mal und sprechen uns noch einmal, ob es ihnen überhaupt liegt, " sagte er, ,, Frau Power kann dann gleich mal im Kalender mit ihnen die Termine durchgehen, wann sie arbeiten kommen. "
Ich bedankte mich ganz freundlich und freute mich riesig. Stefan hatte sich im Hintergrund gehalten, er war der Meinung, das sei besser so. Als Herr Brügger gegangen war, unterhielt ich mich noch eine ganz Weile mit Paula. Wir gingen die Termine durch. Den nächsten Montag sollte ich das erste Mal zur Arbeit kommen. Ich war so glücklich und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich mit Paula auch sehr gut verstehen würde. Sie war genauso klein wie ich und hatte dunkelbraune gelockte Haare die ihr bis zur Schulter gingen. Wir waren sogar gleich groß, besser gesagt, gleich klein.
Stefan und ich gingen dann wieder nach Hause und machten es uns gemütlich. Unterwegs hatten wir uns eine Flasche billigen Sekt gekauft, um meinen Job zu feiern. Wir machten Teelichter an und gossen den Sekt ein. Dieses mal war ich diejenige, die unser Lied anmachte. Als wir zusammen mit dem Sekt anstießen, sah ich wieder dieses Funkeln in seinen Augen. Wieder hatte ich große Lust, ihn zu küssen.
Doch dieses mal war es irgendwie anders. Es war viel inniger als sonst. Es war Leidenschaft und ich spürte, dass ich ihn begehrte. Ich wollte mehr von ihm. Ich fing automatisch an, ihn zu streicheln. Meine Hände tasteten nach seinem Rücken und schoben sich langsam unter sein T-Shirt. Es war unbeschreiblich, seine Haut zu spüren. Er fing an, das gleiche bei mir zu tun. Mir wurde so heiß, dass ich dachte, ich verbrenne gleich. Seine Hände auf mir zu spüren, war unbeschreiblich schön.
Dieses Gefühl, was war das? War ich jetzt zu mehr bereit? Wir küssten uns immer heftiger. Stefan fing an meinen Hals mit Küssen zu bedecken und ich wusste nicht, wie ich dieses Gefühl, dass er in mir auslöste, zu verstehen hatte.
,, Du bist so wunderschön Mila. " hauchte er.
Ich hatte nie so etwas gespürt. Irgendwie fühlte ich mich damit überfordert, wollte aber mehr davon. Ich fing auch an, langsam seinen Hals zu küssen. Meine Hände glitten durch seine Haare.
,,Ich liebe es deine Haare zu berühren. " flüsterte ich ihm ins Ohr.
Sie waren so weich. Alles an ihm fühlte sich einfach nur gut an. Langsam zog ich ihm sein T-Shirt aus. Ich küsste ihn auf die Schultern und wieder seinen Hals. Dabei streichelte ich immer und immer wieder seinen Rücken rauf und runter. Ganz leicht, damit ich ihn ganz genau spüren konnte.
,, Deine Haut ist wie Seide so weich, ich liebe es, dich zu berühren, " stöhnte ich leise.
Wir küssten uns wieder und es wurde immer wilder. Er schob Stückchen für Stückchen meine Bluse höher. ,, Du bist so zärtlich zu mir," flüsterte ich.
Mein Bauch zog sich vor Erregung zusammen.
Erregung ? Ich? Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, einen Mann zu berühren. Mein Herz wollte mehr, mein Kopf nicht. Was sollte das? Es war so unglaublich und mein Kopf sagte “nein”? Doch mein Herz sehnte sich nach seinem Körper.
,, Vom ersten Moment, als ich dich sah, hast du mich verzaubert, " hauchte Stefan mir ins Ohr.
Wir streichelten uns eine ganze Weile.
Doch als Stefan versuchte, mir die Hose zu öffnen, sprang ich auf und schrie: ,, Neeeiiiinnn ".
Stefan sah mich entsetzt an. ,, Habe ich dir weh getan? Wenn ja, das wollte ich nicht. Tut mir leid."
Ich wusste selber nicht, was mit mir los war. Ich wollte es doch. Aber wo kamen meine Worte her. Kleine Tränen liefen mir die Wangen herunter. Ich schämte mich. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Was sollte Stefan von mir denken? Ich war doch diejenige, die angefangen hatte. Warum hatte ich so geschrien. Je mehr ich so in mich hinein horchte, desto besser verstand ich, was los war. Es war Carsten. Carsten, was hatte er nur mit mir gemacht? Stefan merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Er machte die Musik aus, die noch immer lief. Dann nahm er mich ganz fest in den Arm und legte sich mit mir unter die Decke ins Bett. Er streichelte mich nicht mehr, er hielt mich nur fest. Ganz, ganz fest .
Er gab mir einen Kuss auf das Haar und sagte: ,, Es ist schon gut, ich lasse dir Zeit. Zeit, soviel du brauchst."
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, hielt Stefan mich noch immer in seinem Arm. Ich hatte die letzte Nacht ganz unruhig geschlafen. Immer wieder war Celina vor meinen Augen. Ich vermisste sie so sehr. Ich wollte sie endlich wiedersehen. Einen Monat hatte ich sie nicht mehr gesehen.
Meine Anwältin hatte schon etliche Briefe an Carstens Anwalt geschrieben . Carstens Anwalt hatte einen Brief geschrieben, der mich richtig wütend gemacht hatte. Er schrieb, dass Celina bei ihrem Vater bleiben sollte, da sie bei mir total verwahrlost wäre. Sie hätte bei mir einen Pilz gehabt, da ich sie nicht regelmäßig gewickelt hätte. Des weiteren schrieb er, dass ihr Bettchen verschimmelt gewesen wäre, dass in ihrem Zimmer verschimmelte Windeln lagen und dass ihre Haare komplett verfilzt waren. Er besaß sogar die Frechheit, dafür Zeugen zu benennen, die dieses bestätigt hätten. Am meisten jedoch verschlug es mir die Sprache, als ich hörte, dass sie bei mir zu wenig zu essen bekommen hätte und Celina unterernährt gewesen sei bei unserer Trennung. Als Zeugen hatte er meine Schwägerin, also Carstens Schwester angegeben. Diese war jedoch in der ganzen Zeit nur zweimal in unserer Wohnung. Sie hatte Celina kaum gesehen. Vor allem, wenn es so gewesen wäre, hätten sie ja wohl viel früher etwas dagegen unternehmen müssen. Es tat weh, solche Vorwürfe zu bekommen, nur damit sie Celina behalten konnten.
Meine Anwältin hatte das natürlich bestritten. Immer wieder bat sie um ein Besuchsrecht. Doch jedes mal, wenn ich versuchte, sie zu sehen, waren sie nicht verlegen, eine passende Ausrede zu finden. Das eine Mal hieß es, sie sei krank. Beim nächsten Mal behaupteten sie, Celina wollte mich nicht sehen. Ich war schon zehnmal dort, leider jedes mal vergebens. Das letzte mal hatte meine Anwältin einen Brief aufgesetzt, in dem sie eine Frist von einer Woche bekamen, um mir ein Besuchsrecht einzuräumen. Ich hoffte, dass ich meine Kleine nun endlich wieder sehen konnte.
Stefan und ich standen auf, da ich wieder zur Anwältin musste. Ich war gespannt, was ich dieses mal wieder für Schocknachrichten erfuhr.
Stefan jedoch sagte zu mir: ,, Wir schaffen das schon, du wirst Celina bald sehen können. "
Ich hoffte, dass er Recht hatte. Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Stirn. Automatisch musste ich wieder grinsen. Nachdem wir soweit waren, gingen wir los. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und es war warm. Genauso liebte ich das Wetter. Als wir bei der Anwältin ankamen, hatte sie wieder einen Termin für das Besuchsrecht. Leider stand ich nun in der Falle. Der Termin war genau an dem Tag, an dem ich den ersten Probetag in der Spielhalle haben sollte.Ich sagte ihr das.
Sie sagte mir: ,, Rufen sie ihren Ehemann an und vereinbaren sie mit ihm einen anderen Termin. "
Auch die Scheidung hatte sie bereits beantragt. Alles in allem war es ein gelungenes Gespräch bei ihr.
Nachdem wir bei der Anwältin fertig waren, rief ich sofort bei Carsten an. Mir war gar nicht wohl dabei, aber es musste nun mal sein. Er ging auch ans Telefon, was er nicht immer machte. Ich erklärte ihm die Situation und vereinbarte mit ihm einen neuen Termin. Ich war froh, als ich das hinter mir hatte. Er hatte mir zwar Vorwürfe gemacht, von wegen Celina sei mir nicht so wichtig, dass ich den Termin verschob. Letztlich ging er drauf ein. Mein Termin war in genau vier Tagen.
Dann war endlich Montag. Ich war so aufgeregt, aber ich hatte ja Stefan an meiner Seite.
Er brachte mich zur Arbeit und sagte: ,, Ich gehe solange zu Oma Lisbeth. "
War das komisch, es war das erste Mal, dass wir nicht jede Minute miteinander verbrachten, seit ich bei ihm eingezogen war.
Ich freute mich, Paula wiederzusehen. Sie begrüßte mich ganz lieb und nahm mich in den Arm. Sie zeigte mir, wie alles geht. Zum Beispiel, wenn ein Automat leer gespielt wurde, wie ich ihn dann auffüllen kann. Sie erklärte mir die Kasse und wie ich Gewinne eintrage. Die Zeit ging an dem Morgen sehr schnell vorbei. Pünktlich um fünfzehn Uhr war Stefan auch wieder da, um mich abzuholen. Ich freute mich, als ich ihn sah.
Stefan fragte: ,, Wie war dein Tag? Hat es dir gefallen? "
Ganz aufgedreht antwortete ich: ,, Ja, es hat richtig Spaß gemacht. Paula hat mir alles genau erklärt. Übermorgen gehe ich wieder arbeiten. "
Paula verabschiedete mich noch und sagte: ,, Du lernst schnell. Ich wünsche dir viel Glück für morgen. "
Wir verabschiedeten uns und gingen. Stefan erzählte mir, was er bei seiner Oma alles gemacht hatte. Ich war total begeistert von der Arbeit und beschrieb ihm alles ganz genau. Da wir etwas zum Essen brauchten, gingen wir noch einkaufen. Anschließend machten wir es uns zu Hause gemütlich. Wir tanzten wieder nach unserem Lied. Ich liebte es mittlerweile, zu tanzen. Ich war so glücklich mit Stefan. Es war nie langweilig mit ihm. Er ging auf meine Gefühle ein. Das hatte bisher nie jemand getan. Ich war so glücklich, wenn Celina bei mir wäre, hätte ich das perfekte Leben. Ich glaubte immer mehr, dass “ Er “ meine wahre Liebe ist. Er unterstützte mich in jeder Hinsicht.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte Stefan bereits Frühstück.
Ich rieb mir die Augen und sagte: ,, Hm, hier riecht es aber schon gut nach Kaffee. "
Stefan strahlte mich glücklich an und sagte: ,, Du hast heute einen schweren Tag, da wollte ich meinem Engel in den Tag helfen. "
Er hatte sogar Rühreier gemacht. Es duftete herrlich. Wir frühstückten gemeinsam. Danach machte ich mich fertig. Ich musste mit dem Bus zu Celina fahren. Also begleitete Stefan mich zum Bus. Er kam nicht mit, da es meiner Meinung nach, so besser war.
Die Fahrt war die reinste Qual. Erst hatte der Bus Verspätung. Dadurch habe ich den Anschlussbus nicht bekommen. Ich musste eine Stunde warten, bis der nächste kam. Ich wurde immer nervöser. Ich wusste genau, dass ich zu spät kommen würde. Als ich endlich ankam, musste ich noch zwei Kilometer laufen. Ich bin so gerannt, dass mir schon schlecht war. Mein Herz raste und das nicht nur vom Laufen. Als ich dann vor dem Haus meiner Schwiegereltern stand, hatte ich wieder Angst. Ich war eine Stunde zu spät wegen dem Bus. Dann klingelte ich und freute mich, endlich meine süße Maus wieder in den Arm zu nehmen. Doch es kam alles anders.
Meine Schwiegermutter machte mir die Tür auf, sah mich an und sagte: ,, Oh, du bist ja doch gekommen. Nachdem du nicht gekommen bist, ist Carsten mit der Kleinen weggefahren. Du kannst sie heute nicht mehr sehen. Er ist bei seiner Freundin. "
Das war nicht nur eine Ohrfeige. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Hatte sie gesagt, bei seiner Freundin? Celina ist nicht da?
Ich sah sie an und fragte: ,, Wie, Celina ist nicht da? Ihr wusstet doch, dass ich komme. Ich kann doch nichts dafür, dass der blöde Bus Verspätung hatte. "
Mir liefen die Tränen die Wangen herunter.
Sie sagte: ,, Tut mir leid, aber du hättest pünktlich sein müssen, wenn dir deine Tochter wichtig ist. " Schweren Herzens verabschiedete ich mich von meiner Schwiegermutter.
Auf dem Weg zurück liefen mir die Tränen nur so runter. Ich war am Boden zerstört. Immer wieder hörte ich die Worte von meiner Schwiegermutter. Ich nahm mir vor sofort zu meiner Anwältin zu gehen. Als ich wieder in Hagen, wo wir wohnten ankam, wollte ich erst zu Paula gehen, da die Spielhalle, in der ich jetzt auch arbeitete, genau neben der Haltestelle lag. Sie wusste alles über mich und Celina.
Als ich in die Halle kam, bekam ich den nächsten Schlag.
Stefan sah mich erschrocken an und sagte: ,, Du bist ja schon wieder zurück. Wie kommt das denn? "
Ich hörte jedoch nicht auf seine Worte, sondern sah nur, was er machte. Ich hatte mir mein letztes Geld aufgehoben, um die Busfahrt zu bezahlen und er saß hier und spielte an vier Automaten gleichzeitig.
Ich sagte zu ihm: ,, Was machst du denn hier? Wieso spielst du an so vielen Automaten? "
Er sah mich an und meinte: ,, Ich bin, nachdem du in den Bus gestiegen bist, hierher gegangen, habe fünf Euro rein geworfen und dann gewonnen. Heute hab ich so ein Glück, dass ich hier überall gewinne. "
Ich konnte das absolut nicht verstehen. Mir war egal, dass Paula uns die ganze Zeit beobachtete. Meine Blicke waren nur auf Stefan gerichtet. Ich kochte vor Wut. Ich fragte ihn, wie viel er denn jetzt hatte.
Er antwortete: ,, Ich habe jetzt 200 Euro auf den Automaten. "
,, Gut, dann kannst du die ja jetzt raus holen, " sagte ich zu ihm, ,, Das Geld können wir gut gebrauchen. " Widerwillig machte er das auch.
Ich ging nun zu Paula und erzählte ihr, was passiert war.
Sie tröstete mich und sagte: ,, Dann geh gleich zu deiner Anwältin und sag ihr das. Die können das nicht einfach so machen."
Stefan sah mich traurig an und meinte: ,, Schatz, das tut mir leid. "
Er kam zu mir und nahm mich in den Arm. In dem Moment, als er mich in den Arm nahm, war meine Wut auf ihn verflogen. Es war ein Tag, an dem man besser im Bett geblieben wäre.
Stefan merkte, wie mich das mit Celina belastete und schlug vor: ,, Komm, wir gehen zu Frau Kruse. Als deine Rechtsanwältin wird sie wissen, was wir jetzt tun können. "
Wir verabschiedeten uns von Paula und gingen zu ihr. Leider war ihr Büro an dem Tag geschlossen. Wir beschlossen, es am nächsten Tag zu versuchen.
Als wir nach Hause gingen, war ich stiller als sonst. Ich dachte über den Tag nach. Ich fand es überhaupt nicht gut, dass Stefan die ganze Zeit in der Spielhalle war. Und noch mehr regte ich mich darüber auf, dass ich meine Kleine wieder nicht sehen konnte. Es machte mich fertig. Zu Hause versuchte Stefan alles, um es wieder gut zu machen. Er beteuerte, dass es eine Ausnahme war.
,, Ich wollte wirklich nur kurz da rein gehen, doch als ich gewonnen hatte, habe ich die Zeit vergessen, " erklärte er mir, ,, Es kommt nicht noch einmal vor. "
Ich konnte ihm aber auch nicht böse sein und so habe ich ihm verziehen.
Wir hatten zwar erst Nachmittag, aber ich legte mich trotzdem ins Bett. Ich war erschöpft von dem Tag. Nachdem ich mich auf den Bauch gedreht hatte, merkte ich, dass Stefan näher kam. Er setzte sich auf mich und massierte meinen Rücken. Das tat so gut. Es war so gut, dass ich leicht stöhnte. Stefan bemerkte, dass es mir gefiel und massierte weiter. Er beugte sich herunter und küsste meinen Hals.
Mir blieb fast das Herz stehen.
Er sagte: ,, Bleib liegen ich bin gleich wieder da."
Mir war nicht klar, was jetzt kam, aber ich blieb liegen, wie er gesagt hatte. Nach einer Weile kam er wieder und setzte sich wieder auf mich. Er zog langsam mein T-Shirt hoch und öffnete meinen BH. Plötzlich merkte ich, wie mir etwas den Rücken hinunter lief. Er hatte Massageöl geholt und mir auf den Rücken geschüttet. Liebevoll verteilte er es auf meinem Rücken. Mir war extrem heiß geworden. Wieder war da dieses Gefühl. Ich genoss es, seine Hände auf meiner Haut zu spüren. Es fühlte sich weich und zart an, jedoch auch fordernd. Ich wollte ihn küssen, doch er lies nicht zu, dass ich mich zu ihm umdrehte.
,, Bleib liegen und genieße. Ich liebe es, dich so zu massieren, " meinte er, ,, Du bist so wunderschön, jede Stelle deines Körpers ist ein Traum. "
Gut, dass ich auf dem Bauch lag. So konnte er nicht sehen, dass mein Gesicht rot wurde. Ich genoss seine Worte. Als seine Hände meinen Rücken seitlich berührten, hielt ich automatisch die Luft an. Ich wollte seine Hände überall auf mir spüren. Er war meine große Liebe. Er zeigte mir, wie sehr er mich begehrte.
Ich drehte mich um. Ich sah ihm in die Augen, die wie Sterne am Himmel funkelten. Ich konnte meinen eigenen Herzschlag hören, so schnell schlug mein Herz. In meinem Bauch flogen Schmetterlinge.
,, Ich liebe es, dich zu berühren, " sagte ich, ,, Du bist so sexy. "
Überall, wo er mich berührte, hatte ich das Gefühl, unter Strom zu stehen. Unsere Lippen kamen sich immer näher. Ich schloss meine Augen und fühlte seine zarten Lippen, die meine berührten. Wir küssten uns erst zaghaft, dann stärker und dann war es ein so unbeschreibliches Gefühl, dass ich keine Worte dafür hatte. Ich zitterte am ganzen Körper.
Nun wusste auch ich, was es heißt, zu lieben. Stefan küsste meinen Hals so sinnlich, dass es schon schmerzte. Er küsste mich nun überall. Ich war wie benebelt von dem Gefühl, dass er in mir auslöste. Seine Hände glitten über meinen ganzen Körper. Er bedeckte meinen Bauch mit Küssen.
,, Du machst mich verrückt, " flüsterte ich ihm ins Ohr.
Mein Körper glühte vor Erregung. Ich wollte ihn und wie ich ihn wollte.
,, Du schmeckst so gut, " flüsterte er sanft in mein Ohr.
,, Ich möchte dich ganz spüren, " antwortete ich.
Auf einmal schien die Welt für mich zum Stehen gekommen zu sein. Wir liebten uns. Es war das Sinnlichste, was ich je gespürt hatte. Ich konnte kein Wort mehr heraus bringen. Ich war wie in einer anderen Welt. Mein Herz schlug so schnell, mein ganzer Körper zitterte vor Erregung. Wir liebten uns fast die ganze Nacht. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass ich je in der Lage dazu wäre. Es gefiel mir sehr und es war das erste mal, dass ich Gefühle dabei hatte. Ich war berauscht und überglücklich. Nie hätte ich gedacht, dass ich dazu imstande war, Liebe zu spüren.
Noch ein wenig müde wurde ich morgens wach. Ich hatte nicht viel Schlaf bekommen. Jedoch fühlte ich mich frisch und ausgeruht. Ich blickte neben mich, Stefan schlief noch ganz fest. Ich beugte mich über ihn und gab ihm einen Kuss. Er grinste und drehte sich zu mir und nahm mich in den Arm.
,, Guten morgen Liebling, hast du gut geschlafen, " fragte er mich.
Ich hatte sofort ein Lächeln im Gesicht.
,, Oh ja, das habe ich. Das war so wunderbar mit dir, " gab ich ihm zur Antwort.
Ich konnte nicht anders, als ihn wieder zu küssen.
,, Wir müssen jetzt aufstehen, auch wenn ich gerne da weiter machen würde, wo wir heute Nacht aufgehört haben, " sagte er zu mir.
Dieses Mal machte ich uns Frühstück. Ich ging in die Küche, machte den Kaffee und schmierte Brote. Als ich damit fertig war, brachte ich es ihm ans Bett.
,, Da könnte ich mich dran gewöhnen, " sagte er.
Nach unserem gemeinsamen Frühstück ging ich erst einmal unter die Dusche. Das Wasser tat richtig gut. Voller Tatendrang zog ich mich an und ging wieder zu Stefan.
,, Wir müssen jetzt gleich zu Frau Kruse. Zieh dich bitte an, " bat ich ihn.
Er stand auch sofort auf und machte sich fertig. Gegen zehn Uhr kamen wir bei der Anwältin an.
,, Ich habe sie schon erwartet, " sagte sie.
Verdutzt sah ich sie an.
,, Ich hatte doch keinen Termin, oder, " fragte ich sie.
,, Nein aber ich habe hier einen Brief von dem Anwalt ihres Mannes," antwortete sie, ,, Da steht drin, dass sie gestern zu spät zu dem Besuchstreffen mit Celina gekommen sind. "
Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Er war tatsächlich sofort gestern noch beim Anwalt gewesen und hatte den Brief aufsetzen lassen. Ich erklärte Frau Kruse, was geschehen war. ,, Nun, das macht es nicht leichter, sie müssen schon pünktlich sein. Zur Not müssen sie einen Bus früher fahren. " gab sie mir zu verstehen.
Sie klärte mich auf, was jetzt zu tun war. Sie riet mir, vielleicht mit meinem Noch-Ehemann einmal in Ruhe alleine zu reden, ohne seine Eltern. Sie hatte das Gefühl, dass ich es so vielleicht schaffen könnte, an Celina heran zu kommen.
Sie sagte: ,, Ich werde aber trotzdem noch einen Brief an ihren Ehemann schreiben, um ein erneutes Treffen mit Celina zu erbitten. "
Nachdem wir alles geklärt hatten, gingen wir wieder.
Ich hatte Angst, Celina gar nicht mehr zu bekommen. Stefan versuchte, mir Mut zu machen. Er riet, mir erst einmal bei Carsten anzurufen.
,, Vielleicht klappt es ja wirklich, wie Frau Kruse es gesagt hat. " Mein Verstand sagte mir, dass ich es tun soll. Mein Bauch jedoch drehte sich jetzt schon schneller, wie ein Karussell. Aber es war eine Chance, die ich nutzen sollte. Wir gingen zu einer Telefonzelle. Handy hatte ich da noch nicht. Mir war schlecht vor Angst. Ich ging in die Telefonzelle, wählte mit feuchten Händen Carstens Nummer.
Es tutete… Bei jedem “tut” zuckte ich zusammen.
Dann hörte ich auf einmal seine Stimme: ,, Hatting "
Mit zittriger Stimme sagte ich: ,, Ich bin es, Mila. Ich wollte dich fragen, ob wir das nicht auch unter uns klären können, dass ich Celina mal wieder sehen kann. "
Es war still in der Leitung.
Es dauerte, bis ich aufeinmal hörte: ,, Du bist doch als erstes zum Anwalt gerannt. Du hast angefangen, es so zu machen. Ich wollte das nicht. "
Mir fehlten die Worte.
War ich es wirklich, die es so wollte. ,, Mir ist doch nichts anderes übrig geblieben. Ich kam nicht mal in die Wohnung. Ich hätte doch gar nicht mit dir reden können. "
Wieder war Stille.
,, Du machst es doch jetzt auch, " antwortete Carsten.
,, Carsten, ich will mich jetzt nicht mit dir streiten. Ich möchte gerne eine Lösung finden, um beiden gerecht zu werden, " flehte ich ihn schon fast an. ,, Ich denke, wir sollten uns mal alleine treffen, um eine Lösung zu finden, " gab er mir zur Antwort.
,, Wie wäre es nächste Woche Dienstag, da habe ich frei. Um zehn Uhr bei mir zu Hause, " bot Carsten mir an.
Ich musste überlegen. Ich wollte nicht alleine zu ihm nach Hause, aber wenn ich dadurch Celina wieder sehen konnte...
Letztlich sagte ich: ,, Ja okay. Ich werde kommen. Aber nur wir beide. Nicht, dass wieder deine ganze Familie da steht. "
Carsten willigte ein und wir beendeten das Gespräch.
Ich war ganz zufrieden mit dem Gespräch. Vielleicht wird ja doch alles gut. Nur mein Magen sagte mir etwas anderes. Ich hatte Angst davor, mich mit ihm alleine zu treffen. Wir hatten es jedoch so ausgemacht. Ich musste mich daran halten. So hatte ich wenigstens die Chance, Celina wiederzusehen.
Stefan brachte mich anschließend in die Spielhalle. Ich hatte meinen zweiten Probetag und ich freute mich auf Paula. Paula freute sich genauso, mich wiederzusehen. Es waren auch schon einige Gäste da, so dass ich auch keine Zeit mehr hatte für Stefan. Er verabschiedete sich von mir, gab mir noch einen Kuss und war dann verschwunden.
Paula zeigte mir noch einiges. Als es etwas ruhiger wurde, setzten wir uns hin und tranken einen Kaffee.
,, Kennst du Stefan schon lange, " fragte ich sie.
Paula sagte: ,,Ich arbeite jetzt seit drei Jahren hier, solange kenne ich ihn auch. Er kam früher noch öfter. "
,, Kommt er jetzt nicht mehr so oft, " fragte ich.
Paula antwortete: ,, Seit du mit ihm zusammen bist, kommt er etwas weniger. "
Dann fragte ich sie: ,, Spielt er oft an den Automaten? "
Paula meinte : ,, Ich darf dir das eigentlich nicht sagen, das ist vertraulich. Aber ich mag dich sehr und möchte nicht, dass du dich wieder ins Unglück stürzt. Er hat hier schon sehr viel Geld verloren. Aber seit ihr zusammen seit, kommt er eher selten. "
Ich war erschrocken.
Damit hatte ich nicht gerechnet. ,, Hat er denn gestern wirklich so viel gewonnen? " Ich wollte nicht schon wieder belogen werden.
Paula erklärte mir: ,, Er hat gestern erst eine Menge verloren. Danach ist er kurz weggegangen. Als er wiederkam, hat er das, was er vorher verloren hatte, wieder raus geholt."
Das fand ich überhaupt nicht gut.
,, Das ist doch lächerlich, er hat mir erzählt, er hätte das alles gewonnen. "
Na ja, ändern konnte ich das ja nicht mehr. Als dann wieder Gäste kamen, ließ Paula mich das schon alleine machen. Wir verstanden uns wirklich gut. Sie wurde immer mehr zur Freundin für mich. Es war ein ganz neues Gefühl für mich, eine Freundin zu haben. Dann kam Stefan wieder. Ich musste jedoch noch eine Stunde arbeiten. Er bestellte einen Kaffee und wollte gerade wieder etwas in einen Automaten werfen. Ich schaute ihn nur böse an. Da hat er hat es dann sein gelassen.
Nach Feierabend fragte Paula: ,, Kommt ihr noch mit, eine Cola trinken?"
Ich erwiderte: ,, Gerne. "
Die nächsten Tage waren schnell vergangen. Dreimal hatten Paula und ich zusammen gearbeitet. Wir wünschten uns, dass der Chef mir den Job gab. Ich brauchte nur noch mit Herrn Brügger zu reden. Stefan und ich genossen jede freie Minute zusammen. Wir liebten uns wirklich. Meine Gefühle für ihn waren märchenhaft. Ich bekam gar nicht genug von ihm.
Am Dienstag fuhr ich mit dem Bus zu Carsten. Dieses mal hatte ich extra einen Bus früher genommen. Ich wollte nicht wieder zu spät kommen. Ich hätte beinahe den falschen Anschluss-Bus genommen, so nervös war ich. Als ich in Hemer ankam, hatte ich noch eine Stunde Zeit bis zu dem Treffen mit Carsten. Automatisch ging ich auf den Spielplatz, da hatte ich immer mit Celina gespielt. Als ich mich an den Sandkasten setzte, zog sich mein Herz zusammen. Mir liefen Tränen das Gesicht herunter. In meinen Gedanken liefen ganze Filme mit ihr ab. Celinas erste Krabbelversuche, ihre ersten Worte, ihre ersten Schritte, all das ging mir durch den Kopf. Es schmerzte so sehr. Meine Sehnsucht nach ihr wurde immer größer. Ich überlegte, was das Gespräch mit Carsten ergeben würde. Ich hatte Angst, dass wir uns nicht einigen könnten.
Eingeschüchtert stand ich vor seinem Haus. Es war genau fünf vor zehn, als ich bei ihm klingelte. Er drückte auf den Türöffner.
Als ich in das Haus ging, hörte ich schon von oben: ,, Mama, Mama "
Celinas Stimme! Es fühlte sich an, als wenn mein Herz wieder anfing, zu leben. Ihre Stimme war die schönste Musik für meine Ohren. Mir liefen Tränen der Freude die Wangen herunter. Ich war noch nie so schnell die Treppen in die dritte Etage hoch gerannt.
Oben angekommen, lief Celina auf mich zu. ,, Ma-a-a-ma Ma-a-a-ma "
Ich nahm sie in die Arme. Mein Herz machte solche Freudensprünge. Zwei Monate, zwei lange Monate, hatte ich sie nicht gesehen. Ich wollte sie nicht mehr loslassen. Es war ein herzbewegender Augenblick. Ihre dunkelblonden Haare waren länger geworden. Sie gingen ihr jetzt bis auf die Schultern. Ihre großen blauen Augen sahen mich funkelnd an. Sie freute sich genauso sehr wie ich.
,, Du bist aber groß geworden, meine Kleine," sagte ich zu ihr.
Ich nahm sie auf den Arm und drehte mich mit ihr im Kreis. Ich hatte endlich den größten Schatz, den es für eine Mutter geben kann, wieder im Arm.
Carsten stand in der Tür und beobachtete uns. Er sah irgendwie überrascht aus.
,, Mama tom ma, tom mit," bat Celina mich.
Ich sah zu Carsten, er machte einen Schritt zur Seite und nickte mir zu. Ich ging hinter Celina her, gespannt, was sie mir zeigen würde. Sie lief in ihr Zimmer.
,, Tuck ma, ich hab, " sagte meine Kleine.
Mit dem “k” hatte sie noch immer Probleme. Ich musste grinsen. Sie zeigte mir ganz stolz eine Puppe. Ich bewunderte die Puppe und Celina fing an zu grinsen. Mann, hatte ich das vermisst, dieses glückliche Kinderlachen!
Carsten kam jetzt auch dazu.
,, Celina, spiel mit deiner Puppe, Mama und Papa müssen kurz reden. Du kannst gleich wieder mit Mama spielen, " sagte er.
,, Ich habe gemerkt, dass sie dich sehr vermisst hat. Da hab ich mir Gedanken gemacht, " meinte Carsten. ,, Du kannst sie alle zwei Wochen samstags haben."
Ich war sprachlos. Ich brauchte gar nicht mit ihm zu reden. Er bot es mir einfach von sich aus an!? Das musste ich erst einmal verdauen.
,, Bist du dir sicher, dass du deine Meinung nicht änderst, " fragte ich. ,, Ich habe Angst, dass ich sie nachher wieder nicht sehen darf."
,, Nein, es ist für Celina das Beste. Wenn ich mir sicher sein kann, dass du sie wiederbringst, kannst du auch mit ihr spazieren gehen oder so."
<< Natürlich bringe ich sie dir wieder. Ich bin froh um jede Sekunde, die ich mit ihr verbringen kann.>>
<< Dann sollten wir das ab jetzt unter uns und ohne Anwälte regeln, >> sagte Carsten.
Ich hatte nicht gedacht, dass er so einsichtig würde. Ich wurde schon wieder verlangt. Celina hatte mir ihre ganzen Sachen gezeigt. Sie hatte mir sogar ein Bild gemalt. Ich war so zufrieden, wie schon lange nicht mehr. Endlich konnte ich meine Maus sehen, sie in den Arm nehmen und knuddeln. Celina und ich tobten so viel herum, dass wir beide nassgeschwitzt waren. Sie hatte es richtig genossen. Die Zeit verging leider viel zu schnell. Der Gedanke, dass ich wieder fahren musste, schmerzte. Jedoch mit Carsten wollte ich auf keinen Fall länger zusammen bleiben.
Wir einigten uns, dass ich Samstag in einer Woche wiederkommen sollte. Es war wirklich ein schöner Tag. Die Zeit mit Celina habe ich richtig genossen. Es war ja eine riesige Überraschung, dass ich Celina überhaupt sehen konnte. Schweren Herzens verabschiedete ich mich von Celina.
,, Mama nit gehen, " jammerte Celina.
,, Mama kommt bald wieder, Maus. Sei schön lieb bei Papa, " sagte ich.
,, Danke Carsten, dass ich sie sehen durfte und dass wir das mit den Besuchen regeln konnten, " bedankte ich mich.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es gleich zerreissen. Ich winkte Celina noch, als ich die Treppen hinunter ging. Als ich aus dem Haus kam, stand Celina auf dem Balkon und winkte mir. Mit Tränen in den Augen winkte ich ihr zurück.
Wieder in Hagen angekommen, wollte ich zuerst Paula erzählen, was es Neues gab. Ich war so glücklich und mir war klar, dass sie arbeitete. Also ging ich in die Spielhalle. Paula sah mich sofort und kam auf mich zu.
,, Und???", kam es aus ihr heraus.
Sie war nervöser als ich. Mit einem Glitzern in den Augen berichtete ich ihr alles. Das mit Celina erzählte ich geschätzte hundertmal.
,, Da ist aber eine glücklich," bemerkte Paula.
,, Oh ja. " antwortete ich.
Paula berichtete mir, dass Herr Brügger am nächsten Morgen kommen würde. Dann erzählte sie mir noch, dass Stefan auch schon da war und wieder gespielt hatte.
,, Wenn du den Job bekommst, kann er das aber nicht während deiner Arbeitszeit machen," sagte sie zu mir.
Das fand ich gut. Ich verabschiedete mich von ihr und ging nach Hause. Ich freute mich darauf, Stefan alles zu erzählen.
,, Hallo, ich bin wieder da," rief ich, als ich zur Tür herein kam.,, Ich muss dir etwas erzählen. "
Als ich Stefan sah, bekam ich sofort wieder Schmetterlinge im Bauch. Ich erzählte ihm alles und er freute sich für mich mit.
,, Dann sehe ich die Maus ja auch bald wieder," freute er sich.
Wir fielen uns in die Arme und küssten uns voller Leidenschaft. Seine Lippen schmeckten so gut. Ich konnte wieder mal nicht genug von ihm bekommen. Wir zogen uns langsam, voller Erregung, gegenseitig aus. Wir waren jetzt schon so lange zusammen, aber ich liebte es immer noch, jede einzelne Stelle seines Körpers erneut zu erkunden. Ich küsste seinen Nacken und strich dabei ganz langsam und zart über seinen Rücken. Als er mit seinen Händen leicht über meine Arme und meinen Hals strich, stöhnte ich leise auf. Wir legten uns ins Bett, erkundeten uns fast die ganze Nacht. Ich konnte mich ihm dieses mal ganz und gar hingeben. Ich wusste, nun wird alles gut.
Nach einer aufregenden Nacht, in der Stefan und ich uns mehrmals geliebt hatten, wurde ich von Stefan durch seine Küsse geweckt.
,, Guten Morgen, meine Schönheit. Es ist schon spät, du musst doch zur Spielhalle. "
Meine Augen fühlten sich noch so schwer an. Mit aller Kraft öffnete ich sie und sah erneut in diese bezaubernden blauen Augen. Als ich sein Grübchen sah, das er immer bekam, wenn er grinste, wurde ich sofort wach. Wir machten uns gemeinsam fertig. Bei dem herrlichen Sonnenschein machte es noch mehr Spaß, mit Stefan zur Halle zu laufen. Zwischendurch blieben wir immer mal stehen, um uns zu küssen. Als ich in der Spielhalle war, ging Stefan solange zu seinem Papa. Nachdem ich zur Tür herein gekommen war, bekam ich riesiges Herzklopfen. Herr Brügger war schon da. Mit zitternden Knien ging ich zu ihm. Ich war nervös. Gut, dass Paula auch da war.
,, Guten Tag, Herr Brügger," sagte ich. ,, Ich wollte nochmal wegen dem Job nachfragen."
,,Guten Tag, Frau Hatting, " antwortete er, ,, ich habe schon mit Paula gesprochen, sie hat mir gesagt, dass sie das gut machen. Wenn sie möchten, können sie bei uns anfangen. Wann sie arbeiten, klären sie bitte mit Paula. "
,, Natürlich möchte ich," freute ich mich.
Ich ging zu Paula und berichtete ihr von der guten Nachricht. Sie meinte: ,, Das wusste ich, dass du die Stelle bekommst. Ich freue mich schon, mit dir zu arbeiten."
Jetzt musste nur Stefan endlich wieder eine Arbeit bekommen, nachdem er ja wegen mir seine andere Arbeit verloren hatte. Doch das war nicht so einfach. Er hatte sich schon bei so vielen Stellen beworben. Aber als Kraftfahrer war es nicht so leicht, etwas zu finden. Ihm wurde immer nur gesagt: Wir brauchen zur Zeit keine Fahrer.
Ich ging sofort zu der Gaststätte von Stefans Papa, wo er schon auf mich wartete.
,, Ich habe den Job, " begrüßte ich ihn.
Sein Papa und er gratulierten mir. Sein Papa gab uns auf die frohe Nachricht einen aus.
Stefan sagte: ,, Mein Papa scheint dich zu mögen. Das hat er noch nie gemacht. "
Bewundernd sah er mich an. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Günther. Anschließend gingen wir zu Oma Lisbeth. Wir mussten ihr beim Saubermachen helfen, da ihre Putzfrau nicht gekommen war. Oma freute sich jedes Mal, wenn wir zu ihr kamen. Mit ihren dreiundsiebzig Jahren, war sie so noch ganz fit. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag noch bei ihr.
Wir gingen langsam nach Hause.
,, Da ich jetzt in der Spielhalle arbeite, darfst du nur spielen, wenn ich nicht arbeite, " teilte ich ihm mit.
,, Du tust ja fast so, als wenn ich da jeden Tag ein und aus gehe, " antwortete er wütend.
,, Ich muss das ja auch nicht. Nur, weil ich da ab und an mal hin gehe? "
,, Ab und an ist gut. Du gehst da häufiger hin. Ich habe keine Lust darauf, dass du das Geld, das ich da verdiene, gleich wieder dalässt. "
,, Was soll das denn jetzt? Hat Paula dir wohl 'nen Floh ins Ohr gesetzt," sagte er ärgerlich.
,,Die soll bloß aufhören, Scheiße zu labern."
So kannte ich Stefan gar nicht. Der war richtig sauer und wurde sogar laut.
,,Erstens hat Paula da gar nichts mit zu tun, sondern der Chef hat mir gesagt, dass mein Freund bzw. Bekannte nicht spielen dürfen wenn ich arbeite. Außerdem sollten wir das Thema lieber lassen, ich habe keine Lust auf Streit." sagte ich ihm.
Wir gingen schweigend weiter. Jeder war in seine Gedanken vertieft. Komisch, ging es mir durch den Kopf, das mit seinem Spielen. Das ist nicht gut, dass er so wütend wurde, als ich ihn darauf ansprach. Ich merkte gar nicht, dass wir schon zu Hause angekommen waren. Er schloss die Tür auf. Als wir drinnen waren, machte er wieder “ I swear “ an. Und schon war der ganze Ärger wie weggeblasen.
,, Jetzt stoßen wir zwei erst einmal allein auf deinen Job an, " sagte er.
Stefan holte zwei Sektgläser und die Flasche Sekt die wir noch zu Hause hatten. Gemütlich tranken wir zusammen.
Ich nahm ihn in den Arm und sagte: ,, Ich will mich nie mit dir Streiten, dafür liebe ich dich zu sehr. "
Der Rest des Abends war noch wunderschön.
Am nächsten Morgen hätte ich beinahe verschlafen. Ich musste schon um neun Uhr zum Arbeiten in der Spielhalle sein. Paula erwartete mich bereits, als ich dort ankam. In einer ruhigen Minute hatte ich ihr von dem Streit mit Stefan erzählt. Sie gab mir den Ratschlag, es zu beobachten.
Sie sagte: ,, Es muss ja nicht sein und eigentlich geht es mich gar nichts an, aber ich glaube, dass Stefan spielsüchtig ist. "
Ich stritt es ab, aber insgeheim dachte ich schon eine ganze Zeit darüber nach. Das durfte einfach nicht wahr sein. Durch die Arbeit in der Halle sah ich es doch, was Spielsucht aus den Leuten macht. Sie zerstört Beziehungen. Ganze Familien gehen daran kaputt, weil das Geld für den Lebensunterhalt komplett verspielt wurde. Sie machen überall Schulden, um ihrer Sucht nachgeben zu können.
Ich hatte Angst, dass Stefan auch süchtig war. Würde es auch unsere Beziehung zerstören? Würde ich schaffen, ihn davon wegzubekommen? Was wäre, wenn Celina zu uns käme und er das Geld verspielt hätte und ich hätte nichts mehr für's Essen?
Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Ich liebte Stefan und ich traute ihm. Ich hatte ja auch noch mein eigenes Geld. Ich musste es ihm ja nicht geben.
,, Kannst du mir bitte das Geld wechseln, " sagte Frank.
Er war einer unserer Stammgäste. Ich war froh, dass er mich aus meinen Gedanken holte.
,, Klar, dafür bin ich ja hier, " antwortete ich ihm.
Es machte richtig Freude, in der Spielhalle zu arbeiten. Auch meine beiden anderen Kolleginnen kannte ich schon und verstand mich auch mit ihnen gut. Zu Hause war ich hundemüde. Es war doch anstrengend, acht Stunden zu arbeiten. Stefan jedoch gab mir eine Massage, die mich wieder belebte. Hm ich genoss es. Seine Hände waren wirklich ein Wunder. Der Abend endete wieder ziemlich spät, oder sollte ich besser sagen, früh.
Mitten in der Nacht wurde ich wach und musste sofort an Celina denken. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ich hatte ein Gefühl, das mich fast wahnsinnig machte. Es war schrecklich, dieses Gefühl. Ich wollte erst bei meiner Schwiegermutter anrufen, mir war ja bekannt, dass Celina in der Woche bei den Schwiegereltern schlief, weil Carsten arbeiten musste. Ich musste etwas tun. Irgendwas sagte mir, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Um drei Uhr nachts weckte ich Stefan.
,, Mit Celina stimmt was nicht. Ich habe ein ganz komisches Gefühl," sagte ich zu ihm.
,, Quatsch, du hast bestimmt nur geträumt," bekam ich zu hören.
Vielleicht hatte er ja Recht. Irgendwann schlief ich dann wieder ein. Aber am nächsten Morgen rief ich doch bei meiner Schwiegermutter an, um mich nach Celinas Befinden zu erkundigen. Ich bekam einen Schreck, als ich hörte was sie mir sagte.
,, Celina hatte letzte Nacht plötzlich so hohes Fieber, wir haben es nicht runter bekommen. Als sie dann 40,2 C Fieber hatte, haben wir einen Arzt kommen lassen. Er hat ihr etwas gegeben, danach war es wieder gut, " erzählte sie mir.
,, Wie kommt es, dass du anrufst," wunderte sie sich.
,, Ich bin heute Nacht wach geworden und ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt," gab ich zu.
Ich redete noch eine Weile mit ihr. Dann legte ich auf. Mutterinstinkt hatte sie zu mir gesagt. War es so? Es war jedoch komisch.
Celina ging es schon bald wieder besser. Da ich Celina immer noch bei mir haben wollte und zwar ganz, war ich viel mit der Suche nach einer passenden Wohnung beschäftigt. Stefan half mir dabei. Er fragte alle seine Bekannten nach einer Wohnung. Ich blätterte alle Wohnungsanzeigen durch. Oft wurde mir dann bei den Besichtigungen gesagt: Nein eine Alleinerziehende möchten wir nicht, das gibt nur Ärger. Viele sagten auch: Wir melden uns dann. Gehört habe ich meistens nichts mehr von ihnen. Oder: “ Tut mir leid, wir haben uns schon für jemand anderes entschieden.” Es war wirklich frustrierend. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, eine passende Wohnung für uns zu finden.
Eines Samstags, schlug ich die Zeitung auf. Da stand: “2 Zimmer, Küche, Bad, Balkon in zentraler Lage, 350 € kalt “. Die Wohnung musste ich mir ansehen. Ich ging sofort zur Telefonzelle und rief dort an. Die Dame am Telefon war sehr freundlich und vereinbarte schon für nachmittags einen Besichtigungstermin mit mir.
Stefan kam nicht mit mir, da er nicht mit einziehen konnte. Ich würde vom Amt Geld zum Lebensunterhalt bekommen und das Amt würde auch die Kosten für die Miete übernehmen. Vor Aufregung war ich schon eine halbe Stunde früher dort. Ich sah mich um und war begeistert. Hier wohnten sehr viele Kinder. Zur Arbeit waren es für mich nur zehn Minuten zu Fuß. Selbst zum Einkaufen war es von hier aus ganz nah. Das Haus war weiß und schon etwas älter. Vorne über der Haustür war ein Erker. Ich sah auf die Klingel und bemerkte, dass dort sechs Parteien wohnten. Meine Hoffnung war, dass dort nicht nur ältere Leute wohnten, wegen Celina. Ich machte bereits die Erfahrung, dass in Häusern mit mehreren älteren Menschen immer Ärger war wegen des Kinderlärms.
Frau Müller kam pünktlich und begrüßte mich freundlich. Wir gingen gemeinsam in die dritte Etage, in der sich die Wohnung befand. Ich bemerkte gleich, dass die Wohnung nicht so modern war, wie ich es kannte. Sie hatte weiße Holztüren, die einen neuen Lack nötig hatten. In der Tür, die zum Wohnzimmer führte, war oben eine Milchglasscheibe drin. Ich öffnete die Tür und war begeistert.
Es sah zwar alles alt aus, jedoch mein Blick fiel geradeaus auf ein Fenster vor dem ein Podest lag, der Erker! Rechts und links waren noch zwei breite Fenster. Dadurch sah es schon ohne Möbel richtig gemütlich aus. Die Fußbodenleisten waren, wie früher, aus breiten Holzleisten und mit weißer Lackfarbe gestrichen. Nachdem ich das Wohnzimmer gesehen hatte, gingen wir nach nebenan ins Schlafzimmer.
Es war ziemlich klein. Da ich mir die Wohnung mit Celina teilen musste, hatte ich hier in Gedanken schon ihr Zimmer eingerichtet. Im Wohnzimmer konnte ich mir eine Schlafcouch hinstellen. Die Schräge in dem Zimmer empfand ich nicht so schlimm. Das Fenster, das sich in der Schräge befand, war jedoch ein normales Fenster und kein Dachfenster, da es nach außen ausgebaut war. Nach der Besichtigung des Schlafzimmers zeigte Frau Müller mir das Badezimmer.
Das fand ich nicht so toll. Es war klein und hatte kein Fenster. Es waren eine Toilette, ein Spülstein und eine Dusche darin.
Jetzt fehlte nur noch die Küche. Die befand sich gegenüber vom Wohnzimmer und war der größte Raum. Hier hatte man genügend Platz, um einen Esstisch hinzustellen. Auf dem Fußboden lag ein grauer PVC-Belag, den ich von meiner Oma kannte. Die Wände hier mussten alle tapeziert oder wenigstens gestrichen werden. Gegenüber der Küchentür befand sich der Balkon. Ich ging auf den Balkon und stellte fest, dass man von hier aus auf die Bahnschienen schaute. Das hieß, dass wir an schönen Tagen nicht wirklich dort sitzen konnten, da es zu laut sein würde. Auf dem Balkon bemerkte ich, dass es ein typischer Hinterhausblick war. Schön war etwas anderes. Wieder drinnen, zeigte mir Frau Müller, dass in der Küche noch eine kleine Kammer war. In der Kammer befand sich eine Nachttherme.
Sie sagte: ,, Die ist für das warme Wasser. "
Es könne mal sein, dass sie auf „Störung“ stünde und dort dann eine rote Lampe brennen würde. Die müsse dann gedrückt werden. So wie Frau Müller mir alles zeigte, war es eigentlich sehr positiv.
Frau Müller sagte zu mir: ,, Ich gehe noch mal kurz runter zu Frau Schultze. Sie können sich in der Zeit noch einmal alles alleine ansehen. Ich komme gleich wieder. "
Meine Gefühle, was die Wohnung betraf, waren sehr gemischt. Auf der einen Seite wäre sie genau passend für Celina und mich. Auf der anderen Seite war alles sehr alt und es müsste viel gemacht werden. Dann war da noch die Sache mit der Miete. Vom Amt stand Celina und mir eine Wohnung für 300 € Miete zu. Diese war aber 50 € teurer. Aber ich hätte eine Wohnung und Celina könnte endlich zu mir kommen. Nachdem Frau Müller wieder da war, sagte ich ihr, dass ich die Wohnung gerne nehmen würde.
,, Wollen sie denn allein hier einziehen? Gehen sie arbeiten, " fragte sie.
Ich erklärte ihr die Sache mit Celina. Sie war sehr freundlich und erzählte mir, dass sie ähnliches auch schon mitgemacht hatte.
,, Wenn sie möchten, können sie die Wohnung haben und in zwei Wochen einziehen," sagte sie.
,, Oh ja sehr gerne."
,, Dann treffen wir uns nächsten Samstag. Dann können wir den Mietvertrag unterzeichnen. Heute habe ich ihn leider vergessen," meinte Frau Müller.
Ich bedankte mich ganz freundlich und verabschiedete mich. Überglücklich ging ich nach Hause und berichtete Stefan alles. Nun konnte Celina zu mir zu kommen. Jetzt hatte ich endlich eine Wohnung gefunden. Schade war, dass Stefan nicht mit einziehen konnte und wir dadurch weniger Zeit miteinander verbringen konnten. Aber er konnte mich ja auch besuchen. Nachdem die Wohnung meine war, musste Stefan die Neuigkeit erfahren. Er war bei seinem Papa und wartete auf das Ergebnis. Freudig kam ich in die Gaststätte rein. Stefan saß an der Theke und trank ein Bier. Von hinten hielt ich ihm die Augen zu und küsste ihn auf die Wange. Stefan sah mich an.
Aufgeregt fragte er: ,, Was hat das mit der Wohnung ergeben? Hast du sie bekommen?"
Glücklich berichtete ich ihm: ,, Ja, ich habe sie und nächsten Samstag bekomme ich den Mietvertrag."
Wir fielen uns vor Freude in die Arme und küssten uns leidenschaftlich.
,, In zwei Wochen kann ich sogar schon einziehen," erzählte ich ihm.
Stefan garantierte mir, dass er mir bei der Renovierung helfen wollte und auch beim Umzug. Nachdem wir uns ausgetauscht hatten, gingen wir zu Stefan und machten es uns gemütlich.
Ich hatte eine Arbeit, die mir Spaß machte und einen Freund der mir zeigte, dass er mich liebte und begehrte. Es war fast alles perfekt. Celina konnte ich alle zwei Wochen samstags für vier Stunden besuchen. Das war immer die schönste Zeit. Celina freute sich riesig, wenn ich kam. Wenn das Wetter es zuließ, gingen wir auf den Spielplatz. Es war wunderschön, ihr Lachen zu hören. Die Zeit genoss ich sehr und es schmerzte, sie bei Carsten zu lassen.
Carsten verweigerte jedoch immer noch, dass ich sie auch mal mitnahm. Es war sehr schwer, sie immer nur in seinem Beisein zu sehen.
Nun kam der Tag, an dem ich meine Wohnungsschlüssel bekam. Freudig stand ich vor der Wohnungstür. Zittrig steckte ich den Schlüssel in das Schloss. Stefan und ich betraten die Wohnung. Es war das erste Mal, dass er die Wohnung sah.
,, Die ist aber nicht die schönste! " bemerkte Stefan.
,, Für Celina und mich ist sie gut genug! Du bist ja nur am Wochenende hier. Dafür reicht sie auch, " sagte ich bockig.
,, Es war doch nicht böse gemeint, " erwiderte Stefan.
Nun musste ich erst einmal sehen, dass ich Möbel bekam. Die Vormieterin hatte ihre Küche drin gelassen. Die war zwar nicht besonders schön, aber besser als keine. Von einer Bekannten bekam ich einen alten Kleiderschrank. Somit fehlten noch eine Couch, ein Tisch und ein Bett für den Anfang.
Mit dem Amt hatte ich vereinbart, das Geld, dass die Wohnung zu viel kostete, mir von der Stütze abzuziehen. Dadurch war ich ziemlich knapp mit dem Geld. Aber Paula hatte mir erzählt, dass ich bei dem Amt auch Geld für die Möbel beantragen konnte. Dieses hatte ich schon getan, jedoch dauerte es, bis ich Bescheid bekam.
Ich war überglücklich, dass Paula mir ihr Auto geliehen hatte. So konnte ich mir eine Matratze aus einer Zeitungsannonce holen. Paula half mir sehr viel in der Wohnung. Ich hatte die Wände im Wohnzimmer und in der Küche weiß gestrichen. Die anderen Räume waren noch gut. Stefan hatte ziemlich viele Vorstellungsgespräche, so dass er kaum Zeit hatte, mir zu helfen. Dadurch sahen wir uns nur abends. Da ich noch bei ihm schlief, bis alles fertig war, genossen wir die gemeinsamen Abende sehr. Bei dem Gedanken, ohne ihn zu schlafen, zerriss es mir das Herz. Ich liebte ihn so sehr.
Ich ging fast jeden Vormittag in die Spielhalle arbeiten und anschließend machte ich in der Wohnung weiter.
Stefan kam mich in der Spielhalle besuchen. Er strahlte über das ganze Gesicht. Da wir allein waren, nahm er mich in den Arm und küsste mich so zärtlich aber fordernd, dass es mir fast den Boden unter den Füßen nahm.
Ich sah ihm tief in die Augen und fragte: ,, Was ist denn mit dir los? "
,, Ich habe einen Job! Ich kann schon übermorgen anfangen," sagte er.
,, Was denn für einen Job? Ich wusste gar nicht, dass du heute einen Vorstellungstermin hattest," erwiderte ich.
,, Ich war bei Mama und habe in der Zeitung eine Annonce gesehen. Darauf hat Mama mir sofort ihr Auto gegeben und ich bin hingefahren, " redete er weiter. ,, Ich habe mich vorgestellt und fange übermorgen an, wieder LKW zu fahren. Es kann jedoch sein, dass ich auch mal über Nacht weg bleiben muss."
Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte oder nicht. Es war ja schön, dass er endlich wieder einen Job hatte. Aber dadurch sah ich ihn noch weniger.
Stefan wusste sofort, was ich dachte und sagte: ,, Es kommt ja nicht oft vor, dass ich nachts weg bin. Da du ja auch arbeitest, sehen wir uns nicht viel weniger. "
Ich gratulierte ihm zu seiner neuen Arbeit und ließ mir von ihm alles genau erklären, was er dort machen musste. Als dann Kunden kamen, verabschiedete Stefan sich von mir und sagte: ,, Tschüss Schatz, ich hole dich nachher ab! "
Pünktlich holte er mich ab. Wir gingen zu mir. Da ich ja eine Matratze hatte, blieben wir dann bei mir. Wir legten uns auf die Matratze und kuschelten uns aneinander. Wir küssten uns, als wenn wir uns Wochen nicht gesehen hätten. Ich spürte seine Hände auf meinem Rücken und bekam sofort eine Gänsehaut. Er zog mir langsam und dabei küssend das T-Shirt aus. Ich liebte seine Zärtlichkeit. Er war so gefühlvoll. Ich spielte mit meinen Lippen an seinem Hals und streichelte ihn dabei am Rücken. Seine Haut auf mir bereitete mir immer noch die erotischsten Gefühle. Ich wollte ihn, hier und jetzt, das erste Mal in meiner Wohnung. Ich bekam, was ich wollte und nicht nur einmal in dieser Nacht. Völlig ausgelaugt schliefen wir irgendwann ein.
Am nächsten Tag hatte ich zum Glück frei, so dass ich den letzten Tag, an dem Stefan noch frei hatte, mit ihm genießen konnte. Wir blieben lange liegen und kuschelten viel. Später kochte ich uns einen Kaffee. Nachdem wir den getrunken hatten, gingen wir zum ersten Mal gemeinsam duschen. Es war schon sehr erotisch, als wir uns gegenseitig einseiften. Meine Knie fingen an zu zittern, mein Herz raste so schnell, dass ich es sogar hören konnte. Mir wurde fast schwindelig von seiner Nähe, von seinem Körper, von seinen Berührungen. Ich liebte ihn und wie.
Stefan flüsterte mir ins Ohr: ,, Du bist so traumhaft schön, ich will dich nie verlieren. "
,, Das wirst du nicht, " antwortete ich ihm.
Nachdem wir den Tag kuschelnd verbracht hatten, gingen wir zu Stefan. Er ging früh schlafen, da er morgens um sechs anfangen sollte. Da er ja kein Auto besaß und laufen musste, brauchte er eine Stunde für den Weg zu der Firma.
Ich stand gegen zehn Uhr auf. Zog mich an und wollte zu mir gehen. Auf dem Weg dahin dachte ich mir, das ich bei Paula noch einen Kaffee trinken könnte. Da ich wusste, dass sie arbeitet, war mein Ziel die Spielhalle. Als ich rein kam, begrüßte ich Paula.
Sie sah mich an und fragte mich: ,, Kannst du für mich weiter arbeiten? Ich möchte gerne zum Arzt. Ich mache dafür auch deine Schicht heute ab achtzehn Uhr. "
,, Klar mache ich das. Ich habe sowieso nichts vor," antwortete ich.
Also übernahm ich ihre Schicht. Paula bedankte sich bei mir und verabschiedete sich.
Es war nicht viel los. Dadurch zog sich der Tag ziemlich hin. Als Paula wiederkam, um mich abzulösen, sagte ich ihr: ,, Ich hole noch Kaffee, es ist nicht mehr viel da. "
,, Oh , das ist voll lieb. Den habe ich vergessen, " meinte Paula.
Nachdem ich den Kaffee geholt hatte und wieder in die Spielhalle kam, traute meinen Augen nicht.
,, Was machst du denn da?" fragte ich. ,, Ich denke, du bist arbeiten? "
,, Ich habe schon Feierabend und wollte hier noch einen Kaffee trinken, " erklärte mir Stefan. ,, Ach, ist der Automat jetzt Kaffee? Du bist doch schon wieder am spielen, " antwortete ich wütend.
,, Was willst du? Darf ich jetzt gar nichts mehr, " gab Stefan zurück.
,, Doch, aber du weißt ganz genau, dass wir durch meine Wohnung mit dem Geld knapp sind."
Stefan warf mir wütend, die zwei Euro Münzen vor die Füße und ging raus. Ich hob das Geld auf, es waren dreißig Euro. Das hätte er alles verspielt. Ich rannte hinter ihm her. Doch er war weg. Traurig ging ich wieder zu Paula.
,, Gut, dass keiner hier war. Das geht nicht, "sagte sie.
,, Ich weiß, es tut mir leid. Aber ich war so geschockt. "
,, Ich weiß, aber paß' auf, dass es nicht wieder vorkommt. "
,, Ja, ich mache das nicht mehr, " versprach ich ihr.
Dann fing ich an zu weinen. Die Tränen rollten einfach so meine Wangen herunter. Es wurden immer mehr. Paula nahm mich in den Arm und tröstete mich. Sie strich mir über den Kopf und sah mich an.
,, Er ist doch spielsüchtig, " sagte sie leise.
,,Nein, das darf nicht sein. Warum ist der jetzt abgehauen," fragte ich immer noch weinend.
Er kam nicht wieder. Ich blieb bei Paula, bis sie die Halle zumachte. Sie fuhr mich nach Hause und trank bei mir einen Tee. Wir unterhielten uns noch recht lange. Ich kam zu dem Entschluss, Stefan noch einmal auf das Spielen anzusprechen, jedoch nicht so, wie ich es getan hatte, sondern in Ruhe.
In der Nacht konnte ich nicht gut schlafen. Es war die erste Nacht, in der ich alleine war. Ich weinte immer wieder. Es war alles zu viel für mich. Erst das mit der Trennung. Dann das mit Celina und jetzt noch das mit Stefan! Es tat so sehr weh. Er hatte sich nicht einmal mehr bei mir gemeldet. Das war unser erster richtiger Streit. Weinend schlief ich irgendwann ein. Als ich morgens aufwachte, fehlte er mir schon wieder. Jetzt hatte ich zwei Menschen, die ich liebte nicht bei mir hatte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Herz tat so sehr weh.
Ich stand auf und ging duschen. Auch das erinnerte mich an Stefan. Ich beeilte mich, weil ich arbeiten musste. Pünktlich schloss ich die Spielhalle auf. Alles, was ich machte, erinnerte mich an ihn. Er meldete sich jedoch nicht bei mir. Als Paula nachmittags kam, um mich abzulösen, hatte ich immer noch nichts von ihm gehört.
,, Hi, Süße. Wie geht es dir, " fragte Paula mich.
,, Schrecklich. Er hat sich immer noch nicht gemeldet! "
,, Er wird sich schon melden, " beruhigte mich Paula.
,, Du sagst das so einfach, " antwortete ich.
,, Es wird alles gut. Er kommt schon wieder, " tröstete sie mich.
Ich dankte ihr und ging nach Hause. Gegen acht Uhr klingelte es bei mir an der Tür. Neugierig machte ich die Tür auf. Da stand er.
Den Kopf nach unten, sah er mich nicht an und sagte dann: ,, Es tut mir leid. Ich wollte dir das Geld nicht so hinwerfen. Ich wollte eigentlich nur einen Kaffee trinken. Dann hab ich mir gedacht, dass ich dabei auch versuchen kann, etwas zu gewinnen. "
,, Komm doch erst einmal rein, " forderte ich ihn auf.
Als er dann in der Wohnung war, setzten wir uns hin und klärten alles auf. Glücklich, dass er wieder da war, sah ich ihm in die Augen und entdeckte wieder dieses Funkeln. Langsam näherte ich mich mit meinen Lippen den seinen. Als sich unsere Lippen berührten, waren alle Sorgen vergessen. Ich spürte nur noch Liebe. Stefan blieb die Nacht über bei mir und ging dann von mir zur Arbeit.
Glücklich, dass wir uns wieder vertragen hatten, ging ich nachmittags zur Arbeit. Paula wartete schon darauf, dass ich sie ablöste.
Als ich mit einem Grinsen im Gesicht reinkam, fragte sie lachend: ,, Na, war die Versöhnung gut? "
,, Wie kommst du darauf, " erwiderte ich.
,, Deine Augen verraten alles, " bemerkte Paula.
Glücklich über die neuen Ereignisse, machte mir die Arbeit an diesem Tag noch mehr Spaß.
Die Zeit verging wie im Fluge. Seit Mitte August war ich mit Carsten auseinander. Nun war schon Anfang Dezember. Meine Arbeit machte mir Spaß. Meine Liebe hatte ich durch Stefan gefunden und doch war ich traurig.
Celina hatte bald Geburtstag. Sie wurde zwei Jahre alt. Je näher der Tag kam, desto trauriger wurde ich. Ich konnte ihre Feier nicht vorbereiten, da sie noch immer bei Carsten wohnte. Dabei wollte ich doch an ihrem großen Tag bei ihr sei. Aber der war an einem Montag. Ich durfte sie nur alle zwei Wochen samstags besuchen, also nicht an diesem Tag. Wenn ich daran dachte, war ich unglücklich.
Ich war auf der Arbeit. Da klingelte das Telefon. Ich nahm, wie immer, den Hörer ab, meldete mich ganz normal und erschrak. Ich hatte damit gerechnet, dass es mein Chef sei, doch es war jemand, mit dem ich niemals gerechnet hatte.
,,Hallo Mila, ich bin es Doris. " sagte meine Schwägerin.
Überrascht antwortet ich: ,, Was möchtest du? "
,, Deine Schwiegermutter hatte einen Nervenzusammenbruch. Du musst sofort Celina holen. Sie kann sich nicht um die Kleine kümmern, " hörte ich aus dem Hörer.
,, Ich muss sehen, dass mich jemand ablöst, dann komme ich sofort, " erwiderte ich freudig.
,, Bis später dann und komm schnell, " sagte sie.
,, Bis später. "
Ich war total aus dem Häuschen. Ich freute mich. Ich sprang im Kreis, die Gäste sahen mich an und wussten nicht, was los war. Mir liefen Tränen der Freude die Wangen herunter.
Aber was sollte ich jetzt machen? Ich war doch auf der Arbeit! Ich dachte kurz nach, dann kam mir die Idee, sofort Paula anzurufen. Aufgeregt und betend, dass ich sie erreiche, wählte ich ihre Nummer.
,, Paula, ich bin es Mila. Ich habe ein großes, erfreuliches Problem. Du musst mir helfen, " sprudelte es aus mir heraus.
,, Was ist denn los? Du hörst dich an, als wenn du im Lotto gewonnen hättest, " erwiderte Paula.
,, Habe ich auch! So fühlt es sich wenigstens an. Ich kann Celina abholen. Kannst du sofort kommen und für mich weiter arbeiten? Bitte, bitte, bitte! "
,, Klar, ich komm sofort bis gleich. Bin gleich da. "
Ich konnte es kaum abwarten, bis sie endlich da war. Gefühlte vier Stunden später war sie dann da. Als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass sie keine fünfzehn Minuten gebraucht hatte.
Sie kam in die Halle reingestürmt, schmiss mir ihre Schlüssel hin und rief mir schon von weitem zu: ,, Beeil dich, bevor sie es sich anders überlegen."
,,Was ist das für ein Schlüssel? " fragte ich sie.
,, Willst du nach Hemer laufen, " sagte Paula. ,, Das sind meine Autoschlüssel. Wenn ich arbeite, brauche ich es nicht. Du kannst Celina nicht mit dem Bus abholen! "
Ich fiel ihr in die Arme, bedankte mich ganz lieb bei ihr und rannte raus. Mit zitternden Beinen fuhr ich nach Hemer. Ich hatte Angst, dass sie es sich anders überlegt haben könnten. Meine Gedanken waren total durcheinander.
Was würde Stefan sagen?
Wusste Carsten, dass ich Celina hole?
Gaben sie mir die Kleine wirklich?
Mir ging so viel durch den Kopf, dass ich gar nicht merkte, dass ich schon fast da war. Als ich vor dem Haus meiner Schwiegereltern stand, zitterten meine Beine. Ich hatte Angst. Ich freute mich. Ich brach selber fast zusammen, so überwältigt war ich. Gerade, als ich klingeln wollte, ging die Tür auf und meine Schwägerin stand vor mir. Sie sah mich erfreut an, was mich sehr wunderte.
,, Komm rein, wir haben schon auf dich gewartet. Schön, dass es so schnell ging, " sagte Doris zu mir.
,, Ja, ich wäre ja noch schneller gewesen. Aber ich musste erst auf meine Kollegin warten, damit sie mich ablöst," erwiderte ich.
,, Schön, dass du da bist. Die anderen sind oben, komm mit, " sprach sie.
Ich folgte ihrer Anweisung.
Da hörte ich bereits meinen kleinen Engel rufen: ,, M-aaa-m-aaaa "
Celina sprang mir in die Arme und drückte mich so fest sie konnte, als ich zur Tür herein kam. Überrascht von Celinas Freude, sah mich Doris verblüfft an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ich hielt meine Kleine wieder in den Armen. Tränen der Freude kullerten mir die Wangen runter. Ich wollte sie nie wieder loslassen. Hoffentlich stimmte es, was Doris mir am Telefon sagte, ging es mir durch den Kopf.
,, Komm mit! " sagte plötzlich Doris und holte mich aus meinen Gedanken.
Ich tat, was sie mir sagte und folgte ihr ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Meine Schwiegermutter lag im Bett sah nicht gut aus.
,, Hallo Mila schön, dass du da bist, " sagte sie zu mir.
,, Hallo Regina, wie geht es dir, " fragte ich sie.
,, Mir geht es schon etwas besser, aber der Arzt sagte mir, ich muss mich sehr schonen, " erwiderte Regina. ,, Ich habe schon mit Carsten gesprochen, er muss arbeiten und ist einverstanden, dass du Celina mitnimmst. "
Ich sah sie mit großen Augen an. Dann fragte meine Schwiegermutter: ,, Wie jetzt für ganz? "
,, Ja, ich kann es nicht mehr und ein Kind gehört zu seiner Mutter. "
Ich traute dem nicht, was ich da hörte. Ich bekam mein Baby wieder. Sie machten keine Probleme. Einfach so. Ich war überwältigt.
Ich nahm Regina in die Arme und sagte: ,, Danke, danke, danke. "
,, Danke nicht mir, sondern dem lieben Gott. Er hat mich krank gemacht, damit ich merke, dass Celina zu dir muss, " erklärte sie mir.
Dann kam mein Schwiegerpapa um die Ecke. Er nahm mich sofort in den Arm.
<< Mila, es tut mir alles so leid. Ich wusste immer, dass es so kommen würde. Die Kleine braucht dich und du bist eine gute Mutter, >> flüsterte Erich mir ins Ohr, so dass es kein anderer hören konnte.
Da war mir klar, dass mein Schwiegerpapa nur so gehandelt hatte, weil er sich nicht gegen seine Familie stellen wollte. Er war immer nett und freundlich zu mir.
,, Komm, ich gebe dir Celinas Sachen. Die wirst du sicherlich brauchen. Du wirst bestimmt nichts haben, " forderte Erich mich auf.
Wir gingen in das Zimmer, das ich immer als Esszimmer kannte. Überrascht stellte ich fest, dass es nun ein Kinderzimmer war. Rechts hinter der Tür stand ein kleines Kinderbett, daneben ein Regal, auf dem lauter Kinderbücher und Malsachen standen. Geradeaus lag ein großer Spielteppich auf dem Laminat. Links in der Ecke stand eine richtige Wickelkommode. Darüber war ein Regal an der Wand angebracht, auf dem Feuchttücher und Windeln lagen. Auf dem Regal waren auch eine Menge Cremes für Babys. Das Zimmer war das ideale Kinderzimmer.
,, Wir bauen eben das Bett auseinander. Ich denke, das wirst du brauchen, " bemerkte Erich und holte mich wieder aus meinen Gedanken.
,, Kann ich das denn haben? " fragte ich.
,, Das ist doch Celinas Bett und wir werden es hier nicht mehr brauchen! " erklärte mir mein Schwiegervater.
,, Danke, dann brauche ich heute keines kaufen, " antwortete ich.
Wir bauten das Bett auseinander. Gut, dass ich Paulas Auto dabei hatte! So konnte ich die Sachen von der Kleinen wenigstens alle mitnehmen. Erich und ich brachten das Bettchen und Celinas Kleidung ins Auto. Ich packte noch eine Tasche, die mir Doris gegeben hatte, mit Spielsachen und Windeln und was ich sonst noch für mein Engelchen brauchte. Meine Schwiegermutter rief mich noch einmal zu sich.
Regina bat mich: ,, Mila, pass' bitte gut auf Celina auf und sorge immer gut für sie. Sie ist so ein kleiner Engel. "
,, Das verspreche ich dir. Du brauchst dir keine Sorgen um sie zu machen, " entgegnete ich.
Ich zog der Kleinen ihre Jacke an und erklärte ihr, dass wir zu mir nach Hause fahren. Da freute sich Celina noch mehr.
,, M-a-m-a fan M-a-m-a fan, " rief sie nur noch.
Wir verabschiedeten uns von Regina und von Doris. Mein Schwiegerpapa kam noch mit zum Auto. Er nahm mich in den Arm und drückte mich.
Er gab mir fünfzig Euro in die Hand und sagte: ,, Ich denke, das wirst du brauchen. Celina wird sicher noch einiges brauchen. >>
,, Dankeschön, das ist aber lieb von dir," bedankte ich mich.
Er gab mir noch den Kindersitz und dann fuhren Celina und ich nach Hagen. Ich war überglücklich und Celina quatschte aufgeregt die ganze Zeit. In Hagen bin ich dann erst einmal zu meiner Wohnung gefahren, um Celinas Sachen hinzubringen. Das war gar nicht so einfach, alles nach oben zu tragen mit der Kleinen. Wir mussten mehrmals hoch und runter laufen, bis das Auto leer war. Nur den kleinen Sportwagen für sie hatte ich im Auto gelassen, so dass sie später nicht von der Spielhalle nach Hause laufen musste. Als wir an der Halle ankamen, erwartete Paula uns schon.
,, Ist die süß, " sagte Paula erfreut.
Sie fing sofort an, mit ihr zu spielen und gratulierte mir, dass ich sie endlich bei mir hatte. Nachdem Paula und Celina eine ganze Weile gespielt hatten, gingen wir nach Hause.
Stolz schob ich den Sportwagen vor mir her. Ich war die stolzeste Mama der Welt. So kam es mir jedenfalls vor. Damit ich Celina länger vor mir her schieben konnte, ging ich einen Umweg nach Hause.
Da Stefan nach der Arbeit immer erst zu mir kam, wartete ich schon gespannt auf ihn. Er wusste ja von der ganzen Sache noch nichts. Das Warten fiel mir jedoch nicht sehr schwer. Ich hatte ja meinen Engel bei mir.
Celina sah sich alles ganz genau an. Wir gingen in das Schlafzimmer, das nun ja auch ihr Zimmer war und spielten auf dem Boden mit ihren Puppen.
Als es an der Tür klingelte, sprang sie sofort auf und wollte aufmachen. Ich erklärte ihr, dass sie das nur durfte, wenn ich es ihr erlaubte. Dann durfte sie öffnen. Wir warteten oben an der Tür und als sie Stefan hoch kommen sah, schrie sie sofort: ,, Tepan tepan. "
Der sah nach oben und war total überrascht.
,, Celina, was machst du denn hier, " rief er ihr zu.
,, Meine Schwiegermutter hatte einen Nervenzusammenbruch. Sie wohnt jetzt ganz bei mir. Ich habe sie vorhin abgeholt, " erklärte ich ihm grinsend und voller Freude.
,, Das ist ja super, " erwiderte er. ,, He Kleine, herzlich willkommen. "
Er nahm sie auf den Arm, gab ihr ein Küsschen auf die Wange und fing sofort an, mit ihr herum zu toben. Endlich war wieder dieses niedliche Gekicher von Celina zu hören. Was hatte ich das vermisst! Bis spät abends spielten wir mit ihr. Nach dem Abendessen brachte ich sie zu Bett. Als sie dann endlich schlief, ging ich wieder zu Stefan ins Wohnzimmer, wo ich mittlerweile auch eine Schlafcouch stehen hatte. Wir kuschelten uns aneinander und unterhielten uns noch lange über meine Maus. Irgendwann schliefen wir beide im Wohnzimmer ein. Am nächsten Morgen erwachte Stefan erschrocken. Er wollte doch gar nicht bei mir bleiben. Er musste sich beeilen, weil er ja zur Arbeit musste. Stefan drückte mir schnell noch einen Kuss auf den Mund und verschwand.
Glücklich wachte ich etwas später an dem Morgen wieder auf. Ich ging in die Küche und machte mir einen Kaffee. Da hörte ich Celina rufen. Es war wie Musik in meinen Ohren. Ich ging sofort zu ihr, gab ihr einen dicken Kuss und sagte: ,, Guten Morgen mein Engel. " Da klingelte auch schon das Telefon. Das hatte ich sofort angemeldet, als ich die Wohnung bekam.
Ich meldete mich: ,, Hatting. "
,, Hier auch, ich wollte mal fragen, wie Celina bei dir zurecht kommt. Es ist ja eine Umstellung für sie, " sagte Carsten.
,, Möchtest du mit ihr sprechen? Sie ist gerade aufgewacht," fragte ich ihn.
,, Oh ja gern, " kam aus dem Hörer.
Ich gab Celina das Telefon. Sie war ganz begeistert, als sie mit ihm sprach. Nach einer Weile nahm ich den Hörer dann wieder.
,, Carsten, ich wollte mich noch einmal bedanken, dass ihr sie mir gegeben habt. Du kannst sie ruhig alle zwei Wochen übers Wochenende abholen, wenn du magst, " schlug ich ihm vor.
,, Das ist schon gut. Und wegen dem Abholen telefonieren wir noch. Das einzige, was ich gerne möchte ist, dass ich an ihrem Geburtstag zum Kaffeetrinken kommen darf, " bat er.
,, Das dürfte kein Problem sein, " antwortete ich.
Wir beendeten das Gespräch. Mir war vorher gar nicht bewusst geworden, dass ich Celina ja nun doch an ihrem Geburtstag sehen konnte. Um so mehr freute es mich.
Nachdem Celina gefrühstückt hatte, zog ich sie an und ging mit ihr erst einmal zum Amt. Ich erkundigte mich, ob ich nun mehr Geld bekäme, weil Celina jetzt bei mir war. Sonst wäre es ziemlich knapp geworden. Danach gingen wir noch zu Paula. Ich musste ja nun meine Zeiten ändern. Ich konnte ja nur arbeiten, wenn Stefan da war. Stolz ging ich mit meiner Kleinen zu Paula hinein.
,, Da sind ja meine beiden Freundinnen, " rief sie uns zu.
Ich drückte Paula erst einmal. Die hatte jedoch nur Augen für Celina. Sie gab ihr ein paar Salzstangen in die Hand, die meine Kleine natürlich sofort verputzte.
,, Danke nochmal für gestern, Paula! Ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Aber ich kann jetzt nur noch am Wochenende arbeiten, da ich ja jetzt die Süße habe," sagte ich.
,, Wir wussten ja von Anfang an, dass es nicht anders geht, wenn deine Maus kommt, " beruhigte mich Paula. ,, Mach dir keine Sorgen deswegen. "
Wir quatschten noch ein wenig, aber dann musste ich auch gehen, da die Spielhalle nichts für kleine Kinder war. Wir verabschiedeten uns von unserer Freundin und gingen auf den Spielplatz. Der Tag mit Celina ging so schnell herum. Es war so aufregend. Meine Maus wollte alles wissen. Ich hatte schon Löcher im Bauch von der Fragerei. Die einzige Zeit, in der sie still war, war als sie ihren Mittagsschlaf hielt.
Abends wollte ich gerade mit ihr essen, als Stefan kam.
,, Oh schön, dass du da bist. Dann kannst du mit uns essen" freute ich mich.
Ich ging in die Küche und holte die Teller aus dem Schrank. Stefan stellte sich hinter mich, nahm mich in den Arm und küsste meinen Hals.
Als Celina das sah, rief sie sofort: ,, Meine M-a-m-a ".
Wir fanden das lustig und erklärten ihr, dass er mich nicht wegnahm. Darauf nahm Celina uns beide in den Arm.
Es war etwas neues für sie. Bei Carsten und mir, hatte sie so etwas nie gesehen. Da hatte sie nur die Streit mitbekommen. Es kam nie vor, dass wir uns in die Arme nahmen.
Nach dem Essen tobte Stefan noch mit Celina. Später fiel sie hundemüde ins Bett. Stefan fragte, ob er bleiben dürfe. Die Frage hätte er sich sparen können. Ich war immer froh, wenn er bei mir war. Durch seine Arbeit sah ich ihn immer weniger. Aber dafür konnte er ja nichts. Aneinander gekuschelt lagen wir auf der Couch.
,, Jetzt ist doch alles gut. Celina ist da, wir haben uns. Wir haben beide Arbeit und eine Wohnung," sagte Stefan.
Traurig antwortete ich: ,, Fast, ich habe seit vier Monaten nicht mit meinen Eltern geredet und sie verbieten Melvin immer noch den Kontakt zu mir. Ich bin jedoch froh, dass er mich wenigstens immer heimlich anruft. Ich vermisse ihn sehr. Melvin ist ja eher wie mein Kind, nicht wie mein Bruder, " sagte ich.
,, Melvin vermisst dich bestimmt auch, " sagte Stefan. ,, Das mit deinen Eltern wird auch schon wieder, " versuchte er, mich zu trösten.
Ich war Stefan so dankbar, dass er immer für mich da war. Dafür liebte ich ihn noch mehr. Ich spielte mit seinen Haaren und schon fingen wir an, uns leidenschaftlich zu küssen. Seine Lippen schmeckten einfach so gut. Mir wurde auf einmal heiß. Ich zog Stefan das Shirt aus, damit ich seine Haut fühlen konnte. Ich küsste seinen Hals und spielte mit der Zunge an seinem Ohr. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen. Wieder einmal wurde es eine kurze Nacht.
Nachdem Stefan zur Arbeit gegangen war, putzte ich die Wohnung. So hatte ich später genug Zeit, mich um Celina zu kümmern.
Ich genoss jede Sekunde mit Celina. Nach dem Frühstück gingen wir wieder spazieren. Auf dem Weg ging ich bei meiner Anwältin vorbei, um ihr von der neuen Entwicklung zu erzählen. Sie war begeistert von den Neuigkeiten. Ich erklärte ihr, dass sie sich jetzt nur noch um die Scheidung zu kümmern brauchte. Sie beglückwünschte mich zu meiner Tochter und dass ich alles so gut hinbekommen hatte.
Im Anschluss ging ich noch zu Paula. Sie hatte gerade Feierabend und ging mit uns ein Eis essen. Celina mochte sie schon richtig, weil Paula immer Blödsinn mit ihr machte.
Im Eiscafè sagte Paula: ,, Stefan war gestern bei mir. Ich mach mir echt Sorgen um dich und Celina. "
,, Warum? Hat er denn gespielt, " fragte ich.
,, Oh ja und nicht wenig. Mila denk dran, sprich ihn nicht darauf an. Ich dürfte es dir gar nicht sagen. "
,, Das gibt es doch nicht. Von mir hat er sich heute morgen zwanzig Euro für die Arbeit geben lassen, da er sein Geld noch nicht bekommen hätte, " offenbarte ich traurig.
,, Mila glaube mir, er ist süchtig, " erwiderte Paula.
,, Das glaube ich nicht. Ich war mit einem Spieler zusammen, der hat alles verspielt. Ich hatte nicht mal Geld, um für unsere Kleine etwas zum Essen zu holen und musste mich durchschnorren, " sagte ich ihr.
,, Stefan ist da anders. Er hat doch immer etwas Geld. Ein Spieler hört erst auf, wenn seine Taschen leer sind und ihm keiner mehr etwas leiht. "
,, Mir kommt es so vor. Ich kann mich auch irren, aber pass' bitte auf, " riet mir meine Freundin.
Wir unterhielten uns noch über die Arbeit und dass es plötzlich so schnell ging mit Celina. Dann verabschiedeten wir uns. Ich ging mit Celina nach Hause. Paulas Worte bohrten sich in meinen Kopf.
Nein, das durfte nicht sein! Nicht schon wieder! Das hatte ich doch schon einmal durchgemacht, rauschten die Gedanken durch meinen Kopf.
Zu Hause machte ich Celina etwas zu essen. Sie war wieder total müde. Ich legte sie zum Mittagsschlaf hin. Ich legte mich neben sie und schaute ihr beim Schlafen zu. Sie sah ganz friedlich aus, wie sie da so schlief. Sie hatte noch nicht solche Probleme. Ich liebte Stefan doch. Das durfte er mir einfach nicht antun. Das wäre schrecklich. Celina schlief zwei Stunden und ich lag die ganze Zeit nur da und dachte über Stefan nach. Ich liess mir aber Celina gegenüber nicht anmerken, dass ich Sorgen hatte.
Ich spielte den ganzen Nachmittag mit meiner Maus. Es war richtig toll.
Abends kam Stefan und ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich fiel ihm wie jeden Abend um den Hals. Meine Freude war nicht einmal gespielt. Ich liebte ihn schließlich.
,, Hast du etwas? Du bist heute so anders, " fragte mich Stefan.
,, Nein, es ist alles in Ordnung, " erwiderte ich.
,, Ich schlafe heute zu Hause! Sonst bekommst du nachher noch Ärger. Die von unten guckt schon immer, " teilte er mir mit.
Traurig sah ich ihn an, aber ich wusste, dass er Recht hatte.
Ich machte ihm noch das restliche Essen warm. Als er gegessen hatte, raufte er noch ein bisschen mit Celina, die das richtig genoss. Die zwei verstanden sich noch besser, als ich dachte.
,, So ihr zwei, Celina muss jetzt ins Bettchen, " holte ich sie aus ihrem Spiel.
Als Celina endlich schlief, ging ich zu Stefan ins Wohnzimmer. Er sah schon wieder zum Anbeißen aus. Aber ich musste mich zügeln, er wollte nach Hause. Das hätte er dann nicht geschafft. Wir kuschelten noch, bis Stefan gehen musste. Ich gab ihm einen Kuss zum Abschied. Dann ging ich auch ins Bett.
Morgens wurde ich vom Telefon geweckt. Verschlafen ging ich ran. Es war Carsten, der anrief.
,, Kann ich Celina dieses Wochenende holen? Ich habe am Samstag frei und da habe ich gedacht, das passt dann ganz gut. "
,, Bringst du sie mir auch wirklich wieder? Noch einmal verkrafte ich es nicht, sie zu verlieren," sagte ich ihm.
,, Hab ich dir doch gesagt. Was sollte ich denn mit ihr machen, wenn ich arbeite, " antwortete er.
,, Dann kannst du sie holen! Wann kommst du, " wollte ich wissen.
,, Ich bin dann Samstag um zehn bei dir, " erwiderte er.
Wir beendeten das Gespräch.
Das hieß für mich, dass ich Carsten zwei Tage später schon wieder sah. Ich erzählte Celina auch schon, dass Papa bald kommt. So konnte sie sich schon mal daran gewöhnen.
Es war ja nicht so leicht für sie, immer dieses Hin und Her.
Celina und ich aßen zu Abend. Ich hatte mit dem Essen auf Stefan gewartet. Der kam jedoch nicht. Nach dem Essen brachte ich Celina zu Bett. Sie hatte mal wieder einen aufregenden Tag gehabt und schlief schnell ein. Ich war nervös. Stefan hatte mir am Abend zuvor doch gesagt, dass er kommen würde. Ich machte mir Sorgen. Ich wollte gerade schlafen gehen, es war schon zehn Uhr, als es klingelte. Ich ging zur Tür und machte auf.
,, Tut mir leid, dass ich so spät bin, aber ich habe im Stau gestanden, " sagte Stefan.
,, Ich habe mir schon Sorgen gemacht, " erwiderte ich. ,, Kann ich heute bei dir schlafen, " fragte er.
Ich nahm ihn in den Arm und küsste ihn leidenschaftlich.
Er zog mich ganz nah zu sich heran und sagte: ,, Ich habe dich so vermisst. "
Er kam nicht zum Essen, ich zog ihn mit aufs Bett. Meine Sehnsucht nach ihm war so groß. Ich schob meine Hände unter sein Hemd und streichelte ihn.
,, Ich liebe es deine Haut zu berühren, du fühlst dich so gut an, " flüsterte ich.
Meine Hände glitten über seinen Körper, küssend zog ich ihn aus.
Stefan hauchte mir ins Ohr: ,, Ich liebe dich. "
,, Du bist so schön. Ich möchte dich nie verlieren, " flüsterte ich zurück.
Er antwortet: ,, Das wirst du auch nicht. "
Wir kuschelten und streichelten uns. Ich genoss es, ihn bei mir zu haben. Sein Körper an meinem fühlte sich so gut an. Wir liebten uns.
Als am nächsten Morgen aufwachte, war es so schön. Stefan hielt mich im Schlaf in seinen Armen. Ich versuchte, aufzustehen ohne ihn dabei zu wecken. Er drehte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn.
,, Schlaf ruhig weiter, ich muss aufstehen. Celina wird gleich wach, " sagte ich zu ihm und stand auf.
Ich deckte in der Küche den Tisch. Celina sollte fertig sein, wenn Carsten später kam, um sie abzuholen. Da hörte ich sie auch schon rufen: ,, M-a-m-a, tom. "
Ich ging zu ihr, zog sie an und erklärte ihr dabei, dass ihr Papa sie gleich abholen würde. Sie freute sich. Aufgeregt konnte sie beim Frühstück nicht stillsitzen. Ich erklärte ihr, dass sie etwas leiser sein sollte, weil Stefan noch schlief.
Nachdem wir gegessen hatten, klingelte es auch schon an der Tür.
,, P-a-p-a, P-a-p-a, " rief Celina.
Sie stürmte zur Tür, machte jedoch nicht auf und sprang aufgeregt davor hin und her. Ich öffnete die Tür und sah Carsten direkt vor mir stehen. Es war ein komisches Gefühl, da ich wusste, dass Stefan nebenan lag und schlief. Ich bot Carsten an, rein zu kommen und ging mit ihm in die Küche. Ich fühlte mich unbehaglich, tat es jedoch für unsere Kleine. Es war schon schwer genug für sie. Deshalb entschied ich mich, in ihrer Gegenwart freundlich zu ihm zu sein. Celina sprang ihm auf den Schoss, nachdem er sich hingesetzt hatte.
,, Möchtest du einen Kaffee? " fragte ich ihn.
,, Ja gerne, aber ich muss danach auch wieder los, " meinte er.
Wir tranken einen Kaffee zusammen und verabredeten, wann er die Kleine wiederbringen sollte. Er erzählte noch ein wenig, wie es seiner Mutter jetzt ging und dass er mit Celina schwimmen gehen wollte. Dann verabschiedete er sich und ich winkte Celina.
,, Bis morgen Abend Süße," rief ich ihr nach.
Als die beiden weg waren, machte ich mich fertig, weil ich zur Arbeit musste. Stefan war aufgestanden und fragte mich: ,, Hast du was vor? "
,, Ich muss gleich arbeiten, " antwortete ich.
,, Na toll, da sind wir mal alleine und dann gehst du weg, " klagte er.
,, Ich gehe ja nicht einfach so weg, sondern arbeiten, " sprudelte es aus meinem Mund.
,, Und ich dachte, wir machen uns einen schönen gemütlichen Tag, wo Celina schon nicht da ist," seufzte Stefan.
,, Tut mir leid, aber was hältst du davon, wenn wir heute Abend tanzen gehen, " schlug ich vor.
,, Gute Idee, aber ich hab kaum noch Geld, " bemerkte er.
,, Dann lade ich dich ein. Wir müssen ja nicht viel trinken, " erwiderte ich.
Ich erklärte ihm, dass ich nun los musste, er aber ruhig dableiben könne. Auf der Arbeit war nicht viel los und der Tag zog sich ganz schön in die Länge. Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen. Es lag wohl daran, dass ich schnell wieder bei Stefan sein wollte. Dann kam Paula, um mich abzulösen. Als ich sie sah, strahlte ich sofort. Wir nahmen uns, wie immer zur Begrüßung, in den Arm. Wir plauderten noch ein bisschen. Ich erzählte ihr, dass ich mir am Abend zuvor Sorgen gemacht hatte, da Stefan nicht kam und er mir dann gesagt hatte, dass er im Stau gestanden hätte.
,, Komischer Stau war das, " sagte sie.
Ich sah sie von der Seite an und fragte: ,, Wie meinst du das? "
,, Na, er ist hier um zweiundzwanzig Uhr weggegangen und war so gegen achtzehn Uhr gekommen, " erklärte mir Paula.
Ich wollte gar nicht mehr hören. Meine Freude, nach Hause zu kommen, war auf einmal weg. Ich war wütend. Jetzt wusste ich, warum er kein Geld hatte, um mit mir auszugehen. Ich versuchte, Paula gegenüber, mir meine Wut nicht anmerken zu lassen. Ich war kurz vorm Platzen. Ich versuchte, eine Erklärung dafür zu finden. Doch insgeheim wusste ich schon, was los war.
Traurig ging ich nach Hause. Ich liebte ihn doch! Aber ich wollte mich auch nicht länger belügen lassen. Das hatte ich doch gerade erst hinter mir. Ich dachte, bei Stefan wäre alles anders. Meine Welt zerfiel wieder einmal in Stücke. Mir liefen Tränen die Wangen herunter.
Zu Hause angekommen, war Stefan gerade beim duschen. Ich wartete, bis er fertig war. Ich musste mit ihm reden. Aber ich musste es so machen, dass ich Paula nicht mit reinzog.
Oh Mann, er kam, nur in ein Handtuch gewickelt, aus dem Bad. Wie sollte ich denn so einen klaren Gedanken fassen? Er sah wieder zum Anbeißen aus. Ich musste mich zusammen reißen.
,, Stefan, hast du mir nicht zufällig etwas zu sagen, " fragte ich ihn vorsichtig.
,, Was meinst du, " erwiderte er.
War er wirklich so unschuldig oder tat er nur so? Es fiel mir wirklich schwer, mit ihm darüber zu reden. Ich hatte noch genau im Kopf, wie es das letzte Mal war. Es endete in einem dicken Streit. Aber ich musste es tun. Ich durfte es nicht vor mir herschieben. Celina war nicht da, falls es wieder zum Streit kam.
,, Hast du mich vielleicht angelogen gestern? " fragte ich noch vorsichtiger.
,, Nein, wie kommst du darauf? " Ich hörte Wut in seiner Antwort.
,, Wie kannst du im Stau gestanden haben, wenn du schon um achtzehn Uhr in der Spielhalle warst, " wollte ich wissen.
,, Wer hat dir das gesagt? Bestimmt Paula, die soll bloß ihre Klappe halten," kam es aus seinem Mund.
Ich ärgerte mich, dass er schon wieder so wütend wurde. So konnte ich kein normales Gespräch mit ihm führen.
,, Paula ist nicht die einzige, die in der Spielhalle war, " sagte ich zu ihm.
,, Dann war es halt jemand, der mir nicht gönnt, mit dir zusammen zu sein. Glaubst du anderen mehr als mir, " kam es zornig über seine Lippen.
,, Ich verstehe nicht das du zweifelst, wenn ich dir etwas sage und du anderen glauben schenkst. Die sind doch alle nur neidisch auf uns. " sagte er schon etwas ruhiger.
Hatte er etwa recht? Glaubte ich anderen mehr? Wollte Paula nicht, dass wir zusammen waren? Hat sie sich das nur ausgedacht? Nein, das ging nicht. Sie wusste ja die genaue Zeit und die stimmte mit der Zeit überein, zu der er nach Hause kam.
Mir schwirrte der Kopf. Was sollte ich tun? Ich wusste nur, dass ich mich nicht streiten wollte.
,, Vielleicht hast du Recht. Ich sollte nicht immer auf andere hören, " kamen die Worte aus meinem Mund. ,,Es tut mir leid. "
,, Schon gut, du machst ja auch viel mit zur Zeit, " erwiderte Stefan.
Wir nahmen uns in die Arme. Er sah mich an und als ich wieder in diese funkelnden blauen Augen sah, war es um mich geschehen. Unsere Lippen kamen sich immer näher. Es war jedesmal, als würden Funken sprühen, wenn sie sich trafen. Als mir wieder bewusst wurde, dass er nur ein Handtuch trug, war alles zu spät. Ich wollte seine Haut überall spüren. Wir liebten uns mitten im Wohnzimmer auf dem Boden. Bis zur Couch haben wir es nicht mehr geschafft.
Nach einer himmlischen Ewigkeit zogen wir uns an und machten uns fertig, um in das Tanzlokal zu gehen.
Ich sah ihm tief in die Augen und sagte: ,, Ich liebe dich. "
,,Ich dich auch. "
Es wurde ein richtig schöner Abend. Wir tanzten wie beim ersten Mal, ganz eng und vertraut miteinander. Um zwei Uhr nachts gingen wir dann glücklich nach Hause und fielen sofort erschöpft ins Bett.
Sonntagmorgen klingelte schon um halb acht das Telefon. Ich war viel zu müde, um aufzustehen, also ließ ich es klingeln. Wer etwas wichtiges möchte, ruft noch einmal an, dachte ich mir. Als es nach zehn Minuten erneut klingelte und nicht aufhörte, stand ich dann doch auf.
Mit leicht wütender Stimme sagte ich: ,, Hatting "
Nun hörte ich die Stimme meines Bruders sagen: ,, Ich bin es Melvin. Ich darf dich eigentlich nicht anrufen, aber Mama ist im Krankenhaus. "
,, Was hat sie ? " fragte ich erschrocken.
,, Ich muss leise reden, damit Oma mich nicht hört. Sie hat sich heute Nacht mit Papa gestritten und das ziemlich heftig. Papa ist wohl die Hand ausgerutscht. Nun liegt sie im Krankenhaus und hat eine gebrochene Nase, mehrere geprellte Rippen und ist überall grün und blau, " erzählte mir Melvin.
,, Das darf nicht wahr sein. Papa hat sonst Sachen kaputt gemacht. Aber er hat niemals Mama angepackt. Was ist denn passiert?" fragte ich ihn.
,, Ich weiß es nicht. Aber wir haben ein großes Loch im Wohnzimmer in der Wand und Mama ist im Krankenhaus. Ich dachte, dass dich das auch Interessiert, " meinte mein Bruder.
,, Ja klar. Ich werde versuchen, sie zu besuchen, " sagte ich immer noch schockiert.
,, Ich melde mich wieder. Aber ich muss aufhören, sonst merkt es jemand, " erklärte Melvin. ,, Ja, okay und wenn du etwas Neues weißt, dann melde dich. Ich habe dich lieb, " sagte ich zu meinem kleinen Bruder.
Ich ging langsam und ziemlich geschockt wieder ins Bett, denn jetzt brauchte ich Stefan. Ich kuschelte mich an meinen Schatz. Die Tränen strömten nur so aus meinen Augen. Stefan schlief mit dem Rücken zu mir und ich wollte ihn nicht wecken. Ich wollte ihn nur spüren, spüren, dass ich nicht alleine war. Nahm mein Unglück denn nie ein Ende? Ich konnte nicht fassen,was Melvin mir erzählt hatte.
Ja gut, sie hatten sich oft gestritten. Papa hatte oft im Streit Sachen gegen die Wand oder auf den Boden gepfeffert. Aber nie niemals war er gegen Mama handgreiflich geworden.
Was war da passiert?
Was sollte ich jetzt machen?
Konnte ich zu Mama oder wollte sie mich auch jetzt nicht sehen?
Ich weinte so stark, dass mein ganzes Kissen schon nass war. Verzweifelt und voller Sorge schmiegte ich mich immer enger an Stefan. Ich fühlte mich elend. Auf einmal drehte sich Stefan zu mir um und sah mich erschrocken an.
,, Ist etwas mit Celina, " fragte er.
,, Nein, " sagte ich.
Dann erklärte ich ihm alles.
,, Das tut mir leid. Aber nach allem, was sie dir angetan haben, dürfte es dir doch egal sein, " meinte er zu mir.
,,Hallo, das sind meine Eltern. Das ist mir bestimmt nicht egal, " schnaubte ich.
Was sollte ich nur tun? Ich machte mir ziemliche Sorgen um Mama.
,, Ich möchte zu Mama ins Krankenhaus, " teilte ich Stefan mit.
,, Ich könnte mit dem Bus hinfahren und dann Carsten fragen, ob er mich heute Abend wieder mit zurück nimmt, " überlegte ich laut.
,, Du willst mit Carsten fahren, " fragte Stefan, ,, nach all dem ganzen Theater? "
,, Warum nicht, er weiß, dass es aus ist mit uns und er muss ja eh Celina wiederbringen," erklärte ich ihm.
,, Bist du etwa eifersüchtig, " fragte ich.
,, Nein, ich mach mir nur Sorgen, " sagte er mit gequälter Stimme.
Zwei Stunden später stand ich am Busbahnhof und schaute nach, wann ein Bus fuhr. Stefan war zu Hause geblieben. Ich brauchte nur eine halbe Stunde zu warten. Da der Busbahnhof genau an der Gaststätte von Stefans Papa war, ging ich dort solange einen Kaffee trinken.
,, Du schaust aber nicht sehr gut aus, Mila, " stellte Günther fest.
Er sah mich mitleidig an. Das kannte ich gar nicht von ihm. Er wirkte sonst immer stark und kalt. Als wenn für ihn immer nur Arbeit zählte und er kein Vergnügen wollte. Nun sah ich zum ersten Mal auch ein anderes Gesicht von ihm. Er war mir schon immer sympathisch. Doch dieser Ausdruck heute in seinem Gesicht, verstärkte meine Ansicht von ihm noch mehr. Ich erklärte ihm kurz und knapp, dass ich auf dem Weg zu meiner Mama sei, da sie im Krankenhaus läge. Warum verschwieg ich lieber. Günther bohrte auch nicht weiter nach, worüber ich sehr froh war. Ich musste wieder zur Haltestelle.
Ich wollte bezahlen, doch er sagte: ,, Der geht auf mich." Das überraschte mich noch mehr. Ich bedankte mich und ging.
Kurze Zeit später saß ich im Bus, auf dem Weg zu meiner Mama. Irgendwie war mir nicht wohl dabei. Ich sah das Ganze als kleine Chance, mich wieder mit ihr zu versöhnen. Ich machte den Anfang, indem ich sie besuchte. Mir war richtig übel. Je näher ich kam, desto unwohler fühlte ich mich.
Was, wenn sie mich gar nicht sehen wollte? Durfte ich überhaupt zu ihr ins Krankenhaus? Hoffentlich regte sie mein Besuch nicht zu sehr auf.
Ich stand vor dem Krankenhaus. Ein gewaltiges Gebäude. Es war für ein Krankenhaus nicht besonders hoch mit seinen vier Etagen. Es als U gebaut und ziemlich lang. Durch die strahlend weiße Farbe wirkte es noch größer. Man sah überall die großen Fenster. Fünf von ihnen waren aus Milchglas. Diese kannte ich nur zu gut. Vor fast zwei Jahren sah ich diese Fenster von innen. Das waren die OP`s. Dort hatte ich meine Celina durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Ich trat in die große Eingangshalle. Mein Blick ging nach rechts zur Information.
Mit zittriger Stimme fragte ich die Dame, die dort saß: ,, Entschuldigung, können sie mir sagen, auf welchem Zimmer Frau Brecht liegt? " Es dauerte eine Weile. Die Dame blätterte in einem Buch und sah auf einen Bildschirm.
,, Darf ich fragen, wer sie sind, " fragte sie mich.
,, Ich bin ihre Tochter, " gab ich ihr als Antwort.
,, Gut. Sie liegt auf Station 2 Zimmer 218. Das ist die zweite Etage, " informierte mich die freundliche Dame.
Ich bedankte mich und drehte mich um. Ich sah auf die zwei Aufzüge, die am anderen Ende der Eingangshalle waren. Ich ging darauf zu. Als ich an der linken Seite einen Kiosk sah, überlegte ich kurz, ob ich Mama nicht etwas mitbringen sollte. Doch ich dachte, dass Mama verstehen würde, dass ich nicht so viel Geld zur Verfügung hatte. Also ging ich weiter zu den Aufzügen. Ich stieg ein und drückte auf die Zwei. Mein Herz raste immer mehr und mir wurde bewusst, dass ich gar nicht wusste, wie schlimm sie aussehen würde. So wie Melvin sagte, konnte es nicht gut sein.
Nun stand ich genau vor der Zimmertür 218. Ich hatte Angst, Angst davor, wie sie reagierte. Angst davor, wie sie aussah.
Meine Beine waren wie Wackelpudding, als ich ganz zaghaft an die Tür klopfte. ,, Ja, bitte, " ertönte von innen eine Stimme, die mir sehr vertraut vorkam. Das erste Mal seit Monaten hörte ich ihre Stimme. Sie hörte sich verletzt und erschöpft an. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Meine Knie zitterten so, dass ich kaum gehen konnte. Ich ging hinein. Meine Mama lag allein im Zimmer und riss die Augen auf.
,, Mila, was machst du denn hier? Woher weißt du? " hörte ich ihre Stimme ganz leise und überrascht.
Vorsichtig ging ich zu ihrem Bett. Meine Augen waren die ganze Zeit auf sie gerichtet. Ich wollte sehen, ob sie sich freute oder mich gleich rausschmiss. Je näher ich kam, umso größer wurde mein Schock. Sie sah furchtbar aus. Um ihre Augen herum war alles grün und blau mit leicht violetten Farbtönen. Ihre Nase konnte ich nicht sehen, da sie dort komplett verbunden war. Auch ihr Kopf war so verbunden, dass man nicht einmal ihre schönen, blonden langen Haare sehen konnte, die immer so schön glänzten. Da sie nur ein T-Shirt trug, konnte ich auch an den Armen die ganzen blauen Flecken sehen.
,, Oh mein Gott, wie siehst du aus! " sprudelten die Worte erschrocken aus mir heraus.
,, Es tut mir leid, dass du mich so sehen musst, " sagte sie mit Tränen in den Augen.
,, Du kannst doch nichts dafür, " tröstete ich Mama.
,, Ich bin gefallen, " sagte sie leise.
,, Nein, Mama, das bist du nicht. Melvin hat mir alles erzählt, " berichtete ich ihr.
Plötzlich fing sie bitterlich an zu weinen. Sie schluchzte so laut, dass mir auch die Tränen kamen.
,, Warum, warum hat er das gemacht? Er hat dich doch sonst nie angepackt. Er hat sonst nur Sachen zerstört, aber nie dich. Warum? " Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.
Mama weinte immer noch. Sie sah mich an und drehte den Kopf zur Seite. Ich merkte, dass sie trotz der Verletzungen, rot im Gesicht wurde.
Es war ihr scheinbar richtig peinlich.
Dann fing sie an, zu erzählen:
,,Papa war mal wieder in der Kneipe. Er wollte nur kurz ein Bier trinken gehen. Ich bat ihn, das nicht zu tun, da wir kaum noch Geld hatten. Er machte nur p-f-f-f-f, drehte sich um und ging. Da saß ich wieder, alleine mit meinen Sorgen. Ich wartete und wartete. Doch er kam nicht nach Hause. Es vergingen zwei Stunden, drei Stunden und nach fünf Stunden kam er dann. Papa war total betrunken. Ich fragte ihn, wo er so lange war. Da antwortete er mir doch allen Ernstes, “ im Puff! Wir sind von der Kneipe dahin, um dort ein Bier zu trinken.“ Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ich saß zu Hause und rechnete und rechnete alles durch, um den Monat zu überstehen und der ging in den Puff, ein Bier trinken, das Glas für 10 Euro! Da bin ich ausgerastet. Habe ihm an den Kopf geworfen, dass ich dafür nicht arbeiten gehe. Es sei schon schlimm genug, dass er immer in die Kneipe zum Saufen ginge, aber das wäre die Höhe. Dann gab ein Wort das andere und wir schrien uns immer heftiger an. Und dann weiß ich nicht mehr, was er alles machte. Er schlug auf mich ein, immer und immer wieder. Ich bin dann im Schlafanzug aus dem Haus gestürmt. Als ich merkte, dass mir Blut vom Kopf runter lief, brach ich zusammen. Ich hatte solche Schmerzen und dann bin ich zum Krankenhaus gekrochen. Jetzt bin ich hier und habe gebrochene Rippen, eine gebrochene Nase und überall Prellungen."
Mit tränenüberströmtem Gesicht sagte sie dann: ,, Jetzt liege ich hier. Aber wie geht es dir? Ich bin aus der Kur wieder gekommen und du warst weg. Papa hat nur gesagt, du hast Melvin und Celina im Stich gelassen und seihest zu einem anderen Kerl, ohne dir um die zwei Gedanken zu machen. "
,, Was? Keine Gedanken," sagte ich empört.
,, Warum hast du sie bei dem Idioten gelassen, " fragte sie. ,, Ich will dir jetzt keine Vorwürfe machen. Ich bin froh, dich zu sehen, aber warum? Du kannst doch nicht wegen einem Kerl dein Kind und deinen Bruder allein lassen, " äußerte Mama sich.
,, Ich habe sie nicht wegen einem anderen Kerl allein gelassen. Ich wollte das doch auch gar nicht, "erklärte ich ihr.
Nun war ich wohl an der Reihe, ihr alles zu erzählen. Und zwar alles! Was Carsten seit der Hochzeit mit mir gemacht hatte. Was an dem Abend beim Kegeln passiert war. Und dass ich Celina sofort holen wollte, aber Papa schon das Schloss gewechselt hatte. Ich erzählte ihr alles, jede Kleinigkeit. Ich gestand ihr sogar, dass ich nun doch mit Stefan zusammen sei und überglücklich damit wäre.
Mama wusste noch gar nicht, dass Celina nun bei mir war. Sie entschuldigte sich sogar bei mir für ihr Verhalten.
,, Mensch Mila, du hättest doch nach Hause kommen können! Warum hast du nichts gesagt? " fragte Mutti.
Ich sagte ihr lieber nicht, was ich dachte und zuckte nur mit den Schultern. Wir redeten noch über so manches und am Ende waren wir beide voller Tränen. Ich weiß nicht, ob vor Glück oder vor Trauer. Ich nahm Mama vorsichtig in den Arm, um ihr nicht weh zu tun. Ich glaubte, dass war ein neuer Anfang zwischen meiner Mama und mir. Ich erklärte ihr dann, dass ich los musste, weil Carsten Celina und mich wieder nach Hause bringen würde. Sie sah mich ungläubig an, sagte jedoch nichts.
Ich verabschiedete mich von ihr und versprach, bald wiederzukommen.
Gut, dass ich Carsten vorher angerufen und gefragt hatte, ob er mich mitnehmen würde, sonst wäre mein Besuch bei meiner Mama viel kürzer ausgefallen. Er holte mich sogar direkt vom Krankenhaus ab, so dass ich die zwei Kilometer zu ihm nicht laufen brauchte.
Carsten wartete bereits auf mich, als ich aus dem Krankenhaus kam und fuhr Celina und mich nach Hause. Daheim angekommen, bedankte ich mich nochmals bei ihm und sagte, ,, bis in vierzehn Tagen".
Die folgenden Tage fuhr ich öfter zu Mama. Mein Papa hatte immer und immer wieder versucht, sich bei Mama zu entschuldigen. Doch sie wollte ihn nicht sehen. Ich konnte mir schon denken, dass er bereute, was passiert war. Aber ich konnte auch Mama verstehen. Es war schon schlimm, was er ihr angetan hatte.
Ich war ganz mit meinen Gedanken beschäftigt.
Ich hätte Mama raten müssen, sich von Papa zu trennen. Sie sollte ihn eigentlich anzeigen. Es war schließlich schwere Körperverletzung. Auch der seelische Schaden war nicht außer acht zu lassen. Jedoch waren es meine Eltern. Ich wollte nicht, dass sie sich trennten. So erwachsen ich auch war, trotzdem wollte ich es nicht. Mama und Papa getrennt, allein der Gedanke brachte mein Herz zum Weinen. Was würde dann aus Melvin oder aus ihrem Haus? Nein, das durfte nicht passieren!
,, Mama ihr seit zwanzig Jahre verheiratet. Er hat sowas noch nie getan. Meinst du nicht, du solltest ihm die Chance geben, sich zu entschuldigen, " sagte ich.
,,Er hat so viel kaputt gemacht und nicht nur körperlich, auch seelisch, dass ich es mir gut überlegen muss, " erklärte Mama mir.
Ich beließ es erst einmal dabei. Es klopfte bei Mama an die Tür. Da stand er genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ich war starr vor Freude. Doch Melvin, der ebenfalls dabei war, reagierte als Erster. Er kam auf mich zu gestürmt und nahm mich in den Arm.
,, Ich habe dich sehr vermisst, Mila, " sagte mein Bruder.
,, Ich dich noch viel mehr, " freute ich mich ,, Wie geht es dir? "
,, Jetzt geht es mir gut, " erwiderte Melvin.
Mama beobachtete uns. Sie sah ziemlich nachdenklich aus.
,, Ich habe euch echt geschadet. Ich hätte euch den Kontakt nicht verbieten sollen, " sagte sie.
,, Ach Mama, weißt du, Melvin und ich stehen uns so nah, ihr hättet uns tausendmal den Kontakt verbieten können. Wir hätten uns trotzdem nicht daran gehalten, " grinste ich sie an.
Wir unterhielten uns noch lange. Doch dann musste ich wieder zurück. Carsten brachte mir Celina später wieder. Ich hatte mir von Paula das Auto geliehen.
,, Wir sehen uns, " sagte ich zu Mama und Melvin, drehte mich um und ging.
Als ich Paula das Auto wieder brachte, erzählte ich ihr, dass ich meinen Bruder wiedergesehen hatte. Sie freute sich mit mir. Doch irgendwas sagte mir, dass mit ihr etwas nicht stimmte.
,, Was hast du denn? Dich bedrückt doch etwas, " fragte ich.
,, Ach, es ist nichts, " meinte sie.
Ich beließ es dann dabei. Ich dankte ihr nochmals für das Auto und musste dann gehen. Ich kam zeitgleich mit Carsten bei mir an. Er kam wie immer pünktlich, um mir Celina wiederzubringen. Es klappte wirklich gut mit unserer Vereinbarung, was Celina betraf. Mittlerweile konnten wir sogar normal miteinander reden.
Nachdem wir uns von Carsten verabschiedet hatten, ging ich mit Celina nach oben. Stefan wartete schon auf uns. Celina sprang ihm sofort in die Arme und ließ mich nicht in seine Nähe kommen.
,, Mein Tepan ", sagte sie.
Wir mussten lachen. Doch irgendwie sah Stefan nicht glücklich aus. Er wirkte angespannt. Ich bemerkte es sofort.
,, Celina, geh ein bisschen mit deinen Puppen spielen, " sagte ich zu ihr.
Celina ging in ihr Zimmer und ich kochte erstmal einen Kaffee. Mit zwei Tassen Kaffee kam ich wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte mich neben Stefan. Ich nahm ihn in den Arm und holte unseren Begrüßungskuss nach. Nachdem wir uns heiß und innig geküsst hatten, ergriff ich wieder das Wort.
,, Was ist mit dir los ? " fragte ich .
,, Es ist nichts, " sagte er barsch.
,, Das merke ich, nun sag schon, " forderte ich ihn auf.
Ich bemerkte, dass er sich nicht wohlfühlte. Er sah ziemlich verunsichert aus. Irgendwas bedrückte ihn und ich musste es heraus bekommen.
,, Du kannst mit mir über alles reden, " munterte ich ihn auf.
Er versuchte anzufangen, doch er bekam kein Wort heraus. Ich nahm ihn in den Arm und glitt mit der Hand durch seine Haare.
,, Also ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich schäme mich. Es war ein Fehler. Das weiß ich, aber ich konnte nichts tun, " sprudelten die Worte aus ihm hervor.
Ich sah ihn an. Mein erster Gedanke war, “er ist fremdgegangen”.
Dann sprach er weiter: ,, Nachdem du gefahren bist, bin ich in die Spielhalle gegangen. Ich wollte nur einen Kaffee trinken. Dann sah ich, dass einer schon sehr viel Geld in einen Automaten geworfen hatte. Als der Automat anfing, endlich gut zu laufen, hatte er kein Geld mehr. Er ging dann raus. Ich dachte, ich kann es mal versuchen und schmiss zehn Euro rein. Ich gewann dann dreihundert. Dreihundert holte ich raus. Ich dachte, es sei mein Glückstag. Ich schmiss in zwei andere Automaten Geld rein, " sprach er.
Ich ahnte Furchtbares, ließ ihn jedoch weiterreden.
,, Erst gewann ich auch dort etwas. Ich wollte mehr. Paula kam immer wieder zu mir und sagte, ich solle aufhören. Sie versuchte, mir zu sagen, ich solle an euch denken. Doch ich konnte nicht aufhören. Ich habe alles wieder verspielt. Das machte mich verrückt und so ging ich, mir Geld holen und schmiss noch mehr rein. Ich dachte, ich könnte es zurückholen. Doch stattdessen war alles weg. Ich sagte zu Paula, sie solle mir die Automaten frei halten, ich käme bald wieder. Sie tat es auch. Ich ging zu Oma und lieh mir von ihr hundert Euro. Als ich zurück kam, hatte Paula die Automaten wirklich frei gehalten. Doch ich verlor auch Omas Geld. Als ich dann ganz pleite war, kam einer rein, setzte sich an den Automaten und warf einen Euro rein. Er gewann dreihundert damit. Da bin ich ausgerastet. Es war doch mein Geld! Paula hat mir Hausverbot erteilt, " berichtete er mir alles.
Ihm standen die Tränen in den Augen. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert sein sollte, weil er mir alles erzählt hatte, oder ob ich ihn rauswerfen sollte. Ich war durcheinander. Er saß da, wie ein Haufen Elend. Was sollte ich nur tun?
,, Ich denke, du bist spielsüchtig, " sagte ich vorsichtig.
,, Nein, das war nur das eine Mal, " konterte er.
,, Das denke ich nicht. Oma hat mir erzählt, dass du dir ziemlich oft Geld bei ihr holst. Ich sehe aber nichts, was du dir gekauft hast. Ich höre immer wieder von anderen, dass du wieder gespielt hast, " sagte ich. ,,Aber ich bin froh, dass du mir dieses mal die Wahrheit erzählt hast. Wir schaffen das schon. "
,, Das hoffe ich! Ich will euch deswegen nicht verlieren. Hilf mir bitte, " bettelte er.
Ich sah, dass er Tränen in den Augen hatte. Er saß zusammengekauert neben mir und sah nur starr vor sich.
Er tat mir leid, wie er dort so saß. Ich nahm ihn fester in den Arm. Ich küsste ihn und meine Erleichterung darüber, dass er mir alles erzählt hatte, ließ mich so eine Energie in den Kuss legen, dass es mir kalt und heiß den Rücken herunter lief. Ich liebte ihn und er hatte mir gerade bewiesen, dass er es auch tat. Diese Erkenntnis brachte mir wieder Schmetterlinge in meinen Bauch. Ich vergaß Zeit und Raum bei diesem Kuss. Auch Stefan hatte mich noch nie so intensiv geküsst.
,, M-aaa-m-a , tot ma, " rief Celina.
Ich wurde wieder in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Ich sah Stefan in die Augen. Ich sah etwas, dass ich zuvor noch nie gesehen hatte. Ich sah Liebe.
,, Ich sollte mal zu Celina gehen, " sagte ich und es fiel mir schwer, mich jetzt von ihm zu lösen.
Celina wollte, dass ich mit ihr spielte. Also tat ich ihr den Gefallen. Mit meinen Gedanken war ich jedoch bei Stefan. Ich grübelte darüber nach, ob wir das mit der Sucht wirklich in den Griff bekommen konnten. Ich dachte über diesen Blick nach, den er in den Augen hatte nach unserem letzten Kuss. Ich wusste nun, dass er mich wirklich liebte. Doch was wäre, wenn er die Sucht nicht in den Griff bekam? Hatte unsere liebe eine Zukunft? Ich hatte doch nichts zu verlieren, oder? Ich spielte noch eine ganze Weile mit Celina. Dann brachte ich sie nach dem Essen zu Bett.
Stefan saß zusammengekauert auf der Couch. Ich setzte mich neben ihn.
,, Möchtest du, dass ich gehe? Gibst du mir noch eine Chance? " fragte er verzweifelt und voller Angst.,, Nein, ich möchte, dass du bleibst und zwar für immer. Wir bekommen das schon hin. Du musst dir nur helfen lassen. Den Anfang dazu hast du gemacht, " bemerkte ich.
Er nahm mich voller Erleichterung in den Arm. Dann stand er auf und machte Musik an. Ich konnte mir schon denken, was jetzt kam. Ich hörte “ i swear” . Er stand da, hielt mir die Hand entgegen und ohne ein Wort stand ich auf, ging zu ihm und wir fingen an zu tanzen. Ich wusste nicht, wie er es immer wieder schaffte. Auch dieses Mal vergaß ich alles andere um mich herum und gab mich nur meinen Gefühlen hin. Ich liebte es, mit ihm zu tanzen. Er war so sanft dabei, aber trotzdem kraftvoll. Er strich mir über den Rücken.
,, Ich liebe dich, " hauchte er mir ins Ohr.
,, Ich dich auch, " gab ich zurück.
Wir vergaßen unsere ganzen Sorgen. Wir waren in eine andere Welt versunken. Ich war wie in Trance. Meine Beine bewegten sich von alleine. Mein Herz pochte so laut, dass meine Nachbarn es schon fast hören konnten. Ich spürte die Schmetterlinge im Bauch. Stefan war wie meine Droge, so berauschte er mich.
Wir tanzten noch eine ganze Weile, bis wir aufs Bett sanken und uns liebten wie noch nie zuvor.
Morgens frühstückten wir gemütlich mit Celina. Später gingen wir mit ihr spazieren. Wir waren eine richtige Familie geworden. Es fühlte sich gut und richtig an. Beim Spazierengehen erzählte mir Stefan noch einiges über seine Stieftochter. Ich merkte, dass er darunter litt, keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben. Ich versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass er sich doch einmal bei ihr melden sollte.
,, Ich habe Angst, dass sie mich nicht sehen will, " sagte er zögerlich.
,, Wenn du es aber nicht versuchst, wirst du es nicht erfahren, " antwortete ich.
Wir gingen noch auf einen Spielplatz und Stefan schaukelte mit Celina.
,, Wir müssen so langsam gehen, ich muss gleich arbeiten, " sagte ich.
Zu Hause angekommen, machte ich mich fertig für die Arbeit. Stefan passte das erste Mal auf Celina auf. Doch ich machte mir keine Sorgen. Die beiden kamen gut miteinander aus.
,, Ich gehe dann jetzt, habt noch einen schönen Tag, " sagte ich.
Paula wartete schon, dass ich sie ablöste. Sie begrüßte mich wie immer, mit einer freundlichen Umarmung.,, Stefan hat mir gestern alles erzählt, was passiert ist, " sagte ich zu ihr.
,, Zum Glück, ich wusste gestern nicht, wie ich mich verhalten sollte. Er ist süchtig Mila. Sehr sogar, " flüsterte sie mir zu.
,, Ich weiß und er jetzt auch, " gab ich zurück.
,, Das ist doch ein Anfang. Das schafft ihr schon, " ermunterte sie mich.
Nachdem wir uns noch weiter unterhalten hatten, verabschiedete sie sich von mir und ich konnte mich auf die Arbeit konzentrieren.
Mir ging die ganze Zeit durch den Kopf, dass es nicht gut war, in einer Spielhalle zu arbeiten, wenn mein Freund süchtig war. Ich musste eine Lösung finden.
Die nächsten Tage gingen schnell vorbei. Stefan sah ich kaum, da er jetzt auch öfter über Nacht arbeiten musste. In der Spielhalle hatte ihn keiner mehr gesehen. Ich hoffte, dass er es schaffte, mit dem Spielen aufzuhören.
Meine Mutti wohnte wieder bei meinem Papa. Er hatte sich bei ihr entschuldigen können und Mama gab ihm noch eine Chance. Melvin und ich fanden das gut. Immerhin wäre es für ihn sonst sehr schwierig geworden. Er hätte sich entscheiden müssen, ob er bei Mama oder bei Papa bleiben will. Dann wäre auch noch die Frage mit dem Haus gewesen. Ich hing an dem Haus, mein Opa hatte es damals gebaut. Ich habe Opa nie kennengelernt. Er war kurz vor meiner Geburt gestorben. Später hatten meine Eltern das Haus von meiner Oma übernommen und sie mussten ihre Geschwister ausbezahlen. Dadurch lag noch ein Kredit auf dem Haus. Es war mein Zuhause. Wenn sie sich getrennt hätten, wäre es für mich ein großer Verlust gewesen. Froh, dass sie sich nun nicht trennten, brauchte ich mir darüber keine Sorgen mehr zu machen.
Es war nur noch eine Nacht bis zu Celinas Geburtstag. Aufgeregt ging ich alles in Gedanken durch: Das Geschenk war da, die Getränke standen auf dem Balkon. Die Torte war im Kühlschrank, die Wohnung blitzeblank geputzt. Kaffee war da, ansonsten fiel mir nichts mehr ein. Es sollte nichts fehlen, meine Eltern wollten kommen, um Celina zu gratulieren.
Stefan beruhigte mich.
,, Schatz, du hast alles fertig. Sei froh, dass Carsten mit Celina feiert, wenn er sie am Samstag abholt," sagte Stefan.
,, Ja, du hast ja Recht. Aber es ist das erste Mal, dass ihr euch begegnet. Ich möchte, dass alles perfekt ist," erklärte ich.
,,Papa werde ich auch das erste Mal wiedersehen, seit meiner Trennung."
Stefan kam zu mir, küsste meine Stirn und meinte: ,,Es wird schon alles gut."
Ich ließ mich aufs Bett fallen und Stefan kuschelte sich an mich.
Morgens stand ich schon früh auf. Ich deckte den Frühstückstisch und stellte vor Celinas Teller zwei Kerzen. Überall hingen Luftschlangen und eine Geburtstagsgirlande. Kaum zu glauben, nun war sie schon zwei Jahre alt. Ihr Geschenk stellte ich auch hin. Nun weckte ich die kleine Maus. Es dauerte nicht lange, da sprang sie aufgeregt hin und her.
,, I Burtsdag, " schrie sie.
Stefan und ich gratulierten ihr. Ihre Augen leuchteten, als sie die Küche sah. Sie wollte ihr Geschenk auspacken. Aber ich erklärte ihr, dass sie erst essen müsse. So schnell hatte Celina noch nie gegessen. Nun gab ich ihr das Geschenk. Eine Baby Born Puppe, die sie sich so gewünscht hatte. Sie freute sich sehr. Ihr war alles andere egal. Sie rannte in ihr Zimmer und fing sofort an, damit zu spielen.
Die Zeit verging wie im Fluge. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es jeden Moment klingeln musste. Den Tisch für das Kaffeetrinken hatte ich bereits gedeckt. Celina liebte Pferde, deshalb hatte ich ihr eine Torte gemacht, auf der lauter Pferde standen, mit denen sie später sogar spielen konnte. Die war mir gut gelungen.
Ich wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Gleich sah ich das erste Mal Papa wieder. Ich war immer noch enttäuscht von ihm, wollte jedoch nicht nachtragend sein. Es klingelte.
Celina schrie sofort: ,,O-o-o ma ."
Wir öffneten die Tür und da standen sie. Etwas unsicher gab Papa Stefan und mir die Hand und begrüßte uns. Mama nahm erst Celina, dann mich in den Arm. Wir gingen zum Kaffeetisch. Nach ein paar Anfangshemmungen verstanden sich meine Eltern sogar richtig gut mit Stefan. Ich fühlte mich wunderbar.
Celina packte aufgeregt das Geschenk von von Oma und Opa aus. Sie bekam ein Puppenbettchen, worüber sie sich freute. Sie nahm es, ging in ihr Zimmer und legte sofort ihre Baby Born hinein. Celina spielte lange mit ihrer Puppe und wir saßen alle zusammen im Wohnzimmer und redeten nett miteinander.
Nach dem Abendessen fuhren meine Eltern wieder nach Hause.
,,Das war ein richtig schöner Tag. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so freundlich zu mir wären," sagte Stefan.
Erleichtert, dass alles so prima geklappt hatte, fing ich an aufzuräumen. Mein Gesicht konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Mir war ein Stein vom Herzen gefallen.
,, Ich glaube, sie mögen dich, " sagte ich zu Stefan.
,, Ich bin überrascht, dass ich mich mit deinem Papa so gut unterhalten konnte, " erwiderte Stefan.
,, Ich fand es gut. Celina hat der Tag auch gefallen, " bemerkte ich.
Zufrieden brachte ich Celina ins Bett. Danach legte ich mich erschöpft aber glücklich auf die Couch. Stefan kam zu mir und kuschelte sich an mich.
,, Ich wünschte, ich hätte auch Kontakt zu Ines. Ich würde sie gerne wiedersehen," offenbarte Stefan.
,, Wir können ja versuchen, deine Stieftochter zu finden," sagte ich zu ihm.
Wir kuschelten miteinander, jeder in seine Gedanken versunken.
Am nächsten Tag gingen wir mit Celina in der Stadt spazieren. Eine Bekannte von uns, die eine Gaststätte besaß, begrüßte uns. Wir unterhielten uns eine Weile mit ihr. Sie war Italienerin und für ihre fünfundvierzig Jahre noch sehr attraktiv. Maria hatte langes braun-gelocktes Haar. Jetzt wusste ich, warum immer alle dachten, ich sei Italienerin. Wir glichen uns ziemlich von der Größe und auch von der Figur.
,, Kennt ihr nicht eine, die bei mir am Wochenende als Bedienung arbeiten möchte? Ich brauche dringend eine Aushilfe," fragte sie uns.
,, Bis wann musst du das denn wissen? Ich hab da eventuell eine," fragte ich zurück.
,, Oh, das wäre super. So schnell es geht, " antwortete die nette Italienerin.
Ich mochte sie. Sie war mir schon als ich sie kennenlernte, sehr sympathisch. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns von ihr.
,, Wer kann bei ihr als Aushilfe arbeiten? " fragte mich Stefan.
Ich musste grinsen.
Gespannt auf seine Reaktion antwortet ich: ,,Na ich! "
,,Wie willst du das denn noch machen, " fragte er ungläubig.
,, Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, in der Spielhalle aufzuhören. Das wäre meine Chance,>> gab ich ihm zurück.
,, Celina ist jedes zweite Wochenende bei Carsten und das andere müsstest du dann aufpassen. Schließlich haben wir dann auch mehr Geld," sagte ich zu ihm.
,,Dann können wir ja gar nicht mehr weg. Das ist doch Mist," erwiderte Stefan.
,,Ich habe ja auch irgendwann Feierabend. Dann können wir immer noch ausgehen," konterte ich.
,,Da müssen wir in Ruhe drüber reden, " sagte er.
Ich gab ihm Recht, wobei für mich die Entscheidung schon gefallen war. Ich liebte es schon immer, als Bedienung zu arbeiten.
Marias Kneipe war klein. Durch die alte Eicheneinrichtung wirkte sie sehr gemütlich. Die meisten Leute, die kamen, waren Stammgäste. Die Gaststätte war von der Größe genau passend. Marias Sohn war siebzehn und half öfter in der Gaststätte aus. Maria war geschieden. Sie kümmerte sich um Kneipe, Kind und Einkäufe allein. Ich hatte großen Respekt vor ihr. In Gedanken sah ich mich schon mit den beiden zusammen arbeiten.
Wir gingen mit Celina noch auf den Spielplatz. Ich war so gut gelaunt, dass ich erstmal mit Celina geschaukelt habe. Wir haben gelacht und auch Stefan machte mit. Nach dem Schaukeln bauten wir noch zu dritt eine große Sandburg. Da es Dezember war, gingen wir dann halb erfroren nach Hause. Stefan und ich nahmen je eine Hand von Celina und machten mit ihr “eins, zwei, drei hopsasa” und hoben sie immer ein Stückchen vom Boden ab. Ich liebte ihr niedliches Lachen, das Celina dabei von sich gab.
Zu Hause angekommen, machte ich die Kleine fürs Bett fertig. Als meine Maus eingeschlafen war, fiel auch ich zufrieden ins Bett. Stefan legte sich zu mir und wir verbrachten eine liebevolle Nacht miteinander.
Ich klärte mit Stefan, dass er sich um Celina kümmern würde, wenn ich bei Maria arbeitete. So ging ich am nächsten Tag freudig zu Maria.
,,Hallo Maria. Ich wollte fragen, ob du noch die Aushilfe haben möchtest," fragte ich sie.
,, Klar. Hast du denn jemand gefunden, " fragte sie mich.
,, Na ja, nicht direkt gefunden, " sagte ich. ,,Ich möchte das gerne machen."
,,Du? Das wäre ja Klasse," erwiderte sie. ,, Aber was ist mit deiner Tochter?"
,, Die ist alle zwei Wochen bei ihrem Papa und an dem anderen Wochenende kümmert Stefan sich um sie, " äußerte ich mich.
,, Wenn das so ist, kannst du gerne Samstag anfangen, " freute sie sich.
Wir quatschten noch eine Weile zusammen und dann verabschiedete ich mich von ihr.
Nun hatte ich noch einen schweren Gang vor mir. Ich musste in der Spielhalle kündigen. Schweren Herzens ging ich dorthin. Es lag mir gar nicht, eine Arbeitsstelle zu kündigen. Aber ich hatte einen guten Grund dafür.
,, Hallo Paula, " begrüßte ich sie.
Es war jedoch nicht so eine euphorische Begrüßung wie sonst. Ich schämte mich ein wenig.
,, Ich muss dir etwas sagen, was du nicht gerne hören möchtest," sagte ich zu ihr.
Paula sah mich so an, als wenn sie wüsste, was ich ihr sagen wollte.
,, Was ist denn los," fragte sie.
,, Also ich habe mir Gedanken gemacht wegen Stefans Sucht und meiner Arbeit, " sagte ich zu ihr.
,,Deswegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich hier nicht mehr arbeiten kann. "
,, Das verstehe ich doch," sagte sie.
,, Das ist eine gute Entscheidung von dir. "
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte solch eine Angst, dass sie mir böse wäre. Ich erzählte ihr die ganzen Neuigkeiten. Wir unterhielten uns noch eine Stunde. Dann ging ich wieder nach Hause.
Auf dem Weg ging ich alles nochmals durch. Es war eine richtige Entscheidung. Ich fühlte mich super. Paula hatte mir beteuert, dass ich sie dadurch nicht verlieren würde. Das beruhigte mich natürlich noch mehr.
Zu Hause wartete Stefan schon auf mich. Ich erzählte ihm alles. Er schien nicht ganz so begeistert zu sein wie ich. Aber das war mir egal. Er kam gut mit Celina klar. Also brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.
Samstags holte Carsten um zehn Uhr Celina ab. Ich war den Tag ziemlich nervös. Voller vor Freude auf das Arbeiten bei Maria, putzte ich erst einmal gründlich die Wohnung. Es machte mir sogar richtig Spaß. Carsten war noch arbeiten.
Paula rief an und fragte ob sie bei mir einen Kaffee trinken durfte. Ich sagte sofort ja und freute mich. Kurze Zeit später war sie dann auch schon da.
Paula und ich setzten uns ins Wohnzimmer und unterhielten uns.
,, Meinst du das Stefan das mit macht und auf Celina dann aufpasst, wenn du arbeiten musst? “ ,fragte sie mich.
,, Klar, ich habe das mit ihm so abgesprochen. “ erwiderte ich.
,, Ich weis nicht, ich hab kein gutes Gefühl dabei. Aber ich merke das du dich auf die Arbeit freust. “ ,meinte Paula.
Wir saßen lange dort und redeten. Dann half Paula mir, was passendes zum anziehen rauszusuchen. Immer wieder zog ich etwas anderes an, aber irgendwie war alles nicht das richtige. Nach einer Weile fanden wir es dann. Ich zog mein schwarzes enges Oberteil an. Darin konnte man mein Dekoltee sehen. Dazu meine enge Blaue Jeans und meine schwarzen Plateau-Stiefel.
,, Man siehst du sexy aus. “ ,meinte Paula.
,, Quatsch, so gut sehe ich auch nicht aus. “ ,sagte ich schüchtern.
,, Du hast eine hammer Figur. Deine Taille wird darin richtig betont. Deine Beine sehen schlank und etwas länger so aus. “ ,erwiderte Paula, ,, Nur solltest du beim Bücken aufpassen, dass man deine Brust nicht zu doll sieht. “ , kam lachend von ihr.
,, Keine Sorge da pass ich schon drauf auf. “ ,bemerkte ich grinsend.
Als wir fertig waren verabschiedete Paula sich von mir. Ich hatte noch zwei Stunden bis ich zur Arbeit musste. Ich wunderte mich das Stefan noch gar nicht da war. Er kam doch sonst nie so spät. Ich dachte darüber nach, ob er vielleicht zu sich gegangen war, um sich zu duschen und sich umzuziehen.
Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Ich öffnete die Tür und vor mir stand Stefan. Er sah mich mit großen Augen von oben bis unten an.
,, Willst du so etwa arbeiten gehen? “ ,fragte er mich.
,, Komm erst mal rein. Ja möchte ich. Warum ? “,erwiderte ich.
,,Du kannst so doch nicht arbeiten. Da baggern dich alle Kerle an. “ , sagte er entsetzt.
Ich wurde wütend. Was dachte er sich dabei? So schlimm war ich auch nicht angezogen.
,, Als Bedienung sollte man schon gut aussehen. Das gehört doch dazu. Je besser die Frau hinter der Theke aussieht um so mehr Umsatz macht man. “ , gab ich beleidigt zurück, ,, Das solltest du eigentlich wissen. “
,, Suchst du jetzt einen anderen? Ich will nicht das jemand meine Freundin anbaggert. “ ,sagte er.
,, Stefan die können baggern soviel sie wollen. Ich weis zu wem ich gehöre! “ ,beteuerte ich ihm.
Er sagte nichts mehr. Begeistert war er nicht, aber Stefan akzeptierte es.
,,Ich muss jetzt los, bringst du mich noch weg? “ ,fragte ich.
,, Ja, dann kann ich mir noch ein Bier trinken. “ ,gab Stefan mir zur antwort.
Wir machten uns auf den Weg.
Stefan flüsterte mir ins Ohr: ,, Du siehst so heiß aus ! “
,, Danke “ ,grinste ich.
Er legte seine Hand auf meinen Po. Mir wurde warm und in meinem Bauch kribbelte es.
,, Der gehört mir! “ ,sagte Stefan.
Wir gingen in die Gaststätte. Maria stand mit dem Rücken zur Tür. Ihr Sohn Edi sah mich mit großen Augen an. Darauf drehte sich Maria um, und schaute genauso.
,, Du siehst ja toll aus. “ ,meinte Maria.
Stefan schaute böse. Ich merkte das er ziemlich nervös war.
,, Danke , aber ich bin es gewohnt das eine Kellnerin gut gekleidet ist. “ ,sagte ich.
,, So dann will ich dir mal alles zeigen. Ist nicht schwer.” erzählte mir Maria.
Ich ging zu ihr und ging mit ihr hinter die Theke. Das war ein tolles Gefühl hinter der Theke zu stehen. Drei Jahre zuvor hatte ich mal als Bedienung gearbeitet. Damals musste ich jedoch aufhören, da Carsten zu eifersüchtig war.
Ich hörte Maria aufmerksam zu. Sie zeigte mir in der Kühlung unter dem Zapfhahn die Getränke. Ganz rechts standen Cola, Fanta, Sprite und Mineralwasser. Daneben in der Klappe waren die Säfte. Links in drei gekühlten Schubladen waren die Spirituosen. Links neben der Theke waren Regale in denen Liköre und Schnäpse die keine Kühlung brauchten. Die Biergläser hingen über der Theke. Rechts stand noch ein Schrank, in dem sich geordnet die Gläser für die anderen Getränke standen.
,, Edi kannst du Mila im Keller zeigen, wo die Fässer und die Getränke zum auffüllen stehen?” ,fragte Maria ihn.
,, Ja klar. Mila dann komm. “ ,erwiderte Edi.
Ich ging mit Edi, der eigentlich Edilino hieß, in den Keller. Dort war eine dicke Stahltür, hinter der die Getränke gekühlt aufbewahrt wurden. Auch das Bierfass was obengezapft wurde, war hier unten angeschlossen. Das war recht praktisch, dadurch musste man nicht immer die schweren Fässer in die Theke tragen.
Nachdem Edilino mir alles gezeigt hatte gingen wir wieder nach oben. Stefan saß auf einem Barhocker und trank ein Bier. Es waren noch fünf andere Gäste gekommen. Maria sagte mir ganz leise das es Stammgäste seien. Darauf hin ging ich zu ihnen und stellte mich vor.
,, He Maria, da hast du dir aber eine nette Aushilfe geholt. “ ,gab einer von ihnen von sich, der sich als Michael vorgestellt hatte.
Stefan sah ihn böse an. Ich bemerkte es sofort ,das ihm das nicht gefiel. Aber das gehörte nun mal zu meiner Arbeit.
Die fünf ließen sich Becher mit Würfeln geben und fingen an zu Knobeln. Ich zapfte die ganze Zeit für sie ein Bier nach dem anderen. Je mehr sie getrunken hatten , umso mehr fingen sie an mit mir zu flirten. Was Stefan gar nicht zu gefallen schien.
,, Ich gehe dann erst mal und komme später wieder. “ ,sagte Stefan zu mir.
Ich gab ihn noch einen Kuss und verabschiedete mich von ihm.
Ich bekam einen, nach dem anderen von den Knoblern ausgegeben, was ich jedoch nicht getrunken hatte. Ich wäre sonst ziemlich betrunken gewesen.
Als Stefan wieder kam, hatte ich fast Feierabend. Ich putzte noch die Gläser und säuberte die Theke.
Maria kam zu mir und sagte : ,,Du hast gut gearbeitet! “
,, Danke es hat mir auch Spaß gemacht. “ ,antwortete ich.
,,Also von mir aus kannst du, an den Wochenenden hier arbeiten. “ ,meinte Maria, ,,Dann kann ich auch mal frei machen. Bei dir habe ich das Gefühl , dass du auch gut alleine klar kommst. “
,, Ich denke das bekomme ich hin. “ , sagte ich stolz.
Wir verabschiedeten uns von Maria.
,, Freue mich auf Freitag. “ sagte Edi als er uns verabschiedete.
Stefan sah ihn an, sagte jedoch nichts.
Wir gingen noch in das Tanzlokal. Stefan war jedoch anders als sonst. Er hatte schon sein drittes Bier und wir waren nicht einmal tanzen. Er beobachtet die anderen.
,,Gehen wir tanzen? “ , fragte ich.
,, Ich habe keine Lust, geh doch alleine. “,meinte er.
Das tat ich auch. Es spielte bereits das vierte Lied und ich tanzte noch immer. Dann kam Stefan auf die Tanzfläche.
,, Das ist meine Freundin, hör auf sie anzubaggern. “ ,schimpfte er einen Mann an.
Ich wusste gar nicht, was er wollte. Mir war der Mann gar nicht aufgefallen.
,, Ich habe gar nichts gemacht! Spinnst du?" ,hörte ich den Mann sagen.
Stefan nahm mich an die Hand und zog mich von der Tanzfläche.
,, Komm wir gehen nach Hause. “ ,sagte er.
Ich war verdutzt über sein Verhalten an dem Tag. Was war nur los mit ihm? Ich sagte nichts und ging mit ihm nach Hause.
,, Du siehst heute so scharf aus. Das macht alle Männer verrückt. “ ,sagte Stefan mit einem mal.
,, So ein quatsch. Ich sehe aus wie immer. “ antwortet ich.
,, Nein du siehst heute anders aus. “ sagte er.
,, Vielleicht weil ich glücklich bin. “ , erwiderte ich.
Zu Hause angekommen, fing Stefan langsam an mich auszuziehen. Er küsste zart meinen Hals. Dabei zog er mir mein schwarzes Oberteil aus.
Seine Hände strichen langsam meinen Rücken runter. Ich spürte wie er mit seiner Zungenspitze meinen Hals runter fuhr, bis zu meinen Schultern. Er knöpfte meine Jeans auf, so das sie langsam zu Boden fiel. Ich stand nur noch in meinen schwarzen Spitzen BH und meinem schwarzen String da. Stefan küsste mich am ganzen Körper. Er war so zärtlich. Ich spürte wie die Schmetterlinge in meinem Bauch zu fliegen anfingen. Es prickelte in meinem ganzen Körper. Ich spürte die Leidenschaft die von ihm ausging. Mein Herz schlug durch die Liebe so schnell. Ja wir liebten uns.
Den nächsten Tag versuchte ich noch mal mit Stefan über sein Verhalten zu sprechen. Ich wollte verstehen was sein Benehmen auslöste.
,, Ich liebe dich. Ich will dich nie verlieren. “,sagte ich, ,, Dafür muss ich Wissen warum du gestern so warst. “Stefan sah mich an.
Er überlegte. Ich sah wie er nervös wurde.
Dann fing Stefan an zu erklären :
Meine Exfrau arbeitete in der Gastronomie. Ich war die ganze Woche mit dem LKW unterwegs. Kam nur am Wochenende nach Hause. Jedes mal wenn ich von der Tour nach Hause kam, machte sie sich für die Arbeit fertig. Sie zog sich aufreizend an. Sie erklärte mir es gäbe so mehr Trinkgeld. Ich war meist so müde von der Arbeit, dass ich nicht mit wollte. Ich blieb zu Hause und verbrachte mit meiner Stieftochter die Zeit. Irgendwann erzählte mir meine Stieftochter ,dass ihre Mama oft Besuch von einem Mann bekam. Ich wurde sauer, habe es mir ihr gegenüber jedoch nicht anmerken lassen. Eines Abends besuchte ich sie auf der Arbeit und sah wie sie mit den Männern flirtete. Sie beteuerte mir treu zu sein, als ich sie darauf ansprach. Ich wurde skeptisch. Dann habe ich eine Woche eine Grippe bekommen und bin früher heim gefahren. Da habe ich sie mit einem anderen erwischt. Das schlimmste für mich war, dass der Mann der auf ihr lag, mein bester Kumpel war. Nach einem langen Streit, gab ich ihr noch eine Chance. Eine Weile ging es gut jedoch war mein Vertrauen nicht mehr so. Es kam immer wieder zu Streits. Dann erfuhr ich, dass sie öfter etwas mit Gästen gehabt haben sollte. Darauf habe ich sie angesprochen. Irgendwann gab sie es zu. Es gäbe viele schöne nette Männer und die seien für sie da gewesen. Sie machte mir zum Vorwurf nie da zu sein. Dabei habe ich für sie und ihre Tochter einschließlich der Hunde und Katzen gearbeitet. Darauf hin haben wir uns getrennt.
Nachdem Stefan mir das alles erzählt hatte, war ich geschockt.
,, Ich bin aber nicht deine Exfrau. “ ,sagte ich, ,, Nur weil sie so war und das getan hat, heißt das noch lange nicht das ich auch so bin.”
Ich nahm ihn in den Arm und küsste ihn.
,, Ich liebe dich.” ,sagte ich.
,,Ich dich auch. Ich habe nur Angst, dich dadurch zu verlieren.” ,bemerkte Stefan.
,,Das wirst du nicht. Aber so etwas wie gestern möchte ich nicht.” ,erklärte ich, ,,Du hast keinen Grund Eifersüchtig zu sein!”
Wir blieben aneinander geschmiegt auf der Couch liegen, bis Carsten uns Celina wieder brachte.
Weihnachten stand vor der Tür. Ich musste noch Geschenke besorgen. Ich rief Paula an und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte, das mit mir zu erledigen.
Paula stimmte freudig zu.
,, Klar, wann wollen wir das denn machen? “ fragte sie mich.
,, Ich dachte, so gegen fünfzehn Uhr,” antwortete ich.
,,Gerne, ich komme etwas früher. Dann können wir erst noch einen Kaffee trinken.”
Wir hatten einen wunderschönen Tag. Celina war auch dabei. Als ich ihr Geschenk kaufte, lenkte Paula sie geschickt ab. Nachdem ich für Stefan, meine Eltern und für Melvin alle Geschenke besorgt hatte, gingen wir wieder zu mir.
,,Wie klappt es eigentlich jetzt mit Stefan und Celina, wenn du arbeitest,” fragte Paula.
,,Das funktioniert echt gut. Ich hatte ja erst Bedenken, aber die zwei kommen so gut zurecht,” beantwortete ich die Frage.
,, Er spielt auch nicht mehr den Eifersüchtigen,” fügte ich noch hinzu.
,, Das freut mich, “ sagte Paula.
Wir hatten noch sehr viel Spaß. Wir spielten mit Celina und quatschten über meine neue Arbeit.
Die nächsten Tage verliefen ohne besondere Ereignisse.
Dann war es endlich soweit. Celina war schon ganz aufgeregt.
,, Heute tomt tiskind, “ rief sie, als sie morgens die Augen öffnete.
Ich hatte es ihr oft genug gesagt, so dass sie sich mit ihren zwei Jahren darauf freute.
Ich fand es toll, dass Celina bei uns sein konnte. Mit Carsten hatte ich abgemacht, dass sie den Heiligen Abend bei uns verbringen konnte und er sie am zweiten Weihnachtstag holen würde. Dafür würde sie dann Ostern bei ihm verbringen.
Wir waren zum Mittagessen bei Oma Lisbeth eingeladen. Sie war überglücklich, dass wir ihre Einladung angenommen hatten. Sie wollte unbedingt das Essen alleine machen. Ich war schon gespannt, was es geben würde. Oma freute sich immer, wenn Celina kam.
Bevor wir dort hingingen, schmückten Stefan und ich noch unseren Weihnachtsbaum. Das war ein tolles Gefühl. Der erste gemeinsame Baum. Wir machten Weihnachtsmusik dazu an und Celina reichte uns die Kugeln. Ihre Augen strahlten, je mehr Kugeln am Baum hingen.
Als die roten und goldenen Weihnachtskugeln in dem Licht der Lichterkette leuchteten, hüpfte sie vor Freude. Stefan nahm mich in den Arm und küsste mich.
,, Ich bin so glücklich mit euch zweien, “ sagte er zufrieden.
,, Wir mit dir auch, “ antwortete ich.
,,So, der Baum ist fertig. Dann lass uns zu Oma gehen, “ meinte er.
Oma Lisbeth hatte Kaninchen mit Rothkohl und Kartoffeln zubereitet. Ich wollte sie nicht kränken, deswegen erzählte ich ihr nicht, dass ich kein Kaninchen esse. Sie war so stolz, dass sie das geschafft hatte. Es kostete mich sehr viel Überwindung, es zu essen. Zu meiner großen Überraschung war es so lecker, dass ich mir sogar noch nachgenommen habe. Selbst Celina schmeckte es.
,, Das ist aber lecker. Ich habe vorher noch nie Kaninchen gegessen,” verriet ich ihr.
,, Das freut mich, dass es euch schmeckt,” erwiderte Oma glücklich.
,, Celina, das Christkind war schon bei mir und hat ein Geschenk für dich gebracht,” sagte sie zu Celina.
Dann reichte Oma zu meiner Überraschung Celina ein Geschenk. Celina packte es aufgeregt aus.,, M-a-ma, Puppe,“ freute sich meine Kleine.
Wir blieben noch bis nach dem Kaffeetrinken. Dann gingen wir nach Hause.
Wir machten es uns zu Hause gemütlich. Ich las Celina eine Weihnachtsgeschichte vor. Sie und auch Stefan hörten aufmerksam zu. Als es dann dunkel war, aßen wir in der Küche zu Abend. Ich verdrückte mich heimlich und legte die Geschenke unter den Baum.
,,Celina ich glaub, das Christkind war da,” bemerkte ich, als ich wieder in der Küche war.
Wir gingen ins Wohnzimmer. Meine Maus stürmte auf die Geschenke zu. Ich musste sie bremsen, damit sie nicht alle auspackte. Ich gab ihr ihre Geschenke. Freudig packte sie das Puzzle, das Kinderbuch und die Kleidung für ihre Puppe aus. Es war so schön, zu sehen, zufrieden sie war.
Dann gab ich Stefan sein Geschenk.
,,Du brauchtest mir doch nichts zu schenken,” sagte er leicht verwirrt.
,,Aber ich wollte es,” grinste ich ihn an.
,,Das andere bekommst du später,” flüsterte ich.
Er packte seine Geschenke aus. Es waren ein Hemd, ein Aftershave und ein Foto von mir.
,,Danke Schatz. Es gefällt mir sehr,” bedankte er sich.
Aber auch er hatte etwas für mich. Ich bekam von ihm eine Kette mit einem Herzanhänger.
,,Danke,” freute ich mich.
Wir spielten noch eine Weile mit Celina und ihren Puppen. Als die Süße dann endlich schlief, machten wir es uns im Bett gemütlich.
Stefan machte unser Lied an und wir tranken ein Glas Wein dazu. Wir kuschelten und liebten uns.
Am zweiten Weihnachtstag holte Carsten unsere Tochter pünktlich ab. Stefan und ich gingen zu seiner Mama. Sie hatte alles so schön geschmückt, dass es mir die Sprache verschlug. Auch Stefans Schwester kam. Ich hatte sie noch nicht oft gesehen. Wir verstanden uns sehr gut. Ich sah, dass Stefan von seiner Mama einen Briefumschlag bekam, sagte jedoch nichts. Es war ein sehr gemütlicher Tag. Unsere Bäuche waren gefüllt mit leckerem Essen und anschließend noch mit Kuchen. Wir redeten noch eine Weile und gingen dann nach Hause. Wir hatten schöne Weihnachtstage.
Celina blieb drei Tage bei Carsten, da er Urlaub hatte. Ich ging abends zu Maria arbeiten. Es machte mir so viel Spaß. Stefan war nicht sehr begeistert. Er hatte immer noch Angst, dass ich einen anderen kennenlernen könnte. Immer wieder beteuerte ich, dass er sich keine Sorgen machen müsste. Doch er war skeptisch. Weil auch Stefan Urlaub hatte, war er jeden Abend mit in der Gaststätte. Ich fühlte mich kontrolliert. Maria ließ mich jetzt auch schon alleine. Ich blühte richtig auf in meiner neuen Aufgabe. Zwar war Edilino oft da, aber er hielt sich aus allem heraus. Ich verstand mich mit ihm sehr gut, was Stefan wiederum gar nicht gefiel.
,,Heute kommt Celina wieder,” freute ich mich.
,,Ja, ist schon komisch hier ohne sie,” sagte Stefan.
,, Ich habe auch noch eine Überraschung für dich. Aber die bekommst du erst später,“ machte ich ihn neugierig, mit einem Grinsen im Gesicht.
,,Was denn für eine Überraschung,” fragte er gespannt.
,,Warte es ab,” ermahnte ich ihn.
Carsten brachte Celina pünktlich um achtzehn Uhr. Sie hatte lauter neue Sachen bekommen. Sie strahlte über das ganze Gesicht und zeigte mir erst einmal alles. Da konnten Stefan und ich nicht mithalten. Sie hatte vier neue Hosen, fünf neue Pullover und neue Winterschuhe bekommen. Außerdem einen kompletten Bauernhof und Reiterhof zum Spielen . Ich war ein bißchen traurig. Ich konnte ihr soviel nicht bieten. Aber ich sah dieses Strahlen in ihren Augen. Da war ich froh darüber, dass sie nicht darauf verzichten brauchte.
Während ich mit Celina spielte, hatte Stefan schon den Tisch für das Abendbrot fertig gedeckt. Nachdem wir gemütlich zusammen gegessen hatten, brachte ich Celina ins Bett.
,,Was ist denn mit meiner Überraschung,” fragte mich Stefan erwartungsvoll.
,,Es ist noch nicht soweit,” strahlte ich ihn geheimnisvoll an.
Wir setzten uns auf die Couch und hörten wieder, wie so oft, unser Lied. Mein Herz fing jedes Mal an, schneller zu schlagen. Da klingelte das Telefon auch schon. Ich ging ran und grinste über beide Ohren.
,,Ja warte, ich gebe ihn dir am besten selber,” sagte ich in den Hörer.
Ich gab Stefan das Telefon.
,,Es ist für dich,” freute ich mich und war nervös.
Ich hörte dem Gespräch zu, wobei ich ja nur Stefan reden hörte.
,,Ja bitte, wer ist da?”,,I-n-e-s”, hörte ich ihn stottern.
Sein Gesichtsausdruck war lustig. Er wirkte erstaunt und glücklich. Stefan konnte es gar nicht fassen, das sah ich ihm an.
,,Wie geht es dir? Was macht der Kleine?” hörte ich ihn fragen.
,,Ich habe dich auch vermisst. Wo wohnst du denn jetzt?” fragte er in den Hörer.
,,Wo hast du denn die Nummer her?” staunte er.
Er sah mich mit großen Augen an. Ein Lächeln zog sich bis zu seinen Augen. Er sah so glücklich aus.
,,Gerne, wir telefonieren noch einmal, dann machen wir einen Tag aus.” Stefan sah mich an und grinste.
,,Danke für deinen Anruf! Es hat mich gefreut, mal wieder etwas von dir zu hören,” beendete Stefan das Telefonat.
Er sah mich an. Ich wusste nicht, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Ich wartete gespannt, was von ihm kommen würde.
,,Lass mich raten, das war deine Überraschung,” stellte er fest.
Ich rutschte auf der Couch hin und her. Ich wusste nicht, ob er sauer oder erfreut war. Was ging gerade in ihm vor? Ich zweifelte, ob ich das Richtige getan hatte.
,, Ja genau. Ich wusste, dass sie heute Abend anruft,” sagte ich unruhig.
,,Freust du dich denn,” fragte ich ihn.
,,Ich hoffe, dass du mir jetzt nicht böse bist. Aber ich habe gemerkt, wie sehr du sie vermisst.”
,,Ich freue mich echt, aber wie hast du das geschafft?” fragte Stefan.
Ich war erleichtert.
,,Ich habe den Namen ja gehabt und dann hab ich die Auskunft angerufen. Du hattest mir ja gesagt, dass sie in Bad Pyrmont wohnt,” antwortete ich glücklich und stolz auf mich selbst.
,,Ich habe letzte Woche schon mit ihr telefoniert und ihr erklärt, dass du sie sehr vermisst. Sie hat sich riesig gefreut.”
,,Das hast du gemacht?” fragte Stefan überrascht. ,,Wie hat sie denn reagiert?”
,,Ich musste ihr erst einmal erklären, wer ich bin. Dann habe ich ihr die ganze Sache erklärt und sie hat den Vorschlag gemacht, anzurufen, wenn du da bist,” sagte ich strahlend.
,,Finde ich toll. Sie möchte, dass wir sie besuchen,” erzählte er. ,,Ich habe ihr gesagt, dass wir das gerne machen.”
Mir viel ein Stein vom Herzen. Er war wirklich glücklich. Wir würden sie sogar besuchen. Bei dem Telefonat war sie sehr nett zu mir und wir hatten uns unterhalten, als wenn wir uns schon lange kennen würden. Ich war gespannt darauf, sie kennen zu lernen. In Gedanken ging ich die Begegnung durch. Ihr Sohn war ein Jahr älter als Celina. Die würden sich bestimmt gut verstehen.
,,Du hast das echt gut gemacht. Das ist eine tolle Überraschung gewesen,” holte mich Stefan aus meinen Gedanken.
Wir kuschelten uns auf die Couch. Stefan nahm mich eng in seine Arme. Ich spürte eine Art Erleichterung bei ihm.
Ich sah ihm in die Augen und sah dieses Funkeln. Stefan und ich konnten nicht von einander lassen. Ich streichelte sanft seinen Rücken. Meine Lippen kamen seinen immer näher, bis wir in einem heißen Kuss versanken. Ich liebte ihn so sehr. Wieder flogen diese Schmetterlinge in meinem Bauch. Es war eine Nacht voller Hingabe.
Am nächsten Morgen wachten wir immer noch eng umschlungen auf. Er sah mir in die Augen.
,,Du bist der Wahnsinn. Dass du wirklich Ines für mich gefunden hast, “ kam es aus seinem Mund.
,,Wenn du nicht den Mut hast, dann musste ich das halt in die Hand nehmen. Ich habe doch gemerkt, dass du sie vermisst,” erklärte ich.
,,Wann sollen wir sie denn besuchen?” fragte er. ,,Ich würde sie gerne sehen.”
,,Wir können ja nächste Woche fahren. Da ist Celina auch da. Dieses Wochenende fährt sie zu Carsten,” sagte ich.
,,Das ist eine gute Idee. Musst du denn nicht arbeiten?” fragte mich Stefan.
,,Ich sage Maria, dass ich da nicht kommen kann. Aber wir müssen erst Ines anrufen und fragen, ob sie auch Zeit hat,” bemerkte ich.
Da hörte ich schon Celina rufen und wir kamen von dem Thema weg. Ich holte die Kleine zu uns auf die Couch. Wir kalberten mit ihr herum. Ich liebte es, wenn meine Maus so quiekte. Sie war so zufrieden.
,,Was machen wir denn heute noch so?” fragte Stefan.
,,Wir können nachher ja zu Oma Lisbeth gehen. Danach könnten wir auf den Spielplatz gehen,” machte ich einen Vorschlag.
Nach einem gemeinsamen Frühstück gingen wir zu Oma. Die freute sich über unseren Besuch. Nachdem wir mit ihr zu Mittag gegessen hatten, gingen wir mit Celina an der Ruhr spazieren. Ich liebte es, hier an diesem Fluss entlang zu gehen. Hier spürte man Ruhe und Entspannung. Alles war so friedlich hier. Dann sah ich den Spielplatz. Auch Celina bemerkte ihn und stürmte darauf zu. Wir machten uns einen Spaß und liefen mit ihr um die Wette. Ich setzte mich auf die Schaukel und nahm Celina auf den Schoß. Stefan gab uns Anschwung.
Ich fühlte mich richtig gut. So hatte ich mir meine Familie immer vorgestellt. Ich war glücklich.
Nach dem gelungenen Nachmittag gingen wir nach Hause. Mein Zuhause war mittlerweile auch fast zu Stefans geworden. Er war kaum noch bei sich. Jedoch konnte er nicht ganz bei mir einziehen, da ich sonst für Celina und mich keine Unterstützung mehr bekommen würde. Ich wollte auch nichts überstürzen. Ich war froh, dass er noch eine Rückzugsmöglichkeit hatte. Da Stefan ja auch viel arbeitete, schaute er sich nach einem Auto um. Das würde uns dann mobiler machen.
Wir aßen zusammen noch Abendbrot. Dann ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich musste nämlich noch zur Arbeit, worauf ich mich freute. Ich hatte mich bereits geschminkt und meine Haare frisiert, als ich ins Schlafzimmer ging, um mir noch die passende Kleidung zu suchen. Ich entschied mich für einen blauen Minijeansrock mit einer Leggins drunter. Dazu eine weiße Bluse mit einem V-Ausschnitt, so dass man einen Blick auf mein Dekoltee hatte.
Ich zog noch meine schwarzen Keilstiefel an, so dass ich größer wirkte.
,,Fertig, so kann ich gehen,” sagte ich zu mir selbst.
Ich kam ins Wohnzimmer und Stefan sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
,,So gehst du doch nicht zur Arbeit,” sagte Stefan böse.
,,Doch, warum nicht,” konterte ich.
Ich war sauer. Seine Eifersucht ging mir auf die Nerven.
,,Ich sitze hier fest, um auf deine Tochter aufzupassen und du vergnügst dich und flirtest mit anderen Kerlen,” hörte ich ihn wütend sagen.
,,Du spinnst doch. Nur zur Info ich gehe arbeiten und nicht mich vergnügen. Jetzt reicht es. Ich flirte auch nur in einem gewissen Rahmen,” platzte es aus mir heraus. ,,Wenn du nicht so viel Geld verspielt hättest, bräuchte ich nicht so viel zu arbeiten.”
Mir reichte es. Er war fast jeden Tag bei mir. Er kaufte kein Essen. Er duschte mit meinem Duschgel. Alles was er benutze, wenn er hier war, kaufte ich. Selbst seine Zigaretten wurden von meinem Geld bezahlt. Ich war außer mir vor Wut und Enttäuschung. Ich spürte, wie es in mir kochte. Damit hatte er mich sehr gekränkt.
,,Was ist denn so schlimm an den Sachen?” fragte ich. ,,Ich gehe doch immer so!”
,,Dann bin ich aber dabei,” klang er schon fast traurig.
,,Ich mache aber doch nichts,” erklärte ich.
,,Ich sag ja auch nicht, dass du was tust. Ich kenne die Kerle, die sich in Kneipen volllaufen lassen. Wenn die voll sind, machen die alle Frauen an,” begründete er seinen Ausbruch.
,,Ach, dann gräbst du auch alle Frauen an, wenn du ausgehst? Nüchtern kommst du dann ja auch nie nach Hause,” antwortete ich nun wütend.
Ich war so wütend, wie schon lange nicht mehr. Was nahm er sich nur heraus? Das hörte sich schon so an, als wenn der Erstbeste über mich herfallen würde.
Zornig sagte ich: ,,Ich gehe jetzt arbeiten. Ich ziehe mich aber nicht um.”
,,Wenn du meinst, dass du so gehen musst, kann ich es auch nicht ändern,” kam es trotzig aus seinem Mund.
Mit einem mulmigen Gefühl ging ich zur Arbeit. Auf dem Weg dorthin überlegte ich, ob es richtig war, Stefan mit Celina allein zu lassen. Er hatte gesagt, dass er durch sie zu Hause angebunden wäre. Ich hätte nie gedacht, dass Stefan so ein Eifersuchtsdrama machen würde. Egal was ich machte, es war immer falsch. Aber wir brauchten doch das Geld. Nachdem ich auf der Arbeit angekommen war, bemerkte Edilino sofort, dass mit mir etwas nicht in Ordnung war.
,,Was ist denn mit dir heute los?” fragte mich Edi.
,,Ich hatte einen Streit mit Stefan,” erklärte ich ihm.
,,Oh das tut mir leid. Warum denn,” fragte er.
,,Weil ich ihm zu freizügig bekleidet arbeiten gehe. Er behauptet, dass mich so jeder anmachen würde,” antwortete ich.
,,Es spielt doch keine , was du anziehst, du siehst immer gut aus,” sagte Edi zu mir.
Ich fühlte mich geschmeichelt, das von so einem jungen Mann zu hören.
,,Meinst du,” fragte ich grinsend.
Schon war meine Laune wieder besser. Edi munterte mich im Laufe des Abends immer mehr auf. Es war an dem Abend nicht viel los. Dadurch hatte ich früh Feierabend. Zufrieden ging ich nach Hause.
Zu Hause war alles dunkel. Stefan und Celina schliefen schon. Ich legte mich neben Stefan. Irgendwie war es komisch. Ich kam mir schon fast so vor, als ob ich ihn wirklich betrogen hätte. Ich fühlte mich schuldig und wusste nicht, warum.
Am nächsten Morgen weckte Stefan mich mit einem Frühstück am Bett und entschuldigte sich bei mir.
Ich fand das total süß von ihm. Als Celina wach wurde, frühstückte sie mit uns.
,,Ich habe gestern Abend noch mit Ines telefoniert,” klärte Stefan mich auf. ,,Wir werden sie, wenn du Lust hast, nächstes Wochenende besuchen. Ines freut sich auch schon.”
,,Klar möchte ich! Das ist ja super,” freute ich mich.
Stefan verheimlichte mir etwas, das konnte ich spüren. Ich hätte nur zu gerne gewusst, was es war. Ich hoffte nur inständig, dass er nicht wieder spielte. Es reichte mir schon, dass er die letzte Zeit sehr eifersüchtig war. Aber irgendetwas war anders an ihm. Ich hatte mir vorgenommen, es heraus zu bekommen. Meine größte Angst war, dass er doch wieder spielte. Ich hatte überlegt, ob ich ihn kontrollieren sollte. Doch das wäre es nicht gut gewesen. Ich war so glücklich mit ihm und wollte nichts kaputt machen zwischen uns. In Gedanken versuchte ich, eine Lösung zu finden. Immer wieder kam mir der Gedanke, ihn zu kontrollieren, weil ich wusste, dass er es mir nicht sagen würde, wenn ich ihn fragte. Aber die Angst, ihn dadurch zu verlieren, hielt mich doch davon ab. Ich wusste, dass ich eine andere Möglichkeit finden musste, um es herauszufinden.
Es klingelte an der Tür und riss mich aus meinen Gedanken
.,,Hallo Paula, was machst du denn hier“, freute ich mich.
,,Ich dachte, dass ich dich mal besuchen komme, weil wir uns schon so lange nicht gesehen haben”, erwiderte meine Freundin.
,,Das finde ich echt toll”, sagte ich und nahm sie erstmal in den Arm.
Celina hörte Paula und kam sofort angerannt, drückte mich zur Seite und sprang Paula in den Arm.
,,Komm doch erstmal rein”, lud ich sie ein.
Paula und Celina waren nun erst einmal beschäftigt. Meine Kleine zeigte Paula ihre ganzen neuen Sachen, die sie zu Weihnachten bekommen hatte. Ich begab mich derweilen in die Küche und machte für Paula und mich einen Kaffee. Celinas Lachen tat mir so gut. Ich war auch froh über Paulas Besuch. Ihr konnte ich mein Herz ausschütten, sobald meine Tochter mir Zeit mit ihr gönnte. Mit einem Grinsen im Gesicht sah ich nach den beiden und fand sie in Celinas Zimmer. Sie saßen auf dem Boden und spielten mit Puppen.
,,Celina, ich trinke jetzt mit Mama einen Kaffee. Danach spiele ich noch ein bisschen mit dir”, erklärte sie der Kleinen.
,,Ich piele so ange alleine weiter”, kam aus dem Mund der kleinen Maus.
Paula und ich gingen ins Wohnzimmer, wo ich schon Tassen und alles hingestellt hatte.
,,So, was bedrückt dich“, fragte mich Paula
.,,Wie kommst du darauf?“ sprudelte es aus mir heraus.
,,Ich habe dir angesehen, dass dich etwas bedrückt”, meinte Paula.
,,Du kennst mich wohl doch schon ganz gut”, strahlte ich sie an.
,,Kann sein und nun raus mit der Sprache. Was ist los?” fragte sie.
Ich erklärte ihr, dass ich in den letzten Tagen das Gefühl habe, dass mit Stefan etwas nicht stimmt.
,,Ich habe die Vermutung, dass er ein Geheimnis vor mir hat. Er ist so komisch zu mir. Stefan ist öfter gereizt. Wenn ich bei Maria arbeite, nörgelt er, dass ich mich zu aufreizend kleiden würde. Er redet kaum mit mir. Die letzten Tage arbeitet er sogar länger, obwohl ich dachte, dass er noch Urlaub hat. Ich weiss nicht ob ich mir das vielleicht nur einbilde, aber ich habe schon daran gedacht, ihn zu kontrollieren“, erklärte ich ihr.
,,Das hört sich wirklich schon merkwürdig an. Hast du ihn mal darauf angesprochen”, fragte mich Paula.
,,Ich traue mich nicht. Er wird mir nichts sagen, so wie ich ihn kenne”, gestand ich ihr.
,,Was willst du denn jetzt machen“, fragte Paula. ,,Irgend etwas solltest du tun. Vertrauen ist das wichtigste in einer Beziehung und das scheinst du ja momentan nicht zu haben.”
Irgendwie hatte sie Recht, das wusste ich. Doch ich wollte nicht wahrhaben, dass ich kein Vertrauen zu ihm hatte. Ich dachte, dass es sich bestimmt wieder einstellen würde.
,,Ich weiss auch nicht, aber mir wird schon das Richtige einfallen. Vielleicht kommt er ja von selber an und erzählt es mir”, sagte ich eher zu mir selbst als zu Paula.
Celina kam ins Wohnzimmer und verlangte nach uns.
,,Tomt ihr pielen?” fragte Celina uns.
,,Wir trinken nur aus, dann kommen wir”, lächelte ich meine Tochter an.
Glücklich ging sie wieder. Wir tranken noch unseren Kaffee aus und gingen dann zu ihr. Wir spielten noch eine Weile mit ihr, dann verabschiedete Paula sich wieder von uns.
Ich ging mit Celina noch ein bisschen auf den Spielplatz. Dort konnte ich immer gut abschalten. Wir lachten viel und ich genoss die Zeit mit meiner Kleinen wie immer. Ich dachte noch viel an die Zeit, in der ich um jede Minute kämpfen musste, um sie sehen zu können. Es war die schlimmste Zeit, die ich je erlebt habe. Ohne Stefan wäre es nicht zu ertragen gewesen. Um so mehr Freude machte es mir, sie bei mir zu haben, ohne daran denken zu müssen, sie wieder bei Carsten abzugeben. Es wurde langsam zu kalt und so ging ich mit Celina wieder nach Hause. In unseren eigenen Wänden angekommen, machte ich mich daran, das Abendessen vorzubereiten. Nachdem Celina und ich gegessen hatten, machte ich sie bettfertig.
,,Mama bidde noch Gesichte lesen”, bat mich meine Maus.
Das konnte ich ihr natürlich nicht abschlagen. So nahm ich mir ihr Lieblingsbuch über die Tigerente und wir kuschelten uns in ihrem Zimmer aufs Bett und ich las ihr vor. Irgendwann hörte ich ein ruhiges gleichmäßiges Atmen, welches mir anzeigte, dass sie eingeschlafen war. Ich gab ihr vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Auf Zehenspitzen verliess ich ihr Zimmer, damit ich sie nicht weckte. Im Wohnzimmer machte ich es mir gemütlich und legte mich auf die Couch. Meine Gedanken wanderten automatisch wieder zu Stefan. Ich wusste nicht einmal, ob er noch kommen würde oder nach der Arbeit zu sich nach Hause fuhr. Mir war es jedoch lieber, allein zu sein, um über alles noch einmal in Ruhe nachdenken zu können. Ich wollte über sein Verhalten, den kommenden Besuch bei Ines und über uns nachdenken. Ich liebte ihn noch genau wie am Anfang. Ich liebte seine Berührungen seine Zärtlichkeit. Es war auch ein Teil Normalität bei uns eingekehrt. Wobei auch dazu beitrug, dass Celina nun bei uns war.Ich ging in Gedanken alles immer und immer wieder durch. Ich war mir aber auch immer wieder sicher, ihn zu lieben. Irgendwann schlief ich ein. Morgens erwachte ich, als wenn ich gar nicht geschlafen hätte. Ich ging erst einmal in die Küche und machte mir einen Kaffee. Danach nahm ich eine ausgiebige Dusche. Nach der Dusche fühlte ich mich besser. Als ich aus dem Bad kam, hörte ich bereits Celina. Wie jeden Morgen ging ich zu ihr ins Zimmer, zog sie an und machte ihr Frühstück. Es würde wieder ein anstrengender Tag werden. Ich musste wieder zum Amt. Ich schämte mich dafür, dass ich Sozialhilfe beziehen musste. So war der Gang dorthin für mich immer sehr unangenehm.
Ich wollte unabhängig sein. Doch war ich es dadurch nicht. Ich versuchte, so wenig wie möglich vom Amt zu beanspruchen. Das Geld, das ich bei Maria verdiente, wurde mir zum Teil auch angerechnet, so dass ich nicht das ganze Geld von der Stütze bekam. Als ich mit Celina beim Amt war, behandelte mich der Herr vom Sozialamt mal wieder, als ob es sein Geld wäre, das ich haben wollte. Er stellte mir Fragen über Fragen. Er fragte, ob Celina bereits im Kindergarten angemeldet sei, so dass ich eine Halbtagsstelle annehmen könne. Ich erklärte ihm mal wieder, dass sie gerade erst zwei Jahre alt geworden sei und die im Kindergarten mir gesagt hätten, dass ich sie frühestens mit zweieinhalb Jahren anmelden könne. Als ich ihm dann erklärte, dass ich einen Kleiderschrank für sie benötige, meinte er nur, dass genug in der Zeitung zu verschenken oder für wenig Geld ständen. Nachdem Celina und ich aus dem Sozialamt heraus gekommen waren, ging ich erst einmal mit ihr auf den Spielplatz bevor, ich unsere Einkäufe tätigte. Celina hatte mittlerweile auch schon einige Kinder dort, die sie kannte und sie spielten zusammen. Ich unterhielt mich mit den anderen Müttern.
Nachmittags kam Stefan dann zu mir. Er war ganz aufgeregt. Freudig erzählte er mir, dass er ein Auto für uns gekauft hätte. Es sei zwar alt, aber dafür recht günstig gewesen. Ich freute mich mit ihm. Mein Freund nahm uns dann mit nach draußen und zeigte uns sein gerade erworbenes Auto. Als ich es so sah, musste ich grinsen.
,, Jetzt fehlt nur noch der Fuchsschwanz”, feixte ich.
Vor mir stand ein dunkelblauer Manta. Er sah wirklich noch gut aus. Jedoch konnte ich mir nicht so ganz vorstellen, ihn auch fahren zu können. Ich hatte vorher schließlich einen kleinen Fiesta.
,,Ich dachte mir, ich nehme ihn. Nun brauchen wir uns Samstag nicht von Mama das Auto leihen um zu Ines zu fahren “, sagte Stefan. ,,Ein Auto brauchen wir so oder so.”
,,Das stimmt”, antwortete ich. ,,Hat der denn Tüv und hast du ihn schon angemeldet?”
,,Ja hat er und Oma hat mir für das Anmelden Geld gegeben”, erklärte er mir dann.
Nachdem ich mir das Auto genau angesehen und auch Probe gesessen hatte, gingen wir wieder nach oben in die Wohnung.
Ich war wirklich glücklich, dass wir nun mobil waren. Ich nahm Stefan in den Arm und wir küssten uns innig. Das hatte ich schon vermisst. Ich bekam wieder dieses Kribbeln im Bauch und spürte, wie mein Herz immer schneller schlug. Wenn Celina nicht dagewesen wäre, hätten wir uns bestimmt wieder geliebt. Ich spürte ein Verlangen in seinem Kuss, welches sich auch in mir breit machte.
,,Noch drei Tage”, meinte Stefan zu mir. ,,Dann lernst du endlich Ines kennen.”
,,Wie ich merke, freust du dich ja wirklich, sie wieder zu sehen“, bemerkte ich mit einem schelmischen Grinsen.
,,Sie ist ja auch wie eine Tochter für mich”, bekannte er.
Da beobachtete ich bei ihm wieder diesen Gesichtsausdruck, der mir sagte, dass etwas nicht stimmt. Er sah wie verwandelt aus. Seine Freude war aus seinem Gesicht gewichen und ich sah diese nachdenklichen Falten auf seiner Stirn.
,,Was hast du denn?” sprudelte es aus mir heraus. ,,Was bedrückt dich daran?”
,,Wie kommst du darauf, dass mich das bedrückt?” fragte er schon etwas säuerlich.
,,Dein Gesichtsausdruck verrät es mir und deine Stimmlage”, erwiderte ich.
,,Du bildest dir etwas ein. Ich habe nichts”, gab er zickig zurück.
,, Dann eben nicht”, sagte ich.
Ich beließ es dabei, weil ich keinen Streit mit ihm wollte. Ich musste meine Meinung unterdrücken. Ich dachte mir, dass ich es schon noch herausfinden würde. Wir unterhielten uns noch über das neue Auto, über seine Arbeit und über andere belanglose Sachen.
Später spielte ich noch mit Celina und auch Stefan gesellte sich zu uns und spielte mit. Wir waren wieder wie eine kleine Familie, was ich sehr genoss.
Nachdem Celina dann im Bett war und schlief, machten wir es uns wieder in unseremErsatzschlafzimmer gemütlich. Wir kuschelten uns aneinander und Stefan fing an, meinen Rücken zu massieren. Ich entspannte unter seinen zarten aber festen Berührungen. Ich spürte seine Hände auf meinem ganzen Rücken und dazwischen belegte er meinen Körper mit heißen Küssen.
,,Was hältst du davon, wenn ich bei dir, nein bei euch, einziehe?” fragte er mich plötzlich.
,,Ich dachte, dass wir dann meine Miete sparen und auch die Nebenkosten. Ich gebe das Geld dann bei dir zur Miete dazu und am Amt sagen wir, dass es eine WG ist, da ich keine Wohnung habe”, erklärte er noch.
Völlig überrumpelt davon, konnte ich erst gar nichts sagen. Mir fehlten die Worte. Irgendwie kam sowas immer total unverhofft von ihm. Ich freute mich riesig, dass er sich vorstellen konnte, mit uns ganz zusammen zu wohnen. Doch ich hatte auch meine Zweifel wegen dem Finanziellen. War es wirklich so einfach? Würde das Amt wirklich noch zahlen? Mein Kopf brummte auf einmal vor lauter Fragen die plötzlich darin kreisten. Stefan sah mich fragend an. Er erwartete eine Antwort und ich konnte eine Art Enttäuschung in seinen Augen sehen. Er hatte wohl mit einer spontanen Antwort gerechnet.
,,Du scheinst dir ja richtig Gedanken darüber gemacht zu haben. Ich habe bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht“, antwortete ich ehrlich. ,,Wenn wir das finanziell hinbekommen, würde ich das jedoch sehr gerne machen und mich riesig freuen.”
Da war es wieder. Dieses Funkeln in seinen Augen, das mich schon von Anfang an immer in seinen Bann gezogen hat. Stefan strahlte nun über das ganze Gesicht und gab mir einen Kuss, der mir den Atem nahm. Es war, als wenn er damit meine ganze Energie aufsaugte. Ich fühlte mich wie benebelt. Als er seine Lippen von meinen nahm, fühlte ich mich schwach.
,,Ich habe mir das genau durchgerechnet. Und da ich nun auch etwas mehr verdiene, weil ich jetzt auch öfters über Nacht fahren muss, werden wir es selbst und ohne Amt schaffen können”, entgegnete er mir glücklich.
Meine ganzen Bedenken der letzten Tage waren wie weggeblasen. Ich schwebte gerade auf Wolke Sieben. Mein Herz raste und ich beugte mich zu Stefan und legte meine ganzen Gefühle in einen Kuss. Er musste nun genau gespürt haben, wie es mich freute. Ich merkte, wie er sich entspannte und meinen Kuss erwiderte. Ich hatte kein Gefühl mehr für Zeit und Raum. Wie in einer anderen Welt spürte ich nur ihn und mich. Wir waren wie in Trance. Seine Hände fingen wieder an, mich zu streicheln und automatisch machte ich es ihm nach. Kurze Zeit später waren wir dabei, uns gegenseitig so zu verwöhnen wie nie zuvor. Wir liebten uns, als wenn es kein Morgen geben würde. Erschöpft fielen wir irgendwann in einen ruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen spürte ich, wie Stefan mir einen Kuss auf die Wange gab. Ich öffnete meine Augen und sah direkt in die schönsten blauen Augen, in die ich mich vor langer Zeit verliebt hatte. Sofort spürte ich, wie sich mein Magen zusammen zog und die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder flatterten.
,,Guten Morgen, mein Engel. Hast du gut geschlafen?” drangen die weichen Worte aus seinem Mund.
,,Ja habe ich. Sehr sogar”, ertönte meine Antwort.
Wir standen gemeinsam auf und weil Celina noch fest schlief, gingen wir gemeinsam duschen.
Stefan und Celina schliefen noch tief und fest. Ich stand schon recht früh auf. Nervös machte ich mich im Bad fertig. Leise, um die zwei nicht zu wecken, ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee. Den brauchte ich dringend. So nervös war ich schon lange nicht mehr. Nur noch ein paar Stunden und dann würde ich endlich Ines kennenlernen. Dadurch würde ich bestimmt auch noch etwas über seine Vergangenheit erfahren. Stefan war am Abend zuvor genauso nervös gewesen und wir hatten noch lange geredet. Er hatte ein wenig Angst vor dem Wiedersehen mit Ines. Aber er freute sich auch darauf. Er meinte, er hätte viel zu lange damit gewartet. Sie sei ja für ihn seine Tochter. Irgendwann waren wir dann eingeschlafen. So war ich nun schon früh auf. Mein Herz raste. Ich wusste ja gar nicht, wie Ines auf mich reagieren würde. Klar, sie hatte am Telefon gesagt, sie würde sich freuen. Sie wusste aber nicht, dass ich genauso alt war wie sie. Bestimmt dachte sie, dass ich älter sei. Aber ich würde es ja bald erfahren, überlegte ich.
Ich ging vorsichtig ins Wohnzimmer, wo Stefan noch im Reich der Träume war. Ich sah ihm eine Weile beim Schlafen zu. Dann weckte ich ihn zärtlich mit einem Kuss auf die Stirn.
,,Guten Morgen, mein Hase. Möchtest du nicht langsam aufstehen“, weckte ich ihn.
,,Wie spät ist es denn“, fragte er mich noch ganz verschlafen.
,,Wir haben schon neun Uhr. Wir wollten doch um elf fahren”, sagte ich.
Nachdem ich nun Stefan geweckt hatte, ging ich zu Celina. Auch sie schlief noch.
,,Guten Morgen Maus, du musst aufstehen”, sagte ich zu ihr.
Im Gegensatz zu Stefan sprang sie sofort auf. Sie war immer sofort fit. Da ihre Haare nun schon ein wenig länger waren, machte ich ihr zwei Zöpfe. Damit sah sie aus wie Pippi Langstrumpf. In ihrem roten Kleid mit der schwarzen Leggings drunter, schaute sie richtig schick aus. Sie drehte sich und strahlte übers ganze Gesicht. Sie sah aus wie eine kleine Prinzessin. Zufrieden ging ich, uns Frühstück machen.
Wir frühstückten zusammen. Stefan war ruhiger als sonst. Man konnte die Anspannung bei ihm richtig merken.
Wir saßen im Auto und fuhren. Je mehr Kilometer wir gefahren waren, desto nervöser wurde ich. Wir fuhren nun schon eine Stunde. Celina war richtig ruhig im Auto. Es war eine schöne Idylle. Etwas anderes als dieses Stadtleben. Egal wo man hinsah, es war kein Müll zu sehen. Nur Bäume, Felder und die wunderschöne Natur. Je näher wir Ines' Wohnort kamen, um so ländlicher wurde es. Mir gefiel die Gegend richtig gut.
,,Ist es noch weit zu Ines”, fragte ich.
,,Wir fahren noch ungefähr eine halbe Stunde”, antwortete Stefan.
,,Tuck ma da sind ühe”, rief Celina erfreut.
,,Sieht schön aus hier, nicht wahr Celina”, sagte ich zu meiner Kleinen.
,,Jaaa Mama”, rief Celina.
,,Hier könnten wir richtig gut spielen.”
Stefan wurde immer stiller, je näher wir kamen. Er sah sehr nachdenklich aus.
,,Hast du Angst”, fragte ich ihn.
,,Nein, aber es ist ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein”, bemerkte Stefan. ,,Ich habe schließlich auch eine Zeit hier gewohnt. Es ist merkwürdig, weil es meine Vergangenheit mit meiner Exfrau ist.”
,,Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht, dass du hier mit deiner Exfrau zusammen gewohnt hast. Vermisst du sie”, fragte ich ihn.Er sah mich an, als wäre ich das achte Weltwunder.
,,Natürlich nicht. So ein Schwachsinn”, klärte Stefan mich auf.
Meine Knie und Hände fingen an zu zittern. Ich merkte, wie Angst in mir aufstieg. Was wäre, wenn Stefan durch das Wiedersehen mit Ines plötzlich seine Gefühle für seine alte Familie wieder entdeckte? Was wäre, wenn meine große Liebe hier bleiben wollte und uns verlassen würde? Ich spürte, wie mir bei den Gedanken, die Tränen in die Augen stiegen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und ich musste schlucken. Schon der Gedanke, dass ich ihn verlieren könnte, zerriss mir mein Herz.
,,Wir sind gleich da”, holte Stefan mich aus meinen Gedanken, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Wir fuhren auf einer verlassenen Landstraße. Egal wo ich hinsah, es waren nur Felder zu sehen. Hin und wieder kamen wir an einem Bauernhof vorbei.
Hier sollte Ines wohnen?
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass hier überhaupt jemand wohnen konnte.
Zu meiner Überraschung kam nach der nächsten Kurve eine kleine Siedlung zum Vorschein.
Stefan bog nach rechts in eine Straße ein.
,,In einer Minute sind wir da”, sagte er.
Ich bemerkte, dass diese Straße eine Sackgasse war. Als wir das Ende der Straße erreichten, stand dort ein großes rotes Klinkerhaus. Es stand etwas abseits von den anderen. Ein großer Hof befand sich davor, rechts daneben waren nur Felder und dahinter war ein großer Wald. Für Kinder war das hier ein Paradies. Hier konnten sie sich in der Natur frei entfalten. Hier konnten die Kinder alles tun, Fahrrad fahren, auf Bäume klettern, verstecken spielen oder in den Feldern herumtollen. Es war einfach traumhaft. Hier musste man nicht auf Autos achten.
Wieder holte Stefan mich aus meinen Gedanken.
,,Wir sind da. Mann, bin ich aufgeregt”, sprach Stefan.
Er schaltete den Motor ab.
,,Dann wollen wir mal”, meinte er.
Mir war mulmig. Meine Beine zitterten und ich war nervös. Wir stiegen aus und ich half Celina beim Aussteigen. Vom Parkplatz gingen wir die Treppen zum Haus hoch. Die Haustür lag in Richtung Wald. Celina hatte ich an die Hand genommen. Jetzt standen wir vor der Tür. Stefan klingelte.
Ich hörte, wie jemand die Treppe herunter kam. Ich konnte meinen Herzschlag hören. Dann ging die Tür auf.
Eine junge Frau in meinem Alter öffnete die Tür. Sie war fast zwei Köpfe größer als ich. Ihre langen braunen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Sie grinste uns an und nahm mich sofort in den Arm.
,,Hallo ich bin Ines. Schön, dich kennen zu lernen“, begrüßte sie mich herzlich.
,,Ich bin Mila und freue mich auch, dich endlich kennen zu lernen.
,,Und du musst Celina sein”, sie sah meine Kleine an, die noch immer an meiner Hand war.
,,Ja i bin Lina”, sagte Celina ganz lieb.
Dann sah sie zu Stefan und nahm ihn in den Arm. Ich bemerkte wie ihr Tränen in die Augen schossen.
,,Stefan ich freue mich so sehr, dich wiederzusehen. Ich hatte schon Angst, dass ihr doch nicht kommt”, sagte Ines.
,,Kommt rein, ich mache uns erstmal Tee.”
Sie ließ Stefan los und zeigte nach oben. Stefan ließ mich vorgehen und Ines und er folgten mir nun nach oben. Ich ging in einen Flur und blieb dann stehen. Ich wusste ja gar nicht, wo ich hin sollte. Nun ging Ines vor und winkte uns hinter sich her. Wir gingen nach rechts und dann links in eine Tür. Wir standen nun in der Küche, von der man ins Wohnzimmer kam. Die Küche war sehr gemütlich. In der Mitte stand ein Esstisch. Es roch herrlich nach Essen.
,,Lasst uns ins Wohnzimmer gehen”, sagte Ines.
,,Das ist Remon“, sagte sie und zeigte auf einen kleinen Jungen, der verschüchtert auf einer schwarzen Ledercouch saß.
Nun stand der Junge auf und kam auf uns zu. Er gab uns allen die Hand und begrüßte uns. Danach setzte er sich sofort wieder hin.
,,Oh Mann, ist der groß geworden”, bemerkte Stefan.
Ich sah, wie sich in Stefans Gesicht ein befreites Grinsen ausbreitete.
,,Ich bin so froh darüber, euch zu sehen”, sagte er.
,,Ich aber auch und nun setzt euch. Ich mache erstmal einen Tee”, erwiderte Ines. ,,Remon, zeig doch Celina mal dein Zimmer vielleicht möchte sie ja mit dir spielen."
Remon stand auf und kam zu Celina.
Er hielt ihr die Hand hin und meinte: ,,Komm, ich gehe mit dir spielen.”
Celina sah mich und dann Stefan an.
,,Geh ruhig”, kam es gleichzeitig von uns.
Ich war sehr überrascht, als Celina meine Hand los ließ und mit Remon wegging. Das war mir neu, dass sie sofort mit einem Fremden Kind spielte.
Inzwischen war Ines mit dem Tee wieder ins Wohnzimmer gekommen.
Wir setzten uns hin und ich schaute mich um. Das war echt Wahnsinn. Das Wohnzimmer war riesig. Zwar nicht sehr breit, aber dafür lang. An der einen langen Seite stand die Couch. Darüber war eine Schräge, die mit dunklem Holz getäfelt war. Neben der Tür zur Küche, also gegenüber der Couch, stand ein schwarzer großer Wohnzimmerschrank. Dann kam ein Mauervorsprung. Dahinter war noch eine Tür. Links sah man ein großes Fenster und eine Balkontür. Ich erkannte einen überdachten Balkon, der auch getäfelt war. Vor dem Fenster standen ein großer Fernseher und eine Musikanlage. Auf dem grauen Teppich lag in der Mitte ein weißes Fell.,,Wie geht es euch denn so”, fragte Ines und holte mich aus meinen Beobachtungen.
,,Gut. Aber jetzt erzähl mir erst einmal, was du in den letzten Jahren so erlebt hast”, kam es von Stefan. ,,Wo ist eigentlich Baray?”
,,Mein Mann ist noch bei seinem Kumpel. Der zieht um und Baray musste ihm noch helfen, aber er wird bald hier sein”, meinte Ines.
,,Magst du iranisches Essen Mila? Ich habe für uns gekocht. Ich weiß, dass du das sehr gerne isst, Stefan.”
,,Ich habe es noch nie probiert, aber ich bin neugierig, wie es schmeckt.”, gab ich ihr als Antwort.
Ich war schon ruhiger geworden. Ines hatte eine Art, mit der sie mir die Nervosität nahm. Wir unterhielten uns, als wenn wir uns schon ewig kennen würden. Stefan kam kaum zu Wort. Ab und an kamen Remon oder Celina zu uns und wollten uns etwas zeigen.
Die Zeit verging wie im Flug.
Zwei Stunden später kam ein sehr attraktiver gut trainierter Mann zur Tür herein.
,,Hey Alter”, begrüßte er Stefan.
Stefan stand auf und die zwei Männer fielen sich in die Arme.
,,Mann, ist das schön, dich wieder zu sehen”, freute sich Stefan.
Dann schaute mich dieser Mann an. Ich sah seine dunkelbraunen Augen, die perfekt zu seinem dunklen Teint passten.
,,Hallo, ich bin Baray, du musst Mila sein”, sagte er zu mir.
,,Ja die bin ich”, gab ich ihm zur Antwort.
,,Schön, dich kennenzulernen”, meinte er.
,,Ich lass euch kurz allein und mache das Essen fertig”, sagte Ines.
,,Kann ich dir helfen”, fragte ich.
,,Klar, dann können sich die Männer ein wenig allein unterhalten”, erwiderte sie.
Wir gingen in die Küche. Ines hatte das Essen eigentlich schon fertig. Wir deckten gemeinsam den Tisch und Ines fragte mich dabei ein wenig aus. Sie wollte wissen, wie Stefan und ich uns kennengelernt haben. Wie es zwischen uns klappt. Ob mich der Altersunterschied nicht stört und mir kam es so vor, als ob sie mich warnen wollte.
Ines erklärte mir, dass Stefan ein ganz Lieber sei, dass er früher jedoch auch seine schlechten Seiten hatte. Sie erzählte mir, dass er gespielt hatte und sie deswegen oft kein Geld hatten. Dass er aber immer viel gearbeitet hatte und sich auch sehr um sie gekümmert hatte, obwohl er ja nicht mal ihr leiblicher Vater war. Sie erzählte, dass Stefan immer für sie da war und dass sie es sehr schade fand, dass sie so lange keinen Kontakt hatten.
,,Versteh mich nicht falsch, ich möchte ihn dir nicht ausreden. Aber ich möchte nicht, dass du das gleiche durchmachen musst, wie ich damals”, meinte Ines zu mir.
,,Nein, das glaube ich nicht. Wir lieben uns und wir sind sehr glücklich zusammen. Wir haben keine Probleme. Er spielt auch nicht mehr”, antwortete ich.
In meinem Kopf ratterte es. Er hatte also damals schon gespielt. Ob das der eigentliche Grund war, warum seine Ehe kaputt gegangen war? Ines merkte, dass ich nachdachte.
,,Meine Mama hat aber auch sehr viel Mist gemacht. Es war nur gut für ihn, dass sie sich getrennt haben”, sagte Ines.
,,Es war immer ein ständiges Auf und Ab. Ich habe sehr darunter gelitten. Zu meiner Mama habe ich überhaupt keinen Kontakt mehr. Aber ich bin überglücklich, dass ich zu Stefan nun wieder welchen habe.”
,,Ich hatte Angst vor heute. Ich wusste ja gar nicht, wer oder was auf mich zukommt”, gestand ich ihr.
,,Aber ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben. Ich hoffe, dass wir uns nun öfter sehen.”
,,Bestimmt“, grinste Ines mich freundlich an.
,,So, nun lass uns alle holen. Wir können essen”, sagte Ines.
Wir saßen alle in der Küche am Tisch. Remon und Celina wollten nebeneinander sitzen. Sie verstanden sich richtig gut.
Es gab Reis mit gebratenem Hähnchenfleisch und irgendein Gemüse, das ich zuvor noch nie gegessen hatte. Es schmeckte fantastisch. Ines erklärte, dass sie das Fleisch mit iranischen Gewürzen gebraten hätte.
Nach dem Essen verkrümelten sich die Männer wieder ins Wohnzimmer und auch die Kinder gingen gleich wieder spielen.
Ich half Ines dabei, die Küche wieder sauber zu machen und wir spülten noch gemeinsam. Danach gingen wir zu den Männern ins Wohnzimmer.
Wir unterhielten uns so ausgiebig, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie spät es schon geworden war. Es war bereits dunkel draußen.
,,Wir sollten so langsam fahren”, sagte Stefan.
,,Es ist zwar schade, aber ich denke, du hast recht. Celina muss auch ins Bett. Wobei ich denke, dass sie auf der Rückfahrt schon schlafen wird”, sagte ich.
Wir standen auf und holten Celina aus dem Kinderzimmer. Remon fragte sofort, ob wir denn wiederkommen.
Ines bedankte sich ganz lieb für unseren Besuch und alle kamen noch mit nach draußen. Stefan umarmte erst Ines dann Remon und anschließend Baray zum Abschied. Ich machte es ihm nach .
,,Ich hoffe, dass wir uns sehr bald wiedersehen”, sagte Ines.
Ich drückte sie noch mal ganz doll und erklärte ihr, dass sie uns bestimmt schneller wiedersieht, als sie denkt. Wir stiegen ins Auto ein und Stefan startete den Motor. Winkend fuhren wir los.
,,War doch gar nicht schlimm”, sagte Stefan. ,,Ich glaube, ihr habt euch gut verstanden. Ich bin so glücklich, sie alle wiedergesehen zu haben. Danke, dass du das möglich gemacht hast.”
,,Ich bin auch froh, dass ich es gemacht habe”, antwortete ich ihm.
Dann hing jeder seinen Gedanken nach. Celina schlief recht schnell im Auto ein.
Ich war so in meinen Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, das wir schon fast zu hause waren. Ines ihre Worte beschäftigten mich mehr, als mir lieb war.
Stefan hat also früher schon gespielt. Seine Ehe war dadurch zum Teil kaputt gegangen und sie hatten dadurch kaum Geld.
Wollte ich das gleiche durchmachen? Würde es mir besser gesagt uns auch so ergehen? Ist meine Liebe zu ihm groß genug? Das alles ging mir immer wieder durch den Kopf.
,,Wir sind gleich zu hause.”, sagte Stefan mit einem Mal und holte mich wieder aus meinen Gedanken.
Das war das Erste seit der Abfahrt bei Ines das gesprochen wurde. Stefan war genauso in seinen Gedanken.
,,Das kam mir viel schneller vor als die Hinfahrt.”, sagte ich, ,,Gut das die Kleine die ganze Zeit geschlafen hat.”
Nach kurzer Zeit schaltete Stefan auch schon das Auto vor unserem Haus aus.
Stefan nahm Celina auf den Arm und trug sie nach oben. Ich zog sie aus und Celina schlief in ihrem Bettchen gleich weiter.
Wir setzten uns danach ins Wohnzimmer und wieder war es Stefan, der als erstes das Wort ernahm.
,, Ich bin so glücklich die drei endlich wieder gesehen zu haben. Aber ich habe das Gefühl das dich etwas bedrückt.”
,,Nein es ist alles ok.”, erwiderte ich.
Stefan nahm mich in den Arm. Er sah mich an und küsste mich. Doch irgendwie war es anders. Ich konnte mich nicht fallen lassen ,so wie sonst wenn sich unsere Lippen trafen.
Ich hatte Angst das es so bleiben würde. Ines ihre Worte musste ich erst einmal verdauen. Ich löste mich von meinem freund und sagte ihm das der Tag derbe anstrengend war und ich nun gerne schlafen gehen würde. Er konnte mich verstehen und so gingen wir schlafen. Eng umschlungen lagen wir da, ich schlief auch gleich ein.
Nach ein paar Tagen hatte ich das Gespräch mit Ines vergessen. Zwischen Stefan und mir war alles wie vorher.
Eines Abends war ich wieder bei Maria arbeiten. Celina war bei ihrem Papa. Deshalb hatte ich Stefan gesagt er kann mich von der Arbeit abholen. Er kam auch.
Leider war er schon angetrunken als er erschien. Ich war noch am bedienen. Plötzlich sagte er zu einen meiner Gäste er solle aufhören, mich die ganze Zeit an zu graben. Ralf so hieß der Gast wusste gar nicht was Stefan von ihm wollte.
,,Was willst du von mir? Ich trinke hier nur bei Bier.”, sagte Ralf.
,,Ich hab doch gesehen wie du Mila anbaggerst und ihr ständig auf den Hintern schaust.”, kam es aus Stefan seinem Mund.
Mir war gar nicht richtig bewusst, was da gerade vor sich ging. Stefan und Ralf fingen immer lauter an zu streiten.
Da hörte ich wie Ralf sagte: ,, Mila sieht ja auch verdammt gut aus. Schade das sie den falschen Freund hat.”
Stefan war so wütend, das er sein Glas umschüttete ,welches ich ihm kurz zuvor gegeben hatte. Ich versuchte dazwischen zu gehen um Stefan zu beruhigen. Er drückte mich jedoch bei Seite , sah mich einen kurzen Moment an und sagte dann: ,, Halt dich bitte daraus.”
,,Nein das werde ich nicht tun. Das hier ist meine Arbeitstelle. Wenn du damit ein Problem hast musst du draußen warten.”, sagte ich nun etwas energischer .
Doch Stefan störte sich nicht daran und fing wieder an Ralf zu beleidigen.
,,Wenn du jetzt nicht aufhörst schmeiß ich dich raus.” , schnauzte ich ihn an.
,,Der baggert dich in einer Tour an und du willst mich rausschmeißen?”, fragte Stefan, ,,Ich weiß doch genau wie Kerle sind, wenn sie zuviel getrunken haben.”
,,Ich gehe aber nicht.”, bemerkte Stefan.
,,Und ob. Das Theater hier kann und will ich nicht akzeptieren.”, teilte ich ihm wütend mit.
,,Entweder du entschuldigst dich jetzt bei Ralf, oder du gehst.”
,,Jetzt reicht es aber, der baggert dich die ganze Zeit an und du stehst auf seiner Seite. Gefällt dir wohl, das er dich so anmacht.”, sagte Stefan.
,,Raus! Sonst rufe ich die Polizei, du gehst zu weit und hier drin kann ich keinen Stress gebrauchen.”, teilte ich ihm wütend mit.
,,Du kannst mich mal. Du bist meine Freundin und drohst mir mit der Polizei?”, erwiderte mir mein Freund sauer.
Er knallte mir sein Geld für das Bier auf die Theke und sah mich wütend und verärgert an. Dann drehte er sich um und ging ohne ein Wort zu sagen.
Ich stand geschockt da. Was war nur los mit ihm? So kannte ich ihn nicht. Dann merkte ich wie mir die Tränen die Wange runter liefen. Meine Hände zitterten. Ralf sah mich nur an und sagte nichts.
Wie es der Zufall so wollte, kam genau in dem Moment Edi zur Tür rein.
,,Was ist den mit dir los ?”, fragte er mich.
Mir war es unheimlich peinlich und ich hatte Angst, dass ich dadurch meine Arbeit verlieren würde.
Ich erzählte ihm jedoch genau, was vorgefallen war. Er sah mich betroffen an, dann nahm er mich in den Arm. Er streichelte meinen Kopf. Dadurch fingen jedoch meine Tränen noch mehr an zu laufen.
,,Man Mila das hast du nicht verdient.”, sagte Edi.
,,Ich weis ja nicht was mit ihm los war. So kenne ich ihn nicht.”, bemerkte ich.
Nach einer Weile hatte ich mich dann etwas beruhigt. Ralf hatte sein Bier noch ausgetrunken und bezahlte dann. So waren keine Gäste mehr da und Edi meinte zu mir das wir Feierabend machen können. Als Ralf raus war schloss ich die Kneipe ab. Ich sabberte noch die Theke und putzte die Tische ab.
,,Wir können ja noch etwas trinken gehen. Ich lade dich zu einer Cola ein und du kannst dich noch ausquatschen.” , hörte ich Edi sagen.
,,Das ist eine gute Idee. Ich bin hier jetzt auch fertig.”, erwiderte ich.
Wir zogen uns die Jacken an und gingen neben an ins Billard Cafe. Edi war ein guter Freund für mich geworden. Ich hatte jedoch Angst, dass Stefan uns hier zusammen sah. So wie er sich benommen hatte, wäre er auch auf Edi eifersüchtig.
Edi bestellte uns zwei Cola und lud mich zu einer Partie Billard ein.
,,Das wird dich bestimmt auf andere Gedanken bringen.”, erklärte er.
,,Ich hoffe es.” , hörte ich mich sagen.
Ich spielte mit Edi, doch meine Gedanken waren wo anders.
Was, wenn Stefan jetzt Schluss macht? Warum hab ich ihm denn auch nur mit der Polizei gedroht? Ich bin zu weit gegangen. Das hätte wirklich nicht sein müssen. Ob Stefan schon zu Hause ist? Kommt er überhaupt nach Hause?
Das alles machte mich verrückt. Immer wieder gingen die Fragen durch meinen Kopf.
Ich spürte wie sich wieder die Tränen in meinen Augen sammelten. Doch auch Edi bemerkte es. Er legte seine Hand auf meine Schulter .
,,Es wird schon alles wieder gut.” ,bemerkte er.
,,Das hoffe ich.”, sagte ich traurig.
Wir tranken unsere Cola und machten mehrere Spiele. Bis auf eines gewann alle Edi.
,,Ich sollte jetzt nach Hause gehen.”, erklärte ich Edi.
,,OK aber ich sollte dich bringen. Es ist schon sehr spät und eine Frau sollte nachts nicht allein durch die Straßen gehen.”, erwiderte mein Tröster.
Nachdem Edi mich bis vor die Haustür begleitet hatte, habe ich mich bei ihm bedankt und mich von ihm verabschiedet.
Mit klopfenden Herzen ging ich die Treppen rauf zu meiner Wohnung. Ich hatte Angst vor dem was mich erwartete.
Ob Stefan zu hause ist? Ob er noch irgendwo was trinken ist? In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Ich stand vor meiner Tür konnte jedoch nichts hören. Mit zitternden Händen schloss ich die Tür auf. Ich hatte wahnsinnige Angst das Stefan mich jetzt verlassen würde. Ich hoffte das er mir das verzeihen würde ,das ich ihn aus der Kneipe geworfen hatte. Ich ging langsam und leise von einem Zimmer in das nächste , doch von Stefan keine Spur.
Ich spürte wie mir Tränen der Verzweiflung die Wangen runterließen. Ich war viel zu aufgewühlt um ans schlafen zu denken. Immer wieder ging ich ans Fenster um zu schauen ob er nach hause kam. Doch er war nicht zu sehen. Die Zeit verging immer mehr und je später es wurde um so mehr liefen meine Tränen.
Was hatte ich nur gemacht? Warum habe ich ihn rausgeworfen? Er wollte mich doch nur schützen. Meine Gedanken sagten mir immer mehr, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
Ich wurde immer nervöser. Ich hoffte so sehr das er nach hause kam. Aber wo sollte er auch hin? Seine Wohnung hatte er ja bereits gekündigt.
Mir kam es so vor als wenn die Uhr stehen geblieben wäre. Die Stunden vergingen wie Tage. Mein Herz schmerzte, wenn ich daran dachte, dass er mich verlassen würde. Das wollte ich nicht. Ich liebte ihn doch.
Völlig erschöpft vor Verzweiflung war ich dann eingeschlafen. Dann hörte ich mit einem Mal die Tür. Ich sprang sofort erleichtert und glücklich auf. Doch Stefan würdigte mich keines Blickes und ich sah das er noch trinken war. Er konnte kaum stehen.
,,Es tut mir leid.” ,sagte ich leise zu ihm.
Doch er sah mich immer noch nicht an. Dadurch fühlte ich mich nur noch schlechter.
,,Du verstehst das nicht.” bemerkte er.
An seiner Stimme hörte ich Verzweiflung. Doch warum?
,,Dann erkläre es mir. Dann sag mir warum du dich so verhalten hast.” ,kamen die Wörter aus meinem Mund.
,,Das kann ich nicht. Irgendwann wirst du es verstehen. Doch jetzt kann ich es dir nicht erklären.”, bemerkte er traurig.
Ich beließ es dabei. Ich war einfach nur glücklich das er wieder da war.
,,Lass uns schlafen . Morgen wird die Welt wieder anders aussehen.” , erklärte er mir.
Wir machten uns fürs Bett fertig und legten uns hin. Ich traute mich nicht ihn zu berühren, da ich nicht wusste er ob er das wollte. Doch da legte er bereits seine Arme um mich.
,,Ich liebe dich.” sagte er noch bevor wir beide einschliefen.
Die Nacht schlief ich sehr unruhig. So wachte ich bereits sehr früh auf. Ich schlich leise aus dem Bett um Stefan nicht zu wecken. Ich ging in die Küche und kochte Kaffee. Während der Kaffe kochte, zog ich mich an und holte nebenan beim Bäcker frische Brötchen. Ich wollte Stefan zeigen wie mir mein Verhalten zu schaffen machte.
Nachdem ich alles in der Küche vorbereitet hatte, brachte ich es ins Wohnzimmer wo Stefan noch ruhig schlief. Ich küsste ihn vorsichtig auf den Mund und meine Lippen zitterten vor Unsicherheit. Stefan öffnete seine Augen und sah mich an.
,,Guten Morgen. Ich habe schon frühstück gemacht und habe auch Brötchen geholt.”, bemerkte ich.
Stefan sagte nichts. Er sah mich nur an. In seinen Augen konnte ich ein kleinen Funken aufblitzen sehen. Er stand auf nahm mich in den Arm und küsste mich wie er es noch nie getan hatte. Ich spürte so viel Leidenschaft in diesem Kuss . Jedoch war da noch etwas. Es fühlte sich an wie Unsicherheit. Ich erwiderte seinen Kuss und spürte, dass er immer fordernder wurde. Es fühlte sich so an als wenn er mir mit diesem Kuss zeigen wollte, dass ich nur ihm gehörte. Je länger wir uns küssten um so mehr merkte ich wie die Anspannung die am Anfang da war nach lies. Mein Herz machte Saltos vor Freude. Wir ließen uns aufs Bett fallen und küssten uns voller Hingabe. Ich spürte wie seine Hände meinen Körper erkundeten. Auch meine Hände fingen an über seinen Körper zu gleiten und ich genoss jedes Stück Haut von ihm. Mir kam es vor als hätten wir uns Monate nicht gesehen und gespürt. Es wurde immer heftiger und wir endeten in einem sehr intensiven Liebesspiel.
Nachdem wir uns erholt hatten gingen wir gemeinsam unter die Dusche und genossen danach unser Frühstück.
Keiner von uns sprach den vorherigen Abend an.
Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Stefan mir noch immer etwas verheimlichte. Seine Reaktion war merkwürdig. Immer wieder ging ich in Gedanken alles durch. Sein verhalten war merkwürdig. Erst dieses Verhalten auf meiner Arbeit. Dann kam er nach hause und schaute mir nicht in die Augen und plötzlich verhält er sich als wenn nichts gewesen wäre. Ich wurde nicht schlau daraus.
Ob sein Verhalten mit dem Besuch bei Ines zu tun hatte? Doch dann wäre er da schon komisch gewesen. Mir war klar das ich unbedingt herausfinden musste was es war. Sonst würden wir immer wieder aneinander geraten. Wenn ich ihn darauf ansprach sagte er nur das er nichts habe.
Wir blieben noch eine Zeit im Wohnzimmer sitzen.
,,Komm wir Besuchen meine Mama.”, sagte er dann.
,,Ja klar . Ich ziehe mir nur was passendes an.”, antwortet ich.
Seine Mama begrüßte uns freundlich und bemerkte sofort das Celina nicht dabei ist.
,, Sie ist heute bei ihrem Papa.” sagte ich.
,, Schade ich finde es immer schön ,wenn sie mit kommt.”, kam es ein wenig traurig aus ihrem Mund.
Wir saßen eine ganze Weile mit ihr in der Küche und unterhielten uns. Stefan stand später auf und ging ins Wohnzimmer, wo der neue Mann seiner Mama gesessen hatte und seine Zeitung gelesen hat. Stefan setzte sich zu ihm und die beiden unterhielten sich gut. Während dessen quetschte seine Mama mich über den Besuch bei Ines aus. Sie meinte nur das sie Ines immer gerne mochte . Aber sie sei auch froh darüber das Stefan von seiner Frau sich hat scheiden lassen. Sie habe ein Viehzeug nachdem anderen angeschleppt und Stefan musst so viel arbeiten, um das ganze Viehzeug satt zu bekommen. Er sei die ganze Woche mit dem LKW unterwegs gewesen und sie habe abends in Kneipen gearbeitet und einen Kerl nach dem anderen mit nach Hause geschleppt. Als Stefan früher nach hause gekommen war, hat er sie mit seinem besten Kumpel im Bett erwischt. Dann machte er das einzig richtige und wäre zu ihr gekommen.
Warum sie mir das ausgerechnet jetzt erzählte wusste ich nicht. Jedoch könnte es ein Hinweis für Stefan sein Verhalten gewesen zu sein. Ob er vielleicht bei ihr gewesen ist , nachdem er auf meiner Arbeit verschwand?
,,Du kannst nichts dafür ,das er solche Erfahrungen gemacht hat. Deswegen bin ich der Meinung du solltest es Wissen. So wie ich Stefan kenne wird er dir das nie erzählen. Er hat sich damals Vorwürfe gemacht weil er nicht zu hause war und sie deshalb fremdgegangen ist.”, erklärte mir seine Mutti.
Ich sah sie mit weit aufgerissenen Augen an , da mir bewusst war das es der Grund für sein Verhalten war. Noch eine Weile redeten weiter dann kam Stefan und meinte wir sollten langsam gehen. Ich stand auf und verabschiedete mich von den beiden. Stefan wurde von seiner Mama noch aufgehalten.
,,Ich muss noch kurz mit dir alleine reden.”, sagte sie zu Stefan.
Was sie wohl bereden müssen ging es mir durch den Kopf. Mit scheinbar schlechter Laune kam Stefan dann wieder zu mir. Wir gingen wieder nach hause und keiner von uns sagte ein Wort. Jeder ging seinen eigenen Gedanken nach.
Die nächsten Tage normalisierte sich wieder. Stefan und ich verstanden uns wieder wie am Anfang.
Celina blühte immer mehr auf. Sie lernte fast jeden Tag etwas neues. Stefan benahm sich wie ein richtiger Papa. Auch wenn ich arbeiten musste, passte er auf sie auf . Es kam zu keinen Vorfällen mehr mit ihm. Wir hatten schon fast März und Ines hatte sich mit ihrem Sohn für ein paar Tage zu Besuch angemeldet . Ich freute mich schon sehr darauf. Jedoch hatte ich auch Angst davor das Stefan dann wieder komisch wird. Sie wollte die nächste Woche kommen. Ich war schon ganz nervös. Ines und ich haben sehr viel zusammen telefoniert und es hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt. Stefan war ebenfalls begeistert das sie kommen. Jedoch auch ein wenig traurig, da er sehr viel Arbeit hatte.
Ich war so mit meinen Vorbereitungen beschäftigt , das die Zeit nur so verging.
Endlich war der Tag da . Nachmittags sollte Ines mit Remon kommen. Ich hatte Kuchen gebacken und schon das Essen für abends vorbereitet. Ich zog Celina an und wir machten uns auf dem Weg zum Bahnhof. Ich ging schon etwas früher los , da ich noch bei Stefans Papa rein wollte.
Als ich bei ihm ankam , freute er sich . Sofort begrüßte er Celina und mich ganz freundlich. Günther bot mir einen Kaffe und der kleinen eine Fanta an.
Ich erzählte ihm das Ines mit Remon zu Besuch kommen würde. Sein Gesichtsausdruck verriet mir jedoch, dass es ihm gar nicht gefällt.
,, Wie kommt es das Ines zu euch kommt?” ,fragte er.
,,Die haben doch schon genug kaputt gemacht, wollen die das wieder tun?” ,fragte er traurig.
Ich wusste gar nicht was los ist. So kannte ich Günther gar nicht.
,,Wir haben sie vor ein paar Monaten besucht und ich habe mich mit ihr gut verstanden.”, bemerkte ich, ,,Sie ist ganz nett und wir haben so etwas wie eine Freundschaft aufgebaut.”
,,Kennst du auch ihre Mutter?” ,fragte er erschrocken.
,,Nein und die möchte ich auch gar nicht kennenlernen.”, erwiderte ich , ,,Aber ich habe gemerkt das Stefan Ines vermisst hat. Sie war wie eine Tochter für ihn.”
,,Ja kann sein aber um sein eigenes Kind kümmert er sich nicht” , betonte Günther.
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. Ich dachte ich hatte mich verhört.
,,Wie seine eigenes Kind?” ,fragte ich nach.,,Wusstest du das nicht?”, fragte Günther nun erschrocken.
,,Nein .”,kam es nur aus meinem Mund.
,,Tut mir leid, ich dachte du weist davon. Ich wollte Stefan nicht verraten.”, bemerkte Stefans Papa.
,, Konntest du ja nicht Wissen .” , erklärte ich ihm, ,,Aber ich muss jetzt zu den Gleisen und Ines holen. Wir sehen uns bald wieder und mach dir keinen Kopf darüber.”
,,Ja freue mich schon euch wieder zu sehen.” ,verabschiedete mich Günther, ,, Ach und mach dir da nichts raus.”
Ich hätte so anfangen können zu Weinen als ich aus der Gaststätte von seinem Papa raus kam. Ich war wütend . Sehr wütend. Da erzählte mir Stefan alles. Das er geschieden war. Eine Stieftochter in meinem alter hatte. Aber das er eine eigene Tochter hat, das hatte er mir nicht erzählt. Was mich jetzt noch mehr ärgerte war das ich vergessen habe zu fragen wie alt die war.
Ich war ganz in Gedanken als Ines plötzlich vor mir auftauchte.
,,Hallo Mila .” , kam Ines auf mich zu , ,,Was ist denn mit dir?”
Erschrocken sah sie mich an.
,,Ist etwas passiert?”, fragte sie mich aufgeregt.
,,Nein alles in Ordnung.”, log ich sie an , ,,Ich war nur in Gedanken.”
,,Das habe ich gesehen”, sagte sie mir.
Wir begrüßten uns, als wenn wir wirklich alte Freundinnen seien, die sich lange nicht gesehen hatten. Remon und Celina beschäftigten sich auch sofort miteinander. Wir brachten erstmal die Sachen von Ines und Remon zu uns und dann schlug ich vor noch mit den Kindern auf den Spielplatz zu gehen. So konnten die zwei in Ruhe spielen und Ines und ich konnten uns ungestört unterhalten.
,,So und nu erzähl mir mal was mit dir los ist.” ,sagte Ines.
,, Nichts , das heißt ich würde gerne erstmal mit Stefan darüber reden. Ich habe heute etwas erfahren das mich echt geschockt hat.” ,erwiderte ich ihr.
,,Ist er dir fremdgegangen? Das wäre ja nichts neues bei ihm?”, fragte Ines.
,,Nein ist er nicht.”, sagte ich, ,,Wie nichts neues?”
Ich merkte das sich meine Augen wieder mit Tränen füllten.
Was sollte ich denn heute noch alles erfahren, ging es mir durch den Kopf.
,, Na ja Mama hatte viel Mist gemacht , aber auch Stefan hatte ab und an Affären. Auch wenn ich noch sehr klein war , habe ich es aber auch mitbekommen.”, berichtete mir Ines.
Ich war geschockt. Das hätte ich ihm nicht zu getraut. Für mich brach eine Welt zusammen. Meine rosa-rote Brille verschwand immer mehr. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Ich erfuhr immer mehr. Nun wusste ich was er für ein Geheimnis vor mir verbarg. Eine Tochter . Früher untreue. Was kam noch? War seine Tochter vielleicht sogar während seiner Ehe entstanden?
,,Das wusste ich nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen das er mir fremdgeht.”, verkündete ich Ines.
Ines bemerkte das mir das ganze sehr nah ging und versuchte mich ab zu lenken.
,,Schau mal wie Celina und Remon spielen.”, meinte Ines.
Die zwei sahen wirklich wunderschön zusammen aus. Ich fand das total schön das die beiden sich so gut verstanden. Schade das Ines so weit weg wohnt sonst hätten wir wirklich gute Freunde bei uns. Wir blieben noch eine ganze Zeit mit den Kindern auf dem Spielplatz, dann gingen wir nach Hause und fingen an zu kochen. Den Kuchen hoben wir uns nun als Nachtisch auf.
Ines hatte angeboten sich um das Essen kochen zu kümmern. Sie liebte das Kochen und machte etwas iranisches. Die ganze Wohnung roch lecker nach Ihrem Essen so das man richtig Hunger bekam. Kurz bevor sie fertig war, kam Stefan nach Hause. Ines und er begrüßten sich erst einmal, was ich verstand. Dann blickte er mich an.
,,Das beste kommt zum Schluss.”, meinte er.
Stefan nahm mich in seine Arme und küsste mich. Doch irgendwie war mir da überhaupt nicht nach zu mute. Er schien es bemerkt zu haben, sagte jedoch nicht. Er drehte sich um und ging zu den Kindern. Die beiden spielten mit Celinas Puppen. Immer wieder hörte man einen von beiden lachen. Celina tat es gut einen Spielgefährten zu haben.
,, Essen ist fertig.”, rief Ines as der Küche.
Ich deckte schnell im Wohnzimmer den Tisch für uns. Stellte noch schnell Gläser und etwas zu trinken mit auf den Tisch. Wir holten die Kinder und setzten uns mit ihnen an den Tisch. Es gab Reis der leicht angebraten war damit er knusprig ist. Dazu gab es einen Braten den ich so gar nicht kannte mit einer traumhaft leckeren Soße. Selbst Celina hat sich noch mal nachgenommen, was ich von ihr überhaupt nicht kannte. Nach dem Phantastischen Abendessen , hatte Stefan alles weggeräumt und sogar gespült. Ines und ich haben die Kinder geduscht und fürs Bett fertig gemacht. Ich hatte mir ein Reisbett besorgt , in dem Remon schlafen konnte und für Ines hatte ich eine Matratze mit in Celinas Zimmer gestellt.Nachdem wir die Kleinen endlich zum schlafen gebracht hatten , machten wir drei es uns im Wohnzimmer gemütlich. Ines erzählte viel über die Jahre in denen sie keinen Kontakt zu Stefan hatte. Auch Stefan berichtete viel über die Zeit nach der Trennung.
Immer wieder legte Stefan dabei den Arm um mich. Jedoch versuchte ich irgendwie auf Abstand zu gehen. Was ihm wohl auch aufgefallen war. Viel zu viel waren meine Gedanken in den ganzen Neuigkeiten die ich erfahren hatte. Es brannte in mir, mit Stefan darüber zu reden. Doch solange Ines bei uns war wollte ich dieses nicht tun. Sie sollte eine schöne Zeit bei uns haben. Mir war bewusst, wenn ich Stefan darauf angesprochen hätte, wäre es zu einem Streit gekommen.
,,Ich gehe schlafen. Es war ein anstrengender, jedoch wunderschöner Tag.”, verabschiedete Ines sich von uns, ,,Ich bin froh bei euch sein zu dürfen.”
,,Ich bin auch glücklich das ihr gekommen seit.”, gab ich ihr zurück, ,,Schlaf gut.”,,Träum gut .”, sagte Stefan , stand auf und gab Ines noch einen Kuss auf die Wange.
Nach dem Ines ins Bett gegangen war, machte ich mich dann auch für das Bett bereit.
Stefan kam zu mir ins Bett. Er nahm mich in den Arm.
,,Hast du etwas?”, fragte er mich, ,,Du bist heute so abweisend?”
,,Nein ich habe nichts.”, antwortete ich, ,,Sollte ich denn etwas haben?”
,,Du bist heute halt so anders.”, bemerkte er.
Nachdem ich Stefan beteuerte, das ich nichts habe drückte er mich noch fester an sich. Er streichelte zärtlich über meinen Kopf. Dabei bemerkte ich, das es mir schwer fiel mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich wollte ich das mit ihm erst klären, wenn Ines wieder weg war. Also verdrängte ich meine Gedanken und lies mich auf ihn ein. Stefan sah mich an und fing an mich zu küssen. Als seine Küsse dann fordernder wurden, lies ich mich mit reißen. So wurden unsere Küsse immer intensiver. Bis wir uns in einem heißen Liebesspiel wieder fanden. Obwohl ich diese Neuigkeiten bekommen hatte und Ines neben an schlief, waren meine Gefühle für ihn so stark das ich alles um mich vergaß. Immer noch flogen die Schmetterlinge in meinem Bauch, wenn ich seine Haut auf meiner spürte. Ich glaubte das egal was war, meine Liebe zu ihm so groß war, das ich ihm alles verzeihen konnte. Immerhin ging er ja auch nicht mehr spielen. Auch arbeiten ging er und steuerte dadurch auch einen Teil zum Lebensunterhalt bei. Früher habe ich das immer allein machen müssen. Carsten hielt es ja nie für nötig arbeiten zu gehen. So das ich ja mit Stefan wirklich zufrieden sein konnte.
Er wird bestimmt seine Gründe haben, warum er es mir nichts erzählte. Wer weis ob sein Papa mir überhaupt die Wahrheit gesagt hatte. Ich bin nachher sauer und es stimmt gar nicht. Vertraute ich ihm denn so wenig? Glaubte ich anderen mehr als ihm?
Mir gingen so viele Sachen durch den Kopf das ich dabei irgendwann eingeschlafen war.
Die kommenden Tage vergingen so schnell. Ines die Kinder und ich hatten eine menge Spaß zusammen. Das Wetter war schön und wir sind jeden Tag mit den Kindern draußen gewesen. Wenn wir nach hause kamen kümmerte Ines sich um das Essen und ich säuberte die Wohnung. Abends saßen wir mit Stefan im Wohnzimmer und unterhielten uns. Ines telefonierte oft mit Baray. Sie schienen etwas wichtiges zu besprechen dabei.
Ich war traurig, denn Ines und Remon wollten den nächsten Tag wieder nach hause fahren .Auch meine neue Freundin schien darüber traurig zu sein. Sie wirkte bedrückt. Da das Wetter sehr schön war, hatten wir unseren letzen gemeinsamen Tag ein Picknick am Fluss geplant. Die Kinder freuten sich sehr darauf. Wir packten Trinken und Obst in einen Korb. Ich machte noch ein paar Brote und auch eine Decke durfte nicht fehlen. Dann zogen wir die Kinder an und machten uns auf den Weg .
Am Fluss angekommen, breiteten wir die Decke aus und stellten den Korb in die Mitte. Celina und Remon fanden es ganz aufregend. Sie setzten sich sofort auf die Decke und bedienten sich an den Speisen. Nachdem sie satt waren, spielten sie fangen. Es war herrlich sie dabei anzusehen, wie sie über die Wiese, auf der auch schon ein paar Blumen blühten herumtollten. Es war dort einfach nur wunderschön.
Ines sah mich plötzlich an. Ich merkte das ihr etwas auf dem Herzen lag und wartete ab .
Dann sagte sie : ,,Das ist schön hier. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und dir Neuigkeiten erzählen. Jedoch keine erfreulichen.”
Dann fing sie an zu erzählen:
,,Baray hat schon seit sehr langer Zeit keine Arbeit mehr. Das ist hart für uns. Er bemüht sich sehr eine Stelle zu finden, doch es kommen nur Absagen. Ab und an hilft er ein paar Freunden , aber das reicht halt nicht. Ebenfalls vermisst er seine Familie. In den Iran möchten wir aber nicht. Hier in Deutschland ist es für uns jedoch zu schwer. Baray hat in Amerika noch Vetter und mit denen, hat er die letzte Zeit viel telefoniert. Auch Freunde hat er dort. Viele von ihnen sind in Amerika selbstständig. Als ich dann gestern mit ihm gesprochen habe , ist eine schwere Entscheidung bei uns gefallen. Baray hat von seinem Vetter eine sehr gute Arbeit angeboten bekommen . Wir werden in drei Monaten ebenfalls nach Amerika auswandern. Wir möchten uns eine Zukunft aufbauen und hier bekommen wir das nicht hin. Baray fliegt schon in zwei Monaten und bereitet für uns alles vor und wir werden dann einen Monat später folgen. Es tut mir wirklich leid, das es ausgerechnet jetzt so ist wo wir uns gerade angefreundet haben. “
Mir blieb der Mund offen stehen. In meinen Augen sammelten sich Tränen an. In mir brach mal wieder eine Welt zusammen. Warum musste bei mir immer alles furchtbar enden? Jedes mal, wenn ich meine jetzt ist alles gut, kommt wieder etwas dazwischen.
Ich brauchte lange um wieder Worte zu finden.
,, Habt ihr euch das gut überlegt? Nach Amerika? Das ist so furchtbar weit weg.”, sagte ich verzweifelt.
,,Ich weis , aber dort haben wir dann alles. Hier haben wir nichts.”, versuchte Ines mich zu trösten.
,,Ich kann das ja irgendwie verstehen, aber hast du gar keine Angst davor? Das ist ein völlig fremdes Land. Außer Barray kennst du dort keinen. Ihr sprecht alle drei kein amerikanisch. Ich finde das wirklich gewagt.”, teilte ich Ines meine Meinung mit.
,, Es wird nicht leicht werden. Jedoch haben wir auch nichts zu verlieren.”, sagte Ines.
Das musste ich nun erstmal verdauen. Da hatte ich eine Freundin gefunden, Celina und Remon hatten sich angefreundet und jetzt sollte alles weg wieder sein. Ich betrachtet die Kinder, die noch immer glücklich zusammen spielten.
Würden sie jemals wieder so zusammen spielen? Würde ich jemals wieder mit Ines so zusammen sitzen? Was wird Stefan dazusagen? Gerade jetzt ,wo er endlich wieder Kontakt zu ihr hatte. Das alles ging mir durch den Kopf.
Mein Herz fühlte sich auf einmal so schwer an.
Wir blieben noch eine ganze Weile dort. Wir redeten noch viel. Erst als die Kleinen müde wurden, machten wir uns auf den nach Hause Weg.
Stefan schien das ganz gut aufzunehmen, als er von uns erfuhr, das seine Stieftochter auswandern würde. Er wünschte ihr dafür alles Gute. Ich hätte gedacht das es ihm schwerer fallen würde. Aber als er merkte, dass Ines sich darauf freute, freute er sich auch für sie.
Wir verbrachten noch einen sehr gemütlichen letzten Abend mit den beiden.
Der Abschied am Bahnhof fiel mir sehr schwer, da ich nicht wusste ob die sie jemals wieder sehen würde. Wir fielen uns in die Arm und bei allen liefen Tränen des Abschieds. Selbst Stefan hatte sich frei genommen um Ines und Remon zu verabschieden.
Nachdem Ines und Remon abgereist waren, fühlte ich mich einsam. Ich wusste, dass nun das Gespräch mit Stefan statt finden musste. Allerdings brauchte ich den passenden Augenblick. Ich hatte jedoch Angst davor.
Celina wurde am Wochenende wieder von Carsten abgeholt. So hatte ich die Gelegenheit, in Ruhe mit Stefan zu reden. Wenn es zwischen uns zu einem Streit gekommen wäre, hätte Celina davon nichts mitbekommen. Ich war ja froh das sie keine streitenden Erwachsenen mehr bei sich hatte.
Da ich das Gespräch angenehmer machen wollte, bereitete ich schon mal das Abendessen vor und stellte Kerzen ins Wohnzimmer. So hatten wir eine entspannte Atmosphäre .
Mein Herz raste vor Aufregung. Meine Beine und Hände zitterten. Mir war richtig schlecht. Stefan war noch Arbeiten, so dass ich noch keine Zeit hatte, um meine Angst zu überwinden.
Ich war gespannt wie alt sein Kind sein würde. Ob er einen Sohn oder eine Tochter hatte. Sollte ich ihn auch darauf ansprechen was ich von Ines erfahren hatte?
Ich versuchte mich mit dem Fernseher abzulenken. Jedoch half es nicht wirklich.
Da vernahm ich das Geräusch der Wohnungstür. Also nun war Stefan nun zu hause. Nun musste ich es hinter mich bringen.
,,Hallo Maus, ich bin wieder da.”, hörte ich Stefan schon im Flur sagen.
,,Ich bin im Wohnzimmer.”, gab ich zurück.
Erst einmal wollte ich ihn von der Arbeit entspannen lassen. Das Abendessen das ich zuvor schon gemacht hatte , brauchte nur noch einmal erwärmt werden.
,,Das Essen ist gleich fertig.”, bemerkte ich.
,,Ist irgendetwas? Du hast hier Kerzen hingestellt. Essen ist auch fertig und gedeckt ist der Tisch auch schon romantisch.”, stellte er fest.
,,Entspann dich erstmal von der Arbeit. Ich hole uns das Essen.”, bekam er nur als Antwort.
Ich war froh, dass Stefan nicht noch einmal nach fragte.
Wir setzten uns gemeinsam ins Wohnzimmer um Abend zu essen. Stefan erzählte mir während des Essens über seinen Arbeitstag. Ich hörte nur zur hälfte zu ,da ich überlegte wie ich mit ihm das Gespräch anfangen sollte. Die Panik davor stand mir förmlich in den Augen.
Unsere Teller waren leer und ich brachte sie in die Küche. Nach dem ich den Abwasch gemacht hatte, zündete ich die Kerzen an und machte ruhige Musik dazu an.
,,Willst du mich verführen?”, fragte mich mein Freund.
,,Nein, habe ich nicht vor.”, antwortete ich.
Mir wurde schlecht und ich spürte einen Stich im Herz, wenn ich daran dachte eine Trennung zu riskieren. Nun nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
Warum fiel es mir nur so schwer? Ich wollte doch Gewissheit haben und es genau wissen.
,,Nein ich muss mit dir Reden.”, zitterte meine Stimme.
Ich hatte keine Ahnung wie ich Anfangen sollte, oder womit. So das ich nicht ganz den Mut verlor sprudelten dann die Wörter aus meinem Mund.
,,Stimmt es das du ein Leibliches Kind hast?”
Ich hatte den Anfang gemacht. Stefan sah mich geschockt an. Seine Augen die gerade noch müde aussahen , waren weit aufgerissen. Sein Gesicht färbte sich leicht rot. So das ich wusste das er fast platzte vor Wut.
,,Wer hat dir das gesagt?”, schrie er mich an.
,,Das spielt keine Rolle. Ich habe dich etwas gefragt und möchte eine Antwort und keine Frage.”, sagte ich energisch.
Er sah mich an und ich sah, wie er nach Worten suchte. Er wirkte sehr nervös auf mich.
,,Hast du ein Kind?”, fragte ich erneut.
Ich war stolz auf mich, dass ich den Mut aufgebracht hatte ihn zu fragen. Nun wollte ich endlich eine Antwort.
,,Ja . Ich weiß nicht. Keine Ahnung.” , stotterte er nur so, ,,Sie behauptet es zumindest.”
,,Wie alt ist es denn?” ,fragte ich nach , ,,Wie sie behauptet es ? Du musst doch Wissen ob es deins ist.”
,,Ich war betrunken und sie war eine gute Freundin . Ich war aber nicht mit ihr zusammen. Wenn du sie siehst, glaubst du mir das. Ich weis bis heute nicht wie ich das machen konnte. Aber so betrunken wie ich war, habe ich was mit ihr gehabt. Danach war sie schwanger. Aber was weis ich mit wie viel Kerlen die im Bett war.”, bekam ich dann als Antwort.
,,Wie alt ist das Kind? Hast du keinen Vaterschaftstest gemacht?”, fragte ich weiter.
,,Möchtest du das wirklich Wissen?”, wollte Stefan wissen.
,,Warum nicht? Du kümmerst dich um Kinder anderer und um dein eigenes nicht?, kam es wütend aus meinem Mund.
,, Sie ist sieben Monate alt.”, gestand er mir.
Dann war ich es der die Worte fehlten. Meine Gedanken rasselten wie ein Uhrwerk. Hab ich mich verhört? Sieben Monate? Das würde heißen, dass es auf die Welt kam, als wir zusammen gekommen sind. Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht.
,,Warum hast du mir nichts gesagt? Du hast mir gesagt, das du eine Stieftochter zu hast und dein eigenes Kind verschweigst du?”, redete ich drauf los.
Stefan sah mich nur an. Er war sehr nervös, was ich daran merkte , das er mit seinen Fingern spielte und sich immer wieder mit der Hand durch die Haare fuhr. Es war mir jedoch egal . Alles wollte ich nun erfahren.
,,Was ist mit dem Vaterschaftstest?, fragte ich.
,,Ich habe keinen gemacht, aber sie hat mich als Vater angegeben.”, sage er verlegen.
,,Warum hast du mir das nicht erzählt? Warum muss ich das von anderen erfahren? Dein Kind ist dann gerade mal ein Jahr jünger als Celina.”, sagte ich mit Tränen in den Augen.
,,Pass auf ich war betrunken und ich hatte was mit ihr. Ich habe nachgerechnet und es sagt mir das ich es sein kann. Du kennst die nicht, nüchtern hätte ich die nie angepackt. Aber wir waren zusammen feiern und wie schon so oft hab ich bei ihr übernachtet. Dann lag sie auf einmal neben mir ganz nackt. Den nächste Tag wollte sie mit mir frühstücken. Ich bin jedoch gegangen. Und nach ein paar Wochen ,gerade als ich dich kennengelernt hatte ,sagte sie mir das sie schwanger sei. Ich wollte mir das mit dir nicht kaputt machen. Wie hätte es denn ausgesehen wenn ich dir gesagt hätte ich werde Papa? Wir hätten doch keine Chance gehabt. Wir hatten so schon genug Ärger. Außerdem ist es mir peinlich, mit ihr ein Kind zu haben.”, erklärte er mir.
,,Das darf ja wohl nicht wahr sein. Du schläfst mit ihr und dann behauptest du es sei dir peinlich.”, sagte ich lauter als gewollt.
Ich kochte vor Wut. Wie konnte er nur so ein Schwein sein? Erst vergnügt er sich und dann macht er die Frau schlecht.
,,Kenne ich sie? Wohnt sie auch hier in der Nähe?”, fragte ich dann, ,,Hast du dein Baby schon gesehen?”
,,Nein du kennst sie nicht und du brauchst sie auch nicht kennenlernen. Ich habe meine Tochter auch noch nicht gesehen, weil ich die Mutter nicht sehen will.”, antwortet Stefan, ,,Ich habe auch keine Lust darüber zu reden.”
,,Wie du hast keine Lust darüber zu reden? Es ist dein Kind. Du kümmerst dich um Celina und um Ines und dein eigen Fleisch und Blut willst du nicht sehen?”, schrie ich schon fast.
Ich war so enttäuscht und sauer darüber. Enttäuscht, weil ich ihm das niemals zugetraut hätte. Ich fühlte mich schuldig. Da gab es ein Kind, das er nicht sehen wollte und um mein Kind kümmert er sich und passt sogar drauf auf. Das Verstand ich einfach nicht. Wie kann man sein eigenes Kind nicht sehen wollen.
,,Stimmt es auch, das du deine Frau betrogen hast?”, fragte ich nun.
Nun wollte ich alles Wissen. Alles von dem Mann der mir plötzlich fremd war. Wer war er nur? Erst das Spielen. Nun hatte er eine leibliche Tochter. Womöglich erfuhr ich noch das er seine Frau betrogen hatte. Das war zuviel. Mein Herz fühlte sich an, als wenn es zerreißen würde.
,,Hat Ines das erzählt?”, erwiderte er mir.
,, Ja ,aber das ist eigentlich egal. Ich möchte wissen ob es stimmt.”, sprach ich.
,,Verdammt, du hast keine Ahnung. Sie hat mich ständig betrogen. Mit meinem besten Kumpel, hab ich sie im Bett erwischt. Darauf hab ich es ihr heimgezahlt. Ich habe nur das getan was sie auch gemacht hatte.”, schrie Stefan mich nun sauer an.
,,Lass mich jetzt mit dem ganzen Scheiß in Ruhe. Wenn es dir nicht passt dann muss ich halt gehen. Dann haben die anderen wieder Ruhe. Es gönnt mir ja eh keiner, dass ich mit dir zusammen bin. Ich habe keine Lust, mich immer wieder zu rechtfertigen.”, kam es von ihm.
Wütend sprang er auf. Zog seine Jacke an und knallte die Wohnungstür hinter sich zu.
Sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Mein Herz fühlte sich an als wenn es zerreißen würde. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich fühlte nur Schmerzen.
Hatte er mich ganz verlassen? Kam er wieder? Habe ich einen Fehler gemacht?
Aber es musste sein. Es war mein Recht die Wahrheit zu erfahren.
Ich weinte bitterlich. Meine Angst ihn für immer verloren zu haben raubte mir den Verstand. Dieses Gefühl war das schlimmste, dass ich jemals hatte.
Unsere Liebe war doch so groß, würde sie an so etwas zerbrechen?
Ich schluchzte. Ich brauchte jemanden zum Reden. Aber ich war allein. Sollte ich Mama anrufen? Nein sie würde mir bestimmt nur Vorhaltungen machen. Paula kam es mir in den Kopf. Auf sie konnte ich immer zählen. Verzweifelt wählte ich ihre Nummer. Nach dem es eine gefühlte Ewigkeit dauerte, meldete sich meine Freundin.
Leise schluchzte ich:,, Paula hast du Zeit?”
,,Mila was ist passiert? Du hörst dich schrecklich an.” ,fragte sie nach.
,,Stefan ist weg.” , konnte ich nur herausbringen.
,,Was? Was ist denn passiert? Ich komm gleich. Dann kannst du mir alles erzählen.”, hörte ich aus dem Hörer.
Ich wartete auf Paula. Ich weinte noch immer. Immer wieder ging ich ans Fenster, um zu schauen ob Stefan vielleicht wieder nach hause kam. Doch es war nichts zu sehen von ihm. Nach einer Weile sah ich , wie der Polo von Paula vor dem Haus hielt und einparkte.
Eilig ging ich an die Tür und wartete das sie klingelte. Nach dem ich die Klingel hörte drückte ich den Türöffner. Endlich konnte ich jemanden erzählen was ich angerichtet hatte.
Als Paula mich in der Tür sah, kam sie schon auf mich zu gestürmt. Sofort nahm sie mich in die Arme und drückte mich.
,,Komm lass uns rein gehen und dann erzählst du mir alles.”, brach meine Freundin die Stille.
Nachdem wir uns ins Wohnzimmer gesetzt hatten, erzählte ich ihr erst was ich erfahren hatte. Paula war geschockt. Sie konnte nicht fassen das er mir das verschwiegen hatte.
Nachdem Paula dieses nun wusste, berichtete ich von meinem Abend. Wie ich alles für das Gespräch vorbereitete. Dann erzählte ich, wie Stefan auf meinen Vorwurf reagierte. Sofort liefen in Strömen Tränen meine Wangen runter. Meine Freundin nahm mich wieder in ihre Arme. Behutsam strich sie mir über den Kopf.
,,Mila du hast alles richtig gemacht. Er ist keine Träne wert. Er hätte dir sagen müssen, dass er eine Tochter hat.”, bestätigte Paula mir.
,,Aber er ist einfach weggegangen. Er hat nichts mehr dazu gesagt. Ich weis nicht mal ob er überhaupt wieder kommt.”, weinte ich
.,,Süße klar kommt der wieder. Wo sollte er denn hingehen. Besser als bei dir kann er es doch gar nicht haben.”, tröstete Paula mich.
,,Du hättest mal hören müssen wie er über die Mutter seines Kindes geredet hat. Er behauptet nur mit ihr geschlafen zu haben, da er total betrunken war. Aber irgendwas sagt mir, das es nicht stimmt.”, sagte ich ihr.
,,Weist du denn wie sie heißt und wo sie wohnt? Du könntest dich ja mit ihr treffen. Und dir mal ihre Seite anhören.”, riet mir meine Freundin.
,,Nein ich weis gar nichts über sie. Aber ich könnte Stefans Papa fragen. Der wird mir bestimmt sagen, was er über sie weis.”
Je länger ich mit Paula redete, umso besser ging es mir. Mir kamen immer mehr fragen in den Kopf. ,,Sag mal kann es sein das er in der Kneipe so ausgerastet ist, weil er selbst so ist? Vielleicht macht er sich im besoffenen Zustand ja auch an alle Frauen ran.”, kam es mir plötzlich in den Kopf.
,, Hm, das kann natürlich sein.”, meinte Paula.
Wir unterhielten uns bestimmt noch drei Stunden. Paula hatte es geschafft , dass ich nicht mehr die ganze Zeit am weinen war.
,,Mila egal wie es mit Stefan nun ausgeht, du wirst es packen. Du bist stark. Du musst an Celina denken. Sie braucht dich.” ,sagte Paula mir zum Abschied.
Paula musste leider fahren, da sie den nächsten Tag wieder arbeiten musste. So saß ich wieder allein zu Hause und dachte über alles nach. Irgendwann schlief ich erschöpft mit Tränen in den Augen ein.
Als ich am nächsten morgen erwachte ,waren sofort die Gedanken bei Stefan. Ich sah neben mich, doch er war nicht da. Traurig stand ich auf. Ich wollte gerade ins Bad gehen , als ich ein schnarchen hörte. Es kam aus Celina ihrem Zimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah durch den Türspalt wie Stefan auf der Matratze, die noch von Ines dort lag schlief. Leise machte ich die Tür wieder zu.
Ich spürte in mir Erleichterung das er da war. Aber immer noch spürte ich Angst in mir, das er mich verlassen würde.
Nachdem ich geduscht hatte, ging ich in die Küche um mir einen Kaffee zu machen.
Ich hörte Stefan seine Schritte die langsam näher kamen. Mein Herz fing an zu rasen. Mein ganzer Körper zitterte. Und wieder war sie da, diese Angst in mir. Ich traute mich nicht, mich um zu drehen. Viel zu groß war meine Angst Stefan anzusehen. Jedoch konnte ich genau spüren wie er hinter mir stand. Ich schüttete mir Kaffee ein und musste aufpassen das ich ihn nicht verschüttete.
,,Guten Morgen, darf ich auch einen haben?”, hörte ich Stefan unsicher fragen.
Ohne ihn anzusehen machte ich ihm eine Tasse fertig. Dann spürte ich wie er langsam eine Hand auf meine Schulter legte. Ich zuckte zusammen, da ich nicht damit rechnete.
,,Es tut mir leid das ich gestern einfach abgehauen bin. Aber ich war damit überfordert, dass du mich darauf angesprochen hast. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ich hätte nicht einfach davon laufen sollen.”, hörte ich ihn sagen.
Immer noch mit dem Rücken zu ihm gedreht hörte ich ihm zu.
,,Ich war sauer das du es von jemand anderem erfahren hast. Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen, aber ich war zu feige. Ich hatte Angst, dass du dann nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest. Ich bin in deinen Augen bestimmt ein Rabenvater.” sagte er.
Langsam drehte ich mich zu ihm um. Ich konnte in seinen Augen Verzweiflung sehen. Er wirkte nervös.
,, Komm lass uns ins Wohnzimmer gehen, da können wir weiter reden.”, sagte ich.
Stefan nickte mir zu. Wir setzten uns auf die Couch. Sofort nahm Stefan das Wort wieder auf.
,,Ich will dich nicht verlieren. Als wir uns kennenlernten, erfuhr ich das ich Papa werde. Ich hatte Panik, wenn du von dem Baby erfährst, dass ich keine Chance bei dir habe. Das ist die Wahrheit. Je länger ich mit dir zusammen war, je mehr habe ich verdrängt das ich Papa werde. Irgendwann hatte ich sie dann getroffen. Das war kurz nachdem du bei Maria angefangen hast. Sie sagte mir, sie habe eine Tochter bekommen und ich solle für das Kind bezahlen. Ich habe ihr erklärt, das ich mit der kleinen nichts zu tun haben möchte. Ich habe ja sowieso kein Geld um ihr Unterhalt zu zahlen. Sie hat mir gedroht das ich das tun muss. Darauf hab ich mich umgedreht und bin gegangen. Ich habe mir ein paar Bier getrunken. Dann bin ich zu dir auf die Arbeit gekommen. Da ich selber ja erfahren hatte ,was passiert wenn man getrunken hatte, bin ich dann ausgerastet. Es tut mir so leid, dass ich dir die Wahrheit verschwiegen habe. Ebenso tut mir leid , das ich dir auf der Arbeit Ärger gemacht habe. Ich bin so ein Trottel. Ich habe so was wie dich nicht verdient. Du hast mich nach meiner Ehe gefragt. Das ich meiner Frau untreu war, habe ich dir nicht erzählt. Ich dachte wenn du das hörst, meinst du ich mache das immer so. Das du dann denkst ich würde auch dich betrügen. Das ist aber nicht so. Ich bin die ganze Nacht durch die Gegend gelaufen. Ich war sauer . Aber nicht auf dich. Nein auf mich. Das war zuviel für mich, das du alles erfahren hast. Bitte, gib mir noch eine Chance. Ich weis jetzt was ich falsch gemacht habe. Ich werde keine Geheimnisse mehr vor dir haben.”, versprach mir Stefan.
Ich war total verdutzt. Ich dachte er wollte mich verlassen. Dabei war er es, der Angst hatte von mir verlassen zu werden.
Unsicher was ich tun sollte, sah ich ihn an. Sagte er dieses mal die Wahrheit? Konnte ich ihm noch vertrauen. Genauso ging mir durch den Kopf ,ob ich damit klar kam, das er sich nicht um sein sondern um mein Kind kümmert.
Stefan sah mich noch immer verzweifelt an. Mein Herz sagte mir zeig ihm wie sehr du ihn liebst. Ich hörte jedoch meinen Verstand sagen lass es, er taugt nichts. Sollte ich nun auf mein Herz oder mein Verstand hören? Es war eine wirklich verzwickte Lage und ich fand einfach nicht heraus.
Stefan merkte das ich mir unsicher war. Er kam näher zu mir und nahm mich einfach in den Arm. Als ich dieses vertraute Gefühl spürte waren meine ganzen Ängste wie weg geblasen. Ich genoss seine Nähe. Es tat so gut ihn zu berühren. Ich bemerkte das mein Herz sich vor Freude überschlug.
,,Wir sollten aber noch über deine Tochter reden. Ich möchte das du dich um sie kümmerst. Es ist dein eigen Fleisch und Blut. Die kleine kann nichts dafür was du für ihre Mutter empfindest.”, sagte ich zu ihm.
Ich spürte das er sich sofort verkrampfte.
,,Ich möchte Sabine aber nicht sehen. Und ohne sie ist es schwer die Kleine zu sehen.”, erwiderte er mir.
,,Also Sabine heißt die Mama? Wer ist sie denn? So schlimm kann es doch nicht sein. Es ist dein Kind.”, kamen die Worte energisch aus meinem Mund.
,,Lass uns ein andern mal darüber reden.”, bat er mich.
Ich merkte das ich es für den Moment gut sein lassen sollte. Jedoch hatte ich schon beschlossen ,heraus zu bekommen wer sie war. Ich wollte sie kennenlernen. Ich musste die Geschichte auch einmal aus ihrem Mund hören. Irgendwie hatte ich noch immer Zweifel, ob es wirklich nur passiert war, weil er besoffen war.
Ich war mal wieder in meinen Gedanken versunken. Dadurch hatte ich gar nicht bemerkt, dass Stefan aufgestanden war und unser Lied angemacht hatte. Erst als ich das Lied hörte bemerkte ich es. Stefan stand vor mir und sah mich an.
,,Komm wir machen einen neu Anfang.”, grinste er mich schüchtern an.
Er kam auf mich zu. Nahm sich meine Hand und zog mich zu sich. Langsam fing er an mit mir zu tanzen. Je länger wir tanzten , je mehr waren all meine Gefühle wieder da. Ich hatte alles um mich herum vergessen. Ich nahm nur Stefan und unser Lied wahr. Ich genoss es und meine Knie fingen wieder an zu zittern. Stefan drückte mich immer fester an mich. Ich spürte wie er mir sanfte Küsse auf den Kopf drückte.
Durch Stefans Verhalten stellte ich fest, dass ich ihm alles verzeihen würde. Ich liebte ihn bedingungslos. Stefan hatte mir nach dem Streit gezeigt, wie sehr er mich liebte.
Nach der Nacht war mir völlig egal was er mir angetan hatte.
Als Celina wieder bei uns war, merkte man nichts mehr von unserem Streit.Einige Tage später traf ich mich wieder mit Paula. Ich erzählte ihr sofort alles was passiert war. Ich erzählte ihr von Stefan seiner Aussprache mit mir und unserer Versöhnung.
,,Bist du dir sicher das es gut geht?”, fragte Paula.
,,Warum sollte es nicht gut gehen?”, fragte ich zurück.
,,Wir lieben uns und ich habe es ihm verziehen, das er mir nicht alles erzählt hatte.”, erwiderte ich.
,,Ich weiß nicht, ich an deiner Stelle wäre vorsichtig. Weißt du genau das du jetzt alles weist ? Er verheimlicht immer irgendwas. Das mit dem Spielen hatte er dir auch verheimlicht. Ich bin mir nicht sicher ob er das wirklich nicht mehr macht. So eine Sucht kann nicht von heute auf morgen zu Ende sein. Ich gönne dir ja dein Glück und möchte euch nicht auseinander bringen, aber ich habe wirklich meine Zweifel.”, erklärte mir Paula.
,,Ich weis du meinst es nur gut, aber du brauchst dich nicht sorgen.”, antwortet ich.
,,Stefan weis nun das er keinen Grund hat mir etwas zu verheimlichen. Ich habe ihm bewiesen, dass ich zu ihm stehe. Warum sollte er nicht genauso wie ich aus seiner Vergangenheit gelernt haben?“, erklärte ich meiner Freundin.
,,Wie du meinst. Aber wehe er wird dir nochmals weh tun, dann erlebt er mich mal richtig.“, drohte Paula mit einem lächeln im Gesicht.
Während wir später gemeinsam mit Celina ein Eis essen gingen, unterhielten wir uns über alles mögliche. Es tat richtig gut, mal wieder mit meiner Freundin etwas zu unternehmen.
Die nächste Zeit war ohne besondere Ereignisse.
Bis zu dem Tag an dem ich mit Celina spazieren ging. Wir waren auf einem Spielplatz. Celina und ich tobten uns aus. Nach dem vielen Schaukeln , Klettern und Fangen spielen hatten wir riesigen Durst. Da die Getränke die ich mitgenommen hatte schon leer waren, gingen wir zu Stefans Papa in die Gaststätte.
Als wir dort reinkamen sah ich, dass sein Papa sich mit einer korpulenten Frau unterhielt. Sie war nicht viel größer als ich. Ihre braunen Haare waren kurz geschnitten. Vor ihr stand ein Buggy und ein kleiner Junge hielt ihre Hand.
An ihrer Mimik konnte ich sehen das es kein erfreuliches Gespräch war. Nachdem ich näher kam, konnte ich ein paar Worte hören. Mir verschlug es fast den Atem als ich hörte, dass Stefan sein Name viel.
Mein Herz klopfte. Sollte meine Vermutung stimmen? Sollte dort die Frau stehen die eine Tochter mit ihm hatte? Das hieß das dort in dem Buggy seine Tochter lag, die er selbst nie gesehen hatte.
,,Ich habe keine Telefonnummer von ihm. Ich will auch nichts damit zu tun haben. Das ist seine Sache.", hörte ich Günther sagen.
,,Aber wenn du ihn sehen solltest, sag ihm bitte das er sich bei mir melden soll.", sagte die Frau.
Ich sah wie sie sich verabschiedete. Ohne nachzudenken ging ich ihr hinterher.
,, Entschuldigung. Warten sie mal bitte.", rief ich ihr nach.
Die Frau drehte sich zu mir um und sah mich mit ihren rehbraunen Augen an.
,,Ich habe gerade gehört das sie nach Stefan gefragt haben.",erklärte ich ihr.
,,Ja das habe ich, wissen sie wo ich ihn erreichen kann?", fragte sie mich hoffnungsvoll.
,, Ersten können sie Mila zu mir sagen, außerdem bin ich seine Freundin.", erwiderte ich ihr freundlich.
Erschrocken sah mich die Dame an. Ich konnte bemerken wie sich Ihre Hände an dem Kinderwagen festkrallten.
Was dachte sie gerade?
Wie würde sie mich jetzt behandeln?
Ich konnte nichts in ihren Augen erkennen. Mein Herz klopfte wie wild.
Wieder nahm ich das Wort auf um diese Situation zu lockern.
,,Ist das seine Tochter? Ich habe ihm schon so oft gesagt, er soll sie mal besuchen
."Nun konnte ich ein kleines lächeln in ihrem Blick sehen.
Ich versuchte das Kind in dem Buggy zu sehen, doch leider war ein Fliegennetz darüber gespannt, so das ich nichts erkennen konnte.
,, Ich bin Sabine. Ich finde es schön dich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört.", sagte mein Gegenüber.
Ich war erleichtert über ihre Freundlichkeit. Ich schlug ihr vor zusammen in die Eisdiele zu gehen.
,,Dann können Celine und dein Sohn ein Eis essen und wir könnten uns bei einer Tasse Kaffee besser unterhalten.",schlug ich vor.
,,Gern es würde mich freuen.", bemerkte sie.
Gemeinsam gingen wir nun mit den Kindern in die Eisdiele. Wir unterhielten uns über lauter belanglose Dinge. Sie machte einen freundlichen Eindruck auf mich.
An der Eisdiele angekommen setzten wir uns. Ihr Sohn und Celine gingen zusammen auf eine Wippe die dort stand. Die beiden verstanden sich gut. Christian so hieß ihr Sohn war nur zwei Jahre älter als meine Kleine.Wieder war ich diejenige die das Wort ergriff.
,, Ich finde es schön dich endlich kennenzulernen. Ich habe so oft Stefan gesagt er solle sich bei dir melden und seine Tochter besuchen, aber er wollte nicht.", erklärte ich ihr.
,,Ich finde es traurig das er sich Ronja nicht mal ansieht.", bemerkte sie.
,,Stimmt es, dass ihr nie zusammen wart? Stefan sagte, dass es ein One-Night Stand war.", sagte ich verlegen.
,,Wie bitte? Jedes mal wenn Stefan zu viel getrunken hatte, stand er vor meiner Tür. One-Night Stand kann man das wirklich nicht nennen. Ich bin leider immer wieder auf ihn reingefallen. Jedes mal habe ich ihn wieder reingelassen. Es ist öfter etwas zwischen uns gewesen. Danach hat er seinen Rausch bei mir ausgeschlafen und das nächste mal, wenn wir uns zufällig getroffen haben, tat er so als kenne er mich nicht.", berichtete Sabine mir.
Ich musste schlucken. Mir gingen so viele Sachen durch den Kopf.
Hatte Stefan mich damit auch belogen?
Was konnte ich ihm überhaupt glauben?
Oder sagte Sabine nicht die Wahrheit?
Wem konnte ich eigentlich glauben?
Ich dachte das ich das hinter mir hatte, belogen und betrogen zu werden. Oder lag es an mir, war ich zu leichtgläubig?
Ich hatte das Gefühl das mein Kartenhaus, das ich gerade aufgebaut hatte wieder mal zusammen fiel. Ich spürte das sich Tränen in meinen Augen breit machten. Ich war einfach verzweifelt.
,,Das tut mir leid, dass du es von mir erfahren hast. Ich weiß nicht warum Stefan dich belogen hat. Aber es ist die Wahrheit.", tröstete mich Sabine.
Eigentlich sollte sie mir leid tun. Schließlich hat sie ein Kind von einem Mann, der sich nicht darum kümmert. Doch darüber wollte ich nicht nachdenken.
,,Ich finde es gut, dass ich nun die wahre Geschichte kenne.", erklärte ich Sabine.
In dem Moment fing Ronja an zu weinen. Sabine machte das Fliegennetz von dem Buggy ab.
Jetzt konnte ich endlich einen Blick in den Wagen erhaschen. Da lag sie. Noch so klein. Mit langen braunen Haaren, die ihr hoch standen. Durch das weinen, waren ihre rehbraunen Augen mit Tränen gefüllt.
,,Die ist ja süߨ, sagte ich voller Bewunderung.
Ich sah sie mir ganz genau an. Ich versuchte eine Ähnlichkeit mit Stefan zu finden. Irgendein Zeichen das es wirklich seine Tochter war.
,,Darf ich sie mal auf den Arm nehmen?¨, fragte ich vorsichtig.
,,Ja klar¨, antwortete Sabine zu meiner Verwunderung.
Damit hatte ich gar nicht gerechnet.
Ich stellte mich vor den Buggy. Beugte mich langsam darüber und nahm Ronja vorsichtig auf den Arm. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wieder ein so kleines Kind auf dem Arm zu halten.
Sabine beobachtet mich ganz genau. Aber ich konnte ein Lächeln in ihrem Gesicht sehen. Ronja sah mich an und hörte gleich auf zu weinen.
,,Wie alt ist sie jetzt eigentlich?“, fragte ich.
,, Sie ist sieben Monate.“ ,sagte Sabine prompt.,,Dann ist sie geboren, als ich mit Stefan zusammen gekommen bin.“, stellte ich fest.
,,So lange bist du schon mit ihm zusammen?“, fragte Sabine.
,,Ja aber, ich weis erst seit kurzen das er eine Tochter hat.“, erklärte ich ihr.
,,Das habe ich mir gedacht, das er es nicht erzählt.
Ich unterhielt mich noch ziemlich lange mit Sabine.
Celina und Christian spielten die ganze Zeit so lieb zusammen. Wir verabredeten uns für Donnerstags auf einem Spielplatz.
Danach ging ich mit Celina nach Hause.
Mein Kopf qualmte schon von dem vielen Nachdenken.
Immer wieder gingen mir Sabines Worte durch den Kopf.
Sollte Stefan wirklich öfter mit ihr zusammen gewesen sein?
Warum ist er immer nur zu ihr gegangen, wenn er etwas getrunken hatte?
Sollte ich ihn darauf ansprechen?
Sollte er überhaupt erfahren, dass ich mit Sabine gesprochen habe?
Ich wusste nicht mehr, ob ich Stefan überhaupt kannte. Was ich gehört habe war ein ganz anderer, als der Stefan den ich kannte. Meine Zweifel an Ihm wurden immer größer. Was sollte ich nur tun?
Ich beschloss ihn ersten mal von der Begegnung mit Sabine nichts zu sagen. Ich musste erst einmal über alles genau nachdenken. Ich hatte viel zu große Angst einen Fehler zu begehen. Ich wusste genau, wenn ich meinen Freund darauf ansprechen würde, gäbe es nur wieder Streit. Mir war klar, ich musste es für mich behalten.
Jedoch zweifelte ich ob es gut sei. Ich wollte nicht das er mir etwas verheimlicht. Nun machte ich das gleiche.
Zuhause angekommen war ich erleichtert, die Wohnung leer vor zu finden. Ich brauchte noch Zeit um meine Gedanken zu ordnen. Ich machte meiner Maus Abendessen und brachte sie zu Bett.
Anschließend setzte ich mich ins Wohnzimmer und wartet vor dem Fernseher auf Stefan. Irgendwann war ich eingeschlafen und hatte nicht mehr mitbekommen, wann er nach Hause gekommen war.
Morgens wurde ich von Kaffeegeruch geweckt. Stefan stand in der Küche und machte sich für die Arbeit fertig.
,,Guten Morgen Schatz. Ich habe gar nicht mitbekommen das du nach hause gekommen bist.“, sagte ich zu ihm.
,,Es war auch sehr spät. Ich habe auf der Autobahn drei Stunden im Stau gestanden.“, erklärte er mir.
Ich ließ mir nichts anmerken. Ich hatte mich entschieden mein Geheimnis vorerst zu behalten.
Stefan nahm mich in den Arm und küsste mich.
,,Ich würde mich so gerne noch mit dir ins Bett legen und kuscheln. Leider muss ich schon zur Arbeit. Wir holen das heute Abend nach.“, sagte Stefan.
,,Ich freue mich schon darauf.“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
Er verabschiedete sich von mir und ich legte mich noch hin bis Celina wach wurde.
Die nächsten Tage hatte ich mir nichts anmerken lassen. Mein Geheimnis behielt ich für mich. Es viel mir ziemlich schwer, aber es musste sein.
Donnerstags hatte ich mich mit Sabine auf dem Spielplatz getroffen. Wir hatten eine Menge Spaß.
Auch Celina spielte ausgiebig mit Christian fröhlich im Sand. Dann wieder rannten sie hintereinander um die Bäume fangen. Es war richtig schön und entspannt. Sabine war wie zuvor richtig nett. Am schönsten fand ich es, als ich Ronja füttern durfte. Auch wenn ich mich immer wieder dabei erwischte, das ich an Stefan dachte. Ich konnte einfach nicht verstehen das er Ronja nicht sehen wollte.
,, Mila?”, hörte ich Sabine fragen.
Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich war so in Gedanken das ich gar nicht gehört hatte, dass Sabine mich etwas gefragt hatte.
,, Entschuldigung, ich habe dir gar nicht zugehört. Ich war ganz in Gedanken.”, erwiderte ich ihr verlegen.
,, Habe ich gemerkt .”
,, Sollen wir noch ein Eis essen gehen?”
,, Gerne das gefällt Christian und Celina bestimmt auch.”
Wir riefen die Zwei zu uns und machten uns auf den Weg zur Eisdiele. Dabei kam mir eine Idee.
,, Was hälst du davon, wenn wir uns die Tage mal zu einem Kaffe bei mir treffen. So ganz zufällig würde Stefan dann seine Tochter mal zu Gesicht bekommen?”
,, Ich weis nicht. Nachher wird er sauer und schmeißt mich raus. Das wäre für Christian und Celina bestimmt nicht gut.”
,, Nein das glaube ich nicht. Er hat bestimmt nur Angst Kontakt aufzunehmen. Ich werde ihm vorher einfach sagen das ich besuch von einer Freundin bekomme.”
,, Irgendwie habe ich Angst davor. Aber es wäre gar nicht schlecht.”
,, Wann sollen wir das denn machen?”
,, Wie wäre es nächsten Donnerstag?”
,, Gerne ich freue mich darauf.”
Wir aßen noch das Eis und machten uns dann auf den Heimweg.
Meine Gedanken drehten sich um das Kaffeetrinken mit Sabine. Ob Stefan pünktlich von der Arbeit kommt, so dass er Ronja das erste Mal zu Gesicht bekommt.
Wie wird er reagieren?
Wird er mir eine Szene machen?
Wird er Sabine rausschmeißen?
Das alles ging mir durch den Kopf. Ich hoffte keinen Fehler gemacht zu haben. Jedoch wollte ich, dass Stefan die Kleine mal zu sehen bekam. Es war sein Fleisch und Blut.
Erst als Celina mich rief, verschwanden meine Gedanken.
Celina wollte das ich noch mit ihr spielte. Sie holte ihre Puppen und wir spielten auf der Couch. Es war schon spät geworden und so machte ich Celina für ihr Bett fertig. Sie schlief nach dem spannenden Tag sehr schnell ein.
Stefan kam spät in der Nacht erst nach hause. Er versuchte mich nicht zu wecken. Ich habe ihn jedoch bemerkt. Er legte sich neben mich. Er roch nach Alkohol.
,,Wo warst du?”, fragte ich ihn.
,,Arbeiten, ich stand noch im Stau!”, antwortet er mir.
,, Im Stau? Du riechst nach Alkohol!”
,, Ich war danach noch kurz ein Bier trinken. Hast du was dagegen?”
,, Nein, ich habe dich doch nur gefragt.”
,, Es hörte sich aber so an!”
,, Lass uns schlafen, ich bin müde.”
Ich drehte mich um und versuchte zu schlafen. Neben mir erklang Stefan sein schnarchen, dass mir sagte, dass es mehr als nur ein Bier war. So gut kannte ich ihn bereits. Ich wusste, dass er nur schnarchte wenn er viel getrunken hatte. Was war passiert? Er war heute auch irgendwie auf Streit aus. Ich dachte über sein Verhalten nach. Hatte jedoch keine Antwort darauf. Lange lag ich noch wach und in Gedanken versunken, bis ich endlich einschlief.
Am nächsten morgen wurde ich wach und erschrak als Stefan noch neben mir lag.
,, Stefan wach auf du musst zur Arbeit!” schrie ich.
,, Was ist? Warum schreist du so?”, fragte Stefan mich.
,, Du hast verschlafen! Du musst doch zur Arbeit.”
,, Nein, ich habe heute frei.”
,, Wie frei? Das hast du mir gar nicht erzählt.”
,, Habe ich wohl vergessen, dir zu sagen.”
,, Soll ich uns einen Kaffe kochen?”
,, Gerne und wenn du hast, eine Kopfschmerztablette.”
,, Bringe ich dir.”
Ich ging in die Küche. Kochte Kaffee und bereitete schon mal für Celina das Frühstück vor. Dabei machte ich mir ziemlich Gedanken über Stefan sein Verhalten. Er war komisch seit er gestern nach hause gekommen war.
Nachdem ich Stefan den Kaffe und die Schmerztablette gegeben hatte, wurde Celina wach. Ich hatte daher keine Gelegenheit ihn auf sein Verhalten anzusprechen.
Ich setzte mich zu Celina in die Küche und frühstückte mit ihr. Da hörte wie Stefan duschen ging.
Als Celina und ich fertig waren, befand sich Stefan noch immer im Bad. Ich erledigte noch schnell den Abwasch und ging mit meiner Kleinen spielen.
Nach einer Zeit stand Stefan in der Tür. Er sah aus wie geleckt. Seine Haare langen perfekt. Er trug ein blaues kurzärmliges Hemd, das seine blauen Augen gut zur Geltung brachten und dazu eine hellblaue Jeans. Sein Aftershave duftet durch die ganze Wohnung.
,, Möchtest du weg?”
,, Ich muss nur kurz zu Papa.”
,, Dafür hast du dich so in Schale geschmissen?”
,, Was soll das wieder? Darf ich mich nicht mal zurecht machen, ohne das es gleich was zu bedeuten hat?”
,, Das habe ich doch gar nicht gemeint! Es war nur eine Frage!”
,, Ich gehe dann jetzt. Bis später.”
,, Ja ist gut”
Er ging ohne mir einen Kuss zu geben. Das war sehr komisch. Sein ganzes Verhalten bereitete mir Magenschmerzen. Ich wusste einfach nicht was mit ihm los war.
Selbst nach 3 Stunden war er noch nicht wieder zu hause. Celina war auch etwas quengelig , deshalb entschied ich mich, mit ihr ein wenig spazieren zu gehen.
Ich lief mit ihr durch die Gegend und kam automatisch bei seinem Vater an der Gaststätte vorbei. Ich ging hinein, um zu schauen ob Stefan noch da war und wir gemeinsam nach hause gingen. Als ich auf die Theke zu kam, kassierte Günther gerade einen Gast ab. Als er mich erblickte bekam er direkt ein lächeln ins Gesicht.
,, Hallo Mila. Hallo meine Kleine.”, begrüßte er uns sofort.
,, Hallo. Ist Stefan schon weg?”
,, Wieso weg? Der war heute gar nicht hier.”
,, Wie er war nicht hier ? Er wollte aber zu dir kommen.”
,, Vielleicht hat er unterwegs jemanden getroffen.”
,, Ja kann sein. Kannst du Celina einen Schluck Fanta geben und mir eine Cola?”
,, Natürlich. Mach dir aber keine Gedanken.”
Ich trank meine Cola und unterhielt mich noch ein wenig mit Stefans Papa. Dann wollte ich mit Celina nach hause gehen, um zu schauen ob er wohl schon zu hause ist. Aber wie so oft kam mal wieder alles anders.
Als wir an der Spielhalle, in der ich mal gearbeitet hatte, vorbei gingen, wurde genau in dem Moment die Tür geöffnet. So das ich automatisch hineinsehen konnte. Was meine Augen dort sahen, wollte ich nicht wahr haben. Ich dachte ich träume.
Langsam ging ich mit Celina auf die Spielhalle zu. Die Tür war mittlerweile wieder zu gegangen. Mein Herz raste. Ich zitterte und stand nun vor der geschlossenen Tür.
Sollte ich wirklich hinein gehen?
Langsam drückte ich die Tür auf. Ich ging langsam und vorsichtig mit Celina hinein. Paula war am arbeiten und grinste mich an, als sie uns entdeckte. Sie zwinkerte mir zu aber sagte keinen Ton.
,, Tepan”, schrie Celina plötzlich.
Erschocken dreht sich Stefan vom Spielautomaten zu uns um.
,, Spionierst du mir jetzt schon hinter her?”, schrie Stefan mich fast an.
,, Ich nein. Ich bin mit Celina spazieren gegangen. Als ich vorbei kam ging die Tür auf und ich habe dich gesehen.”, erklärte ich ihm ruhig.
,,Wem willst du das denn erzählen? Kann ich nicht mal eine Stunde weg gehen ohne kontrolliert zu werden?”
,, Ich kontrolliere dich nicht. Aber was machst du hier eigentlich?”
,, Siehst du ja wohl. Ich habe einen fünfer reingeworfen und gewonnen. Also brauchst du nicht meckern. Siehst du ja selber es sind noch 250 Euro.”
,, Das sehe ich. Aber warum bist du hier? Ich dachte du wolltest zu deinem Papa.”
,, Der war noch nicht da. Und als ich nach hause gehen wollte, traf ich Dirk der wollte gerade hier rein. Dann habe ich mit ihm gequatscht und wollte nur einen Kaffe mit ihm hier trinken.”
,, Und wo ist Dirk? Ich sehe ihn hier nicht.”
,, Jetzt ist aber mal gut. Glaubst du mir etwa nicht? Wenn ich sage, dass ich mir hier mit Dirk einen Kaffe getrunken habe, dann ist das so!”
,, Ich weis nicht. Ich sehe weder Dirk noch einen Kaffe. Das einzige was ich sehe, ist das du wieder am zocken bist.”
,, Geh doch nach hause, wenn es dir nicht passt. Ich habe uns gerade eine Menge Geld verschafft. Anstatt das du dich freust, machst du mich hier von der Seite an.”
Ich nahm Celina an die Hand und ging ohne ein Wort zu sagen aus der Spielhalle wieder raus. Ich kämpfte mit meinen Tränen. Celina hatte schon genug mit bekommen. Sie sollte mich nicht auch noch weinen sehen.
,, Tepan, Tepan”, rief Celina immer wieder.
,, Stefan kommt gleich.”, sagte ich ihr beruhigend.
Ich ging mit ihr nach hause. Ich war nur noch ein Häufchenelend, aber ich durfte es Celina nicht zeigen.
Wie schon so oft, musste ich für meine Tochter da sein und durfte ihr meine Schmerzen nicht zeigen. Die kleine Maus hatte schon so viel mit gemacht.
Um mich von dem ganzen abzulenken, gab ich Celina ihre Puppen und machte einen Großputz. Beim putzen konnte ich mich immer ablenken. Nachdem ich alle Schränke in der Küche abgeschrubbt hatte, dachte ich jedoch immer noch über Stefan sein Verhalten nach. Mein Blick fiel automatisch immer wieder auf die Uhr. Doch auch nach zwei Stunden war er noch nicht da. Es war schon zwei Sunden her, als ich die Spielhalle verlassen hatte. Stefan war immer noch nicht nach hause gekommen.
Es war an der Zeit Celina Mittagessen zu machen. Ich kochte uns eine Hühnersuppe und schnitt ein paar Würstchen hinein.
Selbst beim essen mit Celina schaute ich immer wieder auf die Uhr. Doch die Tür ging nicht auf. Als das Essen beendet war, legte ich meine Tochter zum Mittagsschlaf hin.
Wieder begann ich mit putzen. Dieses mal war das Bad dran. Jede einzelne Fließe wurde abgeschruppt. Die Zeit verging und der Mittagsschlaf meiner war beendet. Ich zog sie an und ging mit ihr noch auf den Spielplatz. Irgendwie musste ich auf andere Gedanken kommen. Es zerfraß mich innerlich.
Hatte er doch nicht mit dem Spiele aufgehört?
Warum hatte er mich belogen?
Warum war er mir gegenüber so aggressiv?
Wieso dachte er ich kontrollierte ihn?
Hatte er vielleicht noch mehr zu verbergen?
All das ging mir durch den Kopf. Meine Gedanken machten mich innerlich kaputt. Ich hatte nicht mal richtig bemerkt, dass wir uns schon lange auf dem Spielplatz befanden. Es wurde Zeit meine volle Aufmerksamkeit meiner Tochter wieder zu widmen. Sie sollte von alldem doch nichts mitbekommen. Es fiel mir jedoch sehr schwer.
Ich schaukelte mit Celina. Sie lachte. Das hat mir wieder Kraft gegeben. Ihr herzliches Lachen packte mich nun auch und so schaukelten wir eine ganze Weile. Beide lachend. Es tat unbeschreibbar gut. Nachdem wir eine ganze Zeit auf dem Spielplatz verbracht hatten, gingen wir wieder nach hause.
Stefan war noch immer nicht da. Er war auch zwischenzeitlich nicht zu Hause, denn die Wohnung so noch genauso aus wie ich sie verlassen hatte.
Ich setzte mich mit Celina noch ins Wohnzimmer und wir malten ein paar Bilder. Auch als ich Celina schon eine ganze Weile ins Bett gelegt hatte, war Stefan noch nicht heimgekommen.
Mir liefen nun immer mehr Tränen der Wut und auch der Enttäuschung die Wangen runter. Ich machte unser Lied an und weinte. Ich weinte immer mehr und fragte mich wo die schöne Zeit hin war. Es war schon spät in der Nacht als ich vor Erschöpfung und mit Tränen eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen wurde ich wach und bemerkte sofort, dass Stefan neben mir lag. Erleichterung aber auch Wut kam in mir zum Vorschein.
Ich sah ihn an, wie er so friedlich am schlafen war. Mein Herz pochte. Ich liebte ihn das wusste ich. Aber liebte er mich überhaupt auch? Tat man so was jemanden an, den man liebte? Und ja, er tat mir sehr weh mit seinem Verhalten. Sollte ich das wirklich weiter mitmachen? Ich schaute ihn an und je mehr ich ihn ansah, umso mehr bekam ich Zweifel. War er wirklich der Richtige für mich und vor allem für Celina? Was sollte ich nur tun? Verzweiflung steckte in mir. Mein Herz sagte etwas anderes als mein Verstand. Auf wen sollte ich nun hören? Bei Carsten brauchte ich mir keine Gedanken zu machen, da hatte mein Herz nie so eine Rolle gespielt. Ich musste erst einmal mit Stefan reden soviel stand fest. Aber ich wollte auch nicht, das Celina soviel davon mit bekam.
Ich lag eine ganze Weile nur da und beobachtete ihn beim schlafen. Erst als ich Geräusche aus dem Kinderzimmer hörte, stand ich auf. Ich ging zu Celina die mich sofort freudig anlächelte. Das tat gut. Sie war so bezaubernd. Und doch hatte sie schon so viel erlebt. Dabei wollte ich ihr so was immer ersparen. Ich wusste ja selber wie es ist, wenn man die Eltern immer streiten hörte. Genau deswegen hatte ich mich von Carsten getrennt. Um ihr all das zu ersparen. Gut das sie noch so klein war und all das noch nicht richtig verstand. Aber so konnte es nicht weiter gehen. Sie wurde ja auch immer älter und verstand immer mehr. Ich gab Celina einen leichten Kuss auf die Wange, nahm sie auf den Arm und knuddelte sie. Es gefiel ihr.
Als wir unsere Kuschelstunde beendet hatten, zog ich sie an. Im Bad wusch ich ihr noch das Gesicht und putze ihre winzigen Zähnchen. Anschließend ging ich mit ihr in die Küche Frühstücken.
Stefan schlief währenddessen im Wohnzimmer friedlich weiter.
Nachdem ich schon alles wieder sauber gemacht hatte, hörte ich das er aufgestanden war. Ich durfte jetzt nichts sagen. Celina sollte nicht noch mehr mitbekommen. Also entschied ich mich so zu tun als wäre nichts gewesen. Ich machte ihm einen Kaffee. Ging damit ins Wohnzimmer und gab ihm den.
,, Guten Morgen.” sagte ich in einem freundlichen Ton.
,, Guten Morgen.”
,, Können wir heute Abend vielleicht, wenn Celina schläft mal in Ruhe reden?”
,, Ich denke das wäre gut.” hörte ich ihn sagen.
Wir benahmen uns als wäre nichts geschehen. Der Tag jedoch zog sich lange in. Mir kam es so vor als wolle er nicht enden.
Abends nachdem ich die Kleine hingelegt hatte, suchte ich dann das Gespräch.
,, Was war das gestern?”, fragte ich.
,, Was soll das gewesen sein? Ich hatte dir ja gesagt wie es gekommen war.”
,, Ich glaube das nicht so ganz. Du warst schon den Abend vorher so komisch.”
,, Warum komisch? Ich war nur geschafft.”
,, Das glaube ich dir nicht. Ich merke doch das etwas nicht stimmt.”
,,Was soll denn nicht stimmen?
,, Ich weis es nicht deswegen frage ich dich. Magst du mich nicht mehr?”
Ich spürte wie mir bei den Worten die Tränen wieder in die Augen stiegen. Mein Herz fühlte sich an, als wenn es zerreißen würde.
,, Wenn du es genau wissen willst. Ich bin gekündigt worden.”, erklang es aus seinem Mund
,, Was ? Warum? Wieso hast du mir das nicht gesagt?”, sprudelten die Worte nur so aus mir raus.
,, Keine Aufträge mehr. Ich war der letzte der dort angefangen hatte und so war ich der erste der jetzt gehen durfte.”
,, Geht das denn so ohne weiteres? Der kann dich doch nicht von heute auf morgen entlassen.”
,, Deswegen habe ich jetzt Urlaub. Meinen Resturlaub.”
,, Aber das erklärt noch nicht warum du wieder gespielt hast.”
,, Ich war verzweifelt und wollte eigentlich zu Papa, ihn fragen ob er weis wo eine Stelle frei ist. Dann habe ich die Spielhalle gesehen. Den Rest kennst du ja.”
,,Warum verdammt, hast du nicht mit mir gesprochen? Wer vertraut hier wem nicht? Und dann wunderst du dich das ich dir mistraue?”
,, Es tut mir leid. Ich hoffe das es ein Ausrutscher war. Ich will dich nicht verlieren. Ich will euch nicht verlieren.”
,, Du tust genau das provozieren! Du verheimlichst mir Sachen. Du belügst mich. Du spielst wieder. Du fängst an zu trinken. Was soll ich deiner Meinung nach davon halten?”
,, Wirklich ich liebe dich. Ich will dich nicht verlieren. Ich schäme mich das ich dir beziehungsweise euch nichts bieten kann.”
Ich sah, dass auch Stefan mit den Tränen rang. Aber sollte ich ihm verzeihen? Er hatte sich ja nun mir anvertraut. Ich liebte ihn doch. Aber sollte ich so schnell beigeben? Es heißt nun mal, in guten wie in schweren Tagen. Je länger ich ihn ansah, wie er dort zusammengeduckt saß, konnte ich ihm einfach nicht mehr böse sein.
,, Pass auf. Lass uns das gestern vergessen. Aber versprich mir, immer ehrlich zu mir zu sein.”
,, Ich werde es versuchen”
Mittlerweile liefen uns beiden die Tränen hinunter.
Ich nahm ihn vorsichtig in den Arm. Mein Herz machte Saltos. Mein Blutdruck stieg und ich spürte ich tat das richtige.
Stefan drückte mich ebenfalls an sich und ich hatte, wie schon lange nicht mehr diese Schmetterlinge im Bauch. Alles kribbelte. Mir wurde heiß. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und küsste ihn als gäbe es kein morgen. Wir saßen eine Ewigkeit heiß und innig küssend auf der Couch. Unsere Küsse wurden immer intensiver und wir zogen uns langsam aus. Er streichelte meinen Rücken und meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ich genoss seine Berührungen. Es war fast so wie beim ersten mal. Wir liebten uns bis spät in die Nacht.
Das Wochenende war Celina wieder bei Carsten. Ich musste jedoch Freitagabend bei Maria arbeiten. Ich merkte das es Stefan gar nicht passte. Aber er sagte nichts.
Maria freute sich als ich rein kam.
,, Mila schön das du da bist. Ich habe schon gewartet.”
,, Hallo Maria.”
,, Ich lass dich auch sofort alleine, wenn etwas sein sollte ist Edi auch da. Er ist gerade im Keller und schließt ein neues Faß an.”
,, Ist ob. Ich mach das schon.”
,, Das weis ich deswegen lass ich dich ja auch allein.”
Sie nahm ihre Tasche und verschwand. Edi kam aus dem Keller und als er mich sah drückte er mich ganz fest. Ich dachte er zerdrückt mich. Wir hatten uns auch schon eine Zeit nicht gesehen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
,, Schön das du wieder hier bist. Ich hab dich schon vermisst.”
,, Ich dich auch.”
Der Abend verlief ganz Ruhig. Es waren nur ein paar Stammgäste gekommen, die an der Theke geknobelt haben.
Gegen vier konnte ich dann Feierabend machen und die Gaststätte abschließen. Wie immer begleitet Edi mich nach hause. Er wollte nicht das ich alleine gehe. Er meinte immer es sei zu gefährlich.
,, Du siehst traurig aus Mila.” meinte er zu mir.
,, Ich bin nur müde.”
,, Nein dein Blick sieht aus als wenn du Kummer hast.”
,, Alles gut.”
,, Schieß los. Was hast du.”
So direkt gefragt, konnte ich ihm nicht belügen. Ich erzählte ihm alles. Edi schüttelte nur den Kopf.
,, Du hast etwas besseres verdient.”
,, Ich? Warum Stefan ist gut.”
,, Nimm endlich die rosarote Brille ab. Er verarscht dich ständig. Er verspielt Geld, was ihr dringend braucht. Er trinkt ziemlich oft. Und jetzt belügt er dich auch noch. Was muss noch passieren damit du das endlich siehst?”
,, Ich weis auch nicht. Ich liebe ihn nun mal.”
,, Mila ich mag dich echt. Ich mag es nicht dich leiden zu sehen. Denk einfach mal darüber nach.”
,, Ja werde ich tun.”
Als wir das Gespräch beendet hatten, waren wir bereits bei mir vorm Haus angekommen. Edi nahm mich in den Arm drückte mich und erinnerte mich daran, das ich über die Sache noch mal nachdenken sollte. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und wollte gerade gehen.
,, Was wird das denn?” ,hörte ich eine mir sehr vertraute Stimme schreien.
,, Machst du gerade meine Freundin an oder was?” schrie Stefan.
Edi zuckte zusammen und auch ich hatte Panik in den Augen. Wo kam er denn jetzt her. War er schon die ganze Zeit hinter uns? Vor lauter Schreck fehlten mir die Worte. Edi schien es genauso zu gehen.
Edi jedoch hatte von uns beiden als erstes seine Stimme wiedergefunden.
,, Ich habe mich nur von einer Freundin verabschiedet. Ich habe sie ganz bestimmt nicht angemacht.”
Ich sah auf einmal wie Stefan seine Hand ausholte.
Ich schubste Edi ein Stück an die Seite so, dass er fast hinfiel.
Doch dadurch traf Stefans Hand nur ins Leere.
,, Drehst du jetzt völlig durch ?”, schrie ich Stefan an.
,, Ich glaub es ja gar nicht. Du wolltest ihn tatsächlich schlagen. Anstatt froh zu sein das er mich nach hause begleitet hatte ,damit mir nichts passierte.”
,,Edi ich glaube du gehst jetzt besser. Danke das du mich begleitet hast.”
Edi drehte sich um und ging. Doch in mir kochte es wie schon lange nicht mehr. Ich war außer mir. Wer war nur der Verrückte der mir gegenüber stand?
,, Also machst du auch mit anderen rum?”, erklang Stefans Stimme.
,, Nein verdammt. Ich habe nicht rum gemacht. Ich habe mich lediglich verabschiedet.”
,, So nennt man das also? Ich habe doch gesehen wie er dich geküsst hat. Ich kam gerade bei `der Ecke` raus da habe ich euch gesehen.”
,, Wie ich arbeite damit wir Geld haben und du hast mal wieder nichts besseres zu tun als, in einer Kneipe das Geld zu versaufen?”
Jetzt kochte meine Wut noch mehr. Erst jetzt bemerkte ich seinen Alkoholgeruch.
,, Was denkst du dir eigentlich? Das ist doch nicht normal.”
,, Wie kannst du behaupten, ich würde mit einem anderen rum machen. Der einzige der die ganze Zeit nur Mist macht bist du.”
Bevor Stefan etwas sagen konnte, drehte ich mich um und ging in die Wohnung.
Ich machte mich sofort fertig fürs Bett und ging in Celinas Zimmer schlafen. Ich weinte mich mal wieder in den Schlaf. Das war alles zu viel für mich.
Morgens als ich wach wurde, war mein Gesicht noch immer verheult. Ich ging ins Bad und duschte erstmal. Als ich aus der Dusche kam, bemerkte ich das Stefan gar nicht nach hause gekommen war.
Ich schaute überall nach. Er war wirklich nicht nach Hause gekommen.
Sollte er mich verlassen haben? Bei dem Gedanken begann mein Herz zu rasen. Er war derjenige, der sich nicht richtig verhalten hatte. Ich hatte wieder vor Augen, wie er Edi eine schlagen wollte. Er war derjenige der betrunken war. Er war derjenige der mich ständig belog. Ebenfalls war er derjenige der unser Geld verspielte.
Aber warum schmerzte mein Herz, wenn ich daran dachte. Ich wollte ihn suchen, aber wo? Sollte ich es überhaupt? Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte das er sich ändert. Mir liefen Tränen die Wange runter. Je länger ich darüber nachdachte, dass Stefan mich verlassen hatte, je stärker liefen mir die Tränen. Mein Herz zog sich immer mehr zusammen, so dass mir fast die Luft zum Atmen fehlte. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Immer wieder fragte ich mich warum. Ich hatte doch nichts gemacht. Warum dachte er so von mir? Vertraute er mir gar nicht?
Wenn ich nach ihm suchte, dachte er wieder ich spioniere hinter ihm her. Aber ich konnte doch nicht nur abwarten. Was wenn ihm was passiert war? Stefan hatte ziemlich viel getrunken. Mein Verstand sagte mir immer wieder ich solle froh sein,dass er weg ist. Aber mein Herz es tat so weh.
Ich zog mich an und musste raus. Einfach nur an die Luft. Gut das Celina nicht da war. Ich lief wahllos durch die Gegend. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Ich wollte Stefan nicht verlieren, aber auch nicht nochmal alles mitmachen. Ich hatte keine Ahnung wie es weiter ging. Nachdem ich eine ganze Zeit durch die Gegend gelaufen war, machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Als ich vor meiner Wohnungstür stand, hörte ich eine mir vertraute Melodie. Mit zitternden Händen schloss ich die Tür auf. In meiner Wohnung erklang ¨ i swear ¨. Stefan war also zu hause. Mein Herz machte Purzelbäume . Er hatte mich also doch nicht verlassen. Als ich ins Wohnzimmer kam blieb ich wie angewurzelt stehen.
Der ganze Raum war mit Kerzen erhellt. Die Rollos waren runter. So das nur der schein der Kerzen licht bereitet. Überall auf dem Boden lagen Rosenblätter verteilt. Auf dem Tisch stand ein dicker Strauß roter Rosen. Ich ging ins Zimmer und bemerkte, das lauter kleine Zettel verteilt waren. Ich hob einen auf und las. Es stand dort: Ich liebe dich. Auf einem anderen lass ich: Verzeihe mir. Ich machte weiter und lass einen nach dem anderen.
Ich las :
Ich bin ein Idiot
Du fehlst mir
Ich traue dir
Ich will mich ändern
Es tut mir leid
Ich versuche mich zu ändern
Gib mir noch eine Chance
Je mehr ich las um so mehr spürte ich wie mir warm ums Herz wurde. Ich war erleichtert. Stefan wollte sich ändern. Er hatte es mir bewiesen. Ich freute mich so sehr. Mir liefen Tränen die Wangen runter. Doch dieses mal aus Freude. Es war befreiend. Ich spürte wie ein Stein von meiner Seele fiel. Noch nie hatte sich jemand so um mich bemüht. Doch wo war Stefan? Ich drehte mich um. Mir blieb fast das Herz stehen.
Er stand in der Tür und beobachtete mich. Sein Kopf hing runter und ich sah seine Verlegenheit. Ich musste schlucken. Ich ging auf ihn zu. Blieb vor ihm stehen. Nahm meine Hand und hob seinen Kopf an, so dass ich ihm in die Augen blicken konnte. Ich sah Angst, doch was ich auch sah war ¨Liebe¨. Er sagte immer noch kein Wort. Ich beugte mich vor und küsste ihn. Ich küssten ihn als ginge es um Leben oder Tod. Mein Magen drehte sich. So innige Gefühle habe ich noch nie zuvor erlebt. Schmetterlinge flogen in meinem ganzen Körper. Ich spürte meine Beine kaum noch. Zitternd am ganzen Körper dachte ich, dass meine Beine bald versagten und ich zu Boden viel. Stefan schien es zu bemerken. Er nahm mich auf den Arm und trug mich küssend auf die Couch. Unsere Lippen trennten sich. Sie brannten vor verlangen. Ich wollte mehr. Es schmerzte fast seine nicht mehr zu berühren. Ich strich mit meiner Hand über seine. Auch sie waren erhitzt. Mein Mund brachte keinen Ton raus und auch er sagte nichts. Wir schwiegen beide und genossen diesen Augenblick. Diese innige Liebe. Die ganze Welt drehte sich jetzt nur um uns.
Wieder trafen sich unsere Lippen und ein Feuer zwischen uns loderte wie nie zuvor. Jede seiner Berührungen brachte ein neues Feuer in mir. Es war die reinste Leidenschaft. Langsam hob ich sein Hemd und küsste seine Brust. Stefan strich dabei zart über meine Haare. Stromschläge gingen durch meinen ganzen Körper. Langsam Stück für Stück zogen wir uns gegenseitig aus. Ich genoss seine Haut zu spüren. Sie war so weich und zart. Ich spielte mit meiner Zunge an seinem Hals. Er wiederum streichelte mich langsam und sanft vom Hals immer tiefer. Unsere Körper pressten sich immer mehr an ein ander. Wir verfielen in ein wildes jedoch zartes Liebesspiel. Wir vergaßen dabei Raum und Zeit. Spät in der Nacht schliefen wir eng aneinander geschmiegt und erschöpft ein.
Mit frischem Kaffeeduft begann der neue Morgen. Ich öffnete noch immer erschöpft die Augen. Stefan stand vor mir und hielt mir einen Kaffee hin. Allein der Anblick seines halbnackten Körpers, entfachte ein neues Verlangen in mir. Ich stellte den Kaffee auf den Tisch und zog Stefan zu mir auf die Couch. Wir machten dort weiter wo wir die letze Nacht aufhörten.
Später gingen wir gemeinsam Duschen.
,,Sollen wir einen Spaziergang machen?¨ fragte Stefan.
,, Gerne wir können ja zum Fluss und uns dort noch gemütlich hin setzen. Wir müssten nur pünktlich wieder da sein,wenn Celina kommt.¨ Wir zogen uns an und verbrachten den ganzen Nachmittag an unserer Lieblingsstelle. Es war einfach nur traumhaft. Nur wir zwei, das rauschen des Flusses. Die Vögel zwitscherten. Einfach nur friedlich. Was nach dem ganzen Stress sehr gut tat. Es war als wäre nichts gewesen.
Abends brachte Carsten, Celina wieder. Auch er musste wohl etwas bemerkt haben bei mir. Er machte mich darauf aufmerksam das ich sehr glücklich aussah. Was ich ihm gerne bestätigte.
Carsten teilte mir mit, das auch er nun eine neue Partnerin habe. Er hatte zwischendurch immer mal wieder eine neue, aber es war nie die richtige.
,,Eine wie dich bekomme ich ja eh nicht wieder. Da brauche ich nicht nach suchen.¨, sagte Carsten zu mir.
,, Das hättest du dir eher überlegen sollen.¨, gab ich trocken zurück.
So verabschiedeten wir uns von einander.
Die nächste Woche fing an mit Stefan zum Arbeitsamt zu gehen und nach einer neuen Arbeit für ihn zu suchen. Doch irgendwie fand er nichts. Die Zeit verging wieder wie im Fluge.
Donnerstags war ich gerade dabei die Wohnung zu putzen, als es plötzlich klingelte. Mein Herz rutschte mir fast in die Hose. Das hatte ich völlig vergessen. Stefan war vor einer Stunde zu seiner Oma gegangen. Er kam erst in ein bis zwei Stunden nach hause.
Ich öffnete die Tür. Davor stand Sabine und hielt Ronja auf dem Arm hielt. Hinter ihr stand Christian.
Ich begrüßte sie freundlich. Lies mir nicht anmerken, dass ich erschrocken war, da ich es vergessen hatte.
,, Hallo. Schön das ihr da seid.¨ hörte ich mich sagen.
,, Hallo. Es ist schon ein komisches Gefühl.¨, sagte sie.
,, Kommt rein. Stefan ist bei seiner Oma. Der kommt so schnell nicht wieder.¨
Sie kamen herein. Als Celina es bemerkte kam sie freudig angerannt und zog Christian sofort mit in ihr Zimmer zum spielen. Ich brachte Sabine mit Ronja ins Wohnzimmer und bat sie, sich doch zu setzen. Ich ging in die Küche und kochte uns erst einmal ein Kaffee. Mein Herz pochte wie wild. Wie konnte ich das nur vergessen.? Jetzt wo doch alles zwischen Stefan und mir gerade so gut lief. Was wenn Stefan wieder ausrastet? Irgendwie hatte er das Recht dazu. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Ich kam mit dem Kaffee ins Wohnzimmer und versuchte meine Unsicherheit, nicht zu zeigen. Wir waren mittlerweile richtig ins Gespräch vertieft, so dass ich gar nicht mehr auf die Zeit geachtet hatte.
Auf einmal hörte ich wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür geöffnet wurde. Mein Herz fing an zu rasen. Schlagartig war unser Gespräch verstummt.
Ich hörte Schritte und Stefan stand in der Wohnzimmertür. Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund stand er nun da.
,,Sabine Was machst du denn hier?¨, vernahm ich seine verwunderte Stimme
Ich versuchte an seiner Mimik zu erkennen, wie er reagiert. Doch ich sah viel darin. Zum einen war es Verwunderung, zum einen Wut und ich sah noch etwas, was ich jedoch nicht richtig zuordnen konnte. Ja es war Erleichterung. Jedoch wusste ich nicht was jetzt am meisten überwog.
Sabine brauchte einen Moment zum antworten.
,, Mila hat mich eingeladen. Wir sind schon eine ganze Zeit befreundet. Sie meinte ich könne ja mal zu einem Kaffee kommen.¨
Nun sah Stefan mich an. Ich sah Wut.
Angst kam in mir auf. Meine Hände waren schon nassgeschwitzt. Mein Herz pochte nur so.
Stefan bemerkte wohl, dass es mir leid tat.
,, Du hast mir gar nichts davon erzählt, Mila.¨
Auch ich fand nun die Worte wieder.
,, Ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte. Aber da ich mit ihr befreundet bin, habe ich gedacht es wäre die perfekte Lösung, dass du dich traust, dir deine Tochter mal anzusehen. Ist sie nicht wunderschön?¨
,, Ich fühle mich gerade ein wenig überrumpelt.¨
,, Das glaube ich dir.¨, brachte nun Sabine hervor.
Stefan ging langsam auf Sabine zu, die immer noch Ronja auf ihrem Arm hielt. Er stellte sich vor sie. Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so leise war es. Man konnte die Anspannung regelrecht fühlen.
,, Ich gehe dir auch einen Kaffee machen. Dann könnt ihr euch vielleicht ein wenig unterhalten.¨, bot ich an
Ich ging in die Küche, dabei schaute ich noch einmal bei den beiden anderen ins Zimmer. Sie spielten friedlich zusammen und bemerkten mich gar nicht. Ich lies mir Zeit. Doch als ich wieder ins Wohnzimmer kam verschlug es mir fast die Worte.
Stefan saß auf der Couch und hielt Ronja auf seinem Arm. Er wirkte glücklich. Auch Sabine sah zufrieden aus. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich das sah. Ich stellte Stefan seinen Kaffee vor ihm hin.
Stefan sah zu mir auf.
,, Danke Mila.¨, sagte er mit einem lächeln im Gesicht, ,,Von allein hätte ich mich nicht getraut. Sie ist so süß.¨
Sabine erzählte noch einiges über die Geburt und von Ronja ihren ersten Monaten. Stefan hörte ganz gespannt zu. Di Zeit verging so schnell. Irgendwann sagte Sabine dann, sie müsse nun nach Hause. Wir holten Christian und Celina und verabschiedeten uns von den drei.
Nachdem Sabine mit ihren Kindern gegangen war, suchte Stefan das Gespräch zu mir.
,,Seit wann bist du denn mit ihr schon befreundet?¨
,, Etwas mehr als ein Monat. Wir haben uns zufällig bei deinem Papa getroffen. Als ich wusste wer sie ist, hatte ich sie angesprochen. Danach waren wir öfter mal ein Eis essen oder mit den Kindern auf dem Spielplatz. Celina und Christian verstehen sich richtig gut.¨
,,Das ist doch toll. Ich hatte schon gedacht das Sabine einfach so hier aufgetaucht ist. War erst ein Schock für mich. Aber jetzt bin ich froh das ihr euch versteht.¨
,,Ja das machen wir.¨
Später brachte ich Celina ins Bett. Stefan machte in der Zeit im Wohnzimmer unser Lied an. Als Ich wieder ins Wohnzimmer kam , standen überall auf dem Fußboden Teelichter. Der ganze Raum schimmerte in einem warmen Licht. Alles sah so romantisch aus.. Wir kuschelten uns auf der Couch aneinander und genossen die Zweisamkeit. In diesem Moment wünschte ich mir das die Zeit für immer stehen bleiben würde.
Texte: Teje Pebro
Bildmaterialien: Teje Pebro
Lektorat: Angela Ewert
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2013
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