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Der freche Kuchendieb

Liese und Dieter schlenderten von der Schule nach Hause. Sie hatten keine Eile, denn ihre letzte Stunde war etwas früher als gewohnt zu Ende gewesen. Nichts ahnend liefen sie durch die Einfahrt in Richtung Haustür, als sie schon mitten in ihren nächsten Kriminalfall stolperten.

Oma Pumukel stand mit großen Augen und völlig aufgelöst am Fenster, als die beiden jungen Leute an diesem nichts ahnend vorbeiliefen. Oma Pumukel zierte sich nicht lange und beschuldigte die Zwei für, was soeben geschehen war. Leider hatten Liese und Dieter so gar keine Ahnung und waren völlig perplex.

"Wie konntet ihr nur? Der Kuchen war für meinen Enkel gedacht und nicht für euch bestimmt. Gebt mir sofort meinen Kuchen wieder."

Oma Pumukel, die ihren Spitznamen von Liese und Dieter wegen ihres leuchtend roten Haaren bekam und eigentlich Frida Matuschek hieß, war eine sehr nette, schon etwas ältere Dame, von geschätzten siebzig Jahren. Sie war immer gut zu den Beiden. Deshalb verstanden sie auch nicht, wieso man sie sofort beschuldigte.

"Oma Pumukel, wir kommen eben aus der Schule. Was ist denn passiert?...", wollte die verdutzte Liese wissen.

"Papperlapapp, ihr seid die einzigen Kinder hier im Hof und geht gerade an meinem Fenster vorbei", fiel Oma Pumukel Lieschen ins Wort.

"Wir haben deinen Kuchen nicht", protestierte nun auch Dieter und streckte ihr die Hände entgegen. "Schau dir unsere Hände an. Meine Hände sind ganz sauber und Lieschens auch. Was war das denn für ein Kuchen?"

Eigentlich wusste Dieter das ja. Oma Pumukel buk immer Schokoladenkuchen und das war der Beste auf der ganzen Welt. Ab und zu bekamen Liese und Dieter von ihr ein Stück zugesteckt, wenn sie ihr den Müll rausbrachten oder einkaufen gingen oder einfach auf einen Schwatz oder ein Spiel "Mensch ärgere dich nicht" vorbei gingen, um ihrer Oma Pumukel die Zeit etwas zu vertreiben.

Frau Matuschek lebte alleine, war oft sehr einsam und hatte sich deshalb mit Dieter und Liese angefreundet. Sie nahm den Kindern auch ihren Spitznamen nicht übel. Schließlich kannten sie die drei nun schon seit mindestens sechs Jahren, wenn nicht sogar viel länger. Früher passte die alte Dame ab und an auf die beiden Kinder auf, wenn es mal knapp mit der Zeit der Eltern war und man für ein oder zwei Stunden eine Betreuung brauchte. Daraus entwickelte sich eine herzliche Freundschaft und man sah sich des Öfteren die Sendungen von Pumukel und Meister Eder an. Irgendwann meinte Dieter einmal:

"Oma Matuschek, du siehst aus wie der Pumukel. Du hast dieselben roten Haare und manchmal genauso einen Wuschel auf dem Kopf. Ab jetzt bist du meine Oma Pumukel." So kam sie zu ihrem Spitznamen, den sie gern annahm.

Ach wie hatten sie damals zusammen darüber gelacht. Deshalb verstand Dieter nicht, wieso seine Kuchen-Oma ihn des Diebstahls bezichtigte. 'Das kann doch jetzt nicht wahr sein', ging es ihm durch den Kopf.

Oma Pumukel inspizierte in der Zwischenzeit aufs Genauste, die Hände von Dieter und Liese.

"Aber wenn ihr das nicht wart, wer hat dann den Kuchen für Tobias gestohlen?" Entschuldigend sah Frau Matuschek zu den beiden Kindern. "Was mache ich denn nun? Jetzt habe ich keinen Kuchen mehr, wenn mein Enkel heute zu Besuch kommt", stellte Oma Pumukel traurig fest.

"Wir suchen für dich den Kuchendieb. Sollen wir schnell mal rüber laufen, zum Bäcker Krümelig und etwas Kuchen holen?" Versprachen die Kinder und boten gleichzeitig ihre Hilfe an.

"Nein, aber ihr könntet mir schnell im Laden um die Ecke, etwas Butter und Mehl holen. Dann backe ich eben einen Neuen", sprach's, holte ihr Portemonnaie und gab den Beiden Geld fürs Einkaufen.

"Wir lassen die in der Zwischenzeit Ranzen bei dir."

Schnell reichten die Zwei ihre Taschen durchs Fenster und flitzten mit dem Geld von Oma Pumukel um die Ecke, um schnell die gewünschten Sachen einzukaufen.

Keine zehn Minuten später, waren Dieter und Liese zurück und konnten sich ihrem neuen Fall widmen. Bewaffnet mit dem Schulranzen und dem starken Willen den Kuchendieb auf frischer Tat zu schnappen, machten sie sich auf die Suche. Genau sahen sie sich die Stelle unter dem Fenster an.

Oma Matuschek stellte ihre Kuchen zum Auskühlen immer auf die Fensterbank. Das war allerdings so niedrig, dass selbst Lieschen, die um einiges kleiner war, als der in die Höhe geschossene Dieter, an den Kuchen heran kommen konnte.

Die beiden Detektive mussten auch nicht lange suchen, um die Spuren auf dem Beet unterm Fenster zu finden.

"Sieh mal Dieter, hier sind Fußabdrücke", stellte Lieschen fest.

Vorsichtig um die Spuren des Diebes nicht zu zerstören folgten sie dieser und kamen schließlich an eine Stelle, an der sie den leeren Teller fanden.

"Das gibt es doch nicht...", schimpfte Dieter und sah seine Freundin wütend an. "... der Dieb hat den ganzen Kuchen aufgegessen. Lieschen, keinen einzigen Krümel hat er übrig gelassen. Der muss doch jetzt Bauchschmerzen haben."

Liese nickte zustimmend. "Sag mal Dieter, wer ist hier im Haus der Verfressenste?"

Grinsend sahen sich die zwei Hobbydetektive an und nickten sich zu. Sie hatten jemanden in Verdacht. Aber wie sollten sie das beweisen?

Erst einmal mussten sie jetzt nach Hause, sonst gab es dort Ärger. Den Teller gaben sie Oma Pumukel zurück und liefen schnell die Treppe hoch, in die 3. Etage. Das Rätsel um den gestohlen Kuchen, musste leider noch etwas warten.

Etwas außer Atem erreichten sie die Wohnungstür von Lieschens Eltern, den Pattscholls. Vater Pattscholl, der heute zur Nachtschicht musste, saß bereits am Mittagstisch und sein Fingergetrommel, war bis zur Wohnungstür zu hören. Brummig, weil er Hunger hatte, auf die Kinder warten musste und müde war, rief er den beiden zu.

"Na endlich, ihr Herumtreiber. Wo wart ihr denn. Händewaschen ihr beiden und essen kommen, zack, zack. Ich will ins Bett", forderte er Dieter und seine Tochter auf, sich etwas zu beeilen.

Peter Pattscholl war ein sehr engagierter Streifenpolizist und der coolste Papa den man sich wünschen konnte. Vor allem konnte er super gut kochen.

"Wir mussten Frau Matuschke kurz helfen. T'schuldigung Paps. Was gibt es denn zu essen?", harkte Liese gleich nach.

"Na was schon? Dein Lieblingsessen, meine Kleene. Bouletten mit Kartoffelbrei und Möhrchen."

"Lecker", kam es gleichzeitig aus dem Mund von Dieter und Liese. Dann fuhr Dieter fort. "Wir beeilen uns", und Liese fügte dazu. "Sind gleich da Paps."

Die Ranzen flogen im hohen Bogen in die Ecke des Flurs. Dann sah man nur noch einen Kondensstreifen und schon verschwanden beide im Bad, um sich die Hände zu waschen.

Es dauerte keine Minute, bis sie am Küchentisch saßen und Lieses Vater erwartungsvoll ansahen. Der stellte alle Töpfe auf den Tisch, so wie es bei den Pattscholls üblich war und langte nach dem ersten Teller. Dort schaufelte er eine riesige Portion drauf, denn Dieter war immer sehr hungrig. Dazu bekam Dieter zwei riesige Bouletten aus der großen Pfanne. Anschließend füllte er Lieschens Teller und zum Schluss sein eigener.

"Dann lasst es euch mal schmecken. Für Mutti habe ich schon alles gesichert...", erklärte er lachend seinen hungrigen Mitessern. "... damit die heute Abend auch noch etwas zum Essen hat."

"Du bist der Beste", meinte Lieschen grinsend.

"Onkel Peter, es gibt keine besseren Boulettenmacher auf der ganzen Welt wie dich", hängte Dieter, mit vollen Backen, ein Kompliment an Lieses Bemerkung an.

Lieschens und Dieters Eltern wechselten sich ab mit dem Mittagessen kochen. Eine Woche aßen die Kinder bei Pattscholls und die nächste Woche bei Dieters Eltern. Je nachdem, welcher Elternteil Zeit zum Kochen hatte. Da sich die Kinder von klein auf kannten, nannte Dieter Lieses Vater Onkel, das hatte sich so eingebürgert.

Ohne weitere Gespräche wurde erst einmal in Ruhe gegessen. Es gab bei den Pattscholls eine eiserne Regel, die immer eingehalten wurde: Während dem Essen wurde nicht gesprochen. Nach einer großen Portion Schokoladeneis, die es als Nachtisch gab, gähnte der Hausherr ausgiebig und sah die beiden Kinder fragend an.

"Wie war die Schule? Habt ihr Hausaufgaben? Was macht ihr heute Nachmittag?"

Gleich drei Fragen die Liese und Dieter beantworten mussten. Aber das waren sie gewohnt und gaben deshalb ohne zu zögern Auskunft.

Das übernahm wie immer Liese, die wusste wie man ihrem Vater Antwort gab, ohne dass noch mehr Fragen folgen würden.

"Die Schule war okay, na ja der Linski ..."

"Herr Linski, Lieschen", wurde Liese von ihrem Vater getadelt.

"Ach manne Papa, du immer mit deinem Korrekturwahn. Also HERR Linski hat uns heute ganz schön gequält, in dem er uns über den erst gestern gelernten Stoff abgefragt hat. Aber Dieter und ich wussten alle Antworten. Hausaufgaben haben wir keine auf. Heute ist doch Mittwoch. Heute Nachmittag haben wir einen schwierigen Fall zu lösen. Bei Oma Pumukel..."

Wieder unterbrach sie Lieses Vater. "Frau Matuschek, Lieschen."

"Nein Paps, Oma Pumukel", konterte sie. "Frau Matuschek für dich und für uns ist es Oma Pumukel. Sie weiß dass wir sie so nennen. Außerdem ist es ein neuer Fall, den wir lösen müssen. Da arbeiten wir doch verdeckt, damit uns niemand belauschen kann. Also OMA PUMUKEL, hat man den Kuchen vom Fenstersims gestohlen und wir müssen herausfinden, wer das getan hat. Deshalb waren wir ja so spät dran. Wir sind schnell noch einkaufen für Oma Pumukel gegangen", klärte Liese ihren Vater gleich über den Grund ihre Verspätung auf.

Peter Pattscholl runzelte die Stirn und der Instinkt des Polizisten erwachte sofort ihn ihm. "Wie den Kuchen geklaut?" Wollte er nun jetzt mehr Einzelheiten wissen.

"Na du weißt doch auch, dass Frau Matuschek den ferigen Kuchen zum Auskühlen immer auf den Fenstersims stellt. Als sie ihn holen wollte war er weg und wir zwei kamen gerade an ihrem Fenster vorbei. Da hat sie uns des Diebstahls verdächtigt. Das können wir doch so nicht auf uns sitzen lassen. Oder was meinst du?"

"Natürlich nicht." Lächelnd blickte Peter Pattscholl seine Tochter und ihren besten Freund an. "Und habt ihr schon eine heiße Spur?"

"Wir haben da so einen Verdacht. Das Problem ist, wir haben keinerlei Beweise. Genau dort liegt ja der Hase im Pfeffer. Wir haben unter dem Fenster Spuren gefunden und diese verfolgt. Wir fanden nur einen leeren Teller. Aber keinen einzigen Kuchenkrümel", erklärte ihm seine Tochter.

Nickend hörte Lieses Vater zu. "Tja da habt ihr ja heute allerhand vor. Denkt dran um 18 Uhr gibt es Abendbrot, da seid ihr beide wieder hier. Seit leise in der Wohnung, ich muss jetzt noch etwas schlafen. Viel Spaß", mit diesen Worten verabschiedete sich Peter Pattscholl von den Kindern und verließ die Küche.

"Schlaf gut", riefen die Kinder ihm, im Duett hinter her.

Dieter und Liese, räumten wie immer den Tisch ab und stellten das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Sie nahmen sich etwas von dem kalten Pfefferminztee, der immer auf der Arbeitsplatte der Pattscholls, in einem Krug stand und setzten sich an den Küchentisch, um ihr weiteres Vorgehen im Fall "Kuchendieb" zu beratschlagen.

"Was machen wir jetzt, mit dem Kuchendieb? - Wir müssen Oma Pumukel beweisen, dass wir unschuldig sind", forderte Liese.

Dieter nickte. Auch ihn kratzte es an der Ehre, überhaupt in Erwägung gezogen worden zu sein, den Kuchen gestohlen zu haben. Er würde niemals jemand anderem etwas wegnehmen. Vor allem aber tat ihm Oma Pumukel leid, die immer für die Kinder im Haus einen Keks oder ein Stück Kuchen übrig hatte. Sie hatte es sich nicht verdient, bestohlen zu werden.

Dieter ging so einiges durch den Kopf, vor allem erschien ihm das Bild von Oma Pumukel. Die kleingewachsenen ältere Dame, war kugelrund. Sie sagte immer von sich, sie wäre hing so vorn genauso breit wie sie hoch wäre. Darüber haben sie schon so oft gelacht. Dadurch dass sie so dick war, hatte sie allerdings kaum Falten in ihrem immer lächelnden Gesicht und mit den feuerroten Haaren sah sie wirklich wie ein Pumukel aus. Die Kinder im Hof liebten Oma Matuschek sehr. Die solange das Wetter es zuließ immer aus dem Fenster sah und den Kindern beim Spielen zusah. Fiel eins der Kinder hin und weinte, kam sie aus ihrer Parterre Wohnung gelaufen und klebte ihm ein buntes Pflaster auf die Wunde. Dann bekam es einen Keks und schon waren die Schmerzen vergessen. Keines der Kinder wollte seine Oma Matuschek vermissen. Dieter und Liese allerdings, hatte ihre Oma Pumukel noch mehr ins Herz geschlossen als alle anderen Kinder im Hof.

Die beiden Hobbydetektive saßen schweigend am Küchentisch und hingen ihren Gedanken nach, als Dieter eine geniale Idee durch den Kopf schoss.

"Lieschen komm mit. Wir müssen mit Oma Pumukel reden", befahl er.

Liese die auf ihren Freund vertraute, stand auf und folgte ihm, ohne Fragen zu stellen. Sie wusste, dass er oft brillante Ermittlungsideen hatte. Schließlich war das nicht ihr erster Fall, den sie erfolgreich zum Abschluss brachten.

Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter und klingelten an der Tür der Matuscheks.

"Guten Tag Oma Pumukel, könnten wir dich kurz sprechen?"

Oma Pumukel trat bei Seite und bat die Kinder in die Wohnung. "Na dann kommt mal rein ihr zwei."

Als Liese und Dieter den Raum betraten, saß Tobias am Tisch und hatte eine große Tasse Kakao vor sich stehen und ein Stück des besten Schokoladenkuchens der Welt.

"Na wollt ihr auch ein Stück?" erkundigte sich Oma Pumukel.

Das ließen sich die beiden Kinder nicht zweimal fragen.

"Immer gern Oma Pumukel", antworteten die beiden wie aus einem Mund.

"Dann setzt euch. Was wolltet ihr denn von mir?"

"Wir kommen wegen des gestohlen Kuchens. Wir haben da eine Idee, wie wir den Dieb überführen können."

"Gestohlener Kuchen?" wollte Tobias von seiner Oma wissen. Die wie es schien, noch gar nichts über die Missetat erzählt hatte. Kurz wurde er von den Details in Kenntnis gesetzt und wurde richtig wütend.

"Das gibt es doch nicht", wetterte der Schüler eines Gymnasiums, der mit seinen siebzehn Jahren schon fast erwachsen war. "Da klaut dir jemand den Kuchen vom Fensterbrett und du erzählst mir das nicht, Oma?"

Entrüstet sah Tobias seine Oma an. Dann schüttelte er den Kopf. "Und dann verdächtigst du auch noch die nettesten Kinder, die hier im Haus leben. Das kann doch wohl nicht wahr sein."

Verlegen und ein wenig errötend sah Oma Pumukel zu ihrem Enkel.

"Sie kamen genau unter meinem Fenster lang, als ich den Diebstahl entdeckt hatte. Hättest du da nicht dasselbe vermutet. Vor allem weil ich weiß, wie sehr die beiden meinen Kuchen lieben. Hinterher wurde mir selber bewusst, dass die beiden es gar nicht sein konnten. Aber für den ersten Moment...", ließ Oma Pumukel den Satz unvollendet.

"Ist doch nicht schlimm, Oma Pumukel. Aber an unserer Ehre hat das doch gekratzt. Deshalb wollen wir den Kuchendieb unbedingt fangen", erklärte Liese ihr und Dieter nickte dazu.

"Was habt ihr denn für einen Plan", wollte Tobias nun von den beiden wissen.

Dieter schielte zum Fenster, denn das war sperrangelweit offen und so konnte der Dieb vielleicht etwas von ihren Plänen mitbekommen. Tobias stand kurzentschlossen auf und schloss das Fenster.

"Nur solange bis wir hier fertig sind, Oma. Damit uns niemand belauschen kann", beruhigte er sie und hatte damit die Gedanken von Dieter erraten. "Nun schieß mal los, Dieter. Wie willst du den frechen Dieb fangen?"

Dieter erzählte von seiner Idee und gemeinsam feilten sie an deren Umsetzung herum, bis allen vier Hobbydetektive der Plan schlüssig erschien. Man vereinbarte das Vorhaben am kommenden Samstag in die Tat umzusetzen.

Über eins waren sich alle Anwesenden einig: heute war der Kuchendieb bestimmt erst einmal satt. So dass sie unmöglich am heutigen Tag mit den Ermittlungen weiter kommen konnten. Ein zweites Mal würden der oder die Täter heute nicht zuschlagen.

Der Samstagvormittag war ein sehr guter Termin, denn da mussten weder Tobias, Liese, noch Dieter in die Schule und im Hof war dann auch nichts weiter los, denn die meisten Kinder waren mit ihren Eltern unterwegs, bis auf einen und den hatte man sowieso in Verdacht.

Erst einmal ließ man sich den Kuchen und den Kakao schmecken. Das Fenster wurde auch wieder geöffnet und vor allem hatten sie an diesem Nachmittag viel Spaß bei Oma Pumukel. Es wurde viel gelacht und die vier spielten "Mensch ärgere dich nicht", bis es hieß Abschied zu nehmen, da Dieter und Liese zu ihren Eltern hoch mussten. Lachend verließen sie die Wohnung und amüsierten sich beim Treppe hochgehen noch immer, über Oma Pumukel, die sich so herrlich ärgern konnte, wenn sie beim "Mensch ärgere dich nicht" Spiel verlor.

So verging der Rest der Woche ohne weitere Zwischenfälle. Oma Pumukel stellte entgegen ihrer Gewohnheit, keine Kuchen mehr aufs Fensterbrett. Schließlich wollte man den Kuchendieb nicht vor Samstag in Versuchung führen. Man wollte ihn richtig aushungern.

Endlich war der Samstag herangekommen. Dieter und auch Liese hatten ihren Eltern schon am Mittwoche mitgeteilt, dass sie diesen Samstag keine Zeit für irgendwelche Unternehmungen hatten. Da sie mitten in einem aufregenden Fall steckten, dessen Lösung sie voll und ganz in Anspruch nahm. Da die Eltern ihre Kinder sehr genau kannten, hatten sie dafür Verständnis.

Oma Pumukel buk wie versprochen am Vormittag einen Schokoladenkuchen und stellte ihn wie immer aufs Fensterbrett. Tobias, der diesmal bei den Ermittlungen dabei sein durfte, versteckte sich mit Liese und Dieter hinter einem Gebüsch auf der anderen Seite des Hofes. Nun hieß es warten.

Es verging zehn Minuten, dann weitere zehn Minuten. Die drei Detektive wurden schon ganz nervös. Der Dieb stellte sie auf eine harte Probe. Geduld war nicht gerade Tobias große Stärke. Bei Liese und Dieter sah das schon anders aus. Sie hatten das Warten gelernt.

"Ich glaube das wird heute nichts mehr", flüsterte Tobias den beiden enttäuscht zu.

Dieter schüttelte den Kopf. "Du musst echt mehr Ausdauer entwickeln, wenn du Detektiv werden willst", flüsterte Dieter zurück.

Liese dagegen knuffte die Jungs, die rechts und links von ihr hockten in die Seite und legte die Finger auf die Lippen. In diesem Moment schlich sich nämlich der Dieb auf leisen Sohlen, unter das Fensterbrett von Oma Pumukels Fenster.

Als er den Dieb erkannte, fielen Tobias vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf. Liese und Dieter fingen an zu lachen und hielten sich den Bauch. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Sie hatten mit diesem Dieb gerechnet, der jetzt unter dem Fenster stand und seinen Kopf schnüffelnd in die Höhe hob.

In dem Moment, als der Dieb begann sich auf die Hinterbeine zustellen, um sich den Teller vom Fenstersimms zu holen und damit das Weite zu suchen, schrie ihn Dieter an.

"NEIN, Rudolf lass das. Du bist ein böser Hund."

Der Langfinger war niemand anderes, als der große Berner-Sennenhund des Hausmeisters. Ein ganz lieber, aber gefräßiger Geselle, dem man mit einem Leckerli immer eine Freude bereiten konnte. Dass der Bursche, aber den Kuchen von Oma Pumukel klaut, hatte ihm keiner zugetraut. Außer Liese und Dieter, die den verfressenen Vierbeiner gleich unter Verdacht hatten. Ihnen war es lediglich ein Rätsel, wie er an den Kuchen kam. Außerdem hätte ihnen sowieso keiner geglaubt, dass es Rudolf gewesen war. Denn nur Liese und Dieter hatten die Fußspuren des Hundes unter dem Fenster gesehen.

Als Belohnung für das Lösen des Falles, bekamen die erfolgreichen Detektive, das zweite Mal in dieser Woche, ein großes Stück Schokoladenkuchen und eine Tasse heißen Kakao.

Rudolf allerdings bekam erst einmal von seinem Herrchen Schimpfe. Der Hausmeister versprach Frau Matuschek, natürlich war auch er zu Kaffee und Kuchen eingeladen, besser auf seinen treuen Begleiter aufzupassen.

Obwohl der Dieb auf frischer Tat ertappt wurde, erhielt er für die Schelte die er bekam, auch ein kleines Stück Kuchen.

Der verhinderte Diebstahl sorgte an diesem Samstagnachmittag noch lange für Gesprächsstoff. Alle waren froh, dass die Tat so einfach vereitelt werden konnte. Vor allem dass es kein gefährlicher Täter war.

Da niemand mit dem Hund als Übeltäter gerechnet hatte, wurde viel über die Geschichte gelacht.

Hand aufs Herz und ehrlich gesprochen. Wer kann schon einem Hund böse sein?

Liese und Dieter waren sehr stolz auf sich. Stolz darauf, dass sie den Fall alleine lösen konnten und Lieses Vater für die Ermittlungen nicht einbeziehen mussten.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.11.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die gern lesen

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