Cover

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Ich widme dieses Buch allen denjenigen, die wie ich, die Zwerge lieben und alle mögliche Fantasy-Wesen. Auch denjenigen die am Träumen Spaß und Freude haben.

Ich danke all denjenigen, die immer fest an mich geglaubt haben und die es ermöglichten, dies hier zu schreiben.

Ich freue mich auf eure Kommentare.

 

Liebe Grüße eure Autorin

 

Katja Neumann

 

 

 

 

 

 

 

© alle Rechte liegen bei der Autorin

Wer Fehler findet, darf diese gern behalten oder er schickt mir Hinweise an

feenwinter@freenet.de

Vielen lieben Dank eure Katja

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Ich widme dieses Buch allen denjenigen, die wie ich, die Zwerge lieben und alle mögliche Fantasy-Wesen. Auch denjenigen die am Träumen Spaß und Freude haben.

Ich danke all denjenigen, die immer fest an mich geglaubt haben und die es ermöglichten, dies hier zu schreiben.

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Liebe Grüße eure Autorin

 

Katja Neumann

 

 

 

 

 

 

 

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...Wir meine Axt, mein Schild und ich, kehren aus jeder Schlacht zurück. Entweder trage ich sie oder sie tragen mich...

Zitat aus der Stammes-Chroniken des Golras Angaram

 

 

 

...Wer Heilung braucht, macht zu wenig Schaden...aber was soll man machen, wenn der Otem eines Drachens durch die Feste rast. Keine Kampfkraft und noch so viele Kämpfer könnten dieser unheilvollen Kraft etwas entgegensetzen... Die Sicherheit der Feste, wurde über Jahrhunderte vernachlässigt und wir haben diese Sicherheitsmängel bitter bezahlt. Kein Heiler hätte hier noch helfen können, denn von den Bewohnern der nördlichen Feste, blieb nicht mehr als Staub und der Schatten an der Wand. Mein Herz trauert und die Wut gegen die Drachen ist einen unvorstellbare...

Auszug aus einem Bericht des Hauptmanns der Wache;

 Gofgar Scharfauge zu den Vorkommnissen in der Feste

 

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Dunkle Wolken zogen vom Süden in Richtung Feste. Die Nacht war kühl gewesen und ein stürmischer Wind kam aus Richtung der dunklen Wolken. Starr blickte die Wachmannschaft gegen das Aufziehende Unwetter, diese schwarze Wand fühlte sich seltsam an. Dicht stand sie in einigen Meilen Abstand und zog nicht vorwärts oder rückwärts, so als ob sie festgenagelt wäre. Sie war aber zu weit weg, als dass man etwas Genaues erkennen konnte.

 Genauso schwarz, wie diese geheimnisvolle Wand, waren die Haare des Kommandanten der Wachkompanie, die auf dem Wall der südlichen Feste ihren Dienst nach kam. Durchzogen waren dessen Haare mit silberweisen Strähnen und gaben dem stattlichen Zwerg ein verwegenes Aussehen. Er war der größte Zwerg in der Feste und kein anderer Zwerg, kam ihm in der Statur nahe. Vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen nannte Simon Hammerklang sein eigen und sogar seine Frau Gundlin, war etwas Besonderes. Denn sie war nicht nur eine Schönheit unter den Zwerginnen, sondern auch eine kluge Frau. Sie verstand sich auf Sagen und Geschichten und nicht nur einmal, überraschte sie den Rat der Zwerge, mit ihrem Wissen über die Vergangenheit der Feste. Wie oft schon hatte sie die Zwerge mit ihren Fabeln und Geschichten über die Drachenfeste fasziniert, wie man die Feste Zua nannte. Immer wieder gerieten sich Simon und Gundlin sich in die Haare, weil sie diese Geschichten für wahr hielt, jedenfalls im Kern der Geschichte. So auch gestern Abend, als sie zum wiederholten Male darauf bestand, dass sie alle für die nächsten Wochen in die Liebesgrotte ziehen sollten. Wenigstens so lange, bis dass die Gefahr vorüber war. Ach wie hatte Gundlin ihn angefleht. Schlussendlich hatte er dann nachgegeben. Was sollte auch passieren? Er konnte es als eine Art Urlaub deklarieren und für seine Kinder war es auf alle Fälle ein kleines Abenteuer. Gundlin bereitete also in der Nacht den Umzug vor, um in die Liebesgrotte zu ziehen.

Er dagegen brachte wie jeden Morgen sein Äußeres in Ordnung. Er zog sich das Kettenhemd über den Leib, darüber die Lederrüstung und das Wehrgehänge. Er rüstete seine Schwerter aus und sah lächelnd in die Scheibe des großen Spiegels. Hastig bürstete er sein Haar, in dem er einzelne Zöpfe öffnete, um es neu zu flechten und wieder in die silbernen Spangen zu zwängen. Bart und Haar trug er stets zu achtzehn gleichmäßig geflochtenen Zöpfen, für jeden erlegten Drachen einen. Fertig mit der allmorgendlichen Prozedur, setzte er sich an den Frühstückstisch und nahm seine erste Mahlzeit ein, die aus Rührei, Speck, Brot und einen guten Humpen voller schwarzen Bieres bestand. Kurz nach fünf Uhr in der Früh, war er fertig und verabschiedete sich von seiner Frau und den beiden Söhnen. Lief noch einmal zu den Mädchen, um den beiden Kleinen, die noch fest schliefen, einen Kuss auf die Stirn zu geben. Dann machte er sich auf, zu seinem Wachdienst auf den Wall der südlichen Feste, die noch heute zum Ziel eines Angriffes der Drachen werden sollte.

 Vor zwei Wochen kam es zu einer schändlichen Tat, der Zwerge der Feste Hydra, die weit im Südwesten ihrer Feste und ihr Zuhause hatten. Versehentlich töteten sie eine Drachendame, die ihr Gelege beschützte und aus Wut über die Störung, die Zwerge angriff. Den Zwergen blieb nichts anderes übrig, als sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu verteidigen. Erst nach dem sie den Drachen getötet hatten, begriffen die Zwerge, warum sie angegriffen wurden.

Sie traten an den Than der Zwerge heran, dem man gleichstellen konnte mit einem König der Menschen, und baten diesen um Hilfe. Sie mussten ihm, von ihrer verhängnisvollen Tat berichten und gestanden den Tod der Drachendame verursacht zu haben. Vor ihrer Rückreise zur Feste in Zua, deckte man die Eier mit wärmenden Materialien ab, so dass das Gelege, so hofften die Zwerge, noch zu retten sei. Auch wenn die Hilfe für die Drachendame zu spät kam, wollte man wenigstens deren Brut retten. Der Than, machte sich gleich auf den Weg zu den Drachen, um diese darum zu bitten, sich um das Gelege zu kümmern und sich vor allem zu entschuldigen.

Die Einsicht der Zwerge kam jedoch zu spät. Die Drachen waren über den Tod der Drachenmutter so erbost, dass sie allen Völkern Nanrogs den Krieg erklärten. Auch den Völkern die nichts mit dem Tod der Drachendame zu tun hatten. Verzweifelt kam die Delegation der Feste zurück und berichtete vom Zorn der Drachen und deren Racheschwur. Man schickte Boten los, in alle Winkel Nanrogs, um die Bevölkerungen zu warnen.

Seit dem waren alle Zwerge in der Feste auf Alarm eingestellt. Aber wenn es nach dem Than und dem Rat der Zwerge ging, bestand keinerlei Gefahr für die Bewohner. Die Feste war uneinnehmbar und man würde kämpfen, um die Zwerge zu schützen. Man ignorierte Gundlins Warnungen einfach. Was verstand eine Frau schon vom Krieg.

Simon dagegen kannte seine Frau nur zu gut und wusste, dass diese sich immer auf ihr Bauchgefühl verlassen konnte. Aber auch seine Worte rüttelten den Rat nicht wach. Deshalb stimmt der Kommandant der Wachkompanie schließlich seiner Frau zu, die sich und die Kinder in Sicherheit bringen wollte. Besser seine Familie war in Sicherheit, als das ihnen durch Unachtsamkeit des Rates, etwas geschah. So hatte er seinen Kopf frei, wenn der Kampf gegen die Drachen begann. Es war nicht das erste Mal, dass er gegen die Drachen kämpfen musste. Er wusste, was auf ihn zukam.

 Lalâdi saß weinend am Tisch und konnte sich nicht beruhigen. Ihre Augen waren rot geweint und die sonst immer taffe Elbin, machte den Eindruck einer gebrochenen Frau.

Immer wieder fragte sie sich, was sie Elenor getan hatte, dass sie auf diese Weise bestraft werden sollte. Elenor, der Schöpfer des Schönen und Reinen, der ihre Ahnen, die Niaome, erschuf. Diese waren die direkten Vorfahren, der heute auf Barda lebenden Elben und diese entsprachen allen Ansprüchen ihres Schöpfers an Weisheit, Schönheit und Eleganz.

Traurig schaute Lalâdir immer wieder in die Wiege ihrer erst gestern geborenen Kinder. Wie wunderschön sie waren. Alowen, der Sonnenschein und Stammhalter ihres Mannes, hatte das goldblondes Haar ihres Mannes und die dunkelbraune Augen, seiner Mutter. Seine Schwester Alowin war genau das Gegenteil von ihm. Sie hatte das blauschwarze Haar ihrer Mutter und türkisfarbene Augen ihres Vaters geerbt.

Tränen liefen aus den Augen der unglücklichen Mutter, die froh war, die schwere Geburt so gut überstanden zu haben. Schon während der Schwangerschaft hatte sie sich vielen Untersuchungen der Heiler stellen müssen, da sie viel zu dick wurde. Sie hatte immer Hunger und einfach gegessen, deshalb wuchs ihr Bauch zu einer ungewohnten Größe heran. Böse Ohmen sahen die Heiler in diesem Bauch heranwachsen. Man sagte ihr, dass sie zwei Kinder gebären würde. Eines, wenn nicht sogar beide Kinder müsse man töten, wenn aus der Geburt nicht Böses erwachen sollte. Morgen schon würde der Rat darüber entscheiden, welches der Kinder leben und welches sterben sollte. Sie liebte beide Kinder gleichermaßen und sie konnte nicht zulassen, dass man eines der Kinder einfach abschlachtete, nur weil es die Heiler im Rat so beschlossen hatten. Niemals würde sie dies zulassen, sie würde um das Leben beider Kinder kämpfen. Flehentlich sah sie deshalb immer wieder zu ihrem Mann, der genauso hilflos wie sie, vor den beiden Wiegen stand.

Mit den Zwillingen hätte sich der Rat vielleicht noch arrangieren können. Warum nur waren es nicht zwei Jungs oder zwei Mädchen geworden? Warum nur mussten beide auch noch so unterschiedlich ausschauen? Wieso soll eines der Kinder böse sein? Wie wollen die Heiler und Ratgeber nach den wenigen Stunden wissen, wie die Kinder einmal sein würden? Fragen über Fragen gingen Ibenîr Taleri, den Vater der Kinder, durch den Kopf. Er verstand ja die Sorgen des Rates. Trotzdem war er der Meinung, man sollte den Kindern eine Chance geben. Erst in wenn die Geschwister groß geworden waren, konnte man einschätzen, wie sie sich entwickeln würden. Ibenîr war seinem König treu ergeben und hatte ihn in all den Jahrhunderten gut gedient. Kurzentschlossen drehte er sich zu seiner Frau um.

„Lalâdir, weine nicht mehr. Ich gehe zum König und bitte ihn um Gnade für unsere Kinder. Schließlich spielt ja auch die Erziehung, bei der Entwicklung der Kinder, eine Rolle.“

Er beugte sich hinunter zu seiner Frau, die wie gebrochen vor der Wiege Alowins saß und das Unglück immer noch nicht begreifen konnte. Lalâdir nickte unter Tränen, sie ahnte allerdings das Ibenîrs Mühen keine Früchte tragen würden.

„Versuche bitte etwas Zeit zu gewinnen, sodass ich mich von der Geburt etwas erholen kann. Bitte“, flehte sie mit bebender Stimme.

Ihr Mann küsste ihre Stirn und strich seiner Frau liebevoll über die Wange. Erhobenen Hauptes lief er aus dem Schlafgemach und eilte hinüber zum Stall, um zum Schloss seines Herren aufzubrechen. Es war noch früh am Morgen, der Duft des nahenden Frühlings lag in der Luft und die ersten Sonnenstrahlen suchten sich den Weg aus dem Himmel, um ihm die Wege zu erhellen. Im gestreckten Galopp jagte er seinen Hengst Silberbart über die Hügel, denn er würde bis zu Zenit der Sonne brauchen, um das Schloss zu erreichen. Hoffnung machte sich in seiner Brust breit und das erste Mal seit der Geburt der Kinder konnte er sich über diese kleinen zarten Wesen freuen. Er sah seinen Sohn schon als einen gut ausgebildeten Ritter an seiner Seite kämpfen und seine Tochter als Zauberin oder Heilerin, sie begleitend und beschützend neben ihm. Dies alles gab ihm Kraft und Mut.  

 Langsam zog die Dunkelheit über das Land und mit der Dunkelheit kehrte die Angst zu Lalâdil zurück. Wo blieb nur ihr Liebster? Das Gespräch mit dem König konnte doch nicht so lange dauern. Ibenîr hätte schon längst zurück sein sollen. Immer wieder erhob sich die Mutter und sah nach ihren Kindern und ging hinüber zum Fenster, um hinunter zum Hof zu schauen. Müde legte sie sich in ihr Bett. Allerdings fand sie keine Ruhe und erst Recht keinen Schlaf, die Sorge um ihre Kinder war viel zu groß. Endlich kurz vor dem Morgengrauen, kam Ibenîr zurück, sie hörte das Tor zum Stall und die leisen Schritte von Silberbart und ihrem Mann. Sie ahnte Schlimmes.

Ibenîr schlich sich in das gemeinsame Schlafgemach, wie ein Dieb. Er war die ganze Nacht herum geritten, weil er nicht wusste, wie er seiner Frau und der Mutter seiner Kinder die schlechte Nachricht überbringen sollte. Er hatte Angst, nicht nur um seine Kinder, sondern auch davor, seine Frau zu verlieren. Er liebte diese abgöttisch und wusste, der Tod der Kinder, würde ihr das Herz brechen. Traurig sah er in die beiden Wiegen und gab beiden Kindern ein Küsschen auf die Stirn. Dann drehte er sich zum Bett seiner Frau herum und setzte sich darauf. Lange sah er sie schweigend an und mit jeder Minute wurde es ihm schwerer ums Herz.

Ganz leise fing er an zu sprechen. „Der König hat mich sofort empfangen…“

„Warum,…“

„Bitte lasse mich reden. Es ist sowieso schon schwer genug. Unterbrich mich bitte nicht“, bat Ibenîr seine Frau mit leiser Stimme und Tränen in den Augen. „Der König hat mich sofort empfangen und sich mein Anliegen angehört. Er kommt dich in zehn Tagen besuchen, bis dahin hast du Zeit, dich von den Kindern zu verabschieden. An der Tatsache, dass sie beide sterben müssen, lässt sich nichts mehr ändern. Sie würden nur Tod und Unglück über das Land bringen. Der König hat mir von einer Prophezeiung erzählt, die unsere Vorfahren, die Niaome, niedergeschrieben haben. In der heißt es …“, tief holte Ibenîr Luft. „Eines Tages ....“, genau erzählte er seiner Frau, was er vom König erfahren hatte. Immer wieder blickte er traurig zu seinen Kindern.

Ein unterdrücktes Schluchzen brachte ihn dazu, seiner Frau einen Moment zu geben, um das Gehörte zu verarbeiten. Eine Frage ließ ihn heute den ganzen Tag nicht los, auf die er keine Antwort wusste. Warum nur musste ihn solch ein Schicksal ereilen?

Vor über einen Jahrhundert fiel der goldene Mond vom Himmel auf Narog, seit dieser Zeit, dies wurde ihm schmerzhaft klar, wurden auf Befehl des Königs alle Zwillinge getötet. Es war also schon geschehen! Wieso wollte man seine Kinder jetzt noch töten?

Ibenîr sah den Grund nicht ein. Worin bestand die Gefahr, für seine Welt, wenn sich die Prophezeiung schon erfüllt hatte? Der Elb hatte heute den ganzen Nachmittag und die Nacht darüber nachgedacht, er wusste das erstmals in seinem langen Leben, und er war jetzt schon zweitausendeinhundertfünfundsechzig Jahre alt, nicht was er tun sollte. Er musste seine Kinder beschützen, das war ihm klar. Aber er sollte auch seinem König treu dienen.

Ibenîr nahm seine weinende Frau in den Arm und hielt sie einfach fest. Kein Wort, das er hätte sagen konnte, würde ihr den Schmerz nehmen, deshalb schwieg er lieber. Lange saßen sie Arm im Arm da und weinten gemeinsam, um ihre gerade geborenen Kinder. Darüber fielen beiden in eine kurze nicht sehr erholsame Erholungsphase, in der sie ein wenig zu sich kamen. Als wenn die Kinder merken würden, dass ihre Zukunft von nun an, von den Entscheidungen dieser beiden Elben abhing, schliefen auch die Kinder bis die Sonne im Zenit stand. So konnten die Eltern sich etwas erholen und wieder zu sich finden. Vor allem hatten sie sich soweit beruhigt, dass sie wieder klar denken konnten. Sie gingen gemeinsam das Problem an.

Pasek

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Die Höhlensysteme an den Steilküsten, der Bucht von Karu, des Kira und den angrenzenden Wäldern, wird hauptsächlich vom Volk der Kakurne bewohnt, den sogenannten Stein- oder Waldkatzen. Dies ist ein stolzes und sehr friedliebendes Volk, das stets freundlich und zuvorkommenden zu ihren Nachbarn waren und heute noch sind. Sie gehören zu den Ureinwohnern des kleinen Kontinentes Paseks, der im Laufe der Jahrtausende zerfiel, und sich heute in Pasek und Karu unterteilt.

Die Ureinwohner Paseks, nennen sich noch heute Kakurne, und sind eigenartig anzuschauende Wesen. Sie gleichen teils den Elben, haben jedoch auch viele Ähnlichkeiten mit Katzen. Das Volk der Pasko dagegen, sind Nachfahren der Niamphen, der ältesten auf Nanrog lebenden Elben. Vor mehreren tausend Jahren wurde durch die Pasko die Stadt Pasek, die heute nur die goldene Stadt genannt wurde, erbaut. Dort herrscht ein buntes Treiben, der Bevölkerung ging es gut. In der Hafenstadt Pasek, die in der Bucht von Karu lag, herrschte reger Verkehr, nicht nur zu Wasser, sondern auch auf den Landwegen. Der Handel blühte und wer Tumult und Lärm liebt, war dort genau richtig. Das bunte Treiben in den Straßen und Gassen, auf den Märkten und Basaren, zog viele Händler an, die auf ganz Pasek und Karu, die Waren zum Verkauf feil boten.

Allerdings sah man nur wenige Kakurne in der Stadt, in der es von Leben nur so wimmelte. Pasek, die goldene Stadt mit ihren vielen Türmen und Sehenswürdigkeiten, war das Reich der Elben. Die ihre kunstvoll gemalten Bilder oder ihre prachtvollen Kleider darboten. Die feingewebten Stoffe und prachtvoll verzierten Krüge, Schalen und Becher, konnten sich keiner der Ureinwohner leisten, dazu waren diese viel zu teuer.

Die Kakurne zogen das einfache Leben in den Wäldern und die Ruhe, dem Lärm und Treiben in Pasek, vor.

In der Hafenstadt Paseks, die an der mittleren Nordküste des gleichnamigen Kontinents lag, waren Bootsbauer, Architekten, Seeleute, Studierende und Handwerker zu Hause. Man fand in der Stadt auch einige Krieger und Jäger, die für den Schutz und die Versorgung der Stadt zuständig waren. Dies war jedoch die Minderheit. Der größte Teil der Bewohner der Stadt Pasek, nannten sich Pasko und waren Elben und sie waren auf das unmittelbar angrenzende Gebiet der goldenen Stadt beschränkt. Die wenigstens Pasko trauten sich weit in den unbezwingbaren dichten Wald hinein. Deshalb lebten in den Wäldern rund um die goldene Stadt, fast ausschließlich Kakurne.

Die Katzenelben, wie die Urbevölkerung liebevoll von den Bewohnern der Hafenstadt genannt wurde, bevölkerten die riesigen Wälder, rund um die goldene Stadt. Nur wenige Pasko, zog es in den wilden Wäldern, die kaum erschlossen waren. Das Verhältnis der Pasko, zu den Ureinwohnern Paseks war freundschaftlich und man respektierte sich gegenseitig. Der Handel zwischen den Völkern blühte allerdings. Auf diese Weise kamen die so verschiedenartigen Völker gut miteinander aus.

Der Ursprung der Katzenelben, war unbekannt. Keiner der Bewohner der Insel Pasek, konnte darüber etwas Genaueres sagen. Geschichtskundige behaupteten, dass die Kakurne, nach der ersten großen Katastrophe auf Nanrog, von ihrem eigentlichen Volk getrennt wurde. Aber niemand wusste wirklich, ob es sich tatsächlich so zugetragen hatte. Das Wissen über die Zeit vor der ersten großen Katastrophe ging in den Jahrtausenden leider nach und nach verloren. Es gab keine schriftlichen Überlieferungen von damals mehr.

Diese Unterlagen über die Entstehungsgeschichte und den Ursprung alle Völker Nanrogs, wurden in Nan’thor aufbewahrt. Während der Katastrophe versanken die Bibliotheken und damit das meiste Wissen im Wasser, genauso wie die Stadt der Weisen und Gelehrten, Nan’thor selber. Sie verschwand in den Fluten des Meeres und keiner weiß wohin diese verschwunden waren. Nur in alten Liedern und Sagen wurden die Schönheit Nan‘thors und die Größe ihrer Bibliotheken noch besungen.

Deshalb akzeptierte man das Volk der Kakurne, so wie sie waren. Denn auf Aquamarin, dem Land des Wassers, der Flüsse und Meere, gab es kein zweites Wesen dieser Art. Innerhalb dieses Volkes der Kakurne, herrschte ein unwahrscheinlich starker Zusammenhalt. Es gab auf Pasek keine Kriege oder Auseinandersetzungen, innerhalb dieses Volksstammes oder mit den Paskos. Trotzdem es feste, von einander abgetrennte Territorien der einzelnen Clans gab. Jede Sippe der Kakurne besaß sein eigenes Terrain. Man respektierte die Grenzen des Nachbarn und half sich gegenseitig. Drangen diese in ein fremdes Territorium ein, wurden sie höflich zum Verlassen aufgefordert und taten dies auch, ohne Diskussion.

Die fünf große Clans, der Kakurne, die auf Pasek lebten, hielten nichts von tätlichen Auseinandersetzungen.

Der Clan Karu lebte auf dem nördlichen Teil der Insel. Sie waren in Pasek als die Steinkatzen bekannt. Sie waren kräftiger von der Gestalt als die übrigen Clans auf Pasek.

Im Westen lebte der Clan Seka, die in großen Siedlungen entlang der flachen Küsten und in den angrenzenden Wäldern, dieses Teiles der Insel lebten.

Der Clan Akar lebte in den Wäldern, südlich von Pasek. Diese Sippe war sehr scheu und die kleinsten der Kakurne, die sogenannten Baumkatzen.

Die Kakurne des Clans Pako, die Waldkatzen, waren flinke Läufer und lebten entlang der Steilküste im Osten Paseks. Je nach Örtlichkeiten lebten die Pakos, die größten Kakurne, in den Bäumen oder am Boden, nutzten jede Möglichkeit, welche die Steilküste der Insel bot, um ihre Behausungen zu bauen. Sie waren nicht nur gute Läufer, sondern auch exzellente Jäger.

Egal, welchen der Clans die Kakurne angehörten, sie achteten einander und geriet jemand in Not, gab man sich Unterstützung.

Eingesäumt von den drei Clans, Pako, Seko und Akar, lebte der Clan der Pasek. Bei den Paskos, wie man die Mitglieder der Sippe Pasek auch nannte, handelte es sich nicht nur, um Kakurne, sondern zu diesem Clan gehörten auch alle Bewohner der goldenen Stadt, egal welcher Rasse sie angehörten.

Einer Legenden nach, strandete während der ersten Katastrophe ein Schiff der Elben, dort wo man später die Hafenstadt Pasek erbaute. Diese Elben waren mehr tot als lebendig, als sie von den Kakurnen gefunden wurden. Die Schiffbrüchigen wurden gesund gepflegt und das Land und die Bewohner von Pasek, gefielen den Gestrandeten so gut, dass sie Pasek nie wieder verlassen wollten. Deshalb gründeten sie die Stadt Pasek, mit ihren goldenen Palästen und lebten sie seit damals, in Frieden und Eintracht mit dem Kakurne. Das Land war groß genug, für alle und man half sich gegenseitig so gut man eben konnte. Der Hauptteil der Bevölkerung des Clans Pasek, zu denen ja auch die Pasko gehörten, lebte in der Stadt am Hafen. Es gab nur sehr wenige und auch nur kleine Siedlungen der Pasko, in den Wäldern. Da diese sehr unwegsam waren und es keine Straßen oder Wege durch die Wälder gab. Diese elbischen Sippen lebten in stiller Eintracht mit den übrigen Kakurne des Clans Pasek, teilweise vermischte sich die Bevölkerung in den Wäldern und ergänzte einander. Der Clan Pasek, war der kleinste Clan der Kakurne auf Pasek. Im Laufe der Jahre entwickelte sich ein reger Handel zwischen den Elben und den Kakurne, der Sippe Pasek, deshalb waren diese oft als Händler zwischen den einzelnen Clans unterwegs und vertrieben Waren, aus allen Teilen Nanrogs.

 Jeder der in ein Dorf der Kakurne kam, wurde freundlich aufgenommen und wurde zuvorkommend behandelt. Das wenige was man besaß wurde geteilt und die Rasse des Hilfesuchende spielte dabei keine Rolle. Allerdings bekamen die Kakurne nur sehr selten Besuch von Fremden. Denn die Wälder auf Pasek und Karu, waren sehr dicht und es gab nur wenige feste Wege, die durch diese Wildnis führen. Fremde fanden deshalb nur selten zu den Siedlungen und wurden stets freundlich willkommen geheißen oder ebenso freundlich abgewiesen. Wobei das Letztere, bis jetzt noch nie vorgekommen war. Da man sich stets über die Abwechslung freute, die Fremde in die Siedlungen brachte. Dies bedeutete Neuigkeiten aus der Ferne und brachte etwas Aufregung, in den ständigen Kampf ums Überleben des Waldvolkes. Umso weniger verstanden die Bewohner der Siedlung, die Reaktion des Rates der Alten, auf den Besuch und das Hilfegesuch, der Elbenfamilie.

Im Rat der Alten waren die Weißen aller fünf auf Pasek lebenden Clans vertreten. Dieser wurde immer dann um Rat gefragt, wenn es galt Entscheidungen zu treffen, die das Wohl ganz Paseks oder Aquamarins betrafen. Fassungslos sahen deshalb nicht nur die Elben, sondern auch die Clanmitglieder, den Ältesten des Dorfes Kija an. Noch niemals wurde von den Kakurne, jemand der um Hilfe bat, fortgeschickt.

Lalâdi und Ibenîr vom Clan der Taleri, stammten von der Insel Barda und trauen ihren Ohren nicht.

„Siisii-Ku ihr schickt meine Frau und die Kinder in den Tod“, stellte Ibenîr traurig fest. „Es ist bald die Wintersonnenwende. Es ist eisig kalt, dort draußen in dem Wald. Bitte gewähre uns Obdach, bis zum Frühjahr. Dann verschwinde ich sofort aus dem Dorf. Ich bitte dich nicht um meinetwillen, sondern wegen meiner Kinder.“

Lalâdi drückt Alowen an ihre Brust und streichelte mit der anderen Hand Alowin, die schreiend vor Hunger, im Tragetuch hing. Seit heute Morgen waren die vier hier im Dorf und hatten so auf die Hilfe der Kakurne gehofft.

„Es tut mir leid. Der Rat hat so es beschlossen. Bitte verlasst unser Dorf, sofort“, wies Siisii-Ku, der Älteste des Dorfes, die Elben ab. Er war nicht in der Lage, Ibenîr dabei in die Augen zu sehen. Traurig sahen die Eltern auf die halb erfrorenen Kinder. Sie selbst, hatten dieser eisigen Kälte kaum noch etwas entgegen zu setzen. Wie sollten es dann die erst wenige Wochen alten Kinder schaffen.

„Warum? Habt doch Erbarmen … Bitte ...“

Ein Kopfschütteln seitens Siisii-Ku unterbrach den Vater.

Der Elb winkte resigniert ab, lief auf seine Frau zu und nahm ihr Alowen ab. Völlig verzweifelt verließen die beiden Elben das Dorf und liefen wieder hinein, in den winterlichen Wald. Sie mussten vor Einbruch der Nacht eine Höhle finden, sonst würden sie diese Nacht, alle vier nicht überleben.

Siisii-Ku sah traurig den Elben hinterher. Er war an den Befehl des Rates gebunden, der untersagte ihm die Elben im Dorf aufzunehmen. Der Ku und damit der Älteste im Dorf wandte sich an einen seiner besten Jäger und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sofort verschwand dieser zwischen den Bäumen und wart nicht mehr zu sehen.

Die Taleris liefen so schnell es der Schnee und ihre Kraft zuließ, zwischen den Bäumen in Richtung Süden, denn dort hatten sie heute Morgen, noch vor Sonnenaufgang eine kleine, aber schützende, Höhle verlassen. Diese mussten sie vor Einbruch der Nacht wieder finden und vor allem erreichen. Ein Schatten folgte den Elben, leise und nur für geübte Augen sichtbar.

Normalerweise, wäre den Elben dies nicht entgangen, aber sie waren so voller Zorn und Verzweiflung, dass sie in der Nähe des Dorfes nicht sehr aufmerksam waren. Sie kämpften viel zu sehr gegen ihre Emotionen, wie Verzweiflung, Wut und Trauer. Denn die Eltern wussten, dass die Kinder jetzt keine Zukunft mehr hatten. Lalâdi und Ibenîr hatten ihre ganze Hoffnung in die Kakurne gesetzt. Noch nie, solange sich die Elben erinnern konnten, war jemand vom Volk der Katzenwesen ohne Angaben von Gründen abgewiesen wurden. Lalâdi weinte ständig, sie hatte Angst um ihre beiden Kleinen. Ibenîr versuchte seine Frau so gut es ging zu beruhigen. Es gab noch drei andere Clans der Kakurne in der Region um Pasek. Der Vater wollte die Hoffnung noch lange nicht aufgeben.

„Weine nicht, Lalâdi. Ich werde morgen alleine losgehen und es bei einem anderen Dorf in einem anderen Clan versuchen. Noch ist nicht alles verloren“, machte der Elb seiner Frau immer wieder Mut.

Langsam, nach über einer Stunde, beruhigte sich Lalâdi etwas. Völlig unerwartet und zum Schrecken Ibenîrs, dem jetzt erst bewusst wurde, wie achtlos er war, trat ein Jäger der Kakurne aus dem Schatten eines Baumes, vor die Taleris.

„Wartet“, flüsterte der Jäger leise. Achtsam sah er sich um.

Nach einer Weile war er sich sicher, dass niemand in ihrer Nähe war. Der Jäger des Stammes, wurde von Siisii-Ku hinter den Taleris her geschickt, um diese zu beschützen und ihnen behilflich zu sein. Ibenîr zog, als er des Jägers der Kakurne gewahr wurde sein Schwert, um Frau und Kinder zu verteidigen. Erschrocken blieben die Elben stehen.

„Was wollt ihr von uns? Wollt ihr uns beim Sterben zusehen und euch an unseren Verenden laben?“, herrschte Ibenîr den Jäger des Kakurne Stammes wütend an.

„Ich verstehe euren Zorn, Ibenîr vom Clan der Taleri. Steckt das Schwert weg! Von mir geht keine Gefahr für euch und eure Familie aus. Verzeiht, dass ich euch erschreckt habe. Ich bin Kooroo, Jäger vom Clan der Karu“, stellte sich der Verfolger erst einmal vor. „Ich verstehe sehr wohl, euren Zorn, Ibenîr vom Clan der Taleri“, wiederholte sich Kooroo. „Auch wir verstehen die Entscheidung des Rates nicht und heißen diese nicht richtig. Deshalb schickt mich Siisii-Ku, der Älteste unseres Dorfes, um euch Hilfe zu geben. Er ist der gleichen Meinung wie wir, dass die Entscheidung des Rates falsch ist. Siisii-Ku, wie auch ich, können nicht mit eurem Tod leben. Der Rat hat uns zwar verboten euch im Dorf Obdach zu geben, aber er hat uns nicht verboten euch zu beschützen. Ich musste nur warten, bis die Wachen, die euch beobachtet haben, zurückkehrten zum Rat. Dies war notwendig, um mein Dorf und unseren Clan zu schützen. Erst dann durfte ich mich euch zeigen. Verzeiht also mein langes Zögern. Es war nur zu eurer und unserer Sicherheit. Folgt mir bitte. Schnell. Niemand wird vom Clan Karu im Stich gelassen, wenn er Hilfe braucht. Eure Kinder und auch ihr braucht dringend Hilfe, sonst seid ihr alle des Todes. Eilt euch bitte, es ist schon spät und unser Weg ist weit.“

Verwundert sahen sich die Eltern an und schöpften wieder etwas Hoffnung. Der Krieger hatte Recht, es war wirklich schon sehr spät und noch eine Nacht im Freien würden sie alle nicht überleben. Deshalb nahmen die Taleris die Hilfe des Jägers an. Denn sterben würden sie in wenigen Stunden sowieso, sie hatten keine Chance, die Höhle vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Kooroo nahm Lalâdi das schwere Bündel ab, so dass die völlig erschöpfte Elbin nur noch das Kind tragen musste. Erleichtert und dankbar nickte sie, zu müde, um zu sprechen. Über eine und eine halbe Stunde folgten sie dem Jäger, im zügigen Tempo und legten so ungefähr fünf Meilen bis zum Dorf zurück. Sie liefen einen großen Bogen, um das Dorf und dann weiter in Richtung Norden. Kooroo trieb die Elben die sichtlich erschöpft waren, immer wieder zur Eile an, denn es war schon die dritte Stunde nach Mittag und sie hatten noch fast fünfzig Meilen zu laufen. Lalâdi und auch Ibenîr liefen im hohen Tempo hinter ihren Führer her. Einen Tempo, das den Elben unter normalen Umständen nichts ausgemacht hätte. Aber sie waren am Ende ihrer Kraft, sie brauchten dringend einige Tage Ruhe. Plötzlich, kurz vor Einbruch der Nacht, standen sie am Rand einer tiefen Schlucht und folgten, nahe dem Abgrund, dem Jäger. Den Taleris wurde klar, weshalb Kooroo solch einen Druck gemacht hatte. Trotz der guten Augen und der Fähigkeit des scharfen Blickes, wären sie hier auf diesen Pfaden verloren gewesen. Sie würden in der Dunkelheit der Nacht, nicht einen Meter weit kommen, ohne in die Schlucht zu stürzen. Am Grunde der tiefen Schlucht floss dosend die Kira, einer der großen Ströme auf Aquamarin. Keine zwanzig Schritte, nach dem sie den Wald verlassen hatten und kaum sichtbar, für das nicht wissende Auge, von Lalâdi und Ibenîr, führte ein, nur einige Fuß breiter und künstlich angelegter Pfad nach unten in die Schlucht.

„Lauft immer nahe der Wand und seid vorsichtig. Dieser Pfad ist oft glitschig und vereist“, warnte Kooroo, die ihm folgenden Elben, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.

Ewig dauerte der Abstieg über die engen Pfade, da man sehr vorsichtig laufen musste. Aller dreihundertfünfzig Fuß Höhenunterschied, kam ein Podest und eine Kehre. Am liebsten hätten die Elben etwas gerastet, aber Kooroo trieb sie vorwärts. Ihr Führer tat das mit Recht, je tiefer die Elben und der Kakurne hinabstiegen in die Schlucht, um so weniger sahen sie. Es schien, als nehmen der Pfad gar kein Ende. Immer an der Felswand entlang, gingen und zum Schluss tasteten sich die drei, bis zum nächsten Podest, um in einer Kehre in der anderen Richtung weiter nach unten zu laufen. Plötzlich und völlig unerwartet für die Taleris blieb Kooroo am Ende des Pfades, vor einer weiteren Felswand stehen. Hier ging es nicht weiter. Zur Verwunderung der Elben, lief der Jäger einfach in diese Wand hinein und blieb stehen. Er reichte den Elben seine Hände. Zögerlich fassten diese danach und folgten ihrem Führer. Sie liefen einfach durch die Felswand. Erleichterung machte sich in den Elben breit, als sie auf einmal in einer riesigen Höhle standen, in der es warm war und hell. Kaum, dass die Elbin die Höhle betreten hatte, brach sie zusammen. Kooroo fing sie auf, bevor diese auf den Boden schlug. Der Jäger fasste Lalâdi um die Taille, um diese zu stützen.

„Hier könnt ihr erst einmal bleiben. Bis wir eine andere Lösung gefunden haben. Nehmt dieses Amulett, es wird euch die Höhle öffnen und sie für Fremde verschließen, so seid ihr hier in Sicherheit. Fürs erste jedenfalls“, erklärte Kooroo den erschöpften Elben.

Bei der Höhle handelte es sich um das Winterlager des Dorfes Kija. Kijaw war eine helle durch Barilsteine ausgeleuchtete Höhle, in der Nähe einer Therme und hatte so eine natürliche Heizung. Außerdem besaß diese Höhle mehreren Feuerstellen und viele Lagerstätten. Ibenîr legte seinen Rucksack ab und nahm dafür seine Frau auf den Arm. Er brachte sie zu einem Lager und legte sie vorsichtig darauf. Gab ihr die Kinder in die Arme. Kooroo brachte mehrere dicke Felle. Völlig erschöpft begab sich die Mutter in eine tiefe Meditation, die ihr zu neuen Kräften verhelfen sollte.

„Danke“, brachte Ibenîr mühsam hervor und erntete ein Lächeln des Kakurne.

Kooroo sah den Elben an, wie erschöpft sie waren. Er würde etwas tun müssen, damit die Taleris wieder zu Kräften kamen. „Bleibt hier, bitte verlasst in der Nacht diese Höhle nicht. Der Aufstieg ist des Nachts nicht ungefährlich. Ich besorge euch etwas zu Essen“, bat der Jäger. „Dann reden wir.“

Freundlich lächelnd nickte er den beiden Elben zu und verschwand sofort aus der Höhle. Selbst wenn die Taleris gewollt hätten, sie waren nicht mehr in der Lage, auch nur noch eine Meile zu laufen. Der klirrende Frost und die Strapazen der letzten Wochen, forderten ihren Tribut. Auch Ibenîr war völlig erschöpft von der Flucht. Er ließ sich auf dem Lager seiner Frau nieder, um diese zusätzlich zu wärmen und begab sich sofort in eine tiefe Meditation, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie hatten nicht einmal mehr die Kraft nach den Kindern zu sehen, so erschöpft waren er und seine Frau. Einige Stunden später, also in der tiefsten Nacht, wurden die Taleris von einem wohligen Duft geweckt. Etwas erholter erhoben sich die Beiden, nahmen ihre Kinder auf und liefen, zum Feuer. Über diesem hing ein Kessel mit Suppe, der köstlich duftete. Kooroo lachte die Elben an und deutete auf die Felle.

„Nehmt Platz, das Essen ist gleich soweit. Schaut in der Kruge habe ich für die Kleinen etwas Milch besorgen können“, erklärte er den Taleris.

„Danke“, zu mehr waren die Beiden nicht in der Lage.

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Etwa zur gleichen Stunde in dem sich Kooroo den Elben zu erkennen gab, wurden im Dorf der Kakurne, Holz für ein großes Feuer gesammelt und auf dem Festplatz aufgestapelt. Heute würde es ein großes Ratsfeuer geben, welches nur selten einberufen wurde. Nur, wenn es großes Problem zu besprechen und zu beratschlagen gab, wurde dieses Feuer entzündet.

Als die erste Dämmerung begann, zündete man das große Feuer an und immer mehr Besucher trafen in Kira ein. Wie stets war der Himmel dunkel und sternenlos und es wurde eine eisige Nacht. Das Feuer brannte hoch auf dem Festplatz, es leuchtete hell und brachte dadurch Licht und Wärme. Rot glühte die Glut und das Holz knistert, dadurch verbreitet es einen mystischen Zauber auf dem Festplatz des Dorfes. Alle Bewohner des Dorfes und viele Besucher hatten sich heute hier eingefunden. Gekleidet in den schönsten Fellen, waren alle Bewohner zum Ratsfeuer erschienen. Der Grund warum man das Feuer entzündete war der Zweifel, an der Richtigkeit, der Entscheidung des Rates.

Keiner im Dorf, konnte die Entscheidung des Rates der Alten verstehen. Das Murren des Clans wurde so laut, dass man das Ratsfeuer anzündete und die Fragen klären musste. Man wollte und musste dem Volk erklären, weshalb man gegen die eigenen Gesetze verstieß. Das Volk war wütend.

Eines der wichtigsten Gesetze der Kakurne lautete, dass jeder der nach Hilfe fragte, diese auch bekam. Dies machte das Volk der Kakurne aus und brachte ihnen viele Freundschaften, aber auch oft Ärger ein.

Heute am frühen Vormittag jedoch, entschied sich der Rat der Alten dazu, gegen dieses Gesetz zu verstoßen. Man verwies das elbisches Ehepaar mit zwei Neugeborenen Kindern des Dorfes. Keiner verstand das Verhalten des Rates, denn die Elbin war sehr schwach und wirkte kränklich. Die Kinder schrien vor Hunger, auch der Elb sah geschwächt und heruntergekommen aus. Etwas Ungewohntes beim Volke der Taleris. Die stets auf ihr Äußeres bedacht waren und keine Sorgen kannten. Man sah den Elben an, dass sie schon lange auf der Flucht waren. Sie waren dem Tod näher als dem Leben. Vor allem musste schon etwas Schlimmes geschehen, dass jemand aus diesem Volk um Hilfe bat.

Da das Volk der Kakurne bekannt dafür war, dass sie sehr entgegenkommend und hilfsbereit waren, fand man in der Not immer Obdach und Rat. Auch dann, wenn man nicht zum Volk der Kakurne gehört. Aus diesem Grund wandten sich die Elben, offen und ehrlich, um Hilfe an den Rat und baten darum, sie für eine gewisse Zeit aufzunehmen. Keiner im Dorf und der in der Nähe lebenden Clans verstand, dass man die sichtlich erschöpften Elben einfach wegschickte. Vor allem, weil sie so ehrlich waren und mit offenen Karten gespielt hatten. Eine unbändige Wut machte sich unter den Kakurne breit und man berief das Ratsfeuer ein. Lautes Trommeln und die Gesänge der Rufer hörte man über viele hunderte Meilen. Sie wurden von Ort zu Ort weiter gegeben. Selbst aus Seka, war eine Gruppe von Kakurne eingetroffen, die genau wissen wollte, was sich hier im Dorf ereignet hatte.

Seit der frühen Mittagsstunde erschallte in ganz Pasek dieses Lied. Viele waren gekommen, denn die Entscheidung legte sich bei vielen der Kakurne auf den Magen. Der falsche Entschluss des Rates der Alten, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Er war ungerecht und forderte den Tod von zwei unschuldigen Kindern.

Kinder galten im Volk der Kakurne, als das höchste Gut. Egal weshalb man die Elben des Dorfes verwies, den Kindern hätte man Obdach gewähren müssen. So war die eindeutige Meinung aller Kakurne, außer der des Rates. Dem Rat der Alten in Pasek gehörten allerdings auch Elben an und das Ratsoberhaupt der Alten, war ein Elb. Ein Kakurne so die Meinung aller, hätte diese Entscheidung niemals getroffen. Nicht auf diese barbarische Weise.

Dunkelheit zog über den Festplatz, die letzten Gäste waren eingetroffen und das Feuer loderte hell. Neben dem Feuer standen Körbe mit Gemüse und Früchten und Krügen voller Met. Daneben lagen lange Stöcke, an denen man dies alles braten konnte. Fladenbrote wurden gebracht und der Gesang des Liedes, nahm eine andere Melodie an. Jeder der zum Ratsfeuer kam, brachte eine Kleinigkeit mit, so dass es niemanden belastete, im Winter so viele Gäste zu bewirten.

Das Feuer des Rates war eröffnet.

Noânti der Älteste des Clans der Pasek und der Ratsherr über Pasek, begann das Lied "Der Klage und der Frage" zu den Rhythmen der Trommeln zu singen. Dongdong … Dingding … Dong, Dandan … Damding … Dan, Däungdäung … Dingdam … deram, wiederholte sich der Rhythmus der Trommeln immer wieder. Dazu sang der Alte ein Lied aus vergangen Zeiten, deren Worte kaum jemand der Kakurne verstand. Denn dies waren nicht ihre Worte, auch wenn diese Lieder schön klangen, waren dies elbische Lieder. Sie berührten nicht die Herzen eines Kakurne. Langsam kehrte Ruhe am Feuer ein und alle summten die Melodie mit und bewegten sich im Takt der Trommeln.

Plötzlich hob Noânti die Hand und alle hielten inne. Man hätte ein Blatt auf den Boden aufschlagen hören, wie ein Donnerschlag. So ruhig wurde es mit einem Schlag.

„Das Feuer des Rates wurde von den Clan der Karu entzündet. Dieses Mal ist es das Feuer der Wut. Man versteht nicht, weshalb der Rat befahl, die Taleris in den Tod zu schicken. Drum höret euch an, was ich euch zu sagen habe.“

Wieder begannen die Trommeln zu schlagen und wieder begann der Singsang des Alten. Die Ruhe der Kakurne blieb. Diese trauten sich kaum zu atmen.

Siisii-Ku der beim Rat der Alten saß, machte sich seine Gedanken. Er verstand das Volk der Niamphen und der Pasko einfach nicht. Warum machte dieses Volk aus allem eine Zeremonie? Lag es daran, dass sie so lange lebten und von daher nie unter Zeitdruck litten. Bei ihm wäre es eine kurze und klare Ansage geworden. Noânti dagegen kam einfach nicht zum Punkt und verschwendete hier Zeit, die man nützlicher hätte einsetzen können. Eine kleine Ewigkeit verstrich und die Kakurne musste den Singsang Noântis lange ertragen, bis dieser sich entschloss das Singen zu beenden. Auf sein Zeichen hin schwiegen die Trommeln und der Elb begann zu berichten.

„Die Welt Nanrog, zu der wie jeder von euch weiß, Aquamarin, Artica und Naru gehören, haben schon viele Zeitalter durchlebt. Seit dem letzten großen Kriegen des fünften Zeitalters auf Nanrog und Aquamarins, dem großen Krieg der Drachen, leben alle Wesen dieser Welt in Frieden miteinander. Die sieben Götter … Nimon, die Göttin des Sieges … Zauro, der Gott des Krieges … Simael, die Göttin des Schicksals … Konoman, der Gott des Berges … Mador, der Gott der Zwietracht … Elenor, der Gott der Hoffnung … Oraoman, der Gott des Hasses … hatten ihren Frieden mit den Wesen dieser Welt geschlossen und wollten erreichen, dass niemals wieder jemand die Waffe gegen seinen Nachbarn erhob. Um den Frieden zu besiegeln und dafür zu sorgen, dass es nach der verheerenden Katastrophe des fünften Zeitalters, nie wieder einen Krieg auf dieser Welt geben würde, sanden die Götter, den Sehern diese Welt eine Botschaft, die diese Welt für immer vereinen sollten. Dies geschah kurz nach der Schlacht von Zua, in der dieses Land fast vollkommen zerstört wurde und die Drachen das Volk von Zua fast vollkommen ausgerottet hatten. Im Jahr 3451 des Fünften Zeitalters hatten alle Seher, von Nanrog zur gleichen Zeit, die gleiche Vision. Nur einen Mondumlauf später versammelten sich die Führer der Völker Aquamarins und schlossen sich zu der Aquinoranischen Allianz zusammen. Mit dem Zusammenschluss der Völker, begann das sechste Zeitalter, das Zeitalter des Friedens und des Lichtes. Es hieß, so lange diese Prophezeiung sich nicht erfüllte, würde man verhindern, dass es einen neuen Krieg gab. Fast einhundert fünfzig Zyklen herrscht nun schon Frieden auf ganz Nanrog und trotzdem leben alle Völker mit der Angst, dass sich die Prophezeiung eines Tages erfüllen würde. Jedes Volk verhinderte auf seine Weise, dass dies geschehen könnte …“, tief holte Noânti Luft und erhob die Stimme. „… Zehn Jahre nach Beginn des sechsten Zeitalters, verstießen schon einmal Elben gegen diese Prophezeiung und es fiel der Anan, der goldene Mond vom Himmel. Seit dem herrscht in den Wintermonden, des Nachts eisige Kälte und stockdunkle Nacht. Oraoman der Gott des Hasses, ließ vor Wut, den Wintermond vom Himmel fallen und seit dem ist nicht nur Anan verschwunden, sondern mit ihm die Sterne. Oraoman schickte nochmals, als Warnung, die gleiche Vision an alle Seher auf Nanrog. Seit dem wurde nie wieder gegen diese Prophezeiung verstoßen. Jedes Volk und jeder Clan, verhindert auf seine Weise, dass diese Prophezeiung sich erfüllt.“

Erneut fingen die Trommeln an zu singen, genau wie der Alte. Diesmal jedoch sprach er fast sofort weiter. Zuvor aber warf er ein Pulver in das Feuer, welches die Flammen hoch auflodern ließen. Die Trommeln wurden schneller und lauter und sein Singsang erhob sich zu einer unvorstellbar kraftvollen Stimme, als er die Prophezeiung verkündete.

Eines Tages werden geboren zwei Kinder, von unvorstellbarer Macht. Zwei Kinder geboren von der gleichen Mutter, eins geboren am Tag und eins in der Nacht. Zwei Kinder gezeugt von dem gleichen Vater. Sie erblicken die Welt, in einer Mondlosen Nacht. Zwei Kinder wie sie unterschiedlicher nicht sein können, das Mädchen wäre dunkel wie die mondlose Nacht und ihr Bruder hell wie der Tag. Diese Kinder bringen die Götter in Gefahr, denn beide wären Elementar. Lasset ihr zu, dass diese ihres Wesens ganze Kraft entfalten, so wird euer Leben in den Untergang gleiten. Dies würde des Landes Nanrog Untergang sein. Alles, wäre zerstört und ein Mond vom Himmel fallen.“ 

 Tiefes Schweigen herrschte über der Lichtung. Alle hielten sich, wie vorher abgesprochen, mit ihrer Meinung zurück. Noânti sah dies als Zustimmung an und war zufrieden mit dem, was er erreicht hatte. Er drehte sich um und verließ die Lichtung, um in seine goldenen Hallen zurückzukehren.

Erst als der Elb und sein Gefolge, die Lichtung und Kija verlassen hatte, brach eine ungläubige Diskussion über das Gehörte aus. Viele Fragen mussten Siisii-Ku und die anderen Kuratoren des Rates beantworten. Man einigte sich auf die weitere Vorgehensweise. Denn das Ratsfeuer, vereinte die Stämme der Kakurne. Auch wenn man die Elben akzeptierte, der Rat der Weisen, war ein Rat der Kakurne und würde nur in seinem Volk entscheiden...

Naru

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Vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzend, immer darum bemüht ja kein noch so leises Geräusch zu machen, schlichen die beiden katzenähnlichen Gestalten vorwärts. Seit fast drei Tagen waren sie auf der Suche nach dem verletzen Sipongo. Einer Antilopenart, die nur hier auf Naru lebte und ein wunderschönes, weißes und vor allem weiches Fell hatten. Die nur etwa fünfzehn Pfund schweren Tiere, mit ihren drei langen spitzen Hörnern, waren unglaublich schnell. Mit ihren zierlichen zu nennenden Körpern, waren sie um einiges kleiner, als die Artgenossen auf dem großen Kontinent. Die ein braunes struppiges Fell und nicht so schön geformte Hörner hatten. Diese Hörner waren begehrt, als Handgriffe für Dolche und Enden von Bögen.

Vor ungefähr fünfzig Jahren kamen die ersten Jäger aus Aquamarin, um Sipongos zu jagen. Viele dieser Jäger erlebten die Rückkehr in ihre Heimat nicht, denn Naru beschützte ständig seinen Bewohner und sang Eindringlingen und Mördern, ein Lied des Todes, wenn sie Zerstörung ins Land brachten. Das Horn der Sipongo wurde im Frühjahr immer abgeworfen und so konnte man sie, ohne das Tier zu töten, verwenden. Dies wussten die fremden Jäger allerdings nicht und taten sich so selbst ein Leid an.

Auf Naru konnte man nur leben, wenn man mit dem Land und seinen Völkern im Einklang war. Dieser, umso vieles kleinere Kontinent ließ es nicht zu, dass man nur des Felles oder Horns wegen tötete. Auch wenn das Fell und das Horn dieser Tiere in der anderen Welt unglaublich wertvoll war. Die Geldgier der Jäger brachte sie oft zu spät zur Einsicht, so dass sie nicht einmal die Angst vor der Legende des Todes, sie vom Töten dieser wunderschönen Tiere, abhalten konnte. Deshalb gab es zu bestimmten Zeiten, immer wieder Patrouillen, der vereinten Stämme Narus, die zum Schutz dieser Tiere, am Rand des Waldes auf Lauer lagen.

Leider verhinderte dies, wie in diesem Fall nicht, dass eins der Tiere schwer verletz wurde. Vorgestern bekamen Linlin und Nounou einen Hinweis, der sie auf die Spur des verletzten Sipongos führte. Eigentlich wollten die Beiden nur ein paar Pilze und Beeren sammeln und waren gar nicht für solch eine lange Jagd ausgerüstet. Ein verletztes Tier seinem Schicksal zu überlassen, kam ihnen nicht in den Sinn. Dies würde gegen jede Moral ihres Volkes verstoßen. Die beiden gehörten zum Stamm der Kokosinas, einem im Südosten lebenden Volkes der Canuries.

Das Volk der Canuries waren Wesen halb Elben und halb Katze. Sie waren nicht sehr groß, nur etwas fünf Fuß hoch, was einer Größe von einhundert fünfzig Zentimetern entsprach. Ihre Gestalten könnte man als zierlich, feingliedrig, aber auch muskulös beschreiben. Ihre Gesichter ähnelten denen der Elben, jedoch hatten sie um vieles breitere, fast runde Gesichter. Ihre Augen waren mandelförmig und hatten alle Farben des Spektrums und statt Haare, hatten sie Fell und die Ohren einer Katze. Obwohl sie Katzen waren, besaßen sie runde Pupillen, welches ihr elbenhaftes Aussehen verstärkte. Sie liefen auf zwei Beinen, es fiel ihnen allerdings leicht auf Bäumen zu laufen und zu klettern.

Da die Beiden vom Stamm der Kokosinas waren, handelte es sich um Tigerkatzen, die mit ihrem gefleckten, meist schwarz-goldenem Fell leicht zuzuordnen waren. Die Kokosinas waren berühmt für ihre Heilkunst und ihre Fähigkeit, Verletzte oder Vermisste aufzuspüren. Sie waren ausdauernder als jeder andere Stamm Narus, wenn es darum ging ein Ziel zu verfolgen. Vor vielen tausend Jahren, so erzählten viele Stammeslegenden, waren sie einmal gute Jäger gewesen. Diese Gene lagen ihnen noch im Blut und sie hatten Spaß, an ihrer unblutigen Art zu jagen. Auf diese Weise brauchten sich die Kokosinas nicht gegen ihre natürliche Bestimmung zu wehren und setzten jedem verletzen Tier nach. Dies taten sie auch dieses Mal. Einfach, um nachzusehen, ob es möglich war zu helfen. Dies war umso zwingender notwendig, da es sich um ein Muttertier handelte, das von seiner Herde getrennt wurde. Endlich nach drei Tagen, hatten die beiden Jäger das Tier fast erreicht.

Das Sipongo stand am Ufer eines kleinen Sees und trank sichtbar erschöpft, von dessen Wasser. Linlin die Heilerin hockte sich am Rand des Waldes nieder und begann das Uako, das Lied der Schöpfung, zu singen. Dies war eine einfache, allerdings sehr wirkungsvolle Melodie, die jedes Wesen auf Naru kannte. Das Uako konnten allerdings nur ausgewählte Personen singen, das Erlernen der Tonfolge benötigte viel Geduld und vor allem ein gutes Gehör. Man brauchte deshalb sehr lange, um diese Melodie zu erlernen. Es signalisierte allen Wesen auf Naru, dass man im Frieden kam und Heilung brachte.

Die Verbindung aller Lebewesen auf Naru war einzigartig. Naru verband jedes Wesen, ob intelligent oder nicht, mit jeder Pflanze und jedem Baum. Alles bildete eine große Symbiose. Es handelte sich hierbei, um eine einzigartige Vernetzung allen Lebens. Ceria, die Mutter Natur, die ihre Wurzen tief im Inneren Narus hatte, verband alle hier lebenden Wesen miteinander. In Zeiten der Unruhe bat Ceria ihre Kinder um Hilfe, um das Gleichgewicht des Lebens wieder herzustellen. Dies musste schon seit langer Zeit nicht mehr geschehen, denn alle auf Naru lebenden Wesen, lebten im Einklang. Die Jahrtausende hatte es vollbracht, dass man sich verständigen konnte und in vollkommener Harmonie lebte.

Die Sipongokuh hob beim Erklingen des Uako den Kopf und blickte ruhig in Richtung der Sängerin. Fast hatte man den Eindruck, dass das Tier erleichtert war, die Kokosinas zu sehen. Die Sipongo-Kuh wusste, jetzt hatte ihr Leid ein Ende. Linlin erhob sich langsam und lief auf das Muttertier zu. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf den hinteren Teil der Lende des Tieres, in dem der Rest des abgebrochen Schaftes eines Pfeiles steckte. Nounou kümmerte sich in der Zwischenzeit, um das erst wenige Tage alte Kalb und sprach beruhigend auf das Kleine ein. Linlin sprach gekonnt, die Laute des Sipongos nachahmend und beruhigend auf das verletzte Tier ein. Sie untersuchte mit aller Vorsicht die Wunde. Zum Glück konnte sie den Pfeil ohne Operation, aus der bereits stark entzündeten Wunde ziehen. Diese begann schon zu eitern. Die Verletzung war tief. Linlin vermutete, dass das Muttertier versucht hatte, den Pfeil zu entfernen. Allein jedoch, bekam es diesen nicht heraus. Dadurch hatte sich die Verletzung verschlimmert und entzündet. Das Entfernen des Pfeiles ließ die Sipongo unruhig werden.

"Warum bist du nur nicht ins Dorf gekommen? Wir hätten dir sofort geholfen. Das nächste Mal kommst du gleich zu mir. Dann musst du nicht so lange leiden", erklärte Linlin dem Tier.

Linlin musste dies dem Tier einfach begreiflich machen. Es war ein noch junges Tier und hatte durch den Angriff des Jägers, alles Vertrauen verloren. Die Heilerin begann von neuen, mit dem Summen des Uakos und erreichte dadurch, dass das völlig verstört wirkende Muttertier sich wieder beruhigte. Endlich konnte sie, durch die Kraft des Heilzaubers, die Wunde schließen und ausheilen. Zufrieden sah sie noch nach dem Kälbchen, zum Glück war mit dem Kleinen alles in Ordnung. Liebevoll graulte sie die beiden Tiere nochmals hinter den Ohren und entließen sie wieder in die Wildnis.

"Lauft ihr Zwei und findet eure Herde", rief Linlin ihnen hinterher.

Nounou hatte die Zeit in der Linlin das Kälbchen untersuchte, genutzt und bereits einige Beeren und Pilze gesammelt. Auch hatte er ein kleines Feuer vorbereitet, das er, als die beiden Tiere auf der anderen Seite des Sees im Wald verschwanden, entzündete. Die beiden Kokosinas waren völlig erschöpft von der tagelangen Suche und brauchten ein wenig Ruhe.

Das Volk der Canuries war eines der friedliebendsten Völker auf Naru und sie gehörten zu den wenigen Völkern, die sich ausschließlich von Pflanzen ernährten. Obwohl Katzen eigentlich Fleischfresser waren, so nicht die Canuries. Fleisch war auf ihren Speiseplan ein verbotenes Nahrungsmittel.

Nounou sah seine Schwester dankbar an und liebkoste ihr mit der Wange das Gesicht. Seine goldgelben Augen blickten strahlend zu Linlin. "Ich bin so froh, dass wir die Sipongo-Kuh retten konnten."

Linlin ließ ein zufriedenes Schnurren erklingen und schmuste sich an ihren nur einige Stunden älteren Bruder. Sie hatte zu ihm ein besonderes Verhältnis. Trotzdem sie Geschwister waren, hingen die Beiden fast ständig zusammen.

Sie schaute ihn mit ihren fast schwarzen Augen an, die kleinen Sprenkel hellen Grüns enthielten. "Nur gut, dass uns Alowen sofort über diesen Jäger informiert hat. In ein oder zwei Tagen, hätte ich nichts mehr für die Mutter tun können. Es war verdammt knapp. Wie kann man nur auf eine tragende Sipongokuh schießen. Ich verstehe die Welt nicht mehr", wütend brachte Linlin dies hervor.

Sie nahm sich von den Beeren die ihr Bruder gesammelt hatte. Sie war völlig ausgehungert und müde. Nounou sah seine Schwester ernst an und kaute schnell die Beeren, um sprechen zu können.

"Siehst du Linlin, genau deshalb wäre es notwendig, die Anderen bei uns aufzunehmen. Wie sonst hätten Alowen und sein Clan, uns informieren können. Es ist ihnen ernst damit, eins zu werden mit Naru. Obwohl sie nicht von hier stammen. Wenn wir zurück sind, werde ich nochmals mit dem Rat sprechen. Ihnen von dieser erneuten guten Tat berichten. Sie beweisen es immer wieder, dass sie genau wie wir, auf Naru gehören. Selbst Ceria, die Mutter Natur, hat dies schon begriffen."

Linlin nickte zu jedem Wort, welches Nounou sprach. Auch sie war der Meinung, dass man das Volk des Berges, endlich in den Rat aufnehmen sollte. Sie machten immer wieder einmal aus Unwissenheit Fehler. Ja, das war wahr. Aber sie gaben sich alle Mühe, eins mit Naru zu werden und lebten schon so viele Jahrzehnte im Einklang mit Ceria. Gerade Alowen und seine Schwester Alowin, die hier auf Naru aufgewachsen waren, bewiesen das immer wieder. Ein Lächel huschte über Linlins Gesicht und sie strich sich dabei mit der linken Hand, über ihr Ohr. Eine Bewegung die sie automatisch machte, wenn sie nachdachte. Linlin mochte die Beiden sehr. Vor allem Alowin, war ihr ans Herz gewachsen. Nicht nur, weil sie bei ihr eine Ausbildung als Heilerin machte. Solange kannte der Rat diese beiden Findelkinder schon und ihre Zieheltern, trotzdem wurden sie immer noch nicht akzeptiert. So oft schon hatte Linlin die Geschichte der Beiden gehört, die erst dachten, sie wären auch Canuries, bis sie feststellen mussten, dass sie ihnen kein Schwanz wachsen würde.

Urplötzlich musste Linlin anfangen zu lachen und hätte sich fast an den Beeren verschluckt. "Nounou, weißt du noch wie traurig Alowin war, als sie feststellte, dass unsere Kinder schon mit Schwanz geboren wurden. Ach hat die Kleine damals geweint", erinnert sich Linlin an ein Ereignis, das erst fünfzehn Jahre her war.

"Oh ja, das werde ich wohl nie vergessen. Wir haben Stunden gebraucht, um sie zu beruhigen und Wochen, ehe sie uns glaubte, dass wir sie auch mögen, wenn sie keine Canuries sind." Nounou strich sich mit der rechten Hand über sein Ohr. Diese Bewegung machte er genau wie seine Schwester, wenn er nachdachte. "Danach haben die Beiden erst festgestellt, dass es noch mehr Unterschiede zwischen uns gab. Erinnerst du dich noch daran, dass die Beiden sich oft, genau wie wir, über die Ohren strichen und ihre Gesichter aneinander rieben."

Linlin musste lachen. Wie gut konnte sie sich an all diese Dinge noch erinnern. Vor allem an die vielen Fragen, die danach kamen. Warum sind wir keine Canuries? Wieso leben wir bei dem Bergvolk und nicht bei euch? Was sind wir dann? Das Suchen nach den vielen Begründungen, warum sie trotzdem Canuries sein könnten.

"Denkst du an das gleiche wie ich, Schwesterherz?", erkundigte sich Nounou. "Oder warum lachst du so?"

"Bestimmt denke ich an das Gleiche, wie du", Linlin rollte sich zusammen und kuschelte sich an ihren Bruder. Müde von der tagelangen Suche und ausgelaugt von dem Heilzauber, murmelte sie nur noch "Nounou, ich liebe diese beiden Elben und auch ihre Retter, die Zwerge. Ich kann immer noch nicht begreifen, dass die Geschichte wahr i...", schon war sie eingeschlafen. So erschöpft war sie.

Nounou streichelte ihr vorschichtig über das Gesicht. "Jedes Wort stimmt, das Glolin erzählte. Es war eine traurige Geschichte." Auch er rollte sich zusammen und schmuste sich jetzt an seine Schwester. Sofort schlief er ein. Im Traum, zu beschäftigt mit den Gedanken an Alowen und Alowin, begann er von Beiden zu träumen.

Jeder auf Naru kannte die traurige Geschichte der Kriegskinder, wie man die Zwillinge auf Naru oft nannte. Keiner konnte begreifen, wie so etwas geschehen konnte. Vor allem verstand keiner das Verhalten der Elben...

Zua

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Gundlin, Frau des Simon Hammerklang und Mutter von vier wunderbaren Kindern, trieb, entgegen ihrer sonstigen Art, die Mädchen zur Eile an. Simlyn und Pepina waren noch müde und völlig verschlafen, und dadurch gar nicht in der Lage richtig zu reagieren.

"Kinder bitte beeilt euch. Uns bleibt nur noch wenig Zeit. Euer Vater sagte mir, die Drachen greifen schon den äußeren Verteidigungswall an. Wir müssen uns eilen. Lasst die Haare wie sie sind, das können wir später ordnen. Nehmt nur mit, was ihr unbedingt braucht."

Gundlins ältere Söhne hatten ihre eigenen Sachen schon in ein geteertes Tuch gepackt und halfen den beiden jüngeren Schwestern beim Packen ihrer Habseligkeiten. Simonson und Gundolar hatten der Mutter, in der Nacht, schon bei den Vorbereitungen geholfen. Sie brachten alles, was wichtig war in die Liebesgrotte. Auch, wenn die Nachbarn Gundlin und ihre Jungs als Angsthasen verspotteten, hörten die Söhne auf ihre Mutter. Denn allzu oft, hatte diese mit ihren Ahnungen rechtbehalten. Simonson und Gundolar stiegen ins Wasser und brachten das letzte Paket mit Lebensmittel in die Grotte, um noch einmal zurück zu gehen und einige wichtige Unterlagen des Vaters zu holen. In der Zwischenzeit half Gundlin, ihren beiden noch kleinen Mädchen beim Schwimmen, zur Grotte. Der Eingang der Grotte lag unterhalb des Wasserspiegels und beide Mädchen konnten noch nicht sehr gut schwimmen.

"Ihr müsst keine Angst haben. Simlyn du bist die ältere. Du hältst dich bitte hier fest und wartest bis ich dich hole."

"Mama...", schluchzte das Mädchen.

Simlyn sah ihre Mutter mit angstweiten Augen nach. Sie konnte sich nur mit Mühe hier über Wasser halten. Lange zogen sich die wenigen Minuten hin, bis endlich der dunkle Schatten ihrer Mutter am Grottenausgang erschien.

"Mama ich habe Angst, ich kann das nicht, unter Wasser zu schwimmen", wimmerte Simlyn, als der nasse Kopf ihrer Mutter neben ihr erschien.

Gundlin zog Simlyn zu sich in den Arm. "Hab keine Angst meine Kleine. Schau mal Pepina ist viel kleiner als du und sie ist tapfer mit durch den Gang geschwommen. Es sind nur wenige Züge, schon kannst du wieder auftauchen", beruhigend streichelte sie dem ängstlichen Mädchen über den Kopf. "Keine Angst Simlyn, das schaffst du. Bitte wir müssen uns beeilen. Du hältst dich einfach an meiner Hand fest. Wenn du es nicht schaffst, ziehe ich dich hinter mir her. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht", versprach Gundlin ihrer Tochter.

Simlyn nahm all ihren Mut zusammen und vertraute ihrer Mutter. "Tief Luft holen und halte sie an, solange du kannst", bat diese ihre Tochter nochmal.

Tief atmete Simlyn ein und kaum, dass sie ihre Luft an gehalten hatte, zog die Mutter sie unter Wasser und hinter sich her. Eigentlich war Simlyn ein mutiges Mädchen, aber vor Wasser hatte sie große Angst. Da sie vor zwei Jahren fast einmal ertrunken wäre, als sie in einen See aus dem Boot gefallen war. Diese Angst vor dem Wasser, bekam Simlyn nicht mehr los.

Panisch sah sich die Kleine im Durchgang um. Überall waren helle Barilsteine an den Wänden, so dass es nicht völlig dunkel im Durchgang zur Grotte war. Eine Ewigkeit schien der Weg zu dauern und ihre Mutter lächelte ihr aufmunternd zu. Sie zeigte nach vorn. Dort war ein helles Licht zu sehen. Simlyn versuchte es selber zu schwimmen und plötzlich war die Angst verschwunden und sie schwamm neben ihrer Mutter her. Diese griff zu ihrer Tochter hinüber und streichelte ihr die Wange. Sie war stolz auf die Kleine, die jetzt alleine schwamm. Weitere fünfzehn Schwimmzüge später konnten sie auftauchen. Gundlin schwamm neben ihrer Tochter her, bis diese festen Grund unter ihren Füßen hatte. Sie musste nochmal zurück, um die Jungs zu holen.

"Geht auf die Insel und aus dem Wasser. Ich bin gleich wieder hier", rief sie den Mädchen zu.

Sofort drehte sich Gundlin um und schwamm zurück, zum Grotteneingang und tauchte unter. Die beiden kleinen Mädchen hörten auf ihrer Mutter und verließen das Wasser. Ängstlich sich aneinander klammernd, schauten sie in Richtung der Stelle, an der ihre Mutter und die Brüder auftauchen mussten. Jeden Moment war es so weit. So lange konnte es doch gar nicht dauern. Pepina fing an zu weinen und Simlyn nahm sie noch fester in ihre Arme.

"Sie kommen gleich. Du wirst sehen, gleich sind sie hier", versuchte sie ihre kleine Schwester zu beruhigen.

Plötzlich finge es in der Grotte an zu rauschen und am Grotteneingang erschienen drei Köpfe. "Lasst alles fallen, schwimmt, schnell, eilt euch", schrie Gundlin panisch ihren beiden Söhnen zu und schob die Beiden, die völlig erschöpft waren vor sich her.

Es war zu spät, sie hatten zu lange gebraucht. Auf einmal fing das Wasser vor der Insel an zu blubbern und zu dampfen. Es sah aus, als würde ein Topf mit Wasser kochen. Gundlin, Simonson und Gundolar hatten noch fast fünfzehn Meter zu schwimmen, ehe sie an Land laufen konnten. Die Jungs fingen an zu schreien und schwammen noch schneller auch ihre Mutter kämpfte gegen die Schmerzen, des heißen Wassers. Kaum, dass sie die Insel erreicht hatten, brachen alle drei zusammen. Auf ihrem Körper breiten sich immer größer werdende Blasen aus. Alle Drei waren bewusstlos. Weinend standen die beiden Mädchen vor ihrer Familie und wussten nicht, was sie tun sollen. Einige Augenblicke später, riss sich Simlyn zusammen und rüttelte ihr Schwester an den Schultern.

"Wir müssen ihnen helfen", forderte Simlyn ihre kleine Schwester auf. "Komm, wir tragen sie auf eine Liege."

Dies war zwar gut gemeint, jedoch war dies nicht umsetzbar. Die Mädchen waren noch viel zu klein, als dass sie ihre Brüder oder gar ihre Mutter hätten irgendwo hintragen können. Deshalb holten sie die Matten, zu den Verletzen und rollten sie einfach auf die Lager, damit sie nicht auf dem Sand liegen mussten. Vorsichtig tupften sie die Gesichter der Verletzten ab und Simlyn erinnerte sich an die Brandsalbe, die Mutter früher aus Butter und Kräutern hergestellt hatte. Vorsichtig trugen die Mädchen diese Salbe auf. Aber die Verbrennungen waren zu schwer. Gundlin und ihre Söhne wurden im Wasser der Grotte regelrecht gekocht. Fast fünf Minuten hatten sie in diesem heißen Wasser zugebracht. Es bestand ohne fachmännische Hilfe oder der Hilfe eines erfahrenen Heilers, keine Chance den drei Schwerverletzten zu helfen.

Nach vier Tagen, kam Gundlin noch einmal kurz zu Bewusstsein. "Simlyn ...", hauchte sie mehr als sie sprach. "Du kannst ... nichts für uns tun ... Bleibt hier ... in Grotte ... bis Essen alle ... Schütze ... deine ... Schwester ... Vorher ... nicht aus ... Grotte ... Schwör ... es ... Sonst ... auch ... tot", erkämpfte sich Gundlin jedes Wort mühsam.

Es schien, als wäre sie nur deshalb noch einmal zu Bewusstsein gekommen, um ihre Kinder, um diesen Schwur zu bitten.

"Ich verspreche es dir", Antwortete Simlyn unter Tränen. Die Hand die nur noch rohes Fleisch war, hatte sie in der Hand gehalten. Plötzlich hing diese schlaff in der ihren.

"Mama ...", schrie Simlyn panisch.

Ihre Mutter hörte sie nicht mehr, sie hatte ihre letzte Kraft verbraucht. Weinend saßen die beiden Schwestern, um den toten Körper der Mutter. Sie war ihre letzte Hoffnung gewesen. Eine Ewigkeit, hatten die beiden Mädchen gekämpft. Vor einigen Stunden war Simonson gestorben und keine Stunde später Gundolar, jetzt auch noch ihre Mutter. Sie waren alleine in dieser großen Grotte und keiner war da, der den Mädchen helfen konnte. Simlyn und Pepina weinten sich am Lager ihrer toten Familie in den Schlaf. Die Drachen hatten alle getötet.

Drei Tage dauerte es, bis Simlyn endlich wieder klar denken konnte. Zwei Tage indem die Mädchen nichts aßen und tranken. Zu Beginn des dritten Tages fasste Simlyn einen Entschluss. Sie musste dafür sorgen, dass die Mutter und die Brüder, die sie gerettet hatten, nicht für umsonst gestorben waren. Sie würde dafür sorgen, dass ihre kleine Schwester weiter leben konnte. Tief atmete Simlyn ein und ging zu Pepina.

"Kleines, komm weg hier, bitte. Wir müssen etwas trinken", flüsterte sie Pepina ins Ohr. So, als wenn sie Angst hätte, die Anderen zu wecken.

Simlyn zog ihre Schwester auf die Beine und hinter sich her. Sie schenkte ihr etwas Orangensaft in einen Becher und gab ihr einen Kanten Brot. Automatisch, ohne genau zu wissen, was sie tat, nahm Pepina alles entgegen und setzte sich dort, wo sie gerade stand, in den Sand und begann hungrig zu essen. Ein ganzer Tag verging, bis Simlyn einen weiteren Entschluss fassen konnte.

"Pepina, würdest du mir helfen? Wir müssen die Mama, Simonson und Gundolar ins Bett bringen, damit sie in Ruhe schlafen können. Alleine schaffe ich das nicht", bat Simlyn ihre kleine Schwester um Hilfe.

Gemeinsam gruben die beiden tapferen Mädchen mit Hilfe von Töpfen und einer Axt tiefe Löcher. Das Graben tat ihnen gut, denn es lenkte sie von ihrer Trauer ab. Sie schliefen völlig erschöpft ein, wo sie mit dem Graben aufgehört hatten, um nach dem Aufwachen an derselben Stelle weiter zu graben. Wie lange sie für die drei Gräber gebraucht hatten, konnten die beiden Schwestern im Nachhinein nicht mehr sagen. Als die Gruben fertig ausgehoben waren, zogen sie die Matten mit den Brüdern und der Mutter einfach zu den Gruben und ließen sie hineinrutschen und deckte alle drei zu, als wenn sie schlafen würden. Danach füllten sie die Gräber mit dem Erdreich wieder zu. Obendrauf stellten sie mit Farbe bemalte Holztafeln, auf denen Stand "Schlaft schön für immer und ewig." Auf die Schilder malten sie noch den Namen und lauter Blumen. Um die Grabhügel pflanzten die Mädchen, Blumen die sie am anderen Ende der Insel ausgegraben hatten.

Im Anschluss verlegten sie Ihr Lager auf die andere Seite der Grotte, um nicht ständig auf die Gräber sehen zu müssen. Diese Arbeiten wurden nur unterbrochen von Zusammenbrüchen, der Mädchen. Oft brachen sie einfach unterwegs zusammen und hielten sich stundenlang weinend in den Armen. Viele Tage hatte keines der Mädchen auch nur ein Wort gesprochen und die Zeit, die sie in der Grotte verbrachten, wurde sehr lang. Ihre Mutter hatte für einige Wochen Nahrungsmittel und Trinken hier gelagert für sechs Personen. Da die beiden Mädchen nur noch alleine waren und sehr wenig aßen, reichten die Nahrungsvorräte eine kleine Ewigkeit.

 Was war eigentlich geschehen? Wenige Tage bevor Gundlin darauf bestand, dass sie in die Liebesgrotte ziehen würden, war der letzte große Drachenkrieg ausgebrochen. Man schrieb das Jahr 3450 des Fünften Zeitalters. Simon und seine Wächter bereiteten alles für die Verteidigung der Feste vor. Wenige Wochen zuvor, hatte eine große Jagdgesellschaft der Feste Hydra, bei einer Jagd, eine junge Drachendame getötet. Gezwungener Maßen, denn sie wurden von dieser, ohne jegliche Vorwarnung angegriffen. Erst im Nachhinein stellten die Jäger fest, dass dieser Drache nur sein Gelege verteidigte. Da war es zur Einsicht, allerdings schon zu spät. Eine Gruppe Zwerge und der Than des Rates der Zwerge, ging zu den Drachen, um sich für dieses Missverständnis zu entschuldigen und diesen mitzuteilen, dass man das Gelege geschützt hatte. Die Drachen sollten jemanden schicken, um das Gelege zu bergen. Vor allem wollte man sich bei den Drachen entschuldigen.

Die Drachen waren schon lange Zeit sehr wütend und suchten nur einen Grund für einen Krieg. So dass man den Zwergen der Feste Zua und ganz Aquamarin den Krieg erklärte und Rache war ein guter Vorwand.

Schnell waren die Verteidigungsanlagen der Feste Zua durch die Drachen, die um einiges stärker waren, überwunden. In ihrer Wut wollten die Drachen alle Zwerge töten und nutzten die Belüftungsschächte, um ihren Drachenodem in die Feste zu senden. Selbst als die Zwerge, mit einer weißen Flagge zu erkennen gaben, dass sie aufgegeben hatte, hörten die Drachen mit ihrem Töten nicht auf. Immer und immer wieder sandten sie ihren heißen Odem, in die Feste der Zwerge und rotteten diese fast gänzlich aus. Danach zogen sie weiter und brachten über ganz Aquamarin, Verderben und Tod.

Der östliche Teil der Feste Zua wurde völlig verwüstet und all seine Bewohner getötet. Da dieser Teil der Feste, mit dem Belüftungsschächten direkt verbunden war. In diesem Teil der Feste lebte nach dem Angriff der Drachen, kein einziger Zwerg mehr. Im Süden, Westen und Norden der Feste, gab es auch viele Tode. Die durch das verbrennen, der Atemluft einfach erstickten. Auch gab es viele Verletzte, nur waren es im Verhältnis zum Osten der Feste wenige.

Es war schlimm, was die Drachen aus purer Rache taten. Die Ersten, die nach der Beendigung des Krieges der Drachen, der nicht einmal drei Tage gedauert hatte, in diesen Bereich der Feste gingen, brachen weinend zusammen. Es war grauenvoll und niemand würde jemals wieder, diese Bilder vergessen.

Keiner der in der östlichen Feste lebenden Zwerge hatte eine Chance gehabt zu überleben. Überall, wo man hinsah, lagen hunderte von verbrannten Zwergen. Es spielte keine Rolle, ob alt oder jung, ob Mann oder Frau. Alle waren innerhalb von wenigen Augenblicken verbrannt oder erstickt. Fast ein halbes Jahr brauchten die Überlebenden, bis alle Teile dieser Feste durchsucht und alle Toten begraben waren. Der Zorn der Zwerge war unendlich und die Trauer, noch um einiges größer. Eintausenddreihundertundsiebenundachtzig Zwerge, musste man beerdigen und fünfhundertzweiunddreißig Zwerge waren spurlos verschwunden. Von ihnen war nur noch Asche zu finden. Nur Schatten an den Wänden zeugten davon, dass hier einmal ein Zwerg gestanden, gelegen oder gesessen hatte. Die Rache der Drachen war grausam. Die Verteidigung eines Nestes, hatte eintausendneunhundertneunzehn Zwergen das Leben gekostet, wenn man nur von denen ausging, von denen man wusste, dass sie sich zum Zeitpunkt des Angriffes in der Feste aufgehalten hatten.

Gundlin, hatte vor dieser Möglichkeit immer wieder gewarnt und sich deshalb in die Liebesgrotte geflüchtet. Der östliche Teil der Feste, war schon uralt und gar nicht auf die Verteidigung ausgelegt. Dieser Teil war völlig schutzlos, gegen einen Drachenangriff gewesen. Dies hatten die Drachen gewusst, denn sie kannten diesen Teil der Feste ganz genau. Vor vielen Jahrhunderten, hatten die Drachen den Zwergen, eben diesen Teil der Feste überlassen, da die Höhlen für ihre Brut zu klein geworden waren. Die Drachen zogen damals nach Artica, ins weiße Land.

Gundlin die sich mit der Geschichte und den Sagen der Feste sehr gut auskannte, hatte dies immer wieder im Rat zur Sprache gebracht. Keiner wollte allerdings auf sie hören. Sie war ja nur eine Frau und keine Kriegerin. Man nahm sie einfach nie ernst.

Dass Gundlin ihre Kinder in der Liebesgrotte in Sicherheit gebracht hatte, wurde von niemand vermutet. Dass es dort noch zwei Überlebende gab, zwei kleine Mädchen, einsam über Monde hinweg lebten, erahnte niemand.

Der östliche Teil der Feste, wurde als unbewohnbar eingestuft. Keiner wollte diesen Bereich mehr betreten. Dieser Teil der Feste, wurde seit dem Drachenangriff gemieden wie die Pest. So, als würde der Gevatter Tod in jedem Raum persönlich wohnen. Es würde Jahrzehnte dauern, bis man auf diesen Teil der Feste wieder zurückgreifen würde. Erst musste man die Verteidigungsanlagen dort verbessern. Der Rest der Feste, so traurig es war, bot im Moment genügend Platz, für die Überlebenden. Man musste sich von diesem schlimmen Krieg, erst einmal erholen.

 "Ich habe Hunger", quengelte Pepina und sah ihre große Schwester an.

Schon seit Tagen ging das so. Die beiden Schwestern, hatten nur noch einige Beeren zum Essen.

"Ich weiß, aber ich habe Angst hier herauszugehen", gestand Simlyn ehrlich. Tränen liefen über deren Gesicht, als sie ihre kleine Schwester ansah.

"Ich helfe dir durch das Wasser. Du musst keine Angst haben. Ich pass auf dich auf", erklärte Pepina ihrer Schwester Mut machend.

Die alte Angst vor dem Wasser, hatte wieder nach Simlyn gegriffen. Dreimal hatten sie es schon versucht hier herauszukommen. Aber sie hatten es nicht geschafft. Lange konnten sie hier nicht mehr bleiben, dann würden sie verhungern. Seit fast einer Woche hatten sie nichts Richtiges zu essen mehr. Selbst die Beeren, die auf der Insel wuchsen waren alle. Sie mussten ob sie wollten oder nicht, die Höhle verlassen. Es spielte keine Rolle mehr, ob sie Angst hatten oder nicht.

"Ob die Drachen weg sind?" Ängstlich sah Pepina ihre große Schwester an.

Simlyn ging zum Wasser und hielt ihre Hand hinein. "Das Wasser ist kalt und klar. Ich denke von den Drachen ist keiner mehr da."

Innerlich focht Simlyn einen schweren Kampf, mit sich selber aus. Das Erlebte, hatte ihre Angst vor dem Wasser nicht gerade verschwinden lassen. Aber es nutzte nichts, sie mussten hier wirklich gehen. Simlyn war sich darüber im Klaren, sie würde wahnsinnig werden, wenn sie noch lange hierbleiben musste. Eigentlich war sie froh, dass das Essen endlich alle war und sie nun hier wegkonnte.

Aber die große Schwester musste sich überwinden, es war nicht nur die Angst vor dem Wasser, die sie zögern ließ. Es war vor allem, ihre Angst vor dem, was sie auf der anderen Seite der Grotte erwartete. Diese Angst war unendlich groß. Noch um vieles größer, als ihr Angst vor dem Wasser. Simlyn hatte Verantwortung ihrer kleinen Schwester gegeben über und sie konnte ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Die ganzen Wochen überlegte sie, was geschehen sein konnte. Nur eine Möglichkeit blieb übrig, nur ein Drachenangriff konnte das Wassers zum Kochen bringen. Aber das konnte sie ihrer Schwester nicht sagen. Wenn hier in der Grotte das Wasser kochte, wie würde es dann in der Feste aussehen?

Hatte sie Hoffnung, dass außer ihnen noch jemand lebte? Vielleicht war Tante Lydien, noch am Leben. Zu ihr würden Simlyn gehen. Dann lag die Last der Verantwortung, nicht mehr auf ihren Schultern und der Vater war ja auch noch da. Er würde froh sein, sie wieder zu sehen. Auch wenn Simlyn Angst davor hatte, ihm zu erklären, dass die Mutter und die beiden Brüder tot waren. Aber Vater war ein kluger Mann, er würde das bestimmt schon ahnen. Er würde froh sein, dass wenigstens Pepina und sie noch lebten. Lange sah das größere Mädchen auf das Wasser und griff entschlossen nach Pepinas Hand.

"Komm", gab sie kurzentschlossen das Kommando zum Start.

Beide Mädchen liefen tapfer in das Wasser hinein, das vor wenigen Wochen ihre Mutter und ihre Brüder getötet hatte. Hungertod oder Ertrinken, ging es Simlyn kurz durch den Kopf. Dann Ertrinken, gestand sich die größere der beiden ein, das ging schneller. Tief holten die beiden Kinder Luft und schwammen los. Kurz hielten sie sich über dem Durchgang am Felsen fest, um nochmals tief Luft zu holen und tauchten hinab in den See, zum Ausgang der Grotte.

Fest hielten sich die Mädchen an den Händen, aus Angst sich auch noch zu verlieren. Vor ihnen wurde es immer dunkler. Die pure Angst machte sich wieder in ihnen breit. Bis hier her waren sie schon einige Male gekommen und dann umgedreht. Pepina wollte gerade zurück, als Simlyn den Kopf schüttelte und nach vorn zeigte. Sie mussten es diesmal schaffen, sie hatten bald keine Kraft mehr dazu. Also tauchten die Mädchen weiter. Simlyn tastete sich immer weiter an der Wand voran. Die Barilsteine die hier sonst immer leuchteten, waren verloschen.

Wieso?

Plötzlich griff Simlyn mit der Hand ins Leere und der Auftrieb brachte sie an die Oberfläche des Wassers. Kaum fühlten die Mädchen, dass sie atmen konnten, japsten sie krampfhaft nach Luft. Sie hatten es geschafft. Diesmal waren sie der Grotte entkommen. Aber Simlyns größte Angst bestätigte sich. Die Höhle die einst hell erleuchtet war, war dunkel, wie die Nacht. Man sah hier die Hand vor Augen kaum.

Simlyn rief sich die Höhle in Erinnerung und zog ihre Schwester hinter sich her. Pepina fing vor Angst, wie so oft in der letzten Zeit, an zu weinen. Endlich, nach einer kleinen Ewigkeit des Schwimmens, hatten sie Land unter den Füßen. Was, ging es Simlyn durch den Kopf, wenn wirklich alle anderen Tod waren? Wenn außer ihnen niemand in der Feste überlebt hatte? Dann entschied Simlyn für sich, würden sie mit Pepina nach draußen in den Wald gehen. Dort gab es bestimmt etwas zu essen, versuchte sie sich selber zu beruhigen. Sie würden solange suchen, bis sie andere Zwerge fanden. Niemals konnten alle tot sein.

In der östlichen Höhle, ihrer Heimat, war es beängstigend still. Auch aus den Gängen hörte man keinerlei Geräusche. Das Herz schlug den beiden kleinen und so tapferen Mädchen, bis zum Hals. Verloren tapsten sie voran. Ertasteten mit den Füßen den Weg, die Hände weit von sich gestreckt, um nicht gegen jemanden oder etwas zu stoßen. Plötzlich prallten ihre Hände gegen eine Wand. Simlyn gestand sich ein, sie wusste nicht mehr, wo sie waren. Sie hatte das Aussehen der Höhle, nicht mehr in Erinnerung. Leise flüsterte sie ihrer kleinen Schwester zu.

"Pepina, wir müssen den Ausgang finden. Ich weiß nicht, wo wir sind. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Hast du eine Ahnung, wo wir lang müssen?"

Pepina zog ihre große Schwester hinter sich her, ohne ein Wort zu sagen. Von den beiden Schwestern, hatte die jüngere schon immer den besseren Orientierungssinn. Simlyn, war eher jemand für das Praktische, das Handwerk. Pepina, die Ruhigere und Besonnene, die immer und überall hinsah und sich alles merkte, die Denkerin. Heute erwies sich dies als Vorteil. Pepina fand den Ausgang aus der Höhle sofort und folgte blind den Stollen, die sie seit ihrer Geburt kannte.

Fast eine Stunde, liefen die beiden jungen Mädchen, durch die verlassenen und vom Ruß verschmierten Gänge, der östlichen Feste. Nur gut, dass es so dunkel war, so bliebe den Mädchen, das Grauen des Anblicks erspart. Endlich erschien am Ende eines der Gänge ein Leuchten. Simlyn atmete erleichtert auf. Wo Licht war, dass wusste die kleine Zwergin, war auch Leben. Am Ende des Stollens, war endlich Licht zu sehen. Beide Mädchen wurden immer schneller und fingen an zu weinen. Auch hörten die Schwestern, seit einigen Minuten, wieder die gewohnten Geräusche einer Feste. Das Dröhnen der Schmiedehämmer, das Summen der Gespräche.

„Es sind noch welche am Leben“, hauchte die Größere und kämpfte vergeblich gegen das Schluchzen und die Tränen.

Simlyn war froh, dass sich ihre größte Angst nicht bestätigt hatte und ihr schlimmster Alptraum, nicht in Erfüllung ging. Sie waren nicht mehr alleine hier. Es überlebten noch andere Zwerge in der Feste. Erleichtert atmeten die beide Schwestern auf und liefen immer schneller werdend, auf das Licht zu. Wie ein Wirbelwind, brachen die beiden kleinen Mädchen aus dem bewachten Stollen und wurden sofort gestellt. Sie wehrten sich nicht gegen das Festhalten, sondern fielen den Wachen weinend und schluchzend in die Arme. Beide waren nicht in der Lage etwas zu sagen oder Fragen zu beantworten. Die ganze Last der letzten Wochen, brach mit einem Schlag aus ihnen heraus.

"Wo kommt ihr denn her? Was habt ihr in der Todesfeste zu suchen? Wer hat euch erlaubt dort reinzugehen?", wurden sie von den Wachen sofort mit Fragen überhäuft.

Böse sah ein noch sehr junger Zwerg die Beiden an. Dem mit seinen Kumpanen die Verantwortung für den Stolleneingang oblag. Es war der einzige offene Zugang in die östliche Feste. Denn alle anderen waren nach der Katastrophe zugemauert wurden, um Plünderungen zu verhindern. Er wusste genau, dass niemand den Stollen hier betreten hatte. Umso erstaunter musterte er die beiden kleinen Mädchen, die völlig nass waren und halb verhungert aussahen. Weinend lagen sie in seinen Armen und sie konnten sich gar nicht beruhigen.

"Holt bitte mal jemand unseren Hauptmann, Garbur Grollbart, hier stimmt etwas nicht", bat Glolin Ragnison, die Umstehenden um Hilfe und sah hilfesuchend hinüber zu Gofgar Angaram, seinen Freund und Wachkumpanen. "Gofgar, kümmere dich bitte um das kleiner Mädchen", sprach er und schob Pepina in dessen Arme.

"Hör auf zu weinen Mädchen. Ich schimpfe auch nicht mehr mit dir. Wie heißt du denn?"

Kein Wort brachte Simlyn heraus. Die ganze angestaute Angst und das Durchlebte der vergangen Wochen, brach aus ihr heraus. Die gesamte Last der Verantwortung für ihre kleine Schwester, ließ sie zusammenbrechen. Schluchzend und am ganzen Körper zitternd, lag sie in den Armen, des ihr fremden Zwerges, der sie gerade angebrüllt hatte. Aber das war ihr egal. Endlich war sie nicht mehr alleine und endlich konnte sie zu ihrer Familie.

Fast ein viertel Stundenglas dauerte es, bis Garbur Grollbart, der Hauptmann der Wache, erschien und die Schaulustigen, die sich um den Stollen angesammelt hatten, wegscheuchte. Gofgar und Glolin waren völlig überfordert, mit den weinenden Mädchen.

"Habt ihr nichts zu tun, Leute?", polterte Garbur die Schaulustigen an. "Was gibt es hier denn zu gucken? Glolin, Gofgar, was ist hier für ein Auflauf", brüllte er seine Untergebenen an.

Glolin blieb mit Simlyn im Arm einfach auf den Boden hocken, Gofgar jedoch stand mit Pepina auf dem Arm auf und lief dem Hauptmann entgegen. "Hauptmann, diese beiden Mädchen kamen weinend aus dem Stollen gerannt. Sie sind völlig verstört und sagen uns nicht, wie sie heißen. Aber bei uns sind sie nicht in den Stollen gegangen", wies er den Hauptmann gleich darauf hin, dass sie ihren Posten nicht verlassen hatten. "Keine Ahnung, wo die Beiden herkommen", offen sah er seinem Hauptmann in die Augen.

Der Zwerg wusste nur zu genau, dass ihr Kommandant fuchsteufelswild wurde, wenn jemand bei der Wache seinen Posten verließ oder einschlief. Gofgar ahnte, dass ihr Hauptmann genau dies dachte. Aber dies war nicht der Fall war. Auch waren sie während der Wache nicht abgelenkt wurden. Alle in der Feste mieden diesen Stollen, wie die Pest. Nicht einmal die Strolche von Halbwüchsigen, hatten jemals den Versuch unternommen, sich dem Stollen zu nähern. Alle kannten das Grauen dieser Gänge, denn alle halfen bei dessen Beräumen. Die beiden Mädchen, mussten von innen heraus gekommen sein. So mitgenommen wie die Beiden aussahen, gab es keine andere Erklärung.

Der Hauptmann sah seine beiden Wachleute böse an. Dann jedoch musterte er die beiden kleinen Mädchen. Eingefallen waren deren Gesichter, kaum mehr als ein mit Haut bezogenes Skelett. Die Sachen hingen an ihnen herunter, als hätten sie schon einmal bessere Zeiten gesehen. Er zog die gleichen Schlüsse wie Gofgar und Glolin. Dies mussten Überlebende, der östlichen Feste sein, auch wenn er nicht wusste, wo sie herkamen. Langsam näherte er sich Gofgar und strich den sich am dem Zwerg festklammernden und am ganzen Körper zitternden Mädchen, liebevoll über den Kopf. Er wandte sich dem größeren Mädchen zu und sah sie lange an.

"Wohnt ihr in der östlichen Feste?", fragte er Simlyn leise, um seine Annahme bestätigt zu wissen.

Simlyn nickte weinend. Garbur der sonst als grummelnder und oft barscher Zwerg bekannt war, drehte sich um. Griff einfach in den Einkaufskorb einer der Frauen, die klotzend auf die beiden Mädchen starrte.

"Gestatten Sie gnädige Frau, die Mädchen brauche das bestimmt dringender als sie."

Er entnahm dem Korb ein Brot und brach es entzwei. Reichte beiden Mädchen ein Stück Brot. Dankbar nahmen die Schwestern das Brot entgegen und bissen hungrig wie sie waren, immer noch weinend hinein. Kurzerhand bestimmte der Hauptmann.

"Du, ja und dein Freund, ihr bleibt hier am Stollen, lasst niemanden hinein. Ich lasse euch sofort ablösen. Gofgar, Glolin ihr folgt mir", befahl er seinen Leuten und bestimmte auf diese Weise zwei Passanten, zur Wache am Stollen. Die beiden Zwerge gehorchten widerspruchslos. Sie konnten sich denken, weshalb der Hauptmann diese so machte. Er wollte die verstörten Mädchen nicht fremden Leuten in den Arm geben. Gern übernahmen sie deshalb, diese kurze Wache.

Eilig entfernte sich die Gruppe vom Stollen und dem Gedränge. Der Hauptmann griff in seinen Münzbeutel und steckte der Frau eine Silbermünze zu, für das Brot, das er sich genommen hatte. Diese war so geschockt, dass sie nur mit dem Kopf schüttelte und das Silberstück fallen ließ. Gofgar und auch Glolin trugen die Mädchen auf ihren Armen, so kamen sie schnell vorwärts. Garbur lief in Richtung des Ratssaales und rief unterwegs einem seiner Wachmänner zu, er solle Heiler in den Ratssaal schicken. Schon waren die Fünf aus der Menge entkommen. Die beiden Mädchen kamen endlich zur Ruhe.

Keine drei Stunden später lagen die Mädchen in weichen Betten und wurden von Frauen der Feste umsorgt. Gebadet und gewaschen, mit frischen und sauberen Sachen versorgt, sahen sie gleich nicht mehr so furchterregend aus. Der Heiler stellte fest, dass beide Mädchen über Wochen kaum Nahrung bekommen hatten und kurz vor dem Verhungern standen.

Fast acht Monde, hatten die beiden Mädchen in der Liebesgrotte gelebt. Keiner in der Feste wäre auf die Idee gekommen, dort nach Überlebenden zu suchen. Das Einzige, was der Rat von den verstörten Mädchen wissen wollte, ob es noch mehr Überlebende gab. Beide schüttelten den Kopf, zu keinem Wort fähig. So beschloss man die Kinder erst einmal zur Ruhe kommen zu lassen.

 Ganze drei Monate dauerte es, bis sich Simlyn und Pepina sich soweit erholt hatten, dass die Heiler sie entlassen konnten. Beide bekamen hohes Fieber und es kostete den Frauen viel Mühe und noch mehr Liebe, sie zum Essen und Trinken zu animieren. Egal, was man auch versuchte, keine von beiden wollte reden. So ließ man sie erst einmal in Ruhe. Glolin und Garbur nahmen sich der beiden Schwestern an und brachte sie, zu Glolins Eltern. Gaben ihnen auf diese Weise ein neues Zuhause.

Die beiden Schwestern funktionierten nur noch, wie Marionetten, aßen und tranken sie, machten alles, was man ihnen sagte, aber sie hatten sich völlig verschlossen. Der Schock des Erlebten, saß tief in ihren kleinen Seelen und es brauchte viel Liebe und Pflegte, bis sie sich einigermaßen erholten. Nur in der Nacht wachten sie oft schreiend auf. Oft saßen Grimlan und Glain, die Eltern von Glolin, an den Betten der beiden Mädchen und hielten sie tröstend in ihren Armen. Viele Monde zogen ins Land, bis die beiden sich ein wenig öffneten und vor allem bis die Wunden in ihren Seelen einigermaßen verheilt waren, wenn dies überhaupt möglich war.

Über ein Jahr verging, bis das Eis, um das Herz der beiden Schwestern gebrochen war und sie wieder richtig leben konnten. Simlyn war ein ernstes Mädchen geworden. Pepina die jüngere der beiden Schwestern, überwand die Trauer und das Erlebte schneller.

Simlyn bat die Ragnisons bei ihnen als Hausmädchen arbeiten zu dürfen, um so den Unterhalt für sich und Pepina zu verdienen. Der Schock, das niemand aus ihrem Clan mehr lebte und sie sogar die einzigen Überlebenden der östlichen Feste war, saß tief in der älteren der Schwester. Ihr war im vollen Umfang bewusst, was dies bedeutete. Die Ragnisons gingen zum Schein auf Simlyns Bitte ein. Allerdings nahmen sie die Hilfe des großen Mädchens nur an, weil Simlyn immer wieder darum bat. Im Geheimen legten sie ihr einen Sparstrumpf an, damit diese nicht für ihren Unterhalt arbeiten musste, sondern gerecht entlohnt wurde.

Glolin der noch ein recht junger Zwerg und unverheiratet war, verliebte sich im Laufe der nächsten Jahre immer mehr in das größere der Mädchen, dass ihm im wahrsten Sinne des Wortes, in den Arm gelaufen war. Simlyn, mochte Glolin auch. Er war fürsorglich und immer höflich, nie kam ein böses Wort über seine Lippen. Fleißig war er außerdem und ein gut aussehender junger Zwerg. Deshalb sagte Simlyn zu seinem Heiratsantrag ja. Sie wusste sich in guten Händen und dadurch war ihre Schwester auch gut versorgt. Pepina hatte große Ziele und wollte eine Heilerin werden. Diese Ausbildung war nicht gerade billig, deshalb musste Simlyn zurückstecken. Sie arbeitete fleißig im Haushalt der Ragnisons und half Glolin auch in der Schmiede. So waren alle rundherum glücklich. Fast jedenfalls.

Über vierzehn Jahre waren seit dem Drachenkrieg ins Land gegangen. Die Mädchen waren groß geworden und hatten sich zu hübschen jungen Zwerginnen entwickelt. Simlyn waren vierundzwanzig Sommer alt und Pepina zwanzig. Auch, wenn beide wieder das Lachen erlernt hatten, blieben sie trotzdem stille Mädchen. Jedes Mal, wenn ein Sturm aufzog und durch die Schächte fauchte, zuckten die Mädchen zusammen. Vielen in der Feste erging es so. Die östliche Feste, war immer noch eine tote Zone. Keiner traute sich dort hinein. Obwohl der Platz in der Feste langsam zu eng wurde. Die Baumeister tüftelten schon seit mehr als fünf Jahren, wie man diesen Teil der Feste sanieren könnte und vor allem sicher machen konnte. Die meisten schreckten allerdings davor zurück, dort zu wohnen. Deshalb brachen Glolin und Gofgar immer wieder auf, um eine neue Feste zu finden. Das Land Aquamarin, war aber viel zu dicht besiedelt und es gab keine Möglichkeit, irgendwo neu anzufangen.

Eines Tages kamen die zwei Freunde auf die Idee, nach Naru zu gehen. Aufzubrechen in das unbekannte Land, um dort ein völlig neues Leben zu beginnen. Naru galt auf Aquamarin als unbewohnte Insel und wildes Land. Als sie an den vielen gemeinsamen Abenden am Feuer saßen und darüber sprachen, kamen Simlyn und Pepina dazu. Beide waren sofort Feuer und Flamme und bestärkten die Freunde in ihren Plan.

Neunzehn Jahre nach dem Angriff der Drachen, zogen fünfundsechzig junge Zwerge und Zwerginnen los, um Naru zu erobern. Dass dieser Plan nie aufgehen würde, konnten sie nicht ahnen. Denn Naru, konnte man nicht erobern…

Naru

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Nach der Ankunft der Zwerge auf Naru, wehrte sich das Land mit all seiner Macht. Es wurde krank und litt, genauso wie die Zwerge litten. Alles um die Feste herum war grau. Die Pflanzen verdorrten und die Tiere machten einen großen Bogen, um das neue Heim der Zwerge. Selbst der Berg weigerte sich, dem Bergvolk ein neues Zuhause zu geben. Die ersten Jahre waren hart und Naru gab sich Mühe die Zwerge mit aller Macht zu vertreiben. Immer wieder, kam es zu unerklärlichen Einstürzen der Stollen und vor allem zu sehr schweren Erkrankungen in der Feste. Der Heiler kämpfte verzweifelt, um das Leben seiner Freunde. Mit allen Mitteln, ging er gegen diese Krankheiten vor. Dass die Ursache der Krankheit nicht bekämpft werden konnte, verstanden die Zwerge nicht. Die so ganz anders dachten, als die anderen Wesen auf Naru.

Erst als Pepina entdeckte, die wie immer offenen Herzens durch die Welt ging, dass alles Leben auf Naru miteinander verbunden war, änderte sich das Leben der Zwerge auf Naru zum Guten.

Für einen Zwerg war es etwas völlig Ungewöhnliches, so zu leben. Sie begriffen erst langsam, dass wenn das Land erkrankte, auch alle Tiere und Pflanzen erkrankten und im schlimmsten Fall, sogar starben. Genau das Gleich geschah, wenn die Tiere und seine Bewohner krank wurden. Dann sah man das schon von weiten, an der Natur. Die hohen über hundert Fuß hohen Bäume verloren alle Blätter, die Pflanzen auf der Erde gingen ein. Die Tiere verstummten und suchten das Weite. Die Vögel sangen keine Lieder mehr und selbst die Insekten verstummten und nahmen Reißaus.

Genau das geschah in der Umgebung der Feste und in den ersten Jahren, nach der Ankunft der Zwerge auf Naru. Um die Feste herum war alles grau und tot. Aber auch die Zwerge sahen nicht gesund aus. Grau wurden sie im Gesicht, fast wie der Stein und schmal waren sie in den letzten fünf Sommern geworden. Wie oft ging Pepina nach draußen, betete zu Simael und bat die Göttin des Schicksals um Hilfe.

Keiner der Bewohner Narus ließ sich sehen, alle mieten die Eindringlinge, die alles zerstörten und diese ihre Welt nicht begriffen. Keiner wollte etwas mit den Fremden zu tun haben. In der Hoffnung, dass sie von alleine wieder gehen würden und einfach wieder aus Naru verschwanden. Dann würde sich die Natur, um die Feste schnell wieder erholen.

 Ungefähr drei Meilen, also keine Wegstunden, von der neuen Heimat der Zwerge entfernt, lebte in unmittelbarer Nachbarschaft ein Volksstamm der Canuries. Sie gehörten zum Clan der Kokosinas, der Tigerkatzen, die hoch oben in den Bäumen lebten und ständig das Treiben der Zwerge beobachteten. Da sich ihr Dorf bis nahe an die Feste heran steckte, waren sie vom Leid Narus am direktesten betroffen. Es war kein herkömmliches Dorf, also Hütten die zusammen am Boden standen, nein so lebte dieses Volk nicht.

Die Kokosinas lebten in und auf den großen Kosina-Bäumen, denen dieses Volk auch ihren Namen zu verdanken hatten. Ja sie lebten in den Bäumen, etwas das für die Zwerge und die Aquamariner ungewohnt sein mochte. Natürlich kannten alle auch Baumhäuser, aber dass man direkt im Stamm eines Baumes lebte, war jedoch etwas Ungewohntes. Denn vom Boden her ahnte man selten, dass einer dieser Bäume bewohnt war.

 Die Kosina-Bäume entstanden durch Pflanzungen. So wurden viele Setzlinge immer umeinander gepflanzt. So dass sie sich spindelartig, aus mehreren einzelnen Pflanzen nach oben schraubten. Diese Bäume waren wunderschöne anzusehen und vor allem sehr robuste Gewächse, die nur auf Naru wuchsen. Die Rinde der Bäume bestand aus dunklen türkisfarbenen großflächige Schuppen, die sich schützend um den Stamm wanden. Die Kronen dagegen bildeten ein dichtes Blätterdach, aus über fünf Fuß langen und breiten Blättern, die wie Herzen geformt waren. Allerdings einer wunderschönen Lilafarbenen bis königsblauen Ton hatten, durchzogen mit hellgelben bis weißen Punkten, die in der Nacht hell leuchteten.

Im Frühjahr waren diese Bäume übersät mit einzigartigen, zarter rosafarbenen Blüten und gaben im späten Sommer ihre grellgelb leuchteten Früchte frei. Die Kosina-Beeren, die zwei Fuß großen eierförmigen Früchte, waren süß und lange haltbar. Sie bildeten die Grundlage der Ernährung der Kokosinas.

Bis zu dreißig Setzlinge, bildeten immer einen sogenannten Hausbaum und wuchsen zu einem einzigen Baum zusammen. Solch ein Kosina-Baum bestand am Anfang, aus mindestens fünf einzelnen kleinen Setzlingen, die in einem Kreis dicht nebeneinander gepflanzt wurden, der sogenannte Sockelbaum. Sobald diese Bäume gewurzelt hatten, begannen sie umeinander zu wachsen und so entstand ein spiralförmiger Sockelbaum, der unwahrscheinlich dick wurden. Dann pflanzte man einen weiteren Ring, um diese fünf Bäumchen, der aus zehn winzigen Bäumen bestanden. Diese wurden in speziellen Baumschulen gezüchtet. Denn es war jeder dieser Bäumchen, ebenfalls aus fünf Setzlingen gezüchtet wurden. Auf diese Weise entstand der innere Ring. Einige Zeit später, erfolgte die Pflanzung eines weiteren Ring aus fünfzehn etwas größeren Bäumen, der die Außenhaut des Hauses bildete. Dadurch erreichte man einen Aufstieg, einen Wohnbereich und eine Außenhülle und bekam einen Schutz vor Kälte. Im Inneren des Baumes führte der Sockelbaum wie eine Spirale nach oben und diente als Aufstiegsmöglichkeit. So erreichte man die einzelnen Etagen, des Baumes und die sich in der Krone bildende Möglichkeit, zum Bau eines Hauses. Oft wohnten mehrere Generationen von Kokosinas in einen dieser Häuser. In nur einem Jahr wuchs eine solche Setzlinge fünfzig bis sechzig Fuß hoch und bildeten einen zehn Fuß dicken Stamm. Nach nur zwei Jahren hörten die Bäume auf in der Höhe zu wachsen und hatten mit hundertfünfzig Fuß ihre vollkomme Größe erreicht. Ab diesen Zeitpunkt wuchsen nur noch die Stämme in der dicke und bildeten einen Kosina, einen Hausbaum. Der überall dort Äste schob, wo sie gebraucht wurden. Der Stamm wurde immer dicker bis er einen Durchmesser von fünfzehn bis zwanzig Fuß erreichte. Erst dann konnte eine Familie den Baum beziehen und ausbauen, dies dauerte bis zu sieben Jahre.

 Davon wussten allerding die Eindringlinge aus Zua nichts. Woher sollten sie auch wissen, wie viel Pflege und Mühe eine Pflanzung von einem Kosina machte. Für die Zwerge sahen alle Bäume gleich aus, auch wenn sie sich über diese riesigen Bäume auf Naru wunderten. Faszinierend fanden sie das Leuchten der Natur Narus, in der Nacht. Naru war ein einziges Lichtparadies, wenn man in der Nacht im Wald spazieren ging. Fasziniert sah sich vor allem Pepina, immer wieder in der Nacht den Wald an. Diese Leuchten nahm die kleine verträumte Zwergin immer wieder gefangen. 

Kleine Käfer die an Flugscheiben erinnerten, kreiselten sobald man sie berührte davon. Aber auch die Tiere trugen dieses Male auf ihrer Haut. So wie die Lalonas, affenartige kleine freche Gesellen, die auf ihrer türkisfarbenen Haut, eben diese weißen Pünktchen trugen. Sie sahen aus wie kleine Katzen mit einem Gesicht, das ständig grinste. Die egal, wo sie auftauchten, ein lautstarkes Geschrei anstimmten. Frech waren diese Äffchen, sie klauten alles, was nicht festverschlossen war. Aber man konnte sie schnell zutraulich machen und bitten, die Früchte von den Bäumen zu holen, wenn man die Ernte mit ihnen teilte. Oft ging Pepina nach draußen und bat, in dem sie Nüsse verteilte, die Lalonas um Hilfe. Die Zwerge waren nun einmal nicht zum Klettern auf Bäumen geschaffen.

Dies beobachteten die Kokosinas und stellten sehr schnell fest, dass diese Zwerge gar keine böse Absicht hatten und die Natur Narus nur aus Unwissenheit zerstörten. Sie nichts von dem Gleichgewicht der Natur wussten. Allerdings war es den Zwergen der Feste Naru gar nicht bewusst, dass sie aufs Genauste und ständig beobachtet wurden.

Lange wurde im Clan der Kokosinas, der in der Nähe der Feste seine Heimat hatte beraten. Keiner wusste so richtig einzuschätzen, ob das Volk der Kleinwüchsigen, wie sie erst auf Naru hießen, Freunde oder Feinde waren. Man holte sich selbst beim Rat der Weisen von Naru, Hilfe. Aber die Kokosinas mussten etwas unternehmen, da der Wald um die Feste immer kranker wurde. Deshalb kam man überein mit den Neuankömmlingen zu reden und ihnen Hilfe anzubieten. Denn so ging es einfach nicht mehr weiter.

 In Übereinstimmung mit allen Clanmitgliedern und der Zustimmung des Rates der Weißen, wurde eine Art Lehrer bestimmt, der den Zwergen das Leben auf Naru erklären sollte. Sousou-Me, die erste Heilerin des Clans ging deshalb eines Morgens auf Pepina zu.

Die Zwergin betete wie so oft, am Ausgang der Feste und am Rand des Waldes zu Simael, die Göttin des Schicksals und Konoman, den Gott des Berges und bat ihre Götter um Hilfe.

Diesmal sollten die Götter die Zwergin erhören. Wie durch ein Wunder, fiel Sousou-Me, aus dem Himmel. Diese sprang nur etwas zwanzig Schritte entfernt aus einer Kosina. Pepina erschrak sich fast zu tote, als sie das erste Mal eine Kokosina sah. Auf dem Weg nach Naru waren sie zwar durch Pasek gelaufen, hatten aber niemals einen Kakurne zu Gesicht bekommen.

Sousou-Me setzte sich einfach mit den Rücken an den Stamm eines Hausbaumes gelehnt, auf den Boden. Sie beobachtete Pepina genau und als die Zwergin auf sie zu kam, lächelte sie diese freundlich an. So wie man ein unwissendes Kind anlächelte, mitfühlend und wissend.

"Wo kommst du denn her", flutsche die Frage aus Pepinas Mund.

Sousou-Me zeigte nach oben, zu einem dicken Ast der etwas zwanzig Fuß über ihr vom Stamm abzweigte. Erstaunt sah Pepina die Kokosina an.

"Ich bin Pepina Lichthaar aus der Feste Naru und wer bist du", stellte sich die Zwergin erst einmal vor und setzte sich direkt vor dieses Katzenwesen, welches ihr sofort sympathisch war.

"Sousou-Me vom Clan der Kokosinas", gab die Heilerin bereitwillig Auskunft.

Sie verwendete dabei die alte Sprache Narus, die vor der ersten Katastrophe gesprochen wurde. Da man schnell bemerkte dass die Kleinwüchsigen, sich dieser Sprach bemächtigten, die überall in Aquamarin gesprochen wurde. Neugierig musterte die Kokosina die weißhaarige Zwergin, die ein noch so junges Aussehen hatte. Vorsichtig hob sie ihre feingliedrige Hand und fasste das Haar der Zwergin an, welches bis zur Hüfte reichte und in Wellen über deren derbe Gestalt wallte. So etwas hatte die Heilerin nur selten gesehen. Die anderen Zwerge trugen ihr Haar stets gebunden und hatten alle Farben, nur diese Zwergin, hatte schneeweißes Haar. Dies bildete einen krassen Widerspruch zu ihrem ganzen Aussehen. Nur die Alten in Sousou-Mes Clan hatten solch eine strahlende weiße Mähne. Pepina lächelte und machte unbewusst etwas, dass das Herz der Kokosina berührte. Sie fasste ebenfalls das Haar der Kokosina an, das wie eine Mähne das Gesicht umrahmte. Berührungen waren für die Kokosinas wichtig. Sie liebten die Gemeinsamkeit und das sich gegenseitige berühren. Dies erfuhr aber Pepina erst viel später.

Aber die freundliche und zuvorkommende Art der Katzenelben, nahm sofort, das offene Wesen der noch so jungen Zwergin gefangen. Auch wenn sich Pepina äußerlich nicht viel von dem Erlebten, in der Todesfeste, anmerken ließ, zeugte ihr schneeweißes Haar davon, dass die Zeit nicht spurlos an ihr vorübergegangen war. Pepina nutzte dieses Erlebnis allerdings zu ihren Vorteil, sie ging offener mit allem um, dass ihr begegnete. Sie war der Meinung, sie lebte von geschenkter Zeit. Denn je älter die Zwergin wurde umso klarer wurde ihr, dass Simlyn und sie hätten auch sterben müssen. Sie wollte dieses Geschenk des "Noch-Leben-Dürfens" so gut wie nur möglich nutzen. Deshalb griff sie nach allem, was sie fassen konnte. Pepina ging mit offenen Augen durch die Welt und begegnete jedem Wesen mit Hochachtung. Sie war anders als die anderen Gefährten in der Feste Naru. Sie war nicht so verschlossen und verbittert. Sie war offen für alles Neue.

Lange sprachen Sousou-Me und Pepina über das Wesen Narus, vor allem hörte sie genau zu. Die Zwergin erkannte schnell den Fehler in ihrer herkömmlichen Denkweise. Über viele Wochen trafen die beiden sich täglich zur selben Stunden an der Kosina und kamen sich schnell näher. Nach einem und einem halben Mondumlauf beschloss Pepina deshalb, zum Rat der Feste zu gehen und allen diese Zusammenhänge erklären. Vor allem bat sie Sousou-Me um Hilfe, denn Pepina begriff, warum sie alle auf Naru so litten.

Nanrog vor der Katastrophe

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Seit 2007 versuche ich mich jetzt als Hobbyautorin. Erst im Jahr 1994 lernte ich den Umgang mit dem PC und erhielt dadurch die Möglichkeit, das Schreiben professionell zu erlernen. Mein Dank gehört meiner Familie, die mir dies ermöglichten und durch ein Kinderschreibprogramm dafür sorgten, dass die Mama endlich lernt, an einer Tastatur zu schreiben. Es war nicht einfach diese Technik zu erlernen, aber sie eröffnete mir eine völlig neue Welt. Ich konnte endlich Bücher lesen und nach und nach wurde in mir der Wunsch größer, auch einmal meine Geschichten niederzuschreiben, die ich schon mein ganzes Leben lang erzähle.

Mein Dank gilt auch all denen, die mir Mut zugesprochen haben und all denjenigen, die mir halfen, die deutsche Sprache richtig zu erlernen. Denn die Grammatik der deutschen Sprache hat es in sich, sie ist so kompliziert. Endlich kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und schreiben.

Zwerge faszinieren mich schon mein Leben lang. Es sind Geschöpfe die meiner Seele entsprechen. Sie sind all das, was ich an Menschen mag: herzlich, gastfreundlich, hilfsbereit und stark. Aber sie sind keine Schönlinge, wie die Elben, sie sagen was sie denken, sind undiplomatisch und sehr direkt, vor allem sind sie ehrlich. Sie sind halt ein bissel wie ich. Zwerge sind in ihrem Aussehen auch nicht von Schönheit geschlagen und trotzdem, werden sie von vielen Menschen geliebt.

Deshalb versuchte ich hier einmal die Zwerge so darzustellen, wie ich sie liebe. Auch wenn sie nicht so sein werden, wie ihr sie kennt. Es sind halt meine Zwerge, so wie ich sie sehe, genauso wie all die anderen fantastischen Figuren in meinem Buch, keinem Standard entsprechen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.08.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinen kleinen Elben zu Hause und ihren Zwergen und allen die gern Fantasy lesen.

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