Die Autobahn war vollkommen überfüllt, der gewaltigen Menge an flüchtenden einfach nicht gewachsen. Seit nun fast 3 Stunden waren sie nicht einen Meter mehr voran gekommen. Jan hatte inzwischen eine Karte auf der Motorhaube ausgebreitet und während ihr Bruder diese konzentriert studierte versuchte Nadine erfolglos ihre kleine Tochter, welche in ihren Armen weinte, zu beruhigen.
Der hektische Aufbruch, die Schüsse und Schreie an jeder Ecke der Stadt welche sie zügig verlassen hatten und nun die brennende Mittagssonne hatten sehr am zarten gemüht der 2-jährigen gezerrt. Jan fuhr sich fluchend durch die viel zu langen Haare während er seinen Blick über die Dächer der Autos schweifen lies als würde dort irgendwo die Lösung geschrieben stehen.
Die Stadt aus der sie noch vor wenigen Stunden geflohen waren konnte noch von ihrem Standpunkt gesehen werden. Sie waren also nicht mal annähernd so weit gekommen wie er es gern gehabt hätte. Die Nachrichten hatten in Dauerschleife mitgeteilt dass, das Militär dabei sei in allen größeren Städten 'sichere Zonen' zu errichten und alle Bürger gebeten sich zu diesen zu begeben. Der Ältere hatte dem Radio nur einen bösen Blick zu geworfen und es dann mit dem Kommentar "Bullshit" ausgeschalten.
Eine Dame fortgeschritteneren Alters hatte Nadine angesprochen, freundlich nach dem Namen des kleinen Mädchens gefragt und dann beruhigend auf Natascha eingeredet und etwas mit ihr rumgealbert. Tatsächlich hatte die kleine aufgehört zu weinen.
Plötzlich wurde es in einiger Entfernung unruhig. Jan drückte ihr auf einmal eine Tasche in die Hand, schnappte sich selbst noch zwei der in eile notdürftig zusammen gepackten Rucksäcke und knurrte ihr als Vorwarnung nur ein "Lauf" entgegen ehe er sie hinter sich her zog. Da ertönte auch schon der erste Schrei, dann viele und schon sah sie eines dieser Dinger blutverschmiert zwischen denn Autos hervor taumeln.
Das alles passierte innerhalb von Sekunden, doch Nadine kam es vor als würde es in Zeitlupe ablaufen. Die fliehenden Menschen, die sich beeilten aus ihren Wagen zu kommen um dem sicheren Tod zu entrinnrn. Wie sie alle auf das Feld stolperten ... Wie der netten alten Dame ein riesiges Stück Fleisch aus dem Hals gerissen wurde.
Ihr Bruder zog sie einfach immer weiter, in Richtung eines Waldstückes. Es war ihr recht, bloß weg so schnell es ging. Sie hielt Natascha die ganze Zeit fest an sich gedrückt aus Angst sie könnte ihr entrissen werden. Wendete ihren blick nicht von Jans Rücken ab, wollte ihn nicht aus denn Augen verlieren.
Sie liefen bis ihre Lunge brannte und ihre Beine schmerzten, doch Jan entschleunigte ihr Tempo erst als die Schreie sich in der Entfernung verloren. Nadine nutzte die Zeit um zu atmen zu kommen während der junge Mann die Optionen abzuwägen schien. Er sah sich um, als hätte er bereits einen Plan im Hinterkopf. Das beunruhigte die junge Mutter. Ihr Bruder hatte noch nie in seinem Leben einen Plan für irgendwas. Die Ernsthaftigkeit die er nun an denn Tag legte machte sie nervös, führte ihr den ernst ihrer Lage noch einmal gnadenlos vor Augen.
Sie fühlte sich plötzlich so unfassbar müde. So viel Aufregung war sie einfach nicht gewohnt.
Glücklicherweise fanden sie noch vor Anbruch der Dämmerung eine kleine Hütte. Sie alle mussten sich Ausruhen, vor allem ihr kleines Mädchen, welches sich seit sie von der Autobahn geflüchtet waren Schraubstockartig an ihr festklammerte.
Jan umrundete das kleine Haus einmal vorsichtig, schien nichts beunruhigendes gefunden zu haben. Seine Schwester erlaubte sich ein erleichtertes Aufatmen.
Ihr großer Bruder öffnete vorsichtig die Tür und ...
... einer dieser Untoten taumelte ihm entgegen.
(Kritik, Lob, Anmerkungen? Bitte immer her damit! Ich bedanke mich für's lesen des ersten Kapitels meiner Geschichte und hoffe wir lesen uns im zweiten wieder!)
Vorwort: kleine Anmerkung damit es nicht zu Verwirrungen kommt Nadines Sicht - Jans Sicht. Eine kleine Rückmeldung bezüglich dieser Schreibweise wäre sehr nett, da ich mir damit sehr unsicher bin es aber gern versuchen würde. :)
... Erschrocken reißt Nadine die Augen auf. Ihr rasendes Herz beruhigt sie erst langsam nachdem sie die Silhouette ihres Bruders auf der Fensterbank ausmacht.
Im fahlen schein des Mondes wirkt der junge Mann fast wie ein Geist. Die langen, hellen Haare reflektieren das licht, wodurch sie zu leuchten schienen. Die blasse Haut und Eisig-Blauen Augen ,welche sich ihr nun zuwenden, runden dieses Bild nur perfekt ab.
"Nur ein schlechter Traum" erklärt sie flüsternd, um die neben ihr schlafende Natascha nicht zu wecken. Jan nickt nur und wendet sich wieder seiner selbst auferlegten Aufgabe zu, alles genauestens im Auge zu behalten.
Er war ruhig geworden, kalt. Redete kein Wort mehr als unbedingt nötig. Traute niemanden, musste alles kontrollieren. Nadine kannte dieses Verhalten. Von früher.
Es nervt sie unglaublich, aber letztendlich war es ihr Bruder dem sie ihr und Nataschas leben zu verdanken hatte. In denn nun fast zwei Jahren die sie schon durch die Gegend streiften, hatten diese Eigenschaften sie schon oft Gerettet.
Mit der Zeit waren sie auf einige weitere Überlebende gestoßen, hatten sich teilweise mit ihnen zusammen geschlossen. Immer auf der suche nach dem wohl nicht mehr existenten.
Einem sicheren Ort zum Leben.
Doch früher oder später waren sie immer wieder zu dritt. Was oft genug auch anderen Menschen geschuldet war ...
Nadine hatte mittlerweile viel zu viele gute Menschen auf viel zu grausame weise sterben sehen. Doch trotz allem wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. Durfte sie nicht aufgeben, für ihre Tochter. Sie will einfach nicht glauben das es nirgends auf dieser großen Welt mehr einen Platz gab an dem ihre kleine ein schönes Leben führen kann.
Jan war da anderer Meinung, behielt diese für sich. Wie alles andere auch.
Die Welt war nun vollkommen am Ende. Die Menschheit zeigte sich nun von ihrer beschissensten, wahren, Seite. Menschen waren in seinen Augen schon immer zum kotzen, doch nun wo es keine Regeln oder Gesetzte mehr gab, gab es auch auch keinen Grund mehr die Illusion einer zivilisierten Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.
Er wusste das seine Schwester gern weiter in Stadt nähe bleiben wollte, keine Lust mehr hatte mit ihm im Wald 'her rum zu irren'.
Er weis was er tut. Es sind nicht die wandelnden Leichen die ihm Sorgen bereiten.
Andere Überlebende, die bereiten ihm Kopfschmerzen. Skrupellos auf der suche nach Vorräten. Jederzeit bereit zu töten, für ein paar Konserven.
Es wurde gemordet und geplündert wo es nur ging. Das hatten sie schon am eigenen Leib erfahren müssen.
Er konnte und wollte niemandem Vertrauen. Trotzdem beneidete er seine Schwester ein wenig für ihre Naivität.
Die jüngere Versuchte zwar noch ihren sturkopf von Bruder zu überzeugen, ein wenig länger in der Stadt zu bleiben. Doch jeglicher versuch eine Diskussion zu starten wurde abgeblockt.
Also folgt sie ihm in denn frühen Morgenstunden schmollend Richtung Westen, wo sie die Stadt über eine große Brücke verlassen wollen. Mit Tascha an der Hand sah sie überall hin, nur nicht zu Jan. Sie hatten die Brücke fast erreicht, als Jan sie schnell hinter einen Wagen zog.
Während Jan vorsichtig hinter dem Auto hervor spähte um was auch immer auf der Brücke war im Auge zu behalten, drückte Nadine ihre Tochter weiter an sich. Die 4-jährige hatte sich aus dem mittlerweile antrainierten Reflex, zwischen ihre Mutter und ihren Onkel begeben. Trotz ihrem jungen alters hatte sie schnell begriffen wann sie was zutun hatte. Und was passierte wenn sie es nicht tat. Es brach Nadine das Herz, ihrer Tochter dies nicht ersparen zu können.
Ihr Bruder deutete ihr an, dass sie die Brücke beobachten soll, während er sich ihre nähere Umgebung besah. Vorsichtig riskierte sie einen Blick und sah drei Personen, welche wohl von denn herum stehenden Wracks am weiter fahren gehindert wurden.
(Kritik, Lob, Anmerkungen? Bitte immer her damit! Ich bedanke mich für's lesen des zweiten Kapitels meiner Geschichte und hoffe wir lesen uns im dritten wieder!)
Tag der Veröffentlichung: 08.08.2018
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