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Die vergessene Vergangenheit


In einer typischen, kalten, englischen, Nacht. In London! Ortszeit: 0:23.

Janine, junge 22 Jahre. Französin. Blond und ozeanblaue Augen. Von den Massen wollen wir einmal nicht reden. Janine ging mit ihrem Freund durch die Byrtling-Avenue. Ihr Freund umarmte sie. Sie küssten sich. Dann ging das junge Paar weiter. Beide wollten sie nach Hause laufen, da sie schon einiges bei Jimmy Jones getrunken hatten. Jock und Janine waren bereits auf einem Feldweg, als Jock bemerkte, dass ihm der Haustürschlüssel fehlte. „Du Schatz, ich habe die Schlüssel bei Jimmy liegen gelassen. Ich gehe noch einmal schnell zurück und hole sie!“ „Ja, okay, Darling!“ erwiderte die nette, zierliche und angetrunkene Stimme. Janine sah noch kurz ihrem Freund nach, als sie sich umdrehte und weiter ging.

Plötzlich hörte sie Schritte! „Jock? Bist du´s?“ Sie schaute sich um, doch nichts war zu sehen. Und wieder schaute sie sich um. Nein, Jock konnte es nicht gewesen sein; er ist doch gerade erst gegangen. Doch wer war dort? Sie drehte sich um. Doch Janine starrte mit ihren stahlblauen Augen in die Dukelheit, auf den Hügel. Vor ihr erstreckte sich ein Buschfeld.


Erst dahinter begann der Wald, der das gesamte Tal bedeckte. Da mußte sie durch! Allein! Ganz allein!

Noch vor wenigen Minuten hatte sie sich von ihrem Freund verabschiedet, da er noch einmal zurück mußte. Sie sollte schon einmal vorgehen. War es vielleicht doch Jock? War es vielleicht wieder einer seiner dummen Streiche? Die Ausstrahlungen, die der unbekannte Körper hatte, kamen der jungen Frau doch bekannt vor! Die Schritte stoppten innerhalb der Büsche, dann teilten sich die Zweige zu einer Stelle. Zwei Hände schoben sich zögernd hindurch. Janine sah mit angehaltetem Atem hinüber! Es war dunkel, so dass das hübsche Fräulein nichts sehen konnte. Ein Körper schob sich langsam zwischen den Büschen hervor. Schweiß perlte auf ihrer Stirn, als sie den Körper im Mondschein erblickte. Was war das? Ein furchbares Stöhnen durchschallte den gesamten Weg!

Ein schreckliches Geräusch, dass Janine einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Die Hände von diesem Etwas wickelten sich um Janines Hals! Unbarmherzig drückte das unbekannte Wesen zu! Mit einem erstickenden Stöhnen griff Janine zu dessen Händen. Doch es war, als ob sie mit ihren Fingern kleben blieb! Das Wesen riss die hübschaussehende, junge Dame von den Beinen. Verzweifelt rang sie nach Atem. Ihr Gesicht schwoll blau an. Ihre Augen drohten aus den Höhlen zu quellen.

Urplötzlich spürte Janine eine Hand auf ihren rechten Busen. Die langen Fingernägel bohrten sich in ihre Haut. Wie Krallen eines Raubvogels oder sogar wie ein Widerhaken! Janine tritt und schlug um sich! Sie wollte nur weg! Weg von diesem Ort! Sie riss sich los. Rannte um ihr Leben! Allmählich dämmerte ihr, dass sie im Begriff war, einen entsetzlichen Fehler begangen zu haben.

Etwas riss sie von den Beinen. Es schnürte ihre Kehle zu, doch war es kein Seil!

Janine sackte zu Boden! LEBLOS...


*

Er stieg endlich von seinem Standorte nieder, weil seine Zeit zu Ende gehen sollte.

Der Unbekannte wendete sich von der Toten rechts ab und wandelte auf den Waldrand zu! Er sah öfter zwischen den Baumlücken in das unbebaute Land hinaus. Mit befriedigender Ruhe ging er bedächtig durch den Wind. Seine langen Haare wehten. Der lange, schwarze Mantel bedeckte seinen Körper, der Kragen ragte in die Höhe.

Nach einiger Zeit schlug der Mann in Schwarz einen Seitenweg in Richtung des Schlosses ein. Er ging an großen und kleinen Bäumen vorbei, aus dem Wald. Am Waldrand, auf dem Weg, dort stand sein Ross! Schwungvoll und sichtlich zufrieden stieg er auf das weiße Pferd! Sein Mantel bewegte sich elegant zu seinem Schwung.

Alles wäre so perfekt gewesen, der Mord, die Tote im Wald, im Fluss! Keine Spuren...


*

Der Kalender schrieb den 20. Juli 1959.

An diesem Morgen hatte Jock natürlich einen sehr, sehr schweren Kopf. Nach der bereits dritten Kopfschmerztablette musste dann auch noch dieses Telefon schellen.

„Hören Sie genau zu, Mr. Mc Allaster! Die Leiche. Sie liegt in der Themse! Ihre Janine ist tot! Hahaha!“ Die Stimme am Telefon verstummte.

Jock Mc Allaster, Inspektor bei Scottland Yard, er behandelte die sogenannten unerklärlichen Fälle. Was war das für ein Anruf? Was war das für eine raue, dunkle Stimme? Erschrocken schwirrten ihm natürlich viele Gedanken durch seinen Kopf. Er fühlte sich, wie ein Irrer dem soeben die Spritze angesetzt wurde. Ihm wurde ein wenig übel. Schweiss perlte sich und lief ihm durch die Gravitation dem Rücken hinunter.

Der Morgen war wie dafür geschaffen, eine Leiche aus der Themse zu bergen. Mc Allaster hatte Froschmänner zum Ufer der Themse beordert!

Es war warm genug, dass die Polizeitaucher in Ruhe arbeiten konnten. Aber über London kroch wattedichter Nebel. Die Sicht beschränkte sich nur auf das Ufer. Das Polizeiboot, das in geringer Ferne auf der Themse ankerte, war nur noch bei genauem Hinschauen, zu erkennen. Stunden vergingen. Die Taucher wechselten wieder einmal. Die neuen Froschmänner waren bereits seit 10 Minuten unter Wasser. Jock stand mit seinem Kollegen am Rande des Ufers. Er rührte sich nicht von der Stelle. Viel zu gespannt war er. Wenn der Anruf stimmte, dann war Janine Franklyn, seine Freundin, tot!

Niemand sprach ein Wort. Eine derartige Stille überlud die Gegend. Eine Totenstille.

Er wollte doch nur die Schlüssel holen und sie war spurlos verschwunden.

Angst, Traurigkeit und Wut berührten ihn.

*

Oben auf der Chelsea Bridge flutete bereits der Morgenverkehr, als sich auf der dunklen Oberfläche der Themse Blasen bildeten. Ein schwarzer Kopf tauchte aus den Fluten hervor, doch der Froschmann deutete an nichts gefunden zu haben. Er kletterte an Bord des Polizeibootes. Ein anderer Spezialist ließ sich zugleich ins Wasser gleiten. Plötzlich ließ Jock Mc Allasters Funkgerät einen Ton hören. Zu dieser Zeit gab es noch nicht viele Funkgeräte, zumal die Qualität noch sehr zu Wünschen übrig ließ. „Etwas entdeckt... eine Frauengestalt ... sie liegt unter der Schlammschicht und scheint durch einen schweren Gegenstand auf Grund gehalten ...“ Das Gerät verstummte nach mehrmaligem Rauschen. Mc Allaster zog seine Augenbrauen zusammen und starrte auf die Stelle, an der ein dunkler Frauenkörper aus den Fluten der Themse hervortauchte. Wasser floss aus den noch vorhandenen Kleidern. Gebannt starrte er auf die Tote.

Keine Zweifel. Es war Janine. Janine Franklyn. Also hatte der unbekannte Anrufer recht behalten. Jock glaubte seinen Augen nicht. Die Tote hatte maximal 5 Stunden in der Themse gelegen und doch war ihr Körper bereits verfault. Durch die noch wenigen Hautfetzen konnte man bereits die Knochen erkennen. Dem Zustand der Leiche nach hätte sie bereits Monate oder vielleicht sogar schon Jahre in der Themse schwimmen müssen. Der Beamte von Scottland Yard beugte sich über seine Freundin.

Plötzlich richtete sich der rechte Arm des toten Körpers auf, ergriff seinen Hals. Noch bevor Jock reagieren konnte, bohrten sich schon ihre langen Fingernägel durch seine Halsschlagader. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er sah noch den Gegenstand, der die Leiche aller Wahrscheinlichkeit auf den Grund der Themse hielt, bevor er das Buwusstsein verlor. Es war eine kleine Figur. Aus Holz, die am Fuße der Untoten befestigt war.

Nach einer Weile öffnete Jock Mc Allaster seine Augen. Er befand sich in einem dunklen, ihm völlig fremden Raum. Hier roch es muffig. Dieser Raum schien eine lange Geschcihte zu haben. Blut und Tod waren die Hauptdarsteller!


*

Sie lag auf einem schwarzen Altar. Nackt! Nur eine durchsichtige Decke bekleidete sie. Schrammen und Kratzer auf der rechten Brust. Es war Janine, seine Freundin. Tot. Als Jock sich weiter umsah, erblickte er eine weitere Frau. Mit stählernden Ketten gefesselt. An einer Steinsäule stehend. Unmöglich diese Ketten zerspringen zu lassen. In der Mitte des Raumes lag ein Holzblock auf dem Boden. Sehr staubig war es hier. Oder war es doch Nebel, der durch dem Dickicht den dunklen, muffigen Raum erreichte? In dem Holzblock steckte eine mit Blut verschmierte Axt. Jock hörte Schritte. Verworfene Strukturen der Bodenbretter gaben diese Schritte preis, deren Ursprung längst verstorben war ...

„...Fortsetzung folgt!“

Amüsiert schaltete sie den Fernseher aus. Jede Woche schaute sie sich diese Serie an und mußte immer wieder belustigt feststellen, wie naiv die Menschen doch eigentlich waren. Sie hatten ja keine Ahnung, wieviel grausamer die Realität war. Sie stand auf und ging zum Fenster. Von dort aus hatte sie einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Die vielen kleinen Lichter New Yorks bei Nacht hatten sie schon immer fasziniert. Aber nicht nur aus diesem Grunde hatte sie sich diese Millionenstadt ausgesucht. Sie wusste, dass SIE hier war. Sie spürte die Gefahr, die von IHR ausging. Sie mußte SIE finden, bevor sie gefunden wurde.

Die einzige Kraft, die sie noch aufhalten konnte, mußte vernichtet werden, sonst waren alle ihre Pläne durchkreuzt. Das konnte sie nicht zulassen. Ein Lachen kam über ihre Lippen und sie strich sich ihr langes, schwarzes Haar aus dem Gesicht. Noch hatte sie alle Vorteile auf ihrer Seite, sie wusste wonach sie suchte, während SIE noch keinen blassen Schimmer von ihr hatte.
*

Sie ging, mit raubtierhafter Leichtigkeit durch das dunkle Zimmer. Ihre grünen Augen durchbrachen grell die Schwärze. Sie griff nach dem Kelch und trank. Ihre Lippen färbten sich rot. Ah, das tat gut. Das Blut gab ihr neue Kraft. Um Nachschub mußte sie sich auch noch kümmern, aber erst später. Jetzt mußte sie erst einmal die Fährte aufnehmen und sie wusste, sie war nah dran.

Jagen oder gejagt werden, dachte sie und entschied sich für die erste Möglichkeit. Sie verließ den Raum und ging in eine kleine Kammer, in der ein Altar stand. Er war mit schwarzen Rosen geschmückt, ansonsten war er leer. Von der Decke hing das Bildnis eines Dämon, dessen Fratze jeden, der den Raum betrat, als erstes anstarrte. Sie griff nach einem Gefäß und tauchte ihre Hände in das Blut. Sie tränkte ihr Gesicht damit und verstrich das Blut auf ihrem nackten Körper. Ihre Bewegungen wurden immer begieriger, doch sie mußte sich zum Einhalt zwingen. War ihre Aufgabe jetzt doch viel wichtiger.

Sie malte verschiedene Zeichen auf den Altar, stellte ein kleines Dämonbildnis in die Mitte, hockte sich darüber und ließ es langsam in sich eindringen. Sie stöhnte! Ja, das war es, was sie wollte. Als sie sich in Ekstase gebracht hatte und ihr Körper ganz dem Dämon verfiel, sah sie das Bild vor sich. Eine junge Frau, mit rotem Haar und blauen Augen. Sie lachte. Und dann hörte sie einen Namen...

Chiara, ja, es war Chiara. Ihre Kraft war erschöpft. Rücklings fiel sie vom Altar, taumelnd lief sie ins Wohnzimmer zurück. Es war hart gewesen, aber es hatte sich gelohnt. Jetzt kannte sie ihr Gesicht ... und ihren Namen. Sie ließ sich auf ihr Bett sinken und schloss die Augen.

Jetzt konnte es beginnen...

*

Der Wecker klingelte. Chiara stöhnte. Die ganze Nacht hatte sie schlecht geschlafen und wirres Zeug von Ritualen oder so geträumt und jetzt sollte sie schon wieder aufstehen! Sie schaltete den Wecker aus und quälte sich nach weiteren zehn Minuten mühsam aus dem Bett. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Warum mußte sie aufstehen, während Jack sich noch einmal gemütlich in seine Decke kuschelte. Das Telefon schrillte in ihren Ohren. Auch das noch! „Guten Morgen Chiara, Jason am Apparat. Wir haben einen neuen Fall. Heute Morgen wurde eine enthauptete Leiche gefunden, auf Manhattan Island. Sieht nach Ritualmord aus, aber sieh es dir am Besten selber mal an. Schaffst du es in 20 Minuten in der Zentrale zu sein?“ „Ja, glaub schon.“ „Okay, wir sehen uns dann dort, bis gleich“, sagte er und legte auf. „Bis gleich“, murmelte Chiara vor sich hin und ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken.

Warum mußte eigentlich der Stress schon früh morgens beginnen? Seitdem sie beim FBI war, hatte sie kaum eine ruhige Minute. Ritualmord, ging es ihr durch den Kopf. Seltsam, hatte sie heute Nacht nicht irgendsoetwas geträumt? Sie konnte sich nicht mehr so genau erinnern. Sicherlich kamen ihre Träume von der blöden Serie, die sie gestern mit Jack im Fernsehen gesehen hatte. Ja, so wird es wohl sein.


Leise ging sie ins Schlafzimmer, um sich ein paar Sachen aus dem Schrank zu holen. Sie wollte Jack nicht wecken. Wie friedlich er schlief. Sein Anblick löste ein sehr schönes Gefühl in ihr aus und schon hatte sie nicht mehr so schlechte Laune. Mit einem Lächeln verließ sie das Zimmer. Hastig zog sie sich an. Wenigstens noch eine Tasse Kaffee, dann konnte es losgehen. Im Auto machte sie das Radio an und suchte einen Sender, den man sich einigermaßen anhören konnte. Chiara hielt nichts von moderner Musik. Sie liebte es eher ruhiger und melancholisch. Tja, da war sie wohl irgendwann vor zehn Jahren stehen geblieben. Sie zündelte sich eine Zigarette an. So ein verdammtes Laster!

*

Endlich war sie angekommen. Als Zentrale diente im Moment ein altes Motel. Ziemlich kuriose Idee, fand sie. Jason wartete schon draußen auf sie.

„Wo bist du denn so lange gewesen? Ich warte schon zehn Minuten! Ich dachte...“ „Jetzt mach aber mal halblang!“, unterbrach Chiara ihn. „Ich bin schließlich kein D-Zug und mein regulärer Dienst beginnt erst in einer viertel Stunde. Also blas dich mal nicht so auf!“ „Ist ja schon gut! Lass uns losfahren.“ „Wohin geht´s denn eigentlich?“ fragte sie. „Zehnte Straße, Ecke Kensington. Die Leiche wurde in einem Hinterhof gefunden. Der Kopf ist allerdings verschwunden. Ach und was noch merkwürdig ist, die Leiche ist völlig blutleer, als ob man sie ausgepumpt hätte.“ „So, so“, entgegnete sie. „Ist ja eine echt üble Gegend.“ „Gerade richtig für einen Mord“, sagte er cool. Sie konnte seine Art einfach nicht ausstehen. Er war in seinem Job ja ganz gut, aber als Mensch hielt sie nicht viel von ihm.

Sie waren da. Jason stieg aus und war natürlich schon mal vorgegangen, ohne auf sie zu warten. Der Hinterhof war abgesperrt. Überall standen Polizisten, um die Schaulustigen und die Presse zurückzuhalten. Woher die das schon wieder wussten, fragte sich Chiara. Sie stieg über die Absperrung ohne aufgehalten zu werden. Man kannte sie halt. Je näher sie dem Tatort kam, desto unwohler fühlte sie sich. Irgendwie hatte sie das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Sie verwarf den Gedanken und ging auf Jason zu, der sich angeregt mit dem Pathologen unterhielt.

Neben ihm, unter einer grauen Plastikplane, lag die Leiche. Chiara beugte sich herunter und hob die Plane an. Oh, mein Gott! Das war ja entsetzlich. Sie erblickte einen nackten Männerkörper, dessen Arme und Beine mit dicken Nägeln in den Beton geschlagen worden waren, so dass er alle Viere von sich streckte. Er war enthauptet und sein ganzer Körper war beschmiert mit irgendwelchen Zeichen. Unmittelbar an der Leiche und um sie herum, war kein Tropfen Blut zu entdecken. Chiara wurde übel. Sie riss sich zusammen, um vor Jason nicht als Weichling dazustehen, ging ein Stückchen weiter in eine dunkle Ecke und übergab sich.

*

Die schöne, junge Dame stand nackt neben dem Bett. Sie war geschafft. Doch hatte sie ein Grinsen der Freude im Gesicht, das jedem anderen menschlichen Wesen Angst hätte bereiten können. Der Samen des Mannes, der regungslos auf dem Bett liegen blieb, lief ihr den rechten Oberschenkel hinunter. Das störte sie allerdings nicht. Sie hatte einen Gesichtsausdruck von doppelter Freude! Ihre langen, schwarzen Haare streifte sie mit der linken Hand aus dem Gesicht. Der Schweiß lief ihr noch dem Rücken entlang. Das war ein Akt! Sie war erledigt. Die junge Frau, so ca. 26 Jahre, zog sich einen schwarzen, kurzen, fast durchsichtigen Schlüpfer über. Dann ging sie zum Tisch hinüber und nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel, die dort lag. Sie zündete sich diese an. Die schwarzhaarige Schönheit blieb allerdings stehen, doch ihre Blicke wanderten auf dem Tisch umher. Sie suchte den Aschenbecher, den sie auch unter einer Zeitung fand. Um an den Aschenbecher zu gelangen, musste sie diese Zeitung umlegen.

RITUALMORD IN MANHATTEN!!!

Sie lachte...

Na ja, jetzt war es ja geschafft!

Sie drückte die Zigarette nach drei bis vier Zügen wieder aus und zog sich eine weiße Bluse über. Einen Büstenhalter trug sie nicht. Sie war der Meinung, ihre Brust gäbe eine tolle Figur ab, da müsse sie sie nicht verstecken. Dann zog sie eine schwarze, sehr enge Jeans an. Diese Jeans verlieh ihr, die ohnehin schon eine fabelhafte Figur hatte, wunderbare, lange Beine. Nun zog die Frau noch ihre schwarzen Stiefel mit einem hohen Absatz an. Sie griff ihre Tasche und ließ die Zigarettenschachtel hineingleiten Sie schaute noch einmal auf das Bett, das blutverschmiert mit einem nackten, kräftigen Mann dort an der grauen Wand stand. Sein Geschlechtsteil hing an dieser grauen Wand. Mit einem Messer befestigt, hing es dort! Das Blut lief hinunter und müsste noch warm gewesen sein, als sie das Zimmer verließ. Sie hatte ihn getötet! Das war klar.

Die Frau drehte sich um und ging aus der Wohnung. Sie sah wunderschön aus. Sie musste ein Model oder ähnliches sein. So kann nur ein Model aussehen. Auf der Treppe fiel ihr ein, dass sie die Zeitschrift doch mitnehmen wollte. Sie ging noch mal hoch. Die Tür hatte sie zum Glück offen gelassen, so dass sie noch einmal hinein gehen konnte. „Tina..!“ hörte sie plötzlich die schmerzverzerrte Stimme von der linken Seite her. „Was hast Du gemacht?“ Sie erschrak. Lebte er noch? Das war unmöglich. Tina, so hieß sie also. Die Schönheit drehte sich um und sah allerdings nur noch ein Zucken im Körper des Mannes.

Sie riss die Zeitung an sich und rannte aus dem Haus. Tina hatte es geschafft. Keine Spuren zu hinterlassen. Sie stieg in ihren Wagen und brauste mit quietschenden Reifen davon.

*
Chiara sass also in dieser dunklen Ecke. Zwei Häuser trafen sich hier und genau in diesem Mittelpunkt führte eine Treppe in den Keller der Gebäude. Diese Treppe, sie war natürlich unbeleuchtet. Chiara lief langsam die Treppe hinunter, hier konnte sie Jason nicht so schnell entdecken...Hier roch es nach einer Mischung aus Urin, Alkohol und noch irgendeinen undefinierbaren Duft. Was war das nur?

„Verschliesse die Türen - lösche das Licht - fühle die Spannung und ertrage die Angst“,

hauchte ihr eine weibliche Stimme ins Ohr. Es war als ob Chiara diese Stimme kannte. Was war das nur? Sie folgte dieser Stimme, instinktiv. „Chiara, folge mir und du wirst das wahre Leben leben lernen.“ Wer war das? Chiaras Gedanken schwirrten nur so umher. Sie lief bedächtig die Treppe hinunter, drückte die Klinke der Tür hinunter und... Ihr wurde schummerig vor Augen. Chiara verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden.
*

Es mussten bereits ungefähr 10 Minuten vergangen sein, bis die Agentin erneut ihren Namen hörte. „Chiara!“ Diesmal war es allerdings eine männliche Stimme. Sie verspürte einen Schlag ins Gesicht. „Was ist denn mit dir los? Du Weichei!“ sprach Jason sie ungeniert an. „Hier stimmt was nicht!“ erwiederte sie. „Riechst Du das?“

„Ja, das stinkt hier nach Pisse mit Alk!“ seine Ausdrucksweise war wie immer nicht die beste...aber damit musste Chiara leben. Jason half ihr noch hoch und sie verliessen den Fundort der Leiche. „Was muss das für ein durchgeknallter Typ sein, der diesen Mann so bestialisch getötet hat?“ dachte sie laut. „Was? Das war sicher eine Männerhassende Tusse! Der Typ wurde nach seiner Erektion getötet...das konnte man noch deutlich sehen...der stand noch...ha ha ha.“ „Ach Jason, lass doch deine Spässe. Ich finde das gar nicht lustig. Also meinst du, es war eine Frau?“ Jason sagte nichts, er nickte nur. Sie fuhren wieder zum Motel oder besser zur Zentrale, erledigten dort den normalen Schreibkram. Nun war es bereits Mittag und Chiara verliess das Motel. Im Auto ergriff sie sie ihr Handy und wählte eine Nummer.

Es war Jacks Telefon, welches am anderen Ende schellte. Jetzt kam endlich er ins Spiel. Wusste Chiara bis dato noch nicht, auf welches Abenteuer sie sich nun einlassen würde. Oder in welchem Abenteuer sie sich bereits ganz tief befand. Hatte Jack noch morgens geschlafen, als sie aus dem Haus ging. Das Telefon schellte und schellte, bis es im eigenen Klang erstickte. Jack war nicht zu Haus. Konnte das um diese Zeit sein? Chiara fuhr rasend los, ahnte sie schon etwas. Das war nicht normal, Jack um diese Zeit nicht zu Hause? Da stimmt etwas nicht.

Zu Hause angekommen, lag nur ein Zettel auf dem Tisch: - Bin an einer grossen Story! Fahre nach Wiscount, einer kleinen schottischen Stadt und nehmen dort incognito einen Job an. Ich melde mich wieder...

Jack, ein junger, freier Journalist, der irgendwie nie an die grosse Story heran kam, sollte er es endlich geschafft haben? „Naja, freuen würde es mich für ihn, aber da ist was faul...“ stammelte sie...

*

Während dessen wurde die Nummer von Jasons Büros gewählt. Er schluckte noch den letzten Schluck von seines Kaffees hinunter, den er sich noch vor wenigen Sekunden in den Mund laufen liess, bevor er den Hörer in die Hand nahm. Es war Chiara. „Hallo Chiara. Möchtest du mit mir zusammen zu Mittag essen? Hast du dir das anders überlegt?“ „Nein Jason, ich kann nicht, ich muss nach Wiscount, irgendwas sagt mir, dass da was nicht stimmt...Und dann diese Stimme, die ich ständig höre.“ Chiara hängte ein, doch Jason hörte weiterhin eine Stimme aus seinem Hörer...eine rauhe Männerstimme...

„Hör nun genau zu! Chiara ist in Gefahr! Sie wird sterben! Saphena benötigt das Herz Eures ungeborenen Kindes!“ Die Stime verstummte. Wer war das? Wer wollte er warnen? Ungeborenes Kind? Wie was? Jason verstand gar nichts mehr. War Chiara etwa schwanger?

[...]

Impressum

Texte: Luke J.B. Rafka
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

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