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Der erste Blick

 

Nürnberg zeigte einen erfrischenden, wahrhaft herrlichen und frohe Stimmung verbreitenden Sommermorgen. Begleitet von der aufgehenden alles in ein hellzartes Licht tauchenden Sonne erwachte das Leben und begrüßte den neuen Tag auf seine gottgegebene und vorherbestimmte Weise. Über den Dächern zogen Vögel ihre Bahnen am blassblauen Himmel und auf den Straßen bahnte sich der erste Stadtverkehr an. Mittelalterliche Bauten und Gassen wechselten sich hier in Harmonie mit einem modernen Stadtleben ab, insbesondere im Burgviertel mit seinen Handwerkerstraßen, den Kaufmannshäusern, dem Alten Rathaus und der Kaiserburg als dem Wahrzeichen der Stadt. Es war nicht hektisch sondern gesellig, ein buntes Treiben von Geschäftlichem, von Freizeit und Freude, von Bestimmung und von der Liebe zu einer Stadt, dessen Geschichte sich widerspiegelte in den Häusern, den Straßennamen und auf den Gesichtern ihrer Bewohner, den Kundigen und Touristen, den Schaulustigen und Wissensdurstigen. Solcherlei Zusammenspiel war hier und auch überall sonst auf der Welt zu finden, wo sich Kulturhistorisches und Zeitgenössisches, Moderne wie Brauchtum, in Einigkeit gegenüberstand, vereint unter einem Dach und doch durch Hunderte von Jahren Geschichte voneinander getrennt.

Die ersten Geschäfte öffneten den Besuchern und Einkaufswilligen ihre Pforten. Cafés und Eissalons luden zum geselligen Miteinander ein und selbst einige Restaurants zeigten sich in den Einkaufsstrassen schon für die zu erwartenden Gäste bereit. Etwas abseits von den am stärksten frequentierten Geschäftsstraßen gab es noch viel mehr zu erkunden und zu entdecken: Verträumte Gassen, Orte mit beschaulichem Ambiente, wie der Garten der Stadtbibliothek, indem unter anderem schwarzrote Geranien und prächtiggelb leuchtende Sonnenhutstauden um die Krone der Schönheit inmitten prachtgrüner Wiesen wetteiferten.

Nahegelegen an einem solchen Platz lag eine gutbürgerliche Gaststätte, welche durch seine hervorragende Küche ausgezeichnet worden war. Von vielen nur „Das grüne Lokal“ genannt, besann man sich hier auf traditionelle Werte und war in ganz Nürnberg bekannt für seine serviceorientierten Tugenden. Hier war der Kunde wirklich König und die Mitarbeiter der „Grünen Ecke“, so der offizielle Name, waren stets aufmerksam, zuvorkommend und höflich allen Gästen gegenüber. Es war zudem eine Besonderheit, dass die Preise auch nach der Auszeichnung keine wesentliche Steigerung erfuhren, sondern weiterhin für nahezu jeden Geldbeutel erschwinglich waren.

Eine Kellnerin namens Eva, eine Studentin, die sich in den Semesterferien etwas dazuverdiente, gebührte hier seit einiger Zeit besondere Aufmerksamkeit. Sie arbeitete erst seit einer kurzen Zeit in der „Grünen Ecke“ und war dennoch schon unter den Stammgästen und Kollegen gleichermaßen beliebt. Zu erklären war dies auf Grund ihres Fleißes, im Besonderen aber wegen ihrer netten und unkomplizierten Art.

 

Eva eilte herbei, um die Bestellung eines besonders ungeduldigen Gastes auf zu nehmen. Im Sommer gab es in der Gaststätte immer viel zu tun, denn der angrenzende Biergarten lockte bei schönem Wetter eine entsprechende Anzahl an Gästen an.

„Na endlich, die Dame! Es wurde auch langsam Zeit“, schimpfte der vollschlanke Gast mit ärgerlicher Stimme.

Eva ignorierte seine bissige Bemerkung und erkundigte sich nach seinen Wünschen.

„Möchten Sie etwas zu trinken bestellen?“

Der Mann fügte seinem unattraktiven Äußeren ein entsprechendes Benehmen hinzu.

„Nein, ich möchte Schuhe kaufen! Oder haben Sie noch mehr dumme Fragen auf Lager? Also, bringen Sie mir ein helles Weizen, wenn es Ihnen heute noch möglich ist.“

Eva setzte ein etwas gequältes Lächeln auf, drehte sich auf dem Absatz herum, um das Getränk so schnell wie möglich zu besorgen. Auf ihrem Weg zur Theke konnte sie vier weitere Gäste zählen, die nach ihr verlangten und ein jeder wollte zuerst etwas haben. Aber so war der Job eben.

 

Es war keine leichte Arbeit, und ab und an spürte sie eine große Erschöpfung, doch sie hielt auch die schweren Phasen gut durch.

Ihr blieb ohnehin keine andere Wahl. Es waren Semesterferien und sie musste diese, neben dem Lernen, auch dazu nutzen, um ihren Lebensunterhalt weiterhin finanzieren zu können. Ihren Eltern jedenfalls konnte sie keine zusätzliche finanzielle Last aufbürden. Und was die Liebe anging... dafür Zeit zu finden, war ihr im Augenblick erst recht nicht möglich. Sie bediente weiter höflich alle Gäste. Auch gegen Abend schien der Besucherstrom nicht abzunehmen und Eva freute sich über üppig ausgegebenes Trinkgeld, dass sie von besonders zufriedenen Gästen erhielt.

Eva war angewiesen worden, einen bestimmten Tisch nicht zu besetzten, selbst wenn es rappelvoll war. Es war ein 2-Personen-Tisch am äußeren Rande des Biergartens, auf dem ein „Reserviert-Schild“ stand. Gerade als sie den Blick zu besagtem Tische streifen ließ, bemerkte sie einen gut aussehenden jungen Mann, der sich genau dort hinsetzte. Bei ihm war Chefkoch Rudolf Rode, der den Neuankömmling persönlich zum Platz begleitet hatte. Als Herr Rode an Eva vorbeiging, gab er ihr zu verstehen, diesen Gast besonders zuvorkommend und mit äußerster Sorgfalt zu bedienen.

 

Eva hielt auf den neuen Gast zu. Je näher Eva kam, desto mehr verzauberte sie die umwerfende Attraktivität ihres Gegenübers. Als sie vor ihm stand, konnte sie nicht mehr den Blick von seinen hellblauen Augen abwenden. Sie strahlen Selbstsicherheit aus, aber auch Zärtlichkeit, Einfühlsamkeit.

Er räusperte sich und erst jetzt wurde Eva bewusst, dass sie den Mann angestarrt hatte wie ein Schulmädchen ihren neuen Freund.

„Verzeihen Sie bitte, ich war gerade in Gedanken. Was darf ich Ihnen bringen?“

„Sie kennen mich nicht?“ bemerkte der Angesprochene mit einem leichten Stirnrunzeln.

„Sollte ich denn?“ sagte Eva unsicher und verspürte sogleich eine leichte Wärme auf ihren Wangen aufkommen.

„Ich heiße Christian Baumann. Sie sollten meinen Namen eigentlich schon mal gehört haben.“

Eva wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Selbstverständlich hatte sie den Namen schon gehört. Sie hätte auch wissen müssen, wie die passende Person zum Namen auszusehen hatte, aber das Gemälde, das von Christian Baumann im Restaurant hing, sah dem Mann vor ihr kaum ähnlich. Insgeheim machte sie sich Vorwürfe, dass sie das Portrait nicht genauer betrachtet hatte. Christian Baumann war der Besitzer!

 

„Entschuldigen Sie bitte, das Ganze ist mir jetzt doch sehr peinlich…“, sagte sie verlegen und hielt ihm die ausgestreckte Hand zum Gruß entgegen, „aber ich arbeite erst seit Kurzem hier“.

„Schon vergeben“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Er stand auf, verbeugte sich vor ihr, nahm zärtlich ihre Hand und vollführte einen vollendeten Handkuss.

„Ich freue mich, eine so reizende und wunderschöne junge Frau in unserem Team begrüßen zu dürfen“, fuhr er fort. „Nachher werde ich Rudolf den Kopf waschen. Es ist unverzeihlich von dem alten Topfgucker, mich nicht vor einer solchen Traumfrau gewarnt zu haben.“

Eva hätte beinah einen Knicks gemacht.

 „Vielen Dank, Herr Baumann, möchten Sie nun etwas trinken?“

„Ja, bitte! Bringen Sie mir einen Krug, gefüllt mit kühlem Wasser. Und dazu ein großes Glas, bitte!“

„Sofort“, sagte Eva.

 

Als sie Herrn Baumann das Gewünschte bringen wollte, sah sie den Chefkoch erneut bei ihm stehen. Eva zögerte. Sie wollte abwarten, bis Rudolf sich wieder entfernt hatte. Schließlich ging er an ihr vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Irgendetwas stimmte nicht.

Eva schenkte Wasser aus dem Krug in das Glas. Sie wollte sich gerade verabschieden, um weitere Bestellungen auf zu nehmen, da gab ihr Herr Baumann zu verstehen, dass sie noch bleiben sollte. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie ihre Ablösung herbeieilen, die aber eigentlich erst in einer halben Stunde an der Reihe war. Was ging hier vor?

„Die Verwunderung über den Verlauf der Ereignisse steht ihnen auf dem Gesicht geschrieben, Fräulein Huber“, sagte er und lächelte sie so himmlisch mit seinen strahlend blauen Augen an, dass ihre Knie weich wurden. Warum nur rief dieser wildfremde Mann eine so berauschende Wirkung in ihr hervor? Als er sie sanft beim Arm nahm und ihr den Platz gegenüber anbot, fühlte sie ihr Herz schneller schlagen. Sein Griff war auf eine merkwürdige Art und Weise zärtlich und energisch zugleich.

„Sie fragen sich sicher, warum ich sie an den Platz gebeten habe“, begann Christian Baumann, nachdem Eva sich nach einigem Zögern hingesetzt hatte. Sie nickte leicht mit ihrem Kopf und er fuhr mit seiner ruhigen und angenehmen Stimme fort.

„Das ist verständlich, aber ich versichere Ihnen, dass ich nichts Schlimmes im Schilde führe. Im Gegenteil, es soll ein reines Vergnügen für Sie werden, das verspreche ich.“

 

Er wartete auf eine Erwiderung von ihr, die aber nicht kommen sollte. Noch wusste er nicht, wie Eva Unterhaltungen dieser Art hinnahm. Sie war ein Mensch, der genau zuhörte und dann erst redete.

 „Also gut, kommen wir direkt zum Punkt. Ich bin schon lange auf der Suche nach einer bezaubernden Begleitung. Im Grunde genommen möchte ich ein paar unbeschwerte Tage hier in Nürnberg genießen, aber dann vordringlich mit einer schönen und netten jungen Dame. Sie brauchen sich keine Sorgen um die Arbeit zu machen. Sie würden mich begleiten können und trotzdem weiterbezahlt werden, inklusive einer zusätzlichen Summe. Na, was sagen sie dazu?“

 Eva sagte erst einmal nichts!

Sie war wie vor den Kopf gestoßen. Unter normalen Umständen hätte sie ihm wegen des fragwürdigen Angebots eine sofortige Ablehnung erteilt. Irgendetwas in ihr hinderte sie jedoch daran diesem ersten Impuls nachzugeben. Stattdessen malte sie sich aus, wie sie mit diesem attraktiven Mann durch die Straßen schlenderte und romantische Stunden verbrachte.

„Frau Huber?“, erkundigte sich Christian Baumann etwas besorgt. „Ist alles in Ordnung? Sie scheinen so abwesend.“

„Nein, nein, bin ich nicht. Es ist nur... na, ja so ein Angebot erhalte ich nicht alle Tage. Zuerst wollte ich Ihnen die Leviten lesen, aber in letzter Zeit habe ich so wenig zu Lachen gehabt, soviel über mich ergehen lassen müssen, dass ich spontan zusage, auch wenn der Alarm in meinem Kopf losgeht.“

 

Christian Baumann lachte auf. Es hatte einen wohltuenden und beruhigenden Klang, so, als könne einem nichts geschehen, wenn man sich nur in der Nähe aufhielt.

„Machen Sie sich darum keine Gedanken. Die Sirenen werden am ersten Abend schon verstummen. Ich versichere Ihnen nochmals, dass ich nur eine nette Begleitung suche. Jemand wie Sie, bezaubernd und kultiviert, verführerisch und doch distanziert, ausgestattet mit dieser gewissen Prise kühler Erotik, gerade genug, um sich wohl und doch nicht herausgefordert zu fühlen.“

„Sie kennen mich doch noch gar nicht“, sagte sie mit einem Lächeln, von denen ihre Freundinen sagten, es sei wie die aufgehende Sonne.

Christian Baumann dachte das gleiche.

„Dann werden wir uns kennen lernen! Übrigens brauchen Sie morgen nicht ins Lokal zu kommen. Ich werde Sie am Abend abholen und dann gehen wir gemeinsam ins Schauspielhaus. Dort führen sie ein Stück von Arthur Miller auf. Die Inszenierung ist meiner Meinung nach ab und an etwas gewöhnungsbedürftig. Ein unterhaltsamer Abend wird es aber in jedem Fall werden. Und danach geht es in ein exklusives italienisches Restaurant.“

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Ich habe für solche Anlässe nichts Passendes anzuziehen“, gab sie zu bedenken.

„Sie machen sich viel zu viel Sorgen. Warten Sie nur ab!“

 

Was für eine verrückte Situation! Alles in ihr warnte sie vor dem selbstsicheren und gut aussehenden Mann. Schließlich hatte er sie gerade gekauft! Zudem hatte er seine Machtposition geschickt ausgenutzt, denn wie hätte sie dem Besitzer des Restaurants schon eine Abfuhr erteilen können, ohne ihren Job aufs Spiel zu setzen? Wenn nur nicht diese Augen gewesen wären. Ein jedes Mal, wenn sie in seine hellblauen Augen sah, schien sie sich in ihnen zu verlieren. Sie offenbarten echte Gefühle wie Mitgefühl und Aufrichtigkeit, Sanftmut und Leidenschaft. Gerade danach sehnte sich Eva neuerdings sehr, besonders wenn sie daran dachte, was ihr letzter Freund ihr angetan hatte. Diese seelischen Wunden hatten noch nicht einmal begonnen, sich zu schließen. Christian Baumann verabschiedete sich von ihr. Eva hatte ohnehin Feierabend und sie beschloss in ihre Wohnung zu gehen. Sie war müde und verwirrt. Die Begegnung mit Christian Baumann war mehr als sie heute hätte verkraften können. Sie ging früh zu Bett und fiel dennoch erst Stunden später in einen unruhigen Schlaf.

Eine unangenehme Begegnung

 

Eva schlief sich lange aus. Sie musste den ganzen Tag lang über Christian Baumann und sein Angebot nachdenken. Des Öfteren hatte sie das Telefon in der Hand gehabt um abzusagen, doch ein jedes Mal entschied sie sich wieder dagegen. Es war nicht fehlende Courage, die sie davon abhielt dem Besitzer des Restaurants einen nachträglichen Korb zu erteilen. Nein, die Freude in ihrem Herzen, wann immer sie an Christian Baumann dachte, war es, die sie letztendlich immer wieder umstimmte. Evas Herz meldete sich in dieser Sache einfach lauter als ihr Kopf.

Am späten Nachmittag sollte Eva eine Überraschung erhalten. Ein Bote überbrachte ein großes längliches Paket. Darin befand sich ein wunderschönes und sündhaft teuer aussehendes Abendkleid aus schwarzem Samt, mit den besten Wünschen eines gewissen Christian Baumann. Eva schüttelte ungläubig den Kopf. Dieser Mann schien nichts dem Zufall zu überlassen. Sie war erfreut über das Präsent, doch gleichzeitig auch ein wenig beleidigt. Unmissverständlicher konnte er ihr nicht mitteilen, dass er annahm, sie hätte nichts vorrätig, um sich - dem "exklusiven" Abend entsprechend - ohne Hilfe von Außen ein akzeptables Äußeres zu verleihen.

Auch wenn sie gesagt hatte, sie habe nichts Passendes anzuziehen, ging ihr diese Art von Aufmerksamkeit ein wenig zu weit. Ihre Bedenken waren jedoch schnell verflogen, als sie sich mit dem Abendkleid im Spiegel betrachtete. Es war einfach hinreißend schön und passte genau. Gedanklich sprach Eva ein Kompliment an Baumanns' Beobachtungsgabe aus, denn ihre Maße konnten ihm unmöglich bekannt gewesen sein. Eva war ausgesprochen nervös, als sich ihre Verabredung für den heutigen Abend über die Türsprechanlage meldete. Es war soweit. Obwohl es mit Sicherheit unhöflich war, sagte sie, sie komme sofort herunter. Nein, sie wollte ihn jetzt nicht in die Wohnung lassen. Sie war bereit zu gehen, für ein Smalltalk mit ihrem Chef in ihrer Wohnung verspürte sie keine rechte Lust.

Eva zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch, als sie Christian, der einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug trug, vor dem Haus erblickte. Wie schon zuvor, war es nicht schwer unter der Kleidung des Mannes einen athletischen Körperbau zu vermuten. Christian lächelte sie an und ihre Stimmung wurde immer besser. Sie freute sich plötzlich so sehr auf diesen Abend, dass sie das Gefühl hatte, sie würde von ihnen heraus leuchten und heller als die Straßenlampen um sie herum es in der Lage gewesen wären, die Dunkelheit in ihre Schranken zu weisen.

 

„Es ist sehr schmeichelhaft für mich, dass sie sich so sehr auf unsere Begegnung freuen“, bemerkte Christian und bat seinen Unterarm zum Einhacken an.

„Ist das so einfach zu sehen?“ erkundigte sich Eva.

„Ja, das ist es, und es ist ganz reizend, nebenbei bemerkt. Mein Herz hat einen Satz gemacht, als ich sie gerade gesehen habe. Eine schönere Frau ist mir noch nie begegnet.“

 

Eva lächelte etwas verhalten. Wie viel Frauen mag er das schon gesagt haben? Sie war schließlich nicht mehr siebzehn! Selbst mit ihren verhältnismäßig jungen 25 Jahren hatte sie als Frau schon genügend negative Erfahrungen mit Männern gemacht, dass sie solchen Sprüchen eher wenig Glauben schenkte.

Die Aufführung war, wie Christian Baumann richtig bemerkt hatte, ab und an gewöhnungsbedürftig und trotzdem fühlte sich Eva die meiste Zeit sehr wohl, einerseits wegen der angenehmen Begleitung und andererseits weil das Stück dann eben doch seinen ganz speziellen Reiz entwickelt hatte.

 

Als die Aufführung vorbei war, standen Eva und Christian noch einige Zeit im Foyer und tranken ein Glas Sekt zusammen.

„Es war schön, nicht wahr?“ fragte Christian.

„Ja, wirklich“, antwortete Eva wahrheitsgemäß.

 

Eine weitere Unterhaltung kam irgendwie nicht zustande und beide tranken schweigsam ihr Glas aus. Eva war froh nicht reden zu müssen, gleichermaßen zeigte sie sich überrascht, dass auch ihr Begleiter zu wissen schien, dass ein aufgezwungenes Gespräch immer noch schlechter war als gar keines. Wieder ein Pluspunkt, dachte sie.

„Nun“, bemerkte Christian und stellte sein Glas ab, „Ich glaube, wir sollten jetzt weiter. Es wartet noch ein leckeres Essen auf uns. Ich hoffe doch, sie haben ein wenig Appetit?“

„Mehr als das! Mit meinen Hunger würde ich sogar die Algensuppe von Herrn Rode verspeisen.“

 

Sie hielt sich die Hand vor den Mund, als ihr auffiel, dass sie gerade den Chefkoch beleidigt hatte, während dessen Chef vor ihr stand.

„Entschuldigung, ich wollte nicht-“

„Ach was“, winkte Christian ab, „Das weiß

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 21.04.2014
ISBN: 978-3-7368-0273-5

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