Wer du bist …
Deine Musik hallt in meine Ohren
Berührt mein Herz
Zerreißt meine Seele
Löst meine Tränen
Ich kriege sie nicht zu fassen
Zerrinnt in meinen Händen wie Sand
Sie durchfließt mich, wie heiße Lava
Es tut weh
Jeden Ton zu hören, schmerzt
Musik, die mir vor nur wenigen Tagen glücklich machte, lässt mich heute weinen
Fist flying up in the air
Deine Worte, die mir einst so viel Kraft gegeben haben
Worte, die in meinen Kopf hämmern
Ich will sie hinaus brüllen
Ich will sie leben
Ich will sie wieder spüren
Kann mich deine Musik je wieder stärken?
Je wieder glücklich machen?
Ich liebe sie ... werde sie immer lieben, trotz all der Tränen
Vor allem wegen der Tränen
Was tust du jetzt?
Bist du bei uns?
Flüsterst in unsere Seele?
Kämpfe!
Lebe!
Genieße!
Liebe!
Jede Sekunde!
Jede Minute!
Jeden Tag!
Du warst nie nur ein Sänger
Nie nur ein Musiker
Nie nur irgendwer
Du bist unser Seelentröster, wenn wir weinen
Unser Lebensretter, wenn wir verzweifeln
Unser Muntermacher, wenn wir traurig sind
Unser Runterkommer, wenn wir wütend sind
Du bist unser bester Freund
Du bist ein Teil von uns
Und diesen werden wir bewahren - für alle Zeiten
Werde glücklich, Chester!
So glücklich, wie du uns einst gemacht hast!
Ein harter Weg
Tag für Tag stehe ich vor den Dünen.
Fünfzehn Meter hoch.
Im ersten Moment so unüberwindbar.
Ich fühlte mich hilflos und ratlos.
Wie sollte ich das schaffen?
Allein.
Plötzlich greift eine Hand in meine.
"Zusammen."
Ich war nicht allein. Nicht einen Schritt war ich allein.
Und doch war jeder Schritt eine Höllenqual.
Meine Lunge brennt, meine Beine versagen beinahe ihren Dienst.
Tränen brennen in meinen Augen, während die Energie mich verlässt.
Ich bleibe oben stehen, gehe nicht hinunter, weil ich weiss, dass ich den Aufstieg nicht noch einmal schaffe.
Jetzt, sechs Tage später, habe ich andere Wege gefunden. Verschlungene, versteckte Wege. Die bringen mich ans Ziel, auch wenn es wahnsinnig wehtut.
Aber ich kann es schaffen. Ich sehe den Horizont. Auch wenn es in mir brennt.
Traurig schaue ich den Strand entlang.
Das Meer und der Wind haben dein Mahnmal verschluckt. Haben es in die Fluten gezerrt, so wie deine Dämonen dich mitgenommen haben.
Final Masquerade schallt mir entgegen.
Ich stehe am Wasser, schaue auf die hohen Wellen, spüre, wie mir deine Energie und Kraft entgegen schwappt, mich jedoch nicht erreichen, so wie die Welle mich nicht erreicht.
Und ich weiß, dass ich nur einen Schritt nach vorn gehen muss.
Nur ein Schritt, der noch zu schwer fällt.
Eines Tages werde ich wieder in deiner Musik aufgehen, werde deine Energie in jeder Note spüren, während die Wellen mich mitreißen und ich ihnen laut entgegen brüllen kann:
The light on the horizon
Was brighter yesterday
Shadows floating over
Skies begin to fade
You said it was forever
But then it slipped away
Standing at the end of
The final masquerade
Elf Tage
Es ist Nacht. Du schließt die Augen, während dich die Dunkelheit einhüllt. Dein Körper fühlt sich ausgelaugt und schwer an.
Bettschwere nennt man das. Der Moment, wo man zur Ruhe kommt, abschaltet und sich in das Land der Träume tragen lässt.
Ich nicht.
Ich schließe die Augen ...
Sharp edges have consequences, I
Guess that I had to find out for myself
Sharp edges have consequences, now
Every scar is a story I can tell
Ich höre deine Stimme. Die geht mir durch Mark und Bein. Bilder tauchen auf.
Bilder vom letzten Konzert.
Du stehst mit Brad am Bühnenrand, die Gitarre in der Hand. Die Musik schwingt durch meinen Körper, schenkt mir keine Ruhe.
Seit elf Tagen.
When my time comes
Forget the wrong that I've done
Help me leave behind some
Reasons to be missed
And don't resent me
And when you're feeling empty
Keep me in your memory
Leave out all the rest
In Gedanken brülle ich den Text hinaus, will aufstehen und mich ihm hingeben. So wie du all deine Energie hinein gelegt hast. Ich kann es spüren und sehen. Wie ein HD Film läuft es vor meinem inneren Auge ab, schenkt meinem Körper keine Ruhe.
Seit elf Tagen.
Take me down to the river bend
Take me down to the fighting end
Wash the poison from off my skin
Show me how to be whole again
Fly me up on a silver wing
Past the black where the sirens sing
Meine Gedanken schweifen zu Mike. Sehe ihn vor mir, wie er am Keyboard steht und lächelt, während er singt. Er lächelt. Wann er das wohl wieder unbeschwert tun kann?
Der Film wechselt und Mike weint. Um einen seiner besten Freunde. Und ich frage mich, ob Bennoda mit dir gestorben ist. Gedanken, Gedanken, Gedanken lassen meinen Körper nicht zur Ruhe kommen.
Seit elf Tagen.
Who cares if one more light goes out?
In a sky of a million stars
It flickers, flickers
Who cares when someone's time runs out?
If a moment is all we are
We're quicker, quicker
Who cares if one more light goes out?
Well I do
Diese Zeilen haben die letzten Tage geprägt. Weltweit fragten sich die Fans: Wen kümmert es, wenn ein weiteres Licht erlischt?
Uns ... Mich.
Immer und immer singst du diese Zeilen in meinem Kopf. Ich höre die Verzweiflung in deiner Stimme, sehe Tränen in deinen Augen.
Und ich weine.
Mir dir.
Um dich.
Du lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Abend für Abend gibst du meiner Seele ein Gratiskonzert und ich kann nichts dagegen tun.
Seit elf Tagen.
Und ich weiß, dass ich morgen erwache, müde und ausgelaugt nach einer kurzen Nacht. Und du singst weiter.
Zwölf Tage.
❤ SOLDIERS FOR SOLDIERS ❤
2014 - O2 World in Berlin.
Leider hatten wir nur Karten für den Oberrang. 402! Sprichwörtlich waren wir die Tauben unter dem Dach.
Hat mich nicht daran gehindert, aufzuspringen und loszubrüllen, als das Licht aus- und die Musik anging.
Um uns herum Menschen, die saßen und nett klatschten. Einer hat sogar Zeitung gelesen.
Fand ich ja viel zu dunkel.
Mir kam ein Schlachtruf des EHC Eisbären Berlin in den Sinn: Steh auf, wenn du ein Eisbär bist.
Ich wollte die Leute fragen, was für sie ein Konzert wäre.
Aber ich wurde abgelenkt. Chester fing an, das Mikro zu bebrüllen.
Scheiss drauf, ich hab Party gemacht.
Das waren Zuschauer, keine Fans! Dachte ich zumindest in diesem Moment. Ich weiß es natürlich nicht.
2015 - Open Air Konzert in der Alten Försterei! Bereits vorher hatte ich die Zusage für das LPU M&G bekommen und hab mir vor Aufregung fast in die Hose gepuscht. Ich meine, Hey! Ich sollte MIKE gegenüber stehen.
An ihn habe ich auch die stärkste Erinnerung.
Ich spreche verdammt schlechtes und meist lustiges Englisch. Aber ich musste Mike fragen, ob er mit etwas Kleines zeichnet.
Da stand also dieser nette Kerl neben mir.
Sinngemäß war es so in etwa:
"Du, mein englisch ist kacke. Was heißt: kannst du mur etwas Kleines zeichnen?"
(P.S. musste schon wieder googlen)
"Can you draw a little something?"
"Ah super! Danke dir."
Da standen wir nun und warteten. Geschlagene 40 min. Das war ... unglaublich lange. Irgendwann tippte ich ihn an. "Wie war der Satz nochmal?"
"Can you draw a little something?"
"Super! Danke!"
Der Satz war weg, als die Jungs reinkamen und erst fürs Foto posierten und dann die Autogramm gaben.
Fuck! Ich wollte Mike das so dringend fragen.
Plötzlich neben mir: "Can you draw a little something?"
Es war so süß. Ich weiß nicht, wie du heißt, aber ich danke dir über alles!
Mike kam, Susy so: "Can you draw a little something?"
Mike hielt inne, schaute an die Decke, zog ne Schnute und schrieb grinsend: Hi!
Wir mussten beide lachen. Eiskalt erwischt!
Da fiel es mir auf. *schäm*
"Where is Joe????"
Englisch hat geklappt, das Eis war gebrochen.
Joe war an diesem Tag wegen familiärer Angelegenheiten in L.A. ...verdammt schade!
2017 - Mercedes Benz Arena Berlin - FRONT OF STAGE!!!
Aufregung pur! Das neue Album sollte live kommen! Und ich sollte vorher noch eine liebe Bekannte treffen, die ich bis dato nur von Facebook kannte. Es war toll, sie zu knuddeln.
Vor uns in der Schlange: Kevin - die fröhliche Quasselstrippe.
"Wir wollen an die Bühne und ihr zwei kommt mit!"
Öhm ... okay. Ich war bis dato auf 11 verschiedenen Konzerten, aber niemals habe ich schon im Vorfeld so viel gelacht.
Es war "nur" die 4. Reihe, aber fuck ... das waren vielleicht zehn Meter bis zur Bühne.
Wie waren ihnen so nah.
Tränen liefen, Emotionen kochten, es wurde gebrüllt und gesprungen. Am meisten von Chazzy!
Aber auch Kevin hat das Konzert unvergesslich gemacht. Ich danke dir!!!
Ich kenne meine beste Freundin Vivian jetzt seit 7 Jahren. Sie war mein "Fan" ... nun ist sie einer der wichtigsten Menschen meines Lebens. Sie hat mich an Linkin Park gebracht. Wir waren bei Itchy, bei Mars, bei Linkin Park.
Du hast mir mit diesen sechs Jungs das größte Geschenk überhaupt gemacht, welches dir möglich war. Keine Musik hat mich je so erfüllt, wie Linkin Park.
Ich hab dich so lieb!!!
Vor ein paar Tagen mischte sich in diese tiefe Liebe zur Musik und zur Band tiefe Trauer. Doch was ich danach erlebt habe, hätte ich niemals gedacht.
Mein direktes Umfeld (meinen Mann und meinen Sohn ausgenommen)
"Das tut mir furchtbar leid!" - Danke!
"Geht es dir gut?" - Äh ... Nein!?
"Rockstars halt!" - Hm ... ja genau! Oo
"Vergiss nicht, er hat es sich selbst ausgesucht." - stimmt, das macht es gleich weniger schlimm. TAG GERETTET *Ironie off*
"Genieße mal deinen Urlaub jetzt. Das wird dir gut tun." - Der Urlaub hat mich abgelenkt. In diesem Fall mag es stimmen, macht das Ganze aber nicht weniger dramatisch.
Meinen "Fanatismus versteht eben nicht jeder.
Doch was ich hier erlebt habe und von was mir meine Freundin berichtet hat, hat mich berührt und bewegt. So viel Zuspruch, Hilfe, virtuelle Umarmungen ... DAS hat mir in der Tat geholfen.
Wir sind nicht einfach nur Fans.
Wir himmeln nicht einfach nur alle die gleiche Band an.
Wir sind eine große Familie.
WE ARE SOLDIERS!
Das sieht schön aus und wie gern würde ich das jetzt über das Meer brüllen! Aber ich bin hier leider nicht allein.
Was ich damit sagen will, im Laufe der letzten Jahre hat man immer wieder Fans getroffen.
Leute die signalisierten: Heeeey, die Jungs sind Klasse, lass sie uns zusammen rocken.
Die waren mir am liebsten
Oder Menschen, deren Lieblingssatz ist: "Also, ich bin Fan der ersten Stunde."
Jaah, Fuck off!
Wären wir als Familie nicht gewachsen, würde Linkin Park noch immerhin kleinen Pups spielen. Ich bin vielleicht erst seit 4 Jahren dabei, aber ich liebe sie mit Herz und Seele. So wie sie, habt ihr alle einen Platz in meinem Herzen!
Danke Soldiers, für eure Hilfe zu dieser schweren Zeit!
Der Versuch, zu verstehen …
Vierzehn Tage ist es her ...
Ich schwanke zwischen Trauer, Hilflosigkeit, Wut und Schmerz.
Und der all umfassenden Frage: Warum?
Warum hast du das getan?
Warum hast du deine Frau verlassen?
Warum lässt du deine Kinder allein?
Warum verlässt du deine Band?
Warum lässt du uns im Stich?
Warum, verdammt, hast du keine Kraft, zu kämpfen?
Warum konntest du nicht Aufstehen?
Warum bist du gegangen ... ohne tschüss zu sagen.
So viele Fragen und keine Antwort.
Doch vielleicht kennen wir sie ...
Vielleicht kennen wir sie nur zu gut.
Vielleicht warst du nicht so stark, wie wir dachten.
Vielleicht war es dir in diesem einen Moment vollkommen egal, was draußen in der Welt passierte.
Jemand sagte mal zu mir: Vierundzwanzig Stunden mit anderen zusammen zu sein, bedeutet vierundzwanzig Stunden glücklich sein zu müssen.
Es bedeutet, eine Maske zu tragen.
Hast du sie getragen?
Wurde sie dir zu eng?
Wie sehr musst du gelitten haben, eine Fassade aufrecht zu erhalten, gegen die deine Dämonen so hart angekämpft haben.
Ich habe dich auf der Bühne gesehen.
Du wirktest fröhlich.
Deine Maske?
Wie lange hast du sie schon getragen?
Warum konnte sie dir niemand entreißen?
Dir helfen, sie zu entsorgen und eine neue, ehrlichere anzufertigen.
Wir sitzen hier und fragen uns, wer dir hätte helfen können.
Deine Familie?
Deine Freunde?
Deine Musik?
Vermutlich müssen wir der Tatsache ins Auge blicken, dass niemand deine Hand erreicht hat, weil du sie vielleicht gar nicht mehr ausgestreckt hast.
Wie viel leichter schmeckt die Dunkelheit.
Süß und verlockend, besser als die bittere Wahrheit, wer man ist.
Kein Musiker.
Kein Prominenter.
Kein Vater.
Kein Ehemann.
Kein Freund.
Ein gebrochener Mann, zerfressen von seinen Dämonen.
Nicht mehr, als das.
Die Erde dreht sich weiter, nun ohne dich.
Wir stehen auf, bringen den Tag hinter uns und gehen schlafen.
Doch in all den Stunden wird es diese kleinen Momente geben, wo wir uns erinnern.
An einen Menschen mit Herz, mit Liebe, mit Humor.
Ein Mann mit Gefühl, einem großen Herzen und einer ausgestreckten Hand, wann immer jemand Hilfe brauchte.
Du bist der Stern am Abendhimmel, der über uns wacht.
Du bist der Regenbogen, der uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Du bist die Abendsonne, die unsere Herzen erwärmt.
All das sehen wir in dir.
Danke für deine Liebe und Hingabe.
Für immer in meinem Herzen.
Love you, Chester!
Texte: Juli D. Finn
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2017
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Rest in Peace, Chazzy! Wir werden dich niemals vergessen!