Cover

Bennoda is real?!?!?

 

 

Volle Power

 

Mia schaute in den Spiegel und überprüfte ihr Make Up. Der Lidstrich saß perfekt, der Lidschatten war dunkel und auf den Lippen lag nur ein Hauch Gloss. Das dunkle Haar trug sie zur Abwechslung offen. Für ihn. Sie konnte sich erinnern, dass er es mal gesagt hatte. Offene Haaren würden ihr stehen. Himmel, er war so toll. Der Traum ihrer schlaflosen Nächte. Und heute würde sie ihn endlich wieder sehen.

Mit Schwung wandte sie sich ab, als sie Stimmen auf dem Flur hörte. Sie warf einen letzten Blick auf den kurzen Rock, die dunkle Strumpfhose und die wadenhohen Stiefel. Das bedruckte Girlieshirt betonte ihre weiblichen Rundungen, von denen sie nicht wenige hatte, trotz ihrer sechzehn Jahre. Zufrieden öffnete sie die Tür.

„Daddy!”

Mike lächelte, als er seine Tochter sah. „Mia! Du bist schon hier? Wann seid ihr denn losgefahren?” Zusammen mit seinen Bandkollegen war er gerade in die Halle gekommen. Das Abschlusskonzert für dieses Jahr stand bevor, bevor es wieder ins Studio und zu den Familien ging.

„Vor einer guten Stunde. Mum und ich sind gut durchgekommen. Dad, wo ist Chester?”

„Der hat noch einen Termin, aber er sollte in einer halben Stunde hier sein. Du siehst gut aus.”

„Danke. Nur für euch.” Sie kicherte Mädchenhaft.

Dave grinste. „Warum hast du deine Tochter nicht ein paar Jahre früher bekommen?”, fragte er frech und brachte sich lachend in Sicherheit.

„Weil ich sie vor solchen Typen wie dir schützen wollte!”, gab Mike zurück und legte den Arm um ihre Schultern. „Draven ist auch schon da?”

„Weiß ich nicht. Mum ist vorn und koordiniert den Bühnenaufbau. Das heißt, jemand sollte hin und sie von Dummheiten abhalten.”

„Dann mach ich das doch am besten mal.” Mike lachte leise, dann ließ er die anderen allein und suchte seine Frau, die wild mit den Armen gestikulierte, um der Crew irgendwas zu sagen. „Schatz, du weißt schon, dass die das jeden Tag machen, oder?”

„Ja, aber wie sie das Equipment behandeln, ist unglaublich. Sie müssen es ja nicht ersetzen!”

„Du auch nicht.”

„Ach, aber du und du bist mein Ehemann. He, Sie da. Auch wenn es nur Kabel sind, Sie müssen nicht auf den Boden geworfen werden!”

Mike lachte leise und umarmte Anna. „Lass sie ihre Arbeit machen, Schatz.”

„Lass ich sie doch. He, das hab ich gesehen!” Anna zeigte mit erhobenen Augenbrauen auf einen jungen Mann, der die Augen verdrehte.

„Komm mit. Los jetzt. Deine Tochter wird von Dave angebaggert.”

„Was? Der ist viel zu alt.” Anna grinste. „Sie interessiert sich nicht für ihn.”

„Und du meinst, das hindert ihn daran? Du bist ja süß.”

„Der soll ja seine alten Finger von meiner Tochter lassen!” Anna grinste und zwickte Dave kurz darauf in den Nacken. „Pass ja auf, du!”

„Aua! Mike, was hast du ihr gesagt?”

„Dass du ihre Tochter anbaggerst!”

„Stimmt doch gar nicht! Du bist voll der Lügner!”, jammerte Dave und rieb sich den Nacken.

„Du hast mich gefragt, warum wie sie so spät bekommen haben.” Mike lachte und pustete sanft in seinen Nacken. „Armes Baby!”

„War doch nur eine Frage”, schmollte Dave und sah ihn ganz traurig an.

„Ich bekomme immer einen Lachanfall, wenn Phoenix so guck”, mischte sich Rob ein und tat so, als wolle er einen Stick in Daves Nase stecken.

Der zuckte zurück. „Alter, ich steck dir auch gleich was in die Nase!”

„Bitte nicht”, kam es von der Tür. Chester verzog das Gesicht bei der Vorstellung.

„Ist nur ein Stöckchen”, sagte Rob mit Unschuldsmiene und kam Daves Nase wieder etwas näher.

„Mann! Lass mich!”

„Ist er schlecht gelaunt?”, fragte Rob grinsend.

Chester schmunzelte und schmiss sich aufs Sofa. Dass Mia und Anna hier waren, Draven und Sam jedoch nicht, war komisch. Wollten sie nicht auch kommen?

„Chaz, hat sich Sam nicht gemeldet?”, fragte Mike irritiert. „Ruf doch mal an.”

Das versuchte er sofort. Er überschlug die Beine und legte den Kopf zurück, während es tutete.

„Scheiß Stau! Wehe, ihr fangt ohne uns an!”, fluchte Draven, Chesters sechzehnjähriger Sohn ins Telefon.

„Ähm … ihr habt noch eine Stunde, bis die Vorband dran ist. Schafft ihr das?”

„Woher soll ich das wissen? Mum, schiebe diese scheiß Autos beiseite! Dad, wehe!” Draven war außer sich.

„Ich kann schlecht fünf Stunden auf euch warten.”

Sam nahm ihrem Sohn das Telefon aus der Hand. „Wann fangt ihr an?”

„In Zwei Stunden.”

„Das sollten wir hinbekommen. Ansonsten laufen wir den Rest.” Sam lachte, als Draven sie mit kullergroßen Augen anstarrte.

„Beeilt euch, okay?”

„Ich fahre so schnell ich kann. Sag mal, ist Mia schon da?”

„Jap. Zusammen mit Anna.”

„Sehr gut. Drave macht mich wahnsinnig. Er ist nämlich nicht scharf auf euch.”

„Oh Mum!”, fauchte Draven sie an.

„Na toll. Also sind wir nur Tarnung?”

„Scheint so. Hey, hau mich nicht. Ich fahre! Guck, ich bewege mich. Stau löst sich auf.”

„Gut. Dann bis gleich.”

„Bis gleich!”

Sam legte auf und musterte Draven, der sie böse anschaute.

„Warum erzählst du Dad davon?”

„Ich erzähle ihm alles, Schatz. Warum bist du sauer?”

„Weil es Dad nichts angeht. Und es ist ja auch nicht so, als würde ich ihr hinterher sabbern. Sie ist nett, mehr nicht.”

„Ach nein? Du hast dich extra aufgebrezelt.”

„Das ist ein Konzert. Soll ich in Trainingshose gehen?”

„Warum denn nicht?”

„Wie sieht das denn aus? Mein Vater ist der Oberstar und ich renne in Schlumpfhosen rum?”

„Und dass du andauernd nach Mia gefragt hast, hat auch nichts zu bedeuten?”

„Unsere Väter sind Freunde. Wir kennen uns ewig und sind auch nur befreundet.”

Sam lachte leise. „Jaja, verstehe.”

Draven hätte es fast nicht erwartet, doch sie stürmten den Backstagebereich, kurz bevor die Vorband ihren Auftritt beendete. „Dad! Sag mal, warum hast du keine Hose an?”, fragte Draven verwirrt.

„Mike hat seinen scheiß Kaffee über mich geschüttet!”

„Na hoffentlich hast du noch eine. Andererseits ... die ersten Reihen freuen sich vermutlich!”, lachte er los.

„Haha. MIKE! Wo bleibt die Hose!”

„Ist eingelaufen!”, brüllte dieser. „Hast du noch eine andere?”

„Alter willst du mich verarschen? Gib mir eine von dir!”

„Da passt du nicht rein.” Mike kam lachend mit einer Hose von Chester. „Aber ich gebe Draven Recht, die ersten Reihen würden umfallen!”

„Ja, aber das will ich ja nicht. Sonst stehen wir morgen in den Zeitungen.”

„Tun wir das nicht ohnehin?” Mike grinste. „Draven ... sag mal, wächst du immer noch?”

Chester stieg in seine Jeans und seufzte auf. „Viel besser.”

„Dad, das ist nur eine Hose”, sagte Draven trocken.

„Ja, aber zu was anderem fehlt mir gerade die Zeit”, grinste er frech.

„Gott sei Dank.” Draven wurde rot, als er Mia entdeckte. „Oh ... Hi.”

„Hey. Alles klar?”

„Ja, ich bin froh, dass wir es geschafft haben.”

„Gerade Rechtzeitig. Dad? Chaz? Die anderen warten auf euch.”

„Klasse. Dann los, geht nach vorn. Oder wollt ihr Backstage bleiben?”, fragte Mike.

„Nein. Wir wollen euch doch sehen.”

„Dann los.” Mike schob die beiden Richtung Halle und trat zu Chaz. „Na, fertig die Halle zu rocken?”

„Hm, ne.” Chaz grinste und klopfte Mike auf die Schulter. „Wir nehmen sie auseinander!”

„Dann meckert das Management wieder!”, sagte Mike. „Lass wenigstens irgendwas heil!”

„Na gut. Du bist langweilig, Mikey.”

„Ich weiß.” Mike zwinkerte ihm zu und flitzte auf die Bühne. Hinter seinem Keyboard stehend entdeckte er vor der ersten Reihe bei den V.I.P.s seine Tochter, Draven und ihre Mütter. Amüsiert stellte er fest, dass Draven eher Mia beobachtete, als die Bühne.

Chester sah das ebenfalls und nahm sich vor, dass Draven die Band bewundern sollte. Für Mia hätte er danach immer noch Zeit. Und wie versprochen nahm er die Halle Tatsache fast auseinander. Die Security hatte alle Hände voll zu tun, dass die Absperrungen nicht umkippten, wenn er mal wieder im Graben unterwegs war.

„DAD!”, schrie Draven, als Chester auf ihrer Höhe waren. Ihn so nah zu sehen, machte ihn dann doch irgendwie stolz.

Auch Mia schrie Chesters Namen, genau wie die vielen Fans um sie herum. Unglaublich, wie energiegeladen dieser Mann war, wie schön er war, wenn das violette Licht auf ihn fiel.

Draven lachte leise, als Chester auf die Absperrung stieg und hielt ihn fest. „Boah Dad, du bist schwer geworden!”

Chester hörte die Worte und musste aufpassen, dass er nicht anfing zu lachen. Stattdessen legte er seine Hand auf Dravens Schulter und hielt das Mikro in die Menge.

Kaum war Chaz wieder weg, überfielen ihn die umstehenden Fans. „Du bist Draven! Sein Sohn?”, schreien sie durcheinander.

Mia sah die Fans böse an. „Lasst ihn in Ruhe! Seht lieber nach vorn!”

Draven kicherte nur. „Ich sehe ihm nur ähnlich.” Dann schaute er Mia mit leuchtenden Augen an.

„Doch, doch, du bist es. Gehst du mit mir aus?”, fragte ein Mädchen.

Mia verdrehte die Augen. „Hey, Puppe. Checkst du es nicht? Lass ihn in Ruhe! Er ist nicht interessiert!”

„Nicht an ihr, das stimmt wohl!”, kicherte Draven.

Mia warf ihr Haar zurück und sah wieder zur Bühne. Diese Mädchen nervten sie total. Sie hatten es eh nur auf Chester abgesehen.

Draven schaute sie noch einen Moment fasziniert an. „Danke!”

„Kein Problem.”

Leise seufzte er, denn Mias Blick ging wieder zur Bühne, wo Chester sich gerade fast schon kunstvoll das Shirt auszog. „Och Dad!”

Durch die Menge ging ein Einheitliches „Uhhh” und Mia kicherte. So fand sie Chester am besten.

„Muss das sein?” Draven schüttelte den Kopf. „Ich bin bei der falschen Band”, lachte er leise.

„Ohhh, armer Draven”, sagte Mia grinsend. „Hab dich nicht so.”

„Solange er die Hose anlässt!”

„Hier würden sich einige freuen.”

„Ja, das fürchte ich auch.”

Eine weitere halbe Stunde heizte sich die Stimmung immer weiter auf. Chester war viel in Mikes Nähe, beobachtete seinen Sohn und grinste. „Ihr habt aber auch eine Wirkung auf uns”, sagte er in Mikes Ohr, während er sich an ihn stützte.

„Dein Sohn ist so böse verknallt. Unglaublich.”

„Muss wohl das Shinoda-Gen sein.” Chester lachte leise, dann tupfte er Mikes Gesicht mit einem Handtuch ab.

Draven lachte leise und stützte sich auf dem Geländer ab, während Mia seufzte. Sie konnte mit diesem Bennoda-Getratsche nichts anfangen, als die Fans hinter ihr kreischten.

„Mike! Komm duschen”, rief Chester, als das Konzert vorbei war.

„Mit dir?” Mike lachte leise, weil Chester im Handtuch um den Hüften auftauchte.

Draven konnte es sich nicht verkneifen, ihn darauf hinzuweisen, dass ihm dann hoffentlich nicht die Seife hinunter fallen sollte.

„Ich bin mir sicher, Mikey wird ganz sanft sein”, grinste Chester.

„Zu viele Infos, Daddy!”, lachte Draven. Er sah zur Seite, wo Mia auftauchte. Fröhlich schaute er sie an. „Hast du Durst?”

„Und wie.” Mia grinste, dann sah sie zu Chester und hob die Augenbrauen. „Nett.”

„Jaa, finde ich auch”, grinste Chester amüsiert. „Komm schon Mikey, ich stinke! Und es sind mehrere Duschen.”

„Bin ich froh, dass er allein aufs Klo gehen kann”, sagte Mike trocken und folgte Chester. „Kinder, geht zum Catering, wir sind gleich da.”

„Okay. Kommt heile wieder”, sagte Mia grinsend, während sie Chester nachsah. Am liebsten wäre sie ja hinterher gegangen.

„Mal schauen”, zwinkerte Chaz und zog Mike mit sich.

Draven blieb vor Mia stehen, um ihr den Blick auf seinen Vater zu verwehren. „Gehen wir?”

„So durstig?”

„Hungrig. Und ja, durstig auch.”

„Dann los.”

Mike stand unter der einen Dusche, getrennt von Chester durch eine gekachelte, brusthohe Wand. „Die Show war irre”, sagte er und schloss genießend die Augen.

„Ja. Du warst richtig gut. Besser als gestern.”

„Was war denn gestern?”, fragte Mike mit gerunzelter Stirn.

„Da hast du dich verspielt. Und das hab sogar ich gehört und ich hab nun wirklich keine Ahnung von dem Keyboardzeug.”

Nun hatte er Mikes Aufmerksamkeit. „Was? Gar nicht!”

„Oh doch! Joe hat sich kaum noch einbekommen vor Lachen.”

„Bei welchem Stück soll das bitte gewesen sein?”

„What I´ve done.”

„Du spinnst ja!” Mike grinste frech und schaute zu Chester. „Dafür hast du dich heute versungen. Bei Castle of glass!”

„Ja, aber ich darf das.”

„Warum darfst du dich versingen, aber ich mich nicht verspielen?”

„Ich hab nicht gesagt, dass du das nicht darfst. Ich hab dir ein Kompliment gemacht, Idiot.”

Nun lachte Mike laut los. „Dass ich mich verspiele ist ein Kompliment? Du bist der Knaller!”

„Das du heute gut warst!”

„Achso. Ja, das warst du auch. Bis auf Castle of glass”, neckte Mike ihn.

Chester schmollte leicht. „Du bist gemein. Du kannst mir auch ruhig mal was Nettes sagen.”

Mike grinste. „Was nettes, ja? Warte ...” Er schloss wieder die Augen und dachte angestrengt nach. Was ihm durch den Kopf schoss, würde er niemals laut sagen, es ließ ihn nur dreckig grinsen.

Chester hob die Augenbrauen. „Oh Mike! Doch nicht so was!” Chester lachte leise.

„Was du wieder denkst.” Er schaute ihn an. „Bleed it out war toll”, sagte er dann ganz ernst.

Chester seufzte innerlich. Mikes Blick war unglaublich. Nach einer kleinen Weile des Schweigens räusperte er sich. „Du Mike?”

„Hm?”

„Wäschst du mir den Rücken?”

Mike schaute ihn an und grinste. „Klar.” Er streckte die Hand nach dem Waschlappen aus.

„Du musst schon rum kommen.”

Das tat Mike auch und trat hinter Chester, dem er den Lappen aus der Hand nahm. Schweigend und fast etwas verträumt wusch er Chester den Rücken. Wie nah er ihm dabei war, merkte er kaum. Zu fasziniert war er von den Bildern auf dessen Rücken und ihrem Muskelspiel.

Chester schloss genießend die Augen und stützte sich an der gefliesten Wand ab. Er wusste nicht mehr, wann genau er angefangen hatte mehr für Mike zu empfinden, als Freundschaft. Aber die Gefühle waren da. Sein Herz raste jedes Mal, wenn Mike ihm so nahe war, wenn sie sich zufällig berührten. Am Anfang hatte er es darauf geschoben, dass sie zulange unterwegs waren, aber mittlerweile wusste er, dass er sich in seinen besten Freund verknallt hatte.

„Chaz ...” Mike unterdrückte ein fettes Grinsen, biss sich auf die Lippe.

„Hm?”

„Du hast da ... naja ... du hast nen Ständer!”

Chesters Herz setzte einen Moment aus und er spürte, wie ihm verdammt heiß wurde. Wo waren diese Löcher, wenn man darin versinken wollte? „Ähm … ich … ich hab nur an Sam gedacht.”

„Ich weiß ...” Mike legte den Lappen beiseite und brachte sich dicht an Chesters Ohr. „War es nett?”, hauchte er und nahm Abstand.

„Jah.“ Warum? Warum musste sein Körper ihn so verraten?

„Wir sollten nach den Kindern schauen, sonst hat Draven das Büfett leergefressen.”

„Ja, dass traue ich ihm zu.”

„Und meine Tochter hat er auch gefressen.” Mike lachte leise und band sich ein Handtuch um.

„Ja. Sam sagte, er hat sich zehn Mal umgezogen bevor sie los sind.”

Mike hielt inne. „Er meint es wirklich ernst, was?”

„Ich weiß nicht. Mit sechzehn hab ich nie über was Ernstes nachgedacht. Vielleicht ist es nur eine Phase.”

„Hm, er ist ein toller Junge. Meinen Segen hat er. Solange er die Einschweißfolie zulässt!”

„Die Einschweißfolie? Was ...oh … verstehe.”

„Gut. So, fertig? Du schrumpelst noch zusammen, wie eine aufgeweichte Kartoffel.”

„Haha. Geh schon mal vor.”

„Okay, bis gleich.”


 

Groupiegefühle

 

Mike zog sich an und verschwand in den Cateringbereich, wo Draven missmutig an einem Tisch saß. Er hatte verzweifelt versucht, ein Gespräch aufzubauen, doch Mia hatte nur den Eingang im Auge behalten. Und nun, wo sie ihren Vater sah, setzte sie sich aufrecht hin.

„Hey Dad! Ich hab dir was zur Seite gepackt!”

„Lieb von dir, Schatz. Wo sind eure Mütter?”

„Die wollten kurz raus. Du kennst sie ja, wenn sie sich treffen, reden sie Stundenlang.”

„Man sollte ihnen ein eigenes Hotelzimmer geben.” Mike lachte leise und machte sich über seinen Teller her.

„Ja … wo hast du Chester gelassen?”

„Er trocknet sich noch ab.”

„So lange?”

„Lass ihm Zeit, er ist nicht mehr der Jüngste.”

„Ich kann ihm ja helfen.”

Nun hob Mike eine Augenbraue. „Wobei?”

„Beim Abtrocknen. Wenn er es allein nicht mehr schafft.”

„Stell dich hinten an. Da gibt es bestimmt ein paar Groupies die das auch wollen”, sagte Draven frustriert.

„Ich bin ja wohl kein Groupie.”

„Bist du dir da sicher?”

„Ja!”

Draven schwieg, gemustert von Mike, der leise seufzte. „Ich bin sicher, Chaz schafft das allein. Vielleicht packt er noch sein Zeug zusammen.

Der kam ein paar Minuten später tatsächlich mit seiner Tasche in den Raum. Die ganze Sache im Bad war ihm immer noch verdammt peinlich, aber er konnte Mike jetzt schlecht aus dem Weg gehen. Einfach so tun, als wäre nichts gewesen.

„Dein Kind hat noch was übrig gelassen”, sagte Mike lächelnd.

„Gutes Kind.” Chester lächelte und setzte sich zu der kleinen Truppe, direkt neben Draven und fing an zu essen. „Alles okay?”

„Aber klar.” Draven stocherte in seinem Essen herum. „Ich geh schauen, wo Mum ist. Ich brauch frische Luft.” Er stand auf und nahm seinen Teller. „Hey Dad.”

„Ja?”

„Du warst toll heute. Ich bin stolz auf dich!”, sagte er leise, lächelte und verschwand.

Chester freute sich wahnsinnig. Es war schön, so was von seinem Sohn zu hören.

Mike schaute dem Jungen seufzend nach, doch als ihm Mias verzückter Blick auffiel, verdrehte er die Augen.

„Ich fand dich auch toll”, sagte sie.

„Danke, Schatz”, gab Mike zurück.

„Oh ... ja, du warst auch Klasse.” Das Mädchen wurde rot.

Lächelnd lehnte Chester sich zurück. „Danke. Ich bin aber froh, dass wir jetzt Pause haben. War ganz schön anstrengend die Tour.”

„Dad hat gesagt, dass wir alle zusammen Urlaub machen. Also ... ihr drei und wir drei.”

„Ach ja?” Chester sah zu Mike. „Hast du vergessen mir etwas zu sagen?”

„Das haben die Frauen ausgemacht. Ich habs auch erst vorhin erfahren. Erträgst du es mit uns?”

Chester wackelte unschlüssig den Kopf. „Nur wenn du mich nicht zwingst, zu arbeiten.” Mike war ein Arbeitstier. Wenn sie nicht auf der Bühne waren, arbeitete er unermüdlich an neuen Songs.

„Du meinst so richtiger Urlaub? So ... Urlauburlaub?”

„Jah! Und da die Mädels das geplant haben, heißt das, dass wir uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und schwimmen. Nicht mehr und nicht weniger! Dein Laptop bleibt zuhause!”

„Aber ... gut, nehme ich halt ganz altmodisch Papier und Bleistift.”

„Miiiike!”

„Chaaaaaz!” Er lachte leise und musterte Mia, die hin und her schaute. Irgendwie sah sie verträumt aus.

Sie seufzte leise. Sonne, Strand, Meer … Ein halbnackter Chester am Strand, Wassertropfen auf dessen Körper. Die sechzehnjährige freute sich unglaublich auf die zwei Wochen.

„Na, das kann was werden”, sagte Mike grinsend. „Okay, Mia, hör auf zu sabbern. Los, raus mit dir. Ich will ins Hotel!”

„Aber Dad! Es ist doch noch gar nicht so spät!”

„Hallo? Ich bin gerade zwei Stunden über die Bühne gerannt. Ich will ins Hotel. Zumal es nach Mitternacht ist.”

„Du wirst alt, Dad.” Mia seufzte und stand auf. „Ich hol Mum.”

„Okay, wir treffen uns draußen am Bus.” Mike wartete, bis sie weg war. „Werde ich echt alt?”

„Oh bitte. Wenn ich jetzt ja sage, hau ich mich selbst in die Pfanne. Ich bin älter als du.”

„Stimmt!” Mike lachte leise.

Chester grinste. „Mike?”

„Hm?”

„Das vorhin … das bleibt doch unter uns, oder?”

„Zum einen ja ... zum anderen ... Chazy, es ist alles okay. Mach dir keinen Kopf, okay? Ich lieb dich immer noch.”

„Gut … ich dachte schon, er bringt irgendwas durcheinander.”

„Er?”

Chester wurde rot. „Du weißt schon …”

„Ach ... er.” Mike lächelte. „Soll ich dir ein Geheimnis verraten?” Er stand auf und nahm seinen Teller.

„Nur wenn es peinlich für dich ist.”

„Er hat mitgespielt. Du hast es nur nicht gesehen, weil du mit dem Rücken zu mir standest.” Er grinste und brachte ohne jeden weiteren Kommentar seinen Teller weg. Ja, er war erregt gewesen. Aber das lag nur an den Tattoos. Er liebte die Bilder auf Chesters Körper. Bei der Hälfte war er anwesend gewesen, als Chaz sie bekommen hatte.

Der starrte ihm ungläubig nach. Bitte was? Mike war hart gewesen? „Na danke … ich freue mich auf heute Nacht”, murmelte er verzweifelt. Warum hatte Mike das gesagt? Es war viel einfacher, wenn er so was nicht wusste.

Der sammelte seine beiden Frauen ein und lächelte. „Ab ins Hotel. Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin, so Urlaubstechnisch?”

„Wir dachten an Venice Beach.”

„Venice? Hast du mal mit Onkel Shannon gesprochen? Das ist Tourigegend ohne Ende. Mum, da kann man doch keinen Urlaub machen!”

„Dann mach einen besseren Vorschlag.”

„Palm Bay ... Florida. Das ist nicht so überfüllt und da gibt es den Inselstreifen vor der Küste.”

Anna seufzte. „Jungs? Ist das okay für euch?”

„Mir egal. Hauptsache Urlaub.”, sagte Chester grinsend.

„Und Strand. Wo ist Draven?”, fragte Mike und schaute sich um.

„Schon im Bus.” Sam sah zu ihrem Mann.

„Ich geh schon.” Chester betrat den Bus und fand seinen Sohn am Tisch sitzend. „Hey.” Er sah, dass es ihm nicht gut ging.

„Na, kanns losgehen?”, fragte er matt lächelnd.

„Ja.” Chester setzte sich zu ihn. „Was ist los, hm?”

„Was soll schon sein? Ich himmle sie an, sie himmelt dich an. Alles gut.” Draven klang missmutig. „Egal, das vergeht wieder. Ich bin noch jung.”

„Ja, das bist du. Aber wenn dir was an ihr liegt, dann solltest du nicht aufgeben.”

„Dad, sie sieht mich nicht. Alles, was sie sieht ist der große Chester Bennington. Nichts für ungut.”

„Und? Deine Mum hat mich damals auch nicht gesehen. Und jetzt sind wir verheiratet, haben dich und leben relativ gut.”

Draven knibbelte am Tischrand herum. „Sie ist schon süß”, sagte er leise.

„Dann bleib dran. Schau mal … wir fahren zwei Wochen nach Florida. Da wird sich was ergeben. Und ich bin auch nicht mehr der Jüngste, dass merkt sie auch schnell.”

„Florida? Strand? Sonne? Ein halbnackter Chester? Fantastisch!” Draven schnaufte und grinste leicht. „Können wir nicht nach Sibirien? Da musst du dir was anziehen.”

„Ich kann auch extra für dich in Pulli und langer Hose am Strand liegen.”

„Perfekt. Du bist der beste Vater der Welt. Aber das wissen wir ja. Übrigens hatte ich Dateangebote, weil du mein Vater bist. Wenn das nichts ist. Werde ich eben der Groupieeinsammler von Linkin Park.”

„Hm, viel Spaß mit den männlichen Groupies.”

„Du hast .... ach ja, Bennoda! Da gehen die vermutlich voll drauf ab.”

Chester lachte. „Oh Mann. Nein, halt dich an die Kleine.”

„Ich gebe mir Mühe. Sag mal, bekomme ich ein Tattoo? Da steht sie drauf.”

„Frag in zwei Jahren noch mal.”

„Warum? Du warst auch noch keine achtzehn beim ersten Tattoo! Hat Mum erzählt!”

„Mag ja sein, aber meine Eltern hat es auch nicht interessiert.”

„Toll. Ich bin sechzehn. Ich bin kein kleines Kind mehr!”

„Ach nein? Du willst dir eins machen lassen, nur weil ein Mädchen darauf steht.”

„Und weil sie toll sind!”

„Ich rede mit deiner Mum. Aber ich würde wollen, dass du noch wartest.”

„Meinst du, ich bereue es irgendwann?”

„Kann passieren. Was willst du denn machen lassen?”

„Ich weiß nicht. Etwas, was mit der Band zu tun hat. Ich bin mit eurer Musik aufgewachsen. Ein Zitat vielleicht oder ein Logo. Dad, was ich vorhin gesagt habe, stimmte. Ich bin echt stolz auf dich. Vorhin, als alle festgestellt hatten, wer ich bin und mit mir ausgehen wollten ... schon klar, dass es im Grunde nichts mit mir zu tun hat, aber ... ich bin dein Sohn. Das macht mich schon sehr stolz.”

Chester seufzte und zog sein Kind an sich. „Ich bin auch stolz auf dich, Draven. Aber … du solltest dich zuerst entscheiden, was du willst. Ich rede mit deiner Mum, aber versprechen kann ich nichts.”

„Danke!” Draven gab sich den seltenen Momenten hin und schmiegte sich in die Arme seines Vaters. Es war vielleicht untypisch für einen sechzehnjährigen, aber er sah seinen Vater so selten, dass er diese Augenblicke genoss.

Eine halbe Stunde später waren sie schließlich im Hotel und Chester fiel völlig fertig auf das große Bett. „Schlaaaaafen!”

„Wie sagte Mia im Bus? Du wirst wirklich alt”, lachte Sam.

„Jaaa. Soll sie sich bloß an die jüngere Variante von mir halten.”

„Sie ist verknallt. Keine Chance.”

„Dann muss ich irgendwas ganz Dummes tun.”

„Hm ... ihren Vater anknabbern?”

„Ich bin nicht sicher, ob das dumm genug ist.”

„Es wird sie auf jeden Fall schockieren.”

„Wohl nicht nur sie.” Chester grinste, dann zog er sich seine Klamotten aus und krabbelte unter die dicke Decke.

Sam legte sich neben ihn. „Das stimmt wohl. Es wird die Welt schocken. Auf vermutlich positive und negative Art. Chaz ... ihr habt euch vorhin kaum in die Augen schauen können. Ist alles okay?”

„Ja. Es ist nur … etwas Peinliches passiert.”

„Möchtest du darüber reden?”

„Uff… er hat mir den Rücken gewaschen und … naja … ich habs genossen.”

„Du meinst ... sichtbar genossen?”

„Ja … und er hat mich auch ganz dezent, wie es seine Art ist, darauf hingewiesen.”

„Autsch.” Sam lachte leise. „Fand er es unangenehm?”

„Weiß nicht, er sagte, dass es bei ihm nicht anders war. Aber … Gott der Kerl steht nicht auf Männer.”

„Kann man bei einem Mann einen Ständer bekommen, wenn man nicht auf Männer steht?”

„Naja, wenn man betrunken genug ist oder einfach geil genug?”

„Meinst du, Mikey ist auf Notstand?”

„Wir waren ewig auf Tour. Wir sind alle auf Notstand.”

„Willst du rauf?”, fragte Sam trocken.

„Kannst du das auch romantischer fragen?”

„Willst du mich besteigen, Darling?”, schnurrte sie und umspielte mit den Fingern sein Kinn.

Chester lachte. „Du bist doof, echt!” Er beugte sich über sie und küsste seine Frau.

Draven lag allein im Zimmer und starrte an die Decke. Schlafen konnte er nicht. Was sollte er jetzt also tun? Seine Eltern konnte er schlecht nerven, die würden sicher schon ... oh nein, böse Gedanken, ganz böse. Frustriert öffnete er die Balkontür und schaute auf die Stadt hinunter. New York war ihm zu voll. Aber so in der Nacht, bei all den Lichtern einfach irre. Gedanken verloren zündete er sich eine Zigarette an.

„Wenn das deine Eltern wüssten.” Mia hatte das Zimmer neben ihm und kam auf den Balkon. Sie konnte nicht schlafen, viel zu viel Adrenalin war noch übrig.

„Dann meckern sie einen Moment, und dann lieben sie mich wieder.”

„Ach ja? Teilst du?”

„Klar. Die hier oder willst du eine eigene?”

„Ne, ich brauch keine Ganze.”

Draven reichte seine Zigarette an Mia weiter. „Ich hab gehört, es geht nach Florida?”

„Ja. Mum wollte nach Venice Beach, aber ich konnte sie gerade noch davon abhalten.”

„Warum? Unsere Mütter wären nur shoppen gewesen und unsere Väter würden schreiben. Wir könnten Party machen.”

„Können wir in Florida auch. Aber da ist es ruhiger. Nicht diese ganzen Touris.”

„Machen wir zwei einen Ausflug nach Orlando?”

„Ist da etwas Besonderes?”

„Disneyland?”

„Oh … hm, ja, können wir machen.”

„Nur nicht so viel Begeisterung”, grinste er.

„Vielleicht gibt es ja eine Disneyparty.”

„Abends beim Feuerwerk an Cinderellas Schloss.” Draven lachte leise.

„Hauptsache es schwipst.”

„Unsere Mummys werden platzen vor Freunde, wenn wir uns zulaufen lassen.”

„Sie werden es gar nicht merken.”

„Auf deine Verantwortung”, lachte Draven und reichte ihr nochmal die Zigarette.

„Mum hat mich noch nie erwischt.” Mia nahm einen letzten Zug und grinste Draven an. „Du hast doch nicht etwa Angst, oder?”

„Seh ich so aus?” Draven wandte sich ihm zu und lächelte. „Also abgemacht? Wir zwei bei Cinderellas Schloss?”

„Na klar.” Mia zwinkerte, dann ging sie in ihr Zimmer zurück.


 

Sonnencremeprobleme

 

Zwei Tage später trat Draven auf den Balkon seines Hotelzimmers. „Alter Finne ...”, murmelte er. Vor ihm lag nichts, außer der tiefblaue Ozean. „Ob ich mit sechzehn schon ausziehen kann?”

„Nein, deine Mum würde dann ganz allein sein”, sagte Chester grinsend. Er legte seine Hände auf Dravens Schultern. „Toll oder?”

„Ja ... Dad, können wir nicht herziehen? Ohne scheiß! Das ist besser, als Arizona!”

„Findest du? Dann müssten die anderen aber auch alle herziehen und ich fürchte Dave wird mich umbringen, wenn ich das vorschlage.”

„Warum?”

„Weil er Arizona liebt und unser Studio da ist.”

„Dann ... bauen wir das Studio hier her. Oder ... HA! Ich hab noch ein Jahr. Dann studiere ich eben in Florida!”

„Tu das deiner Mum nicht an. Dann vermisst sie beide Männer.”

„Aber ... dann muss sie mitkommen. Hier ist es viel schöner!”

Chester lächelte und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Jeder andere Jugendliche wäre jetzt schreiend weggerannt, er war ja selbst so gewesen. „Zerbrich dir darüber noch nicht den Kopf. Komm, lass uns Frühstücken gehen. Die anderen warten schon am Strand.”

„Frühstück am Strand?”

„Ja. War Annas Idee.”

„Uh, okay. Solange ich kein Sand auf meinem Brötchen habe.”

„Dann musst du dich beeilen.” Chester lachte leise und zog seinen Sohn hinter sich her.

Der schnappte sich im Vorbeigehen noch Sonnenbrille und Handtuch. Seine schwarzen Badeshorts hatte er bereits an.

„Dad, du brauchst eine neue Badehose!”

„Warum?”

„Weil die so alt und ausgewaschen ist, dass die roten Rallyestreifen an der Seite schon rosa sind!”

Chester sah an sich runter. „Gehst du mit mir shoppen?”, fragte er grinsend, wohl wissend, dass Draven sich heimlich bei Sam beschwerte, dass Chester immer Stunden brauchte und viel zu viel kaufte.

„Was? Nein! Ich habe Urlaub!”

„Du wirst doch wohl Zeit mit deinem alten Herr verbringen wollen!”

„Wenn du so was sagst, hab ich immer das Gefühl, du bist schon siebzig!” Draven verzog das Gesicht. „Na schön. Aber ich suche sie dir aus. Und du wirst sie anstandslos kaufen!”

„Mal schauen.” Chester grinste, dann lief er zu den anderen und ließ sich zwischen Sam und Mike fallen. „Morgen Honey”, sagte er.

„Hi Schatz”, gab Mike trocken zurück, bevor Sam etwas sagen konnte.

Grinsend sah Chester zu ihm. „War ich gut heute Nacht?”, fragte er frech und sah sich um. „Wo ist Mia?”

„Sie kommt gleich an den Strand. Ihr Haar wollte nicht so, wie sie es wollte”, gab Anna zurück.

Draven sagte nichts mehr. Er stand noch immer, starrte zu den Dünen und schluckte immer wieder hart.

„Drave? Was hast du? Setz dich.”

Der Junge leckte sich über die Lippen. „Mia ...”, hauchte er.

Chester folgte seinem Blick und hob die Augenbrauen. Das Mädchen kam gerade auf sie zu, gekleidet in einem schwarzen Bikini und da drüber einem mehr als durchsichtigen kurzen Kleid, während ihre Haare Lockig auf ihren Schultern lagen. Wäre Chester ein paar Jahre jünger oder sie älter… „Wow.”

Es war, als würde ein Rucken durch Dravens Körper gehen. „Ähm ... Hi Mia.”

„Hey. Habt ihr schon ohne mich angefangen?”

„Wenn ihr Kinder nicht aus dem Bett findet.” Sam grinste und zog Draven auf die Decke unter den Schirm.

Mia lächelte. „Ich hab aus dem Bett gefunden.” Sie sah kurz zu Chester und freute sich innerlich, dass diesem fast die Augen rausfielen. Da konnte seine Frau nicht mithalten.

„Und was hat dann jetzt so lange gedauert?”, fragte Mike nachdenklich.

„Meine Haare! Dieses Salzwasser ist schrecklich!”

„Arme, kleine Prinzessin”, stichelte ihr Vater liebevoll und lachte leise.

„Du hast ja die Probleme nicht.”

„Ich kann dir eine flotte Kurzhaarfrisur verpassen”, bot Mike frech an.

„NEIN!” Draven klatschte sich die Hand auf den Mund und wurde knallrot.

Mia lachte. „Damit ich aussehe wie du? Nein danke.” Sie sah Draven schmunzelnd an.

„Was soll das denn bitte heißen?” Mike fuhr sich mit der Hand durch die brünetten Haare. „Ich seh toll aus!”

„Von irgendjemand muss sie das ja haben”, murmelte Chester leise.

Mike grinste nur und aß weiter.

Draven hingegen konnte einfach die Augen nicht von Mia nehmen. Dass er dabei das Essen vergaß, merkte er gar nicht.

Chester hingegen schon und so schnappte er sich das Brötchen aus Dravens Hand. „Willst du ja nicht mehr, oder?”

„Was?”, fragte der verwirrt und schaute seinen Vater an.

„Essen? Willst du noch? Sonst esse ich das.”

„Ich ... also ... nein, ich mag nicht. Danke.” Dass ihn alle anstarrten, machte es nicht besser. Immer mehr färbten sich seine Wangen rot.

„Also … was machen wir heute?” Chester schmunzelte. Irgendwie fand er es ja süß, wie Draven mit roten Wangen dasaß, aber er tat ihm auch unendlich leid.

„Naja, Strand? Ich will endlich Farbe bekommen.” Mia lächelte. „Das täte einigen hier gut.”

„Wir können aber nicht zehn Stunden am Strand liegen.”

„Warum nicht?”, fragte Anna.

„Weil ich dann verbrenne?” Chester sah sie mit großen Hundeaugen an.

„Ich creme dich ein”, sagte Mia frech. „Wir müssen ja auch deine Tattoos schützen.”

„Hm, Okay. Aber dann musst du das ordentlich machen, nicht dass ich dann Streifen habe.”

„Ich werde mir große Mühe geben.” Mia grinste breit. Die Frauen hatten nicht mehr wirklich zugehört, sondern stöberten ihren Zeitungsvorrat durch.

„Und wer schmiert mich ein?”, fragte Draven mutig.

„Mikey”, sagte Chester frech.

„Äh ... nee, lieb gemeint.”

Chester grinste, dann beugte er sich zu Mikes Ohr. „Du kannst mich nachher auch eincremen”, schnurrte er frech. Was war nur los mit ihm?

Nun war es Mike, der rot wurde. Und das verstand Anna völlig falsch und rückte ihm gleich mit Sonnencreme zu leibe. „Komm her, Bärchen. Ich creme dich ein.”

Chester sah zu Draven, dann zu Mia. „Vielleicht kannst du Draven erst eincremen. Ich glaube, dass es bei ihm schlimmer ist, als bei mir.”

„Aber er hat nicht so viele Tattoos.”

„Ich habe gar keine“, nuschelte Drave.

„Mag sein, aber ich sitze im Schatten.”

Mia sah unschlüssig hin und her und es war nicht genau zu erkennen, was in ihrem Kopf vorging. Doch für Draven reichte es. „Lass gut sein, Dad. Ich schnapp mir jetzt die Sonnenmilch und such mir ein Mädchen, die mich eincremt. Wollen wir doch mal sehen, ob sich nicht ein Mädchen findet, was sich freut.” Er stand auf und warf seinem Vater einen bösen Blick zu. Dann stampfte er davon.

Chester sah verwirrt zu Sam. „Was hab ich denn jetzt falsch gemacht?”

„Ich weiß nicht ...” Sie sah ihm nach.

„Mia, komm her.” Anna wedelte ungeduldig mit der Sonnenmilch. „Sam, Chaz braucht Sonnencreme.”

Chester nahm sich die zweite Tube. „Okay, wer cremt mich jetzt ein?”

„Na ich. Das ist mein Recht, als deine Ehefrau.”

„Hm … und wer cremet dich dann ein?”

„Wie wäre es mit dem Süßen da drüben?”, neckte Sam ihn und deutete auf einen heißen Kerl Anfang zwanzig.

„Hm … Er ist zu jung für dich, Schatz. Los, umdrehen. Ich creme dich ein und Mikey mich.”

Sam grinste. „Okay.”

Mike blinzelte. „Ähm ... ich dachte, Sam besteht auf ihr recht.” Er seufzte innerlich. In einem Punkt hatte Mia Recht. Die Tattoos mussten geschützt werden.

„Sam hat ihr Recht auch woanders. Außerdem … ist doch nicht das erste Mal, dass du dich an meinem Rücken zu schaffen machst.” Bist du wohl ruhig, Bennington!

„Stimmt. Ich erinnere mich, dass ich mal den Mikroständer auf dein Kreuz hab fallen lassen!”, sagte Mike und klatschte die Sonnenmilch auf dessen Rücken. „Die Schramme sah nett aus!”

„Hey! Sei sanft zu mir!”, jammerte Chester weil die Sonnenmilch so kalt war. Er rutschte näher an Sam, bevor er ebenfalls etwas davon auf ihrem Rücken verteilte.

Mia sah dem Ganzen mit gemischten Gefühlen zu. „Dad, du hast da eine Stelle am Hals vergessen!”

Chester schnurrte leise an Sams Ohr, als Mikes Hände an seinem Hals waren.

„Piano, Kleiner”, wisperte sie. „Sonst muss ich mich wieder um dich kümmern.”

„Du tust so, als wäre das eine Strafe. Aber das fühlt sich toll an”, wisperte er leise und küsste ihren Hals.

„Ständertoll?”, fragte Sam grinsend.

Grinsend rutschte er näher. „Was denkst du?”

„Oh Chaz!”, lachte sie laut. „Du bist unmöglich!”

„Ich kann nichts dafür!” Er lachte und hielt Mikes Hand fest, als der aufhörte. „Du bist noch nicht fertig!”

„Nicht?” Er warf seiner Frau einen Blick zu, doch Anna war bereits in eines ihrer Hefte vertieft, während Mia sie beobachtete.

„Nein.” Er lehnte sich etwas zurück. „Wenn ich mich auf den Rücken lege verbrennt mein Bauch.”

„Und du hast so kurze Ärmchen, dass du nicht allein rankommst?”

„Ich mach das”, sagte Mia.

„Sie oder du Mikey.”

Sam unterdrückte ein Auflachen. „Mia, wie wäre es, wenn du mal schaust, wo Draven steckt?”, sagte sie, denn von Mike kam im ersten Moment nichts.

„Aber … aber ich hab doch gesagt, dass ich ihn eincreme.”

„Dann ... pass auf, dass du keine Streifen hinterlässt”, murmelte Mike. Der Gedanke, Chester weiter einzucremen verwirrte ihn massiv, denn schon wieder war es nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. „Ich geh mal schauen, wie kalt das Wasser ist.”

„Aber du bist doch gerade erst eingecremt”, sagte Anna. „Warte noch ein paar Minuten.”

„Meine Füße hat niemand eingecremt!”, knurrte Mike und verließ das Handtuch. Er flüchtete regelrecht und zog sich das Basecap tiefer ins Gesicht, als das Wasser seine Beine umspülte.

Chester sah ihm nach und seufzte. Da war er wohl mal wieder zu weit gegangen.

„Na los, leg dich hin”, strahlte Mia.

Etwas hilflos sah Chester zu Sam, dann legte er sich aber auf die Decke und schloss die Augen.

Mia lächelte zufrieden, kniete sich neben Chester und begann damit, ihn langsam einzucremen. Einer ihrer schönsten Träume wurde wahr. Wie er da lag … die Augen genießend geschlossen. Vielleicht hatte sie ja doch eine Chance.

Sam biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Das ging gar nicht, aber Mia maßregeln konnte sie auch nicht.

Draven hatte aufs eincremen verzichtet. Logisch würde er nicht einfach irgendwen ansprechen. Stattdessen saß er unweit der Familie auf einer Mauer in der Sonne und beobachtete mit zunehmendem Zorn seinen Vater.

Sam kam langsam auf Draven zu. „Hey, Großer. Willst du nicht wieder zu uns?”

„Kommt drauf an, ob du deinen Mann behalten willst.”

Sam wackelte unschlüssig mit dem Kopf. „Kommt drauf an.”

„Worauf?”

„Was du mit ihm anstellen willst.”

„Hm ... ertränken. In der scheiß Sonnenmilch!”

„Was ist los, Drave?”

„Naja, er weiß doch, was ich von Mia will. Warum lässt er ... das da zu?”

Sam seufzte. „Weil er so ist. Er liebt es, wenn er die Aufmerksamkeit hat. Und Mia ist sehr aufdringlich.”

„Er will also Aufmerksamkeit? Na die kann er haben. Mum, hilfst du mir, ihn zu panieren?” Herausfordernd funkelte er seine Mutter an.

„Oh, du bist gemein, Großer.” Sam lachte leise, nickte dann aber.

Gemeinsam gingen sie zurück. „Hey, Dad!”, knurrte Draven und bevor Chester reagieren konnte, hatte sein Sohn eine Ladung Sand auf ihm verteilt.

„Hey! Was soll das?”, fragte Chester verwirrt, als auch noch seine Frau mitmachte. „Heeey! Hier liegt überall essen rum!”

„Dann solltest du deinen Arsch da weg bewegen!”

Mike wollte gerade zurück, als er es sich anders überlegte. Verwirrt betrachtete er das Schauspiel. Anna und Mia waren weggesprungen, während Sam und Draven seinem besten Freund keine Chance ließen. Sam stopfte ihm den Sand sogar in die Badehose.

„Oaaaah! Sam! Hör auf!” Chester schnappte sich ihre Hände und nahm Draven in den Schwitzkasten, so gut es eben ging. „Hört ihr jetzt auf?”

„Ich denke ja nicht dran!”, knurrte Draven.

Chester verdrehte die Augen, kämpfte sich hoch und zog Draven mit sich zum Wasser.

„Uh, darf ich dich jetzt ertränken?”, feixte der und wehrte sich heftig gegen Chesters Griff.

„Ich ertränk dich gleich.” Chester schubste ihn ins Wasser und schüttelte den Kopf.

„Hast du Spaß? Man, wenn ich dich sehe, bekomm ich Hunger auf Schnitzel”, lachte Mike.

Chester sah ihn an, dann hob er die Augenbrauen und schnappte ihn sich, um ihn ebenfalls ins Wasser zu schubsen.

„Heeeey!” Mike knurrte leise. „Draven, das können wir uns nicht gefallen lassen, oder?”

Der Junge schüttelte den Kopf und gemeinsam stürzten sie sich auf Chaz.

Chester schrie auf, als er nach hinten fiel. „Heeeey! Hilft mir mal jemand, verdammt?”

Lachend saßen die Frauen auf der Decke, bis Mia schließlich ihr Kleid auszog und auf die drei zuging. „Ihr seid schlimmer als Kinder! Dad! Chester war gerade eingecremt!”

„Und?” Mike grinste und spritzte seine Tochter nass.

„Ja, genau. Nun ist er wenigstens mal sauber!”, sagte Draven.

Chester knurrte leise und kitzelte die beiden. „Geht runter von mir!”

„Ich denk ja nicht dran!” Draven drückte seinen Vater erneut frech unter Wasser.

Mia seufzte. Da hatte sie eine Stunde für ihre Haare gebraucht und nun das. Sie stürzte sich auf Draven und drückte diesen unter Wasser. Strafe musste sein.

Prustend kam dieser wieder hoch. „Hey, warum ertränkst du mich?”

„Weil du gemein bist zu deinem Vater.”

„Oh, der kann das ab, nicht wahr, Daddy?”

Chester knurrte leise. „Jaja …”

„Siehst du.” Draven grinste frech und musterte sie. „Du hast einen süßen Sonnenbrand auf der Nase.”

„Besser auf der Nase, als auf den Schultern, weil du dich nicht hast eincremen lassen.”

„Von Mummy oder deinem Dad? Lieber nehme ich den Sonnenbrand.”

„Du hättest ja auch einfach warten können, Zicke.”

„Hm ... ja, hätte ich”, sagte Draven und wandte den Blick ab. Warten und zuschauen, wie Mia um seinen Vater herumsabberte? Zuschauen, wie der sich daran aufgeilte? Dass Mia ihn Zicke nannte, machte die Sache nicht besser.

„Ich geh wieder in die Sonne.” Mia sah ihn kurz an, dann schwamm sie zum Stand zurück und legte sich auf ein Handtuch.

„Scheiße!”, fluchte Draven. Wütend auf seinen Vater und vor allem wütend auf sich selbst.

Chester seufzte, „Nun geh ihr schon nach. Du kannst sie nicht einfach gehen lassen.”

Für einen Moment wollte Draven sagen, dass er ihr doch nachgehen sollte, doch er besann sich eines Besseren und verließ das Wasser. Kurz zögerte er. „Soll ... also ... soll ich dich neu eincremen?”, fragte er Mia.

„Ja …”

Schnell trocknete er sich ab und kniete sich neben das Mädchen. „Ähm ... wenn ... wenn du keine Streifen willst, solltest du den Verschluss aufmachen.” Kurz runzelte er die Stirn. Sagte er Mia gerade, sie solle sich ausziehen?

Die schmunzelte. „Dann öffne ihn.”

Verzweifelt schaute er auf den Verschluss. Verdammt, hatten Bikinis nicht eigentlich Bänder? Er biss sich auf die Lippe und zuppelte an dem Verschluss herum. „Vielleicht solltest du mir bei Gelegenheit einen Kurs in Sachen weiblicher Unterwäsche geben.”

„Solltest du den nicht von deinen Eltern bekommen?”

„Soll ich Mums BH aufmachen?”

„Nein, aber sie sagt dir bestimmt, wie es geht.” Mia lachte leise, dann half sie ihm.

„Na ob ich das will.” Draven nahm die Sonnenmilch und verrieb sie erst auf den Händen, bevor er mit rasendem Herzen sein Traummädchen eincremte.


 

Deals & Verabredungen

 

Chester sah dem Ganzen zu, dann sah er Mike an. „Alles okay?”

„Klar.” Er grinste leicht. „Du hast immer noch Sand auf dem Kopf.”

„Dann mach ihn weg!”

„Dann musst du nochmal tauchen gehen.”

Chester sah ihn nachdenklich an, dann tauchte er unter, direkt vor Mike.

Der starrte ihm nach, tastete im Wasser nach Chester und drückte ihn für einen kleinen Moment ungewollt an seinen Schritt. „Shit!” Schnell ließ er ihn los und trat zurück.

Als Chester hochkam, tat er so, als wäre nichts gewesen. „Besser?”

„Ähm ... ja ... ja, ich denke schon.”

„Ich vermisse die anderen …”

„Welche anderen?”

„Brad, Dave und co. Ich glaube, dass wir alle echt viel Spaß hätten hier.”

Mike grinste. „Oh ja, und keine Ruhe. Da steht eine Gruppe Mädchen, die schon tuscheln. Zumal ... dann wäre es kein Urlaub, weil Joe noch mehr arbeitet, als wir beide.”

„Hm … aber wir könnten lustige Spiele spielen, wo Joe immer verliert.”

„Trinkspiele. Dann singt er wieder so herrlich schief!”

„Jah! Mikey, lass uns irgendwas spielen.”

„Nur wir zwei?

Kichernd sah Chester ihm in die Augen. „Nein … auch wenn mir da ein Paar Spiele einfallen würden, aber vielleicht können wir heute Abend irgendwas machen.”

„Schade, ich hätte da auch eins gehabt. Also ... du willst was machen? Mit den Frauen und den Kids?”

„Ja … welches Spiel hattest du denn?”, fragte er grinsend.

„Sag ich dir nicht. Du willst ja nicht mit mir allein spielen.”

„Hm…. vielleicht ja doch, wenn mir das Spiel gefällt.”

„Sag du mir erst, was du vorhast.”

„Ich hab nichts vor.”

„Na, ich meine ... willst du mit den anderen was unternehmen, oder mit mir oder allein.”

„Mit allen. Außer du hast was Besseres vor.”

„Hm ... erst alle zusammen und dann wir beide allein.”

Chester grinste. „Und was machen wir allein?”

„Das siehst du dann, wenn es soweit ist!”

„Uhh …” Chester legte die Arme frech um Mike. „Du sag mal, du bist Letztens einfach abgehauen, als wir geredet haben…”

Mike schaute ihn an. Verwirrt, denn sie waren an einem öffentlichen Strand. „So fütterst du die Bennoda-Fans noch zusätzlich, Chazy”, grinste er.

„Ja … aber diesmal weiß ich dann, was das für Bilder sind. Weich mir nicht aus. Du schuldest mir eine Antwort.”

„Was willst du hören?”, fragte Mike leise seufzend. „Du warst nicht allein erregt.”

„Ich will wissen, warum du erregt warst.” Chester schob Mike weiter ins Wasser. Vielleicht sah es dann nicht ganz so schlimm aus.

„Ich weiß es nicht. Denk nicht, ich hab nicht drüber nachgedacht. Aber ... ich weiß es nicht.” Mike zögerte. „Chaz, lass uns heute Abend reden. Mich machen die ganzen Menschen hier ... nervös.”

„Wir müssen nicht reden. Ich hab gehört, was ich wissen wollte.”

„Und was hast du gehört?”

„Dass du nicht an Anna gedacht hast, du Schweinchen.”

Mike riss die Augen auf. „Was? Also ... Hey, so wars nicht und ... ach Fuck!” Er tauchte einfach ab. Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Kichernd schwamm Chester zurück und ließ sich nass auf seine Frau fallen.

„Oh Chaz! Meine Zeitung! Die lese ich doch gerade!”

„Mir doch egal.”

„Ach ja? Egoistischer Kerl!”

„Nein … glücklich.”

„Warum?”, fragte Sam und drehte den Kopf etwas.

„Weil klein Mikey doch nicht ganz so hetero ist, wie ich gedacht hab”, sagte er ganz leise.

„Und was bringt dich auf den Gedanken?”

„Er hat unter der Dusche nicht an Anna gedacht. Er hat gerade ganz doll rumgestottert.”

Sam grinste. „Dann lässt du mich bald allein.” Zart küsste sie Chaz aufs Kinn.

„Nein … dich würde ich nie allein lassen. Vorher suche ich dir einen Mann”, sagte er leise und küsste sie.

„Du bist süß. Und wenn ich gar keinen Mann haben will?”

„Eine Frau?” Chester hob den Kopf und sah sie erstaunt an.

„Warum nicht? Ist mal etwas anders.”

„Hast du es schon mal versucht?”

„Nein. Aber es gibt heiße Frauen.”

„Hm … Ich such dir auch gern eine Frau. Mir egal. Ich lass dich nicht allein, ohne zu wissen, dass du richtig versorgt bist.”

„Du bist der beste Freund, den man haben kann. Lass mich aber mitreden, okay?”

„Klar. Du darfst auch vorher testen.” Chester grinste.

„Deal.” Sam drehte sich unter Chester. Ihr Blick fiel auf die Kinder. Mia beobachtete versteckt durch die Sonnenbrille Chester und Draven lag gelangweilt daneben betrachtete seine Sonnenmilch verschmierten Hände.

„Heute Abend machen wir ein paar kleine Spielchen. Da kommen sie sich näher.”

„Nicht, solange sie dich sieht.”

„Dann sollte ich es irgendwie schaffen, dass sie mich nicht mehr gut findet …”

„Halt dich von ihr fern.” Sam lächelte. „Ich sags nicht gern, aber die Kleine ist verknallt”, flüsterte sie.

„Aber sie weiß doch, dass ich dich habe.”

„Interessiert es deine Fans? Nein.”

Chester seufzte. „Und jetzt? Soll ich sie ignorieren?”

„Nein. Aber ... Baby, lass uns mal einen Kaffee holen.” Sie drückte ihren Mann hoch. „Noch jemand? Anna? Kinder?”

„Gern und wenn es gibt, dann vielleicht noch ein Zitronenwasser”, sagte Anna lächelnd.

„Wir schauen mal. Draven?”

„Hm .. nein, Cola.

Mike kam langsam auf die zwei Familien zu.

„Kaffee?”, fragte Sam ihn.

„So, wie er aussieht, nicht nur einen”, sagte Anna lächelnd.

„Wie seh ich denn aus?”, fragte Mike und nahm sich ein Handtuch.

„Verschlafen und nachdenklich.”

„Hm ... nein. Wobei, ja. Ich überlege, was wir heute Abend machen. Essen gehen?”

„Wir könnten doch mal selbst was zu essen machen, oder? Wir haben schließlich eine Küche”, sagte Mia.

„Hallo? Hast du zu viel Sonne abbekommen, Kind? Ich koche jeden Tag! Ich habe Urlaub!”, sagte Anna.

„Dann kochen halt Dad und Chester mal.”

„Wollt ihr vergiftet werden?”, fragte letzter. Er konnte absolut gar nicht kochen.

„Lasst uns essen gehen. Wir haben schließlich Urlaub!”

„Okay, diskutiert ihr mal. Sam, komm der Kaffee wartet.”

Gemeinsam mit Chaz lief sie los. „Also ... wo waren wir?”

„Wie ich mich jetzt verhalten soll.”

„Ach ja ... also, er war ganz schön pissig vorhin. Weil du es unterstützt, wie sie dich anhimmelt.”

„Oh Mann, ich mag es halt. Mir wäre es auch lieber, wenn es jemand anderes wäre, der mich anhimmelt.”

„Schatz, du kannst es mögen, soviel du willst. Aber nicht bei Mia!”

„Also darf ich keine Komplimente mehr annehmen?”

„Doch ... nur ich denke vorhin, als es ums eincremen ging ... erinnerst du dich? Du hast zugestimmt, dass sie dich einschmiert und als Draven fragte, wer ihn beschmiert, sagtest du Mike. Er reagiert einfach sehr empfindlich. Er interpretiert mehr hinein, als du siehst.”

Chester seufzte. „Okay … ich versuchs.”

„Er ist das erste Mal verliebt. Da ist jeder Konkurrent. Dass es sein Vater ist, verunsichert ihn vermutlich noch zusätzlich.”

„Aber er müsste doch wissen, dass ich niemals was mit ihr machen würde. Sie ist sechszehn!”

„Du bist die Konkurrenz!”

„Oh Mann … okay … ich halte mich von ihr fern. Ich setze mich nicht zu ihr, lächel nur, wenn sie mir ein Kompliment gibt, und sonst halt ich mich an euch.”

Sam bestellte den Kaffee und sah ihn lächelnd an. „Baby, du klingst ironisch.”

„Ich muss mich für meinen Sohn verstellen. Gott, das ist wie damals, als ich Mum nicht sagen konnte, dass ich bi bin.”

„Sag ihm, dass er nicht eifersüchtig sein muss. Rede mit ihm.”

„Er wird mir nicht glauben. Für ihn bin ich doch eh der Lustmolch.”

Ungewollt lachte Sam auf. „Du bist ja auch einer!”

„Haha. Ich mein es ernst. Was soll ich ihm denn sagen?”

„Dass du ihn liebst, dass Mias Anmachen nicht anders sind, als die aller anderen Fans, dass du in ihren Vater verknallt bist ...”

„Was? Ich werde ihm sicher nicht sagen, dass ich … für ihn schwärme!”

„Dass du in ihn verknallt bist!”

„Dir ist schon klar, dass er nicht weiß, was bei uns beiden abgeht?”

„Ja, ich weiß. Nein, sag ihm, dass du verheiratet bist und dir die Anmachen von Mia am Arsch vorbei gehen. Du verstehst, was ich meine.”

„Ja.” Chester seufzte. „Irgendwann müssen wir es den anderen sagen.”

„In dem Moment, wo du Mikey sagst, dass du ihn liebst”, raunte sie in sein Ohr und küsste ihn zärtlich auf den Hals.

„Also doch nie.”

„Du wirst es ihm sa ... hallo? Kann man ihnen helfen?”, fragte sie zwei Fotografen, die sie voll im Visier hatten.

„Wäre nett, wenn sie uns in Ruhe lassen. Wir haben Urlaub”, sagte Chester, nahm die Getränke und ging Richtung Strand zurück. Na das war ja ganz toll. Nun fiel das kuscheln mit Mike sowieso flach.

„Sie folgen uns. Scheint, als wäre der Strandtag vorbei.”

„Oh Maaaaann!” Chester knurrte. „Leute? Wie wärs mit dem Hotel? Ich hab uns Freunde mitgebracht, auf die ich keine Lust habe.”

Mike schaute auf. „Prima. Konntest du dich wieder nicht trennen?”

„Nein. Du weißt doch, ich tu mich schwer damit.”

„Deine Liebe für diese Typen ist echt das letzte.” Mike grinste. „Okay, also ... gehen oder diskutieren?”

„Gehen … Bitte. Ich stehe hier halbnackt rum.”

„Schämst du dich?”, fragte Mike lachend.

„Nein. Ich will nur nicht wieder als Sexsymbol abgelichtet werden. Du wirst nur wieder eifersüchtig.”

„Ja, weil ich viel geiler bin, als du!”

„Wo? Sieh dich mal an und dann mich.”

Anna verdrehte die Augen. „Jungs … können wir erst ins Hotel?“

„Ich dachte, ihr habt schon längst gepackt”, gab Mike frech zurück.

„Werde nicht frech, Mister.” Anna grinste und drückte Mike die Decke in die Hände.

Die Kinder packten ihre Sachen zusammen und Mike konnte es sich nicht verkneifen, die Fotografen anzumotzen. „Danke für den tollen Tag am Strand!”

„Ich such uns einen Platz, wo die uns nicht finden”, sagte Chester leise.

„Ich bitte drum. Sonst macht das Spiel keinen Spaß. Aber es sollte draußen sein. Im Wald oder so.”

Chester blinzelte. „Spiel?”

Mike grinste nur frech.

„Muss ich mich vor dir verstecken?”

„Nein, wir spielen nicht verstecken!”

Chester grinste. „Okay… ich klemm mich gleich hinter den Laptop.”

„Klasse.”

Den Rest des Tages verbrachten sie alle recht unterschiedlich. Die beiden Frauen am Pool, Mia schwankte hin und her und Draven spielte ihren Schatten. Mike seufzte leise. Würde Mia nur mal von Chester runterkommen, würde sie Draven auch sehen.

„Also … Es gibt eine halbe Stunde von hier entfernt eine kleine Bucht, wo man nur schwer hinkommt. Ist mit Klettern verbunden.”

Mike schaute auf den Laptop. „Sehr gut. Kann ich heute doch noch schwimmen gehen.”

„Nur wir allein oder mit allen?”

„Nur wir allein. Anna weiß Bescheid. Sie war zwar nicht begeistert, aber da muss sie jetzt durch.”

„Warum ist sie nicht begeistert?”

„Naja, wir waren so lange unterwegs und nun lass ich sie hier im Hotel. Ich ... naja, ich denke, wir brauchen den Abend für uns.”

„Klingt, als hätten wir etwas Wichtiges zu bereden. Du willst doch nicht aus der Band raus, oder?”

Mike starrte ihn an. „Was? Nein!” Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Bist du irre? Ich liebe die Band. Sie fehlt mir schon wieder!”

Lächelnd lehnte Chester sich zurück. „Gut. Ich dachte schon.”


 

Ich hab noch nie …

 

Mit zwei Flaschen Wein, einer Decke und Handtüchern machten sich die beiden Männer am Abend auf den Weg. Mia hatte sie mehrmals gefragt, wo sie hin wollten, doch beide hatten sie lächelnd abgeschmettert.

„Wo lang?”

„Ähm …” Chester hatte zum Glück sein Handy mitgenommen und sah sich die Wegbeschreibung an. Dann lotste er Mike einmal durch die Stadt und am Strand entlang. „Das ist echt verwirrend. Hoffentlich gibs da wirklich niemanden.”

„Das hoffe ich jetzt aber auch.” Mike lachte leise, doch bald ließen sie die Menschen hinter sich und blieben vor einer Felswand stehen, die ins Wasser hinein ragte. „Hm, klettern sagtest du, ja?”

„Ja … Schaffst du das?”

„Die Frage ist viel mehr, schaffst du es, ohne hinunter zu fallen?”, fragte Mike amüsiert.

„Hey! Ich schaff das. Ich bin ja kein Tollpatsch”, sagte er grinsend.

„Nicht? Beweise!”

Chester sah ihn einen Moment trotzig an, dann klatschte er in die Hände und fing an zu klettern. „Fuck Mann, meine Hose ist zu eng!”

„Unwillkürlich lachte Mike los. „Zieh sie doch aus!”

„Nein! Sonst fällst du runter.” Chester mühte sich ab, um an der Felswand hochzukommen, kaute dabei immer wieder auf seiner Unterlippe rum. Trotz der Hitze war der Stein komplett nass. Doofes Wasser.

Skeptisch schaute Mike zu, kletterte dann aber hinterher. Es war nicht leicht, an den Wänden Halt zu finden. „Uff ... das nächste Mal google ich”, keuchte er.

„Nun mecker mal nicht. Das lohnt sich bestimmt. Außerdem kann dir etwas Sport nicht schaden.”

„Was soll das denn heißen?”

„Dass du im Urlaub immer zunimmst”, grinste Chester und sprang dann auf der anderen Seite in den Sand. Der Ausblick war toll. Sand, Meer … und eine kleine Überdachung, die irgendwer mal gebaut haben musste.

Mike folgte ihm und hob sein Shirt. „Soll das heißen, ich werde fett?”

„Na noch nicht, aber bestimmt bald, wenn du anfängst zu futtern.”

„Pff!” Mike schaute sich um und nickte zufrieden. „Ob wir hier genug Holz für ein kleines Lagerfeuer finden?”, fragte er.

„Gute Frage. Wenn nicht, musst du mich wärmen.”

„Okay, aber ich nehm auch beides.” Gemeinsam suchten sie Holz zusammen, welches Mike aufschichtete und entzündete.

„Wenn du uns jetzt noch was zu essen fängst, bist du ein toller Neandertaler”, neckte Chester, zog sich frech bis auf die Badeshorts aus und rannte zum Wasser.

„Ich grille das, was du mir bringst”, gab Mike zurück und zog sich ebenfalls aus. Suchend schaute er sich um. „Ach verdammte scheiße!”

„Was hast du?”

„Meine Badehose vergessen.”

„Wirklich? Du hast doch die ganze Zeit davon geredet!” Chester lachte leise. „Dann komm halt so rein.”

„Die hat Anna aufgehangen.” Mike schaute ihn an. „Nackig?”

„Du hast doch Shorts an. Und selbst wenn du nackt kommst … dich sieht hier niemand.”

Doch, du!, dachte Mike und zog sich komplett aus. Chester war auch nur ein Kerl mit Arsch und Schwanz. Also scheiß drauf. Schnell ging er ins Wasser und tauchte ab.

Chester lachte leise. Er hatte gar nicht gewusst, dass Mike so schüchtern war. Schnell schwamm er ihm nach und stützte sich auf dessen Schultern.

„Na du”, grinste Mike und warf Chester hochkant ins Wasser.

Hustend kam der wieder hoch. „Hey! Schmeiß mich nicht immer weg.”

„Doch, das ist lustig und macht Muskeln. Ich will ja nicht fett werden!”

Chester knurrt leise und warf sich auf seinen Freund. „Na warte!”

Lachend ging Mike unter, zog Chester aber mit sich, hielt ihn fest in seinem Griff.

Schnell schlang der die Arme um ihn und unterdrückte das Lachen. Er schmiegte sein Gesicht an Mikes Hals. Wenn sie jetzt zusammen unter gingen war es ja schon romantisch.

„Kuschelnd absaufen?”, fragte Mike. „Los, lass uns zurück. ich will jetzt was trinken!”

„Alter Säufer!”

„Jaah, na los, komm. Ich hab dir doch ein Spiel versprochen.”

„Stimmt. Hatte ich fast vergessen.” Schnell ließ er Mike los und schwamm zum Strand zurück.

Beide trockneten sich ab, zogen sich an und Mike gab Chester eine der Flaschen öffnete seine eigene und legte sich in den Sand, nahe des Feuers.

„Machen wir jetzt einen auf Fluch der Karibik und singen jetzt Lieder von Piraten und dem freien Leben?”, fragte Chester und legte sich dazu. Eigentlich mochte er Wein nicht sonderlich, aber heute würde er mal eine Ausnahme machen. Dann würde Mike ihn halt zum Hotel tragen müssen.

„Nein, du kannst eh nicht singen”, nackte er ihn.

„Sagt der richtige.”

„Ich singe nicht, ich rappe. Das ist ein Unterschied!”

„Jah … Das machst du gut.”

„Siehst du.”

Grinsend drehte Chester sich auf den Bauch und sah ihn an. „Was spielen wir?”

„Ich hab noch nie ...”

„Du hast noch nie?”

„So heißt das Spiel: Ich hab noch nie. Ich sage etwas, was ich noch nie getan habe. Habe ich es doch getan muss ich einen Schluck trinken und wenn du es schon mal getan hast, musst du auch einen Schluck trinken. Verstehst du?”

„Also, wenn du sagst, dass du damals nie geschwänzt hast, muss ich trinken, wenn ich es getan hab?”

„Genau. Ich übrigens auch. Kanns losgehen?”

„Ja … fang an. Ich kann eigentlich auch gleich auf ex trinken, weil ich alles schon gemacht habe”, grinste er.

„Na, das bezweifle ich. Okay, also ... ich habe noch nie Konzertproben geschwänzt, weil ich keine Lust hatte!”, grinste Mike.

Chester lachte leise. „Nein, ich hab mit dem Gedanken gespielt, aber dann warst du da und hast mich mitgeschleift. Idiot”, sagte er frech.

Prustend schaute Mike ihn an, trank dann aber einen Schluck.

„Na toll! Und warum bin ich dann jedes Mal hin?” Chester lachte kopfschüttelnd. „Ich hab noch nie etwas aus einem Hotel mitgehen lassen.”

Mike schaute in seine Flasche und überlegte. „Zählt Klopapier auch?”

„Du hast Klopapier mitgehen lassen?”

„Das war so weich und das im Bus ist scheiße.” Mike lachte leise und trank einen Schluck.

Lachend trank auch Chester einen Schluck. „Du bist der Knaller.”

„Ich weiß. Okay, also ... ich habe noch nie einen richtigen Porno geschaut. Also ... was richtiges, nicht so einen Softmist, der anatomisch eh nicht funktioniert.”

Chester sah ihn einen Moment schweigend an, dann dachte er an seine Jugend und trank einen Schluck.

Mike trank ebenfalls. „Hetero?”, fragte er frech nach. „Zwei Leute? drei?”

Chester grinste. „Ich glaube, dafür bin ich zu nüchtern, um dir das zu sagen.”

„Okay, dann warte ich noch, und frage später.”

Chester lachte leise. Wenn sie jetzt schon bei solchen Fragen waren. ”Ich habe noch nie für sexuelle Dienstleistungen bezahlt.”

Mike lachte laut auf. Er zögerte, schaute Chester in die Augen und trank wiederwillig, aber grinsend. „Arsch!”

„Oh mein Gott! Erzähl!”

„Wie war das? Dafür habe ich noch nicht genug getrunken?”

„Oh komm! Ich frag ja nicht, ob du mit einem Kerl … du weißt schon.”

„Gevögelt habe? Nein, es war ein Mädchen. Erzähl du mir erst von dem Porno!”

„Es war nicht nur einer. Das sollte dir genug sagen, oder?” Chester lachte leise.

„Zweier? Dreier? Was richtig Versautes?”

„Ich glaub ich hab alles einmal durch.”

„Ferkel”, lachte Mike leise.

Chester grinste. „Du bist.”

„Gut, du fragst nicht genauer nach”, stellte Mike amüsiert fest. „Ich habe noch nie im Vollrausch den Weg nach Hause nicht gefunden.”

„Du bist gemein …”, murrte Chester und trank einen Schluck. Es war schon viel zu oft vorgekommen, dass einer der Jungs ihn abholen musste.

Mike lachte nur, trank aber nicht. „Sorry!”

„Dafür sagst du mir wann und was ihr gemacht habt!”

„Wer?”

„Du und die Mieze.”

„Achso ... ja, vielleicht später. Du bist dran.”

Chester grinste. Gut, dann würde er ihn austricksen. „Ich habe noch nie Sex mit jemanden gehabt, während ich in einer Beziehung war.”

Mike sah ihn nachdenklich an. „Warte, ich überlege.” Er grinste und schüttelte den Kopf. „Sorry, ich bin ein treuer Hund!”

Chester grinste nur und lehnte sich zurück, bevor er einen Schluck trank.

„Boah! Wen hast du betrogen? Sam?”

„Jah … aber ich hab mein Fett schon wegbekommen.”

„Oh, du bist ... unmöglich!” Krampfhaft musste sich Mike ein Lachen verkneifen. „Mit wem?”

„Uff … Ich weiß den Namen nicht mehr.”

„Wann war das?”

„Vor zwei Jahren. Als wir in London waren.”

„Mädel oder Kerl?”, fragte Mike und schaute ihm in die Augen.

Chester schluckte. Gott, Mikes braune Augen waren unglaublich zusammen mit dem Feuer. „Kerl …”

Eine Weile schwiegen sie, dann nickte Mike. „Du bist dran!”

„Nein, ich war gerade.”

„Stimmt. Warte ...” Mike überlegte und lachte dann. „Ich hatte noch nie Sex im Bett meines besten Freundes.”

Chester lachte leise. „Nein … nur auf deinem Sofa.”

„Welches Sofa?”, fragte Mike und trank nebenbei einen Schluck.

Chester starrte ihn mit offenem Mund an. „Du … du hattest Sex in meinem Bett??”

„Ein bisschen.”

„Wie ein bisschen?”

„Naja ... so ein bisschen.”

„Du bist ein Schweinchen, Mikey! In meinem Bett!”

„Jaah, aber es war toll. Beschwer dich bei Anna. Welches Sofa?”

„Dein Schwarzes.”

„Wehe da sind Flecken drauf!”, lachte Mike.

Kichernd schüttelte Chester den Kopf. So langsam fing der Wein an zu wirken. „Ich habe noch nie beim Sex an jemand anderen gedacht.”

Mike verzog das Gesicht und trank einen Schluck aus seiner Flasche.

„An wen hast du gedacht, Mikey?”, fragte Chester und trank ebenfalls.

Einen Moment zögerte er. „Ich sag es, wenn du es sagst ... gleichzeitig.”

„So schlimm?”

„Nein, peinlich.”

Chester sah ihn nachdenklich an. „Hm …“

„Du willst es nicht verraten?”

„Willst du es denn?”

„Du bist mein bester Freund. Wenn ich es dir nicht sagen kann, wem dann?”

„Dann sag es.”

„Ich ... ich hatte letzte Nacht Sex ... mit Anna und ... naja, ich musste an die Dusche denken.”

Lächelnd sah Chester ihn an. Sein Herz raste. Mike hatte an ihn gedacht? „Du bist …”, sagte er, damit es für seinen besten Freund nicht noch peinlicher wurde.

„Oh nein ... an wen hast du gedacht?”

„An dich.”

Mike schaute ihn eine Weile an, dann lächelte er. Ähm ... Ich habe noch nie ein Kondom beim überstreifen gesprengt.”

„So groß ist deiner ja auch nicht”, sagte Chester neckend.

„Nein, aber das Kondom war zu klein.” Mike lachte leise. „Nein scherz.”

Lachend sah Chester zum Wasser. „Ich hab noch nie daran gedacht wie es ist, einen Mann zu küssen.” Er musste es einfach wissen.

Mike sah ihn an. „Das ist ne Fangfrage. Du hattest schon Sex mit einem.” Mike lächelte leicht und trank einen Schluck.”

„Ist doch nicht verboten, oder?” Chester lächelte und trank ebenfalls. „Hast du es schon mal getan?”

„Was? Einen Mann geküsst?”

„Ja.”

Mit roten Wangen schüttelte Mike den Kopf.

„Würdest du gern?”

„Mit dir?”, fragte Mike leise. „Das ist es doch, was du wissen möchtest, oder?”

Chester sah auf seine fast leere Flasche. Das würde einen ordentlichen Kater geben. Bei ihm drehte sich schon alles. „Du kannst auch mit Brad knutschen.”

„Nee! Zu viele Haare!”

Lachend sah er ihn an. „Du bist, Mikey.”

„Ich hatte noch nie Sex, während eine andere Person im Raum war.”

Chester seufzte lächelnd als er einen Schluck trank. „Und es war geil.”

„Erzähl mir davon”, sagte er und trank ebenfalls einen Schluck.

„Erinnerst du dich daran, dass unsere Frauen uns vor fünf Monaten überraschend im Bus besucht haben?”

„Jaaah ... Oh, du Sau!”, platzte Mike laut heraus.

„Warum? Nur weil ihr eure Hände bei euch behaltet?”

Amüsiert schüttelte Mike den Kopf. „Du bist unmöglich.”

Chester rutschte an Mike. „Erzähl du mir von dir.”

„Es war ... im College. Ich hatte damals einen One Night stand und ... naja und Brad lag in seinem Bett und hat geschlafen. Bis wir etwas laut wurden. Da schlief er dann nicht mehr.”

Leise lachend trank Chester noch einen Schluck. „Ferkel.”

„Du bist dran”, sagte Mike leise und lag nun ziemlich genau vor Chester.

Chester sah ihm in die Augen und schluckte. „Ich hab noch nie… den Namen eines anderen gesagt, wenn ich Sex hatte…”

Mike schaute ihn an. „Ernsthaft?”

„Wartest du jetzt auf meine Antwort?”

„Natürlich.”

„Du hast also nie … einen anderen Namen gesagt?”

„Nicht, dass ich wüsste, aber ich rede auch nicht sehr viel beim Sex”, lächelte Mike.

Chester grinste mit roten Wangen. Da es im Liegen schwer war zu trinken, schüttete er die Hälfte über sich. „Shit.”

„Ich kanns ablecken”, grinste Mike. „Los, erzähls mir.”

„Oh nein. Dein erster Vorschlag klingt viel besser.”

„Okay, aber erst, wenn du es mir erzählst.”

„Da gibt es nichts zu erzählen. Ich hatte Sex und hab den falschen Namen gesagt.”

„Welchen?”

„Mike”, quengelte er leise. „Der Wein klebt!”

„Dann solltest du schnell antworten.”

Hab ich, dachte er grinsend und sah ihm nur in die Augen.

„Chazy ...”, schnurrte er leise und kam ihm näher. „Na los.”

Der sah auf Mikes Lippen und biss auf seine eigenen. „Mike …”

„Jaah?”

„Das … das ist meine… Antwort.”

Mike sah ihn an und schluckte leicht. Verdammt, was passierte hier? Sein Blick glitt über den vergossenen Wein und leckte langsam über Chesters Schlüsselbein.

Chesters Hand glitt fast automatisch in Mikes Nacken. Er musste gerade Träumen … oder phantasieren. Scheiß Wein!

Der Alkohol, die warme Hand in seinem Haar, der Geruch von Chester ... er konnte einfach nicht aufhören, leckte immer weiter, leckte alles ab und vergrub sein Gesicht an dessen Hals, bevor er unbewusst in die weiche Haut biss.

Leise stöhnte dieser auf und wühlte die Hand fester in das dunkle Haar. „Mike …”

„Halt mich auf”, wisperte er in dessen Ohr.

„Wir sollten … wir sollten zurück”, flüsterte Chester, hob Mikes Kopf und sah ihm in die Augen.

Hart schluckte Mike und nickte. „Du ... du hast recht ...”

Chester lächelte, dann beugte er sich vor und küsste seinen besten Freund einfach auf den Mund. Er dachte gar nicht mehr nach.

Vielleicht war es diese Berührung, die Mike komplett ausknockte. Er lag plötzlich auf Chester und erwiderte den Kuss heftig. Als wäre ein Schalter umgelegt worden, an dem schon den ganzen Abend jemand gespielt hatte.

Hilflos stöhnte Chester, legte die Arme um ihn und leckte sanft über Mikes Lippen. Er schmeckte den Wein und auch ein bisschen das Salzwasser.

Unwillkürlich öffnete Mike den Mund, keuchte leicht in Chaz Lippen und biss sanft hinein. Er hatte völlig den Kopf verloren.

Chester wusste nicht mehr, wie lange sie schließlich knutschend im Sand lagen, doch irgendwann mitten in der Nacht waren sie schwankend ins Hotel gekommen und aufs breite Sofa gefallen. Er hatte es genossen so nahe bei Mike zu sein, ihn zu küssen und zu berühren.

 

Das geliebte Eheweib

 

Als er am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte ihm der Kopf und ihm war auch echt schwindlig, als er sich an den warmen Körper schmiegte.

Mike seufzte leise und wickelte im Tiefschlaf sein Bein um den Menschen neben sich. „Nichtbewegen”, nuschelte er.

Anna legte den Kopf schief, als sie ins Wohnzimmer kam und die beiden Männer eng umschlungen auf dem Sofa sah. „Na ich hoffe, euch geht es schlecht”, sagte sie etwas angesäuert.

Als Mike sagte, dass er mit Chester Zeit verbringen wollte, hatte sie nicht gedacht, dass sie allein schlafen müsste und ihr Mann sich die Kante gab.

„Nicht schlecht, schlafen, Schatz”, murmelte Mike an Chesters Hals und schnurrte leise. Der Geruch war einfach perfekt.

Anna knurrte leise und ging in die angrenzende Küche, nur um mit den Pfannen Krach zu machen. Zufrieden hörte sie Chesters jammern.

„Was ist denn ... oh mein Gott!”, lachte Sam los, als sie die beiden Männer entdeckte. „Was habt ihr getrieben? Chaz, hey, wach auf”, sagte sie und klopfte leicht gegen dessen Bein.

„Nicht so laut”, jammerte er und legte Mikes Hand auf sein Ohr. Vielleicht hörte dieses Geplapper dann auf.

„Baby, wach auf”, schnurrte Sam und biss ihm ins Ohr.

Langsam öffnete Chester die Augen und sah verwirrt zu Sam auf. Wenn sie neben ihm stand … „Ach du scheiße!” Sofort versuchte Chester aufzustehen, jedoch fiel er einfach nur vom Sofa. „Aua …”

„Warum ist das so laut?”, murrte Mike und kuschelte sich tiefer ins Sofa. „Leise sein ...”

„Mike! Steh endlich auf und geh duschen! Ihr stinkt beide nach Suff!”, meckerte Anna. So sah also der Urlaub aus?

„Suff? Wieso ... Oh ...” Er hob den Kopf, musterte erst seine Frau, dann den am Boden liegenden Chester. „Oh!”

„Was ist denn hier los?” Mia kam aus ihrem Zimmer und hob die Augenbrauen. „Alles okay bei euch?”

„Aber ja, Daddy hat nur ... zu viel Milch getrunken”, murmelte Mike.

„Ja klar.” Mia verdrehte die Augen und sah auf den halbnackten Chester, der vor Sams Füßen lag und sich nicht bewegte. „Chaz?”

„Der liegt noch im Koma”, gab Sam trocken zurück. „Milch ist scheiße, was?”, grinste sie und stieß ihn mit dem Fuß an.

„Hm … vertrage keine Milch.”

„Milch ist böse ...”, seufzte Mike.

„Schlimmer ist nur noch Tequila …” Chester seufzte und kämpfte sich hoch. „Oh Gott …”, murmelte er und schwankte zum Bad.

„Junge, du siehst absolut scheiße aus”, platzte Sam raus. „Was habt ihr angestellt?”

„Danke für die Blumen, Schatz!”

„Bitte Baby.”

Mike saß zumindest schon mal aufrecht und schaute zu Anna. „Jetzt reg dich ab! Wir fahren ja nicht heute wieder nach Hause!”

„Sei dir da mal nicht so sicher. Wir machen hier gemeinsam Urlaub. Das bedeutet, dass du mal Zeit mit deiner Familie verbringst und nicht wie ein Loch säufst.”

Mike hob die Augenbrauen. Für solch ein Angriff war er nicht fit genug. Und er reagierte auf ähnlich harte Weise. „Du tust gerade so, als wäre ich Alkoholiker! Er ist mein bester Freund, Herrgott! Du wirst es überleben!”

„Ihr wart gerade auf Tour und er hat keine Probleme, dass du mit ihm allein sein musst.”

„Oh man …” Chester lehnte sich an die Badtür. „Könnt ihr damit aufhören? Wir gehen nicht jeden Abend allein weg.”

Sam, die sich noch immer das Lachen verkneifen musste, klatschte ihrem Mann einen nassen, kalten Lappen ins Gesicht.

„Mir ist schlecht! Ich geh ins Bett”, murmelte Mike.

„Komm mit”, nuschelte Chester gähnend.

„Wohin?”, fragte Mike.

„In dein Bett.”

„Kommst du mit?”, wollte Mike Stirnrunzelnd wissen.

„Ja …”

Anna starrte die beiden an. „Ihr könnt doch jetzt nicht schlafen gehen!”

„Ich kann dir auch gern aufs Frühstück kotzen.” Mike schaute sie fragend an.

„Manchmal bist du echt ein Arsch”, sagte Anna und ging in die Küche zurück.

Seufzend schaute er dann seine Tochter an. „Nur ein paar Stunden, okay?”, sagte er sanft.

„Aber dann machst du was mit Mum, okay?”

„Hm ... nur, wenn sie sich wieder beruhigt.”

„Dad!”

„Was denn?”

„Sie hat sich so auf den Urlaub gefreut. Chester kann auch mal was mit seiner Familie machen.”

Einen Moment schaute er sie an, dann legte Mike die Hand in Mias Nacken und küsste sie auf die Stirn. „Okay, aber beruhigen soll sie sich trotzdem.”

„Das tut sie, wenn du nett zu ihr bist.”

Chester seufzte leise und sah zu Sam. Wäre er mal bloß bei ihr geblieben.

„Mir wird nachgesagt, dass ich immer nett bin.” Mike lächelte und ging an ihr vorbei ins Schlafzimmer.

„Bist du gar nicht.” Mia grinste, dann hob sie die Augenbrauen, als Chester tatsächlich Mike nachging. „Ähm …”

„Was ist?”, fragte Sam.

„Dein Mann geht gerade mit Dad ins Bett.”

„Ja, und?”

„Na ... er ist dein Mann? Wie wärs, wenn du ihn zu dir holst?”

„Ich bin aber nicht müde.”

„Muss eure Ehe langweilig sein”, sagte Mia und ging in ihr Zimmer zurück. Was wollte Chester nur von Sam?

Der legte sich neben Mike, der ihn aufmerksam musterte. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber einen Filmriss habe ich nicht.”

„Ne … aber dafür ist mir kotzübel. Warum hast du mich Wein trinken lassen?”

„Weil kein Bier da war.” Mike lachte leise. „Weißt du noch alles?”

„Geht so. Ich weiß nicht wie wir her gekommen sind.”

„Was ... was ist denn das letzte, an das du ... dich erinnerst?”

Chester schloss die Augen und kuschelte sich unter die Decke, die leider nach Anna und nicht nach Mike roch. „An deine Hände … die waren irgendwie überall.”

„Und was noch?” Mike rutschte etwas dichter heran.

Chester sah ihn an und seufzte leise. „Mike … was wird das?”

Augenblicklich ruderte dieser zurück. „Ähm ... nichts. Also ... lass uns schlafen. Sonst steigt mir meine Familie nachher aufs Dach.”

„Ist ... alles okay zwischen uns?”

„Ja, natürlich. Du bist mein bester Freund. Daran hat sich nichts geändert.”

Lächelnd legte Chester seinen Kopf auf Mikes Brust und legte einen Arm um ihn. „Gut.”

Das Mike  verzweifelt an die Decke starrte, sah Chester nicht. Den ganzen Abend hatte Chaz ihn angemacht, sie hatten sich geküsst, geknutscht ... und nun war alles, wie vorher? Verdammt, irgendwas hatte er wohl falsch verstanden.

Gute drei Stunden später wurden die beiden von Mia geweckt, die im Schlafzimmer die Vorhänge aufzog und Musik anmachte. „Genug geschlafen!”

Mike sah sie an. Geschlafen hatte er gar nicht. Er hatte nur mit geschlossenen Augen die Abenderinnerungen genossen. Jetzt wo er sein Kind sah, brach die Realität brutal auf ihn ein. „Ja ... ich geh duschen”, sagte er monoton und stand auf, ungeachtet dessen, dass Chester noch immer auf ihm lag.

Der murrte leise, knautschte Mikes Kissen zusammen und vergrub die Nase darin. „Kaaaalt.”

„Chazy?” Sam legte sich neben ihn. „Kommst du mit zu uns? Ich hab dir Tee gemacht.”

„Hm …” Chester nickte leicht.

Kaum waren sie bei sich, schloss Sam die Tür. „Baby? Was ist los, hm? Mike sah verwirrt aus.”

„Liegt an der Milch …”

„Erzähl mir nichts. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst.” Sie setzte sich neben ihren Mann und schaute ihn an.”

„Wir … oh Mann … wir haben uns geküsst.”

Kurz schwieg Sam, sah ihn nur an. „Wow ... wie war es?”

„Unglaublich …“ Chester lächelte und sah sie an. „Aber ein Fehler.”

„Warum sagst du das? Du liebst ihn doch.”

„Ja, schon. Aber er ist glücklich mit Anna. Er liebt sie über alles. Ich will das nicht kaputt machen. Reicht schon, wenn ich unsere Familie kaputt mache.”

„Also erstens machst du unsere Familie nicht kaputt. Es wird keinen Rosenkrieg geben. Ich liebe dich und will, dass du glücklich bist. Und was Familie Shinoda angeht, so muss ich leider sagen, dass Anna manchmal viel zu zickig für den süßen Mike ist.”

„Sorry aber ... sie ist eine Frau. Ich versteh sie ja so ein bisschen. Ist echt spät geworden.”

„Oh, ich bitte dich! Ihr seid die ganze Zeit unterwegs, ihr arbeitet hart und mal ehrlich, sie lebt verdammt gut von seiner Kohle. Da wird es ihm doch wohl mal gestattet sein, einen Männerabend zu machen, ohne danach ein schlechtes Gewissen zu haben!”

„Ich hab dich gar nicht verdient …”

„Chester! Jetzt hör auf!” Böse schaute sie ihn an.

„Ist doch aber so. Jede andere hätte mich verlassen, als ich fremdgegangen bin. Jede andere hätte es öffentlich gemacht, dass ich in meinen besten Freund verknallt bin. Aber nicht du.”

„Weil ich immer eher deine beste Freundin war, als deine Frau, Baby!”

Chester schwieg einen Moment. „Und jetzt? Was mach ich jetzt?”

„Wie geht es ihm denn?”

„Ich weiß nicht. Ich denke er ist verwirrt. Ich meine … wir küssen uns und dann ist alles wie immer.”

„Ist es das denn?”

„Nein. Ich würde ihn am liebsten die ganze Zeit küssen. Aber Anna ist unsere Freundin und er liebt sie. Also … bin ich weiterhin der sexbesessene, beste Freund, dem man keinen Alkohol geben sollte.”

Sam seufzte leise. „Ich kann es gar nicht mit ansehen, wie du dich quälst.”

„Tu ich doch gar nicht. Ich hab die beste Frau der Welt und den zickigsten Sohn der Welt. Alles super.”

„Und du bist in deinen besten Freund verliebt!”

Chester seufzte und ließ sich nach hinten fallen. Er drückte sich das Kissen aufs Gesicht. „Gott ja!”

„Dann gib nicht auf! Er hat dich geküsst. Das zeigt doch, dass er nicht abgeneigt ist. Wie denkt er denn darüber?”

„Sam, wir waren betrunken! Und er wird bestimmt nicht ausflippen vor Freude, wenn ich in sein Bett krabbel!”

Leise seufzte sie. „Okay, dann warten wir ab. Wenn es im nüchternen Zustand erneut passiert, dann sieh es als Zeichen!”

„Es passiert nicht …”

„Woher willst du das wissen?”

„Wie soll es denn passieren, hm?”

„Ihr seid allein, eine zufällige Berührung ... Habt ihr richtig geknutscht?”

„Ja… so richtig mit Zunge.”

„Und fummeln?”, fragte sie wissbegierig.

„Jah. Ich hätte ihn fast beklettert.”

„Warum hast du nicht?”

„Mikey ist schwerer als ich.”

„Hä?”

„Er lag auf mir und wollte da einfach nicht weg.” Chester grinste. „Er hat nicht zugelassen, dass wir Bäumchen wechsle dich spielen.”

„Er lag auf dir? So richtig? Dominant?”

„Ja.” Chester seufzte bei der Erinnerung. „Er hat richtig Muskeln.”

„Wart ihr hart?”, fragte Sam frech.

„Ich auf jeden Fall.”

„Er nicht?”

„Weiß nicht. Ich hab nur seine Hände und Lippen gespürt. Gott …”

Sam sah ihn einen Moment schweigend an. „Anna ist sowas von abgeschrieben!”

„Und Mia? Er hat eine Familie.”

„Mia liebt dich. Sie wird Mike so oder so hassen. Aber im Ernst, die beiden, Mia und Drave sind keine Kleinkinder mehr.”

„Aber … es ist komisch.”

„Was? Mit dem Gedanken zu spielen, Mike für dich zu gewinnen?”

„Ja! Wir waren immer beste Freunde. Und nur weil ich meinen Mund nicht halten konnte, muss ich jetzt ständig an ihn denken! Und zu wissen, dass er jetzt duschen ist, macht es nicht besser!”

„Wäre Anna nicht, würde ich ja sagen, geh zu ihm. Sie war ziemlich sauer.”

Und das war sie scheinbar noch immer. Als Mike aus der Dusche kam, bekleidet in Jeans und einem Handtuch auf den Kopf, sah sie ihn nicht mal an.

„Ausgeschlafen?”, fragte sie schnippig.

„Geht so. Mia meinte, ja.”

„In der Küche ist Kaffee.”

„Danke. Sag mal, bleibt deine Laune jetzt so?”

„Kommt drauf an.”

„Worauf?”

„Wie du es wieder gut machen willst.”

„Ich muss es Tatsache gut machen?” Mike seufzte und setzte sich an den Tisch. „Ann, ich arbeite verdammt viel. Mit Chaz, ja, aber das hat wenig mit Freizeit zu tun. Er ist mein bester Freund und ja, meine Güte, es war etwas viel Wein. Ich verschwinde nach diesen zwei Wochen nicht gleich wieder. Warum machst du aus einem Abend solch einen Aufriss, dass ich jetzt etwas gut machen muss?”

„Weil ich deine Frau bin, Mike. Wir haben uns Monate lang nicht gesehen und schon am zweiten Abend bist du mit ihm weg. Mike … ich mag Chaz, aber jedes Mal, wenn ihr unterwegs seid, trinkt ihr viel zu viel und baut nur Mist. Ist es denn zu viel verlangt, dass ich dich zumindest nachts bei mir habe?”

„Wieso bauen wir nur Mist?”

„Das eine Mal seid ihr in eine alte Fabrik eingebrochen.”

„Die Fotos waren irre!”

„Das war Hausfriedensbruch! Nur weil dein Freund aus diesen Verhältnissen kommt, musst du ihm nicht alles nachmachen! Du bist fast vierzig!”

Mike schnaufte heftig, um nicht loszubrüllen, denn danach war ihm gerade. „Er kommt aus diesen Verhältnissen? Das ist Ewigkeiten her. Wir haben eine Location für ein Shooting gesucht!”

„Gut … was ist mit dem Ladendiebstahl?” Anna sah ihn an. Chester war damals zwar nur mit Chips rausgerannt, aber Diebstahl war Diebstahl.

„Oh man ... Ernsthaft? Das kramst du jetzt raus?”

„Ja! Ich will lieber nicht wissen, was ihr diese Nacht gemacht habt!”

„Am Strand gelegen und Wein getrunken. War nur leider etwas viel pro Nase!”, gab Mike bissig zurück.

„Bleib endlich bei mir!”

Mike schaute sie nur verwirrt an. „Wie meinst du das?”

„Ich sollte an erster Stelle stehen, nicht er, Mike. Er ist nicht dein Ehemann. Er ist nicht deine Familie. Ihr könnt noch genug Zeit miteinander verbringen, wenn ihr wieder arbeitet.” Sie seufzte leise. „Hätte ich gewusst, dass der Urlaub so wird … wäre ich nicht mit ihnen gefahren.”

„Hör auf, zu dramatisieren!”, rief Mike aufgebracht. Scheiße, das darf doch alles nicht wahr sein!” Er stand auf und schaute sie an. „Ich gehe jetzt mit Mia ein Eis essen. Bis dann!”, fauchte er und knallte die Tür hinter sich zu.


Versöhnungen

 

„MIA!”, brüllte er wütend.

Die kam aus ihrem Zimmer und seufzte. Ihre Eltern so zu sehen tat weh. Konnten sie sich nicht einfach vertragen? Sie sollte Chester vielleicht aus dem Blickfeld der beiden nehmen.

„Eis?”, fragte Mike kurz angebunden und lief einfach los.

„Ähm … ja.” Mia folgte ihm und harkte sich bei ihm ein. „Alls okay?”

„Aber ja. Ich mache etwas mit meiner Familie.”

„Naja … nicht mit allen.”

„Stimmt wohl, aber du bist ebenso meine Familie, richtig?”

„Ja. Und ich freu mich.”

„Dass du meine Familie bist?” Mike legte einen Arm um sie.

„Das wir was zusammen machen.” Mia lächelte. „Aber … Ihr solltet euch nicht streiten.”

„Kleines, du bist alt genug, um zu wissen, dass Menschen, vor allem Ehepaare sich auch mal streiten.”

„Ja … aber nicht ihr. Und vor allem nicht so und nicht wegen ihm!”

„Wegen ihm ...” Mike lächelte. „Nicht wir? Warum nicht wir?”

„Weil … ihr seid ein Traumpaar. Ihr streitet euch nie.”

„Wir streiten auch, Kleines. Glaub mal.” Mike zögerte. „Ist es denn für dich auch so verwerflich, dass dein Vater weg war?”

„Nein. Ich bin aber auch nicht deine Frau.”

„Zum Glück”, grinste Mike und küsste Mia auf den Kopf.

„Jap. Aber weil ich deine Tochter bin, nerv ich dich solange, bis ihr euch wieder vertragen habt!”

„Dann gibts für dich Pistazieneis”, sagte Mike, wohl wissend, dass Mia es hasste.

„Dann geh ich mit deinem besten Freund knutschen”, konterte sie und grinste.

„Würde er nicht tun!”

„Einen Versuch wäre es wert.”

„Mal im Ernst, Mia ... was findest du an ihm? Er ist fast vierzig, hat Segelohren und sieht aus, wie ein Bilderbuch!”

„Dad … du hast keine Ahnung. Chester sieht unglaublich gut aus! Hast du dir mal Fotos von ihm angesehen? Er ist cool, nett und sexy!”

„Klar hab ich das. Ich bin da meist mit drauf! Sexy? Hm ...” Mike dachte unwillkürlich an den Abend und sein Herz raste los.

„Und er hat Erfahrung. Er ist einfach reifer, als die Kinder.”

„Du weißt, dass er aus drei Gründen nichts mit dir anfangen würde? Oder aus vier, wenn ich das überdenke.”

„Die da wären?”

„Erstens bist du ihm zu jung. Zweitens ist er verheiratet. Drittens würde er Draven niemals so in die Quere kommen und viertens bist du meine Tochter! Ich würde ihn tierisch eine semmeln, wenn er dich anfässt ... auf sexuelle Weise versteht sich!”

„Das ist alles totaler Blödsinn.”

„Ach ja? Erklärs mir”,. forderte Mike und holte Mias Lieblingseis, für sich selbst auch eins und setzte sich erwartungsvoll auf eine niedrige Mauer.

„Ich hab seinen Blick gestern am Strand gesehen. Er findet mich heiß. Seine Frau interessiert es nicht, was er macht, sonst würde er nicht permanent mit anderen Leuten flirten. Das mit Draven … gut, vielleicht würde er es nicht vor seinen Augen tun und du würdest ihm niemals eine reinhauen.”

„Oh doch! Sollte er je an deinem Mund hängen, ist er platt! Vertrau mir! Und heiß? Scheiße, Mia! Du bist sechszehn. Sorry, aber er ist eine Nummer zu groß für dich!”

„Ist er nicht. Er will Aufmerksamkeit und die bekommt er von mir.”

„Schlag ihn dir aus dem Kopf, Mia!”

„Nein. Sorry, Dad, aber es ist mein Leben.”

„Und das ist mein bester Freund! Was hast du gegen Draven?”

„Nichts. Aber Chester ist … anders als Draven.”

„Ja, über zwanzig Jahre älter!”

„Warum bist du so spießig?”

„Spießig?”

„Ja. Der Altersunterschied. Ich hätte nicht gedacht, dass du so einer bist.”

Mike schnaufte leise. „Mia, er hat kein Interesse an dir, okay?”

„Das werden wir ja sehen.”

„Willst du es jetzt herausfordern?”

„Ich gebe nicht auf, Dad. Das hast du mir doch beigebracht. Ich kämpfe.”

„Aber doch nicht um so einen alten Sack! Der ist so alt, wie ich!”

„Und? Es soll Mädchen geben, die mit sechzig-jährigen was haben.”

„Boah, jetzt wirds eklig!”

Mia lachte leise. „Selbst schuld.”

„Wie findet Mum deine Schwärmerei eigentlich?”

„Willst du das echt wissen?”

„Ja!”

„Sie sagte, solange er nicht mehr die ganze Zeit bei dir ist, ist es ihr egal.”

Mike starrte sie an. „Das soll ein Scherz sein, oder?”

„Reg dich ab. Sie nimmt das alles eh nicht ernst.”

„Trotzdem! Sie kann dir doch sowas nicht sagen! Zumal ... was soll das heißen, wenn er damit nicht mehr die ganze Zeit bei mir ist?”

„Ihr hängt ziemlich aneinander. Immer wenn ihr zusammen seid kann man euch kaum noch voneinander trennen. Ich glaube, sie hätte gern mehr Zeit mit dir. So wie früher.”

„Da war die Band aber noch nicht so erfolgreich. Wir sind nun mal viel unterwegs.”

„Ja aber jetzt nicht. Mir egal, ob ihr zusammen weggeht, aber du solltest die Nacht bei ihr verbringen.”

„Das war einmalig. Ich war sonst immer bei ihr.” Mike seufzte. „Sie ist richtig eifersüchtig!”

„Wärst du doch auch, wenn sie mit Sam die ganze Nacht unterwegs wäre.”

„Nein. Ich ticke da aber auch anders.”

„Hm … ja.” Mia lehnte sich an ihn. „Sie vermisst dich.”

Mike lächelte sanft und küsste sie auf das Haar. „Ich dich auch.”

„Und Mum?”

„Was denkst du? Ich liebe deine Mutter. Natürlich.”

„Dann geh zu ihr und nimm sie in die Arme. Hört auf zu streiten, bitte.”

Mike schaute schweigend auf den Ozean. Gerade war er einfach nur sauer auf Anna. Wie sollte er sie da in den Arm nehmen? Nach allem, was sie gesagt hatte, was Mia gesagt hatte.

„Ich will irgendwas machen”, sagte Chester am Nachmittag und spielte gelangweilt mit seinen Ringen.

„Und was schwebt dir vor?”, fragte Sam.

„Weiß nicht. Aber ich will nicht den ganzen Tag drin hocken. Dann hätten wir auch zuhause bleiben können.”

Schlussendlich entschieden sie sich für eine Fahrt den Strand hinunter in einem Rover. Dort Baden wo es leer war, ansonsten einfach fahren.

„Nur wir drei?”

„Mir egal.”

„Draven? Los, Badehose an, dein Daddy darf Auto fahren.”

Draven riss die Augen auf. „Fuck, ernsthaft? Ich laufe!”

„Hey! Du bleibst gleich hier!”

„Ja bitte!” Draven grinste. „Mum, Dad kann gar nicht fahren!”

„Kann ich wohl!”

„Du bist ein Raser!”

„Und? Wir leben doch alle noch, oder?”

„Gerade so. Darf ich auch fahren?”

„Vielleicht am Strand.”

„Yay!” Draven hüpfte kurz. Dann ging er sich anziehen.

Chester lachte leise und umarmte Sam sanft. „Liebe dich.”

„Liebe dich auch”, schnurrte Sam. Dann legte sie den Kopf schief. „Mia sieht traurig aus”, sagte sie und deutete auf den Balkon, wo das Mädchen saß.

„Sollten wir sie mitnehmen?”

Sam löste sich von ihrem Mann und hockte sich vor Mia. „Kleines, was hast du?”

„Sie streiten immer noch.”

Sam schaute in die kleine Wohnung von Anna und Mike. Zwar sprachen sie nicht miteinander, doch die Luft war spürbar dick. „Hey, ihr zwei. Wir nehmen Mia mit zu einer kleinen Strandrallye. Und ihr zwei kommt wieder klar!”

„Fahrt vorsichtig!”, sagte Anna und sah sofort zu Chester, der sich ausgiebig streckte.

„Man, ich fahr doch ordentlich! Ich hab einen Führerschein!”

„Du bist ein Raser, Chazy”, sagte Mike abwesend.

„Fall du mir mal auch noch in den Rücken. Nächstes mal läufst du!”

Mike konnte nicht anders, er grinste leicht. „Wir würden die doppelte Anzahl an Konzerten schaffen, würden wir ihn den Bus fahren lassen. Wir wären schneller in einer neuen Stadt, als wir schauen könnten.”

„Ach leck mich.” Chester zog einen Schmollmund. „Ich warte draußen … ach und Mikey?”

„Ja?”

„Sei lieb.”

„Ich bin immer lieb. Weißt du doch.” Er zwinkerte ihm zu.

Anna verdrehte leicht die Augen. Kein Wunder, dass es so viele dieser komischen Geschichten gab. Die beiden konnten kein Gespräch führen, ohne zu flirten.

Sam schnappte sich die Kinder und ihren Mann. Sie musste sich heftig das Lachen verkneifen.

Kaum waren alle weg und die Tür zu, funkelte Mike seine Frau an. „Du bist also mit Chaz als Schwiegersohn einverstanden, solange er dann nicht mehr so viel bei mir hängt?”

„Wie kommst du denn jetzt darauf?”

„Das hat Mia erzählt.”

„Gott, Mike. Das sind dumme Schwärmereien für einen doppelt so alten Mann. Denkst du, dass ich das ernst gemeint habe?”

„Dann solltest du solche Sprüche lassen. Denn Mia meint es leider verdammt ernst!”

„Ach komm schon. Sie wird irgendwann merken, dass er nichts von ihr will und sich anderen zuwenden.”

„Bis dahin sollte man ihr vielleicht nicht auch noch solchen Input geben. Sie ist der Meinung, Chaz findet sie heiß!”

„Vermutlich tut er das sogar. Er flirtet doch ununterbrochen mit jeder Frau, die ihm über den Weg läuft.”

„Sag mal ... wie stehst du zu ihm? Man könnte meinen, du könntest ihn nicht leiden.”

„Ich mag ihn. Trotzdem ist er nun mal wie er ist. Er will die Aufmerksamkeit von jedem. Er flirtet gern und ich kann mir auch vorstellen, dass er mehr machen würde, wenn Sam nicht wäre.”

Mike schüttelte den Kopf. „Mit Mia? Niemals!”

„Das hoffe ich auch für ihn, sonst werde ich ihn kastrieren.”

„Nicht nur du. Aber Anna, lass ihn in Ruhe. Deine Eifersucht ist unbegründet”, sagte er sanfter.

„Das weiß ich doch …”

„Warum streiten wir dann, hm?”

„Weil ich dich gern mehr bei mir hätte.”

Mike breitete die Arme aus. „Ich bin doch da! Hör auf zu zicken und mach hopp!”

„Bin ich dein Hund, oder was?”

„Hm .... manchmal lässt du dich gern kraulen. Jetzt komm her!”

„Ich warne dich, Shinoda. Treibs nicht zu weit.” Anna ging langsam auf ihn zu.

„Darauf stehst du doch ... Shinoda!” grinste er dreist und zog sie frech auf seinen Schoss.

Lachend schmiegte sie sich an ihn. „Idiot.”

Im Nachhinein wünschte Mike sich, sie hätten sich beeilt.

„Oh .. oh, scheiße! Blind! Ich bin blind! Bitte lass mich blind sein!”, schrie Mia und rannte postwendend aus dem Zimmer, als sie ihre Eltern nackt in Hundestellung auf dem Sofa fand.

Chester sah ihr verwirrt nach und ging weiter, bis er die beiden sah. „Jah … also vertragen haben sie sich.”

Dass Sam ebenfalls ins Zimmer schaute, gab Mike den Rest. „Raus! Los!”, fauchte er und warf sich neben Anna. „Verfluchte scheiße!”

Kichernd lief Chester in sein Schlafzimmer. Okay, er freute sich für Mike … und verdammt er sah echt gut aus.

Mia stand vor dem Hotel, in der Hand eine Zigarette. „Das glaub ich einfach nicht!”, fauchte sie.

„Was glaubst du nicht?”, fragte Sam, die den Kindern gefolgt war.

„Ich weiß, dass sie Sex haben, aber müssen sie mir das zeigen? Wozu haben wir das scheiß Schlafzimmer mitgemietet?”

„Ach Kleines. Manchmal denkt man darüber nicht nach. Und eigentlich wollten wir noch gar nicht zurück sein.”

„Nein, aber Daddy hat die Karre in den Sand gesetzt”, lachte Draven unterdrückt auf, denn weil Chester mal wieder zu schnell gefahren war, hatte der Wagen einen Platten und war in eine Sanddüne gebrettert.

„Ja. Nun schmollt er.” Sam grinste leicht.

„Männer.” Mia seufzte. „Das Bild krieg ich nicht aus dem Kopf. Dad hinter Mum und ... Waaaah!”

„Sie haben sich wieder vertragen. Das wolltest du doch.”

„Aber doch nicht so!”

„Aber genau so laufen Versöhnungen ab.”

„Nein, nicht bei meinen Eltern”, sagte Mia stur.

Lachend nahm Sam Draven und Mia die Zigaretten weg. „Los … kochen wir was für heute Abend.”

Mike hatte sich mittlerweile angezogen und schaute seine Tochter verzweifelt an. „Aufklärung live?”, fragte er mit Unschuldsmiene.

„Ich bin aufgeklärt! Darauf hätte ich verzichten können.”

„Na Mist.”

„Ja …” Mia seufzte. „Ich werde nie wieder schlafen können.”

„So scheiße sehen wir nun auch nicht aus!”

„Hast du deine Eltern jemals bei sowas gesehen?”

„Nein, die hatten ein Schlafzimmer.”

„Vielleicht solltet ihr auch eins benutzen!”

„Wie langweilig”, rutschte es Mike raus und fing sich einen Schlag auf den Arm von Anna ein. „Hör auf jetzt!”

Chester kam aus dem Zimmer, als es anfing nach Essen zu riechen. „Huuuunger.”


 

BOOM … pregnant

 

Am Ende der ersten Woche hatte Anna ein Abendessen in einem teuren Restaurant arrangiert.

Draven, der Krawatten auf den Tot nicht leiden konnte, fluchte die ganze Zeit im Auto vor sich hin.

„Hör auf zu meckern, du siehst gut aus”, sagte Mia leise.

Sofort wurde Draven knallrot und ließ die Krawatte in Ruhe. „Du auch.”

„Danke.”

Auch die anderen hatten sich schick gemacht, auch wenn Chester sich fragte, warum sie in eines der teuersten Restaurants gingen.

Anna hielt Mikes Hand fest, strahlte, denn er sah in dem schwarzen Anzug verteufelt gut aus.

„Gibt es irgendwas zu feiern?”, fragte Chester in die Runde.

„Warts ab”, sagte Anna.

Murrend fuhr Chaz zum Restaurant und hielt davor. „Okay, sind da.”

Anna stieg aus, nahm Mikes Hand wieder in ihre. „Guten Abend. Mein Name ist Anna Marshall. Ich habe reserviert.”

Die Kellnerin nickte und musterte Chester verstohlen. Ganz klar hatte sie ihn erkannt.

„Meinst du hier gibt es Burger?”, fragte Chester leise in Mikes Ohr und grinste.

Der unterdrückte ein Lachen. „Eher nicht.”

„Mist … ich hab Bock auf was fettiges.”

„Steak vielleicht? Guck mal, der hat da was Anständiges auf dem Teller”, sagte Mike und deutete auf einen älteren Gast.

„Hm … Ja sieht gut aus.”

Die Kellnerin führte die sechs zu einem großen Tisch in einer separaten Ecke. „Die Karten kommen sofort.”

„Vielen Dank.” Anna sprach kurz mit der Kellnerin, dann setzte sie sich neben Mike.

„Also? Was gibt es zu feiern?”, fragte Chester ungeduldig.

„Chaz, tief durchatmen.” Sam lachte leise und sah zu, wie drei Sektgläser und drei Gläser mit Orangensaft auf den Tisch gestellt wurden.

Dann nahm Anna ihr Glas in die Hand. „Okay, also ... ich habe euch hierher gebracht, weil ich gern mit meinen engsten Freunden und meiner Familie feiern möchte.”

„Ja, aber was denn?” Chester grinste. Geduld war einfach nicht seine Stärke.

„Also ... Mike und ich ... wir bekommen ein Baby.”

Einen Moment herrschte komplette Stille. Alle starten Anna an, dann Mike.

„Ich bekomm einen … eine …“, Mia starrte ihre Eltern an.

„Eine kleine Schwester oder ein Brüderchen.” Anna strahlte.

Mike selbst rührte sich gar nicht, starrte nur seine Frau an.

Anna lächelte. „Baby? Hast du mitbekommen, was ich gesagt habe?”

Langsam nickte Mike. Was sollte er dazu sagen? Ein Baby? Er liebte Babys und er liebte Anna. Und doch gingen seine Gedanken für einen Moment zu Chester, bevor er sich fing und Anna einfach fest umarmte.

Chester beobachtete die beiden. Seit dem Kuss am Strand war zwischen ihm und Mike nichts passiert. Und trotzdem zog sich sein Magen hart zusammen. Das Essen war ihm echt vergangen. Kurz sah er zu Sam, bevor er aufstand. „Entschuldigt mich kurz. Ich hab was im Auto vergessen”, sagte er leise und verließ den Laden. Am liebsten wäre er jetzt einfach gefahren. Mias Freude war verwirrend, aber ehrlich. Dass sie nochmal ein Geschwisterchen bekommen würde, hätte sie niemals gedacht. Draven, typisch Junge, schaute auf Annas Bauch. „Man sieht noch nichts!”

„Das ist auch noch zu früh. In ein paar Wochen geht es los.”

Für einen Moment war Mike gnadenlos überfordert. Chester und Anna nahmen ihm gerade die Luft. „Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.”

„Das du dich auf unser Kind freust?”, half Anna nach.

„Jaaah! Ja, natürlich. Oh Mann, ich bin doch schon so alt”, lachte er leise.

„Bist du nicht! Hör auf das zu sagen.” Anna lächelte und küsste ihren Mann glücklich.

Es war Sam, die sich rührte und Anna fest umarmte. Was das für ihrem Mann hieß, wusste sie noch nicht, aber ihre beste Freundin war schwanger.

„Ihr müsst jetzt nachlegen”, sagte Anna lächelnd.

„Ähm ... ich werde es ihm ausrichten. Glückwunsch Mikey!” Sie umarmte auch ihn. „Ich geh mal schauen, wo mein Mann hin ist.”

„Mach das.” Anna nahm Mikes Hand in ihre und lächelte.

Chester saß währenddessen im Auto, die Musik angeschaltet und eine Zigarette in der Hand. Er hasste die Dinger, aber jetzt musste es sein. Er spielte ernsthaft mit dem Gedanken einfach loszufahren. Sollten die anderen doch Laufen.

„Du rauchst wieder?”, fragte Sam, als sie sich neben ihn gesetzt und die Tür geschlossen hatte.

„Hmh ... Ja, ich fang gerade wieder damit an.”

„Chaz ... Oh Mann, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.” Traurig musterte sie ihn.

„Gar nichts. Es ist alles gut.”

„Ja, natürlich.” Sam streichelte Chesters Oberschenkel und sah aus dem Fenster. „Mike ist nicht vor Freude geplatzt.”

„Er ist überrumpelt. Er liebt Kinder. Die Freude kommt noch.”

„Ich weiß nicht. Er beobachtet dich viel. Ich glaube, er hat euren Kuss nicht vergessen, Chaz.”

„Ich doch auch nicht! Scheiße, ich kann jetzt alles vergessen. Er bekommt ein Baby, verdammt!”

„Hat die Menschen nicht abgehalten, sich einem neuen Abschnitt im Leben zuzuwenden. Hat Mike nichts gesagt? War das geplant? Wobei ... so wie er gerade geschaut hat ...”

Chester seufzte leise. Er dachte an Mikes Gesicht. „Gott, ich hab so Bock mich zu betrinken, dass glaubst du gar nicht.”

„Lass uns erst das Essen über die Bühne bringen, okay?”

„Wenns sein muss.” Er stieg aus und atmete tief durch.

Arm in Arm gingen sie wieder hinein. Da Anna auf der Toilette war und die beiden Kinder sich das Salatbuffett anschauten, folgte Sam kurzerhand ihrer Freundin.

Mike musterte Chester. „Alles okay?”, fragte er leise.

„Ja. Und bei dir?”

„Hm ... hat mich massiv überfahren.” Mike biss sich auf die Lippe. Er wollte in diesem Moment nur in Chesters Arme, doch die Abweisung im Bett nach der Saufnacht hatte er nicht vergessen.

„Glückwunsch”, sagte Chester leise und setzte sich neben ihn. „Jetzt wirst du nochmal Daddy.”

„Jaah ...”, sagte Mike langsam. Sein Blick war stur auf den Tisch gerichtet. Freude war in seinem Gesicht nicht zu erkennen. Eher gnadenlose Verzweiflung.

„Hey. Was ist los?”

„Ich ... damit habe ich nicht gerechnet und ... das habe ich auch nicht geplant.”

Chester legte den Kopf auf Mikes Schulter. „Manchmal passiert sowas.”

„Ja, aber ich frage mich, wie!”

„Muss ich dir das jetzt erklären? Ich dachte, du warst so ein Streber in der Schule.”

„Haha! Nein, ich dachte, sie nimmt die Pille. Aber ... so ganz sicher ist die auch nicht, oder?”

„Nein. Und wenn ich bedenke, wie ihr es vor einer Woche auf dem Sofa getrieben habt …” Chester lächelte schief.

„Egal, wie man es treibt, Pille ist Pille. Von der Sofanummer wird man auch nicht schwangerer, als von sittsamen Sex im Dunkeln. Chaz ... ich ... also ... wir ...” Er brach ab, als er Mias Stimme vernahm. „Ähm ... gibts da was Gutes?”

„Ja. Das ist der Hammer!” Mia lächelte und legte den Kopf schief. „Alles okay bei euch?”

„Klar! Warum habt ihr euch nichts mitgebracht?”

„Naja, wir wollten noch warten.”

Chester lächelte, dann gab er Mike einen Kuss auf die Wange. „Salat?”

„Nein. Steak und Bier bitte!”

Sam und Anna kamen genau in diesem Moment zurück, als Chester Mike den Kuss verpasste.

„Können wir die beiden nicht trennen?”, fragte Anna.

„Nein. Nicht ohne, dass einer weint.”

Anna seufzte leise. „Ich schweige einfach dazu.”

„Bier klingt super”, murmelte Chester, als er sich auf seinen Platz setzte. Annas Kommentare zu hören war echt mies. Was hatte er ihr getan?

Mike schaute auf den freien Platz neben sich und warf Sam einen kurzen Blick zu. „Chaz, rutsch rüber, ich würde gern neben Draven sitzen.”

„Ja, und ich würde gern Bier trinken, aber ich muss fahren.”

„Na, dann fahre ich eben.” Sam nahm Platz.

„Du fährst?” Chester grinste leicht und berührte Mikes Knie mit seinem.

Genau das brauchte Mike jetzt. Dass er zusätzlich mit der Hand unter dem Tisch Chesters suchte, bemerkte niemand.

Zärtlich spielten die beiden mit den Fingern des anderen. „Feiern wir heut Abend?”, fragte er leise in Mikes Ohr.

„Ich versuchs.” Mike lächelte kurz, dann kamen die Karten. Wiederwillig ließ er Chaz Hand los.

„Ich nehm ein Steak mit Ofenkartoffeln … am besten zwei Steaks.”

„Für mich auch!” Mike grinste. „Steaks!”

„Und Bier!”

„Zwei!”

Anna hob die Augenbrauen. „Ähm ... übertreibs nicht wieder!”

„Ja, Mikey … hör auf Mummy”, konnte sich Chester nicht verkneifen, hatte es aber zum Glück nur leise gesagt.

„Haha ... nein, ich trink nur eins. Hey, ich muss das erstmal verdauen!”

Chester grinste. Bei ihm blieb es leider nicht bei einem und er hatte auch nicht vor es dabei zu belassen. Das Mike und Anna ein Kind bekamen, schockte ihn einfach zu sehr. Er konnte es total vergessen, Mike wieder nahe zu kommen. Er würde niemals seine Frau verlassen.

Der wusste ebenfalls nicht, wie er damit umgehen sollte. Jedoch trank er tatsächlich nur ein Bier. Das einzige, was er im Restaurant nicht aufgab, war Chesters Hand unter dem Tisch. Die ließ er nur im Notfall los.

„Wir sollten nachher noch einen Film gucken”, sagte Mia und stocherte in ihrem Essen rum. „So als runden Abschluss.”

„Ich fürchte, dann schläft Chester ein”, sagte Sam grinsend.

„Bin hellwach”, sagte der grinsend.

„Dann gucken wir was? Wir können auch noch Knabberzeug holen.”

„Von mir aus gern. Aber einigen wir uns auf einen Film?”, fragte Draven.

„Wir gucken keinen Baller-Film!”

„Und keine Liebesschnulze!”, sagte Draven.

„Gucken wir halt nen Porno”, murmelte Chester in sein Glas.

„Spinnst du? Wie wäre es mit einer Komödie?”, fragte Anna.

„Glaub mir, manche sind echt lustig.”

„Ich werde mit euch keinen Porno gucken!”

Chester grinste frech. „Und du, Mikey?”

„Ich kann mir auch was Besseres vorstellen, mit Mia und Draven Pornos zu schauen.”

„Und wenn nur wir beide schauen?”, hauchte er ihm grinsend ins Ohr.

Mike lachte leise. „Aus, Kleiner. Lasst uns erstmal bezahlen.”

„Anna hat uns eingeladen.”

„Stimmt, aber wir haben ein Gemeinschaftskonto. Darf ich, Schatz?”

„Gern, Liebling. Ich denke wir sollten zum Hotel zurück, bevor Chester noch mehr trinkt.”

Sam seufzte leise. „Lass ihn, ich komm ja auch damit klar. Chaz, trink aus.”

Nachdem Mike das Essen bezahlte, fuhr Sam die Gruppe zurück. Auf einen Film hatten sich die Kinder noch immer nicht geeinigt und Chester interessierte es kaum. Lieber lehnte er sich an Mike. „Du riechst gut.”

„Danke.” Mike lächelte und schaute ihn an. „Du bist betrunken.”

„Nein. Angeheitert.”

„Kuschelbedürftig?”

„Ja. Du hast schon lange nicht mehr mit mir gekuschelt.”

„Als ich das letzte Mal kuscheln wollte, hast du mich abgewiesen.”

„Hm … ich will jetzt kuscheln.”

„Komm her”, sagte Mike leise und legte die Arme um ihn.

Kichernd kuschelte er sich an ihn und machte den störenden Gurt ab. Ungesehen drückte er ihm einen Kuss auf den Hals. „Besser.”

Mike seufzte lautlos. Wohin führte das alles. Er schloss kurz die Augen, als er Chesters Lippen spürte und zog ihn fester an sich.

„Jungs, nicht einschlafen! Wir sind gleich da!”, sagte Sam und fuhr die Straße runter.

„Wir schlafen nicht, wie ruhen unsere Augen aus.” Mike lachte leise und streichelte seinen besten Freund hinter dem Ohr.

Im Hotel angekommen, holte Chester das Bier aus dem Kühlschrank. „Mike? Auch eins?”

„Ja, eins noch. Sagt mal, Kiddies, seid ihr euch nun einig geworden?”

„Nein. Ich denke wir gucken irgendeine Serie. Wie wärs mit Supernatural?”

„Ernsthaft?” Mike schaute Mia an. „Okay, wo ist mein Tablet? Kann ich arbeiten? Draven steht auf Monster und die Weiber sabbern den Ackles an. Chaz, was machen wir?”

„Nicht arbeiten!”

„Warum nicht? Ich hab Songideen! Die müssen raus”, lachte er.

„Du hast versprochen, dass wir nicht arbeiten!” Chester warf sich aufs Sofa.

„Toll, langweilen wir uns eben.”

„Sei nicht so ein Stinkstiefel.”

„Bin ich nicht.” Mike lachte, als die beiden Frauen mit Knabberzeug und die Kinder mit Getränken ins Wohnzimmer kamen. Hart biss er sich auf die Lippe, um nicht loszuprusten.

Chester piekste Mike in die Seite. „Was ist so lustig?”

„Wenn ich das wüsste.” Er atmete tief durch. „Wenn hier einer wegen Jensen seufzt”, sagte Mike und sprach den Namen besonders schwul aus, „geh ich raus!”

Lachend lehnte sich Chester zurück und trank sein Bier. Ihm war schon etwas schwindlig.

„Tu mal nicht so”, sagte Anna und setzte sich bewusst zwischen Mike und Chester, als ihr Mann sich zu Mia rüber beugte und somit etwas Platz machen musste.


 

The last day

 

Es war am Abreisetag, als Mike und Chester das erste Mal, seid der Urlaub begonnen hatte, allein waren, wenn sie es auch nicht gleich wussten.

Mia und Draven hatten ihren Ausflug nach Orlando gemacht, wenn auch nicht allein, doch Draven wollte nicht aufgeben. Er hatte Mia ein letztes Mal zum Strand locken können. Doch nun mussten sie packen und die Mütter liefen los, um die Kinder einzusammeln.

Mike stand in Unterhose in der Küche und kochte Kaffee, als er die Dusche vernahm. „CHAZ?”

„WAS?”

„KAFFEE?”

„Was?”, rief Chester. Das Rauschen des Wassers war einfach zu laut.

Mike lachte leise, nahm die volle Tasse und betrat das Bad. „Kaffee, Kleiner?”

„Darf ich erst zu Ende duschen? Ich mag meinen Kaffee nicht so sehr verdünnt.”

„Ich stell ihn dir aufs Regal. Ist es okay, wenn ich mich nebenbei rasiere?”

„Mach ruhig.” Chester seufzte, weil die Duschbrause klemmte. „Scheiß Teil!”

„Was?”

„Das Ding hier. Das klemmt schon wieder. Man sollte meinen, dass wir für das Geld, was wir hier zahlen, auch eine intakte Dusche haben sollten.”

„Du musst es etwas nach links drehen, dann lockert es sich”, gab Mike zurück.

Chester versuchte es und knurrte. „Ich dusch gleich im sitzen …”

„Warte.” Mike öffnete die Tür und lächelte leicht. „Ähm .. also, geh mal beiseite.”

Grinsend lehnte sich Chester an die kühle Wand und beobachtete Mike. „Pass auf, dass du nicht nass wirst.” Sein Herz fing an zu rasen, weil sein Freund viel zu nahe war.

„Bin ja fast nackt”, murmelte der und ruckelte an dem Duschkopf, der sich keinen Zentimeter rührte. Dafür wurde er prompt geduscht.

Kichernd stellte Chester das Wasser aus. „Sag doch einfach, dass du duschen willst.”

„Du wirst lachen, aber ich war schon.” Mike drehte sich etwas und stand Chester plötzlich so dicht gegenüber, dass er meinte, dessen Atem zu spüren.

„Hm … doppelt hält besser, nicht wahr? Also, wenn die Dusche dann gehen würde.”

„Ja ... die will irgendwie nicht”, sagte Mike leise, schaute Chester in die Augen.

Lächelnd streichelte Chester Mikes Kinn. „Hm … also ich mag ja beides, aber so Hälfte Hälfte ist doof. Wir sollten in die Wanne.”

„Beide zusammen? Also ... ich schätze, das schaffen wir nicht.”

Nachdenklich drängte er sich an Mike vorbei und ging zur Wanne, um sie mit Wasser zu füllen. „Komm her.”

„Kleiner ...” Mike ging zwar zu ihm, schüttelte aber lächelnd den Kopf.

„Was? Das passt. Oder hast du Angst, dass ich dich anfasse?”

„Eher, dass mich jemand anderes unsanft anfasst, weil sie zurück sind.”

„No Risk- no fun. Ich rasiere dich auch.”

Nun lachte Mike. „Ich wollte es eigentlich nicht ganz abrasieren.” Er schaute auf die Wanne. „Chester, warum hast du mich neulich von dir geschoben?” Diese Frage beschäftigte Mike ohne Ende.

Seufzend ließ sich Chester in die Wanne sinken und spielte mit dem Schaum. „Naja … Mike, es war komisch. Wir beide waren betrunken, und du auch. Ich habs dir angesehen. Wir haben Mist gebaut. Ich wollte einfach … dass alles ist wie vorher.”

„Also bereust du es?”

„Nein. Aber ich weiß, dass es besser wäre, wenn wir das nicht wiederholen”, sagte er leise, auch wenn er nichts lieber wollte.

„Und wenn du es willst und ich auch?”

Chester sah ihn einen Moment an und rutschte etwas runter. „Warum solltest du es wollen? Mike, versteh mich nicht falsch. Ich fand es schön, aber du bist weder schwul noch bi. Du bist mit Anna glücklich. Das was passiert war, war nur Neugier.”

„Du kennst mich ja so gut, nicht wahr, Chester Bennington.” Mike regte es auf, dass Chaz meinte, er wüsste, was in ihm vorginge.

„Ich kenne dich seid über sechszehn Jahren. Hey …” Chester griff nach Mikes Hand und zog ihn runter. „Warum willst du es?”

„Weil ich es vermisse ...”, sagte er leise.

Schweigend sahen sie sich an. „Was fühlst du?”

„Zuneigung ... Vertrauen .... Herzklopfen ... scheiße, Chaz. Ich bin ... völlig überrannt, aber ich weiß, dass ich dich verdammt nochmal, küssen will. Also hör auf, mir etwas anderes einzureden!”

„Ich will dir nichts einreden. Aber dir sollte klar sein, dass Anna das irgendwann rausfindet. Und ich will wissen, was das zwischen uns ist. Wir sind schließlich keine sechzehn mehr, wo wir mit unseren Freunden rumknutschen, nur um zu lernen wie es geht.”

„Was denkst du denn, was das zwischen uns ist?”, wollte Mike aufgebracht wissen. Verdammt, er hatte doch keine Ahnung!
Ich liebe dich, dachte Chester und zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Du bist mein bester Freund.”

„Und die küsst man nicht?”, fragte Mike leise.

„Weiß nicht. Ich hab meine beste Freundin geheiratet. Kann ich bei dir jetzt nicht mehr”, scherzte er leicht.

„Chaz!” Mike war nicht nach Witzen. Er seufzte und stand auf. „Vergiss es.”

„Wenn ich das mal könnte …”

„Warum blockst du dann so ab?”

„Weil … weil ich Angst habe, Mike. Wir sind verheiratet! Wir stehen in der Öffentlichkeit. Wenn das raus kommt, sind wir am Arsch! Und das nur, weil wir rumknutschen wollen!”

„Weil wir etwas tun wollen, was niemanden etwas angeht! Ich hab nicht vor, dich auf der Bühne zu küssen, verdammt!”

Chester streckte die Hand nach ihm aus. „Komm bitte her.”

Einen Moment sah Mike ihn an, dann hockte er sich erneut vor die Wanne, war Chester so verdammt nahe und schaute ihm in die Augen.

„Du bist ein Idiot …”, sagte Chester leise und war sich nicht sicher, wen genau er meinte. Langsam beugte er sich zu ihm und küsste Mike ganz sanft. Was tat er hier?

Sofort sprangen all die Bienen in Mikes Bauch auf, gingen auf Position und sausten los. Alles in ihm kribbelte, genauso, wie am Strand. Und wie schon an diesem Abend schob er seine Hand in Chesters Nacken und küsste ihn hungrig. Himmel, genau das hatte er vermisst.

Hilflos klammerte sich Chester an den Wannenrand. Es fühlte sich so verdammt gut an. Wie sollte das hier nur enden? Er konnte ihm schlecht sagen, dass er ihn für sich wollte!

Tief in die Küsse versunken, war Mike drauf und dran, in die Wanne zu steigen, als sie jäh unterbrochen wurden. „Jungs? Seid ihr aufgestanden?”, rief Sam durch die Wohnung.

Chester seufzte. Er liebte Sam, aber sie hatte ein echt beschissenes Timing. „Ja!” Er sah Mike in die Augen. „Friends with benefits?”

„Ja ...”, sagte Mike und stand mit wackligen Knien auf, als auch schon Anna ins Bad schneite. „Huch, ich ... was macht ihr hier?”

„Mike hat versuch die Dusche zu reparieren. Hat nicht geklappt.”

„Okay, also ...” Anna schaute die beiden verwirrt an. „Mike, du bist nur zur Hälfte rasiert”, sagte sie schneidend und verließ das Badezimmer.

„Ich sag ja, dass sieht doof aus.”

„Idiot!”, knurrte Mike grinsend und biss sich auf die Lippe.

„Rasiere dich endlich!”, lachte Chester leise.

Mike klaute sich noch einen scheuen Kuss, dann stellte er sich vor den Spiegel. „Komm da raus, sonst siehst du aus, wie meine Großmutter!”

„Aber das ist so schön warm hier!”

„Schrumpelchazy!” Mike lachte, machte alles sauber und verließ das Bad. „Besser?”, fragte er Anna und reckte ihr das Gesicht hin.

„Viel besser.” Anna legte die Arme um ihn. „Ich freu mich auf zuhause.”

„Da war ich ewig nicht. Hat sich was verändert?”, fragte Mike amüsiert. Plötzlich war er verdammt gut drauf, denn zu Hause war sein Studio, die Jungs und Chaz.

„Hm nein. Du warst vor ein paar Wochen da, erinnerst du dich?” Sie grinste frech.

„Da war ich beschäftigt. Ach, was ich fragen wollte ... hat die Pille versagt? Oder wollten wir ein zweites Kind und ich habs vergessen?”

„Wir haben es nie ausgeschlossen, Schatz. Außerdem warst du nur durch Zufall zu hause.”

„Ja, ich weiß. Das war auch kein Vorwurf. Ich hab nur gefragt. Also ... nimmst du die gar nicht mehr?”

„Nein. Es bringt nichts, wenn du nicht da bist.”

„Hey, ab und zu bin ich zu Hause. Und nun sowieso, weil das neue Album ansteht.”

„Ja. Endlich bist du wieder da.”

„Siehst du. Du darfst ungestraft deine Schwangerschaftslaunen an mir auslassen.” Mike küsste sie kurz dann löste er sich. „So, packen war angesagt, oder?”

„Jap. Du brauchst immer so lange.”

Draven hatte die Zeit am Strand genossen, doch nun, wo sein Vater wieder in der Nähe war, und das nur mit einem verdammten Handtuch um den Hüften, war er bei Mia wieder abgeschrieben. „Dad, zieh dich an, wir sollen packen!”

„Ja, nun hetz mich nicht! Ich dachte dir gefällt es hier.” Chester streckte sich und nahm erstmal einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

„Oh ja, vor allem, wenn du nicht nur im Handtuch rumrennst”, zischte er ihm zu.

„Wenns dich stört, dann sieh halt woanders hin.”

Draven knurrte ungeduldig und schaute Mia an. „Der ist zu alt für dich!”, fauchte er, weil die Chester von oben bis unten musterte.

Chester verdrehte die Augen. Auf diese Scheiße hatte er keine Lust. Kopfschüttelnd ging er ins Schlafzimmer. „Er wollte ein Mädchen werden …”

„Ich weiß. Aber dann war da doch ein Schniedel.” Sam schloss die Tür. „Habt ihr geknutscht? Ich hab sie so lange es ging, weggehalten von der Wohnung. Bitte sagt mir, dass es sich gelohnt hat!”

„Zwei Minuten.”

„Mehr nicht? Warum?”

„Wir haben rumdiskutiert.”

„Bitte? Oh ... Jungs! Warum?”

Chester seufzte und zog sich an. „Weil wir blöd sind. Wir hätten in der Zeit so viel machen können. Jetzt sind wir Freunde, die sich ab und zu küssen …”

„Naja, wenns bei euch nur Grammweise geht.” Sam schüttelte den Kopf. „Und du renn nicht halbnackt vor Mia rum. Irgendwann springt sie dich noch an.”

„Ich werde mich nicht verstellen! Ich hab gebadet und meine Sachen vergessen! Ist doch nicht mein Problem, wenn sie sich nicht für Draven interessiert. Sorry, aber mich nervt es. Jedes Mal macht er mich von der Seite an.”

„Er ist verliebt. Du machst Anna auch von der Seite an.”

„Ja, aber die dumme Kuh meckert auch ständig mit mir. Ich hab Draven nichts getan. Ich will nichts von Mia! Was ich will, ist ihr Vater in meinem Bett!”

„Nur da? Himmel, Baby. Du bist sowas von versaut!”

„Nein … ich brauch nur alle paar Jubeljahre nen Kerl. Und der den ich will, springt vor meiner Nase rum.”

„Klappt schon irgendwann. Hab Geduld. Die Tatsache, dass er mit dir knutschen will, zeigt doch, dass er nicht nur ein Freund sein will.”

Chester sah sie an. „Ich will ihn auch nicht nur als Freund. Das wird nicht klappen. Ich will nicht nur knutschen. Ich will ihn für mich.”

„Chaz, sei einmal in deinem Leben nicht so ungeduldig!”

„Ich warte seit Jahren! Es war mir egal. Ich konnte damit leben, aber jetzt … scheiße, das ist hart!”

„Ich weiß.” Sam streichelte seine Wange. „Ich sorge schon dafür, dass ihr allein seid, okay?”

„Wie denn? Es geht nach Hause.”

„Ja, und ins Studio. Da ist keine Anna!”

„Dafür aber vier Jungs, die die ganze Zeit vor der Playstation hängen.”

„Na die hauen euch nicht in die Pfanne!”

„Oh doch … Dave reißt jetzt schon immer seine Schwulenwitze.”

„Wegen Bennoda?”

„Auch. Und weil ich halt auf beides stehe. Seit ich da bin, reißen die ihre Witze.”

„Baby, es sind eure besten Freunde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie euch fertig machen!”

Chester seufzte und warf seine Sachen in die Tasche. „In ihren Augen schwuchteln wir rum.”

„Chaz! Joe, Dave, Rob und Brad sind nicht homophob!”

„Ich weiß. Trotzdem …”

„Dann maul nicht rum. Du schaffst das schon. Aber wenn du jetzt negativ wirst, kannst du alles vergessen!”

„Was soll ich denn machen, hm?”

„Dran bleiben, lächeln, ihn weiter anmachen, denn der liebe Mike ist ganz begeistert von deinem Mund. Er starrt da ständig drauf.”

„Echt?”

„Oh ja! Er hat da wirklich ein Faible entwickelt!”

„Ich will ihn küssen …”

„Das wirst du. Wir fliegen nachher eine Weile.” Sam wackelte frech mit den Augenbrauen.

Chester lachte auf. „Oh man … du bist versaut!”

„Jaah ... von wem habe ich das nur?”

„Ich weiß auch nicht”, kicherte er. „Ich bin fertig.”

„Sehr gut. Willst du nach Draven schauen gehen?”

„Werde ich dafür belohnt?”

”Hm ... nein. Los geh!”

„Doofe Kuh”, murrte er leise und suchte seinen Sohn. Er fand ihn schließlich in seinem Zimmer und ohne anzuklopfen, warf er sich aufs Bett. „Wie weit bist du?”

„Ich bleib hier.”

„Warum?”

„Weil es hier besser ist. Weil ich ... sie nicht sehen muss.”

„Drave, was ist dein Problem?”

Der Junge seufzte leise und ließ sich neben seinem Vater nieder. „Kennst du das Gefühl, wenn man verliebt ist, aber ... der Mensch dich einfach nicht sieht?”

„Ja … sehr gut sogar.”

„Es tut weh. Sie sieht nur dich. Ich ... ich werfe es dir nicht vor. Du kannst ja nichts dafür. Aber ... ich steh in deinem Schatten. Auch zu Hause. Ich bin der Sohn von Chester Bennington. Kann ich nicht Mums Mädchenname annehmen? Draven Olit. Das klingt besser, als Bennington.”

Chester lachte leise. „Mach doch, was du willst. Aber auch ohne Mums Namen, bist du besser als ich.”

„Ach ja? Warum?”

„Weil ich mit sechzehn ein richtiger Loser war. Mich hat niemand mit dem Arsch angesehen. Ich hab gesoffen. Draven … wenn Mia dich nicht will, dann ist sie nicht die richtige für dich. Du kannst jedes Mädchen haben, was du willst. Du hast nämlich den Vorteil, dass du gut aussiehst.” Chester lächelte. „und Mädchen stehen auf Kerle, die sie ignorieren.”

„Ich denke manchmal, sie stehen auf mich, weil du mein Vater bist”, gab Draven zu bedenken.

„Das ist doch Blödsinn. Sie wissen, dass ich niemals was mit ihnen machen würde. Drave … ich will nichts von Mia, okay? Sie ist viel zu jung und überhaupt nicht mein Typ.”

„Vielleicht solltest du es ihr mal sagen. Sie meint nämlich, dass du sie demnächst in dein Bett zerrst.”

Chester lachte leise. „Um Gottes willen. Ich hätte gern was anderes …” Er räusperte sich. „Pack fertig, okay? Wir müssen gleich los.”

„Okay.” Draven seufzte und warf alles in seine Tasche.

Mia selbst war schon fertig. Als Chester aus Dravens Zimmer kam, lächelte sie ihn an. „Geht ihr gleich wieder ins Studio?”

„Uff … ich hoffe nicht. Wir müssen erstmal an Texten arbeiten.”

„Dad hat einen ganzen Schrank voll mit Texten”, lachte Mia.

„Na die kann er gern allein aufnehmen.” Chester grinste und setzte sich aufs Sofa. „Bist du schon fertig?”

„Ja. Ich hab keine Ahnung, was die beiden da drin machen, aber Erfahrungswerten zufolge, will ich es auch nicht wissen.”

„Hm …” Chester schüttelte den Kopf. Nein, eigentlich wollte er es auch nicht wissen.

„Seid ihr denn schon fertig?”

„Ja. Sam hat mir verboten meine ganzen Schuhe mit hierher zu nehmen. Also war es nicht so viel.”

„Ohhh, du Armer. Wie bist du diese zwei Wochen nur klar gekommen?”, nackte sie ihn.

„Ich hab einfach zwei neue gekauft”, grinste er.

Mia lachte leise. „Bald baut ihr an.”

„Ach was. Ich hab schon überlegt einige an die Wände zu hängen. Die sehen immer so kahl aus.”

„Du hast doch so viele Preise. Mach Regale an die Wände.”

„Ja und da mach ich dann meine Schuhe rein. Mit Licht. SAM!! Gehen wir shoppen?”

„Spinnst du? Was willst du shoppen?”, fragte Sam Stirn runzelnd. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn Chester einkaufen wollte.

„Regale für meine Schuhe und die Preise. Das Wohnzimmer ist noch so leer.”

„Toll. Schuhe an der Wohnzimmerwand. Baby, es gibt keinen Alkohol mehr für dich.”

„Ich bin nicht betrunken!”

„Nein, aber irgendwas hat der Alkohol bei dir kaputt gemacht!”

„Ich mach auch gleich was kaputt. Meine Schuhe sind toll!”

„Aber nicht an meiner Wohnzimmerwand.” Sam grinste und zog dessen Kopf in den Nacken. „Du bekommst ein Zimmer für deine Schuhe.”

„Aber die würden sich voll gut da machen. Glaub mir.” Er hielt sie lächelnd fest. „Bitte … dann siehst du immer was von mir, wenn ich weg bin.”

„Im Flur hängen eine Million Bilder von dir. Ich seh dich auch so.”

„Hm … ich mach auch Nacktfotos für dich.”

Sam hob die Augenbrauen, so wie auch Mia.

„Hängst du die dann auch in den Flur?”, fragte das Mädchen frech.

„Ich tapezier eine Wand damit.”

„Ich komm dich dann öfter besuchen, Sam”, kicherte sie.

Chester lächelte nur und schloss die Augen, während er Sam zu sich runterzog.

„Woran denkst du, Hm?”, fragte sie leise und schmiegte sich an ihn, Mia komplett ignorierend.

„Ich freu mich auf zuhause”, sagte er leise und gab ihr einen Kuss.

„Ich mich auch.” Sie knabberte an seinem Ohr. „Er kann auch zu uns kommen. Wir weihen ihn ein”, wisperte sie ihm ins Ohr.

„Sicher? Was, wenn er uns verrät? Außerdem müsste ich ihm dann sagen, was ich fühle. Lass uns damit noch warten.”

„Lass es uns zu Hause besprechen.”

Sam sah auf, als Mike und Anna auftauchten. „Haben wir alles eingepackt? Wo ist Draven?”

„Im Zimmer. Ich glaube, der sucht noch irgendwas.”

„Draven?” Mike klopfte an die Tür. „Komm, Kleiner ... Unser Basketballfeld wartet!”

Draven seufzte und sah aus dem Fenster. „Ich will hier nicht weg. Hier ist es viel schöner.”

Mike seufzte und betrat das Zimmer. „Wir nehmen sie ja mit. Wäre blöd, wenn du dann hier bleibst.”

„Nimmst du den Strand und das Meer mit?”

„Nein, aber wir haben den coolen Baggersee.” Mike grinste leicht.

„Langweilig.” Draven nahm seine Tasche. „Na dann los.”

Mike legte seinen Arm um ihn und trat zu den anderen. „Wir können los.”


 

Die Vorteile der 1. Klasse

 

Auf dem Flughafen wurden die beiden Väter dann doch erkannt und gaben bis zum Check In eine Menge Autogramme.

„Kann ich ein Foto mit euch machen?”, fragte ein Mädchen lächelnd.

„Na klar. Sam?”

Chesters Frau kam und wartete, bis die beiden sich mit dem Mädchen positioniert hatten, dann machte sie gleich drei Bilder. „Chaz, du guckst, wie ein Trottel, mach doch nicht solche Grimassen. Die Kleine will sich doch an dich erinnern und nicht totlachen.”

„Entschuldige, Frau Fotografin”, sagte er frech und umarmte das Mädchen. „Du magst solche Fotos, oder?”

„Jaah, aber eins, wo du ... naja, einfach nur grinst, wäre auch toll. Ich nehm aber auch ein Küsschenbild.”

„Ach Kleines … ich bin leider verheiratet.”

„Ich weiß. Ich will dich ja auch nicht heiraten. Du bist mir zu alt”, sagte das Mädchen lachend.

„Hey!” Chester schmollte leicht.

„Mensch, jetzt küss die Kleine. Unser Flieger geht sonst ohne uns”, sagte Draven. „Hi, ich bin sein Sohn. Er ist nicht immer so bekloppt!”

Chester schnaufte leise und umarmte einfach Mike. „Die sind alle kacke. Meine Frau ist doof, die Fans mögen mich nicht mehr und Dravie auch nicht.”

Der Junge schaute seinen Vater an und dann das Mädchen. „Es tut mir leid. Nimmst du auch ein Bild mit mir? Er sagte vorhin, ich sehe besser aus, als er!”

Das Mädchen lächelte. „Wir können zu viert ein Foto machen.”

„Okay, Dad? Kommst du wieder klar?”

„Ja ja.” Chester grinste wieder, wuschelte durch Dravens Haar und legte einen Arm um das Mädchen.

Sam machte vernünftige Bilder und Draven zwinkerte ihr zu. „Du bist niedlich.”

Das Mädchen lächelte. „Danke. Du aber auch.”

Spontan schrieb Draven ihr seinen Skypenamen auf. „Schreib mich an.”

„Macht der gerade ein Mädel klar?”, fragte Chester leise und grinste.

„Ich bin so stolz auf ihn.” Sam seufzte leise.

„Ich auch. Aber dir ist klar, dass wir jetzt solche unangenehmen Gespräche führen müssen? Oder hat er schon?”

„Oh Chazy!” Sam lachte laut auf. „Er hat noch nicht. Jedenfalls weiß ich nichts davon. Aber dein Sohn ist vollkommen aufgeklärt!”

„Gut. Er ist sechzehn, da sind andere schon Väter.”

„Dann haue ich ihn!” Sam grinste. „Nein, er weiß, was er beachten muss und er besitzt auch Kondome.” Sie beobachtete, wie Draven mit dem Mädchen sprach.

„Wie heißt du?”, fragte er.

„Keira.”

„Der Name ist schön. Und woher kommst du?”

„Aus England. Ich wohne in Plymouth.”

„Ich habe keine Ahnung, wo Plymouth liegt, aber ich weiß, wo England ist”, sagte er grinsend.

„Dann weißt du ja, wonach du als nächstes googlen kannst”, zwinkerte sie und fuhr sich durch ihre blonden Haare, die zu einem dicken Zopf auf der linken Seite geflochten waren. „Ich muss jetzt los. War nett dich kennen gelernt zu haben.”

„Ja, fand ich auch. Und ich Google. Schreibst du mir?”

„Klar. Ich hab ja jetzt deinen Namen.”

Draven strahlte, als er fast schon zu seiner Familie zurück hüpfte. Er schaute sich noch einmal um, winkte ihr und schaute seinen Vater an. „Tolle Fans hast du. Und niedliche dazu.”

„Ja, nicht wahr? Du solltest öfter mit mir unterwegs sein. Schuhe kaufen zum Beispiel.”

„Nein, ich hab doch Schuhe. Aber ich geh zu den Konzerten und in den Ferien mit euch auf Tour. Die Mädels beim Konzert fanden mich süß.”

Mia schnaufte. „Die fanden dich nicht süß. Die wollten an Chester ran. So wie die Barbie dahinten auch.”

Draven schaute sie an und ein wenig verblasste sein Strahlen. „Neidisch? Weil es am Ende keine Sau interessiert, wessen Kind du bist?”

„Oh bitte. Ich werde oft angesprochen. Aber wenigstens wollen die nicht an den Arsch meines Vaters.”

Chester kratzte sich am Nacken. „Ähm ...”

„Drauf geschissen!” Draven wandte sich von Mia ab. Dass sie ihn verletzt hatte, war offensichtlich und am Ende gehörte sie genauso zu den Mädchen, die nur mit ihm sprachen, weil er Chesters Sohn war, wie alle anderen auch.

„Lasst uns zum Flieger.” Chester legte seinen Arm um Dravens Schultern. „Ich bin stolz auf dich.”

„Warum?”, fragte er leise und all seine Euphorie war verschwunden.

„Weil dich die Kleine mochte und du sie angesprochen hast.”

„Und wenn es gar nicht ich war, den sie mochte?”

„Hör auf, das jedes Mal zu sagen. Wenn du so an die Sache ran gehst, dann kannst du es gleich sein lassen. Die Fans wissen, dass niemand von ihnen eine Chance hat.”

Draven sah ihn zweifelnd an. „Sie war echt süß”, nuschelte er.

„Dann schreib mit ihr.”

„Ja ... ja, das werde ich tun.” Draven schaute Mia nicht mehr an, obwohl er neben ihr saß. Kaum hatte er es sich bequem gemacht, setzte er seine Kopfhörer auf und blendete alles um sich herum aus.

Auch die anderen suchten ihre Plätze und Chester gähnte leicht. Sobald er in einem Flugzeug saß, hatte er das Gefühl, schlafen zu müssen.

Mike stieß ihn an. „Ey, penn jetzt nicht ein!”

„Warum nicht? Wir fliegen doch ne ganze Weile.”

Mike schaute ihn mit erhobenen Augenbrauen an. Dann lehnte er sich zu ihm rüber. „Weil Anna ganz sicher schläft”, wisperte er ihm ins Ohr.

Chester lächelte und schnurrte leise. „Ja … und die Kids auch.”

„Eben.” Mike zwinkerte ihm zu und nahm die Tageszeitung in die Hand.

Chester schlief trotzdem nach kurzer Zeit ein, hielt dabei Sams Hand und hörte Musik. „Ich glaub ich muss mir mal die Beine vertreten”, sagte er nach zwei Stunden.

Mike sah ihm nach und schaute wieder in die Zeitung. Satte zehn Minuten ließ er verstreichen. „Schatz, ich muss mal ... wohin.” Er grinste und stand auf.

„Du musst mich darüber nicht Informieren”, sagte sie abwesend.

„Doch, weil du deine schlanken Beine aus dem Weg nehmen musst.” Mike lachte leise und stieg umständlich über sie rüber. Erste Klasse war eben auch nicht immer das wahre in kleinen Maschinen.

Chester wartete im Bad. Ob Mike den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte, als er ihn leicht angesehen hatte? Vermutlich eher nicht. Warum wartete er sonst sind zehn Minuten?

Leise klopfte Mike an und trat ein. „Sorry, aber Anna will einfach nicht schlafen.”

Chester schüttelte den Kopf und war sofort bei Mike. „Was hat da so lange gedauert, hm? Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.”

„Das mit dem Kommen wird man sehen.” Mike verriegelte die Tür und schaute Chester lächelnd an.

Der hob überrascht die Augenbrauen. Solche Witze von Mike? Kopfschüttelnd legte er seine Lippen auf die des anderen. Diesesmal wollte er nicht rum diskutieren.

Aufseufzend zog Mike seinen besten Freund am Shirt fester an sich, neigte den Kopf und vertiefte den Kuss sofort. Zu viel Zeit hatten sie schon verstreichen lassen.

Chester schnurrte leise und legte die Arme um Mike. Was sie hier taten war wahnsinnig, aber dennoch gefiel es ihm. Und irgendwann würde er Mike bekommen. Und wenn er dafür nochmal zwanzig Jahre warten musste.

Sanft löste Mike den Kuss, knabberte an dessen Lippe. „Wenn sie schläft treffen wir uns nochmal, oder?”

„Willst du schon gehen?”

„Ich bin kein Kamel, was zwanzig Minuten lang pinkelt.” Und doch konnte Mike sich nicht zurück halten, drängte Chester hart an die Wand und vertiefte den Kuss noch einmal.

Der stöhnte leise auf und wühlte eine Hand in Mikes dunkles Haar. Hoffentlich schlief Anna schnell ein. Er hatte da nämlich schon eine Idee, was er mit seinem Freund anstellen konnte.

„Bis nachher”, hauchte Mike an Chesters Lippen. Kurz huschte sein Blick über dessen Gesicht. „Gott, siehst du gut aus.” Schnell verließ er die Toilette und atmete tief durch. Der Kerl brachte ihn um den Verstand.

Chester lächelte zufrieden, als er ein paar Minuten später wieder neben Sam saß. Nun hieß es warten.

Mike legte irgendwann die Tageszeitung weg und holte sein Tablett raus. Er hatte keine Lust, müde zu werden. Annas Nickerchen zu verschlafen war gerade seine größte Sorge.

„Arbeitest du schon wieder?”, fragte sie und legte den Kopf an Mikes Schulter.

„Hm .... ja, mir ist langweilig.”

„Hm … wir könnten uns ja zusammen vergnügen.”

Mikes Kopf schoss herum. „Was?”

Anna lachte leise. „Früher hättest du nicht gezögert.”

„Nun bist du eine schwangere Erbse. So jemanden vögelt man nicht auf dem Klo des Flugzeugs durch”, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Das heißt, ich muss warten, bis wir zuhause sind?”

„Jap!” Mike grinste frech, doch in seinem Innern starb er tausend Tode. Verdammt, er wollte nicht Anna. Er wollte Chester.

Anna küsste ihn kurz, dann schloss sie an ihm gekuschelt die Augen.

Mike warf Chester einen knappen Blick zu und lächelte, dann schaute er zu Mia und Draven, die wach, aber mit Kopfhörern auf den Ohren dasaßen und sich nicht anschauten. Leise seufzte er. Mias Worte vorhin waren unnötig gewesen.

Chester küsste Sam aufs Ohr. „Ich geh jetzt naschen.”

„Have fun”, grinste sie frech.

„Werde ich haben. Lieb dich”, sagte er leise und stand wieder auf. Er hasste es so lange rumzusitzen. Dann doch lieber schlafen. Langsam ging er in den hinteren Bereich des Flugzeuges. Warum hatten sie keine Privatmaschine genommen?

Mike sah ihm panisch nach. Fuck, Anna schlief doch noch nicht!

Chester sah sich zu ihm um und grinste. Er würde warten. Aber das Gesicht war lustig. Hatte Mike etwa Angst, dass er nicht warten würde?

Mike erwiderte das grinst. Und formte mit den Lippen: „Arsch!”

Sich auf die Unterlippe beißend, klopfte er sich auf seinen Hintern, dann verschwand er im Bad.

Mike legte leise aufseufzend den Kopf zurück und fing Sams Blick ein, die ihn breit grinsend anschaute. Verwirrt runzelte er die Stirn.

Währenddessen driftete Anna immer weiter weg. Ihr Kopf rutschte von Mikes Schulter. Warum waren Flüge nur immer so langweilig?

Zwanzig Minuten später stand er auf und folgte Chester. Im Bad schloss er die Tür und drehte den Schlüssel um. „Was hast du jetzt solange gemacht?”

„Nachrichten gelesen”, grinste er und hielt das Telefon hoch.

Mike bedachte ihn mit einem tiefen Blick. So schnell würde er diesesmal nicht verschwinden. Er zog Chester an Shirt an sich und biss ihm in die Lippe. „Und jetzt?”, raunte er.

„Jetzt will ich dich küssen.”

„Dann los ...”

Sofort drückte Chester ihn an die Wand und küsste ihn hungrig. Gott, wie konnte der Mann nur so nach Vanille schmecken?

Keine Zeit verlierend, schoben sich Mikes Hände unter das störende Shirt, während seine Zunge sich wild um Chesters schlängelte. Irgendwie wurden seine Beine immer weicher.

Stöhnend drückte sich Chester an ihn, löste den Kuss und knabberte an dessen Hals. „Du riechst toll ...”

„Danke”, hauchte Mike und wimmerte leise auf. verdammt, wann war er je so erregt gewesen?

Eine Weile leckte und knabberte Chester nur an Mikes Hals, bis er ihn schließlich ansah. „Mikey?”

„Ja?”, fragte der mit verklärtem Blick.

„Du musst jetzt ganz leise sein.”

„Was? Wie ... wie meinst du das?”

Chester lächelte, küsste ihn kurz und ging dann vor ihm auf die Knie. Er wollte sehen, wie weit er gehen durfte. Er wollte testen.

Mike riss die Augen auf, schaute sich instinktiv um, was völlig sinnlos war. „Hast ... hast du das vor, was ich denke?”

„Was denkst du denn?” Chester öffnete grinsend Mikes Gürtel und schließlich die Knöpfe der Jeans.

„Oh man ... das ... das ist lange nicht passiert ...”, murmelte er.

„Was?”

„Naja, dass jemand ... ich ... mach einfach”, stammelte er mit roten Wangen.

Kichernd öffnete Chester die Hose und zog sie langsam runter. Er war tierisch nervös. Davon hatte er so lange geträumt und nun … „Himmel”, murmelte er, als er Mike so sah.

Der lief flammendrot an. Ja, sie hatten sich schon nackt gesehen, aber nie auf diese Weise. „Chaz”, krächzte er.

Der streichelte Mikes Beine, biss sich heftig auf die Unterlippe und leckte schließlich über Mikes Schwanz. Gott, das hatte er ewig nicht mehr gemacht.

Und Mike selbst war ziemlich überfordert. Dieses Bild - Chester zu seinen Füßen, vor ihm seine eigene Erektion - das war zu schräg und doch so wahnsinnig erregend. Dennoch fing er an zu lachen.

„Was ist so lustig daran?”, fragte der leicht gekränkt. Bisher hatte noch nie jemand dabei gelacht.

Langsam rutschte Mike an der Wand hinunter und nahm Chesters Gesicht in die Hände. „Es tut mir leid, aber ... dieses Bild war gerade so strange. Strange und erregend zugleich. Bitte nicht böse sein.”

„Ich knie vor dir und will dir einen Blowjob verpassen und du lachst! Du bist ganz schön kacke, weißt du das?”

„Vielleicht ist es, weil wir uns schon so ewig kennen. Ich will es. Gott weiß, wie sehr. Es tut mir leid”, grinste. „Scheiße, Chazy, du bist so süß, wenn du schmollst.”

„Mach die Augen zu”, sagte er grummelig.

„Okay ... küss mich!”

Chester hob die Augenbrauen, denn küsste er ihn hart auf den Mund.

Unwillkürlich zog Mike ihn so fest an sich, dass sie auf den Boden landeten, Chester auf Mike und ergeben stöhnte er auf. „Tu es ...”, flüsterte er an dessen Lippen.

„Aber nicht lachen.” Chester grinste, dann rutschte er runter. War er froh, dass die erste Klasse auch größere Badezimmer hatten. Das wäre in der Economy class nie möglich gewesen. Sanft küsste er Mikes Bauch, bevor er wieder seinem Tun nachging.

Leise stöhnte Mike auf. Verdammt, er würde niemals still sein können. Als Chaz das erste Mal über seine Erektion leckte, biss er sich heftig in die Hand.

Langsam nahm er diese in seinen Mund und seufzte. Das fühlte sich echt gut an. Viel besser als in seinen Träumen. Er streichelte Mike zärtlich. Tauschen wollte er nicht, denn er hätte sich garantiert nicht im Griff gehabt.

Als ihn heftige Blitze durchzuckten, hob er sein Becken. Mike stieß sanft in die irre Hitze, die ihn umgab. Als er kurz einen Blick auf seinen Freund riskierte, stöhnte er heftig auf. Hölle, war das heiß.

Chester lutschte an Mike, streichelte dessen Hoden und seufzte. Was tat Mike nur mit ihm? Das hier war perfekt… gut, in einem Flugzeugklo, war halt total klischee-mäßig aber das war ihm egal. Er liebte Mike.

Lange hielt Mike das nicht aus. Er stöhnte, keuchte und vergrub das Gesicht in den Armen, als er viel zu heftig kam. Plötzlich liefen ihm die Tränen über die Wangen.

„Hey ... was hast du?”, fragte Chester erschrocken, als er zu ihm hoch kroch.

Statt einer Antwort zog Mike ihn fest an sich, strampelte ungestüm mit den Beinen und küsste ihn gierig. Er wollte ihn spüren, Chester war in diesem Moment viel zu weit weg.

Leise lachte der in den Kuss. „Mike …“

Die Arme um ihn geschlungen, schaute er ihn schweigend an.

„Du siehst ganz schön zerrupft aus.”

„Das war .... ich weiß nicht, was ich sagen soll ...”

„Gar nichts. Genieß es einfach.” Chester küsste ihn sanft auf den Mund. „Wir sollten zurück.”

„Was ist mit dir?”, fragte Mike leise.

„Ich denke einfach an deine Frau, dann geht das weg.”

„Autsch!” Mike lachte leise. „Und wenn ich dir helfe?”

„Nein. Ich könnte dann nicht leise sein”, sagte er schief grinsend. Er küsste ihn nochmal tief. „Ich kümmere mich später darum”, raunte er leise.

„Dann lass mich dir später helfen. Wir können uns im Studio treffen.”

„Bei dir zuhause?”

„Nein, im Bandstudio.”

„Okay. Dann kann ich schon mal ein paar Getränke hinbringen.”

„Genau. Ich muss mein Keyboard reparieren. Da ist was defekt.” Mike zog sich richtig an. „Hölle, meine Beine zittern!”

Chester grinste. „Bleib noch etwas hier. Du siehst matsche aus.”

„Daran bist du schuld!”

„Tut mir leid”, lachte Chester leise, küsste ihn nochmal und stand dann auf um das Bad zu verlassen. An seinem Platz ließ er sich fallen und wischte sich grinsend über die Mundwinkel.

Sam, die nicht mal von ihrem Buch hochgesehen hatte, grinste. „Alles okay?”

„Ohhhh ja!”

„Gut.”

Mike folgte zehn Minuten später, stolperte über Annas Füße und ließ sich auf seinen Sitz fallen.

„Mike?”, nuschelte sie verschlafen.

„Ja? Sorry, ich wollte dich nicht wecken.”

„Wie lange fliegen wir noch?”

„Bisschen über zwei Stunden.”

„Oh Mann …”

„Alles okay?”, fragte er sanft.

„Ja, aber mir tut langsam der Rücken weh.”

„Dann steh doch auf und lauf mal etwas herum. Wäre auch gut für deine Beine.”

„Ach was ...” Anna gähnte und kuschelte sich an ihren Mann.

„Das ist wichtig. Los, lauf etwas rum. Denk an das Baby!”

„Was hat das denn mit dem Baby zu tun?”

„Die Trombosegefahr steigt. Hab ich gelesen.”

„Mein süßer Doktor.” Anna lachte leise und küsste ihn. „Willst du was zu trinken?”

„Ein Kaffee wäre klasse.”

Anna nickte und stand auf. Kurz sah sie zu ihrer Tochter, die ebenfalls eingeschlafen war und mit dem Kopf auf Dravens Schulter lag.

Mike folgte ihrem Blick und lächelte leicht.

Draven wusste nicht, ob er sich jetzt darüber freuen sollte. Er war noch immer verletzt, aber es war Mia, die sich an ihn kuschelte.

Auch Chester lächelte und schloss die Augen. Er würde auch gern so bei Mike liegen, aber seine dumme Frau hatte sich ja sofort neben ihn gesetzt.


 

Autostorys

 

Als der Flieger langsam zur Landung ansetzte, beugte sich Mike zu seiner Tochter. „Kleines? Aufwachen.”

Mia murrte leise und vergrub das Gesicht an Dravens Schulter. Sie wollte noch nicht aufstehen.

Der Junge seufzte leise. „Mia, wir landen, du kannst gleich in deinem Bett weiter schlafen.”

„Riecht aber nicht so gut”, nuschelte sie verschlafen und setzte sich anders hin, die Augen weiterhin geschlossen.

Draven wurde rot. „Ähm ... kannst ja mit in mein Bett kommen.”

Chester lachte leise auf. „Tschuldigung.”

„Psst Dad!”

„Ne ich find die Idee gut. Wir schlafen einfach alle in deinem Bett.”

„Hö?”, machte Draven laut. „Gehts noch!”

„Wir sollten mal zelten gehen. Und dann schlafen wir alle in einem Zelt.”

„Dad, ist dir was nicht bekommen?”

Chester grinste nur und biss sich auf die Unterlippe. „Dann machen wir halt nie wieder was zusammen.”

„Du bist manchmal echt seltsam. Mia, bist du wach?”

„Hm, ja.”

„Okay.” Draven setzte sich richtig hin und zog seine Schuhe an.

Als sie schließlich landeten schnallte sich Chester ab und sah seinen Sohn an. „Gehen wir trotzdem zelten?”, fragte er mit großen Hundeaugen.

„Nur wir beide?”

„Ne… die Jungs und du und ich”

„Die Jungs? Die Band? Ich und ihr sechs Chaoten?”

„Du liebst uns!”

Draven lächelte. „Ja, irgendwie schon.”

„Ein Männerwochenende!”

„Kriege ich dann auch ein Bier?”

„Nein. Ich darf nicht ja sagen, deine Mum ist hier.”

Anna sah Chester an. „Wir haben doch gerade erst Urlaub gemacht. Du kannst Mike doch nicht schon wieder entführen.”

„Das ist keine Entführung. Anna, das machen wir vor jedem Album. Brainstorming.” Mike grinste innerlich, weil die Wochenenden selten was mit Brainstorming zu tun hatten.

Chester lachte leise. Meistens endete das in einer Sauferei und Nichtstun.

„Aber … ihr wart jetzt erst weg.”

Mike runzelte die Stirn. „Du weißt, dass wir in vier Wochen mit dem neuen Album anfangen?”

„Ja. Trotzdem müsst ihr nicht schon wieder verschwinden.”

„Ich fahr ja nicht gleich heute Abend.” Mike seufzte und schnappte sich seine Tasche.

Chester verdrehte die Augen. Was war verkehrt daran? „Also ich muss nachher noch ins Studio. Wenn die Jungs kommen, dann sollten Getränke da sein. Mike, hilfst du mir?”

„Ja, muss eh nach meinem Baby gucken. Das hat einen Wackelkontakt”, sagte er, als hätte es diese Vereinbarung noch nicht gegeben.

„Sam, machen wir einen Frauenabend?”, frage Anna jetzt schon genervt.

„Klar! Ich ruf die Mädels an.”

Draven konnte sich ein aufjubeln nicht verkneifen. „Jippie, Kinderparty!”

Chester grinste. „Ihr seid nicht lange allein. Wir bringen nur das Studio auf Vordermann und dann bin ich wieder da.”

Mia sah Draven an. „Wir könnten doch auch ein paar Leute anrufen.”

„Sag ich doch, Kinderparty!”

Chester sah zu den Frauen. „Ist das für euch okay?”

„Was? Wenn die Kinder Party machen?”, fragte Anna.

„Ja. Bei Sam und mir zuhause.“

„Ich weiß nicht. Allein?”

„Ach komm, was soll passieren? Draven sorgt dafür, dass sie nicht zu laut sind.”

„Tu ich das?” Draven grinste frech. „Können wir erstmal vom Flughafen verschwinden? Die Leute gucken schon!”

„Okay. Dann alle zu uns.” Chester nahm seine Tasche und setzte seine Sonnenbrille auf.

Eine Stunde später hing Sam am Telefon, rief bei Rob, Dave und Joe an, um die Mädels einzuladen. Begeistert sagten die Jungs, dass sie gleich ins Studio fahren würden.

„Was? Die kommen alle hin?”, rutschte es Mike raus.

„Warum hast du ihnen gesagt, dass wir im Studio sind?”, fragte Chester entgeistert.

Anna hob die Augenbrauen. „Was habt ihr dagegen? Ich dachte ihr wollt einen Männerabend.”

„Ähm ... ich wollte ja nur mein Keyboard reparieren. Ich .. ja, alles gut.” Mike schaute Chaz an und ging raus in die Küche.

Chester kniff seiner Frau leicht in den Bauch und folgte Mike. „Das wars wohl, hm?”

Mike stand am Tresen, stützte die Unterarme auf und zuckte die Schultern. „Wer sagt, dass wir gleich dahin müssen?”

„Wo willst du denn sonst hin?”

„Weiß nicht. Mit dem Auto in den Wald?”

„Du bist so romantisch und überhaupt nicht gruselig. Du weißt, was ich von Wäldern halte!”

„Du willst doch auch zelten.”

„Ja … aber … nicht im Wald!”

„Sondern? Auf dem Foodballfeld der High School?”

Chester lachte leise. Dann sah er ihn nachdenklich an. „Hm … keine schlechte Idee.” Wie er diese Versteckspiele hasste.

„Wir können es den Jungs auch einfach sagen. Sie sind unsere besten Freunde.”

„Und was willst du ihnen sagen? Mike … sie würden es nicht verstehen.”

„Lass uns fahren. Ich will hier nicht darüber reden.” Mike verließ die Küche mit einem Kasten Wasser. „Okay, macht Party, Kinder, macht Party Mädels, ich geh mit meinem Baby kuscheln!”

„Macht nicht zu lange.” Anna küsste Mike sanft. „Ich warte auf dich.”

„Ich geb mir Mühe.” Mike lächelte und verließ das Haus durch die Garagentür, wo er seinen Range Rover aufschloss und einige Getränke drin verstaute.

„Ich warte auf dich”, äffte Chester ihr nach und klimperte mit den Augen. Gott, seit wann war die Frau so komisch?

Mike sah ihn an und schloss den Kofferraum. „Los, steig ein, Kleiner!”

„Du musst mich nachher auch nach Hause fahren. Also kein Bier für dich.”

„Damit kann ich leben.” Mike fuhr los. Raus aus der Vorstadt. Das Studio konnte warten. Auf einem verlassenen Parkplatz hielt er an. „Okay, erkläre mir, warum Brad und Joe es nicht erfahren dürfen? Ich kenne die beiden seit ... Ewigkeiten. Sie sind verdammt gute Freunde, fast wie Brüder. Sie würden uns nicht verraten.”
„Das hat damit doch nichts zu tun. Mike … sie würden sagen, dass wir unsere Frauen betrügen, dass wir unsere Familien aufs Spiel setzen. Und du kennst Joe. Er verplappert sich andauernd!”

„Und was willst du tun? Gleich, wenn wir im Studio sind.”

„Nichts. Wir verhalten uns ganz normal.”

„Toll. Dafür bin ich nicht auf dem Weg ins Studio.” Mike rieb sich die Augen. Einen Moment schaute er geradeaus auf den Wald. „Sag mal ... hast du ein schlechtes Gewissen?”

„Nein.”

„Warum nicht?”

„Hast du es denn?”

„Ja! Und ich muss gestehen, mich stresst das alles. Ich will bei dir sein. Und gleichzeitig zickt Anna mich an. Und dann finde ich es schön, mit ihr zu kuscheln, aber Sex? Bitte nicht!”

„Du willst keinen Sex mit Anna?”

„Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen.”

„Warum nicht? Liebst du sie nicht mehr?”

„Doch. Ich kann es nicht erklären. Im Moment ist es ... es fühlt sich falsch an, Chaz. warum hast du kein schlechtes Gewissen? Liebst du Sam nicht mehr?”

Chester seufzte. „Doch … Sie ist … meine beste Freundin.”

„Immer noch? Ich hatte gedacht, sie ist in all den Jahren mehr geworden.”

„Ist sie ja auch.” Er sah ihn an. „Du darfst es niemanden sagen, okay?”

Mike hob fragend die Augenbrauen. „Was?”

„Wir sind seit zwei Jahren … nachdem ich, na du weißt schon … wir sind nur noch Freunde.”

Sprachlos saß Mike auf seinem Sitz. „Oh ... wow! Warte!” Nun starrte er ihn an. „Sie weiß von uns!”

„Ja …”

„Oh Mann ... was .... wieso darf sie es wissen, aber Brad nicht?”

„Weil Brad nicht mit mir zusammenlebt. Mike … Ich will es ihnen noch nicht sagen. Zumal sie dann immer noch auf dich einreden wegen Anna.”

„Also haben wir Dates in meinem Auto?”

„Ich weiß es nicht. Mike, ehrlich, ich habe keine Ahnung wie das zwischen uns laufen soll. Was das überhaupt ist.”

Langsam nickte Mike und wollte schon nach dem Zündschlüssel greifen, doch stattdessen schaute er Chester an und beugte sich vor, küsste ihn kurz. „Was immer es ist ... es ist mir wichtig.”

Chester lächelte sanft. „Mir auch. Vielleicht ist das eine neue Form von besten Freunden. Ich hatte sowas vor dir nur einmal. Also, einen besten Freund. Ich weiß nicht, ob andere das auch machen.”

„Ich denke nicht.” Mike lächelte und legte sein Kinn auf Chesters Schulter. „Und wenn ist es mir vollkommen egal!”

„Mike?”

„Ja?”

„Wie … wie weit willst du gehen?”

„Ähm ... du ... du meinst sexuell?”

„Ja. Das sollten wir besprechen, findest du nicht?”

„Jetzt?”

„Wann sonst? Wenn die Kinder dabei sind?”

Mike lachte leise. „Nein. Ich ... weiß nicht. Chaz, ich will es genießen und auf mich zukommen lassen. Das heute ... das war schon unglaublich!”

„Ich will nur wissen … ob du es ausschließt …” Chester spielte mit Mikes Fingern.

„Nein. Tu ich nicht.” Mike hob Chesters Kinn und lächelte. „Irgendwann wirst du unter mir liegen.”

Chester lachte leise, wurde aber extrem rot. „Du glaubst doch nicht, dass ich mich dir unterwerfe.”

„Und ob du das tun wirst.” Mike biss ihm sanft in den Hals.

„Wie kommst du darauf?”

„Weil ich beides will. Oben sein und unten sein.”

Chester sah ihn an. „Sicher?”

„Ja, irgendwann schon. Also ... machst du es nicht ... so rum? Unten liegend?”

„Ist … ne Weile her.”

„Dann wird’s Zeit.” Wieder legte Mike die Hände ums Lenkrad. „Also ... Studio?”

Chester beugte sich zu Mikes Ohr. „Wenn wir Zelten gehen … gehörst du mir.”

„Versprochen!” Mike grinste und drehte den Zündschlüssel um, um den Motor zu starten.

Als das Auto sich in Bewegung setzte, löste Chester den Gurt und kletterte halb auf Mike, nur um ihn auf den Mund zu küssen.

„Umpf ...”, machte Mike instinktiv und der Wagen machte einen Satz nach vorn, direkt an den Maschendrahtzaun. Anstatt sich darum zu kümmern, umschlang Mike ihn mit den Armen.

Chester vertiefte den Kuss einfach. Er merkte nicht mal, dass das Auto weiter rollte. Warum sollte auch immer nur er der Vernünftige in dieser Beziehung, oder was auch immer das war, sein?

Mike wimmerte leise auf. Nicht nur, dass sich sein Schwanz heftig zu Wort meldete, nein, sein Auto tat es ebenfalls. Als der Maschendraht nämlich nachgab, knallten sie frontal gegen die dahinter liegende Mauer.

Chester zuckte heftig zusammen. „Oh verdammt!”

Mike starrte auf die Motorhaube. „Fuck!” Schnell waren beide aus dem Auto und besahen sich den Schaden. „Verdammte Kacke!”

„Scheiße… Mike, dass tut mir leid! Ich dachte, der Parkplatz ist größer!”

„Wäre dennoch irgendwann die Mauer gekommen.” Mike setzte sich ans Steuer und fuhr ein Stück zurück. „Ist es sehr schlimm?”

„Also … so sah mein Auto aus, als ich die Mülltonne übersehen hab.“ Chester grinste schief.

„Klasse, was sag ich Anna?” Mike lachte plötzlich. „Verdammt!”

„Das ich dir auf den Schoß geklettert bin”, sagte Chaz frech, dann kratzte er sich am Nacken. „Du hast die Mülltonne am Studio übersehen?”

„Du bist gefahren. Du bist eh immer zu schnell.” Mike konnte gar nicht aufhören zu lachen.

„Jah. Ich bezahl dir das auch.”

„Als würde ich das zulassen. Los, komm her!” Mike grinste und atmete tief durch. „Du bist unglaublich!”

Chester trat dicht an ihn ran und grinste. „Wir wollten doch Zeit allein verbringen. Ich dachte, wenn du schon ins Studio willst, will ich wenigstens einen Kuss.”

„Wir müssen ins Studio, sonst fragen alle, wo wir stecken.” Mike zog Chester am Hosenbund an sich. „Ich merke, mit dir im Auto ... keine gute Idee.”

„Doch, du musst nur den Fuß vom Gas nehmen.”

„Das hab ich vergessen.” Am Shirt zog er ihn zu sich hinunter, nur um ihn wieder zu küssen.

Chester seufzte auf und ließ sich wieder auf dessen Schoss nieder.

Für bestimmt zehn Minuten vergaßen sie alles um sich herum. Küssend waren sie in ihre eigene Welt abgetaucht. „Das ist toll”, hauchte Mike leise.

„Ja.” Chester biss zärtlich in Mikes Hals und schob frech dessen Shirt ein Stück höher. Er wollte ihn einfach berühren.

„Baby ...” Mike stöhnte leise auf.

„Hm?”, mache er und streichelte frech über Mikes Schritt. Gott, ihm fehlte der Sex gerade extrem.

„Gott, was tust du?” Unwillkürlich presste sich Mike der Hand entgegen, packte Chester aber fester am Hintern und zog ihn an sich.

Der suchte blind nach dem Knopf an Mikes Sitz, der kurz darauf nach hinten kippte. Kichernd lag Chester auf ihm. „Hm … Besser.”

„Ich habe Sorge, dass ich gleich in meine Hose komme. Wie erklären wir dann die Flecken?”

Chester biss sich auf die Unterlippe. „Wenn du nicht wieder lachst, kümmere ich mich darum.”

„Nein, ich will ja, dass du so hier liegen bleibst. Hast du Kondome?”

Chesters Kopf schoss hoch. „War das … willst du etwa …”

„War das ... was?”

„Ein Angebot?”

„Nein. Ich will dich nur weiter küssen. Und, wenn du dich weiter so auf mir bewegst, dann sau ich uns ein.”

Chester grinste und beugte sich zu Mikes Ohr. „Bald bewege ich mich auf dir ... nackt und heiß”, raunte er.

„Chaz!” Mike wimmerte erneut. „Hast du nun Kondome?”

„Nicht hier.”

„Scheiße!” Ungeduldig bewegte sich Mike unter ihm. „Fuck, egal. Ich hab Klamotten im Studio.” Er zog Chester bestimmt hinunter, küsste ihn und presste sein Becken fest an dessen.

Chester stöhnte auf. „Aber ich nicht!”

„Kannst eine Hose von mir haben.”

Hilflos legte Chester sein Gesicht an Mikes Hals. „Oh Mann …” Er konnte nicht anders, als sich auf ihm zu bewegen. Er brauchte das.

Wild küssten und streichelten sie sich, zerrten sich dabei die Hosen so weit wie möglich vom Hintern. Und als Mike unbeabsichtigt heftig zupackte, stöhnte er wild auf. Was da durch seine Eingeweide rauschte, war nicht von dieser Welt.

Chester biss hart in Mikes Schulter, als er plötzlich kam und schnaufte. Er hatte nicht vorgehabt, dass es so schnell endete.

Heftig atmend ruckelte Mike unter ihm. „Scheiß Hosen.” Er presste sich fest an seinen besten Freund und schloss die Augen. Was immer das hier war, es fühlte sich perfekt an.

„Nächstes Mal ohne”, nuschelte Chester leise, leckte entschuldigend über den Bissabdruck.

„Ja ...” Mike seufzte leise. „Jedes Mal einen Schritt weiter ...”, murmelte er in Chesters Ohr und biss sanft hinein.

„Du bestimmst das Tempo. Ich bin für alles bereit.”

„Okay ...” Mike drückte ihn etwas hoch, damit er ihn ansehen konnte. „Meins ...”, sagte er leise.

Ob Mike wohl wusste, dass dieses Wort Chesters Herz zum Rasen brachte? Für ihn war es unglaublich und er musste sich beherrschen, ihm nicht zu sagen, was er fühlte. Aber das wäre zu schnell. Zärtlich küsste er ihn, dann richtete er sich langsam auf. „Okay. Ich hoffe du hast wirklich was im Studio, sonst wird das echt unangenehm.”

„Hab ich. Mach mal das Handschuhfach auf. Da sind Taschentücher drin.” Mike besah sich die Schweinerei und grinste. „Das ist das einzig unangenehme an der ganzen Geschichte.”

„Du wolltest ja nicht, dass ich mich darum kümmere.” Chester grinste frech und nahm die Taschentücher aus dem Handschuhfach.

„Dann wärst du viel zu weit weg gewesen.”

Chester lächelte. Dann machte er sich sauber und reichte die Tücher an Mike, während er seine Hose hochzog.

Umständlich zogen sie sich an und Mike verzog das Gesicht. „Hm, lecker!”

„Das ist echt eklig.“ Lachend setzte Chester sich richtig hin und schloss zufrieden die Augen.

„So, ich starte jetzt das Auto. Noch irgendwelche Wünsche?”

„Kuss!”

Mike beugte sich grinsend zu ihm. „Dein Mund ist irre ...”, raunte er und küsste ihn sanft.

Schnurrend erwiderte er den Kuss. „Okay, dann fahr jetzt, sonst bleiben wir für immer hier.”

Mike sah sich um. „Für immer? Nee, das ist mir zu langweilig.” Er startete den Wagen und fuhr los.


 

Zwei Jungs sind zwei zu viel

 

Aus der Story mit den Mülleimern wurde nichts, denn vor der Tür standen Dave und Joe.

„Da seid ihr ja endlich.” Joe runzelte die Stirn. „Was hast du mit dem Auto angestellt?”

Chester sah kurz zu Mike. „Er hat mich fahren lassen.”

„Na das erklärt alles.” Joe lachte leise. „Wir haben keine Schlüssel bei, weil wir dachten, ihr seid hier.”

„Ja. Ich dachte, wenn ich schon mal seinen Wagen fahren darf, nutze ich das aus.”

Mike zog sein Shirt weiter hinunter, um die Flecken zu verdecken und betrat das Studio. „Ich komm gleich wieder”, sagte er und verschwand im Bad, wo die Jungs Schränke mit Wechselklamotten, Deo und anderem persönlichen Kram hatten.

Chester verschanzte sich mit den Getränken in der Küche. „Und warum wolltet ihr herkommen? Wir wollten doch nur alles auf Vordermann bringen”, sagte er leise.

„Naja, zu Hause ist nichts los. Der Urlaub ist vorbei.” Dave nahm sich eine Flasche Wasser. „Von mir aus kanns losgehen.”

„Naja, aber doch nicht heute. Wir haben ja nicht mal Texte.”

„Also ... ich glaube, wenn wir was haben, sind es Texte. Aber am Ende kann man ja mal grundsätzlich darüber nachdenken, was wir eigentlich machen wollen.”

Chester schloss kurz die Augen. Er liebte es im Studio zu sein, aber gerade wollte er nur mit Mike allein sein! „Hm… Ja. Wir sollten auf die anderen warten, hm?”

Dave schaute ihn einen Moment an. „Chaz, was ist los? Und sag jetzt nicht, dass alles okay ist. Du wirkst nicht unbedingt glücklich.”

„Der Urlaub war etwas stressig.”

„Warum?”

„Naja … Draven ist in Mia verknallt und eifersüchtig auf mich. Und Anna mag mich auch nicht, aber das ist ja nichts Neues.”

„Warte, das mit Drave und Mia ist bekannt. Wobei ich gehofft hatte, dass sich im Urlaub etwas tut. Aber Anna? Was hat Anna für ein Problem?”

„Woher soll ich das wissen? Sie hat rumgezickt, weil ich am zweiten Abend mit Mike weg bin.”

„Okaaay.” Dave seufzte leise. „Dich bedrückt trotzdem was. Hey, wir sind Freunde. Du kannst mit uns reden, okay?”

„Ich weiß. Aber mir ist nicht nach reden.”

Einen Moment schaute Dave ihn an, dann umarmte er Mike.

„Hey Phoenix. Alles klar? Wie war der Urlaub?”

„Toll. Wir haben die Stadt unsicher gemacht”, sagte er und sah Chester nach, der nun ins Bad verschwand.

„Klasse.” Mike lächelte und nahm sich ein Bier. „Ach Fuck, ich muss ja nachher fahren.” Stattdessen nahm er sich Wasser und seufzte. Das Bier wäre ihm jetzt lieber.

„Alles okay? Du siehst genauso aus wie Chester.”

„Was soll das denn heißen? Ich seh viel besser aus, als er!”

Lachend schüttelte Dave den Kopf. „Nein. Ihr guckt beide bedrückt. Habt ihr euch gestritten?”

„Nein. Zwischen uns ist alles okay.” Er lächelte. „Der Urlaub war nur stressiger, als gedacht.”

„Die Kids?”

„Oh ja, viel Gezicke um nichts, wenn man es genau nimmt.”

„Hm … Das legt sich wieder.”

„Das seh ich noch nicht. Mia gibt trotz Ansagen nicht auf. Sie hat sich so dermaßen verrannt. Weißt du ... viele Mädels schwärmen von Chester. Das ist okay, weil sie ihn im Grunde nicht kennen. Aber Mia kennt ihn, sie sieht ihn beinahe täglich.”

„Ja, aber da musst du keine Angst haben. Chaz ist glücklich verheiratet und Mia wird irgendwann aufgeben.”

„Ich hab keine Angst. Mir tut nur Draven leid. Am Flughafen hat er ein Mädel angebaggert. Das war echt süß. Und meine überaus sensible Tochter hat ihn zurück auf den Boden gezerrt.”

„Sie liebt ihn”, lachte Dave leise.

„Meinst du?”

„Klar. Sie ist eifersüchtig.”

„Naja, man wird es sehen.” Mike nahm seine Flasche und setzte sich an sein Keyboard. „Was wollt ihr eigentlich hier?”, fragte er nebenbei.

„Na anfangen.”

Mike sah verwirrt auf. „Womit?”

„Mit den aufnahmen. Wir sollten uns überlegen, was wir machen.”

„Zu viert? Rob ist noch in Kanada und Brad in Frankreich.”

„Die kommen aber in zwei Tagen wieder”, sagte Joe leise. „Wir könnten auch einen Männerabend machen.”

Mike schaute ihn einen Moment an, dann nickte er. „Wenns keinen Stört, dass ich nebenbei mein Baby repariere.”

„Ach was. Ich bestell Pizza.”

Chester kam aus dem Bad und sah verwirrt zu Joe. „Pizza?”

„Männerabend. Heißt Auto bleibt hier, wir fahren Taxi und ich will Bier! Baby, kannst du ... also ...” Mike verfluchte sich selbst und tat so, als hätte er sich wehgetan, nur um die Situation zu überspielen. „Aua. Chaz, kannst du mir ein Bier geben?”

Die Jungs hatten es trotzdem mitbekommen und hoben die Augenbrauen. Als Chester dann auch ganz schnell in der Küche verschwand legte Dave den Kopf schief. „Ist im Urlaub irgendwas passiert, was wir wissen sollten? Oder ist das wieder eure obligatorische Liebe?”

„Obligatorische Liebe? Ich liebe ihn immer, weißt du doch.”

„Sollen wir euch lieber allein lassen, damit ihr in Ruhe rummachen könnt?”, fragte Dave

Mike verdrehte innerlich die Augen, doch so schnell wollte er nicht klein beigeben. „Klar. Aber lass Kondome da, wenn du welche hast.”

„Hab ich schon, die sind aber nicht für Rumschwuchtelein gedacht.”

Chester seufzte und schüttelte den Kopf. Konnte der Kerl nicht einmal die Klappe halten?

„Ach, na das ist schade.” Mike verzog das Gesicht, als fände er diese Aussage besonders dramatisch.

„Hier, Schatz”, sagte Chester und drückte Mike einen übertriebenen Kuss auf die Wange, dann ließ er sich auf das schwarze Ledersofa fallen.

„Danke Liebling.” Mike registrierte Daves Grinsen. „Ja, du solltest dir auch so eine Schwuchtelfreundschaft zulegen. Bereichert das Leben!”

„Danke, aber ich habe meine Frau.”

„Wie langweilig. Das haben ja alle.” Mike klinkte sich aus dem folgenden Gespräch über das neue Album aus und bastelte an seinem Keyboard herum. Er wusste, dass Dave es nicht so meinte, dass er sie nur aufzog, und doch störte es ihn massiv.

>>Und du wolltest es ihnen sagen. oO<<, schrieb Chester ihm eine Nachricht und trank sein Bier. Er wollte ebenso wenig über das Album reden. Konnten die beiden nicht einfach abhauen?

Mike hörte das Piepen und verließ den Raum, in die Abstellkammer, um Material zu suchen. Dort las er die Nachricht. >>Er meint es nicht so. Das ist Dave, er steht hinter uns. Aber ... irgendwie trifft es mich. Bin ich jetzt genau das? Eine Schwuchtel?<<

Chester hob die Augenbrauen. >>Du meinst, wie ich?<<

>>Sind wir beide nicht. Aber dass er es so sagt ... scheiße. Ich wollte ihm eben was ins Gesicht brüllen.<<

>>Ach und was?<<

>>Dass er seine Klappe halten soll, weil wir keine Schwuchteln sind.<<

>>Dann sag es ihm doch. Man gewöhnt sich irgendwann dran. Schmeiß sie raus, Mikey.<<

>>Naja, gerade sind sie ruhig, da kann ich ja schlecht was sagen. Ich komm erstmal zurück!<< Und das machte Mike auch. Wortlos, mit einigen Kabeln in der Hand, setzte er sich wieder.

Chester beobachtete ihn fast sehnsüchtig. „Wollen wir nicht einen Film gucken?”

„Hm, klar. Was haben wir denn noch da?”, fragte Joe.

„Fast and the Furious, Transformers und irgendwelche Schnulzen, die die Frauen hier gelassen haben.”

„Transformers!”, sagte Dave gleich, während Mike Fast and Furios brüllte.

Chester sah Joe an. „Entscheide du.”

„Na das war klar.” Joe lachte leise. „Ich nehm die schnellen Autos. Sorry Dave.”

Chester grinste. Strafe musste sein. Sofort legte er die DVD ein und sah zu Mike. „Komm her.”

„Warte, erst den Test. Joe, steckst du mich an den Strom?”

Sein langjähriger Freund nahm das Kabel und schob es in die Steckdose. Doch heraus kam nicht das gewünschte Ergebnis. „Maaaaann, bin ich jetzt zu blöde? Ich will mein Baby nicht ersetzen!”

„Lass uns das später machen. Komm jetzt her.” Chester lächelte. Vielleicht würden sie ja die Nacht hier verbringen.

Mike seufzte und setzte sich frustriert neben Chester. „Ich hab mein Baby kaputt gemacht”, nuschelte er.

„Wir machen es wieder heile. Irgendwie.”

„Ja, aber Chester sollte die Finger davon lassen, sonst ist es bald in seine Einzelteile zerlegt und dann weiß er nicht mehr, was wo hingehört. Erinnert euch an das Mischpult. Ich hab zwei Stunden im Netz nach dem Bauplan gucken müssen”, grinste Joe frech.

„Sei nicht so fies. So talentfrei ist er nun auch nicht”, sagte Mike und legte seinen Arm um Chester. „Die sind doof heute!”

„Ja. Wir sollten sie rausschmeißen”, grinste er frech und schmiegte sich an Mike.

„Ja, genau! Haut ab!” Mike grinste, doch hinter seinen Worten steckte so viel Wahrheit.

„Nö. Wir gucken jetzt Filme!”

Mike seufzte lautlos und schaute Chester Schulterzuckend an.

Nachdem das Licht aus war und der Film endlich begann, zog Chester scheine Schuhe aus und legte die Beine aufs Sofa, während er sich fest an Mike kuschelte. So war es perfekt. Dunkel, die besten Freunde abgelenkt. Sie sollten für immer im Studio bleiben.

Langsam streichelten Mikes Finger über Chesters Arm. Wie gern würde er jetzt knutschen. Leider waren sie nicht im Kino und so dunkel war es dann doch nicht. Aber es würde so verdammt gut passen.

Dave stieß Joe bei der Mitte des Films an und deutete auf Chester, der halb in Mikes Armen hing und schlief. Mit dem konnte man echt keine Filme schauen.

Dass Mike ihn instinktiv fester an sich zog, spürte er selbst nicht. „Da vorn ist der Film, Jungs”, sagte er leise.

„Ihr seid aber interessanter.” Dave grinste. „Noch ein Bier?”

„Ja. Und warum sind wir interessanter?”

„Weil Chester gerade viel glücklicher aussieht als vorhin. Ist alles in Ordnung bei ihm?”

„Ja. Denk schon. Ihr kennt ihn. Ab und zu hat er seine Tiefs.”

„Hm.” Dave reichte ihm ein Bier und konzentrierte sich dann wieder auf den Film.

Mike, der etwas hinter den beiden saß, legte seinen Mund auf Chesters Kopf. Er hielt ihn fest. Da ging es nicht nur Chester besser, auch ihm selbst.

Als der Film zu Ende war, streckte Joe sich. „Und nun?”

„Sollten wir gehen. Chester pennt eh”, sagte David und pickte Joe in den Bauch.

„Okay. Soll ich euch ein Taxi rufen?”

„Nee, ich räum noch auf. Geht ruhig, ich mach das.”

„Sicher?” Dave sah sich um.

„Ja, na klar! Na los, haut ab!” Mike lächelte sie an.

„Okay. Wir sehen uns in drei Tagen?”

„Jap! Aber nicht erst irgendwann mittags! Punkt neun Uhr!”

„Ihhh, du bist eklig! Das ist mitten in der Nacht!”

„Ist mir scheißegal, Jungs!”

Dave seufzte. „Ich werde einschlafen, so wie Chazy da.” Er grinste, dann schnappte er sich Joe und verließ das Studio.

Als die Tür ins Schloss fiel, schreckte Chester auf.

„Kannst aufhören, so zu tun, als würdest du schlafen. Sie sind weg.”

„Ich tu gar nicht so”, nuschelte er leise und schmiegte sein Gesicht an Mikes Brust.

„Nein? Bist du so müde?”, fragte Mike leise.

„Nein aber du riechst so toll, dass das so entspannt.”

„Ich rieche also einschläfernd?” Mike lachte.

„Nein, du riechst toll.” Chester grinste und sog dessen Duft tief ein.

Gerührt schaute Mike zu, wie Chaz an ihm schnupperte. Dann setzte er einen süßen Kuss auf dessen Nacken. „Du auch ...”

Lächelnd reckte Chester sich. „Kuss.”

„Komm her”, hauchte Mike und zog ihn höher, so dass Chester auf seinem Schoß saß. Langsam und leidenschaftlich küssten sie sich.

Seufzend schmiegte Chester sich an ihn, fuhr mit den Händen sofort unter dessen Shirt. Das fühlte sich einfach zu schön an.

Sanft knabberte Mike an Chesters Lippe, bevor er den Kuss wieder vertiefte. Und diesesmal hatte er den nötigen Platz, denn wie auch immer, lag er plötzlich unter Chester und schlang fest die Beine um ihn.

„Sagt mal ... wenn das eure obligatorische Liebe ist, was war dann das davor?”, fragte Dave, der mit verschränkten Armen an der geschlossenen Tür lehnte.

So schnell konnte keiner gucken, wie Chester aufsprang und gegen den Tisch knallte, bevor er darauf fiel. „Verdammte SCHEISSE?!”

Mike lag da, wie ein Maikäfer auf dem Rücken, die Beine noch immer in der Luft, sie nun langsam ablegend und er legte den Kopf in den Nacken, um zu Dave zu schauen. „Ähm ... also ...”

„Ja? Es ist anders, als es aussieht, oder?”

„Ja! Wir …“ Chester schluckte. Was versuchte er hier gerade? Es war mehr als eindeutig gewesen. Hilflos sah er zu Mike.

Der setzte sich nun auf und fuhr sich durch die Haare, ohne aufzuschauen, streckte er die Hand nach Dave aus, der langsam auf ihn zuging und sich neben seinen Bandkollegen ziehen ließ.

„Hör mal, das ist alles nicht so einfach, verstehst du?”

„Deswegen wolltet ihr allein sein.” Dave war nicht blöd. Er spielte zwar oft den Kasper, aber hinter seiner Fassade bekam er mehr mit, als den anderen klar war.

Chester rieb sich das Gesicht. „Das ist nichts Ernstes.” Leider.

„Sah nicht so aus.” Dave musterte die beiden.

„Okay, was immer es ist ... es ist nicht für die Allgemeinheit gedacht, Phoenix. Verstehst du?”

Der lächelte. „Glaubt ihr wirklich, ich renne jetzt los und tratsche es den anderen? Oder euren Frauen? Kennt ihr mich wirklich so schlecht?”

Chester seufzte. „Nein aber … du könntest es deiner Frau sagen und die sagt es Anna.”

„Anna? Was ist mit Sam?”

Chester senkte den Blick. Irgendwann mussten die Jungs es ja erfahren. Aber die Angst, dass sie dann sofort wussten, dass er was von Mike wollte, war da. „Sind nur Freunde”, nuschelte er ganz leise.

„Bitte?” Dave starrte ihn an. „Ihr habt einen Sohn. Ihr seid seit sechzehn Jahren nur Freunde?”

„Nein. Seid … zwei Jahren.”

„Okay. Ehrlich, das schockt mich mehr, als das, was ihr hier veranstaltet.”

„Dave, bitte. Sag niemanden was von uns beiden. Wir sind nur Freunde.”

„Hey, Chaz! Vertrau mir!” Er schaute ihn energisch an. „Ich verpfeife keine Freunde. Nicht mal an Lindsey!”

„Danke …”

„Okay, und nun ... ich wollte nur ein paar CDs mitnehmen. Macht weiter und ...” Er griff in seine Tasche und nahm zwei Kondome raus. „Macht keine Flecken.”

„Oh, Phoenix!” Chester schüttelte den Kopf.

„Was denn? Mike bat doch vorhin um welche.”

„Wir vögeln aber nicht!”

„Nicht? Warum nicht? Das ist toll.”

„Nein, wir ... was?” Chester sah ihn verwirrt an.

Dave zwinkerte nur. „Tut es, vertraut mir. Es ist irre.” Er öffnete die Tür, hörte Mikes Ruf, doch dann ging er amüsiert. Er liebte Bennoda irgendwie.

„Hat … Mikey, du kennst ihn länger. Hatte Dave mal was mit einem Mann?”

„Du siehst mich fassungslos hier sitzen. Ich weiß nichts! Ich schwöre!”

„Na warte, Farrell! Das bekomme ich raus!”

Mike lachte leise und schaute auf die Kondome. „Ähm ... also, ich weiß nicht, ob ich schon soweit bin.”

„Ich hab doch gesagt, wann.” Chester lächelte leicht.

„Im Wald?”

„Beim Zelten. Wir zelten nicht im Wald!”

„Ach stimmt, wir zelten auf dem Foodballfeld!”

Chester lachte leise. „Oder am Meer!”

Mike sah ihn neugierig an. „Besser, als der See letztes Jahr!”

„Ja! Ehrlich, ich liebe Zelten. Aber nicht im Wald. Das ist gruslig!”

„Auch, wenn ich dich beschütze?”

„Ja! Ich komm mir jedes Mal mega beobachtet vor. Ich hasse Wälder. Und dann die Geräusche!”

„Du bist echt süß”, sagte Mike und streichelte dessen Nacken.

Chester schnurrte und küsste ihn kurz. „Kein Wald … bitte.”

„Nein, das Meer. Und dann suchen wir uns eine einsame Bucht.” Mike knabberte an dessen Hals.

Er schnurrte zufrieden. „Sex im Sand ist eklig.”

„Schatz!” Mike lachte leise. „Okay, mach du einen Vorschlag!”

„Das mit dem Meer ist toll, aber ich denke nicht, dass alle begeistert sind, wenn wir wieder so weit reisen. Und dann stellen wir unser Zelt etwas abseits …” Er lächelte.

„Draven wollte mitkommen. Willst du ihn mit den Jungs ständig allein lassen?”

„Nein nur nachts. Und vielleicht hat Mia sich bis dahin ja beruhigt.”

„Soll sie mit?”

„Warum nicht? Wenn sie will und sie nett zu Draven ist.”

„Und Schwups ist es kein Männerwochenende mehr!”

„Uff … dann nimmt Draven halt einen Freund mit.”

Mike sah ihn grinsend an. „Chaz?”

„Ja?”

„Küss mich!”

Chester lächelte, dann beugte er sich zu ihm, nahm dessen Gesicht in die Hände und küsste ihn langsam und tief.


 

Eine wichtige Entscheidung

 

Beinahe drei Stunden später stieg Mike aus dem Taxi. „Sehen wir uns morgen?”, fragte er Chester, der noch ein Stück weiter fuhr.

„Gern. Komm einfach rüber.”

„Okay. Bye!” Mike schlug die Tür zu, holte aber gleich sein Handy raus und schickte Chester ein Herz.

„Schatz, wir sollten uns überlegen, wo wir das Zimmer fürs Baby hinmachen”, sagte Anna am nächsten Tag und sah ihren Mann lächelnd an.

„Äh ... du bist wie weit?”

„Im dritten Monat. Aber wir sollten früh genug anfangen. So ein Zimmer macht echt Arbeit.”

„Die ich habe, nicht du. Heute?”

„Ja! Du bist bald wieder im Studio und das bis spät Nachts. Lass uns doch schon mal ins Möbelhaus.”

Mike schaute sie fast zu geschockt an. verdammt, er wollte zu Chaz. „Geht das nicht online?”

„Mike! Es geht um unser Baby! Du gehst doch auch nicht online deine Gitarren kaufen!”

„Nein. Aber ...” Er seufzte leise. „Ich wollte nur mit Chaz ein paar Textideen besprechen.” Er seufzte leise.

„Das könnt ihr im Studio!”

„Könnten wir, aber wir sind verabredet.”

„Ist er dir wichtiger, als deine Familie?”

„Oh nein! Du wirst mich nicht vor die Wahl stellen!”, knurrte Mike. „Morgen bin ich bei Chaz!”

„Ich stelle dich nicht vor die Wahl, Mike, aber es ist ja wohl nicht zu viel verlangt vorher mit mir über sowas zu reden! Wir müssen noch so viel machen und du siehst ihn genug im Studio!”

„Wäre auch schön, wenn du mit mir redest, anstatt festzulegen, was ich mache.” Mike nahm sich das Telefon. „Heute du, morgen er!”

„Warum? Du wirst doch wohl mal drei Tage ohne ihn auskommen!”

Mikes Laune verdüsterte sich mehr und mehr. „Ich sitze nicht mit ihm zockend vor der Play Station. Das ist Arbeit, verdammt!”

„Arbeit, die im Moment nicht so wichtig ist! Ihr wart gerade erst auf Tour! Man könnte fast meinen, dass alles wichtiger ist als wir! Als dein Baby!”

Mike blies die Wangen auf, zählte gedanklich bis zehn und ließ laut die Luft entweichen. „Ich hatte zwar nicht vor, den ganzen Tag bei ihm zu sitzen, aber nun tu ich das vielleicht”, sagte er provokant. „Heute du, morgen er!” Mit diesen Worten rief er seinen besten Freund an.

„Bennington”, meldete der sich sofort.

„Hey. Also ... wir müssen auf morgen verschieben.”

„Was? Warum?”

„Anna möchte das Kinderzimmer planen.”

„Jetzt schon?” Chester seufzte am anderen Ende. „Okay … aber wirklich …”

„Ja, tut mir leid. Ähm ... Ich denke, ich komm nach dem Frühstück.”

„Okay … Ich vermisse dich”, sagte Chester ganz leise.

„Ja ...” Mike schaute auf, sah sich Annas Blick ausgesetzt. „Ähm ... also, dann schreib auf, was dir so einfällt. Wir gehen das morgen durch.”

„Soll ich dir meine Fantasien aufschreiben?”

„Ja, wäre ein Anfang”, sagte er grinsend. „Also ... ich schreib dir zwischendurch. Bis später, Kleiner.” Er schluckte das Baby gerade noch so hinunter.

„Bis dann”, sagte Chester und legte auf.

Mike legte ebenfalls auf und schaute Anna an. „So, können los.”

„Danke, Schatz.” Anna küsste ihn kurz.

„Jaja.” Mikes Laune war im Keller und missmutig nahm er seine Autoschlüssel. Dass sein Auto ziemlich verbeult war, hatte er glatt vergessen. Und dass es noch am Studio war ebenfalls. „So, nun haben wir ein Problem.”

Anna legte den Kopf schief. „Ich denke, dann müssen wir Taxi fahren.”

„Ja, wobei wir mein Auto holen sollten. Es muss in die Werkstatt.”

„Was? Warum?”

„Chazy hats gegen eine Mauer gesetzt. Nicht doll. Muss nur etwas ausgebeult werden.”

„Er hat … warum lässt du ihn fahren? Er hat sein eigenes Auto, was er zu Schrott fahren kann.”

„Warum? Weil ... keine Ahnung. Er wollte fahren, also ist er gefahren. Reg dich jetzt nicht auf!”

„Ich erinnere dich daran, wenn ich wieder fahre.”

„Warum?”

„Weil du immer meckerst, wenn auch nur ein Kratzer drin ist.”

„Übertreib nicht. Ich hab mich gestern auch aufgeregt, aber nun ist es passiert, es tut ihm Leid und Ende.”

„Dann lass uns los.”

Mike kam mit diesen Gefühlsschwankungen gerade gar nicht klar und folgte ihr Stirn runzelnd. „Bin gespannt, ob wir da heil durchkommen”, murmelte er und winkte ein Taxi heran.

Was folgte, war ein langer Tag im Möbelhaus, bei dem Anna ihren Mann durch die Gänge zog und immer mal wieder fragte, was er von ihrer Idee hielt. Sie wollte das Zimmer Grün und Gelb einrichten. Neutral, damit sie in ein paar Monaten nicht von vorn anfingen.

Und Mike nickte immer nur. Irgendwie überforderte ihn dieser Ausflug, denn wenn Anna ihn nicht zutextete, waren es irgendwelche Fans, die natürlich wissen wollten, warum Mike Shinoda in der Babyabteilung rumrannte. Er war kurz davor, zu platzen.

„Wir sollten heute Abend mit Mia essen gehen. Dein Italiener feiert heute zehnjähriges.”

„Aber klar!”, knurrte er, als ihm erneut ein Paar auf die Schulter tippte. „Boah, ist es möglich, einfach nur hier durchzulaufen, ohne ständig angetatscht zu werden? Fuck, ich habe auch noch ein Privatleben!”, fauchte er ungehalten.

„Wow, Kumpel. Reg dich ab.” Hinter ihm standen Dave und seine Frau Linsey, Arm in Arm.

Mike rieb sich das Gesicht. „Sorry. Ich ... ich raste gleich aus, ich schwörs!”

„Was ist los?”

„Ich habe keine Nerven für diese Wir schoppen fürs Baby - Kacke”, raunte er ihm zu. „Und ständig rennt mir einer hinterher, der fragt, warum ich hier bin!”

„Warum bist du auch hier?”, fragte der Bassist und grinste ihn an. „Seid ihr etwa …”

„Nicht ihr! Sie!”, knurrte Mike.

„Wow … Glückwunsch! Mädels? Ist es okay, wenn wir uns was zu essen suchen? Ihr macht das allein doch viel besser”, sagte er zu den beiden Frauen, die sich gerade Kissen ansahen.

„Jaja, zischt ab!” Linsey strahlte Anna an. „Ich gratuliere dir. Warum hast du gestern nichts gesagt?”

„Es sollte eine Überraschung werden.”

Dave grinste und zog Mike mit sich. „Was ist los, hm? Gestern nicht genug Sex bekommen?”

„Arsch!” Mike verließ den Laden und trat um das Gebäude herum. „Ich will jetzt eine Zigarette.”

„Bitte? Du spinnst wohl. Du verprügelst Chester immer fast, wenn er raucht und nun willst du selbst eine?”

Mike hockte sich hin und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Können wir nicht weitertouren? Da war alles klar. Da ist alles geplant und einfach.”

„Naja … erstmal müssen wir unsere eigenen Vertragspflichten erfüllen und ein neues Album machen. Mikey … was setzt dir so zu?”

„Geh weg, du bist scheiße vernünftig”, maulte Mike zwischen lachen und schimpfen. Dann stand er auf und legte den Kopf in den Nacken. „Anna ist stinkeifersüchtig auf Chaz. Chaz ist ... ich habe keine Ahnung, was er ist. Ich denke ständig nur an ihn. Und dazwischen haut Anna mit ihrer sensiblen Art, dass ich nur bei ihm hänge, nie Zeit habe ... bla bla bla. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll.”

„Ich frage dich jetzt mal was und ich will, dass du ganz ehrlich bist, okay? Bist du in ihn verliebt?”

Mike starrte ihn an und platzte ein lautes „Nein!” heraus. Doch gleichzeitig schnappte er nach Luft und schaute Dave verzweifelt an. „Nein?”, setzte er leise hinterher.

Dave seufzte. „Oh Mann, das wird hart. Liebst du Anna?”

„Jaah!” Mike nickte. „Dave ... ich bin vollkommen durcheinander. Weil ich sie liebe und sie alles schlecht redet, was mich gerade so verwirrt.”

„Vielleicht solltest du dich von ihm fernhalten. Zumindest auf diese Weise. Wenn du Anna liebst, dann wirst du ihr früher oder später damit sehr wehtun. Ich denke nicht, dass sie das tolerieren würde, wenn sie jetzt schon eifersüchtig ist.”

„Wie kann ich das? Er ist mein bester Freund. Wir arbeiten zusammen. In drei Tagen gehts los.”

„Ja, aber du wirst ihn doch nicht im Studio flachlegen, oder?”

„Auf dem Klo? Scheiße, wir hatten doch noch gar keinen Sex!”

„Und vielleicht ist das auch besser so. Nach dem Sex könnt ihr nichts mehr rückgängig machen. Mike, wenn du was für ihn fühlen würdest … okay. Aber nur, weil er Stau hat und dich küssen will? Ihr … Du verbaust dir so viel, wenn ihr zu weit geht.”

„Naja ... gar nichts ist nun auch nicht richtig. Bisschen war ja schon.” Frustriert lehnte sich Mike an die Wand. „Es ist ja nicht nur, weil er Stau hat! Ich will es ja auch. Aber gerade wird es zu viel.”

Dave sah ihn einen Moment an. „Du bist einfach nur neugierig, oder?”

„Nein. Das auch, aber nicht nur. Sonst könnte ich es mir auch mit dir vorstellen, aber ... nein, so ist es nicht. Sag mal ... bist du bi?”

„Was?”

„Wenn du so genau weißt, dass Sex zwischen Kerlen toll ist?”

„Oh … Weißt du, ich war jung, neugierig … Ist vorbei.” Dave grinste. „Also … was ist es bei dir? Wenn du Chaz nicht liebst, aber auch nicht nur neugierig bist. Was dann?”

„Tiefe Zuneigung ... Fuck, ich weiß es doch auch nicht!”

„Bleib bei Anna. Mit ihr warst du immer glücklich. Chester ist viel zu anstrengend. Und er sucht immer das Abenteuer.”

Mike zuckte zusammen. „Dave ... ich ... Das macht mich echt fertig”, gab er leise zu.

„Was genau?”

„Anna und Chester. Kann ich auch allein durchbrennen?”

„Kannst du, aber dann lässt du uns alle im Stich.”

Mike sah ihn verzweifelt an. Wie gern würde er sich jetzt in Daves starke Arme kuscheln, was ihm auch schon wieder seltsam vorkam, weil er dieses Bedürfnis noch nie gehabt hatte. „Also ... Anna?”

„Die Person die du liebst. Also, ja.”

Hilflos nickte Mike und atmete tief durch. Alles in ihm wehrte sich, doch er ging mit Dave zurück. „Und ... hast du was gefunden?”, fragte er Anna leise.

„Ja, aber du solltest es dir nochmal ansehen.” Anna hielt ihm ein Heft hin, wo sie alles angekreuzt hatte.

Mike nahm das Heft, setzte sich in den erstbesten Sessel, der zum Verkauf bereit stand und blätterte alles durch. „Ich will Winnie Pooh-Gardienen!”, sagte er beiläufig. „Winnie Pooh ist toll!”

„Für dich oder das Kind?”

„Für mich, bitte.” Er lächelte und sah Anna dann schweigend zu, wie die Bettwäsche anschaute. Verdammt, sie sah toll aus und war supersüß, auch wenn sie gerade ziemlich zickig war. Jaah, er liebte sie. Und sie hatten Mia und bald ein Baby. Da konnte er sich doch nicht auf ein Abenteuer mit seinem besten Freund einlassen. Dave hatte Recht.

Anna grinste. „Aber bitte nur, wenn du da bist.”

„Dann hätte ich die gern für meine Kabine im Tourbus.”

„Meinetwegen.” Anna lachte leise. „Ist sonst alles okay?”

„Ja!” Er sah sie an und lächelte. „Bekomm ich einen Kuss?”

Anna beugte sich zu ihm runter und küsste ihn sanft. „Tut mir leid, dass ich so zickig bin …”

„Ich bin im Moment auch nicht besser. Sympathieschwanger? Hm ... hatten wir bei Mia auch, oder?”

„Ja … solange es nicht wieder ausartet.”

„Ist es damals ausgeartet?”

„Naja, du hast zwei Tage nicht mit mir geredet.”

„Achso. Jaaah, weil du mich eine Woche lang nicht hast schlafen lassen”, lachte er. „Okay, also kaufen müssen wir jetzt noch nichts, oder?”

„Nein. Wir müssen erst ein Zimmer frei machen.

„Okay, dann lass uns mal nach Hause fahren. In einer Woche gehts im Studio los und in drei Tagen sind die Jungs alle vollzählig wieder im Lande, das heißt, ich werde keine Ruhige Minute mehr haben.”

„Na dann los.”

Mike suchte Daves Blick. „Lass uns die Tage nochmal telefonieren, okay?”, sagte er zu ihm und schaute ihn hilflos an.

„Klar. Ruf mich an, wenn du Zeit hast.”

„Alles klar. Bye Linsey!”

Sie winkte ihm und sah dann ihren Mann an. „Ich weiß, du wirst es mir nicht erzählen, aber Mikey sieht beschissen aus.”

„Ja. Aber das wird wieder. Er ist etwas durcheinander.”

„Okay. Und du? Hab ich heute was von dir, oder eher nicht?”, fragte sie schmunzelnd.

„Hm … was haben wir denn vor?”

„Ich will endlich einen neuen Schreibtisch. Deswegen sind wir hier. Du musst ihn ins Auto schleppen und dann ins Haus. Dann könntest du verschwinden, wenn du möchtest.”

„Und du hängst da dran und versuchst ihn zusammenzubauen? Ich kenne dich. Du willst garantiert einen Massivholztisch. Den muss ich doch wieder aufbauen.”

„Kannst dir ja den Hasen dazu holen. Ich koche für euch.”

„Ich finds süß, dass du ihn Hase nennst.”

„Ist er doch auch. Süß, klein und Handlich.”

„Aber er passt nicht in die Handtasche.” Dave grinste und legte einen Arm um ihre Schultern. „Na los, lass uns deinen Tisch suchen.”


 

Freundschaftsverrat

 

Mike war zwar nicht zum Lachen, aber er versuchte, das Chaos in seinem Kopf zu ignorieren. „Also ... welches Zimmer solls denn sein?”, fragte er, als sie - nachdem sie zum Studio gefahren waren, um sein Auto zu holen - zu Hause angekommen waren.

„Welches können wir entbehren? Dein Sportzimmer?”

„Hö?”, fragte er mit großen Augen.

„Das wird eh nie genutzt, wenn du nicht da bist.”

„Aber ab und zu bin ich schon zu Hause!”

„Ja, aber da brauchst du keinen Sport. Mir gefällt mein Teddy lieber.”

„Dick und pummelig? Na, das geht nicht. Lass mich nachdenken, okay?” Mike stand in diesem Zimmer. „MIA?”

„Was ist?” Seine Tochter kam aus ihrem Zimmer und legte den Kopf schief.

„Du redest doch schon seit einem halben Jahr, dass du über der Garage eine eigene kleine Wohnung haben willst, oder?”

„Ja?”

„Du hast es!”

„Was?” Mia starrte ihn an, dann sprang sie ihm in die Arme. „DANKE!”

„Bitte. Aber du musst Mithelfen, okay? Ich mach den ganzen Mist nicht allein. Vielleicht frag ich die Jungs, ob sie uns helfen. Wenn wir erst im Studio sind, dann haben wir kaum noch richtig Zeit. Was meinst du, Anna?”

„Meinetwegen. Und ich ruf die Mädels an.”

„Fantastisch. Ich will das bis Samstag alles weghaben. Heute ist Montag!” Mike schnappte sich sein Handy und betätigte den Gruppenchat bei Whats app. >>Hey Jungs, da meine Frau noch einmal trächtig ist, benötigen wir eure Hilfe. Mia zieht über die Garage und ihr Zimmer wird zum Kinderzimmer. Das schaff ich aber nicht allein. Helft ihr mir?<<

Fast alle antworteten sofort mit einem >>Ja<< und >>Wann sollen wir da sein?<< Alle bis auf Chester, der Sam das Handy hinhielt. „Ist das sein Ernst?”

Sam wollte gerade antworten, als das Telefon klingelte. „Hey Anna. Chaz hat gerade eine SMS von Mike bekommen. Startet jetzt die große Umräumaktion?”

„Ja. Mike möchte es die Woche fertig haben, damit er richtig arbeiten kann. Kommt ihr?”

Sam sah zu Chaz. „Also, ich ja. Chaz ... weiß es noch nicht. Er hat auch viel zu tun. Aber er bekommts bestimmt unter.”

Der verdrehte die Augen. „DRAVE!”

„Brüll doch nicht so!” Der Junge, der gerade zu seinen Eltern wollte, zuckte unwillkürlich zusammen.

„Sorry. Zieh dich an.”

„Ich bin angezogen. Oder bin ich nackt?”, fragte der Junge verwirrt.

„Ich meine deine Schuhe. Königin Kotzkuh verlangt nach uns.”

„Bitte?” Draven schaute verunsichert zu seiner Mutter.

„Anna und Mike räumen um, wegen dem Baby und Mia bekommt die Wohnung über der Garage.”

„Ohh ... ich will das auch!”

„Dafür musst du erstmal arbeiten. Und die Jungs überreden, dir zu helfen. Ich hab darauf keine Lust.”

„Was hast du denn für eine beschissene Laune?”

„Ich hab keine beschissene Laune. Ich hab nur keine Lust Schwitzend auf dem Dachboden zu hocken.”

„Dann mach unten was. Und wieso muss ich helfen?”

„Weil ich schließlich auch hinmuss.” Chester zog sich die Schuhe an. „Na komm, umso schneller sind wir fertig.”

„Toll. Jetzt räum ich Mia das Zimmer ein, aber mit dem Arsch guck sie mich dennoch nicht an. So wie gestern. Da hat sie mit Walden geflirtet. Der ist kackhässlich!”

„Dann lass deine Muskeln spielen. Darauf stehen Mädchen.”

„Welche Muskeln?”

„Ach Mann”, murrte Chester. „Komm einfach mit.”

Schweigend fügte sich Draven seinem Schicksal.

Sogar Dave war da, der Mike anschaute. „Hast du sie noch alle beisammen? Ich hatte ein Date!”, lachte er.

„Mit wem?”

„Na mit meiner Frau. Mit wem sonst”, zwinkerte er. „Also, was steht an?”

Anna stellte sich dazu. „Die Wohnung muss ausgekleidet werden, gestrichen, Laminat rein und Möbel auch. Und dann muss das Babyzimmer gemacht werden.”

„Laminat? Du weißt, wie kompliziert das ist?”, fragte Joe.

Dave drehte sich zu Lindsey um. „Warum sind wir eigentlich schon aus dem Urlaub zurück?”, fragte er. „Rob und Brad chillen noch!”

„Ja, aber du hattest Sehnsucht.”

„Nach Laminat?”

Trotz der anfänglichen Meckerei packten die Jungs an, machten Mias neue, kleine Wohnung fertig.

Mike sah immer wieder verstohlen zu Chester, doch der schien ihn zu ignorieren.

Am Abend, als es draußen schon dunkel wurde und alle zusammen auf dem Boden saßen und Sandwiches aßen, rutschte Chester etwas an Mike ran. „Kommst du mit raus?”, fragte er leise.

Harte schluckte Mike, schaute zu Dave und nickte dann knapp. „Ich schau mal, was noch an Farbe in der Garage ist”, sagte er zu Anna und stand auf.

„Ich helfe dir”, sagte Chester und folgte ihm. Dass Anna ihnen nachsah, war ihm egal.

Unten schaute Mike tatsächlich ins Regal. „Kaum noch hellgrün da ...”, sagte er nachdenklich.

„Können ja neues kaufen.” Chester drehte Mike zu sich und küsste ihn sofort. Er hatte ihn vermisst.

Kurz ließ Mike sich darauf ein, doch dann löste er sich. „Chaz ...”, sagte er leise. „Nicht hier.”

„Warum nicht? Uns sieht hier niemand.”

Mike wandte sich ab, wühlte in der Kiste mit den Pinseln und Rollen. „Wir .... wir können das nicht machen ...”

„Was können wir nicht machen?” Chester runzelte die Stirn und umarmte Mike von hinten. „Was ist los mit dir?”  

„Das! Genau das, Chester!” Er löste sich und schaute ihn an.

„Ich bekomme ein Baby. Und ... ich liebe Anna. Ich ... weiß nicht, wie das funktionieren soll. Ich hätte mich niemals darauf einlassen dürfen. Es ist toll. Versteh mich nicht falsch, aber ... es geht nicht!”

Geschockt sah Chester ihn an. „Du … du beendest es?”

„Ich muss ...”

„Aber … gestern hast du noch ganz anders geredet!”

„Ja, ich weiß. Scheiße, Chazy. Ich liebe dich, aber ... nicht so. Du bist mein bester Freund. Als solchen will ich dich nicht verlieren!”

Chester spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen und er wandte sich ab. „Was hat sich zu gestern verändert?”

„Ich habe viel nachgedacht. Chaz, bitte ... ich weiß nicht .... es tut mir leid, das musst du mir glauben ...”

„Ich muss gar nichts.” Chester ging wieder nach oben. „Sorry Leute, aber wir müssen los.”

Draven stand auf und schaute zu Mia hinunter. „Bis dann.”

Auch Sam erhob sich. Chester sah massiv verstört aus. „Bis morgen, Anna. Ich bin nach dem Frühstück da.”

„Und du, Chester?”

„Keine Zeit. Hab einen Termin. Ich melde mich.”

Draven musterte seinen Vater und legte seine Hand auf dessen Rücken. „Na los, lass uns gehen. Mum?”

„Ja, ich komme.”

Chester ging schnell zum Auto und stieg ein. Er wollte einfach nur noch weg. Weg von Mike, weg von Anna.

„Lass mich fahren, Baby. Ich habe keine Lust, dass du uns an den nächsten Baum setzt!”

„Ist nicht weit. Ich fahr ordentlich.”

„Hoffentlich.”

Mike saß in der Garage, wünschte sich nichts mehr, als sein Bier ... oder in Chesters Arme. Ihm so wehzutun hatte sein Herz zerrissen, aber Dave hatte doch Recht.

Es vergingen ganze drei Tage, in denen Chester sich nicht mehr blicken ließ. Er ließ sich immer wieder andere Ausreden einfallen und saß einfach nur im Garten rum. Er antwortete auch nicht, wenn einer der Jungs anrief. „Ich geh spazieren”, sagte er am Abend zu Sam, die gerade nach Hause gekommen war.

„Bist du sicher? Du bist ziemlich angetrunken.”

„Deswegen laufe ich ja auch.”

„Mach keinen Unsinn, Baby. Okay?” Sam machte sich große Sorgen um ihren Mann. Die Angst, dass er in ein tiefes Loch fallen würde, war riesig.

Chester küsste sie kurz. „Bin bald wieder da”, sagte er leise, dann verließ er das Haus und lief die Straße runter. Seine Beine zogen ihn fast automatisch in Mikes Richtung, ohne dass er es merkte.

Mia lief mit Musik auf den Ohren eine Querstraße hinunter. Der Tag bei ihrer Freundin war öde gewesen. Vielleicht auch, weil sie mit Linkin Park so gar nichts anfangen konnte.

Völlig in Gedanken versunken, lief Chester durch die Straßen, dachte immer wieder an das Gespräch in der Garage. Was war passiert, dass Mike seine Meinung plötzlich änderte? „Scheiße”, murmelte er leise. Wegen sowas ballerte er sich drei Tage die Birne zu? Mike war nicht der einzige Kerl auf der Welt!

„Pass doch auf!”, fauchte Mia, als sie plötzlich auf dem Hintern saß. Sie schaute hoch, blinzelte gegen die Abendsonne und hob die Augenbrauen. „Chaz, hey.”

„Mia ... hey ... Sorry.” Er reichte ihr die Hand. „Hab ich dich doll erwischt?”

„Geht schon.” Sie griff seine Hand und ließ sich hochziehen. „Wie geht es dir? Man sieht und hört seit Tagen nichts von dir.”

„Bin ziemlich beschäftigt.”

„Hm ... hast du Lust auf einen Spaziergang? Ich vermiss deine Stimme richtig.”

Chester sah sie einen Moment an. „Warum nicht. Ich bin nur heute nicht so gesprächig.”

„Macht nichts.” Mia lief langsam neben ihm her. „Mein Zimmer ist toll geworden. Du hängst über meinem Bett”, grinste sie.

„Oh Mann. Nicht dass du dann Albträume bekommst.”

„Ganz sicher nicht. Eher heiße Träume”, schnurrte sie amüsiert.

„Na wenigstens einer hat die”, nuschelte er leise und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Konnte nicht Mike ein Poster von ihm über dem Bett haben?

„Ich glaube, dass du die sehr vielen Leuten bescherst!”

„Aber den falschen.”

„Reicht doch, wenn du sie mir bescherst”, sagte sie schmeichelnd.

Chester lächelte leicht. „Darf ich dich was fragen?”

Sie waren an dem kleinen See angekommen, der nahe ihrer Häuser lag. Sie lehnte sich an die Lehne einer Bank und nickte. „Baby, du kannst mich alles fragen.”

„Was findest du an mir besser, als an anderen Jungs … als an Draven?”

Sie lächelte. „Alles. Deine Stimme, deine Tattoos, deine Energie auf der Bühne ist unglaublich. Du bist witzig, Süß, verdammt heiß. Ich stehe auf deine Augen. Und ... dein Mund ist zum niederknien.” Mia biss sich kurz auf die Lippe. „Ich stelle mir so oft vor, ihn zu küssen ...”

Chester lachte leise. Es schmeichelte ihn. Schnell lehnte er sich neben sie an die Bank. „Aber ich bin viel zu alt.”

„Das interessiert mich nicht!”

Schweigend sah er sie an und legte einen Arm um sie. „Du könntest so viele tolle Jungs in deinem Alter haben. Du bist hübsch und klug.”

„Wenn ich aber nun nur den einen will?”, fragte sie und drehte sich etwas, so dass sie ihm gegenüber stand. Himmel, ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust.

„Wenn es der richtige wäre”, lächelte Chester und legt die Arme auf ihre Schultern.

Mia lächelte. „Du bist der Richtige. Mein Mr. Right”, sagte sie leise, schob ihre Finger auf dessen Taille und trat dichter heran.

„Ich bin alles, aber nicht dein Mr. Right.” Er schmunzelte und zog sie an sich. „Du verdienst was viel Besseres, Kleines.”

„Lass mich entscheiden, was ich verdiene und was nicht”, raunte sie leise und kam immer näher.

Chester seufzte und sah ihr in die Augen … Mikes Augen. Mia hatte kaum was von ihrer Mutter.

„Küss mich ... bitte ...”, flüsterte sie.

Einen Moment tat Chester gar nichts, sah einfach nur in ihre Augen, dann senkte er seine Lippe auf ihre. Wenn das nur Mike wäre …

Draven schluckte heftig. Zu sehen, wie sein Vater das Mädchen küsste, in die er selbst so verliebt war, zerriss ihm das Herz. Völlig in seinem Zorn gefangen machte er mehrere Bilder, dann rannte er davon. Heftig weinend schickte er die Fotos an Mike, Anna, seine Mutter und auch an seinen Vater. Dort schrieb er allerdings noch dazu: >>Du bist das Letzte! Ich will dich nie wieder sehen. ICH HASSE DICH!<<

Chester löste den Kuss ziemlich schnell. „Mia … das ist nicht richtig.”

„Warum nicht? Chaz ... es fühlt sich perfekt an, wie kann es dann nicht richtig sein?”

„Ich liebe dich nicht.”

„Sam liebst du aber auch nicht!”

„Doch. Sehr sogar.”

„Nein, sonst hättest du mich nicht geküsst.”

Chester seufzte leise. „Mia, egal was ich für Sam empfinde, du bist die Tochter meines besten Freundes. Ich liebe dich nicht und das werde ich auch nie.”

„Warts ab, ich krieg dich schon soweit!” Das Mädchen lächelte vergnügt und küsste Chaz auf die Wange. „Ich muss los, sonst gibts Stress. Komm mal wieder vorbei.”

„Mia! Es wird nie was zwischen uns sein!”

„Sag das nicht.” Sie streichelte dessen Wange. „Du hast mich geküsst. Richtig ... mit Gefühl. Mit Zunge, Chaz!”

„Ich hab nicht an dich gedacht.”

„Mike?” Anna sah geschockt auf ihr Handy. Das konnte nicht wahr sein! Das war nur ein Doppelgänger!

„Ja?” Er kam mit einem Wasser in der Hand ins Wohnzimmer.

„Schau auf dein Handy!”

„Ähm ... okay.” Er suchte es und fand es zwischen seinen Klamotten. Als er es einschaltete, sprang ihm die Nachricht von Draven entgegen. „Nein. Nein ... das hat er nicht getan!” Tief knurrend starrte er auf die Bilder.

„Du hast gesagt, dass er sowas niemals tun würde!”

„Das ... Ist das am See?” Er zog seine Schuhe an. „Das werde ich jetzt klären!”

„Ich kastrier ihn, Mike!”

„Das übernehme ich!” Zornig stürmte er aus dem Haus, rannte die Straße hinunter. Dass zumindest in diesem Moment alles anders war, als es aussah, konnte er ja nicht wissen. Denn alles war er sah, war Mia, die Chesters Wange streichelte, die ihn küsste und Chester, dessen Hände auf ihren Oberarmen lagen.

„DU GOTTVERDAMMTER, SCHEISS WICHSER!”, brüllte Mike los.

Chester zuckte heftig zusammen und starrte zu Mike, der wie ein wild gewordener Stier auf die zukam. „Mike, was ... was hast du?”

Ohne zu überlegen, zerrte er Mia beiseite und schlug Chester seine Faust ins Gesicht. „Rühre sie nicht an! Nie wieder!”, fauchte er und beugte sich zu ihm hinunter. „Wenn ich dich je wieder in ihrer Nähe sehe ... ich schwöre, dass überlebst du nicht!”

„DAD! HÖR AUF!”, schrie Mia und hielt ihren Vater fest.

Chester hingegen starrte ihn nur an. Mike hatte ihn noch nie geschlagen. Und er hatte ihn nie so angebrüllt. „Mike …”

Chester nun vollkommen ignorierend, schaute er seine Tochter an. „Geh nach Hause! Sofort!”

„Nicht ohne dich!”

„Ich komme mit, keine Panik!” Er warf einen vernichtenden Blick zu seinem Freund hinunter und zerrte Mia mit sich.

„Mike! Warte verdammt!” Chester rappelte sich auf und lief den beiden nach. „Das ist nicht so wie du denkst!”

„Ach, knutscht du nicht mit meiner Tochter? Sie ist sechzehn, du Arschloch! Geh nach Hause, da hast du einiges zu klären. Lass mich jetzt in Ruhe!”, knurrte Mike dunkel.

„Ich … es tut mir leid!”

Mike reagierte nicht, zog Mia mit, die sich versuchte, loszureißen. Da platzte er. „GEH NACH HAUSE!”

„Hör auf, du tust mir weh! Es ist meine Entscheidung, wen ich küsse! Und wenn ich mit ihm ins Bett gehe, kannst du auch nichts dagegen tun!”

„Oh doch, ich kann ihn anzeigen. Das ist strafbar, Mia. Und es ist mir scheißegal, was du meinst, allein entscheiden zu können. DAS nicht!”

„Doch! Ich liebe ihn!”

„Du spinnst ja!” Mike hatte Chester stehen lassen und nahe dem Haus kam ihm Anna zur Hilfe.

„Geh rein, aber plötzlich!”, sagte sie drohend und wandte sich an Mike. „Wo ist er?”

„Lasst ihn in Ruhe!”, sagte Mia verzweifelt.

„GEH SOFORT INS HAUS!”, brüllten ihre Eltern nun unisono.

Sofort war Mia ruhig und ging rein. Hoffentlich würden sie ihn leben lassen.

„Also? Wo ist er?”

„Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihn nach Hause geschickt.” Mike atmete tief durch. Er war wütend, mehr, als das. Und er wusste gerade gar nicht, wie er damit umgehen sollte.


 

Eine lange Nacht

 

Eine halbe Stunde später kam Chester endlich zuhause an und seufzte, als er seine aufgeplatzte Lippe sah. „Toll, Mike …”

„Er hat dich also gefunden. Chester Bennington, du bist ... ich kann gar nicht sagen, was du bist. Mir fehlen gerade ein wenig die Worte”, empfing Sam ihn.

„Woher weißt du davon?”

„Draven hat euch gesehen. Schau auf dein Handy. Ich schätze, Mike hat die SMS auch bekommen.”

Chester runzelte die Stirn sah auf die Nachricht und fluchte. „Wo ist er?”

„Das weiß ich nicht. Er ist seit dem nicht aufgetaucht und er geht auch nicht ans Telefon. Es ist aus. Chester, ich habe für vieles Verständnis, aber wenn ihm etwas passiert, trägst du allein die Schuld dafür!”

„Na herzlichen Dank auch! Gebt ruhig mir die Schuld. Egal wie es wirklich war!”, fauchte er und verließ das Haus wieder. Er hatte keine Ahnung wo Draven sein konnte.

Sam lief ihm nach. „Wie war es denn?”, fragte sie.

„Lass mich in Ruhe, Sam!”

„Nein. Sag es mir bitte!”

„Man, ich hab an Mike gedacht! Und sie hat mir Komplimente gemacht!”

„Und da küsst du sie? Du bist besoffener, als ich dachte, oder?”

„Jetzt nicht mehr! Man, ich hab ihr gesagt, dass ich nichts von ihr will!”

„Das dürfte für dieses Teenyhirn nicht mehr von Belang sein.” Sam wählte erneut Dravens Nummer.

Chester seufze, dann ging er zu seinem Auto. „Ich fahr zum Sportplatz.”

„Chaz, du hast Alkohol getrunken!”

„Ist mir scheißegal!” Er stieg ein und startete den Motor. „Kommst du mit?”

„Nein, ich bleibe, falls er zurückkommt.” Sie sah ihn an, traurig und verzweifelt. „Chaz ... bitte finde ihn”, sagte sie leise.

Er senkte kurz den Blick, dann fuhr er los. Er würde nicht vorher nach Hause kommen. Sein Weg führte ihn zum Sportplatz, wo Draven immer mit seinen Freunden Basketball spielte. Hoffentlich war er da.

Draven, der ebenfalls ein Schlüssel fürs Studio hatte, da er sich mit Putzen das Taschengeld aufbesserte, saß allein im Proberaum, in der Hand die Gitarre von Mike. Traurig und noch immer weinend, zupfte er an den Seiten.

Weit nach Mitternacht hielt Chester an der Straßenecke und wählte verzweifelt und weinend die erste Nummer, die er finden konnte - Mikes.

„Findest du es besonders klug, mich anzurufen?”, fragte dieser. Er saß auf der Terrasse. Noch immer konnte er nicht glauben, was passiert war.

Chester schluchzte verzweifelt auf. „Ich kann ihn nicht finden!”

„Was? Wen?”

„Draven! Er ist weg! Er geht nicht ans Handy!”

„Wie lange schon?”

„Ich … ich weiß nicht. Ein paar Stunden.”

Mike rieb sich die Augen. „Wo hast du ihn gesucht?”

„Überall! Am Sportplatz, der Mall, am Bahnhof! Ich war sogar am Wald! Er ist weg!” Chester biss sich heftig auf die Lippe. „Mike, bitte … ich weiß du bist sauer, aber ich finde Draven nicht!”

„Wo bist du jetzt?”, fragte Mike und stand auf, nahm seine Autoschlüssel und verließ das Haus.

„Am Park …”

„Bleib da, ich bin auf dem Weg!” Mike setzte sich ins Auto und fuhr los. Am Park hielt er neben Chester und schaute ihn an. „Was hast du dir dabei gedacht?”, fragte er leise.

„Sie hat deine Augen”, sagte Chester leise und sofort kamen ihm wieder die Tränen.

„Oh Chaz ... weißt du eigentlich, was du damit angerichtet hast?” Mike schüttelte den Kopf. „Du hast Draven das Herz gebrochen. Er liebt dieses dumme Mädchen! Und ihr hast du mehr Hoffnungen gemacht, als je zuvor.”

„Ich weiß…. ich wünschte ich wäre einfach nicht aus dem Haus gegangen…”

Mike dachte einen Moment nach. „Warst du im Studio?”

„Nein … was … warum sollte er da sein?”

„Er hat einen Schlüssel. Er ist oft da. Los, ich fahre. Lass dein Auto hier stehen.”

Chester sah ihn an, dann stieg er bei ihm ein. Sein Auto allein hier zu lassen gefiel ihm gar nicht.

Vor dem Studio hielt Mike an. „Geh schauen. Wenn er da ist, solltet ihr reden.”

„Danke”, sagte er leise. Er stieg aus und ging ins Studio. Wenn Draven nicht hier war, würde er sich ein Grab suchen können. „Drave?”

Leise spielte er Final Masquarade, sang dazu und hörte seinen Vater nicht.

Wieder kamen Chester die Tränen, als er seinen Sohn so sah. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er spielen konnte.

Als er endete, schaute er hoch und sofort liefen ihm die Tränen über die Wangen. „Geh weg ...”, sagte er leise.

„Nein …” Chester hockte sich vor ihm. „Drave, es tut mir so leid. Ich wollte dir niemals so wehtun.”

„Du hast es aber getan. Obwohl wir vorher so oft darüber gesprochen haben.”

„Es tut mir leid. Wirklich! Ich will nichts von ihr und das hab ich ihr auch gesagt!”

„Wird sie nun nicht mehr interessieren.” Draven zog die Nase hoch und wischte sich über das Gesicht. „Schon okay. An mir hatte sie eh nie Interesse. Im Grunde sollte es mir egal sein, was du tust. Aber ... Mum hat das nicht verdient.”

Chester seufzte leise. „Deine Mum hat das schon seit zwei Jahren nicht verdient und ist immer noch bei uns …”

„Was? Wovon redest du?” Draven schaute ihn verwirrt an.

„Wir sind nur noch … auf dem Papier verheiratet.”

„BITTE?”, platzte Draven raus und starrte ihn an. „Das soll wohl ein Witz sein!”

„Nein. Wir sind Freunde, sehr gute Freunde. Ich liebe deine Mum, glaube mir. Aber ich weiß selbst, was für ein Mensch ich bin.”

„Ha!” Draven sprang auf, wodurch die Gitarre gegen den Tisch knallte und eine heftige Delle davon trug. Draven starrte sie an, wusste er doch, dass sie nun Schrott war. „Fuck! Das ... das ist Mikes. Das wollte ich nicht!” Er hatte das Gefühl, seine Welt würde einstürzen. Hilflos weinend kauerte er sich zusammen.

Auch Chester starrte auf die Gitarre. Das war Mikes Lieblingsgitarre. „Er bringt mich um…”, murmelte er leise.

„Nein ... mich. Ich hab sie kaputt gemacht!”, weinte Drave heftig.

Chester sah seinen Sohn an, dann die Gitarre. Es tat ihm im Herzen weh, aber er wollte nicht, dass Draven sich schlecht fühlte, also nahm er sie hoch und verzog das Gesicht als er sie gegen die Wand schmiss. „Meine Schuld …”

Fassungslos starrte Draven auf das Holz, dann zur Tür, wo Mike stand.

„Das ... hast du nicht getan!”

Chester schluckte hart. „Drave … geh zum Auto …”

„Ich will zu Mum ... bitte”, weinte dieser heftig, konnte sich kaum rühren.

„Mike, du kannst mich später verprügeln ... bring ihn bitte zu Sam!”

Mike, der auf seine zerstörte Gitarre starrte, schaute zu dem Jungen, der kaum noch stehen konnte. Wortlos drehte er ab, ging mit Draven hinaus, ließ Chester allein zurück. „Meine Kleine ...”, murmelte er.

Chester saß die ganze Nacht neben den Einzelteilen und seufzte frustriert. Da passte nichts mehr. Er musste es aber irgendwie schaffen!

Am Morgen kam Dave hinein. „Chaz, was ... ach du scheiße! Ist das Mikes Kleine?”, platzte er laut raus.

„Fick dich! Hau ab!”, sagte Chester aufgebracht.

„Bitte?”

„Ich hab jetzt keinen Nerv für dich! Du siehst doch, dass ich zu tun habe!”

„Wenn du sie kleben willst ... das macht keinen Sinn!”

„Und WAS du superschlauer Guru, soll ich deiner Meinung nach machen?”

„Sie in den Müll hauen und beichten gehen. Chaz, was ist passiert?”

„Ich muss nicht beichten … er hats gesehen …” Chester sah traurig auf die Gitarre. „Das ist unsere Freundschaft…”

„Warum sagst du sowas?” Dave setzte sich zu Chester auf den Boden.

„Weil ich alles kaputt gemacht habe. Ich … er hat das zwischen uns beendet und … gestern hab ich Mia geküsst.”

„Du ... oh fuck!”

Chester stieß die Schrottteile mit dem Fuß an. „Ich habs versaut!”

„Jaah, so kann man es nennen. Dass Schluss ist ... Chaz, das ist gut. Mike hat eine Frau, die er liebt”, sagte Dave sanft.

Chester schniefte plötzlich. „Aber er soll mich lieben!”

„Das tut er aber nicht. Ich habe ihn ja gefragt.”

Chester sah ihn an und plötzlich machte das einen Sinn. „Wann?”

„Ähm ... Montag glaub ich. Wir haben uns im Möbelhaus getroffen.”

„Was hast du ihm gesagt?”, fragte Chester leise knurrend.

Dave hob eine Augenbraue. „Dass er eine Frau hat, die er liebt, dass er ein Baby bekommt. Dass er das nicht aufgeben kann, für ein bisschen rumprobieren. Mehr ist es doch nicht.”

„Hast du sie noch alle? BIST DU VÖLLIG BESCHEUERT? WARUM MISCHT DU DICH DA EIN?”, schrie Chester plötzlich los und warf sich auf Dave.

Der hatte mit solch einem Angriff überhaupt nicht gerechnet und versuchte, Chester von sich zu drücken. „Lass mich ... Chester, geh runter! Bist du verrückt geworden?”

„ES IST DEINE SCHULD! WEGEN DIR HAT ER DAS BEENDET!”

„Das ist gar nicht wahr! Er hatte massive Zweifel! Mike ist völlig überfordert!”, gab Dave heftig zurück.

Chester sah ihn wütend an, doch dann, als hätte jemand den Stecker gezogen sackte er weinend zusammen.

Langsam wischte sich Dave über die Augenbraue, aus der das Blut tropfte. „Scheiße ... Chaz, was ist das für dich?”

„Was denkst du denn, hm?”

Bevor er antwortete, stand Dave auf und suchte sich ein Taschentuch, welches er an seine Augenbraue presste. „Liebe? Richtige Liebe? Willst du dich verstecken? Soll das eine heimliche Beziehung werden? Das packt er nicht!”

„Wir brennen durch … irgendwohin, wo uns niemand kennt”, schniefte Chester.

„Oh Chaz! Ihr seid verdammte Weltstars! Mit Verstecken sieht’s ganz schlecht aus. Also, was willst du von ihm? Er kann keine heimliche Affäre mit dir haben, wenn zu Hause Anna ist, die ihm wegen dir die Hölle heiß macht. Er bricht zusammen.”

„Er soll nur mich wollen!”

„Und dann? Mal angenommen, er will nur dich. Was dann? Was ist mit Anna? Er verlässt sie und Mia und das Baby?”

„Das würde er nie … dafür ist er zu sehr der Ehemann”, flüsterte Chester resignierend.

„Genau deswegen hat er es beendet. Nicht, weil er dich nicht will, Chaz. Bitte versetze dich in seine Lage. Er hat eine Ehefrau zu Hause, keine beste Freundin, so wie du. Und bald zwei Kinder. Und was tust du? Du bestrafst ihn, ignorierst ihn und ... schlimmer noch, küsst seine Tochter! Du Dummkopf“, sagte Dave liebevoll aber seufzend.

Chester senkte den Blick. „Und jetzt?”

„Solltest du zuerst nach Hause gehen und dich waschen, du stinkst nach Alkohol. Und dann gehst du zu ihm, entschuldigst dich und regelst das.”

Chester sah auf die Gitarre. „Ich muss eine neue kaufen … die gleiche.”

„Viel Glück. Die hat er schon ewig.” Dave half ihm hoch. „Ich fahr dich Heim, okay?”

„Ich muss zum Park … mein Auto steht da.”

„Kannst du fahren?”

„Konnte ich doch gestern auch.”

„Dann los. Und dann fahre ich nach Hause. Ich brauche Eis.”

„Tut mir Leid”, nuschelte er leise.

„Schon gut, der war umsonst.” Dave lächelte. Er würde zu seinem Hasen fahren, der könnte pusten.

Zuhause betrat Chester als erstes das Bad. Er wusste nicht, ob die anderen Beiden da waren. Ob sie ihn noch sehen wollten. „Nichts kannst du”, murmelte er und ging duschen.

Sam, die vom Rauschen des Wassers aufwachte, betrat verschlafen das Bad. „Verdammt, Chaz ... warst du die ganze Nacht im Studio? Ich dachte, du kommst Heim. Ich muss eingeschlafen sein.”

„Auto war im Park und Mike war weg.“ Er seufzte. „Tut mir leid.”

„Schon gut. Wie geht es dir?”

„Ich hab Kopfschmerzen.” Er trocknete sich ab und sah sie an. „Wie gehts ihm?”

„Er versteht nicht, warum seine Eltern nur Freunde sind. Warum hast du ihm das auch noch erzählt? Er hat Angst, dass wir uns trennen.”

„Was hätte ich sonst sagen sollen? Er … ich wollte nicht noch mehr lügen … es reicht, dass ich es Mike gegenüber tue.”

„Draven hat irgendwas von einer Gitarre gefaselt, aber ich habs nicht verstanden.”

„Daddy muss einiges an Geld hinblättern und sich noch eine Klatsche abholen.”

„Von Mike? Chaz, die Nacht war beschissen. Sprich nicht in Rätseln!”

„Drave hat die Gitarre von Mike fallen gelassen und angefangen zu weinen … ich … ich hab die Schuld auf mich genommen und das Drecksding gegen die Wand gefeuert und er hats natürlich gesehen!”

Einen Moment schaute Sam ihn nur an, dann lachte sie plötzlich. „Entschuldigung!”

„Ja, mach nur. Ich verlass einfach nie wieder mein Bett.”

„Nein, so darfst du es nicht sehen. Du hast nur echt jeden verdammten Fettnapf mitgenommen.” Sam nahm dessen Hand und brachte ihn zum Bett. „Schlaf erstmal, du siehst echt Müde aus.”

„Vielleicht bringt das ja Pluspunkte. Ich muss diese beschissene Gitarre finden.”

„Jetzt?”

„Ja.” Er nahm sein Tablett vom Nachttisch und tippte das Model ein. Es war ihm egal, wie viel er dafür zahlen musste.

Gespannt sah Sam zu. „Und? Sind wir blank?”

„Hm … Geht so. Müssen wir gute Songs schreiben.”

„Okay, ich vertraue auf dein Können.” Einen Moment sah sie ihn an. „Wann redest du mit ihm? Die besten Songs nützen euch nichts, wenn die beiden Frontmänner im Clinch liegen.”

„Ich weiß zwar nicht worüber wir reden sollten, aber am besten erst, wenn ich das Teil habe, dann haut er mir vielleicht keine rein.”

„Und wann hast du es? Kann man es abholen?”

„Ja, aber aus Toronto.”

„To ... Toronto? Du willst nach Toronto fliegen?”

„Bleibt mir was anderes übrig? Er bringt mich sonst um.”

Sam seufzte leise. „Klär das, ich besorg dir Flüge. Willst du gleich los?”

Chester seufzte. „Nein … ich will noch zehn Tage schlafen.”

„Hey, lass deinen Sarkasmus stecken, mein Freund. Ich bin an der Scheiße nicht schuld!”, knurrte Sam.

„Tut mir leid … ja, ich fliege so schnell wie möglich.”

„Okay. Dann setz dich mit dem Verkäufer in Kontakt.”

Am Nachmittag, als Chester gerade gestartet war, ging Sam zu ihrem Sohn ins Zimmer. „Hey mein Süßer.”

„Ist er weg?”

„Ja, auf dem Weg nach Kanada. Wie geht es dir?”

„Weiß nicht.” Er sah sie an und zuckte die Schultern.

„Hör mal ... ich weiß nicht, was gestern passiert ist, warum es zwischen den beiden passiert ist. Aber ich glaube ihm. Dass er es eigentlich nicht wollte. Er war eh schon angetrunken.”

„Und das macht es besser?”

„Natürlich nicht. Ich wollte nur, dass du weißt, dass er jetzt nicht mit Mia zusammen kommt.”

„Und warum macht er das dann? Warum nimmst du ihn so in Schutz?”

„Weil dein Vater ein elender Idiot ist, aber ... deswegen muss man ihn schon wieder lieben. Draven, du bist sein Ein und Alles. Du stehst weit vor mir. Glaubst du wirklich, er tut dir bewusst weh?”

„Warum ist das bei euch ... so?”

„Das ist nicht von heute auf morgen passiert. Das war ein schleichender Prozess. Und glaube nicht, wir sind wegen dir noch zusammen. Wir hängen sehr aneinander. Chester ist der beste Freund, den man haben kann. Ich liebe ihn und er mich, nur eben nicht ... so.”

„Trennt ihr euch?”

„Aktuell ist es nicht geplant. Es kann immer sein, dass sich einer von uns wirklich und ehrlich verliebt. Aber bisher konnte uns nichts trennen.”

Draven seufzte. „Das ist nicht fair.”

„Egal, ob wir uns trennen oder zusammen bleiben, Drave, wir lieben dich. Er auch, auch wenn seine Bekundung gestern etwas zweifelhaft war.”

„Etwas? Wie kommt der auf son Scheiß? Er sollte weniger saufen, wenn er sich nicht im Griff hat!”

„Das unterschreibe ich.” Sam seufzte leise. „Kann er es denn wieder gut machen?”

„Ich wüsste nicht wie.”

„Soll das heißen, dass du es ihm niemals verzeihen wirst?”

„Ich weiß es nicht. Gerade bin ich nur froh, dass er weg ist.”

Leise seufzte Sam. „Vergiss nicht, dass er dich liebt.” Sie küsste Draven auf die Stirn und ging in die Küche, zum Kochen.


 

Ein neues Baby für Mike

 

Im Studio trafen alle Jungs das erste Mal seit dem Urlaub zusammen. Alle, bis auf Chester.

„War das ... Mikes Baby?”, fragte Rob leise, als er vor den Überresten der Gitarre stand.

„Jap. Chester hatte zu viel Kraft gehabt”, sagte Dave und klopfte Rob auf den Rücken.

„Möchte ich die ganze Story hören?”, fragte er leidig. Er hatte sich so auf die Jungs gefreut. „Mike? Ist alles okay?”

„Nein, Robbie. Du willst nicht alles wissen.”

„Okay. Ich ... ich mach das mal weg? Ist das okay? Du stehst davor und weinst gleich.” Es tat ihm in der Seele weh.

„Würdest du doch auch, wenn so ein Idiot deine Süße kaputt macht!”

„Ja, ja das würde ich. Ich ... Mike, ich räum es weg, okay?”

„Ja …“ Er sah auf die Uhr. „Wo bleibt er? Ich hab Punkt Neun gesagt!”

„Ich habe keine Ahnung.” Brad saß auf dem Sofa, musterte seine Freunde. Die dicke Luft gefiel ihm genauso wenig. „Soll ich ihm schreiben?”

„Ja und sag ihm, dass er in zehn Minuten hier sein sollte, sonst passiert was!”

Brad seufzte und schrieb Chester eine SMS, die unbeantwortet blieb. Stattdessen runzelte Rob die Stirn. „Was macht der in Toronto?”

„Was?” Dave hob die Augenbrauen.

„Er twittert aus Toronto.”

„Ähm … Mike? Hatte er einen Termin?”

„Nein.” Mike blätterte in dem großen Kalender. „Nein. Was soll denn der scheiß?”

„Sollen wir ihn anrufen? Lautsprecher an?”

„Jaah!” Mike war auf Hundertachtzig.

Dave lachte leise, dann öffnete er den Videochat mit Chester, in der Hoffnung, dass dieser rangehen würde.

Mike starrte auf den schwarzen Bildschirm. „Junge ... geh ran”, knurrte er leise.

Chester ging ran, als er gerade seine Tasche vom Band nahm. Die Kamera wackelte dadurch extrem. „Hey. Sorry, ich hab hier nicht viel Empfang”, sagte er außer Atem. „Ich hab auch nicht wirklich viel Zeit.”

„Zeit? Was, zum Teufel, machst du in Toronto, wenn du doch hier sein solltest?”, fragte Mike außer sich.

„Hey, ich hab auch noch was anderes zu tun.”

„Bitte? Wir waren alle verabredet!”

„Reg dich ab, Mikey. Ihr schafft auch zwei Tage ohne mich.”

Mike schnappte nach Luft. Er war viel zu wütend auf den Kerl. „Viel Spaß! Bis irgendwann!”, fauchte er und legte auf.

Dave beobachtete ihn, schaute an die kahle Stelle an der Wand und verbiss sich ein fettes Grinsen. Chester hatte einfach einen riesen Knall!

„Und jetzt?”, fragte Joe kleinlaut. Mike so geladen zu sehen, war neu.

„Woher soll ich das wissen? Am liebsten würde ich nach Hause fahren und ins Bett. Ich hab die Schnauze so voll!”

„Mike, was ist denn passiert? Du warst noch nie so sauer!”

Einen Moment sah es so aus, als würde Mike explodieren, dann ließ er sich aufs Sofa fallen. „Er hat mit Mia geknutscht.”

„Was?”, fragten Rob, Brad und Joe wie aus einem Mund.

„Tja ... was soll ich sagen. Ich bin ausgerastet. Ich ... scheiße, das ist mir alles gerade zu viel.”

Dave legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Geh nach Hause. Wir machen schon mal ein paar Notizen, nehmen vielleicht ein paar Melodien auf und wenn Chaz wieder da ist, regelt ihr das, ja? Wir können es nicht gebrauchen, dass ihr euch nur anzickt.”

Mike sah ihn einen Moment an. „Okay. Ähm ... ich hab noch eine Kiste Wasser im Auto. Kommst du kurz mit raus?”

„Klar, kleiner, schwacher Teddy.”

„Ach leck mich”, lächelte er schwach und ging mit Dave raus. „Ist es am Ende meine Schuld? Weil ich es beendet habe?”

„Nein! Mike, du bist vernünftig. Du gibst deine Familie nicht für ein kleines Abenteuer auf. Hör auf dir zu sagen, dass du Schuld bist. Chaz ist ein Idiot.”

„Nein. Er ist ... Chaz. Ich ... ich vermisse ihn und gleichzeitig bin ich so wütend.”

„Seid Freunde, Mike, aber nicht mehr. Du siehst doch, wo das endet. Irgendwann hast du keine Gitarren mehr, die er zerdeppern kann.”

Mike seufzte leise und deutete auf die Wasserkiste. „Ich weiß nicht, wie wir das wieder hinbekommen sollen.”

„So sauer?”

„Nein. Wegen seinen Gefühlen.”

„Wie meinst du das?”

„Was, wenn er zugrunde geht? Du kennst ihn doch. Was wenn ... wenn ich mich nicht zurück halten kann?”

Dave nahm Mike in seine Arme. „Hör zu, Kleiner. Chester ist erwachsen. Er kommt darüber weg. Morgen kommt er mit einem Kanadier an, du wirst sehen.”

„Na toll. Will ich ihn mit einem anderen Knutschen sehen?”

„Ja, denn dann tut er es nicht mit dir.”

Mike schaute ihn einen Moment an und seufzte leise. Nicht mit ihm? War das jetzt gut

Er verabschiedete sich und fuhr nach Hause. „Hey”, sagte er zu seinen Frauen, die im Wohnzimmer saßen.

„Hey, was machst du denn schon wieder hier?”, fragte Anna ihren Mann lächelnd

„Chester amüsiert sich in Toronto. Ich bin zu genervt fürs Studio, also haben sie mich nach Hause geschickt.”

„Er ist … er wusste aber, dass ihr euch heute treffen wolltet?”

„Ja ... ich übersehe es jetzt einfach. Sonst platze ich. Ich nehme mir jetzt ein Bier und setze mich in den Garten.”

„Mach das, Schatz.”

Mia seufzte leise. „Mum, was macht er wohl in Kanada?”

„Das weiß ich nicht und es ist mir egal und dir sollte es das auch.”

„Nein, ist es nicht. Warum sollte es mir egal sein?”

„Weil du ihn niemals haben wirst! Er ist älter als dein Vater! Er ist verheiratet und hat einen Sohn! Mia, hör auf die Hoffnungen zu machen! Kommt er dir noch einmal zu nahe, zeige ich ihn an.”

„Was? Nein! Warum?” Mia starrte sie wütend an.

„Weil das Verführung Minderjähriger ist und ich diskutiere nicht!”

Mia knurrte. „Dann passiert es eben heimlich!” Mia stand auf, warf ihrer Mutter noch einen bösen Blick zu und stampfte die Treppe hinauf zu ihrer neuen Wohnung.

Mike seufzte, als er das hörte. Wie sollte er seiner Familie jemals in die Augen schauen, sollte es herauskommen, was er getan hatte?

 

Chester atmete erleichtert auf, als das Taxi zwei Tage später vor seinem Haus hielt. Den Fahrer bezahlend stieg er aus, nahm seine Sachen aus dem Kofferraum und betrat das Haus. Niemand da. Sam war vermutlich bei Anna und Draven bei Freunden.

Er sah auf den Gitarrenkoffer in seiner Hand, dann packte er die rote Gitarre aus und grinste zufrieden. „Fast pleite für was kleines Rotes … ich hätte ihm ein Kleid oder Stiefel kaufen sollen“, sagte er leise zu sich, dann sah er sich um. Wirklich keiner da? Das musste man ausnutzen!

Schnell zog er die Schuhe aus und rannte ins Wohnzimmer, wo er, mit der Gitarre in der Hand auf das riesige Sofa sprang. „ICH BIN DER KÖNIG DER WELT!“, brüllte er und hüpfte auf den Polstern und versuchte ein paar coole Akkorde zu spielen.

Draven, der seinen Vater eigentlich ignorieren wollte, zuckte bei dem Geschrei zusammen. Er ging ins Wohnzimmer und schaute seinen Vater genervt an. „Bist du jetzt völlig gaga?”

Chester erschrak so sehr, dass er fast vom Sofa rutschte, konnte sich aber noch rechtzeitig festhalten. „Drave!” Er schluckte, dann grinste er. „Ich hab die Gitarre!”

„Prima. Mike war pissig, weil du nicht da warst. Hat Anna zu Mum gesagt.”

„Ja, ich weiß.” Chester stieg vom Sofa. „Ist … Draven … ist alles okay bei uns?”

„Hast du den Eindruck, es wäre so?” Draven sah ihn einen Moment an. „Es ist nett, dass du die Gitarrensache auf dich genommen hast. Ich ... Danke. Aber .... es tut einfach weh.”

„Lass es mich wieder gut machen. Sag mir wie und ich mach es!”

„Ich weiß nicht, wie. Vielleicht wird die Zeit es zeigen. Es war einfach ... ein irrer Vertrauensbruch.”

Chester senkte den Blick. Es war ein beschissenes Gefühl, dass sein Sohn ihn hasste. „Sag mal … seit wann spielst du Gitarre?”

Draven, der schon gehen wollte, drehten sich um und lächelte leicht. „Hm ... seit drei Jahren, etwa.”

„Oh Mann … ich bin ein beschissener Vater.”

„Nicht grundsätzlich. Du bist selten da.”

„Ist das gut oder schlecht?”

„Das ist okay, du bist berühmt. Ich hätte es dir ja auch sagen können.”

Chester sah ihn an, dann ging er auf ihn zu und küsste ihn auf die Stirn. „Ich hab dich lieb, und es tut mir wirklich leid. Bitte … verzeihe mir irgendwann.”

Draven schloss die Augen und spürte, wie ihm wieder die Tränen kamen. „Vielleicht ... irgendwann ...”, flüsterte er und wandte sich ab. „Ähm ... Danke ... wegen der Gitarre.”

„Bedank dich nicht zu früh. Vielleicht zieht er sie mir über den Schädel.”

„Das wäre dann ziemlich blöd, weil er dann wieder keine Gitarre hat. Aber dass du extra nach Kanada fliegst ...”

„Und uns fast pleite mache …”

„Ehrlich?”

„Nein, aber die war Sauteuer. Ist wohl was ganz besonderes.”

„Wann gibst du ihm die?”

„Ich weiß nicht. Heute? Morgen?”

„Hm, die Jungs sind im Studio. Brings hinter dich.”

Chester nickte leicht. „Okay. Mach keinen Blödsinn, ja?”

Draven schaute ihn nur mit erhobenen Augenbrauen an und ging dann in sein Zimmer.

Schnell stieg Chester ins Auto, als er notdürftig die Gitarre in dem erstbesten Geschenkpapier gewickelt hatte, das er finden konnte. Wenigstens etwas. Er fuhr zum Studio und atmete tief durch.

„Okay… ganz ruhig. Die anderen werden ihn daran hindern, dich umzubringen”, murmelte er und schloss das Studio auf.

Dort saßen die Jungs zusammen, sprachen allgemein über Ideen für das kommende Album. Joe wollte wieder mehr Elektrosound und ereiferte sich richtig.

„Hey, ich habe ein paar echt geniale Tracks!”

„Ich wäre für Rock”, sagte Chester leise, als Rob heftig protestierte.

„Sag ich doch!” Rob grinste. „Hey Chazy!”

Mike schluckte und schaute ihn mit gemischten Gefühlen an.

„Hey. Ich hoffe ich störe nicht.”

„Wohl kaum, es sei denn, du bist ausgestiegen, was ich nicht annehmen möchte”, sagte Mike leise.

Lächelnd schüttelte Chester den Kopf. „Kann ich dich kurz sprechen?”

Mike atmete tief durch und stand auf. Gemeinsam betraten sie den Aufnahmeraum, wo Mike die Tür schloss. Der schalldichte Raum kam ihm gerade recht.

Chester biss sich auf die Unterlippe. „Es tut mir leid, Mike. Wirklich. Ich weiß, du bist sauer, und das bist zu zurecht, aber … ich schwöre, ich will nichts von ihr.”

Mike nickte langsam. „Ja ... ja, ich weiß”, sagte er leise.

Chester streckte die Hand mit der eingepackten Gitarre aus. „Für dich.”

Mike starrte ihn an, Minuten lang. „Was ... was hast du gemacht?”, fragte er leise. Er nahm das Paket an sich und wickelte es aus. „Chaz! Bist du des Wahnsinns?!”

„Hm … manchmal.” Er lächelte schief. „Ist nicht deine, aber ich hoffe, dass sie besser ist als der Haufen Schrott den ich hinterlassen habe.”

„Ist wohl alles besser, als der Haufen Schrott. Chaz, sie ist irre selten. Wo hast du ... Kanada! Du bist bis nach Kanada geflogen?”

„Ja. Ich wollte nicht extra nach Russland. Da wär ich erst in ein paar Tagen wieder hier gewesen.”

„Lass deine Witze. Wieso tust du das?”, fragte Mike gerührt und fassungslos.

„Weil ich zu viel kaputt gemacht habe, Mike. Das war ich dir schuldig.”

„Das ist einfach unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.”

„Sag einfach, dass du mich nicht mehr schlägst. Das tat echt weh.”

Mike senkte den Blick auf die Gitarre. „Ich habe mich verraten gefühlt”, sagte er leise.

Chester nickte nur. Er konnte es nicht mit Worten oder Geschenken gut machen, dass wusste er. „Es tut mir leid.”

„Hör auf, dich zu entschuldigen. Versprich mir, dass du sie nicht mehr anrührst, egal, was sie dir erzählt. Und … ich verspreche, nicht mehr zuzuschlagen. Es tut mir leid, Chaz.”

„Ich verspreche es.” Chester biss sich auf die Unterlippe.

„Was ist mit Draven?”

„Hasst mich.”

„Oh nein ... Scheiße.” Mike sah ihn an und seufzte leise. „Ich bin sicher, dass du einen Weg findest, es wieder gut zu machen.”

„Ja … vielleicht, irgendwann.” Chester sah ihn an. „Mikey?”

„Hm?”

„Kannst ... also … kannstdumichumarmen?“, nuschelte er.

Für einen Moment wollte er zögern, doch am Ende siegte seine Sehnsucht. Er legte die Gitarre beiseite und zog Chester an der Hand an sich. „Komm her ...”

Erleichtert umarmte Chester seinen Freund und schmiegte sich in dessen Arme.

„Du raubst mir noch der Verstand, Chaz ...”

„Tut mir leid.” Chester lächelte leicht und seufzte zufrieden. Mike roch unglaublich gut.

„Ich vermiss dich”, flüsterte Mike, auch wenn er es gar nicht wollte.

„Ich dich auch … aber ich verstehe, dass es so sein muss.”

„Warum fühlt es sich dann so beschissen an?”

„Weiß nicht. Zumindest nicht, warum es dir dabei beschissen geht.”

„Ähm ... weil ich dich vermisse und weil das nicht richtig ist?”

Chester lächelte. Dann küsste er ihn auf die Wange. „Ich lieb dich, Mikey.”

„Ich dich auch ...” Mike sah ihn an, gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund. Es war ein Fehler, aber Menschen machten Fehler. „Danke für mein neues Baby!”

Chester seufzte leise. „Du bist gemein.”

„Warum?”

„Weil du einfach aufhörst.”

„Hast du nicht eben noch gesagt, es ist falsch, wegen Familie und so?”

„Bei dir vielleicht.”

„Hm ... weißt du ... ich weiß gar nicht mehr, was richtig und was falsch ist ...”

Chester lächelte schief. „Das weiß doch keiner mehr in der heutigen Zeit.”

„Ja, wohl wahr!” Mike seufzte, als die Jungs nach ihnen riefen. „Ich geh jetzt mein Baby einweihen. Oder besser gesagt, erstmal stimmen!”

„Viel Spaß”, sagte er lächelnd.


 

Betthasen und andere süße Dinge

 

Zwei Tage später knurrte Sam. „Chaz, du machst mich irre. Geh aus meiner Küche raus. Warum bist du so unruhig? Hast du Hummeln im Arsch?”

Chester wackelte mit dem Kopf und klaute sich was von den Nudeln. „Mir ist langweilig.”

„Dann geh dich amüsieren. Im Ernst. Ich bin mit Lindsey verabredet, Draven ist bei seinem Kumpel. Geh ... vögeln. Vielleicht bist du dann ein bisschen entspannter!””

„Du lässt mich allein? Einfach so?”

„Nein, ich gehe Lästern und du gehst vögeln!”

Chester seufzte. „Du magst mich gar nicht mehr …”

„Warum sagst du das?”

„Weil du nicht mit mir vögeln willst.”

„Ich glaube, du brauchst mal wieder einen Mann!” Sam grinste. „Such dir was geiles, heißes, Baby.”

„Hm, okay, meinst du Mike ist allein?”, fragte er grinsend.

„Er ist noch nicht soweit, mein Süßer. Los, mach dich schick!”

„Suchst du mir was raus?”

„Klar.” Sam ging ins Schlafzimmer und öffnete die Tür zum Kleiderschrank. „Hm, Dunkel mag ich bei dir am liebsten.” Sie reichte ein schwarzes Hemd und eine dunkle Hose. „Was machst du, wenn dich jemand erkennt?”

„Dann renn ich ganz schnell”, sagte er, zog sich um und nahm seine Lieblingsschuhe, natürlich in schwarz und eine Sonnenbrille. „Mich wird hoffentlich niemand erkennen.”

„Dann lass es krachen, Schatz.” Sie küsste ihn und grinste breit.

„Bis später.” Er lächelte, dann fuhr er zum bekanntesten Club in der Stadt. Naja … zumindest bei schwulen Männern bekannt. Was er sah, ließ ihn schlucken. Er war ewig nicht mehr feiern und die ganzen Männer waren echt gewöhnungsbedürftig.

Blaine lehnte am Tresen und grinste. „Jessy, wenn du nicht gleich aufhörst auf dem Stuhl rumzurutschen, fick ich dich. Dann hat sein Süßer Pech!”

„Du versprichst immer nur und tust es nie. Er kann ja zugucken.”

„Du würdest dich nur unsterblich in mich verlieben”, lachte Blaine.

„Ja, klar. Träum weiter.”

Lachend nippte Blaine an seinem Bier. „Da kommt er!”

„Wer kommt?” Jessy sah sich um und grinste. „Na sieh mal einer an, wer da ist.”

„Hey Hasi”, lachte Dave. Er zog Jessy an sich und biss ihm sanft in die Lippe.

Der schnurrte, „Hey… ich dachte schon, du willst doch nicht herkommen.”

„Klar, dann hätte ich mich gemeldet. Hey Blainey.”

Der hob die Hand und grinste. „Er ist rollig.”

„Bin ich gar nicht! Hör auf zu lügen!”

„Und wie. Er rubbelt sich schon am Stuhl.” Blaine wich aus, als Jessy mit dem Bieruntersetzer nach ihm warf. Doch statt ihn, traf er einen Kerl, der abseits von ihnen an Tresen lehnte und den Blick schweifen ließ.

Chester sah an sich runter, wo der Untersetzer vor seinen Füßen lag. „Ist das heut zu Tage die neue Anmache?”, fragte er und sah zu der Gruppe. „D ... Dave?”, fragte er überrascht und geschockt.

Der war nicht minder schockiert. „Chaz? Was ... oh ... ich ... nützt es was, wenn ich sage, dass es anders ist, als es aussieht?”

„Da du deine Hände in der Hose von einem …“ Chester versuchte das Alter des jungen Mannes zu schätzen. „Zwanzigjährigen hast … nein.”

„Er ist vierundzwanzig. Shit. Ähm ... können wir später reden? Turnt irgendwie ab und ... naja, du bist sicher nicht zum Bier trinken hier.”

„Hm … nein. Sam hat mich weggeschickt.”

Jessy sah hin und her. „Ähm … Bier klingt aber gut. Was sagst du, Blaine?”

Der sagte gar nichts mehr. Er starrte Chester lüstern an und biss sich auf die Lippe.

Jessy kicherte und küsste Dave aufs Ohr. „Lass uns woanders hin. Blaine hat jemanden gefunden.”

„Okay. Chaz, wie wäre es, wenn wir zwei morgen frühstücken? Lindsey ist arbeiten. Kommst du zu mir?”

„Hm … ja.” Chester grinste Blaine an. „Alles okay?”

„Aber ja. Ich habe gerade einen Kopforgasmus.” Er hob kurz und amüsiert die Augenbrauen.

„Tut das weh?”

„Nein, es ist geil, Baby!” Er lachte leise. „Trinken wir was?”

„Was hättest du denn gern?”

„Wodka-E.”

„Hm … E kenn ich anders”, sagte er, als das Getränk vor Blaine stand.

„Aber sowas nehmen wir nicht”, sagte Blaine lächelnd. „Und was treibt Chester Bennington in einen Gay Club?”

„Hm … seine Frau wollte nicht?”

„In den Club, oder vögeln?”

„Beides.” Chester grinste leicht und trank ein Schluck aus seiner Bierflasche.

„Hm ... aber Chester möchte vögeln?”, fragte Blaine mit einem tiefen Blick.

„Frag ihn doch.”

Blaine schaute ihm tief in die Augen, trat dann näher und wisperte ihm ins Ohr: „Darf ich dich vernaschen?”

„Versuchs”, sagte Chester leise.

Blaine grinste leicht und knabberte an Chesters Ohr. „Wollen wir uns einen ruhigen Platz suchen?”

„Sowas gibt es hier?” Demonstrativ sah Chester sich im Club um. Er wäre auch woanders hingegangen. Sam hatte Recht. Er brauchte nur mal wieder einen Mann und Mike kam nicht in Frage.

„Klar.” Frech nahm Blaine dessen Hand und zog ihn mit sich, raus aus dem Hauptraum, in einen kleineren, wo die Musik anders war, ruhiger, wenn nicht unbedingt leiser. Es gab Sitzgruppen, kleine Separees, welches Blaine ansteuerte. Das Sofa und der runde Tisch waren sein Ziel. „Komm her ...”

Chester folgte ihm und setzte sich auf das Sofa. „Hätte man dem Laden gar nicht zugetraut.”

„Er ist besser, als er von außen wirkt. Soviel ist klar.” Blaine streichelte Chesters Arm und fixierte ihn. „Dave und Jessy kennen sich schon eine Weile und ich weiß, wer Dave ist. Deswegen weiß ich auch, wer du bist. Dich jetzt hier zu haben ... ich muss echt aufpassen.”

„Wobei? Hör mal … Können wir diese Ich kenn dich - Sache lassen? Wir sind beide nur wegen einem hier, richtig?”

Blaine lachte. „Jetzt sofort? Ich dachte, wir trinken noch aus.”

„Meinetwegen können wir auch tanzen.”

„Tanzen ... na das sollten wir sein lassen. Ich tu dir nur weh.”

Chester lachte. „So schlimm?”

„Jaah ... ich hab Rhythmus, aber nur im Bett.”

„Das werden wir noch sehen.”

„Na das hoffe ich doch.” Blaine biss sich auf die Lippe und rutschte etwas dichter. „Eine Frage, die nicht unwichtig ist, weil es viele Typen gibt, die es nicht tun.”

„Ach und was?”

„Küssen ... küsst du?”

Chester lächelte. „Ja. Das ist das Beste daran.”

„Gut ...”, Sanft streichelte Blaine mit seinen Lippen über Chesters. Er musste sich wirklich arg beherrschen. Chester Bennington war schon verflucht heiß.

Chaz schloss die Augen. Er wollte zumindest kurz alles vergessen. Den ganzen Stress der letzten Tage. Zärtlich küsste er den jungen Mann vor sich.

Der presste seinen Hintern auf das Sofa und grinste. „Ich kletter gleich auf deinen Schoß, also nicht erschrecken.”

Chester lachte. „Ich dachte du wolltest noch etwas trinken.”

„Hm .... das mach ich später”, raunte er vertiefte den Kuss erneut und stöhnte leise auf. Himmel, das war unglaublich.

Chester schnurrte leise, drückte Blaine aber von sich. „Hier?”

„Nein. Soweit kann ich mich noch beherrschen. Ich teile mir eine Wohnung mit Jessy. Kommst du mit? Ich hab ein tolles Bett ... im Gegensatz zu ihm.”

„Was ist an deinem besser?”

„Es hat ein Bettgestell!” Blaine grinste breit.

„Ähm … okay.” Verwirrt stand er auf und sah sich um.

„Na komm. Fährst du Motorrad?”

„Ich selbst nicht, nein. Ich fürchte dann würde ich sofort im Graben liegen.”

„Naja, ich fahre. Du darfst dich an mir festhalten.” Frech grinste Blaine und ließ sich an der Garderobe seine Lederjacke geben.

Chester grinste, folgte ihm dann nach draußen und atmete erleichtert auf. „Viel besser.”

„Solltest du stickige Luft nicht gewohnt sein?”

„Das ist was anderes.”

„Achso.” Blaine setzte sich auf seine schwarze Honda. „Na los, Baby ...”

„Wenn mir was passiert, trittst du für mich auf”, grinste er und setzte sich hinter Blaine. „Los … sonst laufe ich.”

„Ich kann nicht singen. Aber ich kann Schlagzeug spielen.” Blaine grübelte kurz. „Ich sollte Rob dann besser flachlegen, was?”

„Du kannst es versuchen, aber ich glaube der würde dich dann als Schlagzeug benutzen.”

„Hm, sexy.” Blaine fuhr los. Chester so dicht zu spüren, ließ ihn unendlich geil werden.”

Als sie hielten biss Chester dem Mann in den Nacken und grinste. „Gut gefahren.”

„Ja, ich kann das.”

Blaine schloss auf und lauschte. „Sie sind noch nicht da.” Frech zog er Chester an seiner Jacke mit sich. „Diese Nacht wird heiß ...”

„Dann zeig mal was du kannst. Oder sind das nur leere Versprechungen?”

„Sicher nicht ...” Mit einem Tritt schloss Blaine die Tür.

 

Am Morgen, als Jessy noch tief und fest schlief, trat Dave verschlafen aus dem Zimmer. Nur in Shorts gekleidet ging er ins Bad. Dass Chester vor dem Spiegel stand, ignorierte er. „Morgen”, brummte er.

Chester hatte Dave glatt vergessen nach dieser Nacht. Verwirrt sah er ihn an. „Du kleiner Mistkerl …”

„Ich hab dich auch lieb”, nuschelte Dave, spülte und schaute Chester an. „Darf ich ans Wasser?”

Schweigend trat Chester beiseite und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ebenfalls schweigend wusch sich Dave die Hände, schaute Chester durch den Spiegel an. „Gut geschlafen?”

„Sag mal … willst du mich eigentlich verarschen?”

„Warum?” Dave lächelte und setzte sich auf den Klodeckel.

„Du …” Chester sah ihn fassungslos an. „Du vögelst mit nem Kerl und sagst Mike, er soll das mit mir lassen?”

„Ich habe auch keine Kinder. Und Jessy ... naja, Lindsey weiß es. Seit zwei Jahren schon. Er ist ... mein Hase.”

„Du bist unglaublich! Scheiße, wann wolltest du es uns sagen?”

„Gar nicht. Jessy ist mein süßes, kleines Geheimnis.” Dave seufzte leise. „Wann wolltest du uns sagen, dass du schwul bist und Sam nur eine Freundin?”

„Ihr wusstet seit Anfang an, dass ich Bi bin! Ich hab mir oft genug Sprüche von euch anhören müssen! Und das mit Sam hätte ich gesagt, wenn …“ Er seufzte, „ich Mike gesagt hätte, was ich fühle.”

Einen Moment nickte Dave. „Hör mal, Jessy ist mir verdammt wichtig. Wie gesagt, Lins weiß es. Sie steht absolut hinter mir. Das ist nichts, was man aufbauschen muss. Aber sag mir mal was. Wie willst du das mit Mike anstellen, hm? Wenn ich meine Meinung nicht gesagt hätte ... wie wäre es weiter gegangen?”

„Wie meinst du das?”

„In Bezug auf Anna und die Kinder.”

„Ich weiß es nicht. Ich weiß, was ich für ihn fühle. Vielleicht … hätte sich das bei ihm auch entwickelt.”

„Neulich ... als du mit der Gitarre angekommen bist, was ist passiert, hm? Er war knallrot, als er wieder rauskam.”

„Es ist weniger passiert als du denkst. Er hat mich nur kurz geküsst.”

„Was denkst du darüber?”

„Was soll ich denn denken? Ich will ihn und bekomme ihn nicht. Danke dafür.”

„Es ist nicht meine Schuld, Chaz und das weißt du! Ich möchte von dir wissen, warum du denkst, weshalb er dich geküsst hat.”

„Weil er mich vermisst. Und doch, es ist deine Schuld. Vorher war es ihm egal. Jetzt ist er so verdammt vernünftig!”

„Es war ihm nicht egal. Ich habe ihn gesehen, als Anna ihn durch das Möbelhaus geschleift hat. Er war dermaßen fertig und aggressiv, dass er alle, die ihn angeschaut haben, fast geköpft hat.”

„Aber doch nicht, weil wir uns küssen!”

„Himmel, Chaz! Du kennst ihn. Mike ist dermaßen sensibel, dass es wehtut!”

„Ich kann nicht so tun, als wär nie was gewesen, Dave …”

„Hm ...” Einen Moment schwieg Dave, schaute ihn nur an. „Hast du die Kraft und die Energie das durchzuziehen? Liebst du ihn genug, um ihn, egal in welcher Lebenslage, aufzufangen?”

„Ich liebe ihn. Seit mehr als sechzehn Jahren! Wir schaffen alles. Irgendwie geht das!”

Dave starrte ihn an. „Bitte was? Sechzehn Jahre?”

„Naja … seid er mich damals angerufen hat”, nuschelte Chester. Er hatte sich damals in Mikes Stimme verliebt, und als er ihn gesehen hatte, war es komplett vorbei gewesen.

„Oh Mann, das ist heftig.” Langsam nickte Dave. „Okay, ich geh jetzt zu Jessy kuscheln. Und du ... du gehst zu Mike.” Dave grinste. „Anna ist bei ihrer Schwester. Ein Hoch auf tratschende Frauen. Ich glaube, sie hat Mia mitgenommen.”

„Und du redest ihm das nicht wieder aus?”

„Nein. Ich stell ihm sogar meinen Betthasen vor. Oh und verabschiede dich von Blaine. Er ist echt süß.”

Chester lächelte. „Dir ist klar, dass ich es Mike sagen werde, oder?”

„Dass ich einen Betthasen habe? Ihr sie solche Tratschies!” Er zwinkerte und verschwand zu seinem Freund.

Chester grinste und ging in Blaines Zimmer um sich anzuziehen. „Blaine?”

„Wie spät ist es?”, nuschelte der in sein Kissen.

„Neun.”

„Uff ... noch so früh.” Er sah auf. „Gehst du?”

„Ja.” Chester stieg in seine Jeans und gab Blaine einen Kuss. „Danke.”

„Seh ich dich wieder?”, fragte Blaine leise und streichelte dessen Wange.

„Ich weiß nicht. Vielleicht. Du kannst ja von mir träumen.”

„Das klingt nicht gut.” Blaine richtete sich auf. „Küss mich nochmal ... bitte”, hauchte er.

Chester legte seine Hand in Blaines Nacken und küsste ihn langsam und tief. Die Nacht war unglaublich gewesen. Der Kleine war echt süß, aber für länger? Wohl kaum.

Fast war Blaine versucht, Chester zurück in sein Bett zu ziehen, doch der zog sich zurück und ging. „Scheiße”, murrte er und schlürfte mit seiner Decke zu Jessy und Dave. „Keiner will mich”, murrte er und krabbelte aufs Bett zu dem kuschelnden Paar.


 

Im Bett mit Linkin Park

 

Eine Stunde und eine Dusche später, stand Chester mit warmen Brötchen und zwei Kaffee von Starbucks vor Mikes Haus und klingelte Sturm.

„Das darf doch alles nicht wahr sein! Ich kann doch ausschlafen! Wer ...”, schimpfte Mike, der in Unterhose die Tür geöffnet hatte. „Fuck, bist du aus dem Bett gefallen?”

„Es ist zehn Uhr, Mikey.”

„Jaah ... und?” Mike schlürfte zurück in sein Bett und fiel praktisch hinein, kuschelte sich ins Kissen.

Chester hatte den perfekten Blick auf Mikes Hintern und grinste. „Hm … Ich hab Kaffee und Brötchen.”

„Ich hab Sturmfrei und du hast mich geweckt!”, maulte Mike mit geschlossenen Augen.

Kurz überlegte Chester, dann stellte er alles beiseite und krabbelte frech über Mike aufs Bett und legte sich auf ihn. „Wir können ja zusammen weiter schlafen.”

„Jaah ... leg dich hin und sei leise ...” Mike seufzte leise und schmatze, bevor er Chaz abschüttelte und näher an den warmen Körper rutschte.

Chester zog sich schnell die Jeans aus und legte die Arme um Mike. Er war richtig süß, so verschlafen. „Du oller Brummbär.” Da war die dumme Kuh nicht da und Mike war müde. Wollte er überhaupt wissen, was er nachts machte? Nein … lieber streichelte er dessen Rücken.

Chaz Geruch und die Nähe ließen Mike leise seufzen. „Das ist schön ... aber ich hab kalte Füße.”

Chester lachte leise und zog die Decke vom Boden aufs Bett, legte sie über sie beide und biss sich auf die Unterlippe. Er streichelte Mikes Wange. „Du bist echt süß …”

„Nur müde ...” Mike seufzte genießend. Dann rutschte er noch näher. „Halt mich fest”, flüsterte er.

„Bekomm ich dafür einen Kuss?”

Mike hob mit geschlossenen Augen den Kopf und fand beinahe zielsicher Chesters Mund, den er für einen süßen Kuss einfing.

Schnurrend hielt Chester ihn fest, ließ ihn den Kuss nicht beenden. Er wollte nicht, dass es vorbei war.

Wie das passierte, wusste Mike nicht, aber am Ende lag Chester halb auf ihn, sie küssten sich tief und langsam. Es war der perfekte Moment.

Zärtlich streichelte Chester über Mikes Bauch. Konnten sie jetzt die Zeit anhalten? Sein Herz raste so extrem. Er liebte ihn einfach.

Mike schaute ihm in die Augen. „Ich werde immer wieder schwach”, sagte er leise.

„Finde ich gut.”

„Warum? Ich tu dir weh ...”

„Jetzt gerade nicht.”

„Und was, wenn Anna mich wieder einspannt?”

„Dann warte ich auf dich.”

Mike streichelte Chesters Nacken und Gesicht. „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es zerreißt mich ...”

Chester schloss die Augen. „Das will ich nicht … sag … sag mir, was ich machen soll. Soll ich aufhören?”

„Nein!”

„Was dann?” Chester setzte sich auf Mikes Hüfte. „Sag es mir. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht.”

„Sag mir, was ich mit Anna machen soll. Mit meiner Familie. Ich habe keine Angst, es den Fans zu sagen oder den Jungs. Nur ... was mach ich mit meiner Familie?”

Chester war kurz davor ihm zu sagen, dass er sie sitzen lassen sollte, aber das konnte er nicht. In erster Linie war Mike sein bester Freund und dem riet man nicht, seine Familie zu verlassen. Aus der Sicht des besten Freundes war Anna toll für Mike. Sie liebte ihn, sie machte ihn glücklich … aber im Inneren schrie Chester jedes Mal. „Ich weiß es nicht …”

„Was ... was passiert, wenn ich sie verlassen würde?”

„Dann wäre ich da.”

„Als was?”

Chester sah ihm in die Augen und schluckte. „Als dein bester Freund und… als Freund.”

„Bester Freund oder fester Freund?”, fragte Mike leise, streichelte nebenbei über dessen Arme.

„Alles, was du willst.”

„Nein, sag mir, was du willst ...”

„Ich will dich, Mike. Ganz und für immer.” Jetzt war es also raus.

„Was ... fühlst du? Liebe?”

Ganz leicht nickte Chester und biss sich auf die Unterlippe.

„Chaz ...” Mike flüsterte seinen Namen, strich mit dem Daumen über dessen Lippe. Dass sein Herz raste, spürte er, doch was es bedeutete, konnte er nicht genau sagen. Stattdessen zog er ihn zu sich hinunter, küsste ihn mit all seinen verworrenen Gefühlen und schmiegte sich an ihn.

Chester seufzte leise auf und erwiderte den Kuss. Und jetzt? Jetzt wusste Mike, was er fühlte, aber wie es weiter gehen würde, hatte er nicht gesagt. „Mike … was … was machen wir jetzt?”

„Ich habe keine Ahnung.” Mike sah ihn an, streichelte dessen Gesicht. „Weißt du eigentlich, wie verdammt gut du aussiehst? Und ich meine nicht das „Oh, du bist so süß und sexy” - Gehabe deiner weiblichen Fans. Du bist ... ein unglaublich schöner Mann!”

Chesters Ohren wurden rot, als er das hörte und verlegen versteckte er sein Gesicht an Mikes Hals. Mit sowas konnte er nicht umgehen, nicht wenn es ernst gemeint war. „Danke.”

Grinsend schlang Mike die Arme um seinen besten Freund. „Hör mal ... Anna kommt erst morgen Abend wieder. Bleiben wir im Bett?”

„Hm … klingt toll. Was ist mit den Jungs?”

„Hm, die können auch ins Bett kommen”, schnurrte Mike an dessen Hals.

„Hm, könnte Dave glatt machen, aber der bringt dann seinen Betthasen mit.”

„Keine Frauen im Bett!”

„Oh keine Angst. Daves Hase ist ein Mann.”

Mike schaute ihn schweigend an. „Was?”

„David Michael Farrell hat was mit einem Kerl.”

„Das soll wohl ein Witz sein!” Mike setzte sich mit Chester auf. „Er sagt zu mir, ich darf meine Familie um Gottes Willen nicht verlassen und er vögelt mit einem Kerl rum?”

„Linsey weiß es angeblich und seine beste Antwort war, dass er keine Kinder hat.” Chester knabberte an Mikes Hals. „Ich hätte ihm fast eine gedonnert.”

„Lass mich das machen. Aber ich meine es ernst. Die sollen alle herkommen, ins Bett. Und ich vertraue den Jungs, sie sagen nichts und ... naja, wenn sie es doch tun, dann ... bin ich früher Single, als geplant und ... Chaz, ich liebe die Jungs. Ich will keine Geheimnisse haben.”

„Ich weiß … ich habe nur Angst.”

„Wovor?”

„Das … naja, dass sie ein Argument bringen, dass dich zweifeln lässt.”

„Ich weiß, dass ich Anna betrüge und verdammt, sie wird mir ganz sicher eine donnern. Ich weiß, dass ein Baby unterwegs ist. Was sollten sie sonst sagen?”

„Das wir uns das aus dem Kopf schlagen sollten?”

„Das sagen sie ständig, wegen allem, was wir tun.”

Chester seufzte leise. „Okay… ruf sie an und dann küss mich.”

„Ich küss dich erst, dann ruf ich an und dann küss ich dich wieder.” Mike grinste und biss zart in dessen Lippe.

Chester schnurrte und zog Mike frech mit sich zurück auf die Matratze.

 

Beinahe eine Stunde später grinste Mike, als er Daves Nummer wählte.

„Hey Spikey, was gibs?”, fragte der sofort, während Chester frech an Mikes Hals hing.

„Schnapp dir deinen Betthasen, wir machen Kuschelstunde in meinem Bett mit den Jungs.”

„Ähm … Mikey? Alles okay?”

„Ja, wieso?”

„Du … vergiss es. Wir machen uns auf den Weg.”

„Danke!” Mike legte auf und rief Rob an.

„Wer stört?”, brummte der ins Telefon.

„Pack deine Pyjamahose ein, Kleiner. Wir machen eine Matratzenparty bei mir zu Hause.”

„Dir ist schon klar, dass es mittags ist?”

„Echt? Bring Pizza für alle mit.”

„Du hast einen Schatten, Mikey”, lachte Rob und legte auf.

Mike schaute das Telefon an. „Kommt der jetzt?” Verwirrt wählte er Robs Nummer erneut.

„Waaaaas?”

„Bringst du Pizza mit? Kommst du überhaupt? Du legst einfach auf, was ist denn das für eine Kinderstube, Junge?!”

„Alter, hast du was geraucht? Chill mal. Ich muss erstmal aufstehen.”

„Musst dich aber nicht anziehen. Einfach ins Auto und los.” Nun war es Mike, der auflegte und Joe anrief. Joe war genauso wie Brad ziemlich verwirrt, doch sie setzten sich ins Auto und fuhren los. „So ... und nun ... küss mich!”

Chester schnurrte, legte seine Hände in Mikes Nacken und küsste ihn langsam und tief.

Beinahe hätten sie die Klingel überhört. Mike sprang aus dem Bett und öffnete. Vor der Tür stand Rob in Schlafanzughose und Pizza. „Will ich wissen, wie du in dem Aufzug an die Pizza gekommen bist?”

„Hallo? Lieferservice?”

„Achso. Na dann immer rein und ins Schlafzimmer.” Mike besorgte in der Zeit Servietten und Bier, als es erneut klingelte. Mit vor der Brust verschränkten Armen schaute er Dave an. „Los, beichte!”, knurrte er und warf einen knappen Blick zu Jessy.

Dave kam gar nicht dazu irgendwas zu sagen, da Jessy Mike musterte. „Wir vögeln.”

„Und du bist dann der Betthase. Na wir zwei werden heute noch reden.”

„Ich bevorzuge meinen echten Namen.”

„Der da wäre?”

„Jessy.”

„Dann komm rein, zieh die Hose aus und ab ins Bett.” Mike hielt Dave zurück. „Du fickst mit dem kleinen und sagst mir, ich soll die Finger von Chaz lassen?” Er ditschte ihm seine Hand an die Stirn.

„Hey! Im Gegensatz zu dir bin ich mir sicher, was ich will und was ich fühle.”

„Und das warst du natürlich von der ersten Sekunde deines Daseins, nicht wahr?”

„Seit ich mit ihm schlafe, ja.”

„Und davor? Keine Zweifel gehabt?”

„Sagen wir es so … Linsey hat mir die Zweifel genommen. Mike, macht was ihr wollt, aber du bist der einzige, der in dieser Beziehung was aufs Spiel setzt.”

„Ich weiß. Sehr viel sogar. Aber ... wenn ich es nicht tue, bereue ich es vielleicht irgendwann und ... naja, wenn er bei mir ist, so nah, dann ... passiert etwas mit mir”, sagte er leise. „Es ist ... wie Heim zu kommen.”

„Ich hoffe, ihr geht daran nicht kaputt, denn wenn das passiert, dann können wir alle einpacken.”

„Warum sollte das passieren?”

„Weil eine Beziehung böse enden kann. Ihr steht in der Öffentlichkeit und es wird Menschen geben, die es euch nicht gönnen werden. Die euch ausspielen. Und du kennst Chester. Er zerbricht an sowas und du bist auch nicht der härteste.”

„Man könnte meinen, du würdest es uns am liebsten ausreden ...”

„Würde ich am liebsten. Klar will ich, dass ihr Glücklich seid, aber… ich kann mir nicht vorstellen, wie das auf Dauer funktionieren soll.”

Mike sah einen Moment traurig zu Boden. „Werden die anderen genauso reagieren?”, fragte er leise.

„Joe wird vermutlich lachen. Mike, ich mach mir nur sorgen um euch.”

„Und mir machst du wieder ein schlechtes Gewissen.”

„Das will ich nicht, glaub mir. Aber du kannst nicht einfach machen was dir Spaß macht. Du musst auch schauen, wie die Zukunft werden soll.”

„Hältst du mich Tatsache für so unreif?”

„Ach komm, wenn es um Liebe geht, sind wir alle unreif.”

„Ich habe Angst, Dave. Das gebe ich zu. Aber wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann, auf wen dann? Ich ... Fuck.” Mike fluchte, als es klingelte. „Los, rein mit euch, Hose aus und ab ins Bett, wir sind gleich da”, sagte er zu Joe und Brad.

„Uh, Mikey. Hosen aus?” Joe grinste ihn frech an und ging zum Schlafzimmer.

„Ja, mit deiner Jeans kommst du mir nicht ins Bett!”

Dave lachte leise. „Mike … du kannst dich auf uns verlassen, aber ich darf mir trotzdem Sorgen machen, oder?”

„Nur wenn du auch mal was positives sagst!”

„Hab ich doch schon. Der Sex ist toll.”

„Der fand noch nicht statt!!”

„Tja …”

„Du bist doof. Los, geh rein und zieh dich aus.” Er betrat das Schlafzimmer, wo alle erwartungsfroh zur Tür schauten. „Das ist ein tolles Bild. Dave, magst du uns den Kleinen nicht vorstellen?”

„Ne, er ist da und sorgt für allgemeine Belustigung”, sagte Dave und grinste frech zu Jessy, der einen Schmollmund zog.

„Los, komm schon. Ich oute mich auch gleich.”

„Was?” Joe sah zu Mike. „Du ... was?”

„Erst Dave.”

Jessy verdrehte die Augen, als Dave sich nur grinsend zurücklehnte und beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken.

„Macht sich noch jemand gerade Sorgen um seinen Hintern, wenns jetzt schon zwei sind?”, fragte Joe trocken.

„Drei”, sagte Chester leise und rutschte etwas zur Seite. „Musst keine Angst haben, Joe. Du bist nicht heiß.”

„Stimmt. Du nicht.” Mike setzte sich neben Chaz und biss ihm kurz in den Hals, bevor er sich an ihn kuschelte.

„Okay, können wir das kurz aufklären?”, fragte Brad verwirrt.

„Ich bin Mike und das ist Chaz. Der da ist Dave und sein Betthase heißt Jessy.”

„Habt ihr beide was miteinander?”

Mike schaute Chaz an und lächelte leicht. „Kann man so sagen. Aber ... außer euch weiß es niemand und ... so soll es auch bleiben.”

Einen Moment schwiegen alle, bis Joe aufsprang. „Bennoda is real???”

„Live und in Farbe!”

„Und … und ihr verarscht uns nicht, weil wir euch dauernd aufziehen?”

Chester grinste. „Verdient hättet ihr es.”

„Jaaah, aber dann würde ich ihn nicht küssen.” Und das tat Mike. Tief und innig küsste er Chaz.

„Ooooookay, danke, reicht, lass deine Zunge bei dir”, mischte sich Rob ein.

Chester grinste an Mikes Mund. „Spielverderber.”

Noch ein kurzer Biss, dann wurde Mike ernst. „Jungs, ich ... ich weiß, dass ich verdammt viel Scheiße baue. Bitte glaubt mir, dass ich weder Anna noch meiner Tochter vorsätzlich wehtun will. Und ich bin mir bewusst, dass auch ein gewisses Risiko mitspielt, aber ... ich kann nicht anders”, flüsterte er zum Schluss beinahe.

„Das heißt, ihr beide … ihr werdet öfter so im Studio sitzen?”, fragte Rob.

„Wäre das ein Problem für dich?”, wollte Mike vorsichtig wissen.

„Nein, ihr knutscht ja eh fast miteinander … aber … es ist schon komisch gerade.”

„Weil es ungewohnt ist”, sagte Mike.

„Ja. Das wäre, als würde ich mit Joe knutschen.”

„Mach doch.” Mike grinste, drehte sich etwas und zog die Decke heran, mit der sich auch Chaz und Rob zudeckten. „Ich finde das gerade total lustig. Jessy, machst du ein Bild von uns?”

Der grinste. „Toll und ich darf nicht dabei sein”, sagte er und krabbelte aus dem Bett, um mit seinem Handy ein Bild der sechs zu machen.

„Darfst du, aber dann fragen alle, wer du bist. Dave, was sagen wir denn dann?”, wollte Joe wissen, der sich halb auf Chester legte und die Decke hochzog.

„Er ist ein Freund von mir. Und das ist nicht gelogen.”

„Na dann ... Selfie?”

Jessy sprang aufs Bett zurück und kuschelte sich an Dave, dann machte er frech ein Bild von sich und den Jungs. „Die werden alle sowas von neidisch sein!”

„Jaah, im Bett mit Linkin Park!” Mike lachte und machte ebenfalls ein paar Bilder. „Posten wir eins bei Instagram?”

„Mach”, sagte Chester und schmiegte sich an Mike. Sein Mike. Für immer.

>>Im Bett mit Linkin Park! Guten Morgen ^^<< postete er frech und legte das Handy weg. „So können wir bleiben. Für immer.”

Chester grinste und biss in Mikes Ohr. „Nein, irgendwann will ich dich für mich allein.”

Mit roten Wangen nickte Mike. „Ja, heute Nacht. So, Pizza? Die dürfte mittlerweile kalt sein.”

„Jah …” Joe sah ganz traurig auf die Kartons.

„Kann man doch trotzdem noch essen, oder?”

„Na klar!” Sofort stürzten sich alle auf die Pizza, bis auf Jessy, der schon ein bisschen angewidert zu den Jungs sah und ab und zu fotografierte.

„Willst du nicht?”, fragte Dave.

„Da ist Käse drauf. Das verträgt sich nicht mit meiner veganen Ernährung.”

Mike starrte Dave an. „Du hast dir einen Veggie angelacht? Du, der dem Schwein auch in den rohen Arsch beißen würde, weil er am Verhungern ist?”

Jessy lachte. „Ja, war lustig, als er mit mir im Tierpark war und dem Tiger fast das Fleisch geklaut hat, weil das anscheinend voll gutes war.”

„Das sah Lecker aus. Naja, bis er es durch den Dreck gezogen hat.” Dave grinste. „Hast du Hunger? Dann schau ich bei Familie Shinoda mal frech in den Kühlschrank.”

„Ne, lass mal. Ich geh heute mit Blaine essen.”

Chester sah kurz zu Dave, dann lehnte er sich zurück.

„Der Süße, dem Chaz das Herz gebrochen hat?”, fragte Dave unbedacht und lachte leise.

Jessy grinste. „Ja. Genau der süße.”

Mike hob die Augenbrauen. „Wer hat wem das Herz gebrochen?”

Chester schluckte. „Niemand niemanden?”

„Oh doch. Blaine ist heut Morgen zu uns gekommen, nachdem du gegangen bist”, sagte Jessy. War ihm doch egal, mit wem Chester was hatte, aber er war nun mal ehrlich.

Mike sah Chester nur fragend an.

Der seufzte. „Ich war gestern in einem Club und hab jemanden kennengelernt.”

„Blaine”, ergänzte Jessy.

„Okay. Und Blaine ist ...?”

„Mein bester Freund und der One Night Stand deines Freundes.”

„Dave … kann man ihn ausstellen?”, knurrte Chester leise. Ihm war das gerade peinlich.

„Nein. Leider nicht.” Dave sah etwas betreten aus.

„Ähm ... wars gut?”, fragte Mike leise. Er schaute Chester an und seufzte leise.

Chester küsste Mike kurz auf den Mund. „Nur halb so gut, wie es mit dir wird…”

„Urgh! Chaz! Hör auf! Ich hab da sofort Kopfkino!”, jammerte Joe.

„Gut”, sagte Mike leise und zog Chaz zu sich. „Keine anderen Männer mehr!”

Chester schmiegte sich an ihn. „Nur wenn du bei mir bleibst.”

„Tu ich ... wenn ich auch noch nicht weiß, wie das alles enden wird.”

„Egal wie, wir bleiben zusammen. So oder als Freunde.”

„Das will ich hoffen, sonst ist Linkin Park Geschichte”, sagte Rob.

„Wird es nicht, keine Angst. Selbst wenn Mike mich nicht wollen würde. Die Band ist unser Leben.”

„Hand drauf?” Rob hatte echt Schiss und machte daraus auch kein Hehl.

„Ich kann dir auch einen Vertrag unterschreiben. Wir steigen nicht aus, richtig, Mike?”

„Im Leben nicht! Jungs, wir sind keine Teenager mehr! Wir wissen, worauf wir uns einlassen.”

Dave zog Jessy fester an sich. Hoffentlich, dachte er.


 

Ungewolltes Coming out

 

Nachdem sie diesen - wir Brad sich ausdrückte - mehr als seltsamen Betttag hinter sich gebracht hatten, kam Mike mit zwei Flaschen Bier zurück und lächelte. „Alle weg ...”

„Na endlich”, sagte Chester erleichtert. Für ihn war das mehr als schlimm gewesen. Er mochte die Jungs echt liebend gern und während der Tour hingen sie auch aufeinander, aber heute war es ein regelrechtes starren gewesen.

„Sie werden sich bestimmt daran gewöhnen.” Mike blieb auf dem Bett sitzen und nippte an seinem Bier. „Chaz ... sei bitte ehrlich ... ich habe dir wehgetan, richtig?”

„Was meinst du?”

„Naja ... die letzten zwei Wochen ... so dass du ... gestern ...”

Chester lächelte. „Ja, es hat wehgetan … aber deswegen geh ich mit keinem Kerl ins Bett. Deswegen hab ich gesoffen. Nein … gestern war … einfach mal wieder nötig, denke ich.”

„Dann sollten wir es so schnell wie möglich auf die Reihe bekommen. Nicht dass du es dir wieder woanders holst.”

„Ich hab doch gesagt, dass ich auf dich warte.”

„Ja, ich weiß. Aber ich will nicht, dass du woanders hingehst, außer zu Sam.” Mike setzte sich auf Chesters Beine.

„Das tu ich nicht. Ich … ich dachte nur, dass das zwischen uns vorbei wäre.”

„Nein ... ist es nicht ...” Mike nahm ihm die Flasche aus der Hand und küsste ihn vorsichtig.

Chester seufzte leise auf und schlang die Arme um ihn. Er würde Mike zu nichts drängen. Küssen war eine Sache, aber Sex war ein riesen Schritt.

„Sag mal ... ich kenn mich jetzt nicht so genau aus. Bist du passiv oder aktiv?”

„Das Gespräch hatten wir schon, Schatz. Als dein Auto gegen die Wand gedonnert ist. Du wolltest beides ausprobieren.”

„Echt? Verdammt, da war ich wohl etwas Autofixiert.”

Chester lachte leise und küsste ihn nochmal. „Macht nix.”

Langsam vertiefte Mike den Kuss. „Okay ... fangen wir entspannt an. Ich lieg oben.” Mike drückte ihn grinsend in die Kissen und beugte sich über Chaz. „Hm ... ja, so rum kenn ich es ...”

Lachend drehte sich Chester mit ihm. „Hm … besser.”

„Oh nein! Lass mich das Tempo bestimmen.” Mike stutzte und kämpfte seine Beine so frei, dass Chester breitbeinig auf seiner Hüfte saß. Frech stieß er mit dem Becken hoch. „Jaaah, so gehts auch!”

Chester biss sich auf die Unterlippe und sah zu Mike runter, während er seine Hände über dessen Brust und Bauch wandern ließ. „Wir sollten mal überlegen, wann und wo unser Bandtrip hingeht.”

„Jetzt?”, platze Mike raus.

„Ach, du meintest das ernst?”

„Jaah!”

„Oh … Mike … bist du für sowas schon bereit?”

„Deswegen ja du unten.” Mike seufzte. „Willst du noch warten?”

„Nein! Ich … oh Mann. Ich hätte nicht damit gerechnet.”

Mike drehte sich mit ihm, legte sich auf den warmen Körper und war ihm so sehr nahe. „Ich will es ... dich, Chaz ...”

Chester streichelte durch Mikes Haar. „Ich vermisse deine langen Haare, weißt du das?” Er küsste ihn zärtlich. „Hast du denn was hier? Also… wenigstens Kondome?”

„Ja, Kondome sind da und ... Gleitgel auch. Bitte keine Fragen!”

„Kann ich nicht versprechen”, grinste er.

Mike holte beides raus. „Weißt du, dass wir beide Male viel zu hektisch waren, um dass ich deinen Körper richtig genießen konnte? Oder es war zu Eng.” Er kniete sich zwischen Chesters Beine und zog langsam an dessen Shorts.

„Meinst du? Ich fands in deinem Auto sehr gemütlich”, sagte Chester und hob leicht sein Becken an.

„Ich habe aber nichts gesehen. Und am Strand war es zu dunkel. Ich hab dich noch nie komplett nackt gesehen.”

Chester wurde leicht rot. „Na dann …”

Sich auf die Lippe beißend, sah er an Chester hinunter und lachte leise. „Du hast deine Tattoos echt überall, was?”, fragte er und schaute sich das verschlungene Muster an, welches sich von der Leiste zur Erektion schlängelte.

„Oh Mann … ich war jung, okay?”

„Wie jung?”, fragte Mike amüsiert.

Chester überlegte. „Ich glaub ich war in Dravens Alter. Ich war voll besoffen und zwei Kumpels hatten mit mir gewettet. Das ist dabei rausgekommen.”

„Hm ... du nennst es Jugendsünde, ich nenn es heiß.” Er drückte dessen Beine auseinander. Sanfte Küsse bedeckten nur Sekunden später das Tattoo.

Chester schloss seufzend die Augen. „Mike …”

„Gut?”

„Ja …”

Langsam leckte Mike weiter, knabberte an der Haut. „Du schmeckst gut ...”

„Hm …” Chester konnte sich kaum auf Mikes Worte konzentrieren. Das hier war gerade einer seiner schönsten Träume. Mikes Zunge an seinem Körper … dessen Atem auf der Haut. Wusste sein Freund eigentlich, was er mit ihm tat?

Langsam und fast etwas schüchtern leckte Mike langsam über dessen Erektion, bis zur Spitze.

„Oh Gott!”

„Mike”, grinste dieser. „Oder Spikey!”

„Mach weiter!”

„Sag bitte ...”

„Miiiike”, quengelte er leise.

„Sag bitte”, hauchte Mike an die Spitze.

Chester biss sich fest auf die Lippe, legte seine Hand in Mikes Nacken. „Bitte…”

Augenblicklich nahm er ihn tief in den Mund. Verdammt, das war ja wohl unglaublich! Warum hatte ihm niemand gesagt, was für ein berauschendes Gefühl es war, einen Schwanz im Mund zu haben?

Chester stöhnte auf. Das war unglaublich! Das war ein Traum! Vermutlich würde er gleich neben Sam aufwachen, oder im Tourbus. Hilflos drückte er sein Becken hoch.

„DAD!” Draven stand fassungslos vor dem Fenster. „WAS TUST DU DA?”

Chester runzelte die Stirn, als er eine gedämpfte Stimme hörte und drehte den Kopf zum Fenster. Einen Moment sah er seinen Sohn an, dann drückte er Mike von sich und fluchte. „Scheiße! Was zum … Fuck!”

„Was ist denn? Ich ... Oh, du meine Güte!” Mike rutschte so schnell zurück, dass er vom Bett fiel. „Fuck!”

Vor sich hin fluchend, zog Chester sich an und lief Barfuß aus dem Haus. „Draven! Was … was machst du hier?”

„Mum ... Mum hat ... dein Handy ... alle ... was ... MACHST DU DA?”, fragte er wieder laut quietschend.

Chester atmete lange aus. Die Ausrede, dass es nicht so war wie es aussah würde hier nicht viel bringen. Dafür war es viel zu eindeutig gewesen. „Ich uhm … uff …”

„Und ... also .. wann treibst du es dann mit Anna?”, fragte Draven verwirrt.

„Was?” Chester hob eine Augenbraue.

„Naja ... erst Mia, dann Mike ... und ...”

„Nein!” Chester hielt Draven an den Schultern fest. „Das mit Mia war ein Fehler und Anna werde ich nie anfassen!”

„Und das ... da ist ... was genau?”

„Das … weiß ich nicht. Aber du darfst es niemanden sagen!”

„Und ... Was ist mit Mum?”

„Okay ... ihr schon, aber niemand anderen, okay?”

„Warte ... ich ... Das Bild war echt übel. Ist ... mein Vater ... Scheiße, ist der angeblich so geile Frontman von Linkin Park eine Schwuchtel?”

Chester schluckte bei dem Wort. Seinen Sohn so reden zu hören war übel. „Wenn dann bi, klar?”

Draven war verwirrt. Er ließ sich auf den erstbesten Gartenstuhl nieder. „Hm ... also ...” Er warf einen Blick ins Schlafzimmer, wo Mike auf dem Boden saß. „Er ist aus dem Bett gefallen. Ich ... Sorry. Schwuchtel war ein bisschen too much. Ich ... ich verarbeite noch das Bild.”

Chester seufzte. „Tut mir leid … aber … ich hatte auch nicht vor, dass du es vorerst erfährst ...“

„Ja, ein Männergespräch hätte mir auch besser gefallen. Kann ich auch ein Bier haben?”

„Ähm…” Chester kratzte sich am Nacken. „Nur wenn du nachher läufst und zwar nach Hause.”

„Wie denn sonst? Ich bin ja auch her gelaufen.”

„Ja … warum eigentlich?”

„Weil mein ziemlich beschäftigter Vater mein Rad reparieren wollte, wie er es im Urlaub versprochen hat.”

„Oh … und … und da suchst du mich extra?”

„Mum hat mich losgeschickt. Sie macht Kuchen für Grandma, die morgen Geburtstag hat.”

„Oh neee … muss ich da auch mit?”

„Oh ja, sie liebt dich. Weißt du doch. Du bist der Typ, der ihre Tochter ständig allein lässt.” Drave nahm sein Handy und schrieb seiner Mutter eine Sms.

Chester beobachtete seinen Sohn. Gerade schien es, als sei alles okay zwischen ihnen. „Kommst du mit rein?”

„Hm ... ja.” Drave stand auf und folgte seinem Vater. „Also ... warum macht ihr zwei rum?”

„Die ganze Wahrheit?”

„Ja Dad. Ich finde, wir sollten ehrlich sein. Hallo Mike.”

Der hob verlegen die Hand und setzte sich aufs Sofa.

„Mike kann … kann ich es ihm sagen?”

„Natürlich.”

Chester setzte sich zu ihm und nahm dessen Hand. „Wir wissen nicht so genau, was das das ist. Ich liebe Mike. Aber ... was das wird, dass wissen wir nicht.”

„Du liebst ihn? So Bennodamäßig?”

„Ich habe diese Geschichten nie gelesen:”

„Ihr habt genug Stoff für Fotos geliefert.”

„Das ist doch was ganz anderes.”

„Naja, aber die Träume der Leute werden wahr.” Draven schaute die beiden an. „Mike, liebst du ihn auch?”

Chester senkte den Blick. „Drave … nicht jetzt.”

„Was ... oh, soweit seid ihr noch nicht.” Er zog die Füße an und musterte Mike, der knallrot geworden war.

Chester nickte. „Jah … also … wir nehmen dein Rad morgen mit, ja? Dann muss ich mich nicht zu deiner Grandma setzen.”

Draven lachte leise. „Du bist echt der verhasste Schwiegersohn, was? Aber ... lass mal, ich hasse ihre Strickpullis. Sie hat noch nicht bemerkt, dass ich sechzehn bin.”

Grinsend lehnte sich Chester an Mike. „Was bin ich froh, dass sie mir die nicht schenkt.”

„Wäre eine schöne Strafe. Ich werde es ihr vorschlagen.”

„Dann läufst du weiterhin. Denn dann ist dein Rad meins.”

„Willst du es aufs Dach vom Tourbus schnallen?” Draven sah ihn einen Moment an. „Ihr fahrt doch nächsten Monat auf Festivaltour. Dad ... darf ich mit?”

„Oh ähm … das kann ich nicht allein entscheiden. Deine Mum muss das auch erfahren und die Jungs auch. Außerdem muss ich dann bei Mike schlafen.”

„Was ja kein Problem sein dürfte.”

„Lass uns das in Ruhe besprechen, okay? So eine Festivaltour ist mega anstrengend.”

„Ich will ja nicht auf die Bühne. Ich will nur raus ... weg von ...” Draven seufzte leise.

Chester sah kurz zu Mike. Warum konnte Mia nicht auch vom Charakter nach Mike kommen? Dann würde sie Draven nicht so wehtun. „Ich rede mit den anderen”, versprach er.

„Okay. Ich ... also ich geh jetzt nach Hause. Was sag ich Mum? Also, wann kommst du nach Hause.”

„Morgen früh?”, fragte er leise und sah zu Mike, der ungewöhnlich still war.

Der nickte und küsste ihn auf die Schläfe.

„Ooooookay, das ist mein Stichwort. Sorry, ich verdaue noch. Also dann ... zum Frühstück.”

„Ich bring Brötchen mit.”

„Klasse. Bis dann.” Drave lächelte leicht und verließ das Haus.

„Das ... oh Mann, das entgleitet uns ein wenig, oder?”

„Ja …” Chester streichelte Mikes Nacken. „Ist alles okay?”

„Ich denke. Gehts dir auch gut?”

„Irgendwie war er besser drauf als gestern.”

„Er stand unter Schock. Ich hatte deinen Schwanz im Mund”, sagte Mike leise und lachte. „Er war ziemlich ... geschockt. So wie ich ...”

„Mein armer Schatz.” Chester küsste Mikes Hals und streichelte leicht dessen Bauch.

„Hm ... was machen wir jetzt? Also ... jetzt. Ich ... ich finde, die Stimmung ist hin. Küssen, kuscheln, schlafen?”

Chester murrte leise an Mikes Hals und biss kurz rein. „Okay.”

„Tut mir leid. Ich ... will gerade nur in deine Arme. Weil ... wenn Draven schon so reagiert, wie reagiert Anna dann erst?”

Chester schloss die Augen. „Du kannst immer noch abbrechen.”

„Was? Den Sex?”

„Alles.”

„Bitte? Nein!” Mike sah ihn fassungslos an. „Chester, es gibt kein Zurück mehr!”

„Okay …”

„Du zweifelst an mir, oder?”

„Naja … ich ... Mike, du liebst mich nicht.”

„Und das weißt du woher?”

„Weil … weil du noch nie was mit einem Mann hattest und du mit Anna glücklich bist. Das sehe ich doch!”

„Ist das ein Kriterium für verliebt sein? Dass man es schon kennen muss?”

„Nein, aber du bist mit Anna glücklich, oder nicht?”

„Ja, schon. Aber ich bin auch glücklich mit dir.”

„Ach ja? Mike … wir haben uns bis jetzt nur wehgetan.”

„Wir haben wohl in fünfzehn Jahren Freundschaft mehr getan, als nur das, oder?”

„Freundschaft ist doch was ganz anderes!”

„Ich wollte ja nur sagen, dass wir schon so viel zusammen erlebt haben. Verdammt, sag mir doch nicht, was ich fühlen soll!”

Chester seufzte leise. „Ich hab doch nur Angst.”

„Wovor? Dass ich dir wehtue?”

„Das das hier nicht mehr als ein Abenteuer ist! Du hattest noch nie was mit einem Mann. Das hier ist neu … aufregend.”

„Irgendwann in einem Leben gab es einen Punkt an dem Frauen auch neu und aufregend waren. Das ist doch kein Kriterium!”

„Liebst du mich?”

„Ich ... ich weiß es nicht. Ich denke ... ja.”

„Du denkst?”

„Scheiße, ich bin im Moment tierisch verwirrt. Ja, es ist neu. Aber du bist verdammt nochmal kein Abenteuer!”

Chester biss sich auf die Unterlippe, dann nahm er Mikes Gesicht in die Hände und küsste ihn fest.

Ein Gefühl, als würde ein kunterbunter Regenbogen durch seinen Körper jagen, eine Schar glitzernder Schmetterlinge hervorlocken und dazu gleich alle Bienen dieser Welt dazu, stöhnte Mike auf. Es klang kitschig, ja. Aber so fühlte es sich an. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Sofa auf, die andere schlang er um Chester und erwiderte den Kuss tief und leidenschaftlich.

Sofort krabbelte Chester auf Mikes Schoß und biss in dessen Lippe.

„Beiß nicht immer ...”, knurrte Mike und biss selbst in dessen Lippe.

„Darauf stehst du doch”, raunte er leise.

„Ach ja?” Mike drehte sich so schnell mit Chester, dass sie fast vom Sofa fielen. Mit einer Hand presste er dessen Arme über den Kopf. „Du auch ...”, knurrte er leise und biss etwas fester in dessen Hals.

Chester stöhnte auf und schlang die Beine um seinen Freund. „Jah …”

Als wäre er entfesselt, zerrte Mike ihm die Klamotten runter, biss immer wieder in die empfindliche Haut. Reden wollte er nicht mehr. In diesem Moment wollte er nur fühlen.

Hilflos reckte er sich entgegen, versuchte Mikes Lippen mit seinen einzufangen und keuchte leise dessen Namen. Eben sah es noch so aus, als würde das heute vorbei sein und nun das!

Nach einer heftigen Knutscherei, schob Mike seine Hand tiefer, streichelte Chesters Schwanz, dessen Hoden, bis er tiefer glitt. „Hilf mir, was soll ich tun ...”, bat er leise.

„Lass … lass uns zum Bett …”

„Nein. Das ist ... das fühlt sich falsch an. Das ist ... naja, es ist ihr Bett. Warte. Steh mal auf.”

Chester küsste ihn kurz, dann richtete er sich auf und biss sich auf die Unterlippe.

Schnell war das Sofa ausgezogen, eine Decke drüber geworfen und Kissen hingelegt. „So ...” Mike schubste ihn drauf und holte Gleitgel und Kondome. „Hilf mir ...”

„Oh man…” Chester wurde rot. Das hier war echt komisch. „Komm her.”

Mike krabbelte über ihn, küsste ihn langsam und tief und legte sich dann neben ihn. „Zeigs mir ...”

„Okay also… du ... du musst mich dehnen.”

Mike nickte und nahm das Gleitgel. Liebevoll knabberte er an Chesters Ohr. „Mach die Beine breit”, raunte er dreckig grinsend.

Chester lachte leise, dann legte er sich bequemer hin und spreizte etwas die Beine.

Sanft, fast etwas verspielt streichelte Mike über Chesters Haut, immer tiefer, bis er erneut den kleinen, versteckten Eingang fand, den er immer wieder anstupste. Mit etwas Gleitgel, drang er vorsichtig mit der Fingerspitze ein.

Kurz verzog Chester das Gesicht. Es war einfach zu lange her. Nur langsam entspannte er sich. „Küss mich.”

Tiefe, lange Küsse und Mike tastete sich immer weiter vor. Er konnte sich nicht vorstellen, in dieser engen Hitze nicht verrückt zu werden. „Hölle”, stieß er aus, als er zwei Finger tief in Chester bewegte, dabei mehr und mehr auf ihn rutschte.

Chester stöhnte und sah ihm in die Augen. „Kondom …”

„Ja ...” Schnell schaute Mike sich um. „Fuck, wo ist es denn hin?”

„Mike …”, jammerte Chester leise.

„Ja doch!” Dass der genauso hektisch war, ließ ihn fast weinen. „Baby, es ist weg. Darf ich ohne? Ich bin gesund!”

„Spinnst du? So fangen wir nicht erst an!” Chester drückte ihn etwas von sich und sah sich um, dann griff er unter das Kissen und verdrehte die Augen. „Idiot.”

„Du hast ja ein Vertrauen zu mir!”, knurrte Mike und rollte sich das Kondom über. „Das wird noch geklärt. Und jetzt komm her”, sagte er keuchend und legte sich auf ihn.

Chester legte die Beine um ihn. Endlich wurde sein Traum wahr. „Okay … langsam.”

„Ich versuchs. Die Enge macht mich echt an ...” Mike lächelte und küsste Chester erneut tief.

Schnurrend erwiderte Chester den Kuss und streichelte Mikes Rücken. Sanft half er Mike zu seinem Eingang. „Komm her…”

Vorsichtig drang er immer weiter vor, stöhnte verzweifelt. „Scheiße, wieso bist du so eng!”

„Weil das schon ewig her ist!”, keuchte Chester und biss in Mikes Hals.

„Verstehe ... letzte Nacht warst du an meiner Position.” Mike grinste und drückte sich in ihn. „Wahnsinn!”

Chester stöhnte laut und klammerte sich fest an Mike. „Baby … quatsch nicht so viel.”

„Ich bin aufgeregt, da rede ich immer so viel. Gooott! Baby, darf ich? Das ist Wahnsinn!”

„Mach endlich!”

Völlig losgelöst stieß Mike in ihn, ließ den Kopf sinken und stöhnte wild auf. Hatte er überhaupt je so gestöhnt?

Auch Chester stöhnte unter ihm. Das hier war wirklich ein Traum! Das konnte nicht echt sein! Er hatte nie so ein Gefühl gehabt. Alles in ihm schien gerade zu brennen.

Immer wilder küssten sie sich, verschränkten die Hände miteinander und als Mike Chesters Erektion an seinem Bauch zucken spürte, sich bewusst machte, das sie allein wegen ihm so hart war, konnte er es nicht mehr halten. Das Gesicht an Chazys Hals vergraben, kam er. Fiel tiefer, als je zuvor.

Auch Chester kam, wimmernd und die Finger in Mikes Rücken krallend, zwischen ihnen. „Oh Gott…”

Sagen konnte Mike nichts. Er schluckte nur immer wieder hart, weinte fast vor Lust, welches wie ein Sturm durch seine Eingeweide rauschte.

Eine Weile schwiegen sie, bis Chester Mike aufs Ohr küsste. „Ich liebe dich.”

Und als wäre dies die Offenbarung schlechthin, spürte Mike genau das. Liebe. Mit einem Lächeln schaute er Chester in die Augen. „Ich liebe dich ...”, flüsterte er.


 

Klare Worte

 

Einen Augenblick lang rührten sie sich nicht, doch eine halbe Stunde später saßen sie unter Mikes Decke auf dem Sofa, tranken schottischen Whiskey und Mike seufzte leise. „Ich werde es ihr sagen.”

„Bist du sicher?”

„Ja. Was soll ich tun? Sie weiter betrügen? Das ... kann ich nicht.”

Chester strich mit der Nase über Mikes Hals. „Verlässt du sie?”

„Sie wird mich verlassen. So schnell kann ich gar nicht schauen!”

„Du kannst zu uns kommen, dass weißt du, oder?”

Mike sah ihn lächelnd an. „Und wo schlafe ich?”

„Hm, mit mir auf dem Sofa?”

„Das kann man nicht ausziehen. Wir werden wohl ein Gästebett kaufen müssen.” Er runzelte die Stirn. „Dafür, dass wir Millionen auf dem Konto haben, haben wir echt kleine Hütten!”

„Was sollen wir mit Villen? Da verlaufen wir uns nur.”

„Du auf jeden Fall. Du bist so tollpatschig und verplant, wenns nicht um die Musik geht.” Mike grinste. „Unglaublich.” Dann wurde er ernst. „Können wir nicht gleich zu dir? Ich weiß nicht, wann Anna wieder kommt und ... ich hab ein bisschen Panik. Sie ist so unberechenbar. Scheiß Hormone.”

„Ist sie auch ohne Baby.” Chester küsste ihn auf die Wange. „Meinetwegen können wir auch zu mir.”

Mike schnurrte leise und verwickelte Chaz in einen süßen Kuss. „Das war ... unglaublich irre eben.”

„Ja. Viel besser, als in meinen Träumen.”

„Hm ... und mit Abstand das Beste, was wir in unserer Freundschaft je getan haben!”

Lachend kuschelte sich Chester an ihn. „Ja? Dann sollten wir das öfter machen.”

„Na auf jeden Fall.” Er hob Chesters Kinn und küsste ihn.

Etwa eine Stunde vorher traf Draven zu Hause ein. „Mum?”

„Ja? Hey. Wo warst du?”

„Na Dad suchen. So wie du gesagt hast.”

Sam sah ihren Sohn aufmerksam an. „Und du hast ihn in einer Kneipe gefunden?”

„Hm ... nein. Aber er hat mir ein Bier gegeben und er hat gesagt, dass er sich wahnsinnig auf den Besuch bei Grandma morgen freut.”

„Das freut mich für ihn. Wo ist er denn?”

„Bei Mike.” Draven schüttelte sich. „Böses Bild!”

„Warum?”

„Naja ... Mike und er ... sie hatten ... also, Mike hing über ihm und ...” Wie im besten Porno glitt er mit der Zunge über die Innenseite seiner Wange.

Sam runzelte kurz die Stirn. „Oh … Tut mir leid. Ich hoffe, du Träumst nicht schlecht davon.”

„Ja, das hoffe ich auch.”

„Okay. Geh bitte duschen. Du stinkst nach Bier.”

„Ich hab nur eins getrunken. Ich habe nicht darin gebadet. Außerdem bin ich gleich mit Keira verabredet zum skypen.”

„Ist mir egal. Geh duschen!”

„Mui, das man nach einem Bier so stinkt, dass man sich gleich waschen muss.” Draven knurrte leise und machte in seinem Zimmer den PC an.

Eine Stunde später schloss Chaz die Haustür auf und sah sich um. „Hallo?”

„Erst Sex, dann Bier ... willst du mein Baby jetzt komplett ruinieren, Bennington?”, fragte Sam provokant mit funkelnden Augen.

„Ähm…“ Er sah seine Frau etwas bedröppelt an. „Also … tut mir leid?”

„Jaah, hoffentlich. Hi Mike.”

Der hob die Hand und unterdrückte ein Grinsen.

„Hattet ihr Sex?”

„Weißt du, dein Sohn ist sechzehn. Der hat bestimmt schon viel mehr gemacht als du denkst, wenn er nur ein bisschen nach mir kommt. So unschuldig ist er gar nicht”, plapperte Chester los und ging in die Küche.

„Ich hatte noch keinen Sex!”, rief Draven aus dem Zimmer. „Fuck ... Hi Keira, du warst aber schnell”, nuschelte er. Sie wollte sich doch etwas zu essen machen.

Die grinste und hielt eine Schüssel mit Müsli hoch. „War nichts mehr da. Ich muss noch einkaufen.”

„Verstehe.” Draven war knallrot und es wurde nicht besser, als Chester ins Zimmer schaute.

„Hey, Kleiner. Danke fürs petzen.”

„Sie hats gerochen. Kann ich nichts für.”

Keira kicherte. „Hi Chester.”

Chester kam näher und sah auf den Bildschirm. „Hey. Dich kenn ich!”

„Ja, ich bin dir Kleine vom Flughafen.”

„Stimmt.” Chester grinste, dann sah er Draven an. „Morgen gehts früh los also mach nicht so lange, klar?”

„Jaja ... Dad, raus, das ist ja peinlich!”

„Sei froh, dass ich was anhabe”, grinste er und verschwand wieder.

Keira hob die Augenbrauen. „Ist er oft nackt?”

„Naja, nein eigentlich nicht.”

„Na dann ist ja gut. Mein Vater rennt ständig oben ohne rum. Und der ist leider nicht so toll gebaut, wie deiner!”

„Meiner ist gar nicht toll gebaut.”

„Hm ...” Keira lächelte. „Sag mal ... er hat nicht zufällig demnächst ein Konzert in England? Vorzugsweise ... London?”

„Oh ähm, ich weiß nicht genau.”

„Also ... du könntest ihn ja vielleicht begleiten ...” Keira lächelte ihn verschmitzt an.

Draven lächelte. „Ich wollte eh mal mit. Warte.” Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. „Dad?”

„Ja bitte?” Der saß dort mit Mike und Sam und schaute ihn nun fragend an.

„Keira fragt, ob ihr demnächst in London seid.”

Mike zückte sein Handy und schaute sich den Kalender an. „Ja ... in drei Wochen auf einem Festival in Sussex.”

„Darf ich mit?”

„Wolltest du nicht sowieso mit?”, fragte Chester.

„Ja. Aber du hattest doch noch gar nicht mit Mum und den anderen geredet oder?”

„Hm ... stimmt. Mike, kann er mit?” Chaz schaute zurück zu seinem Sohn. „Du willst gar nicht wegen uns mit, sondern wegen Keira, oder?”

Draven grinste leicht. „Also doch. Ich mag eure Musik aber London wäre dann wegen ihr.”

„Was ist mit Mia?”, wollte Mike verwirrt wissen.

„Sie interessiert sich doch eh nur für Dad.”

„Na da hat sie aber ganz schlechte Karten”, grinste Mike frech.

„Urks … Sag es ihr. Also ... darf ich?”

„Ja, von mir aus.”

„Was soll ich ihr sagen?”, fragte Mike.

„Dass du mit Dad zusammen bist.”

„Oh ... ich ...” Mike seufzte und schaute Chester an. „Ja .. irgendwie ... irgendwann ...”

„Nicht mehr heute. Ich mach uns gleich das Sofa fertig.”

Sam grinste. „Ihr armen. Ich schlaf auf dem Sofa. Geht ins Bett. Für zwei ist das zu klein und ich muss eh früh raus.”

„Sam! Nein! Das Sofa ist breit genug und wenn dann muss ich auch früh raus.”

Erschrocken hob sie die Augenbrauen. „Okay. Schon gut, war nur ein Angebot.”

Chester legte zwei Kissen und eine große Decke aufs Sofa und gab Sam einen Kuss. „Das ist unser Bett. Und das wird es auch bleiben.”

„Oh ... achso.” Sam lächelte und umarmte Mike.

„Tut mir leid, dass ich dir jetzt den Mann wegnehme”, sagte dieser etwas geknickt.

„Wir suchen einen neuen”, sagte Chester lächelnd. „Einen, der nicht so verdreht ist wie der alte.”

„Oder sie wird lesbisch und nimmt Anna. Grundsätzlich ist sie süß. Nur im Moment etwas ...”

Sam legte den Kopf schief und hob die Augenbrauen. „Ja?”

„Ähm ... Chaz, ich geh mal ins Bad, okay?”

„Mach das. Du weißt, wo alles liegt.”

Sam schüttelte lächelnd den Kopf. „Halt ihn fest. Ihr seid beide so dermaßen bekloppt, ihr passt besser zusammen, als jeder andere!”

Chester legte die Arme um Sam und legte den Kopf auf ihre Schulter. „Einer muss ihn ja vor der Kotzkuh retten.”

„Sei nicht so fies”, lachte Sam leise.

„Bin ich nicht. Ich bin realistisch. Sie hatte von Anfang an was gegen mich. Ich könnte ihren Mikey verderben.”

„Der ist auch so verdorben”, lachte sie.

„Ja ist er. Aber mir gefällt es.”

„Ihr seid euch so verdammt ähnlich und doch wieder nicht. Ich habe selten zwei Menschen gesehen, die sich so sehr ergänzen. Halt ihn gut fest, okay?”, sagte sie leise.

Chester nickte und küsste Sam auf die Wange. „Ich liebe dich.”

„Ich liebe dich auch.” Liebevoll lächelte sie, dann verschwand sie im Schlafzimmer.

Mike, der an der Tür lehnte, beobachtete ihn. „Draven ist ins Bett gegangen”, sagte er leise.

Chester lächelte und zog sich frech aus. „Sollten wir auch.”

„Ja ...” Mike zog sich aus und krabbelte aufs Sofa. „Sag mal ... was für eine Beziehung führst du mit Sam? Gemeinsames Schlafzimmer, Liebesbekundungen ...”

„Wir sind verheiratet. Wir sind beste Freunde.” Chester legte sich zu ihn. „Wir machen worauf wir Lust haben.”

„Hm ... das mit der Lust streichen wir jetzt aber, okay?”

„Okay, aber dann brauchen wir ein gemeinsames Schlafzimmer, Baby.”

„Hm, ein Haus für uns sechs? Juchu!” Mike lachte leise an Chesters Hals.

„Vergiss es. Die haben alle Frauen.”

„Ich meinte eigentlich unsere beiden kleinen Familien. Sind auch sechs.”

„Hm. Meinst du das würde gut gehen?”

„Nur wenn unsere Kinder Vernunft annehmen und unsere Frauen doch lesbisch werden.”

Chester lächelte. „Hm. Wir werden sehen. Sonst kaufen wir uns ein Häuschen am Strand. Was ganz kleines.”

„Hmmm ... da trägst du dann nur abgeschnittene Jeans und weiße, offene Hemden. Das sieht scharf aus.”

„Für dich mache ich alles”, schnurrte Chester leise.

 

Während Chester den nächsten Tag bei seiner geliebten Schwiegermutter verbrachte, wo er an Dravens Rad bastelte, der die halbe Zeit am Handy hing und Sam versuchte, allen weiß zu machen, dass sie eine richtige Familie waren, saß Mike auf der Terrasse und wartete auf Anna.

„Schatz?”, rief sie gegen zwölf. „Wir sind wieder da.”

„Bin auf der Terrasse.”, sagte er recht monoton. Zu wissen, dass er gleich ein verlassener Ehemann wäre, machte ihm Bauchschmerzen.

„Hey. Hast du dir mal die Küche angesehen? Was hast du gestern gemacht?”

„Ähm ... gekocht. Anna, setz dich bitte. Mia, tut mir leid, aber geh bitte in dein Zimmer, ich muss mit Mum allein reden.”

„Okay.” Mia hob die Augenbrauen, nahm ihre Tasche und ging in ihre kleine Wohnung.

„Mike? Was ist los?”

„Was ich dir jetzt sage, fällt mir nicht leicht. Aber ich ... kann nicht weiter lügen. Und das Gewissen, dass ich dir gleich unendlich wehtue, macht es nicht besser”, sagte er leise.

„Was ist passiert?”, fragte Anna und setzte sich. Sie ahnte schlimmes.

„Ich ... habe mich verliebt. Ähm ... Oh man ... das ist heftig ...”, schnaufte er leise.

Anna sah ihren Mann schweigend an. Irgendwas in ihr wollte gerade nicht begreifen, was Mike ihr gerade sagen wollte.

„In Chester.” Leise Worte in den Garten hinaus. Ansehen konnte er sie nicht.

Anna sah ihn einfach nur an. Chester. Sie hatte immer gewusst, dass dieser Mann nichts Gutes mit sich bringen würde. Schon als Mike ihn das erste Mal mitgebracht hatte, wo Chester Piercings im Gesicht hatte, die blond gefärbten Haare und die rot karierte Hose. „Was stimmt mit ihm nicht?”

„Mit ihm? Wie meinst du das?”

„Er knutscht mit Mia rum und nun sowas? Mike… Chester ist langsam echt nicht mehr gut für dich.”

„Hm, ich denke, das ist Auslegungssache.” Nun sah er sie doch an. „Anna ... ich hatte Sex mit ihm. Ich habe ... mit ihm geschlafen.”

Anna standen die Tränen in den Augen. Ihr Mike … Warum passierte das alles? Was lief nur schief bei ihnen?

„Es tut mir leid. Anna, ich liebe dich. Das musst du mir glauben. Aber ... ihn auch.”

„Es tut dir leid? Mike, wir bekommen ein Baby und du hast nichts Besseres zu tun, als mit ihm rumzuvögeln? Bist du völlig bescheuert?”

„Ich hatte schon Sex ... halben Sex mit ihm gehabt, bevor ich wusste, dass du schwanger bist!”

„Was?” Anna starrte ihn fassungslos an.

„Am ... Strand, als wir die Nacht weg gewesen waren.”

„Du … Du bist unglaublich, Mike.” Anna stand auf und ging ins Haus. Fahrig wischte sie sich über die Wangen.

„Scheiße ...”, seufzte er und folgte ihr. „Ich habe das nicht geplant!”

„Soll mich das jetzt beruhigen?”

„Nein. Ich ... verdammt, ich versuche, dir das zu erklären.”

„Du KANNST es nicht erklären! Du hast mit ihm geschlafen! Du hast mich betrogen!”

Mike blieb stehen, als er Mia auf der Treppe sah. „Oh Mann ...”

„Mit … mit wem hast du geschlafen?”

Weil Anna ihn nun fast schon provozierend anschaute, sah Mike nur den Weg nach hinten. Flucht. „Das geht dich nichts an. Los, geh in dein Zimmer!”

Anna verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag es ihr Mike. Sag ihr, was ihr Vater so treibt.”

„Okay. Ganz wie du willst.” Mike schaute seine Tochter an. „Ich habe mit Chester geschlafen. Und ich liebe ihn. Fühlen sich jetzt alle besser? Vielleicht wäre es pädagogisch sinnvoller gewesen, es ihr schonend beizubringen, aber die Holzhammermethode fandest du ja schon immer am besten!”, fauchte er.

Anna sah ihn nur an. „Verschwinde.”

Mike hatte für Anna gerade nur Verachtung übrig. Doch Mia war seine Tochter. Er ging langsam auf sie zu. „Können wir reden?”, fragte er sanft.

„Nein.” Mia schüttelte langsam den Kopf. Irgendwie kam es nur langsam bei ihr an, was ihr Vater gerade gesagt hatte.

„Süße, bitte. Ich will dir nicht wehtun. Bitte lass uns darüber reden.”

„Worüber denn?”, fragte sie und weinte plötzlich. „Das du Mum betrügst? Oder dass du mit ihm ins Bett gehst? Du wusstest ganz genau, dass ich ihn mag!”

„Und du weißt genau, dass du ihn nicht bekommen würdest. Und das hat absolut nichts mit mir zu tun.”

Für Mia brach die ganze Welt zusammen. Ihre Eltern würden sich trennen. Der Mann den sie liebte würde sie ab jetzt an der Seite ihres Vaters sehen. Weinend rannte sie in ihr Zimmer.

Verzweifelt blieb Mike stehen und schaute ihr nach. Es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen.

„Ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt gehst”, sagte Anna leise.

Mike schaute sie einen Moment an. „Ich pack nur ein paar Sachen zusammen”, murmelte er.

Anna nickte leicht und setzte sich aufs Sofa. Sie wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte. Sie wollte vor Mike nicht weinen. Nicht vor Mia weinen.

Der warf einige Dinge in eine Tasche und nahm seinen Gitarrenkoffer, der zu Hause stand. Im Wohnzimmer angekommen, biss er sich auf die Lippe. „Anna, bitte glaube mir, dass ich das nicht gewollt habe. Ich wollte dir niemals so wehtun”, sagte er leise.

Anna sah ihn nicht an. Sie nickte nur leicht.

„Es tut mir leid”, sagte er und verließ das Haus. Den ganzen Weg zum Studio verbot er seine Emotionen, doch kaum war die Studiotür hinter ihm ins Schloss gefallen und er saß im Dunkeln konnte und wollte er die Tränen nicht aufhalten.


 

Familienzusammenführung

 

„Gott, wenn sie mir nochmal sagt, dass ich meine Frau und mein Sohn vernachlässige, erhänge ich die alte Schreckschraube mit ihrer Kette!”, schimpfte Chester in Dauerschleife, seit sie auf dem Heimweg waren. Selbst jetzt, nach einer Stunde fahrt hatte er sich noch immer nicht beruhigt. „Was bildet die sich ein?”

„Naja, du bist etwa dreißig Wochen im Jahr nicht da. So falsch liegt sie nun auch nicht”, murmelte Draven mit Blick auf sein Handy.

„Willst du mir damit sagen, dass ich euch vernachlässige? Ich kann mich noch gut erinnern, dass du mitkommen wolltest, weil es ja viel interessanter ist als zuhause rumzusitzen!”

Draven lachte leise. „Was du dich darüber immer aufregst. Chill mal.”

„Nein! Die Frau lässt ihren Mann schuften und meckert rum. Gott!”, knurrte Chester und schloss die Haustür auf.

Sam hatte die ganze Fahrt grinsend zugehört. „Wie wird sie erst reagieren, wenn sie erfährt, dass du mich verlässt?”

„Sie wird sich freuen ihren missratenen Schwiegersohn nie wieder sehen zu müssen!”

„Ja, vermutlich hast du Recht. Guck mal, du konntest Mike gar nicht erreichen.” Sam deutete auf dessen Handy, welches auf dem Sofatisch lag.

„Na toll … und jetzt? Warten, bis er von allein kommt?”

„Wo ist er eigentlich?”

„Das ist ja die Frage aller Fragen.”

„Ruf ihn zu Hause an. Vielleicht ist er ja da.”

Chester seufzte und nahm das Telefon, um bei Mike zuhause anzurufen.

„Du! Du wagst es, hier anzurufen? Du elender Scheißkerl!”, keifte Anna ins Telefon.

Chester runzelte die Stirn. „Wow … hallo erstmal. Was hab ich dir getan?”

„Du hast mir meinen Mann weggenommen!”

„Oh Mann … Er hat mit dir geredet.”

„Ja und dann hat er seine Sachen gepackt! Eines sag ich dir, Chester, daran bist allein du schuld. Nur du!” Anna legte einfach auf.

Chester starrte auf das Telefon. „Dämliche Ziege”, murmelte er, dann zog er sich seine Schuhe wieder an.

„Was denkst du, wo er ist?”

„Weiß nicht. Ich hoffe, dass er im Studio ist. Da ist er eigentlich immer, wenn er sich mit ihr gestritten hat.”

„Schreib mir, wenn du ihn gefunden hast. Ich mach mir Sorgen.”

Chester nickte, gab Sam einen Kuss und fuhr zum Studio. „MIKE?”

Der sah zwar auf, antwortete aber nicht. Seine Tränen waren versiegt, doch er fühlte sich einfach beschissen. Dann sagte er leise. „Sie redet nicht mit mir ...”

Chester brach es das Herz, seinen Freund so zu sehen. Schnell schrieb er Sam, dann setzte er sich zu ihm. Hätte er gewusst, dass Mike so unglücklich aussehen konnte, hätte er nie mit irgendwelchen Spielchen angefangen. Dann wäre alles geblieben, wie es war. Sanft zog er ihn an sich. „Sie beruhigt sich. Sie gibt dir keine Schuld.”

„Doch! In Ihren Augen bin ich absolut schuldig!” Mike schmiegte sich fest an ihn und schloss die Augen.

„Nein. Ich habe gerade mit ihr telefoniert. Sie gibt mir die Schuld an allem. Und irgendwie hat sie ja recht.”

„Aber ... sie wollte dich. Und nun habe ich dich ...”

Chester runzelte die Stirn. „Was? Anna wollte mich?”

„Mia! Ich rede von Mia.”

„Oh. Wenn du willst, kann ich versuchen, mit ihr zu reden.”

„Sie ist verrückt nach dir. Ich weiß nicht, ob das so günstig ist.”

„Aber sie hört mir zumindest zu, oder?”

„Sie denkt, ich habe ihr den Kerl ausgespannt ... das ist doch verrückt!”

Chester küsste ihn sanft auf den Kopf. „Ich liebe dich.”

Mike sah ihn einen Moment an. „Das ist gut, ich bin ab heute Single.”

„Du siehst nicht gerade glücklich aus.”

Nachdenklich schmiegte sich Mike wieder an ihn. „Ich ... doch, ja und nein. Immerhin habe ich Anna verdammt wehgetan. Das geht nicht spurlos an mir vorbei. Andererseits muss ich sie nicht betrügen, was wiederum sehr gut ist.”

„Ja das ist es.”

„Ich liebe dich, Chaz. Lass mich jetzt bitte nicht allein ...”

„Niemals. Ich lass dich nie wieder gehen.”

„Versprochen?”

„Versprochen.”

Eine Woche später, in der Mike und Chester auf dem Sofa schliefen, fuhr Chester zur Schwimmhalle, wo Mia öfter Training hatte und wartete dort am Auto gelehnt.

„Oh mein Gott! Mia, da ist Chester! Scheiße, du hast recht, er sieht irre gut aus”, seufzten ihre Freundinnen alle durcheinander. „Ob du uns Karten fürs nächste Konzert besorgen kannst?”

„Die werdet ihr wohl kaufen müssen, wie jeder andere auch”, sagte sie leise und lief weiter.

„Mia!” Chester sah sie auffordernd an.

„Was willst du?”, fragte sie und schaute ihn finster an.

„Steig ein. Wir gehen essen.”

„Wie bitte? Erstmal hast du mir gar nichts zu sagen und zweitens, bist du sicher, dass dir das gut tut? Jetzt ist es dein Lover, der dir eine reinhaut”, gab sie bissig zurück.

„Steig ein!”, sagte Chester schneidend. Er würde heute nicht diskutieren.

Mia starrte ihn böse an. „Warum sollte ich?”

Chester seufzte. „Bitte.”

Einen Moment kaute Mia auf ihrer Lippe. Dann sah sie all die tuschelnden Mädchen, die an der Ecke auf sie warteten. Sich den Weibern auszusetzen war weit schlimmer. „Na schön”, knurrte sie, winkte kurz und stieg ein.

„Geht doch.” Chester fuhr sofort los und hätte fast eine alte Frau mitgenommen, die gerade über die Straße ging. „Italienisch?”

Mia, die noch der Frau nachschaute, nickte. „Wo, zum Teufel, hast du deinen Führerschein gemacht?”

„Die Fahrschule gibt es nicht mehr”, grinste er und fuhr zum Restaurant. Als er mit ihr an einem Tisch saß, sah er sie an. „Warum redest du nicht mit deinem Dad?”

„Das fragst du mich nicht wirklich, oder?”

„Doch. Er ist dein Vater.”

„Der meine Mutter betrogen hat ... mit dir!”

„Mal von mir abgesehen, passiert sowas sehr häufig. Willst du deswegen nie wieder mit ihm reden?”

„Das hab ich nicht gesagt. Aber ... weißt du, ich sehe Mum zu Hause, die nur noch weint. Das tut weh Und sie trägt keine Schuld. Das macht mich wütend.”

„Mike leidet auch. Ihm geht es genauso beschissen. Er weiß, dass er deiner Mum wehgetan hat. Und dir. Und das du nicht mit ihm redest ist verdammt hart für ihn.”

Mia schaute auf ihr Glas, welches sie in der Hand drehte. „Weißt du ... solange da niemand war ... konnte ich träumen. Sam war nie eine Konkurrenz. Doch jetzt ... es tut weh.”

Chester lächelte schief. „Hey. Ich könnte dein Vater sein. Außerdem … nein, du würdest irgendwann komplett ausrasten und ich auch. Ich finde es süß, dass du mich magst, aber da wäre nie etwas passiert. Auch ohne ihn nicht.”

„Du hast mich geküsst”, sagte sie leise.

„Ja. Und dabei bleibt es auch. Du hattest deinen Moment.”

„Na toll. Und wer hat ihn beendet? Mein Vater!”

Chester lachte leise. „Nein. Der kam erst danach.”

„Trotzdem hat er es beendet!”

„Ich hätte es von selbst beendet.”

„Sagst du jetzt ...”

„Ja. Mia … Ich liebe ihn. Ich hätte das niemals durchgezogen mit dir.”

Unwillkürlich zuckte sie zusammen. „Als ... beste Freunde ...?”

„Was?”

„Du ... du liebst ihn als ... Freund.”

„Partner.”

„Nein.”

„Doch. Und nur weil du da warst, heißt das nicht, dass sich das ändert.”

„Seid ihr jetzt ... schwul?”

„Ich würde eher sagen, bi.”

Mia schaute wieder auf ihr Glas. „Und was wird mit Mum und dem Baby? Mit mir ... mit unserer Familie?”, fragte sie leise.

„Mike ist nicht weg. Mia … wenn du den Kontakt nicht abbrichst, dann ist er immer noch da. Er liebt euch.”

„Aber wir sind keine Familie mehr. Er hat uns verlassen.”

„Ihr seid trotzdem eine Familie! Verdammt Mia, er ist nicht der erste Mann, der woanders hingeht.”

„Ist mir aber scheiß egal, was andere Männer machen. Habt ihr mal an uns gedacht? An Draven und mich? Das ist keine Familie.”

„Doch Mia, das ist es. Draven geht es gut. Ich rede mit ihm. Würdest du das mit Mike machen, würde es dir auch besser gehen.”

„Und was wird er mir sagen?”

„Das er dich liebt, dass du seine Tochter bist, und das er immer bei dir ist. Ich nehme ihn euch nicht weg.”

Plötzlich stiegen dem Mädchen die Tränen in die Augen. „Das hast du doch schon. Er ist ausgezogen ...”

„Was hätte er tun sollen? Jeden Tag vor eurer Nase rumlaufen? Du sagst, deine Mum weint. Es wäre nicht besser, wenn er bei euch wohnen würde.”

Mia schaute ihn verzweifelt an. Hatte Chester Recht? „Ich liebe dich auch ...”, sagte sie leise.

Chester nahm ihre Hand. „Hör mir mal zu, Kleines”, sagte er sanft. „Du findest jemand ganz tolles. Das verspreche ich dir. Schau mal … was willst du mit einem alten Mann, wenn du jemanden in deinem Alter haben kannst, der viel öfter bei dir wäre? Der nicht auf Männer steht, hm?”

„Du hattest mich noch nicht. Dann würdest du nicht auf Männer stehen”, sagte sie leise.

„Du wärst mir zu jung. Außerdem wäre da immer noch der Fakt, dass ich nie da wäre. Draven meinte letztens, dass ich mindestens 30 Wochen im Jahr weg bin.”

„Hm ... ja, das stimmt ... Dad ist auch so oft weg.”

Chester lächelte. „Was stimmt mit Draven nicht, hm?”

„Was meinst du?”

„Oh Mann. Er wird mich umbringen aber … hast du nicht gemerkt, dass er auf dich steht?”

„Doch ... ist ja nicht zu übersehen. Aber ... also, er ist süß und so. Aber er ist nicht ... du?”

„Na zum Glück! Stell dir mal vor, er wäre ich. Er würde sich sein Leben total versauen mit irgendwelchen Partys, Drogen, Alkohol. Dann würde er in eine Band einsteigen, alles andere vernachlässigen und immer verrückter werden. Und dann, wenn er Vierzig ist, stirbt er an einem Herzinfarkt, weil er bungeejumpen wollte.” Und das hatte Chester wirklich vor.

Mia lachte leise. „So sehr Rockstar, dass du schon mit vierzig abtreten willst?”

„Hm, ne. Dann hätte ich nur noch ein Jahr. Sagen wir fünfundvierzig.”

Sie schaute ihn seufzend an. „Und jetzt?”

„Redest du bitte wieder mit ihm. Er vermisst dich. Und schau mal, in zwei Wochen sind wir schon wieder unterwegs. Willst du ihn so gehen lassen?”

Überrascht schaute Mia auf. „Ich dachte, ihr habt Urlaub.”

„Naja, mehr oder weniger. Wir spielen auf ein paar Festivals. Du kennst doch deinen Vater und Joe. Sie können nicht anders und wir müssen leiden.”

„Oh ...” Mia senkte traurig den Blick.

Chester biss sich auf die Unterlippe. „Wie wäre es, wenn du mitkommst? Wird zwar ziemlich eng im Bus aber … irgendwie schaffen wir das.”

Nun sah sie auf. „Das ... darf ich? Bist du sicher?”

„Ich wüsste nicht, warum du nicht darfst, wenn es dich nicht stört mit sieben Männern in einem Bus zu wohnen.”

Mia runzelte die Stirn. „Ihr seid nur sechs.”

„Draven kommt mit.”

„Achso ...” Mia lehnte sich zurück, als die Pizza kam. „Okay, also ... wo ist denn mein Dad?”

„Bei uns. Oder im Studio. Er arbeitet viel.”

„Wegen mir? Weil ... ich nicht mit ihm rede?”

„Auch.”

„Kann ... kann er herkommen?”

Chester lächelte und rief Mike sofort auf dem Handy an.

„Hm?”, machte der konzentriert.

„Hey. Ich bins. Wie wäre es mit einer Pause?”

„Jetzt?”

„Ja! Ich bin beim Italiener. Beeile dich, ich bestell dir Pizza.” Und zack hatte Chester aufgelegt.

Mike knurrte leise und packte alles zusammen. „Dave, ich bin mal ne Weile weg. Warum auch immer hat Chazy was gegen unserem Stammlieferanten und geht fremd.”

„Schon wieder? Macht er ganz schön oft in letzter Zeit.”

„Ja ... also bis nachher.” Mike ging zu seinem Rover und murrte leise, da dieser immer noch verbeult war. Er fuhr zum Restaurant. „Wenn wir auf Tour sind, geb ich mein Auto erstmal in die Werkstatt.” Mike sah auf die zwei Pizzen. „Wieso hab ich eine Hawaiipizza? Ich hasse warme Ananas. Und wieso isst du beide?”

„Weil ich verfressen bin?” Chester grinste und rutschte zur Seite.

„Hm ... ich will eine mit Käse. He, Miko, bekomm ich eine Käsepizza?”

„Aber klar. Chazy, wo ist die Kleine von eben?”

Mike zuckte zusammen. „Was ... Kleine? Welche Kleine?”, fragte er.

Chester lächelte nur und nahm unter dem Tisch Mikes Hand. „Sei nicht so neugierig.”

„Aber ... du hast ne Kleine hier!”

„Ja. Aber das ist echt nicht schlimm.”

„Sagst du! Das letzte mal hast du mit meiner Kleinen geknutscht!”

„Hm, ja. Ich erinnere mich dunkel. Das war der Tag, wo ich besoffen war, richtig?”

„Und jetzt?”

„Bin ich nüchtern.”

„Aber wer ... Mia!” Mike starrte sie an und stand schnell auf. „Oh, Süße!”

„Hey Dad”, sagte sie leise.

„Mia ...” Mike konnte es gar nicht fassen. Er trat auf sie zu. „Darf ... also ... darf ich dich in den Arm nehmen?”

Mia nickte sofort und kuschelte sich in die Arme ihres Vaters. „Bitte … komm zurück!”

„Ich kann nicht, meine Kleine. Mia, ich liebe dich, aber ... ich komme nicht zurück.”

„Warum nicht?”

„Weil ich zu Chester gehöre ...”, sagte er und schaute sie an.

„Und was ist mit uns? Dad, du fehlst uns!”

„Ihr mir auch ... du. Vor allem du.” Mike setzte sich und zog Mia neben sich. „Manchmal steht man in seinem Leben an einem Scheideweg und muss sich für einen Weg entscheiden. Mein Weg ... geht zu Chester ... nicht zu deiner Mum.”

Mia sah ihn traurig an. „Aber … Wie gehts jetzt weiter?”

„Ich bleibe bei Chaz und ... Mum wird vermutlich die Scheidung einreichen. Ich ... ich hoffe, ich darf euch sehen.”

Mia schwieg einen Moment. „Dad?”

„Ja?”

„Chester sagte, dass ich mit euch zu den Festivals kommen könnte.”

„Klar. Auch, wenn ich noch nicht weiß, was deine Mutter dazu sagt. Aber was mich angeht ... auf jeden Fall!”

„Ich rede mit ihr.”

„Es würde mich wahnsinnig freuen.” Mike zog sie fest in seine Arme, strubbelte ihr durch die Haare, allein, weil er wusste, dass sie das so gar nicht mochte.

„Dad! Hör auf damit!”

„Nein.” Er grinste und schaute auf, als seine Pizza kam. „Kann endlich jemand dieses warme Ananasding hier wegnehmen?”

„Das ist meine!”, schimpfte Mia und biss in ihre Pizza.

„Ja, du hattest schon immer einen seltsamen Geschmack.”

„Danke”, sagte Chester grinsend.

„Bitte!” Mike kicherte und küsste ihn kurz, wurde aber knallrot.

Chester lächelte. Das war der erste, zwar kurze, Kuss in der Öffentlichkeit. „Okay also … was machen wir heute noch?”

„Zurück ins Studio. Drück dich nicht immer!”

„Aber Urlaub!”

„Du sollst dir doch nur Texte durchlesen!”

„Kannst du sie mir nicht vorsingen?”

„Das sind nur Texte!”

„Dann schreib doch Melodien dazu. Was machst du den ganzen Tag im Studio?”

„Hunderte Texte lesen, du Knallkopf!”

Chester streckte ihm die Zunge raus. „Idiot.”


 

Interne Bandgespräche

 

Mia fuhr heim, wo sie nachdenklich ihre Sachen weglegte und dann zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer ging. „Hey Mum ...”

„Hey, Kleines. Wo warst du so lange?”

„Ähm ... ich hab ... also, Chaz hat mich eingesammelt und mit mir geredet, wegen Dad. Und dann kam Dad dazu und wir haben auch geredet”, sagte Mia leise.

Anna sah ihre Tochter an. „Mike war da? Wie … wie geht es ihm?”

„Hm ... naja, sie bereiten die Festivaltour in Europa vor und sichten neue Texte.”

„Oh …” Anna nickte. „Kommst du her? Ich hab einen Film ausgeliehen.”

„Ja, ich hol mir noch ein Eis. Aber ... Mum, ich muss dich noch etwas fragen.” Mia biss sich kurz auf die Unterlippe. „Also ... Dad hat mich eingeladen, mitzufliegen.”

„Was? Mia! Du … du willst mit ihm?”

„Ja, bis zum Schulanfang bin ich ja wieder da. Wenn die Schule erst wieder losgeht, habe ich die Chance nicht mehr.”

„Und für wie lange?”

„Ich weiß nicht ... ich glaube, es waren fünf Wochen.”

„Du willst fünf Wochen unterwegs sein? Spinnst du?”

„Warum? Mum, die Chance bekomm ich so schnell nicht mehr!"

„Aber keine fünf Wochen! Du bist sechzehn, Mia!”

„Ja, und Dad ist bei mir!”

„Zwei Wochen sind okay.”

„Warum? Hat Dad kein Recht, mich länger zu sehen?”

„Doch, aber ich möchte nicht, dass du fünf Wochen unterwegs bist.”

„Warum nicht? Sag mir einen triftigen Grund!”, forderte Mia.

„Ich würde dich vermissen.”

„Oh Mum! Ist es wegen Chester?”

„Chester ist mir egal. Mia ... du bist sechzehn. Du kannst bestimmt noch öfter mit. Aber ich will nicht, dass du fünf Wochen nonstop mit ihnen unterwegs bist.”

Wütend schaute sie ihre Mutter an. „Dad erlaubt es mir aber!”

„Schön für ihn.”

„Hat er gar nichts zu sagen?”

„Doch, aber er kann mich schließlich auch vorher fragen!”

Mia knurrte und nahm ihr Handy, um ihren Vater anzurufen. Der ging auch prompt ran.

„Mum lässt nur zwei Wochen zu!”

Mike seufzte leise. „Gib sie mir bitte.”

Mit wütender Miene streckte Mia ihrer Mutter das Handy hin.

„Geh bitte noch etwas hoch”, sagte sie und nahm das Handy.

Mia trampelte praktisch die Treppe hoch.

„Hi Anna.”

„Hey.”

„Wo ist das Problem?”, fragte er ruhig.

„Ich will nicht, dass sie fünf Wochen unterwegs ist. Mike sie ist Sechzehn. Sie ist viel zu jung für so eine lange Reise.”

„Das sind keine normalen Konzerte. Da spielen wir auf fünf Festivals. Dazwischen haben wir Pause und schauen uns die Städte an. Du kennst doch die Festivaltour im Sommer.”

„Mike, bitte. Keine fünf Wochen. Das muss echt nicht sein.”

„Sie ist sechszehn und nicht zehn. Trau ihr mal was zu. Soll sie den ganzen Sommer im Haus rumsitzen? Draven kommt auch mit.”

„Das ich hier allein rumsitze ist okay, ja?”, fragte Anna leise.

„Naja, du hast doch Freunde. Oder frag deine Eltern, ob du sie besuchen kannst. Es wird dir auch gut tun, mal rauszukommen.”

Anna biss sich auf die Unterlippe. Erst Mike und nun wollte Mia auch noch von ihr weg. „Pass auf sie auf …”

„Sie kommt wieder, Süße. Bitte, sei nicht böse auf unsere Kleine. Und ... naja, wenn sie Schule erst wieder losgeht, dann sehe ich sie kaum noch, weil ich im Studio bin.”

„Du könntest sie sehen …”

„Ja, aber ich arbeite meistens nachts, wie du weißt. Aber dann ist sie bei dir. Wir werden auch viel unterwegs sein.”

„Das meine ich nicht. Du könntest hier wohnen, dass weißt du.”

„Nein ... könnte ich nicht. Das wäre falsch.”

Anna schloss die Augen. „Machs gut.”

„Anna, es tut mir leid!”, sagte er schnell.

„Ja … mir auch.”

„Wir fahren am Montag. Ich hol sie Montag früh gegen sieben ab, okay?”

„Okay.”

Einen Moment zögerte Mike noch, doch dann legte er auf.

Chester beobachtete seinen Freund. „Alles okay?”

„Sie tut mir leid.”

„Warum?”

„Naja, sie sagte gerade, dass sie jetzt fünf Wochen allein ist. Ich ... ich liebe sie ja.”

Chester schwieg und sah auf die Texte in seinen Händen. „Oh Mann … ich glaube nicht, dass ich das sage aber… was, wenn die Frauen mitkommen?”

„Ich habe mich gerade getrennt. Soll ich ihr jetzt Hoffnungen machen?”

„War nur ein Vorschlag.”

„Ich weiß. Aber ein schlechter, Baby.” Mike schwieg kurz. „Sie muss sich dran gewöhnen, richtig?”, fragte er leise.

„Ja, so wie du dich auch daran gewöhnen musst.”

„Ich hab es einfacher”, sagte Mike lächelnd und nahm dessen Hand.

„Noch. Du kennst mich nicht als Partner.” Chester grinste und zog ihn zu sich.

„Ich kenne dich seit fast zwanzig Jahren. Ich kenne dich besser, als deine Frau!”

„Ja, aber du warst nie mit mir verheiratet. Du musstest nie mit mir über die Einrichtung diskutieren.”

„Wir haben beide dieses Studio eingerichtet und ich wollte dich erschlagen. Mit meinem Baby. Das will was heißen, oder?”

„Und das stell dir jetzt mal für ein ganzes Haus vor.”

„Dann nehm ich dich einfach genau da, wo du diskutierst. Dann vergisst du das wieder!”

„Niemals!”

„Oh doch, weil dann kein Hirn mehr da ist!”

„Sowas kannst du gar nicht.”

„Und ob. Beweise ich dir dann.” Mike lachte leise und reichte Chaz einen Text. „Den will ich!”

„Warum ausgerechnet den?”

„Weil der Song gut wird. Was ... langsames, aber ein bisschen härter. Wer hat den geschrieben? Ich wars nicht. Irgendwie passt er zur momentanen Situation.”

„Na wenn du ihn nicht geschrieben hast, wer kann es dann gewesen sein?” Chester schmunzelte.

„Dann solltest du ihn singen. Ich finde den toll.”

„Der ist noch nicht fertig.”

„Dann mach ihn fertig.”

Chester murrte leise und krabbelte auf Mikes Schoß. „Nicht heute.”

„Alles okay?”, fragte Mike sanft.

„Ja. Ich mag nur gerade nicht arbeiten.”

„Hm, okay. Kuscheln?”

„Ja!”

Am nächsten Tag arbeiteten alle sechs Jungs konzentriert, denn sie wollten wenigstens einen Song mit auf Tour nehmen. Einen neuen Song. Er hieß am Ende Rebellion.

„Das ist gut”, sagte Dave. „Sehr gut sogar. Bekommt ihr den auf der Bühne hin?”

Mike schaute Chester durchdringend an. „An mir liegt’s nicht.”

„Na an mir auch nicht. Das ist nicht schwer.”

„Dann zeigs mir”, grinste er und trat ans Mikro.

„Ich zeig dir alles, Baby”, grinste Chester, was den Jungs ein genervtes Stöhnen entlockte.

„Ach, jetzt seid nicht so lahm!”, sagte Mike und nickte Rob zu. „Spießer!”

„Wir lieben euch ja auch, aber so langsam wirds echt heftig!”

Mike wurde ernst. „Was meinst du?” Unsicher schaute er sich um.

„Das ständige rumgeflirte.”

Mike seufzte und ließ sich aufs Sofa fallen. „Jungs ... wir sind verliebt. Als ihr euch verliebt habt, wart ihr nicht anders.”

„Ja, aber ihr musstet es euch nicht permanent ansehen. Sorry aber, wenn ihr euch dann auch wieder konzentrieren würdet. Chester sitzt eigentlich fast nur noch rum.”

Sofort gingen alle Blicke zu Chester.

„Hört mal, wir freuen uns. Versteht es nicht falsch, aber ... es ist schon ungewohnt. Und ... wir arbeiten ja auch hier”, sagte Rob.

„Ich sitze nicht nur rum, damit das mal klar ist. Ich schreibe Texte! Und so oft flirten wir jetzt auch nicht.”

„Sehr viel öfter, als sonst.“

Dem übersensiblen Mike, der mit der Tatsache, dass er jetzt mit einem Mann zusammen war, noch nicht so recht klar kam, denn es war ja erst seit einer Woche so, wurde schlecht. Wenn seine Freunde schon so reagierten, wie würde dann die Presse reagieren? Wortlos stand er auf und verließ den Raum.

Chester seufzte. „Danke auch”, sagte er böse guckend zu den Jungs.

Dave schüttelte den Kopf und verließ den Raum, folgte Mike ins Bad.

„Was?”, fragte dieser leise, die Hände aufs Waschbecken gestützt und tief durchatmend, damit er die Tränen zurück drängen konnte.

„Alles okay?”, fragte Dave und verdrehte über sich selbst die Augen. „Hör nicht auf die. Ich meine, nimm dir das nicht so zu Herzen.”

„Weißt du, was mich beschäftigt? Das da drin, sind meine Freunde. Ich meine ... ich kenne die Jungs länger, als ich Chaz kenne. Wenn sie damit schon Probleme haben, wie soll die Öffentlichkeit dann damit klar kommen?”

„Ihr wollt es öffentlich machen?”

„Nicht jetzt, aber irgendwann.”

„Die Jungs brauchen Zeit. Sieh mal, bis vor ein paar Wochen warst du noch mit Anna glücklich und Chester angeblich auch mit Sam. Wir kennen euch nur so. Dass ihr jetzt zusammen seid, ist ungewohnt.”

„Ungewohnt muss nicht nervend sein. Und die Jungs sind genervt.”

„Weil ihr anders seid, als sonst. Ihr turtelt die ganze Zeit, konzentriert euch nicht mehr richtig, Ja, das ist die Anfangszeit, aber jeder ist genervt von diesen neuen Pärchen, die immer in der Öffentlichkeit rummachen.”

„Mach ich gar nicht.” Mike seufzte. „Ich habe nicht das Gefühl, unkonzentrierter zu sein. Ich habe länger gearbeitet die letzten Tage, als die anderen. Aber okay. Dann ... müssen wir uns eben zurück halten.”

„Du hast länger gearbeitet, dass stimmt. Aber dein Freund nicht. Chester liegt nur auf dem Sofa und liest vielleicht den einen oder anderen Text. Aber davon abgesehen … wenn dir das mit den Jungs schon so zu schaffen macht, solltest du vielleicht nicht an die Öffentlichkeit gehen.”

„Im Moment habe ich das auch nicht vor. Aber du kennst die Presse. Wir können ja kaum einen Schritt machen, ohne dass die es sehen. Im Moment läuft alles, was zwischen uns passiert, in diesem Studio ab.”

„Ja, aus gutem Grund. Sie würden euch auseinander nehmen. Mit Worten und Gerüchten. Gleichgeschlechtliche Paare sind immer noch ungern gesehen, auch wenn sie in einigen Ländern gleichgestellt sind. Mike, du bist jetzt schon am Ende. Und das sind deine Freunde. Die Presseleute sind nicht deine Freunde. Und sie werden echt eklig werden.”

„Ich will mich ja auch noch gar nicht outen! Aber vielleicht sollten meine Freunde auch mal meine eingeschränkten Möglichkeiten bedenken!”

„Vielleicht findet es aber nicht jeder so gut, euch knutschen zu sehen.”

„Was ... meinst du? Zu eklig?”

„Zu viel. Mike … die Jungs verstehen es nicht. Sie sind eure Freunde, aber dennoch verstehen sie nicht, warum ihr eure Familien aufgebt.”

„Weil Kinder da sind? Weil wir verheiratet sind? Himmel, das ist nichts anderes, als hätte ich mir eine neue Frau gesucht! Soll vorkommen!”

„Und genau das würden sie auch nicht verstehen. Mein Gott Mike. Ihr wart das Traumpaar!”

„Hat sich ausgeträumt.” Einen Moment schaute Mike in den Spiegel. „Sie tut mir leid. Aber am Ende müsst ihr das alle akzeptieren. Ich liebe Chester und wem es nicht passt, soll die Augen zumachen, oder gehen. Ich arbeite trotzdem!” Entschlossen verließ er das Bad, drückte Chester einen Kuss auf und nahm seine Gitarre. „Kanns losgehen?”, fragte er schnippisch.

Dave seufzte, dennoch zogen sie die Probe durch. Zum Glück waren sie so lange zusammen, dass Streitigkeiten kaum bis gar nicht auffielen. Hoffentlich würden sie das bis zur Tour geklärt haben.

Als alle weg waren, und nur noch Chester und Mike in dem Räumen waren, warf Mike sein Handtuch wütend aufs Sofa. „Fuck!”

„Komm wieder runter. Das wird wieder.”

„Nein! Sie sind unsere Freunde. Es sollte ihnen scheiß egal sein, wen ich küsse, verfickt!”

Chester seufzte. Gerade solche Situationen ließen ihn manchmal zweifeln, ob es eine gute Idee gewesen war. Dieser ganze Urlaub war vermutlich total schwachsinnig gewesen. „Mike … hey. Sie beruhigen sich. Sie machen ihre doofen Witze, reißen Sprüche und irgendwann hört das auf, wenn sie merken, dass uns das nicht ärgert.”

„Aber das tut es. Es ärgert mich”, sagte er leise.

Chester legte die Arme um Mikes Hüfte. „Wir wussten doch beide, dass es nicht einfach wird, oder?”

„Draußen ... ja, da wusste ich es. Hier drin ... da dachte ich, ich kann Mike sein, ich selbst sein. Stattdessen verstelle ich mich, damit sie sich nicht aufregen.”

„Du bist einfach zu gut für diese Welt.” Er streichelte Mikes Wange. „Scheiß auf deren Meinung.”

„Wie kann ich das? Sie sind meine Freunde.”

„Und was willst du tun? Wir sind bald fünf Wochen mit ihnen unterwegs. Fünf Wochen keine Küsse und nichts?”

„Nur in unserem Hotelzimmer. Oder auf dem Klo.”

„Das ist beschissen”, murmelte Chester.

„Ich weiß ... aber ich ertrage dieses Augenrollen nicht.”

„Da freue ich mich ja auf die erste Woche im Bus.” Chester küsste ihn kurz. „Vielleicht können wir noch mit ihnen reden.”

„Und was sollen wir ihnen sagen?”

„Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir vor ihren Augen vögeln, damit sie sich dran gewöhnen”, scherzte er frech.

„Ich befürchte, da krieg ich keinen hoch. Dave und Rob gehen ja noch, aber Brad und Joe ... nein, die machen mich nicht an.”

„Gott sei Dank!”, kam es von der Tür. Die angespannte Atmosphäre hat jeder der sechs gespürt und wie so oft ging es ihnen mehr als nur an die Nieren.

Brad stand da, mit einem Sixpack Bier in den Händen und atmete erleichtert aus.

Chester grinste. „Also Brad ist schon niedlich”, sagte er und sah zu diesem.

„Nein, zu viele Haare”, grinste Rob und ging an diesem Vorbei.

„Haben eure Frauen Glatzen?”, fragte Chester verwirrt, gab Mike einen sanften Kuss.

„Nein, das nicht. Aber bei all der Wolle? Ich will gar nicht wissen, wo er die noch hat!”

Lachend schüttelte Chester den Kopf. „Ihr seid doof. Da kann man ganz toll reingreifen. Was macht ihr überhaupt schon wieder hier?”

„Glaubt ihr echt, wir würden einfach so verschwinden, wenn Mike heute wegen uns geweint hat? Chaz, du solltest uns besser kennen.”

„Hm, ich hätte auch gedacht, dass ihr nicht so homophob seid”, murmelte der und setzte sich dann.

„Das sind wir nicht. Mir ist es im Grunde egal, wenn ihr knutscht.” Rob reichte ein Bier an Mike weiter, der es schweigend nahm. „Es ist nur ... ungewohnt. Aber auch das geht. Es ist ... Chaz, du bist unkonzentriert und tust nicht ansatzweise das, was du normalerweise hier leistest. Und das seit drei Tagen. Liegt’s an Mike? Träumst du? Bist du noch im Urlaub? Oder beschäftigt dich etwas anderes?”

„Ja ich bin unkonzentriert, aber das hat nichts mit Mike zu tun! Man Rob! Ist dir vielleicht mal aufgefallen, dass Draven nicht mehr hier ist? Er redet nicht mehr mit mir und wenn er es doch tut, dann nur, ob er mit uns kommen kann.”

„Immer noch wegen Mia?”

„Ja und es wird nicht besser, egal was ich mache.”

„Warum redest du nicht mit uns? Du erzählst doch sonst alles. Wir sehen das, sagen was, aber du ignorierst uns!”

„Ich kann meine Probleme allein lösen. Ich bin kein Kind mehr.”

„Niemand sagt, dass wir sie lösen wollen. Aber eine Antwort wäre nett gewesen.”

Mike schaute schweigend hin und her. „Ist es eklig oder so für euch, wenn wir uns küssen?”

Joe schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht eklig. Nur komisch.”

„Wir haben nicht viele Möglichkeiten, um uns nahe zu sein. Ich hoffe, das ist euch bewusst. Ihr macht mir ein schlechtes Gewissen!”

„Aber warum? Ihr habt doch Chesters Haus.”

„Da ist Draven, der jedes Mal Würggeräusche macht”, seufzte Mike. „Und ... ich meine ... wir schlafen da auf dem Sofa. Das ist ... beschissen.”

Chester senkte den Blick. Er wusste nicht, dass Mike so unter der Sofasache litt. „Wir sollten uns etwas anderes suchen.”

„Und wie? Bennoda sucht sich eine eigene Wohnung? Da können wir es gleich öffentlich machen. Vielleicht ... ein größeres Haus?”

„Ich weiß nicht. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.”

„Ja, irgendwie. Aber erst musst du das mit Draven hinbekommen. Und ... also, es wäre nett, wenn ihr nicht ständig die Augen verdreht. Wir reduzieren und arbeiten wieder richtig. Okay?”

Chester schnaufte. „Ich werde keine fünf Wochen auf die Küsse verzichten”, murrte er leise.

„Ich denke nicht, dass ihr das müsst”, lenkte Rob ein. „Gott Jungs, versteht uns bitte auch ein wenig. Eben wart ihr noch hetero und verheiratet und nun ... gebt ihr Bennoda eine völlig neue Bedeutung!”

„Könnt ihr mal mit diesem scheiß Bennoda-Zeug aufhören? Das sind Hirngespinste von Fans. Die wissen nicht, was Wirklichkeit ist. Das hier ist was völlig anderes.”

(Anmerk. der Autoren: Eh Chaz? Hallo? Wir wissen sehr wohl, was Wirklichkeit ist! Du und Mike in einem Bett und die Weiber sind nur Tarnung! HA! So sieht’s mal aus! Bennoda for president!)

„Nicht mehr! Bennoda ist der Wunsch eurer Fans, dass ihr zusammen kommt und euch verliebt. Das ist passiert. Dass sie es nicht wissen, ist der einzige Unterschied, Chaz”, sagte Joe.

„Habt ihr euch mal Bennoda-Geschichten durchgelesen? Die sind teilweise echt krank! Da ist Mike der, der mir wehtut. Der das Arschloch ist.”

„Geschichten gibt es viele. Auch schöne, wo alles fluffig ist. So ist das Leben, Chaz und gerade du weißt das. Darum gehts aber nicht. Ihr verlangt von uns, dass wir umswitschen. Von einen Tag auf den anderen. Gebt uns Zeit.”

„Und was sollen wir machen? So tun, als wären wir einfach nur Freunde?”

„Nein ... ach, ich weiß es doch auch nicht. Einfach ... weiterarbeiten. Mit uns zusammen. Grenzt euch nicht aus, konzentriert euch ... sowas.”

Chester lehnte sich zurück. „Okay … wir arbeiten. Aber wenn wir uns küssen, dann tun wir das.”

„Es wird nicht gevögelt!”, sagte Rob.

„Sagt ausgerechnet der, der seine Frau hier auf dem Sofa vernascht hat”, lachte Brad, der recht schweigsam daneben gesessen hat. Nun beugte er sich zu Mike vor. „Hör mal, wir kennen uns jetzt schon ... ich hab keine Ahnung, wie lange du mir schon auf den Sack gehst. Ich möchte, dass du glücklich bist, mit dem, was du tust. Bist du es?”

Chester griff nach Mikes Hand und lächelte leicht.

Der schaute seinen Freund an, dann Brad. „Ja, ja, das bin ich. Aber nur, wenn du nicht ständig genervt schaust.”

„Sorry. Ich muss mich daran erst gewöhnen.”

„Sag mal, müsste sich auch einer dran gewöhnen, wenn ich mir eine neue Frau gesucht hätte?”

„Mike, wir sind nicht homophob! Und wenn ihr das nochmal durchblicken lasst, klatsch ich euch eine!”, knurrte Rob.

„Aber er hat doch recht, oder? Wenn Mike eine neue Frau hätte, würdet ihr nicht so schauen.”

„Ich klatsch ihm eine! Das trau ich mich”, sagte Rob zu Brad.

„Hey, ich glaube dir”, sagte Brad mit erhobenen Augenbrauen.

„Ja? Okay!” Rob warf sich auf Chester und kniff ihm fest in den Nacken. Dass er dabei auf seinem Schoß saß, war ihm egal.

„Gutes Beispiel, Mikey. DAS muss ich nicht sehen”, grinste Brad.

„Das muss gar keiner sehen”, sagte Joe und legte den Kopf schief. „Von hier sieht das echt unanständig aus, wie Chazy sich da bewegt.” Prompt war das Handy gezückt und Bilder gemacht.

Chester knurrte. „Lass mich los! Tickst du noch ganz sauber?”

„Aber jaaah! So sauber, wie eh und je.” Rob ließ sich neben ihn fallen.

Chester boxte ihm auf den Arm. „Idiot!”

„Auuuua, hey, du blöder Kerl! Ich brauch meine Arme!”

„Ist mir doch egal! Ich brauche meinen Nacken!”

„Wofür?”

Chester grinste nur dreckig.

„Boah ... war der schon immer so ein Schwanzdenker?”

„Jap”, sagte Dave grinsend. „Aber Mikey scheint das noch weiter ausgeprägt zu haben.”

Der wurde schweigend rot, lächelte nur, dann wandte er sich an Rob. „Mach ihn nicht kaputt!”

„Sein Glück, dass wir ihn brauchen”, sagte Rob und schüttelte den Kopf.

„Jaaah und das in so verschiedener Hinsicht”, lachte Dave leise.

„Man!!! Dave, hör auf! Ich will diese Bilder nicht in meinem Kopf haben!”

„Sorry, mir gefällt mein Kopfkino.”

„Wo wir gerade dabei sind: Wie lange hast du deinen Betthasen schon?”, fragte Brad.

„Ein Jahr.”

„Warum? Also ... wie geht das mit Lindsey? Liebst du ihn Oder ist es nur Sex?”, fragte Rob neugierig.

„Das ist nur Sex. Wir sind Freunde. Und Linsey mag ihn.”

„Macht ihr auch manchmal was zu dritt?”

„Oh Rob!”

„Man, ich meine Filmabend, oder essen gehen oder so! Säue hier!”

Dave lachte. „Wir haben Linseys Tisch aufgebaut. Das heißt, ich habe gebaut und die beiden haben alles wieder kaputt gemacht.”

„Wie?”, fragte Rob vorsichtig.

„Wer ist hier gerade der Schwanzdenker?”, wollte Mike wissen.

Dave wackelte den Kopf. „Ganz so Unrecht hat er nicht. Jessy wollte austesten wie stabil das Teil ist. Das ich noch nicht alle Schrauben drin hatte, hatte er nicht bedacht. Er hat sich raufgesetzt und das Ding ist zusammengebrochen.”

„Und was hatte Lindsey damit zu tun?”

„Sie hat sich weggeschmissen vor Lachen. Und sie hat ihn dazu angespornt.”

„Oh verstehe.” Alle Jungs schwiegen einen Moment, bis Mike sich räusperte.

„Egal, ob Dave einen Betthasen hat, oder ob Chaz und ich eine Beziehung führen ... wir sind Freunde, die einfach geile Musik machen. Nichts anderes wollten wir vor sechzehn Jahren und nichts anderes will ich jetzt. Ich brauche euch, mehr, als mir bisher bewusst war. Und das sollte kein Grund sein, dass wir uns anzicken.”

Rob seufzte leise. „Das wollen wir ja auch nicht. Aber es ist halt so ungewohnt für uns. Das gerade ihr beide rumknutscht.”

„Wäre denn eine andere Kombination wahrscheinlicher gewesen?”

„Nein. Es wäre bei jedem komisch gewesen.”

„Na das beruhigt mich.”

„Okay, ist das dann geklärt?”

„Denke. Seid lieb zu mir. Ich bin sensibel. Und dann kommen wieder so traurige Schmusesongs. Und Kreischi hier will ja lieber brüllen.”

„Klappe”, grinste Chester.


 

On the road

 

Wenige Tage später stand Mike vor der Tür seiner Noch-Frau und wartete, dass Mia alles an Gepäck in den Bus gebracht hatte. „Ich bringe sie dir gesund zurück. Das weißt du, richtig?”

„Ja, das weiß ich. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn sie nicht so lange weg ist.”

„Fährst du auch ein paar Tage weg?”

„Ich dachte ich fahre nochmal mit den Mädels weg.”

„Das ist toll. Ruh dich ein bisschen aus, okay?”

Anna nickte leicht. „Mia? Wo bleibst du? Dein Vater wartet!”, rief sie. Was sollte sie denn machen? Ihre Tochter einsperren?

Mia kam die Treppe runter, umarmte ihre Mutter fest und lächelte. „Ich schreibe dir aus jeder Stadt, die wir erreichen und länger als eine Stunde bleiben, eine Karte.”

„Okay. Ruf mich an, ja?”

„Ja, versprochen.” Als sie im Bus saßen und dieser losfuhr, musterte Mike seine Tochter. „Warst du im Sonnenstudio oder bist du draußen eingeschlafen? Du bist so knackebraun. Vor drei Tagen warst du das noch nicht.”

„Draußen scheint die Sonne und ich sitze nicht wie ihr den ganzen Tag drinnen.”

„Hm ... Jungs, wir brauchen einen Garten am Studio!”

„Wofür? So selten wie wir da sind? Wir können auch einfach weniger arbeiten”, sagte Chaz frech, während er auf einem Block schrieb.

„Davon träumst du!” Rob grinste.

Da sie Tagsüber flogen, langweilten sie sich schnell im Flieger.

„Jetzt weiß ich wieder, warum wir nachts fliegen!”, maulte Dave.

„Wir hätten eine Playstation mitnehmen sollen”, murrte Chester leise.

„Ja, gucken wir nen Film?”

„Ja bitte. Ich renn hier sonst rum.”

„Tust du doch ohnehin”, lachte Rob. „Okay, lassen wir das einzige Mädel hier entscheiden. Mia, ein Film bitte!”

„Was habt ihr denn?”

„Alles. Läuft übers Internet.”

„Hm. Wie wäre es mit Poltergeist?”

„Der ist ab achtzehn, Kind!”

„Und? Ihr seid doch bei mir. Komm schon!”

„Ich pass auf sie auf”, sagte Rob. „Immer wenn sich jemand bewegt, drück ich ihr das Kissen ins Gesicht.”

Chester lachte leise. „Hey, dann haben wir hier auch eine Tote.”

„Hast du Draven vergessen? Der ist auch noch zu jung.”

Mike nickte. „Los, such was anderes aus.”

Mia schnaufte leise. „Okay … Dann lasst uns Pitch Perfect gucken.”

Die Jungs runzelten die Stirn. „Was? Ernsthaft?”

Draven grinste und klinkte sich aus, weil er mit Keira am Chatten war.

„Wenn ihr keinen Poltergeist gucken wollt, dann das.”

„Poltergeist!”

„Mike, lass uns nicht hängen!”

„Poltergeist, bitte ... alles nur nicht singende Quietschtanten!”

„Ich guck gleich Winnie Pooh”, sagte Chester und streckte sich.

„Oh, ich steh auf Tigger!”, grinste Dave.

„Gucken wir das? Ich will auch keine rumhüfenden Weiber gucken.”

„Winnie Pooh?”, fragte Mike verwirrt.

„Ja!” Chester strahlte Mike regelrecht an.

„Ähm ... Von mir aus ... Mia?”

„Er wird nicht aufhören so zu gucken, bevor ich ja sage, oder?” Mia deutete auf Chester, der ganz große Augen machte.

„Nein. Und ich habe offen gestanden Angst, dass es so bleibt!”

„Wir können auch Spongebob gucken”, sagte Chester, weiterhin so irre guckend.

„Guckt er dich dann nachts auch immer so an?”, fragte Joe nachdenklich.

„Dann passiert garantiert nichts!”

„Irgendwie erinnert er mich an den gestiefelten Kater. Der hat auch immer so geguckt.”

„Hab ich nie gesehen. Draven, spielst du auch mit?”

Der winkte nur ab. „Nope, macht ihr mal, ich bin beschäftigt!”

„Er mag dieses Mädchen viel lieber als mich”, jammerte Chester halb ernst, halb gespielt.

„Welches Mädchen?”, fragte Rob und machte frech Winnie Pooh an.

„Diese Kleine … Keira. Wir hatten sie nach dem Urlaub am Flughafen kennengelernt und mein Kleiner hat sich verknallt und nun ist nichts mehr wichtig.”

„Klappe Dad!” Draven grinste in sein Handy. „Keira ist cooler, als ihr alle zusammen. Aber sie lässt euch grüßen.”

Mia hob die Augenbrauen. „Du schreibst immer noch mit Barbie?”

„Ja, auch wenn sie keine Barbie ist.”

„Und wie sie das ist, mit ihren blondgefärbten Haaren, die aussehen als hätte sie es selbst versucht.”

Draven seufzte. „Weil das optische ja auch das Non plus Ultra ist, richtig? Und sie sieht verdammt gut aus.”

Chester legte den Kopf auf Mikes Schulter. „Hm. Wenn Sam jetzt noch Anna angräbt gibts ne riesen Villa für uns.”

„Yay ...”, sagte Mike nur lahm und grinste. „Draven ist süß mit Keira. Aber sie ist zu weit weg.”

„Ja und wir können nicht alle paar Wochen nach England fliegen.”

„Stimmt. Hoffentlich bricht es ihm nicht das Herz. Es hilft ihm über Mia hinweg”, flüsterte Mike.

„Ja aber Mia ist stinkeifersüchtig.”

„Ich frage mich, warum?”

„Na weil wir Benningtons einfach umwerfend sind.”

Mike sah ihn an und lachte leise. „Ja, genau.”

„Was soll das denn heißen?”

„Ihr seid unwiderstehlich.”

„Das will ich ja wohl auch meinen”, raunte Chester in Mikes Ohr und biss kurz rein, bevor er sich dem Film zuwandte.

„Gucken wir echt Winnie Pooh?”

„Ja! Das ist doch voll cool!”

„Absolut.” Mike kicherte plötzlich los, was Rob und Dave gleich mitansteckte. „Oh mein Gott! Ferkel ist ja soooo süß!”, rief er lachend.

Mia schüttelte den Kopf. Warum mussten Erwachsene manchmal so kindisch sein? „Dein Vater ist echt komisch drauf”, sagte sie zu Draven.

„Warum? Es ist dein Vater, der sich gerade einen wegkichert.”

„Ja, aber dein Vater guckt Kinderserien.”

„Hm ... er ist einfach noch ein Kind ... manchmal.” Draven zuckte die Schultern und schaute auf Keiras neue Nachricht. Sanft lächelte er.

„Kannst du das Ding mal aus der Hand legen?”

„Warum? Ich kann mich trotzdem unterhalten.”

„Ja aber das ist unhöflich.”

Draven seufzte und legte das Tablett beiseite. Auffordernd schaute er sie an. „Was hast du für ein Problem mit ihr?”

„Sie nutzt dich aus.”

„Und warum denkst du das?”

„Weil sie nur ein Fan ist. Sie will die Jungs, nicht dich.”

„Interessant, dass wir so gut wie nie über die Jungs reden. Sie mag die Musik, aber sie ist kein Hardcorefan.”

„Im Internet kann sich jeder verstellen.”

„Wenn du das sagst. Aber im Grunde kanns dir ja egal sein.”

„Ist es aber nicht. Du bist mein Freund. Ich will dich nur vor solchen Mädchen beschützen.”

„Aha. Mia, sei mir nicht böse, aber ... du kennst sie noch weniger, als ich. Ich freue mich darauf, sie morgen zu sehen. Wir treffen uns.”

Mia schnaufte. „Sie wird dich fallen lassen, sobald sie hat was sie will.”

„Und was will sie?”

„Sex”, sagte Mia gerade heraus.

„Okay ... Irgendwann muss es ja mal passieren.”

Mia schüttelte den Kopf. „Du bist ein Idiot. Sie nutzt dich aus und du machst mit.”

Draven schaute Mia einen Moment an. Da gab es endlich ein Mädchen was sich für ihn interessierte und nicht für die Tatsache, wer sein Vater war und Mia machte es ihm kaputt. Kopfschüttelnd stand er mit seinem Tablett auf, setzte sich auf die andere Seite und schloss seine Kopfhörer an sein Handy an. Mit geschlossenen Augen träumte er sich weg, nur um nicht zuzugeben, wie sehr ihn die Worte verletzt hatten.

Chester beobachtete seinen Sohn, als ihn plötzlich ein Geistesblitz durchfuhr und er ruckartig aufsprang und seine Tasche von der Ablage zerrte.

„Was denn jetzt?”, fragte Mike verwirrt.

„Ich brauch was zum Schreiben!”

„Ähm ...” Mike deutete auf den Notizblock, der an jedem Platz lag. „Aber krame mal.”

Chester knurrte. „Leck mich”, murrte er leise, weil er es hasste, wenn er Ideen hatte und erstmal nichts fand. Schnell setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und schrieb drauf los.

Die Zeit verging. Draven wandte der Gruppe immer mehr den Rücken zu, träumte sich nach England zu Keira. Die Jungs fingen ebenfalls an zu arbeiten und Mia schaute allein Filme über Kopfhörer.

Stunden später landeten sie schließlich. „Ich kanns kaum erwarten wieder da oben zu stehen”, sagte Chester lächelnd.

„Oh ja! Mir kribbelt es richtig in den Fingern!”

Chester legte frech den Arm über die Schultern seines Sohnes, um ihn zum richtigen Ausgang zu lotsen. Einen Versuch war es ja wert. „Alles gut?”

„Ja. Ich freu mich auf Keira. Mist, dass ich noch bis morgen warten muss.”

„Wir könnten doch heute Abend noch etwas zusammen machen, hm?”

„Wer ist wir?”

„Wir beide.”

„Hm ... ich weiß nicht. Ich bin müde.”

Chester sackte innerlich zusammen. „Verstehe.”

Draven schaute ihn an. „Dad, es ist alles okay. Entspann dich.” Er sah ihn an und nickte nochmal.

„Du bist also nicht sauer?”

„Nein. Ich ... naja, ich sammle mich gerade. Du und Mia, du und Mike ... Mia, die plötzlich auf besorgt macht ... ich will das gerade alles verdrängen und mich auf Keira freuen.”

„Draven? Du weißt, dass wir nicht alle paar Wochen herfliegen können, oder?”

„Ja, ich weiß.” Draven senkte den Blick. „Aber im Moment tut sie mir gut.”

„Das sehe ich.” Chester drückte ihn kurz etwas an sich. „Na komm, lass uns ins Hotel.”

Draven nickte und ging los, als er plötzlich stehen blieb und Mia glatt in ihn reinlief. „Keira!”

Das Mädchen stand lächelnd am Ausgang. Als Draven ihr geschrieben hatte, wann sie ankamen, war sie sofort los.

„Oh ... das ist ja irre.” Plötzlich war er wahnsinnig schüchtern und dass ihn alle anstarrten machte es nicht besser. Keira war ihm mittlerweile so vertraut, dass er heftiges Herzrasen bekam. Er ging langsam auf ihn zu.

„Überraschung!”, sagte sie und umarmte Draven fest.

Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und strahlte richtig. „Es ist so toll, dass du hier bist.”

„Ja? Gut. Ich dachte, wenn ihr nur so kurz da seid, dann hol ich euch doch wenigstens ab.”

„Kannst du mit uns kommen? Also, ins Hotel. Wir sind eine Woche hier.”

„Ich fürchte das findet meine Mutter nicht so toll.”

„Dann komme ich mit zu dir.”

„Hey, immer langsam. Wie wäre es, wenn du deinen Vater mal fragst?”, fragte dieser mit erhobenen Augenbrauen.

„Dad, kann ich mit zu Keira, sofern ihre Mutter es erlaubt? Ich ... naja, ich möchte Zeit mit ihr verbringen.”

„Was? Deine Mutter bringt mich um. Du kennst sie doch kaum.”

„Ich rede jeden Tag mit ihr. Dad!” Draven schaute ihn bettelnd an.

Chester biss sich auf die Unterlippe. „Draven ich … ich kann das nicht. Ich kenne weder sie, noch ihre Familie. Tut mir leid.”

Wütend schaute Draven ihn an. „Fein. Dann gehe ich mit Keira etwas durch die Stadt. Ich bin nachher im Hotel!”, knurrte er und ging los.

Chester seufzte und sah ihm nach. Da wollte er einmal das richtige machen und schon hasste ihn sein Sohn wieder. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, ihn mitzunehmen.

„Was hältst du davon, wenn du ihn anrufst. Er soll Keira sagen, dass wir sie und ihre Mutter heute Abend im Hotel zum Essen einladen. Dann lernt sie dich kennen und du sie.”

„Wetten das ist dann auch falsch?”

„Hilft ihm, dass sie bei ihm und er bei ihr schlafen darf. Sag ihm das so.”

Chester seufzte und rief Draven an. Normalerweise entschied Sam sowas immer.

„Was denn noch? Ich komm nachher schon zurück!”. murrte der ins Telefon.

„Ja ja. Halt die Klappe. Bring sie und ihre Mum nachher zum Essen mit.”

Draven stockte. „Echt jetzt?”

„Ja. Ich will ihre Mutter kennenlernen.”

„Hm ... okay. Und wann?”

„Neunzehn Uhr im Restaurant im Hotel?”

„Ich sags Keira und schreib dir dann.”

„Gut … bis später.”

„Okay.” Draven legte auf. „Öhm ... mein Dad hat dich und deine Mum heute Abend zum Essen eingeladen. Damit sie sich kennen lernen.”

„Okay? Mum wird sich freuen.”

„Dann frag sie mal. Dad will es wissen.”

„Kann das nicht warten? Ich dachte wir gehen noch an den See.”

„Hm ... machen wir doch trotzdem. Schreib ihr einfach.”

Keira schrieb ihrer Mutter die Adresse des Hotels und die Uhrzeit, dann nahm sie Dravens Hand und ging mit ihm an der Themse entlang. „Bist du morgen beim Festival?”

„Na klar! Du doch auch. Wusstest du das noch nicht?”, zwinkerte er.

„Doch, aber nicht, dass du da bist.”

„Wo soll ich denn sein? Willst du VIP oder willst du in den Fanmassen stehen?”

„Was? Festivals macht man nicht als VIP! Du weißt echt gar nichts, oder?” Keira lachte.

„Klar, aber ich war immer hinter der Bühne, oder am Rand.” Draven zuckte mit roten Wangen die Schultern.

„Dann sei morgen mit mir in der Masse. Das ist viel besser, als hinter der Bühne zu stehen.”

Draven blieb an der Bushaltestelle stehen und schaute sie an. „Hm ... okay.” Ein leichter Rotton umspielte seine Nase. „Es ist schön, mit dir persönlich zu reden und nicht über einen Computer.”

„Ja, das ist viel besser.”

Er lächelte sie scheu an und schwieg, bis sie am See waren. Mias Worte schossen ihm durch den Kopf. Dass Keira nur wegen der band mit ihm befreundet war, nur das eine wollte. Immer wieder schaute er sie verlegen an.

„Alles okay?”, fragte sie lächelnd.

„Ja ... ja, ich ... also, ich muss dir was sagen. Ich bin etwas unsicher. Mia sagte, dass du nur mit mir redest, wegen der Band und weil du ... nur ... naja ...”

„Was naja?”

„Sie sagt, du willst ... nur das eine und ... wärst dann weg. Das ist nicht so, richtig?”

„Hältst du mich echt für so? Das ich mit dir schlafe und dich dann abschieße?”

„Nein. Nein, tu ich nicht. Nur ... bisher war es so. Immer ging es um meinen Vater.” Draven seufzte leise.

„Oh bitte. Dein Vater ist vierzig! Er kann gut singen, aber er ist nicht wirklich mein Typ.”

Draven lächelte leicht. „Sehen viele anders.”

„Sollte dir egal sein. Er ist dein Vater.” Keira lächelte. „Mia ist eifersüchtig, hm?”

„Ich weiß nicht. Sie steht auf Dad, nicht auf mich. Aber er hat sie nach einer kleinen Knutscherei mega abblitzen lassen.”

„Bitte? Die beiden haben geknutscht?”

Draven seufzte leise. „Ja ... er war betrunken und sie hats ausgenutzt.”

Keira beobachtete ihn. „Du magst sie.”

Er wurde rot. „Ich weiß nicht. Ich ... ja, schon.”

„Und warum bist du dann mit mir unterwegs, statt bei ihr zu sein? Sie mag dich anscheinend. Sonst würde sie mich nicht schlecht machen.”

„Weil sie nicht mich will, sondern Dad. Sie ist eine von denen, die mich nur ertragen, weil mein Vater Chester Bennington ist. Und ... du gibts mir dieses Gefühl nicht.”

„Und trotzdem findet sie es doof, dass wir unterwegs sind. Hör mal … Ich mag dich echt. Du bist süß und lieb.”

„Aber?”, fragte er, weil es sich in seinen Ohren so anhörte, als würde genau dies noch kommen.

„Naja. Mehr als Freundschaft wird bei uns wohl nicht werden. Wir leben einfach zu weit voneinander entfernt.”

„Das macht die Sorge, dass du mich nur ins Bett kriegen willst, unbegründet, was?”, sagte er schief lächelnd.

„Ich würde dich nicht wegschicken, sagen wir es so. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir doch, dass das nicht funktionieren würde, hm?”

Draven schaute sie einen Moment an. „Hm ... ja, stimmt schon. Was ich ausgesprochen schade finde.”

Keira lächelte, dann gab sie ihm einen kleinen Kuss. „Wir können ja trotzdem die Zeit genießen.”

„Als Freunde ...”, sagte er lächelnd. Wenn er ehrlich war, gegen ein bisschen geknutsche hatte er nichts einzuwenden. Aber sie hatte Recht.

Keira lächelte. „Hast du Hunger?”

„Klar.”

 

Tränen

 

Im Hotel schaute Mike seine Tochter an, die mit verschränkten Armen auf dem Bett saß. „Alles klar?”

„Klar, alles bestens”, sagte sie mies gelaunt.

„Ja, genau. Und nun sagst du mir die Wahrheit!”

„Ich finde es scheiße, dass ihr diese Barbie zum Essen einladet!”

„Und warum?”

„Weil sie nur wegen euch kommt! Sie ist ein Fan, Dad!”

„Hm, laut Draven reden sie kaum von der Band. Mia, bist du eifersüchtig?”

„Worauf denn bitte? Sie bricht ihm das Herz. Sorry aber ihr könnt nachher allein essen.”

„Stört es dich, dass sie zusammen unterwegs sind?

„Quatsch. Ich liebe es allein rumzusitzen.”

„Du bist so aussagekräftig und so ehrlich. Das liebe ich an dir”, knurrte Mike. „Du kannst auch was mit mir machen, oder bist du nicht deswegen mitgekommen?”

„Doch, aber du bist mit Chaz unterwegs.”

„Chaz ist bei einem Interview und ich bin hier. Hallo!” Er winkte ihr leicht zynisch zu.

Mia seufzte. „Tut mir leid.”

„Schon gut. Shoppen?”

„Klar, ich brauch morgen was zum Anziehen.”

„Stimmt, du müsstest sonst nackt gehen.”

Das Thema Abendessen war noch nicht vom Tisch, als es genau für dieses Zeit wurde.

Mia weigerte sich, mit hinunter zu kommen. Und Draven, der ein frisches Shirt anziehen wollte, bekam es mit.

„Was ist denn hier los?”

„Nichts.” Mia packte ihre Sachen aus und hielt sie sich vor den Körper, als sie in den Spiegel sah. „Perfekt.”

„Okaaay ... gehen wir dann runter?”

„Kein Hunger.”

„Aha ... nicht mal ein Salat?”

„Nein. Ist noch was?”

Draven zuckte zurück. „Nein.” Entschlossen machte er die Tür zu und seufzte frustriert. Warum war die eine Frau, die ihn interessierte, so weit weg und die andere so gar nicht an ihm interessiert?

Chester unterhielt sich mit Keiras Mutter, grinste, weil sie ihm erzählte, dass ihre Tochter das ganze Zimmer mit Linkin Park tapeziert hatte und von Draven schwärmte. „Interessant.”

Mike lächelte. „Bring morgen dein Lieblingsbild mit, dann signieren wir es.”

„Wirklich? Cool. Aber Mum lass ich lieber zuhause!”

„Warum?”

„Weil sie peinlich ist!”

„Na schönen dank, Kind!” Allison sah auf, als Draven auftauchte.

„Ma’am, ich bin Draven Bennington”, sagte er und reichte ihr die Hand, lächelte, auch wenn es etwas gezwungen wirkte.

„Ah. Der berühmte Draven. Freut mich dich kennenzulernen.”

„Ebenso.” Er setzte sich zwischen Keira und Brad. „Ähm ... was essen wir denn?”

„Dein Vater hat irgendeinen Schickimikikram bestellt. Also würde ich behaupten, dass wir eh alle danach noch mal Burger essen werden.”

„Hm, okay.” Draven lehnte sich zurück.

„Alles okay?”, fragte Keira leise.

„Ja ... ja, alles gut.” Er lächelte und drückte sanft ihre Hand.

Chester beobachtete die beiden das ganze Essen über, nahm auch nur unkonzentriert an den Gesprächen teil.

Später stand Draven auf. „Keira, kann ich dich kurz allein sprechen?”

„Klar.” Sie stand auf und folgte ihm.

„Ähm ... es ist schon ziemlich spät und ich bin wahnsinnig müde und ... also, ich denke, es ist der Jetlag. Ähm ...” Er schluckte immer wieder nervös.

„Du willst schlafen gehen?”

„Ja ...” Er senkte den Blick. „Ähm ... morgen würde ich dich abholen, dann können wir zusammen zum Festival gehen.”

„Gern.” Keira lächelte und gab ihm einen Kuss. „Träum schön …”

„Danke. Du auch. Und bitte nicht böse sein, ja?”

„Ach was. Ich will doch, dass du morgen fit bist.”

„Okay.” Fest umarmte Draven das Mädchen und ging dann zum Fahrstuhl.

Kaum war er im Zimmer, verkroch er sich unter der Decke bis zum nächsten Morgen. Er wollte am liebsten gar nicht aufstehen. Mia, die ihn anzickte, Keira, die er so gern küssen wollte und nicht konnte und was seinen Vater anging, war er mehr als durcheinander.

Der saß schon recht früh wach auf dem Bett, über seinen Zettel gebeugt und leise summend. Er hatte etwas Großes geplant für das Festival. Groß, weil er niemanden von den Jungs Bescheid gesagt hatte.

„Baby? Wir müssen langsam los”, sagte Mike und hielt ihm einen Kaffeebecher entgegen.

„Jetzt schon?”

„Ja, leider. Wir sind zwar erst heute Abend dran, aber wir müssen den Aufbau selbst überwachen und unsere Trucks kommen gleich an.”

„Okay. Bekomme ich vorher einen Kuss?”

„Aber klar.” Mike gab sich nicht nur mit einem kleinen Kuss zufrieden, sondern baute ihn etwas aus, so lange, bis es klopfte. „Jungs, wir ... Jungs, aus!”, grinste Brad.

„Oh, fuck you, Brad!”, knurrte Chester leise.

„Ich mich selbst? Nein, ich wichse höchstens, wenns mir zu langweilig wird.”

Chester seufzte. „Okay, das ist abturnend, Schäfchen.” Er küsste Mike kurz, dann stand er auf. „Bin so weit.”

„Na dann mal los.” Mike klopfte an Mias Tür. „Ist Draven schon weg?”, fragte er Chester.

„Ja. Er wollte Keira abho ... wow.” Chester hob die Augenbrauen, als Mia die Tür öffnete. Ihre langen Haare waren lockig, sie trug auffälligen Schmuck am Kopf, den Handgelenken, dazu ein weißes Shirt mit Aufdruck und einen Leder-Wickelrock mit riesigen Taschen. Dazu braune Boots.

Mike hob die Augenbrauen. „Ist der Rock nicht etwas kurz?”

Mia sah an sich runter. „Nein? Es ist warm draußen.”

„Hm ... na okay.” Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Festivalgelände. Bis zum Abend sahen sie Mia nicht mehr, die sich die anderen Bands anhörte, genauso wie Keira und Draven. Pünktlich zwanzig Uhr sprangen Mike und Chester auf die Bühne.

Sofort wurden sie mit Applaus und viel Geschrei begrüßt. Es war anders auf Festivals zu spielen, als in Hallen. Das Feeling war ganz anders, irgendwie entspannter. Chester suchte mit dem Blick die Menge nach den Kindern ab, fand aber niemanden der drei. Hoffentlich waren sie da, sonst wäre seine Aktion später völlig umsonst.

Sie waren da. Keira stand vor Draven, sprang und sang genauso mit wie der Rest. Draven selbst war nicht ganz so enthusiastisch. Irgendwie war sein Kopf zu voll, um die Show wirklich zu genießen.

Mia stand unweit von den beiden mit einem Becher Bier in der Hand. Was fand Draven nur an diesem Mädchen?

Mike trat an die Bühne und grinste breit. „Das ist unglaublich!”, brüllte er. „Seid ihr gut drauf?”

„Hört man doch”, sagte Chester leise lachend, als es sofort lauter wurde. Immer wieder nagte er an seiner Unterlippe, wenn er nicht gerade sang. Er war nervös. Und er hatte absolut keine Ahnung wann er anfangen sollte. Er musste sich von Dave die Gitarre leihen.

„Jaja, schon gut. Party ... ähm, machen wir weiter!” Mike trat hinter sein Keyboard. „When they come for me!”, rief er.

Eine Stunde spielten sie, bevor sie eine kurze Pause machten, in der Chester zu Dave ging. „Hey. Ich brauch mal dein Baby.”

„Ähm ... wozu?”

„Ich habe etwas gutzumachen.”

„Ähm ... okay. Jetzt?” Dave war verwirrt, gab sie ihm aber.

„Ja. Ihr macht noch ein paar Minuten Pause.” Chester legte sich die Gitarre um und ging dann wieder auf die Bühne. Allein da oben zu stehen, vor all den vielen Menschen, war unglaublich und er wurde gleich noch nervöser ohne die Jungs im Rücken. „Hey ähm …”, er kratzte sich unsicher im Nacken. „Ich habe für euch noch einen Song. Er ist heute Morgen erst fertig geworden und nicht mal die Jungs kennen ihn. Habt ihr Bock?”

Die Frage war überflüssig. Die Fans würden einen Song niemals ablehnen. Laut schien sie los, streckten die Hände in die Luft.

„Okay, ähm, ich hoffe, dass mein Sohn irgendwo zwischen euch ist. Lasst ihn bitte leben, okay?” Lächelnd fing er an leise Töne auf der Gitarre zu spielen. Er schloss die Augen und begann die ersten Zeilen zu singen.

When you feel you're alone, Cut off from this cruel world, Your instinct's telling you to run

Listen to your heart, Those angel voices

They'll sing to you, They'll be your guide back home

When life leaves us blind, Love keeps us kind, It keeps us kind”

Er öffnete beim Singen die Augen. Es war ungewohnt so etwas Ruhiges zu Singen. Die Melodie war noch vom Thousand Suns-Album übrig gewesen. Sie hatten nie einen Text gehabt, doch nun fanden auch diese Noten Verwendung.

Draven starrte auf die Bühne. Immer wieder schluckte er. Aus der Stimme seines Vaters sprach verdammt viel Verzweiflung. Langsam schlang er die Arme um Keira und schloss die Augen.

Brad hob die Augenbrauen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass Chester nicht bei ihnen war. „Kenn ich das nicht irgendwoher?”

Mike seufzte leise. „Die Melodie hat er vor Jahren geschrieben. Der Text ist neu.” Ein zärtliches Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich wette, es ist für Draven ...”

Das spürte dieser ebenfalls. Eine Träne rollte langsam über seine Wange. Zu hören, was sein Vater getan hatte, was er in diesem Moment für ihn tat, riss so heftig an seiner Seele. All die letzten Wochen war er kühl und so unnahbar gewesen, dabei hatte er seinem Vater alles noch schwerer gemacht, wenn er an die Gefühle dachte, die dieser für Mike hegte.

„Was habe ich nur getan”, wisperte er leise.

„Geh zu ihm”, sagte Mia, die langsam zu den beiden gekommen war.

Er schaute sie an und alles in ihm zog ihn gerade zu seinem Vater. Er ließ Keira los und versuchte, sich vorzukämpfen. Wo es zuerst nur schwer war, spürten sie Menschen scheinbar, zu wem er gehörte, bis ihn einige Fans erkannten. Als würde Moses das Meer teilen entstand ein kleiner Spalt in der Menge und Draven ging langsam auf die Bühne zu.

Als Chester die letzten Töne gespielt hatte, legte er Daves Gitarre auf den Boden und sprang von der Bühne. Es war ihm herzlich egal, ob die Security-Männer jetzt einen Herzinfarkt bekommen würden, wenn er mitten in der Menge war. Sanft lächelte er seinen Sohn an.

Der unterdrückte die Tränen und schlang die Arme um ihn. „Es tut mir so leid, Daddy”, wisperte er unter Tränen.

„Mir auch.” Chester drückte ihn fest an sich und küsste ihn auf den Kopf.

Das Geschrei der Fans nahm Schwallartig zu, als Vater und Sohn auf Großleinwand gezeigt wurden.

„Das ... war das für mich?”

„Ja.”

„Das ist unglaublich. Ich hab meinen eigenen Song”, lachte er unter Tränen. „Oh Mann, ich heule hier ...” Schnell wischte er sich die Tränen ab und atmete tief durch. „Los, geh wieder singen.”

Chester lächelte, drückte ihn noch einmal an sich und kletterte dann wieder auf die Bühne.

Der Junge lief zu den Mädchen zurück, wo er verlegen lächelte. „Oh wow ... heftig ...”

„Weichei”, sagte Mia und drückte ihm grinsend den Becher Bier in die Hand.

„Ach ja? Na und, dann bin ich eben eins.” Draven trank den noch halbvollen Becher auf Ex aus und nickte bestimmt.

„Vorsicht, Tiger. Nicht das du abklappst.”

„Denkst du, ich vertrage nichts?”

„Ja, genau das denke ich.”

„Pff ...” Draven schaute nach vorn, wo die Jungs wieder loslegten und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

Mia schmunzelte. „Süß.”

Draven hörte es und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, dann schaute er zu Keira und lächelte sie liebevoll an, bevor er wieder seine Arme um sie legte.

„Und? Ist doch viel besser, als Backstage oder?”

„Ja schon. Nun wissen aber alle, wer ich bin und starren mich an. He, du ... die Musik spielt davon!”


 

Entscheidungen

 

Chester ließ sich verschwitzt aufs Sofa fallen, als sie endlich fertig waren. „Ich hatte keine Ahnung, dass ich so schnell aus der Form bin!”

„Und dabei ist es doch erst fünf Wochen her, seit wir auf der Bühne gestanden haben.” Mike lächelte. „Ich hab Mia in der Menge entdeckt. Mit Bier in der Hand. Ich weiß nicht, ob mir das gefallen soll.”

„Manchmal bist du echt süß, Mikey.”

„Jaah, aber ich bin ganz entspannt.  Sie ist sechzehn. Ihre Mutter macht mich kalt, wenn sie davon erfährt, aber das tut sie nicht ... richtig?”

„Richtig. Es war ja nur Bier, kein harter Stoff oder Sex.”

Mike riss die Augen auf. „Sowas hat sie nicht!”

„Neiiiin, Mikey. Sie ist sechzehn.”

„Genau.” Mike hockte sich vor seinen Freund und lächelte. „Ich hatte Tränen in den Augen. Was hat er dir gesagt?”

„Das es ihm Leid tut.”

Sanft streichelte Mike dessen Wange. „Siehst du ... jetzt wird alles gut”, sagte er leise.

Chester lächelte und küsste ihn sanft. „Nun muss nur noch bei uns alles gut werden.”

„Das ist es. Ich liebe dich und du bist bei mir ...”

Stunden Später saßen die Jungs mit den Mädels am Lagerfeuer, im VIP Bereich des Festivals und lauschten den anderen Bands. Chester lehnte dabei leicht an Mike und beobachtete seinen Sohn, der mit Keira redete.

Mia, die das ebenfalls beobachtete, stocherte mit einem Stück Holz in der Erde. Es nervte sie, dass Keira da war. Könnten sie nicht einfach weiter fahren?

„Alles okay?”, fragte Chester das Mädchen und stupste sie leicht mit dem Fuß an.

„Klar ...” Mia senkte den Blick. „Ihr wart gut heute. War ein toller Song.”

„Danke.” Er lächelte. „Magst du ihn?”

„Ja, sicher. Er ist dein Sohn. Und ... wir kennen uns schon ewig.”

„Warum sagst du es ihm dann nicht? Er denkt, du kannst ihn nur leiden, weil er mein Sohn ist und wenn das so ist, dann bist du dumm.”

Mia hoch die Augenbrauen. „Also, das kann ich wohl trennen.” Mia seufzte. „Ich mag ihn. Aber sie ist nicht gut für ihn.”

„Hm. Sie ist nett.”

„Sie ist ein Püppchen, die nur das eine will, egal, was sie sagt!”

„Was will sie denn?”

„Ich denke ... das!” Mia schüttelte den Kopf. „Entschuldige mich, aber ich schau mir das nicht an.”

Mike, der zugehört hatte, runzelte die Stirn und schaute zu Draven, der sich gerade vorbeugte und Keira zärtlich küsste.

Chester musste sich ein stolzes Grinsen verkneifen. Draven war ja ein richtiger Aufreißer!

Der Kuss war so dermaßen süß und zärtlich, dass Draven leise seufzte. Aber es sagte ihm noch etwas anderes. Nämlich dass es nur das war. Süß. Nicht aufregend oder gar erregend.

Chester grinste und küsste Mike kurz. „Deine Tochter ist eifersüchtig.”

„Ich weiß. Aber wenn sie ihre zickige Art nicht ablegt, dann passiert da gar nichts.”

„Ich finds sexy, wenn du zickst.”

„Was?” Mike lachte los. „Du hast nen Knall!”

„Nein. Wenn du dich so zierst, werde ich echt heiß.”

„Hm, hilft Mia nicht.” Mike schaute sie an. „Draven sieht niedergeschlagen aus.”

Chester überlegte kurz. „Drave? Wollen wir zur Bühne und schauen wie die sich anstellen?”

„Hm? Oh ... ja, gern. Bekomm ich noch ein Bier?”

„Er muss einfach mein Sohn sein”, grinste Chester, nahm zwei Flaschen Bier aus der Kühlbox und ging vor.

Dankend nahm Draven seine und folgte seinem Vater. „Ihr seid besser”, sagte er und legte bei der Musik den Kopf schief.

„Danke. Aber du bist parteiisch.”

„Ich darf das.” Draven grinste.

„Ja. Du bist mein Kleiner.”

Draven stand nahe der Bühne, nippte an seinem Bier und kaute auf seiner Lippe herum. Noch immer musste er an den Kuss denken.

„Wie wars?”

„Was meinst du?”, fragte er leise.

„Der Kuss.”

Draven wurde rot. „Du hast es gesehen? Ich ... naja ... nett.”

„Nett? Klingt nicht berauschend.”

„Naja, es war ... süß irgendwie. Ich ... weiß nicht.” Draven seufzte. „Sie ist ... nicht sie.”

Chester lehnte sich an eine Absperrung. „Du willst Mia.”

„Seit einem Jahr, Dad.” Draven zuckte die Schultern. „Ist nicht schlimm. Man kann nicht alles haben, oder? Sie steht halt nicht auf mich.”

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Sie ist eifersüchtig. Sie konnte gar nicht zu euch sehen.”

Draven schaute ihn stirnrunzelnd an. „Warum sollte sie eifersüchtig sein?”

„Weil sie dich mag. Sehr sogar.”

„Dann hat sie eine seltsame Art, das zu zeigen!”

„Ja. Aber wenn du mal die Zickerei wegdenkst, dann siehst du, dass sie dich mag.”

„Mögen ... ja, vielleicht. Wir sind zusammen aufgewachsen. Dass sie mich nicht hasst, ist mir klar. Aber ... sie mag mich nicht so, wie ich sie.”

„Und warum ist sie dann eifersüchtig?”

„Ich weiß es nicht.” Draven schaute ihn an und knurrte dann leise. „Ist kaum einer so scheiße naiv, wie ich. Ich weiß nicht. Was will sie von mir?”

„Böse Sachen machen?”

„Bitte?”

„Ach komm schon. Du weißt was ich meine.”

„Sex? Will sie das von mir? Das wäre ziemlich heuchlerisch. Immerhin wirft sie Keira das gleiche vor.”

„Sie will dich. Draven … Mädchen sind komisch. Sie tun so als würden sie dich nicht mögen, nur damit du ihnen Aufmerksamkeit schenkst. Mia ist genauso. Sie spielt die zickige, aber ich glaube, dass sie gern mit dir zusammen wäre. Sie mag Keira nicht an deiner Seite.”

„Aber sie ist in dich verliebt”, sagte Draven verzweifelt. Er wollte sich doch keine Hoffnungen mehr machen.

„Das glaub ich nicht. Sie hat für mich geschwärmt. Aber seit ich mit Mike zusammen bin, kam keine Anmache mehr.”

„Und nun ... liebt sie mich? Ziemlich unwahrscheinlich ...”

„Kannst du mal ein bisschen mehr an dich glauben?”

Draven zog die Augenbrauen hoch. „Ähm ... ich kenn das nicht. Immer hieß es: Du bist ja der Sohn von ... wollen wir ausgehen. Ich ... Keira hat das nie gesagt, wohnt aber am Arsch der Welt. Und Mia ... sie wollte auch nur dich.”

„Also gibst du auf.”

„Ich will mir nicht weiter sinnlos Hoffnungen machen. Verstehst du das nicht? Ich habe Angst.”

Chester seufzte. „Man bin ich froh, dass ich bei beiden Geschlechtern nicht abgeneigt bin.”

„Was soll ich tun, Dad? Bitte hilf mir.”

Chester sah ihn nachdenklich an. „Wir fahren jetzt mit dem Bus. Es gibt nur Sechs Kojen.”

„Heißt? Ich penn auf dem Sofa?

„Nein. Ich schlafe bei Mike und du bei Mia.”

Sofort wurde Draven flammend rot. „Oh ... okay. Ich ... ich kann das.” Draven schnupperte an sich. „Dad, ich stinke!”

„Ja, sowie wir alle. Aber es gibt Duschen.”

„Wo? Die Im Bus? Die reicht für acht Leute?”
„Nein. Vielleicht finden wir zwischendurch ein Hotel wo wir schnell duschen können oder eine Halle.”

„Okay. Also ... Abschied nehmen von Keira? Wir fahren heute weiter?

„Ja. Sobald der Bus ankommt.”

„Okay, dann geh ich nochmal zu ihr.” Drave lächelte und ging zum Feuer zurück. „Keira?”

„Ja?”

Er streckte ihr die Hand hin und zog sie hoch, ging von all den anderen weg. „Der Kuss eben ... das war ... schön.”

Keira lächelte. „Ja. Das war er.”

Draven zögerte. „Aber ... wir sind nur Freunde, richtig? Ich ... es war ein Kuss unter Freunden.”

„Ja, leider.”

Mit einem süßen Lächeln nahm er sie fest in den Arm. „Meine Freundin. Ich hab dich echt lieb.”

„Ich dich auch.”

„Der Bus kommt gleich. Wir fahren dann weiter. Holt deine Mum dich ab?”

„Ja. Sie hatte gerade angerufen.”

„Okay. Wir telefonieren, ja?”

„Klar. Und wehe wenn nicht!”

Draven küsste sie auf die Stirn. „Das ist toll. Ich hatte noch nie eine beste Freundin. Das ist cool.”

„Wurde Zeit, hm?”

„Oh ja!” Gemeinsam gingen sie wieder zum Feuer zurück. Hand in Hand und lächelnd.

Mia schnaufte leise. „Ich schau mal ob der Bus kommt”, sagte sie und stand auf.

Zwanzig Minuten später hatte sich Draven von Keira mit einem Kuss und einer Umarmung verabschiedet und rannte auf den Bus zu.

„Nun aber schnell, sonst fahren wir ohne dich nach Belgien”, grinste Rob und hielt Draven die Tür auf.

„Jaja. Bin ja schon da. Keine Panik.”

Draven trat nach hinten, wo die Band saß.

„Wir fahren zuerst in ein kleines Hotel, wo wir duschen und essen, dann fahren wir weiter. Wir haben ein Zeitfenster von zwei Stunden, damit wir die Fähre schaffen”, erklärte Mike.

„Das heißt, dass wir wieder zusammen duschen müssen”, grinste Chester frech.

„Ihr tut mir in der Seele leid”, sagte Dave trocken und zwickte Chester in den Nacken.

Das Dusche ging recht schnell - Außer bei Chester und Mike. Die beiden traten erst in das kleine Restaurant, als alle bereits aßen.

„Na endlich! Joe frisst euch gleich alles weg!”, sagte Dave grinsend.

„Das wäre aber fies!” Mike setzte sich und klaute Joe die Tomaten vom Teller.

„Hey! Finger weg, Shinoda! Nur weil du eine halbe Stunde zum Duschen brauchst, darfst du mir nicht alles wegnehmen!”

„Ich habe keine halbe Stunde geduscht!”

„AUS DAD!”, rief Mia sofort.

Chester grinste. „Wir können ja nicht, wenn ihr alle im Bus seid.”

„Was auch richtig ist. So, und nun esst, der große Teddybär sagte was von zwei Stunden Zeitfenster.”

„Teddybär?”

„Ja, Mikey. Du brauchst eine Rasur!”

Chester streichelte über Mikes Dreitagebart. „Nein. Das ist toll.”

„Siehst du ... es ist toll.”

Die Jungs aßen schnell und trafen sich dann im Bus.

„Leute, ich bin todmüde. Gute Nacht!”, sagte Joe. Und auch Dave und Rob verzogen sich.

„Hey! Lasst mich mit denen nicht allein!”, sagte Brad und folgte ihnen sofort.

Chester schmunzelte. „Weicheier.”

Draven dachte an das Gespräch mit seinem Vater. „Ähm ... Mia?”

„Ja?”

„Also ... würdest du das Bett mit mir teilen? Das Sofa sieht nicht so bequem aus. Und ... naja, Dad schläft bei deinem Dad und da dachte ich ...” stammelte er sich zurecht.

„Oh ähm, ist das nicht ziemlich eng?”

„Ich mach mich klein?”

„Hm, okay.”

Draven nickte und warf seinem Dad einen kurzen Blick zu.

„Ihr solltet auch schlafen gehen. Für gewöhnlich sind die Nächte im Bus ziemlich kurz”, sagte Mike.

„Okay. Gute Nacht”, sagte Mia und verschwand mit ihren Sachen im Bad, wo sie sich umzog und sich dann ins Bett legte.

Draven tat es ihr gleich und setzte sich auf die Bettkante. „Ähm ... Dad?”

„Ja?”

„Gibt es eine zweite Decke?”

Mike grinste und schüttelte schweigend den Kopf.

„Nein. Da müsst ihr wohl drum kämpfen.”

„Hm ... okay.” Draven musterte das schmale Bett und die Decke, dann schaute er Mia mit roten Wangen an und lächelte leicht.

„Wehe du klaust mir die Decke”, sagte Mia und legte sich etwas näher an Draven.

„Nein ... versprochen.” Er deckte sich zu und legte sich auf die Seite. Schweigend schaute er Mia in die Augen.

„Schlaf gut.”

„Du auch”, flüsterte Draven.

Lächelnd kuschelte sich Mia an ihn und unter die Decke, bevor sie einschlief.

Es dauerte lange, bis Draven endlich zur Ruhe kam und sein Herz nicht mehr raste. Er hatte Mia in die Arme genommen. Plötzlich lag sie auf seiner Brust, schmiegte sich an ihn. Für einen Moment wollte er seinen Dad um Hilfe bitten, doch das war nicht möglich.

Am Morgen, als der Bus auf die Fähre fuhr und gerade die Sonne aufging, zog Draven in der Koje die Gardine etwas beiseite. Er konnte sehen, wie die Sonne aufging, wie sie ihr rotes Licht auf Mias Gesicht warf. „Wow ...”, flüsterte er.

Mia murrte leise und schmiegte ihr Gesicht an den warmen Körper.

„Die Sonne geht auf ... es ist wunderschön”, flüsterte er in Mias Ohr.

„Viel zu früh …”

„Wir schlafen nachher weiter. Versprochen ...”

Mia murrte leise und hob den Kopf. „Warum bist du wach?”

„Ich weiß nicht. Das Tuten vom Schiff, das Rucken vom Bus, deine Hand auf meinem Bauch, dein Haar  an meinem Hals ... Irgendwie ... schön.”

Mia lächelte leicht. „Und warum geniest du dann nicht?”

„Weil ich mit dir den Sonnenaufgang genießen wollte.” Er lächelte sie liebevoll an.

„Du bist ein Romantiker?”

„Hm ... glaub schon”, sagte er leise.

Mia bettete den Kopf auf seiner Brust und lächelte.

„Darf ich dich etwas fragen?”

„Klar.”

„Warst du ... eifersüchtig?”, flüsterte er.

„Weiß nicht.”

„Hm ... Mia ... Mia, du weißt, dass ich ... in dich verliebt bin, oder?” Draven musste all seinen Mut zusammen nehmen, um diese Frage zu stellen.

„Warum knutscht du dann mit Barbie?”

„Weil ... ich mich damit abgefunden hatte, dass du mich nicht willst. Zumindest dachte ich das.”

„Denken ist nicht so deine Stärke.”

„Was heißt das?”, fragte er leise.

„Das du mir nie völlig egal warst.”

„Aber ... ich war nur Draven, der Sohn von ... ihm, oder?”

„Auch. Aber du bist eben auch Draven. Der Kerl mit dem ich aufgewachsen bin.”

„Und das kann ... mich nicht zu mehr werden lassen?”

„Willst du es denn noch?”

Draven dachte erst, er hätte sich verhört. Er richtete sich etwas auf und beugte sich über sie. „Als ich Keira geküsst habe, war es ... nur schön. Nichts Besonderes. Ein Kuss unter Freunden. Gestern Abend, als du dich an mich gekuschelt hast ... mein Herz raste wie verrückt los, dabei ist nichts passiert.”

„Wir könnten es doch versuchen, oder?”

Draven dachte erst, sein Herz würde stehen bleiben, als er ihr in die Augen schaute. „Du bist wunderschön”, flüsterte er.

Mia lächelte. „Danke.”

„Darf ich ... dich küssen?”

„Naja, das gehört dazu, oder?”

Draven lächelte kurz und beugte sich hinunter. Er hatte so verdammt viel Schiss, es jetzt zu versauen, doch plötzlich spürte er ihre Hand in seinem Nacken, in seinem Haar, ihre Lippen auf seinen. Leise aufatmend erwiderte er den Kuss.

Mia schnurrte leise. Das fühlte sich viel besser an, als bei Chester. Und Draven schmeckte auch nicht nach Bier.

Immer tiefer ging der Kuss, immer leidenschaftlicher. Draven seufzte genießend auf. Das war er. Der Kuss!

Mia streichelte durch das kurze Haar, löste den Kuss aber erschrocken, als plötzlich ein lautes Stöhnen im Bus ertönte.

„Nee, oder?”, knurrte Rob. „Chaz, halt die Klappe!”

Brad wimmerte genervt auf. „Knutscht doch, dann stört ihr uns auch nicht, verflucht!”

Auch Joe und Dave regten sich, doch dann fing Mike an zu lachen.

„Oh Mann, Dad! Könnt ihr nicht eine Nacht ohne?”

„Ich habs versucht!”, lachte Mike. „Chaz, hör auf!”

„Kann nicht”, kicherte Chester.

Mia verdrehte die Augen, zog den Vorhang wieder zu und sah Draven an. „Versuchen wir es”, sagte sie leise und streichelte seine Wange, bevor sie ihn zärtlich küsste.

 


 

Das Pipistäbchen

 

„Was ... zum Teufel ...” Draven stand im Bad, versuchte, seit zehn Minuten seine Haare zur angemessenen Form zu überreden, als ihm der Badezimmereimer ins Blickfeld fiel. Langsam hockte er sich davor und nahm das weiße Stäbchen heraus. Eindeutig zwei lilafarbene Striche.

„MIA!”

„WAS IST?”

„Was ist das?” Er kam aus dem Badezimmer in ihr kleines Reich, ein Doppelzimmer in der zweiten Etage des Linkin Park Hauses, wie Draven es scherzhaft nannte.

Ihre Väter hatten ein großes Haus gekauft, eine Villa, um genau zu sein, mit der Tarnung, dass sie dort ein viel größeres Studio in den Keller bauen konnten. Zudem war für jeden der Band und auch für die Kinder ein eigenes Zimmer da, sollte es mal länger dauern. Das sie somit fast nie das Haus verlassen mussten, außer um mal einkaufen zu gehen, war der größte Vorteil.

Mia saß auf dem großen Bett mit grauer Bettwäsche und blätterte in einer Zeitschrift. Es war noch viel zu früh für sie, um aufzustehen. „Was ist was?”

„Das Ding im Mülleimer.” Draven hielt das Stäbchen hoch.

Mia sah auf und musterte ihren Freund einen Moment. Ein halbes Jahr waren sie jetzt zusammen. „Ähm… „ Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. „Ein … ein Test?”

„Und … also ... der sagt dir, wann du ... fruchtbar bist, oder sowas?”

„Nein. Er sagt mir viel eher, dass es zu spät war.”

„Zu spät wofür?”

Mia seufzte. „Drave. Das ist ein Schwangerschaftstest.”

Einen Moment starrte Draven auf das Stäbchen, bis er es angewidert fallen ließ. „Du hast da drauf gepinkelt?”

„Das ist deine einzige Sorge?”

„Das ist eklig!” Draven holte ein Taschentuch und wickelte es darin ein.

„Draven, weißt du was das bedeutet?”

Der Junge schaute im Türrahmen stehend zwischen Taschentuch und seiner Freundin hin und her. „Neeeein ... OH FUCK!”

Mia nickte leicht. „So kann man es auch ausdrücken.”

„DU BIST SCHWANGER?”

„Schrei doch nicht so, verdammt! Bist du irre? Sollen unsere Eltern das auch noch hören?”

„Aber ... Schwanger?”, fragte Draven schockiert. Er flüsterte es brüllend, er wollte schreien. Alles in ihm wollte schreien.

Mia sah ihn verzweifelt an. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie sie es ihm sagen sollte. Sie wusste nicht mal, wie sie selbst reagieren sollte.

Draven fuhr sich durch die dunkelblonden Haare. „Dad legt mich um ... also ... dein Dad!”

„Deiner dich nicht? Gott … die werden ausrasten.”

„Jaah, aber ich hab Mikes kleines Mädchen .... geschwängert. Der ist gerade so in seiner Daddyphase drin, das ist gruselig!”

„Ja. Und was machen wir jetzt?”

Draven setzte sich langsam neben sie. „Verschweigen, weglaufen, auswandern, heimlich leben? Wie konnte das denn passieren? Du nimmst doch die Pille? Und Kondome haben wir doch auch benutzt? Scheiße!”

„Ich weiß doch auch nicht. Draven, ich bin gerade einmal siebzehn. Ich will noch nicht Mutter werden!”

„Willst ... du es wegmachen?”, fragte der Junge leise.

„Ich weiß es nicht. Aber … ich weiß nicht, ob ich für so was bereit bin.”

Völlig überfordert schaute Draven sie hilflos an und nahm ihre Hand. „Vielleicht sollten wir mit meiner Mum reden. Ich glaube, sie ist die Entspannteste von allen.”

„Ja. Drave, ich hab Angst.”

„Warum hast du nichts gesagt?”, fragte er leise.

„Ich wusste nicht wie. Ich … ich bin mir ja nicht mal sicher, ob ich es behalten will.”

„Das weiß ich auch nicht. Ich ... ich liebe dich, aber ein Baby ... das ist schon echt viel.”

Mia nickte und lehnte sich an ihren Freund. „Ich kann das Dad nicht sagen.”

„Nein … wir reden mit Sam, okay?”

„Okay.”

„Sie ist zu Hause. Lass uns gehen.” Draven hockte sich vor das Mädchen. „Ich bin für dich da. Auch wenn ich nicht weiß, wohin das jetzt geht.”

„Danke. Ich liebe dich, dass weißt du, oder?”

„Ja, das weiß ich.” Draven grinste. „Dad hat ja ausgespielt.” Hin und wieder zog er sie damit auf, doch er spürte, dass der Witz gerade ziemlich fehl am Platz war. „Sorry, mir ist ... irgendwie anders.”

„Drave?”

„Entschuldige”, sagte er reuevoll und schaute sie verzeihend an.

„Das meine ich nicht. Halt mich einfach fest.”

Schnell richtete er sich auf und zog sie fest an sich. „Du wärst aber eine tolle Mama”, sagte er leise.

„Ich will darüber nicht nachdenken.”

Schweigend hielt er sie einfach in seinen Armen, merkten so nicht, dass die Band nach einem Interviewtrip wieder im Haus ankam.

„Wieso bist du denn mit dem Schäfchen heute so kuschelig, Dave?”, fragte Mike verwirrt, aber durchaus amüsiert. Schon den ganzen Morgen hatten Dave und Brad aneinander gehangen, sich immer wieder Dinge zugeflüstert und gelacht.

„Lass mich doch. Ich hab halt Sehnsucht”, grinste Dave frech.

„Nach Brad?”

„Ja! Das ist mein Schäfchen. Ich finde es übrigens total kacke, dass du beim Frisör warst, Brad.”

„Ich brauchte kein Kissen mehr. Wurde Zeit”, grinste der frech.

„Aber jetzt bist du gar nicht mehr so flauschig. Wo soll ich denn jetzt meine Finger reinwühlen?”

„In Hasis Haare?”, schlug Rob im Vorbeigehen vor und verschwand die Treppe hinauf.

„Aber der hat nicht solche Flauschehaare. Brad!”

„Das war so viel!”

Dave zog einen kleinen Schmollmund und verzog sich ins große Wohnzimmer, wo Chester Tatsache seine Schuhe in beleuchtete Regale gestellt hatte.

„Muss junge Liebe schön sein”, sagte Chester  verwirrt. Was zwischen Brad und Phoenix abging, hatte er nicht ganz so auf dem Schirm.

„Aber ja. Ist es bei euch schon vorbei?”

„Schon lange. Wir leben nur noch zusammen, habt ihr das nicht gemerkt?” Chester sah Brad ganz ernst an.

„Dann kannst du ja zu Anna zurück und Mike zu Sam .... oder wie war das?”

„Ich soll zu der Kotzkuh?”

„Ihr liebt euch immer noch, was?” Keine eigentliche Frage. Anna und Chester hassten sich mittlerweile herzhaft.

„Jap. Ich beneide Mikey für seine jahrelange Ehe mit ihr.”

„Lästerst du schon wieder?” Mike grinste leicht. „Lass das lieber, sonst schlaf ich heute angezogen!”

„Ich läster nie. Das weißt du doch.” Chester grinste und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, der neben dem Sofa stand. Er liebte es, keine weiten Wege zu haben.

„Nein, natürlich nicht. Da nicht abgeschlossen war, geh ich mal nach meiner Kleinen schauen ... sofern sie da ist. Kann ja auch dein Kleiner sein.” Mike runzelte kurz über sich selbst die Stirn und lief die Treppe hinauf. „Kinder?”, fragte er etwas lauter.

„Hier.” Mia sah ihren Freund kurz an und löste sich von ihn.

„Hey Kleines. Wolltet ihr nicht erst am Wochenende wieder herkommen?” Er nahm seine Tochter in die Arme.

„Ja. Aber wir dachten, wir überraschen euch.”

„Überraschung.” Mike grinste. „Hey Drave.”

Der Junge lächelte. „Hi Mike.”

„Gehts dir gut, Schätzchen? Du siehst traurig aus.”

„Es ist alles gut. Ich bin müde. Die letzte Nacht war nicht so toll.”

„Warum?”

„Drave hat einen Horrorfilm geschaut.”

Mike schaute zu seinem Schwiegersohn in Spe. „Achso?”

Drave hob die linke Augenbraue. „Guck mich nicht so an. Der war ab sechzehn!”

„Bist du allein hier, Dad?”

„Die Jungs sind unten. Sie bringen nur ein paar Sachen her und fahren dann nach Hause.”

„Ah okay. Wir müssen auch noch was holen.”

„Okay. Pizza heute Abend?”

„Gern. Hawaii bitte.”

„Ich weiß. Eklige, heiße Ananas.” Er grinste. „Drave, Diavlo?”

„Was sonst. Ich geh Dan Hi sagen.” Er küsste Mia kurz auf den Hals und verschwand aus dem Zimmer.

„Schatz, ist wirklich alles okay?”

„Aber ja. Mach dir nicht immer so viele Sorgen.”

„Du bist meine Prinzessin. Was dachtest du denn?”

Mia kuschelte sich kurz an ihren Vater. „Wie war euer Termin?”

„Wie immer. Irgendwie wiederholen sich die Fragen im Moment ständig. Das frustriert. Und sie haben diesesmal zu Dave Rob gesagt. Das war mal neu.”

„Bitte? Die sehen sich ja nun gar nicht ähnlich. Dad, die wollen neue Songs von euch.”

„Jaja, die sollen mal die Füße stillhalten. Wir arbeiten ja dran. Ich glaube manchmal, sechs Jungs sind zu viel für die Reporter. Wir sollten die Band teilen. Linkin Park 1 und Linkin Park 2”

„Die Fans werden sich freuen.”

„Jaah!” Mike kicherte.

Unten beobachtete Drave seinen Vater, der vor seinem Schuhregal stand und sie aufmerksam betrachtete. „Wartest du darauf, dass sie dich ansprechen?”

„Ob du es glaubst oder nicht, aber sie reden tatsächlich mit mir.” Chester grinste und streckte den Arm nach seinem Sohn aus.

„Und was sagen sie? Putz mich, putz mich, wie sind alle scheiße schmutzig!”

„Sind sie gar nicht. Guck, die sind alle wie neu. Und einige sind auch neu. Ich find das toll, dass die jetzt auch leuchten können.” Chester sah fast schon stolz zu dem Regal. Mike hatte nur gelacht, als er es aufgebaut hatte.

„Sie müssen hinter Glas, Dad. Panzerglas. Benningtonschuhe sind heißbegehrte Ware. Und sie stauben nicht ein.”

„Ich sollte meine eigenen Schuhe entwerfen.”

„Dass dir das jetzt erst einfällt. Wie wars heute?”

„Wie immer, nur hat Dave heute seinen Liebesbedürftigen Tag. Er fummelt die ganze Zeit an Brad rum.”

„Hoffentlich stört Hasi das nicht.”

Daves Dauerliebhaber hieß bei allen nur Hasi. Sie machten sich nicht darüber lustig, es war einfach Jessys Name.

„Hm. Da wäre ich mir nicht so sicher. Vielleicht hat er das Interview gesehen und hoppelt jetzt woanders hin.”

„Das wäre schade. Irgendwie mag ich ihn. Wir waren neulich zusammen shoppen.”

Chester sah seinen Sohn gespielt böse an. „Du warst ohne mich Shoppen?”

„Jaah. Das war richtig entspannt!” Draven zog leicht grinsend den Kopf ein.

„Wie kleine Kinder. Ich glaube die Benningtons werden nie erwachsen”, sagte Mia zu ihrem Vater, als sie runterkamen und Vater und Sohn zusahen, wie sie sich kabbelten. Chester hatte Draven in den Schwitzkasten genommen und wuschelte durch dessen Haare.

Der schaute nun erstarrt auf und grinste seine Freundin an. „Ich bin das Opfer!”

„Dad, du solltest deinen Lover beschäftigen. Er macht meinen Freund kaputt!”

Mike, der an der Wand lehnte, lachte leise. „Da misch ich mich nicht ein.”

„Angst?”

„Zwischen den beiden läuft nichts mehr. Hat Chester gerade noch gesagt”, mischte sich Brad grinsend ein. „Dein Vater könnte also gar nicht für Beschäftigung sorgen.”

„Dann kann er ja jetzt mit Dave zusammen an dir rumspielen. Dad hat ja seine Schuhe.” Draven lachte und kniff Chester fest in den Oberschenkel.

„Au! Spinnst du?” Chester gab seinem Sohn einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wehre dich doch nicht wie ein Mädchen!”

„Warum nicht? Aua, verdammt, verklopp mich doch nicht immer!” Draven kniff noch fester zu.

Chester ließ los und hüpfte durch das Wohnzimmer. „Aua!!!!”

Draven holte tief Luft und richtete sich auf. „Gewonnen.” Er trat schnell hinter Mia.

Die verdrehte leicht die Augen. „Lass uns lieber zu dir. Du wolltest doch noch etwas holen”, sagte sie und schob Draven raus. „Bis später!”

 

Drei … zwei … eins … Lauf!

 

Mike sah ihnen nach und schaute dann zu seinem Freund. „Chester, brauchst du Eis?”

„Nein. Aber du kannst mal pusten!”

„Dann komm mal mit, sonst wird Brad noch eifersüchtig und will mitpusten.”

„Ihr seid doof. Was habt ihr heute mit mir?”

„Was hast du heute mit Dave?”, fragte Mike breit grinsend zurück.

„Gar nichts! Dürfen wir nicht auch mal etwas besprechen?”

„Mit seiner Hand auf deinem Arsch?”

„Hatte er doch gar nicht.“

„Doch, Großer, hatte er!” Mike unterdrückte das Lachen.

„Hätte ich doch gemerkt. Das sah nur so aus.”

„Vielleicht wollte Dave und hat sich nicht getraut ... DAVE!?”

„Was denn? Ich sitze hier hinter dem Schaf. Schrei mich doch nicht gleich an!”

Mike schaute an der großen Zimmerpflanze vorbei. „Oh, hab dich nicht gesehen. Phoenix, was macht deine Hand an Schäfchens Hintern?”

„Oh bitte. Ihr tut so als hätte ich zugegriffen. Ich hab sein Sender nur richtig in die Hosentasche gesteckt. Idioten.”

„Jaja ... Gab mal Zeiten, da hab ich das bei Chaz auch gemacht.”

Dave grinste. „Die Zeiten sind vorbei, hm?”

„Ja, heute darf ich schnell mal unauffällig zupacken!”

Lachend schüttelte Dave den Kopf. „Okay, ich mach mich vom Acker. Ihr spinnt heute.”

„Gehst du zu Hasi?”

„Nein nach Hause.”

Mike folgte ihm hinaus. „Alles okay?”

„Klar. Linsey und ich wollten uns heute noch einen schönen Abend machen und bis dahin wollte ich noch die Garage ausmisten.”

„Ohje, have fun, Baby. Gruß an die Gattin.” Mike lachte leise und verabschiedete sich.

Schon bald brachen auch die anderen Jungs auf. Sie konnten schließlich nicht den ganzen Tag in dem riesigen Haus bleiben. „Ruft durch, wenn ihr wieder Texte habt, okay?”, sagte Joe grinsend. „Nicht immer nur kuscheln. Arbeitet!”

„Ja, du auch!” Mike schubste ihn leicht. „Nicht immer nur auf der Gattin liegen, und wenn, dann machs endlich richtig!”

„So wie du?”

„Ja ... nur solltest du dann bei ihr bleiben. Ihr zwei seid süß miteinander.”

„Keine Angst. Wie weit ist Anna eigentlich? Müsste das Kleine nicht langsam rauskrabbeln?”

„Vier Wochen noch. Und wenn ich an Mia denke, die fünf Wochen zu früh kam, kann es also jeden Moment losgehen.” Mike grinste. „Mein kleiner Sohn. Unglaublich ...”, nuschelte er.

Joe lachte leise. „Ruf an, wenn es soweit ist.”

„Mach ich.”

Mike ließ sich aufs Sofa fallen und schaute Chester an. „Ich will einen Daniel.”

„Einen Daniel?”

„Ja ... Daniel Shinoda.”

„Müsstest du das nicht … deiner Frau sagen?”

Mike seufzte leise. „Sie lässt mich nicht mitreden.”

„Was besprecht ihr, wenn du bei ihr bist?” Chester hatte nie nachgefragt. Das Thema Anna war für ihn normalerweise ein rotes Tuch. Seid Mike komplett ausgezogen war und sie nun ein Haus hatten, hatte diese Frau ihn jedes Mal spüren lassen, dass sie ihn hasste.

„Um das liebe Geld. Ich versuche mich einzubringen. Ist ja schließlich auch mein Kind. Aber da stellt sie sich stur. Wenn ich zurückkomme, darf ich meine Meinung zum Kind sagen.”

„Dumme Kotzkuh. Wann merkt sie endlich, dass du nicht zurückgehst?”

„Ich weiß es nicht. Sie stellt sich komplett taub. Ich habe Mia schon verboten, zu vermitteln, weil es jedes Mal zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden kommt.”

Chester seufzte leise und streichelte Mikes Nacken. „Tut mir leid.”

„Manchmal weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich will die Scheidung, aber ich habe Angst, dass ich meine Kinder ... das Baby nur einmal im Monat sehen darf.”

„Wünscht du dir manchmal, dass wir niemals so weit gegangen wären? Damals? Nach dem Konzert in der Dusche?”

Mike sah ihn erstaunt an. „Nein!”, sagte er fest. „Nein, ich liebe dich. Nicht sie, nur dich!”

„Das weiß ich doch. Aber … wäre das alles nicht passiert, wärst du noch glücklich mit ihr. Sie hat schon Recht. Ich hab euch auseinander gebracht.”

„Meinst du nicht, dass dazu zwei gehören? Chazy, da war schon immer viel zu viel für dich in meinem Kopf. Sie hatte nicht Unrecht, wenn sie sagt, dass wir immer zu eng waren. Ich hab es nur nicht gleich verstanden.”

Lächelnd legte Chester seinen Kopf an Mikes Brust. „Mein Mikey.” Er schwieg einen Moment und lauschte dem Herzschlag. „Du hast damals also mit Absicht an meinem Hintern gefummelt?”

„Du hattest schon immer einen tollen Hintern. In engen Jeans ... ich verstehe die ganzen Mädels, die dir an den Arsch wollen”, grinste Mike und streichelte sanft darüber.

„Hm. Da darfst aber nur noch du ran.”

„Ist ja auch mein sexy Arsch ...” Mike schaute ihm in die Augen.

Chester lachte leise. „Ich mag das, wenn du so redest.”

„Hmmm ... Dirty Talk, ja?” Mike biss ihm leicht in den Nacken. „Bist du echt so verdorben?”

„Du hast ja gar keine Ahnung. Du bist so unschuldig, wenn ich daran denke, was ich so träume und mag”, sagte er frech grinsend.

Überrascht drückte Mike ihn hoch und setzte sich auf dessen Schoß. „Erzähl!”

„Was soll ich dir erzählen?” Chester lachte leise und legte die Arme um Mikes Hüfte.

„Von was du träumst und was du magst!”

„Ich bin nicht sicher, ob du das erfahren solltest. Baby, ich will dich nicht versauen und wenn ich es dir sage, dann ist das gar nicht mehr mein schmutziges Geheimnis.”

Nun war Mike verwirrt. „Korrigiere mich, aber ist es nicht Sinn, einer sexuellen Fantasie, diese irgendwann zu realisieren?”

„Hm. Ja aber ich will mein süßen Teddy nicht verderben.”

„Bin ich nur toll, wenn ich lieb, süß und unschuldig bin?”

Chester grinste und streichelte durch das schwarze Haar. „Du bist immer toll.”

„Nur nicht, wenns versaut zugehen soll”, stachelte Mike ihn an. Er wollte das jetzt wissen.

Lachend lehnte Chester sich zurück. „Du wirst nicht vorher von mir runtergehen, richtig?”

„Gut erkannt, Herzchen. Los, erzähl!”

Schmunzelnd rutschte Chester etwas umher, bis er bequemer saß und sein Kopf auf der Lehne lag. „Naja. Ich träume in letzter Zeit oft von dir.”

„Und was?”, fragte Mike, während er seine Finger über dessen Brust gleiten ließ.

„Du schaust mich immer so ernst an. Durchdringend. Du hast dann immer so eine Macht über mich. Und dann … dann befiehlst du mir Dinge.”

Einen Moment rührte Mike sich nicht, dann ... „So richtig dominant?”

„Ja. Eigentlich fehlt dir jedes Mal nur noch die Peitsche. Aber die brauchst du gar nicht. Du kannst so viele Dinge mit deiner Stimme tun.”

Mike wurde prompt rot. „Ähm ... und ... dann?”

Chester streichelte Mikes Beine und schloss die Augen. „Du fesselst mich manchmal und reizt mich bis aufs Blut.”

Das wiederum fiel Mike nicht schwer, sich vorzustellen. Wenn auch vielleicht nicht mit Fesseln. „Quäle ich dich?”, wisperte er ihm ins Ohr.

„Ein wenig. Du lässt mich zappeln. Machst mich heiß und lässt mich fallen. Manchmal hasse ich dich dafür aber ich weiß, dass du nur spielst.”

„Spielen mag ich”, sagte Mike und leckte langsam über Chesters Hals.

Der schnurrte leise und streichelte Mikes Rücken. „Ich liebe es, wenn du dominant bist. Und manchmal da … tun wir es in der Öffentlichkeit.”

Mike, der gerade an Chesters Ohr knabberte, hielt inne. „Bitte?”

„Ich sage ja, dass es Träume sind. Wir machen es nicht auf der Straße aber an Orten, wo uns jeden Moment jemand finden könnte …”

„Du bist in deinen Träumen zumindest sehr kreativ. Damals im Sand ... das war schon ganz schön öffentlich.”

„War es nicht. Da war niemand.”

„Hätte aber jemand kommen können.”

Chester grinste. „Findest du meine Träume doof?”

„Hm ... nein, doof sind sie nicht. Ich denke nur, dass eher andersrum ein Schuh draus wird. Ich denke, dass du dominanter bist.”

„Ja? Warum?”

„Weil ich schwach werden würde.”

„Hm. Ich denke, du würdest es mir genauso schwer machen.”

„Nein, weil ich nachgebe, wenn du mich so gierig anschaust.”

Chester küsste ihn kurz. „Hm, wäre doch mal eine Aufgabe für dich, oder? Mein gnadenloser Rapper.”

Mike musterte ihn einen Moment. „Hm ... vielleicht. Andersrum aber genauso.”

Lächelnd nickte Chester, bevor er plötzlich fies grinste.

„Oh nein ... was kommt jetzt?”, fragte Mike grinsend.

„Lauf!”

„Was?”

„Drei … zwei …”

Mike stand langsam auf, musterte Chester. „Nicht das Zimmer der Kinder.” Doch dann rannte Mike los. Er wusste, wo sein Ziel lag.

„Eins.” Chester sprang auf und sprintete seinem Freund nach.

Fast bekam Mike die Kurve nicht, rutschte auf dem orientalischen, kackhäßlichen Läufer von Joe aus und stieß einen kleinen Schrank um. „Fuck”, lachte er los, nur um die nächste Treppe hinauf zu flitzen.

Chester sprang über den umgekippten Schrank und war fast stolz auf sich, dass er das geschafft hatte, ohne sich etwas zu tun. Mehrere Stufen auf einmal nehmend lief er Mike nach und griff nach dessen schwarzen Shirt. „Hab dich!”

„Träumst du von”, rief Mike, quälte sich aus dem Shirt, so, dass Chester nach hinten an die Wand purzelte und flitzte in Daves Zimmer, wo er die Tür zuknallte.

„Hey!” Chester lachte und drückte die Tür auf. Sofort stürzte er sich auf Mike, so dass dieser auf den Boden plumpste. Er setzte sich auf Mikes Hüfte und fing an, ihn durchzukitzeln.

„Neeeein, Chaz, das ist fies!”, wimmerte Mike lachend und versuchte dessen Hände einzufangen. „Du Sadist!”

Chester kicherte und schnappte sich Mikes Hände mit einer Hand, nur um ihn mit der Freien weiter zu kitzeln. Er liebte das Lachen des anderen.

Irgendwann hatte sich Mike vorgekämpft und seinen Freund auf den Bauch gedreht. Nun saß er triumphierend auf dessen Hintern und revangierte sich mit einer Kitzelattake. „Die Rache kommt immer, Baby!”

Lachend krümmte Chester sich auf dem Boden, legte die Stirn auf den weichen Teppich und versuchte Mike von sich runter zu schütteln. „Nein! Gnade!”

„Gnade? Im Leben nicht!” Mike sprang auf und war aus dem Zimmer raus, bevor Chester auch nur aufgehört hatte zu lachen. Still und leise, aber mit klopfendem Herzen lehnte er in Robs Zimmer an der Wand.

Einen Moment blieb Chester liegen und atmete tief durch. Er wurde langsam echt alt. Mühsam kämpfte er sich hoch und ging auf den Flur um zu Lauschen. „Mikey?”

Schnell hielt er die Luft an, drückte sich leise an der Wand entlang.

Grinsend öffnete Chester ein paar Türen. Das Haus war riesig. Fast schon zu riesig. „Komm schon Mikey. Hast du etwa Angst vor mir?”

Als Chester um die Ecke gegangen war, schlich Mike aus dem Zimmer, die Treppe hinunter. „Im Leben nicht, Baby!”, grinste er und verschwand in einem der Räume.

Chester zog einen Schmollmund, als er Mike in keinem der Zimmer fand. „Mikey?” Langsam ging er wieder runter. „Mikey, du hast die doofe Kommode umgeschmissen!”

Das Lachen unterdrückend biss Mike sich fest ins Knie.

Chester murrte leise. „Mikey … du kleiner Feigling! Komm raus jetzt!”

Als die Stimme ganz nah war, schoss er aus dem Zimmer und presste Chester an die nächstbeste Wand. Beide Arme drückte er an die Wand und sein Becken presste sich an Chesters Hintern. „Wer ist hier feige, hm?”, flüsterte er in dessen Ohr und biss leicht hinein.

Der keuchte laut auf. „Mike …”

„Was ...”, fragte der leise zurück.

„Was wird das?” Chester grinste und ruckte seine Hände nach unten, um sich zu befreien.

Doch Mike hielt ihn fest. „Ich hab dich”, grinste er.

„Und was machst du jetzt mit mir?”, fragte Chester grinsend. Dass Mike gerade so stark war, machte ihn fast wahnsinnig.

„Ich könnte dich beißen ... dein Hals liegt gerade so herrlich ungeschützt vor mir ...”

„Oh bitte, verwandle mich nicht in einen Vampir. Bitte nicht.” Chester wimmerte gespielt ängstlich und bewegte sich hin und her.

„Hmmm ... mein Mann ein Geschöpf der Nacht? Hat was Animalisches.”

Chester lachte leise. „Nein. Dann fange ich an zu glitzern und kann nie wieder mit euch zu Interview-Terminen.”

„Du redest eh zu viel.” Mike lachte leise und biss in Chesters Hals. Ganz nebenbei öffnete er dessen Jeans und zog sie umständlich bis zu den Knien hinunter. „Das macht mich echt an ...”

„Das harmlose Kitzelattaken bei dir jedes Mal beim Sex enden müssen”, lachte Chester und drehte den Kopf zu seinen Freund. „Du bist versaut, Shinoda!”

„Das hast du mir beigebracht, Bennington.” Er küsste ihn kurz. „Fang mich, wenn du kannst ...” Und schon war Mike wieder weg, die Treppe hoch und im halbdunklen Flur verschwunden.

Chester lachte auf und drehte sich um, um ihm nachzurennen. Dass seine Hose in den Kniekehlen hing, hatte er komplett vergessen und so stolperte er ein paar Schritte, bevor er fluchend hinfiel. „Verdammte Scheiße!”

Vom oberen Stockwerk war Gelächter zu hören. Da stand Mike an Geländer. „Deine Gier nach meinem Arsch, wird dich noch ins Krankenhaus bringen, Darling!”

„Ach halt die Klappe. So toll ist dein Arsch nun auch wieder nicht.”

Mike grinste und zog sich aus, schaute Chester dabei in die Augen, der noch immer wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag. Als er nackt war, drehte er sich um und klatschte sich die Hand auf den Hintern. „Ich finde schon. Willst du ihn?”

Chester knurrte leise und strampelte seine Hose runter. Da er jedoch noch seine Schuhe anhatte, bekam er die enge Hose nicht von den Beinen. Verzweifelt jammerte er und zerrte an den Schuhen, die er, entgegen seines sonstigen Verhaltens, achtlos in die Ecke feuerte und dann die Treppe hochsprintete.

Mike war indessen weiter geflitzt, doch wegen des beschissenen Läufers krachte er voll gegen Daves Tür, so dass Chester in ihn reinrannte und sie ziemlich unsanft vor dessen Bett auf dem Boden landeten. „Ich schmeiß das kackhäßliche Teil raus!”

„Mach doch. Ich hab eh nicht verstanden, warum du das zugelassen hast.” Chester grinste und biss in Mikes Nacken. „Hab dich.”

„Dann solltest du mich gut festhalten”, schnurrte Mike leise.

Chesters Hände griffen sofort nach Mikes und pressten diesen auf den Boden. „Ich lass dich nie wieder gehen. Keine Angst. Nochmal entkommst du mir nicht.” Er biss immer wieder in dessen Nacken und Schultern.

Aufstöhnend streckte Mike ihm den Hintern entgegen, wimmerte leise und spreizte die Beine. „Mach schon!”

Chester lachte leise und zog sich das Shirt und die Shorts aus. „ich bekomme dich wirklich immer, wann ich will”, schnurrte er.

„Was sicherlich auch daran liegt, dass ich es genauso will, also bilde dir nichts ein”, neckte Mike ihn frech.

„Ich würde dich jeder Zeit bekommen, Baby. Weil du immer sofort scharf auf mich wirst.”

„Niemals! Nur, wenn ich es will.”

„Du willst es immer”, raunte Chester in Mikes Ohr, bevor er ihn tief küsste.

Unwillkürlich musste Mike in den Kuss lachen. Er wurde schnell scharf, keine Frage, aber so toll war Chester nun auch nicht, dass er wie ein notgeiler Rammler durch die Gegend hopste. „Veto!”, nuschelte er in den Kuss.

„Abgelehnt. Du weißt, dass ich nur einmal mit den Finger schnipsen muss und schon springst du”, grinste er frech und suchte in Daves Schubladen nach Kondomen. „Vögelt der ohne?”

„Vielleicht vögelt er nicht hier”, warf Mike ein und trommelte ungeduldig mit den Händen auf dem Boden rum.

„Wirklich? Sein Hase war hier doch schon ein paar Mal.” Chester seufzte und fand zumindest Gleitgel. „Reicht das?”

Mike schaute ihn mit großen Augen an. „Du willst ... es ohne machen?” Das war neu. Bisher hatte sich Chaz immer geweigert. „Pur?”

„Willst du, dass ich jetzt in unser Zimmer renne?”

„Dann wäre ich wieder weg”, grinste Mike. „Ernsthaft, Baby. Du warst immer dagegen. Ist das wirklich okay für dich?”

Chester drehte Mike auf den Rücken und beugte sich über ihn. „Wir sind über ein halbes Jahr zusammen. Und ich habe gerade keine Lust, nochmal fangen zu spielen.”

„Es war Lustig”, raunte Mike und legte seine Beine um seinen Freund.

„Ja.” Chester grinste und küsste ihn tief. Auch wenn der Teppich total hässlich war, so war er unglaublich weich und hoffentlich bequem für Mike.

Als er spürte, wie sein Freund sich in ihn drängte, ohne Kondom, ohne dieses dünne Gummi, was sie unweigerlich voneinander getrennt hatte, wollte er vor Glück weinen. Lustvoll stöhnte Mike auf, klammerte sich an ihn und erwiderte den Kuss hungrig. So wollte er es immer haben.

Die anfänglichen Bedenken waren schnell wie weggefegt, als Chester Mike so spürte. Sein Herz raste noch immer, wie am ersten Tag. Ja, er war immer dagegen gewesen, es ohne Kondom zu machen, dennoch war er froh, dass sie diesen letzten Schritt gingen. Mike war gesund und er ebenfalls. Sex gab es nicht mit anderen, also warum sollte er noch warten? Zufrieden stöhnte er in den Kuss, als er sich tief in ihn drängte und sich langsam bewegte. Das war ein berauschendes Gefühl.

„Aber sonst gehts euch gut?”, knurrte es hinter ihnen.

 

Privatsphäre

 

„Das ... habt ihr sie noch alle?” Dave stand fassungslos in der Tür. Er war, so wie der Rest zurück gekommen, weil die Frauen lieber essen gehen wollten. „CHAZ! MIKE!”

„Oh Fuck! Verpiss dich!”, knurrte Chester und griff nach einem der Kissen, um es in Daves Richtung zu werfen. Konnte man in seinem eigenen Haus nicht mehr vögeln?

„Verpisst ihr euch! Habt ihr schon mal was von Privatsphäre gehört? Das ist mein Zimmer! Das ist, verfickt nochmal nicht euer Haus, sondern gehört uns allen!” Dave war stinksauer. „Ich gehe jetzt runter! Fickt in eurem Bett zu Ende!”, presste er heraus.

Chester schnaufte leise an Mikes Hals. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum war dieser Idiot denn wieder hier?

„Baby, lass uns zu uns gehen, okay? Er sieht echt übelst wütend aus”, sagte Mike leise.

Seufzend stand Chester auf. Die Lust war weg. Er hatte kein Problem damit, erwischt zu werden, aber Daves Rumgemotze hatte alles versaut.

Schnell zogen sie sich an und Mike richtete alles wieder so her. „Oh Mann, ob wir jetzt echt runter gehen sollten?”

„Ja, um sie rauszuschmeißen. Der kann froh sein, dass er hier ein Zimmer hat.”

„Naja, er hat Recht, das ist nicht unser Haus, Baby. Das Ding gehört uns allen. Linkin Park hats gekauft, nicht wir”, gab Mike zu bedenken.

Chester sah ihn kurz böse an. „Das sollten wir ändern. Man, der Idiot hat uns das gerade total versaut!”

„Ja, ich weiß. Los, lass es uns hinter uns bringen und heute Abend machen wir es nochmal. Bei uns ... oder weiß ich wo. Dave ist eben ... sehr eigen. Weißt du doch. Denk an seine blöde Koje im Bus.”

„Da hatte er sogar noch gesagt, dass wir in sein Bett sollen, weil unsere die Biege gemacht haben.” Chester schnaufte leise und ging die Treppe runter.

„Ja, er ist dennoch ziemlich eigen.”

Die Jungs hatten sich im Haus verteilt, nur Dave saß rauchend und allein im Wohnzimmer und funkelte die beiden an. „Ihr habt zwei Zimmer! Warum, zum Teufel, fickt ihr in meinem?”

„Weil dein Teppich so flauschig ist”, gab Chester bissig zurück. Als hätte Dave nie woanders Sex gehabt. „Hör auf rumzuzicken, wenn du uns den Fick schon versaust.”

„Nein, Chaz ... du raffst es mal wieder nicht! Hier gehts um Privatsphäre! Wir sind sechs Jungs. Wenn wir die nicht respektieren, was dann? Ich geh auch nicht in eure Räume, wenn ihr nicht da seid, oder in eins der anderen. Schön, wenn es dir scheiß egal ist. Mir aber nicht. Respekt, Chester! Schlags nach!”

„Mein Gott. Es ist passiert. Tut mir ja leid, aber keine Sorge. Wir haben nicht geplant, dass das passiert. Krieg dich wieder ein, Phoe.” Chester murrte leise.

Mike schaute seufzend hin und her. „Kommt schon, zofft euch jetzt nicht. Tut uns leid. Es war echt nicht geplant. Wir waren ... naja, etwas albern vorhin.”

Dave schüttelte den Kopf. „Könnt ihr ja sein, aber ... nicht so!”

„Warum seid ihr eigentlich wieder hier?”, fragte Chester, um das Thema zu beenden. Sollte Dave doch weiter zicken.

„Unsere Frauen sind unterwegs. Deswegen wollten wir noch etwas arbeiten.”

„Und Anrufen war zu anstrengend?”

„Hättest du denn abgenommen?”, fragte Dave spitz zurück.

„Vielleicht hätte ich dir ins Ohr gestöhnt, damit du merkst, dass du störst.”

„Das hält mich nicht ab, das solltest du wissen.”

„Streiten sie immer noch?” fragte Joe, der gerade aus der Küche kam.

„Ja. Chaz ist mal wieder absolut uneinsichtig”, grinste Brad.

„Ich bin nicht uneinsichtig! Scheiße das Haus ist das einzige, wo wir uns frei bewegen können. Und wir haben es ja nicht in seinem Bett getrieben!”

„Bewegt euch, wo ihr wollt. Aber nicht in meinem Zimmer! Fuck, das ist ne beschissene Villa!”

Chester knurrte leise. Seine Selbstbeherrschung war echt am Limit. „Weißt du was? Sei sauer wie du willst. Schließ deine beschissene Tür ab und leg dir Kondome zu!” Mit den Worten stampfte er in den Garten und zündete sich eine Zigarette an. Er hasste die Dinger immer noch, auch wenn er hin und wieder rückfällig wurde.

Mike biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen. „Er hat Recht, du brauchst Kondome!”

„Phoenix, du benutzt keine Kondome?” Joe hob die Augenbrauen. „Da muss Brad jetzt aber aufpassen.”

„Tu ich, sie sind alle. Hase kann nicht mehr sitzen”, knurrte Dave und stand auf. „Hey Zicke, komm zurück”, rief er in den Garten

„Leck mich!”

Dave ging zu ihm und leckte Chester quer über die Wange.

Erschrocken und leicht angeekelt stieß er seinen Freund von sich. „Ihhh! Sag mal spinnst du?”

„Du hast gesagt, ich soll dich lecken.”

„Du bist eklig.”

„Und du bist ne Zicke.”

„Und du hast nen hässlichen Teppich!”

„Der war teuer! Glaube ich, er ist von Joe.”

„Ja aber er ist sau hässlich!”

„Sags Joe.” Dave grinste. „Rauchen ist schlecht für das Stimmchen.”

„Das macht mein Stimmchen so rauchig.” Chester seufzte und sah zu Dave hoch. „Tut mir leid.”

„Ich weiß ... du denkst nur leider zu oft mit dem da unten”, gab Dave liebevoll zurück.

„Stimmt gar nicht. Es war Mikes Schuld. Ich hab ihn nur gekitzelt.”

„Macht es das nächste Mal in eurem Zimmer. Und Chaz ...” Dave musterte ihn, „sagst du nochmal leck mich, mach ich das. Also überlegs dir.”

„Sage mal … bist du auf Sexentzug?”

„Jaaah, verdammt! Jess ist nicht da!”

„Wo ist er denn? Und was ist mit deiner Frau?”

„Das eine ist Linssex. Der ist da und okay. Das andere ist Hasisex. Und mein Hase ist unterwegs. Semesterkurs für fünf Wochen.”

„Oha. Wirst du sie überleben oder müssen wir Brad vor dir schützen?”

„Da war nichts! Er ist ein verdammt guter Freund. Interpretiert nicht so viel da rein!”

Lachend stand Chester auf, drückte die Kippe im Aschenbecher aus und ging wieder rein. „Dann sieh zu, dass du öfter bei deinem Frauchen bist. Aber keine Kinder!”

Dave streckte ihm die Zunge raus. „Lass mal, Lins will keine Kinder!”

„Na Gott sei Dank. Reicht wenn hier bald was Kleines rumrennt.”

Mike lächelte leicht schief. Der Gedanke an seinen Sohn stimmte ihn traurig. Er hoffte inständig, dass der überhaupt hier sein würde.

Sanft küsste Chester seinen Freund. Auch wenn er Anna nicht mochte, konnte das Baby ja nichts dafür. Und er würde das Kind bestimmt süß finden. „Ich tu so, als wäre ich nicht zuhause, dann darf er oder sie hier her.”

„Er ... es wird ein Junge, Chaz. Ich ... ich bekomme einen Sohn”, sagte er leise.

„Dann wird er ein richtig tolles Jungenzimmer bekommen.” Chester lächelte ihn aufmunternd an.

„Ja?” Mike kuschelte sich an ihn und seufzte leise.

 

Währenddessen standen Draven und Mia vor der Haustür.

„Mum ist vielleicht gar nicht da”, murmelte er leise.

„Und was machen wir dann?”

„Ich weiß nicht ...” Drave atmete und atmete und atmete, dann klingelte er.

Mia griff nach Dravens Hand, als die Tür aufging und dessen Mutter vor ihnen stand.

„Draven! Mia! Hey ihr beiden. Warum klingelt ihr denn? Draven, hast du etwa deinen Schlüssel vergessen? Du kommst doch sonst auch immer rein.”

„Ja ... nein, nicht vergessen, aber sonst hätte ich es mir anders überlegt. Mum ... wir brauchen deine Hilfe”, sagte er hektisch mit tiefroten Wangen.

„Was … kommt erstmal rein. Was ist denn passiert?”

Draven folgte ihr und streckte seiner Mutter den Test entgegen. „Nimm ihn bitte! Da ist Pipi drauf!”, sagte er verzweifelt.

Sam sah auf den Test und hob die Augenbrauen. „Oh Mann. Son ding hatte ich ewig nicht mehr in der Hand.” Sie sah zwischen den beiden hin und her. „Ihr … ihr habt also vergessen zu verhüten?”, fragte sie gespielt cool. Das ihr Sohn gerade vor ihr stand mit seiner Freundin und ihr ein Schwangerschaftstest zeigte, setzte ihr schon zu.

„NEIN!”, riefen beide.

„Mum, wir haben verhütet! Wirklich!”

„Na dann habt ihr aber ziemlich Pech gehabt. Durch Küssen allein wird man nämlich nicht Schwanger. Oh mein Gott ich werde Oma. Ich bin noch nicht mal vierzig!”

Draven zuckte zusammen. „Wir haben verhütet. Mia nimmt doch die Pille!” Er nahm seine Freundin in den Arm.

„Oh, ich bitte dich. Die Pille ist auch nicht hundert prozentig sicher. Und wenn du nur ein bisschen von deinem Dad kommst, dann sind deine Schwimmer spitze.”

Draven senkte den Blick. „Wir haben doch aber verhütet”, sagte er leise.

Sam sah die Kinder an und seufzte. „Oh Mann …” Sie setzte sich auf das riesige Sofa. „Wie gehts euch?”

„Beschissen! Wir sind verzweifelt und wir brauchen Hilfe. Was denkst du denn?”, rief Draven hilflos.

„Und wie, glaubt ihr, kann ich euch helfen?”
„Du ... du bist meine Mum ... wenn nicht du, wer dann?”

„Baby … es ist passiert. Es ist nichts Schlimmes. Ja ihr seid jung, aber ihr seid alt genug, um zu wissen, was ihr tut. Wollt ihr es denn behalten?”

Draven schaute zu Mia. „Ich weiß nicht ... Mum, Dad wird ausrasten!”

„Darauf kannst du einen lassen. Du bist sein Kleiner. Und er will sicher noch kein Opa werden. Aber … er wird dir nicht den Kopf abreißen.”

„Und ... Mike wird mich kalt machen. Ich hab seine kleine Prinzessin geschwängert. Sorry, aber wenns um Mia geht, ist der doch nicht ganz heile”, sagte Draven und schaute seine Freundin an. „Nichts für ungut.”

„Kein Ding. Er hat Chester damals eine reingehauen und der hat mich nur geküsst.” Mia grinste leicht. Sie musste ihren Freund damit einfach aufziehen.

„Toll!” Dravens Stimme war unnatürlich hoch. „Muuuuuum, ich bin doch tot!”

„Keine Angst, Schatz. Ich kann mit den beiden reden, wenn ihr das wollt.”

Draven schaute zu Mia. „Ja ... ja, vielleicht ist das gut”, sagte er leise.

„Und ihr überlegt euch bitte, ob ihr es behalten wollt.”

„Das liegt doch nicht allein an uns, Mum!”

„Doch. Das ist allein eure Entscheidung.”

„Meinst du nicht, dass Dad und Mike und Anna mitreden wollen?” Draven war unsicher und schaute zwischen den beiden Frauen hin und her.

Sam seufzte. „Nun hört mal zu. Sie werden alle drei nicht begeistert sein. Chester ist viel zu eitel um Großvater zu werden und Anna und Mike werden selbst Eltern. Aber sie können euch weder vorschreiben, das Baby zu behalten noch, dass ihr es abtreibt. Ihr müsst entschieden, ob ihr dafür bereit seid.”

„Und woher wissen wir das?”, fragte Draven leise.

„Redet miteinander. Lasst euch ein paar Tage Zeit. Lest im Internet von anderen jungen Eltern. Wir werden euch helfen, so gut wir können, aber im Endeffekt seid ihr die Eltern.”

Eltern ... es war dieses eine Wort, was Draven den Rest gab. Er zischte die Treppe hoch ins Bad, wo er sich geräuschvoll übergab. Er wurde VATER?

Mia hob die Augenbrauen. „Hm … Dad war wohl auch Scheinschwanger, als Mum mich bekommen hat.”

„Ich fürchte, das hat wenig mit Scheinschwangerschaft zu tun. Das liegt eher an der Erkenntnis, er wird Vater. So hat nämlich sein Vater reagiert”, kicherte Sam

„Hat er so auch reagiert, als Mum jetzt schwanger wurde?”

„Warum sollte Chaz da kotzen?

„Naja, er mag Mum nicht und soweit ich weiß, war er damals im Urlaub schon total verknallt in Dad.”

„Oh, ja ... ist er schon seit Jahren. Nein, es ist ... dieses Wort. Vater! Oder in dem Fall Eltern.”

„Er wird sich fangen, oder?”

„Natürlich. Ich schätze, er hat mehr Angst vor den Daddys, als vor dem Baby an sich.” Sam grinste. „Ihr werdet süße Eltern sein.”

Mia lachte leise. „Wirst du die Daddys beruhigen können?”

„Nicht gleich, aber irgendwann ... ja. Ich muss perverser Weise gestehen, ich freue mich auf Mikes Gesicht.”

„Toll. Was ist bei dir nur schief gelaufen? Dad wird ausrasten.”

„Oh ja. Draven hat recht ... seine kleine Prinzessin ist schwanger. Was ist mit deiner Mutter? Wie soll sie es erfahren?”

„Am besten gar nicht. Ich weiß nicht. Sie hasst Draven nicht, aber sie mag ihn nicht besonders. Sie sagt immer, dass er ihr Leid tut, weil er Chester so ähnlich sieht.”

„Autsch! Meine Männer sehen perfekt aus!”, knurrte Sam. „Das sollte sie mal zu mir sagen.”

Mia lächelte leicht. „Ich hab ein bisschen Angst, dass Mum und Chaz doch nochmal aufeinander treffen. Das werden sie irgendwann müssen. Mum hasst ihn richtig. Das ist gruselig.”

„Das stimmt wohl. Aber jetzt muss sie ihren Hass wegstecken, hier gehts um euch. Nicht um ihren Frust. Ich werde sie alle zusammen holen. Wir sind eure Eltern und wenn ihr euch für das Baby entscheidet, müssen wir vier auch zusammen arbeiten.”

„Na da wünsche ich dir viel Spaß.”

„Du kennst mich”, lachte Sam. „Mir soll da keiner mit dummen Ansagen kommen.”

Lächelnd umarmte Mia Sam. „Danke.”

„Bitte. Und Mia ... ich gratuliere euch, auch wenn ich noch nicht weiß, wofür ihr euch entscheidet.”


 

Ein Baby

 

Eine Woche später hatten sich Mia und Draven für das Baby entschieden und so rief Sam ihren Mann und Anna an, bat alle drei um eine Unterredung.

„Chaz, ich diskutiere nicht mit dir. Trab an hier, es ist wichtig”, sagte sie, da Chester sich wegen Anna weigerte.

„Worum geht es denn? Ich will diese Frau ungern sehen, wenn es nicht unbedingt sein muss.”

„Vertrau mir, Baby. Es muss unbedingt sein!”

Chester seufzte leise. „Stell Bier kalt. Nüchtern ertrage ich sie nicht.”

„Hab ich jemals kein Bier für dich?”

Sam stellte auch den Wein bereit, denn sie war sicher, dass sie alle Alkohol bräuchten. Bis auf Anna, der müssten sie vermutlich Baldrian geben.

Eine gute Stunde später waren die drei schließlich da. Chester hatte sich mit Absicht Zeit gelassen, auch wenn er befürchtete, dass das nichts bringen würde. „Bier?”

Sam hatte ihn mit der Flasche an der Tür empfangen und reichte es gleich weiter.

Als alle saßen, seufzte sie. „Okay, also ... das Treffen heute ist mehr, als wichtig. Es geht um unsere Kinder. Sie waren vor einer Woche bei mir, haben sich mir anvertraut und mich gebeten, mit euch zu reden.”

„Und warum kommen sie nicht zu uns? Sam, Mia würde immer zu mir kommen”, sagte Anna und sah kurz zu Mike.

„Zu mir auch!”, gab der gleich zurück.

Augen verdrehend seufzte Sam. „Hört auf um euer Kind zu buhlen. Das ist furchtbar! Das wollte ich schon sein Monaten loswerden. Denkt mal darüber nach!”

„Wir buhlen nicht. Mia weiß, dass sie immer zu uns kommen kann.”

„Wie auch immer. Okay, also ... ich möchte, dass ihr ruhig bleibt und dass wir vernünftig darüber reden, okay?”

Chester lachte leise und trank einen Schluck. „Du tust ja so, als hätten sie etwas angestellt. Sie haben doch keine Bank überfallen, oder?”

„Nein, sie haben sich gegenseitig ... überfallen. Erfolgreich, würde ich meinen”, sagte Sam nachdenklich.

Stirnrunzelnd sah Chester zu seinen Freund. „Verstehst du das?”

„Nein … was meinst du, Sam?”

„Nun ... Mia ist schwanger.” Sam schluckte, wartete auf den riesen Knall.

Anna schlug sich die Hand vor den Mund und starrte Sam mit großen Augen an. Chester hingegen sah sie verwirrt an, während es in seinem Kopf anfing zu rattern. „Was?”

„Baby, Chester.”

Mike lief rot an. „Das soll wohl ein Witz sein!”

„Sammy, Schatz, Baby, Hasi … Wir haben nicht April und dieser Scherz ist nicht lustig!”

„Chazy, Schnucki, Mausefurzi, es ist kein Scherz!”

Chesters Blick wurde erst ungläubig, bis er schließlich ziemlich verzweifelt aussah. „Was? Sammy … ich … ich werde …”

„Draven hat mein Mädchen geschwängert?”, kam es von Anna.

„Das kann nicht sein!” Mike stand auf. „Ehrlich, das kann nicht sein. Er hat mein Mädchen ... das ...” Mike presste mit wütender Miene die Lippen aufeinander. „Das hat er nicht getan!”

„Das ist alles seine Schuld!”, sagte Anna wütend und deutete auf Chester, der immer noch wie versteinert dasaß.

„Wenn es seine Schuld ist, ist es auch meine. Halt dich zurück, Anna”, gab Sam zurück.

„Warum? Er hat doch Mia geschwängert, oder nicht? Konnte der Kerl kein Kondom benutzen?”, knurrte Mike.

„Eben. Und sowas ist nun mal Männersache. Sam, dein Mann hat bei der Erziehung versagt!”

„Halt die Klappe, Anna! Mein Sohn ist erzogen!”

„Möchtest du dich vielleicht auch mal äußern?”, rief Mike aufgebracht und stieß seinen Freund an.

„Ich … werde Opa …”, stotterte dieser und starrte Mike an.

„Ja, weil dein Sohn seine scheiß Schwimmer nicht im Griff hat!”

„Weil du ihm nicht gezeigt hast, wie man Kondome Benutzt!”

Chester knurrte und sah Anna wütend an. „Klappe! Deine Tochter hat genauso aufzupassen und wenn du ihr nicht erklärst, wie man die Pille benutzt, ist das nicht meine Schuld. Aber, dass man die Pille weglässt scheint ja bei euch nichts neues zu sein!”

„Mein Kind lässt die Pille aber nicht weg. Verdammt, sie ist siebzehn! Sie ... hat nicht mal rumzuvögeln!”, sagte Mike laut und wütend. „Draven kann sich echt warm anziehen!”

„Oh ich bitte dich. Wann hattest du dein erstes Mal, hm? Bestimmt nicht erst, als du die Schreckschraube geheiratet hast.”

„Als Mann ist das was anderes! Aber ich wusste, wie man Kondome benutzt!”, schoss Mike zurück.

„Und Draven ist kein Mann?”

„Scheiß doch auf Draven! Es geht um Mia!”

Mike konnte gar nicht mehr leise reden. Doch nun stand Sam auf. „Falsch, Shinoda! Es geht um Mia und Draven! Also reiß dich zusammen, verdammt nochmal und setz dich auf deinen scheiß Arsch!”, fauchte sie mitten in dessen Gesicht.

Chester rieb sich das Gesicht und zog Mike neben sich. „Klappe jetzt …”

„Vergiss es, ich geh mich jetzt mit deinem Sohn unterhalten!”, knurrte Mike und stand wieder auf.

Chester griff fester nach Mikes Handgelenk. „Setz dich verdammt noch mal hin. Fässt du ihn auch nur einmal an, donner ich dir eine und du kannst allein schlafen! Sie haben beide Mist gebaut!”

„Das sehe ich anders!”, blieb Mike stur.

„Stimmt, Draven hat Mia bestimmt vergewaltigt. Ey, macht die Augen auf! Draven ist nicht Mias erster Kerl im Bett!”, sagte Sam.

Chester sah zu Mike hoch. „Setz dich jetzt endlich. Ich schwöre dir, dass ich sonst woanders schlafe.”

Anna schnaufte. „Euer Sohn hätte ein Kondom nutzen müssen. Sowas hättet ihr ihm beibringen müssen. Er hat unsere Tochter beschmutzt! Und nur, weil du mit Sexentzug drohst, Chester, wird Mike wohl kaum Ruhe geben. Draven hat Mias Leben versaut.”

„Vorsicht! Halt die Füße still, sonst komm ich rüber!”, knurrte Chester über den Tisch.

„Draven hat Kondome benutzt, sagt er. Und beide schwören, sie haben verhütet. Also sollten wir dieses Thema vielleicht abschließen. Ich mag Mia sehr gern und irgendwie dachte ich, dass du Draven auch magst, Mike”, sagte Sam stechend.

Mike schaute erst Sam an, dann Chester und setzte sich Zähneknirschend. „Aber ... das ist meine Prinzessin!”

Chester schob seine Hand in Mikes. „Das bleibt sie auch. Nur sollten wir versuchen runterzukommen.”

Mike seufzte leise und legte seine Stirn an Chesters. In solchen Momenten war ihm Anna scheißegal. „Und sie wollen es wirklich behalten, Sam?”, fragte er mit geschlossenen Augen.

Sam, die dieses Bild über alles liebte, lächelte sanft. „Ja. Und sie werden wundervolle Eltern sein.”

Ein kleines Schniefen ertönte. „Ich bin gerade erst vierzig”, jammerte Chester leise.

„Und du wirst Opa”, sagte Mike leise. „Wo wir gerade von Babys reden und so gut drauf sind: Anna, ich will bei unserem auch mitreden! Zum Beispiel beim Namen.”

„Du kennst die Bedingungen.”

„Ich werde nicht zu dir zurückkommen Aber es ist dennoch mein Kind!”

„Du hast mich verlassen, Mike. Wenn du mitreden willst, wirst du zurückkommen. Es ist meine Entscheidung, ich bin die Mutter.”

„Und ich bin der Vater! Du machst doch nur solche Zicken, weils Chester ist. Hätte ich eine andere Frau, würdest du nicht solch eine Scheiße abziehen!”

„Oh doch! Nur weil dein komischer Kerl da ist, entscheide ich nicht so. Wir wollten zusammen ein Kind. Es ist unser Kind, wenn du zurückkommst.”

„Es ist auch unser Kind, wenn ich nicht zurückkomme. Vergiss nicht, dass ich mehr Geld habe, als du. Anwälte sind teuer. Also denk genau nach, was du tust. Weißt du, mir hat es wirklich leidgetan, dass ich dir so sehr wehgetan habe. Aber dieses Gefühl wird weniger und weniger. Seit wann bist du nur so unglaublich ekelhaft und egoistisch?”

„Seid du verrückt geworden bist! Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass das mit euch beiden funktioniert! Du bist berühmt! Niemand wird euch mehr ernst nehmen. Mike … ich liebe dich. Wir beide gehören zusammen. Du bist nicht schwul!”

Chester schnaufte. Diese Frau machte ihn noch Wahnsinnig.

„Ich habe neulich festgestellt, dass Phoenix echt geil aussieht. Glaub mir, ich bin mehr schwul, als Hetero! Und ob und wann jemand ernst nimmt, steht bei uns nicht zur Debatte. Hier geht es einzig und allein um unser Kind. Meinen Sohn. Und ich will ein Mitspracherecht!”

„Dann komm zurück!”

„NEIN!” Mike holte tief Luft. „Ich liebe dich nicht mehr. Selbst, wenn Chaz nicht wäre ... Sam, ich gehe jetzt, sonst vergesse ich meine gute Erziehung. Ich ... muss das erstmal verdauen.” Er schaute zu seinem Freund hinunter. „Kommst du mit, Baby?”

„Ja.” Chester küsste Sam kurz. „Ich ruf dich an, okay? Und bring diese Verrückte zur Vernunft. Ich will das Babyzimmer einrichten. Ja, richtig gehört, Anna-Schatz. Das Kind bekommt ein Zimmer bei uns. Mike wird ihn sehen.”

Sam grinste. „Ich freu mich. Wenn ihr Hilfe braucht beim Einrichten, sagt Bescheid.”

„Machen wir.” Chester stand auf und ging mit Mike raus. „Nach Hause?”

„Ja, bitte.” Mike verabschiedete sich von Sam, schaute Anna nicht mal mehr an und verließ mit Chaz das Haus.

Sam lehnte sich zurück und musterte Anna. „Warum machst du ihn so fertig?”, fragte sie ruhig. „Keine Beziehung ist davor Sicher, ein Leben lang zu halten.”

„Wir bekommen ein Baby. Sam, bevor das alles passiert ist, war alles gut. Er hat sich auf unser Kind gefreut, hat mir gesagt, dass er mich liebt. Ich will doch nur, dass es wieder wie früher ist. Das wir wieder eine Familie sind”, sagte Anna leise.

Sam setzte sich neben ihre langjährige Freundin. „Zwischen den beiden ist schon viel passiert, bevor er wusste, dass du schwanger bist. Er war unsicher, seiner Gefühle gegenüber, hat sich selbst gezwungen, bei dir zu bleiben und die Familie zu schützen. Aber er wäre fast daran zerbrochen. Wenn du ihn liebst, dann tu ihm nicht weh. Er leidet massiv. Das kannst du doch nicht wirklich wollen.”

„Aber warum Chester? Sam, versteh mich nicht falsch. Du liebst ihn und das ist okay, aber er war schon immer schlecht. Er hat immer wieder mit anderen geflirtet, als ihr zusammen wart. Er ist fremdgegangen und hat meine Tochter geküsst. Er meint das mit Mike doch niemals ernst. Er wird ihm wehtun, dass weiß ich.”

„Weißt du, wann er sich in ihn verliebt hat?”, fragte Sam sanft lächelnd.

„Nein und das ist mir auch egal. Sam! Er wird ihm wehtun!”

„Nein, das wird er nicht. Er liebt ihn seit sie das erste Mal miteinander telefoniert haben. Er ist mein bester Freund seit fast drei Jahren. Er ist perfekt für Mike und Mike macht ihn glücklich. Du bist die betrogene Ehefrau, dass du auf Chaz nicht gut zu sprechen bist, ist verständlich, aber du tust nicht ihm weh, sondern Mike.”

Anna sah sie traurig an. „Ich liebe ihn.”

„Ich weiß. Und ich bin sicher, dass du dich irgendwann neu verlieben wirst. Und Mike wird sich für dich freuen. Aber ... im Moment geht es um euer Baby.”

„Ich will nicht, dass Chester sich als Vater aufführt …”

„Er wird Opa, damit hat er genug zu tun. Und er will seinen Freund unterstützen. Anna ... Chester ist ein liebevoller, toller und sehr süßer Vater. Draven ist ein fantastischer junger Mann. Bitte denke nicht nur schlecht von ihm.”

„Er hat meinen Mann verführt.”

„Mike hat auch ihn verführt”, hielt Sam dagegen.

„Er hatte nie solche Neigungen, Sam. Als wir mal einen Film geschaut haben und da ein schwules Pärchen war, war er teilweise echt angewidert.”

„Vielleicht waren die Typen hässlich. Anna, es ist total egal, was du sehen möchtest. Mike hat sich in Chester verliebt und sie sind glücklich.”

„Ich glaube trotzdem, dass er ihm wehtut.”

„Wird er nicht. Anna, lass ihn bitte mitreden. Ich denke, er will gar nicht viel. Ich höre ihn nur immer sagen, dass er einen kleinen Daniel haben möchte.”

„Einen Daniel mit asiatischen Gesichtszügen?”

„Michael und Mia sind nun auch nicht unbedingt typische asiatische Namen.”

„Aber Kenji.”

„Mia heißt auch nur Mia.”

Anna seufzte. „Du nervst.”

„Das kann ich gut”, kicherte Sam.

 

„Geh es dir gut?”, fragte Chester, als er die Haustür aufschloss.

„Ich weiß nicht. Ich will ...” Mike hielt inne, als ihm Draven und Mia mit Eisschalen in den Händen über den Weg liefen. Kichernd, mit roten Wangen, Unmengen Schlagsahne auf dem Eis.

Schweigend schaute er die beiden an.

Nach Mikes Hand greifend sah Chester ebenfalls zu den beiden. Sein Blick ging sofort zu Mias Bauch.

„Mike, ich ...”

„Sei still.” Mike umschloss Chesters Hand fester. „Ich ... lasst mich heute. Ich ... Kinder, das ist zu viel Sahne. Das ist tierisch ungesund. Vor allem für dich, Mia. Du musst jetzt auf dich aufpassen”, nuschelte er und ging an den beiden vorbei ins Wohnzimmer, nachdem er Chester losgelassen hatte.

Der stand vor den Kindern und seufzte. „Gebt mir das Eis.”

„Dad, bist du ... böse auf uns?”

Kurz sah Chester seinen Sohn an, bevor er den Beiden die Eisschalen abnahm und damit in die Küche ging, wo er den nächstbesten Likör drüber goss. „Nein. Ich werde nur Opa. Wie wäre es, wenn ihr mit uns geredet hättet? Verdammt ich bin noch nicht bereit für sowas!”
„Das war mein Eis”, maulte Draven. „Dad, ich hatte Angst, dass du ausrastest. Es tut mir leid. Bedingt, denn ich freue mich aufs Baby. Bitte, sei nicht böse.”

„Das ich ausraste? Verdammt, was denkst du von mir? Natürlich bin ich nicht begeistert! Scheiße, wisst ihr was das bedeutet? Ihr habt jetzt Verantwortung für ein kleines Wesen! Ja, ich möchte euch gern was um die Ohren hauen, aber das bringt nichts!”

„Mia darfst du nicht hauen. Sie hat mein Baby im Bauch.” Draven schlang von hinten seine Arme um Chesters Taille. „Dad, du warst ... meist ... ein toller Vater. Ich hab doch viel von dir gelernt. Unserem Baby wird es gut gehen. Versprochen.”

Chester ließ den Kopf hängen. „Wehe wenn nicht. Das hat ein tolles Kind zu werden, haben wir uns verstanden? Ich bin vierzig. Viel zu jung, um Opa zu werden. Und wenn du es versaut hast, junger Mann, werde ich Mike nicht aufhalten dir wehzutun.”

„Ich verspreche es. Ist ... ist er sehr böse auf mich?”

„Geht so. Lass ihn heute einfach in Ruhe. Macht morgen früh Frühstück mit allem Drum und Dran und schon ist er euch nicht mehr böse.”

Draven ließ den Kopf sinken. An der Tür drehte er sich nochmal um. „Es tut mir leid, Dad”, sagte er leise. Irgendwie hatte er das tiefe Gefühl, alle enttäuscht zu haben.

„Das sollte es nicht. Kinder sind toll. Wir müssen das nur erstmal verdauen.”

„Okay ...” Draven verließ die Küche und schaute Mia an. „Willst du hoch oder ... zu ihm?”

„Lass uns hoch. Ich glaube, mit ihm ist gerade nichts anzufangen.”

„Okay.” Hand in Hand ging das junge Paar in ihr Zimmer. „Auch wenn Dad das Gegenteil sagt ... ich habe ihn enttäuscht.”

„Er wird drüber hinweg kommen. Drave, du bist sein Sohn. Er liebt dich. Er fängt sich schon wieder. Ich glaube eher, dass es ihn mehr schockt, dass er jetzt nicht mehr nur der coole Vater ist.”

„Er ist bestimmt auch ein cooler Opa.” Draven stand am Fenster und schaute hinaus. „Und dein Dad? Ich meine ... mal im Ernst, die Kerle sind von zweiundfünfzig Wochen etwa vierzig unterwegs. Müssten sich nicht unsere Mütter so aufregen?”

„Deine nicht. Deine ist cool, aber ich wette, meine Mum würde dich am liebsten kastrieren.”

„Interessant, dass nur die Männer schuld sind. Ohne eure Eier würde gar nichts laufen, egal, wie viel Sperma ich ... naja, du weißt schon.”

Mia lachte leise. „Ja. Sonst wäre dein Dad schon schwanger.”

„Weißt du, was ich schräg finde? Dass der Onkel unseres Babys gerade mal ein paar Monate älter ist.”

„Ja … Schon komisch.”

Einen Moment schwiegen sie. Dann drehte Draven sich zu Mia um. „Ich liebe dich. Auch wenn Erwachsene unsere Beziehung manchmal nicht so für voll nehmen, wie ihre eigene, weil wir ja noch ach so jung sind ... aber ich liebe dich.”

„Ich liebe dich auch.” Mia lächelte. „Und ich freu mich irgendwie auf unser Kind.”

„Du wirst eine tolle Mama sein. Ich seh es jetzt schon, wie du die anderen bekloppten Kinder in der Schule anschaust und lautstark verkündest, wie Grütze die sind.”

„Haha.” Sie grinste und setzte sich aufs Bett. „Gucken wir einen Film?”

„Mit Kuscheln? Ich bin gerade etwas sauer. Die haben mir mein Eis weggenommen!”

„Und es in Alkohol ertränkt.”

„Jaaah ... ich hol uns das Schokoeis, wenn du magst. Wir essen es gleich aus der Packung.”

„Hm … okay!”

Entschlossen ging Draven in die Küche, ignorierte die Väter, die mit Whiskeygläsern in der Hand am Tresen lehnten. „Wir wollen Eis!” sagte er, holte die Packung heraus und zwei Löffel und machte kehrt.

Chester grinste nur frech vor sich hin. Am Abend zuvor hatte er die halbe Packung leer gegessen, als ihn ein Anflug von Süßigkeitenmangel plagte.

An der Tür blieb Draven stehen. „Ihr wisst, dass Alkohol im Alter ungesund ist? Und wir wollen gesunde Großväter für unser Baby.” Er nickte nochmal und verschwand sicherheitshalber.

„Hat er gerade gesagt, dass wir Alt sind?”

Mike runzelte die Stirn. „Dein Kind ist verdammt mutig.”

„Warum?”

„Jetzt die Großvatersache anzusprechen.”

„Er weiß, dass du Ärger mit mir bekommst, wenn du ihm was tust. Du würdest niemals auf den Sex mit mir verzichten.”

„Hatten wir das nicht schon mal? So vor ein paar Tagen? So toll bist du nicht!”

„Dafür wirst du aber ziemlich schnell scharf, wenn ich mit meinem Hintern wackel.”

„Dann siehst du aus, wie eine Ente.”

Chester kniff Mike in den Bauch und biss in dessen Hals. „Sei nicht so gemein zu mir.”

Irgendwie war Mike nicht nach Lachen. „Chaz ... kannst du mich einfach festhalten?”, fragte er leise.

„Nimmt dich das echt so mit?”, fragte dieser und legte die Arme um seinen Freund. „Baby … Was hast du?”

„Es ist nicht nur wegen Mia und dem Baby ... es ist mehr ... wegen meinem Baby. Ich ... ich habe Angst, verstehst du? Es ist doch mein Kind.”

Chester küsste sanft Mikes Wange. „Ich weiß. Baby … ich rede morgen mit Anna, okay? Dann kann sie einmal alles rauslassen und vielleicht wird sie dann vernünftig.”

Mike schaute ihn skeptisch an. „Tu es nicht, sie hat sich die Nägel heute machen lassen. Das sind Waffen.”

„Ich hab doch keine Angst vor der dicken Planschkuh.”

Mike schmiegte sich in Chesters Arme, als Draven erneut hinunter kam. „Ich brauch nur Wasser. Ich hab ... ähm ... ist alles okay?”, fragte er leise, als er Mikes Tränen sah. „Ich ... also ... es tut mir leid, Mike. Bitte ...”

„Es ist nicht wegen euch.” Chester lächelte seinen Sohn sanft an. „Wir gehen hoch, okay? Ich denke, dass Mikey gerade etwas ruhe braucht.”

„Okay ... also ... kann ich noch was tun? Soll ich einen Tee machen?”

„Nein, schon okay.” Chester gab seinem Sohn einen Kuss auf den Kopf. „Hab dich lieb.”

„Ich dich auch ... euch beide.”

Mike wuschelte ihm schweigend durch die Haare und ging dann von Draven gefolgt mit seinem Freund hoch.

Im Zimmer seufzte Draven, weil er das Wasser vergessen hatte, flitzte nochmal runter und schloss dann hinter sich die Zimmertür. „Irgendwas ist mit deinem Dad. Er weint. Aber wegen uns ist es wohl nicht”

„Dann ist es wegen Mum. Sie lässt ihn total abblitzen.”

„Er leidet massiv wegen seinem Baby. Und nun haben wir ihn heute auch noch so geschockt. Auch wenn ich mich aufs Baby freue ... tut es mir leid.”

„Ja, mir auch. Wir reden morgen mit ihm.”


 

 

Ein Baby für Anna und Chester Shinoda

 

Die Nacht war für alle vier nicht wirklich erholsam. Die Kinder machten sich Sorgen, ob ihre Väter ihnen vergeben würden und die Väter dachten an Anna und das Baby.

Am Morgen betraten Draven und Mia mit zwei Tabletts das Schlafzimmer.

„Er hat die halbe Nacht geweint”, flüsterte Draven. Mikes Anblick erschreckte ihn.

Auch Chester hatte kaum geschlafen. Mike so hilflos zu erleben machte ihn komplett fertig. Er würde mit Anna reden müssen. Nun lag er, mit den Lippen an Mikes Stirn, schlafend da, während die Kinder die Tabletts auf die Nachttische stellten. Mia krabbelte frech auf das Bett und gab ihrem Dad einen Kuss auf die Wange.

„Mhm ...”, seufzte er leise und zog seine Tochter an sich. „Komm her, Prinzessin”, sagte er leise und schlug die Decke über sie.

„Es tu mir Leid, Daddy. Ich wollte nicht, dass du so traurig bist.”

„Ich bin nicht wegen dir traurig, Schatz. Ich war wegen euch nur ... massiv geschockt.”

„Kannst du uns trotzdem verzeihen?”

Mike zog sein Kind fest an sich. „Ich liebe dich, Mia. Egal, was ist ... ich bin für dich da. Wie geht es dir?”

„Gut. Der erste Schock ist überwunden.”

„Ist dir schlecht?”

„Nein. Alles super.”

„Das ist gut.” Er schaute sie liebevoll an, dann musterte er Draven. „Wehe, du lässt sie im Stich. Das Baby braucht euch beide, hörst du?”

Draven nickte schnell und biss sich auf die Lippe.

„Bleibst du jetzt da stehen?”

Draven schaute auf die Seite seines Vaters, der sich nicht wirklich gerührt hatte. Eigentlich waren die Zeiten, wo er zu Daddy ins Bett gesprungen war, vorbei, aber ... das hier war höhere Gewalt, also schlüpfte er unter Chesters Decke, um sich an ihn zu kuscheln, war aber ganz schnell wieder aus dem Bett raus. „Oh DAD!”

„Was’n?”, nuschelte dieser müde und schmiegte sich an Mike.

„Miaaaa, der ist nackt!”, murrte Draven. „Mensch, es sind doch Kinder im Haus, zieh dir was an!”

„Is mein Zimmer. Kann ja keiner ahnen, dass ihr unter unsere Decken krabbelt”, murrte er leise und zog die Decke fester um sich.

„Mia durfte auch, weil ihr Vater besser erzogen ist, als meiner.” Draven murrte leise und holte seinen Kaffee. „Pff, gibts halt nix für dich. Hier Mike”, sagte er und reichte diesem ebenfalls eine Tasse.

„Mikey ist nicht besser erzogen. Er hatte nur gestern keine Lust sich auszuziehen”, grinste Chester und sah seinen Freund bettelnd an. Der Kaffee roch so gut.

„Dein Kind hat recht, zieh dir was an ... verdammt, ich werde wirklich alt. Hab ich gerade gesagt, er soll sich anziehen?”

Mia musste lachen, als sie Chesters trauriges Gesicht sah. „Das hat er wohl noch nicht so oft gehört.”

„Eher selten. Chazy? Ich zieh dich nachher wieder aus, okay?”

„Ne, lass mal”, grummelte dieser und streckte sich nach seinem Schrank und zog sich umständlich die Shorts unter der Decke an. „Bekomm ich jetzt Kaffee oder muss ich mir den unterwegs holen?”

„Wo willst du denn hin?”, fragte Draven und gab ihm eine Tasse, setzte sich dann auf die Bettkante.

„Ich will zu Anna.”

Draven hob, so wie Mia die Augenbrauen. „Scherz? Hey, ich brauch dich noch, verdammt!”

„Sie wird mich schon nicht umbringen.”

„Na darauf möchte ich nicht wetten.”

Mike war das ganze ebenso nicht geheuer. „Baby, bist du dir sicher?”

„Ja, mein Gott. Tut doch nicht so, als könnte die mich umboxen.”

Mia grinste. „Sie spielt in einer anderen Gewichtsklasse, Chazy.”

„Oh ja, sie wird dich sicher nicht umboxen. Scheitert schon daran, dass sie kleiner ist. Sie wird dir was platt treten.”

„Sie kann nicht mal ihre Beine sehen. Wie soll sie da treten? Habt mal keine Angst. Ich schaff das schon. Und wenn nicht, dann muss Mikey mich gesundpflegen.”

„Und das tue ich mit äußerst viel Liebe.”

Eine gute Stunde später stand Chester vor Mikes altem Haus und holte tief Luft. Gleich würde er sich zusammen reißen müssen. All seine Kraft zusammen nehmend drückte er auf die Klingel mit der der Aufschrift Shinoda.

Anna quälte sich von der Couch hoch und öffnete die Tür. „Oh nein ... der Tag hat ja nicht beschissen genug angefangen”, nuschelte sie. Ihr Rücken schmerzte, das sie gerade nur weinen wollte.

„Freut mich auch dich zu sehen. Guten Morgen. Darf ich reinkommen?”

„Warum?”

„Ich will mit dir reden. Über Mike.”

Anna seufzte und ging vor ins Wohnzimmer. „Wenn du Kaffee willst ... in der Küche ist entkoffeinierter.”

„Ähhh … nein danke.” Er folgte ihr und setzte sich auf das Sofa. „Wie gehts dir?”

„Mein Rücken bricht gleich durch. Danke der Nachfrage.”

„Na dann ist die Sorge, dass du mich niedertreten könntest, unbegründet.” Chester sah sie aufmerksam an. „Hör mal … ich weiß, du kannst mich nicht leiden. Das verlangt auch niemand. Aber Mike ist echt fertig. Er hat die ganze Nacht geweint. Er hat Angst, dass er sein Baby nicht sehen darf.”

„Er darf es ja sehen. Er darf Mia schließlich auch sehen. Wobei es natürlich am Anfang kompliziert ist. Ich stille ja noch.” Anna hatte viel nachgedacht, viel über Sams Worte gegrübelt. „Ich liebe ihn, Chester!”

„Ich weiß. Und ich liebe ihn auch. Anna, ich weiß, dass das alles beschissen ist. Aber wenn du ihn wirklich liebst, dann lass ihn bitte mitreden.”

Anna senkte den Blick. „Weißt du, dass ich ziemlich allein da stehe? Mike ist weg, damit auch die anderen Jungs und ihre Frauen. Selbst Mia ist fast immer bei euch. Wie soll man da keine Wut im Bauch bekommen?”, fragte sie leise.

„Warum sind die Frauen weg? Sie sind fast nie bei uns.”

„Schon klar, aber ... sie lieben Mike und er hasst mich. Ergo?”

„Er hasst dich nicht, Anna. Du darfst ihn nicht mit mir verwechseln, wobei ich es auch bei uns beiden nicht Hass nennen würde”, fügte er schnell hinzu.

Anna schwieg. Nicht, weil ihr nichts einfiel, sondern weil der Schmerz ihr fast die Luft nahm. Krampfhaft konzentriert atmete sie langsam ein und aus.

„Jetzt wäre der Zeitpunkt, wo du sagst, dass du mich auch nicht hasst.” Chester sah sie aufmerksam an. „Ist alles okay?”

„Mein Rücken ... es wird immer schlimmer ...”

„Ähm … soll ich einen Arzt rufen?”

Anna atmete langsam weiter, presste die Lippen aufeinander, als sie plötzlich aufschrie.

„Wow!” Chester zuckte heftig zusammen und starrte sie an. „Ich hab nichts gemacht!”

„Quatsch nicht, Bennington! Das war die Fruchtblase! Verdammt, warum kann denn kein einziges Shinodakind normal auf die Welt kommen!”

Chester starrte sie erschrocken an. „Die … Fruchtblase? Scheiße wir müssen ins Krankenhaus! Hast du eine Tasche fertig gemacht?”

„Ja ... im Flur. Scheiße, ich kann nicht aufstehen! Komm her!” Sie streckte die Hand nach ihm aus.

Verzweifelt stand er auf und ging zu Anna. „Dafür hab ich was gut bei dir”, murmelte er und half ihr beim Aufstehen. „Wehe du saust mir mein Auto ein. Das ist neu!”

„Ich laufe aus! Rechne es dir aus. In der Küche sind Handtücher. Nimm sie mit. Und eine Tüte zum drunter legen.”

Wimmernd rannte Chester in die Küche, um alles zu holen und ging dann mit Anna und ihrer Tasche zum Auto. „Ich rufe Mike an, okay?”

„Ja ...” Anna setzte sich  aufjaulend ins Auto, welches Chaz präpariert hatte. „Das waren Wehen, verdammt ... keine Rückenschmerzen.

„Scheiße, scheiße, scheiße”, murmelte Chester und versuchte seinen Freund zu erreichen, während er den Motor startete. Heute würde Anna hoffentlich nicht über seinen Fahrstil meckern.

Sie meckerte nicht, sie brüllte Chester bei jeder Kurve unter heftigen Schmerzen an. Als er vor dem Krankenhaus hielt, stieg sie fluchend aus. „Wo hast du deinen Führerschein gewonnen, du Arschgesicht!”, schrie sie und versuchte, auf den Beinen zu bleiben.

„Entschuldige, aber ich hatte es eilig!” Chester ging mit ihr zum Eingang. „Fuck Mike, geh an dein beschissenes Handy! Ich bin mit Anna im Krankenhaus! Beeil dich!”, fluchte er auf die Mailbox.

Wenig später kam ein junger Arzt auf ihn zu. „Mr Shinoda?”, fragte er leise und tippte Chester auf die Schulter.

„Was? Oh, Hallo.” Er dachte in diesem Moment gar nicht daran, den Arzt zu verbessern. Selbst Sam war nicht ans Telefon gegangen. Hatten sich heute alle gegen ihn verschworen?

„Es wäre vielleicht gut, wenn sie mitkommen.” Er lief einfach los, während Chester ihm langsam folgte. „Der Muttermund ist vollständig eröffnet, doch leider hat sich das Baby nicht komplett gedreht. Wir versuchen gerade, die Schulter des Kindes etwas in die richtige Position zu bringen.” Während er sprach drückte er Chester einen Kittel in die Hand und hielt die Tür auf.

„Beweg deinen Arsch hier rein”, fauchte Anna. Ihre Stimme hatte starke Ähnlichkeit mit der eines Höllenhundes.

„A … aber… aber ich bin doch gar nicht …!” Chester schluckte als ihm bewusst wurde, was hier gerade abging. Er sollte Tatsache an Mikes Stelle Händchen halten?

„Kommen sie rein. Stehen sie ihr bei. Es ist bald geschafft”, sagte der Arzt lächelnd.

Doch Anna machte nicht den Eindruck, als wäre alles gleich geschafft. Sie ergriff Chesters Hand, zog ihn zu sich heran. „Das tut weh!”, fauchte sie.

„Ja, verdammt, ich merke es! Aber das ist nicht meine Schuld!”

„Das ist mir scheiß egaaaaaaal .... aaaaaaah!” Anna kniff die Augen zusammen.

„Pressen sie Anna. Es ist gleich geschafft.”

„Ich will nicht mehr!”, weinte sie hilflos.

Chester biss sich auf die Unterlippe. Er wollte genauso wenig, wie sie hier sein. Um sich abzulenken strich er ihr über den Kopf. „Komm schon, mach was der Arzt sagt, dann ist es gleich vorbei.”

„Mike ...”, wimmerte sie unter Schmerzen.

„Nehmen sie ihr Bein. Einfach Hand in die Kniekehle und an die Brust ziehen”, sagte die Schwester und machte es vor. „Das hebt ihr Becken.”

”Ich soll WAS?”

„So wie ich. Kommen sie schon, das wird ihr helfen.” Die Schwester, die den Arzt assistierte, nahm Chesters Hand und dirigierte sie an Annas Bein.

„Hochziehen”, rief der Arzt. „Und pressen, Anna!”

Sie gab alles, aber ihre Kraft schwand schnell. Zu lange hatte sie die Schmerzen an diesem Tag schon unterdrückt, nun brachen sie sich förmlich Bahn in ihr.

„Anna bitte, noch einmal!”, flehte Chester sie an.

„Ich kann nicht mehr ...” sie schaute ihn heftig weinend an. „Es tut mir so leid”, flüsterte sie.

„Einmal Anna. Komm schon. Denk einfach daran, wie sehr du mir in den Arsch treten willst.”

„Unter Schmerzen lachte sie leise auf. „Mach ich auch noch ...” Sie schaute den Arzt an, dann kam die nächste wehe und sie presste fest. So lange, bis der Arzt stopp rief. Anna schluchzte auf, als sie spürte, wie das Kind auf die Welt kam und fast augenblicklich anfing zu weinen.

Chester atmete erleichtert auf. Das war ja fast so, als würde er hier Vater werden.

Anna holte tief Luft und lachte leise auf, als die Schwester Chester eine Schere unter die Nase hielt. „Möchte der Vater die Nabelschnur durchschneiden?”

„Wenn Sie den Vater erreichen können, dann bestimmt”, nuschelte Chester und wurde immer blasser im Gesicht.

„Er ist ... nur ein Freund. Chester, geh raus, du siehst aus, als müsstest du gleich brechen”, sagte Anna lächelnd.

„Gott sei Dank!” Sofort verließ Chester fluchtartig den Raum, zog sich den Kittel aus und ließ sich auf einen der Plastikstühle sinken. „Oh Gott, ist mir schlecht.”

„Chaz?” Mike kam den langen Gang hinunter gerannt. „Chaz, was ist mit Anna? Was ist mit dem Baby?”, fragte er hektisch und versuchte Luft in die Lungen zu bekommen.

„Is alles gut … die … die schneiden gerade …” Chester hielt sich die Hand vor dem Mund und atmete tief durch.

„WAS? Was schneiden die denn?”, fragte Mike panisch.

„Geh gucken! Zwing mich nicht, da noch mal reinzugehen! Ich flehe dich an!”

Gänzlich verwirrt und unsicher öffnete Mike die Tür und erstarrte. „Oh ... du meine Güte”, hauchte er, als er seinen Sohn in einem Tuch in Annas Armen vorfand.

Seine Frau lächelte ihn an. „Komm her.”

Langsam ging Mike näher. „Oh man ... er ... er ist da. Ist ... es ist doch ein Junge, oder?”, fragte er, sich nach einer Antwort umschauend.

„Solange ihm nichts abgefallen ist, dann ja.”

Mike lächelte mit Tränen in den Augen. „Wie geht es dir?”

„Ich bin müde. Aber jetzt ist unser Kleiner da.”

„Ja ... ging es so schnell? Warum hast du nicht früher angerufen? Ich wäre doch sofort gekommen!”

„Mein neuer Mann hat versucht dich zu erreichen.”

„Dein was?”

„Mein Ehemann, der mir tapfer die Hand gehalten hat.”

„Was ... wer? Chester?”, fragte Mike verwirrt.

„Ja. Sie dachten alle, dass er der Vater ist. Verrückt oder? So hässlich ist unser Kind gar nicht.”

Mike lächelte und lupfte etwas das Tuch. „Darf ich?”

„Natürlich.”

Vorsichtig nahm Mike sein Baby auf den Arm. „Das erklärt, warum er so verstört da draußen sitzt. Hiiii ... ich bins, Daddy. Hör mal, mein Kleiner ... ich bin vielleicht nicht so oft da, wie du es dir wünscht, aber ... ich liebe dich, das darfst du nicht vergessen, okay?”, sagte er leise und streichelte über die kleine Nase.

Anna beobachtete ihren Mann mit dem Baby. Sie lächelte und griff nach Mikes Arm. „Er wird jeden Tag Videos von dir sehen.”

Liebevoll und gerührt lächelte Mike unter Tränen. „Danke”, sagte er leise und schmiegte den kleinen, warmen Körper an sich.

Doch irgendwann musste er sich von dem Kleinen trennen. Das Kind kam zum Baden und der ersten Untersuchung und Anna wurde frisch gemacht und in ein Einzelzimmer verlegt.


 

Strahlemikey

 

Als sie allein war, kam eine Schwester mit dem Kind. „So, da ist der kleine Mann. Hat er denn schon einen Namen?”

Anna lächelte müde. „Ja. Daniel Michael Shinoda.”

Die Schwester trug den Namen in eine Akte ein und lächelte. „Ich sage den Vater Bescheid, dass er wieder zu ihnen kann, okay?”

„Ja. Aber bitte dem richtigen.”

„Ich weiß, wer Mike Shinoda ist. Meine Kollegin hört scheinbar nur Opern.” Sie zwinkerte und ließ Anna allein.

„Mr Shinoda? Wenn sie möchten, können sie zu ihrer Familie.”

Der nickte und schaute Chester an. „Geht es dir wieder besser?”

„Hm, ja. Ich hol mir gleich noch ein Wasser. Nun geh schon.”

„Okay. Kommst du dann dazu?”

„Ich weiß nicht, ob ich Anna je wieder ansehen kann.”

Mike lachte leise. „Bitte. Vielleicht ... hat es euch ja wieder etwas ... angenähert.”

Chester küsste ihn kurz. „Ich versuche erstmal wieder runter zu kommen, okay?”

Mike starrte ihn an. Sie standen mitten auf dem Flur. „Ähm ...” Sein Blick ging hektisch umher, doch scheinbar war niemand da. „Äh ... ich ... kannst du Sam anrufen?”

„Hab ich vorhin schon versucht. Ich weiß nicht, was die macht, aber sie will mich heute anscheinend nicht.”

„Ja ... versuchs weiter bitte.” Mike schüttelte kurz den Kopf und betrat dann das Zimmer. „Hey Kleines.”

„Hey. Gehts ihm besser?”

„Er dramatisiert. Er versucht, Sam zu erreichen. Wie geht es dir?”

„Wie würde es dir gehen, wenn du ein Kind aus dir rauspresst?”

„Okay, ich zieh die Frage zurück.” Mike nahm ihr vorsichtig den Jungen ab. „Er hat deine Nase”, sagte er leise.

„Ich hoffe trotzdem, dass er mehr nach dir kommt. Unglaublich, wie viele Generationen deine Gesichtszüge überlebt haben.”

Mike wurde rot. „Er wäre aber auch hübsch anzusehen, wenn er nach dir kommt.”

„Nein, dann würde er in der Schule gemoppt werden. Kinder sind fies. Er soll schon wie ein Mann aussehen.”

Mike lachte. „Du weißt, wie ich das meine. Du hast tolle Augen.” Er zwinkerte ihr zu. „Ähm ... also ... wie heißt er denn jetzt?”, fragte er leise.

„Schau in die Unterlagen.”

Mike sah sich um und nahm die Akte hoch. Daniel Michael Shinoda ...

„Anna ...”, flüsterte er und konnte die Tränen nicht zurück halten. „Das ... Danke.” Er beugte sich vorsichtig hinunter und küsste sie sanft auf die Wange. „Ich danke dir.”

„Nicht dafür.” Anna streichelte kurz Mikes Wange. „Ich liebe dich.”

„Ich dich auch ... irgendwie. Ich ... oh Mann, also ... du weißt, wie ich das meine. Ich ...” Mike richtete sich wieder auf.

Draußen saß Chester mit dem Handy am Ohr und versuchte, nachdem er die Jungs angerufen hatte, nun seine Frau zu erreichen.

„Ja ...”, keuchte sie atemlos.

„Wo bist du?”

„Ähm ... ich ... zu Hause?”

„Komm ins Krankenhaus!”

„Was? Ist was passiert? Hast du dir schon wieder wehgetan? Warte ... lass mich mal eben los“, sagte sie, eindeutig aber nicht zu Chester. „Chaz, gehts dir gut?”

Er runzelte die Stirn. „Sage mal … hast du Besuch?”

„Hm ... vielleicht ...”

„Sammy, Sammy, Sammy. Ich will dich ungern enttäuschen, aber du musst trotzdem ins Krankenhaus kommen. Mir gehts gut. Ich war nur heute Morgen bei deiner besten Freundin.”

„Anna? Oh warte ... ist das Baby da?”

„Ja und mir ist kotzübel! Komm her!”

„Warst du dabei?”, lachte Sam los, während sie sich anzog.

„Das ist nicht lustig! Die dachten ich bin der Vater und ich sollte … ich hab ihre Beine anheben müssen!”

Sam konnte sich nicht halten. Sie brüllte lachend los. „Ich ... bin gleich da ...”, keuchte sie atemlos und legte auf.

Chester murrte leise und trank aus seiner Wasserflasche. Ob er es wagen sollte, da rein zu gehen?

Mike öffnete die Tür und schaute sich um. „Hey Chaz ... komm mal her”, rief er im Flüsterton.

„Sicher?” Chester stand auf und ging langsam auf ihn zu.

„Ja ... ich will dir was zeigen.” Mike strahlte über das ganze Gesicht.

„Hier?” Chester grinste frech.

„Ja ... Chaz, das ist Daniel Michael Shinoda”, sagte er leise und hielt das Kind so, dass Chester ihn sehen konnte.

Lächelnd sah er kurz Mike an, dann das Baby. „Hey. Dich kenn ich doch.”

„Hör mal ... ich danke dir, dass du für Anna da warst. Das bedeutet mir viel.” Er lächelte ihn zärtlich an.

„Schhhh. Nicht daran erinnern.” Chester grinste. „Das da ist jetzt mein Baby.”

„Vergiss es, mach dir ein eigenes”, lachte Mike leise und küsste Daniel aufs Köpfchen.

„Aber ich war dabei! Und Sammy hat irgendjemanden bei sich gehabt.”

„Einen Typen?”, fragte Mike und zog Chester in den Raum, schloss die Tür und legte den Finger auf den Mund, weil Anna schlief. „Erzähl!”, flüsterte er.

„Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass sie gerade nicht allein war.”

„Na wir quetschen sie gleich aus, was Danny?” Mike konnte das strahlen einfach nicht ablegen. „Habt ihr denn noch reden können? Du und Anna.”

„Naja … Nein, nicht wirklich. Sie sagte mir, dass sie dich liebt und dass sie allein ist, weil Mia ja immer bei uns ist.”

„Hm ... weißt du, ich glaube, jetzt wird alles besser. Ehrlich, davon bin ich überzeugt.”

„Hoffentlich.” Chester lächelte und legte seine Hand auf Daniels Augen, bevor er Mike einen Kuss gab. „Ich liebe dich.”

„Ich dich auch”, lachte Mike leise.

„Er ist süß.”

„Er ist meins. Klar ist er süß.” Mike zwinkerte und grinste glücklich. „Mir tut langsam das Gesicht weh vom vielen Strahlen, aber ich kann nicht aufhören.”

Lachend lehnte Chester sich an ihn und nahm ihm den Jungen ab. „Hey, Kleiner. Freust du dich schon auf dein Zimmer bei uns? Wir machen alles Blau und stellen ganz viele Autos da rein, Deal?”

Daniel fing augenblicklich an zu brüllen.

„Hey. Nicht weinen. Ich bins doch. Dein … Fast-Daddy. Mikey hilf mir!”

„Kann ich nicht, er hat bestimmt Hunger. Oder er will keine Autos haben.”

„Ich kauf dir auch Barbies. Oder … Dinosaurier!”

„Du bist echt ein Träumchen, Baby.” Mike lachte leise, als die Tür aufging und Sam herein kam.

„Was macht ihr zwei Deppen mit dem armen Kind?”, fragte sie und ging zu Anna, die gerade wach wurde.

„Er will keine Autos! Das ist gar kein richtiger Junge!”

„Ganz vorsichtig, Bennington. Du redest von meinem Baby”, sagte Anna leise und streckte die Arme nach ihrem Kind aus.

Chester ging zu ihr und reichte ihr den Kleinen. „Ja … Er wird schwul.”

„Dann bist du auch kein richtiger Kerl?”, fragte sie und lächelte. „Ähm ... Jungs, raus. Ich möchte mein Baby gern füttern und dazu brauche ich keine Zuschauer!”

„Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich habe heute schon genug von dir gesehen”, sagte Chester und zog Mike aus dem Raum.

Sam schaute den beiden nach. „Okay, was hat Bennington angestellt? Der ist so verstört?”

„Er war bei der Geburt dabei.”

„Bei der ganzen?”

„Als es um die Nabelschnur ging, hab ich ihn rausgeschickt.”

„Autsch!” Sam lachte los. „Du hättest ihn nicht besser bestrafen können.” Sie beruhigte sich gar nicht mehr und legte die Stirn auf die Bettkante.

„Das sollte gar keine Strafe sein. Oder siehst du es als Strafe, dass er bei der Geburt seines Freundes …” Anna überlegte kurz. „Ja, okay, es könnte als Strafe durchgehen.”

„Er hat dich sehr ... offen erlebt. Und so wie ich dich kenne, hast du ihn ordentlich angekeift.”

„Du denkst nur schlecht von mir, hab ich recht?”

„Nein, Süße. Ich freue mich tierisch. Und hey, was schweißt mehr zusammen, als der epische Moment einer Geburt?” Sam zwinkerte ihr fröhlich zu.

„Ich mag ihn trotzdem nicht, Sam.”

Sams Lachen schlief ein. „Oh ... ich hatte gehofft, ihr könnt euch etwas zusammen raufen.”

„Das er dabei war, tröstet nicht darüber hinweg, dass er mir den Mann genommen hat.”

„Wenn man dich hört, könnte man meinen, er hätte ihn gekidnappt.”

„Hat er ja auch. Weißt du, was die beiden zuhause machen?”

„Habs live gesehen. Mike darf sich frei bewegen”

Anna verdrehte die Augen. „Du weißt was ich meine.”

„Nein, offen gestanden nicht. Was meinst du? Mike hat dich verlassen, weil er sich neu verliebt hat. Das kommt vor. Überall auf der Welt. Anna, dein Hass auf Chester bringt dich nicht weiter. Es bringt dich nur weiter weg.”

„Was soll ich denn machen?”

„Dein Herz neu orientieren. Du hast jetzt das Baby. Euch verbinden eure Kinder. Und du hast eine tolle Tochter. Aber ansonsten ... lass ihn los. Er ist glücklich und er möchte, dass du auch wieder glücklich wirst.”

Anna sah auf ihr Baby und seufzte. „Hast du jemand neuen?”

Sam wurde rot und wackelte unschlüssig mit dem Kopf. „Das muss noch ermittelt werden.”

„Freut mich für dich.”

„Danke.” Sam musterte das Baby, welches in Annas Armen eingeschlafen war. „Und du findest auch jemanden.”

„Ich weiß nicht, ob ich jemand anderen will”, sagte sie leise.

„Willst du stattdessen Mike für den Rest deines Lebens hinterher trauern und Chester hassen? Er kann nichts dafür.”

„Ich weiß. Ich meine eher … Mike ist mein Mann. Er wird immer meine große Liebe bleiben. Und wenn er geht, dann geht mein Herz mit ihm, verstehst du? Niemand wird jemals wieder seinen Platz einnehmen können.”

„Sag das nicht. Wenn du dein Herz so verschließt, bleibst du einsam. Das will niemand von uns. Wir lieben dich und wir wollen, dass du wieder glücklich wirst. Wenn du erstmal nicht mehr stillst, gehen wir Frauen wieder auf die Piste und dann suchen wir dir einen Mann! Und wenns erstmal nur ein One Night stand ist!”

„Sind wir dafür nicht zu alt?”

„Blödsinn! Für sowas ist man nie zu alt!”

„Na ich weiß nicht.”

„Da wirst du gar nicht gefragt. So, und nun gib mir den Kleinen. Wie heißt er denn nun?”

„Daniel Michael.”

Sam hob überrascht die Augenbrauen. „Das ist süß von dir. Mike hat sich gefreut, was?”

„Und wie. Irgendwie gefiel mir der Name.”

„Ja, das habt ihr toll ausgesucht.” Sam schaute den Kleinen an. „Hi Danny.”

Im Flur hüpfte Mike auf und ab. „Mir ist schon ganz schlecht vor Aufregung.”

„Warum? Du hast ihn doch gerade schon gesehen”, grinste Chester schief.

„Jaaah ... aber das ist mein Baby!”

„Setz dich trotzdem mal ein paar Minuten hin. Du bist wie ein aufgezogenes Äffchen.”

„Ich bin ein Äffchen!” Mike setzte sich, hüpfte aber weiter herum und nahm sein Handy. Frech machte er ein Video, welches eigentlich total sinnfrei war, weil er nur herumkasperte. Dennoch teilte er seinen Fans zwischendurch mit, dass sein Sohn auf der Welt war.

Schmunzelnd beobachtete Chester seinen Freund und trank einen Schluck Kaffee. „Du hast einen Knall.

Mike lud es hoch und kicherte. „Nein, nur Happy Micky!”

„Heeeey Daddy!” Dave und Brad kamen den Flur hinunter. „Wo ist der Brüllbeutel? Sieht das arme Kind wieder aus, wie du?”, fragte Dave und umarmte Mike fest.

„Ja tut es”, antwortete Chester an Mikes Stelle. „Ihr werdet euch also in ihn verlieben.”

„Weil wir alle in Mike verliebt sind?”, fragte Brad lachend und gratulierte Mike ebenfalls. „Chazy, alles klar? Du siehst käsig aus.”

„Er war bei der Geburt dabei. Scheiß Omen. Das erste, was mein Kind sieht, war er.” Mike grinste breit. „Chester, wie er fast kotzt.”

Dave lachte auf und schielte zu Chester, der die Backen aufblies. „Ohhhh, armes Chazy. Mike, jetzt hast du ihn gekränkt.”

„Macht er schon den ganzen Tag. Der kann heute auf dem Sofa schlafen.”

„Ach, ich komm schon in dein Bettchen”, grinste Mike. Er war so aufgedreht, wie schon lange nicht mehr. So sehr, dass er wenig später mitten im Schwesternzimmer für die entzückte Belegschaft Autogramme gab und anfing, zu singen.

Die restlichen Jungs beobachteten Mike einfach nur amüsiert. Sie freuten sich für ihn, denn sie wussten, dass Mike sich immer mehr als ein Kind gewünscht hatte.

„Wo ist denn der stolze Vater?”, fragte Sam ihren Mann. „Der kleine Mann ist wach.”

„Im Schwesternzimmer. Er singt seid zehn Minuten.”

„Er singt? Warum?”

„Weil er einen Knall hat”, grinste Chester.

„Achso.” Sam setzte sich auf die Lehne des Sessels. „Wie geht es dir, mein tapferer Held?”

„Ich werde nie wieder schlafen können, aber der Kaffee bleibt drin. Ich bin hart im Nehmen, dass weißt du doch.”

„Ja, Unkraut vergeht nicht, was?” Sam grinste breit.

„Sowieso.” Er grinste und zog Sam auf seinen Schoß.

Fest schmiegte sie sich an ihn. „Ich bin trotzdem stolz auf dich. Und ihr zwei werdet toll mit ihm sein. Chaotisch und völlig überdreht, aber toll”, sagte sie leise.

„Hm. Dafür muss er erstmal zu uns können. Hilfst du mir ein Zimmer für ihn fertig zu machen? Wir haben noch welche, wo nur Kisten drinstehen.”

„Ja, na klar. Für Mikey als Überraschung?”

„Ja. Auch wenn er heute doof ist zu mir.”

„Er ist bestimmt glücklich, dass du bei Daniel warst, als er kam. Da bin ich sicher.”

Chester kuschelte sein Gesicht an Sams Schulter. „Hm. Ja, vermutlich. Aber ist ja jetzt auch egal. Wer war vorhin bei dir?”

„Eine Freundin“, sagte Sam leise an Chesters Hals.

„Freundin? Was für eine Freundin? Kenne ich sie?”

„Nein, tust du nicht. Eine Freundin halt.” Sam grinste leicht.

Chester lachte leise und biss ihr frech in den Nacken. „Du sollst mich nicht anlügen.”

„Ich lüge nicht.” Sam schaute ihn an. „Sie heißt Talinda. Schwanze, lange Haare, tolle Figur. Nicht dein Typ. Zu Feminin.”

„Nicht mein Typ? Hallo? Ich habe keinen bestimmten Typ, dass weißt du doch. Ich will sie kennen lernen.”

„Warum? Sie ist meins! Du machst doofe Sprüche und dann läuft sie weg. Zumal ... da ist nichts. Ich ... Baby, ich will Draven nicht überfordern.”

„Okay … warte mal. Denkst du echt, dass ich Sprüche bringen würde? Schatz, ich würde dich niemals blamieren. Bring sie einfach mal zum Essen vorbei. Ganz entspannt.”

„Du machst ständig Sprüche”, lachte sie.

„Zum Beispiel?”

„Du würdest gleich fragen, ob wir Sex haben!”

„Habt ihr?”

„Das geht dich gar nichts an”, lachte sie verlegen.

„Ach komm schon. Sag es mir Sammy!”, quengelte Chester leise.

Sam schaute ihm lächelnd in die Augen. „Würde dir das gefallen?”

„Hm, dafür müsste ich sie sehen, um das beurteilen zu können, aber es würde mich für dich freuen.”

Sam schaute sich verstohlen um und zog ihr Handy heraus. Sie hatte mit Talinda Selfies gemacht. „Das ist Tali.”

Chester pfiff leise. „Wow. Die ist heiß.”

„Oh ja ... meins!”

Frech nahm er ihr das Handy weg und schickte sich grinsend das Bild.

„Hey, was tust du? Du hast deinen Teddybär! Sie gehört mir!”

„Kann sie ja. Ich brauch was für die Nächte, wo Mikes gemein ist.” Er gab ihr frech einen Kuss. „Kommt zum Essen vorbei.”

„Jetzt nicht mehr. Jetzt baggerst du sie vermutlich an.”

„Wer baggert wen an?” Mike hockte sich vor die beiden auf den Boden.

Chester biss sich auf die Unterlippe. „Niemand niemanden?”

„Netter Versuch. Los, sagt schon.”

Chester lockte Mike mit dem Finger zu sich und gab ihm einen Kuss auf die Nase. „Sei nicht so neugierig, Noda-Bär. Geh zu deinem Baby.”

„Ihr seid voll fies!” Mike stand auf und ließ die beiden sitzen. „Hey ...” Mike grinste Anna breit an. „Andere frischgebackene Väter verteilen Zigarren, ich singe den Schwestern was vor. Wie geht es dir?”

„Gut. Warum singst du? Hast du etwa keine Zigaretten mehr?”

„Nein ... ich rauche doch nicht mehr.”

„Und dein Kumpel hat keine?”

Mike hob die Augenbrauen. „Kumpel?”

„Chester. Der raucht doch, oder?”

„Eher selten. Da ging sie hin, die gute Laune.” Mike seufzte leise. „Ich wollte den Kleinen nochmal sehen, bevor ich Mia hole.”

„Tut mir leid.” Anna seufzte und sah Mike an, bevor sie die Hand nach ihm ausstreckte.

Und er nahm sie, ohne zu zögern, setzte sich auf die Bettkante und schaute sie an. „Darf ich?”, fragte er, auf Daniel deutend.

„Natürlich. Er ist dein Sohn.”

Mike nahm ihn und lächelte, als Daniel herzhaft gähnte. „Er ist wunderschön”, murmelte er und setzte einen kleinen Kuss auf die Babyfaust.

Anna lächelte und schloss die Augen. So wäre es perfekt. „Gibst du Mia einen Kuss von mir?”

„Willst du sie nicht sehen?”

„Doch aber wolltest du nicht zu ihr?”

„Ich wollte sie holen. Hier her. Sie sollte ihren Bruder kennen lernen.”

„Achso. Na dann vergiss, was ich gesagt habe.”

Mike lächelte und küsste Daniel auf die Stirn. „Ich hol jetzt deine Schwester und deinen zukünftigen Schwager, okay?”

Anna lächelte und nahm ihren Sohn solange wieder zu sich. „Beeil dich.”

„Na klar. Schlaf noch ein bisschen.”


 

Geschwister

 

Mike lächelte und verließ Annas Zimmer. „Ich fahr die Kinder holen. Kommt jemand mit?”

„Ich!” Dave sprang auf und ging auf Mike zu. „Ich muss mir die Beine mal vertreten.”

„In meinem Auto?”, fragte Mike verwirrt.

„Na, wir laufen ja noch dahin. Komm schon, oder wolltest du jemand anderen?”

„Nö, ist mir egal. Komm mit, Phoenix.” Mike lief los und seufzte, als sie hinaus traten und Unmengen Fans auf sie warteten. „War ja klar.”

„Was stellst du auch ein Video hoch, wo man im Hintergrund den Namen des Krankenhauses sieht? Du bist manchmal schon ein kleiner Schussel.”

„Jaaah, ich war so glücklich. Kinder, seid mir nicht böse, aber ich hab keine Zeit. Ich will doch der großen Schwester den kleinen Bruder zeigen. Ich komm nachher zu euch, okay? Und ich bringe Dave und Chester und Brad mit. Versprochen!”

Dave lachte leise. „Danke, dass du uns fragst. Na los, ab zum Auto.”

Mike grinste breit und fuhr dann los. „Wie gehts dir mit deinem Hasi. Wann kommt der denn wieder?”

„In einem Monat. Er ist wohl irgendwo in Italien.”

„Wohl irgendwo? Na du bist ja bestens informiert, was?”

„Hey! Er ist fünf Wochen weg, meinst du da will ich wissen, wo er sich amüsiert?”

Mike fuhr einen Moment schweigend. „Darf ich dich mal was fragen?”

„Klar. Seit wann fragst du?”

„Liebst du ihn? Oder ist es wirklich nur Sex?”

„Wir sind Freunde. Sehr gute Freunde. Ich weiß nicht, ob man das Liebe zwischen uns nennen kann.”

„Stört es dich, wenn er sich da amüsiert?”

„Nein. Aber er fehlt mir. Normalerweise schreibt er jeden Morgen, wenn er aufsteht. Das macht er seit einer Woche nicht mehr.”

Ein lächeln huschte über seine Lippen. „Dich störst es also nicht, wenn er mit anderen rum ... fickt?”

Dave lachte leise. „Mike! Was willst du hören? Solange ich es nicht sehe, ist es mir egal. Ich habe Linsey.”

„Ich weiß nicht, was ich hören will. Ich finde euch toll zusammen. Du blühst auf, wenn er da ist. Und das kommt nicht von mir.”

„Von wem dann?”

„Von Brad und Joe.”

„Hm. Gut zu wissen. Nein, ich denke nicht, dass ich ihn liebe. Aber er fehlt mir trotzdem. Er wollte vor seiner Abreise wissen, ob wir demnächst wieder auf Tour gehen, weil wir schon so lange zuhause sind.”

„Kommt vor, wenn man an einem Album arbeitet. Wollte er mitkommen?”

„Hätte er wohl gern, aber ich denke, dass da seine Dozenten nicht so glücklich drüber wären.”

„Achso.” Mike lachte leise. „Dann will er dich loswerden, weil er mit seinem Zimmerkumpel ungestört pimpern will.”

„Blaine? Die vögeln nicht. Blaine hat Angst, dass Jess sich in ihn verliebt.”

„Vielleicht sind sie ja schon verliebt.”

Dave sah Mike kurz an, dann sah er aus dem Fenster. Sein Magen zog sich leicht bei der Vorstellung zusammen. Der Gedanke, dass Jessy ihn nicht mehr wollte, war nicht der schönste.

„Volltreffer und versenkt!”

„Ach halt die Klappe.”

Lächelnd blieb Mike an einer Kreuzung stehen und zog sich das Basecap tiefer ins Gesicht. „Tiefe Gefühle, was?”

„Mit dir rede ich nicht mehr. Du wolltest mal Therapeut werden, hm?”

„Nein, ich bin und bleibe Grafiker. Die Leute reden mir in Therapien zu viel.”

„Gehts dir jetzt eigentlich besser?”

„Ging es mir schlecht?”

„Naja … Chester hatte gestern Abend noch geschrieben.”

„Achso ... ja, war gestern alles etwas viel mit Anna und Mia.”

„Na Hauptsache jetzt ist alles wieder gut.”

„Ja ... Dave?”

„Ja?”

„Mia ist schwanger.” Mike sah aus dem Fenster und biss sich auf die Lippe.

„Ich weiß. Chester hat es mir geschrieben. Das Bennington-Gen wird also weiter gegeben. Glückwunsch, Großer.”

„Ich weiß noch nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen soll. Würdest du dich freuen, jetzt Opa zu werden?”

„Um Gottes Willen, Nein. Aber ich bin ja auch kein Vater.”

„Der Onkel ihres Babys ist gerade mal neun Monate älter. Versteh mich nicht falsch. Mia wird eine wundervolle Mutter und sie freut sich, das ist toll. Aber mir macht es Angst.”

„Verständlich. Aber vielleicht solltest du das vergessen. Du kannst es eh nicht ändern.”

„Nein. Nein, das geht nicht.” Ein wenig lächelte Mike. „Und mal ehrlich ... mit Draven hat sie den perfekten Daddy an ihrer Seite. Wenn er nur ein bisschen nach Chaz kommt, wird sie verzweifeln.”

„Oh ja! Erinnerst du dich daran, wie er damals drauf war?”

„Ja, er ist vor jeder vollen Windel schreiend davon gelaufen. Mädchen”, hängte er leise hinten dran und lachte.

„Und er wollte cool aussehen, mit Draven auf dem Arm. Er hatte seine karierten Hosen und dazu die Piercings. Und dann hatte er dieses komische Trageding umgeschnallt und ist so durch L.A.”

„Er sah so zum Weglachen aus. Wobei ich echt still sein sollte mit meinem „Ich bin ein megacooler Rapper” - Style.”

„Oh ja! Ihr wart lustig nebeneinander. Man hätte meinen können, dass wir alle Klischees mitmachen wollten.”

„Haben wir das nicht auch?” Mike grinste. „Ich weiß noch, wie wir stolzen Daddys mit den Babys durch den Park marschiert sind. Ich schwöre, wir wurden ausgelacht. Wir sahen echt lächerlich aus.”

„Wir haben gewettet, wie weit ihr kommt ohne verprügelt zu werden.”

„Wie fies seid ihr denn?”, fragte Mike lachend und stieg am Haus aus. „Wir waren die coolsten Daddys der Welt!”

„In eurer Vorstellung ja.” Dave lachte und stieg ebenfalls aus.

Mike schloss das Haus auf. „Mia? Draven?”

„Küche!”, rief Mia und klaute sich von Draven das Eis.

„Kinder, ich schließ das Eis bald weg. Du solltest mehr Gemüse essen, Mia.”

„Urks.”

„Mia ... kommst du mit ins Krankenhaus?”, sagte ihr Vater lächelnd.

„Nur weil ich Eis esse? Dad!”

„Quatsch. Ich will dir jemanden vorstellen.”

„Wen? Oh … Ist Mum etwa im Krankenhaus?”

Er zwinkerte nur und hielt die Haustür auf.

„Oh mein Gott! Draven, komm!”

„Kann ich nicht, ohne Hilfe!”, sagte der trocken und grinste Mike breit an. „Warn Scherz.”

Mia verdrehte die Augen und rannte sofort zum Auto. „Hey Dave!”

„Hey Kleines. Gratuliere dir.” Er zwinkerte ihr amüsiert zu. „Dir auch Drave ... gut geschossen.”

„Können wir einfach losfahren? So ohne Kommentare?”

„Auf jeden Fall. Dave, Klappe zu!” Mike schüttelte den Kopf und brauchte die drei zum Krankenhaus zurück.

Sofort verschwanden die Kinder zu Anna ins Zimmer, während Dave sich zu den Jungs setzte. „Und? Gibt es was Neues?”

„Nein. Was soll denn passiert sein?”

„Ich weiß nicht. Wir waren eine halbe Stunde weg. Ach ja. Mikey hat uns zum Autogramme geben verdonnert.”

„Was? Warum? Nein, ich will nicht!”, maulte Brad. „Draußen ist es so warm!”

„Ohhhh, armes Schäfchen. Du bekommst nachher auch Streicheleinheiten.”

„Von Dave, versteht sich”, grinste Mike.

„Natürlich von mir!”, sagte der und breitete die Arme aus, während er zu Brad sah.

Der zögerte nicht und sprang auf. „Halt mich!”

Dave umarmte Brad fest und wiegte ihn hin und her. „Mein Liebster.”

Chester runzelte die Stirn. „Und wir müssen uns zurückhalten?”

„Ja, weil ihr euch immer gleich auszieht!”, kicherte Brad.

„Stimmt doch gar nicht. Ich hab heute noch nicht mal einen richtigen Kuss bekommen.”

„Klar, heute Morgen, als wir im Bett waren ... als die Kinder raus waren.”

„Das war kein richtiger Kuss.” Chester zog einen Schmollmund und kuschelte sich an Sam. „Meinst du, Talinda gibt mir einen?”

„Ich warne dich, Bennington!”, grinste sie.

Chester murrte leise, dann stand er auf und hüpfte kurz auf und ab. „Okay, lasst uns runter.”

„Braver Kerl.” Mike zog ihn an der Hand zu sich. Da sie im Warteraum allein waren, wagte er es und küsste seinen Freund verliebt. Perfekter Kuss.

Schnurrend erwiderte dieser den Kuss und legte die Arme um Mikes Nacken. „Meiner …”

„Nur deiner ...” Mike lächelte sanft. „Okay, lasst uns Blätter bemalen gehen.”

Chester grinste. „Komm Braddy. Lass Phoe los.”

„Will nicht, der ist so kuschelig”, sagte Brad ganz ernst.

Sich auf die Lippe beißend verkniff der Sänger sich das Lachen, denn auch Dave sah so aus, als würde er das genießen. „Okay … kommt nach, wenn ihr, womit auch immer, fertig seid, okay?”

„Alles klar.”

Mike schaute die beiden verwirrt an und machte frech ein Foto. „Das poste ich jetzt. Damit endlich alle von Bennoda wegkommen. Jetzt gibts ... ähm ... Phason ... oder Delrell ... Klingt das vielleicht bekloppt!”

„Ja, nur Bennoda ist das Wahre”, sagte Dave grinsend und trommelte frech auf Brads Hintern rum.

„Genau. Aber posten werde ich das trotzdem.” Und während er lief, tippte und sprach er: >>Das neue Paar bei @LinkinPark! Bennoda ist out! ^^<<

Lachend ging Chester aus den Warteraum und machte sich einfach auf den Weg nach unten. Er brauchte unbedingt frische Luft und Bewegung.

Im Zimmer schaute Draven zu seiner Freundin, die glücklich ihren kleinen Bruder festhielt. Anna hatte ihn bisher komplett ignoriert. Selbst seine Glückwünsche hatte sie übergangen. „Ich ... Mia, brauchst du etwas? ich ... hol mir ein Wasser”, sagte er seufzend.

„Ja. Wasser wäre schön.”

„Okay, bis gleich.” Draven verließ das Zimmer und lehnte sich neben der Tür an die Wand.

„Scheiß Planschkuh”, wisperte er frustriert.

„Mum? Was sollte das gerade?”

„Was meinst du?”

„Du ignorierst ihn komplett!”

„Ich bin noch müde.” Anna schaute auf ihr Baby. „Mia, das geht so nicht. Du kannst noch kein Kind auf die Welt bringen.”

„Ach und warum nicht?”

„Weil du erst siebzehn bist! Kind, was soll mit deiner Schule werden? College, Uni ... Ausbildung. Und dann ein Kind mit ... ihm? Du siehst doch, wo das bei der Familie hinführt!”

„Oh ich bitte dich. Nur weil Dad mit Chester zusammen ist, heißt das nicht, dass Chester oder Draven schlechte Menschen sind. Ich liebe Draven und obs dir gefällt oder nicht, ihr seid jetzt eine Familie. Genauso wie du jetzt mit Chester eine Familie bist. Ihr werdet euch zu Familienfeiern sehen.”

„Und was ist mit deinem Leben? Deiner Ausbildung? Du bist viel zu jung, Mia!”

„Das heißt doch nicht, dass ich keine Ausbildung mache. Ich gehe weiter zur Schule!”

„Und wo bleibt dein Baby solange?”

„So wie du gerade drauf bist, dann wohl bei Sam oder Dad! Es dauert noch, bis es zur Welt kommt und selbst wenn es da ist, kann ich arbeiten. Ich bekomme das hin!”

„Dein Vater? Ernsthaft? Der ist doch nie da.” Anna winkte ab. „Du stellst dir das so einfach vor. Ein Baby ist kein Kuscheltier!”

„Oh nein! Wirklich? Es ist nicht mit Watte gefüllt?” Mia schnaufte und sah zu ihrer Mutter. „Mum, ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber ich werde es nicht abtreiben.”

„Du wirst dich noch umschauen!” Anna schaute sie schweigend an. „Wie geht es dir? Ist dir schlecht?”

„Nein, mir geht es gut. Keine Angst.”

„Versteh mich doch nicht falsch, Kind. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich und ich weiß, wie stressig es mit einem Baby sein kann. Ich möchte dich nur beschützen”, sagte Anna seufzend.

„Aber nicht, wenn du ihn schlecht machst. Er ist nun mal der Vater, daran kannst du nichts ändern.”

Anna schwieg einen Moment. „Ich hoffe, dass er nicht nach seinem Vater kommt!”

„Mum! Chester ist ein toller Vater!”

„Ach ja? Deswegen hat er auch mit dir geknutscht und deswegen hat er Drogen genommen!”

„Jeder macht Fehler. Ich würde wetten, dass Dad auch nicht immer so brav war. Er hat garantiert auch mal Hasch geraucht.”

„Hm ... Was ihn garantiert zum Vater des Jahres macht, wenn man überlegt, wo er jetzt wohnt.”

„Er wohnt in einer Villa, ist erfolgreich und hat einen Partner, den er liebt.” Mia kuschelte mit dem Baby und grinste. „Du kannst ihn nicht schlecht machen.”

„Gut ist er aber auch nicht. Warum sieht das niemand? Er hat mich mit einem Baby sitzen lassen!”

„Sowas passiert. Du bist doch eine starke Frau, oder? Du bist doch von keinem Kerl der Welt abhängig. Und er wird sich um dich und Daniel kümmern.”

„Aber nicht so, wie er es tun sollte! Wie es seine verdammte Pflicht ist!”, fauchte sie laut. Zu laut, da Daniel anfing zu weinen. Anna zuckte zusammen und legte sich die Arme übers Gesicht, als die Tränen liefen.

„Mum … komm schon. Er ist ein halbes Jahr schon weg. Warum kannst du ihn nicht loslassen? Das wäre besser für dich. Du wärst viel glücklicher.”

„Er fehlt mir so sehr. Ich kann nicht mehr”, weinte Anna hemmungslos. Nach den Strapazen der Geburt brach sie nun völlig zusammen.

„Mia ...”, flüsterte Draven an der Tür geschockt.

„Komm mal her und nehm Danny.”

Draven war von der Idee nicht angetan, doch er stellte die Flaschen ab und nahm den Kleinen. „Oh Mann, ist der winzig.”

Mia nahm ihre Mutter in die Arme und strich ihr sanft über den Kopf. „Ich weiß, dass du ihn liebst. Er liebt dich auch, aber manchmal reicht das nicht. Schau mal, du willst doch Dad näher sein, als jetzt, wo ihr kaum redet, oder?”

„Ich will ihn wieder haben”, schluchzte sie.

„Das wirst du aber nicht. Vermutlich nicht mal, wenn Chester richtig Mist baut. Sie lieben sich. Aber du kannst ein Teil davon sein, wenn du es endlich akzeptierst und Dads Freundin bist.”

Anna wusste nichts zu sagen. Im Moment tat es einfach nur unendlich weh. Zu wissen, dass sie in den nächsten Tagen allein nach Hause fahren würde, allein wäre mit ihrem Baby, fraß sie regelrecht auf.

„Nicht weinen, Mum. Wir sind doch bei dir.”


 

Ein Baby in der Zukunft

 

Draven sah hilflos zu, wie Anna in den Armen ihrer Tochter weinte und verließ mit dem Baby das Zimmer. „Mum?”

Sam sah verwirrt auf, als sie ihren Sohn mit dem Baby sah. „Hey. Hast du Daniel entführt?”

„Na klar. Hab ja nicht bald mein eigenes. Mum, Anna bricht da gerade vollkommen zusammen. Kannst du Mia helfen?”

„Natürlich.” Sie lächelte. „Steht dir gut, der Kleine.”

„Kaum zu glauben, dass ich auch bald sowas habe.”

„Stimmt wohl, der da ist meiner!” Mike kam und nahm ihm das Baby ab. „Mein kleiner süßer Fratz. So klein war deine Mia auch mal.”

„Ähm ... jo. Mike, deine Ex weint sich die Seele aus dem Leib. Nur mal so nebenbei.”

„Ich gehe schon”, sagte Sam und ging zu Anna und Mia.

Chester grinste den kleinen Jungen an. „Na, du?”

„Dad ...” Draven zog seinen Vater weg. „Ich hab Angst.”

„Wovor?”

„Naja, wenn ich auch sowas da habe ... ich mach das doch kaputt! Hast du mal gesehen, wie klein das ist?”

„Ja. Du warst auch so klein und bist jetzt groß und noch heile. Komm schon, wenn ich das geschafft habe, schaffst du das auch.” Chester grinste und umarmte seinen Sohn einfach. „Du hast noch Zeit. Und wenn der Kleine zu Besuch ist, kannst du bestimmt üben. Ich glaube Anna freut sich, wenn du die Windeln wechselst.”

„Dad, sie hasst mich. Sie hat mich vorhin komplett ignoriert.”

„Nimm sie nicht ernst. Sie ist eine Kotzkuh. Weißt du, wenn sie hier raus ist und diese ganzen Hormonschübe vorbei sind, bekommt sie eine Ansage. Nur weil du mein Sohn bist, heißt das nicht, dass sie dich wie Dreck behandeln darf.”

Draven ließ sich auf eine Bank sinken. „Fraglich, ob sie ihre Meinung je ändert. Eben weil ich dein Sohn bin.”

„Du bist aber auch Sams Sohn. Und die liebt sie.” Chester setzte sich neben ihn. „Und auch wenn du nicht übst, wirst du toll sein. Hab ich dich kaputt gemacht?”

„Mum sagte mal, du hast mich zwei Mal fallen lassen.”

„Deine Mum ist eine Petze. Außerdem bist du auf dem Bett gelandet.”

„Aber du hast mich fallen gelassen.” Draven schaute zu Mike und lächelte. „Werde ich auch so bekloppt grinsen, wenn das Baby da ist? Er macht mir Angst.”

„Das geht vorüber. Spätestens dann, wenn er Windeln wechseln soll oder der Kleine ihn vollkotzt.”

„Mal den Teufel nicht an die Wand, Chaz. Ich glaube, Draven hat dich ständig angepinkelt.” Mike lachte leise.

„Ja, dafür hab ich ihn aufs Bett fallen lassen.”

„Boah, Dad!” Draven schubste ihn leicht.

Doch Mike setzte sich neben Draven. „Weißt du ... in diesem Moment, wenn du dein Kind das erste Mal im Arm hast ... und dein Vater wird mir zustimmen ... erlebt man das größte Glück auf der Welt. Das hast du geschaffen, verstehst du?”, sagte Mike mit zärtlicher Stimme.

Chester lächelte. „Ich war high, aber daran erinnere ich mich. Du hast mich damals angebrabbelt. Du warst echt süß.”

„Du warst high, als du mich das erste Mal gesehen hast?”

„Ja! Ich hätte deiner Mum sonst vor die Füße gekotzt! Scheiße ich war so aufgeregt, als sie mich anrief und sagte, dass es soweit ist. Ich hab gezittert wie Sau. Ich meine … mein Kind wurde geboren, oder war kurz davor. Das war das erste Mal, dass ich was richtig gemacht hab.”

Sprachlos schaute Draven ihn an. „Dad ... das war das schönste, was du mir je gesagt hast”, sagte er leise und meinte es absolut ernst. „Ich hoffe, ich werde genauso denken. Andererseits ... es ist Mia. Eine bessere Mama kann das Kind nicht bekommen.”

Mike lächelte. „Da hast du Recht. Meine Mia wird fantastisch sein.”

„Meine Mia.”

„Oh nein, noch ist es meine Mia. Heirate sie, dann gehört sie dir.”

Chester lachte bei Dravens geschocktem Gesicht. „Das zahlst du, damit das klar ist, Mikey.”

„Halbe, halbe, Bennington. Glaub mal nicht, dass du dich davor drücken kannst.” Mike zwinkerte ihm zu.

„Vergiss es. Du hast das vorgeschlagen”, grinste der und stupste Daniel an die Nase. „Gib ihn mir mal.”

„Mach dir einen eigenen”, sagte Mike lachend.

„Du willst ja nicht.”

Mike schaute ihn einen Moment an. „Du meinst, ein Kind adoptieren?”, fragte er und legte Daniel in Chesters Arme.

Lächelnd sah Chaz den Kleinen an. Es erinnerte ihn an die Zeit, wo Draven noch so klein war. „Läufst du jetzt eigentlich wieder so blöde umher? Du bist jetzt berühmt, denk dran. Wenn du jetzt wie ein Möchtegerngangster mit dieser komischen Tragetasche rumläufst, sind wir alle Witzfiguren.”

„Hm ... ja, ich denke, ich werde das immer noch machen. Ich sehe besser aus, als damals. Du hast meine Frage nicht beantwortet.

Chester nahm Daniel fest an sich. „Dein Papa ist doof. Hat dich und will schon wieder neue Kinder. Finden wir das gut?”

„Mike, wie machst du es auf Tour?”, fragte Draven berechtigterweise.

„Weiß nicht. Aber ... irgendwann will ich ein Baby mit Chaz.”

„Und ein Kindermädchen, das sich darum kümmert. Und eine Leihmutter, weil Mike nicht schwanger werden kann, egal wie sehr er sich anstrengt”, sagte der zu Daniel gewandt.

„Ich meine doch adoptieren, du Nase!”

„Lass uns später darüber reden, okay?”

„Okay. In ... vier Jahren.”

„Da bin ich vierundvierzig.”

„Ich weiß.”

Chester sah Mike einen Moment an, dann sah er zu Draven. „Du wirst ein toller Vater. Das weiß ich.”

Der lachte leise. „Ihr seid manchmal einfach drollig.” Dann schaute er auf das Baby. „Darf ich?”

Schmunzelnd legte er den Jungen in Dravens Arme und lehnte sich an Mike. „Wie lange denkst du schon darüber nach?”, fragte er leise.

„Ich weiß nicht ... eine Weile. Ich liebe Kinder und ... mit dir ein Baby haben ... aber das ist utopisch.”

„Würde ich nicht so sagen. Aber willst du echt vier Jahre warten?”

„Schatz, wir sind manchmal ein Jahr lang unterwegs. Soll das Kind mitkommen?”

„Willst du in vier Jahren die Band aufgeben?”

„Nein ... deswegen ist es ja utopisch.”

Chester drehte sich zu Mike um und streichelte dessen Wange. „Ich will zwei und ein Kindermädchen. Und sie werden sich daran gewöhnen, ständig unterwegs zu sein.”

Gerührt schaute Mike ihn an. „Ernsthaft? Zwei Babys für uns?”

„Wenn wir für geeignet gehalten werden, ja.”

Mike schaute nicht mal, ob die Tür zu war. Er zog Chester an sich und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund. „Werden wir, versprochen!”

Kichernd schmiegte Chester sich an ihn. „Feigling.”

„Feigling?” Verwirrt hob Mike eine Augenbraue.

„Ja. Du siehst dich immer um.”

„Hm ... ja, weil ... naja ...” Mike seufzte. Er hatte eine scheiß Angst, dass es rauskam und alles beendete, was sie sich aufgebaut hatten.

„Schon gut.” Chester küsste Mike auf die Wange. Er hatte genauso Angst, dennoch nervte ihn dieses Versteckspielen. Schon unten bei den Fans war es schwer gewesen, sich von Mike zu trennen.

Draven stand mit dem Baby auf. „Wisst ihr was? Ihr liebt euch und ihr seid glücklich. Es gibt eine Menge Leute, denen dieser Umstand herzlich egal ist. Die wollen einfach nur eure Musik hören. Solange ihr nicht auf der Bühne rummacht, kann nichts passieren.” Er lächelte die Beiden an und verließ den Raum

Chester lächelte leicht und sah Mike an. „Wäre einfacher, wenn wir nicht so berühmt wären, hm? Baby, ich hab genauso Angst wie du. Ich will auch nicht, dass das alle mitbekommen.”

„Irgendwann wird’s auffliegen. Da bin ich mir sicher.”

„Wenn wir nicht mehr touren wollen. Wir schaffen das. Ich hab das seit Anfang an geschafft. Oder hast du je gemerkt, dass ich mehr von dir wollte?”

„Nein. Absolut nicht.” Mike sah ihn an. „Ich liebe dich, vergiss das niemals, okay?”, sagte er leise.

„Wirst du jetzt sentimental?”

„War ich je anders?”

„Nein.” Chester lächelte und küsste ihn sanft. „Lass es mich einfach nicht vergessen.”

„Hm ... gute Mission, die gefällt mir.”

Sam kam zurück und lächelte. „Anna schläft jetzt, sie hat ein Beruhigungsmittel bekommen.”

„Gehts ihr besser?”

„Ich bin nicht sicher. Sie hat einfach nicht aufgehört, zu weinen. Mia ist gerade ziemlich fertig. Vielleicht solltest du zu ihr gehen, Mike.”

Chester küsste ihn auf die Schläfe. „Ich schnapp mir jetzt die Jungs und wir fahren nach Hause, okay? Vielleicht können wir noch etwas arbeiten, solange du hier bist.”

„Okay, ich komm nachher mit den Kindern nach.” Mike seufzte leise und betrat das Zimmer. „Mia? Komm her, Kleines.”

Seine Tochter lief sofort in seine Arme und kuschelte sich an ihn. „Kann denn nicht alles wieder gut sein?”

„So einfach ist das nicht. Deine Mum braucht Zeit. Hör mal, willst du noch bleiben? Chaz fährt mit den Jungs zurück.”

„Ich will Mum nicht allein lassen. Vielleicht wäre es auch besser, wenn ich erstmal bei ihr wohne.”

„Und was ist mit Draven?”

„Der kommt mit. Mum wird sich damit abfinden müssen.”

„Aber wir sehen uns trotzdem, oder? Du wirst mir sonst zu sehr fehlen.”

„Natürlich sehen wir uns. Aber ich glaube Mum sollte nicht allein bleiben.”

„Versteh ich.” Mike küsste sie auf die Stirn. Dann ging er zur Wiege. „Daddy geht jetzt. Träum was süßes, mein Kleiner”, flüsterte er und küsste Dan auf die Stirn. „Anna muss noch drei Tage bleiben. So lange bleibt ihr doch noch?”

„Ja. Ich komme heute Abend nach Hause.”

„Lieb dich, Kleines.” Mike umarmte sie noch einmal fest und lächelte. „Ich finde, der Kleine ist mir gut gelungen.”

„Ja. Hoffentlich wird er auch Charakterlich gut”, grinste sie.

„Klar. Bist du doch auch!”


 

Grillen unter Freunden

 

Chester sah sich zufrieden in dem großen Esszimmer um. Er hatte das Tisch decken übernommen, während die Jungs draußen den Grill beaufsichtigten. Mike war fast jeden Tag im Krankenhaus und schließlich auch bei Anna zu Hause gewesen. Nun sollte er einen entspannten Abend haben. Alle waren eingeladen. Die Jungs, die Frauen, selbst Anna und schließlich auch Sams neue Freundin. Er hatte es sich einfach nicht nehmen lassen. „Brauchen wir noch Blumen?”, nuschelte er vor sich hin und begutachtete den Tisch nun kritischer.

„Wird das mehr, als ein Essen unter Freunden?”, fragte Joe nachdenklich. „Das ist schon sehr viel ... Kitsch.”

„Was ist daran bitte Kitsch?”

„Die Kerzen, die Servietten in den Serviettenhaltern. Okay, Kitsch ist das falsche Wort. Sehr nobel.”

„Naja … Mike soll es schön haben.”

„Nur Mike?” Joe grinste. „Willst du ihm einen Antrag machen?”

„Klar, vor der fetten Planschkuh, damit die dann mit einem Messer auf mich losgehen kann.“ Er sah Joe zweifelnd an. „Zu viel?”

„Nein, ich hab nur das Gefühl, undressed zu sein. Anzug würde passen. Ich wusste gar nicht, dass wir solch edles Geschirr haben.”

Chester zog einen Schmollmund und nahm die Servietten und Kerzen vom Tisch. „Dann lasst wenigstens das Fleisch nicht anbrennen.”

„Ich grille nicht, Phoenix und dein Bärchen grillen. Chaz, stells wieder hin. Es ist schön.”

„Ist Phoe doll traurig, dass sein Hase nicht hier ist?”

„Ich weiß nicht. Irgendwie sieht’s manchmal aus, als würde er durchhängen und dann wieder ist er total fröhlich.”

„Hm. Noch drei Wochen. Ich glaube ja, dass er verliebt ist. Aber er streitet es immer ab.” Chester stellte alles wieder hin, dazu die Weingläser und lächelte zufrieden.

„Ich denke auch, dass da mehr ist. Sollte er jemals feststellen, dass wir recht haben, endet es hoffentlich nicht, wie bei euch im Chaos.”

„Hey, was? Bei uns ist kein Chaos.”

„Bei Anna und Mike? Aber sowas von. Kommt Anna auch?”

„Ich hab ihr zumindest eine Karte geschickt. Und wehe du sagst dazu jetzt was. Ich wollte sie nicht anrufen.”

„Ich bin gespannt, ob sie kommt. Okay, also ... ich mach den Wein auf.”

Joe verschwand in die Küche, als es klingelte.

„Kann nur Sam sein, alle anderen Frauen kommen zusammen mit Brad und der hat ja wohl einen Schlüssel”, sagte Mike, als er sich Chesters Hand schnappte und die Tür öffnete. „Hey Sammy.”

Chester grinste breit als er seine Frau sah. „Sammy! Du bist zu früh!”, lachte er und umarmte sie. „Und du bist Talinda?”

„Ich bin mit Samantha da, also werde ich Talinda sein. Zumal du doch schon die Bilder von ihrem Handy geklaut hast”, grinste die junge Frau frech.

„Das Petzen kann sie sich einfach nicht abgewöhnen”, grinste er und umarmte sie einfach. „Kommt rein.”

Mike führte sie ins Wohnzimmer, wo Phoenix und Rob die Tischdeko betrachteten.

„Chaz, machst du ihm einen Antrag?”, fragte Rob mit ernster Miene.

„Ja, danke dass ihr mir das gerade versaut habt”, sagte dieser ebenso ernst.

„Was?” Mike starrte ihn mit großen Augen an, doch Sam kicherte.

„Hey Bennington, vielleicht solltest du dich erstmal scheiden lassen.”

„Hm ne. Ich bin ein Star, ich darf mehrere Ehen führen”, grinste er und wuschelte durch Mikes Haare. „Keine Panik.”

„Damit macht man keine Witze, Chaz”, murrte der und biss ihm fest in den Nacken, nachdem er seine Arme von hinten um ihn geschlungen hatte.

„Baby, ich würde die Kerzen anzünden, wenn ich dir einen Antrag machen wollen würde. Und ich hätte Blumen draufgetan.” Er grinste. „Wie weit ist das Essen?”

„Gleich fertig.”

Wieder klingelte es und Mike öffnete. „Mein Baby!” Er lächelte glücklich und nahm Anna den Jungen ab. „Hi, wie geht es dir?”, fragte er sie und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange.

„Ich bin etwas müde. Wir werden also nicht die ganze Nacht hier bleiben.” Anna lächelte leicht. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass ihr grillt? Stattdessen habe ich diese potthässliche Karte im Briefkasten.”

„Chaz war für die Einladungen zuständig. Was stand denn drauf?”, fragte Mike verwirrt.

Anna reichte ihm die Karte mit einem Burger drauf. Chester hatte einfach das Datum und die Uhrzeit draufgeschrieben. „Draven musste übersetzen.”

Mike seufzte leise. „Sorry, ich klär das mit ihm. Hast du denn schon gegessen?”

„Nein. Ich habe darauf vertraut, dass ihr auch wirklich kocht.”

„Ich hab gegrillt. Ist also fast das gleiche. Ich hab den Kartoffelsalat gemacht, den du so gern magst.”

Anna lächelte. „Das ist toll. Wie gehts dir?”

„Gut. Ich habe gestern einen neuen Song aufgenommen. Er ist fantastisch, hat glatt das Potential zum neuen Lieblingssong zu werden.” Mike ging mit ihr rein. „Mein Baby ist da!”

Die Jungs jubelten auf und grinsten. Dave kam sogar auf Mike zu und sah den Kleinen an. „Ist er schon gewachsen?”

„Nicht wirklich”, sagte Anna und trat zu Sam. „Hey”, lächelte sie und umarmte ihre Freundin. Dann schaute sie fragend zu der Fremden.

„Das ist Talinda”, sagte Chester. „Sams … Freundin.”

„Ihre Freundin? Du betonst das so seltsam.”

„Oh, nein. Mir ist das Wort nur gerade nicht eingefallen.”

„Aha ...”

„Ich bin Talinda. Freut mich, Anna.”

Chester grinste und legte die Arme um Sam. „Habt ihr nun Sex?”, fragte er leise in ihr Ohr.

Sam grinste nur frech und hob spielerisch eine Augenbraue.

Schnurrend gab er ihr einen Kuss aufs Ohr. „Okay, Leute. Setzt euch. Joe, sorg für den Wein.”

„Und Mike gibt mir das Baby und holt mit Phoenix das Fleisch”, bestimmte Rob. „Anna, darf ich?”

„Aber sei vorsichtig!”

„Na klar. Ich lass den Kleinen schon nicht fallen.” Rob lächelte und verfiel binnen Sekunden in die Babysprache und plapperte Daniel voll.

„Sagt mir bitte, dass das nicht anhält. So kann ich mit ihm nicht arbeiten”, kam es von der Tür wo Brad mit den restlichen Frauen aufgetaucht war.

„Wir sollen jetzt arbeiten?”, fragte Rob schockiert. Er grinste breit und machte fröhlich weiter. „Schatz, ich will auch eins.”

„Danke, Anna. Wenn wir jetzt alle Kinder bekommen, ist das deine Schuld und du passt auf die Hosenscheißer auf”, sagte Vanessa grinsend.

„Vergiss es. Und überleg es dir. Bist du erst schwanger ...” Anna ließ den Rest offen und setzte sich an den Tisch.

„Könnte sich der böse Chester deinen Mann krallen”, murmelte dieser Brad zu und grinste. „Also, wer will Kartoffelsalat á la Mike?”

„Na Mike”, sagte der und stellte die Fleischplatten auf den Tisch, während Anna Chester böse Blicke zuwarf.

„Aber sicher doch.” Chester befüllte Mikes Teller, dann reichte er die Schüssel weiter. „Ich möchte nur anmerken, dass der Tisch toll aussieht, ja? Seid so lieb und verschüttet keinen Wein … Joe!”

„Was? Ich hab nichts getan!” Der schaute ihn vorwurfsvoll an. „Ich sitze ja noch nicht mal richtig!”

„Ich wollte dir das nur vorwegnehmen.”

„Bin ich hier der Kleckerheinz?”

„Jaah!”, riefen die Jungs im Chor und lachten geschlossen los.

„Und, Lins? Wie läufts so bei dir?”, fragte Chester lächelnd.

„Ich fall gleich vor Lachen vom Stuhl”, feierte die Blondine. „Und selbst?”

„Kann nicht klagen”, grinste er und strich Joe über den Kopf. „Armer kleiner.”

„Jaaah, hab mich lieb.” Joe konnte nicht ernst bleiben. Als er sich ein Steak vom Tisch nahm, tropfte das Fett von der Platte bis zum Teller.

„Joe! Du bist echt ein Baby!”

„Wer hat denn da so triefend gegrillt!”

„Ist doch egal. Man nimmt seinen Teller dazu und zieht das Fleisch nicht praktisch über den Tisch! Man ich hab dafür eine Stunde gebraucht!”

„Sieht immer noch schick aus.” Joe trapierte seine Serviertte auf den vier Flecken und warf Chaz einen Luftkuss zu.

„Mike, Baby-Joe ärgert mich!”

„Komm nicht immer zu Papi, ihr müsst eure Probleme allein klären”, grinste der und tätschelte Chesters Kopf.”

Der kniff in Mikes Seite und fing dann an zu essen. „Idiot.”

Einen Moment aßen und redeten die Freunde. Es ging hin und her, quer über den Tisch, bis einer nach dem anderen gesättigt die Segel strich.

„Verdammt, wie soll ich mich heute noch bewegen?”, murmelte Phoenix.

„Ich bewege mich nie wieder”, murmelte Brad und hielt sich den Bauch. Sie hatten es wie immer übertrieben mit dem Essen.

„Männer. Nie kennt ihr eure Grenzen.” Sam lachte leise. „Mal ehrlich, Mädels. Ist eine von euch total vollgefressen?”

„Nein. Wir müssen ja auch darauf achten, dass wir fit bleiben.”

„Und wir trainieren das auf der Bühne wieder ab. Alle satt?”, fragte Mike und stand auf. „Jungs, arsch hoch und Tisch abräumen. Mädels, geht ins Wohnzimmer.”

„Ich habe gedeckt!”, jammerte Chester und blieb einfach sitzen.

„Ich hab gegrill. Du bekommst eine Belohnung.”

„Und was für eine?”

„Überraschung.”

„Gib mir einen Tipp!”

„Ab achtzehn.”

Chester sah einen Moment sehr nachdenklich aus, bis er aufsprang und sich so viel wie möglich schnappte, was die Jungs zum Lachen brachte.

„Kannst du das auf Tour auch machen? Vielleicht ist der Bus dann mal frei von seinen ganzen Klamotten”, sagte Rob lachend.

„Ich geb mir Mühe.”

Die Frauen standen auf und gemeinsam setzten sie sich ins Wohnzimmer.

„Anna, wie geht es dir?”, fragte Lins.

Anna nickte leicht. „Gut. Ich bin etwas müde. Daniel hält mich jetzt schon wach.”

„Das ist bestimmt bald vorbei. Du kannst doch bei mir vorbei kommen. Dann kümmere ich mich um den kleinen Mann und du schläfst dich mal aus”, bot Linsey an.

„Ich will euch nicht stören.”

„Oh Ann. Du störst doch nicht!”

„Ach nein? Du kannst doch genauso froh sein, wenn dein Mann mal da ist. Ich nehme das gern an, wenn die Jungs wieder unterwegs sind.”

„Dave ist öfter zu Hause, als ihr alle annehmt. Und aktuell geht er mir furchtbar auf die Nerven, weil Hase auf Semesterfahrt ist.”

„Wer ist Hase?”, fragte Talinda leise.

„Daves Betthase. Ich versteh immer noch nicht, was mit den Männern falsch gelaufen ist. Erst Mike und nun auch Dave. Jessy ist gerade mal zwanzig!”

„Er hat ihn seit zwei Jahren, Anna. Weit vor Mike und Chester. Und ich finde ihn süß und Liebenswert. Wenn man einen Mann hat, der Bi ist, kann man ihn nicht einsperren. Ich wusste vom ersten Tag an, wie Dave tickt.”

„Und wenn er dich verlässt?”

„Dann wird er mit Jessy hoffentlich glücklich. Ich liebe ihn, aber wenn er gehen will, kann ich ihn nicht daran hindern.”

Anna schüttelte den Kopf. „Wie schaffst du das nur?”

„Ich sehe ihn, wenn Jessy bei ihm ist und er ist glücklich. Als wir geheiratet haben, habe ich mir geschworen, alles zu tun, um ihn glücklich zu machen. und ... Jessy ist Zucker. Ich mag ihn wahnsinnig gern. Wir machen auch viel, wenn du Jungs unterwegs sind.

„Leihst du dir Hasi eigentlich auch aus?”, fragte Vanessa frech grinsend.

Linsey lachte. „Nein, Hasi ist durch und durch schwul. Wir shoppen aber sehr viel.”

„Na hoffentlich zeigt er dir dann guten Ersatz für die Zeit, wo Dave nicht da ist.”

„Na ihr wollts aber genau wissen.” Lins wurde rot.

„Na los, erzähl ihnen von Bradley.” Dave grinste frech.

„Bradley? So nennst du dein Spielzeug?”

„Er wäre beleidigt, wenn er mein Spielzeug wäre. Er ist wirklich süß.”

Anna runzelte die Stirn. „Warte … du hast neben Dave noch einen Mann?”

„Oh Dave!” Lins seufzte. „Das war immer ... das war nie wichtig. Brad ist Jessys Dozent. Er ist wirklich toll. Er und Dave kennen sich schon ewig.”

„Okay, dass ist echt strange.” Anna sah hin und her. „Ihr habt also eine komplett offene Beziehung?”

„Würde ich so nicht sagen. Bis auf Jessy und Bradley gibts niemand anderen.” Lins gab ihrem Mann einen Klaps aufs Bein. „Tratschtante!”

Dave grinste und gab ihr einen Kuss. „Das wolltest du doch schon ewig loswerden.”

„Ja, natürlich.”

„Hey, ich dachte, wir haben keine Geheimnisse”, sagte Vanessa lachend.

„Haben wir nicht? Sammy, was ist mit dir? Talinda ist doch nicht einfach nur eine Brieffreundin, oder sowas seriöses.”

„Ist sie nicht?” Sam grinste nur.

Talinda hatte den Arm hinter Sam auf die Lehne gelegt. „Nicht?” Sie schaute Sam interessiert an.

„Zumindest war es noch nicht so ernst, dass ihr es erfahren solltet. Wäre Chester nicht so neugierig, hätten wir noch Zeit zu gucken, ob wir Brieffreunde bleiben.”

„Also ... was? Vögelt ihr erstmal aus Spaß herum?”, fragte Linsey.

„Ich würde es nicht vögeln nennen. Wir testen.”

„Okay ... nackt?”

„Mädels! Ich denke nicht, dass wir darüber jetzt reden sollten.”

„Gut, Sam … wir treffen uns zum Kaffee”, sagte Lins.

„Bin dabei.” Vanessa lachte leise und schaute fragend zu Anna.

„Ähm … wenn Daniel schläft, bin ich auch da. Das würde mich jetzt auch interessieren.”

„Oh toll. Chester, ich bring dich um!”

Chaz und Mike standen noch in der Küche, wo Ersterer seine kleine Belohnung bekam und zufrieden seufzte.

„Hm ... wir machen nachher weiter, Baby”, schnurrte Mike in den Kuss.

„Noch fünf Minuten”, wisperte Chester leise und streichelte Mikes Rücken.

„Du bist unersättlich”, sagte Mike leise.

„Ich weiß, aber das ist schön.”

Noch einmal tauchten sie in einen süßen, tiefen Kuss ein und Mike biss ihm sanft in die Lippe. Dann löste er sich. „Sag mal, Baby ... wieso hat Anna nur eine Karte bekommen, auf der nicht mal richtig stand, was wir hier veranstalten?”

„Da stand doch alles Wichtige drauf.” Chester setzte sich auf die Arbeitsplatte.

„Naja, nicht wirklich. Wenn du nicht in Kontakt mit ihr treten willst, dann sags mir. Dann mach ich das.” Mike blieb vor ihm stehen und schob seine Finger auf Chesters Hintern.

Schnurrend spielte der mit Mikes Hemd. „Ich wollte aber nicht, dass du das auch noch machen musst. Du solltest mal entspannen. Ich hab voll die gute Karte ausgesucht!”

„Ich hab sie gesehen. Baby, du hast versagt.”

„Da war ein Burger drauf!”

„Ja ... hast du die bei Burger King mitgehen lassen?”

„Nein! Ich war dafür extra einkaufen. Gefiel sie ihr etwa nicht? Nächstes Mal bekommt sie eine mit nem fetten Kind drauf.”

„Hey! Vorsichtig, Kollege. Nein, lass es mich machen. Das ist schon gut so.” Er grinste und küsste ihn noch einmal. „Wann gehen die alle?”

„Soll ich sie rausschmeißen? Du weißt, ich mach das.”

„Nein, dann sind alle böse. Lass uns ins Wohnzimmer gehen.”

„Darf ich da an dir rumknabbern?”

„Na ob das so gut ist ...” Mike grinste und biss ihm sanft in die Lippe. „Lass uns gehen, sonst werde ich nur unnötig rattig. Geht gerade nicht.” Mike zog ihn rigoros mit sich. „Hey Kinder.”

„Na, fertig mit rumknutschen?”, fragte Dave grinsend, da Mikes Lippen total rot waren.

„Fast. Aber wir warten, bis ihr weg seid!” Mike setzte sich auf das breite Sitzkissen vor den Kamin. „Worum gehts gerade?”

„Um Linseys Neuen und Sams Sexgeschichten mit Tali”, sagte Vanessa sofort, was Chester zum Lachen brachte.

„Sie liebt dich gerade heiß und innig, Chaz”, informierte Brad ihn grinsend.

„Kann ich mir denken, aber ich habe nichts gesagt, Schatz!”

„Nein, aber du hast im Krankenhaus genervt.”

Die Freunde lachten leise.

„Wo ist Daniel?”, wollte Mike wissen.

Anna deutete auf Brad, der den Kleinen hatte. Joe konnte man kein Kind in die Hände drücken.

Mike lächelte. Er wollte ihn gern haben, aber der Kleine schlief tief und fest in den Armen seines Freundes.

„Kannst du morgen vorbeikommen? Die Wickelkommode wackelt total”, fragte Anna ihren Mann.

„Klar. Nach dem Frühstück?”

„Gern. Ich könnte was zum Mittag machen.”

„Klingt gut, dann kümmere ich mich gleich um Mias Bett. Sie sagt, das wackelt auch ... und wenn ich so darüber nachdenke, als Vater will ich gar nicht wissen, warum!”

„Nein. Ich auch nicht. Aber ich finde es schön, dass du das machen kannst. Ich müsste sonst jemand anderen fragen.”

Mike nickte und schaute zu Chester, lächelte ihn liebevoll an. „Kannst mir ja helfen”, sagte er unbedacht.

„Ich würde es nur kaputt machen, Schatz”, grinste Chester und gab ihm einen Kuss auf die Nase. Das Anna schnaufte, war ihm total egal.

„Du wirst doch wohl einen Hammer bedienen können.”

„Bin ich der einzige, der das zweideutig versteht?”, fragte Chester grinsend.

„Nope.” Sam lachte leise. „Er kann damit umgehen. Vertrau mir Mikey!”

Der verzog das Gesicht. „DAS ist mir klar. Schon gut, ich geh allein und du machst die Melodie fertig!”

„Na mal schauen. Ich könnte auch einfach auf dich warten.”

„Du könntest auch einfach arbeiten.”

„Du bist ein Sklaventreiber, dass ist dir bewusst, oder?”

„Na sicher.” Mike grinste und küsste ihn kurz.


 

Wetten, dass ich …

 

„Macht ihr das eigentlich auch in der Öffentlichkeit?”, fragte Talinda, die den Kuss zwischen Chaz und Mike beobachtet hatte und legte einen Arm um Sams Hüfte.

„Was?”

„So rumturteln.”

„Noch nie von Bennoda gehört?”, fragte Rob grinsend.

Mike streckte ihm die Zunge raus. „Nicht so ... anders.”

„Erstens: Nein. Ich steh nicht so auf eure Musik. Und zweitens: wie anders?”

Joe griff sich theatralisch ans Herz. „Du stehst nicht auf Linkin Park? Sam, was hast du dir da angelacht?!”

„Oh Bitte. Ihr seid viel zu soft. Ich bin eher der Heavy-Metal Typ.”

„Zumindest hört sie nicht Justin Bieber. Und anders ... naja, nicht so offensiv. Bennoda ist da etwas verspielter.”

„Das heißt ihr seid Feiglinge?”

„Wieso Feiglinge? Die nehmen uns doch auseinander. Das muss ich nicht haben”, wehrte Mike ab.

„Oh bitte. Es interessiert niemanden, ob ihr schwul seid oder was auch immer.” Talinda sah auf ihr Smartphone und suchte sich ein paar Bennoda-Bilder raus. „Ihr seid süß, aber feige. Ihr flüstert rum oder haltet ein paar Sekunden Händchen? Sicher, dass ihr Männer seid?”

Mike hob eine Augenbraue. „Hey Sam, halt deine Torte zurück. Da steckt ja wohl ein bisschen mehr dahinter.”

Tali grinste. „Ihr traut euch einfach nicht zu zeigen, wer ihr seid.”

„Weil nicht nur unser Leben involviert ist. Geht ja um die Band. Gäbe es die nicht, wäre es mir auch egal.”

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden interessiert, ob ihr beide schwul seid. Deswegen hört man keine Musik.”

„Mag ja sein, dass du es so siehst. Aber ... ja, dann denk halt, ich wäre feige.” Mike musterte sie verstimmt.

Chester nahm Mikes Hand in seine. „Schon gut, Schatz.”

„Nein ... ich meine ... ich bin nicht feige. Da hängt doch so viel dran. Du hast doch keine Ahnung!”

„Ich sage ja nicht, dass ihr vor laufender Kamera vögeln sollt. Aber wollt ihr euch echt so einschränken lassen? Ein bisschen flirten macht doch nichts.”

„Und wo ist die Grenze?”

„Die müsst ihr euch legen. Aber da du sowieso feige bist, wird es schon bei Blicken aufhören. Chester ist da mutiger.”

„Sagt wer?” Mike funkelte sie wütend an. Warum er so sauer war, konnte er nicht mal sagen. Vielleicht, weil er das Gefühl hatte, als Weichei dazustehen.

Die Blicke der Freunde gingen nur hin und her.

„Dein Blick. Deine Reaktion. Sieh dir deinen Freund an. Er ist komplett entspannt. Nur wer sich ertappt fühlt, wird so wütend.”

„Pff ... du kennst mich kein bisschen!”

„Gut. Dann beweise, dass du so ein harter Kerl bist. Ich wette, dass Chester sich mehr trauen würde.”

Mike schaute seinen Freund an. „Kannst du vielleicht mal was sagen?”

Der sah seinen Freund leicht grinsend an. „Ich würde mich wirklich mehr trauen.”

„Gar nicht wahr!”

„Doch.” Chester lachte leise und küsste ihn.

„Gar nicht!”, nuschelte er an dessen Mund.

„Wetten?”

Mike murrte leise. „Um was geht es?”

„Hm … was fieses.”

„Was fieses?”

„Du musst mit Justin Bieber ein Album aufnehmen”, grinste Chester frech.

„BITTE?”, kreischte Mike, während alle lachend losbrüllten. Alle, bis auf Anna.

Grinsend sah Chester ihn an. „Angst?”

„Warte ... ein ... ganzes Album? Mindestens dreizehn Songs mit ... Justin - Milchbubi, der Null Respekt vor seinen Fans hat - BIEBER?”

Kichernd sah Chester ihn an. „Okay, das ist vielleicht zu hart. Einen Song.”

„Selbst das ist zu hart”, sagte Sam lachend und vergrub ihr Gesicht an Talindas Hals.

Auch die Freunde bekamen sich kaum noch ein.

„Das soll wohl ein Scherz sein. Hey, muss das sein?”, fragte Anna verärgert.

„Was geht dich das an?“ Chester sah Anna leicht arrogant an. „Wenn er zustimmt ist das sein Ding.”

„Mit Bieber?” Mike vergrub sein Gesicht in den Händen. Ihm war nach Lachen und Weinen. „Was sollen wir mit dem machen? der kann nicht mal singen. Der darf putzen!”

Chester biss in Mikes Ohr. „Oder du nimmst mit Jared was auf. Der ist noch schlimmer als Bieber.”

„Unser süßer Jared? Dieser verkackte Perfektionist?” Mike lachte ungewollt los.

„Ja. Du bringst ihm Rappen bei. Wir wissen beide, dass das eine Lebensaufgabe ist.”

„Wieso eigentlich immer ich? Du wirst verlieren!”

„Oh bitte. Ich würde dich auch vor laufender Kamera küssen.”

„Gar nicht. Im Krankenhaus hast du auch noch gesagt, dass du es niemandem sagen willst!”

„Okay. Was wäre mein Einsatz?”

Mike schaute ihn nachdenklich an. „Du kennst doch Lets Plays, oder?”

„Du meinst diese Videos, wo Leute spielen und sich dabei aufnehmen?”

„Genau. Du wirst Dread out spielen. Als Lets Play. Via Livecam. Jeden Sonntag drei Stunden. Abends, versteht sich, bis du mit dem Spiel durch bist.”

„Bist du blöde? Das ist mega Psycho! Da gibts Geister und son scheiß! Ich hab Videos gesehen! Außerdem kommt das Episodenweise! Wer weiß, wie viel da kommt?”

„Ist mir alles sowas von egal. Du verlierst doch nicht, oder?”

Chester presste die Lippen aufeinander. Mike wusste ganz genau, wie viel Angst Chester vor sowas hatte. Er konnte nicht mal Horrorfilme gucken. „Ich verliere niemals.”

„Gut, dann gehe ich jetzt mit Jared telefonieren. Ich muss ihn ja erstmal fragen.” Mike nahm sein Handy und verschwand in die Küche, wo er Jareds, Chesters zweitbesten Freund anrief.

„Hey my dear”, kam es durch das Telefon. „Hast du Sehnsucht nach mir, Mikey-Boy?”

„Aber sicher!” Mike lachte leise. „Hör mal, ich hab einen Anschlag auf dich vor, der hoffentlich nicht stattfindet.”

„Klingt ja toll. Was willst du?”

Ausführlich erzählte Mike, wie es zu der Wette kam. und was Chester machen musste, sollte er verlieren. „Naja und wenn ich verliere - und da kommst du ins Spiel - müssen wir eine Single aufnehmen, in der du mit mir rappst.”

Einen Moment war es still in der Leitung, bis Jared anfing zu lachen. „Du willst was?”

„Nicht ich, Chaz! Der will uns beide aufeinander hetzen!”

„Oh man … ihr habt mich immer ausgelacht, wenn ich rappen wollte.”

„Ja … und ich werde es wieder tun. Aber hey, wir stehen doch auf Herausforderungen, oder? Nur wir beide?”

„Ich hasse dich. Wehe du verlierst!”

Mike schwieg einen Moment, dann seufzte er. „Ich geb mir Mühe, aber ... fang schon mal an zu üben. Nimm einfach die Fort Minor-Songs.”

„Darf ich Bennington verkloppen?”

„Klar!” Mike grinste und ging langsam zurück. „Also geht es klar?”

„Klar. Lieb dich. Bye bye!”

„Ich dich auch.” Mike legte auf und hielt Chester die Hand hin. „Okay, die Wette gilt.”

„Hat noch jemand ein ungutes Gefühl dabei?”, fragte Brad leise und betrachtete das Paar, welches einschlug.

„Jap! Und wer bestimmt jetzt, was ihr machen müsst?”, wollte Rob wissen.

„Oh, das ist ganz einfach.” Tali grinste. „Bei jedem öffentlichen Auftritt, müssen sie flirten. Und wer als erstes abbricht, hat verloren.”

„Flirten ... mit Worten, Gesten ... Taten?”, fragte Dave.

„In der Reihenfolge, ja.”

Mike wurde ziemlich flau im Magen. Er musterte Chester, dann fiel sein Blick auf Anna, die extrem angesäuert auf die Gruppe blickte.

„Bleib entspannt, Ann. Noch ist nichts passiert.”

„Es existieren schon genug Bennoda-Bilder. Müsst ihr es noch provozieren?”

„Naja, Bennoda is real, oder nicht?”, fragte Mike leise.

„Fehlt nur noch, dass ihr bekannt gebt, dass ihr euch von uns getrennt habt.”

„Ach, das ist nicht öffentlich?”, fragte Tali und schaute Sam fragend an.

„Nein. Bis jetzt gab es keinen Grund.”

„Cool ich hab ne Affäre mit einer verheirateten Frau.”

„Ja, nur dass wir keine ehelichen Pflichten mehr praktizieren.”

„Besser ist das”, raunte Tali ihrer Freundin ins Ohr und biss zart hinein.

Anna schüttelte den Kopf, stand auf und nahm ihr Baby aus Brads Armen. „Ich geh jetzt lieber nach Hause.”

Mike seufzte leise und stand ebenfalls auf, folgte ihr hinaus in den Flur, wo er ihr das Kind aus dem Arm nahm. „Kein Grund jetzt zu gehen. Wir sind zusammen, Anna. Finde dich damit ab. Irgendwann trennen wir uns auch öffentlich.”

„Mag sein, aber solange möchte ich nicht, dass ihr vor den Kameras rummacht. Mike, wenn du willst, dass ich deine Ehefrau spiele, dann lässt du das sein. Chester provoziert es nur noch mehr!”

„Du musst gar nichts spielen. Das habe ich nie verlangt. Im Grunde gehts niemanden etwas an, ob wir uns getrennt haben oder nicht. Das Ganze hat doch nichts mit dir zu tun!”

„Meinst du nicht, dass sie nachfragen würden? Mike, wenn wir uns trennen, fragen sie warum. Was soll ich dann sagen? Ich werde deinen Freund ganz sicher nicht in Schutz nehmen.”

„Dann sagst du gar nichts. So einfach ist das. Kein Kommentar!”

„Kann ich nicht versprechen.” Sie zog sich ihre Jacke an und nahm Daniel. „Wir sehen uns morgen.”

„Anna! Das geht dich nichts an!”

„Falsch Mike! Ich bin deine Frau! Du hast mir vor Jahren ewige Treue geschworen! Sieh zu, dass ihr es nicht öffentlich macht. Und halte ihn zurück, sonst geh ich an die Presse, verstanden?”

„Hast du sie noch alle? Was soll der Scheiß jetzt? Ich habe mich von dir getrennt. Nur weil der Rest der Welt noch nichts davon weiß, was sie gelinde gesagt einen Dreck angeht, hast du kein Mitspracherecht an meiner Beziehung! Die Wette steht und wenn du Wert darauf legst, es öffentlich zu machen, dann mach ich das. Was Chaz und mich angeht, hältst du den Mund. Denn das geht dich verfickt nochmal nichts an!”

„Es geht mich solange etwas an, solange er mich so behandelt. Denk darüber nach.” Anna verließ das Haus mit ihrem Sohn und ging die Straße runter. Sie würde nicht zulassen, dass man sie als abservierte Ehefrau eines Schwulen sehen würde.

„DU BIST DOCH KEIN STÜCK BESSER!”, brüllte er ihr hinterher und knallte die Tür zu. „Scheiße! Du ... AHHHHHHH!” Wütend trampelte er die Treppe hinauf. Er konnte jetzt niemanden ertragen, keine mitleidigen Blicke oder tröstenden Worte.

„Ich glaube, das ist unser Stichwort”, sagte Dave und seufzte leise. „Chaz, wir sehen uns morgen.”

„Klar.”

Mike saß auf dem Bett. Er weinte nicht, er unterdrückte den nächsten Wutschrei. So angepisst war er ewig nicht gewesen.

„Hey Baby. Die anderen sind gerade weg. Magst du noch was trinken?”

Mike schüttelte den Kopf ohne aufzusehen.

Chester ging zu ihm und krabbelte hinter seinem Freund aufs Bett. Sanft massierte er schweigend dessen Schultern. Manchmal musste man nichts sagen. Er wusste auch so, dass er an der ganzen Situation nicht ganz unschuldig war.

Es dauerte lange, bis Mike etwas sagte. „Ich mach die Trennung offiziell. Ich sehe nicht zu, wie sie weiter mein Leben bestimmt.”

„Vielleicht ist es dann auch leichter für sie, loszulassen.” Chester umarmte ihn von hinten und küsste dessen Hals.

„Ja ... vielleicht. Aber ... die Gefahr, dass sie uns öffentlich macht, besteht jetzt.”

„Und du meinst ihr glaubt jemand? Sie ist die verlassene Ehefrau. Und wenn wir es wollen, hält Sam zu mir. Ich muss mich ein paar Mal mit ihr bei einer Veranstaltung sehen lassen und schon glaubt ihr niemand.”

Mike nickte nur und rieb sich die Augen. „Ich will ihr nicht wehtun. Aber sie zwingt mich ja praktisch dazu.”

„Irgendwann müssen wir es eh machen. Spätestens, wenn wir Kinder wollen. Ich denke nicht, dass man uns glaubt, dass wir als Freunde Kinder adoptieren.”

„Ehrlich Baby ... darüber denke ich gerade nicht nach. Ich ... wenn sie mich doch liebt, warum will sie dann auf Gedeih und Verderb Stress haben?”

„Weil sie mich hasst. Das ist der einzige Grund. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich komplett von ihr fernhalte.”

„Ändert doch nichts daran, dass sie Bennoda hasst. Weißt du ...” Mike lehnte sich in die geliebte Umarmung zurück, „so langsam liebe ich Bennoda.”

„Ja? Warum?”

„Weil wir etwas wunderbares aus der ganzen Sache machen. Bisher war es ... verspielter Quatsch, aber ... das sind wir. Mike und Chester. Wir sind Bennoda.”

„Weißt du, dass du sowas süßes noch nie gesagt hast?” Chester zog Mike ein Stück zurück und küsste ihn auf den Mund. „Ich liebe dich.”

„Ich dich auch. Und ... ich will, dass es irgendwann öffentlich ist. Nur ... naja, ich habe Angst, dass es uns entgleitet.”

„Ich doch auch, Honey.”

Eine Weile schauten sie sich an, dann lächelte Mike. „Die Wette steht, zurück können wir nicht.”


 

Live at Lettermann

 

Am nächsten Morgen saß Mike ganz entspannt beim Frühstück, aß sein Brötchen und las die Zeitung.

„Gehst du gleich noch zu ihr?”, fragte Chester und nippte an seinem Kaffee.

„Ich denk ja nicht dran. Mias Bett mach ich heute Abend, wenn sie zu Hause ist. Dafür muss ich nicht ins Haus.”

„Und die Wickelkommode?”

„Soll ich zu ihr? Wobei ... Danny kann nichts dafür.” Mike überlegte. „Ich brauche zehn Minuten hin ... repariere das Ding und komm wieder her. Dürfte nicht mehr als eine Stunde in Anspruch nehmen, oder?”

„Nein. Nicht wirklich. Ich arbeite mit den Jungs unten.”

„Bin gleich wieder da.” Mike küsste ihn verspielt. „Die letzte Nacht war unglaublich”, raunte er.

Grinsend biss er ihm in die Lippe. „Hau ab jetzt. Dave ist bestimmt gleich hier.”

„Du bist ja so romantisch.” Mike nahm, seine Schlüssel und die Jacke und schnappte sich den Werkzeugkoffer. Er hatte all sein Werkzeug mitgenommen, so dass Anna nichts mehr hatte.

Zurück blieb Chester, der sich auf den Weg ins Hauseigene Studio machte. Irgendwann musste er den Song ja fertig machen. Und er war froh, dass die anderen ihm halfen. Er hatte zwar Ideen, aber wenn es darum ging die Melodien aufzunehmen, war er hilflos.

Mike klingelte an der Tür seiner Exfrau, so nannte er sie jedenfalls, egal ob es so war oder nicht.

Anna kam mit Daniel auf den Armen zur Tür. „Hey.”

„Hi.” Mike küsste Danny auf den Kopf und trat an Anna vorbei. Er wollte die Reparatur machen und wieder verschwinden. Annas Anwesenheit ertrug er nicht.”

„Mike, es tut mir leid, was ich gestern gesagt habe.”

„Ja? Schön.” Er biss sich auf die Lippe und untersuchte den Schrank. „Und was heißt das jetzt?”

„Ich habe überreagiert. Man, Mike ich … ich liebe dich.”

„Ich weiß. Und das tut mir leid. Aber was heißt das jetzt? Du hast schließlich gestern gesagt, dass du uns an die Presse verpfeifst. Erinnerst du dich?”

„Ja. Wie gesagt, ich habe überreagiert. Er macht mich einfach nur so verdammt wütend.”

„Erkläre mir mal, was Chaz damit zu tun hat!”

„Er provoziert, wo er kann. Er weiß, wie sehr mich das stört und doch kommt er dir immer so nahe, wenn ich da bin. Du siehst seine Blicke nicht.”

„Ich sehe seine Blicke, Anna und ja, er ist mir immer nahe. Scheiße, finde dich endlich damit ab! Ich hab es satt, zwischen euch zu stehen. Und ganz nebenbei … du bist kein Stück besser. Du provozierst und stänkerst auch in einer Tour!”

„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.”

„Du musst dir keine Sorgen machen. Mir gehts gut!”

„Und wie lange? Mike, ich will dir nichts Schlechtes. Ich liebe dich. Aber du kennst Chester. Er ist nicht der Engel, den er vorgibt zu sein. Wie lange wird er bei dir bleiben? Wann wird er sich etwas Neues zum Spielen suchen? Und du weißt, dass er das bei Sam gemacht hat.” Anna sah ihn traurig an.

„Ich kenne Chester seit fast zwanzig Jahren. Länger, als dich. Glaube mir, ich kenne ihn. Und nein, er wird nicht mit mir spielen. Das würde er niemals tun. Du musst dich nicht Sorgen. Wir sind sehr glücklich, ob es dir nun gefällt, oder nicht. Und nochwas: Die Wette findet statt. Ich werde noch heute die Trennung offiziell machen. Falls dich jemand fragt, du kennst die Regeln: Keinen Kommentar! Ende.”

Anna senkte den Blick. Das Mike sich nun auch öffentlich trennen wollte, brach ihr fast das Herz. Sie ging mit Daniel in die Küche und sah ihn an. „Tut mir leid, Schatz.”

Wie erschlagen fühlte sich Mike und rieb sich die Augen. Schnell reparierte er den Tisch und stellte den Werkzeugkasten an die Haustür. In der Küche nahm er ihr Daniel ab. „Ich fahre wieder. Wir haben noch viel zu tun heute. Wegen Mias Bett komme ich am Abend vorbei, wenn sie da ist. Ich wollte ihr eh noch zwei Bücher wieder geben.” Kurz schmuste er mit Daniel.

„Ich sage ihr Bescheid. Dann ruft sie dich an.”

„Okay.” Ein letzter Kuss und Mike legte seinen Sohn in den Stubenwagen. „Süße Träume, Dannylein”, wisperte er.

Anna beobachtete die zwei. „Wann geht ihr wieder auf Tour?”

„Wir haben nächsten Monat drei TV-Auftritte, aber die Tour kommt erst nächstes Jahr. Wir arbeiten ja am Album.”

„Wie weit seid ihr denn?”

„Die Hälfte haben wir, denke ich.”

Nickend nahm Anna sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Mike hatte seinen Standpunkt klargemacht.

„Okay, also … wir sehen uns.” Er hob zum Abschied die Hand und nahm seinen Koffer. „Sag Mia, dass ich nachher da bin.”

„Natürlich. Bis dann.”

Als Mike im Auto saß, atmete er tief durch. Wie hatte es so aus dem Ruder laufen können? Das war doch beschissen. Frustriert über diese kühle Stimmung, die er hasste, auch wenn sie von ihm ausgegangen war, fuhr er nach Hause.

„Und? Glaubt ihr, wir können den Song so beenden?”, fragte Chester, sich auf dem Stuhl drehend und sah abwechselnd zwischen den Jungs hin und her. „Denn wenn ja, dann haben wir nur noch fünf Songs, bis das Album fertig ist!”

„Ich finde ihn gut”, sagte Rob, doch Dave wackelte mit der Nase.

„Mir fehlt was.”

„Ja aber deinen Hasi können wir nicht einbauen.”

„Haha ... Idiot. Nein, ich denke ... also, Mike fehlt.”

Chester seufzte und drehte sich noch eine Runde, bevor er stoppte. „Aber er ist nicht hier. Dann muss er nachher nochmal ran. Womit machen wir weiter?”

„Nein, du verstehst nicht. Am Ende, nach dem Gitarrensolo, wenn du nochmal richtig loslegst ... ich denke, es würde geiler klingen, wenn Mikes tiefe Stimme mit einsetzt. Vielleicht eine Tonlage unter dir.”

„Dann muss er trotzdem nachher nochmal ran. Er muss es ja erst einsingen.”

„Was denkst du denn darüber? Chaz, was hast du? Du wirkst ... niedergeschlagen.”

„Ich will endlich wieder loslegen. Mir gehts total auf den Sack, hier die ganze Zeit rumzusitzen.”

„Bühne, was?” Dave lächelte. Hast es ja bald geschafft.”

„Was hat er geschafft?”, fragte Mike und schloss die Studiotür.

„Hey! Das ging aber schnell!” Chester grinste und rollte mit dem Stuhl zu seinem Freund.

„Rein und raus ... irgendwie eine kühle Atmosphäre. Hört mal, also ... ich werde heute Nachmittag über Twitter meine Trennung von Anna bekannt geben. Nur ein Statement. Mehr nicht.”

„Bist du dir sicher?”, fragte Rob. „Sie könnte euch öffentlich machen.”

„Ja, ich bin sicher. Sie hat sich entschuldigt und meinte, sie hätte gestern überreagiert. Wir müssen es drauf ankommen lassen. Aber ich hoffe, ich bin ihr so wichtig, dass sie die Füße stillhält.”

„Na hoffen wir mal das Beste. Da kommen die Bennoda-Gerüchte wieder ganz schnell hoch.”

„Und? Das sind deren Träume. Wir wissen, wie es wirklich ist”, grinste Chester breit.

„Wissen wir auch. Die Fans haben Recht, ihr pimpert.” Joe zog Mike ran. „Los, hör dir das an.” Er wartete bis Mike neben ihm saß und gab das letzte Lied wieder, welches Chaz eingesungen hatte. Rohmaterial, aber ihnen gefiel es.

„Dave meint, dass du zum Schluss auch singen solltest”, sagte Chester leise.

Mike schaute seinem Freund in die Augen, lauschte seiner Stimme. Er kannte den Song, die Melodie. Als der letzte Refrain begann, setzte er mit ein, schloss die Augen und sang mit Chester zusammen.

„Besser. Viel besser. Sorry Chazy.” Rob grinste. „Das passt einfach zusammen.”

„Wir passen eben in jeder Hinsicht besser zusammen.” Mike stand auf und betrat den Aufnahmeraum. „Lass es uns versuchen”, sagte er und setzte die Kopfhörer auf.

Joe setzte sich hinter das Pult und legte Mike Chesters Stimme auf die Ohren. „Okay, fang einfach an”, sagte er und drückte den Aufnahmeknopf. Sofort leuchtete über der Tür ein Schild auf, dass sie nicht gestört werden durften.

 

Mike sprang auf und ab und grinste. Sie waren bei Letterman. Sie sollten mehrere Songs bieten. Ein paar Alte und einen Neuen. Die aktuelle Single. Heute war quasi Premiere. Dazwischen mehrere kleine Gespräche.

„Ich freu mich wie blöde auf das Gekreische”, sagte Dave grinsend.

„Mikes, Chesters oder das der Fans?”, fragte Brad und streckte sich einmal.

„Das der Fans. Das Gekreische der Jungs höre ich jeden Tag.”

„Kaum zu glauben, dass wir eine ganze Sendung haben. Das ist geil.”

„Jaah! Wir waren ja auch lang genug weg!”

„Dir ist klar, dass sie dich wegen Anna fragen werden?”, fragte Chester und richtete Mikes Hemd, was halb von der Schulter rutschte.

„Ja. Da muss ich wohl durch. Mit einem Kein Kommentar wird sich David nicht abspeisen lassen.”

„Armes Baby. Ich bin bei dir.” Chester grinste und biss ihm ins Ohr. „Ganz nahe.”

Mike musterte ihn prüfend. „Wie ... wie meinst du das?”

„Hast du unsere Wette vergessen?”

„Oh nein ...”, murmelte Mike. „Was hast du vor?”

„Weiß ich noch nicht. Entscheide ich spontan. Kuss?”

Mike grinste und küsste ihn kurz. Hier ging es, sie waren allein in ihrer Garderobe.

„Bist du bereit?”

„Jetzt hab ich Angst.” Grinsend, aber mit rasendem Herzen nickte Mike und sie verließen den Raum, liefen den Gang hinunter und nahmen ihre Instrumente entgegen.

„Na dann ... eine Runde Guilty all the same!”

Die Jungs grinsten sich an, wünschten sich viel Spaß und betraten dann das Studio, um ihre Show abzuliefern. Die Fans jubelten sofort auf.

Mike, der Chester vom Keyboard aus beobachtete, sah genau, wie sehr sein Freund aufblühte. Ein wunderbares Bild.

Grinsend sah dieser zu den Jungs, als sie fertig waren. Das war eindeutig zu kurz gewesen. „Wenn wir nach Hause kommen, machen wir das Album fertig!”, sagte er frech.

„Und wir machen irgendwo ein Konzert und wenns auf der Straße ist”, sagte Rob.

Geschlossen setzten sie sich auf das Sofa von David Letterman.

„Linkin Park ist zurück!”, rief dieser und die Fans kreischten enthusiastisch. „Wie geht es euch?”

„Gut! Jetzt auf jeden Fall viel besser. Das war echt mal wieder nötig”, grinste Chester und lehnte sich auf dem Sofa zurück.

„Ihr steht gerade im Studio. Wie läuft es? Was erwartet die Fans?”

„Ein ziemliches Durcheinander von Rock, Metal, Hiphop und Techno, würde ich sagen. Irgendwie tobt sich jeder von uns aus”, sagte Rob, was die anderen lachen ließ. Es war selten, dass der überhaupt etwas sagte.

„Austoben ... gutes Stichwort. Es hat wirklich jeder seinen Senf dazugegeben. Es ist das erste Album, auf dem von jedem ein Songtext drauf ist. Jeder hat seinen Song bekommen”, erklärte Mike. „Es war fantastisch.”

„Selbst Joe hat einen Song geschrieben. Und ich meine einen wirklichen, nicht dieses ganze Dubstep-Zeug.” Chester sah zu diesem. „Und er ist sogar ziemlich gut.”

„Danke.”

„Chester untertreibt. Er ist fantastisch. Und er singt ihn zum Teil auch selbst. Das war mir wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, seinen Song zu präsentieren.”

„Rob der Schlagzeuger singt?”, fragte David.

Der lachte leise. „Ich habs versucht. Aber im Endeffekt hat Mike mich in den Hintergrund gestellt. War auch besser so.”

„Er singt mit mir im Duett. Er ist noch dabei. Es war süß, als er da vor dem Mikro stand ... so ganz allein”, lachte Mike.

„Das ist aber auch kompliziert. Ständig brechen die ab und sagen, dass ich das nochmal machen soll. Ich wusste gar nicht, dass es so schwer ist. Mal bin ich zu nahe am Mikro, dann zu weit weg. Dann sing ich zu schnell. Arbeitet niemals mit dem da zusammen. Das dauert nur wegen Mike so lange.”

Der wackelte frech mit dem Kopf. „Muss alles stimmen.”

„Was die Fans jetzt bestimmt brennend interessiert: Wie lange werden wir jetzt noch warten müssen? Gibt es schon einen Termin?”, fragte Letterman in die Runde.

Dave nannte das Datum der Veröffentlichung. „Vorausgesetzt, Mr. Shinoda schafft es bis dahin.”

„Wird er. Er ist eben ein Perfektionist.” Chester tätschelte Mikes Arm.

„Dafür liebt ihr mich doch”, grinste der.

„Wir werden gleich einen neuen Song hören. Erzählt mir etwas über dieses Lied.”

„Der ist vor kurzem erst entstanden. Ich glaube, wir müssen da gar nicht viel zu sagen. Es war eine ziemlich emotionale Zeit und ich denke das haben wir auch in den Song verarbeitet”, sagte Chester und schnappte sich einen der Schokoriegel auf dem Tisch.

„Du meinst die Trennung von Mike und Anna? Mike, wie geht es dir?”

„Gut, die Arbeit lenkt mich ab. Wir sind nicht im Streit auseinander gegangen”, log Mike mit perfekter Mine. Im Moment war die Stimmung zwischen ihm und Anna alles andere als gut.

„Also seht ihr euch noch? Wie läuft das mit dem Baby? Glückwunsch übrigens.”

„Danke. Nun, sie stillt ja noch. Von daher sehe ich den Kleinen nur, wenn ich bei ihr bin. Aber sobald das vorbei ist, will ich ihn natürlich auch mal mit zu mir nehmen.”

„Hab ich recht, wenn ich annehme, dass du in dem riesen Haus wohnst, was angeblich euer Studio ist?”

Mike lachte. „Das ist nicht angeblich unser Studio. Es ist unser Studio. Alle Jungs haben da Zimmer. Manchmal arbeiten wir bis in die Nacht hinein. Dann fallen wir nur noch ins Bett. Keiner sollte dann mehr fahren.”

„Das beantwortet nicht meine Frage”, grinste David.

„Doch. Alle haben dort ein Zimmer. Gut, meins ist etwas größer, aber alle haben da ein Zimmer.”

„Größer? Du hast ein ganzes Stockwerk! Aber irgendwo müssen die ganzen Sonnenbrillen und Kappen ja hin”, sagte Joe, während Chester sich zurück lehnte und seine Hand ungesehen an Mikes Rücken legte.

„Besser als die eine Million Schuhe von Chester, die Sam alle aus dem Haus geworfen hat.”

„Kriselt es bei euch etwa auch? Macht ihr irgendwie alles zusammen?”

„Ach was. Bei Sam und mir ist alles gut. Ich wollte meine Schuhe nur an die Wand hängen und das fand sie weniger toll. Sie hat sie alle wieder runter genommen und im Garten verteilt.”

Rob und Dave lachten, weil es Tatsache so gewesen war. Keine Lüge.

„Nun stehen sie in beleuchteten Regalen und Chester steht täglich mit Herzchenaugen davor.”

„Stimmt gar nicht. Ich finds nur toll, wie die jetzt aussehen.”

„Du siehst, wir machen also nicht alles zusammen.” Mike grinste und genoss das süße, leichte Streicheln an seinem Rücken.

„Wir schlafen manchmal zusammen”, sagte Chester grinsend.

„In einem Bett”, hielt Mike ungerührt mit.

„In deinem Bett”, sagte Chester und sah Mike grinsend an.

„Meistens in meinem Bett. Es ist etwas breiter. Er klaut Decken.”

„Und du kommst immer kuscheln.”

Die Jungs mussten sich das Lachen verkneifen. Lettermans Blick war einfach Gold wert.

„Ja, wenn du meine Decke hast? Irgendwo muss ich mich ja wärmen.” Mike lachte leise.

„Arme Mikey-Mouse.” Chester umarmte ihn einfach und lachte.

Frech die Umarmung erwidert knurrte Mike ihm ins Ohr. „Vergiss es, ich werde nicht verlieren. Du wirst zocken!”

„Du bist süß, wenn du glaubst, dass du gewinnst.”

„Abwarten, ich halte mit!”

„Okay. Nun wissen wir zumindest, warum ihr euch getrennt habt. Geht ihr nach dem Album sofort wieder auf Tour?”

„Ja, auf jeden Fall. Nicht sofort, weil auch eine Tour vorbereitet werden muss, aber es sind einige Konzerte in Europa, Australien und Japan geplant. Und natürlich Südamerika. Aber genaueres wissen wir noch nicht”, erklärte Mike.

Sie redeten fast eine halbe Stunde über alles Mögliche, performten den neuen Song und gaben noch Autogramme. Für Chester war es immer wieder schön zu sehen, wie sehr sich die Fans freuten und was für tolle Geschenke einige bei hatten.


 

Die Nutella-Affäre

 

Als sie am Abend im Tourbus saßen, schaute Mike seinen Freund grinsend an. „Du warst süß.”

„War ich? Wann?”

„Bezüglich der Wette.”

„War dir das zu harmlos?”

„Ich weiß nicht. Es war mehr ein üblicher Bennoda-Gag, oder?”

„Hm. Okay, beim nächsten Mal bekommst du mehr”, grinste Chester und küsste ihn kurz.

Mike griff nach Chesters Shirt und zog ihn an sich. „Wo du ja so mutig bist, nicht wahr?” Mike machte ein Selfie, während die sich so nah waren. Dann grinste er. „Posten oder nicht posten?”, sinnierte er.  

Chester sah auf das Bild und hob die Augenbrauen. „Das kann ich nur überbieten, wenn ich an dir rumlecke.”

Mike funkelte ihn an. „Das machst du nicht!”

„Normalerweise nicht, nein.” Er grinste und leckte an Mikes Hals. „Aber das ist toll.”

Mike ersparte es sich, ein Bild davon zu machen und grinste. „Ja, das ist toll. Aber das ist ein intimer Moment. Unser Moment.”

„Genauso wie das da.” Er deutete auf das Foto. „Das darfst du gern als Hintergrundbild machen. Alles andere traust du dich eh nicht”, sagte er, gab Mike einen schnellen Kuss und ging nach vorn zu den anderen. „Hey.”

Mike sah ihm nach. „Klar trau ich mich das”, murmelte er und öffnete Twitter. War keine einfache Entscheidung. Es dauerte lange, bis er das Foto hochladen konnte. Text. Himmel, was sollte er dazu schreiben? >>Schau mir in die Augen, Chazy xD Wir sind echt durch. Album kommt bald. Aber bis dahin heißt es sich einfach durchbeißen. Vielleicht in @ChesterBe’s Nase? ^^<< Mike zögerte, kaute auf seiner Lippe und beobachtete Chester einen Moment.

Der alberte mit Dave rum und gab dem einen Klaps auf den Hintern. „Idiot!”

„Warum?”, fragte er, als Chesters Handy piepte.

„Weil du einer bist. Du ärgerst mich ständig.” Chester grinste und nahm sein Handy vom Tisch.

„Ich tu dir gar nichts, du Mädchen!”, lachte Dave.

„Wird Zeit das Hasi wieder kommt. Du merkst gar nichts mehr.” Chester sah auf den Post und hob die Augenbrauen. >>Wenn du mir in die Nase beißt, beiss ich dir in den Hintern!!! @mikeshinoda <<

Der lachte im hinteren Teil des Busses laut auf. >>@ChesterBe Aber deine Nase ist süßer, als mein Hintern!<<

>>@mikeshinoda würde ich nicht so sehen. Ich schmier einfach Nutella drauf :P<<

Lachend schüttelte Mike den Kopf. „Jetzt gehts ja los!”

Automatisch griffen alle zu ihren Handys.

„Boah, battelt ihr jetzt auf Twitter?”, fragte Brad lachend.

„Das ist kein Battle. Das sind meine Träume!”

„Nutella auf dem Arsch? Ihhh! Der ist doch behaart!”

„Gar nicht. Mikey hat kaum Haare.”

„Die hat Chaz alle schon abgeleckt”, sagte Dave trocken.

„Jap. Im Tourbus, als ihr alle geschlafen habt.” >>Nun stellt sich @mikeshinoda vor, wie ich ihm den Hintern mit Schoki vollschmiere <3 <<

„Boah, Bennington!”, kam es von hinten.

Dave ging noch einen Schritt weiter, teilte Chesters letzten Beitrag und schrieb darüber: >>Nicht nur Mike oO<<

Lachend legte Chester das Handy beiseite. „Nun haben wir für Gesprächsstoff gesorgt.”

„Jaah …” Mike lag lachend auf dem Sofa.

Das verging ihm aber am Morgen, als Anna vor der Tür stand. „Noch Schoki da?”, fragte sie wütend.

Chester lief an der Tür vorbei. „Nein. Ich hatte gestern Abend Hunger.”

Anna stellte die Kinderwagen mit dem schlafenden Kind ab und funkelte Chester an. „Ihr macht euch vor der ganzen Welt lächerlich! Denkst du auch mal zur Abwechslung an Mia? Was muss sie sich anhören in der Schule! Du bist ihr Vater, Mike Shinoda!”

„Reg dich ab. Die sind das von uns gewohnt.” Chester sah in den Kinderwagen und lächelte. „Er sieht dir echt immer ähnlicher”, sagte er zu Mike.

„Nimm deine Nase da raus, Chester!”, knurrte Anna. „Und nein, solche Scheiße sind sie nicht von euch gewohnt. Du bist echt unglaublich, du spielst mit deinen Kindern! Die müssen euren Kindergarten ausbaden. Da schaue ich nicht bei zu!”, fauchte Anna.

„Dann guck weg und lösch uns aus deiner Aboliste. Hast du nichts Besseres zu tun als uns zu stalken?”

„Ich habe meinen Mann in der Liste, du Penner!”

„Ex-Mann. Zumindest bald.” Chester nahm sein Handy. >>Habt ihr Probleme in der Schule wegen uns?<< schrieb er an Mia und Draven.

Draven schaute auf sein Handy. Dann sah er zu Mia und grinste. „Müssten wir nicht in der Schule sein, um Probleme zu haben?” Beide hatten blau gemacht. >>Bisher nicht, warum? Hast du was angestellt?<<

„Scheißegal, ob Ex oder nicht Ex! Ihr hört auf damit!”

Mike hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Wann hast du eigentlich deinen Humor verloren, Anna?”

„Das hat doch nichts mit Humor zu tun!”

Chester verdrehte die Augen. „Gott, lass dich mal wieder ordentlich durchbürsten. Du bist viel zu angespannt.”

„Chaz!” Mike schüttelte den Kopf. Ungewollt grinste er.

„Ach, das findest du lustig, ja? ICH KANN DARÜBER GAR NICHT LACHEN!”

„Hör auf hier rumzubrüllen, Anna! Ja, er findet es lustig, und weiß du warum? Weil er jede Nacht Sex hat.” Er sah zu seinem Freund. „Geh mit Daniel ins Wohnzimmer.”

„Wieso? Wollt ihr euch kloppen?”

„Ich schlage keine Frauen. Aber es muss ja nicht ganz L.A hören wie die Verrückte hier ausflippt.”

„Und das ändert sich, wenn ich gehe? Na schön.” Mike nahm sein Baby. „Na Scheißerchen?”

„Was soll das? Mike, bleibst du wohl hier? Du lässt mich nicht mit diesem ... diesem ... Typen allein!”

Chester lehnte sich an den Türrahmen und sah Anna an. „Du wirst uns nicht vorschreiben, was wir wo schreiben. Find dich endlich damit ab. Ihr seid getrennt.”

„Das weiß ich wohl. Ich habe tausende von Tweets bekommen, nachdem Mike es öffentlich gemacht hat”, knurrte sie. „Aber hier gehts nicht um mich! Hier gehts um eure Kinder! Ihr benehmt euch wie Kleinkinder! Denkt einmal nicht an euch selbst!”

„Den Kindern geht es gut. Ich habe sie gefragt.”

„Ja, noch! Ich sag dir mal was, Bennington: Wenn du meinst, mir meinen Mann wegnehmen zu müssen, ist das eine Sache. Geht es um meine Kinder ist es eine andere. Da verstehe ich meinen Spaß. Und wenn sie sich in der Schule anhören müssen, dass ihr Vater sich scheiß Schokoladen vom Arsch lecken lässt, dann hört der Spaß auf!”, fauchte sie zornig.

„Ach und was willst du jetzt tun? Hm? Sags mir Anna.”

„Das ist ganz einfach: Hört auf mit dem Scheiß, oder er hat seine Kinder zum letzten Mal gesehen!”, sagte sie langsam.

Chester sah sie wütend an. „Du Miststück. Ohne ihn hättest du nicht mal ein Dach über dem Kopf und du willst ihm die Kinder nehmen? Sobald sie alt genug sind verlassen sie dich eh. Wie anscheinend jeder.”

„Ich war auch arbeiten, du Arschloch! Meinst du echt, nur Mikes Kohle steckt in dem Haus? Es läuft auf unser beider Namen!”

„Das ist auch der einzige Grund, warum du da noch lebst. Du kannst uns nicht erpressen.” Er sah sie abschätzig an. Dass sie wirklich mit dem Sorgerecht kam, war die Höhe und am liebsten hätte er sie geschüttelt, bis sie umfiel.

„Ach ja? Willst du es drauf ankommen lassen, Chester? Ich kann Mia sicher nichts mehr vorschreiben. Aber du solltest vorsichtig sein. Daniels Aufenthaltsbestimmungsrecht liegt bei mir!”

Schnaufend sah Chester sie an. „Damit kommst du nicht durch. Pass auf was du von dir gibst, Kleines. Du bist gerade auf meinem Grundstück.”

„Versuchst du, mich einzuschüchtern? Das Grundstück gehört nicht dir allein. Mike, du Feigling! Komm gefälligst her!”

Chester knurrte. „Süße, solltest du ihm jemals den Kleinen wegnehmen, werde ich nicht mehr so nett sein. Ich tu Frauen normalerweise nichts, aber bei dir mache ich gern eine Ausnahme, Miststück.”

„Hör auf mir zu drohen, Bennington! Und lass den Scheiß, von wegen Süße. Ich hab dich sowas von satt!” Anna stieß ihn beiseite und stampfte ins Wohnzimmer, wo sie dem verdutzten Mike das Kind abnahm. „Denk an meine Worte. Machst du dich lächerlich, machst du das auch bei deinen Kindern. Zeige endlich Verantwortung! Sonst siehst du zumindest Daniel zum letzten Mal!”, fauchte sie und verließ Türen knallend das Haus.

Zurück blieb Mike, völlig geschockt.

Chester knurrte. „Was bildet die sich ein? Ohne dich wär sie nicht mehr in diesem Haus. Das kann sie sich allein gar nicht leisten. Außerdem, vielleicht solltest du zum Gericht gehen. Diese arrogante Kuh kann so nicht mit dir reden!”

Mike war sprachlos. Für den sensiblen Musiker war das schon wieder zu viel. Mit Tränen in den Augen starrte er zur Tür. „Danny ...”, flüsterte er.

„Sie wird ihn dir nicht wegnehmen. Dafür sorge ich schon.”

Langsam den Kopf hängen lassend seufzte Mike. „Wie soll ich denn glücklich werden, wenn sie immer wieder dazwischen haut? Chaz, kannst du Mia und Draven holen?”

„Holen? Oh du meinst von der Schule?”

„Ja, hierher. Ich will mit ihnen reden.”

„Alles klar.” Chester seufzte und gab Mike einen Kuss. „Hör auf so traurig zu gucken. Sie nimmt ihn dir nicht weg. Ich verhau ihr den Hintern, dann lässt sie es.”

Doch selbst Chazys Sprüche halfen Mike im Moment nicht weiter. Er saß einfach nur frustriert und weinend auf dem Sofa und wartete.

>>Wo verdammt seid ihr?<< schrieb Chester seinem Sohn, als er eine halbe Stunde vor dem Schultor stand und alle Schüler draußen waren. Er hatte gerade keine Nerven noch länger zu warten. Zu wissen, dass Mike traurig wegen seiner Ex war, machte ihn wütend.

>>Ähm ... hatten früher Schluss. Warum?”

>>Weil ich vor eurer beschissenen Schule stehe! Kannst du mir das bitte mal früher sagen? Kommt zu uns. Mike will euch sehen!<<

>>Okay.<< Draven legte das Handy weg. „Wir sollen zu Dad und Mike. Dein Vater will uns sehen”, sagte er zu Mia.

„Meinst du es ist wieder wegen Mum und ihren komischen Twitternachrichten?”

„Vermutlich. Dad hat ja vorhin gefragt, ob wir Stress haben.”

„Na, dann lass uns mal hin.” Mia stand auf und gab ihm einen Kuss.

Wenig später hielten sie mit den Rädern vor dem Haus wo Draven aufschloss. „Dad? Mike?”

„Wohnzimmer!”, kam es von Chester, der neben Mike saß. Er hatte keine Ahnung, was er mit diesem machen sollte. Alles was er sagte, schien es nur schlimmer zu machen.

Die Kinder kamen herein. Das Bild welches sich ihnen bot, muss erschreckend sein, denn Mia setzte sich sofort neben ihren Vater.

„Mia ... ich will euch nicht verlieren”, sagte Mike leise.

„Das wirst du doch nicht. Was soll denn das? Nur weil ihr gestern anscheinend etwas … naja… Spaß hattet?”

„Sie sagt, dass sie mir die Kinder wegnimmt, wenn wir damit nicht aufhören. Dass ich euch ... wir euch damit schaden.”

„Das ist totaler Schwachsinn. Es interessiert sich niemand für euch”, sagte Mia.

„Sag ich doch. Dieses kleine Miststück übertreibt.”

„Chaz? Halt den Mund. Du machst es nicht besser. Dad, sieh mich mal an.”

Mike hob traurig den Kopf.

„Ihr schadet uns nicht. Die einzige der ihr schadet, ist Mum. Sie ist total frustriert. Aber du wirst uns nicht verlieren. Weder mich noch Danny. Ich bin seine große Schwester. Meinst du nicht, dass ich ihn zu dir bringen würde, wenn ich meine, dass Mum wieder durchdreht?”

„Sie stillt doch. Ohne sie geht es doch gar nicht. Ich ... sie hat ihn mir vorhin praktisch aus den Armen gerissen!”

„Oh bitte. Es gibt auch sowas wie Babymilch. Babys müssen nicht unbedingt gestillt werden. Sieh mal … sie ist komplett fertig momentan. Sie übertreibt sofort. Sie beruhigt sich schon wieder. Und eigentlich ist es ja nicht mal wegen dir.”

„Stillen ist schon besser.” Mike runzelte die Stirn. „Das Thema ist seltsam. Ähm ... nicht wegen mir? Es ist wegen Chaz, oder?”

„Ja. Egal was Chester macht, sie sieht es als störend. Sie ist nur sauer auf ihn.”

„Sauer ist nicht so ganz das rechte Wort”, nuschelte Draven.

„Wie meinst du das?”

Draven seufzte, als er Mikes Frage hörte. Hätte er nur die Klappe gehalten.

„Naja, ich denke, würde ich in diesem Haus einen Satansaltar entdecken, auf dem Dads Bild klebt, welches mit Blut durchkreuzt ist, würde es mich nicht wundern.”

Chester hob die Augenbrauen. „Hast du mal im Keller nachgesehen oder in der Garage? Ich wusste, dass sie eine Hexe ist.”

„Gute Idee”, sagte Draven nachdenklich, zuckte aber zusammen, als er den Ellenbogen seiner Freundin in den Rippen hatte. „Aua!”

„Hör auf sowas zu sagen! Mum ist wütend auf Chester, aber sie würde niemals so einen kranken Scheiß abziehen!”

„Kann man nie wissen”, murmelte Chester ganz leise.

Draven unterdrückte ein Grinsen. Er saß zu dicht an Mias Ellenbogen.

„Okay, also ... sollten wir jemals was tun, was euch peinlich ist, dann sagt es uns bitte, okay?”

„Ihr könnt uns niemals peinlich sein. Es sei denn, ihr holt uns in Teddybär-Kostümen von der Schule ab.”

Draven schlug seinem Vater auf den Arm, als der Mia strahlend anschaute.

„Ich hab mein blaues Glücksbärchikostüm noch”, sagte Mike lächelnd.

„Und das Äffchenkostüm ist auch noch da.” Chester lachte leise.

„Idioten. Dad, du weißt was ich meine. Du bist mein Vater. Ich liebe dich, egal was du machst.”

„Dann hoffe ich, dass ich dich niemals enttäusche. Du bist meine Prinzessin. Sags mir, wenn ich mal zu weit gehe, okay?”

„Mach ich. Und jetzt hör auf so traurig zu gucken.” Mia umarmte ihren Vater.

„Sie hat mir mein Baby weggenommen, die blöde Kuh”, sagte er leise in Mias Haar.

„Wenn du willst, hol ich ihn her. Für eine Stunde oder so.”

„Das kannst du? Ehrlich, ich will nicht, dass du dich auch noch mit ihr zankst.”

„Wann streiten wir mal nicht?” Mia grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Okay ich hol ihn. Drave? Komm mit.”

„Ich bin die Verstärkung.” Draven grinste und folgte ihr. Als die Tür ins Haus fiel, seufzte Mike. „Sie ist ne Hexe!”

„Wir schicken die Jungs von Supernatural zu ihr.” Chester kuschelte sich an ihn.

„Jaaaah ... sie ballern dann mit Biosalz!”

„Steinsalz.” Chester seufzte und sah Mike an. „Laden wir die Jungs ein und machen einen Filmabend?”

„Ja, warum nicht. Ich bring heute eh nichts mehr auf die Reihe.”

„Okay. Rufst du an? Ich geh eben duschen.”

Mike verzichtete aufs anrufen und schickte eine Nachricht Via Gruppenchat.

Bei Twitter schrieb er frech: >>Ich brauche mehr Nutella!<< Nicht mehr und nicht weniger. Sollte Anna sich doch aufregen.

Von Meerbabys und letzten Einhörnern

 

Am Abend, als er heimlicherweise eine Stunde mit Daniel gekuschelt hatte, holte Mike Bier und Knabberzeug aus der Küche. Joe, der gerade eingetroffen war, hatte Pizza für alle dabei, die er nun auf dem Tisch ausbreitete.

„Brad wollte noch Sushi mitbringen und Dave irgendwas Indisches. Wir werden heute also ins Fresskoma fallen.”

„Aber ins internationale Fresskoma.”

„Wo ist Chazy?”

„Er wollte noch Getränke holen. Er ist schon ewig weg. Hoffentlich ist alles okay.”

„Den wird schon keiner geklaut haben.” Joe grinste. „Den würden die sofort wieder aussetzen, so wie der nervt.”

Mike hielt inne und schaute Joe an. Ein „Hey!” lag ihm schon auf den Lippen, doch dann nickte er. „Hast recht!”

„Sag ich doch.”

Eine halbe Stunde später saßen sie alle beim Essen, nur Chester fehlte. „Hm, muss man sich langsam Sorgen machen?”

„Wie lange ist er jetzt unterwegs?”, fragte Dave und knabberte an drei Salzstangen.

„Zwei Stunden. Und er geht nicht ans Handy.” Mike sah immer wieder nervös zur Tür.

„Und er wollte nur Getränke holen? Vielleicht kann er sich ja nicht entscheiden.”

„Seit zwei Stunden? Der Laden muss riesig sein.”

„Er konnte sich mal eine Stunde nicht zwischen drei Stück Kuchen entscheiden. Du kennst doch.” Dave brach ab, als er draußen eine Autotür knallen hörte. „Siehst du. Da ist er schon.”

Mike schaute auf. „Mann, Baby ... wie lange braucht man, um Cola zu holen?”, fragte er, als die Tür aufging.

„Da war ein riesen Stau. Aber nun ist die Cola da.” Chester grinste breit und stellte den Kasten auf den Boden. „Ich hab noch Bier im Kofferraum.”

„Na dann schnell. Wir warten nur auf dich”, sagte Rob.

„Ihr könntet mir ja auch helfen. Ich hab gerade eine halbe Weltreise gemacht für euer Wohl! Habt ihr eine Ahnung, was man alles erlebt, wenn man Getränke kaufen geht?”

Die Jungs schauten sich an.

„Haben dich die Fans erkannt?”, fragte Dave und stand auf, um Chester zu helfen.

„Ach was. Und wenn, dann spricht mich niemand an.” Chester reichte ihm zwei Sixpacks. „Ich hab was total Verrücktes erlebt. Das glaubst du mir nie!”

„Na los, erzähl. Sonst platzt du noch.” Sie waren im Wohnzimmer zurück und Dave ließ sich aufs Sofa fallen.

„Ich bin einen Umweg gefahren und bin am Wasser vorbei! Und da war dieser riesen Wal! Das war echt episch!” Chester blieb stehen und zappelte etwas rum. „Habt ihr schon mal einen Wal gesehen? Also so in echt? Naja, ich bin dahin und dann war ich plötzlich im Wasser!”

„Heißt er ist gestolpert und ins Wasser gefallen”, sagte Joe grinsend.

Mike runzelte die Stirn. „In welchem Gewässer hier, zum Teufel, leben Wale?”

„Ich bin nicht reingefallen! Der Wal hat mich angeguckt und dann wars ein Mädchen und sie hat mich mitgenommen. Und dann habe ich Arielle kennen gelernt und Sebastian. Ihr wisst schon. Unter dem Meer. Das war sau cool!”

Dazu wussten die Jungs nichts mehr zu sagen. Ratlos schauten sie ihn an.

„Was?”, fragte Joe dann verwirrt.

„Und Fabian war auch da. Jungs? Ist … ihr habt da aber kein Sushi oder?” Chester deutete auf die Verpackungen und es sah einen Moment so aus, als würde er anfangen zu weinen.

„Doch ... willst du?”, fragte Brad und hielt ihm die offene Packung hin.

„NEIN! Ihr könnt doch kein Sushi essen! Was ist, wenn das Fabian ist? Oder eines der Meerbabys?” Chester nahm die Packungen zu sich und starrte da rauf. „Oh nein …”

„Meerbabys?” Mike hob die Augenbrauen. „Chaz, bist du high?” Er stand auf. „Hey, sieh mich an!”

Chester knurrte leise. „Ihr habt meine Meerbabys gegessen! Ich hätte sie niemals allein lassen dürfen!!”

„Sieh mich an!”, knurrte Mike und drückte dessen Kopf hoch. „Chaz, hast du gekifft?”

Sich auf die Lippe beißend, starrte Dave ihn an. „Ich schwöre bei Gott, dass Chazy niemals süßer war, als jetzt! Chazy und die Meerbabys!”

Der sah Mike mit großen Augen an. „Mikey, das sind meine Babys …”, sagte er traurig.

„Meerbabys? Deine? Chazy, warum kiffst du denn?”

Nun platzten alle Jungs los. Dave hatte sich nicht halten können, und hatte alle mitgerissen. Feiernd lagen sie auf dem Sofa.

„Ich kiffe doch gar nicht. Da war ein Kumpel von mir. Von früher. Der ist voll alt geworden und dann hat er mir eine Zigarette angeboten.” Chester runzelte die Stirn. „Die war ziemlich dünn und eigentlich hat er nur gefragt, ob ich auch will … aber ich hab wirklich Meerbabys! Mit Arielle!”

„Der Tussi aus dem Disneyfilm? Hoffentlich fordert sie keine Alimente”, sagte Brad leise.

Mike seufzte. „Baby, da sind bestimmt keine Meerbabys drin.”

„Ganz sicher?”

„Ja ... ihnen gehts gut.” Mike lachte leise. „Scheiße, bist du süß. Und Arielle ist bekloppt, sie hat dich gehen lassen.”

„Nein. Ich bin abgehauen. Ich musste doch eure Cola bringen!”

„Und daran hast du gut getan. Röllchen?”, fragte Brad und hielt ihm die andere Sushischachtel hin.

„NEIN! Ich esse keinen Fabian!” Chester sah Brad böse an.

„Er ist lecker!”

„Schäfchen, lass es”, lachte Mike. „Chaz, da sind keine Meerbabys und auch kein Fabian drin. Versprochen.”

Chester bewarf Brad mit Salzstangen und kuschelte sich auf das andere Sofa. „Ich vermisse meine Babys.”

„Wie sahen sie aus?”, fragte Mike mit ernster Miene. Er verliebte sich gerade Hals über Kopf noch einmal in Chester. Auch wenn er ihm eine zimmern sollte, wegen der Drogen.

„Sie waren voll hübsch. Wie Babys nur mit schimmernden Flossen und Blumen im Haar. Und eins hatte sogar meine Flammen!”

Mike schaute ihn lächelnd an. „Und du durftest keins mitnehmen?”

„Nein die können doch gar nicht an Land leben.”

„Ich mach sie in ein Aquarium.”

„Das würdest du für mich tun?” Chester sah seinen Freund lächelnd an. „Mein Baby!”

Lachend versteckte Joe sich an Daves Schulter. „Oh mein Gott! Ich weiß, dass wir ihm morgen eine Standpauke halten, aber er ist so niedlich! Ich will das aufnehmen!”

„Periscope? Chaz würde uns erschlagen. Aber ich will ein Song über Meerbabys!”, sagte Rob. „Miiiike, macht ihr ein Meerbabylied?”

„Nein. Ich will meine Babys hier haben!”, jammerte Chester und legte den Kopf auf Mikes Beine.

„Ich ... lass mir was einfallen”, sagte Mike unterdrückt lachend. „Ähm ... der Film hat sich erledigt, oder wollen wir Arielle schauen?”, fragte er dann.

„Au ja!” Sofort sprang Chester wieder auf und rannte die Treppe hoch.

„Ähm …” Rob kratzte sich am Nacken. „Echt jetzt?”

„Das war ein Scherz”, sagte Mike verwirrt.

„Wieso rennt er hoch? Macht er sich jetzt für sein Mädel schick?”

„Hab die DVD!” rief Chester von oben und trampelte die Treppe wieder runter.

Mike wollte ihm gerade sagen, dass er sie oben lassen soll, als es laut polterte. „CHAZ!” Er sprang auf und stürmte, so wie der Rest zur Treppe.

„Auuuuuuuuu!” Wimmernd lag dieser am Boden und presste seine Hände an die Stirn, welche er sich an der Wand gestoßen hatte. Und das nicht gerade wenig. Ihm traten sogar Tränen in die Augen.

„Baby, hast du dir was getan? Chaz, nimm mal die Hand weg.”

„Das tut so weh! Ich blute bestimmt!”, wimmerte dieser und richtete sich langsam auf.

„Nein, tust du nicht. Rob, holst du Eis? Mein kleiner Meerbabypapa spielt jetzt das letzte Einhorn.” Mike seufzte und setzte sich neben ihn. „Sonst alles heil?”

„Weiß nicht … Mike, ich will mein Horn nicht verlieren!”

„Er ist eindeutig high”, nuschelte Joe lachend.

„Bis in die Haarspitzen”, stimmte Dave zu.

„Du willst was? Dein Horn nicht verlieren? Jungs, ich kann ihm nicht mehr folgen. Sind wir jetzt im nächsten Film?”, fragte Mike verzweifelt lachend.

„Du hast mit dem Einhorn angefangen. Ich kenn sowas nicht. Ich weiß nur, dass Kiffer sich über Linien amüsieren.”

Chester schniefte leise und lehnte sich an Mike. „Ich will nicht das letzte Einhorn sein. Dann bin ich ganz einsam.”

„Du hast echt ein Ding weg, Baby. Los, press das Eis darauf”, sagte er und nahm Rob den Eisbeutel ab.

„Bekommst du auch ein Horn?”

„Gerade nicht.”

„Aber … dann bin ich ganz einsam”, sagte Chester traurig.

„Schatz, komm von deinem Trip runter, sonst entzieht dir Arielle das Sorgerecht!”, sagte Mike ganz ernst, auch wenn ihm gerade diese Ernsthaftigkeit so verdammt schwer fiel.

„Mike, bring ihn nicht zum Weinen! Kommt, lasst uns einen Film gucken.”

„Aber nicht den Kinderfilm, oder? Der seufzt die ganze Zeit und sitzt da mit nem Ständer. Dann ist er ein Zweihorn!”, sagte Brad.

„Das ist eklig … Thriller?”, fragte Joe.

„Ja, bitte! Bringt ihn vielleicht von seinem Trip runter.”

Zusammen gingen sie wieder ins Wohnzimmer wo Joe einen Horrorfilm raussuchte. Einen der richtig ekligen Sorte.

„Ey, ich hab Hunger! Ich wollte noch was essen!”, sagte Brad. „Chaz ... ein Röllchen?”

„Ne und du solltest die auch nicht essen. Du hast schon genug Röllchen!”

„Autsch! Also, der war unnötig!” Brad zwickte ihn fest in den Nacken.

„Aua!”

„Ruhe jetzt!” Joe schaltete noch schnell das Licht aus und schnappte sich noch ein Stück Pizza.

Mike zog Chaz fest an sich, nahm sich ein Stück Pizza. „Alles okay? Gehts dir gut?”, fragte er leise.

„Mein Kopf tut weh, Mikey.”

„Das glaub ich dir gern. Was machst du nur, hm?”

Chester kuschelte sich an seinen Freund. Die Hochstimmung war weg. Dafür suchte er nun die Nähe. „Ich lieb dich ganz doll.”

„Ich dich auch. Morgen gibts den Arsch voll. Von uns allen, das ist dir hoffentlich klar, oder?”

Chester war bereits eingeschlafen. Horrorfilme konnte er sich nicht ansehen und der Trip hatte ihn echt geschafft. So schauten die Jungs noch den Film, bevor sie nach und nach ins Bett gingen.

Am Morgen lag Mike in sein Kissen gelehnt, in den Händen eine Tasse Kaffee und sein Tablet, als Chaz sich langsam rührte. „Na ...”, sagte er leise.

Chester murrte leise und vergrub sein Gesicht unter der Decke. Warum war es nur so verdammt hell in dem Schlafzimmer?

„Was macht das Köpfchen?”, fragte sein Freund, ohne vom Tablett aufzuschauen.

Ohne zu antworten robbte Chester näher an Mike und legte den Kopf auf dessen Beine. Er konnte sich nicht mal erinnern, dass er gestern nach Hause gekommen war. „Wie viel hab ich getrunken?”, nuschelte er leise.

„Wenn es das nur gewesen wäre.”

Seufzend kuschelte sich der Sänger an seinen Freund und zog die Decke weiter über sich. Im Dunkeln war es etwas erträglicher, auch wenn sein Kopf sich anfühlte, als hätte ihm jemand die nagelneue Pfanne über den Kopf gezogen.

Einen Moment schwieg Mike, arbeitete weiter, dann rieb er sich das Gesicht. „An was kannst du dich erinnern?”

„Hab Getränke gekauft … glaub ich.”

„Cola und Bier ... ja. Und Gras.”

„Bitte?” Chester lugte unter der Decke hervor und versuchte seinen Freund irgendwie anzusehen.

„Gras. Du warst bekifft!”

Einen Moment war Chester verwirrt, doch dann seufzte er. „Ich hab Elias getroffen …”

„Wer ist Elias?”

„Ein Kumpel von damals. Vor der ganzen Bandsache.”

„Okay ... und der hatte dann wohl Gras bei. Chaz ... ich dachte, über die Drogensache bist du hinüber.”

„Ich bin auch hinüber … scheiße das fühlt sich an, als hätte ich ein Wettsaufen mit Joe veranstaltet. Mir dröhnt der Kopf wie Sau.”

„Gut.” Mike schaute ihn an. „Sorry, aber ein bisschen Strafe muss sein.”

„Ich leide. Sag mir bitte, dass wir heute keine Termine haben.”

„Nein, haben wir nicht.” Mike seufzte leise. „Du bist ... ein absoluter Dummkopf. Warum hast du das getan?”

„Weiß nicht. Man, ich kann mich nicht mal erinnern, wie ich nach Hause gekommen bin. Aber ich war gestern so wütend auf diese … auf Anna.”

Traurig schaute Mike ihn an. „Fang nicht wegen Anna mit den Drogen an. Das ertrage ich nicht auch noch. Komm zu mir zurück. Mach keinen Scheiß, okay?”

„Du hast doch selbst genug mit dir zu tun. Mike, ich weiß, dass das alles meine Schuld ist. Sie macht das nur wegen mir.”

Energisch stellte Mike seine Tasse auf den Nachtschrank. „Hast du sie noch alle?”, fragte er aufgebracht.

„Nicht so laut”, nuschelte Chester leise.

„Wie kannst du so einen Scheiß denken?!”

„Ist doch so. Sie hasst mich. Deshalb zieht sie den Dreck ab.”

„Und? Ich stehe zu dir. Ich liebe dich! Du gehörst an meine Seite, ob es ihr nun passt oder nicht!”

„Und was ist mit deinen Kindern? Sie hat gesagt, dass sie dir Daniel wegnimmt.”

„Du hast gesagt, dass sie das nicht schaffen wird. Und Mia sagt das auch. Und ... ich habe Rechte. Chaz, bitte! Fang nicht mit diesen scheiß Drogen an. Ich ertrage das nicht!”

„Ich hatte auch nicht vor, welche zu nehmen.”

„Gut. Hey, zusammen schaffen wir das, richtig?”

Chester nickte langsam. „Bekomme ich einen Kuss?”

„Gerade so ...”, murmelte Mike und küsste ihn. „Willst du sehen, was du gestern veranstaltet hast?”

„Was … habt ihr das aufgenommen? Hab ich viel Blödsinn angestellt?” Chester rutschte etwas höher und rieb sich die brennenden Augen.

„Rob hat sein Tablett laufen gelassen. Wenns nicht Drogen wären ... scheiße, du warst so süß. Ich muss gestehen, ich hab mich noch viel mehr in dich verliebt.”

„Warum?” Nun war Chester neugierig.

„Meerbabys”, sagte Mike nur und startete das Video.

Chester sah sich mit einer Mischung aus Verwirrung und Scham das Video an. „Oh mein Gott … wie war ich denn drauf?”

„Soooo süß. Jetzt will ich Meerbabys mit dir!”

„Die können wir aber nicht machen.”

„Nein. Was schade ist. Deine Meerbabys sind voll süß. Naja, was nicht mehr drauf ist, ist die Erklärung von deinem Hörnchen. Du bist in deinem Anflug von sexueller Gier nach Arielle die Treppe runtergesegelt.”

„Sexuelle Gier?” Chester murrte leise und befühlte sich seine Stirn. „Aua …”

„Oh ja, das glaub ich dir gern.”

„Aber das ladet ihr nicht hoch, oder?”

„Nein, aber ich werde es den Kindern zeigen, um sie davon abzuhalten, jemals Drogen auszuprobieren.”

„Nein! Das kannst du nicht machen! Draven darf das niemals sehen! Der denkt doch sofort, dass ich wieder süchtig bin!”

„Bist du doch nicht.” Mike musterte ihn eine Weile. „Okay, aber Chaz ... du wirst niemals mehr Drogen nehmen, klar? Auch kein Gras.”

„Versprochen.” Chester küsste Mike sanft.


 

Die Bueno-Affäre

 

Wenige Tage später hatte die Band einen Gastauftritt bei der TheEllenShow.

Mike war nervös. Irgendwie hatte er Schiss vor dem, was Chester sich eventuell ausdenken könnte. Nachdem sie ihren neuen Song gespielt hatten, ließen sie sich aufs Sofa fallen.

„Hey Jungs, schön euch zu sehen. Wie gehts euch?”, fragte diese sofort und begutachtete die sechs. So viele hatte sie selten auf einmal zu Besuch.

„Perfekt. Wir sind wieder unterwegs, das Album ist fast durch. Wir sind ziemlich aufgeregt”, lächelte Mike.

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Moderatoren die Fragen nicht vorwegnimmt? Ich wollte gerade Fragen, wie weit ihr seid.”

„Er ist unerzogen”, grinste Chester nur und trank ein Schluck aus der Wasserflasche, die sie alle bekommen hatten.

„Mum hatte nie wirklich viel Kontakt mit Moderatoren, verzeihe ihr bitte”, sagte Mike ganz ernst und nahm sich ein Stück Schokolade vom Tisch. „Gute Auswahl.” Sein Blick huschte über Pralinen und Schokoriegel aus aller Welt.

„Na gerade so. Ich hoffe, dass für euch was bei ist. Da ihr so oft in Deutschland spielt, dachte ich, dass ihr das ganze süße Zeug mögt. Greift ruhig zu, während ihr mir sagt, wann es denn bei euch wieder so richtig losgeht.”

„Das Album kommt Ende März raus. Sobald es steht, fangen die Proben an und die ersten Konzerte sind Ende Mai in der USA. Ab Sommer startet dann die Welttournee”, erklärte Dave.

„Und wer von euch braucht die meiste Bewegung? Ihr müsst ja schon ganz hibbelig sein, nachdem ihr jetzt, wie lange? Ein halbes Jahr, zuhause seid?”

„Chester!”, riefen Rob und Brad im Duett. Lachend nickten die Jungs, futterten sich nebenbei durch den ganzen Süßkram.

„Stimmt gar nicht. Die schieben mich immer nur vor. Dabei wissen wir alle, dass ich besser still in der Ecke sitze.”

„Natürlich”, grinste Mike und schnappte sich das Kinder Bueno. „Er hat Hummeln im Hintern!”

Chester beobachtete Mike, der neben Brad saß und grinste. Ihm war sofort eine Idee gekommen.

Gelassen wickelte Mike das Bueno aus, während sich Ellen mit Dave und Brad unterhielt und steckte es in den Mund, ohne abzubeißen. Eigentlich wollte er nur das Papier weglegen.

„Mike, hey!”, zischte Chester leise, damit dieser zu ihm sah. Er lehnte sich hinter Brad zu ihm rüber und kam so nahe, dass er am anderen Ende des Riegels lutschen konnte. Er liebte es die Schokolade erst abzulecken.

Mit großen Augen starrte Mike ihn an und rührte sich nicht mehr. Das tat Chester jetzt nicht wirklich. Aus dem Mundwinkel nuschelt er: „Meiner!”

Brad drehte sich verwirrt um und hob die Augenbrauen. Was taten die beiden da? Er sah, wie Chester vergnügt vor sich hin grinste und scheinbar nicht vorhatte, Mike den Riegel zu überlassen.

Noch immer sah Mike nicht ein, loszulassen. Er zitschte etwas mehr Bueno in seinen Mund, als würde er an einer Spagettinudel saugen.

Sofort kam Chester etwas näher und hielt sich an der Sofalehne fest, die andere Hand legte er auf Mikes Bein. „Lass los”, nuschelte er.

„Meiner!”, gab Mike zurück und knabberte sich weiter Richtung Mitte.

Alle starrten die beiden Musiker an.

Chester blinzelte, weil es plötzlich so ruhig war. Ob er es wagen sollte? Vermutlich würde Mike ihn danach verprügeln. Schnell kam er noch näher, um ebenfalls zur Mitte zu gehen, nur biss er ab und streifte ganz leicht Mikes Lippen, bevor er sich wieder zurück lehnte und genüsslich kaute.

Fassungslos starrte Mike ihn an und schluckte hart. Das war ja fast einem Kuss gleichgekommen. Mit knallroten Wangen kaute er auf der Schokolade.

„Wir hätten hinten noch mehr, auch wenn es Susi und Strolch-Charakter hatte”, sagte Ellen amüsiert.

„Das hätte zu lange gedauert”, grinste Chester und sah lachend zu Mike. Er war so süß mit den roten Wangen.

Hinter der Bühne in der Garderobe schaute Mike seinen Freund an. „Das war fies!”

„Was? War doch alles ganz nett heute.”

„Du hast mich voll überrannt”, lachte Mike und schlang von hinten die Arme um ihn. „Aber es war romantisch.”

Chester lächelte und sah in den Spiegel, um seine Haare etwas zu verwuscheln. „Das hat sich einfach angeboten.”

„Frecher Kerl ...” Mike biss ihm sanft ins Ohr.

„Gib es zu, du hast es genossen.”

„Du hast ja keine Vorstellung, wie sehr”, wisperte Mike. In der Tat war er gerade mehr, als rattig.

Lachend lehnte Chester sich an ihn. „Baby, die anderen warten auf uns.”

„Die warten auch noch fünf Minuten länger.” Mike küsste ihn langsam und tief. Gerade wollte er Chester nah bei sich spüren.

Chester seufzte leise auf und drehte sich zu ihm um. „Fünf Minuten? So schnell bist du?”

„Ich will nur knutschen ... küss mich”, flüsterte Mike.

Chester legte die Arme um Mikes Nacken und küsste ihn tief.

Sich voll und ganz auf dieses Gefühl einlassend, bekamen beide nicht mit, wie sich die Tür öffnete.

„Ich wusste es!”

Chester zuckte heftig zusammen und löste sich von Mike. Zu schnell, denn er knallte prompt gegen den Tisch. „Fuck!”

Mike wurde zum zweiten Mal knallrot.

„Oh Jungs, entspannt euch. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ihr es mit Bennoda tatsächlich so genau nehmt, aber nach der Trennung von Mike uns seiner Frau ... war das heute doch ziemlich offensichtlich ... zumindest für mich.”

Chester rieb sich das Gesicht. „Zu offensichtlich anscheinend.”

„Nur für mich. Ich denke nicht, dass eure Fans jetzt davon ausgehen, dass ihr ein Paar seid. Dafür zelebriert ihr Bennoda zu lange.”

„Du wirst es doch niemanden sagen, oder?”

„Nein, quatsch!” Ellen schüttelte den Kopf. „Jared ist einer meiner besten Freunde und eurer ebenso. Das heißt, ihr gehört zur Familie.”

„Ich wusste, er macht sich noch irgendwann bezahlt.” Chester lächelte erleichtert. „Danke.”

Ellen lachte und reichte den beiden eine Karte. „Ich will euch hier öfter sehen. Und wenn ihr bereit seid für ein öffentliches Coming out, ruft mich an. Ich bin sicher, dass wir es schön gestalten können.”

„Also in zehn Jahren?”

„Genau.” Ellen verabschiedete sich und ließ die Jungs allein.

„Sind die fünf Minuten rum?”

„Und wie sie das sind.” Chester sah Mike an und seufzte. „Das war knapp.”

„Ja … heute Abend im Hotelzimmer? Daten wir uns?”

„Daten? So mit schick essen und so?”

„Schick essen im Zimmer? Wenn wir unter Leuten sind, kann ich dich nicht küssen.”

„Kannst du schon. Wir müssen nur etwas aufpassen.”

„Wie meinst du das?”

„Wir müssen nur aufpassen, dass uns niemand sieht. Küssen in Gassen, versteckt hinter Wänden …” Chester schnurrte leise und küsste Mikes Ohr.

Leise seufzte Mike. „Ist das ... eine Herausforderung?”

„Hm … kann man so sagen. Traust du dich etwa nicht?”

„Das ist ... Chaz, das ist viel zu gefährlich!”, lachte Mike.

Chester grinste und trat dicht an Mikes Körper, strich sanft durch dessen Haar. „Feigling?”, fragte er in dessen Ohr.

„Du Arsch”, grinste Mike. „Was hast du vor? Essen gehen? Richtig nobel, oder wie?”

„Klar. Nur wir beide. Hier ist ein ziemlich angesagter Laden.”

„Angesagt, ja? Heißt viel Paparazzi!”

Grinsend küsste Chester ihn und schnappte sich seine Jacke. „Komm schon. Die anderen warten.”

„Ich hasse dich, Bennington!”, lachte Mike und folgte ihm.

„Tust du nicht. Du denkst an den tollen Sex heute Abend.”

„Na abwarten”, grinste Mike. „Hey Jungs. Ab ins Hotel?”

„Ja bitte! Ich hab langsam echt Hunger”, sagte Rob.

„Ihr habt heute Ausgang. Habt Spaß Kinder, aber seid um Mitternacht wieder zurück.”

„Und was macht ihr heute noch so?”

„Chaz will essen gehen, also suchen wir uns einen Burgerladen.”

„Ui. Na dann viel Spaß bei Burger King.”

„Chaz? Burger King? Bitte!”

„Und du meinst, da sieht man uns weniger?”

„Drive in?”, fragte Mike grinsend.

„Nein!”

„Dann brezel dich mal richtig auf. Dann will ich nen heißen Mann. Immerhin bin ich Single!”

„Alles klar. Anzug?”

„Aber Hallo!” Mike betrat im Hotel sein Zimmer. „Ich geh zuerst duschen.”

„Darf ich mitkommen?”

„Nein, du gehst mit deinen Klamotten zu Dave. Wir haben ein Date!”

Chester schmollte leicht, bevor er seine Klamotten nahm und einfach rüber zu Dave ins Zimmer ging. „Ich will nur schnell duschen!”

„Äh ...” Der saß nur in Shorts auf dem Bett, wollte gerade ... mit Jessy telefonieren. „Seid ihr schüchtern geworden?”

„Ne, wir haben ein Date. Mach dir kein Kopf. Ich seh nicht hin, wenn du dir einen runterholen willst.”

„Wollte ich doch gar nicht!”

„Ja, deshalb bist du auch fast nackt.” Chester lachte und ging ins Badezimmer und duschte.

„Jaaah, weil ich mich umziehen wollte. Und ich wollte Telefonsex mit Hase machen”, setzte er leise hinterher.

Ein paar Minuten Später kam Chester im Anzug aus dem Bad. „Wann kommt er wieder?”

„Nächste Woche.”

„Kannst es kaum erwarten, hm?”

„Sagen wir mal so: Ich bin so auf Notstand, dass ich dich gleich angrapsche, weil du geil aussiehst. Also geh lieber!”

Lachend gab Chester Dave einen Kuss auf die Stirn. „Du musst mit Linsey vögeln.”

„Tu ich, aber jetzt will ich meinen Hasen!”

Chester lachte leise. „Viel Spaß beim wichsen”, sagte er frech und verließ das Zimmer.

Mike hatte sich eine dunkle Hose, ein schwarzes Hemd und sein Jackett über geworfen. Sein Bart war gestutzt und die Haare gestylt. „Du siehst geil aus, Baby”, raunte er seinem Spiegelbild zu.

Chester, der ihn beobachtete, platzte lachend los. „Oh Mann!”

Mike zuckte heftig zusammen. „Boah, erschreck mich doch nicht so!”

Grinsend umarmte Chester ihn. „DU siehst geil aus, Baby”, kicherte er.

Mike lächelte etwas verlegen. „Nur für dich”, sagte er leise.

„Hm.” Chester küsste ihn sanft. „Lass uns los. Ich wäre gerade fast von Dave flachgelegt worden. Dass will ich mit Essen vergessen.”

„Warum? Er ist süß ...” Mike betrachtete Chester. „Dir ist klar, dass wir definitiv in der Presse landen?”

„Und wie mir das klar ist. Aber weißt du was? Ist mir egal. Ich will mit dir essen gehen und nicht immer bestellen.”

„Okay. Dann los.”

Gemeinsam verließen sie das Hotel und Mike stieg in den Range Rover ein, den er bei der Rezeption bestellt hatte. „Also ... wohin?”

„Ins Palace! Da gibt es sogar Burger, aber die sind viel teurer und viel leckerer als bei Burger King. Jared war mit den Jungs mal da.”

„Okay.” Mike googelte die Adresse und fuhr los. „Ich hab noch keine Nachricht von Anna. Ich glaube, heute hast du sie geschockt”, lachte er leise.

„Vielleicht ist sie ja umgefallen.”

„Ganz sicher sogar. Du hast an meinem Mund geklebt!” Mike schaute ihn an. „Wenn ich nicht so verdammt aufgeregt gewesen wäre ... ich fand es sehr süß.”

Chester lächelte. „Ich auch. Noch schöner wäre ein richtiger Kuss gewesen. Aber den bekomme ich ja gleich, richtig?”

„Fragt sich wo.” Mike biss sich auf die Lippe. „Nicht in der puren Öffentlichkeit.”

„Da gibts bestimmt auch Toiletten.”

„Du bist echt irre. Aber ich will dich ja zocken sehen!”

„Und ich will dich mit Bieber sehen”, grinste Chester und beugte sich zu ihm um ihn einen Kuss auf die Wange zu geben. „Lieb dich.”

„Ich dachte mit Jared!” Mike starrte ihn an. „Bieber fällt aus!”

„Ach ja … da war was.” Er grinste.

Verspielt knurrte Mike ihn an und hielt vor dem Restaurant. „Hoffentlich hätten wir nicht buchen müssen, oder sind wir so toll, dass wir auf jeden Fall einen Tisch bekommen?”

„Hallo? Wir sind Weltstars.” Er stieg aus und ging ins Restaurant. „Einen Tisch für zwei bitte”, sagte er zu er Empfangstante.

„Haben sie reserviert?”

„Nein.” Chester grinste leicht und legte ihr seinen Ausweis vor.

„Mr Bennington”, sagte sie ziemlich unbeeindruckt.

„Hätten sie vielleicht noch eine kleine Ecke?” Mike schob einen Hunderter über den Tresen.

„Natürlich. Folgen sie mir.”

Mike grinste breit. „So toll bist du wohl doch nicht.”

Chester nahm seinen Ausweis. „Die weiß nicht, wer ich bin. Aber dass du die Torte bestichst, ist unfassbar!”

„Das oder Drive in, Chazy”, lachte er und nickte ihr dankbar zu, als er sich an den Tisch in einer Ecke setzte.

Lachend setzte sich Chester und nahm sich die Karte. „Was nehmen wir? Einen Pärchenteller?”

Mike, der ohnehin kurz vor einem Lachflash stand, platzte los. „Ernsthaft?”

„Ja! Guck, da gibt es einen mit verschiedenen Burgern.”

„Oder den hier. Mit Verschiedenem Fleisch, Pommes, Kartoffelecken. Klingt besser.”

„Okay den und ganz viel Cola?”

„Ja, ich muss noch fahren.” Mike winkte den Kellner heran und bestellte.

„Benötigen sie zwei Teller dazu?”, fragte er verwirrt. In der Regel bestellten diesen Teller Tatsache nur Pärchen.

„Nee, wir füttern uns gegenseitig”, sagte Mike trocken.

„Und eine große Flasche Cola”, sagte Chester grinsend. Der Kellner musste auch denken, dass sie total bekloppt waren. Immerhin war das ein Nobellokal, aber warum boten die auch Pommes und Cola an?

„Wir werden sowas von in der Presse landen.” Mike lehnte sich zurück und musterte Chester. Dann ließ er seinen Blick schweifen. Auf den Tischen lagen Decken, die bis zum Boden reichten, verziert mit Kerzen. Diese standen überall an den seltsam mit Blattgold dekorierten Wänden.”

Chester lächelte und griff unter dem Tisch nach Mikes Hand. „Danke dass du mit mir hier hergekommen bist.”

„Klar. Ich hatte Hunger.” Mike Worte hatten nichts mit der süßen Geste unter dem Tisch zu tun, als sich ihre Finger miteinander verschränkten.

Chester lächelte. „Weißt du, dass wir gerade Pommes und Cola für knapp fünfzig Dollar gekauft haben?”

„Wir sind reich und berühmt. Das muss so sein.”

Chester lachte leise. „Stimmt auch wieder.” Er wartete, bis das Essen und die Getränke da waren, erst dann löste er seine Hand von Mikes.

Chester lachte leise. „Stimmt auch wieder.” Er wartete, bis das Essen und die Getränke da waren, bis er seine Hand von Mikes löste. CUT!!!!!

„Oh Gott”, murmelte Mike und machte ein Bild von der riesigen Platte die vollgepackt war mit Fleisch und diversen Beilagen. >>Keine Ahnung wer das alles essen soll. Ich hoffe @ChesterBe hat Hunger!<<, twitterte er.

„Ähm, sind Sie sicher, dass das für zwei Personen ist?”, fragte der den Kellner.

„Aber ja. Ich wünsche ihnen guten Appetit.”

„Dafür brauche ich nen Kotzeimer, wenn wir fertig sind”, sagte Mike leise. Frech nahm er einen Nugget und stopfte ihn Chester in den Mund.

Der machte ein Selfie und kaute. „Die sind echt lecker! Wir sollten die Reste mitnehmen!”

„Auf jeden Fall. Davon essen wir noch drei Tage.” Mike lachte leise und fütterte Chester munter weiter.

Lachend schüttelte der den Kopf. „Nein. Das ist mein Nachtsnack.” Er rutschte etwas näher an Mike und fütterte diesen mit Pommes.

Mike machte ein weiteres Selfie, auf dem sie beide mit vollem Mund waren.

„Wo hast du die Cola versteckt?”

Chester drehte sich etwas weg und nahm die Flasche, so wie er sie geordert hatte, vom Boden hoch. „Hier.” Schnell nahm er sein Handy und machte ein Video von Mike.

Grinsend goss der ein. „Hey Freunde. Wir sind ... hm, nein ... sag ich euch nicht. Chester hat Essen bestellt. Für die ganze Band. Er scheint vergessen zu haben, dass wir beide allein sind.”

„Wie könnte ich das vergessen?”, fragte der leise schnurrend und schwenkte auf das Essen. „Das esse ich heute noch auf! Der Abend ist lang, Leute!”

„Wir müssen morgen irgendwo ein Konzert geben. Damit du das wieder abtrainieren kannst. Also ... passt auf Twitter gut auf. Morgen gibts irgendwo in Amerika ein Gratiskonzert.”

„Du versprichst ganz schön viel. Ich werde morgen durch die Gegend rollen.” Chester richtete die Kamera wieder auf Mike und fütterte den grinsend.

„Mach aus jetzt. Ich fühle mich beobachtet.” Mike drückte grinsend die Kamera runter.

„Uhhh Hosenaction”, lachte Chester und machte das Handy aus.

„Hosenaction? Du hast echt den letzten Knall nicht gehört”, lachte Mike.

Chester kam etwas näher und schnurrte. „Ich freu mich auf die Action nachher.”

„Hm ... rollst du dann ... über mich rüber?”, fragte er flüsternd.

„Mal schauen. Könnte eine lange Nacht werden”, sagte er leise und sah auf Mikes Lippen. Gott wie gern würde er ihn jetzt küssen.

Mike grinste und biss sich auf die Unterlippe. „Okay, Gratiskonzert. Wir haben Zeit. Sag mal einen Buchstaben und ich such ne Stadt raus. Dann setzen wir das Team drauf an, dass die so schnell wie möglich ne Location finden.”

„L”, sagte Chester leise und atmete tief durch, als er sich wieder zurücklehnte und anfing zu essen.

„Okay, also ... ich gebe dir drei vor und du entscheidest. Louisville, Lincoln oder Lafayette.”

„Lafayette klingt schmutzig. Da gehen wir hin.”

Mike lachte. „Okay, also Lafayette, Louisiana. Ist nicht sehr weit. Was kleines, oder was großes?”

„Höchstens viertausend.”

Mike nickte und rief ihren Manager an. „Hey Matt, morgen in Lafayette für 4000 ein Gratiskonzert? Kriegst du die Location hin?”

„Bis morgen? Habt ihr was geraucht?”

„Nein, noch nicht. Los, zeig mal, was du kannst. Louisiana ist nicht so weit weg.”

„Oh Mann … Warte noch mit der Bekanntgabe okay? Ich ruf dich so in einer oder zwei Stunden an.”

„Ich gebe gar nichts bekannt. Erst morgen zum Frühstück.”

„Danke. Viel Spaß noch beim Essen.”

„Danke.” Mike legte auf und grinste. „Ich bin gespannt, was er auf die Beine stellt.”

„Ich auch. Vor allem, was die Jungs sagen. Die denken nämlich, dass sie morgen Frei haben.”

„Überraschung zum Frühstück.” Mike aß weiter, stopfte Chester drei Frikadellen auf einmal in den Mund.

„Wilft du, daff if kofze?”, schmatzte er mit vollem Mund.

„Dann brauchen wir wohl doch noch einen Eimer.” Mike lachte los und stopfte ihm noch eine vierte hinterher.

Schnell kaute Chester und schluckte schnell runter. „Baby, ich hab gern was großes im Mund, aber die Konsistenz ist eklig!”

„Oh, okay ... die Rippchen kann ich dir nicht in den Mund stopfen.” Er nahm sich ein paar Pommes. „Mund auf.”

„Aber nicht so tief, sonst kotze ich wirklich.”

Grinsend fütterte Mike ihn. „Ich freu mich, wenn ich dir nachher was anderes in den Mund stopfen kann”, wisperte er ihm ins Ohr.

Chester starrte ihn mit offenem Mund an. „DAS hast du gerade nicht wirklich gesagt, Shinoda, oder?”, lachte er und legte den Kopf auf Mikes Schulter.

„Doch. Jetzt bin ich beleidigt. Wieso lachst du?”, fragte Mike amüsiert.

Kichernd schüttelte Chester den Kopf und bekam sich kaum noch ein. „Darf ich darauf dann auch rumkauen?”

„Nein!” Mike steckte sich schnell selbst was in den Mund, denn die roten Wangen wurde er einfach nicht los.

Chester grinste. „Gott jetzt hab ich das Bild im Kopf”, sagte er und fütterte Mike mit Nuggets und Pommes.

Mike konnte gar nicht so schnell essen, wie Chester nachschob und wehrte ihn lachend ab. „Wafe ...”

„Waffe? Baby, sowas hast du nicht.”

„Hast du ne Ahnung!” Mike trank sein Glas leer und lehnte sich zurück. Frech funkelte er Chester an.

Der biss sich auf die Unterlippe und legte seine Hand auf Mikes Bein. „Ach ja? Wo?”

„Zu Hause. Im Schrank. Aber sags keinem.”

„Du hast eine echte Waffe?”

„Psst! Mein Schwiegervater war der Meinung, ich müsste eine besitzen. Sie ist ... bei Anna, wenn ich es so recht bedenke. Ich hab sie nicht mitgenommen.”

„Ich weiß jetzt, wie ich sterbe.” Chester grinste und streichelte Mikes Innenschenkel.

„Ich werde es verhindern.” Mike seufzte lautlos. „Okay, also ... ich muss mal wohin.”

„Ich lass den Rest einpacken.”

„Alles klar.” Mike stand auf und verschwand aufs Männerklo. Ziemlich erledigt legte er die Stirn an die Wand über den Pinkelbecken. „Klasse, wie soll ich mit einem Ständer pinkeln?”, murmelte er.

Chester ließ den Rest tatsächlich einpacken und folgte Mike. „Hey, alles klar?”

Leise lachte dieser. „Klar ... echt? Auf dem Klo?”

Grinsend ging Chester in eine Kabine. „Wow, ist das sauber hier.”

„Ach ja? Zeig.” Mike folgte ihm. „Und geräumig.”

Grinsend schloss Chester die Tür ab und drückte Mike gegen diese. „Ich wollte das hier schon die ganze Zeit”, nuschelte er und küsste ihn hungrig.

Für Mike war es, als würde Chester in ihm einen Schalter umlegen. Er klammerte sich an ihn, drückte ihn weiter zurück, bis dieser auf dem Klodeckel saß und vertiefte den Kuss vernichtend. Wie gern würde er ihm jetzt die Klamotten runterreißen.

Chester keuchte leise und streichelte Mikes Nacken. Das hier tat unglaublich gut und der Gedanke, dass jeden Moment jemand reinkommen konnte, war mehr als erregend. „Mike”, hauchte er leise.

„Hm?”, hauchte der und knabberte an dessen Hals.

„Nicht … Ich werde nur scharf auf dich.”

„Das bist du noch nicht? Schäm dich!”

„Ich halte mich zurück. Ich will dich nicht hier drin flachlegen, auch wenns mega heiß wäre. Ich will dich im Hotel genießen.”

„Kannst du ... aber vorher: Kannst du dich noch an die Autofahrt nach dem Urlaub erinnern?”

„Du meinst die, wo du dein Auto gegen die Wand gefahren hast?” Er grinste und streichelte unter Mikes Anzug.

„Genau die. Zeit, für eine kleine Autofahrt. Lass uns gehen.”

Chester grinste. „Okay.”

Mike stieg von dessen Schoß, verließ munter das Klo und bezahlte. „Mein Freund hat alles einpacken lassen?”

„Ja, Sir. Alles eingepackt.” Der Kellner reichte Mike eine Papiertüte die gefüllt war.

„Wunderbar. Schönen Abend noch.”


 

City of Angels

 

Mike wartete auf Chester, dann gingen sie zum Auto. Klar, dass sich ein paar Fotografen vor dem Restaurant versammelt hatten. „Jungs, ehrlich ... lasst uns heute in Ruhe und macht auch auf den Weg nach Louisiana. Lohnt sich, vertraut mir.”

„Du bist süß, wenn du denkst, dass sie auf dich hören.” Chester winkte kurz und stieg in den Rover.

„Jaah, die wissen nicht, was gut ist.” Mike fuhr los und sauste durch den Nachtverkehr von Los Angeles. „Ich weiß, wo wir hinfahren.”

„Wohin?”

„Warts ab.” Mike wählte Jareds Nummer und stellte den Lautsprecher an.

„Was?”, kam es fast sofort dumpf aus den Lautsprechern des Rovers.

„Chester und ich brauchen ein paar Stunden im Auto ohne Paparazzi. Dafür bieten sich die Hollywood Hills an. Darf ich am Tor angeben, dass wir zu dir wollen? Die rufen doch immer an, oder?”

„Klar. Ihr dürft auch gern wirklich zu mir kommen.”

„Nur wenn du noch ein paar Stunden wach bist.”

„Es ist gerade mal neun. Was denkst du?”

„Alles klar. Bis nachher.” Mike legte auf. „Schön, wenn man Freunde hat.” Mike bog zu den Hollywood Hills ab und hielt vor dem sauteuren Wohnviertel mit all den teuren Villen. „Hi, wir wollen zu Jared Leto.”

„Darf ich den Ausweis sehen?”, fragte der Polizist und sah ins Auto.

Mike hielt seinen Führerschein ins Licht der Taschenlampe.

Der Mann sah auf seine Liste. Jared hatte vor ein paar Minuten angerufen. „Okay. Viel Spaß”, sagte der Mann und öffnete das Tor.

„Werden wir haben.” Mike schaute beim Fahren in den Rückspiegel und grinste, weil die Paparazzi abdrehten. „Okay, dann mal ab zur Aussichtsplattform.”

„Du bist ja romantisch.” Chester lächelte und schnallte sich schon mal ab.

„Ich lege dir L.A. zu Füßen.” Oben angekommen stellte Mike den Motor ab und lächelte. „Ein irrer Anblick.”

Kichernd stieg Chester aus und sah über die Stadt. „Wow ... wird man sich je an diesen Anblick gewöhnen?”

„Ich denke nicht.” Mike trat hinter ihn und legte die Arme um dessen Taille. „Wir waren nie zusammen hier”, sagte er leise.

„Nein… aber das ist unglaublich. Das machen wir jetzt immer, wenn wir hier sind.” Chester lehnte sich an ihn und machte erst ein Foto der Stadt und dann von ihnen beide.

„Bitte nicht posten. Das ist unser Moment”, sagte Mike leise und küsste ihn auf die Schläfe.

„Nein das ist mein neuer Hintergrund”, sagte er leise und packte das Handy weg. Langsam drehte er sich zu Mike und legte die Arme um dessen Nacken. „Das ist echt schön …”

Mike nickte nur, dann senkte er seinen Mund auf Chesters. Endlich konnte er fühlen ... seiner Liebe mit taten Ausdruck verleihen. Sanft drückte er ihn ans Auto und vertiefte den Kuss.

Zufrieden seufzte Chester und fühlte das kalte Metall an seinem Rücken. Hier konnten sie sich in aller Öffentlichkeit küssen, ohne, dass sie jemand sehen konnte. Und doch konnten sie ganz L.A sehen. Zärtlich streichelte Chester Mikes Nacken und spielte mit dessen Zunge.

„Darf ich dich hier und jetzt flachlegen? Auf der Motorhaube?”

Chester lachte leise. „Ist das dein ernst?”

„Natürlich. Oder hast du Hemmungen?”

Chester sah ihn einen Moment an. „Hast du eine Decke im Auto?”

„Wofür?”

„Wir könnten es uns hier auf dem Boden gemütlich machen. Genau auf der Plattform. Mit Blick über die Stadt.”

„Hm ... ist nicht mein Auto. Guck nach.”

„Du klingst nicht begeistert.” Chester küsste Mike sanft. „Willst du es unbedingt auf dem Auto tun?”, fragte er schnurrend.

„Ist mir scheißegal, wo wir es tun. Hauptsache hier.” Mike drängte sich an ihn und grinste. „Ich brauch dich nämlich genau jetzt!”

Chester grinste und küsste Mike sanft. „Worauf wartest du dann? Zieh dich aus.”

Mike nickte und begann statt sich, Chester selbst auszuziehen.

Der war froh, als er aus dem Anzug raus war. Die Teile waren einfach viel zu unbequem, auch wenn sie toll aussahen. Schnell griff er nach Mikes Krawatte und zog ihn daran an sich.

Lustvoll stöhnte Mike auf, knurrte verspielt und schnappte nach Chesters Lippen. Der Kuss ging immer tiefer, während sie ihn beide auszogen. Den warmen Wind auf der nackten Haut zu spüren, machte ihn fast rasend.

Chester stöhnte leise in den Kuss und streichelte seinen Freund. „Hast du was bei?”, fragte er leise an dessen Lippen.

„Na sicher.” Mike holte aus der Jacke Kondome. „Reicht das?”

„Fürs erste”, grinste Chester und küsste ihn wieder tief. Von diesen Lippen würde er nie genug bekommen können.

 

Mike rauchte selten. Wirklich selten, aber jetzt, wo er mit dem nackten Hintern auf dem Leihwagen saß, Los Angeles zu seinen Füßen lag und er so verdammt befriedigt war, schmeckte diese Zigarette absolut perfekt.

Chester schmiegte sich an Mike und küsste dessen Schulter. „Du bist ganz schön versaut, Shinoda”, schnurrte er leise und nahm ihm die Zigarette ab.

Lächelnd blies Mike den Rauch aus. „Die Lichter haben sich in deinen Augen gespiegelt. Das war toll”, sagte er leise.

„Ja, das war es. Unter freiem Himmel, die ganze Stadt da unten…”

„Das müssen wir öfter machen. In unserem Auto.”

„Oh ja. Einfach wegfahren und sowas genießen.”

„Genau ...” Mike schaute ihn an und seufzte. „Du bist der tollste Mensch der Welt.” Wieder wurde er rot. „Scheiß Sentimentalität.”

Kichernd küsste Chester ihn und schnurrte. „Du bist der tollste. Ich liebe dich.”

„Ich liebe dich auch ...” Zärtlich küssten sie sich, doch als der Kuss inniger wurde, lachte Mike. „Schaffst du noch eine Runde?”

„Theoretisch schon. Aber ich will dafür was Weiches im Rücken. Warten wir, bis wir wieder im Hotel sind”, grinste er.

„Okay, dann lass uns mal zu Jared fahren.” Mike sprang von der Motorhaube und zog sich an.

„Du solltest dauerhaft nackt sein”, sagte Chester und zog sich ebenfalls an. Jedoch nur Hose und Hemd.

„Die Fans würden sich freuen. Ich lese ständig irgendwo, dass ich nie nackt bin.”

„Ja. Immer lässt du dein Shirt an. So geht das nicht weiter, junger Mann!”

„Das will doch keiner sehen”, grinste er.

„Ähm, doch ich? Und die Fans?”

„Nein, die nicht. Und du bist ... seltsam.” Mike schaute auf sein kleines Bäuchlein. „Ich bin ein Moppelbär.”

„Bist du gar nicht. Hör auf son Scheiß zu erzählen!” Chester sah noch einmal über die Stadt und seufzte leise. Dann setzte er sich ins Auto.

„Ich bin trotzdem einer”, nuschelte Mike und setzte sich hinters Steuer. „Ich mag mein Bäuchlein.”

„Ich auch. Damit kann man toll kuscheln”, grinste Chester frech.

„Siehst du.” Mike kicherte und fuhr los. Wenige Minuten später fuhren sie in die Einfahrt ihres guten Freundes. Dort drückte Mike auf die Klingel.

„Vielleicht schläft er”, sagte Chester, weil es einen Moment dauerte, bis die Tür sich öffnete.

„Hey ihr beiden Turteltauben!”

Mike grinste und umarmte Jared fest. „Hey Kleiner.”

„Was heißt hier klein? Kommt erstmal rein.” Jared gab den beiden frech einen Kuss auf den Mund und wuschelte durch Chesters kurzes Haar. „Was treibt euch so spät hier her?”

„Sex oben am Hang”, sagte Mike trocken und ließ sich aufs Sofa fallen. „Die Paparazzi hingen uns an der Stoßstange.”

„Was habt ihr erwartet? Ihr knutscht bei Ellen rum und geht dann ins teuerste Restaurant.”

„Wir haben gar nicht geknutscht. Du weißt, das sieht anders aus, wenn wir knutschen. Erinnere dich bitte an Weihnachten!”

„Ja, ich bin fast eifersüchtig geworden. Ihr habt euch unter jeden beschissenen Mistelzweig gestellt.”

Chester lachte leise. „Oh du armer.”

„Ja! Mich wollte keiner knutschen.”

„Brad ... ich denke, er hätte dich geknutscht!”

„Der war ja auch ordentlich angetrunken.”

„Oh ja ... der sah so scheiße aus, mit den zwei Zöpfen, die Mia ihm gemacht hat.” Mike grinste und krabbelte fast auf Chesters Schoß.

„Hat sie bei mir auch versucht. Ich dachte, sie ist aus dem Alter raus”, sagte Jared lachend. „Wollt ihr was trinken?”

„Ich glaube, das ist ihre Barbieseite, die hin und wieder durchkommt. Ähm ... sag mal, haben wir dir schon erzählt, dass Mia schwanger ist?”

„WAS? Mein kleines Mädchen ist schwanger?”

„Dein ... was?”

„Mein Mädchen! Scheiße Chaz! Kannst du deinen Sohn nicht mal aufklären?”

„Hey, das ist nicht meine Aufgabe. Ich bin ja kaum zuhause!”

„Mein Mädchen, Leto! Mach dir deine eigene Prinzessin!”

„Mich will ja keiner!”

„Oh Schatz ... du solltest Cameron wieder daten. Die war süß an deiner Seite.”

Jared seufzte und ging in die Küche um Getränke zu holen.

„Falsches Thema, Schatz”, sagte Chester leise.

Mike seufzte. „Er kann ja Anna haben”, murmelte er.

„Er ist Jahre unterwegs. Sie hat bei dir doch schon Zustände bekommen.”

„Der braucht eine Frau, die mitreist. Ein Mädel, die für die Band arbeitet ... die mit Leib und Seele dabei ist, die für ihn als Mensch einsteht und nicht das Sexsymbol Jared Leto will. Ich denke ... ein Mädel, die genauso verrückt ist, wie er.” (Anmerk. d. Aut.: Also das Hörnchen! ^^)

Chester lächelte. „Hm. Oder er ringt sich endlich dazu durch Matt anzurufen und sich zu entschuldigen.” Was kaum einer wusste war, dass Matt und Jared eine süße Affäre hatten, bis sie sich gestritten und Matt die Band verlassen hatte.

„Lästert ihr schon wieder?”, fragte Jared als er mit Wasser, Saft und Kaffee ins Wohnzimmer kam.

„Aber niemals. Wir lästern nie. Wie analysieren, legen die Fakten auf den Tisch und stellen fest.”

„Und zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?”

„Dass wir dich lieben und adoptieren wollen.”

„Ich bin zu alt, um adoptiert zu werden.”

„Ach was. Wir lieben dich. Du solltest zu uns nach Arizona kommen. L.A. macht dich einsam, jetzt wo auch Shannon meist in New York bei Tiffany ist.”

„Ach was. Was soll ich denn bitte in Arizona? Hier hab ich das Meer.”

„Da hast du Freunde!”

Jared lächelte und setzte sich. „Greift zu.”

Als sie im Hotel ankamen, setzte sich Mike nachdenklich aufs Bett. „Er sollte nicht hier bleiben.”

„So einsam ist er nun auch wieder nicht. Jared geht es gut.” Chester umarmte Mike von hinten und zog ihm die Jacke aus.

„Aber ... manchmal fehlt er mir.” Stück für Stück fielen die Klamotten, bis beide nackt waren und Mike seinen Freund auf seinen Schoß zog. „Mir auch. Aber du kennst ihn. Er würde niemals zugeben, dass er uns vermisst.”

„Idiot.” Leise lachte er. “Der Abend war irre ...”

Seinen Nacken streichelnd nickte Chaz. „Ja, war es. Ich fand es toll, mit dir zu essen. Wo ist das Zeug überhaupt?”

„Da drüben auf dem Tisch.” Langsam küsste sich Mike über Chesters Schultern. „Hast du schon wieder Hunger?”

„Ja.” Tatsächlich knurrte Chesters Magen etwas.

„Okay, ich wollte zwar vögeln, aber wir können auch erst was essen.”

Chester sah zwischen Mike und dem Essen hin und her. „Okay ... erst vögeln?”


 

Guten Abend, Lafayette

 

Am Morgen schaute Mike auf sein Handy. „Kaum zu fassen. Der Bastard hats tatsächlich geschafft!”, feierte er. „Hey Chazy. Konzert?”

Chester murrte müde. Die Nacht war verdammt lang geworden und er wollte einfach nur schlafen.

„Hey, du kannst auf dem Weg nach Louisiana schlafen. Wir müssen den Jungs Bescheid sagen, sie wissen von nichts.”

Chester drehte sich zu Mike, zog ihn zurück ins Kissen und küsste ihn. „Dann sag ihnen Bescheid.”

„Du schläfst noch eine Runde? Du hast noch eine Stunde.”

„Ja. Weißt du, dass du meinen Hintern kaputt gemacht hast?”

Mike hob die Augenbrauen. „Ernsthaft?”

„Ja Mann. Der tut weh.” Chester lachte leise und legte sich wieder hin. „Und ich hab gestern zu viel gegessen.”

„Du armes Baby. Ich creme deinen Popo nachher ein. Hase hat uns doch die Wundersalbe gegeben. Ich hab sie eingepackt.” Mike küsste ihn auf die Schläfe. “Bis nachher.”

Chester kuschelte sich zufrieden in sein Kissen.

Joe und Brad saßen bereits am Frühstück, als Mike runterkam.

„Hey. Wann seid ihr denn bitte nach Hause gekommen?”

„Oh ... das war nicht so spät. Halb eins. Aber ... die Nacht war lang. Wo sind Rob und Phoenix?”

„Kommen gleich. Die wollten noch duschen.”

„Okay, dann warte ich mit meiner Ankündigung noch. Ich hol Kaffee. Ihr habt noch?”

„Ja, aber bring ruhig noch eine Kanne mit. Und diese tollen Brötchen!” Joe grinste frech.

Leicht wackelte Mike mit der Nase. „Natürlich Mr. Hahn. Darfst sonst noch etwas sein, Sir?”, fragte er geziert.

„Sie sollten warm sein. Ansonsten darfst du mir danach die Füße küssen.”

„Ich leck sie dir auch”, knurrte Mike leise mit gespielter Erregung.

„Ja, bitte. Nun schere dich weg.”

Leise lachend holte Mike das Gewünschte, als Phoenix und Rob dazu kamen. „Hey Jungs!”

„Morgen. Hier fehlt doch einer.”

„Der schläft noch.” Mike verteilte den Kaffee und setzte sich. „Okay, Jungs. In einer Stunde fahren wir nach Louisiana.”

„Was? Warum das denn?”, fragte Joe entrüstet.

„Weil wir alle heiß auf Action sind. Kommt Jungs, ihr wollt auf die Bühne, oder?”

„Das heißt, wir haben einen Auftritt?”

„Jap. In Lafayette/Louisiana. Vor viertausend Fans. Fans, die sich glücklich schätzen dürfen. Ich werde es gleich twittern. Die ersten viertausend die sich via Email melden, kommen rein. Sie bringen einfach den Ausdruck der Mail mit.”

„Also sowas wie ein LPU-Treffen?” Dave schnappte sich ein Brötchen und biss rein.

„Ja ... mit vierzig von denen gibts dann das Meet & Greet. Das entscheiden wir dann per Auslosung.”

„Okay. In einer Stunde also, ja?”

„Ja, da gehts zum Flughafen. Heute Abend um halb zehn treten wir auf. Ich freu mich wie blöde!”

„Okay. Dann packe ich mal und ruf Hase nochmal an. Ich sage ihm Gute Nacht.”

„Wann kommt er endlich zurück?”, fragte Rob und nippte an seinem Kaffee.

„In genau einer Woche. Sieben Tage, also seht zu, dass wir da frei haben. Ich will ihn vom Flughafen abholen.”

„Schätzchen, seine Ankunft steht in meinem Timer. Keine Panik. Jungs, ihr seid die Größten!” Mike nahm sein Handy und twitterte die Nachricht. “Ernsthaft, das wird Knaller.”

Dave klopfte Mike auf die Schulter. „Ist gut, Kleiner.”

Der Boom auf die wenigen Karten war gigantisch. Bereits eine Stunde später standen die Gewinner fest, welche sich genauso wie die Band auf den Weg nach Louisiana machten.

Mike hüpfte hinter der Bühne herum, wie ein Flummy. Auch wenn das sonst Chesters Aufgabe war.

„Ehrlich, irgendwann donner ich ihm eine, wenn der nochmal anfängt zu schreien, wenn er hinter mir ist”, grinste Dave und setzte sich auf das Sofa.

„Mich hats auch schon aus den Schuhen gehoben. Chaz, was hast du mit dem Kerl angestellt? So ist er doch sonst nicht!”, beschwerte sich Brad amüsiert.

Chester grinste nur und schob die Zunge in die Wange, während er sein Hemd zuknöpfte.

„Ihr seid solche Ferkel! Mike, auf den Boden mit dir, du Hüpfsack!”

Der schaute Brad erschrocken an. „Hö?”

„Du nervst. Nur Chester hat das Privileg, vor der Show zu nerven”, grinste Dave und streckte die Hand nach ihm aus.

Schweren Herzens setzte er sich. „Wie lange noch?”

„Halbe Stunde. Schreib noch etwas.”

“Will nicht. Ich will da jetzt raus. Sind noch nicht alle da? Ich könnte noch ein bissel Fort Minor rauslassen.”

„Mach was du willst. Das Meet & Greet kommt auch noch.”

„Aber erst danach. Lorenzo und Lulu kommen nicht pünktlich an.”

„Oh. Okay. Dann geh du noch etwas raus. Chaz wärmt sich noch auf und Rob isst noch.”

„Klasse. Bis gleich.” Mike trat auf die dunkle Bühne. „ARE YOU READY FOR FORT MINOR?”

Die Jungs hörten das Jubeln der Fans. Der Club war relativ groß, dennoch war es etwas anderes als eine große Halle. Viel leiser. Entspannter. Sie hatten Pizza geliefert bekommen und Freigetränke von der Bar.

Mike rockte die Halle richtig und kicherte. „Okay, in Zukunft brauchen wir keine Vorbands mehr. Wir nehmen Fort Minor. Wollt ihr LINKIN PARK?”

Wieder ertönte lautes Jubeln und nach und nach kamen die restlichen Jungs auf die Bühne.

Das Konzert war fantastisch. Sie spielten viele Songs, die sie sonst selten bis gar nicht hatten. Auch hatten sie auf die aufwendige Lichtshow verzichtet. Alles war intimer und sehr viel Privater. Ein wenig, wie vor fünfzehn Jahren.

Gerade, als Mike einen neuen Song startete, schepperte es hinter ihm.

Chester war volle Kanne gegen das Schlagzeug geknallt, als er versucht hatte auf die kleine Erhöhung zu springen. Leise fluchte er und hielt kurz seine Hand an den Bauch gepresst. Das hatte scheiße wehgetan.

„Chaz ... gehts?”, fragte Mike, ein Lachen unterdrückend.

Der sah die zuckenden Mundwinkel. „Ach leck mich”, murrte er leise, schüttelte seine Hand aus und sah zu Robs Baby. „Alles noch ganz?”

„Das wird sich gleich rausstellen. Jungs, macht mal was kuscheliges, ohne uns. Chaz, hierher!”

Mike nickte und stimmte Roads Untraveled an. Er hatte es noch nie live gesungen. Er hatte es ohnehin schon ewig nicht gesungen. „Mist, wie ging der Text?”

Kichernd ging Chester zu Rob. „Der Arme. Haben wir das je live performt?” Schnell nahm er sein Mikro hoch und half Mike bei den ersten Zeilen.

Weep not for roads untraveled

Weep not for paths left lone”

„Ah, Danke.” Mit viel Ach und Krach schaffte er es, dann trat er an den Rand. „Okay, ihr dürft euch ein Lied wünschen.”

Chester setzte sich neben Rob. „Alles okay?”

“Ja, ich denk schon. Und bei dir? Hand noch dran?”

„Ja, aber die tut echt weh. Is das Handgelenk”, murmelte er und massierte dieses.

„Zeig mal. Ist es gebrochen?” Rob tastete es ab. „Kannst du es bewegen?”

„Ja. Ist bestimmt nur geprellt.” Chester bewegte seine Hand etwas. „Warum kann ich nie cool sein?”

„Weil du anders cool bist, Großer. Und in gewisser Art und Weise ist eben genau das deine Coolness.”

„Ich werde mich damit irgendwann noch umbringen.”

„Wehe!” Rob sah ihn grummelnd an. „Du bist fast vierzig. Vielleicht musst du jetzt immer artig stehen bleiben.”

„Gib mir doch gleich einen Rollator.”

„Das würde dich nicht abhalten. Du bringst es fertig und kletterst drauf.”

„Ja vermutlich.” Chester grinste und schüttelte nochmal seine Hand aus. „Okay. Kanns weiter gehen?”

„Ja, aber hör bitte auf zu schütteln! Halt sie irgendwie still.”

„Angst, dass sie mir abfällt?”

„Jaah!”

„Naaaaw, du süßer.”

„Los, schieb ab. Mike diskutiert da vorn noch mit den Fans. Hilf ihm mal, sonst sitzen wir nächste Woche noch hier und dann heult Phoenix.”

„Diese Planung heute. Ich glaube, so planlos waren wir noch nie.” Chester nahm Anlauf und sprang auf Mikes Rücken. „Was geht ab?”

Der fiel fast nach vorn. „Herrgott, Bennington!”, platzte er raus, schlang aber seine Arme um Chesters Beine. „Okay, was sollen wir denn jetzt singen?”

Chester hörte so ziemlich jedes Lied und kratzte sich am Nacken. Dann beugte er sich zu Mikes Ohr. „Breaking a habit?”

„Nur, wenn du nicht weinst.”

„Ne meine Hand lenkt mich ab.”

Mike schaute ihm in die Augen. „Mach etwas langsamer jetzt, okay?” Er beugte sich zu ihm. „Ich brauch dich noch.”

„Ja? Wofür?” Chester grinste ihn frech an.

„Das sag ich dir nicht.” Mike wandte sich dem Publikum zu und grinste. „Breaking a habit?”

Chester löste sich von Mike und ging zu seinem Mikro. „Komm schon, Shinoda! Alle warten nur auf dich.”

„Ich bin doch da.” Mike trat hinter sein Keyboard und stimmte den Song an.

Sofort kamen Erinnerungen in Chester hoch, die ihm die Tränen in die Augen trieben. Er hielt sie dennoch zurück und sah immer wieder kurz zu Mike. Dass dieser das Lied für ihn geschrieben hatte, damals, als er angefangen hatte, war immer noch das schönste, was er je für ihn getan hatte. Auch das schlechte Gewissen meldete sich. Er musste daran denken, dass er vor nicht allzu langer Zeit schwach geworden war. „Tut mir leid”, sagte  er stumm in Mikes Richtung.

Der lächelte ihn liebevoll an und nickte.

Fast zwei Stunden und drei beinahe Unfälle verabschiedeten sie sich von den Fans. Chester umarmte Mike und gab ihm einen Kuss aufs Ohr. „Küss mich”, raunte er leise.

„Was?” Mike lachte leise. „Du bist so ein fieser Bastard!” Er schaute hoch in die Lichter, welche die Bühne abdunkelte. Schnell drückte er ihm einen Kuss auf den Mund und zischte von der Bühne.

Lachend folgte Chester ihm. „Das war alles?”

„Da draußen? Ja, verdammt!”

„Feigling. Das Licht war aus.”

„Nicht ganz!”

Chester grinste und ging an ihm vorbei und hauchte ein „Ich freu mich auf Jared”, bevor er zu den Duschen ging.

„Jared?” Mike runzelte die Stirn, doch da tauchte schon Lorenzo auf.

„Jungs, fünfzehn Minuten!”

„Chaz ist gerade duschen gegangen”, sagte Dave und wackelte mit dem Kopf. „Wird knapp.”

„Dann treibt ihn an.” Er verschwand wieder und Mike hob die Hände. „Wenn ich zu ihm gehe, brauchen wir ne Stunde.”

Dave verdrehte die Augen. „Ihr könnt ja auch einmal nicht vögeln.” Er ging zu den Duschen und sah sich um. „Chaz? Wir haben fünfzehn Minuten. Beeil dich!”

Mike kicherte und duschte ebenfalls schnell. In frischen Sachen und einem Stift bewaffnet stand er bereit. „Kanns losgehen?”

„Jap. Bestellen wir nachher was zu essen?”, fragte Joe und ging schon mal los.

„Auf jeden Fall.”

Kaum waren sie vollständig, betraten sie den kleinen Raum, posierten mit den Fans und unterschrieben, was immer sie ihnen hinhielten. Überall kamen Danksagungen für das Gratiskonzert. Am Ende der Schlange standen zwei Mädchen.

„Bennoda war gut in Form heute, was?”, fragten sie, als Mike und Chester in ihrer Nähe waren.

Chester sah zu Mike und zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, was ihr meint.”

„Ich auch nicht. Hört auf mit diesem Bennodamist.” Mike wollte noch immer nicht, dass Fans damit ankamen.

„Es geht nicht um das Rumgemache. Es geht darum, dass ihr heute wieder viel zusammen gewesen seid. Das ist süß. Manchmal denkt man, dass ihr gestritten habt, wenn ihr euch kaum anseht”, sagte eines der Mädchen.

Überrascht hob Mike die Augenbrauen. „Was?” Sein Blick huschte zu Chester. „Wir streiten uns recht selten. Macht euch keinen Kopf. Es ist alles okay.”

„Damals in Mexiko habt ihr gestritten, richtig? Da habt ihr euch gar nicht beachtet.”

Chester überlegte. „Oh Mann. Ich bin zu alt für sowas. Ich erinnere mich nicht daran.”

„Ich mich auch nicht. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals schlecht gelaunt auf die Bühne gegangen zu sein. Wir lieben uns. Alles gut”, zwinkerte er.

„Du machst es ihnen zu einfach”, sagte Chester grinsend und unterschrieb die Poster.

„Warum? Liebst du mich etwa nicht?”, fragte Mike theatralisch. So langsam zogen sie die Aufmerksamkeit all der anderen auf sich.

„Ne. Du bist mir zu pummlig”, sagte Chester trocken.

„Boah!” Mike kniff ihm fest in den Nacken. „Ich darf das.”

Lachend legte Chester die Arme um Mikes Mitte und biss in dessen Bauch. „Lass mich los, Teddy!”

„Aua!” Mike schubste ihn leicht zu den Mädchen, die ihn festhielten. „Sowas muss ich mir ständig anhören. Jetzt wisst ihr, warum ich ihn auf der Bühne nicht angucke.”

„Und ihr wisst jetzt auch, warum ich andauernd hinfalle. Er schubst mich ständig.”

Dave lachte. „Ist gut ihr Turteltauben. Küsst euch und dann ist wieder alles gut, ja? Ich will hier keine Tränen.”

Mike lachte auf. „Doch nicht hier, vor all den Leuten. Ich bin schüchtern.”

„Dann lass uns hinter. Ich will jetzt meinen Kuss”, sagte Chester ernst.

Mike grinste. „Spinner.” Er unterschrieb die letzten Poster und Bilder, posierte. „Okay, danke euch. Ich finde, das sollten wir öfter machen. Auf jedem Kontinent eine Gratisshow.”

„Wäre in jedem Land nicht sinnvoller? Europa und Asien sind groß.”

„Naja, da schauen wir dann mal.”

Die Band verabschiedete sich und hinten drückte Mike seinem Freund einen festen Kuss auf.

Schnurrend kam Chester ihm näher. „Geht doch.”

Wenige Tage später stand Mike in Phoenix am Flughafen. Sonnenbrille auf der Nase und die Kapuze seines Shirts über den Kopf. Lächelnd winkte er Jessy zu.

Der kam auf ihn zu und lächelte. „Hey. Ich dachte Dave kommt her.” Schnell umarmte er Mike fest.

„Nein, der weiß gar nicht, dass du früher kommst. Ich hab es ihm nicht gesagt.”

„Verstehe. Überraschung, hm?”

„Jap. Der Arme wird schon den ganzen Tag im Studio gequält. Er und sein Bass sind heute keine guten Freunde.” Mike grinste. „Hast du alles?”

„Ja, ich denke schon.” Jessy sah zu seinem Koffer und strich sich nochmal über das blonde Haar. „Kann losgehen.”

Im Haus hatte Dave aufgegeben. „Ich mach heute gar nichts mehr! Ich hab die Schnauze voll. Kann mich eh nicht konzentrieren.”

„Hast du nicht gut geschlafen?”, fragte Rob schmunzelnd.

„Nein! Lins ist für ein paar Tage zu ihrer Eltern, weil ihr Vater doch den Unfall hatte. Und allein sein ertrage ich gerade so gar nicht. Er hat sich immer noch nicht gemeldet, wann er zurückkommt. Ich dachte eigentlich morgen, aber ... er sagt nichts.”

Die Jungs unterdrückten ihr Grinsen. Sie waren alle eingeweiht, bis auf Dave und Joe. Joe würde sich nur verplappern. „Habt ihr euch gestritten?”

„Nein, gar nicht. Vor drei Tagen sagte er noch, dass er mich vermisst.” Dave seufzte frustriert.

„Er wird sich schon melden. Na los. Noch ein Versuch. Wäre schön, wenn wir etwas weiter kommen.”

„Nein!” Dave stellte sich stur. „Ich mach erst wieder was, wenn mein Hase da ist.”

„Da machst du gar nichts, weil du tagelang nicht aus deinem Zimmer kommst!”

„Jaah und die Tage habe ich mir verdammt nochmal verdient. Wie produktiv bist du, wenn man dir deinen Teddy für fünf Wochen wegnimmt?”

„Das würde nie jemand wagen”, sagte Chester zwinkernd.

„Hast du eine Ahnung!” Dave sah ihn an. „Ich will meinen Hasi wieder haben.”

„Gott wie schaffst du nur die Tour wo wir Monate unterwegs sind?”

„Ich nehm ihn mit!”

Chester sah ihn aufmerksam an. „Dave … was fühlst du für ihn?”

Nachdenklich drehte Dave seinen Ehering. „Ich ... ich weiß nicht ... zu viel.”

„Liebst du ihn?”

Dave schaute Chaz in die Augen, schluckte und nickte langsam. „Ja ...”

Lächelnd sah Chester ihn an. „Dann dreh dich um.”


 

Noch ein Baby

 

Dave runzelte die Stirn und wandte sich auf dem Sofa. „JESSY!”

Der lehnte an der Tür und biss sich auf die Unterlippe. In seinen Augen glitzerten kleine Tränen. Niemals hätte er gedacht, dass das bei ihnen mehr werden könnte, schon allein weil sie von Anfang an beschlossen hatten, dass es nur Sex war. „Hey”, wisperte er.

„Oh ... du ... wieso ...” Dave sprang auf und knallte hart über das Sofa auf den Boden. „Fuck!”

Die Jungs gaben ein einheitliches „Autsch”, von sich, während Jessy zusammenzuckte und schnell zu Phoe ging. „Alles okay?”

Ohne etwas zu sagen, begrub der den andren unter sich, küsste Jessy fast um den Verstand.

„Öhm ... ja ... Küche Jungs? Ich hab Sushi mit.”

„Ja bitte. Bei dem Anblick wird selbst die Superhete schlechthin hart”, murmelte Rob und verschwand schnell nach draußen.

Mike lachte los. „Roooob”, schnurrte er und folgte ihm.

Jessy schnurrte leise, als er den Kuss nach Minuten beendete. „Hey”, sagte er grinsend.

„Hi ... oh Mann, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist toll, dass du wieder da bist.”

„Ja. Ich habs ohne dich nicht mehr ausgehalten.” Jessy streichelte über Davids Nacken. „Ich hab dich so vermisst.”

„Ich dich auch. Frag die Jungs. Ich habe alle in den Wahnsinn getrieben. Lins auch.”

„Die armen. Ich machs wieder gut.” Jessy streichelte Daves Wange und lächelte. „Du siehst gut aus mit dem Bart.”

„Ja?” Dave biss sich auf die Lippe und küsste Jessy erneut. Im Moment wollte er ihn ums Verrecken nicht loslassen.

Der genoss es wieder bei seinem Freund zu sein. Aber wie es jetzt weiter gehen sollte, wusste er auch nicht.

„Was denkt ihr, wird Dave jetzt tun?”, fragte Rob leise.

„Gute Frage. Hat Jessy es gehört?”, fragte Brad und sah Mike an.

„Ja ... haben wir beide.”

„Daves Problem ist, dass er beide liebt. Und beide sind hier”, sagte Chester leise.

„Oh man ... Deja Vù. Hatten wir das nicht schon mal?”, fragte Joe. „Geht das jetzt genauso ab, wie bei Anna?”

„Nein. Lins liebt Jessy ... ich denke, sollte sich Dave für ihn entscheiden ...” Mike schaute auf, als eben dieser mit Jessy an der Hand, die Treppe hinauf ging, „wird sie es akzeptieren. Sie sind Freunde. Sie wird sich für die beiden freuen.” Mike senkte den Blick. Dass er diesem Rosenkrieg ausgesetzt war, beschäftigte ihn massiv.

„Dafür müsste Jessy ihn auch lieben, oder? Vielleicht tut er das gar nicht.”

Diese Frage stellte sich auch Dave, als er fast zwei Stunden später mit Jessy im Arm in seinem Bett lag. „Endlich riecht mein Bett wieder nach dir ...”

„Ich hab dir angeboten mein Parfum hier zu lassen”, grinste Jessy und schmiegte sich an ihn.

„Nein, dein Parfum ist nicht alles, Hase.”

„Sondern?”

„Du, dein Duschgel, dein Parfum ... es ist die Kombination aus allem.”

„Hm, dann bleib ich einfach für immer in deinem Bett.”

„Finde ich verdammt gut.” Dave lächelte. „Hab ich immer etwas, auf das ich mich freuen kann. Außer ich bin auf Tour. Da musst du mit.”

„Und was mache ich da? Und was mach ich mit dem Studium?”

„Du machst mich glücklich. Und ... ach verdammt.” Dave vergrub sein Gesicht an Jessys Hals.

Jessy sah ihn traurig an. „Und was ist mit Lins?”

„Spielt keine Rolle, wenn ... naja, was bin ich für dich?”

Jessy setzte sich auf und sah zu Dave runter. „Du bist … mein Freund. Mein Geliebter.”

„Hm ... und ... also ... scheiße, ich weiß nicht, ob du vorhin gehört hast, was ich gesagt habe.”

Lächelnd setzte sich Jessy auf seine Hüfte und streichelte dessen Hals. „Dass du mich liebst? Ja. Das habe ich gehört.”

„Was ist mit dir?”

Jessy beugte sich zu Daves Ohr und biss leicht rein. „Ich habe fünf Wochen auf dich gewartet, obwohl ich jeden Abend angebaggert wurde. Ich liebe dich auch.”

Schnell drehte sich Dave mit Jessy. „Ich habe keine Ahnung, was mit Linsey wird, aber ... im Moment gehörst du sowas von mir ...”

Kichernd küsste Jessy ihn. „Ich glaube Bradley hatte sie echt vermisst.”

„Oh ... also .... Lins ist doch bei ihren Eltern ... oder?”

„Ja. Trotzdem hat er sie vermisst. Er ist das eine mal in mein Zimmer geplatzt, nachdem wir beide telefoniert hatten. War etwas peinlich”, lachte Jessy leise.

„Hmmm ... Baby, warst du noch platt vom Telefonsex?”

„Naja…. ich hatte ihn noch in der Hand.”

„Das ... ist geil.” Dave grinste frech und stürzte sich auf ihn.

Vier Tage ließen sie nicht voneinander ab. Blaine war da und hatte sogar einen Besuchsantrag gestellt, damit er Jessy wenigstens Hallo sagen konnte.

Nach etwas über einer Woche saß Dave mit Linsey im Wohnzimmer. Immer wieder schauten sie sich an, schwiegen und lächelten scheu.

„Ähm ... wie gehts deinem Dad?”

„Besser. Er scheucht Mum schon wieder rum. Alles wieder beim alten.” Lins lächelte und betrachtete ihren Mann. „Wie gehts mit dem Album voran?”

„Ist fast fertig. Rob nimmt noch die letzten Drums auf, dann wird das Ganze noch entproduziert.”

„Und dann gehts los, hm?”

„Im Juni erst. Aber In den nächsten zwei Tagen machen wir das erste Video, und ... die Proben gehen bald los.”

Lächelnd nickte Lins und trank einen Schluck Rotwein. Sie hatte in den letzten zwei Wochen genug Zeit zum Nachdenken gehabt. „Ich hab Matthew getroffen”, erwähnte sie ihren Ex.

„Was will der denn?” Dave hasste ihn. Er war ein Proll und der Meinung, dass Dave nur ein süßer, kleiner Schatten im großen Glanz von Mike und Chester sei.

„Naja, er war bei meinen Eltern zu Besuch. Er ist oft da. Seine Frau hat ihn verlassen. Nun sitzt er mit den Kindern allein da.”

„Und? Sie hat endlich gerafft, was er für ein Penner ist. Ich sollte ihr eine Glückwunschkarte schicken. Allerdings .... dass sie die Kinder da gelassen hat, wundert mich.”

Linsey seufzte leise. „Ich hab mit ihm geschlafen.”

„BITTE?”, quietschte Phoenix.

„Das war nicht geplant gewesen. Wir hatten über früher geredet und ... naja, da ist es passiert.”

Darauf wusste Dave nichts zu erwidern. Mit Bradley hatte er ja kein Problem. Er mochte ihn. Aber Matthew? „Das ist ein Arschloch!”

„Zu dir, ja. Dave … es hätte jeder sein können. Baby … ich glaube, mir fehlt etwas bei uns.”

„Was?” Dave schaute sie erschüttert an. „Wie ... wie meinst du das?”

„Dieses Gefühl die einzige zu sein. Ich weiß, dass du Jessy liebst. Und das ist auch völlig okay, aber ich brauche das Gefühl, die einzige zu sein, verstehst du?”

„Nein! Seit zwei Jahren haben wir Jessy und Brad. Seit zwei Jahren und nun fällt dir auf, dass etwas fehlt? Dass dich Jessy doch stört?”, fragte Dave verwirrt. „Was ... und dann ... bei ihm? Bei ... Matt?”

„Ich hab mich einfach verliebt. Dave, dieses Viererding funktioniert irgendwann nicht mehr. Ich will Kinder und die sollen nicht mit drei Vätern aufwachsen.”

„IN MATT?”, platzte er erneut laut heraus. Das ging nicht in seinen Kopf.

„Nein! Mit ihm hatte ich Sex, dass war es aber auch!”

„Aber ... Du meinst, du bist in Brad verliebt?”

Lins nickte langsam. „Wenns nur das wäre.”

„Wie ... wie meinst du das?”

Linsey sah Dave in die Augen. „Ich bin schwanger.”

„Von ... ihm? Bist du sicher? Er war doch so lange weg? Bitte sei nicht von Matt schwanger!”

„Ich hab verhütet. Dave… es kann nur von ihm oder dir sein.”

„Oh ...” Dave wusste nun erst recht nicht, was er sagen sollte. „Lins ... können wir nicht ... zu viert? Ich liebe dich doch genauso ...”

„Ich weiß. Und ich liebe dich auch, aber … ich habe Brad mehr vermisst als dich.”

„Autsch ...”, nuschelte Dave. „Ähm ... was ist ... mit dem Baby?”, fragte er leise.

„Wir werden einen Test machen, sobald es da ist. Dave ich … es tut mir leid. Ich dachte immer, dass ich das hier schaffe. Ich mag Jessy wirklich und ihr werdet sicher glücklich zusammen. Aber das kann auf Dauer zu viert nicht gut gehen.”

Langsam nickte Dave. Zu geschockt war er von all den Informationen. „Ich ... also ... wenn es ... von mir ist, ich unterstütze dich. Das ist klar. Ich ... Scheiße, entschuldige mich, ja? Ich ... muss raus.”

Linsey seufzte leise, als Dave draußen war. Es war schwer, nicht nachzugehen. Sie liebte ihn, ja. Aber sie liebte Brad mehr. Das hätte sie nie gedacht, und doch konnte sie nichts dagegen tun. Es gab auch kein Zurück mehr. Schließlich war sie den Schritt mit ihm gegangen und hatte aufgehört zu verhüten. Dave hätte sie eine runtergehauen, hätte er das mit Jessy getan. „Du bist eine Schlampe”, murmelte sie.

Dave fuhr zu den Jungs, wo er schweigend an Mike, Chester und Rob vorbei ging, die Treppe hinauf in sein Zimmer. Dort schaute er sich um. Das war jetzt sein zu Hause. Dieses kleine Zimmer. Er schaffte es nicht mal zu heulen.

Chester runzelte die Stirn. Normalerweise wusste er, wenn Dave zu ihnen kam. Schon allein wegen des Vorfalles am Anfang des Jahres. „Ich geh mal”, sagte er leise und folgte Dave. „Phoe? Alles okay?”

„Nein”, sagte der leise, ohne sich zu bewegen.

„Willst du darüber reden?”

Einen Moment schwieg Dave. Doch als Chester den Mund öffnete, um etwas zu sagen, platzte er heraus: „Linsey ist schwanger!”

Chester blinzelte. „Aber das ist doch … toll, oder?”

„Sie weiß nicht, ob es von Brad oder von mir ist.”

„Oh …” Chester ging auf ihn zu. „Was … habt ihr darüber geredet?”

„Ja ... sie hat sich für Brad entschieden. Und wenn ich bedenke, dass es auch von ihm sein kann, schon vor einer ganzen Weile.”

„Das tut mir leid.” Chester seufzte und nahm Dave in seine Arme.

Schweigend saßen sie da, bis Dave seufzte. „Darf ich hier einziehen?”

„Was? Ähm… ich denke schon. Ist doch auch dein Haus.” Chester sah ihn seufzend an. „Aber nicht erschrecken, okay?”

„Erschrecken?”

„Ich schlafe nackt und laufe nachts manchmal im Haus rum.”

„Ich weiß, wie du nackt aussiehst und offen gestanden, turnst du mich nicht an.”

„Was? Hey!” Chester schubste Dave von sich. „Letztens wolltest du mich noch flachlegen!”

„Ich war auf Notstand.” Dave lächelte leicht. „Chaz ... was mach ich denn jetzt?”

„Weiß nicht. Hasi anrufen?”

„Er ist in der Uni. So war das alles gar nicht geplant.”

„Wir können nicht planen, dass weißt du doch. Hab auch nicht geplant, Sam zu verlassen. Ich dachte immer, Mike interessiert sich einen Scheiß für mich. Und jetzt sieh uns an. Aber das Kind kann genauso von dir sein. Dann bekommst du einen kleinen Gitarristen.”

„Und Lins zieht es mit einem anderen Groß. Ist irgendwie seltsam ... ich weiß nicht mal, ob ich wirklich Kinder haben wollte. Schon wegen Jess stand es irgendwie nie zur Debatte und Lins hat nie gesagt, dass sie eins will.”

„Weil sie wusste, dass du so denkst. Die meisten Frauen wollen Kinder. Scheiße, selbst ich will Kinder”, grinste Chester und gab Dave frech einen Kuss. „So ein kleiner süßer Fratz mit Karottenhaaren.”

„Du willst ein Karottenkopfkind? Na, das wird schwer. Ich mach dir keins.”

„Hm. Schade. Ich würde dich sogar ranlassen”, grinste er und verschwand aus dem Zimmer.

Dave sah ihm nach und seufzte lachend. „Idiot.“ Dann nahm er sein Handy. >>Ich brauche dich ...<<, schrieb er Jessy.

Im Wohnzimmer warteten Mike und Rob.

„Was hat er?”, fragte Mike.

„Ein Baby und eine Exfrau.”

„Was?”, platzte beide heraus und schauten sich an. „Das macht ein Bier”, grinste Mike. „Ein ... Ex-Frau versteh ich, auch wenns Mist ist. Aber ... Baby?”

„Lins ist schwanger. Die Frage ist nur von wem. Ihm oder diesem Brad.”

„Au fuck!”

„Jap.” Chester setzte sich zu Mike und kuschelte sich an ihn. „Und er findet mich nicht anturnend. Das ist gemein.”

„Reicht dich, wenn ich dich anturnend finde und etwa ... drei Milliarden Frauen auf dieser Welt.”

„Chester reicht es nie, weißt du doch”, sagte Rob grinsend.

„Ja, ich weiß. Alle Welt muss ihm zu Füßen liegen. Aber nur ich bekomme ihn.” Mike grinste triumphierend.

„Ihr seid blöde. Ehrlich.” Chester schmollte leicht.

„Jap ... so, Rob. Pause ist vorbei. Wir wollen ja mal fertig werden.”

Das Album war fertig, sechs Wochen vergangen und Dave war komplett ins Haus gezogen. Auch wenn er immer wieder betonte, dass es nur vorübergehend war, nistete er sich recht gemütlich ein. Nachdem der erste Schock überwunden war und er nach langen Gesprächen mit Linsey zu sich selbst zurück gefunden hatte, lebte er mehr und mehr auf.

„Jungs, ich lege heute Abend doch auf. Kommt ihr mit?”, fragte Joe am Abend in New York, nachdem sie einige Interviews gegeben hatten.”

„In einen Club?” Chester streckte sich. „Ich war ewig nicht mehr tanzen.”

„Dann wird’s Zeit.” Er schaute die anderen Jungs an. „Dave? Ist dein Hase vom Shoppen zurück?”

„Ne, noch nicht. Und ehrlich gesagt bin ich erstaunt, dass Chester nicht mit ist.”

„Ich muss nicht immer Shoppen!”

„Das lag nur daran, dass Rob ihm gesagt hat, dass unser Privatflieger auch nur ein gewisses Kontingent an Gepäck aufnimmt. Wenn beide shoppen gehen, müssen wir nach Hause laufen.”

„Haha. Scherzkeks. Also warten wir jetzt noch aufs Hoppelhäschen und gehen dann tanzen, ja?”

„So sieht’s aus. Also stylt euch, so nehm ich euch nicht mit”, sagte Joe trocken.

„Und wann stylst du dich?”

„Wie ... ich seh von Natur aus gut aus!!”

„Jah. Und ich bin der Prinz von Persien”, sagte Chester grinsend und ging in sein Zimmer um sich umzuziehen.

„Das arme Persien”, murmelte Dave.

Nach und nach verzogen sich alle. Auch Jessy kam wieder und pünktlich um acht trafen sie im Wohnzimmer ihrer Penthousewohnung zusammen. „Man, ich beiß euch alle an”, knurrte ausgerechnet Brad.

„Oh Braddy. Suchen wir dir heute ein Weibchen zum vögeln?”, fragte Chester lachend. Er hatte ein schwarzes Hemd und eine enge Hose an.

Mike zuppelte an Chesters Hose. „Die ist zu viel, die lassen wir hier.”

„Ja, ich gehe nackt, mein Schatz.”

„Dann bleibt ihr hier.” Joe klatschte in die Hände und in einem Kleinbus machten sie sich auf den Weg.

Der Club erwies sich als riesen Disco mit erhöhter Plattform für den DJ. Rob, Jessy und Dave tummelten sich bereits in der Masse, Brad drängte sich zur Theke durch, um Getränke zu organisieren und Chester und Mike waren noch bei Joe im Backstagebereich.

„Gott sei Dank gibt es einen VIP-Bereich.

„Ja, hier ist es schön ruhig, aber so wirklich Stimmung ist hier nicht, mit den ganzen Barbies und Möchtegern-Gangster”, murmelte Chester grinsend.

„Warts ab. Wird ja noch voller.”

„Ich will nach unten zu dem gemeinen Fußvolk!”

„Ehrlich?” Mike schaute über das Geländer. „Hm ... nehmen wir einen der Bodyguards mit?”

„Nein! Ich passe schon auf dich auf, Mikey-Mouse.”

„Na toll. Ich hab ein flaues Gefühl im Bauch, aber ... hey, da ist das Schäfchen mit Bier.” Mike ging ihm entgegen und zack tauchten sie in der Masse ab.

Als Joe endlich auflegte, schien der Club zu explodieren. Es wurde immer voller und wärmer. Chester griff sich Mikes Hand und zog ihn so ziemlich in die Mitte des Clubs, wo er die Arme um ihn legte. „Tanz mit mir.”

„Ein bisschen irre bist du schon, oder?” Mike grinste und schaute sich um, doch am Ende schien sich niemand für ihn zu interessieren. Die vielen Menschen, die Hitze, die Musik ... Mike vergaß einfach alles um sich herum. Er wollte feiern. Das letzte Mal war schon ewig her.

Chester genoss es Mike so zu sehen. Komplett frei und ohne Gedanken an seine Frau zu verschwenden. Er drehte Mike um seine eigene Achse und lachte leise. „Kleine Ballerina.”, raunte er in dessen Ohr und schmiegte sich leicht an Mikes Rücken.

Der fühlte Chesters Hände mehr denn je und lachte. „Jaah, mein heimliches ich. Du hast mich enttarnt”, raunte er in dessen Ohr. „ich muss dich Mundtot machen”. Und ohne nachzudenken, legte er seine Lippen auf Chesters und küsste ihn.

Chester seufzte auf und vergaß komplett das Tanzen. Zärtlich spielte er mit Mikes Zunge.

Und das war der Moment, wo den beiden vermutlich alles egal war.


Hätten sie mal doch besser aufgepasst

 

Als Mike am Morgen aufwachte, fühlte er sich mehr als beobachtet. Er schaute Rob, Joe und Brad an, die vor ihrem Bett standen.

„Ihr solltet die Nachrichten gucken.”

Chester murrte leise. „Scheiße, wie spät ist es?”

„Gleich Mittag. Heißt, alles haben es gesehen, nur ihr zwei noch nicht.” Brad machte den Fernseher an und stellte auf CNN.

„Was haben wir nicht gesehen?”, nuschelte Chester und kuschelte sich an Mike, als er zum TV schaute und diese billige Moderatorin sah, die plötzlich auftauchte.

Und jetzt zu einer Sondersendung.“ Die Moderatorin lächelte in die Kamera, während hinter ihr das Bandlogo von Linkin Park auftauchte. „Es ist ja schon länger bekannt, dass viele, gerade männliche Stars momentan mit dem eigenen Geschlecht experimentieren, aber das, was diese Nacht in New York passiert ist, damit hat wohl niemand gerechnet. Mike Shinoda hatte sich vor noch nicht allzu langer Zeit von seiner Langzeit-Ehefrau getrennt und das gemeinsame Haus sowie beide Kinder zurückgelassen. Vor ein paar Stunden ist nun ein Video aufgetaucht, in dem er mit Frontmann Chester Bennington, der schon immer sehr offen mit seiner Sexualität war, eng tanzend in einem Club gesehen wurde. Was Fans und vermutlich auch Samantha Bennington, Ehefrau des Sängers schockieren dürfe ist, dass es nicht beim Tanzen geblieben ist. Beide Frontmänner wurden gefilmt, wie sie innige Berührungen und küsse ausgetauscht haben. Für alle, die es nicht glauben können, hier das Video.“

Sofort wurde der kleine Film eingespielt. Kurze Zeit erkannte man die beiden nicht in der Menge, doch dann wurde herangezoomt und man konnte Chester und Mike im dunklen Clublicht ausmachen, wie sie eng umschlungen tanzten, sich immer wieder Dinge ins Ohr raunten und es schließlich zum Kuss kam.

„Oh ... verdammt ...” Mike blinzelte immer wieder. „Das ist ... ein Albtraum, oder? Gleich werde ich wach und alles ist gut. Das ... läuft nicht wirklich auf CNN ...”

„Und Youtube. Hat bereits über fünfhundertausend Klicks”, sagte Rob.

„Und Warner Brother hats auch schon gesehen. Sie haben schon angerufen und gefragt, ob das, und ich zitiere: Ein beschissener Fake ist, denn wenn nicht, werden sie uns den Arsch aufreißen”, sagte Brad.

„Die sollen die Fresse halten. Ruf an und frag zurück, ob sie Homophob sind”, knurrte Mike.

Brad seufzte leise. „Jungs, die Sache ist ernst. Das ist kein gutes Outing.”

„Mal ernsthaft”, fragte Mike und setzte sich auf. „welches Outing ist gut? Sonst müsste sich niemand outen, weils das normalste der Welt ist. Ich ... fuck, Chaz, setz dich mal hin. Ich ... Jungs, wir kommen gleich raus. Ich ruf Greg an.” Mit dem Leiter von Warner Brother zu telefonieren machte ihn gerade massive Bauchschmerzen.

„Na dann viel Glück.” Die Jungs gingen raus, während Chester sich aufsetzte und seine Brille nahm. „Und jetzt? Scheiße man … ich hab das in zwei Jahren geplant.”

„Zwei Jahre sollte die Wette laufen?”, fragte Mike und zog sich Shorts und seine Jeans an. Dann nahm er sein Handy und atmete tief durch, bevor er die Nummer wählte.

„Ich meine nicht die Wette. Ich meinte das öffentliche.”

„Shinoda! Haben Sie sich endlich losreißen können?”

„Ich hab geschlafen. Bin gerade erst wach geworden und dachte, ich lass mich eine Runde von ihnen beschimpfen. Guten Morgen.” Mike schaute Chester Schulter zuckend an.

„Ich werde Sie nicht beschimpfen. Ich möchte, dass Sie das klarstellen. Sagen Sie der Welt, dass Sie noch immer hetero sind und dass nur ein dummer, kindischer Scherz war.”

„Ihnen ist klar, dass ich dann lügen müsste?”

„Ist mir scheiß egal, Shinoda. Wen Sie ficken, ist mir komplett egal. Nur halten Sie es aus der Öffentlichkeit. Sie sind eine Weltband. Sie verdienen gutes Geld durch uns. Sehen Sie zu ...”

„Stopp! Wer hier durch wen gutes Geld verdient, sollten wir wohl als erstes ausdiskutieren!”, knurrte Mike. “Wir sind eine Weltband, ja. Aber ich bin verfickt nochmal auch eine Privatperson. Und ja, ich ficke mit Chester! Ende im Gelände. Ich werde gar nichts richtig stellen. Ich werde meine Fans nicht anlügen, nur weil sie ein homophobes Arschloch sind!”

„Haben Sie schon mal einen schwulen Rapper gesehen? Mr Shinoda, ich vermarkte Sie. Wenn Sie es nicht gerade biegen, streiche ich alle Konzerte. Ich bekomme das Geld für die produzierten Alben und die ehemaligen Studioaufnahmen, verstanden?”

Mike zögerte, nahm auch das Handy runter und legte dann einfach auf. Unruhig tigerte er durch den Raum, hatte das Gesicht verzogen und schrie dann laut auf. „FUCK!”

„Was ist?”, fragte Chester. Er hatte Mike noch nie so aufgebracht gesehen.

„Wir sollen es dementieren! Sonst streicht er die Tour. Die gesamte Tour!”

„Shit! Wie soll das funktionieren? Man sieht bei diesen beschissenen Aufnahmen alles. Warum sind die verkackten Smartphones so gut? Wie will man das dementieren? Wir stecken uns die Zunge in den Hals!”

Mike antwortete nicht. Er verfluchte gerade den Alkohol und seine eigene Gier, die ihn quasi blind gemacht hatten. Frustriert verließ er das Zimmer und schaute seine Freunde an, die geschlossen im Wohnzimmer saßen.

„Was sagt er?”

Mike wiederholte die Forderung, dann ließ er sich aufs Sofa fallen. „Es tut mir so leid, Jungs. Das lag niemals in meiner Absicht”, sagte er leise.

„Wir können es nicht mehr ändern, Mike. Wir müssen überlegen, was wir jetzt machen.”

„Was sollen wir denn machen? Wenn wir es nicht dementieren, wars das mit der Tour. Wir sollten uns endlich von diesen verschissenen Labels trennen und unser eigenes Ding machen.”

„Hast du eine Ahnung wie viel Arbeit das ist? Das ist Papierkram ohne Ende. Mike, wollt ihr das dementieren? Für diese Tour?”

„Die Frage ist, wie wir das machen sollen. Man sieht meine Zunge in Chesters Mund.”

„Und wenn wir sagen, dass ich high war und mich an dich rangemacht habe? Ich meine, ich bin eh der Junkie oder nicht?”, fragte Chester leise, der aus dem Zimmer kam.

„Nein! Keine Drogen. Lieber Alkohol. Ich ...” Mike schaute seinen Freund an und spürte, wie die Tränen in seine Augen stiegen. Nun war die Katze aus dem Sack und er sollte es dennoch leugnen.

Chester hockte sich vor ihm und strich eine Träne von der Wange. „Baby … nach der Tour lösen wir alles auf. Dann können die uns nichts mehr. Dann machen wir unser eigenes Ding. Ja, es ist viel Arbeit, aber du und Joe, ihr seid Arbeitstiere und Brad kennt sich mit dem ganzen Paragraphenscheiß aus. Dave kümmert sich weiter um die Fans und … ich mach irgendwas anderes.”

„Für einen kleinen Buchteil dachte ich eben, dass ich endlich frei sagen kann, dass ich dich liebe”, flüsterte er und legte seine Stirn an Chesters.

„Bald … wir beide wissen, wie es ist und vermutlich wissen es alle anderen auch. Ich nehm das auf mich. Mir glauben sie eher, dass ich besoffen bin und scheiß mache, als dir.”

„Ich seh nicht so aus, als hätte ich mich wahnsinnig gewährt. Chaz, wenn wir es machen, waren wir beide betrunken.”

„Mike könnte man noch glauben, dass er Sehnsucht nach nähe hatte nach der Trennung”, sagte Jessy.

Chester nickte. „Ich ruf Ellen an. Bei ihr könne wir es danach auch richtig stellen.” Er küsste Mike kurz aber intensiv und verschwand dann im Schlafzimmer, um die Nummer seiner neuen Freundin zu wählen.

„Ja?”

„Ellen? Chester hier. Chester Bennington.”

„Oh ... hi. Ich hab schon auf einen Anruf gewartet. Wie geht es euch?”

„Beschissen und wir brauchen deine Hilfe.”

„Was ist los?” Ellen setzte sich hin.

Chester schluckte hart. Die Tränen traten in seine Augen, als er Ellen erzählte was passiert war und was verlangt wurde. Er hatte seine Fans nie angelogen. „Ich … ich weiß nicht, wie glaubhaft wir sind, aber … du bist die einzige, die uns helfen kann.”

„Ich verstehe. Jungs, kommt beide erstmal nach L.A. Dann setzen wir uns gemeinsam hin. Heute Abend? Zum Dinner bei mir?”

„Wir sind in New York. Ich … ich geb mein Bestes.”

„Sagt mir Bescheid, damit ich weiß, ob ich kochen soll.”

„Danke.” Chester legte auf und atmete tief durch. Schnell duschte er, damit keiner seine roten Augen sah und ging wieder ins Wohnzimmer. „Bucht ihr bitte Flüge nach Los Angeles? Mike und ich sind zum Dinner eingeladen.”

„Okay. Ich mach das. Chaz, nimm deinen Mann mit. Er braucht einen Moment Ruhe.” Dave deutete auf Mike, der leise weinend auf dem Sessel am Fenster saß.

Seufzend ging er zu seinem Freund. „Baby. Komm mit. Es ist alles okay, hörst du?”

„Nein, nichts ist okay.” Er zeigte ihm eine SMS von Mia, die ihm sagte, dass sie stolz auf ihn war. „Wie soll ich das dementieren?”

„Wir finden einen Weg. Bitte weine nicht, Mike. Das sind ein paar Monate. Die schaffen wir. Und dann stellen wir alles richtig und sagen denen, dass wir uns lieben und dass diese Anzugträger uns mal gepflegt lecken können.”

Traurig schaute Mike ihn an, dann gingen sie ins Schlafzimmer, wo sie sich für eine knappe Stunde aufs Bett kuschelten.

Am Abend fuhren sie zu Ellen. Die Paparazzi hatten sich am Flughafen förmlich auf sie gestürzt.

„Verdammte Idioten”, sagte Chester leise, als er aus dem Auto stieg.

„Das wird so schnell nicht aufhören.” Mike klingelte an der Tür, die von Ellen schnell geöffnet wurde.

„Hey, ihr zwei ... schön, dass ihr da seid.”

Mike nickte und umarmte sie kurz, dann lächelte er traurig. „Hey Jay.”

„Hey.” Jared umarmte Mike fest und wuschelte durch dessen Haar. „Ist wieder ganz schön lang.”

„Ja ... ich lass sie wachsen, lass mich umoperieren und schon darf ich Chazys Freundin sein.”

„Dann will er dich aber nicht mehr. Chazy stand schon immer auf … lassen wir das, hier ist eine Lady anwesend.”

Ellen lachte leise. „Kommt mit. Das Essen ist fertig.” Sie führte die Jungs ins Esszimmer, wo sie liebevoll einen kleinen Tisch gedeckt hatte. „Jared, für dich hab ich separat gekocht.”

„Ich hab meine Frau gefunden.” Jared grinste glücklich.

„Sie steht aber nicht auf Schwänze und schon gar nicht auf diese Extragroßen, Kleiner.”

„Ruf Matt an, aber lass dich nicht erwischen”, sagte Chester trocken.

„Meint ihr mich interessiert das? Ich bin mein eigener Boss.” Jared seufzte. „Das solltet ihr auch sein. Oder ihr kommt zu mir.”

„Dann bist du unser Produzent?”, fragte Mike verwirrt.

„Nicht persönlich. Aber unser Team ist Klasse.”

„Das solltet ihr im Anschluss klären. Jetzt geht es um die Dementierung. Habt ihr eine Geschichte?”

„Naja, was hältst du von: Wir waren betrunken? Ich steh eh auf beide Geschlechter und Mike brauchte Nähe.”

„So genau gehts keinen was an. Ihr wart betrunken und gut drauf. Ende.” Ellen lächelte Mike mitfühlend an.

„Ist es nicht traurig, dass sich alle Welt wie blöde freuen würde, wenn ich eine neue Freundin präsentiert hätte. Aber wenns ein Freund ist, machen sich die Leute Sorgen um die Einkünfte.”

„Ihr seid Vorbilder. Die armen kleinen Jungen könnten jetzt alle anfangen ihren besten Freund zu knutschen”, sagte Jared. „Wobei ich nicht mal glaube, dass sie das machen. Es gab schon immer solche Gerüchte bei euch. Nun habt ihr mal was geliefert und alle sind geschockt.”

„Vielleicht sollten wir gar nichts sagen. Jay hat doch recht. Die Gerüchte gabs doch schon immer. Wir machen weiter, wie bisher, ohne jetzt überall zu erzählen, dass wir ein Paar sind. Und wenn einer fragt, machen wir es ganz auf Hollywoodart: No Comment.”

„Das bedeutet in den meisten Fällen: Schuldig, lasst mich in Ruhe.”

„Kann ja auch allen sagen, dass Chester gut küsst.”

Jared sah nachdenklich zu Ellen. „Wär das nicht was? Dass auf die lustige Schiene zu machen? „

„Am Ende liegt die Entscheidung nicht allein bei euch, wenn Warner sich das Recht rausnimmt, alle Konzerte zu streichen.”

„Wenn wir das alles irgendwie erklären mit dem Suff … wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch gemocht werden, wenn wir nach der Tour alles wieder richtig stellen?”, fragte Chester.

„Das denke ich auch.” Mike überlegte und rief Greg noch einmal an.

„Unsere Öffnungszeiten gehen bis zwanzig Uhr, Shinoda. Was wollen Sie?”

„Vielleicht erstmal etwas Respekt. Nur den Nachnamen zu benutzen finde ich schon ziemlich unhöflich.”

„Mr. Shinoda, was darf ich für Sie tun?”, kam es süffisant zurück.

„Ich würde ihnen gern einen Vorschlag machen. Aber vorher würde mich etwas interessieren: Haben sie eigentlich grundsätzlich ein Problem mit Homosexuellen?”

„Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es mir egal ist, wen Sie ficken. Was wollen Sie?”

Mike nahm, das Handy runter. „War der schon immer so unhöflich, oder ist der einfach nur angepisst?”

Jared lachte leise. „Seine Weltstars outen sich. Klar ist er angepisst.”

„Schön ... also, wir wollen es nicht öffentlich dementieren, weil es unsere Glaubwürdigkeit schaden könnte. Und auch der von Warner, weil wir irgendwann, wenn wir uns doch mal öffentlich outen, erwähnen werden, dass es nicht unsere Idee war. Wir wollen es unkommentiert stehen lassen und eigentlich eher ins ... naja, lächerliche ziehen, sollten wir drauf angesprochen werden. Bedenken sie, es geht nicht nur um unsere Integrität.”

„Drohen Sie mir gerade Mr. Shinoda?”, fragte der Produzent und betonte es extra.

„Aber nein, Mr. Flathery!”

Einen Moment herrschte Stille. „Eine falsche Aussage oder ein weiteres Video oder Bild dieser Art und die Tour wird komplett abgesagt, verstanden?”

„Es wird immer Bennodabilder geben. Die, die wir bereits kennen, wird es auch weiter geben. Wenn wir unsere Glaubwürdigkeit behalten wollen, dürfen wir uns nicht verstellen. Die Fans achten darauf.”

„Keine Knutschereien und Fummellein, Shinoda. Ich behalte Sie im Auge.” Damit legte Flathery auf.

Mike legte ebenfalls auf und packte das Handy auf den Tisch. Er hatte den Lautsprecher angestellt und verließ das Haus nun durch die Terrasse. Worte waren nicht nötig.”

Chester schloss die Augen und atmete tief durch. Es tat weh, Mike so zu sehen. Das war viel schlimmer, als alles, was Anna tat. Hier ging es um die Band. Um ihr Baby.

„Jungs, lasst euch nicht unterkriegen. Und sein wir mal ehrlich: Jeder Veranstalter leckt sich alle zehn Finger nach euch. Ihr braucht keine Promoter. Ihr geht irgendwo hin und die Fans rennen euch die Türen ein. Das habt ihr doch bei dem Gratiskonzert gesehen. Wie viele Mails waren es, die ihr bekommen habt?”

Chester seufzte leise. „Dreißigtausend. Das Problem ist nicht, dass wir nicht promotet werden. Das Problem ist, dass wir so schnell keine Veranstaltungsorte finden. Wenn sie die Tour streichen, gibt es eine bestimmte Sperrzeit. Wir können nicht alle anrufen. Wir können nicht jeden Veranstalter bitten, uns wieder reinzuschreiben. Das kostet Unmengen an Geld. Ja, das haben wir, aber nicht auf einmal. Und Mike ist komplett fertig mit den Nerven. Wenn die das wirklich machen, dann klappt er mir ab!”

„Er hat Freunde, Chaz. Unterschätze ihn nicht. Ich denke, was ihn wirklich fertig macht, ist das Ungewisse. Mike ist, genauso wie Jay ein Kontrollfreak. Wenn er es nicht in der Hand hat, dann wird er irre”, sagte Ellen. Auch wenn sie die Jungs noch nicht lang kannte, schätze sie Mike genau so ein.

„Er hat sein ganzes Leben momentan nicht unter Kontrolle. Seine Frau will ihm das Baby wegnehmen und jetzt das. Ich hab ihn noch nie so erlebt.”

„Es ist hart. Wie lange geht eure Tour?”

„Ein halbes Jahr.”

„Schafft ihr das?”, fragte Ellen sanft.

„Ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich hab mich darauf gefreut endlich wieder auftreten zu können, aber wenn wir uns jetzt alles drei Mal überlegen müssen, nur damit kein Bennoda mehr aufkommt, dann können wir gleich einpacken.”

Was sollten sie dazu sagen. So sehr sie auch überlegten, eine rechte Lösung fiel ihnen nicht ein.


 

Auf und Davon

 

Mike saß am nächsten Tag in seinem Wohnzimmer und erklärte Mia, was passiert war und wie sie sich entschieden hatten.

„Also, sagt ihr weder, dass ihr nicht zusammen seid, noch dass ihr zusammen seid?”

„Genau. Wir tun es ab, wie alles, was mit Bennoda zu tun hat. Doch nicht so real, was?”, sagte er niedergeschlagen.

Mia umarmte ihren Vater sanft. „Bennoda ist real. Wir wissen das und bald wissen es alle. Dad, ich bin trotzdem stolz auf dich.”

„Danke ... sag mal, was sagt deine Mutter zu all dem?”

„Komischerweise gar nichts. Sie war total ruhig.”

„Kein gutes Zeichen. Mia, ich vermiss den Kleinen. Ob ich es wagen kann?”

„Versuch es. Mehr als rausschmeißen kann sie dich nicht.”

„Ja, vermutlich.” Er fuhr Mia und Draven zur Schule, die von dort zu einem einwöchigen Trip aufbrachen. Da Chaz mit Brad unterwegs war und auch nicht vor dem Abend zurückkam, fuhr Mike zu seiner Ex, wo er klingelte.

„Na sieh mal einer an, wer da ist”, sagte diese nach dem öffnen. „Was willst du hier?”

„Ich möchte meinen Sohn sehen.”

„Nein. Du wirst ihn nicht mehr sehen, Mike. Verschwinde.”

„Bitte? Anna, mach keinen Scheiß. Dafür bin ich echt nicht in Stimmung.”

„Und ich bin nicht in Stimmung dauerhaftes Telefonklingeln zu haben! Ich bin nicht in der Stimmung die scheiß Paparazzi und Reporter vor meinem Haus zu haben! Ich kann nicht mehr einkaufen, seit deiner Unüberlegtheit!”

„Anna, können wir bitte im Haus reden?”, fragte Mike leise und krampfhaft beherrscht.

„Du wirst ihn trotzdem nicht sehen.”

Mike drängte sich an ihr vorbei. Kaum war die Tür zu, funkelte er sie an. „Du kannst ihn mir nicht vorenthalten. Er ist mein Sohn!”

„Ich kann, Mike. Und ich werde. Ich habe die Scheidung sowie den Antrag auf alleiniges Sorgerecht zu meinem Anwalt geschickt. Ich sehe es nicht mehr ein, dass du mich vor der ganzen Welt lächerlich machst und deine Kinder gleich mit.”

Fassungslos entwich Mike jegliche Farbe aus dem Gesicht. Dass sie sich scheiden ließen, stand völlig außer Frage. Aber  alleiniges Sorgerecht? „Das darfst du nicht! Dazu hast du kein Recht!”

„Oh doch. Ich werde meinen Sohn keinem Mann überlassen, der fast immer unterwegs ist und sein Privatleben nach außen trägt.”

„Das war nicht beabsichtigt, Anna!”, fauchte er. Er zitterte. „Wo ist Daniel?”

„Es ist mir egal, ob es beabsichtigt war oder nicht! Du hast ihn in aller Öffentlichkeit geküsst! Merkst du eigentlich noch was?”

„Er ist mein Freund! Eigentlich ist es verdammt traurig, dass ich mich überhaupt dafür entschuldigen muss. Vor allem bei dir, Anna. Er ist mein Partner und kein daher gelaufener Callboy! Scheiße, ich glaub das nicht.”

„Würde aber zu ihm passen! Er fickt doch eh jeden, der ihm über dem Weg läuft! Daniel wird bei sowas nicht aufwachsen! Ich habe das Recht, das zu entscheiden!”

Für einen kleinen Moment zuckte Mikes Hand. Hätte jetzt ein Kerl vor ihm gestanden, hätte er ihm eine reingezimmert. Doch diesen Drang unterdrückte er schmerzhaft. „Das Recht hast du nicht. Selbst wenn du das alleinige Sorgerecht bekommst, habe ich das Recht ihn zu sehen. Das kriegst du im Leben nicht durch. Und vertrau mir, mit dieser Aktion stehst du mutterseelenallein dar!”, knurrte er und ging durchs Haus, auf der Suche nach seinem Sohn.

„Du wirst ihn nicht finden! Meine Eltern waren gerade da.”

„Was soll das heißen? Dass er nicht hier ist?” Hektisch öffnete Mike jede Tür.

„Genau das heißt es. Mike, verlass jetzt das Haus. Ich werde das Sorgerecht bekommen und wenn du weiter so machst, werde ich der Öffentlichkeit von Chesters dreckigen Spielchen erzählen. Ihr wollt es doch dementieren, richtig?”

Mike fühlte sich so hilflos, wie nie, als er Anna aus Reflex gegen die Wand knallte und sie einfach nur zornig anstarrte. Sein ganzer Blick war verhärtet.

„Pass auf, was du machst, Mike. Ich kann dich auch wegen häuslicher Gewalt anzeigen.”

Als hätte er sich verbrannt, ließ er Anna abrupt los und stürmte aus dem Haus, rein ins Auto. Die Reifen quietschten, als er mit Vollgas losfuhr. Sein Weg führte ihn nicht nach Hause. Er fuhr einfach nur geradeaus. Er bebte und traute sich gar nicht, das Lenkrad zu bewegen, aus Angst, es zu verreißen.

An einer Tankstelle nahm er sein Tablet, wollte eigentlich Chester kontaktieren, doch stattdessen machte er den größten Fehler überhaupt. Er öffnete Twitter und wurde regelrecht erschlagen bei all den Tweets über diesen Abend in New York.

>>Ekelhaft dieses ganze Bennodazeug mit @mikeshinoda und @ChesterBe. Sowas sollte man sofort unterbinden! #HateBennoda #FuckHomos<<

>>Shame on you! #HateBennoda<<

>>Sowas vor den Augen von Kindern zu tun. Fuck off #HateBennoda<<

Mike konnte die Tränen einfach nicht mehr aufhalten. Er weinte haltlos in seinem Auto sitzend. Fast eine halbe Stunde rührte er sich nicht. Nur, um sowas nicht weiter zu sehen, stellte er Tablet und Handy aus und fuhr los. Er wollte einfach nur noch weg. Weg von Menschen, die dafür sorgten, dass er sein Baby nicht sehen durfte, die dafür sorgten, dass er seinem Freund nicht sagen durfte, dass er in ihn verliebt war. Er hatte keine Kraft mehr.

 

Chester saß am Abend auf dem Sofa und versuchte alle fünf Minuten Mike zu erreichen. Kein Zettel, nichts. Mia hatte gesagt, dass er bei Anna gewesen war, aber das war Stunden her. Hilflos sah er Dave an. „Wo kann er denn sein?”

„Ich weiß es nicht. Ruf Anna ... nee, vergiss es. Ich ruf Anna an.” Dave nahm das Telefon und wählte Mikes alte Festnetznummer.

„Hallo?”

„Hey Anna. Hier ist Dave. Sag mal, weißt du, wo Mike ist?”

„Nein und es ist mir auch egal.”

„Aber er war doch bei dir, oder?”

„Ja. Und dann hab ich ihm geraten zu gehen. Das hat er getan und damit ist alles gut.”

Dave war verwirrt. „Anna, nur um zu verstehen ... was ist passiert?”

„Ich habe die Scheidung und das alleinige Sorgerecht beantragt. Und hätte er mich weiter gegen Wände geschubst, hätte er auch eine Anzeige am Hals. Tut mir leid, Dave aber ich bin ganz froh, dass er nicht hier ist.”

„Du hast was?” Dave klatschte sich die Hand an die Stirn. „Du hast ihm in all dem Stress auch noch sein Kind weggenommen? Fuck Anna, wie wahnsinnig bescheuert bist du?”

Chester hob den Kopf und starrte Dave an. „Diese dumme Schlampe”, flüsterte er und sprang auf. Er war so verdammt wütend auf sie, dass er seine Schlüssel nahm und zum Auto ging.

Dave legte auf. „Chaz? Chester, warte!”

„Dieses Miststück! Er ist komplett fertig und sie tritt noch drauf? Ich dreh ihr den Hals um!”, fluchte er ungehalten, stieg ein und steckte den Schlüssel ins Schloss, um den Motor zu starten.

„Fahr nicht allein. Chaz, bitte.”

„Ich fahr mit.” Brad stieg ungefragt ein. „Chester, du rührst sie nicht an!”

„Dann steig aus, wenn du es nicht sehen willst! Wenn ihm was passiert ist, ist das ihre Schuld!”

„Das weiß ich. Chaz, schau mich an.” Brad drängte sich in sein Sichtfeld. „Du tust niemandem einen gefallen, wenn du jetzt zu ihr fährst.”

Auch Dave stieg ein. Sicher war sicher.

Chester drückte Brad beiseite und fuhr los. Keine fünf Minuten später standen sie vor dem Haus, das Chester so gut kannte, wie sein eigenes. Wütend warf er die Tür zu und stampfte auf die Haustür zu wo er gegenhämmerte. „MACH AUF!”

„Chaz, beruhige dich!”, knurrte Brad.

„Ich werde mich nicht beruhigen! Versuch Mike zu erreichen, Brad! UND DU MACHST DIE TÜR AUF, DU DUMME FOTZE!”

„Glaubst du wirklich, ich mache die Tür auf?”, fragte Anna zurück. „Geh einfach, oder ich rufe die Polizei!”

„Tu dir keinen Zwang an! Dann können sie dich gleich in die Klapse bringen! Scheiße, ich tret gleich die Tür ein! Komm schon, Anna-Baby! Komm raus!”

„Bist du allein?”

„Nein, Brad und ich sind auch da. Anna, mach auf. Der brüllt die ganze Nachbarschaft zusammen”, sagte Dave.

Anna zögerte. Daniel war noch immer bei ihrer Mutter, sollte erst in einer Stunde wieder kommen, also öffnete sie die Tür und trat gleich zurück.

Chester schnappte sie sich und drückte sie gegen eine Wand. „BIST DU JETZT ZUFRIEDEN? ER IST WEG! WEGEN DIR!”, brüllte er sie an und schüttelte sie.

„Chaz, lass sie los!”, fauchte Dave und zog ihn hart zurück.

„Es ist nicht meine Schuld. Ich habe hier ein Baby. Und ihr habt es in Kauf genommen, solche Scheiße abzuziehen. Ihr denkt keine Sekunde an andere. Dass die alle wissen, wo Mike mal gewohnt hat, dass sie mich terrorisieren, daran denkt ihr nicht!”

„DANN VERSCHWINDE! LASS DAS HAUS ALLEIN! VERPISS DICH! DANN MACHST DU IHN KOMPLETT FERTIG!” Chester wehrte sich gegen Daves Griff und funkelte sie wütend an. „Wenn ihm etwas zustößt, bist du Schuld, verstanden? Ich erreiche ihn nicht! Er ist verdammt nochmal nicht nach Hause gekommen!”

„Das ist nicht meine Schuld. Das ist deine! Du hast ihn fertig gemacht, Chester! Nicht ich. Mike hatte alles, was er brauchte und du hast ihn in seine scheiß verdorbenen Sexspiele reingezogen!”

„Bitte was? Was für verdorbene Sexspiele? Hast du eigentlich eine Ahnung, was du da sagst?”

„Du vögelst dich Jahrelang durch die Gegend und nun hast du meinen Mann mit reingezogen und wenn alles eskaliert, wunderst du dich?” Anna schaute ihn feindselig an. „Wenn er clever ist, bleibt er weg von dir!”

„Bist du bekloppt? Hast du sie nicht mehr alle? Ich hab ihn nirgendwo mit reingezogen! Ich liebe ihn und er mich! Komm von deinem Selbstmitleidstrip runter, Anna! Er liebt dich nicht mehr!”

„Ja, das ist mir durchaus bewusst. Und daran bist du schuld!”, sagte sie.

Chester ging wieder auf sie zu. „Nein. Es war deine. Du warst augenscheinlich keine gute Ehefrau. Er steht nun mal auf mich. Steht auf unseren Sex.”

„Du bist ein Dreckschwein! Verschwinde!”, knurrte sie.

Chester knurrte leise und legte eine Hand an Annas Hals. Nicht fest, aber fest genug, damit sie schwieg. „Du kommst damit nicht durch. Sobald er wieder da ist, wird er das Sorgerecht bekommen und dich stecken sie in die Geschlossene.”

„Chaz, lass sie los.” Dave zerrte an seiner Hand. „Lass sie, verdammt nochmal, los!”

Anna verlor die Fassung und schlug Chester die Hand ins Gesicht. „RAUS HIER! RAUS! ALLE!”, brüllte sie.

„Ich bring dich um, wenn ihm was passiert, du Miststück!”, knurrte Chester und schubste Dave und Brad weg, die ihn von Anna wegzogen. Er stürmte aus dem Haus und wischte sich über die blutige Lippe. „Dummes Stück Scheiße!”

„Ich bleib hier, geh zu ihm”, sagte Brad leise. „Bring ihn nach Hause.”

Dave nickte, funkelte Anna an und verließ das Haus. „Chaz? Hey, komm, lass mich sehen.”

„Dave, wo ist er?”, fragte Chester plötzlich weinend. Die ganze Wut war verraucht.

„Ich weiß es nicht. Aber er wird wieder kommen. Da bin ich sicher. Und ehrlich, Mike ist bekannt. Wie lange wird er sich verstecken können?” Er streichelte Chesters Wange. „Lass uns nach Hause fahren.

Im Haus sah Brad Anna besorgt an. „Gehts?”

„Nein. Brad, was willst du noch hier?”, fragte sie aufgelöst und ließ sich aufs Sofa fallen.

„Auf dich aufpassen. Ich kann dich jetzt nicht allein lassen. Brauchst du einen Arzt?”

„Nein ... eher einen Brandy, aber ich darf nicht.” Mit geschlossenen Augen legte sie den Kopf zurück.

Brad schwieg einen Moment und beobachtete sie. „Willst du ihm echt das Sorgerecht wegnehmen?”

„Er ist zu weit gegangen.”

„Er ist verliebt. Anna, er … er kann doch nicht immer darauf achten, wo er ihn küsst. Wer hätte denn ahnen können, dass im Club jemand filmt? Wir haben schon so verdammt viel scheiße am Arsch.”

„Brad, ihr seid berühmt. Was denkst du denn, was passiert, wenn die beiden sich in der Öffentlichkeit küssen?”

Er seufzte und setzte sich neben Anna. „Ich hoffe, dass sie irgendwann akzeptiert werden. Sie werden es öffentlich machen.”

„Das klingt, als wollten sie auf der Bühne vögeln”, murmelte sie geschafft mit geschlossenen Augen.

„Nein, aber sie wollen wie jedes andere Paar auch leben können. Sie sind berühmt. Sie haben kaum die Möglichkeit zusammen zu sein. Sollen sie sich für immer verstecken? Und Anna … Mike ist ein wundervoller Vater. Daniel braucht ihn.”

„Ich muss doch mein Kind beschützen. Warum versteht das niemand?”, fragte sie wütend.

„Indem du ihm den Vater nimmst? Anna, du bist komplett fertig. Er genauso. Willst du echt allein sein? Ihn von dir stoßen?”

„Ich bin doch ohnehin allein. All unsere Freunde wenden sich ab wegen dem armen, armen Mike. Was ich denke und wie ich mich fühle, interessiert niemanden.”

„Doch, dass tut es. Wir machen uns alle Sorgen um dich, aber du siehst das nicht. Dein Hass auf Chester und Mike ist viel zu überzogen. Wir lieben dich Anna. Und auch wenn du von Mike geschieden bist, bist du unsere Freundin. Aber du hast einen Fehler gemacht, warum siehst du das nicht? Mike ist wirklich fertig und er ist nicht zurückgekommen. Wir machen uns Sorgen um ihn.”

Anna schwieg. Es dauerte keine drei Sekunden und sie brach in Tränen aus. Am Ende, nach all den Monaten, die sie gegen alle und sich selbst auch gekämpft hatte, brach sie zusammen.

Brad seufzte und nahm sie in seine Arme. „Wir lieben dich, Anna.”

„Nein ... nein, niemand tut das”, schluchzte sie.

„Doch. Du darfst uns nur nicht von dir drängen. Mike liebt dich. Du bist die Mutter seiner Kinder. Ja, er ist mit Chaz zusammen, aber das ändert nichts daran, dass du ihm Kinder geschenkt hast. Das ist dein Vorteil Chaz gegenüber. Die Mädels lieben dich auch. Sie jammern schon rum, dass sie mit dir nicht weggehen können. Und … naja ich liebe dich auch. Du musst es nur zulassen.”

Anna schaute ihn aus verweinten Augen an. „Was?”, fragte sie leise.

Brad streichelte ihre Wange. „Du bist unsere Freundin, egal was kommt.”

Was genau es war, wusste Anna nicht, doch als sie fast eine Stunde später unter Brad nach Luft schnappte, kam es ihr in den Sinn. „Ich denke, Sam hatte Recht ...”

„Womit?”

„Sie sagte irgendwann mal, dass ich mal wieder ordentlich ... naja, du weißt schon.”

„Sex brauchst? Hm. Die Jungs sagen das auch ständig zu mir.”

„Hm, dann hats gepasst, was?” Anna lächelte ihn an. „Du hast eine interessante Art, die Frauen zu trösten. Das muss ich schon sagen.”

„Sex tröstet immer. Das tut der Seele und dem Körper gut.” Brad grinste und küsste ihren Hals. Leise seufzend legte Anna den Kopf zur Seite. „Du hast ungeahnte Qualitäten, das steht fest.”

„Mhm. Du hättest das schon sehr viel früher rausfinden können.”

„Achja?” Nun wurde Anna neugierig. „Wann denn?”

„Als Mike dich verlassen hat, oder … als wir uns kennengelernt haben?”

„Was? Brad, was ... wie meinst du das?”

„Ich war neidisch auf Mike, als er dich uns vorgestellt hat. Du bist wunderschön. Und damals hattest du dieses schwarze Kleid an.”

Sprachlos schaute sie Brad an. „Willst du ... warte ... du hast vorhin gesagt, dass du mich ... liebst ...”

„Ja …”

„So, wie du das von all den anderen meinst?”

„Mitunter. Du bist meine Freundin.” Brad sah sie an und seufzte. „Und ich bin seit siebzehn Jahren scharf auf dich.”

„Das ist ja nen Ding.” Anna starrte ihn an. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.” Zärtlich streichelte sie über dessen Wange. „Weiß das irgendwer?”

„Nein. Ich hab mich nicht getraut, Mike zu sagen, dass ich seine Frau heiß finde.”

Anna lachte leise. „Das ist süß. Brad, Chester wird dich vierteilen. Du bist in den Feind verliebt.”

„Ach. Chester bellt gerne, aber er ist eigentlich total schwach.”

„Sag das meinem Hals. Ich dachte er drückt noch fester zu.”

„Das hätte ich zu verhindern gewusst.” Brad küsste die Stelle. „Er hätte dir nie etwas antun können.”

Leise schnurrte Anna. Brad gab ihr das wunderbarste Gefühl seit Monaten. Und im Moment wollte sie nicht, dass dieser Moment vorbei ging. Doch plötzlich hörte sie die Stimme ihrer Mutter. „Annie? Wo bist du denn?”

„Oh verdammt. Brad, geh mal runter”, kicherte sie Mädchenhaft.

„Muss ich mich im Schrank verstecken?” fragte der sofort und suchte seine Shorts.

„Quatsch, bleib einfach liegen.” Anna küsste ihn schnell und wickelte sich die Decke um, als sie Schritte hörte. „Hey Mum”, grinste sie mit roten Wangen.

„Annie? Was … Oh, du hast Besuch? Ist Mike wieder da?”

„Scheiß auf Mike. Der weiß Qualität nicht zu schätzen. Und es gibt noch andere heiße Männer auf diesem Planeten.” Sie nahm ihren Sohn auf den Arm.

Brad lachte leise und legte sich ins Kissen zurück. Tut mir Leid, Mike, dachte er.

Anna verabschiedete sich von ihrer Mutter und betrat mit Daniel das Schlafzimmer. „Sorry”, grinste sie und legte das Kind aufs Bett, um ihm das Jäckchen auszuziehen.

Brad krabbelte zu dem Kleinen und stupste ihm gegen die Nase. „Er ist so süß.”

Anna seufzte. „Er sieht aus, wie sein Vater. Das japanische hat sich bei ihm mehr durchgesetzt, als bei Mia.”

„Anna?”

„Hm?”

„Nimm Mike den Kleinen nicht weg. Er braucht ihn.”

Mit trauriger Miene schaute sie das Kind an. „Er wird ihn mir jetzt wegnehmen ...”

„Nein. Zieh den Antrag zurück und er wird nichts machen.” Brad nahm den Jungen auf seine Arme. „Du hast echt Glück, dass du nicht solche Haare bekommst wie ich.”

„Deine Haare sind toll!” Anna sah ihn an und seufzte. „Ich habe ihn noch gar nicht abgeschickt. Ich wollte das morgen machen.”

„Was? Anna! Oh Mann. Mike düst irgendwo da draußen rum!”

„Spielte ja in dem Moment keine Rolle. Ich wollte ihn ja wirklich abschicken.

„Tu das bitte nicht. Ich mache mir echt Sorgen um ihn. Er weint permanent.”

Erschrocken schaute Anna ihn an, dann sank sie in sich zusammen, vergrub das Gesicht weinend im Kissen. „Ich habe alles falsch gemacht.”

„Du kannst es wieder rückgängig machen. Anna bitte!“

„Wie denn? Er ist weg, Chester hasst mich und wenn Mia das mitbekommt, hasst sie mich genauso. Sie ist ein Papakind!”

„Wir finden Mike. Er ist bekannt. Er wird irgendwo gefunden werden. Chester … ja, er hasst dich. Du ihn aber auch und Mia wird sich beruhigen.”

„Wie kannst du so zuversichtlich sein?”, fragte sie weinend.

Brad beugte sich zu ihr runter und küsste sie. „Ich kenne die Jungs und ich kenne Mia.”

Anna nahm ihr Kind, welches sie sich auf den Bauch legte und zog Brad im Nacken an sich. „Hältst du mich fest?”, fragte sie leise.

„Solange ich kann”, sagte er leise und nahm sie in seine Arme.


 

Warten

 

Zwei Tage später war Brad noch immer nicht wieder aufgetaucht. Mit Chester war nichts anzufangen. Er lag die meiste Zeit auf dem Bett und weinte. Mia, die für sechs Tage auf Kursfahrt war, wusste von nichts und die drei restlichen Bandmitglieder saßen im Wohnzimmer.

„Machen wir uns jetzt um zwei Jungs Sorgen? Hat Anna ihn im Vorgarten verbuddelt?”, fragte Dave.

„Wenn ja, dann werden wir Chester nicht mehr aufhalten können”, murmelte Joe und rieb sich die Augen. „Kann doch nicht sein, dass die beiden nicht gefunden wurden. Die sind berühmt! Irgendein Fan muss sie doch gesehen haben.”

„Okay, also ... Rob und ich fahren jetzt zu Anna. Sie wird ja wohl wissen, wo Brad hin ist”, sagte Dave und stand auf.

„Und ich klemm mich wieder hinter Twitter. Irgendwo muss Mikey ja sein. Ich will die Heulboje da oben loswerden.”

„Sei lieb zu ihm”, sagte Dave und fuhr mit Rob los.

Bei Anna klingelten sie praktisch Sturm.

Dass sie sich mit Brad und dem Kind seit der ersten Nacht nicht aus dem Schlafzimmer bewegt hatte, merkten sie erst, als sie durch das Läuten fast aus dem Bett fielen.

„Himmel, ich komm ja schon”, rief Anna und lief im Morgenmantel zur Tür, die sie aufriss. „Ihr weckt das Kind!”

„Ja, tut uns leid, aber irgendwie verschwinden bei dir immer die Männer. Und die zwei gehören zu uns also … weißt du wo Brad ist? Wir können nicht noch einen Verschwundenen gebrauchen.”, sagte Rob schnell.

„Oh ... ähm ...” Anna öffnete mit roten Wangen die Tür und nuschelte etwas von Schlafzimmer.

„Hast du ihn verkloppt? BRAD!”

Dave rief nicht, er zischte aus dem Stand los, gerade, als Brad nackt auf dem Bett kniete und unter den Decken und Kissen Daniels Nuckel suchte. „Wo ist der?”

„Ist das … dein Ernst?” Rob starrte Brad an. „Du … ihr …”

„Hatten Sex, ja. Ann, ich finde den ollen Nuckel nicht. Danny, wo hast du ihn denn hingespuckt?”

„Warte, warte, warte! Du hast mit Anna Sex?”

„Oh ja, guten Sex. Ich hab sie geheilt. Sie ist jetzt wieder lieb.” Er grinste breit und zog die Frau auf seinen Schoß.

„Ich glaube, jetzt muss ich geheilt werden”, nuschelte Rob. „War es zu viel verlangt, sich bei uns zu melden? Wir dachten du bist auch verschwunden.”

„Oh ...” Brad wurde rot. „Das tut mir leid. Ich lebe noch.” Verlegen schaute er zu seinen Jungs, als sich Daniel auf den Bauch drehte und an Brads Knie lutschte.

„Das Bild ... das ist irre. Ich kriegs bestimmt nie wieder aus dem Kopf”, murmelte Dave.

„Ich auch nicht. Lass uns zurück, okay?”

„Jungs, wartet.” Anna stand auf und reichte Brad seine Hose. „Rede mit ihnen!”

Dave und Rob standen im Wohnzimmer und warteten.

„Mike dreht durch!”, murmelte Dave.

„Und Chester erst.”

„Jungs?” Brad kam zu ihnen und seufzte. „Ist er immer noch nicht da?”

„Nein. Er geht auch nicht ans Handy. Brad, was ist hier passiert?”

„Naja … ich hab sie getröstet …”

„Nackt?”

„Naja, Sex heilt alles.”

„War es denn nur Sex? Und was ist mit Anna und Mike und dem Baby?”

„Anna hat den Antrag nie abgeschickt. Das wird sie auch nicht. Mike wird den Kleinen weiterhin sehen können.”

„Ehrlich? Fuck, wie sagen wir ihm das?”

Anna kam mit dem Kleinen auf dem Arm dazu. „Er hat sich noch immer nicht gemeldet?”, fragte sie leise. Das war nicht Mikes Art.

„Nein. Wir erreichen ihn nicht und wie es scheint, ist er vom Erdboden verschluckt. Nicht mal die Fans haben ihn gesehen. Wir sind kurz davor den Fans zu sagen, dass sie ihn suchen sollen!”

„Es tut mir so leid”, flüsterte sie und hielt sich die Hand auf den Mund. „Oh Gott ...”

Brad überlegte einen Moment. „Und wenn er bei Jared ist? Oder seinen Eltern?”

„Jared war der erste, den wir angerufen haben Und seine Eltern machen sich jetzt ebenfalls Sorgen. Wir haben alle Leute angerufen, die er kennt. Niemand hat ihn gesehen.”

„Shit. Habt ihr die Polizei verständigt?”

„Noch ging es nicht. Er ist erwachsen. Da nehmen sie Vermisstenanzeigen erst nach achtundvierzig Stunden an. Wir machen es heute Abend, wenn er sich bis dahin nicht meldet.”

„Wie … wie gehts Chester?”

Dave schaute kurz zu Anna. „Er liegt seit zwei Tagen auf dem Bett. Wenn er nicht gerade weint, schläft er. Aber er weint die meiste Zeit.”

Brad senkte den Blick. „Ich versuch ihn zu erreichen …”

„Mach das, aber das Handy ist aus.”

„Anna, hat er einen Ort, wo er immer mal hinwollte?”

Sie überlegte, doch im Moment war sie viel zu erschüttert, dass Mike sich tatsächlich abgesetzt hat. „Ich ... ich weiß nicht. Ich ... nein, ich weiß es nicht.”

Rob rieb sich das Gesicht. „Ich fahr zurück. Wenn er sich meldet, sag uns Bescheid, ja?”

Brad nickte. „Ja, natürlich.”

Dave drehte sich um, dann schaute er Brad nochmal an. „Ehrlich? Mit Anna?”

„Schieb ab, Phoe!”, sagte Brad leicht grinsend.

Der lachte leise. „Sollen wir es Chaz sagen? Also, dass Anna wieder unter den Vernünftigen weilt? Wobei ... ich fürchte, das ist ihm gerade egal.”

Anna seufzte. „Jungs!”

„Sags ihm, wenn Mike wieder da ist.”

Kaum waren die Jungs weg, legte Anna das Kind in den Stubenwagen und schlug die Hände vors Gesicht. „Das ist alles meine Schuld”, weinte sie.

„Oh je”, nuschelte Brad und nahm sie in die Arme. „Er ist momentan sehr gestresst, Anna. Er … er war einfach komplett fertig mit allem. Und es existieren momentan so viele Hater…”

„Jetzt weiß ich, was er gemeint hat, als er sagte, dass es traurig ist, dass er sich entschuldigen muss, vor allem bei mir. Bei uns ... bei seiner Familie sollte er sich doch sicher und geborgen fühlen und ... verstanden. Und ich habe alles nur noch schlimmer gemacht. Ich habe ihn vertrieben”, sagte sie weinend.

„Du warst verletzt. Niemand nimmt dir das übel.”

Trotz der Tränen schaute Anna ihn skeptisch an. „Oh doch, einer ganz sicher!”

„Der zählt nicht.”

„Ich fürchte, der zählt doppelt.” Anna schmiegte sich an ihn. „Ich habe Angst.”

„Um Mike?”

„Ja ... und um Chester”, gab sie zu. „Er ist nicht der Stärkste.” Anna sah ihn seufzend an. Dann ging ihr Blick zu Daniel. „Kannst du mich zu den Jungs fahren?”

„Bist du sicher?”

„Ja.”

Anna küsste ihn kurz und zog sich an, bevor sie Daniel einen frischen Strampler anzog und seine Jacke.

Brad fuhr mit ihr zur Villa und sah sie an. „Was hast du vor?”

Schweigend stieg Anna aus und nahm Daniel aus dem Sitz. „Bring ihn bitte zu Chester. Vielleicht kann ihm der Kleine Kraft geben. Ich warte unten, bis er Hunger hat.”

Chester lag an Mikes Kissen gekuschelt auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Tränen hatte er keine mehr. Seine Augen brannten, als hätte er sich Chili reingerieben und sein Kopf dröhnte. Warum meldete Mike sich nicht? Es konnte nur einen Grund haben. Ihm musste etwas passiert sein.

Brad klopfte an die Tür und trat langsam ein. „Hey Großer”, sagte er leise.

„Hat … hat er sich gemeldet?”, fragte Chester, ohne sich zu bewegen.

„Nein, leider nicht.” Brad legte das Baby neben Chester und lächelte. Daniel schaute sich um, gluckste und strampelte.

„Was macht er hier?”

„Er soll dich aufbauen. Und er kuschelt gern. Schau, er dreht sich gleich zu dir.”

Daniel drehte sich auf die Seite und grabschte nach Chesters Gesicht.

Traurig kuschelte sich Chester an den Kleinen und schniefte leise. „Ich vermisse ihn.”

„Ich bin sicher, wo auch immer Mike sich versteckt hat, Er vermisst dich ebenso.” Brad lächelte und streichelte Daniels Rücken.

„Brad, was ist wenn … wenn er verletzt ist?”

„Das glaube ich nicht. Wirklich nicht. Ich denke, dass er nach dem Ding mit Warner und den Fans und ... Anna einfach losgesaust ist.”

„Aber er würde sich doch melden.” Chester betrachtete den kleinen Jungen und streichelte über dessen Wange.

„Vielleicht versucht er Kraft zu tanken.”

„Und was ist mit uns? Ist er so egoistisch, dass wir hier leiden müssen?”

„Ich glaube, soweit denkt er nicht. Wenn es ihm bewusst wird, kommt er wieder.”

„Wie lange soll ich darauf warten? Ich werde hier noch verrückt.” Chester atmete tief durch und legte sich das Baby auf die Brust. „Wo ist dein Daddy, Kleiner?”

Daniel schaute ihn an, grabschte nach Chesters Nase und lachte leise auf.

Leicht lächelte Chester und schnappte mit den Lippen nach Daniels Hand.

Brad lächelte. „Wenn du denkst, er hat Hunger, sag Bescheid, die Milchbar sitzt unten.”

„Braucht er nicht. Ich geb ihm Bier.”

„Na sie wird sich freuen.” Brad küsste ihn auf die Stirn. „Ich werde jetzt etwas arbeiten. Ruf uns, wenn was ist.”

Chester kuschelte mit Daniel und seufzte leise. „Komm zurück”, flüsterte er leise.

 

Vier Tage später trafen Draven und Mia zu Hause ein. Während Chester die meiste Zeit mit Daniel auf dem Bett lag, waren die anderen, inklusive Sam und Anna im unteren Bereich des Hauses.

„Wir sind wieder daahaaa!”, rief Draven fröhlich.

Sam sprang sofort auf und umarmte ihren Sohn. Einen Moment dachten alle, dass Mike wieder da war, aber das waren eindeutig zu viele Füße gewesen. „Na endlich”, sagte sie leise.

„Na endlich? Sind wir unwissend zu spät?” Draven schaute über Sams Schulter verwirrt zu Mia. „Wie sind doch nicht zu spät, oder?”

Auch Anna hielt ihre Tochter fest im Arm.

„Mum … du erdrückst mich! Was machst du überhaupt hier?”, fragte diese verwirrt. Warum waren überhaupt so viele hier?

„Danny ist oben bei Chester. Mia ... habt ihr es denn noch nicht mitbekommen?”

„Wir haben gar nichts mitbekommen. Technikfreie Tage. Ihr erinnert euch? Wir mussten alles abgeben.” Draven löste sich von Sam. „Was ist denn passiert?”

Sam seufzte leise. „Mike ist weg.”

„Was? Was soll das heißen, Dad ist weg?”

„Wir ... also ... wir hatten einen heftigen Streit und davor ... Oh Mann, wegen dem Video gabs reichlich Shitstorm und dann die Anforderungen von Warner .... das war zu viel, denke ich. Er ist geflüchtet.”

Mia sah ihre Mutter an. „Als ich ihn zu dir geschickt habe?”

Anna nickte beklommen.

„Das ist nicht dein Ernst oder? Was hast du schon wieder gemacht?”

Anna setzte sich und fuhr sich durch die Haare. „Wir hatten Streit. Mir tut es leid und das würde ich ihm auch gern sagen, aber ... er ist weg.”

„Wie kann er weg sein?”

„Handy ist aus ... schon seit sechs Tagen. Seit er bei Anna weg ist”, sagte Dave.

„Und … habt ihr die Polizei verständigt?”

„Ja, natürlich. Es wurde eine Landesweite Vermisstenanzeige rausgegeben.”

„Scheiße. Und jetzt?” Mia griff nach Dravens Hand.

„Sitzen wir hier und warten.” Brads Blick ging an die Zimmerdecke. „Chester dreht noch durch da oben.”

„Was macht er da?”, fragte Mia.

Sam seufzte. „Nichts. Er liegt auf dem Bett und kommt runter, wenn Daniel anfängt zu brüllen.”

Draven lief die Treppe hoch und öffnete die Tür. „Dad?”

Chester saß diesesmal auf dem Bett, über unzähligen Blättern gebeugt und einem Stift im Mund. Er sah auf und lächelte leicht. „Hey. Wie war die Kursfahrt?”

„Gut. Dad, wie geht es dir?” Draven nahm Danny auf den Arm und setzte sich neben seinen Vater.

„Weiß nicht. Vermutlich besser.” Er zuckte leicht die Schultern.

„Besser? Dad, er kommt ganz sicher wieder. Das weiß ich ...”

„Ja. Weißt du … ich hab die ersten Tage nur geheult, aber das ist vorbei. Mike ist weg und anscheinend will er nicht gefunden werden. Wir können ihn nicht zwingen”, sagte Chester leise und nahm die Brille von der Nase.

„Oder wir suchen ihn!” Draven verstand Chesters Resignation nicht.

„Und wo? Wir haben schon die Fans auf ihn angesetzt und nichts. Er will es nicht.”

„Er weiß es vielleicht nicht. Dad, was ist bei Anna passiert, dass er gleich flüchtet?”

„Sie wollte ihm das Sorgerecht entziehen. Sie hat gesagt, dass schon alles beim Anwalt ist.” In den letzten Tagen hatte er nur mit Anna zu tun, wenn Daniel Hunger hatte. Er hatte nicht mit ihr gesprochen, sie nicht angesehen.

„Das ... was?” Draven legte den Kopf in den Nacken. „Das darf ich gar nicht Mia sagen. Sie bringt es fertig und springt ihrer Mutter an den Hals.”

„Ist einfach.” Chester rieb sich müde die Augen. Auch wenn er versuchte nicht durchzudrehen, schlief er nachts kaum. Mike fehlte ihm einfach. „Sie wehrt sich kaum, wenn man das macht.”

„Du ... bist ihr an den Hals gegangen?” Draven schaute instinktiv zur Tür. „Sie lebt noch. Was ist passiert?”

„Dave und Brad waren dabei. Sie haben mich abgehalten.”

„Achso ...” Draven seufzte. „Kann ich etwas für dich tun?”

„Nein. Ich hab hier genug zu tun”, sagte er leise und lächelte schief.

„Wenn was ist, dann sag es mir, ja? Wir bleiben hier im Haus.”

Chester nickte und umarmte seinen Sohn kurz. „Schön, dass du wieder hier bist”, sagte er leise.

Als Daniel anfing zu weinen, lächelte Draven. „Ich nehm ihn einen Moment mit runter. Willst du nicht auch mitkommen?”

„Nein. Ich arbeite gerade.”

„Okay ... ich hab dich lieb.” Draven lächelte und nahm den Kleinen mit runter. Als er ihn Anna gab, knurrte er leise. „Ich weiß, was du getan hast. Bete zu Gott, dass Mia es nicht erfährt”, sagte er sehr leise, so dass nur Anna es hörte.

Anna seufzte leise. „Ich hab es nicht abgeschickt.”

„Fällt dir etwas spät ein.” Draven ließ sie stehen, als Brad zu ihnen kam. „Bedroht dich der Kleine jetzt?”, fragte er leise.

„Liegt wohl in den Genen.” Anna lächelte schief.

„Alles wird gut. Da bin ich sicher.” Brad hatte den Arm instinktiv und sie gelegt und streichelte den Kleinen.

„Wie gehts ihm?”, fragte Mia ihren Freund, als er zu ihr kam.

„Er klingt resigniert. Er gibt vor, zu arbeiten, aber ... er sieht aus, als würde er gleich zusammenbrechen.”

Traurig sah Mia ihn an. „Können wir Dad nicht einfach suchen? Ich will hier nicht Rumsitzen und warten.”

„Ich bin dabei. Nehmen wir den Wagen deiner Mutter? Ich bin sicher, sie braucht ihn nicht.”

„Ja. Jetzt?”

„Klar, auf was sollen wir warten. Ich sag Dad Bescheid, wenn wir unterwegs sind. Sonst halten sie uns nur ab.”

Draven schnappte sich seinen Koffer und auch Mias und verließ mit ihr das Haus, nachdem sie sich aus der Jacke ihrer Mutter den Schlüssel genommen hatte.

Mia stieg in den Wagen und nahm ihr Handy, um ihr Navi anzumachen. „Fahr einfach erstmal los.”

„Okay.” Draven setzte mit dem Wagen zurück und fuhr die Straße hinunter. „Lass uns mal nachdenken. Er wird nicht zu Jay fahren, oder zu Shannon nach New York. Zu einfach und er wäre schon wieder aufgetaucht. Die haben bestimmt auch alle angerufen, die Mike kennt.”

„Ja. Und vermutlich wird er auch nirgendwo rumlaufen wo man ihn erkennt.”

„Also keine Städte .. eher Dörfer.”

Mia überlegte einen Moment. „Er hat mal was gesagt … er wollte schon lange zu der Ranch, wo er als Kind immer mit seinen Eltern hin ist. Aber das ist echt weit weg.”

„Macht nichts. Ich hab meine Karte bei. Und wir wechseln uns ab. Also ... weißt du, wo es hingeht?”

„Norfolk, Nebraska.” Mia sah ihren Freund an.

„Wo ist das?”, fragte Draven verwirrt. „Du weißt doch, ich hab in Erdkunde nie aufgepasst.”

„Mittig der USA. Fahr einfach. Wir brauchen gut zwanzig Stunden.”

„Okay, dann sollten wir ein Motel finden. Wie viel Bargeld hast du noch?”

„Zweihundert Dollar”, sagte sie.

„Okay, dann tanken wir erstmal und ich hole noch Geld ab. Dann sind wir nicht auf die Kreditkarte angewiesen.” Am Rande von Phoenix hielt er an einer Tankstelle. „Tankst du? Ich hole Geld und schreibe Dad.”

Mia nickte und stieg aus um an der Zapfsäule zu tanken.

Draven holte das Geld und nahm sein Handy raus. >>Hey Dad, bin mit Mia losgefahren, um Mike zu finden. Ich bring ihn dir wieder. Macht euch keine Sorgen. HDL, Drave.<<

Chester starrte auf sein Handy. Er konnte es nicht fassen, dass die beiden einfach losgefahren waren. Schnell rief er seinen Sohn an und sprang aus dem Bett und machte sich auf den Weg nach unten.

Der hatte sein Handy wohlweißlich ausgestellt. Er wollte nicht zurück gepfiffen werden.

„Scheiße!”, fluchte Chester laut und trampelte die Treppe runter, um seine Autoschlüssel zu suchen. Nicht Draven auch noch!

„Chaz? Baby, was ist los?”

„Sie sind weg! Scheiße was macht ihr den ganzen Tag?”, knurrte Chester wütend.

„Was meinst du? Von wem redest du?”

„Draven! Mia! Sie sind abgehauen! Sie wollen Mike suchen!”

„Bitte? Scheiße!” Sam wirbelte zu Anna herum. „Das darf doch alles nicht wahr sein!”, fauchte sie.

„Warum bist du denn jetzt sauer auf mich? Ich hab die beiden nicht losgeschickt!”

Chester knurrte und schnappte sich seine Schlüssel. Soweit konnten die beiden ja noch nicht weg sein.

„Chaz, warte. Ich komme mit”, rief Sam. „Und wo willst du hin? Du weißt doch gar nicht, wo sie lang gefahren sind.”

„Soll ich deshalb hier bleiben? Soll ich hier rumsitzen und warten, dass Draven nun auch von der Polizei gesucht wird?”, fragte Chester aufgebracht und schloss das Auto zitternd auf.

„Baby, warte.” Sam hielt Chesters Hand fest. „Schatz, sieh mich mal an.”

Chester schluckte hart, als er seine Frau ansah. „Sam … nicht Draven auch noch. Das halte ich nicht aus.”

„Ihm gehts gut. Trau deinem Kind was zu. Und ich bin sicher, dass sie uns informieren werden. Auch wenn sein Handy jetzt aus ist. Er will nur nicht zurück beordert werden. Schatz, sie sind fast erwachsen und sie sind selbstbewusst. Ich vertraue ihm ... auch wenn ich Anna jetzt gern eine klatschen möchte.”

„Mach doch. Dich hält keiner auf”, murmelte er kraftlos.

„Nein, ich bin ja nicht gewalttätig.” Sam schlang die Arme um Chester. „Unser Baby wird zurückkommen. Mit deinem Mann!”

Chester schloss die Augen und vergrub das Gesicht an Sams Hals. „Schlimm, wenn ich ihm gerade nur eine reinhauen will?”, fragte er leise. In den letzten Tagen hatte er eine leichte Wut auf Mike entwickelt. Er hatte ihn einfach allein gelassen. Sich seit fünf Tagen nicht gemeldet.

„Die steht dir zu. Wenn er wieder da ist, klatscht du ihm richtig eine rein und dann küsst du ihn. So, wie es sich gehört.”

Chester seufzte leise und ging langsam wieder ins Haus. „Ich bin oben …”

„Ich mach dir was zu essen.” Sam betrat das Wohnzimmer, wo sie zu Anna sah. „Ich hoffe dir ist klar, dass du verdammt viel wieder gut zu machen hast. Auch dein Kind ist jetzt da draußen.”

„Ich habe sie nicht rausgeschickt, Sam! Ich weiß, dass ich Mike schlimmes angetan habe, aber meiner Tochter würde ich nie etwas antun! Ich wollte nicht, dass sie da raus geht!”

„Das ist mir klar. Aber sie ist wegen Mike verschwunden.”

„Hey, es ist gut jetzt! Was bringt es uns, wenn wir uns weiter die Schuld hin und her schieben?” Brad trat neben Anna und sah Sam bittend an.

Sam schüttelte nur den Kopf. Sie wollte momentan nicht zu Anna stehen. Ihr Mann war da oben und drehte durch!


 

Quer durch Amerika für Mike

 

Draven hatte das Radio angestellt und seine Jacke angezogen. „Geht doch nichts über den Sonnenstaat Arizona. Hier ist es noch echt kalt”, sagte er, als sie über die Grenzen von Colorado hinüber waren. „Schau mal, die Berge ...” Fast war er Mike ein wenig dankbar. Ohne ihn hätte er die Kulisse nicht gesehen.

Mia lächelte. „Das ist schön. Schade, dass wir sowas nicht vor der Haustür haben.”

„Ja ... vielleicht sollten wir hier aufs Collage gehen.” Draven lenkte den Wagen zu einem Motel. „Glenwood Springs. Klingt gut, oder? Bleiben wir hier? Ich bin am Verhungern.”

„Ja. Es wird auch langsam dunkel.” Mia lächelte müde und küsste ihren Freund. „Danke, dass du mitkommst.”

„Warum sollte ich nicht. Du hast Dad nicht gesehen da oben auf seinem Bett. Es war zum Weinen.” Draven nahm sein Handy heraus und rief seinen Vater an.

„Drave?”, kam es müde von Chester. „Wo bist du?”

„Unterwegs. Dad, mach dir bitte keine Gedanken, es geht uns gut. Wir checken jetzt in einem Motel ein, um zu schlafen. Hör mal, ich bring dir Mike zurück. Das verspreche ich dir, okay?”

„Pass bitte auf dich auf. Ich … ich brauch dich.”

„Uns passiert nichts.” Draven betrat das Zimmer. „Wow ... das muss ein Liebesnest sein. Alles in Pink und Lila. Gut, dass ich Mia nicht mehr schwängern kann, was Dad?”, lachte Draven leise, als er das völlig verkitschte Zimmer sah.

„Melde dich bitte bei mir oder deiner Mum, okay? Drave, keine Alleingänge mehr. Ich bekomm die Krise, wenn ich dich nicht erreiche.”

„Okay, ich lass mein Handy an. Aber ich mach den GPS aus. Vertraut uns. Wir schaffen das schon.”

„Lass es bitte an! Ich komme euch nicht nach, dafür sorgt Sam schon. Aber sollte etwas passieren, will ich wissen, wo ihr seid!”

„Okay, versprochen. Ich leg jetzt auf. Mia hat Sandwiches besorgt. Morgen früh melde ich mich, wenn wir weiter fahren, ja? Dad, ich brauch dich auch, also ... pass du bitte auf dich auf. Schlafe etwas, okay?”

„Ich versuchs. Ich liebe dich.”

„Ich dich auch.” Draven legte auf und seufzte. „Wir sollen die Handys anlassen. Sie kommen auch nicht nach.”

„Ist alles okay?”

„Ja, alles gut. Sie machen sich nur Sorgen. Mia, ich weiß, warum dein Dad abgehauen ist.”

„Ach ja? Warum?”

„Mike war bei Anna und ... sie hat ihm gesagt, dass sie das alleinige Sorgerecht beantragt und dass er Danny nicht mehr sehen darf. Vermutlich wegen dem Video.”

„Was?” Mia starrte Draven an und knurrte. „Diese Frau ist echt zum durchschütteln! Was denkt sie sich eigentlich? Wir hatten darüber geredet!”

„Anna sagte vorhin, dass sie es nicht abgeschickt hat und auch nicht tun wird. Was ich auch seltsam finde, war Brad, der so beschützend den Arm um sie gelegt hat.”

„Aber Dad denkt, dass er Danny nicht mehr sehen darf!”

„Ja ... wir müssen ihm sagen, dass er es darf. Scheiße, warum denkt er nicht an Chaz und dich? Warum meldet er sich nicht?”

„Ich weiß es nicht.” Mia seufzte und versuchte ihren Vater auf dem Handy zu erreichen.

Doch nichts. Mikes Handy war aus. Am Morgen, nachdem sie die Nacht aneinander gekuschelt verbracht hatten, fuhren sie los. Draven rief seinen Vater an und stellte auf freisprechen.

„Hm”, brummte der ins Handy. Er hatte tatsächlich ein paar Stunden schlafen können, jedoch nur, weil sein Körper es verlangt hatte.

„Oh nein, jetzt hab ich dich geweckt. Dad, das tut mir leid”, sagte Draven verzweifelt und bog auf den Highway ab.

„Schon okay. Wo seid ihr?”

„Auf dem Weg zu Mike. Mia hat eine Ahnung, wo er sein könnte. Aktuell sind wir nahe Glensprings in Colorado.”

„Und wo glaubt ihr, wo er ist?”

Draven schaute Mia an. Sollten sie es sagen?

Mia seufzte. „Wir glauben, dass er in Nebraska ist. Zumindest hoffen wir es. Dad hat öfter mal davon geredet, dass er als Kind immer dort war.”

Chester runzelte die Stirn. „Ähm … Okay …”

„Wir halten dich auf dem Laufenden, versprochen, Dad!”

„Wann seid ihr da?”

„Gegen fünfzehn Uhr, schätze ich. Aktuell sind die Straßen frei.”

„Ruft mich bitte an, ja?”

„Mach ich. Versprochen.”

Draven legte auf. „Wenn du deinem Vater eine reingezimmert hast und wir uns alle wieder lieb haben, sollten wir mit meinem Vater einen Videochat machen. Vielleicht haben wir Glück und Daniel ist bei ihm.”

„Wenn wir da Empfang haben. Das ist tiefstes Land.”

„Ja ... mal schauen.”

Im Haus tauchte Sam zeitgleich mit Brad auf, der Anna und das Baby abgeholt hatte.

„Soll Danny wieder zu Chester?”, fragte er und nahm den Kleinen auf den Arm.

„Ja. Morgen gehts nicht. Ich treffe mich mit meiner Mutter”, sagte Anna leise.

„Okay.” Brad stieg die Treppen hinauf, klopfte an die Tür und trat ein. „Hey Chaz.”

„Hey. So früh schon hier? Hast du kein Zuhause?”, fragte Chester und streckte die Hände nach dem Baby aus.

Brad gab ihn weiter und lächelte. „Wir sind alle hier, Chaz. Hat Draven sich gemeldet?”

„Ja. Sie sind auf dem Weg nach Nebraska. Irgendwas soll da sein, wo Mike vielleicht ist.” Chester kuschelte mit dem kleinen Jungen und zog ihm das Jäckchen aus. „Bald nennst du mich noch Papa, wenn wir uns so oft sehen.”

Brad biss sich auf die Lippe. Vielleicht würde es ihm ja so gehen, wenn er Anna von sich überzeugen könnte. „Ich geh frühstücken. Kommst du mit?”

„Keinen Hunger.”

„Chaz, so viele Reserven hast du nicht. Du musst etwas essen.”

„Was habe ich gerade gesagt?”, fragte Chester etwas gereizt.

„Mach mich nicht an, okay? Wir sorgen uns nur um dich. Und du kennst deine Frau. Die bringt dir was, obs dir passt oder nicht!”

„Mir gehts gut, Brad.”

„Ja, natürlich. Dann bis später.”

Sam kam Brad entgegen. „Wo ist er? Chaz sollte was essen.”

„Er hat angeblich keinen Hunger. Dafür ist er aber mächtig schlecht gelaunt.”

„Okay, ich bring ihm Kaffee.” Sam ging die Treppe hoch und trat ein, ohne anzuklopfen. „Na, Brummbär?”

„Na, Glücksbärchi?”

„Hat sich unser Kind gemeldet?”

„Ja. Er ist schon wieder auf dem Weg.”

„Hier her?”, fragte sie hoffnungsvoll.

„Nein. Sie sind in Colorado und fahren nach Nebraska.” Chester legte sich Daniel auf den Bauch.

Sam seufzte leise. „Ich hoffe, sie kommen bald alle drei zurück.” Sam legte sich neben ihn und bettete den Kopf auf dessen Schulter. „Chaz?”

„Hm?”

„Bist du wirklich böse auf ihn?”, fragte sie leise.

„Nein … etwas. Wenn ihm nichts passiert ist, hätte er sich wenigstens melden können. Ich … ich hab doch nur Angst um ihn. Wenn er eine Auszeit braucht, dann ist das okay, aber nicht so.”

„Ihm geht es bestimmt gut. Es sind jetzt sieben Tage, hm? Chaz, es geht ihm gut.”

„Ich vermisse ihn so sehr. Ich kann ohne ihn nicht schlafen …”

Sam küsste ihn sanft auf die Wange. „Bald ist er bei dir. Versprochen”, hauchte sie. „Ihr müsst auch noch ein Baby machen. Das steht dir echt unverschämt gut.”

Chester drehte den Kopf zu ihr. „Er wollte eins adoptieren.”

„Ehrlich? Das ist toll. Das solltet ihr tun.”

„Ich will zwei. Und am liebsten wirklich von uns, aber das klappt ja nicht.” Chester seufzte leise und kuschelte sich an sie.

„Ich mach euch die Leihmutter. Wenn ihr euch erfolgreich outet und ihr endlich glücklich seid, bin ich die Leihmutter!”

Chester lächelte leicht. „Darf ich dann wieder in dein Bettchen?”

„Nein. Du machst in einen Becher. Ich fürchte, Tali findet es uncool, wenn wir zwei ...”

„Sie kann ja mitmachen.”

„Meine Tali ist durch und durch lesbisch. Du turnst sie nur ab.”

Chester seufzte richtig traurig. „Keiner findet mich heiß.”

„Bitte? Du kannst an jedem Finger etwa eine Million Mädchen haben.”

„Aber nicht die, die ich will. Du willst nicht mehr, Tali nicht und Dave hat auch gesagt, dass ich abturnend bin. Ich muss wieder Sport machen.”

„Baby, im Grunde reicht es vollkommen, wenn der liebe Mike rattig wird, wenn er dich sieht. Mehr ist nicht wichtig!”

„Ja … trotzdem will ich in keinen Becher wichsen.”

„Erhöht aber die Chancen auf ein Baby. Warten wir erstmal ab, okay?”

„Bleibt mir was übrig?” Chester küsste sie einfach auf den Mund.

Und Sam dachte nicht daran, das zu unterbinden. Sie liebte Chesters Küsse und Tali wusste das. Einen Moment gab sie sich dem süßen Kuss hin, dann grinste sie. „Mach das wenns ums Baby geht und du kannst den Becher wegwerfen.”

Grinsend sah Chester sie an. „Alles klar.”

Am Nachmittag fuhren Draven und Mia am Ortsschild vorbei, auf den Norfolk seine Gäste begrüßte. „Okay, und nun?”

Mia sah in ihr Handy. „Haben wir die Auswahl zwischen drei Ranchen die Gäste aufnehmen. Alle andere sind privat.”

„Okay, dann fahren wir die drei ab.” Draven schaute aufs Navi und bog links ab. ”Da vorn. Markers Ranch. Fragen wir mal nach.”

Mia nickte und stieg aus, als sie ankamen. Schnell suchte sie sich einen der Mitarbeiter. „Entschuldigung?”

„Ja, Miss?” fragte der Farmer.

„Ich suche meinen Vater. Ist zufällig jemand vor ein paar Tagen hergekommen? Er hat schwarze Haare und einen Bart. Leicht japanische Gesichtszüge.”

„Hm, ich weiß, wen du meinst. Er ist nicht hier, aber ich hab ihn gestern im Drugstore gesehen. Fragt mal da nach. Vielleicht können sie euch helfen.”

„Vielen Dank, Sir”, sagte sie lächelnd. Zumindest waren sie in der richtigen Stadt. „Ab zum Drugstore. Er wurde da gesehen.”

„Alles klar.” Draven fuhr die Straße hinunter. „Hast du kein Bild von Mike im Handy?”

„Klar. Wenn nicht gibt es ja genug Bilder.” Mia sah ihn lächelnd an. „Wir sind richtig.”

„Gleich können wir mit ihm schimpfen.” Draven grinste, hielt vor dem Drugstore und gemeinsam traten sie ein.

Mia ging sofort zum Kassierer. „Hallo. Haben Sie diesen Mann zufällig gesehen?”, fragte sie und hielt ihm ein Bild von Mike entgegen, auf dem er total müde und zerzaus war. Es war ein Sonntagmorgen gewesen.

„Hm ... ja, er arbeitet bei Barneys. Der Kneipe am Straßenende.”

„Er … er arbeitet da?”

„Ja ... seit vier Tagen, denke ich. Hat nen Job gesucht.”

„Okay. Danke sehr.” Mia schüttelte den Kopf. „Er ist ein verdammter Superstar und arbeitet in einer Kneipe?”

„Er ist was?”

Mia sah den Mann an. „Oh … Nichts. Vielen Dank nochmal.” Schnell ging sie zu Draven zurück, der am Eingang Sonnenbrillen betrachtet hatte. „Er hat anscheinend ein neues Leben.”

„Wie meinst du das? Wo ist er?”

„Er arbeitet in einer Kneipe”, sagte sie leise und deutete zum Ende der Straße.

Draven fuhr los und parkte vor dem Lokal. „Willst du allein reingehen?”

„Ja. Ich bin sicher gleich wieder hier.” Mia stieg aus und ging in das kleine Haus, wo sie sich umschaute. Unglaublich wie viele um diese Uhrzeit schon da waren.

Mike trat aus der kleinen Küche und warf sich das Handtuch über die Schulter. Er hielt den Blick zu Boden gerichtet, sprach nur, wenn es dringend notwendig war und sammelte die schmutzigen Gläser ein. Sein Kopf war komplett leer und fühlte sich dennoch so verdammt schwer an.

Mia schnaufte leise und setzte sich an die Bar. „Ich würde gern etwas bestellen.”

Erschrocken schaute Mike hoch und starrte seine Tochter an. „Was ... was machst du hier?”

„Na was glaubst du? Ferien auf dem Ponyhof.”

„Sowas gibts hier nicht.” Mike seufzte und ging um den Tresen herum, setzte sich neben sein Kind. „Wie ... wie geht es ihm?”, fragte er leise.

„Kommt darauf an, wen du meinst. Daniel wundert sich vermutlich nur, warum Chester die ganze Zeit weint.”

„Chaz ...” Seit Tagen hatte Mike nicht geweint. Nicht seit der Nacht im Motel, wo alles aus ihm herausgebrochen war.

„Er macht sich furchtbare Sorgen um dich. Er weiß nicht, ob dir was zugestoßen ist. Dad! Warum bist du hier?”

Mike antwortete nicht gleich. „Marge? Ich ... ich bin mal ne Weile draußen”, sagte er leise und verließ mit Mia die Bar.

„Dad, du musst zurückkommen. Du kannst nicht einfach abhauen und … und was? Ein neues Leben hier beginnen?”

„Nein. Nein, das ist kein neues Leben. Ich ...” Mike lächelte unter Tränen, als er Draven am Auto gelehnt sah. „Ich konnte nicht mehr. Sie wollen mir alles wegnehmen. Danny und Chaz und auch die Konzerte. Das ist zu viel. Ich schaff das nicht, Mia.”

„Aber du kannst doch nicht einfach untertauchen! Wir hatten alle Angst, dass du gegen einen Baum gerast bist! Die Polizei sucht nach dir.”

Mike seufzte und setzte sich auf der anderen Straßenseite auf eine Bank. „Es tut mir leid. Ich ... ich kann nicht mehr”, flüsterte er unter Tränen.

Mia nahm ihren Vater in die Arme und seufzte. Sie konnte ihm so einfach nicht böse sein. Das würde sie in ein paar Tagen nachholen. „Es ist alles gut, Dad.”

Eine ganze Weile weinte Mike nur. Draven konnte das gar nicht mit ansehen. Er nahm sein Tablet und rief seinen Vater per Videochat an.

„Hey”, sagte dieser und nahm die Brille von der Nase. Daniel saß auf seinem Schoß.

„Hi Dad. Hi Danny ... hör mal, ich muss dir was zeigen, okay?” Draven ging über die Straße und schob das Tablet in Mikes Sichtfeld, legte seine Hand auf dessen Schulter.

„Mike”, hauchte Chester und biss sich auf die Unterlippe.

Der sah bei der Stimme auf, doch was er sah, ließ ihn regelrecht zusammenbrechen. Mit zitternden Händen und heftig weinend, nahm er das Tablet. Sagen konnte er nichts.

Chester drückte Daniel an sich, der fröhlich zu dem Bild sah. „Mike! Scheiße gehts dir gut?”

Heftig nickend streichelte er mit den Fingern über das Display und lächelte weinend.

Mia lächelte Draven an und nahm dessen Hand, während sie ihrem Vater über den Rücken strich. „Mum hat den Antrag nicht abgeschickt”, sagte sie leise.

„Nicht?”, fragte er verwirrt und schaute wieder zu den beiden, die er so sehr liebte. „Chaz ... ich ... ich liebe dich”, flüsterte er.

„Ich dich auch. Bitte komm zurück”, sagte er leise.

Mike senkte den Blick. „Ich weiß nicht, ob ich dieses Versteckspiel ertrage. Und all die Leute, die uns jetzt hassen ...”

„Oh Mike! Das ist eine Handvoll, im Gegensatz zu denen, die sich für euch freuen”, sagte Draven. „Ich habe so viele Tweets gelesen, die durchweg positiv sind.”

„Mike, scheiß auf Warner. Ich will dich wieder hier haben, und wenn wir uns dafür outen, dann ist das so. Die Tour kriegen wir schon hin. Und wenn ich auf der Straße singe.”

Ungewollt lachte Mike und wischte sich das Gesicht ab. „Er sieht so süß in deinem Arm aus. Chaz ... sei bitte nicht böse auf mich ...”

„Nur wenn du jetzt in dieses beschissene Auto einsteigst und zurückkommst.”

Mike lächelte leicht, dann nickte er schließlich. „Es tut mir Leid ...”, flüsterte er.

„Komm nach Hause, Mikey. Wir warten auf dich.”

„Ihr zwei?” Mike stand auf und ging zu seinem Wagen.

„Wir alle. Die Idioten haben sich hier eingenistet.”

„In unserem Schlafzimmer?”, fragte Mike Stirnrunzelnd.

„Nein! Im Wohnzimmer. Ich kann da nicht mehr runter gehen.” Chester lächelte. „Mein Mikey.”

„Nur deiner ...” Mike küsste das Tablet, was Draven gar nicht witzig fand. „Hey, sabbere mir nicht das Display zu!”

Chester lachte leise auf. „Jetzt haben seine Pornos komische Flecken.”

„Ich hab keine Pornos, Dad. Mike, sag Tschüss und setz dich ans Steuer.”

„Geht nicht. Auto ist Schrott. Habs verkauft. Nehmt ihr mich mit?”

„Warum hast du es verkauft? Hast du sie noch alle?”, fragte Mia entrüstet.

Mike nahm ihre Hand, nachdem er Draven das Tablet gegeben hatte und trat ums Auto. Die gesamte rechte Fahrerseite war eingedrückt und verbeult. „Hab die Mauer nicht gesehen im Dunkeln. Aber mir gehts gut. Leider ist es nicht mehr fahrtüchtig.”

Mia starrte auf das Auto, dann boxte sie ihren Vater auf den Arm. „Idiot!”

„Aua! Hallo?” Böse schaute er sie an. „Mir gehts doch gut!”

„Dein Glück auch! Scheiße, Chaz hatte Angst, dass genau sowas passiert!”

Mike biss sich auf die Lippe, dann nahm er sein Kind fest in den Arm. „Weißt du eigentlich, dass das die schönste Geste überhaupt ist, dass du hier bist?”, sagte er leise.

„Wären wir nicht hergekommen, wäre Chester durchgedreht und Mum an den Hals gegangen.” Mia küsste ihn auf die Wange. „Und wer weiß, wann du dann zurückgekommen wärst.”

„Das weiß ich nicht”, gab er leise zurück. „Ich liebe dich, Mia. Danke.”


 

Back at home

 

Chester rannte mit Daniel die Treppe runter. „Er kommt zurück!”

„Was?” Sam stand auf und strahlte. „Haben die Kinder ihn gefunden?”

„Ja! Er … er ist bald wieder hier.” Chester lächelte glücklich und umarmte Sam.

„Unsere Kinder sind die Größten!” Sam küsste ihn auf den Mund.

Auch Anna atmete erleichtert auf und sank zurück aufs Sofa. „Wann ... sind sie wieder da?”, fragte sie leise.

„Ich denke morgen Mittag oder morgen Abend. Sie brauchen etwas”, sagte Chester und seufzte auf. Es war, als wäre die ganze Last von ihm gefallen.

Brad lächelte Anna an und streichelte ihren Rücken. „Und dann? Was macht ihr mit Warner?”

„Die können mich mal. Wenn ich Mike küssen will, dann mach ich das. Und wir werden vermutlich die Konzerte auf der Straße geben müssen.”

Rob hob die Augenbrauen. „Och nö! Komm, lass uns Matt anrufen, der soll herkommen und dann planen wir alles durch. Tourbeginn ist in vier Wochen. Sollte doch wohl kein Problem sein.”

Chester nickte und küsste Daniel auf die Stirn. „Dein Papa kommt wieder”, hauchte er.

Die Jungs organisierten ein treffen mit Matt am nächsten Tag.

Am Abend ging Anna vorsichtig auf Chester zu. „Ähm ... ich würde Daniel jetzt gern nach Hause bringen”, sagte sie leise.

Chester sah sie kurz an. Dann nickte er. „Wann kommt er wieder her?”

„Ich weiß nicht. Ähm ... Morgen Mittag? Ist das okay? Ich bin mit meiner Mutter verabredet morgen früh.”

„Okay.” Er reichte ihr den Jungen und streckte sich einmal.

„Dann ... bist morgen.”

Brad wartete an der Tür und lächelte Chester an. „Chaz, wir sehen uns morgen beim Frühstück.”

„Hm. Brad?”

„Ja?”

„Was läuft da zwischen euch?”

Brad sah Anna nach, wie sie zu seinem Auto ging. „Ähm ... das weiß ich noch nicht genau.”

„Fickst du sie?”

„Boah Chaz!”

„Ja oder nein?”

„Was, wenn ich ja sage?”

Chester grinste und umarmte ihn fest.

Verwirrt stand Brad einfach nur da. „Ähm ... was jetzt?”

„Danke.”

„Wofür?”

„Dass du sie zu Vernunft gebracht hast. Ich würde dich knutschen, aber dann höre ich heute nicht mehr auf.”

Brad lächelte leicht. „Hoffentlich sieht Mike das genauso.”

„Wird schon.” Chester löste sich von ihm und sah zu den andren. „Ihr könnt auch gehen.”

„Okay. Wir sehen uns dennoch zum Frühstück.” Brad lächelte und ging zu Anna und dem Kleinen.

Chester warf sich aufs Sofa, als alle bis auf Dave gegangen waren. „Was ein Tag.”

Am späten Nachmittag hielt Draven den Wagen in der Einfahrt.

„Mir ist schlecht. Die werden alle stinksauer sein!”

„Da musst du jetzt durch, Dad”, sagte Mia und stieg aus.

„Ja.” Mike nahm allen Mut zusammen und schloss das Haus auf.

„Wir sind wieder da!”, rief Mia grinsend.

Langsam ging Mike Richtung Wohnzimmer, wo all die Jungs saßen, zusammen mit Sam und Anna. Als Chaz aufspringen wollte, hob er die Hand. „Warte kurz. Ich ... also ...” Er holte tief Luft. „Was ich getan habe ... das war falsch. Es tut mir unendlich leid, dass ihr wegen mir so gelitten habt, das lag nicht in meiner Absicht. Ich ... hab keinen Ausweg mehr gesehen. Ich hab eigentlich gar nichts mehr gesehen. Ich war so wütend und so maßlos enttäuscht, weil man mir alles wegnehmen wollte, was mir etwas bedeutet. Ich ... es tut mir leid”, sagte er leise.

Chester war halb hockend geblieben und wartete, ob noch etwas kam. Er sah Daves schmunzelnden Blick und sprang dann über das Sofa in Mikes Arme.

Ihn fest an sich pressend landete Mike auf dem Boden und vergrub sein Gesicht an dessen Hals. „Es tut mir so leid”, wisperte er immer wieder.

Chester schniefte leise und schüttelte den Kopf. „Halt die Klappe”, wisperte er und küsste seinen Freund.

Dem war es Herzlich egal, wer alles sein Wohnzimmer bevölkerte. Er erwiderte den Kuss tief und würde ihn auch so schnell nicht beenden.

Dave kratzte sich an die Nase. „Ähm … Jungs? Wir wollen auch noch Hallo sagen.”

„Oh ...” Mike lächelte Chester an und stand langsam auf. Plötzlich fand er sich umringt von den anderen vier Jungs. „Euch hab ich auch vermisst”, sagte er leise.

„Na hoffentlich”, sagte Joe schmollend und kuschelte sich frech an Mikes Brust. „Mikey-Bär.”

„Jetzt bekomm ich Angst.” Er lachte leise, weil sich alle irgendwie an ihn kuschelten. „Chaz? Hilfe!”

Der grinste nur und setzte sich wieder aufs Sofa. Mike wieder zu sehen war fantastisch.

Nach und nach lösten sich alle und Mike entdeckte Anna mit Daniel auf dem Schoß. Obwohl ihn alles zu seinem Sohn zog, verhärteten sich seine Gesichtszüge.

„Mike, es tut mir leid.”

„Gibst du ihn mir bitte?”, sagte er betont ruhig.

Anna stand auf und brachte ihren Sohn zu Mike.

Langsam nahm er ihn und wandte sich ab. Das Gesicht vergrub er an Daniels Hals. „Mein Kleiner”, wisperte er und ging etwas von den anderen weg. Er hatte diesen kleinen Jungen so sehr vermisst. Die Angst, ihn nie wieder zu sehen, hatte ihn in den letzten Tagen aufgefressen.

Anna senkte den Blick und ging zu Brad, der sie neben sich zog und einen Arm um ihre Hüfte legte. Sie wusste, dass es ewig dauern würde, Mike und vielleicht auch Chester wieder etwas näher zu kommen.

Mike setzte sich auf die Treppenstufen. „Hi, mein Kleiner. Hast du Daddy vermisst?”, fragte er leise und schaute sanft lächelnd in dessen Gesicht.

„Nö, er hatte nen coolen Ersatzdaddy”, sagte Chester frech und warf eine Taschentuchpackung nach ihm. „Komm hier her.”

„Komm du zu mir”, sagte er lächelnd.

Chester lächelte und ging auf Mike zu und streichelte über Daniels Köpfchen. „Na, mein Kleiner?”

„Kannst du mir verzeihen?”, fragte Mike leise und schaute in die Augen seines Freundes.

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Bitte mach nie wieder dein Handy aus, ja?”

„Mein Handy ist beim Unfall kaputt gegangen. Ich hab ... das irgendwie verdrängt. Mein Tablet ist auch Schrott”, sagte er leise.

„Du hattest einen Unfall?” Chester sah ihn geschockt an. „Gehts dir gut?”

„Ja, alles noch dran. Nur einen Kratzer am Bein. Chaz ... ich hab dir niemals so wehtun wollen. Ich bin einfach ... ausgebrannt.”

Chester streichelte Mikes Wange und küsste ihn kurz. „Es ist okay. Wir schaffen das alles, okay? Ruh dich mal etwas aus.”

„Können wir beide morgen im Bett bleiben?”

Chester schmunzelte. „Ich war die letzten sechs Tage im Bett. Ich muss das erstmal neu beziehen.”

„Okay, machen wir.” Mike streichelte mit der Nase über Daniels. „Eine Frage habe ich aber noch.”

„Die da wäre?”

„Warum kuschelt mein Freund Brad mit meiner bekloppten Ex?”

Chester lachte plötzlich los. „Sie vögeln.”

„Er fickt meine bekloppte Ex?”, platzte Mike laut heraus. Das schockte ihn jetzt wirklich.

Anna senkte den Blick. War ja klar, dass Mike sie so nannte.

„Hey, kann ja sein, dass du sieben Tage den Kopf zugemacht hast, aber sie heißt Anna!”, sagte Brad und legte den Arm um sie.

„Kann ja sein, aber sie ist dennoch meine Ex. Gabs nicht mal sowas, wie einen Verhaltenskodex unter Freunden? Fick nicht die Ex vom Kumpel?”

„Wenn ja, dann würde da auch drin stehen: Fick niemals deinen besten Freund und du hast es trotzdem getan”, antwortete Brad nur.

„Das steht da nicht. Chaz, das steht da nicht, oder?”, fragte Mike.

„Ähm … ich weiß nicht”, sagte dieser und nahm Daniel frech zu sich.

Mike musterte Brad und Anna. „Aber das ist mein Baby. Damit das klar ist.”

Brad verdrehte die Augen. „Wenn ich ein Baby will, mach ich mir schon eins.”

„Mit Anna?” Mike schaute ihn noch immer skeptisch an. „Brad, können wir eben in die Küche gehen?”

„Nein, da sind spitze Messer!”

„Dann aufs Klo!”

„Er ertränkt mich!” Brad seufzte und deutete auf den Garten.

„Er hat die Harke vergessen, oder?”, fragte Rob in die Runde.

Mike schloss die Tür hinter ihnen. „Okay, erklärs mir bitte.”

Brad seufzte leise. „Ich wollte sie nur trösten, nachdem Chester ihr fast die Luft abgedrückt hat  und dann hat sich das verselbstständigt.”

„Und nun ... also ... seid ihr zusammen? Sorry, aber das will gerade nicht in meinen Kopf.”

„Nein, wir sind nicht zusammen. Hättest … naja wäre das ein Problem?”

„Ich hab keine Ahnung.“ Mike kratzte sich am Ohr. „Bist du ... also ... verliebt?”

Brad nickte ganz leicht. Es würde nichts bringen, ihm etwas vorzumachen.

„Wow!” Mike schaute sich um. „Ich glaub, ich brauch ein Bier.”

„Mike, es tut mir leid.”

„Schon gut. Ist gerade alles zu viel. Da kommt’s auf das auch nicht mehr an.” Mike sah ihn ziemlich hilflos an. „Ich glaube, wäre all der andere Stress nicht, würde ich mich wahnsinnig für dich freuen. Im Moment bin ich mir nicht mal sicher, ob ich mich überhaupt über irgendwas freuen kann. Ich ... muss erst durchatmen.”

Brad nickte leicht. „Das mit Warner bekommen wir hin. Und Daniel bleibt dir.”

„Scheiße ... Brad, ich hab eben verdammt viel Scheiße geredet. Hör mal, ich ... Danny ist mein Kind, klar. Aber wenn es bei euch beiden was ernstes ist, dann weiß ich auch, dass er bei dir perfekt aufgehoben ist.”

Brad umarmte Mike einfach. „Ich würde ihn dir nie wegnehmen.”

„Ich weiß.” Fest schmiegte er sich an ihn. „Tut mir Leid ...”

„Ruh dich aus, Mikey. Atme tief durch und nimm ein heißes Bad.”

„Okay.” Gemeinsam gingen sie wieder hinein und Mike nahm Chester sein Kind ab. „Guck mal ... Brad ist auch ein Daddy”, sagte er leise.

„Hier werden alle Daddys …”, nuschelte Chester traurig und küsste Mike. „Ich geh das Bett neu beziehen.”

„Baby? Was ist denn?” Mike schaute ihn besorgt an und folgte mit dem Kleinen.”

„Nichts. Mir fehlt nur so ein kleines Ding.”

„Ein Baby?” Sanft hielt er Chaz auf der Treppe auf. „Ich will ein Baby mit dir. Das weißt du doch, oder?”

Chester nickte und lehnte sich an Mike. „Sam hat sich als Leihmutter angeboten”, lachte er leise.

„Ehrlich? Bekommen wir beide einen kleinen Bennington?”, schnurrte er.

Chester grinste. „Wenn ich in ihr Bettchen darf ja, sonst müssen wir mixen.”

„Geht das mit dem Mixen überhaupt? Lass das lieber, sonst kommt da was Seltsames bei raus.” Mike schlang einen Arm um Chesters Hüfte. „Ein kleiner Bennington wäre perfekt”, sagte er leise und küsste Chester zärtlich.

„Ich seh da schon wieder zu viel Zunge!”, lachte Dave, als er sich an den beiden vorbeidrückte.

„Willst du auch mitmachen?”, fragte Mike, doch da plapperte Daniel dazwischen. „Hast Recht. Daddys Zunge gehört nur in Daddys Chazys Mund. Meine Güte, das Kind hat aber reichlich Daddys.”

„Und außerdem findet Dave mich nicht heiß”, schniefte Chester. Das konnte er einfach nicht vergessen.

„Hey, ich war verstört!” Dave nahm sich Chesters Gesicht und küsste ihn fest auf den Mund.

Chester grinste, als er leise schnurrte. Sein Körper reagierte ganz automatisch auf Zärtlichkeiten, also küsste er Dave kurz richtig und leckte sogar über dessen Lippe.

„Die Zunge hab ich auch gesehen! Los, ab, weg da! Das ist mein Mann”, grinste er Dave an.

Kichernd ging Chester weiter rauf in ihr Schlafzimmer und warf die ganzen Blätter vom Bett, um es neu zu beziehen.

„Was hast du gemacht?”, fragte Mike und deutete auf all das Papier.

„Versucht Texte zu schreiben und zu zeichnen.” Chester grinste leicht. „Ist aber nichts geworden.”

„Zeig mal.”

Chester hob den Block vom Boden auf und reichte ihm den. Dann bezog er Decke und Kissen neu.

„Chaz, die Zeichnungen sind klasse. Bisschen unproportioniert, aber das Design ist fantastisch.”

„Ach ja? Das hat Joe gemalt”, murrte er. „Meine sind die Komischen Dinger, die die Schuhe darstellen soll.”

Mike schaute sich die Zeichnungen an. „Dann zeichnet Joe aber sehr schief. Schuhe, warte.” Mike setzte sich mit Daniel. „Das ist alles sehr düster, Baby.”

Waren auch sechs düstere Tage, dachte er bei sich, sagte aber nichts. „Hm. Ich mag keine Regenbögen auf meinen Schuhen.”

„Kleine Einhörnchen?”, fragte Mike, merkte aber, dass der Scherz falsch ankam. „Zu dir passen die gut. Chaz, willst du ernst machen, mit der Schuhcollection?”

„Ich weiß noch nicht. Ich probiere nur etwas rum.” Chester zuckte die Schultern und legte sich aufs Bett, so dass er mit dem Kopf neben Daniel war und den anstubste. „Ich kann ja auch Babykleidung entwerfen. Richtig coole versteht sich.”

„Wie wäre es, wenn du nach der Tour beides machst. Unser Baby in Klamotten designed by Chester Bennington. Das würde mir gefallen.

„Mal schauen.” Chester drehte sich auf den Rücken und betrachtete Mikes Gesicht.

„Wir könnten es zusammen machen.” Mike legte sich neben ihn.

„Wir könnten mal wieder neuen Merch rausbringen.”

„Ja, der Gedanke kam mir auch schon.” Langsam streichelte Mike Daniels kleine Faust, die seinen Finger umschloss und rigoros zu seinem Mund führte. „Wie findest du das mit Brad und Anna?”

„Ich hätte ihn fast geknutscht”, sagte Chester grinsend.

„Warum? Ist das nicht komisch?”

„War es bei uns komisch? Vielleicht bringt er sie wieder auf ein normales Level an Verrücktheit.”

Mike lächelte. „Er hat mir mein Kind wieder gebracht, oder?”

„Ja. Hätte ich das gewusst … nein ich hätte Anna nicht … urks.”

„Was? Gevögelt? Dann hättest du mit mir aber ein Problem bekommen.”

„Da wäre nichts passiert, keine Angst.” Chester kuschelte sich an ihn und kitzelte Daniel leicht.

„Also ... sehen wir es positiv.” Mike lächelte. „Problem eins gelöst.”

„Problem zwei auch, wenn du unterschreibst. Matt war hier.”

„Was heißt das?”

„Naja. Matt war heute Morgen hier wegen der Tourdaten. Wir haben mit ihm geredet, wie schnell wir reagieren können. Mike, ich will uns nicht verstecken und die Fans anlügen. Wenn wir bei Warner kündigen, haben wir eine Sperrzeit von einem Monat. Die Tour fängt genau in einem Monat an. Sobald sie die Termine abgesagt haben, werden wir mit den Veranstaltern reden.”

„Ihr wollt richtig kündigen? Behalten wir denn alle Rechte?”

„Ja. Matt hat sich die Verträge angeschaut. Wir müssen eine kleine Strafe zahlen, aber die verschmerzen wir.”

„Und dann? Linkin Park AG?”

„Jared nimmt uns vorübergehend auf. Er hat gesagt, er würde uns auch komplett nehmen, wenn wir nichts Eigenes wollen.”

Mike schaute einen Moment nachdenklich zu seinem Sohn, der vor ihnen eingeschlafen war.

„Okay, für die Tour bei Jay, aber ... danach machen wir es allein. Nichts gegen Jareds Arbeit, aber wir sind Freunde. Ich will nicht für ihn arbeiten. Und wir schaffen das allein.”

„Okay.” Chester lächelte und küsste ihn auf die Wange. „Du musst nur die Kündigung unterschreiben.”

Mike sah ihm in die Augen. „Und dann bist du mein Freund? Ganz offiziell?”

„Ja. Aber lass uns das trotzdem mit Ellen machen. Wir sind es ihnen schuldig. Nach dieser Woche sollten sie die Wahrheit erfahren.”

Mike nickte und nahm sein Kind auf den Arm. „Lass uns mal zu den Jungs gehen.”


 

Opa-Onkel-Daddy

 

Im Wohnzimmer gab Mike das Kind an Anna ab, ohne sie anzuschauen. „Jungs, kommt ihr kurz mit ins Studio?”, fragte er und ging voran.

Die fünf folgten ihm und verteilten sich auf die Sofas. „Was gibts?”

„Chaz hat mir von der Kündigung erzählt. Fehlt nur noch meine Unterschrift. Ähm, ich möchte nicht auf Dauer bei Jared unter Vertrag stehen, ich wills allein machen nach der Tour. Ist das okay für euch?”

„Klar. Sollte kein Problem sein.” Brad nickte. „Wir machen eh schon vieles Selbst.”

„An mir scheitert es nicht. Und wenn uns jemand fehlt, stellen wir ihn ein. Denkt dran, wir geben keine Tantiemen mehr an Dritte ab”, sagte Dave.

„Ja.” Chester legte die Arme um Mike. „Siehst du. Wir schaffen das.”

Mike schaute auf die Kündigung, die Joe ihm mit einen herausfordernden Lächeln hinschob.

„Ich liebe euch, das wisst ihr, oder?”, sagte Mike und nahm den Stift.

„Jaha und wir dich auch, nun unterschreib schon!”

Mike lachte leise und beugte sich zum Tisch hinunter. „Bennoda is real”, sagte er leise und setzte seinen Namen auf das Dokument.

Die Jungs lachten leise. „Oh Mann. Und das nur wegen eurer dämlichen Wette!”

„Soll ich dir mal was sagen? Der Abend im Club hatte mit der Wette nichts zu tun. Wir waren einfach nur ... glücklich.”

„Das könnt ihr jetzt auch sein.”

Mike schaute Rob an, dann wandte er den Kopf zu Chester, der in diesem Moment unheimlich zufrieden aussah. „Hm ... ja. Alle Probleme gelöst, oder?”, fragte er leise.

„Ja … vielleicht hätten wir daran schon vorher denken sollen.”

„Oh ja, hätte uns so einiges erleichtert. Aber ... Jungs, was ist mit all den Shitstormtweets. Ich habe so viele gesehen.”

„Scheiß drauf. Es wird immer solche Menschen geben und auf die können wir verzichten. Ihr liebt euch, und das ist gut. Ihr müsst euch deswegen nicht verstecken. Joe saß außerdem die ganze Zeit an Twitter und hat die sperren lassen.”

Mike schenkte Joe einen liebevollen Blick. „Scheiße, ich bin gerade viel zu sentimental für all das. Ich heule gleich wieder”, sagte er lachend. „Jungs, ich will euch küssen und knuddeln.”

Joe sprang sofort auf und schnappte sich Mike, um ihn zu knuddeln, was Chester irgendwie gar nicht mochte.

Lachend landeten die beiden auf dem Schoß von Brad und Dave.

„Ich hab dich so lieb, Noda-Bär”, säuselte Joe und grinste breit.

„Er ist toll, oder Chaz?” Mike kicherte und kuschelte sich zwischen die Jungs. „Chaz, komm her, ich will ein Gruppenbild twittern, damit alle wissen, dass ich wieder im heimischen Nestchen bin.”

Chester murrte leise und zwängte sich zwischen Joe und Mike. „Meiner.”

Kichernd machte Mike ein Bild und schmiegte sich fester an die Jungs. „Ich muss gerade an den Tag im Bett mit euch allen denken. Das war toll.” Mike postete das Bild mit einem Dank an alle Fans, die nach ihm gesucht hatten.

„Ja, aber dann fehlt noch einer. Dave, wo ist dein Mann?”

„Mit Blaine unterwegs. Heute ist Beste-Freunde-Abend.”

Chester schnurrte. „Finde ich gut. Sollten wir auch machen.”

„Ihr zählt nicht mehr in die Beste-Freunde-Kategorie. Ihr seid jetzt ein Paar. Mikey, du brauchst einen neuen, besten Freund.”

„Wir sind trotzdem beste Freunde!”, beschwerte sich Chester sofort. „Außerdem haben wir Jared noch als besten Freund.”

„Und euch. Scheiße, ihr seid alle meine Freunde.” Mike stand auf. „Ich will nochmal zu Danny, bevor Anna mit ihm verschwindet.” An der Tür blieb er stehen. „Schäfchen, wieso seid ihr nicht zusammen?”

„Weil sie dich immer noch liebt. Sie ist noch nicht über dich weg. Das wird wohl noch etwas dauern.”

„Hm ...” Mike betrat das Wohnzimmer allein, wo Anna allein saß und ihr Kind stillte. „Oh ... verdammt, entschuldige.” Er wandte sich schnell ab.

„Schon okay. Du hast mich oft genug gesehen.”

„Ja ...” Mike setzte sich aufs Sofa und schaute auf seine Hände. „Anna ... was da passiert ist ... ich kann das nicht mehr. Ich will mich nicht zwischen meinem Mann und meinen Kindern entscheiden.”

Anna sah zu ihm und seufzte. „Es tut mir leid, Mike. Ich war so verdammt wütend auf dich. Manchmal verstehe ich nicht, warum du loslassen konntest und ich es einfach nicht schaffe.”

„Weil ich jemanden habe, den ich liebe und du ...” Neugierig schaute er sie an. „Was ist das zwischen dir und Brad?”

„Ich weiß es nicht. Es ist mir nie in den Sinn gekommen mit ihm irgendwas zu haben.”

„Magst du es denn? Also ... klar, ihr habt Sex. Ich meinte ... wenn du an ihn denkst ...”

Anna zuckte leicht mit den Schultern. „Er wäre genauso oft weg wie du.”

„Wenn du so denkst, beende es. Jetzt. Brad ist ehrlich in dich verliebt, Anna”, sagte er ernst.

Anna nahm Daniel hoch und küsste ihn auf die Wange. „Ich weiß es nicht, Mike. Er ist süß und er kümmert sich um Daniel. Aber es ist schwierig. Du hast das Problem nicht mehr, aber wenn du an unsere Ehe denkst, dann war das nicht immer einfach, oder?”

„Hm, wir haben uns zu selten gesehen, das stimmt. Vielleicht musst du es diesesmal anders machen. Öfter mitkommen. Daniel ist klein, du bist zu Hause und schreiben kannst du auch unterwegs. Wenn du etwas für ihn empfindest, dann ... begleite uns. Macht Vanessa auch und hat Sam auch gemacht, genauso wie Lins.”

„Ist dir mal aufgefallen, dass nur Rob es schafft eine Beziehung zu führen die länger geht?”

„Ja, weil er hetero ist. Währen Chaz, Dave und ich es auch, würden wir euch im Leben nicht gehen lassen!”

Anna nickte leicht. „Erstmal bleiben wir hier. Ich denke, mir tut Abstand gut.”

„Ja ... vielleicht hast du Recht. Und ... halt ihn fest. Er ist ein toller Mann und er kann dich glücklich machen.”

Anna lächelte leicht. „Hoffentlich.”

„Das kann ich”, sagte Brad leise von der Tür aus. Er hatte nicht lauschen wollen, aber wer konnte sich schon einem Gespräch entziehen, wenn er wusste, um was es ging. „Ich ... ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen.”

Anna sah hin und her, dann zu ihrem Sohn. „Na hoffentlich weißt du dann später noch, wer dein Daddy ist.”

„Na ich bin der richtige, das ist der Angeheiratete und Chaz ist der Ziehdaddy. Ist doch ganz leicht.” Mike nahm ihr grinsend das Kind ab.

„Und alle anderen sind die Onkels oder Opa-Dave”, grinste Brad frech.

„Opa-Dave?”, fragte Mike verwirrt.

„Klar. Er wird schon grau auf dem Kopf.”

„Der Schäfchendaddy hat nen Knall. Aber das lernst du ganz schnell.” Mike schaute Anna an und lächelte zufrieden.

„Kannst du mir verzeihen?”, fragte sie leise.

„Nur, wenn du mir versprichst, dass du das nie wieder tust. Der Gedanke, Daniel niemals wieder zu sehen hat mich wahnsinnig gemacht.”

„Ich verspreche es.”

„Dann ist alles gut. Oh und du musst Brad behalten.” Mike stand grinsend auf und verschwand aus dem Zimmer.

Brad lächelte verlegen. „Mike ist gar nicht so doof, wie er aussieht.”

„Findest du? Manchmal schon.”

„Nein ... er hat dich endlich gehen lassen. Wurde Zeit, wenn du mich fragst.”

„Er hat mich schon vor fast einem Jahr gehen lassen.”

„Ich bin schüchtern und du hast mich nicht gesehen.” Brad setzte sich neben sie.

Anna lächelte leicht. „Du hattest einfach zu viele Haare.”

„Sind alle ab. Die Jungs beschweren sich schon. Ich könnte sie wieder wachsen lassen.”

„Wehe! Dann komm ich mit einen Rasierer!”

Brad lachte leise und nahm ihre Hand. Wie wäre es mit ... einer Flasche Wein heute Abend?”

„Klingt gut”, sagte sie lächelnd.

Brad schaute ihr in die Augen, dann küsste er sie sanft. Er würde verdammt viel dafür tun, dass Anna an seine Seite kam.

Am Abend ging Anna zu Mike und Chester und lächelte leicht. „Hey. Wir würden jetzt gehen wollen”, sagte sie.

„Macht doch”, grinste Mike und schaute in das Gesicht seines schlafenden Sohnes.

„Und du gibst ihm die Brust?”

„Ja!” Mike lächelte verträumt.

Anna schüttelte lächelnd den Kopf und nahm ihren Sohn an sich. „Wir kommen morgen wieder, wenn du willst.”

„Ja ... also ... kannst du nicht abpumpen und was hier lassen?”

Anna sah zu Chester, der leise Würgegeräusche machte. „Haha. Danke Bennington. Ja, wäre möglich, aber nicht heute.”

„Okay, dann am Wochenende. Morgen fangen die Proben an. Ich hole Schäfchen bei dir ab, dann knuddel ich ihn eine Weile. Wir müssen endlich was tun.”

„Macht was immer ihr tun müsst.”

„Okay. Gute Nacht, mein Kleiner.” Mike küsste ihm glücklich das Gesicht ab und umarmte Brad. „Fahrt nach Hause.”

„Machen wir. Schlaft gut, ihr beiden”, sagte er zwinkernd, weil Chester schon leicht döste.

Als alle weg waren und Mike aus der Dusche trat lächelte er, beim Anblick von einem Chaz in Shorts auf dem Bett. „Genau das hab ich vermisst.”

Der lächelte ihn an. „Soll ich für dich Fotos machen, für den Fall, dass du nochmal weggehst? Dann kannst du sie dir ins Auto kleben.”

„Ich geh nicht mehr weg. Ich war so dumm ...”, sagte er leise und beugte ich über Chester.

„Ich versteh dich ja”, sagte Chester leise und streichelte Mikes Wange. „Hast du den gerade gestutzt?”

„Ein wenig, ja. Ich hatte kurzzeitig überlegt, die Haare abzurasieren,.”

„Komplett?”

„Ja. Ich bin nicht der Irotyp.”

„Aber auch kein Glatzentyp”, sagte Chester und spielte leicht mit den schwarzen Haaren.

„Nicht ganz, hm? Aber sie sind zu lang.” Mike küsste ihn verspielt.

Chester seufzte leise und erwiderte den Kuss. Darüber konnten sie auch später reden. Sanft zog er Mike auf sich und schlang die Arme um ihn.

 

Sie hatten nicht mehr viel geredet. Doch zum Tourstart in Kalifornien waren die Haaren deutlich kürzer, als die Fans es von ihm gewohnt waren.

Sehr zum Missfallen von Warner hatte die Band es geschafft, alle Locations erneut zu buchen. Die Karten behielten ihre Gültigkeit und die Jungs waren glücklich.

Doch an diesem Abend, einen Tag nach dem ersten Konzert war Mike einfach nur furchtbar aufgeregt. Sie waren bei Ellen, die tatsächlich eine Liveshow machte. Kurz, denn es ging um ihr Coming out. Doch die Band wollte es sich nicht nehmen lassen und für gute Einschaltquoten zu sorgen, und performten deswegen noch ein Minikonzert. Doch zuerst sollte das Interview stattfinden.

„Ich glaube ich kotz gleich”, sagte Chester leise. Es war etwas anderes vor Livepublikum so etwas zu gestehen.

„Teilen wir uns einen Eimer?”, murmelte Mike.

Chester legte die Arme um Mike und seufzte. „Sicher, dass wir das hier machen wollen?”

„Ja. Ich will mich nicht verstecken. Ich will ... den Leuten sagen, an wessen Seite ich gehöre. Und dann ist wieder gut. Dann ist unser Privatleben wieder unser Privatleben.”

Chester atmete tief durch und sah nochmal in den Spiegel um sein Shirt glatt zu streichen. Es war einfach so viel passiert in letzter Zeit.

„Das schwarze Shirt steht dir.” Mike lächelte und küsste ihn. „Du siehst toll aus.”

„Danke. Du auch.” Chester lächelte ihn an. „Gleich wissen es alle, auch die Skeptiker.”

„Weißt du was? Die können mich mal.” Mike nickte und zuckte zusammen, als Ellen zu ihnen kam. „Ich geh gleich auf Sendung, haltet euch bereit. Im Studio sind etwa dreihundert Leute, überwiegend Fans.”

Chester sah sie gequält an. „Oh Mann …”

Auf der Bühne sprach Ellen eine kleine Einleitung, dann lächelte sie. „Fragen wie sie selbst, was an den Gerüchten dran ist. Herzlich Willkommen, Chester Bennington und Mike Shinoda!”

Chester setzte sein Lächeln auf, auch wenn er gerade einfach wegrennen wollte. Er hatte nach wie vor Angst, dass irgendwas schief gehen konnte. Trotzdem ging er zu Ellen und schüttelte ihre Hand und winkte den Fans zu. „Hey.”

Mike tat es ihm gleich, dann setzte er sich neben seinen Freund.

„Ich freue mich, dass ihr hier seid. Sah zwischendurch so aus, als wolltet ihr lieber am anderen Ende der Welt sein”, sagte Ellen.

Chester lächelte leicht und sah zu Mike. „Ja, aber wir kommen trotzdem immer nach Hause zurück.”

„Eine nette kleine Anspielung auf Mikes Sonderurlaub. Bevor wir aber darüber reden, räumt mit den Gerüchten auf, Jungs.”

Mike atmete tief durch, zögerte einen Moment und nahm dann Chesters Hand. „Ich bin ... nicht schwul”, sagte er. „Gibt eine Menge Frauen, die mir durchaus gefallen. Und ich weiß, dass es Chester genauso geht. Aber ... wir sind Bi. Und wir haben uns verliebt. Ich denke ...” Mike brach ab, denn seine Worte gingen in einem Ungeheuren Geräuschpegel aus Klatschen, Stampfen und Jubeln unter. Schweigend wartete er, bis es wieder leiser wurde. „Ich denke, dass wir schon immer ... sehr viel für einander empfunden haben. Bennoda is real. Das was so viele Fans wollten. Worin wir eine Freundschaft ... eine tiefe Freundschaft gesehen haben, sahen einige das, was uns heute verbindet. Liebe.”

Chester lächelte. Mikes Worte rührten ihn und er musste echt aufpassen nicht vor laufender Kamera zu weinen. Auch die Reaktion der Fans war unglaublich. Klar, es waren nur dreihundert, aber sie standen für so viele von ihnen. „Für uns war es nicht leicht diesen Schritt zu gehen und es der Öffentlichkeit zu sagen, aber da einer unserer Fans uns mehr oder weniger absichtlich geoutet hat, mussten wir reagieren. Unser Privatleben bleibt weiterhin genau das. Privat. Wir werden nicht an jeder Straßenecke rumknutschen oder irgendwelche Pornos hochladen, wie es einige andere machen. Wir wollten, dass unsere Fans wissen, wer wir sind und wir wollten uns nicht von anderen zwingen lassen etwas anderes vorzugeben. Deshalb haben wir jetzt sehr lange Zeit gebraucht, bis wir hier sind. Bis wir euch sagen, was Sache ist.”

Mike lächelte. „Und genau das ist Sache.” Er beugte sich zu Chester und küsste ihn vor laufenden Kameras, vor den Augen der ganzen, verdammten Welt.

Chester war etwas erschrocken. Das hatten sie nicht abgemacht. Auch wenn es ihm gefiel und die Fans erneut jubelten, löste er den Kuss relativ schnell und sah in Mikes Augen. Mit etwas geröteten Wangen sah er zu Ellen. „Irgendwelche Fragen?”

„Nein ... wie war das mit dem nicht knutschen an den Straßenecken?”, fragte sie lachend.

„War keine Straßenecke”, verteidigte sich Mike.

„Okay, also ... die Entscheidung, euch zu outen bringt auch eine große Veränderung für die Band mit. Ihr habt euch von eurem Produzenten getrennt.”

„Richtig. Es war ein großer Schritt, aber für uns musste er sein.”

„Wie geht es weiter mit Linkin Park?”

„Ganz normal. Für die Fans ändert sich nichts. Für uns kommt mehr Arbeit auf uns zu. Aber hey, wir sind allesamt Workaholics”, grinste Mike.

„Unsere Fans werden jetzt vermutlich noch viel mehr in Kontakt mit uns stehen. Solange wir niemanden einstellen, machen wir wirklich alles selbst. Merch, Promotion, wir beantworten die Mails. Es kann sein, dass es am Anfang etwas länger dauert, aber sobald wir uns überall eingefunden haben, läuft alles flüssig. Die Konzerte finden immerhin auch wieder statt.”

„Wir sind wahnsinnig gespannt. Und die Tor fand gestern hier in Los Angeles ihren Auftakt. Wie war es. Habt ihr negative Schwingungen wahrnehmen können?”

„Nein, gar nicht”, sagte Chester. „Es wird immer Menschen geben, die uns verurteilen, aber das haben wir zumindest nicht gemerkt. Es lief alles wie immer.”

Mike nickte lächelnd. „Ich möchte mich nochmal bei euch allen da draußen entschuldigen, dass ich für sieben Tage verschwunden war. Viele Dinge sind auf mich eingebrochen innerhalb von zwei Tagen und ... naja, sagen wir, ich fand weglaufen besser, als komplett auszurasten. Dass ich meiner Familie und meinen Freunden wehgetan habe, tut mir unendlich leid. Genauso Leid, wie es mir bei euch tut. Ich habe Unmengen an Mails und Nachrichten bekommen, die mir Mut gemacht haben, die mir zugesprochen haben und dafür danke ich euch wahnsinnig!”

Chester strich über Mikes Handrücken und lächelte. Er bewunderte seinen Freund, dass er das alles sagte. Dass er hier mit ihm saß und nicht wegrannte.

„Und weil wir gerade dabei sind, alles auf den Tisch zu legen: Wir werden im Herbst die wohl heißtesten Großväter der Welt sein”, setzte Mike dem Ganzen die Krone auf.

„Oh Gott”, jammerte Chester. Er konnte sich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen.

„Heißester Opa der Welt, Chazy. Denk immer daran”, lachte Mike.

„Aber ich bin erst vierzig! Kinder, tut euren Eltern das nicht an!”

Ellen schaute lachend hin und her. „Ich gratuliere euch dennoch.”

„Danke”, sagte Chester lächelnd.

 

 

Epilog

 

Vier Jahre waren seit dem Outing vergangen. Vier Jahre, in denen die Band hart arbeiten und kämpfen musste.

Mike saß auf dem Bett und lächelte. So wie Chester vor vier Jahren bei der Geburt seines Sohnes dabei gewesen war, weil er selbst es nicht geschafft hatte, so hatte er nun Sam beigestanden bei Chesters Sohn ... und auch seinem eigenen. Sam neben ihm schlief. „Wo bleibt dein Daddy, hm?”, fragte er leise. „Du brauchst noch einen Namen.”

Chester humpelte so schnell er konnte den Gang des Krankenhauses runter. Er hatte einen Termin bei seiner Modefirma gehabt und das ließ sich leider nicht verschieben. Völlig außer Atem betrat er mit seinen Krücken das Zimmer, welches ihm mitgeteilt wurde. „Hey!”

„Na endlich!” Mike richtete sich etwas auf. „Alles okay?”

„Ja. Alles gut.” Er lächelte und kam näher. Sanft streichelte er die Wange des kleinen Jungen. „Gott, ist der hübsch geworden.”

„Was hast du erwartet? Er ist ein echter Bennington.” Mike strahlte ihn stolz an. „Sam war super!”

Chester setzte sich auf den Stuhl. „Zum Glück hat er ihre Ohren.”

Mike lachte leise und legte ihm das Kind in die Arme. „Unser Baby ...”, sagte er leise und küsste seinen Freund sanft.

Chester erwiderte den Kuss zufrieden und sah zu dem Baby runter. „Hast du ihm schon einen Namen gegeben?”

„Nicht ohne dich. Aber ... was hältst du von Steven?”

„Klingt gut.” Chester lächelte sein Baby an. „Steven … Kenji Bennington.”

„Was?” Mike sah ihn erstaunt an. „Ehrlich?”

„Ja, er wird seinen Zweitnamen nie benutzen und er wird mich dafür hassen, wenn er alt genug ist aber … ja. Du bist genauso sein Vater.”

„Hey, der Name ist toll.” Mike lachte leise. „Scheiße, Baby, ich liebe dich.”

Als es leise klopfte, rief Mike herein, danach war gar nichts mehr leise.

„Wo ist mein Bruder?”, rief Daniel aufgeregt, ließ seinen Stiefvater Brad los und kletterte auf Mikes Rücken, um über dessen Schulter schauen zu können.

Draven schüttelte nur den Kopf, denn seine Tochter Amy hielt sich artig zurück und wartete.

Doch ganz die Mama musste sie es nochmal erwähnen. „Sind meine Opas jetzt Papas?”

Chester lachte leise. Er sah Amy gespielt böse an. „Ja, Kleines!” Er zeigte den Kindern den kleinen Jungen, der tief und fest schlief.

„Ohhh ...” Amy trat näher. „Er hat Oma Sammys Ohren. Gott sei Dank.”

Mike schaute erst das Kind an, dann ihren Vater. „Sag mal, wir müssen uns echt mal unterhalten!”

„Worüber?”

„Sie ist frech!”

„Naja, das liegt in den Genen. Mia ist frech, du bist frech, Dad ist frech und ich irgendwie auch.”

„Unglaublich.” Mike nahm das Mädchen hoch. „Er ist süß, oder?”

Amy nickte schnell. „Oh ja!”

Sam wachte durch den ganzen Trubel auf, vor allem, als auch noch Joe, Rob und Dave dazu kamen. Letzterer hatte die Zwillinge dabei, da Daddywochenende war.

Dave hatte von allen aus der Band den Vogel abgeschossen. Eine Mutter, zwei Väter, denn die Zwillinge waren eigentlich keine. Bradley hatte genauso wie Dave einen Treffer gelandet. Dass etwas so seltenes bei ihnen passiert war, wunderte eigentlich niemanden bei dem Babyboom. Der schwarzhaarige Junge und das Mädchen mit den feuerroten Locken traten näher.

Chester sah zu Sam und gab ihr einen Kuss. „Hey, Mummy.”

„Hey Daddy. Oh man, was ist denn hier los?”, lachte sie leise.

„Tag der offenen Tür, wusstest du das nicht?” Chester grinste und legte ihr Steven auf die Brust.

„Hat er einen Namen bekommen?”, fragte sie neugierig.

„Steven Kenji”, lächelte Chester, was die Jungs zum Lachen brachte.

„Echt jetzt?”, fragte Joe kichernd.

„Hey, der Name ist toll. Und wenn man von der Bedeutung ausgeht, ist sie mehr als passend!”

„Mir doch egal, was der bedeutet. Steven ist kein bisschen japanisch, es sei denn, du hattest da auch deine Fingerchen im Spiel”, murrte Joe leise.

„Nein, hatte ich nicht. Ich hab nur die Lampe gehalten”, sagte Mike trocken. „Lass dich nicht ärgern.”

„Was bedeutet der Name?”, fragte Sam.

„Kenji bedeutet starker, zweiter Sohn. Und er ist bei uns beiden der zweite Sohn. Also passt es”, sagte Mike lächelnd und voller Stolz.

„Sicher? Bei Chaz weiß man nie”, sagte Dave frech.

„Schatz, schmeiß die alle raus”, knurrte Mike. „Hey, seid jetzt lieb!”

Grinsend streckte Dave ihm die Zunge raus. „Ich musste mir sowas auch anhören.”

Chester schüttelte nur den Kopf und kuschelte mit Steven und Sam.

„Deine Kinder ... ach lass mich in Ruhe, die Kinder sind alle toll. So und Opa-Papa-Onkel Mike schmeißt jetzt ne Runde Schokoeis, damit Oma-Mama-Tante Sammy sich erholen kann. Auf gehts. Oh .. nur für die Kinder, versteht sich.”

„Hey! Jetzt wollen wir aber auch”, maulte Joe leise und schnappte sich Daves Tochter und ging raus.

Sam sah zu, wie sich der Raum nach und nach leerte, dann waren sie beide mit Steven allein. „Hab ich das gerade geträumt?”, fragte sie unterdrückt lachend.

„Hm … nein, ich hab das auch mitbekommen.” Chester grinste und küsste sie nochmal. „Er ist süß.”

„Klar, wenn wir Kinder machen, dann richtig. Seid immer schon lieb zu ihm. Sonst ist es wieder meiner”, neckte sie ihn.

„Du bekommst ihn, wenn es darum geht aufgeklärt zu werden”, grinste Chester frech.

Sam sah ihn lächelnd an. „Ich liebe dich, Chester Bennington.”

„Ich dich auch, Sammy.” Er küsste sie sanft auf den Mund.

 

The End



 

 



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Impressum

Texte: Juli Hörnchen
Bildmaterialien: Linkin Park
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2016

Alle Rechte vorbehalten

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