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Einleitung

 

Die Essgewohnheiten der Deutschen haben sich gewandelt. Das hat einen Grund. Früher mussten hart arbeitende Menschen eine reichhaltige Nahrung zu sich nehmen, um Kraftreserven aufzubauen. Nachdem sich die Arbeitsbedingungen zugunsten von Bürojobs veränderten, achten immer mehr Berufstätige darauf, beim Essen Kalorien einzusparen. Es entwickeln sich Trend-Diäten und Ernährungsgruppen wie die Veganer und Vegetarier, es progagieren Verfechter sogenannter Superfoods für das eine, jeweils ihr Lebensmittel. Alt Bewährtes gerät dabei leider in Vergessenheit oder gilt als verpönt.

 

Das beste Beispiel hierfür ist die Kartoffel. Nicht nur, dass ihr ein spießiger Beigeschmack anhaftet: Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Kartoffelstampf, das klingt nach Essen bei Muttern, nach Hausmannskost und Fettlebe, weil die dampfenden Erdäpfel meist mit reichlichen Soßen und einem „guten“ Stück Fleisch gereicht wurden.

 

Kartoffeln erscheinen aus heutiger Sicht auch langweilig, und so manch ein Gesundheitsfanatiker bezeichnet sie als gesundheitsschädlich. Kartoffeln würden angeblich zu viele Kohlenhydrate enthalten. Dabei kommen auf 100 Gramm Kartoffeln gerade einmal 17 Gramm derselben. Das entspricht 77 Kilokalorien beziehungsweise einem Brennwert von rund 300 Kilojoule. Was ist mit dem Rest?

 

Die Kartoffel hat in Sachen ausgewogener Ernährung einiges zu bieten. 100 Gramm Kartoffeln enthalten 2,2 Gramm Ballaststoffe, die für den funktionierenden Stoffwechsel von Bedeutung sind. Sie verhindern Verstopfungen, erleichtern sogar das Abnehmen und machen uns ingesamt vitaler.

 

Dazu kommen die hohen Mengen an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Mit 100 Gramm Kartoffeln nehmen wir beispielsweise 421 Milligramm Kalium, 12 Milligramm Kalzium, 23 Milligramm Magnesium und 0,8 Milligramm Eisen zu uns. Obendrein profitieren wir von Mangan, Zink, Phosphor, Kupfer, Selen, den Vitaminen A, B1, B2, B3, B5, B6, C sowie E. Wissenschaftler haben vor nicht allzu langer Zeit festgestellt, dass wir allein von Kartoffeln und Wasser eine ganze Zeit lang überleben könnten, ohne an Mangelerscheinungen zu leiden. In vielen Kulturen ist man sich dessen auch heute noch bewusst. Die Kartoffel ist nicht umsonst eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweit, wobei ihr Rang in der Beliebtheitsskala regional variiert.

 

Die Kartoffel lässt sich vielseitig zubereiten und obendrein als Heilmittel einsetzen. Über beide Themen bieten der Buchhandel und das Internet eine Menge an Informationen.Wer sich über die Möglichkeiten der Verwendung der Knollen beliest, wird sie spätestens in Zeiten der Krisenvorsorge und Selbstversorgung zu schätzen wissen. Dieses Buch zeigt, dass ihr Anbau im eigenen Garten gar nicht so schwierig ist und wie sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält. Selbst wer keinen Garten besitzt, kann seine Kartoffeln auf dem Balkon oder auf der Terrasse anbauen. Wie das geht, erklärt dieses Buch ebenfalls. Vielleicht erlebt die Kartoffel schon bald ihr Comeback. Das bliebe ihr zu wünschen.

 

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich viel Spaß beim Ausprobieren und viel Erfolg beim Kartoffelanbau.

 

Ihre Rike Sonnenschein

 

 

 

 

 

 

1. Die Auswahl der richtigen Sorten

 

Bei der Auswahl der Kartoffelsorten für den Hausgarten spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Unter anderem geht es um die individuellen Vorlieben des Einzelnen. Einige Hobbygärtner bevorzugen die „alten“ Sorten, weil sie sie seit ihrer Kindheit kennen und ihr Aroma schätzen. Zu erwähnen ist an dieser Stelle die Sorte Linda, die in der Beliebtheitsskala der Kartoffeln hierzulande ganz weit oben steht. Linda ist seit 1974 eine eingetragene Sorte. Sie zählt zu den festkochenden Kartoffeln, die einen aromatischen Geschmack besitzen. Lagert man sie für längere Zeit ein, ändern sich allerdings ihre Eigenschaften beim Kochen. Sie wird mehliger. Entsprechend muss beim Kochvorgang ein früherer Garzeitpunkt abgepasst werden, damit sie nicht zerfällt. Aus Frankreich stammt die Sorte La Ratte, bei der es sich ebenfalls um eine festkochende Sorte handelt. Sie kann früh geerntet werden. La Ratte unterscheidet sich von vielen anderen Sorten durch ihre längliche Form. Auch sie gehört zu den alten Sorten, es gibt sie seit 1872.

 

Bei anderen Hobbygärtnern entscheiden bei der Sortenauswahl ausschließlich die Kocheigenschaften. Tatsächlich lohnt es, das Augenmerk auf diese zu richten. Denn sie bestimmen, wozu sich die Kartoffeln am besten verarbeiten lassen. Festkochende Sorten können auch nach dem Garen noch in gleichmäßige Scheiben geschnitten werden, während mehlige unter der Klinge schnell zerdrücken. Letztere zerfallen aufgrund ihres hohen Stärkegehalts und des vergleichsweise geringen Wasseranteils auch beim Kochen schneller. Bei ihnen gilt es, den Garzeitpunkt exakt abzupassen. Die festkochenden Kartoffeln eignen sich unter anderem für Aufläufe, Gratins und Kartoffelsalate. Mehlige Sorten machen sich gut als Kartoffelstampf, in Suppen, zur Zubereitung von Kroketten und Kartoffelpuffern. Zu diesen zählen unter anderem die alte Sorte Adretta sowie die Sorten Likaria und Afra.

 

Darüber hinaus gibt es vorwiegend festkochende Kartoffeln. Es handelt sich dabei um sprichwörtliche Hybriden. Sie zeichnen sich durch eine mäßige Feuchte und eine feine Körnigkeit aus. Vorwiegend festkochende Kartoffeln werden hauptsächlich zur Zubereitung von Beilagen wie Salzkartoffeln oder Bratkartoffeln verwendet. Zu diesen Kartoffelsorten zählen beispielsweise die rotschalige Rosara, die Marabel, Satina und die Solara.

 

Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der Kartoffeln für den eigenen Garten ist ihre Lagerfähigkeit. Frühe Sorten sind für den alsbalden Verzehr bestimmt. Einige lassen sich schon ab Mai/Juni beernten. Zu ihnen gehören die festkochende Christa, die Gloria, die Rosara und die Cilena. Gern werden sie als Pellkartoffeln gekocht und zu regional typischen Gerichten gereicht. In Norddeutschland sind dies saurer Hering und Kräuterquark, in Sachsen verfeinert man sie mit Leinöl und Kümmel.

 

Die frühen Sorten besitzen einen hohen Wasseranteil, der sie für die Lagerung unbrauchbar macht. Anders sieht es bei den mittelspäten und späten Sorten aus, die landläufig auch als Einkellerungskartoffeln bezeichnet werden. Sie ermöglichen es dem Hobbygärtner, auch in der kalten Jahreszeit aus eigenen Vorräten zu schöpfen. Ihre Erntezeiträume liegen zwischen August und Oktober. Bekannte Sorten sind Granola, Linzer Delikatesse und Melina.

 

Manchmal ist es auch das typische Aussehen einer Sorte, das den Hobbygärtner zur Auswahl verleitet. Kartoffeln unterscheiden sich in ihrem Erscheinungsbild nämlich enorm. Sie sind nicht alle dick und rund. Im Laufe der Zeit wurden ebenso schlanke, lange Sorten gezüchtet. Hinsichtlich ihrer Schale und des Fruchtfleisches variierten

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 17.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9346-0

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