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Titel

 

 Entführt durch die Zeit



 

Miracle of Pain 1

 

 

 

von

 

Karin Baumann

 

 

 

 

 

LETTEROTIK

Die Geschichte: Erinnerungen

 

 

 

Erinnerungen

 

Verwundert schaute Claire sich um. Wo war sie? Oder besser, wann war sie? Was war nur passiert?

Sie sah an sich hinunter, eigentlich um zu schauen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Doch sie erkannte sich kaum. Das war nicht sie. Vor fünf Minuten hatte sie noch Jeans und Sweater getragen und ihre kurzen Haare waren unter einer Mütze versteckt gewesen. Nur das alles sah sie jetzt nicht. Sie trug ein Kleid, das getrost aus einem längst vergangenen Jahrhundert hätte stammen können und ihr jetzt langes Haar steckte unter einem Hut, der, ja, der erinnerte sie an irgendetwas. Nur an was? Ihr Blick ging zum Himmel. Das war doch wohl ein Witz, oder nicht? Claire war sich nun sicher, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte. Luftschiffe am Himmel! Viel verrückter ging es ja wohl kaum.

Jemand reichte ihr eine Hand. Ohne darüber nachzudenken griff sie zu und stand auf. Und dann stand er vor ihr. Claire bekam ein Stück ihrer Erinnerung zurück. Er hatte sie hierher gebracht, weil ihre Welt in Scherben lag und sie die Hoffnung verloren hatte. Doch er war nicht ihr Retter. Ganz allmählich kehrten die Erinnerungen zurück und Claire durchfuhr ein tiefes Unbehagen. Ihre Welt lag im Sterben und das nur, weil die zwei herrschenden Familien immer mehr Macht haben wollten. Das Wort Harmonie war ihnen schon immer ein Fremdwort gewesen. Nur die Alten hatten immer wieder gewarnt vor dem, was dann tatsächlich passierte.

Oh Gott, die neuen jungen Herrscher hatten ihren Machtkampf aus dem virtuellen Leben tatsächlich in das Reale übernommen und irgendwann, ja, irgendwann hatte einer von ihnen einfach auf diesen blöden Knopf gedrückt. Was dann passierte, war einfach unvorstellbar, denn niemand wusste mehr, welche Waffen dort eigentlich zum Einsatz kamen. Am Anfang sah es noch so aus, als wäre gar nichts passiert. Was für ein verhängnisvoller Irrtum. Man konnte wirklich denken, dass die Waffen einfach schon zu alt waren, doch nach einer Woche zeigten sich die ersten Auswirkungen. Die Menschen wurden krank und verwandelten sich in bluthungrige Monster. Nicht so, wie man das von den Vampiren aus zahlreichen Büchern kannte. Es war ein regelrechtes Abschlachten, ausgelöst durch einen Virus. Zu Beginn versuchte man, die Betroffenen einfach wegzusperren, jedoch ohne Erfolg. Niemand war mehr sicher. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Claire gehörte zu den freiwilligen Helfern, doch das Leid der Menschen zu sehen machte sie fast krank. Sie wollte mehr tun, als nur Wunden zu versorgen, an denen die Menschen, wenn sie Glück hatten, dann doch starben. Aber eine Idee hatte sie auch nicht. Die wenigen Wissenschaftler, die noch geblieben waren, forschten zwar unentwegt nach einem Gegenmittel, doch sie hatten wenig Erfolg. Und dann passierte das, was Claire wohl hierher verschlagen hatte.

Eines Morgens stand ein Fremder in dem Bereich, in dem Claire eingeteilt war und sah sie aufmerksam an, dann nickte er. Eigentlich nur zu sich selbst, doch er hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Er war anders als die Menschen hier. Gehörte er vielleicht zu den Herrschenden? Doch von denen hatte man seit dem Angriff nichts mehr gehört. Außerdem war er gänzlich anders gekleidet. Er wirkte seltsam fremd und sie wusste einfach, er gehörte nicht hierher. Und so lief sie hinter ihm her. Aus Neugier. Sie wollte wissen, wo er hinging und was er dort wollte. Sie bog um die Ecke, hinter der er verschwunden war und blieb geschockt stehen. Das, was sie dort sah, konnte sie einfach nicht glauben. Der Fremde hatte seine Hand auf, nein, falsch, im Körper eines Verletzten und dann schien die Zeit zu rennen. Claire konnte zusehen, wie die Wunde sich infizierte und der Betroffene in wenigen Sekunden verstarb. Normalerweise dauerte dieser Kampf Tage, bei manchen sogar Wochen.

Claire starrte den Fremden einfach nur an. Er hatte sie inzwischen entdeckt und blickte direkt in ihre Augen. Ein Schaudern überzog ihren Körper. Ihr Instinkt riet ihr, sich einfach umzudrehen und wegzulaufen. Aber ihre Neugier siegte. Als der Fremde mit dem Finger auf sie zeigte und sie zu sich winkte, konnte sie einfach nicht anders. Sie ging zu ihm. Vielleicht war das der größte Fehler in ihrem Leben. Aber was für ein Leben hatte sie denn noch?

»Du bist sehr aufmerksam, Kleine. Und du scheinst sehr unglücklich. Du bist nicht weggerannt. Vielleicht bist du die Richtige. Wir werden sehen.«

Für was sollte ich denn die Richtige sein? Und unglücklich? Hatte er sich hier einmal umgeschaut? Hier war niemand mehr glücklich. Die Infektionen schritten täglich voran und inzwischen wurden die Nahrungsmittel knapp. Ja, unglücklich traf es wohl am ehesten. Aufgeben war auch keine Option, also musste sie da durch und hier zu helfen, war wenigstens sinnvoll. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen und einfach weggehen, da hielt er sie fest. Was sollte das denn?

»Wenn ich dir erzählen würde, man könnte die Zeit zurückdrehen und alles was bisher geschehen ist, rückgängig machen, würdest du mir wahrscheinlich nicht glauben. Aber genauso ist es. Es gibt jemanden, der das möglich machen könnte. Allerdings macht er nichts ohne Gegenleistung. Ich frage mich gerade, ob du überhaupt in der Lage wärst, ein Opfer zu bringen?«

Hatte er wirklich gerade angezweifelt, dass sie in der Lage sein könnte, ein Opfer zu bringen? Was tat sie hier Tag für Tag? Was taten die Anderen, die überlebt hatten, jeden Tag? Immer wieder! Sie war sich sicher, sie würde alles dafür tun, wenn sie ihr altes Leben zurückerhalten könnte. Aber das waren nur reine Wunschvorstellungen. Niemand war in der Lage, die Zeit zu verändern. Das war einfach nicht möglich.

»Ich sehe dich zweifeln. Schau noch einmal genau hin.«

Mit diesen Worten griff er wieder in den Körper des gerade verstorbenen Mannes hinein. Es schien plötzlich unglaublich kalt im Raum zu werden. Sie konnte sehen, wie die Atmung wieder einsetzte. Das Blut begann wieder aus den Wunden zu rinnen und der Mann krümmte sich vor Schmerzen. Sie wollte schon laut Stopp! rufen, um dieses Martyrium wieder zu beenden. Doch dann verschwanden auch die Wunden und der Mann sah aus, als wäre er nie verletzt worden. War das hier vielleicht das Wunder, auf das immer alle hofften? Claire wusste es nicht, sie sah die beiden Männer nur mit ungläubigen Augen an.

»Und was sagst du? Wärst du bereit, ein Opfer zu bringen?«

Ein Opfer? Und dann wäre die Welt geheilt? Nein, das hatte er nicht versprochen, nur dass man die Zeit zurückdrehen könnte. Das bedeutete allerdings, dass jemand diesen Wahnsinn dann verhindern musste. Wer sollte das tun? Es gab ja vorher auch Aufständische, die versucht hatten, die Regierung zu stürzen und das Drama zu verhindern. Doch sie waren immer gescheitert. Was würde also passieren, wenn man nur die Zeit zurückdrehte? Alles würde sich wiederholen und das ganze Leid müsste sie noch einmal erleben. Na, vielen Dank, das wollte sie ganz sicher nicht. Also blieb ihr nur abzulehnen, sich umzudrehen und wieder an ihre Arbeit zu gehen. Den verwunderten Blick des Fremden sah sie gar nicht mehr.

  

  

 

Fortsetzung folgt …

 

 

Die Entscheidung

 

Es waren inzwischen zwei Wochen seit der Begegnung mit dem Fremden vergangen und Claire hatte zu viele Menschen sterben sehen. Heute an diesem besonderen Tag, ihrem Geburtstag, war ihr letzter Freund in ihren Armen gestorben. Das war der Augenblick, in dem sie sich wünschte, dass sie das Angebot des Fremden nicht einfach ausgeschlagen hätte. Vielleicht gäbe es doch noch eine Chance? Alles kam ihr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Letterotik
Bildmaterialien: Letterotik
Cover: Letterotik
Lektorat: Letterotik
Satz: Letterotik
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2021
ISBN: 978-3-7487-9928-3

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