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Engelsmacht - Sabine Niedermayr

 

Kate ist gerade einmal siebzehn und ihr Leben besteht zu einem großen Teil aus der Bewältigung ihres Schulalltages und darin, sich mit ihren Freundinnen zu treffen.
Dieses vermeintlich einfache und unbeschwerte Leben wird zunehmend durcheinander gebracht, als sich seltsame Erscheinungen und Begegnungen in Kates Leben drängen.
Ausgerechnet jetzt gesteht ihr der Freund ihrer Kindheit seine Liebe.
Gefühle, die sie nicht erwidert und die ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.
Hinzu kommt, dass Veränderungen auf der Erde ihren Anfang nehmen, Berichte über Naturereignisse und Katastrophen sich mehren, eine düstere Stimmung den Planeten einhüllt.
Auswirkungen, die sie am eigenen Leibe zu spüren bekommt und sie nach Antworten suchen lassen, die offenbar nur ein Priester ihr geben kann.
Aber sind rätselhafte Inschriften, die Visionen eines verwirrten Mannes und das Auftauchen von sonderbaren Gestalten wirklich Zeugnis eines nahenden Unterganges?

 

***

 

Leseprobe XXL

 

***

 

Sabine Niedermayr

 

 

Engelsmacht

 

 

 

 Von Anbeginn der Zeit der Welten Glanz

erlischt unter der Hand des Menschen,

doch die göttliche Gnade 

endet in der Ewigkeit …

 

 

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Leseprobe XXL

 

***

 

 

Prolog

 

 

Geräusche lodernder Feuer und der Geruch qualmenden Rauches drangen langsam in ihr Bewusstsein, holten sie aus der schwarzen, gedankenlosen Tiefe hervor, zurück in die Wirklichkeit. Und noch im selben Augenblick fühlte sie einen brennenden Schmerz am ganzen Körper, konnte nur erahnen, wie schlimm es um sie stand.

Zögernd öffnete sie die Lider, erst nur einen Schlitz breit, dann beinahe weit aufgerissen vor Entsetzen.

Ihre Augen begannen im hellen und heißen Schein der Flammen und dem Qualm der Feuersbrunst zu tränen, doch zunehmend gewöhnten sie sich daran und sie musste erkennen, dass die Erde zu einem glühenden und brennenden Ort der Zerstörung geworden war.

Das Bild, das sich ihr bot, hätte nicht surrealer sein können, als wäre es direkt aus einem Film entsprungen. Und wenngleich sie noch mit sich und ihrer Situation haderte, ihren Kopf schüttelte, als ob sie dieses aberwitzige Szenario einfach loswerden und erwachen könnte, fraß sich die gleißende Luft in ihre Haut, erschwerte ihr das Atmen.

Ihre Umgebung konnte sie nur unscharf erkennen und während sie sich mühsam erhob, starrte sie ungläubig auf die verwüstete, ehemals blühende Erde, auf der alles Leben vernichtet und unwiderruflich ausgelöscht war und erkannte auf grausame Weise, dass sie versagt hatte.

Wie hatte es nur geschehen, sie selbst es nicht aufhalten und abwenden können?

Das alles war wie ein Alptraum, aber einer, aus dem es kein Erwachen gab.

Obgleich alles um sie herum ein Opfer der Flammen und flüssiger Lava geworden war, lebte sie, vielleicht gerade so lange, um qualvoll mitzuerleben, dass ihre Welt unterging.

Unter ihren Füßen knirschte und knackte es, ließ sie unbeholfen vorwärts stolpern, aber wohin sie sich auch wenden würde, es erschien ihr zwecklos, denn kein Flecken Erde war verschont und unberührt geblieben.

Verzweifelt suchte sie in dem dichten schwarzen Rauch nach ihr gleichgesinnten Seelen, Menschen, die vielleicht überlebt hatten, aller Logik zum Trotz.

Unweit entfernt von ihr standen nur mehr stählerne, glühende Gerüste, wo sich einst die Gebäude der Stadt befanden. Der große Fluss mit den grünen Wiesen des Parks, ein Raub der Flammen, in Bruchteilen verdampft!

Stattdessen schlängelte sich flüssiges Gestein über die Erde, grub sich tief hinein und riss dabei auch die letzten Reste und Zeugnisse der Zivilisation mit sich.

Meterhoch türmten sich Schutt und Asche und ein seltsamer Wind wehte über die Ödnis, riss die Flammen nur noch höher in den Himmel, färbte ihn rot.

Ihre Füße brannten und obwohl sie wusste, was diese Schmerzen bedeuteten, wagte sie es nicht, hinunterzusehen, konnte sie doch unmöglich mehr erblicken als zwei blutige Stumpen und schon bald würden auch die sie nicht mehr tragen.

Trotz aller Ausweglosigkeit fürchtete sie sich davor aufzugeben, sich einfach hinzusetzen und auf das erlösende Ende zu warten, wenn es denn eines war.

Nach allem, was sie getan hatte, wie konnte sie da hoffen, Erbarmen und Frieden zu finden? Nein, sie musste weiter, konnte nicht verweilen und auf den Tod warten, obwohl sie schon mit mehr als nur einem Bein im Grab stand.

Erneut machte sich wie schon in den Tagen zuvor Verzweiflung breit, sie empfand ihre ganze Situation so ausweglos und endgültig.

Wieso war sie nicht einfach mit all den anderen gestorben, schnell und schmerzlos? Stattdessen musste sie sich mit der Gewissheit quälen, dass sie machtlos ihrem Schicksal gegenüberstand und was dann?

Würde sie einfach an einem schönen Ort erwachen oder war diese brennende Welt bereits die Hölle, die auf sie wartete?

Ihre Schritte wurden langsamer, ihre Kräfte schwanden und sie spürte, dass ihr Geist nicht mehr lange über ihren völlig zerstörten Körper triumphieren, sie voran treiben konnte.

Voller Angst und orientierungslos kämpfte sie sich durch die Trümmer, als sich in all das Chaos um sie herum langsam, erst kaum wahrnehmbar, etwas anderes mischte.

Es ließ sie für einen Moment die Schmerzen vergessen und gebannt in den grauen Schleier der Feuer starren und es kam ihr vor, als würde sich darin etwas bewegen, einen Weg hindurch bahnen.

Der Qualm schien sich auf seltsame Art und Weise vor ihr zu teilen, wie ein Vorhang, der zur Seite gezogen wurde, und in das gleißende Licht der Flammen schlich sich nach und nach ein kleiner dunkler Schatten, der auf sie zukam, von einer anfänglich bizarren Form mehr und mehr zu einem Körper wurde - dem Körper eines Menschen!

Ein letzter Funken Hoffnung nahm von ihr Besitz, ließ sie ihre ganzen Kraftreserven mobilisieren und auf den dunklen Fleck vor ihren Augen zutaumeln.

Hatte sie sich geirrt, hatte jemand diese Katastrophe überlebt?

Je näher sie dem Unbekannten kam, desto ruhiger wurde sie, bestärkt in der Gewissheit, dass sie nicht alleine sterben würde.

Nur noch wenige Meter trennten sie von diesem einen Menschen und doch konnten es Hunderte sein, sie hatte kaum mehr die nötige Kraft, ihn wirklich zu erreichen, aber sie gab alles, um es zu versuchen.

Dieser letzte Kampf verlangte ihr alles ab, was sie zu geben hatte, selbst der Schweiß verdampfte, ehe er ihr hätte Kühlung bringen können. Jeder Muskel in ihrem Innern bäumte sich auf und es war ihr, als ob sie die einzelnen Fasern in ihren Armen und Beinen reißen und vor Überanstrengung aufzugeben spürte.

Vielleicht zwei, drei Schritte vor ihrem Ziel ließ sie ihr Körper im Stich und sie stürzte, fiel haltlos zu Boden und die glühende Erde fraß sich nun vollends in ihr Fleisch, ließ sie aufschreien.

Trotz allem konnte sie ihren Blick nicht abwenden, streckte ihre Hände dem Fremden entgegen, der sie scheinbar mühelos erreicht hatte und sich zu ihr herunterbeugte - offenbar völlig unversehrt!

Keinerlei Brand- oder Rußflecken, keine Verletzungen, als ob er sich nicht auf demselben Planeten befinden würde wie sie.

Seine Hände, so weich und liebevoll, als er sie berührte, doch erst als er ganz dicht vor ihr stand, erkannte sie, durch den von Asche und Dreck getrübten Schleier ihrer Augen, sein Gesicht.

Ein erschreckter Aufschrei durchschnitt den tosenden Lärm, hallte durch die Feuersbrunst und in derselben Sekunde wich sie vor ihm zurück, starrte ihn an.

Sie kannte ihn, sein ganzes Aussehen war perfekt imitiert, gleichwohl konnte sie in seinen Augen etwas Fremdes erkennen. Er war nicht der, für den er sich ausgab, vielmehr nur eine Hülle, ein Platzhalter für jemand anderen.

Die eiserne Hand des Todes griff nach ihr, wollte sie in die Dunkelheit reißen, doch noch ein allerletztes Mal holte sie Luft, entkam für einen kurzen Augenblick ihrem endgültigen Schicksal.

»Wer bist du?«

Es war kaum mehr als ein Flüstern, das sie zustande brachte. Das fremde Wesen in dem Körper lächelte hingegen, hatte trotz allen Lärms verstanden, was sie wissen wollte.

»Aber das weißt du doch längst.«

Es lag so viel Wärme in seinen Worten, dass sie ihre Angst vergaß und hörbar mit einem tiefen Seufzer der Erlösung ihren Atem entweichen ließ.

Dann schloss sie dankbar ihre Augen.

 

 

 

 

Drei Monate zuvor:

 

1

 

Es war so ein herrlicher Morgen als sie erwachte. Einer von denen, an dem man Bäume ausreißen könnte, nun zumindest im sprichwörtlichen Sinn. Ihr Wecker würde in wenigen Minuten sowieso dafür sorgen, dass sie sich aus dem Bett mühte, also hielt sie es für das Beste, diesen schönen Tag gleich zu beginnen und die gewonnene Zeit zu nützen, um ausgiebig zu frühstücken.

Schon fast fröhlich hüpfte sie aus dem Bett, zog sich an und machte sich zurecht. Es gab nichts Besseres als eine heiße Tasse Tee und getoastetes Brot, um in den Tag zu starten, nun zumindest für sie. Und heute hatte sie sogar ein wenig Zeit übrig, um sich frisches Obst dazu zu schneiden.

Schnell packte sie ihre Schulsachen zusammen, schulterte den Rucksack und eilte die Treppe hinunter. Das Haus lag zu diesem Zeitpunkt im Dämmerlicht, denn sie war die Erste, die jeden Morgen ihr Zuhause vor allen anderen verließ. Ihre Eltern schliefen noch, was sie den beneidenswerten Arbeitszeiten und einem Auto zu verdanken hatten, und ihr älterer Bruder Jonathan wohnte seit Monaten nicht mehr bei ihnen.

Er hatte ein Studium begonnen und kam nur noch bei Gelegenheit vorbei. Das hieß so viel wie Mittagessen und Wäsche waschen, wenn denn ihre Mutter mal wieder dem Hundeblick ihres Bruders nicht widerstehen konnte.

Selbst bei dem Gedanken daran rollte sie mit den Augen, es war ihr ein Rätsel, wie die beiden ein derart gängiges Klischee bedienen konnten.

Hastig vertrieb sie die auftauchenden Bilder in ihrem Kopf, erhellte den Raum und legte ihren Rucksack beiseite.

Auch wenn sie es sonst meist vermied, schaltete sie den Fernseher ein, um den Wetterbericht fürs Wochenende nicht zu verpassen. Hatte sie vor, dieses Mal tatsächlich mit ihrem Freund Jim, den sie schon seit Kindertagen kannte, reiten zu gehen.

Ein Versprechen, das sie seit langem einzulösen versuchte, sich jedoch davor fürchtete, auf einem vierbeinigen Koloss zu sitzen und ihn mit einem knapp einen Zentimeter starken Zügel im Zaum zu halten. Für sie nicht nur eine alptraumhafte Vorstellung, sondern ganz einfach ein unnötiges Vergnügen, wie Jim es auszudrücken pflegte.

Ein wahrlich unübliches Hobby für einen siebzehnjährigen Jungen, aber er war begeistert davon und ließ keine Gelegenheit aus, sie zu bekehren. Ein gemütlicher Ausritt mit Picknick sollte es werden und dazu passend ein traumhafter Sommertag, nun zumindest, was ihn betraf. Ob sich das Wetter auch daran hielt, würde sie in ein paar Minuten erfahren.

Seit jeher fuhr Jim mit seinen Eltern in die Berge und schon oft stand einem gemeinsamen Kurzurlaub irgendetwas im Wege, diesmal hingegen würde sie wohl nicht darum herumkommen, ihn zu begleiten.

Die flimmernden Bilder am Schirm flackerten an der Wand, folgten jedem ihrer Schritte in die Küche, während sie ihre Jause packte und sich das Frühstück mit zum Tisch nahm. Herzhaft biss sie unmerklich später in ihren Toast, beachtete nur beiläufig die Szenen vor sich, denen sie kaum Interesse und Aufmerksamkeit schenkte.

So früh wollte sie sich noch nicht mit derart ernsten Themen beschäftigen, aber es kam anders als sie dachte.

Einige Augenblicke später wurde ein Bericht übertragen, der sich von den sonstigen Meldungen unterschied. Das lag vielleicht weniger an dessen Inhalt, obwohl dieser auch etwas merkwürdig und beunruhigend war, als an der Art und Weise wie ihn der Reporter schilderte.

Irgendwie unsicher und ein wenig verstört, als ob er von Dingen wüsste und Informationen zurückhielt, vor denen er selbst erschauderte.

Die Stirn in Falten gelegt und erwartungsvoll unterbrach sie ihr Frühstück und lauschte den Worten des Sprechers.

»… Experten zufolge auf den Klimawandel zurückzuführen, ein Wort, das uns allen mittlerweile sehr geläufig ist, aber dessen Auswirkungen nur schwer einzuschätzen sind. Nicht nur die vielen Waldbrände aufgrund der langen Trockenperiode setzen den Menschen zu, auch die steigenden Aktivitäten sind besorgniserregend, um nicht zu sagen beängstigend, wenn man von dem Ausmaß der betroffenen Gebiete ausgeht.«

Hinter dem Reporter wurde eine Weltkarte eingeblendet und an Südamerika, Chile herangeholt. Gleich darauf erschienen zahlreiche rote Punkte, die bedrohlich blinkten.

»Die beiden Kontinentalplatten, die Südamerikanische und die Nasca Platte, die dort aufeinander treffen, sorgen immer wieder für Erdbeben und Eruptionen von Vulkanen, dieses Mal jedoch ist ein immens großes Gebiet betroffen.«

Er holte mit seiner Hand aus und strich über die roten Punkte hinweg, bekräftigte seine Worte damit. Fast zeitgleich übertrug der Sender Aufnahmen von flüchtenden Menschen, die eilig ihre Häuser und ihr Dorf verließen, um der Gefahr zu entkommen.

Manche schleppten ihr Hab und Gut in wenigen Taschen hinter sich her, andere nahmen ihr Vieh mit, allem voran aber versuchten sie ihre eigene Haut zu retten, vor der drohenden Katastrophe zu fliehen.

»Zudem kommt hinzu, dass auch andere bekannte Erdbebengebiete und die Zonen entlang der Erdplatten Bewegung melden und das alles in einem enormen, flächendeckenden Ausmaß.

Derzeit sind diese Bewegungen laut Messungen minimal, sollten aber weiterhin beobachtet werden, und da stellt sich nun die Frage, welche Langzeitfolgen haben wir noch zu erwarten? Erst kürzlich litt der gesamte Mittelmeerraum unter enormer Hitze und Europa versank im Wasser, nie dagewesene Jahrhundertfluten und Hochwasserpegelstände wurden gemessen und das binnen weniger Jahre zum zweiten Mal.

Hurrikans wüten, legen ganze Städte lahm, unser Planet scheint sich aufzulehnen, sich zu wehren. Wann lenken die Mächtigen ein und setzen endlich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: ELVEA VERLAG
Bildmaterialien: ELVEA VERLAG
Lektorat: ELVEA VERLAG
Tag der Veröffentlichung: 12.05.2016
ISBN: 978-3-7396-5472-0

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