Kurz nach meinem Staatsexamen an der L.A. University heuerte mich eine kleine Anwaltskanzlei in Waco, Texas an. Dr. Schneider der leitende Anwalt wurde während des Studiums, als Gastdozent auf mich aufmerksam. Wir hatten eine sehr hitzige Diskussion zum Thema Zivilrecht. Letztendlich hatte ich dann aber doch den Abschluss in Strafrecht gemacht.
Damals bin ich nun mit meiner Frau Julia in eine kleine 2-Raum-Wohnung am Stadtrand von Waco eingezogen, mehr können wir uns mit meinen Anfängergehalt nicht leisten.
Schon am nächsten Tag hatte ich meinen ersten Arbeitstag. Ich saß vor lauter Aufregung mit schweißnassen Händen hinter dem Steuer meines alten Ford, vor dem Gebäude in dem sich auf der unteren Etage die Anwaltskanzlei befand. Nach einem kräftigen Tritt in den Hintern, den ich mir selber in meinen Gedanken gab, ging ich hinein.
Eine junge Frau, ungefähr Ende 20, also in meinem Alter, kam auf mich zu und stellte sich mir vor: „Hallo, ich bin Susan, die Sekretärin. Sie müssen Mister Grain sein.“, sie nahm mir meine Aktentasche ab und half mir aus dem Mantel. Auch in Texas braucht man im Winter ab und an einen Mantel.
„Nennen sie mich Steve.“, antwortete ich ihr knapp. Mit einen freundlichen Lächeln schob sie mich zu einem leeren Schreibtisch an der Wand.
„Gleich findet ein kleiner Empfang für sie, in Mister Schneiders Büro, statt. Möchten sie vorher noch einen Kaffee?“, sie lächelte mich fragend an.
„Nein danke im Moment nicht.“, ich setze mich auf den Stuhl hinter dem Tisch und Susan ging zurück zu ihrem Schreibtisch.
Der Schreibtisch war recht massiv und hat auf beiden Seiten 3 Schubfächer, ich schaute sie unauffällig durch, alle waren leer.
„Mister Grain, kommen sie.“, Susan stand in der Tür die zu einem separaten Büro führte, dass musste Dr. Schneiders Büro sein. Schnell schob ich die letzte Lade auf der rechten Seite des Schreibtisches wieder zu und lief rasch hinüber.
„Herzlich Willkommen, Mister Grain.“, sagten alle wie einstudiert im Chor. Mister Schneider kam auf mich zu und gab mir die Hand. „Schön, dass sie bei uns sind Mister Grain.“, eine weitere Sekretärin reicht mir ein Sektglas und ich stieß mit Dr. Schneider an.
Nach und nach kamen auch die anderen auf mich zu, stellen sich kurz vor und wir tranken auf mein und das Wohl der Kanzlei.
Mitch Andersen, Anwalt für Verkehrsrecht, ein kleiner Mann Mitte 40, schätze ich. Alex Fischer, Anwalt für Familienrecht, ein hagerer großer Mann Anfang der 50. Marie Fischer, seine Tochter, Schneiders persönliche Sekretärin. Christina Miller, die Buchhalterin der Kanzlei, eigentlich eine typische Lehrerin nicht all zu groß, ich würde sagen Ende der 50iger und mit einer Brille auf der Nase die an einer Kette um ihren Hals hing.
Und natürlich Susan Wood, die zweite Sekretärin, die sich mir schon vorgestellt hatte, erst jetzt bemerkte ich ihre Ähnlichkeit zu meiner Frau Julia. Die gleiche Figur, die Gleiche Augen- und Haarfarbe und die gleichen weichen liebevollen Gesichtszüge.
Alle standen wir in Dr. Schneiders Büro, den über die Bundesgrenzen bekannten Wirtschaftsanwalt, aßen Häppchen und tranken Sekt.
„Nach unserer Diskussion über Zivilrecht hätte ich nicht gedacht, dass es sie ins Strafrecht verschlägt, Mister Grain.“, Schneider stand mir gegenüber und schaute mich herausfordernd an, als würde er eine ähnliche Diskussion, wie damals währen des Studiums, erwarten.
„Ja Zivilrecht hatte es mir schon angetan, aber sie wissen ja wie da die Gewinn- und Aufstiegschancen aussehen und da Julia, meine Frau, und ich gern irgendwann ein eigenes Häuschen und Kinder hätten habe ich mich doch für das lukrativere Strafrecht entschieden. Wahrscheinlich hätten sie auch keinen Zivilrechtler eingestellt, oder?“, ich blickte verlegen in mein Sektglas als würde es mir antworten. Wie konnte ich denn nur schon am ersten Tag meinen neuen Chef so vor den Kopf stoßen, als ob es mich etwas anging wen er einstellt. Aber mein Mund war mal wieder schneller als mein Kopf, ein Grund warum ich häufig in Diskussionen gerate.
„Nein Zivilrecht wird hierzulande nicht vor Gerichten ausgetragen. Die Leute hier regeln so etwas unter sich und wenn nicht geht es doch eher um Strafrecht.“, grunzt er lachend aus.
„So, jetzt ist aber Schluss mit Geldausgeben, kümmern sie sich wieder darum das Geld herein kommt.“, sagte Schneider in die Runde.
Alle machen sich wieder auf den Weg an ihre Schreibtische, ich half Susan noch etwas beim Aufräumen und setze mich dann auch wieder an den leeren Schreibtisch.
Aus meiner Aktentasche holte ich ein Bild von Julia und stellte es unter die kleine Lampe auf den Tisch. In die Schubfächer sortierte ich ein paar Büroartikel Locher, Tacker, ein paar leere Notizblöcke und ein Telefonbuch von Waco. Einen der leeren Blöcke legte ich oben auf die lederne Schreibtischunterlage.
Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Langsam lies ich meinen Blick durch den Raum wandern. Neben der Eingangstür stand eine kleine Sitzecke, daneben hatte Susan ihren Schreibtisch. Hinter ihr führte eine Tür zu einer winzigen Küche, sie hat nicht mehr Platz als ein Hängeschrank und ein Spülbecken mit Ablagefläche einnehmen. Auf der Ablagefläche stand eine dampfende Kaffeemaschine. Etwa 2 Meter neben dieser Tür, direkt neben meinem Schreibtisch auf der rechten Seite, befand sich eine weitere Tür. Hier saß Christina völlig eingepfercht zwischen riesigen Aktenschränken an einen kleinen Arbeitsplatz.
Dann kam, auf meinem innerlichen Rundgang, mein Schreibtisch genau gegenüber der Eingangstür. Links neben mir im Rechtewinkel zu meinem Tisch saß Alex an seinem Schreibtisch. Er telefoniert grade und als er meinen Blick bemerkte zwinkerte er mir zu. Direkt neben ihm hockt Mitch, in Unterlagen vertieft. Am Ende dieser Wandseite war eine weitere Tür, das Büro von Mister Schneider, in dem wir eben noch alle standen. Vorne ein kleiner Schreibtisch für Marie und hinter einer Trennwand der opulente Bereich von Schneider.
Noch völlig in Gedanken versunken kam Marie auf mich zu. „Mister Schneider möchte sie sprechen.", ich zuckte kurz zusammen und schüttelte noch den letzten Gedanken ab bevor ich aufstand und ihr in Schneiders Büro folgte.
„Bitte setzten sie sich Steve, ich darf sie doch immer noch Steve nennen?“, Schneider zeigte mit seiner Hand auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
„Aber natürlich Mister Schneider, bei dem was wir schon erlebt haben.“, ich zog den Stuhl etwas zurück um nicht mit den Knien an den Tisch zu stoßen.
„Ich habe hier ihren ersten Fall. Mister Fischer hat ihn bisher betreut aber da dieser Fall ins Strafrecht fällt und sowieso bald erledigt ist bekommen sie ihn.
Der Fall Young. Misses Young ist bereits des Mordes in 3 Fällen für schuldig befunden. Sie sollen nun ihre Rechte wahren bis zu ihrer Hinrichtung.“, Schneider reichte mir die Akte.
„Was hat sie gemacht?“, ich schlug die Akte auf und überflog die erste Seite.
„Sie hat ihre drei Kinder kaltblütig und äußert brutal ermordet. Die Cornflakes hat sie mit Eisen- und Glassplittern vermischt, sodass die Kinder an inneren Blutungen qualvoll verendeten.“, erwiderte mir Schneider.
„Puh, heftig. Und das ist alles was es zu diesem Fall gibt?“, ich wedelte mit der grade mal 200 Seiten umfassenden Akte.
„Ja, lediglich die Obduktionsberichte, der Polizeibericht, ein psychologisches Gutachten von Misses Young, dass sie für schuldfähig erklärt, und Tatortfotos. Keine Zeugen, kein Geständnis.“, Schneider zuckte mit den Schultern.
„Okay, ich werde mich einarbeiten und wenn ich noch fragen habe wende ich mich an Mister Fischer.“, schon vollkommen in die Akte vertieft verlies ich Schneiders Büro.
Als ich zurückkam stand auf meinen Schreibtisch eine frische Tasse Kaffee. Ich schaute mich im Raum um uns sah wie Susan mich anlächelte. Ich lächelte zurück, hob die Tasse und nahm einen großen Schluck.
Sofort vertiefte ich mich wieder in die Akte. Die Bilder waren schrecklich, alles voller blutigen Erbrochenen der Kinder. Ihre Leichen lagen mit schmerzverzerrten Gesichtern auf dem Boden des Wohnzimmers.
Im Polizeibericht wird erwähnt, dass ein Nachbar die Polizei rief, nachdem er Schreie aus dem Haus hörte. Dieser Zeuge konnte wenige Stunden später keine Aussage mehr machen, da er bei einem Überfall auf einen Supermarkt getötet wurde.
Die Alarmierung wurde in der Dringlichkeit hinabgestuft, da man von einem Ehestreit ausging. So war erst 11/2 Stunden später ein Einsatzwagen vor Ort. Als auf mehrfaches Klingeln niemand die Tür öffnete stürmten sie das Haus. Misses Young fand man völlig apathisch in einer Ecke des Elternschlafzimmers. Seit sie so vorgefunden wurde hat sie mit keinem Menschen ein Wort geredet, nicht mit der Polizei, nicht mit dem gerichtlichen Psychologen und auch nicht mit Alex.
Die Verhandlung war eine Farce, nach nicht mal 6 Stunden wurde sie zum Tode durch die Giftspritze verurteilt und nach Huntsville Unit, dem einzigen Gefängnis in Texas das noch Todesurteile vollstreckt, überführt.
Seit 5 Jahren sitzt sie nun im Texas State Penitentiary in Huntsville und wartet auf ihre Hinrichtung.
Die Medien rissen sich um den Fall, in Waco passieren nicht viele Morde. Selbst ich hatte damals in L.A. vom Fall der Mördermutter gehört.
Alex hatte ein paar Bemerkungen an den Rand einzelner Blätter geschrieben:
„Spricht mit niemand, nicht mal mit dem Psychologen!!“
„Zeigt keinerlei Gefühlsregungen.“
„Wärter sagen sie weint manchmal.“
Man schien alles Menschenmögliche getan zu haben, im sie zu sprechen zu bringen. Sogar eine Hypnose hatte der Gerichtspsychologe durchgeführt. Dabei stammelte sie aber nur zusammenhangslose Worte ohne Verbindung zu den Geschehnissen, wie in seinem Bericht stand.
Nachdem ich fertig war schaute ich das Erste mal wieder von den Papieren auf. Es war bereits 17:00 Uhr. Marie half Mister Schneider gerade in seinen Mantel. „So Jungs, ich mach dann Schluss für heute. Macht nicht mehr so lange, ihr wisst Überstunden werden nicht bezahlt.“, mit diesen Worten und einem leichten winken huschte er auch schon zu Tür hinaus.
Alex, Mister Fischer, rief in noch ein „Bis morgen, Mister Schneider.“, hinterher.
Mitch schien auch schon gegangen zu sein, sein Schreibtisch war aufgeräumt und verlassen. Nun begann auch Alex seine Akten zu sortieren um in den wohlverdienten Feierabend zu starten. Hastig trank ich den längst kalten Kaffee aus und bracht die Tasse in die kleine Küche, hinter Susans Schreibtisch. Ich setze mich, wie ein Klient, gegenüber von Alex, auf einen der Stühle.
„Kannst du mir noch etwas zum Fall Young sagen, etwas was nicht in den Akten steht? Deine Einschätzung der Situation.“, Alex stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch und lehnte sich zu mir herüber.
„Ja! Erstens, häng dich da nicht zu sehr rein, Misses Young wird noch dieses Jahr den Tötungsbefehl bekommen, dann ist der Fall sowieso abgehakt. Und Zweitens, geht da irgendwas Seltsames vor, immer wenn ich bei ihr drüben im Gefängnis war passiert am selben Abend etwas. „
„Was passierte?“, mir stockte der Atem.
„Erst waren es nur harmlose Klingelstreiche, dann angezündete Kotbeutel und nach dem letzten Besuch hatte ich ein totes Eichhörnchen im Briefkasten.“, Alex lies sich wieder auf seinen Bürostuhl fallen.
„Bist du sicher, dass es mit diesem Fall zutun hat. Es könnte doch auch einen anderen betreffen.“
„Ziemlich sicher, wenn ich bei Misses Young in Huntsville war nahm ich mir dafür immer den ganzen Tag Zeit. Zum einen wegen der langen Anfahrt, zum anderen um so vieles wie möglich zu klären, um nicht all zu oft hinfahren zu müssen. Und auch nur an diesen speziellen Tagen passierten diese Dinge.“
Ich nickte abwesend. Wieder auf dem Weg zurück an meinen Schreibtisch, drehte ich mich abrupt um.
„Wer bezahlt unsere Kosten eigentlich? Sie hat laut den Akten keinen einzigen Cent.“, wendete ich mich wieder zu Alex.
Er schaute mich nicht an, verstaute nur ein paar Akten in der obersten Schublade seines Tisches.
„Irgendein Cousin von ihr, ein reicher Banktyp in New York, aber gesehen oder gesprochen habe ich ihn noch nie. Er bezahlt immer nur brav die Rechnungen, die wir ihm schicken.“, Alex lief hinüber zum Garderobenständer und zog sich einen braunen Parker über.
„Bis morgen Steve, vertiefe dich nicht zu sehr in den Fall, Misses Young dankt es dir nicht.“, bevor ich antworten konnte war er schon in die anbrechende Dunkelheit verschwunden.
Auch ich packte meine Sachen zusammen, machte mir nur noch eine kurze Notiz zu dem erwähnten Cousin und verstaute die Akte in meiner Tasche.
In unseren kleinen 2 Zimmern räumte Julia grade die letzten Kisten aus, als ich nachhause kam.
„Ach, hey. Na mein Staranwalt wie war dein erste Arbeitstag.“, sie kam mir den kurzen Flur entgegen und küsste mich zärtlich auf den Mund.
„Es gab ein Sektfrühstück zu meinem Einstand, die Kollegen sind alle ganz nett und ich auch schon meinen ersten Fall.“, mit stolz geschwellter Brust stand ich vor ihr, aber während der letzten Worte dieses Satzes sackte ich zusammen. Sollte ich es ernst nehmen, was Alex mir gesagt hatte? Ich beschloss Julia erst mal nichts davon zu erzählen.
„Hat den mein Staranwalt Hunger mitgebracht?“, sie hatte meine kurze Abwesenheit nicht bemerkt, denn sie umschlang mit ihren langen drahtigen Armen immer noch meinen Nacken und drückte ihre Wange gegen meine.
„Ja, riesigen. Was hat den meine Starhausfrau gekocht?“, ich hob sie mit einen Ruck auf die Kommode und schaute ihr tief in ihre grünen Augen.
„Starhausfrau? Du weißt schon, dass ich nächste Woche in dem Immobilienbüro anfange. Da ist nichts mehr mit Starhausfrau, da muss mein Staranwalt genauso im Haushalt mitanpacken.“, sie drückte mit einen Kuss auf die Nase.
„Ich weiß, ich weiß. Sag jetzt endlich was du gekocht hast.“, ich pikste sie ungeduldig in die Taille.
„Nichts.“, lächelte sie mir entgegen.
„Nichts? Aber dein Staranwalt hat doch Hunger.“, ich schob meine Unterlippe hervor wie ein kleines bockiges Kind und sie nahm sie zwischen die Zähne und zog daran.
“Deine Starhausfrau hat aber die Wohnung eingerichtet und keine Zeit zum kochen gefunden. Deshalb,…“, sie machte eine kurze Pause.
„Deshalb hat die Starhausfrau beim örtlichen Fast Food Lokal das Lieblingsessen ihres Staranwalts bestellt.“, sie schaute verlegen auf die Kommode und malte mit ihren Finger kleine unsichtbare Kreise darauf.
„Du bist einfach die beste Starhausfrau, die man sich wünschen kann.“, ich umfasste ihren Nacken und zog ihre Lippen an meine. Immer heftiger knutschten wir, auch die ersten Sachen waren nicht mehr an unseren Körpern sondern lagen wild im Flur verteilt. Gleich würde ich sie hochheben, sie würde ihre Beine um meine Hüfte legen und ich würde uns ins Schlafzimmer bewegen. Aber ein Klingeln unterbrach unsere Lust.
„Hey, du Hengst, dein Essen ist da.“, ich hob Julia von der Kommode und ging nur in Boxershorts zur Tür. Doch vor der Wohnungstür war niemand zu sehen, also lief ich die halbe Treppe zu Haustür hinunter, aber auch hier war keiner. Ich blickte mich um sah aber nur verlassene Autos, eine zur Nacht gelb blinkende Ampel und eine kleine Gruppe Mädchen, die auf der anderen Straßenseite in eine Bar schlenderten. Plötzlich fröstelte es mich, ob es an dem kalten Winterabend oder Alex seiner Warnung, die mir durch den Kopf schoss, lag weiß ich nicht. Ich schloss die Haustür wieder und lief zu Julia die in der offenen Wohnungstür stand. Als es plötzlich wieder klingelte, drehte ich mich hastig um sprang die 5 Stufen auf einmal hinab und riss die Eingangstür auf.
„Was willst du?“, schrie ich in die entsetzten Augen eines Lieferjungen. Vor Schreck hätte er beinahe die große Wärmebox fallen lassen.
Mit zittriger Stimme sagte er: „Ich hab hier ihr Essen Sir.“, und hob die Box etwas an.
„Oh, Entschuldigung. Ich dachte Sie wären jemand anderes. Kommen Sie mit hoch ich geben ihnen ihr Geld“, nur verschüchtert folgte mir der Lieferjunge bis zur Wohnungstür.
Auch Julia stand völlig perplex in der Tür und starrte mich fragend an.
Als wir vor dem Fernseher im Wohnzimmer saßen und aßen fragte sich mich was mit mir los gewesen sei so aggressiv hätte sie mich noch nie erlebt. Ich führe meine Reaktion auf Stress durch den ersten Arbeitstag zurück, aber im Inneren wusste ich es besser. Alex hatte mir mit seiner Geschichte dieser seltsamen Vorkommnisse doch etwas Angst gemacht. Ich fürchtete ähnlich Vorfälle könnten sich häufen.
Am nächsten Tag im Büro studierte ich die Akte erneut und machte mir auf einen separaten Block Notizen.
Mann? Vater der Kinder?
Cousin Geld? Warum?
Misses Young apathisch? Warum?
Kinder aßen Müsli komplett, Warum?
Für schulfähig erklärt, Warum?
Um diese Fragen für mich zu beantworten klemmte ich mich hinters Telefon.
Ihr Cousin, Mister Lain, war nicht zu sprechen. Seine Sekretärin nannte mir eine Uhrzeit, zu der ich erneut versuchen sollte.
Der gerichtliche Psychologe, an den ich einige Fragen hatte gab mir einen Termin in der folgenden Woche, um mit mir persönlich über dieses Fall zu sprechen.
Einen Termin bei Misses Young selber bekam ich über die Gefängnisleitung. Auch zu ihr wurde ich kurz durch gestellt. Sie sagte nichts, nur ich stellte mich kurz als ihr neuer Anwalt vor und erläuterte ihr mein Vorgehensweiße. Auch im Gefängnis erhielt ich einen Termin in der nächsten Woche.
Außerdem sprach ich mit einem Polizeibeamten, der diesen Fall bearbeitet hat. Er willigte ein, mir am Nachmittag ein paar Fragen zu beantworten.
Nach dem ich meine Telefonliste abgearbeitet hatte war es auch schon Mittagszeit. Dr. Schneider zog grade seinen Mantel an, um wie jeden Tag in ein Restaurant essen zu gehen.
„Mister Schneider, wie verhält es sich mit Außenterminen? Um richtig in den Fall einzutauchen würde ich gern mit ein paar Leuten reden und natürlich auch zu Misses Young ins Gefängnis fahren.“, Alex warf mit einen stechenden Blick zu. Schneider trat etwas näher zu meinem Schreibtisch.
„Außentermine sind kein Problem melden sie sich einfach bei Susan ab, dass wir gegebenenfalls wissen wo sie sind, sonst haben sie eigentlich nichts weiter zu beachten. Ach doch die Spesenabrechnung natürlich. Christina hat da Vordrucke, füllen sie jeweils einen aus und reichen ihn bei ihr wieder ein.“, Schneider schloss rasch die großen Knöpfe an seinem Mantel und verschwand durch die Tür.
Die anderen Mitarbeiter bestellten Mittags immer ihr essen, beziehungsweise einer holte etwas für alle aus dem nahegelegenen Diner. Gemeinsam aßen wir am großen Konferenztisch in Schneiders Büro. Während der ganzen Mittagszeit warf mir Alex immer wieder strafende Blicke zu. Fand er es so schlimme wenn ich mich so für den Fall einsetzte? Hatte er Angst, dass mir das Selbe wiederfährt wie ihm? Aber um mich richtig in den Fall einzuarbeiten musste ich mich mit verschiedenen Leuten unterhalten.
Nach dem Essen machte ich mich auf den Weg zur örtlichen Polizeiwache. Inspector Ross erwartete mich bereits und führe mich in sein Büro. Ich setzte mich, ihm gegenüber, an seinen Schreibtisch.
„Mister Grain, sie sind also der neue rechtliche Beistand von Misses Young?“, er lächelt mich abwertend an.
„Ja, so sieht es aus. Ich hab auch gleich an paar Fragen an sie mitgebracht.“, ich erwiderte sein lächeln mit einer gewissen Arroganz. Ich holte meinen Schreibblock aus meiner Aktentasche und schlug die Seite mit meinen Notizen auf.
„Wissen sie etwas über Mister Young? Lebt das Ehepaar in Scheidung? Er wird in der Akte nur sehr wenig erwähnt.“, legte ich los ohne ihm noch eine Chance zugeben etwas zu sagen.
„Möchten sie einen Kaffee, ein Wasser oder vielleicht einen Tee?“, fragte er mich ohne überhaupt auf meine Frage zu reagieren. Ich schüttelte entschlossen den Kopf und er lehnte sich auf seinen Schreibtisch, sodass er sich auf seine Arme aufstützen musste.
„Ich habe Mister Young in dieser Sache nie persönlich gesehen. Wegen ein paar Kleinigkeiten hatte er vorher mit dem Gesetz Probleme aber seit diesem Tag, ach nein seit drei oder vier Tagen vor der Tat ist er verschwunden. Niemand weiß wo er sich aufhält. Rechtlich sind beide immer noch verheiratet.“, er steckte sich eine Zigarette an und hielt mir die Schachtel fragend entgegen. Ich ignorierte seine Geste und notiere mir seine Angaben.
„Er ist als einfach vom Erdboden verschwunden?“, fragte ich ungläubig.
„Ja niemand in der Stadt weiß wo er steckt. Allerdings haben wir auch nicht ermittelt, Misses Young hat ihn nicht als vermisst gemeldet, ich hörte das alles nur aus dem täglichen Klatsch und Tratsch.“, Ross zuckte unwissend mit den Schultern.
„Zum Tattag selber, warum genau haben sie die Dringlichkeit des Einsatzes hinabgestuft?“, ich knabberte am Ende meines Bleistiftes, wie ich es immer tue wen ich aufgeregt bin.
„Wir hielten es für einen Ehestreit. Sie müssen wissen am selben Tag gab es einen großen Brand in der Stadt und wir mussten unsere Leute gut einteilen, da ist diese Lärmbelästigung erst einmal hinten runter gefallen. Auch kommen aus diesem Bezirk immer wieder Lärmbelästigungen, welche sich als Ehestreit herausstellen.“, er lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück.
„Und sie waren dann selbst vor Ort und untersuchten diese Lärmbelästigung?“, hakte ich nach.
„Ja, damals war ich noch Officer und fuhr mit meinem Partner zur angegebenen Adresse. Unserer Seits konnten wir allerdings keinen Lärm vermelden. Gut es waren bereits 11/2 vergangen, aber das Haus schien zu ruhig. Wir versuchten es mit klingeln, ahnten indes aber schon das uns niemand öffnen würde. Mit gezogenen Waffen stürmten wir das Haus und uns bot sich der grauenhafte Anblick, den sie der Akte entnehmen können.“, sein Blick war glasig und er biss sich auf der Unterlippe herum.
Selbst einen so gestandenen Polizisten ließ der Anblick der verkrümmten, schmerzverzerrten Kinder nicht kalt.
„Und wie hat sich Misses Young veralten?“, meine erneute Frage riss ihn aus seinen Erinnerungen in die Realität zurück.
„Wir liefen durch das Haus auf der Suche nach Überlebenden. Jedes Zimmer suchten wir ab auch das Schlafzimmer, aber niemand war zu finden. Nachdem wir Verstärkung und die Spurensicherung gerufen hatten hörten wir ein leises wimmern, erst dachten wir eines der Kinder würde noch leben, aber nach einer Pulskontrolle bei allen drein konnten wir das vergessen. Gemeinsam schlichen wir erneut durch Haus. Im Schlafzimmer, zwischen Vorhang und Nachttisch, entdeckten wir sie dann. Zusammen gekauert hockte sie da in der Ecke und war nicht größer als der Nachttisch selbst. Sie ist allgemein eine zarte, kleine Frau aber so sah sie aus wie ein verschüchtertes kleines Mädchen. Auf unsere Ansprache reagierte sie überhaupt nicht. Vorsichtig versuchte ich mich ihr zu nähren, als meine Hand ihre Schulter berührte fing sie an zu Schreien. Sie hörte nicht auf bis ihr zwei Sanitäter eine Beruhigungsspritzte gaben. Inzwischen war ihr schreien kam noch zu hören so heiser und trocken war ihr Hals.“, er schüttelt abwesend und ungläubig den Kopf.
„Wie verliefen ihre Weiteren Ermittlungen?“, ich musste kräftig Schlucken bevor ich weiter reden konnte.
„Welche Ermittlungen?“, fragte er mich ketzerisch.
„Die Sachlage war mehr als eindeutig, sie war die einzig lebende Person im Haus, es wurden ausschließlich Fingerabdrücke von ihr an der Cornflakespackung gefunden und der Gerichtspsychologe stufte sie als schuldfähig ein. Man musste nur eins und eins zusammenzählen.“, er fixierte mich jetzt mit durchbohrenden Blick, ich hatte das Gefühl langsam werden ihm meine Fragen unangenehm.
„Und das Motiv?“, erkundigte ich mich knapp.
„Was würden sie tun, wenn sie drei Kinder zu ernähren hätten, keinen Cent auf der Bank haben, nicht die Aussicht auf eine ausreichend bezahlte Stelle vorhanden ist, weil sie nie etwas gelernt haben und sie ihr Mann einfach so verlässt? Im Abschlussbericht, der ihnen vorliegt, steht so ich mich noch recht erinnern kann, Existenzverlust.“, lachte er zynisch, als hätte er mir meine Argumente widerlegt.
„Jetzt, Mister Grain, muss ich sie bitten zu gehen. Ich habe noch viel zu tun das Verbrechen schläft nicht.“, hastig steht er auf und öffnet seine Bürotür.
Ohne jegliche Eile verstaue ich meine Sachen wieder in meiner Aktentasche, stehe auf und verabschiede mich übertrieben freundlich von Inspector Ross. Ich erwähne noch nebenbei, dass wenn ich weitere Fragen hätte ihn kontaktieren würde, welches mir einen weiteren missbilligenden Blick einbrachte.
Zurück im Büro war zwar schon fast Feierabend, aber ich wollte mir noch meine Eindrücke von Mister Ross und seinen Aussage notieren. Als ich kurz darauf das Büro wieder verlies und mich auf einen schönen Abend mit Julia freute, entdecke ich einen großen Kratzer am Kotflügel meines Fords, der vor einer halben Stunde noch nicht da war. Kritisch beäugte ich die tiefe Schramme in dem dunkelroten Lack. Hatte sie jemand absichtlich hinterlassen? War es nur ein unachtsamer Fußgänger? Oder ein spielendes Kind?
Ich sah mich suchend um, es war aber nichts Verdächtiges zu sehen, also fuhr ich nach Hause.
Julia erzählte ich nichts von den neuerlichen Vorkommnissen. Trotz meiner keimenden Angst schliefen wir an diesem Tag des erste mal, in der neuen Wohnung, miteinander. Die Lust die am Vorabend so abrupt unterbrochen wurde flammte in dieser Nacht mehrmals auf.
Völlig ausgelaugt und müde, aber mit einem breiten Lächeln im Gesicht machte ich mich am nächsten Morgen wieder auf den Weg ins Büro.
Am Vormittag gelang es mir endlich zu Mister Lain, Misses Youngs Cousin, zu erreichen.
„Guten Tag Mister Lain. Ich bin Mister Grain, der neue Anwalt von ihrer Cousine Sandra Young. Ich hätte da ein paar kurze Fragen an Sie.“, begann ich unser Telefonat.
„Hallo, Mister Grain. Muss das sein, ich bin ein viel beschäftigter Mann. Diese Sache wird sich doch nun sowieso bald erledigt haben.“, entgegnete er mir hektisch.
„Es dauert wirklich nicht lange, bitte Mister Lain!“, flehte ich regelrecht in den Apparat.
„Nun gut, wenn es sein muss. Haben Sie den endlich einen Termin für die Hinrichtung?“, fragte er, als währe er versessen darauf seine Cousine endlich unter der Erde zu sehen.
„Nein, es gibt noch nicht mal einen Vollstreckungsbefehl. Eigentlich wollte ich auch nur wissen warum Sie die Anwaltskosten Ihrer Cousine übernehmen? Weitere Familie gibt es ja anscheinend nicht.“, es wurde still in der Leitung, nur zögernd begann Mister Lain zu erzählen.
„Das stimmt von der Kernfamilie existieren nur noch wir zwei, ein paar weitentfernte Verwandte leben noch in Kanada, aber denen sind wir nie begegnet. Sandra und ich sind gemeinsam bei ihrer Mutter aufgewachsen. Meine Eltern sind früh bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und wir zwei wuchsen wie Geschwister auf. Bis sie diesen John anschleppte, Tante Carol und ich sahen sofort, dass er überhaupt nicht zu ihr und unserer Familie passte. Doch Sandra war so verliebt, dass sie sogar, auf sein Verlangen hin, jeglichen Kontakt zu uns abbrach. Über Bekannte und fünf Ecken haben Mum, Entschuldigung Tante Carol, und ich noch einiges mitbekommen, dass er sie schlägt und misshandelt und wir wussten auch, dass sie drei Kinder miteinander hatten. Das Letzte bekam sie grade mal mit 22. Ich ging nach New York, nachdem Tante Carol, kurz nach meinem High School Abschluss, an einem Herzinfarkt starb. Ich hatte mir hier schon ein anständiges Leben aufgebaut, als vor 5 Jahren dann der Anruf der Polizei kam. Sandra soll ihre drei Kinder umgebracht haben hieß es. Ich habe sofort eingewilligt alle Anwaltskosten zu übernehmen, immerhin ist sie doch sowas wie meine Schwester. Von hier aus verfolgte ich alle Ermittlungen und ach den Prozess. Auch wenn ich heute nicht mehr an die Unschuld von Sandra glaube will ich ihr doch wenigstens auf diese Weise beistehen. Das ist alles was ich dazu sagen kann Mister Grain.“, es klang fast so als würde ein kleines Schlurzen durch den Hörer dringen, aber ich konnte mich auch geirrt haben.
„Vielen Dank, für Ihre offenen Worte Mister Lain. Ich hoffe ich habe Sie nicht all zu sehr aufgehalten. Danke für das Gespräch, ich hoffe ich kann sie wieder kontaktieren wenn es Neuigkeiten gibt.“
„Natürlich, auf Wiederhören.“, schon war das Gespräch abgebrochen.
Nach diesem Telefonat war ich noch mehr als vorher daran interessiert diesen John Young ausfindig zu machen. Wenn der nicht Dreck am Stecken hatte sollte ich sofort von Blitz getroffen werden. Jahrelang schlägt und misshandelt er seine Frau, zeugt drei Kinder mit ihr, wobei ich mir nicht sicher bin ob sie den Geschlechtsakt in diesen Momenten wollte, und dann wenige Tage bevor seine Frau angeblich die gemeinsamen Kinder umbringt verschwindet er spurlos.
Gedankenversunken starrte ich in den Raum. Plötzlich schreckte ich aus meinem Tagtraum auf als Susan mich ansprach.
„Steve alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja, ja. Alles Okay!“, erwiderte ich erschrocken.
„Sie weinen, ist wirklich alles gut?“, mitleidig schaute sich mich an.
Ich wischte mir die Tränen von der Wange. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich weinte. Aber bei den was ich mir grade ausgemalt hatte würde jedem das Grausen kommen.
„Ja schon Okay!“, ich versuchte ein Lächeln auf mein Gesicht zu bringen, welche Susan beruhigen würde, aber es gelang mir nicht.
„Das Essen ist da, kommen sie?“, immer noch schaute sie mich bedauernd an.
Ich stand auf und folgte ihr in Schneiders Büro.
Am Nachmittag fuhr ich zum Haus, das Haus in dem Misses Young ihre Kinder ermordet haben soll.
Auch nach 5 Jahren sah es noch so aus wie es die Polizei verlassen hatte, da es offiziell Mister Young gehörte konnte es nicht verkauft werden. Aber wer kauft auch schon einen Mordschauplatz?
An der Tür waren zahlreiche, bereits gebrochene Polizeisigel. Die Tür war unverschlossen, scheinbar diente das Haus zahlreichen Kindern als Schauplatz für Mutproben.
Es war finster, die Sonne die draußen an diesem herrlichen Wintertag schien, kam nicht durch die dicken, zugezogenen Vorhänge. In diesem Dämmerlicht konnte man nicht viel erkennen, aber was ich sah ließ meinen Magen umdrehen. Ich hatte die Fotos vom Tatort zwar schon ausreichen studiert, aber die großen Flecken von Erbrochenem und Blut auf dem hellen Teppich live zu sehen war doch etwas anderes. Es war real.
Das Gebäude war ein kleines Ein-Familien-Haus, Wohnzimmer, 2 Kinderzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad. Alles auf einer Etage. Vom Wohnzimmer aus kam an auf eine kleine Terrasse, woran sich ein winziger Garten anschloss. In dieser Gegend gibt es viel Arbeitslosigkeit, die Häuser sind alle sehr klein und eng aneinandergebaut. Zwischen den Häusern hindurch führt je nur ein schmaler Weg, in dem die Mülltonnen stehen.
Das Haus der Youngs sah schon von außen ziemlich heruntergekommen aus, dieser Eindruck setzte sich Innen fort. Die Möbel waren zerschlissen, der Teppich hatte außer den schon erwähnten Flecken auch viele andere Makel. Seine ehemals wahrscheinlich beige Farbe war nun eher ein grau.
Ich betrat das Wohnzimmer, auf dem Boden waren die Positionen der Leichen eingezeichnet. Da wo ich jeweils den Kopf vermutete, wieder schwarze Flecken von erbrochenen Blut. Die Umrandungen lagen zusammen gekauert, mit ans Kinn gezogenen Knien auf dem Boden. Bilder der Gesichter der Kinder schossen mir in den Kopf. Mein Magen machte eine weitere Umdrehung. Schnell lief ich zur Terrassentür, ich brauchte dringend frische Luft.
Nachdem sich meine Innereien wieder einigermaßen beruhigt hatten ging, ich ohne nochmal auf den Boden zu sehen, wieder in den Flur. Gegenüber lag die Küche. Auf einem kleinen Esstisch standen immer noch die drei Müslischalen der Kinder. Fliegen schwirrten umher, wahrscheinlich war noch etwas Milch in den Schüsseln verblieben, die nun ihnen als Nahrung diente. Von der Cornflakespackung war aber keine Spur. Konnte auch nicht, da sie im Polizeipräsidium als Beweisstück lag.
Ich nah mir vor Inspector Ross erneut anzurufen, um einen Termin zur Einsicht in die Asservatenkammer, zu erhalten.
Weiter den Flur entlang lagen die Kinderzimmer. An der einen Tür stand „Wendy“ und an der Anderen „Dave und Sam“. Die zwei Jungs schliefen in einem Zimmer.
Misses Young wurde, nach dem sie mit 16 von ihrer Mutter und ihrem Cousin wegging, mit 18 das erste Mal Mutter. Die beiden nächsten kamen beide in zweijahresabständen zur Welt. Dave, der Älteste, danach Sam und als letztes das Nesthäkchen Wendy. Wendy war 3 als sie und ihre Brüder starben. Laut Akten hatte keines der Kinder je ein Kindergarten oder eine Schule besucht.
In den Kinderzimmern befand sich nicht viel, ein beziehungsweise zwei Betten, ein Schrank und sehr wenig Spielzeug.
Auch das Schlafzimmer war bis auf das große Doppelbett, die Nachttische und den kleinen Kleiderschrank leer.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen noch einige Nachbarn zu befragen, aber nach den Eindrücken aus dem Haus verschob ich das auf einen anderen Tag.
Im Auto saß ich 10 Minuten regungslos da, um meinen Magen nun ganz zu beruhigen. Aber es half nicht.
Im Büro angekommen, war nur noch Susan da. Alle anderen hatten schon Feierabend gemacht. Erst jetzt bemerkte ich wie lang ich überhaupt in dem Haus war.
Susan stand in der kleinen Küche und wusch die Kaffeebecher ab. Ohne auf sie zu achten, drängte ich mich neben sie, schnappte mir eine Tasse und den letzten Rest Kaffee aus der Maschine. Wütend drehte sie sich zu mir um, erst jetzt bemerkte ich wie nah wir uns waren.
„Hey, was soll das?“, fragte sie irritiert.
„Sorry ich bin so angespannt. Ich brauch grad mal ne Tasse Kaffee.“, erwiderte ich ohne meinen Körper von ihrem zu lösen.
Susan sagte kein Wort, wir sahen uns nur in die Augen. Ich versank förmlich in ihren tief grünen Augen, dass passierte mir bei Julia auch häufig.
Ich war vollkommen in diesen Augen verloren als sie mein Gesicht in ihre Hände nahm und mich vorsichtig küsste. Sie musste sich, ähnlich wie Julia, auf die Zehenspitzen stellen um meinen Mund zu erreichen. Entrissen aus meiner Trance erwiderte ich den Kuss und ging leicht in die Knie. Susan konnte nun ihre Füße wieder entspannt auf den Boden stellen.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. ES IST NICHT JULIA DIE ICH HIER KÜSSE!! Erschrocken zog ich meine Lippen zurück. Ich lief aus der Küche. Verdattert stellte ich die Kaffeetasse, die ich immer noch in der Hand hielt, irgendwo ab, schnappte mir, ohne einen Weiteren Blick in die Küche, meine Aktentasche und meinen Mantel und rannte aus dem Büro zu meinem Wagen.
An meinem Wagen blieb ich schnaufend stehen. Was habe ich da grade gemacht? Ich fuhr ohne die Verkehrsregel zu beachten nach hause. Vor unserer Wohnung saß ich noch einige Zeit grübelnd im Auto. Julia hat ein sehr feines Gespür für so etwas, schon mal hatte sie mir der Art auf den Zahn gefühlt bis ich ihr einen lächerlich kleinen Flirt gestand. Und jetzt? Wie sollte ich ihr einen Kuss gestehen? In meinen Gedanke habe ich doch Julia geküsste, ihre grünen Augen gesehen.
Als es draußen einfach zu kalt wurde, traute ich mich endlich den Wagen zu verlassen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Rückscheibe mit blauer Farbe beschmiert war. Da stand in Druckbuchstaben, gut leserlich: TOD!
Julia saß vor dem Fernseher, aber als sie meinen Schlüssel in der Tür hörte kam sie den Flur entlang gelaufen.
„Hallo, Schatz. Was ist den los warum kommst du den erst jetzt? Ich habe dich ein paar Mal angerufen, aber du hast nicht abgenommen. Schatz du zitterst ja!“, erschrocken schaute sie mich an, kam dann aber rasch zu mir gelaufen und nahm mich in ihre warmen Arme. Ich hatte bei meiner Flucht aus dem Büro vergessen den Mantel überzuziehen und auch texanische Winternächte sind kalt, außerdem schauderte es mich bei dem Gedanke an die Worte, die ich grade von der Heckscheibe abgewaschen hatte. Erst jetzt in ihren Armen merkte ich wie kalt mir war.
„Julia lass mich erstmal reinkommen.“, langsam löste sie ihren Griff um meine Taille und schaute mir tief in die Augen. Nein nicht schon wieder, wieder sogen diese grünen Augen mich in sich auf und ich versank.
„Ich liebe es wenn du mir so in die Augen schaust, aber willst du dich nicht erstmal aufwärmen und mir von deinem Tag erzählen?“, ich schüttelte mich kurz um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Ich lief ohne ein Wort zu sagen ins Schlafzimmer und zog mich aus. In bequeme Sachen geschlüpft setzte ich mich zu Julia auf die Couch. Ich legte mich träge auf das Sofa und Julia legte sich auf meinen Bauch, so lagen wir oft gemeinsam da und schauten fern. Sie sagte sie liebt es meinen Herzschlag zuzuhören.
Doch plötzlich drückte Julia den roten Knopf auf der Fernbedienung und drehte sich so, dass sie mir in die Augen schauen konnte.
„Was ist passiert?“, fragte sie mit sanfter Stimme.
Ich überlegte was ich ihr erzählen sollte und entschloss mich, um ein langes Verhör zu vermeiden, alles zu sagen.
„Mein Fall…“, stammelte ich.
„Ich habe den Fall von der Mördermutter bekommen.“, Julia schaute mich mit entsetzen Augen an. Auch sie kannte den Fall, damals waren wir frisch zusammen und ich sammelte solche Fälle wie andere Sticker, um sie mit meinen Kommilitonen aufzuarbeiten.
Leise sprach ich weiter.
„Heute Nachmittag war ich in dem Haus wo es passiert ist. Ich war lange dort, machte mir viele Gedanken und war total fertig als ich nochmal kurz im Büro vorbeischaute. Alle waren schon weg, bis auf Susan. Sie stand in der Küche und ich musste unbedingt mein flaues Gefühl im Magen mit etwas Kaffee hinunter spülen. Unsere Körper berührten sich, du musst wissen sie sieht dir sehr ähnlich, besonders die Augen, und als sie sich zu mir umdrehte verlor ich mich darin. Genau wie eben bei dir in Flur.“, Julias blick wurde irgendwie weicher, fast fröhlich.
„Doch dann hatte ich ihre Lippen auf meinen. Ich erwiderte den Kuss, ich glaubte wirklich ich küsse dich. Als ich erkannte, dass nicht du da stehst sondern Susan, rannte ich aus dem Büro und fuhr sofort nach hause. Aber ich konnte mich nicht überwinden dir in die Augen zu schauen, in deine wunderschönen grünen Augen, so saß ich bis grade im Auto und dachte nach. Doch dann wurde es einfach zu kalt.“, verschüchtert wartete ich auf ihre Reaktion.
Aber anstatt wild auf mich einzuschlagen, wie damals als ich ihr den Flirt beichtete, verfiel sie in ein hallendes Gelächter.
Völlig erstarrt schaute ich sie an.
„Diese Reaktion habe ich jetzt nicht erwartet!“, ich versuchte mir auch ein Lächeln abzugewinnen doch es gelang mir nicht. Ich konnte mit ihrem Gelächter einfach so gar nichts anfangen. Sollte ich glücklich sein, dass sie mich nicht schlägt? Oder sollte ich Angst haben vor dem was nach dem Lachen kommt?
Als Julia kaum noch Luft bekam beruhigte sie sich langsam wieder und setzte sich auf. Ich setzte mich neben sie.
„Du hast wirklich gedacht du küsst mich!!“, wiederholte sie meinen Satz.
„Das ist einfach zu witzig.“, plötzlich wurde ihr Gesicht wieder ernst und sie schaute mich mit einen durchdringenden Blick an.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das abkaufe?“, schnaubte sie mir entgegen.
„Doch, es ist die Wahrheit. Ich war einfach so neben der Mütze, nachdem was ich in diesem Haus gesehen hatte und ihre Augen…“, mehr konnte ich nicht sagen der Kloß in meinem Hals wurde so groß, dass ich keinen Ton mehr heraus brachte.
„Du schläfst heute auf der Couch. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“, mit Tränen in den Augen stand sie auf und brachte mir mein Bettzeug ins Wohnzimmer. Danach ging sie zurück ins Schlafzimmer und schloss die Tür von innen ab. Ich hört wie sie sich in den Schlaf weinte, bis auch ich der Müdigkeit nachgab und einschlief.
Am nächsten Morgen strahlte mir die Sonne in die Augen. Es war ein herrlicher Samstagmorgen. Ich stand auf, wischte mir verschlafen die Augen und machte mich auf den Weg ins Bad. Bei einem Blick ins Schlafzimmer bemerkte ich, dass Julia nicht da war. Wann war sie den aufgestanden? Warum hat sie mich den nicht geweckt?
Nachdem ich eine Kleinigkeit gefrühstückt habe, setzte ich mich an den Schreibtisch im Wohnzimmer und versank in der Akte Young. Doch immer wieder lehnte ich mich zurück und grübelte über den Kuss mit Susan und Julias Reaktion.
Julia kam gegen Mittag wieder, ich lief ihr sofort im Flur entgegen und wollte sie umarmen. Doch sie stieß mich ruppig zurück.
„Wo warst du? Können wir nicht darüber reden?“, flehte ich sie an, aber sie verschwand ohne ein Wort zu sagen im Schlafzimmer.
Als ich das nächste mal, vorsichtig, ins Schlafzimmer blickte saß sie mit roten Augen auf dem Bett. Tränen liefen ihr die Wange hinab. Sie hatte ihren blauen Hosenanzug in der Hand und nähte einen Knopf an die Hose, wahrscheinlich wollte sie ihn am Montag zu ihren neuen Job anziehen.
Ich ging in die Küche und begann ein Abendessen zu kochen, für uns beide. Ich hoffte es würde ihr zeigen wie viel sie mir bedeutet. Ich kochte nicht oft, aber ein paar Gerichte hatte ich ziemlich gut drauf, darunter auch Spagetti Bolognese. Dazu machte ich einen kleinen gemischten Salat und deckte denn Tisch mit Kerzen und Blumen.
Leise klopfte ich an die Schlafzimmertür. Sich die Tränen abwischend drehte sich Julia zu mir. Ihr Blick hatte sich von durchdringend und fast aggressiv zu einem fragenden, unverstandenen Ausdruck gewandelt.
„Ich habe gekocht. Komm iss bitte mit mir. Wir müssen nicht reden wenn du nicht willst, aber wenigstens etwas essen musst du.“, meine Stimme zitterte.
Sie stand auf und lief mit gesenktem Blick in die Küche, wieder sagte sie kein Wort.
Schweigend aßen wir. Immer wieder suchte ich ihre Augen, doch sobald sich unsere Blicke trafen wandte sie ihren Kopf ab.
Es machte mich fertig, dass sie nicht redete. Sonst mussten alle Problem haarklein ausdiskutiert werden, doch jetzt kein Ton verlies ihre weichen Lippen. Sie verschwand einfach wieder im Schlafzimmer.
Mir blieb also wieder nur das Sofa.
Ich war schon eingeschlafen, da spürte ich wie sich jemand auf die Couch setzte und sich an mich kuschelte. Julia sagte immer noch kein Wort, aber sie lag in meinen Armen und drückte sich fest an mich.
„Ich verspreche dir, es passiert nie wieder. Ich liebe dich, nur dich.“, flüsterte ich in ihr Ohr und drückte ihr ein Kuss in ihr goldblondes Haar. Gemeinsam schliefen wir zusammen gekuschelt auf der Couch, bis zum nächsten Vormittag.
Als ich auf wachte war es schon elf. In der Küche hörte ich Geschirr klappern und ging dem auf die Spur. Julia stand nur in Unterwäsche in der Küche und deckte den Frühstückstisch.
„Oh, habe ich dich geweckt?“, lächelte sie mir entgegen.
„Schon Okay. Es ist ja schon fast Mittag!“, antwortete ich verschlafen.
Gemeinsam frühstückten wir und küssten uns nun auch wieder. Julia schien mir verziehen zu haben, aber bei mir verblieb ein bitterer Beigeschmack. Irgendwie war alles nicht wie vorher, es war anders. Ich weiß nicht wie ich es genau beschreiben kann, aber auch wenn Julia sich nach außen wieder normal gab, spürte ich doch das etwas von ihrem Glanz in den Augen verschwunden war.
Ich überredetet Julia einen Spaziergang zu machen, um etwas, die für uns beide neue Umgebung, zu erkunden.
Am Abend durfte ich wieder im Schlafzimmer einziehen und wir hatten sogar Sex, aber auch hier verlies mich mein ungutes Gefühl nicht.
„Soll ich dich vor deinem Büro absetzen?“, fragte ich Julia, während des Frühstücks am nächsten Tag.
„Ja, gern. Zurück laufe ich aber. Erstens hab ich eher Feierabend und Zweitens kann ich dann noch mal einkaufen, der Kühlschrank ist ja schon wieder fast leer.“, sie lächelte mich an.
Im Auto vor ihrem neuen Arbeitsplatz nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und ich versank wieder in ihren Augen. Den Kuss den Julia mir gab verpasste ich, erst als ihre Lippen sich wieder lösten konnte ich wieder auftauchen.
In der Anwaltskanzlei angekommen, konnte ich Susan nicht in die Augen schauen. Aber auch sie versuchte mir so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.
An diesem Tag hatte ich meinen Termin mit dem gerichtlichen Psychologen, darauf bereitete ich mich am Vormittag vor und nach dem Essen machte ich mich auf den Weg.
Prof. Dr. Fletscher stand an der Tür zu seinem Büro. Zaghaft klopfte ich an.
„Herein.“, kam eine tiefe, beruhigende Stimme von drinnen.
Ich drückte die Klinken hinunter und befand mich auch schon in einer kleinen Bibliothek, auf beiden Seiten des Raumes standen deckenhohe Regale voller Bücher. In der Mitte, an einem massiven, dunklen Schreibtisch, saß Mister Fletscher und schaute mich erwartungsvoll an.
„Mister Grain. Wir hatten telefoniert.“, ich reichte ihm meine Hand und setzte mich ohne auf seine Aufforderung zu warten auf einen der beiden Ledersessel ihm gegenüber.
„Ach, ja jetzt erinnere ich mich. Sie sind der neue Anwalt von Misses Young. Wie kann ich ihnen helfen?“, er überkreuzte die Arme und lies sich in seinen hohen Ohrensessel fallen.
„Sie könnten mir ein paar offene Fragen beantworten. Zum Beispiel aus welchen Gründen sie Sandra Young für schulfähig erklärt haben.“, ich weiß selber nicht warum aber irgendwie konnte ich den Typen nicht leiden und deshalb klang meine Stimme aggressiver als sie sein sollte.
„Sie glauben also Misses Young sei schuldunfähig?“, erwiderte er mit einem leichten Grinsen.
Och, wie ich diese Psychologentour hasse, auf Fragen mit einer Gegenfrage zu antworten.
„Nein, dass habe ich nicht gesagt! Ich wollte lediglich ihre Beweggründe erfahren. Das Ganze aus ihrer Sicht wahrnehmen.“, nun war ich nicht mehr aggressiv, eher verzweifelt. Ich hoffte inständig er würde mir nun meine Frage beantworten. Auf so ein Katz und Maus spiel hatte ich mal so gar keine Lust.
„Also gut, Mister Grain. Der Fall Young wurde mir übergeben, um die Schuldfähigkeit der Beklagten festzustellen. Ich veranschlage für solche Gutachten immer 5 Sitzungen. Aus der polizeilichen Akte entnahm ich ihre Straftat und das sie seit dem Vorfall nicht mehr gesprochen hatte. Ich stellte mich auf eine verängstigte, apathische Frau ein die mir nicht antworten würde. Doch als Misses Young von den Polizisten zu unserem ersten Treffen gebracht wurde, war sie weder verängstigt noch apathisch. Sie saß auf dem Sessel, wie sie es tun, und schaute mich einfach nur an. Als ich begann Fragen zum Tathergang und ihren Gefühlen zu stellen verfinsterte sich ihr Blick, aber kein Ton verlies ihre Kehle. Nach den Sitzungen, in einer hatte ich sogar versuch mit Hypnose zu ihr vorzudringen, konnte ich keine psychische Labilität oder kognitive Einschränkung bei ihr bemerken, also erklärte ich sie mit reinen Gewissen für schuldfähig.“, triumphierend lächelte er mir entgegen.
„Wie passt das mit dem Bild zusammen, wie die Beamten Misses Young in dem Haus vorgefunden haben?“, fragte ich mit einer leichten Arroganz.
„Die meisten Täter realisieren nach wenigen Minuten, dass sie etwas Schreckliches, Unumkehrbares getan haben und ein Teil von ihnen verfällt in eine Art Schock. Bei Misses Young zwar ein recht schwerer Schock ab nichts ungewöhnliches, immerhin war auch ihre Tat dementsprechend kaltblütig.“, er beugte sich vor und lehnte sich auf seinen Schreibtisch.
„Warum war ihre Hypnose nicht erfolgreich?“, nun forderte ich ihn heraus, in dem ich darauf anspielte seine Kompetenzen seien unzureichend.
Mit einen Lächeln im Mundwinkel und kühler Stimme antwortete er: „Es gibt drei Menschengruppen, die die Hypnosetherapie unterscheidet. Die Erste ist gut empfindlich und kann mittels ihres Unterbewusstseins gesteuert werden. Die Zweite ist nicht empfänglich für Hypnose, die meisten Menschen dieser Gruppe verfallen nicht einmal in Trance. Die Dritte Gruppe verfällt zwar in eine Trance, ist also empfänglich, kann aber nicht mit Hilfe des Unterbewusstseins gesteuert werden. Zu Meist stammeln diese Leute unzusammenhängende Sätze vor sich hin und erwachen selbständig aus der Hypnose. Misses Young zählt eindeutig in die letztere Gruppe.
Ich kann ihnen dazu gern eine Abhandlung von mir mitgeben, in der ich dieses Phänomen detaillierter beschreibe.“, er steht auf und schaut suchen in eines seiner Bücherregale.
„Nein, ihre Ausführungen reichen mir schon!“, entgegne ich schnell.
„Ich bedanke mich, dass sie ihre kostbare Zeit für mich geopfert haben.“, rasch stand ich auf und reicht ihm meine Hand als Abschiedsgeste. Er drückt sie zaghaft, als wolle er mich doch noch überzeugen seine Abhandlung mitzunehmen, aber schon war ich aus der Tür verschwunden. Auf dem Weg ins Büro rekapitulierte ich das Gespräch. Hatte er gesagt er könne sie reinen Gewissens schulfähig erklären? Wieso betonte er ein reines Gewissen zu haben? Das kam mir doch sehr komisch vor.
Zurück im Büro machte ich die Spesenabrechnung der letzten Tage und rief nochmal Inspector Ross an. Ich bat ihn um einen Termin in der Asservatenkammer und er willigte nach einiger Diskussion wiederwillig ein.
Als ich mich in den Raum hinein bei allen verabschiedete, wich Susan immer noch meinem Blick aus, was mir sehr recht war. Warum hatte sie mich überhaupt geküsst?
Meinen Gedanken nachhängend fuhr ich nach Hause.
Vor unserer Wohnung inspizierte ich gründlich den Wagen, keine neuen Schäden. Beruhigt ging ich hinauf.
Julia saß in der Küche am deckten Tisch und wartete auf mich. Mit leicht zitternder Stimme begrüßte sie mich. Nachdem ich mich zu ihr gesetzt habe frage ich mitfühlend was los sei.
„Irgendjemand hat mich verfolgt.“, ihre Augen traten groß hervor und einen Träne kullerte über ihre Wange. Am Handgelenk zog ich sie zu mir auf den Schoß und sie legte sofort ihren Kopf auf meine Schulter.
„Schon als ich das Büro verlassen hatte und ich Richtung Supermarkt ging hatte ich ein mulmiges Gefühl und blickte mich immer wieder um, aber da war keiner. Nachdem Einkauf, ging ich direkt nach Hause die Straße war fast leer und als ich mich einmal abrupt umdrehte sah ich eine dunkle Gestalt hinter der Ecke verschwinden. Ich rannte so schnell ich konnte hierher. Nach einer Weile klingelt es mehrmals an der Tür, doch wenn ich aus dem Fenster sah war keiner mehr da. Ich hatte so Angst Steve.“, mehr Tränen kullerte jetzt ihre Wangen hinab und ich nah sie fest in den Arm.
„Schsch. Schon gut, jetzt ist es ja vorbei. Ich bin ja jetzt da. „ flüsterte ich beruhigend in ihre Haare. Aber mir schossen schon wieder Gedanken durch den Kopf. Alex hatte Recht! Aber was soll ich tun? Polizei? Was könnten die mit unseren wagen Beschreibungen ausrichten? Die Anfangs nur keimende Angst schlug jetzt regelrecht Wurzeln in meinen Gedanken.
Am nächsten Tag fuhr ich schon früh direkt zur Polizeiwache, um mir die Beweisstücke im Fall Young anzusehen. Inspector Ross schloss zaghaft die große Gittertür auf, hinter der sich in Metallregalen die Asservaten stapelten.
„Was erhoffen sie sich davon? Wie sie der Akte entnehmen können gibt es zu diesem Fall lediglich die Cornflakespackung und zahlreihe Tatortfotos.“, er hielt in seiner Bewegung inne und wartet auf meine Antwort.
„Ich würde es einfach gern mit eigenen Augen sehen.“, sagte ich flapsig.
Nur zögernd lief er zu Fach mit der Aufschrift: SY-06. Sandra Young 2006. Er reichte mir die Cornflakespackung und hielt abwarten den Hefter mit den Fotos in der Hand.
Ich schüttete mir etwas des Packungsinhalts auf die Handinnenfläche. Deutlich konnte ich die glitzernden silbernen und durchsichtigen Teile sehen, die zwischen den Cornflakes normalerweise nichts zu suchen hatten.
„Wie kommt den eine Frau wie Sandra Young an Glas- und Eisenspäne?“, fragte ich mich laut.
Ross zuckte mit den Schultern, als hätte er sich diese Frage noch nie gestellt.
Die meiste Fotos, des Ordners, den mir Ross jetzt in die Hand drückte kannte ich schon. Zügig schlug ich ihn wieder zu und verlies mit einen leisen, Danke, die Asservatenkammer.
Als am selben Abend unser Haus betrat, kam mir ein stechender Geruch entgegen. Zögernd trat ich an unseren Briefkasten. Hier war der Gestank fast unerträglich und mein Magen machte gleich mehrere Umdrehungen. Vorsichtig steckte ich den Schlüssel in die kleine Öffnung und drehte ihn. Eine bereits stark verweste Beutelratte viel mir vor die Füße. Hastig hob ich sie mit spitzen Fingern auf, rannte zur Tür und warf sie in dem Abendhimmel. Auf der Straße blieb sie liegen und gab ein matschendes Geräusch von sich. Eine Weitere Umdrehung meiner Innereien und mein Mageninhalt ergoss sich auf den Bürgersteig vor unserem Haus.
Mit ersetzen Gesicht kam Julia die Treppen hinab mir entgegen und stütze mich leicht bis auf die Couch.
„Geht es dir gut, Schatz? Brauchst du was? Was war den das eben?“, sprudelte es aus ihr hinaus.
Schon an den Gedanken drehte sich mein Magen wieder um, aber scheinbar wer er leer. Alles lag draußen auf dem Bürgersteig.
Kurzentschlossen entschied ich Julia alles zu erzählen, von Alex Befürchtungen bis hin zu Beutelratte. Ich schloss auch den Gedanken mit ein, dass ihr Verfolger damit zu tun hatte. Ich lag mit dem Kopf auf ihren Schoß, mein Magen rebellierte immer noch.
„Du musst auf diesen Alex hören und nur noch das nötigste in diesem Fall leisten.“, ihre Stimme zitterte vor Angst.
„Ja, ich glaube auch, dass ist das Beste. Aber morgen habe ich bei Misses Yong einen Termin im Gefängnis. Danach werde ich wie Alex nur noch alle 4 Wochen zu ihr fahren und hoffen, dass der Hinrichtungsbefehl bald kommt.“, kam es leise aus meiner Kehle. Alle Gedanken, an ihre Unschuld, die sich in mir erhärtet hatten, waren auf einmal verschwunden. Nur ein Gedanke war noch da: Wer jagte uns solche Angst ein? Und Warum? Eine Antwort schoss mir wie ein Blitz durch den Kopf: MISTER YOUNG!
3 Wochen später
Ich lag in dieser Nacht mal wieder wach. Ich hatte zwar mein Versprechen gehalten und mich vom Fall Young zurückgenommen, aber meine Gedanken konnte ich nicht ausschalten. Im Büro kam ich gut damit klar, Dr. Schneider hatte mir zwei neue Fälle zugeteilt, die mich auslasteten. Aber die Nächte waren eine Qual, ich schlief kaum noch und wenn hatte ich Alpträume von dem Haus.
Bei meinen Besuch im Gefängnis, war Misses Young noch weniger kooperativ als sonst. Sie schaute mich nicht einmal an, saß nur da die Augen starr auf den Boden gerichtet. Sachlich erklärte ich ihr, dass ich nun doch von meinen Vorhaben, alles zu Versuch den Fall bis ins kleinste Detail aufzuklären, abgekommen war. Da, wie ich sie anlog, es keinen Ansatzpunkt für neue Hinweise oder Ermittlungsfortschritte gab. Weiterhin sagte ich, dass ich es wie Mister Fischer halten würde und einmal im Monat alle Neuigkeiten mit ihr besprechen werde. Nach einer halben Stunde Monolog gab ich dem anwesenden Beamten ein Zeichen und er führte sie zurück in die Zelle. Als die beiden grade in der Tür des Besucherzimmers standen, warf mir Misses Young einen Blick zu. Ein Blick den ich nie erwartet hätte. Ihre Augen waren zu einem Strich zusammengekniffen, ihre Nüstern blähten sich auf und auf ihren Mund erschien ein Lächeln, dass mir sagte: Du hast Angst und deshalb lässt du mich hier schmorren.
Neben mir wurde Julias Schlaf sehr unruhig. Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor acht, an diesem Samstag. Ich hatte mir vorgenommen gleich aufzustehen und für uns Frühstück zu machen. Doch plötzlich sprang Julia mit einem gewaltigen Satz aus dem Bett und rannte ins Bad. Erschrocken lief ich ihr schnell nach, sie über gab sich in die Toilette. Zärtlich hielt ich ihre Haare und brachte sie zurück ins Bett. Zu ihr gedreht, den Kopf mit einer Hand abstützend und die zweite auf ihren Bauch liegend, lächelte ich sie an.
„Geht es dir wieder besser?“, fragte ich verschmitzt.
„Was Grinst du denn so? Gefällt es dir, dass mir schlecht ist?“, entgegnete sie ernst.
„Nein natürlich nicht. Aber ich glaube es hat einen speziellen Grund warum dir schlecht ist!“, ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Was meinst du?“, sie schaute mich fragend an. Ich antwortet nicht, lies sie selber darauf kommen. Nach einiger Zeit erhellte sich ihr Gesicht zu einem kleinen Lächeln.
„Du glaubst doch nicht…?“, sie brachte den Satz nicht zu Ende. Sie konnte es nicht aussprechen, sie biss sich nur nervös auf der Unterlippe herum.
„Doch genau das glaube ich. Ich glaube, da in deinem Bauch wächst ein kleiner Mister Grain oder auch eine Miss Grain.“ Ich küsste ihren Bauch und legte meinen Kopf darauf ab.
„Nicht Steve. Mir ist immer noch übel.“, vorsichtig schob sie mich von sich runter.
„Ich werde nachher zu Apotheke gehen und einen Schwangerschaftstest besorgen. Und am Montag rufe ich gleich einen Gynäkologen wegen einen Termin an.“, mittlerweile war ich aufgestanden und streifte mir meine Jogginghose über.
„Kauf lieber 2 oder besser 3, du weißt wie man diesen Dingern vertrauen kann.“, verschmitzt lächelte sie mich an.
„Hast du Hunger?“, ich setzte mich auf ihre Seite vom Bett und streichelte ihr über die Wange.
„Schon aber irgendwie fährt mein Magen immer noch Achterbahn. Ich bleibe heute besser bei trockenen Toastbrot und Tee.“, ihre Augen glänzen so stark wie nie zuvor. Wir wünschten uns schon lange ein Kind und jetzt war es wahrscheinlich endlich soweit.
„Bleib liegen, du wirst ab jetzt verwöhnt.“, ich gab ihr einen langen Kuss auf ihre weichen Lippen und ging in die Küche.
„Schatz, ich bin wieder da! Ich hab vorsichtshalber mal alle Schwangerschaftstests, die sie da hatten mitgebracht, nur um ganz sicher zugehen.“, ich schaute zu ihr ins Schlafzimmer, wo sie immer noch im Bett lag. Sie erwiderte meinen Blick mit einen Lächeln und rollenden Augen.
7 von 8 Tests waren positiv. Wir verbrachten den Rest des Wochenendes kuschelnd im Bett.
In der nächsten Woche, hatte ich meinen zweiten Termin bei Misses Young. Dieser ging noch schneller vorbei als der Erste, die meiste Zeit redete ich mit dem Beamte über sie, wie sie sich verhielt und solche Sachen. Er bestätigte mir sie sei eine vorbildliche Gefangene, sie macht keinen Ärger, verhält sich ruhig und diszipliniert, nur manchmal in der Nacht hört man sie weinen.
Als ich das Gefängnis wieder verlassen hatte fand ich eine neuerliche Botschaft an meinem Wagen. Vorsicht, war mit großen Buchstaben über die rechte Wagenseite geschrieben wurden. Um Julia nicht zu beunruhigen fuhr ich in die Waschanlage und lies es reinigen.
Noch zweimal besuchte ich Misses Young und noch zweimal fand ich ähnliche Schriftzüge an meinem Auto, bevor der Hinrichtungsbefehl kam.
Anfang Mai 2012 lag ein großer Briefumschlag auf meinem Schreibtisch. Als ich in öffnete las ich die dick gedruckte Überschrift: HINRICHTUNGSBEFEHL.
AM 03.06.2012 WIRD DAS HINRICHTUNGSURTEIL AN SANDRA YOUNG VOM 17.09.2006 VOLLSTRECKT.
Dieser Satz hallte in meinem Kopf lange nach. In den letzten drei Monaten hatte ich mich zwar nicht besonders gut um den Fall gekümmert, aber da waren immer noch diese Träume. Träume aus denen ich jedes Mal schweißnass aufschreckte.
Ich nahm mir vor alles telefonisch mit dem Gefängnis abzusprechen und nur am Hinrichtungstag selbst anwesend zu sein.
Julia war mittlerweile im vierten Monat und die schönste Schwangere, die man sich vorstellen konnte.
Zögernd erzählte ich ihr von dem Hinrichtungsbefehl. Sie schien etwas erleichtert und sagte: „Gott sei Dank. Dann kannst du hoffentlich wieder eine Nacht durchschlafen, wenn der ganze Fall abgeschlossen ist.“
In den Telefonaten mit dem Gefängnis klärte ich ab wer als Zeuge anwesend sein sollte. Später faxte der Direktor mir eine Liste:
Mister Hunt (Gefängnisdirektor)
Inspoctor Ross (Polizeibeamter)
Mister Grain (Anwalt der Beklagten)
10 ausgewählte Medienvertreter
Ich hatte mich mit Mister Hunt darauf geeinigt nur 10 Medienvertreter zuzulassen, um Misses Young nicht unnötig unter Stress zu setzten. Die Auswahl der vielen Bewerbungen auf die 10 Plätze nahm Mister Hunt vor.
Ich hatte auch Mister Lain angerufen und ihm den Termin übermittelt, aber wie ich schon annahm hatte er keine Zeit den Termin einzuhalten. Er wünschte sich lediglich, dass Misses Young nicht all zu sehr leiden musste.
„Soll ich nicht doch mitkommen? Ich sehe doch wie angespannt du bist!“, fragte mich Julia am Hinrichtungsmorgen.
„Nein ausgeschlossen. Du sollst dich schonen. Die Autofahrt in dieser Hitze ist nicht gut für dich und das Baby.“, sagte ich mit einem nachdrücklichen Tonfall.
Julia machte sich wirklich Sorgen, dass wusste ich. Sie hatte bemerkt, dass wenn ich in den letzten Nächten überhaupt geschlafen habe, ich in einem Stundenrhythmus hochschreckte.
Aber ich machte mir auch Sorgen, Sorgen um Julia. In der Wüstenhitze, bei der langen Autofahrt konnte ihr schnell der Kreislauf zusammenbrechen. Erst vor zwei Wochen war ihr das während der Arbeit passiert. Nach einer langen Hausbesichtigung, an einem extrem heißen Tag brach sie auf dem Nachhauseweg zusammen. Gott sei Dank, dass genügend Menschen auf der Straße waren, die ihr halfen und sofort einen Krankenwagen riefen. Drei Tage war sie im Krankenhaus und ich stand Todesängste aus als eine Schwester bei mir im Büro anrief. Noch so ein Zusammenbruch könnte dem Kind ernsthaft schaden, hatte uns der Arzt erklärt. Auf sein Veranlassen hin durfte Julia nicht mal mehr arbeiten.
„Ich schaff das schon!“, ich drückte ihr einen langen Kuss auf die Stirn.
„16 Uhr Beginnt die Hinrichtung, das heißt ich sollte 16:30 schon auf dem Heimweg sein. Ich beeile mich.“, ich küsste nochmal zärtlich ihren, schon zu einer kleinen Kugel herangewachsenen, Bauch und ging.
Um 9 Uhr fuhr ich an diesen sonnigen Montagmorgen in Richtung Huntsville. Während der Autofahrt ging ich in meinen Gedanken ein weiteres Mal den kompletten Fall durch. Auf dem Parkplatz des Texas State Penitentiary nahm ich, zu 1000mal in den letzten Tagen, die Akte in die Hand und schaute die Fotos durch.
Von halb eins an hatte ich noch bis kurz vor 16 Uhr, Gesprächszeit mit Misses Young. Ich glaubte wir würden sie schweigend verbringen, vielleicht würde ich wieder etwas mit dem Beamten reden, doch alles kam anders.
Ich wachte mit der Gewissheit auf, dass heute mein letzter Tag sein würde. Ein komisches Gefühl. Ich hatte mich zwar langgenug Zeit mich damit zu Recht zu finden, aber jetzt war es doch etwas anders.
Zum Frühstück bekam ich Pfannkuchen mit Sirup. Man hatte mich gefragt ob ich etwas Besonderes essen wolle aber ich schüttelte den Kopf. Das war wohl das Beste was ihnen einfiel als Frühstück zum Todestag.
Nachdem Essen durfte ich ein letztes Mal in meinem Leben nach draußen, die Sonne brannte heiß an diesen Tag. Ich streckte ihr meine blasse Haut entgegen und als sich mein Gesicht schon leicht rot färbte führte mich ein Beamter wieder ins Inneren. Es war Josh, ich kenne sie alle, alle Beamten die in diesem Block arbeiten. Einige von ihnen besonders gut, sie kamen zu mir wenn sie Probleme hatten, wahrscheinlich weil ich ihnen nicht antwortete und es auch nicht weiter sagen würde.
Josh hatte mir seine Beziehungsproblem und ein Verhältnis mit einer Stripperin gebeichtet. Gebeichtet? Kann man das wirklich so nennen? Ich erteile ja keine Absolution. Aber ich glaube für manche der Jungs war ich mehr als ihr Priester.
Jetzt wurde ich mal wieder in das kleine Besucherzimmer gebracht, zu Mister Grain. Er war wirklich nett, bei unserem ersten Telefonat bekam ich ein Gefühl, dass ich dachte verloren zu haben. Hoffnung. Aber auch die verlies mich wieder schnell als er mir bei seinem ersten Besuch erklärte er könne doch nichts für mich tun.
Trotz allem hatte ich mir vorgenommen heute zu reden. Reden? Kann ich das überhaupt noch?
Ich sitze bereits Mister Grain gegenüber an einen der kleinen Tische. Ich weiß heute werde ich sterben und ich will es im Grunde auch. Denn was soll ich noch auf dieser Welt, ich habe nichts mehr. Aber irgendjemanden muss ich meine Geschichte erzählen und ob er sie hören will oder nicht ich werde sie ihm erzählen.
Verschüchtert schaue ich mich im Raum um, Josh sitzt in einer Ecke, hört Musik und starrt abwesend aus dem Fenster. Mister Grain ist vertieft in eine Akte. Den kurzen Blick den ich erhaschen konnte zu folge, meine Akte.
Komm schon rede! Fordert mich meine innere Stimme auf. In den letzten Jahren sind wir richtig enge Freunde geworden, meine Innere Stimme und ich. Sie ist die einzige die meine Geschichte kennt. Bis jetzt.
„Mister Grain,…“, meine Stimme zittert und ist leise, ich weiß nicht mal ob er mich hören konnte. Er ist immer noch die Akte vertieft. Kurz räuspere ich mich und versuche meiner Stimme mehr Nachdruck zu geben.
„Mister Grain,…“, kommt es jetzt schon lauter heraus und er hat es gehört, denn mit weit aufgerissenen Mund starrt er mich an. Weiter, weiter treibt mich meine Innere Stimme an.
„Ich würde ihnen gern alles erzählen.“, ein Schlurzen drängt sich aus meinem Hals. Was soll den das jetzt? Ich hatte so lang keine Gefühle mehr, ich hatte sie in der letzten Ecke meiner Gedanken weggeschlossen und jetzt waren sie auf einmal alle da. Weg mit euch, meine Innere Stimme kümmerte sich um das Problem.
„Josh können sie uns Wasser bringen?“, Mister Grain sah Josh fragend an. Er hatte nicht mal bemerkt, dass ich gesprochen habe.
Ich werfe Mister Grain einen dankbaren Blick zu, denn mein Hals ist schon nach diesen wenigen Worten trocken und rau.
Schon kam Josh mit einem Krug Wasser und zwei Gläsern zurück in den nicht mal annährend klimatisierten Raum.
„Ich möchte ihnen alles erzählen. Sie müssen mir nicht glauben, ich bitte sie nur darum zuzuhören.“, bat ich Mister Grain. Jetzt schaute mich Josh mit offenem Mund an. Er hörte nach fast 6 Jahren das erste Mal meine Stimme. Meine zitternde, kratzige Stimme, die nicht von mir zu kommen scheint.
„Sehr gerne Misses Young.“, Mister Grain nickte mir aufmunternd zu.
„Wie sie wahrscheinlich von Robert, meinem Cousin, wissen, wuchs ich gemeinsam mit ihm bei meiner Mutter auf. Über meine Kindheit im Allgemeinen möchte ich nicht sagen, außer, dass sie alles in allem sehr schön war. Kurz nachdem ich auf die High School kam lernte ich John kennen und verliebte mich Hals über Kopf in ihn. Mum und Robert waren strickt gegen unsere Verbindung, aber ich war so verliebt. John meinte es wäre besser, wenn ich den Kontakt ganz abbreche. Ich wollte das nicht aber dann hat er mich das erste Mal geschlagen. Ich fühlte mich so hilflos.“, eine Träne kullert über meine Wange.
„Freunde hatte ich nie viele und mit Robert und Mum konnte ich kein vernünftiges Gespräch über John führen, sie hätten meinen Standpunkt nicht verstanden. Also begab ich mich in seine Hände. Ich zog in sein Haus ein und brach den Kontakt zu Mum und Robert vollkommen ab.
Anfangs hat er mich auch nur geschlagen wenn ich mich ihm wiedersetzte. Als ich nach wenigen Monaten ihm dann restlos hörig war schlug er mich wann immer er wollte. In dieser Zeit gingen auch die Vergewaltigungen und Misshandlungen los, manchmal hat er mich tagelang ans Bett gefesselt. Ich bekam nichts zu Essen, nur sehr unregelmäßig Trinken und er benutzte meinen Körper wann immer er wollte. Ich hätte mich wehren können ja, aber ich hatte doch nur noch ihn. Das Haus hatte ich seit Monaten nicht verlassen und eine andere Person sah ich nur, wenn der Postbote wegen eines Paketes klingelte.
Dann, ich war bereits zwei lange Jahre voller Qualen bei ihm, wurde ich schwanger. Ich wollte schon immer Kinder, aber ich konnte mich nicht freuen. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung die Schläge und Schmerzen, die er mir zu fügte würden weniger, da ich ja sein Kind im Leib trug, aber diesen Glauben an das Gute in ihn konnte ich schnell begraben. Ich weiß bis heute nicht wie Dave die ständigen Tritte in den Bauch so unbeschadet überstehen konnte. Nicht mal zur Geburt holte er Hilfe, ich war auf mich allein gestellt, aber ich schafft es.
Nach der Geburt änderte sich nicht viel nur, dass ich jetzt nicht mehr all seine Wut zu spüren bekam, auch Dave bekam Prügel. Ich versuchte ihn so gut wie möglich zu schützen, aber es war zwecklos.“, mein Schlurzen wird immer heftiger, ich bekomme kaum noch Luft. Mister Grain reicht mir ein Glas Wasser, welches ich hastig austrinke. Außerdem rückt er mit seinem Stuhl direkt neben mich und nimmt mich in den Arm. Bei seiner Berührung zucke ich heftig, jeder Muskel in meinem Körper spannt sich an. So lange hat mich niemand mehr berührt. Eigentlich sind Berührungen zwischen Häftlingen und Besuchern auch verboten, aber Josh sagt nichts er sitzt in der Ecke auf seinem Stuhl und kämpft mit den Tränen. Langsam wird mein Atem wieder ruhiger, die Schlurzer werden weniger und meine Muskeln entspannen sich.
‚Alles wieder gut Heulsuse, hör auf zu flennen und rede weiter‘, meine Innere Stimme klingt auf einmal sehr nach John.
„Ich weiß nicht warum, aber kurz nach Daves Geburt bestellte John einen Pastor zu uns, der uns vermählte. John hatte mir vorher stark verdeutlich, was passieren würde wenn ich nein sage. Er meinte Dave würde dann kein Jahr alt werden, also lies ich es zu.
Kurz nach Daves erstem Geburtstag, wurde ich wieder schwanger. Sams Geburt war schwieriger und ich holte mir eine Infektion. Tagelang lag ich im Fieberwahn. Als ich mich langsam wieder erholte merkte ich, dass John sich weder um Dave noch um Sam gekümmert hatte. Dave versuchte mir mit seinen 2 Jahren so gut wie möglich zu helfen.
So lief es dann immer weiter, zwischendurch bekam ich noch Wendy aber nichts veränderte sich.
Er lies die Kinder nicht mal in den Kindergarten gehen, ab und zu durften sie kurz raus in den Garten, aber mehr auch nicht.
Irgendwann hörte ich vom Postboten, dass meine Mutter gestorben sein und das Robert nach New York gegangen ist.“, meine Schlurzer sind mittlerweile erloschen, mein Gesichtsausdruck ist finster und kalt. Meine Innere Stimme hat es geschafft meine Gefühle wieder zu verschließen.
„Dann eines Tages kam John einfach nicht mehr nach Hause. Er ging jeden früh um 7:00 zur Arbeit, auch wenn ich nicht wusste ob und was er arbeitet. Normalerweise kam er immer gegen 15 Uhr wieder aber an diesem Tag nicht. Ich lag die ganze Nacht wach und machte mir Sorgen, weniger um ihn als um mich und die Kinder. In wenigen Tagen würde das dürftige Essen aufgebracht sein und ich hatte keinen Cent Geld. Auch wenn er jetzt weg war traute ich mich nicht vor die Tür, vielleicht beobachtete er mich.
Am Abend bevor die Kinder starben verlor ich die Nerven und trank eine ganze Flasche billigen Whiskey aus Johns Geheimversteck. Den nächsten morgen kann ich nur in Bruchstücken wieder geben.
Sam kam zu mir und weckte mich vorsichtig. Dann stand ich auch schon in der Küche und schüttete Cornflakes in die Schüssel. Irgendwie war ich dann im Bad und übergab mich mehrfach. Als dann Wendy zu mir kam und sagte die Cornflakes würden komisch schmecken, ranzte ich sie an, die Cornflakes schmecken wie immer und sie soll gefälligst in der Küche essen. Dann war lange nichts, ich weiß nicht wie lange dieser Blackout war aber ich wachte wieder im Bett auf und es war einfach zu ruhig im Haus. Langsam und schwankend stand ich auf und lief durch den Flur. Hier sah ich große rote Flecken auf den Boden, die ich mit nicht erklären konnte. Bei dem Blick ins Wohnzimmer setzte mein Herz einen Augenblick aus. Meine Lieblinge, alles was ich hatte, lag dort zusammengekrümmt und mit schmerzverzerrten Gesichtern auf dem Boden.
Das nächste woran ich mich erinnere ist eine Hand die vorsichtig auf mich zukommt. Als sie mich berührt schreie so laut ich kann. Dann war wieder lange nichts und ich wachte festgeschnallt in eine Zelle auf.“, auch wenn meine Gefühle weggesperrt sind, kullern mir einzelne Tränen die Wange hinab.
„Die ganzen Jahre habe ich versucht mich zu erinnern. Ich habe versucht zu verstehen, warum das geschehen ist aber ich bin zu keiner Lösung gekommen. Das Einzige, was ich sicher weiß ist, wer mir das angetan hat. Ich hab sie doch geliebt!“, zaghaft schaue ich auf die Uhr, es ist 15:30. Gleich würden die Vorbereitungen losgehen.
„John Young“, sagte Mister Grain plötzlich. Ich nicke ihm mit offenem Mund entgegen. Wir sagen kein Wort mehr bis Josh aufsteht.
„Wir müssen Misses Young.“, sagt er mit Tränen in den Augen und zieht mich in eine feste Umarmung. Wieder verkrampft sich mein ganzer Körper unter der Berührung. Als er mich los lässt umarmt mich auch Mister Grain.
Josh führt mich in einen hellen weiß gefliesten Raum. Eine Liege mit vielen Riemen steht in der Mitte. Vorsichtig schnallt Josh mich fest. Der andere Beamte, Nick ich kenne ihn nicht besonders gut, er zieht die Reimen straff, sodass ich mich kaum rühren kann.
Zwei weitere Leute betreten den Raum, einer trägt einen weißen Kittel und hat einen Koffer in der Hand.
Der Kittelträger schließt mich am linken Arm an einen Tropf an. Plötzlich öffnet sich der Vorhang auf der gegenüberliegenden Seite. Dahinter ist ein Raum zu sehen, der durch eine Glasscheibe mit dem Raum in dem ich mich befinde verbunden ist.
Einige Leute befinden sich in diesen Raum. Die meisten kritzeln hektisch in ihren Blöcken rum. Auch Mister Grain sitz dort und ein Polizist, der mir seltsam bekannt vorkommt.
Nick tritt mit geschwellter Brust auf die linke Seite der Liege.
„Sandra Young. Sie sind von einem Geschworenengericht für schuldig erklärt und von einem Richter des Staate Texas zur Todesstrafe verurteilt wurden. Dieses Urteil wird vollstreckt, in dem ihnen eine tödliche Dosis Kaliumchlorid injiziert wird. Haben sie vor der Vollstreckung noch etwas zu sagen?“, sagt er mit hoch erhobenen Kinn.
Was soll ich denn jetzt noch sagen? Nur ein Satz fällt mir ein der es Wert erscheint ausgesprochen zu werden.
„Ich habe sie geliebt.“, murmle ich vor mich hin, ohne zu wissen ob es überhaupt jemand verstanden hat.
Ein Mann auf der anderen Seite der Scheibe nickt dem Mann im weißen Kittel energisch zu. Dieser setzt sich in Bewegung und spritzt etwas in die Kanüle in meinem Arm.
„Ich habe sie geliebt!“, schreie ich nun förmlich der Scheibe entgegen.
Plötzlich erkenne ich ein weiteres Gesicht, der Mann sitzt in der hintersten Ecke der kleinen Kammer und starrt mich an. Ich versuche meinen Kopf schief zu legen doch es klappt nicht richtig. Irgendwoher kenne ich diesen Mann. Aber woher?
„Ich habe sie geliebt!“, sage ich nochmal jetzt mit Tränen in den Augen. Langsam wird mir flau im Magen und die Bilder verschwimmen.
„Ich habe sie geliebt.“, flüstere ich, ich weiß nicht ob sich mein Mund überhaupt noch bewegt. Da Plötzlich fällt es mir wer da in der letzten Ecke dieser Kammer sitzt. JOHN. Doch dann wird es schwarz um mich herum.
Wie vereinbart waren 10 Medienvertreter, Inspector Ross, der Gefängnisdirektor und ich in der Zeugenkammer anwesend. Ich setzte mich in die vorderste Reihe. Nachdem, was sie mir und Josh soeben erzählt hatte, wollte ich nah bei ihr sein, ihr ein bisschen die Angst nehmen.
Alles verlief wie in den Lehrbüchern beschrieben. Doch als sie ihre letzten Worte sprach und sie nochmals wiederholte husche ein erschrockener Ausdruck über das Gesicht. Sie beobachtete den einen Mann der zwischen den Reportern saß lange und genau. Ich blickte mich auch zu ihm um, konnte sein Gesicht aber nicht einordnen.
Es war meine erste und meine letzte Hinrichtung, bei der ich anwesend war. Bei ihrem letzten Worten liefen mir die Tränen über die Wangen und nach dem sie der Arzt für Tod erklärt hatte, war ich zu einer Salzsäule erstarrt. Mit leerem Blick saß ich noch in der Zeugenkammer, als schon die Reinigung der Hinrichtungszelle begonnen hat.
Nur langsam machte ich mich auf den Weg zum Wagen. Kurz nach dem ich die kleine, stickige Kammer hinter mir gelassen habe, war ich wieder Herr meiner Sinne und begann rascher zu Auto zu laufen. Ich wollte nur noch nach Hause, zu Julia, zu unserem Baby.
An der Pforte des Gefängnisses hielt mich ein Mann auf.
„Sind sie Mister Grain?“, fragte er leicht gehetzt.
„Ja, wer möchte das wissen?“, verständlich verwirrt drehte ich mich um.
„Ein Brief wurde für sie abgegeben.“, nun hatte der junge Mann mich endlich erreicht und hielt mir einen weißen Umschlag entgegen.
„Von wem ist der?“, fragte ich ungeduldig.
„Kein Absender drauf. Der lag einfach so auf meinem Schreitisch. Nur ‚Mister Grain‘ steht auf dem Umschlag.“, erwiderte er schulterzuckend und drehte den Umschlag um, sodass ich meinen Namen lesen konnte.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm ich den Brief in die Hand und verlies das Gebäude.
Im Auto öffnete ich den Brief sofort. Ich rechnete damit, dass mir wieder eine Drohung entgegen prangte. Ab wieso eigentlich? Der Fall war doch mit dem Tod von Sandra Young abgeschlossen.
Was ich da las verschlug mir den Atem. Ich hatte nie Herzprobleme, aber in diesem Moment setzte es kurz aus.
Sehr geehrter Mister Grain,
mein Name ist John Young. Ich bin dem Ehemann von Misses Sandra Young, ihrer vor kurzem dahingeschiedenen Mandantin.
Ich war es auch, der ihnen diese kleinen Denkzettel immer wieder verpasst hat, wenn sie sich zu sehr in meine Angelegenheiten eingemischt haben. Ich habe sie die ganze Zeit über beobachtet.
Wie geht es eigentlich ihrer schwangeren Frau?
Bei diesem Satz unterbrach ich ohne weiterzulesen und kramte, mit aufsteigender Panik, mein Handy aus meiner Aktentasche. Sofort versuchte ich Julia zu erreichen. Einmal klingeln, zweimal klingeln, dreimal klingeln, viermal klingen. Nach dem fünften Klingeln sprang unser Anrufbeantworter an. Eilig sprach ich eine Nachricht aufs Band, dass sie mich sofort anrufen sollte, wenn sie zuhause ist. Danach probierte ich es auch noch auf ihrem Handy. Aber hier das gleiche Bild. Auch hier hinterließ ich wieder eine Nachricht.
Vor lauter Panik wollte ich schon Hals über Kopf losfahren, aber wahrscheinlich wäre ich dann nicht mehr am Leben, weil ich einen Unfall nicht vermeiden hätte können.
Bewusst atmete ich tief ein und aus und zwang mich den Brief weiter zu lesen.
Ich war auch soeben bei der Hinrichtung meiner Frau anwesend. Ach wie tragisch, dass sie so früh von uns gehen musste.
Aber ich weiß, dass sie sich vorher ausgiebig bei ihnen ausgesprochen hat. Ihnen etwas vorgeheult hat von wegen ich wäre an allem schuld und sie hat die Kinder doch geliebt. „Ich habe sie geliebt“ war ja auch ihr bedauernswertes letztes krächzten. Ach Scheiß doch drauf. Sie war an allem schuld, nie hat sie etwas beim Ersten Mal richtig gemacht, immer hat sie geflennt und dann noch diese lästigen Bälger. Aber ich hatte mir den perfekten Plan ausgedacht. Einfach so würde ich verschwinden, von einen auf den anderen Tag einfach weg, dass hat sie so richtig fertig gemacht. Natürlich war ich nicht wirklich weg, ich habe sie beobachtet. Habe gewartet bis sie einen Fehler macht und hätte nicht gedacht, dass die blöde Schlampe schon nach drei Tagen zur Flasche greifen würde. Das war meine Chance, ich wusste sie verträgt sowieso nicht viel und nach der halben Flasche Whiskey würde sie fast ins Koma fallen.
Ich schlich mich ins Haus, präparierte die Cornflakes der Kinder mit Eisen- und Glassplittern und wartete ab, dass sich alles so gut entwickelt hätte ich nie gedacht.
Außer der alte Walter hat mir keiner was gekonnt und der alte Walter war ein Kinderspiel, es wie ein Überfall aussehen zu lassen war doch genial, oder?
Nur als sie dann auftauchten bekam ich ein klein wenig Angst. Ihr Kollege hatte deutlich früher begriffen, dass mit mir nicht zu spaßen ist. Aber nach der Beutelratte und ihrem ausgiebigen Gekotzte auf dem Gehweg, hatte ich den Anschein sie haben verstanden.
Natürlich kann ich ihnen nicht einfach so durchgehen lassen, dass sie wissen, dass ich die Bälger aus dem Weg geräumt haben.
Ich würde ihnen gern einen Vorschlag unterbreiten. Wie wäre es wenn sie mir 250.000 Dollar zahlen, dass ich dieses Land als freier Mann verlassen kann. Ich fände das Gut. Aber sicher verlangen sie auch etwas von mir. Wie wäre es den mit ihrer Frau? Keine Sorge, es geht ihr den Umständen entsprechend nicht so gut. Ihr Zustand wird sich aber noch drastisch verschlechtern, wenn sie nicht bis morgen Mittag das Geld auftreiben können.
Es versteht sich, dass die Polizei von diesen Geschehnissen nichts mitbekommen sollte, sonst kann ich für das Leben ihrer Frau und des Kindes nicht garantieren.
Schluss mit den Schmeicheleien, morgen Mittag Punkt 12 in meinem Haus, dass sie ja ausgiebig besichtigt haben.
Young
P.S.: Zur Verdeutlichung des Ernsts der Lange finden sie im Umschlag den Ehering ihrer Frau.
„NEIN, DASS KANN NICHT SEIN“, schrie ich so laut in meinen Wagen, dass mir der Hals weh tat.
Mit einem kurzen Blick in den Umschlag sah ich sofort, dass es wirklich der Ring von Julia war. Ohne mich anzuschnallen oder umzusehen raste ich zurück Richtung Waco.
Rückblickend betrachtet kann ich wohl froh sein, dass ich heute noch lebe, so wie ich in diesem Moment über den Asphalt des Highways raste. Von der Fahrt selber weiß ich nicht mehr viel die Häuser und die Wüste flog nur so an mir vorbei. Ich weiß nur, dass ich für die Strecke auf der ich sonst gut 2 Stunden und mehr unterwegs war, lediglich etwas länger als eine Stunde gebraucht habe.
Komplett schief stellte ich den Wagen vor unser Haus. Ein kleiner Teil in mir hatte immer noch die Hoffnung, es sei ein sehr schlechter Scherz und Julia würde lesen oder fernsehschauend auf der Couch liegen. Aber nach dem ich die Wohnungstür öffnete starb diese Hoffnung einen schnellen Tod. Die komplette Wohnung war verwüstet, überall lagen Glassplitter und die Wohnzimmertür war aus den Angeln gerissen.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf, ich musste ein paar Minuten regungslos dagestanden haben, denn jetzt war es schon deutlich dunkler geworden. In der Wohnung konnte ich nicht bleiben. Ich entschloss mich kurzer Hand im Auto zu übernachten. Ich fuhr zu einem kleinen Parkplatz, stellte den Motor ab und hörte nur noch das Hämmern meines Herzens.
Wie sollte ich nur soviel Geld zusammen bekommen? Julia und ich zahlten beide noch unsere Studienkredite ab und unsere Familien waren eher weniger wohlhabend. Als vor drei Jahren mein Vater plötzlich verstarb erbte ich nicht einmal 500 Dollar. Außerdem wollte ich unser Familie da nicht mit reinziehen. Wen kannte ich, der so viel Geld haben könnte? Wer würde es mir ohne viel zu fragen leihen? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort.
Es war nun schon fast 2 Uhr nachts. Immer wieder rief ich bei Julia an, nur um ihre Stimme zu hören. Beim 45mal, ja ich hab genau mitgezählt, schlief ich übermüdet ein.
Ein klopfen an die Scheibe weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf.
„Sie müssen hier weg, dass ist kein öffentlicher Parkplatz, Mister.“, ein wütender junger Mann schaute zornig durch die Scheibe.
Ich startete den Motor und fuhr Richtung Büro. Warum, weiß ich selbst nicht genau. Klar müsste ich eigentlich arbeiten, ich hatte schon wieder zwei neue Fälle auf meinem Schreibtisch liegen, aber wie sollte ich arbeiten?
Ohne ein Wort zu sagen ging ich wie ferngesteuert hinein. Susan, Alex und Mitch musterten mich fragend, aber keiner sagte ein Wort. Ich lief schnurstracks an Marie vorbei und lies mich auf einen Stuhl vor Mister Schneiders Schreibtisch fallen.
Erwartungsvoll blickte er aus seiner Akte auf. Aufmerksam beobachtete er mich, ich atmete tief ein und aus.
„Meine Frau ist entführt wurden.“, brach es mit einmal aus mir raus und die ersten Tränen liefen mir übers Gesicht.
Ohne auf meine Aussage zu reagieren rief er Marie zu sich.
„Bringen sie uns bitte einen Kaffee.“, bat er Marie höflich. Schon im nächsten Moment standen zwei Tassen voll mit dampfenden Kaffee vor uns.
„Würden sie jetzt bitte das Büro verlassen. Machen sie sich einen schönen Vormittag.“, sagte Schneider zu Marie gewandt.
Sie ging und schloss die Bürotür hinter sich.
„Mister Grain, was ist passiert?“, fragte er jetzt zu mir blickend.
„Ich… Ich weiß es nicht genau. Als ich gestern von der Hinrichtung nach hause kam war sie weg und die Wohnung total verwüstet. Nur dieser Brief war da.“, ich stotterte und meine Stimme überschlug sich. Ich weiß, dass ich ihn nicht ganz die Wahrheit gesagt habe, aber wie gesagt ich wollte keinen da mit rein ziehen.
„Könnte ich den Brief lesen?“, seine Stimme war so ruhig, durch sie konnte auch ich mich langsam wieder beruhigen.
„Nein!“, schrie ich ihn fast an. Schon im nächsten Moment besinn ich mich und entschuldigte mich für meinen Ausbruch.
„Entschuldigen sie Mister Schneider, aber ich möchte sie mit dem Inhalt nicht belasten. Es wäre nicht gut für sie, wenn sie den Brief lesen.“, sagte ich bedächtig. Seine Mine veränderte sich nicht, selbst während meines kurzen Zorns blickte er mich interessiert und positiv an.
„Gut, dann möchte ich ihn natürlich nicht lesen. Aber was ist nun ihr Anliegen?“, erkundigte er sich und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
„Das weiß ich eigentlich auch nicht so genau.“, nuschelte ich vor mich hin.
„Das Problem ist, er verlangt 250.000 Dollar, soviel Geld kann ich einfach nicht auftreiben.“, schlurzte ich heraus, meine Tränen wurden immer stärker und auch immer mehr Schlurzer drückten sich aus meiner Kehle.
Schneider nickte nur ruhig.
„Ich vertraue ihnen Steve, sonst hätte ich sie nicht eingestellt.“, bedächtig stand er auf, lief um seinen großen Schreibtisch und legte mir seine schwere Hand auf die Schulter. Meine verkrampften Schlurzer wurden weniger, seine Ruhe schien durch seine Hand in mich übertragen zu werden.
„Ich weiß, dass sie jeden Penni auch mit den enormsten Zinsen zurückzahlen würden. Ich werde keine Zinse verlangen, dass einzige um was ich bitte ist ein mündlicher Vertrag, das sie in monatlichen Raten alles wieder zurückzahlen.“, langsam hob er seine Hand wieder von meiner Schulter.
„Aber das kann ich nicht annehmen Sir.“, fragend schaute ich in seine Augen.
„Sie können und sie werden.“, mit einem durchbohrenden Blick, aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schaute er mich an.
Kurz darauf stand ich mit 250.000 Dollar in meiner Aktentasche vor dem heruntergekommen Haus der Youngs.
Ich hatte wirklich bedenken, dass ich Steve alleine fahren lassen habe. Es ist zwar süß wie er sich seit der Schwangerschaft um mich sorgt, aber ich mache mir auch Sorgen um ihn. Immer wenn er zu Misses Young ins Gefängnis fährt kann er schon einige Tage vorher nicht mehr schlafen und essen. Ich weiß, dass er glaubt ich wüsste nichts von seinen Problemen, aber ich liebe ihn und ich weiß es.
Aber die ganzen Probleme haben mit dem heutigen Tag ein Ende. Misses Young wird hingerichtet und der Fall ist abgeschlossen. Hoffentlich passiert ihm nichts, ich hätte ihn doch begleiten sollen.
Zurzeit sitze ich doch sowieso den ganzen Tag nur rum. Ich darf nicht arbeiten gehen, ich darf mich nicht anstrengen. Aber wahrscheinlich ist das auch gut so, denn seit die Schwangerschaft immer mehr voranschreitet und die Temperaturen draußen dauerhaft über 30°C liegen, habe ich schon nach kleineren Anstrengungen Schwindelgefühle und sehe schwarze Punkte vor meinen Augen.
Der Zusammenbruch vor zwei Wochen war echt nicht schön, selten habe ich mich so schlecht gefühlt.
Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken heraus gerissen, als es klingelte. Ich hatte wie so oft die letzten Tage einfach nur auf der Couch gelegen und meinen wachsenden Bauch gestreichelt. Immer deutlicher konnte ich die kleinen zarten Bewegungen in meinem Inneren wahrnehmen.
Mit einem kurzen Blick auf die Uhr, es ist 17:30, ging ich zur Tür. Kann das den schon Steve sein? Aber wieso sollte er klingeln?
Mit einem unguten Gefühl im Bauch machte ich die Tür auf. Ein großer, gut gebauter Mann blickte mir entgegen. Er sah ziemlich gut aus, auch wenn etwas heruntergekommen und der Schnurbart passte überhaupt nicht in sein Gesicht.
Ohne ein Wort zu sagen trat er herein, packte meinen Pferdeschwanz und zog kräftig meinen Kopf zurück.
Ich versuchte mich zu wehren, schlug mit allen was ich hatte um mich, aber in letzter Zeit hatte ich nur wenig Kraft. Wenn ich ihn überhaupt traf glich es er einem zarten Streicheln als einem Schlag.
Panik stieg in mir auf, ich versuchte zu schreien, aber es hatte sich ein enorm großer Kloß in meinem Hals gebildet, sodass es nur ein hysterisches Glucksen wurde.
Er drückte mir ein Tuch auf den Mund und schleuderte mich unsanft aufs Bett. Mir wurde schlagartig kotz übel, aber ohne diesem Gefühl nachzugehen wurde es schwarz vor meinen Augen.
Langsam schlug ich blinzelnd meine Augen auf, als er mich wieder am Zopf zog. Er schleppte mich mit meinen Arm über der Schulter nach draußen. Mit einem kurzen Blick zurück erkannte ich, dass er die Wohnung total verwüstet hatte. Alles was ich in den letzten Monaten so liebevoll eingerichtet hatte war nun zerstört.
Immer wieder fielen meine schweren Lider zu, als er das bemerkte schlug er mir eine schallende Ohrfeige mitten auf die rechte Wange. Augenblicklich kehrte meine Übelkeit zurück und ich erbrach, weil ich keinerlei Körperspannung mehr besaß und mein Kopf nach vorne kippte, genau auf seine Füße.
„Du blöde, dreckige Schlampe.“, sagte er barsch und lies mich auf den Bürgersteig vor unserem Haus fallen.
Nachdem er hastig seine Schuhe gesäubert hatte lud er mich grob in einen Van. Der Laderaum war leer und dunkel. Mein Herz pochte heftig und immer wieder rebellierte mein Magen, als er rasant um Kurven fuhr.
Plötzlich hielt der Van und er öffnete die Tür zum Laderaum. Wieder warf er meinen Arm über seine Schulter und schleifte mich hinter sich her in ein kleines zerfallenes Haus. Er zerrte mich weiter in ein kleines Zimmer, „Wendy“ stand an der Tür. Drinnen lag lediglich eine alte, dreckige Matratze. Es war dunkel, das Fenster war von innen mit Brettern vernagelt wurden. Nachdem er mich unsanft auf die Matratze stieß, fand ich meine Stimme wieder und schrie so laut ich kann in den leeren Raum hinein.
Wütend kam er auf mich zugelaufen und schlug mir abermals ins Gesicht. Tränen trieben unaufhaltsam aus meinen Augen, aber ich schrie weiter. Nun wurden seine Schläge zu Fausthieben, die sich nicht nur auf mein Gesicht beschränkten. Ich versuchte so gut wie möglich meinen kleinen Kugelbauch zu schützen, aber auch hier konnte er Treffer landen. Dann wurde es wieder schwarz.
Ich wachte wieder auf und lag noch immer auf dieser widerwertigen Matratze. Im Flur bewegte sich leise etwas. Ich versucht um Hilfe zu rufen aber nur ein klägliches Krächzten, selbst für mich kaum hörbar, verlies meine Kehle. Nach dem ich all meinen gesammelten Speichel hinuntergeschluckt hatte, versuchte ich es erneut. Diesmal war, das Geräusch schon lauter, ich war mir sicher es war im ganzen Haus zu hören. Ruckartig öffnete sich die Tür und dieser Mann stand wieder im Raum.
„Halt die Fresse du Hure!“, wieder kam er auf mich zu. Nun machte sich aber nicht mehr die Mühe sich zu mir runter zu beugen. Er stand vor mir und wie in Zeitlupe holte er mit dem Fuß aus und trat gegen meinen oberen Bauch. Nicht schnell genug konnte ich schützend meine Arme darum winden. Immer weiter trat er auf mich ein, der Bauch, die Brust und letztendlich der Kopf waren seine Ziele. Nach einiger Zeit und Mühehatte ich es geschafft mich von ihm wegzudrehen und er maltraktierte meinen Rücken. Innerlich flehte ich, es würde wieder schwarz werden, die so schmerzfreie Bewusstlosigkeit würde mich wieder in ihren Bann ziehen, aber ich blieb wach.
Er verließ hastig wieder den Raum, lies aber die Tür offen stehen.
Im nächsten Moment, in der ich eine einzige Sekunde klar und ohne betäubende Schmerzen denken konnte, sah ich Steve im Türrahmen stehen. Als er mich in seine starken Arme nahm und ich ein leises „Baby?“, flüsterte holte mich wieder die Schwärze.
An der Eingangstür hin ein Zettel mit klaren Anweisungen.
Tasche in die Küche auf den Tisch stellen.
Im Wohnzimmer mit geschlossener Tür 15 Minuten warten, egal was sie hören.
Nach exakt 15 Minuten finden sie ihre Frau in Wendys Zimmer.
Wenn sie einen Fehler machen aber nur tot.
Mit wackligen Beinen betrat ich das Haus. Alle Türen waren geschlossen, das Haus kam mir nun noch kleiner vor als bei meinem ersten Besuch. Mit schweißnassen Händen stellte ich die Tasche auf den Küchentisch. Als ich den kleinen Flur entlang ging hörte ich eine Art Wimmern aus dem hinteren Teil, es konnte aber genauso das Blätterrascheln eines heftigen Windstoßes draußen gewesen sein.
Zaghaft schloss ich die Tür zum Wohnzimmer hinter mir und lehnte mich mit den Rücken an sie. Jede einzelne Sekunde verfolgte ich auf meiner Armbanduhr, sie krochen dahin wie Stunden.
Aus dem Flur vernahm ich lautes Poltern und Tränen begannen, meine Wangen hinab zu fliesen. Hatte ich einen Fehler gemacht? Ist Julia schon tot? Ich konnte meinen Körper nur unter größten Anstrengungen zurückhalten. Ich zitterte am ganzen Körper und Tränen rannen unentwegt meine Wangen hinab.
10…, 9…, 8…, 7…, 6…, 5…, 4…, 3…, 2…, 1…, 0.
Ich stürmte so schnell mich meine zitternden Beine trugen in das kleine Kinderzimmer. Erstarrt blieb ich einen Augenblick im Türrahmen stehen, da lag sie. Sie sah mehr tot als lebendig aus. Ich nahm sie in die Arme und trag sie zu Wagen, leise flüsterte sie noch ein „Baby?“, bevor sie das Bewusstsein verlor.
„Sam komm zu mir, wir haben eine Überraschung für dich.“, mit offenen Armen warte ich darauf, dass Sam zu mir kommt. Ich nehme sie hoch und werfe sie kurz in die Luft.
„Alles Gute zum Geburtstag, mein kleiner Engel.“, ich gehe mit Sam auf den Arm in den Garten. Alle applaudieren und rufen „Happy Birthday, Sam!“.
Julia kommt auf uns zu und nimmt mir Sam vom Arm. Sie drückt ihr einen langen Kuss auf die Stirn und dann mir einen auf die Lippen. Es ist so schön sie wieder küssen zu können. Auch wenn es schon mehr als zwei Jahre her ist genieße ich immer noch jeden Kuss.
Julia weiß nicht mehr viel von dem was damals passiert ist. Ich denke, dass ist auch gut so, mein Alpträume reichen.
Mister Young ist immer noch auf freien Fuß. Wie uns die Polizei mitgeteilt hat ist er nach Kolumbien geflüchtet.
„Papa, guck mal die vielen Schenke.“, reist mich Sam aus meinen Erinnerungen und zieht mich zu ihrem Geschenktisch. Wie süß ich ihre kindliche Sprache finde. Sie ist so zauberhaft. Jedes Mal wenn ich sie ansehe kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich bin so glücklich darüber, dass sie alles unbeschadet überstanden hat und heute wird sie schon zwei, mein großes Mädchen. Freudentränen schießen mir in die Augen. Julia nimmt mein Gesicht in ihre Hände, wischt zart die Tränen bei Seite und drückt mir einen wundervollen Kuss auf die Lippen.
Als sich unsere Lippen wieder trennen bleibt mein Blick auf ihrer Narbe über dem linken Auge hängen.
„Denk nicht darüber nach. Es ist vorbei.“, haucht sie mir sanft ins Ohr.
Wie kann ich nicht daran denken? Er hat beinahe unser Leben zerstört. Julia lag 4 unendlich lange Wochen im Koma. Bis zur Geburt konnte uns kein Arzt sicher sagen ob Sam Schäden davon getragen hat und jede einzelne Narbe die Julia an ihrem perfekten Körper hat erinnert mich an diese Zeit. Wie soll ich so nicht daran denken, immer noch schrecke ich ein paar Mal im Monat schweißgebadet aus einen Alptraum auf. Julia hat mir geraten einen Psychologen aufzusuchen, aber ich hab darauf nicht reagiert.
Wir wohnen jetzt wieder in L.A., direkt neben meinen Eltern. Nach den Vorfällen in Waco habe ich bei Dr. Schneider sofort gekündigt. Er war zwar nicht sehr erfreut darüber aber konnte mich auch verstehen. Er ist Sams Patenonkel, da es nur ihm allein zu verdanken ist, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Ich zahle ihm jeden Monat ein Teil des Geldes zurück und wir sind richtig gute Freunde geworden. Ich bin einer der wenigen, die ihn Richard nennen dürfen.
Nach meiner Kündigung und dem Umzug fingen wir ganz von vorn an. Ich bemühte mich um einen Job an der Universität, da mir eine Angestelltenstelle als Anwalt für Strafrecht unweigerlich irgendwann einen neuen Hinrichtungsfall beschert hätte und darauf konnte ich gut verzichten.
„Eine tolle Party, nur schade, dass Richard nicht kommen konnte.“, sagt Julia als sie endlich zu mir ins Bett schlüpft.
„Ja, aber Enkelkinder gehen vor. Sieh er hat mir ein Foto geschickt.“, lächelnd zeigt ich ihr das Foto von Richard und seinem kleinen neugeborenen Enkel auf meinem Handy.
„Steve ich muss dir was sagen.“, lächelt sie mir verschmitzt entgegen.
„Was“, frage ich sie abwesend, als ich eine Nachricht an Richard verfasse.
„Ich bin schwanger.“, sie fällt mir in die Arme und küsst mich lang und ausgiebig.
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2014
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