Cover

Ich bin kaputt- wollt ihr mich noch?


Wer hat je gefragt, ob ich hier leben will? Oder wer wird je fragen?
Ich will hier nicht leben, nicht in eine Welt geboren sein, die vor Sauberkeit stinkt. Alles wird immer und überall verputzt. Tränen- abgewaschen. Hass- weggewischt. Trauer- vom Winde verweht.
Ich will dieses Leben nicht. Es bringt mir nichts. Es hat keine positiven Auswirkungen auf mich.
Und nein, ich bin nicht dankbar.
Ich will es ganz einfach nicht.
Ich habe nie danach gefragt. Oder nie darum gebeten. Und trotzdem habt ihr mich gemacht. Und dabei wollte ich nicht gemacht werden.
Weil ich all das nicht brauche. Die einsamen Stunden, das beschämende Gelächter, die Fragen, die Gebete, die Tage und Nächte.
Ich brauche das alles nicht. Kein bisschen. Weil es mich nicht glücklich macht.


I have no idea who I am


Krank-
Denn ich mag nicht mehr essen.
Das zählen der Kalorien macht mich
Krank-
Denn die tun mir Leid,
all die Schwachen.
Die Stärke macht mich
Krank-
Denn etwas in mir schreit nach Nahrung.
Die Stimme in mir macht mich
Krank-
Denn der Blick in den Spiegel lässt mich heulen.
Als ich vor Ekel am Boden liege,
merke ich-
Ich bin krank.


Dear mirror- tell me no lies!


Es kommt vor, dass man lacht, obwohl einem zum Lachen nicht zu Mute ist. Und manchmal weint man, obwohl man nicht weinen will. Auch kann es passieren, dass man hungert, obwohl man nicht hungern will. Und selten auch lügt man, obwohl man selbst das Lügen hasst.


I am tired of everything
Secretly falling apart…


Ein Pfund noch-
bis ich mein Ziel erreiche.
Immer näher,
immer näher
und doch so weit.
Hilf mir,
bevor ich darin ertrinke,
bevor sie mich reinzieht
in das große schwarze Loch.
Rette mich vor ihr,
halt mich hier.
Magersucht,
ich will nicht mit dir gehen.


Just smile- it's easier than explaining why you're sad.


Es berührt mich nicht.
Nichts von dem dringt in mich ein.
Ich wende mich hin und her, weiche ihnen aus,
deinen Worten.
Sie berühren mich nicht.
Nichts von dem nehme ich wahr.
Wie bei einem Hürdenlauf springe ich einfach drüber hinweg.
Sie werden mich nicht zum Fallen bringen.

Manchmal
erstarre ich dabei.
Manchmal
vergesse ich zu Atmen.
Manchmal bin ich fast schon nicht mehr da.


Dear diary: I want it to stop


Ich weiß nicht mehr, wann es begann.
Irgendwann fing es an und ich habe keine Erinnerung mehr, wann das war. Kein Zeitgefühl.
Ich habe Gedanken an etwas, was passiert ist.
Doch ist es das überhaupt? Es gibt keine Bilder davon.
Ist es passiert? Ist es überhaupt passiert? Gibt es Beweise? Ist es Einbildung? Ist es Lüge? Ist es ein Traum? Bilder sind Bilder sind Bilder in meinem Kopf.
Bilder in meinem Kopf sind kein Beweis. Einbildung? Lüge? Traum? Albtraum!
Ich will vergessen. Oder besser, nie gewusst haben.
Diese Gedanken nie gedacht haben. Dieses Leben so nie gelebt haben.
Diese Gefühle nie gefühlt haben.
Albtraum!
Ich will vergessen. Oder besser, nie gewusst haben.
Ich will diese Stimmen nie gehört haben. "Du bist hässlich, du bist hässlich, du bist hässlich". Albtraum!
Bitte, weck mich auf!!!

Ich weiß nicht mehr, wie es losging.
Irgendetwas hat diese Welle losgelöst und ich habe keine Erinnerung mehr,
was es war. Keine Vorstellung.
Manchmal zweifel ich, ob ich das alles überhaupt je erlebt habe. Habe ich das?
Ich weiß, dass ich es lieber nicht erlebt hätte.
Das ist die Wahrheit. Doch die hilft mir nicht.
Diese Erinnerungen an etwas, was passiert ist oder an etwas, von dem ich glaube, dass es passiert ist,
diese Erinnerungen... Sie machen mich krank!
Bin ich das? krank sein, krank sein, krank sein, meine Gedanken sind krank.
Sind sie das?
Scham! Sucht! Ekel! Ich! Angst! Perfektion!
Schein! Lachen! Schmerz! Gedanken! Tod! Vernichtung!
Tränen! Schreie! Stille! Flucht! Schuld! Ekel!
Lachen! Scham! Schein!
Hilfe! Hilfe! Hilfe!!!
Bitte, weck mich auf.


Perfection


Wenn man sich doch nur noch einsam fühlt. Wofür lohnt es sich dann noch zu leben? Man traut sich nicht mehr unter Menschen, man meidet die Sonne, man verflucht jeden Morgen aufs neue Gott, weil er einem am Leben lässt, obwohl man alle Leute nur ekelt, vor allem sich selbst.
Wenn man sich doch nur noch für sich selbst schämt. Für das, was man ist und für das, was man tut, essen zum Beispiel. Wofür lohnt es sich dann noch zu leben?
Man hasst Familientreffen und Mütter, die einem Fragen stellen. Und man fürchtet Blicke, egal von wem, weil sie einen sichtbar machen und dabei ist alles, was man will, unsichtbar zu sein, klein zu sein, sich aufzulösen.


I will never be pretty enough!


Da sein
aber nicht
wirklich
da
sein

Lachen
Lächeln
Reden
und
die Augen?

Da sein
aber nicht
wirklich
da
sein


Let me stop thinking, there is nothing more to say.
Please stop asking me all these questions, all I need is you to pray.


Vergessene Tränen
niemals geweint
niemals ans Licht gekommen, -verdrängt-
vergessen

vergessene Schreie
niemals geschrien
niemals ans Licht gekommen, -verstummt-
vergessen

vergessene Bitten
niemals gesagt
niemals ans Licht gekommen, -verboten-
vergessen

vergessene Tränen
niemals geweint
niemals ans Licht gekommen
verboten
verstummt
verdrängt
vergessen

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.11.2008

Alle Rechte vorbehalten

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