Ich gestehe, ich bin ein großer Fan der Briten und der britischen Monarchie. Ich liebe die Stadt London und die Geschichte der Briten. Insgeheim könnte ich sagen, ich bin Britin, vielleicht fällt mir deswegen auch die englische Sprache so leicht. London ist mein Lieblingsurlaubsort. Ich bin dort schon mit der Bahn, dem Auto und dem Flugzeug angereist. Es gibt Stadtteile, in denen ich gewohnt habe, da kenne ich im Umkreis von 500 Metern alle Geschäfte, Pubs und Pharmazien. Ich liebe es, Underground zu fahren, durch Notting-Hill zu schlendern, Earls Court zu essen, Chinat-Town, Piccadilly Street und all die anderen wunderschönen Ecken, aber das Größte für mich, ist in einem Bauwerk, das weit über London strahlt, die KRONJUWELEN.
Bei meinem ersten Besuch in der Stadt an der Themse, wollte ich sie sehen. Das war 1974. Mein Onkel und meine Tante, eine Britin, versprachen mir, das wir den Tower besuchen und uns die Krone angucken. Wir fuhren von Swansea in Wales nach London, gingen in den Tower und schlenderten durch die Anlage. Bei den Kronjuwelen angekommen, sahen wir es schon, eine Traube von Menschen davor. Es wurden drei Stunden Wartezeit vorausgesagt. »Das machen wir nicht, Gela. Du kannst dir das Schafott von Maria Stuart angucken, da steht kein Mensch davor.« Dieses Teil wurde mein Trauma, sie hatten mir die Krone versprochen und ich bekam den Köpfungsplatz von der schottischen Königin zu sehen.
Nach diesem Erlebnis sollte es noch bis zum Jahr 2000 dauern, bevor ich wieder in die Stadt meines Traumas fuhr und seitdem mindestens jedes Jahr einmal. Meine Mutter begleitete mich diesmal und die ist wie ich, egal wie lange es dauert, wir halten durch.
Ich hatte mir einen Vis á Vis Reiseführer gekauft, einer der besten, die ich kenne und da gab es den Geheimtipp: >Ganz früh hinfahren<,
Wir standen sehr früh auf, fuhren per Underground und als stolze Besitzer einer Pydter-Card zum Tower. Wir waren die Ersten, die um Einlass begehrten Forschen Schrittes, etwas, dass ich normalerweise nicht gerade beherrsche, ging ich auf das Gebäude der Kronjuwelen zu. Keiner stand vor der Tür. Meine Mutter konnte mich nicht halten, mit 40 Jahren benahm ich mich wie ein Kleinkind, erstürmte das Gebäude. Ich wurde über Absperrungen, Leinwände, Bilder, Ausstellungsstücke und mehr, gekonnt zu meinem Objekt der Begierde geleitet, die Kronjuwelen. Damm sah ich sie, die große goldenfarbene Tresortür, geöffnet. Ich übertrat die Schwelle in den heiligen Tresorraum und blieb erst einmal mit offenem Mund stehen, den Wächter missachtend, der stetig >nicht stehen bleiben, weitergehen< befahl. Endlich vernahm ich seine Anweisungen und ging weiter. Die nächste Überraschung, ein Laufband, da sollte keiner vor den Juwelen stehenbleiben. Ich setzte meinen Fuß auf dieses extrem langsam fahrende Laufband und ließ mich an den Kronen, Diamanten und Zeptern vorbeifahren. Am anderen Ende wollte ich zurück, aber das wurde mir verboten. Ich schritt trotzdem am Ende glücklich aus dem Gebäude. Ich hatte sie gesehen, endlich, nach so vielen Jahren mein Trauma besiegt.
Seit diesem Tag gehört die Fahrt auf dem Laufband, zu meinem regelmäßigen Tätigkeiten, wenn ich London besuche. Ebenso winke ich huldvoll, wenn ich mit dem Eurostar oder dem Flugzeug die Stadt verlasse. Ein Glückliches, »Ich komme wieder, murmelnd. Ich liebe diese Stadt und die Kronjuwelen.
Bildmaterialien: Angela Pundschus
Cover: Angela Pundschus
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2022
Alle Rechte vorbehalten