Cover

1.

Jenseitswelt

 


Entdecke den Kreisel
Ins Hirn reingedreht
Die Hoffnung auf Anfang
Der Zeiger auf Spät

Erlebe den Magen
Als Charon der Sinne
Der Obolus ärgert
Die innere Stimme

Erblick nackte Angst
Inhaliere den Traum
Real und verwegen
Als schwarzkahler Baum

Geh in dich, erfriere
So klebrig das Sein
Wie bitterer Honig
Und kühlsaurer Wein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kontraste

 


Schreiend erstickt
Das Hinterglasmalereibild
An der Enge des Raumes
Und trägt tote Früchte
Zum Felsen des Seins

Seelenlos schneiden Sensen
Goldene Fresken
In den Rasen vor dem Tore
Und weißer Asphalt spiegelt
Die Ängste einer Generation

Vom Rausche motiviert
Steigen Treppen über Geländer
Um auf Luftzüge aufzuspringen
Und Reisende zu begleiten
Die steinerne Bücher entleeren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Drehorgel

 


Der Kübel des Wissens
Verschütteter Morast
Aus schmutzig weißen Engelsflügeln
Die wie faule Eier auslaufen
Und zum Himmel stinken

Liebe Drehorgel
Spiel uns ein donnerndes, schwarzes Lied
Mit pinkfarbenen Tönen
Die gemeinsam
Mit dem weißen Einhorn
Über die Landschaften der Harmonie laufen

Um etwas zu fühlen
Um wieder zu atmen
Um Mauern zu stürzen
Um Lungen zu füllen

Das Echo der Hymne
In Vergessenheit hallend
Erreicht jene Feder
Die´s Leben nun schreibt

 

 

 

 

 

 

 

Als ob

 


Die Fußnägel rollen sich auf
Und tanzen über die chinesische Mauer
Jene in Berlin ist gefallen
Doch in unseren Köpfen
Fließen immer noch
Mehr Mauersteine denn Verstand

Wenn der Schmetterling
Der den Sommer überlebte
Hinter hängenden Gärten
Über Reißnägel stolpert
Gestehen wir uns unser Versagen ein

Das Geschöpf der Wortkreation
Hockt wissend grinsend
Im Keller unserer Vorstellung

Wir wissen nichts

Wenn wir wenigstens nicht mehr
So tun, als ob
Mag schon viel gewonnen sein

 

 

 

 

 

 

 

Pulsschlag der Passion

 

 

 

Als Träumer der Unwirklichkeit

Schakal der Utopie

Eröffnen wir der Ewigkeit

Katharsisches Genie

 

Dein Strahlen sei mein Augenlicht

Mein Atem schenkt dir Leben

Lass Eruptionen fließen

Und der Ratio entschweben

 

Als Türöffner der Unvernunft

Und Pulsschlag der Passion

Besteigen wir statt Göttern

Den anarchisch, schmucken Thron

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dachschindeln

 

 

 

Dachschindeln gleich

Reihe ich mich an dich

Atme deine Luft

Lüfte deinen Atem

Hätten diese Schindeln

Arme und Beine

Würde ich davon laufen

Bevor die Brüstung zusammenbricht

Und meine Leidenschaft

Die zu dir fließt

Und durch Barrikaden meines Mutes

Ins Stocken gerät

Wie ein rostender Dampfer

Nur noch ins Leere grölt

 

Vögeln gleich

Zieht der Kummer nach Süden

Und die Hoffnung haftet am Horizont

Meiner Befindlichkeit

Getränkt durch die Flasche

Genährt durch Erfahrung

Gezogen ins Monat

Geblendet vom Sein

 

 

 

 

 

 

Weißes Licht

 

 

 

Häuser brannten

Der Wald schlief

Ein Uhrzeiger

Legte sich in die Kurve

Die von Autos geschnitten wurde

 

Senfkörner sprossen

Keime erstickten

Eine milder Wind

Läutete die nächste Runde ein

 

Die Sonne zeigte

Nach Süden

Weißes Licht

So, als wäre noch

Alles möglich

 

Die Luft zeichnete

Unsichtbare Schlieren

Aufs Firmament

Und wenn man genau hinsah

Konnte man erkennen

Wie der Horizont

Grinste

 

 

 

 

 

Meine kleine Farm

 

 

 

Ne klapprige Scheune

Direkt vor dem Wald

Kein Zaun auf der Wiese

Der Holzstapel kalt

 

Die Tiere sind Träume

Das Vieh gleicht dem Mond

Im Stall hausen Fragen

Das Haus unbewohnt

 

Ein Zelt vor dem Eingang

Zum eigenen Reich

Von innen kommt Licht

Das die Dunkelheit bleicht

 

Vier Räder, sie rollen

Zum Tümpel hinab

Ein sprechender Fisch

Hält Libellen auf Trab

 

Das Wasser aus Feuer

Die Welle ein Bild

Gemalt ohne Rahmen

Ursprünglich und wild

 

 

 

 

 

Enten der Straße

 

 

 

Der Tag plätschert dahin
Wie Tränen, die durch Straßen rollen
Ein Schwan überholt die Straßenbahn
Die keuchend Richtung Süden fährt

Augenpaare tauschen Blumen 
Während Worte schweigen
Und Gedanken auf Reisen gehen

Tauben sind Enten der Straße
Sie scharren sich zu Trauben
Picken nach etwas Leben
Und starren ins Nirgendwo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einsame Kaiserin

 

 

 

Als dem Mädchen

Die Nähe streifte

Sprang es auf

Und lief zum Regenbogen

Die Farben waren schön

Beruhigend

Und konnten sie

Nicht verletzten

 

Hier, am Fuße des Bogens

War ihr alles vertraut

Sie ruhte sich aus

Und sang das Lied

Der einsamen Kaiserin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schattenspiel der Nacht

 

 

 

Wenn goldne Türme stürzen

Entweicht ein Silberstreif den Trümmern

Und die letzte Kerze spendet Trost

Im Schattenspiel der Nacht

 

Staub und Schotter sind vergessen

Aus den Ritzen fließt das Leben

Und die Ameise erbaut allein

Die längst ersehnte Stadt

 

Blumen brennen, Rosen sprießen

Falter flattern über Mauern

Als das Kitz im Tal erblickt war

Stieg empor der neue Tag

 

 

 

 

Verließ die Straße

 

 

 

Verließ die Straße

Kam zum Weg

Gegabelt, windig

Staubig, alt

Die Geier kreisten

Überm Kreuz

In mir war lange

Alles kalt

 

War aufgebrochen

Musste sein

In Hütten war

Nichts mehr zu finden

Verlassen wurden

Frau und Heim

Es galt, die Wunden

Abzubinden

 

Von Freunden

War nichts mehr zu sehn

Ich folgte

Meinem Herzen nun

Der Weg führte

In enge Gassen

Hier war noch Zeit

Sich auszuruhn

 

 

 

 

 

 

Kristalle aus der Hölle

 

 

 

Male einen Regenbogen

Mit Kristallen aus der Hölle

Reite wellenartig auf ihm

Gib ihm einen letzten Tritt

 

Füge Butter zu der Torte

Und den Buchstaben zum Worte

Halte nicht an jeder Stelle

Jedoch immer wieder Schritt

 

Bau ein Häuschen aus dem Feuer

Dessen Glut noch nicht erloschen

Trag es zu dem Lieblingswalde

Der in deinem Herzen steht

 

Stelle dich auf jene Lichtung

Wo die Hirngespinste weiden

Und die Uhren rückwärts laufen

Denn noch ist es nicht zu spät

 

 

 

 

 

 

 

 Wendeltreppen

 

 

 

Alter Mann und frische Träne

Wohin zeigt das Bild im Rahmen

Ist der Landstrich frisch gestrichen

Oder sprießt daraus der Samen

 

Enkelkinder fahren Dreirad

Und das Vierte ist verstorben

Glück als Rehlein, Pech als Farbe

Was ist aus der Zeit geworden

 

Schwarz lackierte Wendeltreppen

Führen in die Herbstetage

Und die Spielzeug-Gwendoline

Singt sich drehend selbst in Rage

 

 

 

 

 

 

 

  

  Fortfahren

 

 

 

Irgendwo läuft ein Ei aus

Und in jenen Straßen

Streunen kleine Hunde

Und kratzen sich hinter den Ohren

Am Weihnachtsmarkt

Fliegen verbrauchte Geschichten

An frierenden Gesichtern vorbei

Und der Wollschal soll Wärme bringen

Wie die Flasche

Die sich um die Kehle wickelt

Um Halt zu geben

Und fort zu fahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sieger und Verlierer

 

 

 

Ein Adler kreist über meiner Stadt

Und lacht sich krumm

Wie schon in den Städten davor

In denen er war

Die Mieten gehen in die Höhe

Und die Herzen in den Keller

Wer nicht mitspielt, verliert

Obwohl er eigentlich am Siegen wäre

In den Köpfen geht es ums

Geld, Glück, Gesundheit, Geliebt-Werden

Und doch sehe ich keinen einzigen

Menschen auf der Straße

Mit dem ich gerne reden würde

Die Worte sind gekappt

Und die Leinen werden gehalten

Von Spinnern, denen man zuhört

Aus dem Totenkopf der Vernunft

Steigen zwei fickende Ratten

Und kichern sich einen weg

So etwas nennt man Multitasking

Und ist zu finden

Im Sender Ihrer Wahl

 

 

 

 

 

 

 

Farben des Pelikans

 

 

 

Pastellfarben des Pelikans

Neben dem Rauch des Kutters

Am Hafen der Verdammten

Wo ein Groschen einen Schatz hebt

Dunkelgrüne Algen im Moos tanzen

Und sich spitze Klingen

In abgewetzte, müde Messer verwandeln

 

Herbstlich geformte Froschschenkel

Hüpfen über zersprungene Tellerränder

Heute gibt es aufgekochtes Mensch

Das Rad wird zum Quadrat des Kreises

Und schlägt modernde Purzelbäume

In eine untergehende Sonne

 

Der Fuß des Berges kickt Schlangen

Über furchenähnliche Felder

Auf denen Raben dichten

Und Wasser verwelkt

A capella-Kompositionen

Aus dem Ohr einer Eule

Die wie Eiter jetzt ausläuft

Im Zuge der Nacht

 

Auf einer Galeere

Erdrosseln sie Fortschritt

Ein Kolben zeigt Zähne

Im mundlosen Werk

Das Feuer im Wesen

Des totkranken Schiffes

Lehrt Schriften das Fürchten

Trägt Fragen nun auf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Neues Jahr

 

 

 

Seltsames ging vor sich

Hamster trieben den Geschirrspüler an

Im Klo schwammen Goldfische

Schauspieler waren im Radio

Gedichte segelten verloren

Ins neue Zeitalter

Und als wäre das nicht genug

Bekam der Husten einen Ausschlag

Von dem er sich erst wieder erholte

Als der Frühling in der Kurve

Den Winter schnitt

 

Man hörte tonlose Songs

Und tanzte im Sitzen

Während Gläser erfroren

Statt Wärme zu schenken

Kammersänger traten in Schweigestreik

Während Dielen kicherten

Und sich das neue Jahr ansagte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es lebe die Kette

 

 

 

Fischaugen

Glotzen aus dem Wandschrank

Ein Kamm fliegt vorbei

Während sich das Licht

Ein Bein bricht

 

Kein Ton zu hören

In Mietwohnungen

Zwischen Mülltonnen

Und Hoffnung

 

Der Greißler ist tot

Es lebe die Kette

Sie zerrt uns am Hals

Durch den nächstbesten Tag

 

Der Sprit kostet Wände

Und kalt sind die Hände

Sie formen ein Etwas

Am trübkalten Tag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blutender Zwerg

 

 

 

Ein blutender Zwerg

Der, hoffend auf Riesen

Sterbend im Bergwerk liegt

Umzingelt von Wänden aus Wasser

Umgeben von Fledermäusen

Auf dem Weg ins Diesseits

Jenseits von Dornen und Stacheln

Fern von Lachen und Sein

 

Eine nachdenkliche Gestalt

Wie die einsame Nutte

Am Wiener Gürtel

Wie die alleinerziehende Mutter

In einer milden Sommernacht

Des Unglücks

 

Ameisen schreiben über Gehirnforschung

Krabbeln in deinen Kopf

Und verätzen das bisschen Restverstand

Das zwischen Bücherregalen

Platten der Vergangenheit

Ritzen der Erkenntnis

Und dem Schmutz der Gegenwart

Noch Platz findet

 

Ein Kleinkind zappelt

An der Leine der Hoffnung

Aufgespannt für die Idioten

Stramm gezogen für den Wahn

Und ein Glühwürmchen

zaubert falsches Neonlicht

In das Abendrot

Der südlichen Hitze

 

 

 

 

 

 

 

Herbstvogel

 

 

 

Flieg geschwind

In müde Kürbisköpfe

Das matte Hirn erübrigt sich

Bevor es explodiert

Der Duft der Nostalgie

Erhängt sich sanft

Vor trüben Wänden

Ein Blümlein wächst uns

Aus der Stirn

Und flüstert leis

Adieu

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Netz

 

 

 

Wenn das Netz der Vergangenheit

Nach Fischen stinkt

Hisse die Segel

Und finde

Hinter dem Regenbogenhorizont

Jenes Wasser

Das dich über die Lüfte trägt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Bette das Kind

 

 

 

Bette das Kind

In ein Kissen

Tief in dir

Und schenke ein Lächeln

Dem, der es verdient

 

Das Moos riecht nach Sehnsucht

Und Felder entstehen

Wo Rosen nie blühten

Und Bäche nie ruhn

 

Die Stille verweigert

Doch wenn sie zugegen

Erlischt das dort draußen

Und nichts mehr zu tun

 

 

 

 

 

 

 

Richtungswechsel

 

 

 

Während Vorhänge

Die Atmosphäre atmen

Explodiert dein Name

Über den Klippen Chinas

 

Und jeder Bengel

Jenseits der Flüsse

Kauert hinter Steinen

Der Erkenntnis

 

Ein Atemzug namens

Orient Express

Stellt Hoffnung zu

Und steuert in

Richtung Nichts

Hinter jener Wüste

Wo das Tal beginnt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Feld

 

 

 

Hab Dank

Mein Kind

Für das Feld

Das vor mir liegt

 

Es zu pflegen

Gehört nicht

Zu meinen Stärken

 

Doch allein

Seine Existenz

Erscheint bedeutender

Als die Aufgabe

Seiner Bewältigung

 

 

 

 

 

 

 

 

 Sand der Erinnerung

 

 

 

Als Elefanten

Über Regenbogen liefen

Spürte ich

Ruhe in mir

Und der Rotwein

Spülte

Sand der Erinnerung

In neue Gewässer

 

 

 

 

 

 

 

 

Neues Land

 

 

 

Es regnete Gedanken

Während meine

Hütte explodierte

Und aus den Holzlatten

Wurden Funken

Die den siebten Kontinent

Benetzten

Und deinen Horizont

Erreichten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  Am Ende des Tages

 

 

 

Am Ende des Tages

Warten Geister

Verendet Marmelade im Glas

Erstickt die Zigarette

Fegt ein Luftzug durch schummrige Ritzen

 

Am Ende des Tages

Heulen Giraffen

Entwickelt sich der Stillstand.

Ermordet sich der Sinn

Und der Beifall klatscht Applaus

 

Am Ende des Tages

Würfeln Messer

Ertrinkt das Lagerfeuer

Entsteht ein neuer Canyon

Bleibt ein Bild von dir

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

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