Erinner dich, 2008
Als eine Kopfgeburt erwacht
Mit vielen Usern, schön und fein
Mit Dichtern, Freaks und rotem Wein
Wo Kreativität am Werk
Wo Texte standen mit Vermerk
Und viele Gruppen kamen auf
Ein Forum selbst nahm seinen Lauf
Gestritten wurde, diskutiert
Geschrieben auch und zelebriert
Das Ego zwar, doch auch die Kunst
Und Perlen fand man in dem Dunst
Und eine Perle als Konzept
Das witzig war und auch sehr nett
Zwar klein gehalten, doch auch groß
Es war der Baum für Dichters Moos
Das wachsen konnte, ohne Neid
Mit Spaß und Freud und Zeitvertreib
Der Text war es, der zählen sollt
Das war von jedem so gewollt
Ein Name musste auch noch her
Wie wär´s mit "Wortspiel", bitte sehr
Die Qualität war gar nicht schlecht
Es spielte Amsel mit dem Specht
Mal Runde eins, dann Runde zwei
Und jeder Text, er war so frei
Dass er sich höflich vorgestellt
Mit einem Knicks für diese Welt
Die Neugier wuchs, die Gruppe auch
Gerippe erst, danach der Bauch
Erst ging es hin, dann ging es her
Was bitte will ein Autor mehr
Der seinen Text gern publiziert
Und Leser hat, die ungeniert
Auch Kommentare fallen lassen
Statt Sternen Herzen sprechen lassen
So ging es eine Zeit sehr gut
Man brauchte Text und etwas Mut
Als es geschah, wie man so hört
Dass Gruppen waren nichts mehr wert
Die Plattform hatte einen Plan
Der bald schon nicht mehr warten kann
Dämonen schleichen heimlich ein
Sie bringen Wasser statt dem Wein
Die Geister, die sie lauthals rufen
Kann man auf Amazon nun buchen
Ein Fluch schleicht sich seit Jahren ein
Und stellt den Schreibern manches Bein
Sie fahren los, sie fahren fort
An einen unbekannten Ort
Ein neuer Frühling zieht ins Haus
Erwartet Lob und viel Applaus
Und hörst du ihn, wie er dich disst
Wenn Winter ihn ans Höschen pisst
Die Perle bleibt, um zu erhalten
Was man nicht einfach kann verwalten
Doch ist sie seine Schreiber los
Wie´s einsame Rhinozeros
Der Kopfgeburt ist es egal
Es zählt letztendlich nur die Zahl
Der Markt, er schreit und wird erhört
Die User wachsen ungestört
Doch irgendwie, ein andrer Geist
Der stets verwegen war und dreist
Mit Funken, Sternenpracht und Witz
Mit Donnerhagel, grellem Blitz
Hockt da, mit traurigem Gesicht
Und wartet, was der Spiegel spricht
Wie soll es denn nun weitergehen
Hat irgendwer vielleicht Ideen?
Ideen sind nicht Mangelware
Preise, Regeln, Jaguare?
Marketing-Konzept als Blog
Das Wortspiel wird zum Retro-Rock
Die Neuen bringen sich nun ein
Was will der alte, schale Wein
Einmal geteilt, einmal verlinkt
Wenn auch der Würfel scheint gezinkt
Die Wortspiel-Zukunft scheint gesichert
Man ignoriert, wenn jemand kichert
Und schimpft den Kauz als arrogant
Bevor man löscht die eigene Hand
In der sonst wenig scheint zu lesen
Doch ist erst Eitelkeit genesen
Tut man, als wäre nichts geschehn
Und lässt sich heiter wieder sehn
Und die Moral von der Geschicht?
Wirst du dir vielleicht denken:
Man kann die Götter und die Lust
Nicht in Konzepten lenken
Der Zahn der Zeit, er knabbert längst
Am abgenagten Ast
Doch hoffen wir, weil wünschenswert
Er stirbt an Baumes Mast
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Der Zukunft des Wortspiels gewidmet.