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Staub der Nacht


Entwickelt aus dem Staub der Nacht
Wie Asche dort geblieben
Geschüttelt durch den Raum der Zeit
Wo Fischernetze trieben

Die Meere schwammen rasch vorbei
Auch sah er Vögel ziehen
Und nur vor Menschen musste er
Geschickt und schnelle fliehen

Die Suche führte durch ne Welt
Aus Neugier frisch geschmolzen
Es trafen Wörter auf Papier
Und Seele traf auf Bolzen

Die ragten stramm aus Wies und Wald
Wie hölzern Ungeheuer
Die Rechnung schwebte am Plafond
Und wurde richtig teuer

Bezahlt mit rotem Schunkelgeld
Für Freiheit und Verstand
Für neue Abenteuer
Und nen Krümel in der Hand


Ein Andenken


Der Blick schweift träg zum Horizont
Wo Kräne starr nach oben ragen
Als hätten sie den Schmerz der Welt
Zum grauen Himmel hoch zu tragen

Und Wolken machen sich bereit
Zum Träumen und zum Heulen
Die bunten Blätter wehn im Wind
Verrenkt, wie kleine Wirbelsäulen

Sieh da, Bewegung kreuzt den Blick
Ein Vöglein kommt geflogen
Es schwebt, als hätte es dem Grau
Ganz schnell den Zahn gezogen

Machs gut, du kleiner Vogel
Leb wohl und wünsch mir Glück
Und bring mir doch ein Andenken
Von deinem Flug zurück


Unterschiede


Sie krächzen
Von Werten
Und schreien
Vor Sehnsucht

Du singst vom Respekt

Sie kränkeln
Am Zweifel
Und sterben
An Ängsten

Du lebst das Vertrauen

Sie lechzen
Nach Nähe
Und dürsten
Nach Wärme

Du ertrinkst voller Liebe


Golden Gate Bridge


Armut erprobte Gehsteig-Ganoven
Stecken gepflastertes Revier ab
Und warten auf das Nichts

Dreckige Gesichter
Mit gutem Ausdruck
Ausdruckslose Gesichter
Mit dreckiger Absicht

Wie ein Zweimeter-Adler
Schwingt die Pranke und
Giert nach der Schnapsladen-Tüte
Sie bleibt mit Mühe beim Besitzer

Die Sirenen kämpfen mit dem
Sich schlagenden Paar
Mitten auf der Market Street
Um die Dezibel-Wette

Ecke Siebente Straße
Verlorene Hoffnung
Gestrandetes Glück

Patrouilliert wird zu dritt
Gestohlen zu zweit
Gefroren allein


Im fünften Stock
Am Fenster sitzend
Bin ich froh, dass es nur zieht
Und ich nicht mehr friere

Die Golden Gate Bridge ist von hier aus nicht zu sehen


Drei Ozeane voller Müll


Erlogen
Verlogen
Gelogen

Alles ist voller Lüge

Während du mir recht gibst
Lügst du mir ins Gesicht

Die sich über Lügen
Beschweren
Schwindeln sich ins Hemd
Und halten sich
Für die Wahrheit

Genug Unwahrheit für drei Ozeane
Genug von den Lügnern
Ausgelöst durch Feigheit

Rückgratlose Würmer
Fressen sich durch die Erdschale
Und werden dabei satt

Ich sehne mich nach Wahrheit
Und flunkere dabei


Die Wahrheit


Die Wahrheit ging
Auf Wanderschaft
Durch Stock und
Stein geschritten

Auf Pferden
Zog sie durch das Land
Und wurde
Zugeritten

Von Menschen
Wurde sie bedient
Aus einem einzigen
Zwecke

Ums Meinungsblute
Auszusaugen
Wie eine
Riesenzecke

Gefunden wurde sie
Niemals
Trotz Reise
Um die Welt

Doch jeder Mensch
In jedem Dorf
Sehr gern
Von ihr erzählt


10 2 10


Zehn Finger
Schmieden einen Plan
Und ziehen sanfte Kreise
Sie malen Elfen
Auf die Haut
In eigner Art und Weise

Zwei Hände
Spielen mit dem Schweiß
Der eben frisch geronnen
Und Schmetterlinge
Fliegen fort
Zu hunderttausend Sonnen

Zehn Nägel
Für ein Paradies
Ein Kratzen voll Verlangen
Und Sehnsuchtstropfen
Stehen an
In langen, heißen Schlangen


Unschulds-Erde


Allerliebste Unschulds-Erde
Geführt, regiert, mit eiserner Hand
Und seit ewig langen Zeiten
Ziehen Würmchen durch das Land

Rückgratlose Artgenossen
Tragen ihre Schlachten aus
Selbstgerechte Hampelmänner
Warten täglich auf Applaus

Ja, sie denken, du seiest käuflich
Immer hungrige Krawatten
Top-Gestylte, eloquente
Untergangsgarant-Granaten

Auffrisierte, selbstverliebte
Präpotente Wichtigkeiten
Machtbespickte Egomanen
Überzeugte Eitelkeiten


Sehnsuchtsberg


Ein halber Mond
Hängt in der Luft
Mit schnupfenroter Nase
Fern heulend klagen Wölfe
Und die Turmuhr
Schlägt zum Spaße

Im Fluss der Nacht
Fließt weißes Gold
Den Sehnsuchtsberg hinab
Und federleicht
Mit schwerem Lid
Im Grabe liegt der Tag

Im stillen Wald
Vergessen, wirbeln
Glühwürmchen umher
Und Eichhörnchen
Im Fellgewand
Erzählen uns vom Meer


Entwicklung


Auch wenn deine vielen Wunden
Die von Niederlagen singen
Einst von jenen dann gefunden
Die den Schmerz dir wollten bringen

Werden Narben in dir bleiben
Und Dämonen rundum fliegen
Während wir uns Zeilen schreiben
Die den Beelzebub besiegen

Doch die Bäche voller Tränen
Formen sich zu einem Meer
In dem Leben steckt, und Liebe
Und zu schwimmen fällt nicht schwer

Alle Wunden, alle Tränen
Schmücken fortan dein Gesicht
Wär ich bloß ein großer Maler
Schöner sah ich dich noch nicht


Dschungelleben


Über Nacht rauscht
Neues an
Und schneller wird
Der Lebenswahn

Dreh ich am Rad
Dreht es an mir
Bleibt Wärme übrig
Neben Gier

Hat mich der Markt
Schön überrollt
Warum wurd ich
Nicht abgeholt

Wann werden Freunde
Wieder reden
Und nicht an
Posting-Wänden kleben

Im Dschungel
steckt das Paradies
Und Augen strahlen
Im Dunkeln, fies


Nächtens


Feiner
Gedankenstaub
Rieselt leise
In nicht enden wollende
Welten der Fantasie

Beschwingt
Zieht ein Nachtvogel
Bahnen des Neuanfangs
In den Himmel

Als spotte er der Angst
Als verlache er die Ungeduld

Gütig
Malt ein schwerer Uhrzeiger
Zarte Harmonie-Linien
In die Nacht

Und kaum hörbar
Endet eine
Sanfte Melodie
In jenem Tal
Das sich Morgen nennt


Zeitreise


Erinnerst du dich
An die Zeit
Als Schwäne
Enten glichen

Als in dir
Freude deiner Angst
Und Lust der Wut
Gewichen

Wie Kellerloch
Dem Himmelstore
Knirschend
Weichen musste

Als Quellen
In dir flossen
Anstatt Schalen
Alter Kruste

Erinnerst du dich
An den Blick
Der Zukunft
Die so frei

Als Harmonie
Und Neuanfang
Sich glichen
Wie ein Ei


Fürs Neue und das Schöne


Fenster, seltsam starren sie
Auf Uhren, die nicht schlagen
Der Wandverputz vom Zwielichtland
Weint nun schon fast seit Tagen

Erloschen, brennt die Kerze
Sieben Regenwälder nieder
Und ein Kätzchen in der Ferne
Trägt heut violetten Mieder

Türen, fallen öffnend zu
Und quietschen singend Lieder
Fernöstlich, widerhallen sie
Aus Höhlen, immer wieder

Ein Fragezeichen, ruft heraus
Es betteln Kaisersöhne
Die Zukunft ist Erinnerung
Fürs Neue und das Schöne


Impressum

Texte: Forian Tekautz
Bildmaterialien: Ronald Buchegger
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Benjamin

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