Liebe BX-KollegInnen. Fanfaren! Es ist soweit.
"Sanftmütig wie die Kettensäge" - mein erster Gedichtband, erschienen im Wiesenburg Verlag.
Erhältlich ist das gute Ding direkt beim Verlag u.a. im gut sortierten Online-Buchhandel wie:
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Libri.de
NeueBuecher.de
Thalia.de
Thalia.at
etc.
Ich wünsche euch viel Spaß bei der Leseprobe bzw. bei der "richtigen" Buch-Lektüre!
Lg
Flojoe
STILLE TRÄNE
Wie Lederäpfel das Gesicht
Vom klugen, greisen Mann
Die Furchen in der alten Haut
Sind bräunlich wie der Schlamm
Geschichten weiß er zu erzählen
Vom Krieg und vom Verrat
Vertrieben wurde er von dem
Der dann auf Unschuld tat
Versteckt, gefroren, angsterfüllt
Die Augen aus Kristall
Noch heute hört er ab und zu
Die Schüsse und den Knall
Er blickt aufs schön gerahmte Bild
Vom Enkelsohn, der lacht
Die Nazis tapfer überlebt
Sein Herz aus Gold gemacht
Zu kämpfen hatte er genug
Die Frau an Krebs verloren
Ein harter Mann, der vor uns sitzt
Zur Feigheit nicht geboren
Zeitlebens vieles durchgemacht
Dem Feind zeigte er Zähne
Das Lächeln seines Enkelkinds
Entlockt ihm stille Träne
WIR
Wir reden nicht nur
Wir können miteinander
Reden
Wir lachen nicht nur
Wir können übereinander
Lachen
Wir teilen nicht nur
Wir teilen
Trauer und Wut
Wir haben nicht nur
Wir haben uns
Als Freunde
Wir leben nebeneinander
Doch sind wir
Neben dem Andern
Ich hoffe
Wir lachen noch oft
Miteinander
HIMMELSKINDER
Wir sprangen über Regenbögen
Und schliefen unterm Himmelszelt
Wir tanzten über Wolkenbilder
Und lebten unsre eigne Welt
Wir formten aus dem Sternenstaub
Die Kugeln für die große Schlacht
Und warfen sie, auf Wolken sitzend
Hinunter in die klare Nacht
Zerstören sollten sie Gebilde
Des Spießertums, der Prüderie
Denn Einheitsbrei und Sicherheit
Rauben dem Menschen Fantasie
Wir schworen uns, niemals zu werden
Was unter uns die Erde zeigt
Für dieses angepasste Sein
War von uns keiner je bereit
Wir schmiedeten, im Träume-Schloss
Das selbst erdachte Weltkomplott
Wir kämpften für die neue Zeit
Und gegen jeden Alltagstrott
FREIER FALL
Im Augenblick
Seines größten Triumphs
Vergaß er
Die Vergänglichkeit
Am Gipfel angelangt
Übersah er
Im Rausch
Den Abgrund
Sein Hochmut
Brachte ihn
Zu Fall
Nicht sofort
Und nicht, bevor
Er jene verletzt hatte
Die ihn getragen hatten
Jene, die seinen
Freien Fall
Hätten verhindern können
Beobachteten ihn nun
Ohne ihre Hände auszustrecken
Um ihn aufzufangen
VERGÄNGLICH
Du warst jemand
Wenn ich
Niemand war
Und anwesend
Wenn ich
Fort war
Du warst greifbar
Wenn ich
Suchte
Und scheinbar
Immer hier
Immer da
Plötzlich
Greifbarer Niemand
Abwesender Jemand
Niemand hier
Jemand fort
Keiner da
Dennoch -
Eine Zeit lang
Warst du
Für mich
Alles
Und
Nichts
SO WIE DU
Ich verstehe deine Tränen
Doch weine nicht, mein Kind
Wo wir alle, wie du weißt
Doch so oft Verlierer sind
Ich verstehe deine Wut
Schrei sie raus, lass Tränen spritzen
Wo wir alle, nur noch stumm
Neben Scherbenhaufen sitzen
Ich verstehe deine Angst
Hab sie selbst schon oft erlebt
Über Sorgen unsres Daseins
Wurde zeitlebens erzählt
Ich verstehe jetzt dein Lächeln
Diesen Ausdruck im Gesicht
Ich verstehe auch dein Zwinkern
Das vergesse ich sicher nicht
Texte: Copyright Titelbild by Lukas Johannes Aigner
Tag der Veröffentlichung: 21.01.2011
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