Sie stieg gerade umständlich durch ihr Zimmerfenster ins Haus, als sie schlagartig an die Wand gedrückt wurde und eine bedrohlich kalte Messerklinge an ihrem Hals spürte. Die Gestalt der Unbekannten Person war im Dunkeln nur schwer zu erkennen. Sie zog scharf die Luft ein, ihr Herz bebte und drohte zu zerspringen. Da wurde sie doch tatsächlich mitten in der Nacht in ihrem eigenen Haus bedroht.
„Was willst du hier?“, fragte der Kerl.
„Äh..wie wäre es mit - ICH WOHNE HIER - !“, zischte sie empört über seine grobe Art und Weise.
Er machte das Licht an. „Lilliana?“, laut seiner Verwunderung, schien er sie hier nicht erwartet zu haben. Nun war er keine dunkle Gestalt mehr, sie konnte ihn im Lichte betrachten. Mit seinen blonden Haaren wirkte er niedlich wie ein kleiner Junge,doch sein Körper war so Göttlich das es schon unmenschlich schien.
„Ja, aber Lill reicht vollkommen und woher kennst du überhaupt meinen Namen?“,wollte sie aufgebracht wissen.
„Äh.. Dein...“, stotterte er.
Lilliana ließ ihn nicht aussprechen. „Genug gehört! Raus aus meinem Zimmer und meinem Haus!“, sie fing an zu schreien, doch keinen Augenblick später hielt er ihr seine breite Handfläche vorm Mund. Reflexartig, um sich zu befreien biss sie hinein.
„Arghhhh!“, knurrte der Fremde und baumelte mit seiner Hand in der Luft.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen und behindert noch dazu? RAUS!“, befiehl sie erneut. Er verdrehte die Augen, ging zum Schalter und machte das Licht aus. „ Nicht nur ich, WIR müssen hier raus!“,flüsterte er.
Lill machte das Licht wieder an. „Bist du auf einem schlechten Trip oder so?“,sie war wütend. Sehr wütend. Was wollte ein fremder Mann in ihrem Haus? Schlimmer, was wollte er von ihr?
Wieder machte er das Licht aus, es wurde zu seiner schlechten Angewohnheit. „Hast du mich nicht verstanden? Rede ich undeutlich? Wir müssen hier raus!“, bestand er.
„Ja und warum?“, sie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.
In den Momenten als das Licht an ging, erkannte sie immer wieder sein äußerliches Erscheinen. Nun musste sie trotzt seiner Taten und sinnlosen Befehlen einsehen, dass er ein göttlich schöner Unbekannter war.
„Sie kommen! Ich bin ein Freund deines Vater “, flüsterte er und hielt ihr seine Hand hin, um zusammen abzuhauen.
„Ach … ein Freund von meinem Vater. So, so… dann hör gut zu Freundchen, ich geh mit dir nirgendwohin!“, motzte sie und setzte sich auf ihr Bett. Er verdrehte die Augen und in der gleichen Zeit wurde die Tür eingetreten. Verwirrt sprang sie wieder auf und stierte das wohl hässlichste Wesen der Welt an. „Geht’s dir noch gut? Die kannst du bezahlen!“,schrie Lill herum und starrte dieses Etwas an, welches durch ihre Zimmertür hineinbrach.. Es sah aus wie ein verbrauchter Mensch. War sie im falschen Film gelandet? Das Biest schaute sie dreckig lüstern an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wollte es denn etwa nicht sofort angreifen?
Der schöne, aber völlig bekloppte Unbekannte von vorhin stellte sich schützend vor sie hin und nahm eine breite Kampfstellung ein. „Bleib da.“,befahl er ihr, doch Lill überhörte dies. Zwar blieb sie hinter ihm stehen, aber auch nur, weil sie etwas suchte. Auf ihrem Nachtschränkchen stand nichts außer der Nachttischlampe. Sie stöpselte sie aus und trat wieder hinter dem Fremden hervor.
„Was wird das?“,fragte er verblüfft und warf seinen Blick auf den Gegenstand in ihrer Hand. Mit voller Wucht und einem leichten Grinsen auf den Lippen zielte sie auf die Stirn des hässlichen Mannes. Ob es wirklich ein Mann war, blieb fraglich? Der furchteinflößende Gegner schaukelte wegen dem Aufprall der schweren Lampe ein wenig, blieb aber dennoch auf seinen schlaksigen Beinen stehen. Sofort nutzte dieser unbekannte Kämpfer die entstandene Situation aus und verpasste dem Biest einen Seitenhieb, er schlug mehrmals auf ihn ein. Es waren gekonnte Kampfschläge, welchen sogar der stärkste Gegner nicht standhalten konnte. Nach einem lauten Keuchen fiel dieser dumpf auf den Teppich im Zimmer, anscheinend lag er nun in Ohnmacht.
„Wahrhaftig, du bist eindeutig seine Tochter!“, als der Fremde fertig war, kehrte er zu Lilliana zurück, hob erstaunt die Augenbrauen an und musterte sie.
Sie blickten sich gegenseitig an, als unerwartet ihre Mum in der Zimmertür auftauchte. Verschlafen und in einem rosaroten Bademantel.
„Kind geht es dir gut?“, ihre Mutter stapfte zu ihr und umfasste mit beiden Händen Lill´s Gesicht. Lilliana verschränkte nur die Arme. „Klar was soll sein, außer das so ein Irrer mitten in der Nacht sich in meinem Zimmer herumtreibt. Ihre Mum wandte sich zögerlich zum Fremden, beäugte ihn verblüfft und dann wanderte ihr Blick zu ihrer Tochter, wahrscheinlich weil Lill in voller Montur und High Heels da stand.
„Leo, schön dich wiederzusehen!“,sagte sie froh wie ein Floh. Sie war definitiv in dem falschen Film. Genau wie Lill selbst vor kurzer Zeit. Das Gesicht ihrer Mum erhellt als sie den Namen des Kriegers ausgesprochen hatte.
„Aber was ist geschehen, dass dich mein Mann geschickt hat ?“,fragte sie ihn verängstigt und streifte seinen Arm. Mit einem tiefem Blick sah er Lilliana an. „Er befürchtet euch in Gefahr.“, und gab dem Monster auf ihrem Teppichboden einen leichten Tritt, sofort sackte Lill seufzend auf ihr Bett. Ihre Mum schenkte ihr einen tödlichen Blick und Leo verließ mit ihrer Mum das Zimmer. Lill blieb zurück und wusste warum ihre eigene Mutter sie so angesehen hatte, sie fand, dass Lill unhöflich gegenüber Leo war. Aber sie würde doch genau so reagieren, wenn ein Spinner sich in ihrem Zimmer herumtreiben würde, als sie grade nach Hause kam.
Sie legte sich auf den Rücken und starrte die Sternen bedeckte Decke an. Aus Reflex spitzte sie die Ohren, vielleicht könnte sie etwas hören, von dem was ihre Mum und Leo besprachen. „Der Krieg rückt näher“, hörte sie Leo flüstern und da klopfte es auch schon an ihrer Tür.
„Was?“,fragte Lill ohne den Kopf zu heben.
„Wo warst du wieder?“,fragte ihre hineingekommene Mutter.
„Ich weiß nicht was du meinst.“,log sie ohne rot zu werden, denn es ging sie soviel an wie ihr Stuhlgang.
„Lilliana!“,sie wurde lauter. Lill setzte sich auf und stierte ihre Mutter an. „Lauren!“,entgegnete sie ihr genervt. „Du wirst zu deinem Vater gehen!“,entschlossen verschränkte die Mutter ihre Arme.
„Den Teufel werde ich tun.“, Lill rutschte langsam über die Bettkante und ging zum Schreibtisch, sie war auf der Suche nach etwas, womit sie sich beschäftigen und ablenken konnte. Ihre Mum wusste ja nicht wie sehr sie ihr mit dem übernatürlichen Quatsch auf die Nerven ging. Lauren war eine Heilerin und ihr Vater ein Dämon, der Herrscher über Krieger. Auch wenn nicht der rechtmäßige, lagen ihm alle möglichen Wesen zu Füßen, doch Lill, seine eigene Tochter gehörte nie dazu. Ewig hatte er sie aus seinen Angelegenheiten heraus gehalten, aber jetzt wollte er, dass sie zu ihm kam.
„Ich werde mitkommen “, sagte ihre Mum einfühlsam und legte eine Hand auf ihre Schulter.
Lill streifte sie ab. „Wird ja immer besser!“,sagte sie höhnisch und warf die Hände in die Luft, „Ich bleibe hier!“,entschlossen ballte sie die Fäuste. Sie baute sich vor ihr auf und ihre Augenfarbe veränderte sich, das tat sie immer je nach Stimmung.
„Ich werde nicht zulassen, das sie dich entführen oder dich gar umbringen, bei deinem Vater bist du sicher!“,schrie ihre Mum. Als ihre Tochter dennoch nicht reagierte wurde sie noch lauter. „Lilliana! Du wirst gefälligst tun was ich dir sage!“, Lilliana schaute sie nur verächtlich an, denn zum Schreien kam es nur, wenn es auch wirklich nötig war und anscheinend war es das jetzt.
„Sollen sie doch!“,murmelte Lill leise, doch wusste selbst nicht wieso sie dies gesagt hatte. Wollte sie sterben? Nein, das eindeutig nicht. Dieser Volltrottel von Leo tauchte wieder auf.
„Julius hat mir etwas gegeben.“, sprach er leise und lächelte Triumphierend. Das Licht ging aus und sie spürte wie sie von einer Nadel gestochen wurde dann schlief sie ein.
„Ich hasse es“,murmelte Lill vor sich hin und Leo befand sich genau neben ihr. Sie fuhren schon seit einer halben Stunde und die Wirkung des Schlafmittels ließ langsam nach. Lill war stark, dass hätte man von ihr nicht erwartet.
‘Darius dieser elende Hundesohn würde noch etwas von mir zu hören bekommen‘, dachte sich Leo und betrachtete Lilliana´s Gestalt. Darius sagte ihm, Lilliana wäre leicht mitzunehmen, ein kleines Mädchen das nach ihrer Mutter kam. Nichts davon war wahr! Er hatte ihn angelogen. Lill war eine 17 jährige Diva auf ihrem Thron, sie ließ sich von niemanden etwas gefallen, nicht einmal von ihren eigenen Eltern und obwohl sie so dermaßen gegen die Strömung schwamm war sie anziehend. Nicht nur ihre Schönheit machte sie anziehend, sonder auch ihr ganzes Wesen an sich.
Als sie durch das Fenster im Zimmer stieg spürte er sie, obwohl es dunkel war. Sie hatte eine Wirkung auf seinergleichen. Ihre Mutter setzte sich aufgebracht hinter das Steuer und fuhr direkt zu dem Anwesen der Krieger, allein. Leo erinnerte sich an Lilliana´s Proteste in ihrem Zimmer, wie egal es ihr war, dass sie sich in Gefahr befand. Wusste sie etwa nicht wer ihr Vater war? Geschweige denn von Leo? Wusste sie nicht wer er war? Einer der treusten Krieger ihres Vaters? Wusste sie überhaupt etwas oder hatte sie nichts in ihrem hübschen Kopf? So ein freches Ding. Plötzlich vibrierte sein Handy, er schaute auf das Display.
„Du elender Hundesohn! Warum hast du mich angelogen?“,fragte er wütend und mit gedämpfter Stimme, er wollte einfach nicht ihren Wutausbruch erleben wenn sie wach wurde.
„Ah.. also ist sie bei dir!“, erklang es am anderen Ende der Leitung, doch Leo antwortete nicht auf die gestellte Frage, „Gib sie mir!“
„Geht nicht. Sie schläft!“,antwortete Leo schließlich Wahrheitsgemäß, „Einer von diesen Monstern war im Haus. Sie selber kam grade erst und da sie schnell aus dem Haus musste doch am Zicken war…“,Leo vollendete nicht den Satz, denn es verstand sich von Selbst, was er getan hatte. An der Leitung erklang nur Lachen, „Wow nicht schlecht die Kleine!“
Angepisst knurrte Leo, „In zwei Stunden sind wir da!“
Lilliana blinzelte verwirrt. Leo machte sich auf einen Wutausbruch gefasst und steckte das Telefon weg. Man konnte sie einfach nicht verstehen. Ihr Auftreten und dann die Art wie sie sich verhielt und das Schlimmste waren ihre Augen, diese passten einfach nicht in das Gesamtbild. Wirklich glücklich sahen sie nicht aus, aber auch nicht traurig. Ruhig wie ein See im Winter blickte sie ihn an. Aber stille Wasser sind bekanntlich tief! Sie drehte den Kopf nach hinten und schaute sich um. „Wo ist sie?“,fragte sie und rieb sich die Augen. Sie schrie nicht!
„Sie ist zu den Kriegern gefahren“, sagte Leo und betrachtete die spärlich beleuchtete Straße. Er wollte ihrem Blick nicht begegnen.
„Ach und um mich hat sie mit deiner Anwesenheit keine Angst?!“,schnaubte Lill genervt. „Ich meine, wegen DIR idiotischen Blutsauger bin ich eingeschlafen!“,ihr gefiel es deutlich nicht.
„Woher willst du wissen was ich bin? Soviel ich weiß hat dich dein Dad niemals mitgenommen. Und niemand von uns hat dich jemals gesehen.“,Leons Laune sank auf den Gefrierpunkt.
„Stell dir vor. Ich kann lesen!“,sagte sie spöttisch und da musste er sie einfach ansehen. Es fiel ihm schwer sie nicht anzusehen. Ob es den anderen aus seiner Rasse auch so ergehen würde? Vielleicht lag es einfach daran das sie die Tochter von Julius war. Doch sie sah ihn nicht an, tat nichts und saß nur da. Er versuchte sie zu durchschauen, hervor zusehen was sie als nächstes sagen könnte ,ihren Blick zu deuten, doch vergeblich. Er konnte einfach nichts erkennen. Völlig ausdruckslos. Schließlich gab er es auf und sie fuhren stumm weiter.
Lill war so ruhig, weil seine Meinungen und Gedanken sie überhaupt nicht interessierten. Er konnte sie mal. Doch sie spürte wie Leo versuchte ihr Verhalten zu deuten, nur wusste er nicht wen er vor sich hatte. Lilliana konnte nicht nur das blaue vom Himmel lügen ohne rot zu werden, nein, sie hatte auch das perfekte Pokerface drauf. Wie nützlich es doch sein konnte, wenn man den Eltern das eigene Leben verheimlichte. Es ging keinen etwas an wo sie sich mit wem in der Nacht oder auch am Tag herumtrieb, so dachte sie zumindest. Manchmal war Lill sogar im Haus und keiner wusste davon, denn ihre Mum war einfach viel zu beschäftigt, sie musste Krieger heilen und ihr Dad … Tja, der regierte halt. Dieser hirnlose Schöne schaute sie wieder an, sie musste sich etwas ausdenken. Womit konnte sie ihn nerven?
Die Sonne ging langsam auf. Hm..wo war sie hier?
„Stopp!“,rief sie wie aus dem Nichts. Prompt trat er auf die Bremse.
„Was?“,interessierte er sich erschrocken.
„Ich wollte nur was gucken, kannst weiter fahren“,sagte sie leichthin und schaute ihm in die Augen, sie wusste, dass ihr Wesen ihn verwirrte und das konnte sie jederzeit ausnutzen. Er schaute weg.
„Wenn du nocheinmal so einen Scheiß machst, stecke ich dich in den Kofferraum!“,er klang deutlich angepisst. Genau das wollte sie auch erreichen, denn er sollte bloß nicht denken, dass sie ihn verschonte.
„Das will ich sehen! Wird der ehrenwerte Leo echt die Tochter seines Königs in den Kofferraum stecken?“, lachte Lill und hob eine Augenbraue. Er knurrte nur wütend und fuhr eine pompöse Auffahrt hoch. Lill schaute aus dem Fenster und sah, dass sie an einem Gebäude angekommen waren. Da kamen auch schon ein paar Pagen angelaufen und wollten den Wagen entgegen nehmen. Ihr wurde die Tür aufgehalten, sie aber stieg nicht aus und blieb sitzen. Lilliana bekam nicht mit wie Leo ausstieg, doch plötzlich zog er sie aus dem Wagen heraus. Sie stemmte sich mit ihrem vollem Gewicht dagegen, er aber ließ nicht locker.
„Fass mich nicht an!“, zischte sie wütend über das Wiedersehen mit ihrem “Vater“. Leo hörte nicht zu und warf sie, als wenn sie nichts wiegen würde, über die Schulter und ging mit ihr durch die Tür. Wütend trommelte Lilliana auf seinem Rücken herum.
„Du Lackaffe lass mich herunter!“, kreischte sie wütend und wedelte nun auch mit den Beinen wie wild. Er umklammerte ihre Beine und drückte auf den Fahrstuhlknopf.
„Lass mich runter“,sie schlug um sich, doch die Beine steckten in seinem Griff fest. Es erklang ein angenehmer kurzer Ton und der Fahrstuhl ging auf, er ging mit ihr hinein. Sie lag immer noch auf seiner Anabolika Schulter. Ein Mann war bereits im Fahrstuhl. Als Lill merkte, dass es nichts brachte herum zu zappeln ließ sie sich einfach baumeln.
„Ist das...?“,fragte der Mann. Lill schaute nicht hoch, sie spürte wie Leo nickte.
„Ja zum Teufel, ich bin Julius Tochter!“,schrie sie fast als der Fahrstuhl stehen blieb. Der Mann lachte auf und folgte ihnen, nachdem sie ausstiegen.
„Weißt du, dass es unhöflich ist was du da tust?“, sie widmete sich an Leo.
„Wenn ich dich loslasse, dann läufst du weg und außerdem will dein Vater dich sehen!“,brummte er. Der Mann hinter ihnen lief voraus und öffnete zwei riesige Türen. Typisch Dad, musste immer das Beste vom Besten haben, meinte sie als sie dir Türen sah.
„Schön für meinen Vater!“,schmollte sie. „Ich will ihn aber nicht sehen.“
Zögerlich ließ Leo sie runter, sodass sie genau vor ihm stand. Seine braunen Augen funkelten sie an als sie zu ihm hoch sah. Blond und blöd, fauchte sie in ihren Gedanken. Die dunkle Jeans, ein schwarzes Jackett mit einem weißen T-Shirt drunter und die sportlichen Chucks machten ihn einfach perfekt. Er besaß einen lässigen, aber auch geschmackvollen Stil. Zwar war alles möglichst dunkel, aber dies harmonierte ungeheuer mit seiner blonden Haarpracht. Aber trotzdem typisch Vampir. Lill drehte sich um und merkte, dass ein Paar Augen sie anstarrten. Sie stolzierte um den langen Tisch herum auf ihren Vater zu. Leo ihr hinterher.
Wütend fixierte sie ihren Dad.
„Ach Engelchen mach nicht so ein Gesicht!“,er kam ihr entgegen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, dann wandte er sich Leo zu. „Ich wusste das du mich nicht enttäuschst!“,trällerte ihr Dad und nickte ihm zu.
„Idiot!“,meckerte Lill nur. Alle Augen lagen wieder auf ihr, auch der Blick ihres Vaters, welcher nun tödlicher als je zuvor war.
„Mach nicht so ein Gesicht, du bist ja schon so verklemmt wie Mum!“,stöhnte sie vor allen und setzte sich auf seinen Thron. Sie konnte hören wie ein paar Anwesende schockiert die Luft anhielten. Mit den Augen schweifte sie durch den Raum, er war gemütlich eingerichtet für Versammlungen. An dem langen Tisch saßen alle möglichen und denkbaren Wesen, welche nur sie anstarrten. Sie sah zu ihrem Dad auf, der neben ihr stand. Leo und der andere Mann setzten sich ebenfalls an den langen Tisch. Keiner sagte etwas, bis eine uralte Frau die Stille durchbrach.
„Deine Tochter weiß nicht wie man sich in der heiligen Halle benimmt!“,brachte sie empört heraus. „Sogar die Dienerinnen wissen sich besser zu benehmen.“
Lill´s Dad wollte etwas sagen, doch seine Tochter nahm ihm das Wort ab.
„Ach ja? Ich hab nicht darum gebeten hier zu sein!“,fauchte sie frech. „ ... Ich wurde wortwörtlich gezwungen!“,sie schenkte Leo einen bösen Blick. Er grinste breit. Lill´s Dad lief durch den weitläufigen Raum und diskutierte innerlich mit sich selbst. Der Blick von den anderen, die am Tisch saßen folgte Lill ihrem viele betrachteten Leo wie er Lill ansah.
„Oh, Prinzessin ist verärgert!“, lächelte ein schwarzhaariger junger Vampir.
Lill kannte ihn aus den Schriften die bei ihnen zu Hause herumlagen. Sein Name war Keith.
Ihr Dad trat wieder an den Tisch.
„Sie werden wieder versuchen Lilliana zu holen.“,er sah seine Tochter besorgt an.
„Sie ist nur an zwei Orten sicher. Ich bezweifle, dass sie den Versuch, Lilliana zu holen vermeiden werden. Während ich auf der suche nach Antworten bin werdet ihr auf sie aufpassen.“,sagte er und das Gemurmel im Saal ließ sich hören. Nur die männlichen Anwesenden starrten weiterhin auf Lilliana.
„Wovon redest du?“,fragte sie ihren Dad, denn es schien keine sofortige Erklärung zu kommen.
„Ein Krieg bahnt sich auf. Sie wollen meinen Thron, weil ich nicht der rechtmäßige Herrscher bin. Der Nachfolge her schon, aber nicht der Prophezeiung nach.“,sagte er und beäugte seine Tochter.
„Und wer ist hinter wem her?“,fragte sie weiter.
„Die Parasiten hinter dir, weil sie durch dich an mich kommen könnten und ich nicht will, dass sie dich entführen oder gar töten. Genau aus diesem Grund habe ich dich herbringen lassen“,er sprach die Wahrheit leise aus. Das alles wunderte Lilliana irgendwie nicht.
„Hm..!“,machte Lill nur. Verwundert wurde sie von jemanden angestarrt.
„Wieso hast du keine Angst?“,fragte diese Frau, die meinte Julius Tochter hätte kein Benehmen.
„Wieso sollte ich denn?“,entgegnete sie. Plötzlich wurde das Gespräch wurde von einem Streit zwischen Lillianas Vater und einem großen Mann unterbrochen.
„Julius…lass mich!“,sprach der Mann der gegenüber von Leo saß.
„Nein!“,schrie Lill‘s Dad schon fast.
„Aber du weißt, dass...“, der Vampir versuchte weiter zu sprechen.
„Ja ich weiß. Aber du wirst nicht! Ich verbiete es dir.“,antworte Julius befehlend.
Lill wurde vollkommen verwirrt. Hm… warum rastete Dad grade so aus? Was wollte der Mann von ihm? Lill beäugte diesen Mann und sah, dass er ein Vampir war, wie die meisten dort. Er war älter als manche andere, dies sah man in seinen Augen. Obwohl er nicht so dermaßen kräftig gebaut war wie Leo, wirkte sein Körperbau sehr stark. Sie wandte den Blick von ihm ab.
„Hiermit ist die Sitzung beendet!“,sagte ihr Dad grob und alle verließen den Raum, nur Lill blieb stumm sitzen. Eine Dienerin betrat den Raum, blieb still an der Tür stehen und wartete.
„Während ich eine Lösung für die Prophezeiung suche, wirst du dich benehmen. Ich werde deine Eskapaden nicht mehr dulden. Ich hab dich schon viel zu lange von allem ferngehalten. Du bist eine Prinzessin und hättest von Anfang an hier leben müssen!“,er war aufgeflammt, etwas auch durch den Streit mit dem Mann vorhin.
„Aber..“, stockte sie, doch er ließ sie nicht einmal ausreden.
„Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert. So wie ich dich kenne wirst du dich nicht an die aufgestellten Regeln halten, deswegen werden Ariel und die Krieger auf dich aufpassen!“,fügte er entschlossen hinzu.
„Du kannst mich hier nicht einsperren!“,pure Verachtung floss in ihrer Stimme.
„Das kann und werde ich auch tun! Solange dein Leben in Gefahr ist.“
„Ach und dann willst du wieder zur normalen Tagesordnung übergehen? Das kannst du nicht machen, ich bin nicht irgendeine von deinen gehorsamen Untertanen. Falls du es vergessen hast, kam ich immer hervorragend ohne euch klar!“, schrie sie. Ihr musste der Zorn aus dem Gesicht getropft sein, denn ihr Vater sah sie fassungslos an.
„Ariel hat recht. Dir muss Benehmen beigebracht werden! Du kannst nicht so mit mir reden, ich bin der Herrscher der Krieger“,sagte er nachdenklich. Mit ihm konnte man einfach nicht diskutieren.
„Nein! Was ist in dich gefahren, dass du auf einmal so ein Riesen Problem mit mir hast. Ich werde nicht hierbleiben.“,Lill stand auf.
„Du wirst hierbleiben.“,schrie er sie an und gestikulierte mit seiner Hand.
„Nein das werde ich nicht! Ich hasse es hier, ich hasse es, verstehst du das nicht? Bekommst du das nicht in deinen Kopf? Ich wollte nie so sein! Aber du kannst es ja nicht verstehen, weil du einfach nur an dein Volk denkst und nicht an mich.“,wieder war nur die pure Verachtung in ihrer Stimme zu erkennen.
„Lilliana! Ich verbiete dir diesen Ton!“,befiel er ihr.
„Ich werde nicht hier bleiben, wenn es sein muss, dann bring ich mich sogar um!“,kreischte sie entgegen. „Was bist du für ein Vater der seine Tochter einsperrt“.
„Meine eigene Tochter gehorcht mir nicht!“, reine Wut brannte in Julius Augen.Das war zu viel, deswegen kam er auf sie zu und gab ihr eine Ohrfeige. Ihr Kopf drehte sich nach links und legte sich in den Nacken. Die Dienerin an der Tür zuckte bei dem Anblick dieser Szene zusammen. Lill spürte wie ihre Wange pochte, es tat höllisch weh. Als ihr Vater realisierte was er gerade getan hatte, weiteten sich seine Augen.
„Lilliana, es..“,sie ließ ihn nicht aussprechen.
„Was für ein Vater du bist…“,das war das Letzte was sie herausbrachte. „Ich möchte in mein Zimmer gebracht werden.“,sagte sie, blickte ihrem Dad aber noch ein letztes mal in die Augen. Er war entsetzt und geschockt von sich selbst. Sollte ihr nur recht sein! Nur weil er in Panik, Stress und Ungewissheit steckte durfte er ihr nicht gleich eine klatschen. Die Frau namens Mira führte Lill in ihr Zimmer, es war die Dienerin, welche an der Tür gestanden war. Lills Wange pochte immer noch, wie bekloppt. Sie sah aus dem Fenster und nun wurde ihr nur mehr bewusst, dass sie diesen Ort hasste. Sie hasste es einfach. Sie wollte in ihr gewohntes Umfeld wieder haben, ohne diese Wesen von denen man träumte. Nur diesmal war es kein Traum, es war die Realität.
Das Zimmer war groß,hatte hohe Wände und große Fenster. Alles war in einem hellem Sand Ton gehalten. Es war alles schlicht gehalten nur das riesige Bett war dunkel Lila und so das Highlight des Zimmers. Lilliana war bewusste wer für das Bett verantwortlich war,ihre Mum,wer auch sonst.
Sie lag bestimmt schon eine geschlagenen Stunde auf dem Bett in ihrem neuen Zimmer, in welches sie von Mira geführt wurde ohne wirklich etwas getan zu haben, sie lag einfach nur da. Wie konnte er ihr nur eine klatschen? Er war ihr Vater!
Es klopfte. Sie stellte sich Tod, doch das nützte nichts und es klopfte weiter. „Keiner da!“,rief sie.
Die Tür ging auf. „Das heißt ja bitte!“,Ariel,dass was die Alte Frau die meinte Lill hätte kein Benehmen, stand in der Tür.
„Kommst du runter?“,fragte sie hoffnungsvoll, damit es kein Theater geben würde.
„Wenn ich nachher gleich nach Hause darf.“, sie konnte es wenigstens versuchen.
„Hier wird dein zu Hause für die nächsten paar Wochen sein“,sagte sie trocken wie Staub. „Kommst du jetzt, oder soll ich jemanden holen der dich trägt?“
Lilliana verzog ihr Gesicht und ging dann doch mit. Sie steuerte die Treppe an.
„Warum nimmst du nicht den Fahrstuhl?“,schlug Lill vor.
„Weil DU die Treppe benutzen wirst.“,sie schaute Lill nicht einmal an. Die beiden liefen genervt von einander die Treppe hinunter.
„Dein Vater ist losgezogen“,erzählte Ariel. Lill reagierte nicht darauf.
„Was ist eigentlich deine Aufgabe?“,wollte Lilliana wissen, denn es interessierte sie sehr, warum Ariel so einen Einfluss hatte und in diesem komischen Gewand herumlief.
„Ich sorge mich um das wohl der Krieger“,sie sprach es so aus, als ob sie den Satz auswendig gelernt hatte. „Und das heißt?“, hackte Lill nach und hob dabei beide Augenbrauen.
„Dein Vater hat dir nicht viel über das alles hier erzählt!“,stellte sie fest.
„Ich wollte es nie wissen“, Lilliana zuckte mit den Schultern.
„Das heißt, dass ich die Dienerinnen für die Krieger sozusagen verwalte. Du musst wissen, dass sie alle hier nur für das wohl der Krieger sind. Wer eine will bekommt auch eine die ihm gefällt “,verwundert schaute Lill sie an. Das hieß soviel wie die Krieger tranken nur von ihnen oder war da auch mehr… ?
Dies wollte sie aber nicht fragen. Warum sollte sie das denn tun?
„So da sind wir!“,sagte Ariel stolz. Lill schaute sich um. Sie waren in einem riesigen Kleiderschrank gelandet. Überall hingen diese Gewänder und das eine ähnelte dem anderen. Als Lill um die Ecke ging hörte sie das Kichern von jungen Frauen. Herablassend schauten sie sie an.
„Morgen ist ein Fest und wir sind eingeladen!“,Ariel schob eine Kleiderstange ins Zimmer.
„Such dir eins aus!“
„Ich denk nicht daran hinzugehen!“,sagte Lill und lachte über den entsetzten Blick der anderen.
„Alle Dienerinnen müssen aber dort hin.“,sagte Eine.
Als Lill durch die Runde schaute fiel ihr Mira auf, welche sich eher im Hintergrund hielt.
„Das ist keine neue Dienerin, dass ist Prinzessin Lilliana!“,flüsterte sie vor sich hin. Mit offenen Mündern sahen alle Lill an. „Oh du meine Güte!“,stieß eine von ihnen hervor.
„Warum sieht sie so aus?“,fragte eine andere. Lill wandte sich direkt dem Haufen zu.
„Wieso? Wie sehe ich denn aus?“,warum zur Hölle waren hier alle so scheiße? Ständig hatten die etwas an ihr auszusetzen. Mira kam auf sie zu. „Komm ich zeig dir erstmal wo es etwas zu essen gibt“, sie zog Lill am Ärmel hinter sich her. Ariel blieb zurück und merkte nicht, wie die beiden verschwanden.
Nach einer Weile kamen Mira und Lill an einem neuem Zimmer an.
„Warum verachtest du mich nicht, so wie die andern es tun?“,fragte Lill verblüfft. Sie saßen in der Küche und die Köche tänzelten um sie herum.
„Wieso sollte ich das tun?“,Mira zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht, weil du gesehen hast wie mein Vater mir eine Ohrfeige gegeben hat und das muss Grund genug sein, um zu denken das ich es verdient hätte verachtet zu werden!“,erklärte Lill möglichst logisch und nachvollziehbar.
„Er hat es nur getan, weil er verzweifelt war. Auch, wenn es sein Verhalten nicht gerechtfertigt. An dir ist nichts, was man verachten könnte.“,entgegnete sie leise und biss von ihrem Sandwich ab, welchen sie zuvor von einem Koch hatte machen lassen. Nach ein paar Minuten Stille sprach sie weiter.
„Dein Dad hat dir nicht viel über uns erzählt.“,stellte Mira fest.
„Er hat mir gar nichts erzählt, ich wusste zwar das es euch gibt und das er so etwas wie ein König sei, aber … naja ich wurde von diesem Neandertaler Leo einfach so mitgenommen!“,erzählte Lill.
„Ah.. Leo. Einer der Schönen und einer von denen, die keine Dienerin haben, obwohl er jede haben könnte.“,sagte sie und Lill sah es in ihren Augen aufblitzen.
„Vielleicht ist er schwul. Gibt es schwule Vampire?“,sie dachte nach. Mira lachte schallend auf.
„Er ist nicht schwul und es gibt bestimmt schwule Vampire, aber ich kenne keinen“,ihr lief eine Träne über das Gesicht.
„Zeigst du mir das Haus?“,fragte Lill , nachdem sie sich beruhigt hatte. Sie bekam einen Hintergedanken und zwar, wenn sie das Haus gut genug kennen lernte, könnte sie besser fliehen. Wohin, das wusste sie zwar noch nicht so ganz, aber sie wollte nicht hier bleiben und einsperren läße sie sich auch nicht!
„Ariel wird mich umbringen!“,flüsterte Mira leise. „Sie meint das du etwas außergewöhnliches ausstrahlst.“
Lill konnte nur breit grinsen.
Die Hausbesichtigung fing im unteren Bereich des Anwesens an.
Sie führte sie in so eine Art Keller, der keiner war, denn es ähnelte mehr einem Fitnessstudio. Überall standen irgendwelche Gerätschaften und eine Ecke des Kellers wollte Mira ihr nicht zeigen. Lill schätzte, dass genau dort die Feinde gefoltert wurden. Als sie wieder zurück durch den Flur liefen, durch welchen sie hierherkamen, stolzierte ihnen eine Horde von Testosteron geladener Vampire entgegen, darunter auch Leo. Lill senkte den Blick. Jemand pfiff.
„Die riecht aber gut!“, den beiden Mädchen fielen fast die Augen aus den Köpfen. Ein ziemlich ansehnlicher Vampir kam auf sie zu.
„Neu hier?“,fragte er und nahm ihr Kinn in die Hand.
„Red!“,sagte jemand wütend. „Sie ist keine Dienerin.“
Dieser Red, dem Lill nun intensiv in die Augen sah wurde zurück gezogen. Mira stellte sich an die Wand, sie hatte große Augen und war völlig still, alle Emotionen waren aus ihrem Gesicht gewichen. Lill wusste das es allein an dem Neandertalern lag.
„Und wer ist sie dann?“,fragte Red. Lill lächelte ihm verführerisch zu.
„Die Tochter von Julius! Prinzessin Lilliana Aless...“, plötzlich war der alte Vampir aufgetaucht.
Sogenannte Prinzessin unterbrach ihn nur mit einem wütenden Blick. Mira stand immer noch wie angewurzelt da. Jetzt grinste dieser Red Lill an.
„Ich dachte sie wäre ein kleines Mädchen und kein Jackpot.“,er grinste und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Geht jetzt Trainieren, ich muss mit ihr reden!“,sagte der Alte grimmig. Er nickte Mira zu und sie verschwand auch so gleich.
„Gott..“,seufzte Lill.
„Das hab ich gehört!“,sagte Red und lief voraus.
Der Alte, welcher sich mit ihrem Dad gestritten hatte, führte sie von allen weg in einen anderen Raum.
Es machte den Anschein, als ob sie in seinem Zimmer landeten.
„Ich bin Craft!“,stellte er sich vor. Lill wandte den Blick.
„Selbst wenn der Teufel, oder Gott höchstpersönlich vor dir stehen würden, würde es dich nicht interessieren.“, seufzte er. Schlichtweg gefiel er ihr jetzt schon. Er sagte was er dachte.
„Und Craft? Was willst du von mir, vielleicht auch ein wenig Benehmen beibringen?“,sie schlug lasziv die Beine übereinander.
„Nein! Deine Art gefällt mir. Ich bin ein Seher.“,ach also gefiel sie ihm.
„Und lass mich raten, du willst in mich sehen.“, riet sie.
„Ja!“,gab er gleich zu.
„Unter einer Bedingung.“,sagte sie schnell bevor er zu nah an ihr dran war. Abwartend schaute Craft sie an. „Halte mir Ariel vom Leib!“, es war wie ein leichtes Schluchzen aus ihren Lippen.
„Aber dein ...“,sie ließ ihn nicht ausreden.
„Tja.. dann nicht!“,sagte sie und stand auf, bereit für einen dramatischen Abgang.
„Ist ja schon gut!“,sagte der Alte und hielt die Hände in die Luft. „Darf ich?“,fragte er und deutete auf ihren Kopf.
Lill nickte entschlossen. Er legte seine kühlen Finger auf ihre Schläfen, urplötzlich pochte ihr Gehirn. Es tat nicht weh, war aber ein ungewohntes Gefühl das sie nicht kannte. Für ein paar Minuten verweilte er in der Position, bis er die Hände wieder senkte.
„Und hast du das was du gesucht hast?“,fragte sie neugierig. Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Aber du kommst morgen mit zu dem Fest!“,sagte er dann und drehte ihr den Rücken zu. Er schien traurig zu sein.
„Das sagt wer?“,fragte sie ihn motzend.
„Ich, der Stellvertreter deines Vaters.“,er grinste sie an. „Ich weiß es wird dir gegen den strich gehen aber.. Darius ist dein Begleiter.“,was für eine Beichte. Ihr Mund klappte auf. Gerade als sie etwas sagen wollte kam doch tatsächlich dieser Idiot von Leo. Lill verschränkte die Arme.
„Immer noch sauer?“,fragte er belustigt. In schnellen Schritten verließ sie das Zimmer von Craft, ging zum Fahrstuhl und drückte wie eine Irre auf den Knopf. Es dauerte ihr eindeutig zu lange also nahm sie doch die Treppe. „Du solltest dich von Red fernhalten.“,sprach Leo dann.
„Ich bin kein kleines Kind, ich weiß wohl mit wem ich umgehe und mit wem nicht.“,motzte sie ihn an.
„Du bist zwar kein kleines Kind, aber eine Frau und dazu auch noch sehr menschlich.“,sagte er und sie spürte seinen Blick auf ihr ruhen.
„Was willst du eigentlich von mir? Reicht es dir nicht schon einfach das du meinen ach so tollen Vater nicht enttäuscht hast?“,fragte sie.
„Tja leider muss ich auf dich aufpassen!“,sagte er.
„Müsst ihr das nicht alle!“,sagte sie wütend und betonte das Wort -alle-. Dann ging sie auf irgendeine Tür zu und knallte sie ihm einfach vor der Nase zu. Was bildet der sich ein? Als Lill um sich sah merkte sie, dass sie im Ankleidezimmer der Dienerinnen gelandet war. Sie ging zum Kleiderständer und schaute sich um. Die Kleider waren echt schön, aber nichts für sie.
„Gefallen sie dir?“,fragte ein Mann. Erschrocken drehte sie sich um.
„Kann man hier nicht für 5 Minuten allein sein?“,fragte sie ihn motzend. Er kam blitzschnell auf sie zu und packte sie am Hals. Da erst merkte sie, dass er keiner von den Kriegern war. Er zog die Luft um sie in sich hinein.
„Du bist anziehend!“,stellte er fest. Er leckte ihr über die Halsschlagader. Da musste sie an Leo denken. Sie flehte innerlich das jemand von den Idioten käme und ihn zu Tode prügelte. Er griff um ihr Handgelenk.
„Du bist so schön!“,flüsterte er an ihrem Mund. Sie drehte den Kopf weg.
„Wer bist du?“,wollte sie zitternd wissen „Ich hätte nicht gedacht das es so einfach ist hier reinzukommen.“
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern interessierte sich selbst.
„Kommst du freiwillig mit oder muss ich dich zwingen?“,ein niedliches Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Lill verstand nicht.
„Lilliana alles okay da drin?“,fragte Mira von draußen. Die nun Gefangene wollte etwas sagen, doch dieser Idiot hielt ihr den Mund zu.
-Sollte ich Angst haben?- , fragte sie sich. Die Antwort kam wie von selbst, NEIN. Sie wusste das er sie umbringen konnte, dachte aber nicht daran das er es tun würde! Mira´s Schritte entfernten sich.
„Bist ja doch ganz brav, Kleines!“,er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie sah sich im Zimmer um, gab es irgendetwas womit sie ihm ein paar herunter hauen konnte? Nein.Schade! Er drückte seinen Körper gegen ihren.
„Zu gerne würde ich wissen ..“,er kam nicht weiter. Ihr Herz fing an zu rasen. Sie kam sich so vor, als ob sie sie gleich eine Herzinfarkt erleiden könnte. Er grinste nur lüstern und sie schubste ihn von sich weg.
„Fass mich nicht an!“,zischte sie.
„Ach jetzt sträubst du dich doch!“,meinte er und kam wieder auf Lill zu, diese schlich sich immer weiter nach hinten bis es nicht mehr weiter ging. Unerwartet fing jemand hinter der Tür an zu schreien.
„Lilliana!“,daraufhin wurde die Tür eingetreten. Dieser Depp griff in ihr Haar und hielt ihr einen faszinierenden Dolch an den Hals. Lill schielte ihn an. Leo stand wutentbrannt in der Tür, seine Augen hatten die Farbe geändert sie waren jetzt eisblau.
„Lass sie los!“,knurrte er. Aber stattdessen es zu tun griff der andere Vampir noch fester zu. Lilliana wollte schreien doch es kam nur ein erstickter Laut aus ihr heraus. Krachend ging das Fenster hinter dem Trottel kaputt und ein dunkelhaariger Vampir riss ihn von ihr weg, dabei schaffte der Vampir es noch ihr einen kleinen Schlitz auf das Schlüsselbein zu hinterlassen. Es fing an zu bluten, die rote Flüssigkeit pulsierte rhythmisch an ihrem Körper entlang. Mira kam ins Zimmer und zog Lill heraus.
„Geht es dir gut?“,fragte sie besorgt und griff auf die blutende Stelle.
„Ja!“, beruhigte Lill fast tonlos. Nach einer Weile ging die Tür wieder auf und der Dunkelhaarige schliff den Idioten über den Boden hinter sich her.
„Wer ist das?“,fragte sie Mira leise.
„Das ist Darius, einer der ältesten!“,erklärte die Dienerin leise. „Ein enger Freund deines Vaters.“
Na super! Noch so ein verdammt heißer Idiot.
Es versammelten sich alle wieder im Konferenzraum, nur Lill und die anderen Dienerinnen nicht.
„Das sollte versorgt und verbunden werden.“,sagte eine von ihnen. Lilliana entzog sich ihnen und schaute aus dem Fenster in die aufziehende Dunkelheit. Was passiere wenn sie fliehe? Wenn sie es wieder einmal schäffe Mum und Dad ans Bein zu pinkeln? Wie oft hatte sie es schon gemacht hatte und es folgten keine Konsequenzen? Aber diesmal war es anders, sie würden es merken. Sie konnte nicht mehr einfach in der Nacht verschwinden und sterben wollte sie auch nicht wirklich. Die Realität haute der Traumwelt nun mal aufs Maul. Aber warum immer ihr? Reichte diese beschissene Gabe denn nicht schon aus?
Ariel kam wieder zurück ins Zimmer. Sie schaute Lill so böse an, als ob sie daran schuld wäre das er ins Haus gekommen war. Lill fixierte den Boden.
„Wirst du dich fügen?“,fragte Ariel,
Wie lächerlich und dumm das klang. Hörte sie sich eigentlich selber noch ein kleines bisschen zu?
(Absatz)„Nicht in diesem Leben.“, Lills Lippen verformten sich zu einem Strich und sie ging aus dem Zimmer. Doch bevor sie die Tür erreicht hatte packte sie Ariel und zog ihre verschränkten Arme auseinander. Fassungslos starrte sie auf Lill´s verheiltes Schlüsselbein.
„Wo ist der Schnitt?“,fragte sie. Lill schaute auf die Stelle wo vor ein paar Minuten noch die Verletzung war.
Ariel versuchte Lilliana in ihren Fängen zu halten, doch mit einem kräftigen Schwung riss sich diese los und verließ endgültig den Raum. Nach einem ewigem Herum steuern zog Lilliana eine der riesigen Eingangstüren auf.
„Wohin des Weges schöne Frau?“,fragte jemand. Sie schaute nicht hoch, sie wollte das Gesicht nicht sehen, doch scheinbar war er Darius, der dunkelhaarige Vampir. Er hatte den Eindringling verhauen und weggeschleppt. Ohne auch nur ein Wort zu sagen drehte sie sich um und ging, als wie aus dem Nichts Craft ihr entgegen kam. diese beiden Idioten standen nun da!
„Prinzessin Lilliana!“,rief er und wieder machte sie kehrt, lief irgendwo hin. Plötzlich stand der alte vor ihr. „Darf ich es noch einmal versuchen?“,fragte er hoffnungsvoll. Durch schlitze schaute Lill ihn an.
„Du hast dein Wort nicht gehalten. Nein!“,böse funkelte sie ihn an.
„Was für ein Wort?“, Craft zuckte mit den Schultern. „Der Eindringling hat dich verletzt. Ich musste sie holen!“,erklärte er sich. Sie zog ihre Strickjacke über ihr Schlüsselbein und wollte an ihnen vorbei doch der größere von beiden ließ sie nicht. Es war Darius.
„Moment, Süße.“,sagte er und zog an ihrer Strickjacke.
„Was tust du da?“,bluffte Craft ihn an.
„Sie ist nicht verletzt du Idiot! Kannst du ihr Blut riechen? Nein.“,sagte er logisch. „Selbstheilung.“,gedankenverloren wandte Craft ihnen den Rücken zu und ging, ließ sie damit mit dem anderen allein.
„So so, du bist also Julius Tochter, die die nicht weiß wie man sich als Frau benimmt.“,sagte er belustigt. „Du bist nicht einmal einen ganzen Tag hier und bringst alle in Aufregung!“,meinte er böse grinsend und lief um sie herum, bis er sie durch Schlitze lüstern musterte.
„Du wirst morgen meine Begleitung sein!“,sagte er.
„Wenn du meinst.“,Lill verschränkte die Arme, dabei blieb Darius stehen.
„Du wirst bestimmt nicht fliehen.“,behauptete er ernst.
„Werde ich also nicht. Hm.. aber vielleicht kommt noch so ein Idiot.“, sie verzog keine Miene.
„Ich werde jeden einzelnen umbringen.“,hauchte er und war von sich entschlossen.
„Wirklich? Und warum das?“,fragte Lill amüsiert. Es steht ein Mann vor ihr der sie nicht kannte,und schon war er bereit für sie zu morden?
„Ich bin deinen Eltern etwas schuldig.“,sagte er.
„Also ist das eine Last für dich.“,vollendete sie den Gedankengang.
„Nein, jetzt nicht mehr!“,er grinste sie verführerisch an. Sie wusste das sie, wo er jetzt da war, nicht abhauen konnte, aber die Hoffnung aufgeben stand nicht auf ihrer Liste. Nachdem er sie noch einmal ausgiebig gemustert hatte verzog sie sich in ihr neues verhasstes Zimmer.
Lilliana hatte ihre Zimmertür schon im Blick da wurde sie in ein anderes Zimmer gezogen. Verwundert schaute sie sich um. Jeden Augenblick musste etwas passieren! Wahnsinn! Als sie niemanden sah wollte sie wieder gehen, doch wie aus dem Nichts tauchte eine Hand an der Tür auf.
„Hi.“,wurde ihr in den Nacken geflüstert. Sie drehte sich um.
„Was soll das werden?“,fragte sie müde. Dieser unheimliche Red stand vor ihr.
„Ich wollte nur mal 'Hi' sagen.“,lächelte er und ging zu seinem Bett. Die hatten hier alle so riesen Betten und Dad wollte nie, das sie eines bekäme. Lill merkte es sich, für den Fall, dass sie ein neues wollen würde, hätte sie ein Argument.
„Na dann, Hi!“,sagte sie und wollte wieder gehen, doch wagte es nicht einmal die Türklinke anzufassen, weil sie wusste das er sie nicht raus lassen würde. Sie wusste es einfach und behielt Recht. Er stellte sich vor sie. An die Geschwindigkeit der Vampire würde Lilliana sich wohl niemals gewöhnen können!
(Absatz)„Hast du heute noch irgendetwas vor, oder warum hast du es so eilig?“,fragte er und beugte sich ganz tief zu ihr hinunter, legte ihr eine Hand unter das Kinn. Sie sah ihm nicht in die Augen, generell sah sie nicht gerne in fremde Gesichter hinein. Ganz einfach aus dem Grund, weil sie die Verletzungen in ihren Herzen durch die Augen sehen konnte. Auch wenn das Herz der Unsterblichen anders schlug als das der Sterblichen, die meisten hatten schon Verluste erlitten. Ob es nun die Familie oder die/der Geliebte war.
„Warum siehst du mich nicht an?“,fragte er und hob ihr Kinn höher. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Sollte sie ihm erzählen, dass sie sein Leid kannte und seine Sorgen verstand? Nein das würde sie nicht tun. Sie hatte es noch nie bei jemanden getan und würde es auch nicht. Wenn er es nun so wollte, dann würde sie ihn halt ansehen!
Sie sah in seinen Augen wieder diesen einen Funken, Sorge und die Angst. Ja, auch Vampire, Formwandler und Dämonen hatten Angst. Sogar die Parasiten, auch wenn es nicht ihr Körper war in dem sie lebten. Er war besorgt, weil er dachte das er allein bleiben würde und nicht seine Liebe finden könnte, außerdem hatte er Angst vor dem bevorstehenden Krieg. Seine Augen sagten mehr aus als tausend Worte und das war für Lill das Schlimmste an den Augen. Sie konnte es unterdrücken, zu sehen was andere beschäftigte und bedrückte ,doch dann ging es ihr selber nicht gut. Lieber schenkte sie ihnen Hoffnung, als in der Einsamkeit stehen zu lassen. Wenigstens für einen Moment sollen sie sich leichter fühlen. Seine Augen wurden größer und Red ließ Lilliana los.
Das Erste was sie tat, war auf den Boden zu schauen.
„Komisch.“,murmelte er vor sich hin.
„Was ist komisch?“,fragte Lill als er sie nur durchdringend ansah.
„Meine Gabe funktioniert bei dir nicht, ich kann dich nicht beeinflussen!“,gab er zu.
„ Was wolltest du mir denn einreden?“,fragte sie. Eine Frau kam aus dem angelegenen Bad.
„Er will mit dir schlafen, seinen Hunger stillen!“,sagte sie als ob es das normalste von der Welt wäre. Er fuhr sich durchs Haar und wollte die Frau mit seinem Blick töten.
„Wer ist das?“,fragte Lill ihn. Die Frau grinste Red an. „Seine Affäre, oder so ähnlich!“,sagte sie und streckte mir die Hand entgegen. „Sally!“
„Lill“,sie nahm ihre Hand.
„Ein Mensch? Ah.. du bist also so etwas wie ein Hurenbock!“,stieß Lill hervor. Er lachte.
„Das ist das einzige menschliche was mir bleibt!“,erklärte er sich sein Verhalten.
„Hm.. aber so wirst du niemals dein Gegenstück finden.“,sie zeigte auf Sally. Sie starrte Lill verwundert an.
„Ich dachte sie wäre ein Mensch und hat keine Gabe.“,sagte sie verärgert.
„Dachte ich auch!“,ihm blieb der Mund offen stehen.
Lilliana wandte ihnen den Rücken zu und ging endlich in ihr Zimmer. Das hätte sie auch echt sein lassen können, warum musste sie auch immer ihren Senf dazugeben? Sie ging zu ihrem Kleiderschrank und öffnete die Türen, zog sich ein langes Top von der Stange, wühlte Unterwäsche hervor und ging Duschen.
Während sie sich die Haare trocken rubbelte ging sie vom Bad ins Schlafzimmer und wollte sich ein paar Socken holen. Doch da traf sie der Schlag, tatsächlich Craft saß auf ihrem Bett. Sie ging zu der Kommode und zog ein paar Socken heraus, ließ sich trotz seiner Anwesenheit nicht beirren.
„Was willst du schon wieder?“,fragte sie ihn genervt. Eigentlich wollte sie ins Bett, daraus würde aber wohl nichts mehr werden können.
„Tut mir leid, dass ich mein Wort nicht gehalten hab!“,er sprach leise aber dennoch deutlich.
„Will ich auch hoffen.“, hackte sie kalt und setzte sich auf die schwarze Couch um sich die Socken anzuziehen, dabei bedacht das er ihr nicht unters Top gucken konnte.
„Könntest du jetzt verschwinden ich will schlafen.“,sagte sie und zeigte zur Tür.
„Du hast eine Gabe!“,flüsterte er und stand von ihrem Bett auf. Was du nicht sagst!,überlegte sie.
„Ich hab keine Ahnung welche und ich weiß auch nicht ob sie mächtig ist!“,er tigerte durch das Zimmer. Plötzlich stand er, mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt vor ihr. Prompt sah sie nach unten.
„Ich wusste es!“,sagte er und trat einen Schritt weg. Jetzt konnte sie ihn wieder normal ansehen.
„Was wusstest du?“,fragte sie verwirrt.
„Du schaust niemanden direkt in die Augen und wenn du es tust dann verschließt du dich.“
Darauf konnte sie einfach nichts erwidern. Wie gerufen klopfte es.
„Lilliana!“,Ariel wollte irgendetwas. Lill schaute zur Tür und dann wieder zu Craft, dann stemmte sie eine Hand an die Hüfte und mit der anderen berührte sie ihre Unterlippe. Craft legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Lilliana! Ich weiß das du da drin bist!“,sie wurde lauter. Craft deutete ihr mit dem Finger leise zu sein und plötzlich standen sie in der Bibliothek.
„Aber..“,Lill konnte es nicht fassen, was war das?
„Ich bin mit dir gesprungen!“,antwortete er und deutete ihr sich hinzusetzten. Er rückte ihr den Stuhl zurecht und kam direkt mit einer warmen Decke angerannt, legte diese zart ihr um die Schultern.
„Warum sind wir hier?“,fragte Lill.
„Dein Dad hat mich gebeten dir einiges zu erzählen. Über die Prophezeiung und uns.“,erklärte der gut gebaute Craft und holte ein Buch. Lilliana stützte ihre Ellenbogen auf dem Tisch ab.
„Wie du weißt, ist dein Vater eigentlich der Nachfolge nach der Herrscher. Aber da es eine Prophezeiung gab, ist es ein anderer. Es waren immer Männer auf der Position der Herrschaft, doch diesmal bezweifeln wir das es sich um einen Mann handelt, die Zeichen deuten alle auf eine Frau.“,er zeigte ihr ein paar Seiten von Vorgängern.
„Als die Alten des Rates es vor 100 Jahren prophezeiten, gab es einen Aufstand. Doch damals konnte der Krieg verhindert werden, bis vor ungefähr 5 Jahren, als die Parasiten auftauchten. Es sind Wesen die sich in menschliche Körper einnisten, ihnen das Leben aussaugen und sich dann einen anderen Körper suchen. Es gibt Parasiten die durch diese Methode des Mordens sehr stark geworden sind. Und ein Mann hat es alleine zu verantworten. Georgius! Er erschuf erst einen dieser Parasiten und baute sich dann so nach und nach seine eigene Armee auf. Ein Biss von so einem Parasiten kann uns andere Wesen, also Vampire, Hexen, Formwandler und sogar Dämonen umbringen. Und man sagt dass das Blut der Liebe einen Biss heilen kann. Nur leider hat Georgius alle lebenden Liebeswesen umbringen lassen, dazu konnten diese auch niemanden heilen da sie keine Reinblütigen Liebeswesen waren, denn nur DIE Liebe kann Frieden bringen. Es passiert nicht oft das DIE Liebe entdeckt wird, denn ehe man sich versieht ist sie Tod. Die Liebeswesen kannst du mit Meerjungfrauen vergleichen, nicht die Liebe selbst.“,in seinen Gedanken versunken erzählte er ihr auch was die Prophezeiung besagt. Gespannt hörte sie ihm zu.
„Die Prophezeiung besagt das die Nachfolge nicht regieren wird, sondern das Gegenstück. Die Nachfolge besteht aus einem vergänglichen, aus einer Macht die ein Mann hat aber eine Frau genauso haben kann und aus den drei Worten die nur eines ausmachen!“,er fasste sich ans Kinn. Es blieb still.
„Und die Sterne werden den Nachfolger krönen, sie werden funkeln sodass man denken könnte das die Sonne scheint!“,sagte Darius der an einem Regal lehnte.
„Das einzige Problem daran ist, man weiß nicht wo man danach suchen soll.“,Lill überlegte kurz, irgendetwas fehlte. Das war nicht alles.
„Also.. die Sterne werden funkeln und man denkt das es Tag ist.. aber da fehlt etwas.“,beide schauten sie abwartend an. „ Hieß es nicht auch, dass wenn etwas schiefgeht die Liebe für immer verloren sein wird?“,fragte sie und wusste, dass es stimmte. Sie hat die Prophezeiung selbst oft genug gelesen. Ihr Dad sollte seinen Kram lieber unter Verschluss halten. Verdutzt schauten beide Herren Lill an.
„Ich.. ich hab davon schon mal etwas gehört.“,log sie. Craft widmete sich wieder seinem Buch, Darius dagegen musterte die Prinzessin interessiert.
„Wo hast du davon gehört?“,fragte er sie eindringlich. Sie räusperte mich.
„Craft? Bringst du mich wieder in mein Zimmer?“,abwesend nickte er klappte das Buch zu und berührte Lill am Arm. Wie aus dem nichts schreckte er zurück. Verdutzt schaute Lill ihn an.
„Was war das?“,fragte Darius. Auch er wollte sie berühren, doch sie wich aus.
„Ich weiß nicht.“,antwortete Craft leise. „Es fühlte sich an wie ein Stromschlag.“
Und wieder berührte er sie doch diesmal passierte nichts dergleichen und sie sprangen in ihr Zimmer. Sie drehte ihm den Rücken zu und bemühte sich darum das ihr Herz normal schlug. Er blieb in ihrem Zimmer.
„Ich weiß warum du einem nicht gerne in die Augen schaust.“,sagte er. „Du siehst was, hab ich recht?“
„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“,sagte sie und schritt auf ihr großes Bett zu.
„Julius und Lauren wissen es nicht.“,wie angewurzelt stand er an der Tür. Sie schob die Decke beiseite und legte sich hin.
„Gute Nacht, Lilliana Alessandra Nayla Prinzessin der Krieger!“,flüsterte er und verließ endlich das Zimmer. Warum sagte er das? Um sie zu ärgern? Hatte ihr Dad ihm erzählt wie sehr sie doch den Namen nicht mochte? Sie könnte ihren Hintern darauf verwetten, dass er alles über sie wusste, aber dennoch nicht genug um sagen zu können wer sie war. Vielleicht könnte er das, wenn er in sie sehen könnte, aber das war ihm verwehrt. Lill wusste nicht wieso, aber es war besser so.
Das Mädchen machte Darius ganz verrückt. Nicht nur das sie eine wohltuende Ausstrahlung hatte, nein, sie war auch noch widerspenstig wie e und je. Craft kam gerade zurück in die Bibliothek.
„Was war das? Und verarsche mich nicht!“,sauer wollte Darius von Craft wissen, warum er einen Stromschlag bekam.
„Ich weiß es nicht. Es war keine Vision, vielmehr eine Erzählung.“,antwortete der Vampir mit den alten Augen. „Ach und was hat sie so schönes erzählt?“,Darius machte einen höhnischen Gesichtsausdruck.
„Warum sie auf den Boden sieht!“,gestand er. „Ich hab es aber nicht verstanden.“
Darius runzelte die Stirn. „Kaum ist sie hier, bricht einer von diesen widerlichen Parasiten ein. Warum musste er sie hier her bringen?“,fragte er sich selbst.
„Du weißt, dass sie nur bei uns sicher sein kann.“,das wusste Darius. Der alte Mann sprach weiter.
„Aber viel mehr ist die Frage warum bist du zurück?“, Craft hob beide Augenbrauen. Das fragte sich Darius auch. Warum musste er bei diesem Mädchen sein. Wieso zog sie ihn so stark an?
„Sind Wachen postiert?“,fragte Darius, um vom Thema zu kommen. Der Alte nickte.
„Du hast das Bedürfnis nach ihr zu sehen.“,stellte er fest. Darius sah den Alten nur böse an. Sonst hätte er etwas gesagt, aber er wollte nicht lügen.
Darius schien ein neuer Mann zu werden, nie hatte er sich um jemanden gekümmert und nie wollte er etwas zu sehr, denn wenn er es dann nicht bekam war er nicht so enttäuscht. Doch jetzt, in dem Moment wollte er nichts sehnlicher als dieses eigensinnige Mädchen sehen.
“Geh schon!“,ermutigte Craft ihn. Immer noch böse drein schauend wandte er dem Alten den breiten Rücken zu und machte den Anschein nicht nach ihr sehen zu wollen.
„Ach ja und Darius..“,er blieb abrupt stehen. „Sprich sie nicht beim vollem Namen an! Sie hasst es.“,unwillkürlich musste Darius lächeln.
Er konnte nicht in ihr Zimmer springen, denn er wusste nicht wie es dort aussah, also musste er die Tür benutzen. Ganz leise öffnete er sie. Lill schlief, der Tag hatte ihr die letzten Kräfte genommen. Er setzte sich auf die Couch und sah sie nur mit gefalteten Händen an, dann nahm er doch allen Mut zusammen und ging zu ihrem Bett. Die Decke war ein wenig von ihrer Schulter gerutscht, vorsichtig deckte er sie wieder zu.
„Gott,wie schön du bist.“,kam es ihm leise über die Lippen. Er fasste den Entschluss und legte sich neben sie auf das riesige Bett. Sie schien tief und fest zu schlafen. Für eine weile lag er nur da und betrachtete ihren zugedeckten Rücken. Er war völlig vertieft in ihren Herzschlag als sie sich zu ihm drehte, nun konnte er ihr Gesicht sehen. Wie sie dalag, fast waagerecht. In das große Bett konnte sie sich legen wie sie wollte, sie würde immer hineinpassen. Eine Strähne rutschte Lilliana ins Gesicht. Sollte er das Risiko eingehen und sie ihr aus dem Gesicht streichen? So leichtsinnig wie er war, tat er es auch. Sie schien in einen noch tieferen Schlaf gesunken zu sein, denn sie murmelte etwas vor sich hin. Unwillkürlich verzog er die Lippen zu einem Lächeln. Als er dann merkte das er lächelte sprang er wie wild geworden von dem Bett auf und blieb davor stehen. Er sprang so schnell auf dass das Bett wackelte. Er musste wahrnehmen, wie sich ihre Atmung veränderte, sie wurde wach und seufzte verschlafen.
„Hm.. ?“,gleichzeitig betätigte sie den Schalter der Nachttischlampe. Blitzschnell setzte Darius sich wieder auf die Couch und nahm irgendein Buch, von dem Tisch neben der Couch, in die Hand. Er merkte nicht das er es verkehrt herum hielt.
„Was machst du hier?“,murmelte sie müde.
„Ich passe auf dich auf.“,sagte er und musste ihr einfach in ihre verschlafenen Augen blicken.
„Du lügst!“,sagte sie leise seufzend und ließ sich wieder in die Kissen fallen. Missverständlich schaute er sie an. Wie konnte sie wissen das er log, sie hat geschlafen. Lill hob wieder ihren Kopf.
„Das Buch... du hältst es verkehrt herum.“,sie verzog die sinnlichen Lippen zu einem Lächeln und machte das Licht wieder aus. Verblüfft blieb er wie erstarrt sitzen und als das Licht wieder aus war lächelte er. Pfiffig die Kleine.
Nachdem er sich versicherte, dass sie wieder tief und fest schlief, musste er sie erneut betrachten. Wusste sie wie schön sie war? Er verweilte in der Position, mit dem verträumten Blick und die Zeit verging. Der Himmel wurde schon heller. Die Tür öffnete sich und eine Frau mit kurzen roten Haaren deutete ihm herzukommen. Ungern wandte er den Blick von Lill ab.
„Was tust du hier?“,fragte sie stocksauer.
„Ich sehe nach ihr!“,sagte er trocken.
„Ach auf einmal kommst du, wenn Julius dich um etwas bittet, sonst hast du doch auch immer nur einen deiner Laufburschen geschickt!“,sie flüsterte nicht mehr. Lilliana wurde von den ersten Worten wach und wälzte sich nur noch hin und her. Als sie von draußen Stimmen vernahm, kroch sie leise aus dem Bett und lauschte an der Tür. „Es geht dich gar nichts an!“,meckerte Darius zurück. Auf Lilliana´s Stirn bildeten sich Denkfalten. Mit wem redete er da?
„Und wie es mich etwas angeht. Du hast mich sitzen lassen. Ich hab die ganze Nacht auf dich gewartet!“,die Frau war wütend. Und es folgte Stille. War Darius etwa auch ein Hurenbock? Lill stutzte. Die Tür wurde aufgerissen. „Was machst du?“,fragte er verärgert über den Gedanken, dass sie etwas mitbekommen haben könnte.
„In meinem Zimmer kann ich machen was ich will, das geht dich gar nichts an!“,sofort war Lill wieder die verschlossene Zicke. Sie konnte die Frau sehen, die kurze rote Haare und strahle blaue Augen hatte.
„Wow!“,sagte die Frau plötzlich verachtend. Verwirrt schaute Lill sie an. Darius berührte Veronika und sprang mit ihr in den Keller.
„Für so ein freches kleines Mädchen lässt du mich also die ganze Nacht warten?“,die pure Verachtung trotzte in ihren Worten.
„Sie ist Julius Tochter.“,Darius versuchte sich zu erklären, doch er konnte es sich nicht erklären. Er wusste selber nicht was er in der Nacht getan hatte und überhaupt wer war dieses Mädchen. Ein Mensch konnte sie nicht sein, aber was war sie dann? Die Frage ließ ihn nicht los.
„Es ist mir egal wessen Tochter sie ist. Es geht mir darum das du dich nie um andere gekümmert hast du jetzt willst du auch noch auf sie aufpassen.“,meckerte Veronika ihn an, enttäuscht darüber das er sie versetzt hatte.
„Du hast keine Ahnung.“,brummte er und verschwand in der Trainingsraum. Veronika lief ihm hinterher. „Darius? Hörst du mir überhaupt zu? Was ist los mit dir und wer ist sie wirklich?“,fragte die Frau ihn nun mehr verwirrt. Darius schlug auf den Boxsack ein.
„Darius!“,rief Veronika lauter aus. Abrupt hielt er in der Bewegung Inne.
„Ich weiß nicht was du meinst!“,sagte er und tigerte durch den Raum.
„Ach komm. Jeder spürt doch ihre Ausstrahlung.“,höhnisch grinste sie. „Sie hat was. Ich weiß nicht was, aber sie hat was!“
Darius blieb stehen. „Ich weiß nicht wer oder was sie ist! Craft kann nicht in sie sehen. Red kann ihr seinen Willen nicht aufdrücken. Was willst du noch von mir hören? Was Veronika, was?“,er wurde wütend. Wer war dieses Mädchen? „Vielleicht sollte ich..“,Darius ließ sie nicht aussprechen.
„Nein.“,wütend schaute er sie an. „Den Teufel wirst du tun!“
„Und was ist wenn ich etwas hören kann? Wenn ich etwas über sie herausfinde?“,fragte sie wieder. „Sie kann sich nicht ewig vor uns verschließen!“,auch die Frau verstand das Wesen des Mädchens nicht. Sie konnte nicht hinter ihre, mit großer Sorgfalt erstellten Mauern blicken.
Darius verzog keine Miene mehr, sondern verzog sich einfach mit den Worten ' Tue was du nicht lassen kannst'. Und die Worte waren es die alles ins Rollen brachten.
Lill stand vor ihrem Fenster. „Wie es wohl ist aus dem vierten Stock zu springen?“,fragte sie sich selber laut.
„Das wirst du nicht schaffen, denn die Vampire werden dich auffangen bevor dein Kopf auf den Steinen in tausend Splitter zerspringen kann.“,Veronika war in ihr Zimmer gesprungen. „Heute ist ein Fest.“,sagte sie.
Lill hatte sich umgedreht und starrte die Frau fassungslos an, sie wollte, dass diese ging und sie einfach in Ruhe ließ. Und überhaupt hatte Lilliana sie nie in ihr Zimmer gebeten. Lill sagte nichts, wandte sich einfach dem Fenster zu. Schritte hallten im Zimmer wieder.
„Was willst du von mir?“,fragte Lill als sie hinter ihr auftauchte.
„Nur einmal hinhören.“,sagte sie an ihrem Hals und legte eine Hand auf ihren Hinterkopf. „Mal gucken ob deine Mauer das aushalten kann!“,zischte die Frau böse und prompt wurde Lill von Stromstößen heimgesucht. Sie zuckte und wehrte sich, doch es nützte nicht. Die Vampir Frau hielt sie so fest umklammert das Lill nicht zusammensacken konnte. „Hör auf!“,schrie Lilliana innerlich aus, sie war unfähig es laut zu tun. Es hätte ihre Mauern zum Fall gebracht. Telepathisch führten sie eine Diskussion.
„Lass sie fallen!“,schrie Veronika und griff nach ihrem Arm.
„Nein!“,schrie Lill zurück und wieder zuckte sie, weil die Stromstöße sie durchfuhren. Ihr wurde heiß und kalt. Sie wusste nicht mehr wo sie sich befand, alles flackerte. Mit der letzten Kraft versuchte sie alles aufrecht zu erhalten.
„Wenn das so ist.“,Veronika kam auf die Idee ihr auch äußerlichen Schmerz zuzufügen. Sie drückte, um Lill´s Arm den sie umklammert hielt, noch fester zu bis sie es brechen hörte. Lill konnte nicht mehr, sie riss die Augen auf und schrie. In dem Moment wo sie schrie konnte Veronika für eine winzige Sekunde in sie sehen. Als sie sah was sie nicht erwartet hatte zu sehen ließ sie Lilliana fallen und sprang zurück. Lill schrie immer noch und krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Sie konnte nicht mehr, Veronika hatte sie so stark verletzt, dass sie dachte das sie gleich sterben könnte. Das Geschrei verebbte. Veronika stand ein paar Meter von ihr entfernt und starrte sie einfach nur an, wie sie sich vor Schmerzen einrollte. Lill zitterte am ganzen Körper.
„Warum … hast du das getan?“,flüsterte sie träge.
„Darius hat es mir erlaubt.“,sagte sie immer noch fassungslos und Lill schloss ihre Augen. Veronika wartete darauf das sie sie wieder öffnete doch es passierte nichts. Sie sah um sich. Die Rose die in ihrem Zimmer standen verwelkten plötzlich, als ob Lill ihnen gerade das Leben eben geben würde.
„Was hab ich getan?“,fragte Veronika sich selbst. Draußen zog ein grauer Schleier auf, es sah so aus als ob mit Lill alles liebenswerte starb. Die Blumen, die Sonne, was möge als nächstes kommen? Veronika stürmte auf sie zu. „Lilliana!“,sie klatschte ihr leicht auf die Wangen. „Lilliana!“,Veronika wurde immer lauter.
„Wach auf!“,schrie sie nun.
„Craft!“,der Name glitt leicht über ihre Lippen. Sie sprang auf und rannte zur Tür. „Craft!“,schrie sie. Der alte Vampir sprang sofort in Lill´s Zimmer.
„Was zur Hölle hast du getan?“,fragte er und hob Lill auf.
„Ich.. ich..“,der alte Mann legte sie sachte auf das große Bett. „Hol Ariel,sofort!“,sagte er und wandte sich wieder der kleinen Lill zu.
„Lilliana!“, bettelte er leise und schaute auf die verwelkten Blumen. „Was bist du nur?“, fragte er.
Ariel kam ins Zimmer. „Was ist hier los?“,fragte sie stocksauer.
Veronika stellte sich schuldbewusst in die Ecke und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Ariel legte die Hände auf Lillianas Herz und es leuchtete auf.
„Es schlägt noch.“,sagte sie erleichtert. Der graue Schleier draußen wurde immer durchsichtiger. Es vergingen ein paar Minuten und er verschwand ganz, in demselben Moment öffnete Lill ihre Augen. Sie schienen noch türkisblauer als sonst.
„Geht es dir gut?“,fragte Ariel. Lill rührte sich nicht. Sie starrte einfach nur dahin. Nach einer Weile schaute auch Ariel an die Decke. Sie sah nichts. Lill starrte dort auch nicht hin, weil sie etwas sah, sondern weil sie nicht in ihre Gesichter sehen wollte.
„Ich glaub ihr solltet gehen!“,sagte Craft und Ariel verließ mit Veronika das Zimmer. Als sie aus dem Zimmer waren setzte Lill sich auf.
„Du hast gesagt du wirst sie von mir fernhalten und wieder hast du dein Wort nicht gehalten.“,sagte sie verärgert und betrachtete die blauen Flecken auf ihrem Arm.
„Du wärst sonst gestorben.“,sagte er leise.
„Wäre ich nicht!“,stellte Lill klar. Ihr Blick war wieder derselbe, verschlossen aber dennoch warm.
„Was ist passiert?“,fragte er. Sie stand auf und blieb einen Moment bei ihrem Bett stehen.
„Sie wollte in mich hören und hat es mit Gewalt versucht. Sie hat mir soviele Stromschläge zu geführt bis ich bewusstlos wurde, ich war nicht Tod.“,erklärte sie ihm.
„Und warum hat sie das gemacht?“,fragte er nachdenklich.
„Sag du es mir! Sie hat nur gesagt, das Darius es ihr erlaubt hat.“,bei dem Namen sah sie sein Gesicht vor sich. Ihr lief ein Schauer über den Rücken.
„Hm..“,machte Craft nur. „Kannst du mir erklären warum die Blumen verwelkt sind?“, wollte er dann wissen. „Nein.“,log sie. Sie wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Warum sollte sie auch?
„Wenn Julius wieder kommt könntest du ..“,er sprach es nicht aus. Lill nickte nur stumm.
„Gehst du jetzt bitte?“,fragte sie, er wandte sich zur Tür doch hielt noch einen Moment Inne.
„Du weißt etwas…was wir nicht wissen.“,seufzte er und ging endgültig aus dem Zimmer. Lilliana schmiss sich aufs Bett und fing an zu weinen. Sie wusste nicht wieso sie weinte, sie wollte es einfach. Mit verschwommener Sicht sah sie dann die verwelkte Blumen auf dem Tisch stehen. Sie kroch von dem Bett und berührte mit den Fingern leicht die Blütenblätter. Die Tränen rannten ihr über das Gesicht und eine fiel auf ein Blütenblatt, es wurde wieder von einem saftigem Rot eingehüllt. Das brachte sie zum lächeln.
„Darius!“,Craft war wütend. Darius drehte sich herum.
„Während du dich herumgetrieben hast, hat deine Veronika mit deiner Erlaubnis Lilliana fast umgebracht.“
„Was?“,er hatte die Augen weit aufgerissen. Sie kullerten ihm beinahe heraus.
„Du hast schon richtig gehört! Warum zur Hölle hast du das getan, hast du nicht gesehen was sie anrichten kann?“,fragte er wütend und tigerte durch Darius Zimmer.
„Der graue Schleier! Das war sie?”,es dämmerte ihm.
„Ja verdammt noch mal und die Pflanzen sind auch hin. Nur weil Veronika etwas hören wollte!“,Craft blieb stehen.
„Wo ist sie?“,fragte Darius ihn, der nur die Schultern zuckte.
„Allein du hast es zu verantworten.“,Craft verließ das Zimmer und begab sich auf die suche nach Veronika.
Der alte Vampir streifte alles ab, auch den Wald, welcher das Anwesen umhüllte.
„Veronika!“,rief er durch den Wald. Er vernahm das Rascheln eines Gebüschs. „Ich weiß das du hier bist!“,rief er wieder. Sie tauchte hinter ihm auf.
„Craft… es tut mir so leid.“,keuchte sie leise und ging in die Knie. Wütend schaute er sie an.
„Was hast du dir dabei gedacht? Du hättest sie umbringen können.“,tadelte er sie. „Steh auf.“,befahl er und sie kam leicht auf ihre Füße.
„Was weißt du?“,fragte er sie. Sie schaute zu Boden.
„Die Prophezeiung. Sie kennt sie. Sie hat es gesehen. Und der Krieg, er wird eher kommen als erwartet. Und nur der Schlüssel für die Prophezeiung kann ihn aufhalten.“,erzählte sie. Craft wusste das Lill so etwas wusste. Er hatte es ihr erzählt.
„Ich hab es ihr mit der Prophezeiung erzählt.“,klärte er auf.
„Nein.. ich meine, sie hat es selber gesehen. Sie war jünger als jetzt. Sie hat Dinge gesehen die auf den Schlüssel deuten.“,sagte Veronika wieder. Craft stutzte. Woher wusste sie so viel darüber?
Kapitel 2
Ungeduldig tigerte Darius durch sein Zimmer. Was war passiert, dass Veronika die Kontrolle über sich verloren hatte? Er konnte es sich nicht erklären. Widerwillen steuerten seine Beine ihn in Lills Zimmer. Er klopfte, doch es sagte keiner etwas, weswegen er erneut taktvoll gegen ihre Tür anschlug.
„Lill?“, fragte Darius, es blieb still und er öffnete vorsichtig die Tür. „Lill?“,er lugte durch den Spalt in den Raum. Keiner war zu sehen. Er spitze seine Ohren und hörte noch einmal genau hin, es war eindeutig jemand im Zimmer und nur dieser eine jemand hatte eine derartige Ausstrahlung. Lilliana. „Ich weiß, dass du hier bist!“, flüsterte er.
Sie trat mit einem Handtuch in der Hand aus dem Badezimmer. Sie hatte gewusst das er ins Zimmer kam, deswegen hatte sie für einen Moment aufgehört zu atmen.
„RAUS!“, brüllte Lill sofort los. Er ließ die Tür zufallen.
„Bist du behindert und taub? RAUS!“, schrie sie. Als er immer noch nicht zu hören schien griff sie sich den Kerzenleuchter von der Kommode und warf voller Wucht auf ihn zu. Er reagierte und fing den Kerzenleuchter auf. Blitzschnell ging er auf sie zu und hielt ihre Arme fest damit sie nicht nach noch mehr Sachen greifen konnte, die sie ihm an den Kopf knallen konnte.
„Lass mich!“, knurrte sie und kämpfte gegen den Griff an.
„Damit du mir wieder was an den Kopf knallen kannst?“, zischte er und verstärkte die Fassung um ihre Handgelenke. Er schob sie immer näher zum Fenster, bis sie mit dem Rücken dagegen stand.
„Ich hab jedes Recht darauf.“, kreischte sie und versuchte ihn zu schlagen.
„Ich kann es dir erklären.“, verteidigte er sich.
„Was? Was kannst du mir erklären, dass deine Geistesgestörte Freundin auf mich losgegangen ist?“, wieder erfolgte ein Versuch ihn zu schlagen.
„Hör auf herum zu zappeln!“, meinte er genervt.
„Dann lass mich einfach los du verdammter…“, ihr fielen keine passenden Worte für so einen grässlichen, aber dennoch wunderschönen Vampir ein. Wie er heute wieder aussah. In seiner grauen Strickjacke und den Dunklen Jeans, zum Dahinschmelzen. Unbewusst hatte sie aufgehört sich zu wehren und betrachtete ihn nur noch von unten.
„Fertig,Prinzessin?“, fragte er und lockerte den Griff. Lilliana verzog den Mund zu einem Strich. Sie musste ihm noch einmal in die Augen sehen, sie waren so schön, dass Lill dachte sie würde sich jeden Moment in ihnen verlieren. Doch der Grund weswegen sie hineinschauen wollte, war nicht deren Schönheit, sondern weil Lilliana wissen wollte, ob Darius die Wahrheit sagte. Das einzige was sie sah war Verwirrung, also wusste er selbst nicht wieso Veronika das getan hatte.
„Du weißt doch selbst nicht warum sie das getan hat. Warum sollte ich dir dann zuhören?“, fragte Lilliana ihn verachtend und wandte sich aus seiner Berührung.
„Und woher willst du das wissen, Prinzessin?“, das Wort Prinzessin sprach er deutlich mit Belustigung aus.
„Weil ich es weiß!“, entschlossen drehte sie sich wieder zu ihm um. Er musterte Lill. Gott diese Augen. „Woher, Prinzessin ?“, er würde nicht aufgeben bis er es erfuhr und er wusste doch ganz genau, dass sie den Titel „ Prinzessin“ hasste.
„Sprich mich nicht mit dieser grässlichen Bezeichnung an!“, sie verschränkte die Arme.
„Hm…“, er dachte für einen Moment nach, wie könnte er sie noch mehr ärgern? Vielleicht wäre sie dann bereit zu sagen, woher sie wusste das er nichts wusste.
„Lilliana... Alessandra..“, mit einem tödlichen Blick unterbrach sie ihn. „Wehe..“,drohend hob sie die Hand.
„Sag es mir doch einfach, Nayla!“, er lachte, sie schenkte ihm einen verachtenden Blick und ging aus IHREM Zimmer. Da wurde ihm bewusst, dass er es deutlich zu weit getrieben hatte. Ohne sie fühlte sich der Raum nicht mehr vollkommen an, es fehlte ein Stück und dieses Stück war Lilliana selbst.
Lilliana war nicht im geringsten bewusst, dass wenn sie den Raum verließ, Darius sich einsam fühlte. Langsam schlenderte sie zu dem Fahrstuhl, dabei wurde sie hellhörig. Es war komisch, sie hörte nichts. Ihr Gehör war zwar nicht so ausgeprägt wie das eines Vampirs, aber trotzdem konnte sie besser hören als Menschen. Plötzlich nahm Lill ein Knacken wahr.
„Wo sind alle hin?“, fragte sie, weil sie wusste, dass Darius nicht weit von ihr war.
„Die meisten sind zum Fest gegangen“, antwortete er. Noch etwas war komisch. Warum fühlte sie sich wieder wie statisch aufgeladen? Das Gefühl hatte sie schon seit ein paar Tagen, aber was hatte es zu bedeuten? Da kam Lilliana ein Gedanke. Vielleicht war sie ja auch statisch aufgeladen? Sie ging auf Darius zu und streckte leicht die Hand nach ihm aus.
„Was wird das?“, fragte er.
Sie streckte die Hand noch ein Stück und berührte ihn am Arm, sofort fuhr Darius zusammen. Prompt durchfuhr ihn ein Stromschlag.
„Ach du Scheiße! Was war das denn?“, fragte er und rieb sich die stelle die Lilliana berührt hatte.
„Ich weiß nicht“, antwortete sie verdattert und ging die Treppe in schnellen Schritten runter. Sie hatte Hunger, aber warum so plötzlich? Darius lief ihr hinterher.
„Sind die Köche da?“, fragte sie und ging um die Ecke in die Küche.
„Nein. Kannst du mir bitte sagen was du bist?“, Verwirrung lag in seiner Stimme.
„Wenn ich es wüsste, würde ich es tun“, log sie. Natürlich wusste sie, dass sie so etwas wie die Liebe war, vor Jahren hatte sie es herausgefunden. Aber jetzt wo ihr Dad sie hier her geholt hatte, fühlte sie sich noch dümmer als je zuvor. Ihr schien es so, als ob sie nichts mehr über sich selber wusste, über ihr Wesen und ihr Auftreten als Männermagnet. Darius hatte sein Tausendwatt Lächeln aufgesetzt.
„Du kannst deine Eltern vielleicht verarschen, aber nicht mich, Süße!“, sagte er kopfschüttelnd.
„Kann ich nicht?“, fragte sie gespielt entrüstet. Natürlich konnte sie auch ihn verarschen, wenn sie wollte. Doch warum tat sie es nicht?
Plötzlich stand er vor ihr und wollte sie berühren. „Äh.. das solltest du nicht tun“, sie hob eine Hand.
„Ach und warum nicht?“, er legte den Kopf schief.
„Darum!“, sie streifte seinen Arm und ihn durchfuhr ein Stromschlag. Lilliana wusste selber nicht woher die Stromschläge kamen, aber solange sie da waren konnte keiner sie anfassen!
„Es ist noch jemand im Haus!“, Darius schien wie erstarrt als er die Worte aussprach.
„Wer?“, fragte Lill. Er deutete ihr leise zu sein. Sie verdrehte die Augen und setzte sich auf einen Hocker in der Küche. Darius schob ihr einen kleinen Zettel rüber. 'Ich komm gleich wieder' stand drauf. Sie nickte stumm.
Als Lill Schritte hörte drehte sich um. „Wer die Liebe findet darf sie auch behalten!“, sagte ein ziemlich ansehnlicher Mann. Er war ganz in Schwarz gekleidet und hatte Rabenschwarzes Haar, welches wirr vom Kopf Abstand. „Darf ich mich vorstellen, ich bin Georgius!“, er stellte sich ihr vor. Der Name kam ihr bekannt vor, doch sie fand noch keinen Zusammenhang. Verdattert schaute sie ihn an. Was hatte er gerade noch gesagt? 'Wer die Liebe findet darf sie behalten?'
Das konnte nicht sein. Woher wusste er es. Erschrocken öffnete Lill den Mund und wollte etwas sagen, doch dazu kam es erst nicht.
„Du elender Bastard!“, rief Darius.
„Ach.. na endlich! Da kommt der Gentleman ja schon.“, sagte dieser Georgius. Immer noch verdattert saß Lill da und folgte stumm den Geschehnissen.
„Lass deine dreckigen Pfoten von ihr“, wütend kam Darius aus der Hintertür auf Lill zu. Die zwei Herren schienen sich zu kennen und das Verhältnis schien nicht das beste zu sein.
Als Darius sie wieder berühren wollte, durchzuckte ihn ein weiteres mal ein Stromschlag. Georgius lachte auf. „Ihr seid so dumm!“, er krümmte sich fast. Fassungslos schaute Darius erst ihn und dann Lill an. „Kennst du ihn?“, fragte er Lill.
„Nein“, antwortete sie fast stumm. Sie realisierte immer noch nicht was los war. „Wer ist das?“, fragte sie leise. Sie hatte eine Antwort von Darius erwartete, doch bekam eine von Georgius selbst.
„Ich bin der, der dich seit Tagen unter Strom setzt damit sie dich nicht beschützen können.“ , erklärte er sachlich. „Und diese Idioten merken es nicht, aber ich muss zugeben es war gar nicht so leicht in deinen Geist einzudringen.. am Anfang. Doch dein Vater, der Idiot musste mir ja in die Arme laufen und dann fand ich auch einen Weg wie ich an dich kommen konnte“, triumphierend lachte er.
„Du elender Hurensohn!“, schrie Darius und rannte wie ein D-Zug auf ihn zu. Gerade als er ausholen wollte, hob Georgius die Hand und es sah so aus als ob er Darius mental in die Knie zwingen würde.
„Ach seit wann hast du denn eine Schwachstelle?“, Georgius schien es zu überraschen das Darius vor ihm in die Knie ging. „Was das Mädchen aus euch allen macht ist echt sehr erbärmlich! Die einen laufen direkt in die Falle und du lässt dich von ihr zum Weichei umkrempeln.“, er machte ein verachtendes Geräusch.
Während Georgius Darius quälte rutschte Lilliana von ihrem Stuhl. Sie hatte eigentlich vor sich wegzuschleichen, aber daraus wurde nichts.
„Noch ein Stück und ich bring dich um!“, drohte Georgius ihr.
„Tu´s doch“, forderte sie ihn heraus. Vom Boden kam nur ein Krächzen her.
„Nein!“, keuchte Darius mit letzter Kraft. Georgius war verdammt stark, ein uralter böser Hexenmeister. „Schnauze!“, kaum hatte er das Wort ausgesprochen schon rührte sich Darius nicht mehr. Lill wollte auf ihn zu gehen. Was hatte Georgius mit ihm gemacht?
„Er schläft nur und jetzt komm“, beruhigte und forderte der Hexenmeister sie gleichzeitig.
„Nein!“, meinte sie fast tonlos und rannte los aus der Küche heraus.
„Weglaufen nützt dir nichts, ich hab dich schon seit Tagen“, rief er ihr noch hinterher, doch sie hörte es nur ganz leise, denn das Pochen ihres Herzens überdeckte jedes andere Geräusch.
Als sie gerade um die Ecke in den Keller rannte stand er vor ihr.
„Sei nicht so dumm wie dein Vater“, sagte er nur und packte sie am Handgelenk. In einem hatte er zumindest recht. Lill fand auch, dass ihr Vater manchmal ein ganz schöner Dummkopf war. Aber dennoch war er ihr Vater und sie liebte ihn genau deswegen.
„Fass mich nicht an!“, zischte sie und plötzlich passierte etwas, als er sie berührt hatte. Sie schien ihm das Leben auszusaugen. Seine Augen wurden schwarz und seine Haut nahm einen grauen Teint an. Abrupt ließ er sie los. „So leicht werde ich dich hier wohl doch nicht herausbekommen“, er dachte für einen Moment nach. Auch Lilliana dachte nach. Was war jetzt mit den anderen und ihren Eltern, die sich nur wegen ihr in Gefahr begaben? Und was war das für eine Reaktion, die sie auf Georgius ausübte?
Georgius riss Lill aus ihren Gedanken indem er sie am Ärmel hinter sich herzog. Er berührte nicht ihre Haut sondern nur den Stoff ihres Oberteils. Für einen Moment blieb sie stehen.
„Was willst du von mir?“, fragte sie zynisch.
„Das wirst du noch früh genug erfahren, du minderwertiges Wesen!“, er zog sie hinter sich her.
Noch ein letztes mal drehte sie sich um und schaute den Flur entlang. Es war still im ganzen Haus, keiner würde sie hören können wenn sie schrie. Wohin er sie wohl nun bringen wollte?
Als Darius die Augen öffnete lag er auf einer Couch. Um ihn herum saßen Veronika und Craft. „Lilliana“, fuhr es ihm nur als ein Hauch über die Lippen, sofort blickte Veronika schuldbewusst zu Boden. „Wo ist sie?“, fragte Darius als nächstes und setzte sich auf.
„Georgius... hat sie, der Krieg ist im vollem Gange“, Craft faltete die Hände vor seinem Gesicht. „Julius und Lauren sind auch in seiner Gefangenschaft.“
Fassungslos stand Darius auf, er wusste nicht im geringsten was zu tun war. Der Krieg war im Gange und der Herrscher befand sich beim Feind. Tolle Lage.
„Darius?“, fragte Craft. „Wie konnte er in deinen Geist eindringen?“, ein widerlicher Moment der Stille entstand.
„..Lilliana und der Stromschlag, den wir spüren konnten...für ihn war Georgius verantwortlich. Durch Julius und Lauren konnte er in ihren Kopf kommen.“, auch Darius selbst fühlte sich schuldig. Er hatte sie nicht beschützen können, wer weiß , was Georgius mit ihr nun anstellen würde...
„Wir müssen sie da herausholen, alle!“, Veronika meldete sich zu Wort.
„Und wie willst du das anstellen?“, Darius schien außer sich zu sein.
„Es gibt einen Weg deinen Kopf vor Georgius zu verschließen. Und wenn das geschafft ist könnten wir es versuchen“, erklärte Craft leise und betrachtete die Rosen, die verwelkten als Lill zusammenbrach und wieder aufblühten als sie lächelte. Nachdem er die Rosen genug angestarrt hatte, ging er in die Bibliothek und kramte ein altes, dickes Buch hervor. Er senkte den Kopf und las etwas nach. „Gibt es irgendetwas was Lilliana gehört?“, fragte er schließlich und hob die Nase aus dem Buch.
Darius sprang in ihr Zimmer und schaute sich um. Das einzige was er fand, war eine feine silberne Kette, an der ein Plättchen mit einer eigenartigen Inschrift und einem eingravierten Herzen hing.
'Votre amour est la clé ' stand geschrieben.
„Deine Liebe ist der Schlüssel?“, fragte er sich. Mit der Kette in der Hand sprang er zurück in die Bibliothek.
„Ich hab nur eine Kette gefunden“, Darius legte sie vor Craft auf den Tisch. Craft nahm sie mit Bewunderung in die Hand.
„Holt Daniel hierher. Er soll die Kette mit einem Zauber belegen!“, sagte er streng und bereitete alles vor. Daniel, ein alter Herr in seinen besten Jahren der nichts anderes tat, als sich seine Zeit in seinem kleinen Antiquitätenladen zu vertreiben. Tag und Nacht verbrachte er dort seine Zeit und hielt sich aus allem sachgemäß wie die Schweiz heraus.
„Rein da!“, befahl Georgius Lill. Sie sträubte sich.
„Nein!“, sagte sie steif. Lilliana hatte nicht direkt Angst vor den Männern, von denen sie umgeben war aber doch ein gewisses Maß an Respekt lag vor. „Dirk!“, schrie Georgius durch die Gegend und fixierte Lill wütend. Genauso wütend schaute sie zurück. Der Mann vor ihr hatte so eine schreckliche Ausstrahlung. Selten hatte sie so ein verdorbenes Herz gesehen, indem es mehr Dunkel als Licht gab.
Ein widerwärtiger Parasit kam angelaufen und stieß sie in den versifften Raum. Verwirrt und sauer schaute sie ihn vom Boden aus an. Lüstern blickte dieser zurück. Georgius kam zu ihr .
„Typ Veränderung. Wenn du meine Frau werden sollst, will ich nicht diesen Teppich auf deinem Kopf sehen müssen“, sagte er belustigt und zückte ein Messer.
„Frau?“, fassungslos starrte Lill ihn an und setzte sich auf.
„Was meinst du wie ich sonst an die Macht kommen will?“, er fand Lilliana´s Unwissen sehr belustigend, denn er lachte schon wieder. Georgius streckte seine Hand nach ihren Haaren aus. Lill schreckte zurück und als er ihr zu nah kam trat sie nach ihm. Er ging in die Knie und sie trat wieder nach ihm.
„Wenn du nicht mitmachst bring ich deine Eltern um!“, zischte er drohend. Lill zuckte zusammen. Ihre Eltern hatte er ja auch noch in seiner Gewalt!
„Wieso soll ich dir das glauben? Ich weiß doch nicht einmal ob sie wirklich hier sind?“, herausfordernd schaute sie ihn an, doch er schnaufte nur verächtlich.
„Dirk!“, schrie er plötzlich. „Bring die elenden Mistkäfer her“
„Der einzige elende Mistkäfer bist du!“, brüllte Lilliana und wollte ihm am liebsten an die Gurgel springen. Prompt klatsche er ihr eine und ihr Kopf flog nach links, sie malträtierte Georgius mit ihren blicken.
„Meister, wir haben ein Problem!“, rief der Parasit völlig aus der Puste. Noch ein letztes mal schaute Georgius sie verächtlich an und verließ den Raum.
Lilliana atmete erleichtert aus. Konnte nicht einer dieser Anabolikafreunde ihres Vaters kommen und sie alle tot prügeln?
Als sie um sich schaute stellte sie fest, dass sie ohne fremde Hilfe nicht fliehen könnte. Schließlich setzte sie sich auf das verdreckte Bett und zog die Beine an. Aus Reflex packte sie sich an den Hals, ihre Kette war nicht da und lag demnach noch im Haus. Die Kette mit dem seltsamen Spruch gab ihr mal ein alter Mann in einem Antiquitätenladen. Der Alte war sehr nett zu ihr und bejahte ihr immer wieder, dass die Kette für sie das Richtige wäre, dabei wollte sie eigentlich nur ein Schmuckkästchen kaufen und bekam die Kette von ihm geschenkt. Ab dem ersten Tag an, als Lilliana die Kette gesehen hatte, verliebte sie sich in sie. Der Mann, sie kannte seinen Namen nicht, hatte ihr erzählt das die Kette aussieht als wenn sie aus Silber wäre aber aus den Sternen gemacht wurde. Bis heute hatte Lill nicht herausgefunden was er damit meinte.
Die Tür wurde wieder geöffnet.
„Planänderung! Deine 'Krieger' versuchen einzudringen das heißt dann wohl für dich, dass die Trauung vorverlegt wird. Pech für dich. Nimm schon mal von allem Abschied was dir je etwas bedeutet hat“, der Parasit hatte Lederhandschuhe angezogen und zog sie nun hinter sich her.
„Lass mich los!“, fauchte sie. Doch er lockerte nicht einen Griff.
Sie liefen durch das weitläufige Haus. Nach der zweiten Treppe und dem gefühlten fünften Flur stieß er eine Tür auf und schob Lill durch sie hindurch. Das Zimmer war viel zu kitschig eingerichtet. Wutentbrannt drehte sie sich um und schlug auf ihn ein. Mit den Fäusten boxte sie immer und immer wieder. Er schubste Lill weg und sie fiel auf den Boden.
„Du elende Schlampe“, sprach er aus und beugte sich zu ihr herunter. Sie nutze die Gelegenheit und zog ihm ein Bein weg, sodass er nun auf dem Boden saß und sie aufspringen konnte. Bevor er aufstehen konnte musste sie was finden und es ihm über den Kopf ziehen, doch was? Und da sah sie ihre Rettung. Vase! Lill krallte sich die Vase, zog die Blumen heraus und zerdepperte sie dem Parasiten mit voller Wucht gegen den Schädel. Ein tiefer Schnitt kennzeichnete seinen Schläfe von dem Schlag. Hatte sie ihn umgebracht? Das konnte nicht sein, nicht mit einem Schlag.
Was sollte sie jetzt mit dem schlaffen Körper anstellen? Kurz dachte sie nach und zog ihn schließlich über den Boden ins angrenzende Badezimmer. Kaum hatte sie die Spuren im Zimmer beseitigt, klopfte es. „Prinzessin?“, fragte eine weibliche Stimme. Lill stellte sich aus Angst hinter die Tür und betete, dass sie nicht reinkommen würde. DieTür ging trotzdem auf und Lill zuckte zusammen.
„Ich weiß, dass du hier bist. Man kann dich im ganzen Schloss riechen!“, sagte sie, schloss die Tür und drehte sich zu Lilliana um.
Sie war in einem Schloss? Der Mann, Georgius war deutlich Machtbesessen.
Lill schaute an ihr hoch und erst da fiel ihr auf, das die Frau einen Kleidersack in der Hand hielt.
„Zieh das an“, sie reichte ihn ihr.
„Was ist das?“, fragte Lill und nahm es nicht entgegen.
„Wenn du dich nicht dem fügst was er von dir will, wird er dich foltern“, wieder reichte sie ihr den Kleidersack. Zögernd nahm Lill ihn an. Sollte sie ins Badezimmer zum Umziehen gehen? Die Frage beantwortete die Frau für sie. „Wenn er aufwacht... an deiner Stelle würde ich da nicht reingehen!“, sagte sie und drehte sich um. Lill machte die Hülle des Kleidersackes auf und es trat ein weißes Kleid hervor.
Sie wollte es nicht anziehen, tat es aber doch. Die Leggins die sie vorher an hatte versteckte sie unter dem Kleid. Die Frau hatte sich zu ihr umgedreht.
„Du bist schön“, sie legte den Kopf schief. Lilliana wusste nicht was auf sie jetzt zukam, aber sie wusste das es nichts gutes war, denn sie überkam ein widerlicher kalter Schauer.
Als die Frau ihr wieder um ein Stück näher kam, sprang ihr Herz nur noch so auf und ab.
„Keine Angst. Es wird nicht wehtun“, sagte sie und kam noch näher. Lilliana schritt so weit nach hinten, bis es nicht mehr weiter ging. Sie hatte den starken Drang danach wegzulaufen zu schreien oder einfach zu weinen. Aber wenn sie weinen würde ,würde es heißen das sie aufgegeben hatte.
„Was willst du?“, fragte Lill.
„Du wirst alles vergessen“, und in dem Moment berührte die Frau Lill´s Schläfen und sie schloss unwillkürlich ihre Augen.
Sie hörte die Stimme der Frau in ihrem Inneren.
Es tut mir leid
Dann floss die Energie in ihren zierlichen Körper. Mit voller Kraft stellte Lilliana wieder ihre Mauern auf und konzentrierte sich allein auf das Erhalten von ihnen.
Lass sie fallen! , forderte die Frau.
Doch Lill ließ sich nicht beirren, die Mauern hielten stand. Bis die Frau auf dieselbe Idee kam wie Veronika. Sie fügte Lill von außen Schmerzen zu. Mit einer Hand fasste sie Lill an die Taille und drückte so zu, dass die Rippen knackten und das brachte sie für einen kurzen Moment aus der Konzentration. Nur diese unachtsame Sekunde brachte alle Mauern zu Fall.
Lilliana sah ihr ganzes Leben an sich vorbeirauschen. Alle Erinnerungen, all die Zeit in der sie gelacht hatte und die Zeit in der sie glücklich gewesen ist. Als sie die Augen wieder öffnete wusste sie nichts mehr. Alles war weg. Sie fühlte sich nur noch leer.
„Komm!“, die Frau zog sie am Arm hinter sich her. Die Schuhe, die Lilliana trug hatten zur Folge, dass sie nur hinterher tippelte. Sie wusste nicht wo sie war, was sie tat und warum die Frau es so eilig hatte.
Schließlich hielten sie an zwei riesigen Türen die von Wachleuten bewacht wurden.
„Macht schnell, sie kommen!“, die Wachleute nickten ihr einmal zu und die Türen wurden geöffnet. Ein Mann im Anzug, ein Pfarrer und andere bedrohliche Wesen standen im Raum. Diesen Mann im Anzug kannte sie irgendwoher. Das Gesicht kam Lill verdammt bekannt vor.
„Liebes, da bist du ja endlich!“, rief dieser verdammte Heuchler ihr zu. Verdattert schaute sie ihn an. Sie hatte einen Freund? Mag ja sein das es so war, aber es fühlte sich nicht richtig an.
Wie angewurzelt blieb Lill stehen. Irgendetwas sagte ihr, dass sie nicht hierher gehörte, doch sie wusste nicht was. Die Frau musste sie wortwörtlich zu ihrem „Verlobten“ schleifen.
„Hast du ihr ihre Gedanken etwa nicht genommen?“, fragte er sie flüsternd während der Pfarrer Lill die üblichen fragen stellte. Sie wussten nicht, dass Lilliana mithören konnte. Als der Pfarrer die Frage aller Fragen stellte sagte sie „Nein, niemals!“, nahm das Kleid in die Hand und rannte zur Tür. Noch bevor sie nur in die Nähe der Türklinke kommen konnte wurde sie von dem Mann eingeholt. Empört hielten die Menschen im Saal die Luft an. Die Frau blieb beim Pfarrer. Wütend packte er Lill am Kleid. Warum war er so bemüht sie nicht direkt zu berühren? Lill´s Augen verformten sich zu schlitzen und sie griff um seinen Hals. Diese Art von Haltung ihm gegenüber kam ihr schon wesentlich richtiger vor.
Der Mann an ihrer Hand nahm eine gräuliche Hautfarbe an. Sie musterte ihn interessiert.
Als sie vor der Tür Laute wahrnahm riss sie den Kopf herum und ließ den Mann los, er sank keuchend zu Boden. Plötzlich wurde der Saal gestürmt. Aus Angst vor den ganzen Wesen schlich Lilliana unbemerkt zu einer Tür, hinter der dieser befand sich eine Treppe die nach unten führte. Lilliana schlich die Treppe runter und bedacht dabei keinen Laut von sich zu geben.
Am Ende der Treppe war schon helles Licht zu sehen, als plötzlich glühende Augen auftauchten.
„Das war ein Fehler von dir!“, sagte dieser jemand, den sie nicht erkennen konnte, aber die Stimme kannte. Die Augen näherten sich ihr immer mehr, bis sie genau vor ihr waren und eine Hand nach ihren Hals griff. Als erstes vernahm sie das Gefühl von Leder an ihrer Haut und dann spürte sie wie er zudrückte.
Reflexartig suchte Lilliana mit ihren Händen nach einem Gegenstand. Links von ihr spürte sie dann eine Fackel. Lill zog sie aus dem Halter und rammte ihm, wer immer er auch war, in die Schulter. Und in dem Moment wo er sich an die verletzte Stelle griff, nahm sie die Beine in die Hand und rannte heraus. Endlich trat sie ins Tageslicht, doch nun kam sie sich vor wie auf einen Schlachtfeld. Überall lagen Überreste von Körpern und eine grüne Rauchwolke lag in der Luft. Angewidert hielt Lill sich eine Hand vor den Mund und rannte in den angrenzenden Wald.
Julius und Darius stürmten gerade als Frontmänner den Saal auf der Suche nach Lilliana. Es waren Parasiten versammelt, die auch noch dazu förmlich gekleidet waren. Was ging hier vor? Gerade als Darius sich das gefragt hatte, bekam er ein Seitenhieb ab und dafür riss er dem Parasiten den Kopf ab. „Elende Schmarotzer“ , schnaufte er. Mitten im Getümmel musste Lill stecken. Er baute sich zu seiner vollen Größe auf und schaute über die kämpfende Menge hinweg. Nirgends war sie zu sehen, doch warum konnte er sie riechen?
„Darius!“, rief jemand und er folgte der Stimme.
„Ein paar Krieger, die draußen die Leichen verbrennen haben Lilliana gesehen, wie sie in Richtung Wald lief. Georgius folgt ihr!“, schrie Red ihm durch die kämpfenden Menge entgegen. Darius nickte stumm und sprang aus dem Fenster. Mit einer Geschwindigkeit die man sich nicht vorstellen konnte raste er in den Wald. Ihre Fährte konnte man noch deutlich riechen, ein gutes Zeichen.
Abrupt blieb er stehen. Georgius stand mit dem Rücken ein paar Meter weiter weg vor ihm.
„Ich dachte schon du wirst ihr gar nicht mehr folgen“, höhnisch drehte sich Georgius um.
Plötzlich roch er etwas was vorher nicht in der Luft lag. Blut. Lilliana´s Blut.
„Was hast du mit ihr gemacht du elender Bastard“, er raste auf Georgius zu. Wie wild geworden schlug er auf ihn ein, doch es nützte nichts, er verwundete ihn nicht.
„Mach weiter so und es dauert nicht mehr lange bis sie Tod ist“, Georgius lachte auf und versuchte in Darius Gedanken einzudringen. Als er merkte, dass es nicht funktionierte verzog er sein Gesicht. Darius lachte triumphierend und schleuderte einen Stein auf Georgius Kopf zu, doch bevor er treffen konnte war der Mann verschwunden.
Verärgert über seine Flucht folgte Darius Lilliana´s Spur.
Fast tonlos schlich sie durch den Wald. Er nahm deutlich ihr Blut war.
„Lilliana!“, rief er, doch sie lief nur noch schneller. Warum lief sie vor ihm weg?
Er rannte zu ihr. „Lilliana?“, schrie er wieder. Sie sah in missverständlich an.
„Wer bist du?“, fragte sie und die Frage traf Darius tief. Er sehnte sich nach der starken Lill. Die Lill, die vor ihm stand war völlig verängstigt und blutüberströmt.
„Du blutest“, sagte er leise.
Lill schaute an sich herunter und strich über ihre blutende Schulter. Sie zog scharf die Luft ein.
„Darf ich?“, fragte Darius und deutete auf die tiefe Wunde. Wie erstarrt schaute sie ihn nur an.
Er ging auf sie zu und leckte einfach über die Wunde damit sie sich schloss. Für einen Moment verweilte er in der Bewegung, Lills Herz raste, sie hatte Angst vor ihm. Er leckte sich über die Lippen. Ihr Blut schmeckte anders als all das was er jemals getrunken hatte, es war mild und verführend zugleich.
„Wie hast du mich genannt?“, sie riss ihn mit dieser Frage aus den Gedanken.
„Lilliana“, antwortete er verwirrt.
„Ist das mein Name?“, fragte sie wieder. Er nickte stumm.
„Du bist keiner von denen die mir etwas antun wollen, oder?“, sie schaute verunsichert drein.
„Nein das werde ich auch niemals sein. Ich bin ein Freund deines Vater´s“, sagte er leise und schaute sie an. Sie hatte immer noch Angst er konnte sie spüren.
„Er hat dir deine Erinnerungen genommen. Das hätten wir ahnen müssen“, sagte er zu sich selber und nahm sanft ihre Hand in seine. Durch die Berührung hörte sie urplötzlich auf zu zittern.
„Irgendwoher kenne ich dich“, sie schaute erst auf die ineinander verschränkten Hände und dann in sein Gesicht. Er hätte sie am liebsten angelächelt, doch das er konnte nicht. Ihm tat es weh sie so zu sehen. Verwundert betrachtete er sie von der Seite während er neben ihr herlief. Widerstandslos ließ sie es über sich ergehen, dass er ihre Hand hielt. Ihr Gesicht schien dabei doch emotionslos wie nie.
Als sie schon die anderen sahen wie sie an ihren Autos lehnten und warteten, umklammerte Lilliana seinen Arm und versteckte sich hinter ihm. „Lilliana!“, rief ihre Mum, Lauren und kam auf sie zu.
„Du brauchst keine Angst haben, sie ist deine Mum“, ermutigte Darius Lill und schob sie vor sich. Julius blieb an Ort und Stelle stehen, denn seine letzte Begegnung mit Lill war nicht positiv ausgefallen. Lauren schmiss sich um Lilliana´s Hals und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Darius hielt immer noch Lilliana´s Hand, er wollte sie nicht loslassen, denn sonst fühlte er sich wieder unvollständig. Er wusste aber nicht, das sie sich ebenso fühlte.
Nachdem alle in das Quartier gefahren sind, klärte Darius Lillianas Unsicherheit auf.
„Sie haben ihr ihre Erinnerungen genommen“, sagte er bestimmt. „Sie weiß nichts mehr. Sie hat auch weder mich noch euch wiedererkannt, sie wusste ihren Namen nicht einmal“
„Gibt es eine Möglichkeit, das sie ihre Erinnerungen wieder zurückbekommt?“, fragte Lauren traurig Craft.
„Ja, sie muss erinnert werden...“, Julius unterbrach ihn.
„Erst bringen wir sie in Sicherheit und dann kümmern wir uns um ihre Erinnerungen“, er saß an der einen Stirnseite des Tisches, an der andern saß Craft.
„Julius sie kann nicht hierbleiben er wird wiederkommen “, warf Lauren ein.
„Ich weiß..“, er dachte nach.
„Ich werde sie beschützen, bei mir ist sie sicher!“, Darius meldete sich wieder zu Wort und betrachtete Lilliana. Während sie aufgebracht Pläne schmiedeten stand sie nur verstört am Fenster und schaute hinaus. Die Müdigkeit war ihr deutlich anzusehen. Julius nickte ihm zu und ging zu Lilliana ans Fenster. Lauren strich Darius sanft und dankend über den Arm.
„Lilliana?“, fragte Julius. Sie drehte sich zu ihm um. Für sie war er in dem Moment ein fremder Mann. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht hab und du sollst wissen das es mir sehr leid tut. Ich hab keine Entschuldigung für mein Verhalten, doch ich bitte dich um Verzeihung!“, schuldbewusst schaute er ihr in die Augen. In seinen Augen spiegelte sich die Tat wieder. Gespannt betrachtete Lill die winzige Vorstellung in seinen Augen. Sie konnte erst gar nicht glauben das sie das Mädchen war, welches eine Ohrfeige bekam, doch dann wurde ihr auch bewusst warum er sie um Verzeihung bat.
Sie nickte ihm zu und ihm stahl sich ein kleines Lächeln auf die Lippen.
„Ich hoffe es ist in Ordnung für dich mit Darius mitzugehen?“, fragte er und zeigte mit der Hand auf ihn. Wieder nickte sie stillschweigend.
Sie trug immer noch das weißdreckige Kleid. Mittlerweile fuhren sie seit einer halben Stunde und kamen auch bald an ihrem Ziel an. Lilliana betrachtete die Regentropfen, die die Fensterscheibe hinunterflossen. Als sie in Darius Apartment ankamen fielen Lill fast die Augen zu, man sah es ihr deutlich an.
„Du musst aus diesem Kleid raus!“, sagte Darius und reichte ihr sein Jeanshemd. Bereitwillig zog sie es an. Seine Sachen standen ihr ausgesprochen gut.
„Verbrenne es oder schmeiße es in den Müll“, sagte sie leise als sie den letzten Knopf zugeknöpft hatte. Er ging zum Kamin und schmiss es in das lodernde Feuer. Sie waren in seinem Zimmer, er lebte allein in der Designerwohnung.
„Ich glaub du solltest etwas schlafen“, meinte er dann sanft. Sie nickte still und krabbelte unter die schwere Bettdecke. Alles roch so herrlich nach ihm. Als er ihr den Rücken zudrehte und gehen wollte , hob sie den Kopf.
„Würdest du ... bitte bleiben?“, fragte sie und er interessierte sich nicht warum, wieso oder weshalb. Er tat es einfach. Er legte sich neben sie in das große Bett und schaute an die Decke. Unter der Decke rutschte sie näher zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Reflexartig legte er den Arm um sie.
„Kannst du mir etwas über mich erzählen?“, fragte sie und legte ihre zierliche Hand auf seine Brust. Er wusste nicht wieso aber er fühlte sich mit ihr an seiner Seite vollkommen, obwohl er wusste das sie das Gefühl einigen gab. Es war ein Teil ihrer Gabe, jedem das Wohlbefinden vorzutäuschen. Doch wusste er nicht, ob sie es wirklich nur vortäuschte.
„Ich kenne dich nicht recht lange, aber du bist echt unglaublich.!“, erzählte er schmunzelnd.
„Im guten oder im schlechten Sinne?“, fragte sie ihn.
„Ich persönlich finde im Guten. Ich lernte dich frech und stark kennen. Du lässt dir von nichts und niemanden etwas sagen und dein Blick war niemals zu ergründen, das perfekte Pokerface.“, er schwelgte in Gedanken und dachte an die Nacht, an der er an ihrem Bett gesessen hatte.
„Du hast deine Gefühle nicht wirklich gezeigt, selten gelacht aber einmal hab ich dich lächeln sehen und es war so schön wie das Funkeln eines Sterns, einfach...“, den letzten Teil flüsterte er nur in ihr Haar.
„..Perfekt?“, fragte Lill ihn und schaute ihn aus großen Augen an.
„Ja, vollkommen Perfekt!“
„Du bist Perfekt.. und in deiner Gegenwart fühle ich mich.. vollkommen, wie nie zuvor. Am Anfang, es dauerte Jahrhunderte, dachte ich es sei das Blut das mich vollkommen machte, doch das war es nicht und das erfahre ich erst jetzt wo ich in deiner Nähe bin“, er wusste nicht wieso er ihr das erzählt hatte, aber einerseits war er froh darüber das sie keine Erinnerungen an ihn hatte. Lilliana strich ihm wieder sanft über die Brust und da fiel ihr eine Kette auf.
„Irgendwoher kenne ich diese Kette!“, sie stützte sich auf seiner Brust ab und betrachtete die Kette.
„Sie gehört dir“, sagte er und wollte sie abnehmen.
„Du kannst sie behalten, ich glaub ein alter Mann hat sie mir mal geschenkt. Er war sehr freundlich gewesen“, erzählte sie lächelnd. Sie sollte öfters lächeln, dachte er.
„Weißt du was die Inschrift bedeutet?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Votre amour est la clé ?“, sie sprach es flüssig aus. „Ich denke soviel wie 'deine Liebe ist der Schlüssel'!“
„Sprichst du Französisch?“, fragte er interessiert.
„Ich weiß es nicht!“, Lill wusste es nicht mehr. Er machte den Idiotentest.
'De votre sourire est semblable à la belle étoile. Belle et mystérieuse.', flüsterte er ihr zu.
„Dein lächeln ähnelt den Sternen. Wunderschön und geheimnisvoll!“, übersetzte sie müde mit geschlossenen Augen.
„Du hast mich verstanden“, stellte er fest.
„Hm..“, murmelte sie an seiner Brust.
Er strich ihr sanft über das Haar. Die Müdigkeit war ihr deutlich anzusehen.
Irgendwann schlief auch Darius ein.
Beim Aufwachen hatte Darius etwas warmes unter seinem Arm. In der Nacht musste er sich irgendwann zu ihr unter die Decke gelegt haben. Seelenruhig schlief Lilliana mit ihrem Rücken an seiner harten Brust. So hatte er sie schon einmal gesehen, doch da war sie wütend und nun hatte sie eher einen besorgten Gesichtsausdruck.
Vielleicht, dachte er, erinnert sie sich wieder an einiges wenn sie aufwacht.
Mit einem Lächeln wollte er sie loslassen und aus dem Bett schleichen, doch in dem Moment als er den Arm hob um eigentlich aufzustehen, drehte Lill sich zu ihm.
Sein totes Herz begann schneller zu schlagen. Lill musste es gehört haben, denn es breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. Auch er lächelte. Sein Körper verlangte unentwegt nach ihr, nicht nach ihrem Blut sondern nach ihren Blicken, Berührungen und ihrer Aufmerksamkeit. Doch er wusste egal was er tun würde er könnte sie nicht auf Dauer bei sich halten.
„Wie spät ist es?“, fragte sie leise mit geschlossenen Augen.
Völlig in Gedanken versunken merkte er nicht das sie wach geworden war. Mit der Hand ging er unter die Decke und zückte sein Handy aus der Hosentasche.
„In zehn Minuten haben wir es zwölf“, sagte er und wollte aufstehen, denn er hatte das schreckliche Gefühl ihr zu Nahe gekommen zu sein, obwohl er ihr so nah wie es irgendwie möglich war sein wollte. Mit einem Arm hielt sie ihn umschlungen und sprach dann mit geschlossenen Augen.
„Darf ich dich etwas fragen?“
„Was immer du willst“, antwortete er ihr.
„Unternehmen wir heute etwas? Ich mein draußen scheint die Sonne und .. vielleicht kommen ja ein paar meiner Erinnerungen wieder“, fragte sie.
Woher konnte sie wissen ob die Sonne scheint? Die Vorhänge waren vor den Fenster sodass kein Licht reinfallen konnte.
„An was hast du gedacht?“, fragte er sie. Sie zuckte mit den Schultern. „Woher weißt du überhaupt das die Sonne scheint?“
„Ich weiß es nicht, ich fühle es!“, stellte sie klar. Er stand auf und zog die Vorhänge beiseite. Tatsächlich die Sonne schien.
Darius saß ihr gegenüber und betrachtete sie beim Essen.
„Es ist unhöflich Leute anzustarren“, sagte sie und steckte sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Er hatte nicht gemerkt, dass er sie angestarrt hatte. Warum fühlte er sich so stark zu ihr hin gezogen ? Fühlten sich alle in ihrer Gegenwart so? Er musste es herausfinden.
„Ich muss kurz telefonieren“, sagte er entschuldigend und verschwand hinter der Küchentür.
Er wählte Leo´s Nummer.
„Was ? Macht sie Stress?“, fragte er belustigt.
„Nein!“, antwortete Darius lächelnd, „Ich wollte dich eigentlich nur etwas fragen“
„Hau raus ?“, er lachte immer noch.
„Wie kann man sie dazu bringen sich wieder zu erinnern?“, fragte er aber es war nicht die frage die er eigentlich fragen wollte.
„Äh.. ich frag Craft“, ein kurzes Rascheln war zu hören, leise Stimmen und dann war er wieder da.
„Craft sagt das du mit ihr zu ihrem Haus fahren sollst, aber ich denke auch das es helfen wird, denn sie wollte da doch nie weg!“, erklärte er.
„Mach ich, mach ich..“, sagte er in Gedanken.
„Wie geht es ihr?“, fragte Leo.
„Gut .. sie lächelt.. redet viel ..“, flötete er melodisch und erinnerte sich in Gedanken an ihr zauberhaftes Lächeln. „Ach und sie versteht Französisch!“, fügte er hinzu.
„Moment!“, rief Leo aus, „Was hat sie mit dir angestellt? Ich mein, wir wissen alle das sie eine bestimmte Wirkung hat..“, Darius unterbrach ihn.
„Liebst du sie? .. Äh ich mein bewirkt sie das?“, verbesserte er sich.
„Liebe? Nein keine Liebe eher eine Vertrautheit, ich schätze das ist was die Wirkung mit sich bringt. Und das sie bildschön ist sieht ja jeder!“, ergänzte Leo.
Darius war erleichtert das sein Kumpel nicht dasselbe für das unglaubliche Mädchen fühlte.
„Gut, ich warne sie dann mal vor. Wir sehen uns!“, mit den Worten verabschiedete er sich und schlenderte glücklich zurück zu Lill.
Die Aufmüpfige Lilliana gefiel ihm einen Tick besser, da sie etwas verruchtes an sich hatte.
3 Kapitel
Darius blieb gegenüber von Lilliana stehen. „Was hältst du davon wenn wir zu dir nach Hause fahren?“, fragte er.
„Nach Hause “, murmelte sie vor sich hin und nickte schließlich. „Aber nicht so!“, sie zeigte an sich herunter. Darius hielt einen Finger hoch verschwand kurz und kam dann mit einer Tasche wieder die er vor Lill abstellte.
„Das sind deine Sachen. Deine Mum hat gesagt das da ein Kleid drin ist das du sehr mochtest“, erzählte er. Sie nickte nur und verschwand im Bad.
Sie öffnete die Tasche und sah sofort das Kleid was er meinte. Mit einem Ruck hatte sie herausgezogen und betrachtete es nun. Es war wirklich sehr schön, auf Anhieb gefiel es ihr. Zu dem Kleid zog sie sich noch Chucks und eine Jeansjacke an. Als sie sich im Spiegel betrachtet spielte sich ein kleiner Film in ihrem Kopf ab.
Sie stand in dem Kleid auf einer Bühne und sang. Ein Mann begleitete sie auf einem Klavier und ein Mädchen stand vor der Bühne klatschte und jubelte wie verrückt.
Lill drückte die Augen zusammen. Ihre Erinnerungen kamen von mal zu mal wieder. Sie stutze, warum stand sie auf einer Bühne und sie konnte singen?
Sie unterdrückte den drang Darius danach zu fragen und ging einfach zu ihm ins Wohnzimmer. freundlich lächelte er ihr zu. „Können wir?“, fragte er. Sie nickte und folgte ihm still zu seinem Auto.
Er hielt auf einer riesigen Auffahrt. Das knirschen vom Kies unter den Reifen kam ihr bekannt vor.
„Ist das mein zu Hause?“, fragte Lill.
„Ja!“, mit einer Hand schob er sie durch die Tür.
„Ich ruf kurz Lauren an“, er zückte sein Handy. Verständnislos schaute Lilliana ihn an.
„Deine Mum“, flüsterte er und es erklang eine freundliche stimme am anderen Ende. Lilliana bewunderte den Eingangsbereich des Hauses, während Darius in einen Raum lief und etwas, nach der Anleitung von Lilliana´s Mum , suchte.
„Lilliana?“, rief er und riss sie von den schönen Blumen los. Sie folgte seiner stimme die Treppe rauf. Er stand an einer Tür an der ein L hing.
„Mein Zimmer?“, fragte sie und machte die Tür auf. Unbewusst ging sie auf ihre Kommode zu und nahm ein Bild in die Hand. Auf dem Bild war das Mädchen aus dem Publikum, das gejubelt hatte und sie selber. Sie nahm das Bild aus dem Rahmen und drehte es um.
Silver & Lill im Sweetdream
Plötzlich erklang das lachen von Silver in ihrem Kopf. Noch eine Erinnerung mehr.
„Kannst du dich an sie erinnern?“, Darius meldete sich wieder zu Wort. Aufgeregt nickte Lill.
„Sie ist eine gute Freundin von mir“, Lill schaute ihn an. Er sah bedrückt aus. Von ihm schaute sie dann zu den Blumen. Sie waren am verwelken. Betrachtend ging Lill auf die Vase mit den Blumen die auf der Fensterbank standen zu. Sie berührte die Blütenblätter und lächelte in sich hinein. Prompt konnte man beobachten wie die Blume wieder zu Leben schien.
„Kannst du das auch mit Menschen machen?“, Darius tauchte hinter ihr auf.
„Ich denke nicht, aber als ich bei diesem Mann war, der der mir in den Wald gefolgt ist hab ich ihn einmal berührt und es schien so als ob ich ihm das Leben aussaugte, denn er hat mich dann nur noch mit Handschuhen angefasst“, verwundert schaute Darius sie an. Er sagte nichts hegte aber dennoch einen Hintergedanken. Wenn Lilliana ihm das Leben nur durch eine Berührung aussaugen konnte, dann konnten sie ihn zu Fall bringen. Der Krieg wäre vorbei.
„Hast du Hunger?“, fragte Darius als sie in der Küche saßen.
„Wenn du kochen kannst dann, ja“, sie lächelte ihn an. Er lachte.
„Lass dich überraschen!“
Lill beobachtete ihn wie er sich in der Küche bewegte. Es faszinierte sie, dieses Schauspiel aus Geschmeidigkeit und stärke. Ihr war nicht ganz bewusst was er war. Ein Vampir, ja, aber durfte man sich in einen Vampir verlieben?
Zu was war er fähig wenn er wütend war? Konnte er sie dann verletzten?
Fragen über Fragen ließen sie nicht los.
„Darius?“, vorsichtig sprach sie seinen Namen aus. Er drehte sich ihr zu und betrachtete sie wartend.
„Du.. bist ein Vampir!“, er nickte ernst. Es schien so als ob er keiner sein wollte.
„Und was bin ich?“, fragte sie, sie konnte sich nicht mehr daran erinnern das sie der Schlüssel der Prophezeiung war.
„Ich weiß es nicht. Aber etwas mächtiges steckt in dir!“, blitzschnell drehte er sich weg um dann einen Teller vor ihr abzustellen.
Er hatte ihr Spaghetti Napoli gekocht. Vorsichtig schaufelte sie sich eine Gabel voll und schob sie sich in den Mund. Es schmeckte ihr, sehr sogar.
„Gott so gut hab ich eine Ewigkeit nicht mehr gegessen“, mit vollem Bauch saß sie auf ihrem Stuhl.
„Erinnerst du dich an etwas?“, fragte er und spülte den Teller. Lilliana musste sich eingestehen das er beim spülen echt sexy aussah.
„Nein, aber ich weiß das meine Mum nicht so gute Spaghetti macht“, sie lächelte ihn an und das brachte sein totes Herz zum schneller schlagen.
„Gehen wir raus?“, fragte sie zuckersüß.
„Wo gedenkst du hinzugehen?“, fragte er und kam ihr mit seinem Gesicht näher.
„Wir sollten uns Amüsieren!“, sie sprang vom Stuhl. „Ach ja und Danke fürs essen!“, bevor sie sich zum gehen wandte lehnte sie sich noch einmal über die Theke und drückte ihm ein Kuss auf die Wange. In dem Moment schlug eine Erinnerung auf sie ein. Sie sah eine Frau mit kurzen blonden Haaren, sie tat ihr weh. Veronika, Veronika war ihr Name. In ihren Augen spiegelte sich die Sehnsucht nach einem Mann wieder und dieser Mann war kein geringerer als Darius.
Lächelnd löste sie sich von ihm und ging zur Tür. Sie war gekränkt von der Erkenntnis er schon jemanden hatte der ihn glücklich machte.
„Kommst du?“, rief sie.
Er schaute um sich, warum verwelkten plötzlich die Blumen?
Er folgte ihr schnellen Schrittes.
„Lilliana?“, sie stand schon an seinem Auto und wartete das er aufschloss. Auch draußen verwelkten ein Paar Blumen. Lill schaute zu ihnen runter und flehte das sie aufhören würden ihre Gefühle zu verraten. Sie hatte es nicht mehr unter Kontrolle.
„Was ist los mit dir?“, fragte er während er fuhr. Sie ist still geworden, eigenartig still.
„Nichts, was soll denn sein?“, sie antwortete mit einer Gegenfrage.
„Weißt du, du kannst mich nicht verarschen. Du hast nichts mehr unter Kontrolle und es herrscht Krieg also was ist?“, er wurde langsam sauer.
Egal wie sehr er die aufmüpfige Lill mochte, es herrschte Krieg und je schneller sie ihre Erinnerungen wiedererlangte desto schneller konnte er wieder in den Krieg ziehen. Er war der Krieger schlecht hin, der Krieg war sein leben.
„Äh.. ich kann mich an eine Veronika erinnern“, sagte sie. „Es sah so aus als ob sie mich durch deine Hand umbringen wollte!“, sie betrachtete ihre Schuhe.
„Tut mir leid!“, er schaute sie nicht mehr an.
„Wie kann es dir leid tun? Ich kann mich daran nicht mal mehr erinnern! Und außerdem sah es für mich so aus als ob sie deine Freundin wäre“, den zweiten teil sagte sie deutlich leiser.
Er hielt.
„Sie ist nicht meine Freundin!“
„.. Und empfindest du etwas für sie?“, fragte Lilliana weiter. Normalerweise hätte sie es gesehen aber dadurch das sie ihre Erinnerungen verloren hatte, hatte sie auch die Kontrolle über ihre Gabe verloren. Sie ging und kam wie es ihr grade passte und nicht wie Lill die Gabe grade gebraucht hätte.
„Nein!“, antwortete er trocken.
„Sieh mich an!“, forderte sie genauso trocken. Er sagte tatsächlich die Wahrheit. Von ihm sah Lill wieder aus der Fensterscheibe und ihr blick blieb an einem Gebäude hängen.
„Ich kenne das da!“, sie sprang auf und stieg aus dem Auto.
In schnellen schritten näherte sie sich dem Gebäude. In unmenschlicher Geschwindigkeit folgte er ihr und ergriff ihre Hand. Er hatte erwartete das sie sich losriss aber das tat sie nicht, stattdessen lächelte sie ihn an und verschränkte ihre Finger mit seinen.
Sie waren auf der Amüsiermeile gelandet.
Lauter Bar´s und andere Häuser zierten die Straße.
Sweetdream
, stand über dem Gebäude das sie kannte. Von innen hörte man Leute reden und lachen, sie schienen glücklich und zu wissen was sie wollen, ganz im Gegensatz zu Darius. Ihm machte es immer noch bedenken ihr so nah zu sein. Sie wusste doch nicht was sie tat. Wie denn auch? Ihr wurden sämtliche Erinnerungen genommen und überhaupt jeder Mann empfand etwas für sie auch wenn nicht auf dieselbe weise wie er es tat,dachte er zumindest.
„Moon?“, fragte eine weibliche stimme aus einer Ecke. Verdutzt kam das Mädchen aus der Ecke. Erst schaute sie komisch drein und schmiss sich Lilliana dann um den Hals.
„Gott, du bist wieder da!“, sie schaute Lill kurz an, indem Moment merkte Lill das es das Mädchen von dem Foto war, Silver.
Darius sah das Mädchen an. Das war also Lilliana´s beste Freundin. Eine Hexe!
„Du musst Silver sein“, stotterte Lill.
„Was haben sie mit dir gemacht?“, fragte die rothaarige dann und sah Darius drohend an.
Sie sah sich um und zog die beiden dann ins Sweetdream rein. An der Theke nahmen sie Platz.
„Lill erkläre mir bitte was los ist?“, forderte sie und kippte einen Drink runter. „Und warum hältst du seine Hand?“
Widerwillig ließ Lilliana ihn los.
„Ich komm gleich wieder“, sagte Darius und verschwand. Er wollte die Lage checken ob ein paar Parasiten in der Gegend waren und außerdem hatte er Durst.
„Warum hast du mich vorhin Moon genannt?“, fragte Lill ihre zierliche Freundin.
„Sie haben dir deine Erinnerungen genommen stimmt es?“, fragte sie.
Lill nickte ihr zu.
„Ich kann mich an kaum noch etwas erinnern, aber manchmal wenn ich etwas mache oder sehe dann kommt ein Stückchen wieder, als ich ein Foto von dir sah wusste ich auch wer du warst und was du mir bedeutest es fühlte sich so an als ob Hagel auf mich einschlagen würde“, erzählte sie.
„Hm.. ich werde dafür sorgen das alles wiederkommt!“, sagte sie lächelnd. „Nun gut, wo fange ich an. Das Sweetdream, hier bist du immer Aufgetreten! Du hast gesungen unter dem Namen Moon“, sie zeigte auf die Bühne.
„Und naja du warst durch nichts unter zu kriegen. Du liebtest die Identität als Moon. Und immer wenn du gesungen hast war die Bar voll, deine Gabe machte diese Anziehung möglich. Deine Anwesenheit bringt die stärksten Krieger aus der Fassung“, sie liefen durch die Bar.
„Und ich war immer an deiner Seite, denn am Anfang, als ich dich kennenlernte, hattest du Probleme mit deiner Gabe du hattest sie nicht unter Kontrolle doch ich zeigte dir das du stärker bist bis du es sogar geschafft hast sie zu unterdrücken“, hinter der Bühne setzten sie sich in die Garderobe.
„Was für eine Gabe hab ich?“, fragte Lill sie.
„Du bist die Liebe!“, flüsterte Silver. „Es ist ein Geheimnis. Aber selbst das weißt du nicht mehr.“, traurig schüttelte sie den Kopf und merkte nicht wie sich Lill´s blick leerte.
Sie erinnerte sich wieder. Vor Jahren kramte sie in den Sachen ihres Vaters herum und fand die Prophezeiung. Nach langem forschen kam sie darauf das sie der Schlüssel dafür war. Ihr fiel es wie schuppen von den Augen. In der Nacht rannte sie von zu Hause weg. Und landete schließlich im Sweetdream, dort lernte sie Silver kennen die ihr half der Last zu entkommen indem sie die Gabe unterdrückte. Silver bedeutet Lilliana soviel wie eine Schwester.
„Gott, Silver!“, Lill realisierte wen sie da vor sich hatte und schmiss sich Silver, der kleinen Hexe ihrer besten Freundin, um den Hals.
„Meine Hexe!“, Lill schmiss sie fast vom Stuhl so prompt konnte sie sich wieder erinnern. Silver standen tränen in den Augen.
„Was machen wir jetzt? Ich mein ich erinnere mich wieder an mich, doch der Rest?“, Lill setzte sich in ihren Stuhl kopfschüttelnd zurück. Silver stand auf und tigerte durch den voll gestellten Raum.
„Der Vampir, wer ist er?“, fragte sie schließlich.
„Äh.. ein Alphakrieger, Darius, er soll auf mich aufpassen.“, erzählte Lill ihr lächelnd.
„Hm.. wenn du deine Mauern fallen lässt kann ich den Schleier auflösen...“, Silver verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lief weiter. „.. aber ich weiß nicht was dann ist! Willst du.. die Verantwortung übernehmen? Bist du bereit?“, fragend blieb sie stehen.
„Ich .. ich..“, stotterte Lill. Sie wusste nicht was sie wollte, was war ihr so wichtig das sie ein derartiges Opfer bringt und sich dem Adel anschließt um hinter heiligen Mauern zu leben? Nichts, in dem Sinne.
„Es gibt aber auch einen anderen Weg..“, Silver setzte sich Lill wieder gegenüber. „Ich könnte den Schleier entfernen doch dann müsstest du lügen und ich mein das du dann eher riskieren musst das der Mond auf die Erde knallt, als das jemand die ganze Wahrheit erfährt!“, diese Lösung gefiel Lilliana schon deutlich besser. Sie nickte zustimmend.
„Die Erinnerungen sind dann nach ein paar Stunden wieder da, bis dahin wirst du immer noch Ahnungslos sein und du wirst Kopfschmerzen haben“, Silver legte ihre Fingerspitzen auf Lill´s Schläfen.
„Bereit?“, fragte sie. Lill schloss die Augen und nickte. Silver atmete tief ein und ihre Hände begannen zu leuchten. Sie konzentrierte sich allein auf Lilliana´s innere.
„Deine Mauern“, flüsterte Silver. Lilliana hatte teilweise Angst sie fallen zu lassen, denn ihr wurde schon weh getan und noch einmal wollte sie es nicht riskieren, doch Silver war ihre Freundin und würde ihr niemals weh tun.
Langsam aber sicher glitten die Mauern zu Boden.
Lilliana konnte spüren wie sich die Unsicherheit legte, aber immer noch nicht ganz verschwunden war. Sie öffnete wieder die Augen.
„Wunder dich nicht wenn du denkst das die Kopfschmerzen dich umbringen“, sagte Silver lachend und trug sich Lippenstift auf.
„Das sind mir meine Erinnerungen wert!“, lachend setzte sich Lill neben sie.
„Was läuft da zwischen dir und dem Vampir?“, fragte sie. „Weiß er das jeder Mann dich bewundert und von dir träumt?“
„Ich weiß es nicht. Er ist nett und kann kochen“
„Gott, siehst du eigentlich wie er dich ansieht? Und.. deine Wirkung wird mit deinem 18.Lebensjahr vollkommen, ich hoffe das ist dir immer noch bewusst“, Lilliana nickte ernst.
Sie hatte Angst davor, denn an ihrem Geburtstag wird sie vollkommen sein, und wer kann ihr sagen was mit ihr passiert? Immerhin hatte sie noch drei Tage Zeit.
„Ich hab noch drei Tage“, sagte sie wie in Trance.
„Und dann?“, fragte eine heiseren Männerstimme die sehr melodisch klang. Darius lehnte im Türrahmen.
„Wenn ihre Erinnerungen in drei Tagen nicht wieder da sind, löse ich den Schleier der sie umhüllt!“, Silver hatte schnell geschaltete und log. Lilliana sah ihn an. Er war Göttlich, alles an ihm.
„Fahren wir ?“, fragte Darius. Lilliana erhob sich. Hilfesuchend sah sie Silver an.
„Bis in drei Tagen, passe auf dich auf!“, flüsterte sie während der Umarmung. Lill nickte geistesabwesend. Silver mahnte sie mit einem Blick, sie solle bloß die Fassade aufrecht erhalten.
Sie brausten wieder davon. In ein paar Stunden würde sie ihre Gabe wieder voll unter Kontrolle haben, hoffentlich.
Das erste was Lilliana tat als sie wieder bei ihr zu Hause waren war Duschen. Während sie in ihrem Zimmer hockte führte Darius einen inneren Krieg mit sich selbst.
Sollte er zu ihr hingehen? Seit kurzer Zeit liebte er sie so sehr das es schon weh tat. Aber was sollte er denn tun? Sie hatte keine Erinnerungen mehr und wenn sie sie wieder hat wird sie ihn wie bisher verabscheuen und nicht beachten. Keine Frau vor ihr hatte es gewagt sich ihm zu widersetzten, doch dann kam sie und tat es einfach. Dieses zierliche Wesen hob sogar ihre Hand ihm gegenüber. An dem Tag war sie aufgebracht gewesen wegen dem Vorfall mit Veronika. Sie schrie ihn an und schlug nach ihm. Und sie würde sich garantiert nicht scheuen es wieder zu versuchen.
Er überwand seinen inneren Schweinehund und ging zu ihr.
Die anderen waren mitten ihm Krieg und er war nur hier um dieses außergewöhnliche Mädchen zu beschützen, dass ihn hasste!
Er klopfte. Ein leises „Ja!“, war zu hören.
Sie saß ,in einer Jogginghose und einem weißen T -shirt, im Schneidersitz auf ihrem Bett. Ihre Haare hatte sie zu einem hohen wirren Zopf zusammengesteckt und betrachtete durchgehend ein altes Buch, das schon zu zerfallen schien.
„Du bekommst es bestimmt sehr oft zu hören, aber du bist wunderschön“, er trat näher bis er an ihrem Fenster stehen blieb.
„Guck mal!“, sagte sie und erhob sich von ihrem Bett. Darius stand immer noch vor dem Fenster und schaute heraus. „Sie sieht irgendwie aus.. wie..“, sie hielt inne. Darius drehte sich um. Lill hielt ihm ein Bild von einer Frau hin.
„Wie DU!“, vollendete er ihren Satz.
„Hier steht das sie eine der ersten Liebenden war. Ihr Name war Amelié und sie war mächtig. Sie beherrschte ihr ganzes Umfeld. Die Männer lagen ihr alle zu Füßen, doch sie liebte nur den einen“, Lill lass einen Teil von der Inschrift vor.
Darius kam ein Gedanke. Liebt sie denn jemanden?
„Lilliana.. bist.. bist du..“,stotterte er vor sich hin. Noch nie hatte eine Frau ihn so unsicher gemacht.
„Was bin ich?“, fragte sie und legte das Buch hinter ihm auf die Kommode. Sie sah ihn an. Seine Haut war so glatt wie ein Blatt Papier, seine Augen so klar wie das Meer und sein Körper ähnelte dem einer Porzellan Statue eines griechischen Gottes. Mit den Fingerspitzen fuhr sie seine Wange entlang.
„Lebst du schon sehr lange?“, fragte sie. Und betrachtete ihre Finger die seine Wange hinab glitten.
„Viel zu lange ohne einen Sinn“, gab er nur zurück und nahm ihre Hand von seinem Gesicht. „Weißt du eigentlich wie du auf Männer wirkst?“, fragte er sie und umklammerte ihre Hand. Sie sah in seine Augen und er dachte er hatte etwas in ihren aufblitzen sehen.
„Ja, ich weiß es!“, sie wandte sich um und ging.
Während sie die Treppe herunter lief hätte sie sich gegen die Stirn klatschen können. Was zur Hölle tut sie. Anstatt zu fliehen von einem kranken Vampir der bestimmt schon 500 Jahre alt ist, streichelt sie ihn noch und nimmt ihm die Last für Minuten.
Im Wohnzimmer durchwühlte Lilliana die Schubladen. Ihr Kopf drohte von jetzt auf gleich zu platzen. Mit jedem Stich kam eine Erinnerung mehr, die Gefühle und die blicke der Menschen schienen schärfer als je zuvor vor ihrem inneren Auge zu sein.
„Was suchst du?“, fragte eine männliche stimme. Lill drehte den Kopf zu Tür.
„Das geht dich gar nichts an!“, bluffte sie. Indem Moment fand sie was sie gesucht hatte. Kopfschmerztabletten sei Dank!
Mit den Tabletten ging sie in die Küche. Bevor sie sich doch ein paar Tabletten herausnehmen konnte, hatte Darius der schnelle Penner ihr die Tabletten weggenommen.
„Gib sie wieder her“, kreischte sie fast.
„Nein, erst wenn du mir sagst was ist“, forderte er.
„Wer lesen kann ist klar im Vorteil du Volltrottel, und jetzt gib mir die verdammte scheiße wieder!“, sie wurde wütend. Sehr wütend. Zu ihrem leid standen in der Küche Blumen. Obwohl sie vor Wut brodelte beherrschte sie ihre Gabe wieder. Innerlich schickte sie Stoßgebete an Gott, es klappte sie hatte ihre verdammte Gabe wieder im griff.
Plötzlich stand er vor ihr und hielt ihr die Packung hin. Lill riss sie ihm weg, drückte sechs Tabletten raus, warf sie sich in dem Mund und schluckte alle mit reichlich Wasser hinunter.
„Gott!“, innerlich fluchte sie wie ein Seemann. „Wo ist dieser elende Bastard von Georgius? Ich bring ihn um, was denkt er wer er ist und überhaupt warum hast du ihn nicht umgebracht? Ihr seid alle samt Behindert!“, Lill steigerte sich in ihre Wut.
„Wollte der mich zu seiner Frau machen. Noch lächerlicher geht es nicht und was hätte gefolgt Kinder? Ha ha, das ich nicht lache. Er kann mich doch nicht mal ohne seine widerlichen Handschuhe anfassen, elender Stümper.“, sie machte den Kühlschrank auf und kramte herum. In letzter Zeit hatte sie immer einen Riesen Hunger und entweder lag es daran das sie sich... verwandelte oder naja es gab keine anderer Erklärung.
„Du erinnerst dich wieder?“, es war mehr eine Feststellung von Darius als eine Frage. Lill kam aus dem Kühlschrank hervor. Sie hatte sich doch vorgenommen nicht mehr auszurasten. Ein neuer Vorsatz muss her. Die Fassade war dann wohl mit dem ersten Tobsuchtsanfall hin!
Sie antwortete ihm nicht sondern riss die Gefriertruhe auf. Sie nahm sich den Eisbecher und einen Löffel aus der Schublade.
„Ich hätte ihm das Leben aussaugen sollen“, murmelte sie. Mit einer Schüssel voll mit Eis ging sie an ihm vorbei, als sie etwas funkelndes an seinem Hals erblickte blieb sie jedoch stehen. Lill nahm ihre Kette, die Darius um den Hals trug, und riss sie ab. Er rührte sich keinen einzigen Zentimeter. Die alte Lilliana war wieder da.
„Pack deine Sachen wir fahren zum Schloss!“, sagte er grob. Ihn plagte eine Frage. Warum konnte sie Georgius das Leben aussaugen?
„Ich fahr ganz bestimmt nicht noch einmal freiwillig in die Hölle!“, sagte sie und sprang auf.
Er zuckte mit einer Schulter.
„In zehn Minuten bin ich wieder da und wenn du dann nicht mitfährst zwinge ich dich halt“, er verließ ohne noch ein Wort das Zimmer.
Er ging in das Bad um zu telefonieren.
„Darius mein Freund ist etwas passiert?“,fragte Julius aufgeregt.
„Ja, deine Tochter hat ihre Erinnerungen wieder“, sagte er emotionslos.
„Bring sie her. Red hat herausgefunden das ein paar Parasiten zu euch auf den Weg sind. Leo und er folgen ihnen, wundere dich nicht wenn du sie triffst. Pass auf meine Lilliana auf“, mit einem gebrummten ja legte Darius auf.
„Lilliana! Was treibst du solange?“, rief er hoch. Er schärfte seine Sinne. Es war still, zu still ihr Herz war nicht mal zu hören.
Er raste in ihr Zimmer. Das Fenster stand sperr weit offen und er roch ihre Fährte. Er tat es ihr gleich und sprang ebenfalls aus ihrem Fenster in die Finsternis hinein.
Er folgte ihrer Fährte in den angrenzenden Wald. Ein auffallendes Rascheln durchfuhr ihn.
Die Parasiten hatten sie gefunden.
„Suchst du die Prinzessin?“, fragte eine Gestalt in der Dunkelheit.
Ein Schrei und es folgte ein Schlag von dem Parasiten. Lilliana´s Schrei brachte Darius zum zittern.
„Wenn ihr ihr nur ein Haar krümmt, werdet ihr alle Qualvoll sterben!“, zischte er und stürzte sich auf den Parasiten.
„Darius!“, schrie eine liebliche stimme. Noch nie hatte sie ihn so beim Namen genannt.
Blitzschnell drehte er dem Parasiten den Kopf um.
„Da hinten sind Red und Leo!“, schnell atmend zeigte sie tief in den Wald. Darius nickte und ging mit ihr tiefer in den Wald. Sie hatte große mühe mit ihm schritt zu halten was auch ihn einschränkte, da sie in Vampirgeschwindigkeit schneller vorankommen würden. Er blieb stehen und sie rannte ihn fast an.
„Was?“, fragte sie. Er schaute sie einmal eindringlich an. Sie hatte keine Angst vor ihm.
„Hast du Angst?“, fragte er sie sanft. Lill schüttelte den Kopf. „Komm!“, er nahm ihre Arme und legte sie sich in den Nacken.
„Was wird das?“, fragte sie verdutzt als er sie näher an sich zog.
„So sind wir schneller!“, er griff unter ihren Hinter und schlang ihre Beine um seine Mitte. Lilliana stützte sich an seiner Brust ab.
„Ich will nicht zurück!“, protestierte sie, doch es brachte ihr nicht viel ohne Beine.
„Willst du lieber sterben?“, fragte er mürrisch.
„Wenn es der einzige Weg ist dem zu entkommen, dann ja!“, sagte sie laut und wollte sich aus seiner Umklammerung lösen.
„Tja, nur werde ich das nicht zulassen“, er drückte sie an sich mit einer Hand an ihrem Hinterkopf sog er tief den Duft ihrer Haare ein.
„Ich hasse dich!“, brummte sie und auch Lill klammerte sich fest, zwar widerwillig aber sie tat es.
„Luft anhalten!“, sagte er traurig und rannte mit ihr los. Er hatte ihre Worte gehört.
Das erste was sie tat als er sie los ließ war Luft holen. Abrupt hielt sie inne und richtete ihren Blick starr an das andere Ende des Waldes. Es war soweit. Sie konnte es tun. Silver hat ihr einen Teleportier -stein gegeben um sie aus dem unheilvollen Schlamassel zu befreien. Sie sollte nur einmal so stark sie konnte ihre Gabe einsetzten damit Silver einen Anhaltspunkt hatte. Lilliana schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Es wurde windig. Regen prasselte auf sie herunter und es donnerte. Sie öffnete die Augen, dass Feld auf dem sie standen schien grau zu sein. Die Sterne am Himmel leuchteten noch heller als sonst an diesem Abgelegenen Ort. Lill fühlte sich gut, endlich konnte sie ihrer Gabe freien lauf lassen und die zerstörerische Macht der Liebe unter Beweis stellen. Ihre Kleidung war völlig durchnässt. In ihrem Kopf erklang Silver´s Stimme.
Jetzt
!,schrie sie über den Sturm hinweg.
Mit ihren Lippen formte sie ein Es Tut mir Leid.
Lilliana warf den Stein in die Luft er verpuffte und mit ihm auch sie.
Alles um sie herum wurde schwarz und still. Sie fühlte sich schwer und gleichzeitig so als ob sich ihre Knochen in Staub auflösen.
Plötzlich landete sie mit einem lauten plumps in einem Berg von Kissen. Sie seufzte mit schmerzverzerrten Gesicht und ließ sich in die Kissen zurückfallen.
„Gott, nie wieder!“, murmelte sie angestrengt.
Silver kletterte den bunten Kissenberg hoch und zog Lilliana hoch.
„Danke!“, murmelte Lill in ihrer Umarmung.
„Du bist klitschnass“, sagte Silver und strich Lill die nassen Haare aus dem Gesicht. „Ich hab ein paar trockene Sachen für dich.“
„Wo ist sie hin?“, schrie Red gegen den mittlerweile schwächeren Sturm.
„Ich hab keine Ahnung, ich weiß gar nichts“, murmelte Darius der immer noch im Regen stand. Er starrte die Stelle an, an der Lilliana gerade noch gestanden hatte.
„Darius!“, rief Leo, doch er reagierte nicht. Erst als Leo ihn am Arm zog reagierte er und rannte mit ihm und Red zum Schloss.
Darius verbarrikadierte sich in seinem Zimmer und dachte nach. Wer war dieses Mädchen und warum flieht sie vor all dem hier? Sie könnte so ein schönes Leben haben, doch warum will sie nicht an diesen Ort? Ist es wegen ihm? Er konnte es sich nicht vorstellen.
Ein leises klopfen drang durch die Tür.
„Herein!“, sagte Darius und starrte in die Nacht hinaus. Würde er sie finden wenn er jetzt auf die Suche gehen würde?
„Wo könnte sie sein?“, fragte Craft den dunkelhaarigen Krieger.
„Bei der Hexe“, Darius starrte immer noch aus dem Fenster. Craft wandte sich wieder zum gehen als er von Darius aufgehalten wurde.
„Craft? Sagt dir die Liebe Amelié etwas?“, fragte er immer noch zum Fenster gedreht.
„Ja, sie war mächtig doch leider starb sie an einem gebrochenen Herzen“
„Hast.. hast du ein Bild von ihr?“, diesmal drehte er sich Craft zu. Craft nickte und sprang vor in die Bibliothek, Darius tat es ihm nach.
„Hier irgendwo muss es sein!“, Craft rannte zu einem Regal und zog ein rotes Buch heraus. Für einen Sekundenbruchteil hatte er geblättert und schon das Bild von Amelié gefunden.
„Das ist sie! Amelié, wunderschön nicht? Lilliana hat Ähnlichkeit mit ihr“, von oben herab betrachteten sie es.
„Was ist das um ihren Hals?“, fragte Darius und überflog die Seite neben dem Bild.
„Eine Kette die aus den Sternen gemacht wurde. Du...“, Craft sah an Darius Hals. „Wo ist die Kette?“, fragte er aufgeregt.
„Lilliana hat sie wieder“, Darius blätterte um.
„Ich glaub das ist gar nicht gut. Wir sollten nicht warten bis Lilliana sich beruhigt hat um dann Daniel zu holen, sondern jetzt“, und weg war er. Darius blieb verdattert in der Bibliothek zurück.
Craft sprang zu Daniel in den Antiquitätenladen.
„Lilliana ist bei einer anderen Hexe untergetaucht!“, Craft kam sofort zur Sache.
„Tja, wir können nichts machen. Ehrenkodex. Er besagt das ich die errichteten Mauern nicht durchdringen kann“, Daniel eilte zu einem Regal.
„Hab ich auch schon erwähnt das Darius in Gefahr ist?“, fragte Craft nun ernster.
„Wieso?“, fragte Daniel verdattert.
„Lilliana hat ihre Kette wieder und dadurch kann Georgius ihn ganz leicht schaden zufügen, er steht nicht mehr unter ihrem Schutz, verstehst du?“, der alte Vampir setzte sich ungeduldig auf einen alten Stuhl.
„Ja ich verstehe. Was für ein Wesen ist sie?“, fragte der alte Mann und blätterte.
„Wissen wir nicht, aber ihre Gabe ist... unglaublich!“
„Sie.. sie hatte diese Kette, nicht wahr?“, Daniel hielt das Buch hoch und die Kette von Lilliana war auf einer Seite abgebildet. Craft nickte wortlos.
„Nun ja, es ist mir wirklich unangenehm aber.. diese Kette gehörte ursprünglich Amelié und wie du sicher weißt war sie eine der mächtigsten Lieben“, Craft fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Du meinst.. Lilliana ist..?“, er konnte es nicht aussprechen. „Aber die Prophezeiung hat nicht auf sie gedeutet, wo besteht denn bei ihr und der Sage ein Zusammenhang?“, jetzt verleugnete Craft Lilliana´s auftreten.
„Craft, ich bitte dich. Jetzt tue nichts so als ob du keine Vorahnung hattest. Dieses Mädchen strahlt dieses gewisse etwas aus und das weißt du wie jeder andere auch.“, Daniel versuchte ihn wachzurütteln.
„Wenn sie wahrhaftig DIE Liebe ist wie du es sagst, dann müssen wir sie beschützen!“, Craft stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Georgius, wir müssen ihn angreifen bevor er es tut“
„Ich kümmere mich um Darius!“, Daniel Teleportierte sich und Craft ins Schloss zurück.
„Darius?“, fragte Daniel. Ihm war nicht ganz gut zumute ihm zu beichten was los war.
Der dunkelhaarige Krieger kam gerade von der Jagt.
„Also...“, der alte Hexenmeister wurde von der zierlichen Mira unterbrochen.
„Ein Parasit ist in das Gebiet eingebrochen!“, sagte sie laut und Darius rannte davon ohne das man ihn sehen konnte.
4 Kapitel
Lilliana hatte sich vor dem heutigen Tag wochenlang gefürchtete. Ihr 18 Geburtstag!
Als sie am Morgen aufgewacht war brach sie sofort in tränen aus. Silver hatte nicht einmal die Chance ihr alles Gute zu wünschen. Lill brach weinend in ihren Armen zusammen. Lilliana war geschockt gewesen, sie wusste zwar das sich etwas mit ihrem 18 Lebensjahr verändern würde aber sie hätte nicht erwartet das es so offensichtlich ist, sie hatte ein verstecktes Mal erwartet oder etwas in der Art aber das war es nicht was sich geändert hatte. Ihre Augen wurden noch intensiver als sie es sonst schon waren. Sie hatte sich im Spiegel nicht mehr wiedererkannt. Ihre Haare sahen lebendiger aus, ihre Haut fühlte sich wie die eines Baby´s an und ihre Sinne schärfer als je zuvor, auch ihr Herz machte nicht mehr das was es einmal tat. Es schlug nicht mehr im normalen Rhythmus, es schlug schneller.
„Mein Herz hämmert so als ob jemand mit einem Hammer gegen Stoff schlägt der auf einem Tisch liegt“, sie hatte an Silver´s Schulter aufgeschluchzt, das Geräusch ihres Herzen verunsicherte sie.
Als Lill noch geschlafen hatte war das Wetter sonnig gewesen und jetzt wo sie in Eigenmitleid versank verschwand auch die Sonne.
„Sollte ich nicht doch jemanden holen? Ich bin mir von dem Ausmaß nicht bewusst“, Silver hatte versucht sie zu beruhigen doch Lill ließ es nicht zu schrie sie nur an und sperrte sich in einem Zimmer ein.
Nun saß sie im gedämmt Licht in dem Zimmer und starrte an die Decke.
„Immer muss so eine Scheiße mir passieren!“, sie beachtete das klingeln ihres Handy´s nicht. Sie wollte, wenn sie die Augen wieder öffnete, dass alles wieder normal war. Das nie etwas geschehen war und das ihr Herz sich nicht nach jemanden sehnte. Reflexartig griff sie an die Kette an ihrem Hals. Plötzlich spürte sie einen Schlag. Wie von einer Schlange gebissen sprang Lill auf und rannte heraus.
Sie traf Silver in einem völlig irren Trance zustand an... sie war mitten in einer Vision. Silver öffnete die Augen und sprang vom Stuhl.
„Alle sind auf dem Weg zu Georgius!“, quetschte sie hervor.
„Und was hast du in deiner Vision gesehen?“, fragte Lill aufgeregt.
„Darius.. er wird sterben... Er wird ihm qualvolle schmerzen bereiten, doch ich konnte nicht sehen wieso“, mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Silver die zierliche Gestalt vor sich an. Lill blieb fast das Herz in der Brust stehen. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Ich glaub... das meine Kette für ihn zum Schutz diente, wegen mir wird er sterben!“, eine träne lief ihr über die Wange.
„Gott, wie konnte ich das nur vergessen?“, Silver wirbelte herum und suchte etwas. „Wenn man einen Teil der Liebe hat wird man sozusagen unverwundbar. Und ich glaub er wusste es nicht. Und... ich hoffe du weißt was auf dich in den nächsten Hundert Jahren zukommt wenn du dich jetzt stellst!“, warnte sie die weinende Lilliana.
Lilliana atmete einmal tief ein und nickte dann entschlossen.
„Du tust das richtige!“, vergewisserte Silver ihr und nahm sie in den Arm. „Es lohnt sich immer für die Liebe zu kämpfen“, mit den Worten machten auch sie sich auf den Weg zu Georgius.
Silver Teleportierte beide durch den Spiegel an den Ort an dem sich auch die Krieger befanden.
Sie landeten in einem Wald.
„Wo zur Hölle sind wir?“, fragte Lill mit einem bissigen Unterton. Lilliana hatte die große schwarze Kapuze ihrer Jacke über den Kopf gezogen.
„Pscht!“, Silver hielt ihr eine Hand vor den Mund und horchte. „So geht das nicht! Dein Herz hört man bestimmt bis nach Mexiko“, sie legte eine Hand auf Lilliana´s Herz und murmelte etwas vor sich hin. „Für ein paar Stunden wird es reichen. Komm!“, sie zog Lill durch den ganzen Wald.
„Woher willst du überhaupt wissen wo sie sich befinden?“, genervt hielt sie ihre Kapuze im Gesicht. Silver schob einen letzten dichten Ast zur Seite. Und da stand das Schloss das hoch in die Luft ragte und um das der Krieg tobte.
„O mein Gott!“,es war das einzige das Lilliana herausbrachte.
„Wir müssen irgendwie da rein“, Silver zog sie wieder hinter den dichten Ast.
„Hm.. ich hab eine Idee!“, Silver kramte in ihrer Tasche und zog einen Umhang heraus. Wie konnte nur so viel in eine so kleine Tasche passen, ganz klar Silver hatte sie mit einem Zauber belegt so wie sie auch das kleine Haus mit einem Zauber belegt hatte dessen inneren einer Villa Konkurrenz machen konnte.
Sie legte sich den Umhang um die Schultern und deutete Lilliana sich neben sie zu stellen.
„Und jetzt will ich keinen Ton von dir hören“, mahnte Silver sie.
Sie nickte nur noch. Jetzt hatte sie Angst denn es würde zur Sache gehen. Es gab genau zwei Möglichkeiten. Die eine war das alles Reibungslos ablief und sie heil wieder aus der Sache heraus kamen, und die andere war das man sie erwischen würde und das wäre nicht sehr schön!
Sie schlichen in die Festung und beachteten den tobenden Krieg um sie herum nicht. Als sie bei ein paar niedergeschlagenen Parasiten ankamen hielt Lill inne kam unter dem Umhang hervor und ging zum Parasiten.
„Lill! Was tust du da?“, fragte Silver nervös. „Hörst du das Gebrüll nicht?“
Plötzlich ,wie von einer fremden Hand geleitet, verkrampfte sich Lill.
„Silver!“, quetschte sie mühsam hervor.
Es folgten schreie die aber nicht von Lill stammten. „Geht es ?“, Silver stützte ihr Freundin.
„Es tut nicht weh es ist nur... Darius!“, rief sie und rannte los.
„Na, wen haben wir den da? Da haben sich die Damen wohl verlaufen“,ein widerlicher Parasit stellte sich Lill in den Weg. Sie hatte immer noch die Kapuze auf ihrem Kopf. Sie wollte ihre Augen einfach nicht sehen. Dieses grün in das sie getaucht wurden fand sie einfach nur schrecklich abstoßend.
Lill wurde durch eine unsichtbare Hand zur Seite gerissen, mit einem lauten krachen viel sie gegen die Wand.
„O eine Hexe also!“, von überall her kamen Parasiten, wie aus dem nichts kamen sie aus den Ecken des Schlosses gekrochen und mit ihnen... Krieger?
Gerade als sich ein widerlicher Parasit auf Lill schmeißen wollte kam ein ihr bekannter schwarzhaariger Krieger und schleuderte ihn zu Boden. Lilliana setzte sich auf und zog die schwarze Kapuze noch tiefer ins Gesicht um seinem Blick nicht zu begegnen. Für einen Buchteil einer Sekunde hatte er sie angesehen und wendete sich dann wieder den Parasiten zu.
„Show Time!“, rief er und tötete Parasiten ohne mit der Wimper zu zucken.
Von einer sicheren Entfernung konnte sie sehen wie er ihnen die Kehle aufriss. Es war deutlich zu erkennen das ihm das Parasitenblut nicht schmeckte.
Wie von einem Schatten wurde sie in den anliegenden Flur gerissen und gegen die Wand gepresst.
„Du blutest!“, Lill konnte sein Gesicht nicht sehen aber sie kannte die Stimme.
Sie stoß ihn von sich. „So hat man dich in Erinnerung“, sagte er und kam wieder auf sie zu. Wie aus dem nichts zückte sie das Messer unter ihrer Jacke und rammte es ihm in den Bauch. Das Messer hatte sie dem toten Parasiten im Flur abgezogen.
Er umfasste mit einem schmerzverzerrten Gesicht ihren Hals.
„Miststück!“, quetschte er durch zusammengepresste Lippen hervor.
Reflexartig umklammerte Lill seine Arme und hielt die Luft an. Abrupt ließ er sie fallen und ging mit den Händen auf den Ohren in die Knie. Alles wurde still. Silver tauchte mit einem angespannten Gesicht auf.
Wie erstarrt stand Lill mit der Kapuze halb auf dem Kopf da. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie spürte etwas feuchtes an ihrem Arm, betastend fuhr sie ihren Arm hoch.
„Ich.. blute!“, Silver nahm ihre Hand und zog sie zu den Kriegern. Sie rannten, Lilliana hatte immer eine Hand an ihrer Kapuze und das Messer stets in ihrem Ärmel.
„Was hast du getan?“, fragte ein Krieger Silver.
„Gehirnzellen zum platzen gebracht, doch sie regenerieren sich schon wieder. Wir haben nicht viel Zeit!“, nur ein einziger Krieger kam mit ihnen. Silver hielt stets Lilliana´s Hand wie die eines kleinen Mädchens. Die andern Krieger blieben zurück um die Parasiten zu vernichten. Es würde ein Massaker geben das stand fest.
Dort, am ende der langen Treppe, hinter der Tür befand sich der elende Bastard. Sie hörte wieder ihr Herz rasen. Das ist doch alles abnormal!
„Die Türen werden aufgehen!“, mit aufgerissenen Augen starrte Silver zur Tür bis sie realisierte das Lilliana hineingezogen wurde. Mit einem Zauber löste sie das Schild das sie davon abhielt in den Saal zu gelangen.
„Ah.. eine Hexe!“, Georgius stand dreckig hinein grinsend vor einem blutenden Darius. Sie stürmten den Saal doch das nützte ihnen nichts, Lilliana schien verloren. Ein Parasit stand hinter dem gefesselten Darius mit einem langen Messer in der Hand. Wieso zur Hölle war er hier? Und dann auch noch allein?
Georgius nickte und das Messer wurde Darius von hinten durch den Rücken geschoben. Seine Gesichtszüge entglitten ihm, doch er machte keine Anstalten. Auch Lilliana bekam den Stich ab und blutete doch sie spürte keinen Schmerz.
„Na, schwindet dein Bewusstsein schon?“, höhnisch sah Georgius zu Lilliana.
Es kam ihr so vor als ob nur noch Darius, Georgius und sie sich in dem Saal befanden. Ihre Beine führten sie langsam näher zu ihm.
Je näher sie kam desto öfter wurde auf Darius eingestochen. Seine Wunden heilten nach wenigen Minuten, doch ihre würden bleiben und sich wie bei einem Menschen qualvoll langsam schließen. Darius ballte die Hände zu Fäusten und versuchte sich von den Fesseln zu lösen.
„Du elender Hurensohn!“, er riss sich los und stürmte auf Georgius zu.
Als ob sie draußen wären wirbelte ein Wind durch den Saal und riss Lilliana die Kapuze von dem Kopf. Sie kniff die Augen zusammen. Doch das was er konnte konnte sie auch, über das Ausmaß ihrer neuen Kräfte war sie sich nicht bewusst doch sie war wütend, sehr wütend!
Sie riss die Augen auf und jetzt wehte der Wind in die andere Richtung. Lilliana stellte sich vor wie zehn von ihr an diesem Ort wären, und prompt entstand eine Illusion.
„Na wie fühlt es sich an wenn es scheint das man die ganze Welt im griff hat?“, Georgius stach mit einem Höhnischen grinsen auf Darius ein dem es nichts ausmachte, doch bedachte er Lill nicht. Vor ihren Augen schwand die Kraft. Sie sank in die Knie. Konnte Darius dem denn nicht ein Ende bereiten? Doch es schien als sei er der Kraft von Georgius nicht gewachsen. Mit Blutüberströmten Händen griff sie sich an den Hals und riss ihre Kette erneut ab. Entschlossen stand sie auf. Sie würde wissen wie sie Georgius für einen Moment ablenken konnte. „Darius!“, schrie sie und warf ihm die Kette entgegen. Sie stellte mit letzter Kraft eine Illusion auf, Georgius blicke wanderten von einer Lilliana zur anderen. Sie verdoppelte sich selber und jede Lilliana tat etwas anderes. Die eine lachte Georgius aus, eine weinte, eine schrie, eine sang und eine ging auf ihn los. Doch die wahre Lilliana hielt sich die klaffende Wunde am Bauch.
Mit der Zeit wie sie die Illusion aufrecht hielt wurde sie noch schwächer. Hinter ihr hörte sie stimmen die ihren Namen riefen. Lill drehte den Kopf zur Seite und erblickte Silver die wie eine irre gegen eine unsichtbare Mauer hämmerte.
Sie wollte das er aufgab, das Georgius sich stellte und die Spielchen sein ließ. Georgius wollte Darius schaden zufügen doch es gelang ihm nicht. Ein Wutschrei entfuhr ihm.
„Du elendes Miststück!“, er schrie und tauchte vor Lilliana auf. Sie riss die Augen auf und griff sofort nach seinem Hals.
„Nein, heute nicht!“, sagte er unter ihrer Berührung rammte ihr einen Dolch in die Schulter und verpuffte.
Mit einem Schmerzvollen seufzen ging Lill in die Knie. Sie schaute Darius nicht mal an, sie zog den Dolch heraus und stellte sich langsam wieder auf ihre Beine.
Die vier großen Wunden erschwerten ihr das atmen. Eine zierte ihren Rücken, eine den Bauch, eine ihr Bein und die andere die Georgius ihr persönlich zugeführt hatte, ihre Schulter. Nur die an der Schulter tat ihr weh. Die anderen bluteten nur. Wäre sie ein normaler Mensch gewesen wäre sie schon lange Tod. Als sie einen schritt nach vorne machen wollte geriet sie ins Wanken und Darius fing sie auf.
„Lass.. mich los!“, sie musste schlucken. Vielleicht hatte sie doch schon zu viel Blut verloren. Er hörte nicht auf sie und stützte sie weiter. Lill schaute ihn funkelnd an.
„Deine Augen!“, entfuhr es ihm und er starrte sie mit offenen Mund an. Verlegen senkte sie den Blick. Silver eilte zu ihr und nahm sie Darius ab.
„Ich mach das schon!“, Silver legte eine Hand an Lill´s Arm.
„Aber..“, er versuchte Einwände einzuwerfen.
„Darius!“, sagte die kleine Hexe nur und riss ihm Lill aus den Armen. Er verließ widerwillig den Saal.
Silver hielt Lilliana´s Kopf auf ihrem Schoß gebettet.
„Teleportieren wäre jetzt nicht gut“, sagte sie und strich der zierlichen Gestalt die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete nur flach.
„Gleich wird jemand kommen und dann geht es dir wieder gut!“, Silver sprach ihr leise zu doch sie war sich nicht sicher ob Lill mit einem derartigen Blutverlust überleben konnte.
Eine Frau tauchte aus der Ecke auf. Es war Lilliana´s Mutter.
„O Gott!“, sagte sie und beugte sich über ihre Tochter. Silver kullerte unbewusst eine Träne über das Gesicht.
„Tu doch etwas!“, schnauzte sie Lauren an. Lauren öffnete Lilliana´s Jacke und legte die Hand über die klaffende Wunde an ihrer Schulter. In wenigen Sekunden schloss sie sich und es floss kein Blut mehr. An ihrem Bauch, dem Rücken und ihrem Bein tat sie dasselbe doch das änderte nichts an der Tatsache das sie schon viel Blut verloren hatte.
„Sie braucht Ruhe!“, Lauren hielt Lilliana´s Hand. Lange war sie ihrer Tochter nicht mehr so nah gewesen, sie hatte sich verschlossen und ist ihren eigenen Weg gegangen und jetzt wusste auch jeder warum. Die Liebe, sie ist es!
„Hol Red oder Leo hierher sie sollen Lilliana nach Hause bringen!“, Silver sprang auf und lief los.
Lilliana schien von diesem ganzen Theater nichts mehr mitzubekommen, Seelenruhig lag sie da.
Silver kam mit Leo der gezeichnet von einem Kampf war wieder.
„Bringt sie sicher zurück zum Schloss. Und Silver.. passe auf das sie keine Dummheiten begeht!“, jetzt war ihre Mutter wieder die strenge Heilerin.
„Ich werde sie nicht verletzten indem ich ihr ihren Willen und ihren Mund nehme. Das kannst du schön alleine machen“, sagte Silver in einem düsteren Ton.
„Was fällt dir ein so mit mir zu reden?“, fragte Lauren angestrengt.
„Lilliana hätte es schon lange machen sollen, vielleicht hättet ihr sie dann mehr als Tochter angesehen und nicht als ein lästiges Objekt aber da ihr jetzt wisst was ihre Gabe ist und wer sie überhaupt ist seht ihr sie natürlich wieder als Tochter an“, der pure Sarkasmus lag in ihrer Stimme.
Lauren platzte der Kragen und sie erhob ihre Hand gegen Silver. Doch Silver hielt sie nur mit einer kleinen Handbewegung auf.
„Lass dir eines gesagt haben, ich werde dafür sorgen das ihr nichts passiert aber nicht euretwegen!“, sie befreite Lauren wieder. Silver hatte Lauren nie sonderlich gemocht, sie war schon immer viel zu versessen von der Macht gewesen und was hätte sie nur für eine Macht wenn ihre Tochter ihre Liebe findet und dann die Herrscherin ist?
Aber wenn man es andersherum betrachtet, wäre es auch für sie nicht schlimm wenn Lilliana, die Liebe, sterben würde.
Leo nahm Lilliana auf den Arm.
„Kannst du mit ihr springen?“, fragte Silver. Er nickte stumm.
Er sprang mit ihr zurück ins Schloss und Silver Teleportierte sich selbst. Sanft legte Leo Lill auf ihr großes Bett und betrachtete sie lächelnd.
Silver räusperte sich.
Sie zog ihr vorsichtig die Jacke aus und deckte sie zu.
Keiner konnte sagen was passiert wenn sie aufwacht!
„Ich muss noch ein paar Erledigungen machen könntest du?“, Silver deute auf Lilliana. Leo verstand und setzte sich in den Sessel.
5 Kapitel
Lilliana konnte wieder ihren Körper spüren. Sie setzte sich schlagartig auf und riss die Augen auf.
Schnell ein und ausatmend betrachtete sie ihre Hände im fahlen Mondlicht. Mit zitternden Händen betastete sie ihre Haut. Die Verwandlung hat sich im Schlaf vollzogen!
Als ihr das bewusst wurde sprang sie aus dem Bett und rannte ins angrenzende Badezimmer. Schnell knipste sie das Licht an und zog ihr mit Blutflecken bedecktes T -shirt aus. Sie konnte es sehen, da war es, dass Zeichen.
Votre amour est la clé
, es war dieselbe Inschrift die auch in ihrer Kette war. Sie sah so aus als ob man sie mit einem feinen Pinsel und weißer Farbe auf ihr linkes Schlüsselbein geschrieben hätte.
Male waren eigentlich schwarz, doch bei der Liebe waren sie immer schon weiß gewesen.
„O mein Gott!“, hauchte sie und fuhr das Mal mit den Fingern nach. Lill hielt es für einen dummen Scherz, schnell griff sie zu einem Handtuch das rechts von ihr an dem Rand des Waschbeckens lag und machte es nass.
Wie wild geworden schrubbte sie an der Schrift herum, doch sie verschwand nicht, stattdessen rötete sich ihre Haut.
„Nein!“, schrie sie und zerschlug den Spiegel mit der bloßen Hand. Sie wusste das sie die Liebe ist doch wollte sie es nie wahrhaben. Sie hatte gehofft, gebetet und gefleht das es nicht wahr sein würde, doch alles nützte nichts. In das Schicksal der Liebe kann man nicht eingreifen!
Der Spiegel hatte nun einen Sprung. Als sie wütend geworden war vergrößerte sich das Mal. Nun ragten ranken an der Schrift. Fast ihre Ganze Schulter wurde bedeckt. Noch einmal atmete sie tief ein und aus. Sie ging zurück in ihr Zimmer nahm sich ein paar Sachen zum Anziehen und stellte sich unter die Dusche.
Wer hatte es zu verantworten das sie zu dem geworden ist was sie nun ist?
Sie würde die Person umbringen wenn sie nicht schon Tod wäre. Alles war Amelié´s schuld, wäre sie nicht an einen gebrochenen Herzen gestorben hätte die Gabe niemals Generationen übersprungen.
Immer musste das elend auf Lilliana treffen auch noch dazu trug sie diesen verdammten Namen.
Sie legte sich auf das weiße Bett und starrte die Decke an.
Nichts, alles war weiß.
Aus offenen Mund atmete sie aus, sie hatte die Arme von sich gestreckt und die Beine hingen über das Bettende. Sie muss Stunden so dagelegen haben denn die Sonne ging auf.
Ein leises klopfen war zu hören. Lill antwortete nicht. Einen Spalt breit ging die Tür schließlich auf.
„Silver kommt morgen wieder sie muss noch ein paar Erledigungen machen“, Leo schaute auf Lilliana runter. Sie regte sie nicht.
„Lill?“, fragte er schließlich. „Geht es dir gut?“, fragte er weiter. Immer noch keine Reaktion von ihr. „Gut, wenn du nicht reden willst! Ich werde es jedenfalls tun“, er setzte sich in den Sessel und faltete die Hände stützend.
„Ich brauche einen neuen Spiegel!“, sagte sie träge mit geschlossenen Augen.
„Leonard, was tust du hier?“,fragte die alte hässliche Stimme Ariel´s. „Die Prinzessin muss sich für die Feierlichkeiten vorbereiten“,
Mit ihren schärferen Sinnen nahm Lilliana nun auch wahr wie Leo aufstand. Sie hielt sich die Hände an die Ohren und verzog das Gesicht. Dieser Krach!
Es war kein Krach, diese Geräusche waren schon immer dagewesen doch jetzt konnte auch Lill sie wahrnehmen.
So musste sich also ein Vampir fühlen nur das ein Vampir seine Gefühle ausschalten konnte, nicht so Lilliana.
Ariel betrat das Zimmer öffnete den Kleiderschrank und hing etwas hinein. Lilliana hob den Kopf, bedacht dabei die Augen nicht zu weit zu öffnen.
„Das wirst du heute Abend bei denn Feierlichkeiten tragen“, sagte sie und und hielt ein langes weißes Kleid hoch. Lilliana setzte sich auf und starrte Ariel ungläubig an.
Genauso ungläubig starrte Ariel in Lill´s Augen.
„Außerdem werden dir Dienerinnen zugestellt die dir beim Anziehen helfen“, beendete Ariel ihren Satz als sie sich wieder gefasst hatte.
Lill legte sich wieder hin.
„Tz!“, machte sie abfällig. „Werden wie sehen wer sich hier wie eine Prinzessin verhält“, sie schloss wieder die Augen.
Grummelnd verließ Ariel wieder das Zimmer und sprach mit jemanden im Flur.
Es klopfte leise. Lilliana sagte nichts.
„Geh einfach rein!“, rief Ariel. Langsam wurde die Tür aufgeschoben.
„Entschuldigung Prinzessin aber ich sollte ihnen Handtücher bringen“, sagte ein Mädchen. Lill erhob sich von ihrem Bett und betrachtete sie.
„Wie alt bist du?“, fragte sie das Mädchen.
„Sechzehn, Prinzessin“, antwortete das Mädchen und vermied es Lilliana anzusehen.
„Wie ist dein Name?“, Lill lief zum Kleiderschrank.
„Sophie, Prinzessin!“, antwortete sie und versteifte sich.
„Ich bin Lilliana und keine Prinzessin“, stellte Lill als erstes klar. „Und bitte, ich bin nicht Medusa. Du wirst nicht zu Stein wenn du mich ansiehst“
„Ariel sagte das sie es nicht wünschen angesehen zu werden“, gab Sophie zurück und schaute Lill immer noch nicht an.
„Was die nicht alles sagt..“, brummte Lill vor sich hin während sie die Kleider hin und her schob.
Schließlich nahm sie sich das weiße das für den Abend gedacht war und zog es sich an während Sophie im Bad war.
„Sophie, könntest du mir helfen?“, fragte Lill und hielt sich das Kleid vor die Brüste. Dafür das es schon Handy´s gab war das hier ganz schön altmodisch, aber hier ist es ohnehin anders als irgendwo sonst.
„Natürlich, Prin.. Lilliana“, Sophie packte das Band und schnürte das Korsett fest zu. „Darf ich fragen was mit dem Spiegel passiert ist?“, fragte sie leise und knotete das goldene Band zu einer Schleife.
„Ich nehme an das du weißt das ich die Liebe bin“, sagte Lill nur und drehte sich um. Verwundert sah Sophie auf Lilliana´s Mal an ihrem Schlüsselbein.
„Es ist wunderschön!“, sagte die junge Gestalt vor ihr. „Du bist wunderschön!“
„Es mag wunderschön sein, doch es ist eine Last. Das -“, Lilliana zeigte auf den weißen Schriftzug „-ist eine Verschwörung!“, sagte sie mit einem spöttischen lachen.
„Aber wie können sie es als ein solches sehen? Die Liebe ist doch etwas schönes!“, sagte Sophie.
„Hässlich wird es wenn sie stirbt. Du musst wissen Liebe ist vergänglich. Bist du verliebt?“, fragte Lill und sah ihr tief in die Augen.
Die Dienerin schüttelte leicht verlegen den Kopf.
Ihr Blick sagte mehr aus als die Bibel. Mit dem einfachen Leben das sie hatte war sie vollkommen zufrieden.
Sophie hatte den Auftrag Lilliana´s Bett neu zu beziehen, wieso auch immer!
Die Bettwäsche war noch frisch doch trotzdem sollte sie es machen.
Lill half ihr dabei.
„Gott, ich will hier raus!“, murmelte Lill und blickte aus dem großem Fenster.
„Man sagt das ihr nicht glücklich seid“, murmelte Sophie als sie die Decke glattstrich.
„Ich weiß“, gab Lill, die immer noch am Fenster stand, von sich. „Es würde mich glücklicher machen wenn ich nach draußen könnte“
Die Stille kehrte ein als Lilliana von einer Idee beflügelt wurde.
„Sophie?“
„Ja, Herrin!“, antwortete das Mädchen.
„Hättest du etwas dagegen wenn ich dich hier alleine lasse?“, fragte Lill.
„Keineswegs, wo gedenken sie hinzugehen?“
„Ich werde mir etwas zu essen holen“, log sie und sprang von der Fensterbank. „Ach und, wenn du fertig bist, bitte, verschließe die Tür“
Lilliana griff sich ihre schwarze Strickjacke und zog sie über das lange Kleid. Mit der Kapuze auf dem Kopf schlich sie durch das Schloss, bedacht darauf das keiner sie erkennen möge. Mit einem lächeln auf dem Lippen stahl sie sich in die Küche, wo alle nur so herumwirbelten und das essen für die Feierlichkeiten am Abend vorbereiteten.
Auf leisen Sohlen schlich sie sich durch die Menge, einige machten sie aus doch sie scherten sich nicht um ein verhülltes Mädchen.
Im steinernen Flur rann sie dann die Treppe hinaus in die Freiheit. Sie würde es ihren Eltern, der nervtötenden Ariel und dem Schwachmaten Darius zeigen, dass stand fest.
Lilliana schlenderte in den Wald wobei das weiße Kleid sanft über die schwarze Erde glitt und dreckig wurde, doch sie kümmerte sich nicht darum denn genau darauf hatte sie es abgesehen. Langsam wanderte sie durch den Wald und genoss die frische Luft die sie umgab. Auf einer weitläufigen Wiese mit hohem Gras machte sie einen Halt und breitete die Arme aus. Ein hauchdünner Nebel bildete sich um ihre Beine die Halb von dem hohem Gras bedeckt wurden. Die Flecken würden nie wieder aus dem Kleid herausgehen.
Langsam stapfte sie durch den dünnen Nebel der nur ihre Beine umgab. Am anderen Ende der Wiese verebbte der Nebel immer mehr bis er gar nicht mehr vorhanden war.
Lilliana lächelte, wenigstens hatte sie ihre Gabe unter Kontrolle.
Im Wald konnte man das ruhige zwitschern der Vögel ausmachen. Wie Automatisch folgte Lilliana dem Lied der Vögel bis sie an einem See landete.
Mit einem lächeln auf den Lippen setzte sie sich ans Ufer. Sie fühlte sich frei, so unendlich frei weg von den Mauern und den pflichten die sie aufgetischt bekommen würde.
Als sie sich erhob um ein Stückchen zu gehen erblickte die ihr Spiegelbild im Wasser, sie sah ganz anders aus als sie sich fühlte. Von außen schien sie wunderschön doch innen war sie wütender den je. Mit einer Handbewegung verschwamm ihr Spiegelbild und sie machte sich auf ins Wasser. Mit kleinen schritten lief sie immer weiter hinein in den See bis sie zur Hälfte drin stand. Die spitzen ihrer Haare wurden nass und das Kleid schwamm an der Oberfläche. Mit einem Sprung tauchte Lill unter und durch den See. Am Anfang fiel es ihr schwer da das Kleid es ihr erschwerte, doch je länger sie im Wasser war desto wohler fühlte sie sich. Selbst die Natur ist vergänglich wurde es ihr klar und egal was sie tun würde, die Liebe kann nicht jedem gerecht werden. Sie tauchte seufzend auf und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht. Sie nahm alle zur Seite und wrang sie aus.
Das vordere ende des langen Kleides nahm sie zusammen und stieg endgültig aus dem See.
Ein letztes mal genoss sie den Anblick. Oft würde sie nicht mehr hierher kommen können.
Mit einem geräuschvollen seufzen atmete sie aus und ihr atem bildete in der kühlen Abendluft eine kleine Wolke.
Schwerfällig machte sich die zierliche Gestalt auf denselben weg auf dem sie auch gekommen war doch diesmal tritt sie den Rückweg an.
Mitten auf der Wiese machte Lill einen erneuten Halt und sah auf sich herab. Wenn sie klitschnass ankommen würde, würden ihre Eltern sich nicht scheuen sie einzusperren. Wenn Lill sie vor den Wesen mit Einfluss, Macht und Geld blamieren würde würden der König und seine Frau deren eigene Tochter gar nicht mehr ansehen.
Jetzt waren sie zwar froh, weil die Liebe in ihrem Besitz war aber es würde sich spätestens mit den Männern ändern die ihr Vater ihr für seinen Willen vorsetzten würde. Bestimmt würde Lilliana die Männer nicht akzeptieren, keinen von ihnen egal wieviel Geld und Macht sie hatten und auch egal wie schön sie waren, eher würde sie Ohrfeigen verteilen als einen Mann zu heiraten den ihr Vater für sie ausgesucht hatte.
Natürlich ist es respektlos aber was kümmert es sie?
Lilliana schloss die Augen und ließ einen starken Wind aufkommen damit ihr Kleid und ihre Haare wenigstens etwas trocknen konnten.
Mit einem lächeln wurde der Wind wieder leichter.
Immer noch feucht aber ruhiger als am Mittag ging sie weiter.
Vor dem Schloss angekommen standen schon ein Haufen teure Autos davor. Man konnte deutlich erkennen das sie eher jungen Leuten gehörten, denn es waren diese modernen und schnittigen Sportwagen. Als sie sich in einer Scheibe erblickte musste sie teuflisch lächeln. Sie sah echt sowas von durcheinander und dreckig aus. Ihre Haar haben ihre natürlich Form angenommen und waren nun bis in die Spitzen leicht gewellt. Das Makeup saß noch gerade so, aber das Kleid war hin!
Schnell Band Lilliana ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und lief hinter das Haus. Durch den Eingang, durch den die Diener sonst immer ins Schloss gelangten, ging sie herein.
Als sie schon in der Küche stand und von allen Köchen und Mägden angestarrt wurde, fiel ihr auf das sie die Strickjacke am See vergessen hatte.
„Abend“, sagte sie und zupfte an ihrem Kleid.
Alle verbeugten sich Vor Lill und ließen sie gehen.
Eigentlich hatte sie vor die Treppe hochzugehen doch sie hörte wie eine Fluchende Ariel die Treppe hinunterkam.
„Diese Göre, wo steckt sie wieder nur“, kam es von ihr. Lilliana schaute kurz nach hinten um dann durch den Flur zu rasen um in den Festsaal zu gelangen. Dreckig wie sie war. Doch bevor sie ihn teuflisch lächelnd betrat, betrachtete sie ihre Schuhe. Matschige Chucks unter so einem Kleid kamen echt immer gut, fehlt nur noch das sie betrunken ist.
„Lilliana, komm sofort her!“, rief Ariel´s hässliche Stimme nicht weit von Lilliana entfernt.
Böse riss sie die Tür vom Festsaal auf.
Alle Augenpaare lagen auf ihr.
Sie setzte wie üblich ihr Pokerface auf.
„Vater! Mutter!“, grummelte sie nur und setzte sich als einzige an die lange Esstafel.
Unauffällig ließ sie ihren Blick schweifen, viele junge Männer waren da.
Sie schaute über den Tisch. Etwas hochprozentiges musste her.
„Ahh!“, entfuhr es ihr erfreut und griff sich die Weinflasche die auf dem Platz ihres Vaters stand.
Mit einem plopp öffnete sie die Flasche und füllte ihr Glas bis zum Anschlag.
„Lilliana Alessandra Nayla!“, zischte jemand. „Wo zur Hölle warst du, wir haben uns sorgen gemacht!“, schimpfte ihr Vater leise während sie in großen Schlücken trank und erst absetzte als das Glas leer war.
„Und wie siehst du überhaupt aus? Warum bist du nass?“, fragte er weiter. Lilliana beachtete den so mächtigen Julius nicht sondern trank munter weiter.
„Antworte mir wenn ich mit dir rede!“, zischte er nun lauter und entriss ihr das Glas. Schelmisch lächelnd trank sie aus der Flasche.
„Das kann doch nicht wahr sein!“, schimpfte ihre Mutter als sie ihre Tochter erblickte.
„Du siehst doch dass dass wahr ist oder bist du erblindet?“, die Abfälligkeit in Lilliana´s Stimme war kaum zu überhören.
Ariel kam und entriss ihr die Flasche.
„Julius ich hab dich gewarnt! Siehst du was aus ihr geworden ist? Respektlos und unrein!“, schnaufte sie und zog Lill mit sich.
Lilliana machte sich einen Spaß daraus und trat ihr mit ihren dreckigen Schuhen auf die Schleppe ihres Kleides.
„Ups, es tut mir wirklich gar nicht leid!“, sagte sie und blickte noch einmal drohend auf ihre Eltern zurück. Ihre Mutter lag traurig in den Armen ihres Vaters.
Vor der Tür gab es ein klatschen und Lill´s Kopf flog zur Seite.
„Man hätte dich von Anfang an mit einer strengen Hand erziehen sollen, du dumme Göre!“, wütend zog Ariel Lilliana hinter sich her. Lilliana lachte böse und verengte dann die Augen.
„Mit einer strengen Hand erziehen, also“, Lilliana zog sie an den Haaren näher zu sich. „Pass auf das ich dich im Schlaf nicht ersteche, weil wie du weißt ist DIE Liebe unberechenbar“, und prompt schlug Ariel zurück.
„Noch so ein Satz dein Vater wird dich nie wieder aus dem Schloss lassen“, drohte sie ihr.
„Ach ja?“
„Weißt du, ich kann ihm auch einfach ein Märchen erzählen. Und jetzt geh dich umziehen!“, befahl sie in einem schrillen Ton.
Lilliana hatte nicht die geringste Angst vor ihr, doch sie fürchtete ihren Vater.
„Zieh das an!“, befahl Ariel immer noch in einem schrillen wütenden Ton und hielt ihr ein rotes Bodenlanges Kleid entgegen. Ausnahmsweise war es kein Korsett. Lill riss es ihr aus der Hand und zog es sich im Bad über.
„Ich hasse dich!“, murmelte Lill bevor sie wieder ins eigentliche Zimmer trat.
„Zieh die Schuhe an!“, Ariel hielt rote High Heels hoch.
„Wärst du nicht so verdorben könnte man meinen das du Hübsch bist“, mit verschränkten Armen betrachtete Ariel Lilliana wie die in dem engen langen Kleid um Luft rang.
Wenn Ariel so weiter machen wird, dann würde es gewaltig knallen. Lill erhob sich und strich ihr Kleid glatt. Ariel packte sie am Oberarm.
„Ich kann alleine laufen!“, zischte die nur.
Wütend knallte Lilliana ihre Zimmertür zu in dem sich Ariel noch befand.
„Miststück!“, murmelte sie und ein grollen dröhnte draußen. Blitze durchfuhren den schwarzen Nachthimmel.
Schnaufend tapste Lill die Treppe hinunter in den Festsaal.
Sie schmiss die Tür auf und ging hindurch, hinter ihr vermerkte sie das klacken von Stöckelschuhe.
Stumm setzte sie sich auf ihren Platz und wer saß neben ihr?
Ganz recht, Ariel dieses Miststück!
Julius erhob sich und mit ihm die anderen so musste auch Lilliana sich unter den Sehnsüchtigen blicken von den jungen Männern erheben. Egal wie schön das Kleid war, sie fühlte sich wie eine eingeschnürte Wurst.
Als sie ,zum zweiten mal heute, ihren Blick schweifen ließ erblickte sie Darius. Wütend biss fletschte sie die Zähne. Dieser verdammte Krieger!
Ihr Vater schlug leicht mit einem Silbernen Messer gegen ein Glas.
Er räusperte sich.
„Ich heiße euch alle herzlich willkommen zu diesem besonderen Anlass!
Mit der Liebe an unserer Seite werden wir den Krieg der dort draußen herrscht gewinnen, es wird nicht leicht sein doch gemeinsam werden wir es schaffen....“, weiter hörte Lill nicht zu sondern betrachtete den Dunkelhaarigen Krieger.
Ein klatschen das von der Menge kam riss sie von ihm los.
„Ein Hoch auf meine Wunderschöne Tochter!“, rief ihr Vater und die Menge trank als wenn es kein Morgen geben würde.
„Hallo Schönheit!“, eine Männliche stimme erklang hinter ihr. Lill drehte sich um und ein Gestaltwandler drückte ihr einen sanften Kuss auf die Hand.
Sie lächelte ihn an denn sie wusste das Ariel sie beobachtete. Wieder hatte sie ihr gedroht sie solle sich dem Willen ihres Vater fügen und, ja, das tat sie aber auch nur für diesen Moment.
Als Lill sich mit dem Gestaltwandler unterhielt kam ihr eine Idee. Illusion!
Warum war ihr das nicht früher eingefallen?
Das einzige was sie benötigte war ein unachtsamer Moment Ariel´s.
Gedanklich klatschte sich Lilliana an die Stirn, warum war sie nicht eher auf die Idee gekommen!
„Ah da ist sie ja! Ihr kennt euch ja noch gar nicht!“, sagte Lilliana um eine Ablenkung zu schaffen. „Zac, das ist Mira. Mira, Zac!“, stellte Lill sie einander vor und verdrückte sich in der Menge.
Lill wusste das Ariel ihr folgen würde deswegen versteckte sie sich schnell hinter einer Säule und erstellte eine Illusion.
Es ein perfekter Abklatsch von Lilliana nur das sie sich auflösen würde, wann das wusste Lill nicht aber sie würde sich auflösen. Die Illusion lief an Ariel vorbei und die sah ihr nur zufrieden hinterher.
In schnellen schritten entfernte sich Lilliana aus dem Saal.
Sie ging hinter das Haus und setzte sich auf die Schlosstreppe. Alles war in dieser Welt anders, wirklich alles. Die Sterne schienen heller zu scheinen und der Mond schien viel näher.
„Solltest du nicht eigentlich drinnen sein?“, eine Männliche Stimme durchfuhr sie Stille.
„Und du? Solltest du nicht auch drinnen sein?“, antwortete Lilliana dem fremden.
Sie schaute nicht hoch sondern starrte weiter in den Himmel.
„Ich bin Alexander!“, stellte er sich vor und setzte sich neben sie.
„Lilliana!“, sagte sie und sah ihn an. Er hatte helles Haar das ihm wild vom Kopf Abstand und er lächelte sie an.
„Du bist also DIE liebe“, fing er ein Gespräch an.
„Und was bist du? Auch so ein Gottverdammter Vampir?“, sie war immer noch wütend auf Darius.
„Nein, ein Werwolf!“, gab er schulterzuckend zu. „Magst du keine Vampire?“, fragte er.
Lilliana brummte nur.
„Warum gibt es dich zweimal?“, fragte er dann.
„Das wirst du wohl nie erfahren!“, Lill erhob sich und mit ihr Alexander.
„Warum weist du mich so ab?“, fragte er angesäuert und riss sie am Arm zurück.
Er zog sie am Arm zu sich und umklammerte sie. Lill versuchte ihn von sich zu schieben doch es gelang ihr nicht.
„Lass mich los!“, quetschte sie hervor. Mit einem mal war sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. „Du tust mir weh!“
„Alexander!“, sagte jemand spöttisch. „Wenn du die Sonne jemals wiedersehen willst dann lass die Prinzessin los!“
Alexander schaute von Lilliana hoch, diese Stimme kannte er nur zu gut.
Darius!
Alexander schmiss Lilliana beiseite. Sie stolperte und drohte die Treppe hinunterzufallen. Erschrocken weiteten sich ihre Augen als sie von Darius aufgefangen wurde.
Alexander verschwand.
Lilliana riss sich aus Darius griff und wollte davon schnellen, doch er hielt sie fest.
„Findest du nicht das ein Danke angebracht ist?“, fragte er sauer. Warum war er sauer? Lilliana hatte einen Grund sauer zu sein aber nicht er!
„Ein Danke wofür? Dafür das ich durch deine Dummheit hier bin und verheiratet werden soll?“, meckerte sie gleich los.
„Die Liebe wärst du so oder so geworden, niemand kann das Schicksal der Liebe beeinflussen“, verteidigte er sich ebenfalls sauer.
„Aber nur durch deinen dämlichen Alleingang ist es soweit gekommen das ich zurückkam“, schrie sie ihn nun an.
„Ich hatte dich nicht darum gebeten zu kommen!“,sein griff um ihre Hand verstärkte sich doch Lill machte es nichts aus.
Durch Lilliana´s Wut bildete sich ein Sturm.
„Hätte ich dich sterben lassen sollen?“, schrie sie ihn an. „Weißt du wie sich das für mich anfühlt wenn du verletzt wirst? Aus einem unerfindlichen Grund werden auch mir die Verletzungen zugefügt wenn du nicht einen Teil von mir bei dir hast!“
„Dann hör auf es zu bereuen!“, er ließ sie los. Lill legte den Kopf schief.
„Du denkst das ich es bereut hab? Ich hab mich nicht mit dir... verbunden oder was auch immer das zwischen uns ist“, gestand sie ihm dann.
„Und wer war es dann?“, wütend presste er die Lippen aufeinander. Keine Frau hat ihn je so in rage versetzt wie sie es konnte.
Lilliana betrachtete ihn wie er so vor ihr stand.
Irgendwie machte er ihr Angst.
„Ich.. ich kann D - Daniel fragen..“, gab sie völlig verstört von sich.
Er drehte sich weg und nickte dabei einmal.
„Und.. passe auf dich auf!“, mit den Worten verschwand er.
Lilliana legte sich in dem Kleid auf ihr Bett. Warum war Darius nur so zu ihr?
„Lilliana!“, ihr Vater schlug gegen die Tür.
Lilliana hielt sich ein Kissen ins Gesicht. „Mach diese Gottverdammte Tür auf!“, brüllte er weiter.
Weitere Flüche folgten, bis sein Tobsuchtsanfall verstummte.
„Ich rede mit ihr“, Silver stimme drang durch die Tür.
Silver Teleportierte sich in Lilliana´s Zimmer und ließ sich in den Sessel fallen.
„Sag nichts,bitte!“, Lilliana´s Stimme war durch das Kissen gedämpft.
Es kehrte stille ein.
„Kannst du willkürlich Illusionen erschaffen?“, fragte Silver schließlich und durchbrach somit die Stille.
„Ich weiß nicht!“, gab Lilliana gedämpft zurück. „Ich hasse ihn!“
„Wen?“, fragte Silver verwirrt.
Lilliana erschuf eine Illusion von Darius.
„Ah!“, machte sie und erhob sich. „Du lügst!“, mit einer Hand berührte Silver die Illusion.
„Was?“, fragte Lill und schob das Kissen von ihrem Gesicht.
„Lilliana ich weiß, dass es nicht leicht ist die Liebe zu sein und das du Angst hast ebenfalls an einem gebrochenen Herzen zu sterben, doch was ist wenn Darius dasselbe für dich empfindet?“, nun saß Silver neben Lill.
„Hass! Genau das ist es was ich für ihn empfinde“, murmelte Lill müde und drehte sich zur Seite, die Illusion verschwand.
„Lill du musst wissen das ich nicht ewig auf dich aufpassen kann, ich werde älter im Gegensatz zu dir!“, Silver legte ihr die Fakten offen hin.
„Ich weiß. Heute hat mich dieser Alexander Prinz von was weiß ich wem, belästigt und rate wer mich gerettet hat und mit wem ich mich dann gestritten hab?“, fragte Lill nun.
„DARIUS!“, Silver legte sich zurück.
„Ja und das schlimmste ist ich bin mit ihm verbunden, warum auch immer. Ich muss Daniel fragen warum!“, Lill erhob sich gähnend.
„In letzter Zeit bist du oft müde kann das sein?“, fragte Silver als sie Lill gähnen sah.
Lilliana nickte.
„Du musst deine Gabe besser trainieren, hast du sie heute oft benutzt?“, Silver zog die Augenbrauen hoch. Und wieder nickte Lill.
„Deswegen bist du auch so müde!“, stellte Silver fest. „Was hältst du davon wenn ich mit dir deine Gabe trainiere?“
„Klingt gut!“, rief Lill aus dem Bad. „Könntest du Daniel fragen ob man Bindungen zu der Liebe lösen kann?“, fragte sie als sie mit dem Kleid in der Hand und nur in Unterwäsche bekleidet wieder ins Zimmer kam.
„Ich mach mich auf den Weg. Schlaf gut!“, Silver drückte Lill einmal kurz.
„Du auch!“
Mit einem seufzen legte Lilliana sich ins Bett.
„Weiß Lilliana das der Krieg nicht vorbei ist?“, fragte Darius Craft.
„Nein und sie wird es auch nicht erfahren! Erst wenn wir scheitern kommt sie ins Spiel“, erklärte der Uralte Vampir.
„Dann nehme ich an das sie auch nicht weiß das wir zwei Nächte nach Vollmond losziehen“, Darius schüttelte leicht den Kopf.
„Mach dir keinen Kopf um sie hier ist die Prinzessin in Sicherheit“, der alte fasste Darius an die Schulter.
„Ich weiß“, murmelte der alteingesessene Krieger fast tonlos. „Sie sollte erfahren das wir wieder in den Krieg ziehen“
„Ihr Vater hat es untersagt ihr davon zu berichten, sie soll sich auf ihre Zukunft konzentrieren“, Craft drehte Darius zu sich herum. „Begehe keine Dummheiten!“, mahnend hob er den Finger.
Darius lachte höhnisch auf.
„Werde ich nicht!“
Mit einem nachdenklichen Gesicht ging der starke Dunkelhaarige Mann auf sein Zimmer.
Warum ging ihm dieses verdammte Mädchen nicht aus dem Kopf?
Ein Mädchen war sie in seiner Welt nicht, sondern eine Frau mit ihren Achtzehnjahren.
Er setzte sich auf sein Bett und faltete die Hände vor seinem Gesicht zu einem Zelt.
Wenn er bei dem Krieg sterben würde würde er sie nie mehr wiedersehen, doch er würde nicht sterben, dass wusste er.
Heute Abend hatte Lilliana doch schon wieder alle Anwesenden in Aufruhr versetzt mit ihrem öffentlichen Besäufnis.
Eine Prinzessin durfte so etwas nicht tun!
Doch sie tat.
Unter den lüsternen Blicken der anderen Männer hatte er sie beobachtet. Das erste Mal als sie in den Saal kam hatte sie sich nicht um ihn geschert, doch beim zweiten mal als ihre Blicke aufeinander trafen.. wusste er das etwas mit ihr nicht stimmte. Ihr Mund war ein Dieb doch ihre Augen schrien die Wahrheit.
Sie war eigentlich nicht die Taffe Lilliana die alles und jeden bespucken konnte.
Sie war verletzlicher und auch wenn sie es nicht zugeben will, wusste Darius das sie sich von aller Welt verletzt, betrogen und benutzt fühlte.
Die Begründung dafür war, dass sie die Liebe ist!
Selbsthass, hegte sie gegen sich.
Der starke Krieger atmete hörbar aus und starrte auf seine Armbanduhr.
Er durfte keine Dummheiten begehen, dass durfte er einfach nicht!
Doch er tat. Er wollte in ihr Zimmer springen, doch er landete ganz woanders.
„Suchst du Lilliana?“, fragte Silver die an einer Säule lehnte. „Deine Erklärung will ich gar nicht erst hören, Darius. Aber du musst wissen, dass jeder der versucht in ihr Zimmer zu springen woanders landet. Ich will nicht das sie jemand verletzt, ich hoffe du verstehst das!“, erklärte sie ihm ernst.
Silver hatte Lilliana´s Zimmer mit einem Zauber belegt.
„Wie geht es ihr?“, fragte er und schob seine Hände in seine Hosentaschen.
„Sie ist sehr müde. Ihre Gabe verausgabt sie viel zu sehr Daniel und ich werden mit ihr trainieren müssen“, murmelte die kleine Hexe.
Darius nickte still.
„Darius, ich hoffe du weißt das sie in das Reich der Toten muss um die Bindung zu lösen“, mit den Worten hielt die Hexe ihm vom gehen ab.
Darius wusste was das hieß wenn Lilliana in das Reich der toten ging.
Sie könnte verloren gehen oder würde verletzt werden, es musst keinen großen Grund für die Herrscher der Totenwelt geben um die Liebe bei sich zu behalten.
„Ich werde sie nicht gehen lassen“, sagte Silver trocken und stoß sich von der weißen Säule ab.
„Pass auf sie auf“, murmelte der Krieger. Er wusste wenn er der Hexe krumm kommen würde, würde sie ihn in die Knie zwingen und das nur mit einem Schnippen!
Darius hielt es nicht länger aus und sprang zurück in sein Zimmer.
Er war verdammt nochmal wütend.
Warum fühlte er so?
Warum war es so besorgt um sie?
Seine Sorgen konnten nicht nichts bedeuten!
Lilliana schreckte aus ihrem Schlaf. Sie fühlte sich eigenartig. Ihre Haut glühte. Ängstlich stand sie auf und ging in ihr Badezimmer um sich zu betrachten.
Das Mal zierte ihren Hals und verschwand dann hinter ihrem linken Ohr.
„Nein!“, schrie sie und warf mit einer einzigen Handbewegung alles vom Waschbeckenrand.
Wütend atmete sie ein und aus.
„Was ist los?“, Silver blieb geschockt und mit gehobenen Händen an der Tür stehen.
„Siehst du das? Siehst du das?“, völlig hysterisch zeigte Lilliana auf ihr Gesicht, ihre Augen funkelten wie Diamanten. „Von wegen eine Gabe ein verdammter Fluch ist das!“, schrie sie.
Immer noch fühlte sie sich als ob sie glühen würde.
„Beruhige dich“, sanft legte Silver Lilliana eine Hand auf die Schulter.
„Nein!“, schrie sie ihr entgegen. „Sieh mich an! Siehst du nicht was ich bin?“, eine träne rann aus dem Türkisblauen Auge Lilliana´s.
„Schhh..“, Silver nahm sie in den Arm. „Ich mach das es aufhört, versprochen!“, murmelte sie.
Deutlich konnte Silver spüren wie das Herz von Lilliana bebte.
Wie sollte sie ihrer Freundin helfen?
Ihr Kopf schien vor Verzweiflung schon zu qualmen, soviel dachte Silver nach.
Lilliana lag in ihrem Bett und rührte sich nicht, dass Mal zierte immer noch ihren Hals.
„Silver!“, sagte Lilliana laut. „Tu etwas!“
Lilliana war wütend, aber wer wäre das nicht in so einer misslichen Lage gewesen!
„Ich geh und hole Daniel“, Silver sprang von dem Sessel auf und ging los. Schnell rannte sie aus dem Hauptschloss heraus.
„Daniel!“, rief sie und rannte über den Platz zu ihm. „Kann.. kann ich dich kurz sprechen?“, sie schaute auf den Boden.
„Natürlich“, der alte Magier verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und zeigte Silver den Weg um ihm zu folgen.
Sie landeten im Rosengarten.
„Wie kann ich dir helfen?“, fragte der kleine alte Mann.
„Es ist... Lilliana.. also..“, sie wusste nicht wo sie anfangen soll.
„Ist etwas mit der Prinzessin?“, abrupt blieb er stehen. Silver nickte.
„Hol sie her!“, sagte er ruhig.
„Ich denke das sie davon nicht sehr überzeugt sein wird“, sagte Silver doch holte sie Lilliana trotzdem.
In einer grauen Jogginghose und einer viel zu weiten dunkelblauen Strickjacke deren Kapuze sie sich ganz tief ins Gesicht zog trottete Lilliana hinter Silver her.
„Ach und das bringt etwas wenn ich jetzt an die frische Luft gehe?“, Lilliana war deutlich genervt als Ariel ihr über den Weg lief platzte sie fast.
„Kind, so kannst du als Prinzessin nicht herumlaufen!“, hatte sie gemeckert. Lilliana ist einfach weitergelaufen da sie nicht garantieren konnte was sie mit Ariel anstellen würde.
„Warte erstmal ab!“, beschwichtigte Silver sie.
„Halt!“, sagte jemand. Lilliana und Silver blieben mitten im Schlossgarten stehen.
„In das Gewächshaus!“, sagte die Stimme wieder. Man hat Daniel nicht gesehen aber dafür hörte man seine Stimme.
„Und was soll ich hier?“, meckerte Lilliana wieder. Sie wollte sich am liebsten in einem dunklen Zimmer verkriechen und nie wieder herauskommen!
„Nimm deine Kapuze ab!“, drängte Silver Lill.
Lill zog sie sich vom Kopf und richtete ihre langen Haare.
Sie drehte sich um Daniel stand mit offenen Mund vor ihr.
„Das hab ich bis jetzt nur ein einziges mal gesehen..“, murmelte er und fuhr kaum spürbar über Lilliana´s Hals.
„Amelié hatte dasselbe“, er betrachtete Lill´s Mal das zuvor auch Amelié geziert hatte. „Aber... warum hat es sich ausgebreitet?“, fragte er laut und trat einen Schritt zurück.
„Wenn ich das wüsste wäre ich nicht hier!“, beklagte sich Lilliana.
Daniel betrachtete Lilliana und dachte gleichzeitig nach.
„Ich hab eine Idee!“, er hob den Zeigefinger. „Ich gehe schwer davon aus das sich die ganzen Lasten auf deiner Gabe gestaut haben“, sagte er und betrachtete die Wände des Gewächshauses.
„Das heißt..?“, fragte Silver.
„Sie muss ihrer Gabe freien lauf lassen und wir müssen aufpassen das es nicht aus der Kontrolle gerät“, erklärte Daniel.
„Aber ich kann das nicht auf Kommando“, Lilliana fummelte am Reißverschluss der Jacke herum.
„Dann müssen wir nachhelfen“, entschloss sich Daniel.
„Wie nachhelfen?“, fragte Lilliana verdutzt und bekam nur noch mit das Silver sich nickend in die andere Ecke des Hauses stellte.
„Was wird das?“, schrie Lilliana nunmehr.
„Es tut mir leid“, murmelte Silver verlegend lächelnd. Und plötzlich erfasste sie eine Unsichtbare Hand und schleuderte sie zu Boden.
„Zwei gegen eins ist unfair!“, schrie Lill.
„Du hast die zehnfache Macht in dir“, rief Daniel ihr grinsend rüber. Lilliana stand auf und klopfte sich den Sand von den Klamotten. Ein starker Wind zog auf und riss an Lilliana´s Kleidern. Sie hielt sich einen Arm vor die Augen. Im Gewächshaus verdunkelte es sich sichtbar und Blitze traten auf der Hohen Glasdecke auf.
Wo konnte sie sich verstecken?, fragte sie sich und sah unter ihrem Arm hindurch.
Sie sah die Tür. Schnell rannte Lill los doch ehe sie sich versehen konnte schlug Daniel die Tür mit einem Windstoß zu.
Wütend blieb sie stehen und fixierte Daniel.
Wieder wurde ihr glühend heiß, ihr Körper zitterte vor Anspannung.
Ihre Gedanken galten nur der Wut.
Urplötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf die schrie.
Kämpfe!
Lilliana verstand nicht.
Kämpfe!,schrie die Stimme in ihrem Kopf wieder.
Ihr kam die Stimme ziemlich vertraut vor. Sie klang sehr melodisch, irgendwie erinnerte die Stimme in ihrem Kopf sie an ihre eigene, doch mit Gewissheit konnte sie sagen das es nicht ihre Stimme war.
Mit einem dreckigen lächeln auf den Lippen schloss Lilliana die Augen.
Ihr Körper schien zu brennen, die Luft um sie wurde immer heißer bis Lilliana es nicht mehr aushielt und die Augen wieder öffnete.
Um sie war ein Kreis aus Flammen, doch das konnte nicht sein denn gleichzeitig regnete es.
Wieder stoß eine Windböe von Silver´s Seite aus Lilliana fast um, doch sie hielt den Wind und schickte ihn mit doppelter Stärke zurück in die Richtung von der er kam.
Eine Naturkatastrophe baute sich im Gewächshaus auf.
Es wäre nicht nachvollziehbar gewesen hätte man Lilliana ihre Gabe im freien einfach mal so ausprobieren lassen.
Mit einem mal fingen Lilliana´s Augen an zu glühen und die Köpfe der Rosen standen in Flammen.
„Hören wir auf!“, brüllte Silver zu Daniel herüber, doch er dachte nicht daran.
„Nein, sie soll sich befreien!“
Stimmen schwirrten in Lilliana´s Kopf und eine schien ganz besonders heraus die von Georgius.
Immer und immer wieder wiederholte er seine Drohung wie ein Mantra.
Wer die Liebe findet darf sie behalten!
Plötzlich glühte auch ihr Mal auf und mit einem unerträglichen Geräusch das Silver und Daniel in die Knie sanken ließ knallte Lilliana durch die Glasscheibe links von ihr.
Kaum war Lilliana aus dem Gewächshaus mit einem lauten grässlichen Geräusch geflogen schon legte sich die Katastrophe die sie hervorgerufen hatte.
„Was war das?“, fragte Silver Daniel als sie wieder auf die Beine kam.
„Die Kraft der Liebe!“, antwortete er und ging in schnellen schritten aus dem Gewächshaus.
Keuchend drehte Lilliana sich auf die Seite. Es schien ihr als hätte sie während der ganzen Zeit automatisch die Luft angehalten.
„Lilliana!“, Silver und Daniel beugten sich besorgt über sie.
„Geht es dir gut?“, fragte Daniel und setzte sie auf.
„Ist es weg?“, Lilliana streckte ihren Hals.
Silver beäugte sie kritisch.
„Ja!“, sagte sie erleichternd.
„Danke!“, Lill stand auf und klopfte sich die Hose ab. „Für alles“, sie sah Daniel an. Dieser alte kleine Hexenmeister war einfach unglaublich. Die Kraft die in ihm steckte konnte man sich nicht vorstellen.
Zusammen betraten sie das Schloss.
„Gut das euch treffe!“, Mira tänzelte durch die Eingangshalle auf die drei zu „In einer Stunde verkündet der König die aufkommende Schlacht im Festsaal. Prinzessin!“, sie deutete Lilliana mit ihr mitzukommen.
Verdattert folgte Lilliana ihr.
„Was für eine Schlacht?“, fragte Lill als Mira sie in ihr Zimmer lenkte.
„Die die Krieger für das Volk deines Vaters ausführen werden“, Mira ging zum Kleiderschrank und nahm ein Bodenlanges Fliederndes Kleid heraus.
Ariel kam in einem festlichen schwarzen Kleid ins Zimmer.
„Lilliana, sei doch ein gutes Kind und lasse heute die Sonne scheinen“, völlig verstört blickte Lilliana auf den zum Teil mit Teppich belegten dunklen Holzboden.
Mira hielt das Kleid immer noch in den Händen und wartete das Lilliana bereit zum Ankleiden war.
Leicht schüttelte Lill den Kopf und kam wieder in die Realität zurück.
Als sie das Kleid an hatte betrachtete sie sich im Spiegel.
„Du bist wunderschön!“, Ariel richtete Lilliana das lange Schokoladenfarbende Haar.
„Es wird Zeit, Madame!“, Mira verbeugte sich im Türrahmen.
Langsam schlenderte Lilliana die Treppe herunter, doch anstatt wie vorgesehen in den Festsaal zu gehen ging sie in die Küche.
„O Prinzessin, möchten sie vielleicht etwas essen?“, fragte der Koch freundlich lächelnd. Müde schüttelte Lilliana den Kopf. „Nein Danke“
Langsam schritt sie durch den Angestellten Eingang hinaus ins freie.
Darius würde in den Krieg ziehen.
Warum? Warum tat er ihr das an?
Sah er denn nicht das sie ihn mochte?
Vielleicht auch genauso sehr wie er sie mochte?
Doch Lill wusste nicht ob er sie nur begehrte oder wirklich mochte, denn jeder begehrte die Liebe warum sollte er es denn nicht tun?
Lilliana änderte ihre Meinung und ging doch nicht wieder an ihren geliebten See. Mürrisch schlenderte sie durch die Küche und blieb schließlich vor dem Kühlschrank stehen. Über dem Kühlschrank stand eine teure Flasche Schnaps. Mit einem schnellen Handgriff entwendete Lill die Flasche und schlurfte mit ihr unter dem Arm in einen ruhigen Flur. Seufzend ließ sie sich gegen die Wand fallen. Sie betrachtete die Flasche. Ja, es würde reichen um auf andere Gedanken zu kommen. Warum musste er in den Krieg?
Musste ER denn überhaupt?
Natürlich er ist ein Alphakrieger, was sollen die andern denn ohne ihn machen.
Wut stieg in Lilliana hoch.
Mit flinken Finger öffnete sie die Flasche und schmiss den Deckel in die Ecke. Langsam führte Lill die Flasche zu ihren sinnlichen Lippen und nahm mit geschlossenen Augen hastige Schlücke.
Nein, sie würde jetzt nicht weinen.
Sie wollte nicht, denn sie wusste doch noch nicht mal ob sie ihn liebte.
Du empfindest etwas für ihn!
Hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf sagen. Diese Stimme hatte sie schon einmal gehört als sie kämpfen sollte.
„Du hast doch keine Ahnung“, murmelte Lill leise und warf den Kopf in den Nacken.
Doch, die habe ich.
Werde ich jetzt auch noch schizophren?, fragte Lill sich.
Nein
!, antwortete die Stimme wieder in ihrem Kopf. Ich bin im Reich der Toten, ich bin Amelié.
„Schön!“, murmelte Lill wieder und trank den Rest der Flasche auf Ex. „Verschwinde aus meinem Kopf“, nachdem sie ausgetrunken hatte stellte sie die Flasche auf den Boden und ging mit einer beeinträchtigten Sicht in den Festsaal.
Schwankend begrüßte sie die jungen Männer die nur wegen ihr hier waren. Lächeln und Idiot denken!, mahnte sie sich.
„Lilliana!“, zischte jemand und drehte sie schwungvoll am Handgelenk um. Eine wütende Lauren stand vor ihr.
„Hast du getrunken?“, fragte sie sauer.
„Nein“, Lilliana kicherte und schaute um sich um. Der Saal war mittlerweile voll und die Menge hatte auf ihren Stühlen Platz genommen. Die Krieger saßen bei dem König. Alles Männer, größtenteils Attraktive Männer.
Darius fiel ihr ins Auge und gegenüber von ihm saß Red. In schnellen kleinen Schritten tapste Lill auf Red zu und schlang die Arme von hinten um seinen Hals.
„Mach sie fertig“, hauchte sie ihm ins Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er grinste sie mit seinem Schlafzimmerblick an. Als Lill ein drohendes Knurren vernahm trat sie zufrieden den Rückweg an, doch weit kam sie nicht ihr Vater hielt sie auf.
„Lilliana! Was soll der Mist?“, zischte er. „Hast du wieder getrunken?“
„König Julius“, gespielt machte sie einen Knicks. „Weißt du eigentlich das du deine eigene Tochter zu einer Hure machst?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. Das stechende Türkis in ihren Augen schien flüssig zu sein.
„Ich verbiete mir einen derartigen Ton“, zischte er wütender und griff noch fester ihren Arm.
Höhnisch grinste sie ihn an riss sich los und setzte sich, als wenn nichts wäre auf ihren Platz.
Böse wurde sie von ihrer Mum und Ariel beobachtet.
„Ich freue mich verkünden zu können das wir morgen in den Krieg ziehen werden. An meiner Seite der Ehrenwerte Alphakrieger Darius. Seit einer halben Ewigkeit steht er mir zur Seite mit seinen Truppen“
Lilliana verdrehte genervt die Augen und wartete bis die Rede ihres Vaters vorbei war. Angewidert ließ sie die Gabel fallen. Ihr Vater wollte den Krieg gewinnen das stand fest. Es war nicht sein Krieg, es war nicht die seine Last und keiner wartete hoffnungsvoller als er darauf das die Prinzessin einen Mann fand. Als das Besäufnis anfing stand Lilliana auf und ging mit den Dienerinnen die den Wein und den ganzen Schnaps gebracht hatten heraus. Unauffällig reihte sie sich ein.
„Aber Prinzessin..“, kam er vorwurfsvoll von Sophie.
„Schhhh..“, Lill deutete ihr leise zu sein. „In ein paar Stunden bin ich wieder da“
„Aber draußen ist es schon dunkel, was ist wenn sie sich verlaufen?“, Sophie klang besorgt doch in Wahrheit hatte sie nur Angst das jemand Lill´s verschwinden bemerkte.
Lill ignorierte die Worte Sophie´s und stöckelte hinaus in den Wald. Es war Stockdunkel kein einziger Stern stand am Himmel.
Langsam und bedacht darauf das sie nicht hinfiel lief Lilliana durch den Wald. Sie wollte wieder zu ihrem kleinen Paradies.
An der geliebten Wiese angekommen öffnete Lilliana ihr Haar und ließ es sich über die Schultern gleiten. Mit einer schnellen Handbewegung durchfuhr sie es und ging weiter über die Wiese.
Wieder folgte sie den beruhigenden Klängen der Vögel. Langsam betrat sie den Steg und entledigte sich ihrer High Heels. Sie ging in die Knie, setzte sich auf den Steg und ließ die Beine im Wasser baumeln. Das Kleid war wieder hin. Nass, voller Erde und Grasflecken, dabei war es doch so schön.
Aus dem nichts lag plötzlich eine Rose neben ihr. Diese Rose war nicht normal sie hatte die Farbe von Lilliana´s Augen.
„Schön nicht“, sagte plötzlich wieder Amelié´s stimme. Aber diesmal war sie nicht in Lilliana´s Kopf. Lill sah sich um. Ein dichter Nebel war aufgekommen.
„Wo bist du?“, fragte Lill ängstlich in den Nebel hinein.
„Hier“, vor Lilliana im Wasser tauchte eine durchscheinende Amelié auf. Sie sah aus als ob sie zuvor geschwommen ist.
„Ich dachte du bist im Reich der Toten“, sagte Lilliana und betrachtete die Rose die sich in Luft auflöste.
„Das bin ich auch! Das hier ist nur eine Illusion aus meinem früheren Dasein, weißt du, ich war früher oft hier“, Amelié drehte Lill den Rücken zu und schritt tiefer ins Wasser. „Komm!“, forderte Amelié Lilliana auf. Lill zögerte aber glitt dann doch sanft ins Wasser. Sie lief hinter Amelié her bis die stehen blieb und beide bis zu den Brüsten im Wasser standen.
„Sieh dich an“, beide schaute auf Wasser und betrachteten ihre Spiegelbilder. „Für manch einen mögen wir wie Zwillinge aussehen doch wir sind sehr verschieden. Unsere Augen sind nicht einmal genau gleich. Du verachtest alles was dir die Liebe geschenkt hat und ich hab es damals geliebt“, erzählte Amelié.
„Warum kann ich dich sehen wenn du doch Tod bist?“, fragte Lilliana und betrachtete Amelié´s Spiegelbild.
„Du musst wissen das ich ein Teil von dir bin, jede Liebende steckt in dir. Deine Trauer rief mich. Und deine Angst brachte mich dazu in deinem Kopf herumzuspuken. Ich hab für dich gekämpft, es war dein Körper und deine Energie doch es waren meine taten“, erklärte sie leise.
„ich nehme an du weißt das ich an einem gebrochenen Herzen gestorben bin?“, fragte sie.
Lill nickte.
„Weißt du auch wen ich geliebt habe?“, fragte sie erneut.
„Nein“, antwortete Lill leicht kopfschüttelnd.
„Damals vor über 50 Jahren war ich in deinem Alter“, Amelié stellte eine Illusion auf und ermöglichte somit Lilliana den Blick in die Vergangenheit.
„Da war dieser Junge den alle verabscheuten. Gerüchte machten um ihn die Runde, er war ein laufendes Geheimnis. Keiner wusste woher er kam oder wer er wirklich war. Georgius war sein Name, dass wusste ich“
Bei dem Namen blieb Lilliana die Luft weg, doch Amelié erzählte unbeirrt weiter.
„Heimlich damit keiner etwas mitbekam traf ich mich mit ihm. Weißt du, damals war es kein Geheimnis wenn man die Liebende war oder eben ein Liebeswesen. Es war ganz normal, denn es waren ja noch genug da. Ich hatte mich nach unzähligen treffen in Georgius verliebt, dass dachte ich zumindest. Daniel, der alte Hexenmeister, hat mich damals gewarnt Georgius sei kein guter Mann, er hätte zu viele Geheimnisse“, Lilliana konnte in der Illusion Daniel´s Warnung sehen. Sie spürte alles was Amelié gefühlt hatte.
„Eines Nachts wollte ich mich wieder mit ihm treffen. Ich ging wie jede Nacht dieselbe Stecke. Plötzlich wurde ich zur Seite gerissen. Daniel hatte mich erwischt und nach Hause verwiesen. Er war sich Hundertprozentig sicher das an Georgius etwas nicht stimmte. Ab dem Tag an durfte ich keinen Schritt ohne meinen Begleiter machen. Felix, er war ein Krieger. Nun verbrachte ich nahezu jeden Tag mit diesem netten und sehr zuvorkommenden Krieger. Aber Felix war auch der Mann der mich schneller zur Weißglut brachte als das ich es buchstabieren könnte. Mit der Zeit fühlte ich mich in seiner Gegenwart eigenartig und in Georgius Gegenwart hatte ich mich nie so gefühlt“, Amelié erstellte die Illusion von ihrem dem Felix seinem ersten Kuss.
Jeder einzelne Stern funkelte mit einem andern um die Wette. Der Anblick war ergreifend.
„Jedoch... als Georgius herausbekam das ich ihn nie wirklich geliebt hatte, zeigte er sein wahres Gesicht. Er brachte alle Liebeswesen um und mit ihnen Felix. Nur mich ließ er zurück und besuchte mich in meinen Träumen. Was keiner wusste war das Georgius ein bekannter schwarzer Magier war. Seine Energie hatte er von den Toten“
Lilliana musste hart schlucken.
„Ich weinte viel, sehr viel, ich trauerte bis zu meinem Tod und alles stand in einem grau. Bis zu meinem Tod hin. Mit einem lächeln auf den Lippen bin ich damals gestorben denn ich wusste jetzt würde ich meinen geliebten Felix wiedersehen“, Amelié lächelte vor sich hin.
„Wir zwei sind so unterschiedlich wie man unterschiedlicher nicht sein kann“, sagte sie leise und strich mit den Finger über ihr Spiegelbild im Wasser.
„Ich werde nicht immer bei dir sein können und dir helfen“, sie sah Lilliana von der Seite an. Amelié war nicht mehr als ein Schatten in Farbe.
„Aber...“, wollte Lilliana Einwände machen.
„Hab keine Angst vor dem was du bist“, Amelié strich mit der Hand über Lilliana´s Gesicht.„Liebe ist, ein Erdbeben, eine Sturmflut, ein Urknall und ein Weltuntergange zugleich. Sie ist die Kraft, die uns unserer Lebensfreude wiedergibt. Sie lässt uns Dinge tun, die wir vorher noch nie gemacht haben. Liebe wächst nur in Freiheit, wenn man sie einsperrt, dann stirbt sie. Liebe ist immer freiwillig. Sie lässt sich nicht erzwingen, nicht erbitten. Sie wird uns geschenkt, oder versagt und wir können es nicht ändern. Wenn sie kommt, fragt sie uns nicht, ob es uns gerade passt, und sie fragt auch nicht, ob und wann sie wieder gehen soll. Liebe kann flüchtig sein, oder ein Leben lang, wir wissen nichts über die Dauer, wenn sie uns begegnet. Wir können für sie kämpfen, aber nicht gegen sie. Wir können versuchen, sie zu hegen und zu beschützen, aber sicher ist sie uns nie. Und wenn wir eines Tages alles Geheimnisse des Universums entdeckt und alle Wunder erklärt haben, bleibt die Liebe das letzte Rätsel, dessen Lösung wir niemals aber auch nur Ansatzweise auf die Spur kommen werden![..] Denk daran..Du bist so viel stärker als ich. Und bitte betrete niemals, aber auch niemals die Schwelle in das Reich der Toten. Du bist die letzte Liebende, du musst deinen Teil..“, Amelié wurde immer durchsichtiger bis sie ganz verschwand.
„ Amelié?!“, rief Lilliana und drehte sich wild um dich selber sodass das Wasser spritzte.
..finden!, hallte das letzte Wort in Lill´s Kopf nach.
„Und wie soll ich das machen?“, rief Lilliana in die schwarze Nacht hinaus. Sie war den tränen nah.
Wütend über Amelié´s plötzliches verschwinden schlug sie mit den Fäusten ins Wasser sodass sie Nass wurde.
„Danke!“, murmelte sie und schleppte sich aus dem Wasser.
Sie nahm ihre Schuhe in die Hand und trat den Rückweg zum Schloss an. Diesmal hielt sie nicht bei der Wiese inne um sich zu trocknen, denn jetzt würde es ihr egal sein was ihre Eltern mit ihr machen würden, sollen sie doch wenn sie sich dann besser fühlen.
„Gott!“, schrie sie in den Himmel und Vögel flogen erschrocken aus den Bäumen.
Kurz vor dem Schloss zog Lill wieder die Schuhe an. Es war still man hörte nur die Grillen. Für einen Moment lauschte sie dem Geräusch und ging dann einen Schritt voran.
Sie prallte gegen jemanden.
„Ent..“, sie sah hoch und blickte direkt in die warmen grünen Augen von Darius. Lill torkelte ein paar Schritte zurück. Sie war sauer warum musste er in den Krieg, wenn er es wollte könnte er doch bleiben!
„Warum bist du nass?“, fragte er und schaute an ihr herunter.
„Das geht dich nichts an!“, zischte sie wütend darüber das er in den Krieg ziehen würde und wollte an ihm vorbei.
„Du weißt was dir blüht wenn dein Vater dich so sieht?“, fragte er und hielt ihren Arm fest umklammert.
„Tz“, machte sie und riss sich aus seinem Griff. Am liebsten hätte sie sich an seinen Hals geschmissen und ihn angefleht nicht zu gehen. Wer weiß wann er wiederkommen würde?
„Sieh mich wenigstens noch einmal an“, bat er. Er wusste das sie sauer war, weil er sie verlassen würde. Ihm tat es dennoch genauso sehr weh wie ihr.
Sie wollte sich nicht umdrehen, denn ihr stand die Wut als tränen in den Augen.
Widerwillig drehte sie sich um.
„Pass auf dich auf“, mit hängenden Kopf betrat sie das Schloss und die Tränen bahnten sich ihren Weg über Lilliana´s weiche Haut.
Ihr leises weinen konnte Darius sogar hinter verschlossenen Türen hören.
Sie hasst mich, dachte Darius und ging im schleppenden Gang in sein Zimmer.
„Was ist los mit dir?“, Leo stand in der Tür von Darius Zimmer. „Seit tagen hast du nicht einen lebendigen Schluck zu dir genommen“
Leo meinte die Jagd.
Schulterzuckend lehnte sich Darius nach hinten.
„Das Mädchen!“, sagte Leo leise. „Du weißt das sie verheiratet sein wird wenn wir wiederkommen, mag ja sein das sie sich jetzt noch sträubt doch wie ich weiß, weißt auch du, dass ihr Vater sehr überzeugend sein kann“, Leo setzte sich neben Darius auf die weiße Couch.
Im Schloss lag Darius Zimmer im Turm, abgelegen von allen anderen.
„Leo, du hast keine Ahnung wovon du sprichst. Halt einfach deine Schnauze!“, sagte er drohend und stand auf.
Darius hielt Leo die Tür offen damit er hindurch gehen konnte.
„Wir sehen uns in ein paar Stunden!“, meinte Leo beim heraus spazieren.
Darius lugte auf die Uhr neben seinem riesigen Bett.
Ob sie schon schläft?, fragte er sich.
Er ging zu seinem Fenster öffnete es und sprang heraus. Ein letztes mal wollte er sie sehen.
Von einem Dach aus beobachtete er sie.
Sie trug immer noch das Fliedernde Kleid und stand am Fenster. Mit ihren schmalen Fingern tippte sie gegen die Scheibe und starrte immer auf dieselbe stelle.
Sie würde jemanden heiraten der sie auch verdient hatte, einen anständigen Mann.
Darius sah sich selber nicht als ein solchen, er war nicht gut genug für sie obwohl es nirgendwo vorgeschrieben war in wen sie sich verlieben durfte und in wen nicht.
Trotzdem zweifelte er daran das Lill ihn lieben könnte. IHN einen ungehobelten Neandertaler dessen zu Hause aus dem Schlachtfeld bestand!
5 Kapitel
Wütend tippte sie immer und immer wieder mit den Fingerspitzen gegen die Fensterscheibe. Ein zischen entfuhr ihr.
Verachtende drehte Lilliana sich von dem Fenster weg und ließ sich auf das große Bett fallen. Dies würde ihr neues zu Hause sein und wenn sie erst einmal verheiratet ist muss sie sich auch von ihrem kleinen Paradies das im Wald lag trennen.
Sie senkte die Lider und erstellte eine Illusion von jemanden der alles in ihrem inneren durcheinander brachte.
Mitten im Raum stand ein stummer Darius.
„Warum?“, sie erhob sich und sprach mit der Illusion. „Magst du mich nicht?“, fragte sie durch schlitze und ging um die Illusion herum.
Ganz nah vor seinem Gesicht hielt sie inne. Mit den Fingerspitzen strich sie seine Wange entlang.
„Wie lange ich dich wohl noch so realistisch erstellen kann?“, fragte sie sich selbst ganz leise. Darius Ebenbild wurde immer lichter bis es nur noch dem Nebel ähnelte der am Morgen durch das Land zog.
„Lilliana!“, rief jemand vor der Tür. Immer noch stand Lilliana mit gehobener Hand da und sehnte sich nach Darius.
„Lilliana! Mach die Gottverdammte Tür auf!“, schrie ihr Vater nun mehr oder weniger. Langsam ging Lilliana zur Tür und öffnete sie.
Ihr Vater kam herein und schloss hinter sich die Tür.
„Hör zu!“, mahnte er mit gehobenen Finger. „Während ich weg bin wirst du dich benehmen und gefügig machen. Deine Mutter und ich haben für dich Prinzen kommen lassen!“
„Ich will keinen von ihnen, mir ist es egal wie schön, wie nett oder wie Mächtig er ist!“, zischte Lill verachtend und stellte sich vor ihren Vater.
„Gut, wenn das so ist wirst du nicht aus dem Schloss kommen ehe du dich mit einem der Herren besser verstehst“, drohte er ihr.
„Du verkaufst deine eigene Tochter wie eine Hure! Was bist du für ein Vater? Noch schlimmer was für ein Herrscher“, schrie sie ihn an.
„Dieses verhalten dulde ich nicht!“, brüllte er sie an mit erhobener Hand.
Weniger als eine Sekunde später gab er Lilliana erneut eine Ohrfeige.
Lilliana kam es so vor als ob das ganze Schloss die Ohrfeige gehört hatte, so laut war sie gewesen.
„Ich hasse dich!“, Lill hielt sich die Hand an die Wange in der Hoffnung das der Schmerz verfliegen würde. „Ich hasse dich!“, schrie sie noch einmal lauter und rannt an ihm vorbei.
In dieser Nacht würde sie nicht schlafen.
Weinend schlich sie durch das Schloss.
Wie konnte ihr eigener Vater sie verkaufen? Wie kann man nur so Machtbesessen sein?
Aber vielleicht sollte sie doch einfach so jemanden heiraten damit ihrem Vater die Macht entzogen wurde, vielleicht....
Lilliana´s Beine trugen sie in die Küche. Eine zierliche Gestalt saß auf einem der vielen Hocker.
„Was machst du hier?“, fragte Lill und setzte sich neben Mira.
„Ich kann nicht schlafen und du?“, antwortete sie.
„Ich auch nicht“, murmelte Lilliana und sah Mira durch das fahle Licht an. „Was bedrückt dich?“
„Leo er zieht auch in den Krieg weißt du“, traurig hob sie den Kopf. „Und wer weiß wann ich ihn wiedersehe?“
„Geh zu ihm“, sagte Lill und nahm sich einen Apfel aus einem Korb. Sie biss nicht in den Apfel sie wolle einfach nur etwas in der Hand halten.
„Ich darf nicht Ariel hat es mir verboten“, brummte Mira. Lill sprang vom Hocker und nahm Mira gleich mit.
„Aber Prinzessin ich..ich“, stotterte Mira vor sich hin und blieb stehen.
„Ich weiß das du vor dem Angst hast was passieren könnte. Ich kann es sehen, aber glaub mir vor Leo brauchst du keine Angst haben“, Lilliana nahm ihr die Angst und die Last.
„Warum tust du das?“, fragte Mira leise als sie durch das Schloss liefen.
„Was meinst du?“, Lill spielte ihre Trauer über.
„Du bist selber nicht glücklich und machst andere glücklich, warum?“, erklärte Mira.
„I - ich.. weiß nicht... ich bin.. die Liebe!“, Lilliana wusste selber nicht wovon sie da sprach.
Sie kamen bei Leo´s Zimmertür an.
„Ich weiß nicht!“, Mira wollte einen Rückzieher machen, zu spät, Lilliana hämmerte schon gegen die Tür und ein dumpfes „Herein!“, war zu hören gewesen.
„Na los!“, Lilliana schob die Tür auf und Mira hindurch.
Auch wenn sie keine Ahnung hatte was passieren würde, es war eine gute Tat.
Lill riss Leo´s Zimmertür wieder auf.
„Ach ja, und eine Illusion wird in deinem Bett liegen also nicht erschrecken wenn du in dein Zimmer gehst!“, warnte Lill Mira vor und ging in den Schlossgarten.
Sie setzte sich auf eine Bank vor dem Rosengewächshaus und starrte in den Himmel.
In ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen und die Krieger würden ihren Weg antreten.
Lill streifte die Schuhe von den Füßen und zog die Beine an.
So gut wie jeder andere auch, wusste die Prinzessin das der Krieg erst beendet wäre, wenn der rechtmäßige Herrscher feststehen würde.
Vor ihr ging die Sonne langsam auf und Lilliana konnte spüren wie sich das Mal an ihrem Schlüsselbein in alle Richtungen ausbreitete. Es fühlte sich so an als ob ein Feuer sich den Weg über ihren Körper bahnte.
„Nicht schon wieder!“, murmelte sie mit geschlossenen Augen vor sich hin.
Und da erstreckte sich auch schon die Sonne in ihrer ganzen Pracht vor ihr.
Ein seufzen verließ Lilliana´s Lippen und sie kniff die geschlossenen Augen zusammen.
Mach die Augen auf!, forderte eine Stimme in ihrem Kopf.
„Lass mich!“, säuselte Lilliana müde.
Zu gut wusste Lill das es Amelié war die dort in ihrem Kopf sprach, doch die Stimme war leiser als alle male davor.
Geh!, forderte die Stimme Amelié´s wieder.
Diesmal sagte Lilliana nichts und horchte einfach nur der Freiheit.
Wie schwer sie sich doch fühlte mit dem Gedanken das jemand über sie bestimmen wollte!
„Dann geh doch zu ihr wenn sie dir nicht aus dem Kopf geht, ich decke dich!“, riss eine fröhliche Stimme Lilliana aus dem Tranceähnlichen Zustand.
Mit geschlossenen Augen hörte sie weiter hin.
Es war Leo´s Stimme.
Mit immer noch geschlossenen Augen hörte Lilliana weiter hin.
„Hör auf so einen Mist zu labern!“, mahnte ihn die Stimme von Darius.
„Ich leg nur die Fakten offen“, verteidigte sich Leo. „Du empfindest mehr für sie als nur Bewunderung“
Ein lächeln bildete sich auf Lilliana´s Lippen. Redeten sie von ihr?
„Ich empfinde rein gar nichts für diese Frau!“, zischte Darius. Lilliana öffnete prompt ihre Augen und ihr Mund verformte sich zu einem traurigen Strich. „Ständig ist sie in Gefahr und zu allem Überfluss ist Georgius auch noch hinter ihr her und weiß Gott wer noch. Das trägt nicht unbedingt zur Lösung des Problems bei“
Automatisch legte Lilliana´s Hand sich auf ihr Herz. Wurde es gebrochen?
Wie konnte sie ihm nur so egal sein?
Oder log er?
Wut über die Unklarheit machte sich in Lilliana breit und der Himmel verdunkelte sich.
Er lügt!, sagte eine leise Stimme, es war nicht die Stimme von Amelié in ihrem Kopf, es war ihre eigene.
Mit müden Lidern erhob sie sich und machte sich auf den Weg in den Wald.
Wie erstarrte lag sie auf der Wiese, eine dunkle Wolke über ihr. Jeden Moment drohte der Regen vollends auszubrechen, doch er tat es nicht.
Sie drehte sich auf den Bauch und merkte das ihr Rücken ganz feucht vom Morgentau war.
„Ich hasse dich!“, murmelte sie und ein imaginärer Dolch versetzte ihr einen Stich ins Herz.
„Oh doch ich hasse dich!“, murmelte sie wieder.
Wie eine trächtige Kuh erhob sie sich und schlenderte los.
Lill dachte nicht einmal daran das Gras von ihrem Kleid zu klopfen.
Mehr als einsperren können sie mich nicht!, dachte sie und ging müde ihren Weg weiter.
Vor dem Schloss holte sie noch ein letztes mal tief Luft, denn sie wusste was auf sie zukam: Eine Portion elterlicher Autorität. Macht Ausübung!
Mit einem bösen lächeln auf den Lippen betrat sie das Schloss.
Mit einem Ruck knallte sie das Tor zur Hölle zu und wartete.
Es war alles still, man hörte nicht einmal das gegakere der Dienerin. Jedes mal wenn Lilliana in ihrer nähe war kam sie sich vor wie in einem Hühnerstall.
Schritte hallten durchs Schloss. Das war Lilliana´s Stichwort sich in ihr verhasstes Zimmer zu begeben.
Im Zimmer schleuderte sie die Schuhe in eine Ecke und stellte sich unter die Dusche.
Angezogen setzte sie sich auf ihr Bett und wartete.
Eine Stunde vergangen und jemand hämmerte gegen die Tür. Lill erhob sich und blieb stehen als ob sie ein Lineal verschluckt hätte.
Aus leicht geöffneten Lippen atmete sie ein und aus.
Die Tür öffnete sich und Ariel´s altes hässliche Gesicht kam zum Vorschein.
„Dein Vater hat beschlossen das du die nächste Zeit das Schloss nicht verlassen wirst!“, berichtete sie. Desinteressiert stand Lilliana da.
„Dir wird nicht die Möglichkeit gegeben das du Illusionen erschaffen kannst“, auf ihrem Absatz machte sie kehrt und verließ wieder das Zimmer.
Lilliana brauchte Energie um eine Illusion aufrecht zu erhalten, dass heißt sie musste essen den es kostete sie sehr viel Kraft und noch teilte sie diese Kraft nicht richtig auf.
„Schlampe!“, murmelte Lilliana und ging zu ihrem Fenster.
Lilliana dachte nach : Was wäre wenn sie ihre Gabe gar nicht mehr benutzen würde? Dann wäre alles wie immer und im Gleichgewicht.. vielleicht.
Ein leichter Hauch durchfuhr das Zimmer.
„Wie geht es dir?“, erkundigte sich Silver.
„Gut!“, antwortete Lilliana, doch ihr ging es gar nicht gut.
„Wirst du dir die Illusionen nehmen lassen?“, fragte Silver und setzte sich in den Sessel neben dem Beistelltisch.
„Woher weißt du das?“, fragte ich sie.
„Ich hab meine Augen und Ohren überall, dass weißt du doch!“, sagte sie lächelnd vor sich hin. „Und ich weiß das es dir gewiss nicht gut geht“
„Ich weiß!“, seufzend ließ sich Lilliana auf die Fensterbank von dem großen alten Fenster fallen. „Was denkst du werden wir tun?“, fragte Silver dann.
„Nichts“, kleinlaut und zusammengekauert saß Lilliana da.
„Nein wir werden nicht nichts tun! Wir werden an deiner Gabe feilen!“, entschlossen erhob Silver sich.
„Als wenn das so einfach wäre!“, unentwegt starrte Lill aus dem Fenster in den lebendigen Tag hinein.
„Wir holen Daniel mit ins Boot, du kannst nicht einfach nichts machen. Du bist so etwas wie ein... Geheimnis, wer weiß was du noch für Gaben hast?“
„Daniel ist ein verbündeter meines Vaters“, nun schaute Lilliana auch Silver an.
„Nicht mehr lange!“, Silver verschwand ohne eine Erklärung.
Sie war eine ziemlich starke Hexe!
Silver landete genau vor der Tür des Antiquitätenladen. Sie stand auf befreite ihre Hose vom Staub und betrat den kleinen Laden.
„Daniel!“, rief sie. „Ich weiß das du hier bist“, es war deutlich herauszuhören das sie stinksauer war.
„Hallo Silver!“, er war hinter ihr Aufgetaucht. „Wie kann ich dir helfen?“
„Du musst mir einen gefallen tun!“, begann Silver. „Ich schätze du hast mitbekommen wie geil Julius darauf ist Lilliana unter die Haube zu bringen“
„Ja, das habe ich“, gestand er und betrachtete etwas mit einer Lupe vor dem Auge.
„Ja und genau das sollst du verhindern indem du Julius einredest das man den Krieg auch anders gewinnen kann“, erklärte sie ihm.
„Das werde ich nicht tun, denn das liegt nicht in meiner Hand“, nun fummelte er mit einer Pinzette herum.
….
„Daniel,“ sprach Silver, „so gut wie ich weißt auch du das es bei Amelié schief gegangen ist. Versteh doch, Lilliana ist traurig ihr Vater will sie einsperren wie einen bissigen Hund und Ariel trägt tatkräftig dazu bei“
„Ariel würde alles für Julius tun, wirklich alles“, murmelte er und schaute immer noch durch die Lupe.
„Daniel verdammt!“, Silver wurde lauter. „Die Liebe kann nur in Freiheit leben!“
Jetzt schaute der alte Mann das erste mal hoch.
„Ich weiß, dennoch wird Julius es ihr nicht gestatten. Er wird nicht zulassen das sie mächtiger als ihr Mann ist“, erklärte er gedankenverloren.
„Er muss ja nicht wissen das sie mächtiger durch das Training wird, sag ihm das sie sich dadurch nur besser unter Kontrolle hat“, schlug Silver eine lüge vor.
„Ich hoffe er gibt sich mit diesem winzigen Grund zufrieden!“, Daniel widmete sich wieder Lilliana´s Kette die er seit tagen repetierte aber die sich einfach nicht reparieren lassen wollte.
Silver ging und er gab es auf.
Zusammengeknüllt legte er die Kette in ein feines Samtsäckchen und steckte es in eine Schublade.
„Idioten!“, murmelte er und begab sich in sein Schlafzimmer das eher einer Bibliothek gleichte.
Vor dem riesigen Regal suchte er ein Buch in dem etwas über den Schmuck der aus den Sternen bestand drin stand.
Daniel suchte und suchte doch fand er nichts, deswegen entschloss er sich Amelié um Antwort zu bitten, doch wie sollte er Kontakt zu ihr aufnehmen?
6 Kapitel.
Es waren Tage vergangen in denen Lilliana nichts anderes tat als zu schlafen. Reglos verbrachte sie die Zeit in ihrem Bett. Amelié versuchte sie aus dem Bett zu bekommen, selbst gedroht hatte sie ihr doch alles half nichts. Julius, ihr Vater, gewährte Lilliana zwar die Freiheit,- nach langer Diskussion,- doch trotzdem wollte Lill sich nicht nähern.
Seufzend schlug sie wie jeden anderen Tag zuvor die Augen auf.
Sie fühlte sich leer und das lag nicht nur daran das sie kaum etwas aß. Langsam schwang Lill die Beine über die Bettkante und begab sich ins Bad.
Mit einem leisen knallen schloss sich die Tür hinter ihr und mit einem klick schaltete sich das Licht an.
„O mein Gott!“, fuhr es aus ihr heraus.
Dadurch das sie erst im Anfangsstadium der Liebe stand musste sie sich ausreichend um ihr Körperliches und seelisches Wohlbefinden kümmern und genau das hatte sie nicht getan.
Das Mal bahnte sich deswegen seinen Weg über ihren gesamten Körper.
Verschlafen rieb sie sich die Augen.
„Echt toll!“, zischte sie und spritze sich Wasser ins Gesicht.
Lange stand sie noch vor dem Spiegel und betrachtete sich bevor sie sich anfing zu fragen wie spät es überhaupt war.
Träge ging sie zurück in ihr Zimmer, klatschte das Licht an und starrte auf die Uhr.
Vier Uhr morgens, eine super Zeit zum aufstehen!, dachte sie sarkastisch.
Lill wollte das Mal loswerden doch wie sollte sie das tun? Sie hatte doch keine Ahnung.
Vielleicht etwas essen?
Kam es ihr in den Sinn und sie bewegte sich in die Küche.
Zu ihrem Glück war keiner in der Küche und so konnte sie genüsslich alles in sich hineinstopfen was sie fand.
„Schmeckts?“, fragte plötzlich eine leise stimme. Lilliana drehte ihren Kopf zur Seite und erblickte einen Jungen.
„Ehrlich gesagt : Nein, wenn ich noch irgendetwas esse muss ich kotzen!“, angewidert schob Lilliana den Eis Becher von sich.
„Warum hast du dann soviel gegessen?“, fragte der Unbekannte erneut.
Er schien nicht zu wissen, dass er die Prinzessin vor sich hatte, denn sonst würde er nie in diesem lockeren Ton mit ihr Reden.
„Warum denn nicht?“, Lilliana schaute ihn immer noch nicht an, zu peinlich war ihr ihr eigenes Erscheinungsbild.
„Und... warum ausgerechnet im Dunkeln? Bist du ein Vampir?“, fragte er neugierig.
Lilliana lachte laut auf.
„Nein, ich bin kein Vampir!“, die tränen standen ihr vor lachen in den Augen. Lill merkte gar nicht wie sich das Mal durch ihr lachen verkleinerte. „Und was bist du?“, fragte sie nachdem sie sich gefasst hatte.
„Ein Vampir“, antwortete er locker und setzte sich in Bewegung. „Und du, was bist du?“
„Hm...“, machte sie und spielte mit dem Gedanken zu lügen. „Die Liebe!“
„O mein Gott!“, fuhr es ihm wie ein hauch über die Lippen. „Du bist Prinzessin Lilliana Nayla Alessandra?“, völlig perplex starrte er Lill durch die Dunkelheit an.
„Lilliana reicht vollkommen aus“, murmelte sie und sprang vom Hocker.
„Entschuldige mir bitte meine..“
„....Unverschämtheiten. Bla bla bla!“, vollendete Lilliana seinen Satz und setzte sich in Bewegung.
„Warum bist du nicht im Krieg so wie die andern?“, fragte sie nach einer Welle der Stille.
„Daniel brauchte einen Kampfgefährten und deswegen bin ich zurückgekommen“, erklärte er.
„Und wie heißt du?“, fragte Lill den Unbekannten mit der sanften stimme.
„Mein Name ist Zac, Prinzessin“, antwortete er und verbeugte sich.
„Bitte nenne mich nicht Prinzessin, ich kann den Titel nicht leiden“, stellte Lill klar.
Es blieb still. Keiner sagte etwas und diese ewige Stille machte Lilliana fast Wahnsinnig.
Plötzlich ging das Licht an.
„Guten Morgen Prinzessin!“, lächelte der Schlosskoch Lilliana schief an. „Möchten die Herrschaften etwas essen?“
„Nein, Danke“, antwortete Lill und trat den Weg in ihr Zimmer an, denn der Tag schien zu beginnen und das konnte nichts gutes für Lilliana bedeuten.
Ihr kam es so vor als ob jemand sie verfolgen würde. Blitzschnell fuhr sie den Kopf herum und blickte hinter sich.
Keiner zu sehen!
Sie war sich sicher das ihr jemand gefolgt war, kein Mensch, es fühlte sich eher nach einem Schatten an.
Silver hämmerte gegen Lilliana´s Zimmertür.
„Lill! Mach die verdammte Tür auf!“, kreischte sie gegen die Musik die in Lilliana´s Kopf spielte.
Erschrocken fuhr Lill hoch und lauschte.
„Lilliana!“, kreischte wieder jemand ungeduldig.
Träge schlenderte Lill zur Tür und öffnete sie.
Eine saure Silver stand davor.
„Zieh dich um dein Training beginnt!“, sie stürmte das Zimmer und riss die Türen des Kleiderschranks auf.
„Ich hab kein Bock“, brummte Lill und ließ sich wieder auf ihr Bett fallen.
Silver bewarf sie mit Klamotten.
„Du wirst trainieren! Es hat Wochen gedauert bis dein Vater das Training gewährt hat und jetzt sagt du : Ich hab kein Bock“, zeterte sie los. „Ich glaub ich werd in diesem Leben nicht mehr! Los!“
Während des ganzen Gezetere fragte sich Lilliana seit wann Silver so einen herrischen Ton drauf hatte.
„OK“, seufzte Lilliana ergeben und zwang sich in die Trainingsklamotten.
Mit einem knallen öffnete Lill die Badezimmertür und trat heraus.
„Was ist das für ein Training?“, fragte sie und hielt das schwere Oberteil hoch. Ihr Outfit bestand aus Blickdichten Leggings und einem langen schwarzen T -shirt, doch die eigenartige Jacke gab ihr zu bedenken.
„Daniel und ich haben einen Trainingsplan ausgeklügelt!“, erzählte Silver stolz. „Zieh die an, die wirst du brauchen“
Widerwillig legte Lill die eigenartige Jacke an und folgte Silver auch sogleich nach draußen.
Nach einem fünfminütigen Marsch durch den Wald erblickte Lill Daniel und einen Jungen auf ihrer geliebten Wiese.
Daniel grinste sie an und von dem Jungen konnte Lill das Gesicht nicht sehen da er mit dem Rücken zu ihr stand.
„Das ist Zac!“, stellte Daniel den Jungen vor. Zac? Zac aus der Küche? Verwundert sah er zu Lilliana herunter.
„Zac, dass ist die Prinzessin“, fuhr Daniel fort.
Beide ließen sich nicht anmerken das sie sich bereits kannten.
„Also das Prinzip ist eigentlich ganz einfach“, fing Silver an. „Du wirst mit Zac kämpfen!“
„Und das soll WAS bezwecken?“, fragte Lill und verschränkte Divamäßig die Arme vor der Brust.
„Eine Liebe muss kämpfen können, was willst du tun wenn du in Gefahr bist und keiner da ist der dir helfen kann? Und außerdem wirst du so gestärkt“, stelle Daniel klar.
„Aha“, erwiderte Lill und drehte sich herum, bereit zum gehen.
Zac gefiel ihr verhalten ganz und gar nicht. Dieses Mädchen schien aus Erzählungen so stur zu sein wie ein Bock. Doch ihr Erscheinungsbild erzählte etwas ganz anderes!
Er würde sie noch zum kämpfen bringen.
„Hei Prinzessin! Hast du schiss dich dreckig zu machen?“, fragte Zac provozierend. Prompt blieb Lill stehen.
„Sehe ich so aus? Dümmlicher Vampir!“, zischte sie mit dem Rücken zu ihm gedreht.
„Du siehst scheiße aus!“, sagte er lachend.
„Ou ou!“, Silver ging ein paar Schritte zurück.
„Hat es dir die Sprache verschlagen Prinzesschen?“, höhnisch machte sich Zac bereit für einen Angriff.
„Pass auf das du deine nicht gleich verlierst“, vollends drehte sie sich zu ihm um und landete prompt auf dem Rücken. Er hatte sie einfach so umgelegt.
Mit zusammengebissenen Zähnen drehte sie sich auf den Bauch und sah die zwei verantwortlichen an.
„Das ist nicht euer ernst!“, meckerte sie und erhob sich.
„Oh doch!“, Zac raste auf Lill zu und zog ihr ein Bein weg sodass sie beinahe erneut zu Boden fiel.
Mit einem wütenden knurren holte sie aus und verfehlte nur knapp sein Gesicht.
„Du sollst deine Gabe einsetzen und keine Ohrfeigen verteilen!“, Zac grinste sie an. Sie war so bildschön....
Silver warf Lill ein langes Bambusschwert zu.
„Du musst lernen zu kämpfen, deine Gabe macht dich verwundbar dadurch das du sie nicht ganz unter Kontrolle hast“, erklärte Silver. Aus dem Augenwinkeln sah Lill zu wie Daniel Zac ebenfalls ein Bambusschwert zuwarf.
„Ich kann das nicht!“, nörgelte Lill und stützte sich an dem Schwert ab.
„Das ist nicht schwer“, sagte Zac und fuchtelte mit seinem Schwert in der Luft herum wie ein Profi.
„Es ist wie tanzen“
„Freust du dich gar nicht darauf das du auf Zac einprügeln darfst?“, fragte Daniel, er kannte Lill wirklich nicht gut. Er wusste nur von Amelié das sie gerne zusah wie sich Männer wegen ihr die Köpfe einschlugen, doch genau so war Lill eben nicht.
Wie aus dem nichts Schwank Zac sein Schwert und hätte Lilliana am Hals getroffen, hätte sie ihres nicht rechtzeitig gehoben.
„Reflexe hast du schonmal“, lachte Zac und umkreiste Lill.
„Willst du mich umbringen?“, fragte sie ihn stocksauer und schwenkte ihr Schwert nach ihm aus.
„Ganz ruhig Liebes, dass war nur zum warmwerden!“, Zac wehrte den Schlag gekonnt ab.
Lilliana hatte es mit einem Profi zu tun. Zac beherrschte alle möglichen Kampfarten, dass Schwert war sein bester Freund und Kampfgefährte.
Schon damals war er ein Einzelgänger nur er und sein Schwert, bis er auf Darius traf. Der angesehene Krieger brachte ihm sämtliche Kampfarten bei, damals besaß er zwar auch schon ein Schwert aber er hatte es nicht so gut im Griff wie seit der Begegnung mit seinem Lehrmeister und Ziehvater Darius.
Gemeinsam hatten sie schon viele erfolgreiche Schlachten ausgeführt, aber noch nie gegen einen so starken Gegner gekämpft wie Georgius es war.
„Sie her!“, Zac blieb hinter Lilliana stehen und dirigierte sie wie sie das Bambusschwert anwenden sollte.
Wirklich Spaß machte es Lilliana nicht, aber das war immerhin besser als sich den Kopf über jemanden zu zerbrechen der weit weit weg ist.
Wütend tigerte Georgius durch den Saal in seinem Versteck.
„Wir brauchen mehr Parasiten!“, keifte er durch den großen Raum.
„Deine Parasiten werden dir nichts nützen sie haben keinen Verstand“, erwiderte eine zierliche unheimliche Frau.
„Was willst du dann tun? Julius im Schlaf überfallen und ihm seine verdammte Tochter rauben?“, keifte er ohne mühe weiter.
Die unheimliche Frau zuckte mit den Schultern und fischte ein winziges Messer aus ihrem Stiefelschacht.
Das Messer mag zwar klein sein doch kann es jemanden mit nur einem tiefen Schnitt die Seele rauben.
Als Georgius die Klinge im schummerigen Licht aufblitzen sah, blieb er abrupt stehen.
„Schlitzer!“, entfuhr es ihm aufgeregt über die Lippen. „Ein Schlitzer wird sein ganzes verfluchtes Volk ausrotten und mir seine verfluchte Tochter bringen“
Genervt verdrehte die unheimliche Frau die Augen und erhob sich.
„Georgius, wo willst du einen Schlitzer herbekommen?“, fragte sie den schwarzen Magier.
„Lass das meine Sorge sein..“, schon mitten im Plan vertieft nahm er die Skepsis der Frau nicht mehr wahr.
Kopfschüttelnd verließ die unheimliche Frau den Saal.
Entweder stirbt Georgius oder das Mädchen, aber beide leben können sie nicht!, dachte sie.
Viel hatte sie schon gesehen aber noch nie einen Mann der so besessen von seinen Plänen war die Macht an sich zu reißen.
Wenn Georgius Schlitzer finden würde, müsste sie das Kommando über sie übernehmen und Schlitzer sind nicht wirklich angenehme Zeitgenossen.
In den letzten Jahren hatte sie die Schlitzer gemieden und ist an jedem Dorf, in dem die Schlitzer Rast hielten um Ahnungslose aufschlitzen und sich zu nähern, vorbei gelaufen.
Ihr Bruder wurde einst zu einem Schlitzer. Es sind fast gewöhnliche Vampire, wie gesagt nur fast.
Sie lassen sich von ihrem Jagdtrieb leiten wie besessen verfolgen sie ihre Beute bis sie sie erlegt haben, dennoch sind sie nicht wirklich stark und wenn man wollte könnte man sie ausrotten.
Ein schnippen riss sie aus ihren Gedanken.
„Rose!“, ein ranghoher Parasit schnippte neben ihrem Ohr herum.
„Mach das noch einmal und ich hacke dir deine Hand ab!“, drohte sie dem hässlichen Wesen und rauschte an ihm vorüber.
Ein Schlitzer, ein nichtsnutz! Jemand der keine Angst hat vorm sterben für jemanden der nur an sich selber denkt, genau so jemanden hatte Georgius gesucht und gefunden.
Einige Monate sind seit seiner Reise vergangen.
In vielen Dörfern und kleinen Orten hatte er so jemanden gesucht und schließlich Jack gefunden.
„Du bist also der berühmt berüchtigte Jack“, Georgius umkreiste ihn.
„Wer will das wissen?“, ruhig Trank der Schlitzer seinen Krug voller Blut leer.
„Das ist unwichtig. Ich hab einen Auftrag für dich“, Georgius redete nicht lange um den heißen Brei sondern legte seine Karten gleich auf den modrigen Tisch.
„Schön!“,der Schlitzer ließ sich nicht von seinem mysteriösen gegenüber beirren. „Und was ist das für ein Auftrag?“
„Es geht um die Liebe“
Der Schlitzer lachte laut auf. „Bist du der schwarze Mann?“, er lachte weiter.
„Wenn ich als ein solcher bekannt bin, dann ja“, erwiderte Georgius trocken und dem Schlitzer verging das lachen.
Georgius wusste das er Jack nicht fair überreden konnte das Mädchen für ihn zu holen deswegen musste er sich eine ausgeklügelte Lüge einfallen lassen.
Genauso gut wusste Jack das Georgius, der schwarze Mann, niemals fair sein würde!
„Was will ein Mann wie du es bist von einem Schlitzer wie mir?“, eingeschüchtert war Jack von dem schwarzen Mann nicht.
„Julius, ich denke der Name sagt dir etwas. Du gehörtest doch vor langer Zeit zu seinem Reich, wenn ich mich nicht irre“
Der Schlitzer lehnte sich zurück und nickte.
„Ich kann dir Vergeltung geben für das was er dir angetan hat“
„Er hat mir nichts angetan“, murmelte der Schlitzer tief.
Nein, nicht Julius hat dem Schlitzer seine Schwester genommen sondern Georgius, doch erinnern kann sich Jack nicht mehr an die Nacht in der er zum Schlitzer wurde.
„Hat er dir nicht deine Schwester genommen? Hat er nicht dein Wesen zu verantworten?“
Wütend ballte der Schlitzer seine Hände zu Fäusten. Er wusste nicht mehr was in jener Nacht geschehen war aber seit der Nacht war er nicht mehr er selbst.
Damals hatte Georgius ihn zum Schlitzer gemacht, indem er den Tod seiner Schwester Rose vortäuschte und es durch eine List so aussah als wenn Julius es zu verantworten hätte.
„Sehnst du dich nicht nach einem Stück Heimat? Ich kann dich zu ihr in die Welt der toten bringen“, Georgius log das blaue vom Himmel herunter.
„Woher willst du wissen das sie dort ist?“, fragte er denn schwarzen Mann.
„Ich zeig es dir!“, Georgius faltete die Hände zu einer Schale, Wasser bildete sich in den Handflächen und ein Bild von Rose tauchte auf.
Es war nichts als eine erfundene Illusion, doch für den Schlitzer bedeutete seine Schwester die Welt und er wäre ihr überall hin gefolgt.
„Was soll ich tun?“, fragte der verwunderte Schlitzer.
„Bring mir die Tochter von Julius, lebendig!“, forderte der schwarze Magier.
„Wenn du mich ins Reich der Toten bringst“, verlangte Jack als Gegenleistung.
Glatt hätte Georgius sich böse die Hände gerieben, denn er wusste ganz genau das Jack´s Schwester quicklebendig war, aber wenn er es verlangt bringt er ihn ins Reich der Toten.
„Wie kann ich das Mädchen finden?“, fragte Schlitzer Jack.
„Du wirst ihre Gegenwart deutlich spüren!“, Georgius erhob sich und ging.
7 Kapitel
Drei Monate waren vergangen und Lilliana lernte. Das Schwert war ihre perfekte Ablenkung Tag für Tag.
Jeden Tag und jede Nacht, seit dem du mir in die Augen geschaut hast, habe ich nur einen Traum, nur eine Hoffnung, nur einen Gedanken, nur ein Bild vor Augen, nur eine Stimme in meinem Kopf die nach dir schreit und nur ein Herz, dass sich nach dir sehnt!
, murmelte Amelié in Lill´s Kopf.
Du willst es nur nicht zugeben so einfach ist das!
„Nerv mich nicht!“, brummte Lill und zog sich die Deck ins Gesicht.
Steh auf!
, verlangte Amelié und spukte weiter in Lilliana´s Kopf herum.
„Nein!“
Weißt du Lilliana,Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
„Nerv nicht!“, brummte Lill wieder.
Amelié würde nicht aufgeben, denn sie wusste das sich etwas anbahnte. Mit jeder Faser ihres toten Körpers spürte sie es, es würde etwas schreckliches passieren.
Über alles hast du Gewalt aber nicht über dein Herz, also wieso versuchst du es zu unterdrücken?
Lilliana lugte unter der Decke hervor.
„Ist dir eigentlich klar wie spät wir es haben?“, fragte sie stocksauer.
Bist du glücklich?
,fragte Amelié.
Lill´s Antwort blieb aus.
Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
Lilliana sagte immer noch nichts.
„Geliebt zu werden kann eine Strafe sein. Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter!“, murmelte Lilliana und zog sich ein Stück Decke vom Kopf.
Und jetzt wusste Amelié nicht mehr was sie dazu sagen sollte.
Sie sind dasselbe in anderen Welten und doch unterschiedlicher als alles andere auf der Welt.
Wenn man jemanden vergessen will, heißt das, dass man an denjenigen denkt.
„Woher willst du das wissen?“
Ich bin in deinem Kopf!
„Verschwinde!“, Lilliana gähnte.
Schon gut, ich lass dich ja schlafen, aber verspreche mir das du zum See gehst wenn du wach bist. Es ist wichtig!
„Jaaa..“, murmelte Lill verschlafen und schloss die Augen.
Lilliana lief durch fremde Gänge. Zac war schon auf der Hälfte der Strecke stehengeblieben und hatte sie mit ihrer Angst alleine gelassen. Immer und immer wieder fiel sie hin weil ein Schatten an ihr zog und sie nicht gehen lassen wollte. Mit dem Gedanken: Ich kann nicht mehr!, wollte Lill sich den Schatten hingeben und einfach liegen bleiben doch die Stimme in ihrem Kopf schrie dagegen an. Sie solle weiterlaufen egal wie sehr es wehtut. Der Fetzen der nur noch vage als Kleid zu erkennen war, war unmittelbar in Blut getränkt. Ob es ihr eigenes war wusste sie nicht....
Erschrocken riss Lilliana die Augen auf.
„Alles nur ein Traum“, versuchte sie sich selber zu beruhigen. „Alles nur ein Traum!“
Sie fasste sich ins feuchte Gesicht und verharrte für einen Moment in der Bewegung.
Irgendetwas stimmte nicht und das konnte sie spüren. Die Aura im Schloss umgab etwas gespenstisches. Genau in dem Moment hämmerte jemand gegen die Tür.
Lilliana fuhr zusammen.
„Schatz?“, die vertraute Stimme ihrer Mutter lockerte die Lage ein wenig auf. „Du musst aufstehen“
Lauren kam ins Zimmer und schob die Vorhänge zur Seite.
„Wir wurden von einem Freund deines Vaters eingeladen“
Locker tänzelte sie zum Kleiderschrank und nahm mit einer schnellen Handbewegung ein hellblaues Kleid heraus.
Lilliana verdrehte die Augen. Sie wusste ganz genau wieso sie eingeladen wurden.
Stumm beäugte Lill ihre Mutter. Warum ist sie nur so?, fragte sie sich. Früher war ihre Mum ein Vorbild für sie gewesen, doch das ist schon sehr lange her. Und jetzt da sie alle wissen das Lilliana, dass Gabenlose Kind, doch eine Gabe hat wird sie von allen umschwärmt wie von einem Schwarm Bienen.
Nachdem Lauren endlich verschwunden war, zog sich Lilliana das Kleid an. Nie würde sie sich an den schweren Stoff gewöhnen können.
Wie hielten die Dienerinnen es nur aus den ganzen Tag in so einem Fummel herumzulaufen?
Seufzend blickte sie in ihr nun immer sauberes Zimmer zurück und ging.
Niemals würde es wieder werden wie früher!
Zac stand an seinem Wagen und wartete, er sollte die Prinzessin sicher zum Zielort bringen, was sich als schwierig erweisen könnte wenn sie schlechte Laune hatte.
„Darf ich bitten?“, Zac hielt ihr die Beifahrertür auf. Emotionslos stieg sie ein, sie gab nicht mal einen Ton von sich.
Deswegen beließ Zac es dabei und fuhr los.
„Darf ich.. dich etwas fragen?“
Lilliana starrte immer noch geradeaus.
„Wie kommt es das du die Liebe bist? Ich mein dein Dad ist ein Dämon und deine Mutter hat das Heilen erlernt...“, sie unterbrach ihn.
„Du bist der erste der das wissen will..“, murmelte sie.
„Und?“, er blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an „Erzählst du es mir, Prinzessin?“
Ihre Blicke töteten ihn, doch irgendwann müsste sie sich mit dem Titel abfinden müssen.
„Wenn ein Kind solcher Eltern geboren wird, ist es klar das es eine Gabe hat von Anfang sieht man es... und genau das war bei mir nicht so. Ich wurde geboren als ein ganz normales sterbliches Kind, ich hatte weder eine Gabe noch sonst irgendetwas und das war ein Problem für meine Eltern.
Sie sahen mich als ein Gabenloses Kind und dementsprechend haben sie mich auch behandelt.
Mein leben lang war ich alleine und normal, dachte ich. Doch je älter ich wurde desto mehr veränderte ich mich. Ich konnte besser hören, mehr fühlen und den Menschen das Leid nehmen.
Ich fragte mich wieso es so ist, aber zu meinen Eltern wollte ich dennoch nicht gehen und mich ihnen anvertrauen, deswegen bin ich auf die Suche nach irgendetwas gegangen und dabei kam halt Amelié, meine Vorgängerin, zum Vorschein. Sie war die Liebe vor mir und da sie an einem gebrochenen Herzen gestorben ist, wurde das Erbe unterbrochen und erst 150 Jahre später in mich übertragen und deswegen bin ich die Liebe, weil Generationen übersprungen wurden!“
Stille kehrte nach Lilliana´s Erklärung ein.
„Und wie bist du zum Vampir geworden?“, fragte sie dann.
„Bei mir ist es nicht so spektakulär wie bei dir abgelaufen. Mein Dad war ein Vampir er hat eine sterbliche geschwängert und so bin ich entstanden. Ich war schon immer so, mittlerweile seit zwei oder auch dreihundert Jahren“, gestand er.
„Weißt du nicht wie alt du genau bist?“, fragte Lill verwundert.
„Nein“
„Aber wie kann man das nicht wissen?“, Lill verkniff es sich ihm ein schnipsen gegen den Kopf zu verpassen.
„Irgendwann hört man halt auf zu zählen, warum sollte ich auch? Ich lebe doch eh ewig“, desinteressiert zuckte er mit den Schultern.
Durch das kurze Gespräch verkürzte sich die Fahrt ungemein.
Lilliana betrachtete ihn, zu gerne würde sie ihm in die Augen sehen einfach so um zu wissen was ihn so bedrückt.
„Zac!“, sagte sie und er sah sie durch Caramelaugen an.
Die Emotionen schlugen nur so auf sie ein wie ein Hagel. Sie verspürte keinerlei Trauer nur Wut, unergründliche Wut.
„Warum bist du so wütend?“, hätte sie ihn am liebsten gefragt, doch irgendetwas sagte ihr sie solle es nicht tun.
„Ach nichts“, murmelte sie als Antwort auf sein fragendes Gesicht.
„Sag mal, wie ist das mit der Liebe?“
Lilliana überlegte, wie konnte sie es ihm erklären wenn sie es selber nicht genau weiß.
Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt droht Untergang.
, flüsterte eine sanfte Stimme ganz leise nur für sie hörbar.
„Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt droht Untergang!“, wiederholte Lilliana Amelié´s Worte.
Zac hielt den Wagen an.
„Also werden wir untergehen wenn Georgius dich bekommt“, sagte er in der Ruhe selbst.
„So siehts aus“, antwortete Lill.
„Und deswegen will dein Vater dich auch so dringend unter die Haube bringen... ich verstehe. Damit das Gleichgewicht wieder hergestellt ist“
So oder so ähnlich!, dachte Lilliana und stieg aus dem Luxusschlitten.
Im Saal wurde Lilliana schon erwartet. Kaum hatte sie den Raum betreten wurde sie umschwärmt wie von einem Schwarm Hornissen.
Nach einer Zeit machte Lilliana einen Mann aus, ein Vampir. Über die ganze Zeit hatte er sie beobachtete, es war ihr sofort aufgefallen als sein Blick sie länger als fünf Minuten durchbohrte.
Vorsichtig versuchte Lilliana seinen Blick einzufangen.
Und da hatte sie ihn! Es war kein verlangen oder Begehren in seinen Augen, es war... der pure Hass ihr gegenüber.
Erschrocken schlug Lilliana die Augen zu. Mit einem mal hatte sie angst und suchte die nähe von Zac, doch sie fand ihn nicht.
„Lilliana ?“, fragte eine männliche Stimme.
Lill riss den Kopf herum und betrachtete den Prinzen der vor ihr stand.
„Ich bin Kasper!“, er hielt ihr die Hand hin.
„Lilliana!“, sie schüttelte die Hand und wollte wieder gehen.
„Darf ich bitten?“
Genau das hatte Lill befürchtet, tanzen.
Eine winzige Ewigkeit starrte Lill seine mehr als gepflegte Hand an und nahm sie schließlich doch entgegen um ihm seinen Willen zu geben.
„Über dich wird geredet“, murmelte er kaum hörbar.
„Ich weiß“
„Warum bist du heute nicht so widerspenstig wie dir nachgesagt wird?“
Noch einer außer Zac der sich auch für Hintergründe interessierte.
„Keine Ahnung!“, indem Moment hatte Lilliana besser zu tun als ihm ihre Lebensgeschichte aufzubinden.
„Weißt du das... die Krieger deines Vaters hier eintreffen werden?“
Abrupt blieb Lilliana stehen.
„Warum?“, hauchte sie.
„Sie haben die Schlacht im Osten gewonnen“, antwortete Kasper schulterzuckend.
„Entschuldige mich bitte“, murmelte Lilliana und verschwand um Zac zu suchen, wo war er nur.
Alleine irrte sie durch das Schloss, sie wusste nicht mehr wo sie war.
„Zac?“, rief sie ganz leise.
Ein krächzen.
„Zac?“, rief sie wieder nur etwas lauter.
Behutsam schritt sie in den dunklen Gang hinein.
„Lilliana!“, von hinten legte jemand eine Hand auf ihre Schulter.
Erschrocken fuhr sie zusammen und stolperte ein Stück nach vorne.
„Was machst du hier?“, der gesuchte hatte sie erschrocken.
„Was machst du hier?“, Lilliana schob ihn in einen kleinen Flur. „Irgendetwas ist hier gewaltig faul!“
Indem Moment wo sie es aussprach kam aus dem Festsaal Geschrei.
„Schlitzer!“, brummte Zac.
„Was?“
„Schlitzer!“, Zac packte Lilliana an den Schultern. „Vor ein paar Wochen ...du musst hier raus, SOFORT!“
Zac packte Lill am Handgelenk und zog sie durch den Gang. Der Tumult über ihnen wurde immer lauter. Eigentlich wären sie glatt aus dem fremden Schloss gekommen hätte ein Schlitzer nicht am Ausgang gestanden.
„Wen haben wir denn da?“, fragte das Monster. Lilliana wusste nicht mal was genau ein Schlitzer war.
„Lauf!“, sagte Zac drohend.
„Aber..“
„LAUF!“, wiederholte er wieder.
Langsam machte Lilliana ein paar Schritte zurück. Sie trug die schlechtesten Schuhe die es für eine Flucht gab an den Füßen.
„Ganz schlechte Idee“, grinste das Monster und aus dem Augenwinkel sah Lill nur noch wie Zac zu Boden gerissen wurde.
Schwer atmend blieb Lill hinter einer Säule stehen in der Hoffnung das niemand kommen würde.
„Ich kann dich riechen!“, eine gelangweilte stimme ließ Lill erneut zusammenzucken.
Hoffen schien ihr in diesem Leben nichts mehr zu nützen.
„So fühlt sich also deine Gegenwart an“, säuselte er, denn er wusste das Lill ihn hören konnte.
„Weißt du..Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben“, philosophierte er.
Lilliana presste ihren Körper gegen die Säule obwohl sie wusste das er sie in der Falle hatte.
„Wusstest du das er dich lebend will?“, eine eiskalte Hand legte sich um Lill´s Hals.
„Wer?“, krächzte sie unter dem Druck hervor.
„Georgius!“, er legte den Kopf schief und drückte noch weiter zu. „Ich hab es mir anders überlegt!“
Er entriss ihrem Körper die Säule als halt und schleuderte sie einmal quer durch den hallenden Raum.
Für einen Moment flackerten schwarze Punkte vor ihrem inneren Auge auf und ein höllischer Schmerz durchfuhr ihren Arm.
Kämpfe
!, befahl eine Stimme in ihrem Kopf.
Lilliana schüttelte ihren Kopf um Amelié´s stimme zu verdrängen. Wenn sie nur durch den Tod entkommen kann dann soll es so sein.
„Ich dachte dein Dad hat dir das kämpfen gelehrt“, brechendes Holz brachte Lill dazu die Augen aufzureißen.
Er hatte ein Stück Treppengeländer abgebrochen.
„Wird ja doch ein ganz leichtes dich umzubringen! Du bist schwach“, langsam, mit dem Holz als Pflock in der Hand, kam er auf sie zu.
„Lill!“, hörte sie ihren eigenen Namen wie in einem Traum.
Sie riss die Augen auf und erblickte das Gesicht des Schlitzer's.
Sterben würde sie heute nicht!
Mit einem mal erstellte sie eine Illusion.
„Was zur Hölle?“, fragte sich der Schlitzer und hielt inne.
Lill sprang auf und rannte davon, wohin das wusste sie nicht.
„Du kannst mir nicht entkommen!“, schrie er ihr nach.
Vor Lilliana erleuchtete sich der Weg in vielen Farben nur nicht mit dem Licht der Freiheit.
„Lill!“, rief wieder jemand. „Bleib stehen!“
Lilliana blieb stehen um der Aufforderung nach zu gehen was sich als keine gute Idee erwies.
Zac war zwar da doch hinter ihm auch das Monster von Schlitzer.
„Zac!“, kreischte sie.
Zac drehte sich um doch es war niemand mehr zu sehen.
„Ich bring dich hier raus“, Zac griff nach Lilliana´s Arm und zog sie hinter sich her.
Irgendetwas war falsch an der Sache. Warum trug er Handschuhe?
Draußen dämmerte es schon und Zac wurde langsamer.
Zac, trug nie Handschuhe!
„Georgius!“, nur er konnte es sein.
„Dafür hast du aber lange gebraucht, Herzchen!“, säuselte er und wurde wieder zu dem schwarzen Magier wie alle ihn kannten.
„Ich wusste das der Schwachmat dich umgebracht hätte, ich kann einfach zu gut lügen“, lobte er sich selbst.
„Was willst du von mir?“, fragte Lill und ging einen winzigen Schritt zurück.
„Liebes, du kannst nicht fliehen!“, er rieb seine in Handschuhe gesteckten Hände gegeneinander. „Wusstest du das Liebe die einzige Sklaverei ist, die als Vergnügen empfunden wird? Und ich kann dir genauso das Leben aussagen wie du mir..“, er lachte höhnisch auf.
Lilliana konnte es nicht begreifen. Warum? Warum nur sie?
Sie hatte auf eine Antwort von Amelié gewartet, doch es kam nichts.
Als Lill wieder ihren Blick hob fiel ihr eine Klinge ins Auge. Diese Klinge hatte sie schon einmal gesehen als Amelié sie in die Vergangenheit blicken ließ.
„Wer die Liebe findet darf sie behalten!“, sagte er dunkel und Lilliana tauchte in eine andere Welt.
Er kam ihr näher und näher, doch sie konnte sich nicht bewegen.
„Tja, blöd wenn man nichts ausrichten kann weil man angst vor sich selber hat und zu dumm war um sich zu nähern!“, säuselte er an ihrem Ohr.
Eine Gänsehaut bildete sich und sie kniff die Augen zusammen.
Sie konnte die Klinge förmlich spüren.
„Keine Angst ich bring dich nicht um, dass wirst du schon selber tun. Du wirst einfach die Schwelle überschreiten. Schwache Göre“, sagte er böse.
Nein, dass durfte sie nicht. Amelié hatte gesagt das sie es niemals tun durfte, nicht bevor die Prophezeiung erfüllt war.
Blitzschnell hob Lilliana ihre Hand und umfasste seinen Hals.
Abrupt landeten sie wieder in der Realität.
„Du miese Schla...“
Sie drückte ihm die Luft ab. Langsam wurde er grau, dass Leben schwand aus seinem Gesicht wie damals.
Ein Stein viel von Lilliana´s Herzen, doch zu früh. Ein lächeln bildete sich auf dem mehr toten als lebenden Gesicht und etwas bohrte sich in Lilliana´s Körper.
Die zierliche Rose hatte ihr eine Klinge von hinten ins Herz gerammt.
Lill verlor den Griff und fiel auf die Knie. Georgius Gesichtsfarbe nahm wieder ihren Ursprung an. Er richtete seine Klamotten und wandte sich an die Frau.
„Den Rest erledigt sie selbst, sie ist nicht stark genug. Es wird sie zerfressen!“, es waren die letzten Worte die Lill gehört hatte, ebenfalls hatte ein nicht erwünschter Zuhörer sie gehört.
Schlitzer Jack hatte auf dem Dach gesessen und den Lügner von oben herab betrachtet. Seine Schwester war am leben und er wollte ihm weiß machen das sie im Reich der Toten war.
Er hatte diesem Mädchen wegen einem Lügner und Betrüger Leid angetan.
Reumütig verschwand er in der Dämmerung, er wusste nicht was er tun sollte.
Es kam ihr so vor als würde sie schon stunden in der Kälte liegen. Warme Tränen rannen ihr immer und immer wieder über das Gesicht und mit den Tränen lief das Blut aus der klaffenden Wunde am Rücken. Sie fühlte sich als wäre sie High, doch durch den Schmerz verschwand das Gefühl und hielt nur kurz an.
Ihre Augen drohten immer wieder zuzufallen, bis sie eine Wiese sah. Eine Frau stand auf ihr und schrie doch hören konnte Lilliana sie nicht.
Mit einem fragenden Gesicht ging sie auf die Frau zu doch die Frau wurde nur noch hysterischer.
Satzfetzen drangen an ihr Ohr.
„Geh...nicht... her..!“, mit zusammengezogenen Augenbrauen blieb Lill stehen und betrachtete den Saum des Kleides. Er war dreckig und Blutverschmiert.
„Komm nicht näher!“, genau vor Lilliana´s Gesicht tauchte die Frau auf die zuvor weit weg war.
Es war nicht irgendeine Frau sondern das Ebenbild von Lilliana, Amelié.
Der Boden unter ihr fing an sich zu bewegen.
„ Amelié!“, Lill streckte die Arme nach ihr aus und suchte nach halt. Doch Amelié durfte die Grenze zu der Welt der lebenden nicht überschreiten.
„Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt!“, mit einem lächeln auf den Lippen verschwand Amelié.
„Lilliana!“,murmelte jemand und tätschelte immer wieder ihre Wange.
Aus kleinen schlitzen erkannte Lill eine schemenhafte Figur. „Was hat er nur mit dir gemacht?“
Erwartete die Person eine Antwort von Lill?
Ein Ruck durchfuhr sie und das Blut floss nun auch aus ihrem Mund. Sie merkte wie sie gegen etwas kaltes gelehnt wurde und dann wie jemand ihr etwas warmes an den Mund hielt.
„Hei... du musst schlucken“, ganz leicht wurde das warme an ihrem Mund gerüttelt. Sie wollte einfach nicht schlucken.
„Wer soll mir nur den Kopf verdrehen wenn du nicht mehr bist, mein Herz?“, fragte die Stimme traurig.
Für einen Moment konnte Lill ihre Augen so weit öffnen das sie die Person erkannte.
Darius, er war besorgt und wütend.
Der Moment verstrich viel zu schnell als das sie realisieren konnte wer Darius für sie war und ihre Beine sackten wieder zusammen, doch verhinderten zwei Arme einen Sturz.
Darius gab ihr sein Blut da er befürchtete das sie es alleine nicht schaffen würde. Die Wunden raubten ihr alle Kräfte, es grenzte an ein Wunder das sie so lange durchgehalten hatte.
„Lilliana bitte!“, flehte er und hielt sein aufgerissenes Handgelenk abermals an ihren Mund. Plötzlich schluckte Lilliana. Es war nicht Lilliana die geschluckt hatte sondern Amelié sie war wieder in ihrem Geist aufgetaucht, nur wusste Darius dies nicht.
Ganz leicht tätschelte Darius ihre Wange.
Es nützte nichts, er nahm sie auf seine Arme und wollte mit ihr springen. Der Krieg war im vollem Gange und keiner konnte so genau sagen ob die Schlitzer nicht auch in Julius Schloss waren.
Ein knallen erfüllte das Umfeld indem sich Lill und Darius befanden. Völlig verstaubt kam ein keuchender Zac aus dem Gebäude.
Darius hielt inne. „Kannst du springen?“, fragte er seinen alten Freund.
Zac nickte und nahm Lilliana entgegen.
„Bring sie irgendwohin wo sie sicher ist“, befahl ihm der Alphakrieger. Stumm gehorchte er seinem Kumpanen und sprang mit ihr an einen sicheren Ort.
Darius machte sich auf um den Schlitzern eine Lektion zu verpassen.
Gerade machte er einen aus der sich an einer toten Dienerin zu schaffen machte. Er packte ihn am Kragen und schleuderte ihn mit einem Wutschrei gegen die versteinerte Wand.
„Ihr Missgeburten!“, zischte er und setzte mit Schlägen nach.
Nie hatte er so undiszipliniert gekämpft, doch nun war es egal denn seine Liebe kämpfte um ihr Leben.
„Darius!!“, rief jemand. Leo beobachtete wie sein Freund völlig am ausrasten war und dies an den Schlitzern und Parasiten ausließ.
„Darius!“, rief er wieder und riss ihn von dem Parasiten los den er mit bloßen Fäusten totschlug.
„Was?!“, brüllte er ihn blutverschmiert an.
„Es ist vorbei, die restlichen werden gefangen genommen!“, erklärte er beinahe schreiend. Auch Leo hatte etwas abbekommen, seine sonst stets gebügelte Uniform hatte Risse und war übersät von Blutflecken. Red trat aus einem Flur hervor mit einem Parasiten den er über die Schulter gelegt hatte. Den leblosen Körper schmiss er auf einen Haufen von Toten.
„Sie lebt oder nicht?“, fragte Red und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Er zündete sie an und blies genüsslich den Rauch aus. Darius ballte die Hände zu Fäusten.
„Ich werde ihn umbringen!“
Es waren seine letzten Worte bevor sie wieder ins Schloss zurückkehrten.
8 Kapitel
Behutsam wusch Silver das Blut von dem Körper ihrer Freundin. Daniel saß an dem kleinen Tisch und tüftelte abermals an Lilliana´s Kette herum.
„Was meinst du wann sie aufwacht?“, fragte Silver und wrang den Waschlappen aus.
„Kann man so genau nicht sagen da Darius sie... wie dumm es klingen mag mit seinem Blut gefüttert hat. Aber er hat richtig gehandelt..“, ließ er den Satz offen stehen.
„Aber... sie wird doch aufwachen, oder?“, fragte Silver verunsichert.
„Natürlich!“, beruhte er darauf.
Während sie sich weiter unterhielten passierte etwas eigenartiges in Lilliana´s Kopf.
Komm!
, rief eine Stimme immer wieder. Sie hatte denselben Klang wie die Stimme von Amelié doch es war nicht Amelié´s Stimme.
Wach auf!
, vielleicht irrte Lill sich und es war doch Amelié´s Stimme.
Dein See wartet
, flüsterte die Stimme weiter. Wach auf!
Die Worte hallten in Lilliana´s Kopf weiter. Langsam konnte sie wieder das drumherum um sie wahrnehmen.
„Früher, bevor sie hierher kam, hat sie viel gelacht. Sie hatte mit der Sonne um die Wette gestrahlt und...“, wie ein Echo drangen die Worte zu ihr.
Vorsichtig versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Ein Schleier umhüllte ihre Sicht.
„Sie wird wach!“, kreischte auf einmal eine sehr bekannte Stimme.
„Schttt...“, machte jemand.
Mit beeinträchtigter Sicht versuchte Lill sich aufzusetzen was ihr nur schwer unter den Schmerzen gelang. Silver setzte ein Glas an Lilliana´s Lippen damit sie trinken konnte.
Langsam wurde Lill´s Sicht klarer.
„Zum See!“, krächzte sie schwach.
„Was?“, missverständlich sahen Silver und Daniel sich an.
Unter schmerzen schob Lilliana die schwere Decke beiseite.
„O Nein Fräulein du gehst nirgendwohin!“, Silver legte die Decke wieder zurück an Ort und Stelle.
„ Amelié.. hat gesagt..“
„Was redet sie für ein wirres Zeug?“, fragte Silver besorgt.
„Lilliana, Amelié ist nicht hier“, erklärte Daniel ihr. Heftig protestierend schüttelte Lill den Kopf.
Irgendwie wusste Lilliana das sie hier nicht herauskam wenn die beiden im Zimmer waren, weswegen sie die Augen erneut schloss und so tat als wenn sie schlafen würde.
„Sie ist verwirrt!“, flüsterte Daniel.
Lilliana konnte sie hören doch wussten sie es nicht.
Nach einer Stunde waren sich Daniel und Silver sicher das sie tief und fest schlief und verließen das Zimmer. Nachdem die Geräusche vor der Tür verebbt waren öffnete Lill die Augen und setzte sich erneut unter schmerzen auf.
Eine Falle!
, murmelte jemand hektisch in ihrem Kopf.
Lilliana fiel auf die Knie.
„Aber ich dachte ich soll zum See kommen!“, beruhte Lill darauf und zog sich am Bett hoch.
Draußen dämmerte es schon.
Trotz der Warnung zog Lilliana sich an und schlich aus ihrem Zimmer. Sie wusste nicht ob sie überhaupt aus dem Schloss kommen würde doch ein versuch war es wert.
Um die größten schmerzen zu vermeiden ging sie sehr langsam und bedacht vor.
Aus dem Küchenausgang schaffte sie es in die Freiheit zu schleichen.
In schnellen kleinen Schritten und mit der Kapuze auf dem Kopf rannte sie durch den Wald zu ihrem kleinen Paradies.
Schwer atmend blieb sie stehen. Geflüster von vielen Stimmen nahm sie wahr.
„ Amelié?“, fragte sie in das gedämmte Paradies hinein. Plötzlich kam sie ins Wanken als ob sie jemand gestoßen hätte.
„Hilf uns!“, hauchte eine Stimme.
Lilliana verstand nicht. „ Amelié!“, rief sie jedoch ängstlicher als zuvor.
„Du kannst ihnen nicht helfen!“
Amelié stand nur als eine Schemenhafte Figur bis zur Hälfte im Wasser, umgeben von Schatten.
„Wem kann ich nicht helfen?“, fragte Lill und ging näher ans Wasser heran.
„Den Schatten die Georgius hier eingesperrt hat“, antwortete sie. „Er dachte doch tatsächlich du würdest sterben!“, leicht schüttelte sie den Kopf und fing an durch das Wasser zu wandern.
„Aber...Lilliana!“, sprach sie nun ernster. „Er hat recht, du hast angst und deine Angst steht dir im Weg du hast selbst vor Darius Berührungen angst. Denkst du wirklich er würde dich verletzten? Mit deiner Kraft kannst du den Wesen erst helfen wenn du deine Angst überwunden hast“, fragte sie.
„Nein!“, antwortete Lill mit hängenden Kopf.
„Er kann dich nicht verletzten ohne sich selbst zu verletzten!“
Und weg war sie.
„ Amelié?“, fragte Lill in das nun dunkle Paradies. Verwirrter von ihrem Auftreten als je zuvor.
...
„Legst du es drauf an zu sterben?“, hörte sie eine Stimme und drehte sich herum.
Zac lehnte an einem Baum.
„Kaum kannst du wieder laufen, läufst du weg dabei wollen wir nur dein bestes“, er stoß sich vom Baum ab und ging auf Lilliana zu. „Was wird Darius nur dazu sagen?“
„Nichts!“, nuschelte sie.
„Weißt du das sie dich suchen?“, fragte er.
„Ich kann es mir vorstellen..“, nuschelte sie weiter.
„Na komm Prinzessin, ich bring dich zurück“, er lächelte sie durch die Dunkelheit an.
„Aber nicht...“, bevor sie ihren Satz zu Ende gesprochen hatte nickte er schon.
Nebeneinander liefen sie durch den schwarzen Wald.
„Tut es noch sehr weh?“, fragte Zac leise.
„Ja!“, hauchte Lilliana. „Mit jedem... die Angst wächst“, sie wusste gar nicht wie sie es sagen sollte, denn eigentlich musste sie genau die Angst überwinden.
Stumm liefen sie weiter und Zac wusste das sie nicht zurück in das verhasste Zimmer wollte, weswegen er nachdachte. Wo könnte er sie hinbringen ohne das es Probleme geben könnte. Doch das würde Probleme für ihn bedeuten.
„Zac, danke.. für alles!“, Lilliana schmiegte sich an seine Seite.
Überrumpelt legte Zac den Arm um ihre zierliche Gestalt.
„Immer wieder gerne!“, lachte er.
In der Eingangshalle des Schlosses blieb Lill stehen. Es war keine gute Idee gewesen reinzukommen!
„Was fällt dir ein du ungezogene Göre?“, keifte Ariel gleich los. „Zacharias ich danke dir das du sie wieder her gebracht hast, aber nun kümmere ich mich alleine um sie!“
Mit einem entschuldigenden Blick entfernte er sich.
Kaum war er weg ging das Gezetere weiter. „Wie siehst du überhaupt wieder aus?“, schrie sie und packte Lill am Arm.
Im Ankleidezimmer schmiss Ariel ihr ein Kleid entgegen. „Anziehen!“
Lilliana dachte nicht daran und setzte ihr Pokerface auf. Allen konnte es doch egal sein wie es ihr ging Hauptsache allen anderen ging es gut!
„Dein Vater will dich sehen!“, böse grinste Ariel in sich hinein. „Und jetzt zieh das Kleid an“
Ariel schnürte das Kleid so fest zu das Lilliana kaum Luft bekam, die ganze Zeit über ließ sie es wortlos über sich ergehen.
Im Thronsaal wartete ihr Vater schon auf sie. Wie in Zeitlupe ging sie zu ihm.
„Was fällt dir eigentlich ein?“, fragte er stocksauer. „Legst du es darauf an zu sterben?“
Lilliana fragte sich wo ihre Mutter schon wieder steckte und warum nur Ariel, Julius und sie im Thronsaal waren.
„Es wird nicht wieder vorkommen das du dich in eine derartige Gefahr begibst, denn ich habe einen Mann für dich gefunden!“
Lill behielt ihr Pokerface aufrecht auch wenn sie ihrem Vater nun am liebsten eine Ohrfeige verpassen würde so wie er es immer tat. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten.
„Anfang nächster Woche wirst du in das Schloss deines gemahlen gebracht außerdem wird dir die Vorort zuständige Hexe deine Gabe blockieren damit du nicht wieder irgendeinen Mist anrichten kannst!“, er war in seinem Element versunken.
Er wusste nicht wie lächerlich das alles war.
„Ein Massaker wie das vor zwei Tagen wird nicht noch einmal stattfinden!“, stampfte er mit seinem Fuß auf die Holzverkleidung des Bodens.
„Mein eigener Vater verkauft mich..“, flüsterte sie nun den Tränen nah. „Ich kann es nicht oft genug sagen: Ich hasse dich!!!“, den letzten Teil schrie sie. „Ich hasse dich!! Ich hasse dich!!“, schrie sie weiter. Die Zornes röte stand ihrem Vater im Gesicht.
„Bring sie hier raus, sonst vergesse ich mich noch!“, brüllte er und Ariel packte Lill am Arm und zog sie aus dem Saal.
Vor den Türen spielte sich noch ein unvergessliches Szenario ab.
Eine Träne kullerte über Lilliana´s Wange. Ariel hob die Hand und schlug ihr ins Gesicht.
„Hör auf zu heulen!“, befahl sie und griff ihr ins Haar. „Daran bist du selber schuld! Wieviele wohlerzogene Prinzen hat dein Vater dir in den letzten Monaten vorgesetzt, mh? Tja... du hattest die Wahl, die dein Vater jetzt für dich getroffen hat“, sie gab ihre Haare wieder frei. Die nun völlig in Tränen aufgelöste Lill straffte ihre Schultern und verpasste Ariel eine mitten ins Gesicht.
„Dich verachte ich genauso sehr wie ihn!!“, mit den Worten rannte sie fort. Sie musste hier raus und wo war Silver überhaupt.
Sie konnte nicht gehen bevor sie Antworten über die Schatten im See bekam und antworten darüber wo sich Silver befand. Wo könnte sie Informationen über Schatten bekommen?
Bibliothek!
Leise wie ein Spion machte sie sich auf den Weg.
„Du unreine Göre!“, schrie jemand schmerzverzerrt. Für einen Bruchteil einer Sekunde drehte Lilliana ihren Kopf nach hinten und prallte daraufhin mit etwas zusammen.
Verwirrt wischte Lilliana sich die Tränen aus den Augen und schaute hoch.
„Darius!“, fuhr es wie ein hauch über ihre Lippen.
„Lilliana!“, rief Ariel wieder. Lill wurde nervös.
„Warum weinst du?“, fragte er völlig verwirrt.
„Ich weine doch gar nicht“, sie ging an ihm vorbei weiter den Flur entlang.
„Ich sehs doch..“, er wollte sie zu sich umdrehen.
Schritte kamen näher.
„Bring mich hier weg!“, flehte sie Darius an.
„Was?“, fragte er verdutzt.
„Bitte, bring mich hier einfach weg, weg von..“, erschrocken fuhr sie mit dem Kopf herum, die Schritte waren nicht mehr zu hören.
Ariel konnte sie sehen.
„Darius würdest du die Prinzessin bitte in ihre Räumlichkeiten bringen und die Türen dann verschließen?“, fragte sie zuckersüß.
Gehorsam nickte er, packte Lilliana am Arm und zog sie durch das Schloss.
„Du gehorchst ihr wie ein Hund!“, zischte Lill und riss sich los.
„Nur weil du sonst wieder auf Dummheiten kommst“
„Ich komme auf Dummheiten? Ich? Und was ist das auf was mein Vater kommt? Er verkauft seine Tochter an einen Mann den sie nicht liebt nur damit es für ihn keine Probleme mehr gibt!“, keifte sie ihn an.
„Ich weiß, aber soll dein Vater dich an Georgius übergeben? Wohl kaum!“, sagte er trocken.
„Was?“, brachte sie fassungslos hervor. „Du weißt das er mich wegschickt?“
Er antwortete nicht sondern betrachtete nur betreten den Boden.
„Ihr seid doch alle gleich!“, eine Träne lief ihr über das Gesicht.
In schnellen schritten lief sie in ihr Zimmer in der Hoffnung das Darius ihr nicht folgen würde. Er wusste das sie einen anderen Mann heiraten würde und trotzdem tat er nichts..
Sie knallte die Tür und blieb mitten im Zimmer stehen. Leise wurde die Tür wieder geöffnet.
„Lilliana.. es tut mir leid“, seine Stimme war doch fester als gedacht.
„Hättest du mich nicht einfach sterben lassen können?“, fragte sie ihn und fing an in der Kommode zu kramen. Darius drehte sie zu sich um und presste sie mit seinem Körper gegen die Kommode.
„Du weißt gar nicht wovon du sprichst!“, zischte er. Lill versuchte ihn von sich zu schubsen doch er reagierte schneller und griff nach ihren Handgelenken.
„Alles liebenswerte wäre dann untergegangen und es wäre nicht mehr mein Problem gewesen, denn ich wäre nicht mehr hier“, sagte sie und versuchte sich von dem Griff zu lösen.
„Tu nicht so als wenn dir alles und jeder egal wäre!“, sagte er sauer.
„Ihr alle seid mir egal!“, zischte sie und schob ihn von sich doch er hielt sie immer noch an den Handgelenken fest.
„Ach.. ist das so?“, fragte er und ließ sie los. Er drehte sich ein Stück von ihr weg um sie dann wieder blitzschnell gegen die Kommode zu drücken.
„Ist das so ja?“, fragte er weiter provozierend und presste sich gegen sie.
Böse funkelte sie ihn an. „Ja!“, trocken wie Staub fuhren die Worte über ihre Lippen. Ein imaginärer Dolch stach Lilliana ins Herz.
Du lügst!
, sagte Amelié in ihrem Kopf.
„Verschwinde!“, flüsterte sie und legte ihre Hände in seinen Nacken. Mit jedem schlag den ihr Herz machte verlor sie sich in seinen Augen.
So fühlt sie sich an, die Liebe!
, die Worte hallten in Lilliana´s Kopf nach.
„In zwei Tagen bist du weg!“, er hob sie an der Taille hoch, Lill öffnete ihre Beine und schlang sie um seinen Körper.
„Ich weiß!“, sie strich mit den Fingern über seine Wange. „Ich will nicht“, sie fuhr die Konturen seiner Lippen nach.
„Ich weiß“, er zog sie noch enger an sich. „Ich weiß“, hauchte er wieder bevor er ihr einen Kuss gab. Behutsam liebkoste er ihr Gesicht. Er küsste eine Träne weg und stellte sie wieder auf die Füße. Wenn sie weinte schien das türkisblau in ihren Augen noch flüssiger zu sein, wie ein Meer mit seinen unendlichen tiefen konnte man sich in den außergewöhnlichen Augen verlieren. Vorsichtig, als ob die Prinzessin aus Glas wäre, befreite er sie aus dem engen Kleid.
Lilliana wusste das sie sich für ihren „Zukünftigen“ aufsparen musste doch ihr war es egal sie wollte nicht einen Mann den sie nicht liebte, sie wollte diesen. Konnte sie ihn haben?
Ein lächeln bildete sich auf ihren Lippen als Darius sie behutsam auf das große Bett legte und sie liebkoste.
„Du bist so wunderschön!“, leicht strich er über Lilliana´s Mal. Es bahnte sich wieder den Weg bis hinter ihr linkes Ohr und schien noch heller zu sein als je zuvor. Lilliana wusste das Darius seine Tätowierungen mit stolz trug, nicht so sie ihr Mal doch in der Nacht machte es ihr nichts aus. Nichts machte ihr in der Nacht, mit ihrem Krieger, etwas aus.
Während die Prinzessin und der Krieger womöglich einen Fehler begannen, funkelten draußen die Sterne als wenn es Tag wäre.
„Was für eine schöne Nacht!“, säuselte Silver.
Daniel sah nach oben in den Himmel. Seine Augen weiteten sich. „Diese Nacht ist keine normale Nacht! Es ist irgendetwas passiert..“
Die kleine Hexe sah ihn missverständlich an.
„Wir müssen dich in Kaspers Reich bringen!“, wechselte er das Thema. Er hatte eine vage Vorstellung von dem was in dem Moment passierte.
„Ich gebe mich als die für Lilliana zuständige Hexe aus!“, warf sie ein.
„Julius wird dich erkennen“, sagte er in Gedanken bei dem Grund warum die Nacht zum Tag wurde. „Nicht so!“, Silver verwandelte sich in eine blonde Frau deren Haare abstanden wie die von Medusa.
Daniel nickte. „Und wie soll Lilliana dich dann erkennen? Sie werden Lill in den ersten Tagen nicht aus den Augen lassen!“, fragte er.
„Sie wird mich erkennen“, lachte Silver in sich hinein. Noch eine Weile saßen sie da und betrachteten die mehr als funkelnden Sterne.
Lilliana´s Mal hatte sich über ihren ganzen Körper gezogen. Mit leichten Fingern fuhr Darius es nach.
„Votre amour est la clé! “, sagte er das geschriebene nach und hauchte einen Kuss darauf. Lilliana legte ihre Finger an seine Wange und tat nichts anderes als ihn zu betrachten.
Was hatte sie nur getan?
Das richtige!
, Amelié war wieder in ihrem Kopf aufgetaucht.
Lilliana schnaufte genervt und drehte sich auf den Bauch. Missverständlich betrachtete Darius sie.
„ Amelié“, sagte sie nur und schloss die Augen.
„ Amelié?“, fragte er.
„Ja Amelié! Ich kann sie hören..“, gestand sie und öffnete wieder ihre schönen Augen. „Und sie kennt die Bedeutung von Privatsphäre nicht!“, sagte sie und lächelte.
In ihrem Kopf erklang ein melodisches lachen das immer mehr verhallte.
„Kannst du sie immer hören?“, fragte Darius mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Lill zuckte die Schultern.
Stille kehrte ein.
„Ich sollte jetzt gehen!“, Darius nahm sich seine Sachen und zog sie an. Lill setzte sich auf und wickelte sich in die Decke ein.
„Es ist schon komisch das niemand gekommen ist..“, sagte sie leise und starrte aus dem Fenster hinter ihr. Völlig begeistert kroch sie mit der Decke aus dem Bett und stellte sich näher an das große Fenster.
„Hast du jemals so funkelnde Sterne gesehen?“, fragte sie und berührte mit ihren warmen Fingern die kühle Fensterscheibe.
„In meinen ganzen 432 Jahren nicht, aber du machst alles möglich“, er hauchte ihr einen Kuss in den Nacken. Sie drehte sich um.
„Vielleicht war es ein Fehler..“, in seinen Augen konnte Lill die Liebe sehen die er für sie empfand. „Und wenn es einer war, er war es wert“
„Ich..“, gerade als Darius etwas sagen wollte klopfte es. Er nahm Lilliana´s Handgelenke und schob sie zum Bad. Sie wussten das sie nicht reden durften, denn sie wurden gehört.
Bevor er sie jedoch durch die Tür schob gab er ihr einen letzten von schmerz erfüllten Kuss.
Während Lill duschte öffnete er die Tür als wenn nie etwas gewesen wäre.
„Wie geht es ihr?“, fragte Lauren leise. Darius zuckte als Antwort nur die Schultern und verließ das Zimmer.
Draußen an der frischen Luft roch er den intensiven Geruch von Lilliana auf seiner Haut. Sie roch nach den Rosen die im Frühling geblüht hatten.
Ihre Haut war so zart wie die eines Pfirsich und ihre Augen strahlten wie die Sterne. Noch nie hatte er sie so strahlen sehen und noch nie hatte sie ihn so angesehen. Wie ein kleines verliebtes Mädchen mit dem lächeln auf den Lippen das nur von einer höheren Macht geschaffen werden konnte.
Votre amour est la clé!, dachte er nach.
Wenn ihre Liebe der Schlüssel zu allem ist... aber wen liebt sie?
Er wusste es nicht! Wie ein Tier das auf seine Beute wartete schlich er durch den Garten.
„Darius!“, wurde er vorwurfsvoll gerufen. Aus dem Schatten kam Daniel hervor.
„Ihre Aura liegt auf dir“, war das einzige was er sagte.
Darius warf den Kopf in den Nacken und blies Luft aus.
„Heute ist die Nacht der Schatten!“, erzählte Daniel. „Sie werden versuchen Lilliana zu rufen“
Er wusste nicht das sie es schon versucht hatten, mit einer billigen Masche und einer Lüge.
In dieser Nacht war Amelié nicht am See gewesen doch waren es die Schatten die gelogen haben sie hätte Angst denn sie konnten spüren wie verunsichert Lill war und haben damit auch erreicht was sie wollten. Mit Georgius Tod würden sie freikommen und genau das sollte Lilliana tun, ihn töten.
„Du solltest dir Zeit für dich nehmen“, sagte Daniel und blickte dem hochgewachsenen Krieger geradewegs in die Augen.
„Ich kann sie nicht alleine lassen“
„Du musst sie lassen!“, blieb Daniel dabei. „Georgius wird sie finden, egal wo Julius sie unterbringt. Sie muss diejenige sein die bereit ist zum kämpfen“
„Ich werde für sie kämpfen!“, Darius machte den Anschein das er sich nicht umstimmen ließ.
„Und dem Tod mit einem lächeln entgegen kommen? Nein!“, schüttelte der uralte Magier den Kopf. „ Wir haben ihr das Kämpfen gelehrt doch kann sie es nicht einsetzten oder will vielleicht auch gar nicht. Niemand wird aus der Liebe schlau! Finde dich damit ab, dass sie das beste ist was du niemals haben wirst“
Mit geballten Fäusten sah er den Magier an. „Willst du das sie an einem gebrochenen Herzen stirbt?“, fragte er sauer.
„Woher willst du wissen das sie dich liebt? Hat sie es gesagt?“
Nein, sie hatte es nicht gesagt. Beide wussten es der Magier und der Krieger. Und der alte Magier wusste das sie es nicht sagen musste denn allein diese Nacht hatte es bewiesen. Daniel war sich nicht sicher ob Darius sich nicht davor drücken würde über ein ganzes Volk zu herrschen, weswegen er es für sich behielt das Darius das Gegenstück Lilliana´s verkörpert.
Dringend musste eine Lösung für das Problem her, wie konnte er es vermeiden das Lilliana an einem gebrochenen Herzen starb?
„Darius, es tut mir leid, aber so ist es...“
Und weg war der dunkelhaarige Krieger. Er verzog sich in sein eigenes kleines Reich.
Schnaufend machte sich der Magier zurück in seinen Antiquitätenladen. Silver dagegen war vor Stunden in das Reich von Kasper gereist.
9 Kapitel
Von einem Klopfen wurde Lilliana wach. Eine zierliche Gestalt huschte durch das Zimmer und öffnete die zum weiterschlafen einladenden Vorhänge. In einem hellen Kegel fiel das Licht ins Zimmer worauf Lill die Augen fest aufeinander presste.
„Es wird Zeit aufzustehen Prinzessin. Heute ist ein wichtiger Tag!“, flötete Sophie.
„Was ist heute?“, fragte Lill und verkrümelte sich unter die Decke.
„Prinz Kasper und sein Vater kommen und ich werde dir heute nicht mehr von der Seite weichen!“, antwortete sie. Ungläubig zog Lill sich die Decke vom Kopf. Sophies lächeln wich einer hochgezogenen Augenbraue.
„Ist es dunkler geworden?“, sie starrte auf einen ganz bestimmten Fleck. Lill sprang förmlich aus dem Bett und rannte ins Bad. Vor dem Spiegel entblößte sie ihr Schlüsselbein und betrachtete ihr Mal. Tatsächlich, es war dunkler geworden!
Leise trat sie wieder in ihr Zimmer und nahm sich ein Pastellgrünes Kleid aus dem Schrank. Sie zog das Kleid an und Sophie schloss den Reißverschluss.
„Wer hat gesagt das du mir heute nicht von der Seite weichen sollst?“, fragte Lilliana und sah aus dem Fenster.
„Ihre Mutter, Prinzessin!“, antwortete sie leise.
„Hm“, Lilliana war sich nicht ganz sicher über den Grund. Ein schwarzer Geländewagen fuhr vor. Ein junger Mann in einem schlichten aber dennoch modernen Anzug stieg mit einem lächeln auf den Lippen aus. Kasper!
Lilliana presste die Lippen aufeinander. Wie konnte sie ihn von seinem Vorhaben zu heiraten abbringen? Ein Plan musste her, und wo zur Hölle war Silver?
„Sophie?“, fragte sie und schaute weiter aus dem Fenster. „Weißt du wo Silver ist?“
„Nein, tut mir leid“
Langsam gingen sie die Treppe zum Festsaal hinunter. Warum tat sie sich das alles eigentlich an? Warum sagte sie ihrem Vater nicht einfach das.. was wollte sie ihm sagen? Das sie vor ihrer Ehe mit einem Alphakrieger geschlafen hatte?
Ein Alphakrieger zu sein bedeutete nichts schlechtes, doch dennoch wusste Lill nicht wie der König reagieren würde. Und außerdem hatte Lilliana Hunger und heute würde sie essen was der Koch hergab.
Ohne auch nur irgendjemanden zu grüßen oder zu würdigen, steuerte sie die Küche an.
Und immer mit von der Partie: Sophie!
„Prinzessin!“, mit offenen Armen empfing der dicke alte Koch Lilliana. „Was darf ich ihnen zubereiten?“
„Danke, aber ich habe keinen Hunger!“, lächelte sie dem Koch entgegen und widmete sich wieder voll und ganz einem Regal, sie suchte etwas bestimmtes. Der Sinneswandel kam vor der Tür. Sie könnte Sophie abfüllen und seíe so loswerden.
„Aber Prinzessin, ihr seit gerade erst aufgestanden und der Prinz möchte ihnen bestimmt nicht mit leeren Magen begegnen“
In dem Moment fand Lill mit den Augen das was sie gesucht hatte. Wein, Schnaps, Whisky, Bourbon und noch zig anders Zeug das zu einem guten Wohlbefinden beitrug. Etwas in ihr sagte, es sei ein Fehler sich zu betrinken und dann wieder Ohrfeigen zu kassieren, aber sie sagte was ganz anderes, denn diesmal steckte ein Plan dahinter.
„Prinzessin, ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist“, murmelte Sophie doch konnte sie der Prinzessin nicht widersprechen.
„Ich finde die Idee fabelhaft!“, sie überlegte womit sie denn jetzt ihre Lungen füllen würden. „Bourbon oder lieber doch Wein?“, dachte sie laut nach und nahm schließlich beides.
Mit einer schwarzen Tasse setzte sie sich auf einen Hocker an der Anrichte und goss sich von beiden etwas ein.
„Aber Prinzessin!“, der Koch hob seinen Kochlöffel. „Sie sind doch eine Dame und Damen betrinken sich nicht“
Lill nahm einen kräftigen Schluck mit gehobenen Finger und verzog angewidert das Gesicht.
„Das ist nicht ganz richtig! Ich bin eine Prinzessin und es steht nirgendwo geschrieben das sich Prinzessinnen wie vornehme Damen verhalten müssen“, korrigierte sie und setzte gleich wieder zum trinken an.
„Sophie setz dich zu mir!“, nach einer halben Stunde war sie schon ganz schön lustig.
Sophie setzte sich neben die angetrunkene Prinzessin und musterte sie.
„Guck nicht wie eine Kuh auf der Weide, sonder trink! Es gibt etwas zu feiern“, Lilliana sprach mit Leib und Seele.
Sophie nahm einen Schluck und verschluckte sich gleich an dem Teufelszeug. Während sie wild hustete klopfte ihr eine Küchenhilfe auf den Rücken.
„Also das müssen wir nochmal üben!“, kicherte Lill und hüpfte vom Hocker.
Mit einem Sandwich in der Hand kroch sie wieder auf den Hocker.
„Jetzt noch einmal, aber diesmal schnell schlucken!“, sagte sie und goss Sophie noch einen kräftigen Schluck ein.
In der einen Hand das Sandwich und in der anderen die Tasse voller Heilzeug.
Beim zweitenmal hüstelte Sophie nur ganz leicht.
„Schon besser und jetzt Prost!“, Lill stoß an und leerte ihre Tasse in einem zug.
Nach einer Stunde hing Sophie halb auf dem Tisch. Sie vertrug den Alkohol überhaupt nicht und es war auch das erste mal das sie überhaupt trank.
Mit einem lächeln auf den Lippen sprang Lilliana wieder von ihrem Hocker. „Gute Nacht!“, hauchte sie und ging alleine aus der Küche heraus. Sophie war zu benebelt um zu merken was überhaupt geschehen war.
„Schön ist es auf der Welt zu sein, sagt der Igel zu dem Stachelschwein“, sang die Prinzessin ganz leise während sie an der Wand entlang ging.
Wie gerne würde sie jetzt in den Armen von Darius liegen, wenn sie es dürfte hätte sie sich auch nicht betrunken.
Nachdenklich lief Craft in den Festsaal. Was war das gestern nur für eine Nacht gewesen? Einer der ältesten müsste es ihm erklären, denn noch nie hatte er die Sterne so hell leuchten sehen. Es musste etwas geschehen sein.
Als er um die Ecke bog sah er eine Gestalt die schwer an der Wand lehnte. Er ging näher heran und erkannte das es eine junge betrunkene Frau war. Als er noch näher heranging merkte er das es eine von den Dienerinnen war.
„Was tust du hier?“, fragte er die junge Frau.
„Ich suche die Prinzessin“, quetschte sie hervor und würgte.
Angewidert betrachtete er sie. Nie hatte er eine so junge Dienerin für sich beansprucht ganz allein aus dem Grund da sie keinerlei Disziplin besaßen auch wenn Ariel ihr bestes gab. Bei diesem Mädchen reichte selbst ihr bestes nicht, was fällt ihr ein betrunken durch das Schloss zu torkeln?
„Ich bringe dich zu Ariel!“, entschlossen packte der alte sie am Arm und schliff sie mit sich mit. Nicht sonderlich behutsam donnerte er gegen die Tür von Ariel bis sie endlich geöffnet wurde.
„Das will ich nicht noch einmal sehen müssen!“, er zeigte auf die betrunkene junge Frau, Sophie. „ Während wir Besuch haben passiert DAS, du solltest dringend besser auf sie aufpassen!Stell dir vor was für Auswirkungen es hätte wenn..“, er ließ den geschimpften Satz offen stehen.
Ariel hörte sich alles ruhig an bis sie Sophie am Arm packte und in die Räumlichkeiten zog.
Mit einem nicken schloss sie die Tür und Craft machte sich wieder auf den Weg zum Festsaal.
Ein Glockenhelles kichern brachte ihn vom eigentlichen Weg ab.
Es riss ihn förmlich in seinen Bann. Dieses Kichern erinnerte ihn sehr stark an Amelié, sodass er einen Schritt zulegte und fast wie in Trance dem melodiösen Ton folgte.
Verblüfft blieb er im Schlossgarten stehen.
Es war verschwunden. Der Ruf, das Kichern, Amelié´s kichern war verschwunden. Verwirrt blieb er stehen und schaute um sich.
Keine Seele tummelte sich bei so einem Wetter draußen.
Gestern war eine der schönsten Nächte seit langem gewesen und doch war heute Morgen von dem Glanz der Sterne der gestrigen Nacht nichts mehr übrig geblieben.
Alle Schönheit war verflogen als ob die Natur eine Warnung aussenden wolle.
Wie wild geworden plantschte Lill nur im Unterkleid in ihrem Paradies.
Immer wieder kicherte sie wenn die Fische sich um ihre nackten Beine schlängelten und die Frösche ihre Lieder sangen.
„Ach!“
Mit den Armen vom Körper gestreckt ließ sie sich auf den Rücken ins Wasser gleiten und paddelte mit den Füßen los. In der Mitte des Sees tauchte sie dann vollkommen unter.
Leben ist in dir, sang der Wind immer wieder über die Oberfläche des Sees.
Lilliana tauchte auf und spritze mit Wasser. Lange hatte sie sich nicht mehr so gut gefühlt, ob es wohl an der Wirkung des Alkohols oder an der Nacht die sie mit Darius verbracht hatte lag, blieb fraglich.
Du musst zurück
!, Amelié tauchte auch an ihrem geliebten Ort auf.
„Noch nicht!“, wieder tauchte Lilliana unter Wasser. Sie wollte nicht schon wieder gesagt bekommen was sie machen sollte und was nicht. Sie wollte selber entscheiden auch wenn sie nicht wusste was sie überhaupt wollte.
Du bist glücklich
, sprach Amelié.
Ja!, dachte Lilliana. Ja! Seit langem fühle ich mich nicht mehr allein.
Lachend tauchte sie abermals auf.
Es liegt daran das leben in dir ist
, auch Amelié lächelte nun. Deine Umgebung nimmt es wahr nur hat sie angst.
Lill ignorierte das gesagte und schwamm ans Ufer. Sie ignorierte es weil sie ebenfalls angst hatte vor allem. Am meisten vor Ariel und ihrem Vater, weil sie wusste das zwischen den beiden mehr war als nur ein gutes Verständnis und vielleicht war Ariel deswegen so fies zur Prinzessin.
Vor Kasper, weil er nicht wusste das sie ihn niemals lieben würde und sie würde es ihn spüren lassen. Aber am aller meisten hatte sie vor sich selber und Georgius angst. Was hatte er gewispert als sie dem Tod so nahe war? Er kann ihr genauso das leben aussaugen wie sie ihm? Und so war es das wusste sie. Doch warum, warum fühlte sie sich genau jetzt in diesem Moment so vollkommen, So unbesiegbar und dennoch so ängstlich?
Wo ist der Alphakrieger?
, fragte Amelié nun.
Die Prinzessin hielt sich am Holz des Stegs fest.
Ein Krieger, ihre Liebe wie es auch damals bei Amelié war. Vor unzähligen von Jahren hatte auch sie sich in den Krieger Felix verliebt doch damals war noch alles anders, leichter... unkomplizierter.
Ein lächeln huschte über ihre Lippen und sie stieg ernüchternd aus dem Wasser.
Lilliana, du bist in Gefahr!
, leise, aber auch nur ganz leise sprach Amelié die Worte aus.
„War ich es jemals nicht?“, fragte die Prinzessin nüchtern. Ein starker Wind kam auf.
Mit den Händen fuhr Lill immer wieder durch ihre Haare um sie trocken zu bekommen.
Und mit einem mal war der Wind wieder fort.
Lilliana war glücklich mit dem wissen, dass das Leben ihr immer beistehen würde ob es nun in Form von Wind oder in Form vom blühen der Blumen war, sie war dankbar. Dennoch bereitete ihr eines Gedanken. Noch nie hatte Amelié so hilflos und so ängstlich gewirkt.
„Was für eine Gefahr ist das?“, fragte sie deswegen ihr Ebenbild.
Das Leben das in dir ist!
, Amelié´s Hand die nur ein Nebel war strich der Liebe über die Wange.
Es tut mir leid, aber wie du weißt niemand kann in das Schicksal der Liebe eingreifen.
Mit einem traurigen lächeln auf den Lippen wurde der Nebel der Frau immer Lichter bis sie schließlich ganz verschwand.
Angezogen legte Lilliana sich in das hohe Gras und starrte in den Himmel. Jeden Moment drohte es zu regnen und manchmal da wünschte sie es sich so sehr.
Jeder einzelne Tropfen der vom Himmel fiel, war frei so unendlich frei. Auch wenn er an einer Fensterscheibe landete oder in einem See, er war frei und so unendlich frei wollte auch Lilliana sich fühlen, für immer. Doch würde sie jemals frei sein?
Der König stand an dem riesigen Fenster in seinen Räumlichkeiten und betrachtete seine Tochter wie sie völlig zerwühlt auf das Schloss zulief.
Was hatte er da nur für eine Tochter? Er hätte auf Ariel von Anfang an hören sollen die Erziehung mit der strengen Hand kam ihm plötzlich richtiger vor als alles andere auf der Welt. Wie sehr hatte Ariel es ihm in der gestrigen Nacht nur wieder verdeutlicht.. aber, nein, seine Frau war anderer Meinung gewesen. Sie wollte dieses Kind nicht. Seit der Geburt empfand sie einfach nicht das was eine Mutter für ihr Kind empfinden sollte.
Auch seine Frau hatte er nicht wirklich im Griff. Es ging ihm strikt gegen den Strich das sie die jungen und starken Krieger seiner Armee heilte. Er selber war seit Jahren aus der Form, dass machte sich an seinem immer runder werdenden Bauch bemerkbar. Seine Krieger, die Lauren heilte, waren alle von stattlicher Statue und in vielen hing Julius ihnen nach. Dennoch, es war nicht seine Armee und es waren auch nicht seine Krieger, es waren Darius Anhänger. Darius war immer der Mann der Julius sein wollte. Heldenhaft und furchtlos stürzte er sich in jede Schlacht und hatte noch nie einen Kampf verloren, soweit Julius Bescheid wusste.
Jede Frau himmelte ihn an. Wo er wohl wieder steckte?, fragte er sich. Der Neid quoll in ihm hoch. Bestimmt amüsierte er sich wieder mit irgendeiner Gespielin und würde spätestens bei Lilliana´s Abreise wieder da sein.
Wenn Julius sich da nicht täuschte!
Stur und mit zerzausten Haaren lehnte die Prinzessin gegen eine Säule. Mit einem höhnischen grinsen auf den Lippen hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete.
Wo steckte der gottverdammte Darius wieder?, fragte sich Leo und schlängelte sich durch die Menge zu Red.
„Hast du Darius heute schon gesehen?“, fragte er.
„Nö!“, er zog an seiner Zigarre. Umzingelt von Dienerinnen blies er den Rauch aus. „Frag sie“
Mit der Zigarre deutete er auf die Prinzessin.
Leo stutzte doch schließlich ging er doch zu ihr.
„Weißt du wo Darius ist?“, fragte er kurz bevor er vor ihr stand. Als er vor ihr stand spürte er deutlich das der Geruch von Darius noch ganz leicht an ihr klebte, es war wirklich nur ein hauch den wahrscheinlich auch nur er wahrnahm da er auch die meiste Zeit mit Darius herum hing.
„Nein!“, stur starrte sie weiter in eine Richtung.
„Aber du riechst nach ihm und nach..“, er beugte sich vor und roch an ihr. „Wald, See und Rosen“
Nun begegnete sie seinem Blick. Das eiskalte Pokerface saß. Sie wandte den Blick wieder in dieselbe Richtung in die sie schon die ganze Zeit starrte.
Leo machte es ihr nach und sah in dieselbe Richtung. Da stand Kasper mit Ariel.
„Was hast du vor?“, fragte er und sah immer noch in die Richtung von den Beiden.
„Gar nichts!“, sagte sie entschlossen. „Rein gar nichts was dich oder irgendjemanden anders angehen könnte“
Im leichten Schritt entfernte sie sich von der Säule und ging direkt auf eine Kellnerin zu. Sie trug ein Tablett mit einer Weinflasche und einem Glas darauf. Als sie an Lilliana vorbei lief schnappte die sich das Glas und verschwand hinter der Menschenmenge. Vom weiten betrachtete der blonde hochgewachsene Krieger wie sich die Türen zum Garten öffneten.
Da stand sie an der Mauer mit dem Rücken zu ihm gedreht. Ihre Haare fielen wie flüssige Schokolade über ihren Rücken bis hin zum Steißbein. Obwohl man ihr Gesicht nicht sehen konnte und sie auch nicht sprechen hörte, wusste man sofort das sie etwas besonderes war. Das Verlangen von ihr angesehen zu werden war verblasst. Womöglich, weil er verliebt war. Er wusste nicht genau wie es sich anfühlte zu lieben, aber für Mira empfand er schon mehr als das sie nur seine Blutkonserve nach einem Kampf war. Und überhaupt trank er nur von ihr und wenn er Durst hatte und sie nicht da war begnügte er sich mit Blutkonserven. Konnte man das Liebe nennen?
Sie drehte sich um, das Weinglas war unberührt. „Wie lange willst du mich noch anstarren?“, sagte sie ganz leise mit dem wissen das Leo sie genau verstanden hatte.
Er musste nur ein paar Schritte machen und er stand vor ihr.
„Lilliana?“, fragte er, nicht wissend wie er die eigentliche Frage stellen sollte.
Mit einem sehr intensiven Blick sah Lilliana ihm geradewegs in die Augen.
„Mira?“, fragte sie dann. Völlig perplex wusste er nicht was er erwidern sollte, woher wusste sie das?
„Weißt du Liebe macht nicht blind! Der liebende sieht nur weit mehr als da ist“
Sie lächelte dennoch wirkte sie müde.
„Du magst sie...und ein Mädchen das einen Krieger heiratet, macht nie eine schlechte Partie. Er ist es gewohnt zu gehorchen!“
Erstaunt über ihre ehrlichen Worte und darüber das sie ihr Pokerface abgesetzt hatte, zog er verwundert die Augenbrauen hoch.
„Lilliana?“, eine weiche Männerstimme durchbrach die Stille. Lilliana blieb stehen wie sie die ganze Zeit schon stand dabei sah sie nicht den Mann an der gesprochen hatte. Leo hob den Blick von Lilliana und schaute geradewegs ins Gesicht von Prinz Kasper.
Mit einem nicken verabschiedete er sich.
Lill klammerte sich unbewusst an der Mauer fest und drückte für einen Moment fest die Augen aufeinander. Kasper nahm eine Strähne ihrer Haare zwischen die Finger und zog leicht dran. Die Prinzessin drehte den Kopf zu ihm doch sah sie ihn nicht an. Noch einer der sie einfach nur begehrte und nichts weiter. „So sieht man sich wider“, wisperte er.
Wie schön sie doch war. Mit dieser Frau an seiner Seite hatte er keinen schlechten Fang gemacht. Zwar machte sie noch Probleme, aber dies wusste Kasper stets zu verhindern. Seitdem er sie das erste mal gesehen hatte, überlegte er wie er es seiner zukünftigen Recht machen könnte. Denken konnte er soviel wie er wollte, denn er würde es nie schaffen weil er nämlich nicht derjenige war den Lilliana liebte.
„Dir wird es in meinem Schloss gefallen“
Wieder drehte Lilliana sich weg. Da war sie wieder die Rebellin!, dachte er sich.
Ein klirren durchbrach die Stille.
„Ich denke wir sollten reingehen“, ohne Kasper auch nur eines Blickes zu würdigen ging sie an ihm vorbei in den riesigen Saal der voller Menschen war.
Wieder ertönte ein klirren, ihr Vater schlug mit einem Messer gegen ein Weinglas und das solange bis die volle Aufmerksamkeit auf ihm lag.
Sein Blick begegnete dem seines Schwiegersohns. Zwischen den zwei Männern stand Lilliana mit einer unergründlichen Maske im Gesicht.
„Da sich nun alle eingefunden haben möchte ich die Verlobung von meiner Tochter Lilliana und Prinz Kasper, Sohn von Kaspian, bekannt geben!“
Die Menge brach aus und tobte. Kasper hatte nur Augen für seine zukünftige und versuchte sie zu durchschauen. Trotzig hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt als ob sie etwas schützen wollte. „Auf ein Wort!“, Ariel deutete Lill ihr zu folgen. „Entschuldigen sie uns“, lächelte sie Kasper entgegen und verschwand mit seiner Frau.
„Wo zur Hölle hast du dich wieder herumgetrieben?“, fragte sie wutentbrannt. „Dein Vater ist stocksauer und deine Mutter erst!“
Lilliana schaute an sich herunter. Ihr Kleid wies Flecken auf und ihre Schuhe waren voller Schmutz.
„Antworte wenn ich mit dir rede du ungezogenes...“, sie hielt inne und betrachtete Lilliana genauer.
„Was ist das?“
Sie schob den Stoff der Lilliana´s Mal teilweise bedeckte zur Seite. „Was zur Hölle hast du wieder verbrochen?“
Mit einem Schritt wich Lilliana Ariel aus.
„Früher oder später wird es sowieso herauskommen..“, kopfschüttelnd holte die alte Frau ein neues Kleid aus dem Schrank. Es klopfte.
Mit einem schelmischen lächeln auf den Lippen öffnete Ariel die Türe und Julius trat ein.
„Lilliana, ich möchte das du heute noch ohne Umwege zu deinem Gemahlen in sein Schloss ziehst“, sagte er streng.
„Aber.. aber du hast gesagt..“, versuchte sie Einwände zu machen. Sie konnte nicht gehen, noch nicht.
„Es spielt keine Rolle. Kaspian hat darum gebeten und ich werde seiner Bitte nachgehen“, er machte kehrt und verließ wieder das Zimmer. Fassungslos stand Lilliana da. Ein wütender Wind riss das Fenster auf und zog durch das Zimmer. Erschrocken fuhr Ariel herum und starrte das offene Fenster an.
Lilliana schrie ihren Vater an.
„Das kannst du mir nicht antun!“
Der Wind riss einige Türen auf. Mit der Art wie Lilliana ihre Seele und damit ihre tiefsten Sorgen entblößte, löste sie ein Unwetter aus.
„Nie warst du das!“, schrie sie. „Sieh mich an!“
Ihr Vater drehte sich auf seinem Absatz um und sah seine Tochter an.
„Du tust so als wenn ich dich in die Hölle schicken würde“, grummelte er belustigt über Lilliana´s Tobsuchtsanfall.
„Genau das tust du!“, sie warf die Hände in die Luft. „Nur damit du an der Macht bleibst“
Jetzt wurden auch die Wachen aufmerksam und bauten sich hinter Lill auf.
Nach einem Sekundenbruchteil der Stille regte sich wieder etwas an ihrem Vater. Mit leicht geöffneten Lippen sprach er dann. „Bringt sie hier weg“, er drehte sich um und ging wieder.
Eine Wache packte Lilliana am Oberarm. „Nein!“, schrie sie. Die Wachen fingen an, an ihr zu zerren bis sie schließlich nachgab. „Ich hoffe du verreckst an deinem Egoismus!!!“, schrie sie mit leibeskräften.
Julius bereitete sich in dem Thronsaal auf Darius eintreffen vor. Wie ein irrer tigerte er durch den langen Raum.
„Hast du aus dem Fenster gesehen?“, fragte eine liebliche Stimme. Julius drehte sich zu seiner Frau Lauren, betrachtete sie kurz und ging dann zum Fenster. „Sie ist außer sich“, murmelte die kleine Frau und legte ihrem Mann eine Hand auf die Schulter.
„Ich habe andere Probleme!“, zischte ihr Mann verächtlich und tigerte weiter durch den langen Raum. Ein hohles klopfen drang in den Raum. Die Türen schwangen auf und Craft trat ein.
„Entschuldige Julius, aber Darius wird die Schlacht nicht anführen“, erklärte der uralte Vampire. „Er ist nicht hier und ich denke nicht das er so schnell wiederkommen wird“
Die Zornesröte stand Julius im Gesicht geschrieben. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten.
„Was fällt diesem Blutsaugenden Idioten ein? Er hat mir seine Loyalität versprochen. Hole ihn sofort her!“, keifte er den alten Vampir an.
„Du weißt das er sich von niemanden etwas sagen lässt“
„Vor einem Kampf hat er sich noch nie gedrückt warum tut er es jetzt?“, keifte Julius unbeirrt weiter.
Der alte Vampire zuckte die Schultern.
„Dürfte ich nocheinmal mit der Prinzessin reden?“, fragte der alte nun.
„Sie ist auf dem Weg zu Kaspian's Schloss“, erzählte der König in Gedanken versunken. Er brauchte einen Krieger!
Während Julius und Craft sich unterhielten und einen Plan zur Vernichtung Georgius schmiedeten.. passierte etwas, dass keiner geahnt hätte.
9 Kapitel
Zur Sicherheit fuhr vor ihnen ein Wagen und hinter ihnen, und in dem Wagen der in dem Schutz der Mitte fuhr, saß Lilliana.
Trotzig und voller Wut saß Lilliana auf dem Rücksitz hinter dem Fahrer. Durch die getönten Scheiben konnte sie nicht viel erkennen doch das was sie erkannte war, dass es regnete und das aus Eimern. Seufzend lehnte sie ihren Kopf zurück und betrachtete die dichten Wimpern des Fahrers im Rückspiegel. Diese Wimpern erinnerten sie an die von Darius! Wo war er? Warum?
Plötzlich sahen die Augen in den Spiegel und begegneten direkt Lilliana´s Blick. Intensiv starrten die zwei blauen Augen Lilliana an und genau in dem Moment knallte es. Abrupt trat der Fahrer auf die Bremse. Lill stützte sich am vorderen Sitz ab damit sie nicht dagegen knallte.
„Was war das?“, fragte der Fahrer in einem Ton den Lill schon zu oft gehört hatte. Zac hatte auch schon so mit ihr gesprochen. Ja, es lauerte etwas in dem Nebel auf sie.
„Schnall dich an!“, befahl er auf einmal und trat das Gas durch. Mit einem Ruck fuhr der Wagen los. Lill krallte sich an den Türgriff. Sie war seinem Befehl nicht nachgegangen.
„Was ist los?“, fragte sie erschrocken. Keine Antworte, weder eine Reaktion noch irgendetwas anderes, nichts.
Plötzlich gab es einen weiteren knall und der Wagen blieb mit quietschenden Reifen stehen. Weder der Wagen der vor ihnen noch der Wagen der hinter ihnen fuhr, waren da. Sie waren weg, wie vom Erdboden verschluckt. „Was zur Hölle?“, fragte sich der Fahrer selbst. Lilliana streckte den Hals und nahm Lichter wahr die direkt auf sie zusteuerten, noch bevor der Mann hinterm Lenkrad reagieren konnte kollaborierte der fahrende Wagen mit dem stehenden.
Mit dem Kopf knallte Lill gegen die Fensterscheibe links von ihr, das so doll das sie ein piepen hörte. Plötzlich, wie der knall kam war es auch wieder still. „Geht es dir gut?“, erkundigte sich der Mann. Mit einer Hand am Kopf nickte sie.
Zu früh gefreut, ehe sie realisieren konnten was passiert war fuhr ein weiterer Wagen in sie hinein, diesmal in die rechte Seite. Vergeblich krallte sich Lilliana an allem fest was der schleudernde Wagen zu bieten hatte. Als der Wagen in einem Feld ,das am Straßenrand lag, wieder zum stehen kam, und das Überkopf, kroch Lilliana hustend aus ihm heraus. Minuten waren vergangen. Um sie herum brannte es, als sie genauer hinsah wusste sie, dass das Feuer nicht einfach so entstanden war sondern jemand den Brand gelegt hatte. Vor dem völlig zerstörten Wagen ging sie in die Hocke und sah hinein. Wo ist er hin?, fragte sie sich. Er kann doch nicht einfach so...
Und da war es Lilliana klar. Das alles war kein Zufall. Sie versuchte durch das Feuer hindurch zu sehen. Es war so verdammt heiß in dem Kreis.
„Ich weiß das ihr hier seid!“, schrie sie verzweifelt. Ihr erster Gedanke an den Übeltäter war, es ist Georgius. Lilliana fasste sich an ihre pochende Schläfe und merkte das sie etwas feuchtes an den Fingern kleben hatte. Ihr eigenes Blut verrieb sie dann zwischen drei Fingern.
Mit den Augen suchte sie die Flammen ab.
Lilliana fühlte sich eigenartig als wenn jemand eine Verbindung zu ihr Aufbauen wolle, doch wer? Nein, ihre Mauern konnte und wollte sie nicht fallen lasse. Hektisch sah sie sich wieder um.
„Lill!“, schrie plötzlich jemand und die Flammen erloschen. Schwer atmend hielt Lilliana still und lauschte den Geräuschen. Mit den Augen sah sie nach rechts, sie wusste das jemand hinter ihr stand seine Aura verschmolz mit einer anderen bekannten. Ein keuchen durchfuhr die stille. Lill kniff die Augen zusammen doch ihre Neugierde siegte, sie drehte sich um. Die Hexe mit der bekannten Aura fiel ihr ins Auge. Silver kniete am Boden und spuckte Blut. „Oh mein Gott!“, fuhr es als ein Hauch über ihre vollen Lippen. Ihr Blick wanderte zu dem vermummten Mann neben ihr. Seine Statur und diese...Aura die ihn umgab war unheimlich und .. anziehend bekannt zugleich. Sein Gesicht bedeckte ein rotes dreieckiges Tuch das er im Nacken zu geknotet hatte und auf dem Kopf hatte er eine schwarze Kapuze. Es war klar das er das sagen unter den Wesen hatte, denn seine Komplizen, die mit ein wenig Abstand von ihm weg standen, verhüllten ihre Gesichter mit schwarzen Tüchern.
„Du Bastard!“, schrie sie als ihr Blick wieder auf Silver fiel. Die kleine Hexe war am Ende ihrer Kräfte angelangt und kniete hilflos auf dem Boden. Ehe sie auf ihn zugehen konnte und ihn solange würgen bis auch aus ihm das leben wich, stand er schon vor ihr. Diese Geschwindigkeit...
Er legte den Kopf erst auf die eine Seite dann auf die andere und in dem Moment wo er das tat hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Aus der nackten Panik heraus erstellte Lilliana eine Illusion. Neben ihr stand der perfekte Abklatsch der Prinzessin, zeigte auf den vermummten und lachte ihn aus. Lill musste hart schlucken. Was würde er mit ihr für diese Demütigung tun? Er schnaufte und Lilliana wusste das er unter seinem Tuch böse lächelte. Instinktiv machte sie einen Schritt zurück und stellte noch eine Illusion auf, eine nach der anderen. Seine Meute, die Silver nun gefangen hielt, wurde unruhig. Sie fragten sich, warum ihr Führer nichts tat um dem kleinen Biest eine Lektion zu erteilen. Stattdessen fuhr er fasziniert mit der Hand durch die Illusion und nickte beeindruckt bis seine Augen sich verdunkelten und er Lilliana in Sekundenbruchteilen an der Kehle packte. „Du solltest die Spielchen lassen, wenn dir ihr Leben etwas wert ist“, flüsterte er ihr zu. Lill sah hoch in seine Augen, Gott, das letzte mal das sie jemanden gesehen hat der seine Seele so verstecken kann war..Darius konnte es genauso gut! „Nein!“, kam es krächzend hinter ihr. Einer seiner Anhänger gab Silver einen ordentlichen Tritt in die Seite. „Du Bastard!“, zischte Lilliana und gab dem vermummten einen Tritt. Er rührte sich nicht. Ihm gefiel es das sie, obwohl sie hilflos war, versuchte sich zu Wehr zu setzten. Doch wusste er nichts von Lilliana´s Gabe. Sie betrachtete die matschige Erde auf der sie standen. In ihren Augen fing das Feuer an zu lodern. Die Kontrolle die sie über ihre Gabe hatte ging aus unerfindlichen Gründen ganz plötzlich verloren. Das Leben in ihr löste den Schutzmechanismus aus. Kaum kam er ihr wieder zu nahe, gab die Erde unter ihm nach. Als einer seiner Anhänger ihm zur Hilfe eilen wollte, entflammte derselbe Feuerkreis wie vor einigen Minuten und keiner konnte dem vermummten zur Hilfe eilen.
Wie in Trance bewegte Lilliana sich um ihn herum. Er richtete sich wieder auf bereit für einen Kampf. Immer wieder flackerte es in Lilliana´s Kopf. Was zur Hölle war los? Sie war nicht sie selbst das wusste sie, nie hätte sie sich etwas derartiges getraut.
„Willst du spielen?“, hörte sie eine Stimme an ihrem Ohr. Sie hatte nicht gemerkt das ihre Beine stehengeblieben waren. Mit großen Augen drehte sie sich nun um. Etwas warmes kroch ihren Arm empor. Lill sah an sich herunter und tatsächlich sie stand zur Hälfte in Flammen doch konnten diese ihr nichts anhaben. Sie fühlte sich wie damals im Gewächshaus.
Ihr gegenüber staunte nicht schlecht und griff sie direkt an. Gekonnte Fausthiebe gingen daneben sodass Lilliana zum Schlag ansetzte. Es sah so aus als wenn ein Schatten sie begleiten würde den bei jedem Schlag den sie machte war eine hauchdünne Schicht einer Person zu erkennen. Es war nicht ihre Kraft, nein, sie war erschöpft und müde und hätte derartige Tritte und Schläge nicht verteilen können. Der vermummte Unbekannte und die Prinzessin lieferten sich einen Kampf bis ein gellender Schrei den Trancezustand durchbrach. Lill riss den Kopf herum in die Richtung des Schreis, die Flammen waren erloschen und sie sah wie ihre Silver abermals Blut spuckte.
Der vermummte nutzte seine Chance für einen unfairen Kampf und verpasste Lilliana einen Schlag sodass sie fiel. Herabfallend betrachtete er sie. Mit solch einer Kraft hatte er nicht gerechnet ebenfalls hatte Lilliana mit ihrer eigenen Kraft nicht gerechnet. Noch einen einzigen Blick warf er Lilliana zu und ging dann zu seiner Meute. Von dort kamen zwei Männer mit einem Seil auf Lilliana zu und fesselten ihre Arme, dann zog der eine von ihnen sie an dem Seil hinter sich her.
Einer der etwas breiteren Sorte warf sich die schwer atmende Silver über die Schulter und lief mit ihr los.
Um die eine Stunde musste schon vergangen sein da kamen sie an einem provisorisch zusammengestellten Lager an. Es berührte Lilliana zutiefst, als sie die ganzen versklavten Wesen sah. Eine Frau saß auf einem Stein mit einem kleinen Jungen auf dem Arm der mehr Tod als lebendig war, dass spürte Lilliana sofort. Sie wollte zu ihm gehen und ihm die Kraft der Liebe schenken, ihn mit einem lächeln bezaubern, ihm die unschuldige Seele streicheln. Unbewusst war sie stehengeblieben sodass jemand sie stupste und sie fast vornüber fiel. „Arschlöcher!“, murmelte sie und lief weiter. Silver wurde achtlos vor einem Baumstumpf auf den Boden abgelegt und zurückgelassen. Daneben brachten sie Lilliana. Sofort kroch sie zu ihrer Freundin und bettete Silver´s Kopf auf ihrem Schoß.
„Silver?“, Lill tätschelte ihre Wange.
„Ich..“, sie musste schlucken. „Ich hab dich kämpfen sehen“, es war nur ein flüstern.
Lilliana lächelte mit tränen in den Augen. „Ja, ich hab gekämpft“
„De-eine..tränen“
Lilliana wusste nicht was sie meinte doch in dem Moment kam eine zierliches kleines Mädchen zu Lill und reichte ihr einen Becher aus Metall. Es befand sich Wasser in ihm.
„Dankeschön“, lächelte Lill das kleine Mädchen unter tränen an. Mit der Hand hob sie leicht Silver´s Kopf an und setzte den Becher an ihre Lippen. Die zierliche Hexe war so fertig das sie kaum schlucken konnte und ihren Kopf wieder zurück legte. Vorsichtig hielt Lilliana den Becher unterhalb Silver´s Kinn weiterhin fest. Als Silver die Augen schloss fing die Prinzessin an zu schluchzen. Flüsse die aus tränen waren rannten über ihre erhitzte Haut und ein paar dieser kleinen Tränen verliefen sich und fielen direkt in das Wasser hinein das im Becher war.
„Hei, du darfst die Augen nicht zumachen“, schluchzte sie und rüttelte Silver leicht. Diese öffnete leicht die Augen und hob den Kopf so an das sie einen Schluck von dem nun magischen Wasser nehmen konnte, der Schluck war nur klein doch er reichte um ihr das Leben der Liebe einzuhauchen. Das Leben das um sie alle herum war, war das Leben das die Liebe am leben hielt und andersherum. Alles, die Bäume, die Blumen, der Mond, die Sterne, alles was um jederman herum war.
Einen kurzen Moment blieb alles wie es ist. Silver schloss erneut die Augen und Lilliana ließ den Blick schweifen. Die Frau die auf dem Stein saß wiegte den kleinen Jungen. Das kleine Mädchen das ihr Wasser gereicht hatte saß bei ihrer Mutter auf dem Schoß und ein alter Mann lehnte an einem alten Baum der trotz all den Jahren die er auf dem Buckel hatte voller Leben strotzte. Abgelenkt von dem treiben um sie herum merkte Lill nicht wie Silver in einen tiefen Schlaf verfiel der nur kurz anhalten sollte.
Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.
In ihrem kurzen tiefen Schlaf war dieser Satz sehr präsent und ab dem Moment wo sie in ihrem Traum auf einer Wiese stand und es so schien als wenn sich eine Naturkatastrophe anbahnte, verstand sie schlagartig warum die Liebe mit dem Leben zusammenhängt und andersherum.
Mit leichten Finger strich Lill Silver die kurzen Lockigen Haare aus dem Gesicht. Immer wieder schluchzte sie und wünschte sich sehnlichst herbei, dass alles nie passiert wäre.
Alles war ihre Schuld, nein, mehr die Schuld der Liebe und da sie die Liebe war doch irgendwie ihre. Seufzend warf sie den Kopf in den Nacken. Was wollten diese Monster nur wieder?
In Gedanken versunken nahm Lilliana plötzlich wahr das Silver Atmung sich deutlich erhöhte und unregelmäßiger wurde, und mit einem mal hatte sie die Augen weit aufgerissen und starrte direkt in Lill´s Gesicht. Silver´s schienen für einen Moment geglüht zu haben so klar waren sie.
„Lill!“, sagte sie erschrocken und warf sich um den Hals ihrer zierlichen Freundin. Die Prinzessin starrte sie an und nicht nur sie sondern auch die ausgelaugten Wesen um sie herum.
„Aber d-du...“, Lilliana fand keine Worte für das was geschehen war, überhaupt, was war geschehen?
„Geht es dir gut?“, fragte sie deshalb.
„Ja. Ja es geht mir gut“, die zierliche Hexe stand vom Boden auf. Lill machte es ihr gleich.
„Du“, sagte die Hexe und packte ihre Freundin an den Schultern. „hältst alles am Leben, weil du die Liebe bist“
Das wusste Lilliana schon, dass sie mit dem Leben um sie herum verbunden war doch wusste sie nicht warum Silver jetzt voller leben strotzte, wo sie doch noch vor einigen Stunden kaum atmen konnte. Silver schaute sich abwartend um. Keine dieser Wachen war in Sicht.
„Ich muss wissen was sie vorhaben!“, flüsterte sie. „Du musst mir helfen“
„Nein!“, Lill schüttelte heftig den Kopf. „Ich kann das nicht“
Müde und ausgelaugt von allem weigerte sie sich.
„Aber Lilliana!“, die Hexe stampfte mit dem Fuß auf. Ein vermummter Mann lief über den Platz und bedachte die zwei jungen Frauen mit einem ernsten Blick. Demonstrativ verschränkte Lill die Arme. Ob sie mit ihrer 'Ihr könnt mich alle mal' Einstellung weit kam, lieb fraglich.
„Was willst du dann tun?“, fragte die Hexe nun im Flüsterton.
Lill sah sie nur durch die Türkisblauen Augen an. Sie wusste das Silver nicht direkt eine Antwort erwartete sondern vielmehr ein Nicken. Nach einer Pause nickte die Prinzessin schließlich und fragte sich worauf sie sich nur wieder eingelassen hatte.
„Im Schloss hab ich dich gesucht doch nicht gefunden und jetzt bist du hier“, sagte Lill und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Insgeheim hoffte sie das Amelié sich irgendwie bemerkbar machen würde, was nicht der Fall war.
„Daniel und ich hatten einen Plan wie du deine Gabe behalten könntest wenn du denn in Kaspers Schloss angekommen wärst. Ich bin vor gereist um die Hexe zu spielen die dir dort deine Gabe blockieren sollte... doch irgendwie kamen die Herren mir zuvor“, während sie erzählte deutete sie auf die vermummten Männer die die Gefangenen nun bewachten da die Nacht immer näher rückte.
Tatsächlich hatten Daniel und Silver versucht Lill zu schützen doch gelang es ihnen nur mäßig, schlimmer wäre es wenn Lill hier alleine sitzen würde dennoch, die Lage in der die zwei Freundinnen sich befanden war nicht erstklassig. „Geht es dir gut?“, fragte Silver mit gerunzelter Stirn.
„Mir? Ja blendend...“, nuschelte Lill und versucht sich mit ihren Armen vor der aufkommenden Kälte zu schützen.
„Lill?“, flüsterte Silver. „Wie müssen hier weg, ich weiß das es dir nicht gut geht“
Silver hatte keine Worte für die Aura die Lilliana umgab übrig.
„Ich sagte bereits das es mir blendend geht“
„Ach blendend, ja?“, flüsterte sie aufgebracht. „Und was war das für ein Schatten als du gekämpft hast?“
Lilliana´s Augen weiteten sich. Sie hatte nicht geahnt das noch jemand außer ihr und dem Unbekannten den Schatten wahrgenommen hatte.
Aus großen Türkisen Augen sah Lilliana Silver an. Sie hatte keine Antworten auf die Fragen die ihr immer gestellt wurden.
„Sobald es dunkel wird..“, flüsterte Silver entschlossen. „Sobald wir einen Stern am Himmel sehen“
Lilliana konnte und wollte keine Einwände gegen Silver´s Vorhaben machen. Wer waren diese vermummten Wesen und hatten sie etwas mit Georgius, dem Mann vor dem Lilliana sich fürchtete, zu tun?
Wütend und entschlossen zugleich starrte Darius immer wieder aus dem Fenster hinaus. Er wartete auf den König. Unten vor dem Fenster spielte sich das Königliche Leben ab. Kasper stand mit ein paar Wachen da und unterhielt sich mit Craft.
Die Türen öffneten sich doch Darius drehte sich noch nicht um.
„Wo hast du dich wieder herumgetrieben?“, fragte Red spöttisch. Darius antwortete nur mit einem leisen Knurren.
Red setzte sich auf einen Sessel und steckte sich eine Zigarette an.
Wieder öffneten sich die Türen und diesmal betraten zwei Personen den Raum.
„Wie gehen wir vor?“, fragte der König.
Wie gehe Ich vor!, verbesserte Darius in seinen Gedanken knurrend. Darius war schließlich der Alphakrieger und nicht er, der König dessen Thron bald nicht mehr ihm gehören würde, sondern...
Darius schob den Gedanken an das Mädchen, das ihn nicht schlafen ließ beiseite.
„Ihr werdet wie immer vorgehen“, murmelte er düster und starrte weiter aus dem Fenster.
„Und was ist mit dir?“, fragte Leo der mit dem König gekommen war.
Nun drehte er sich um. Alle schauten betreten zu Boden. Keiner wollte seinem dunklen Blick begegnen. Nur Leo er hielt den Kopf oben, denn er wusste das der Alphakrieger länger nichts mehr getrunken hatte und somit sicherlich nicht in eine Schlacht ziehen könnte.
„Nach der gestrigen Nacht wird es nicht allzu schwer sein den Gegner, wer auch immer er sein mag, zu besiegen“, lächelte Julius.
Darius drehte ihm den Kopf zu. Wusste er etwa was in der gestrigen Nacht passiert war? Er musterte ihn. Nein, der König wusste es nicht, er war mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Wortlos verließ Darius den Raum und machte sich auf die Suche nach Veronika. Er fand sie im Wald, wo auch sonst. Hinter den Bäumen hatte sie ein Haus, ungeschützt, dennoch liebte sie es.
„Du bist mir was schuldig!“, sprach er dunkel als er einfach ins Haus kam.
„Ich sagte schon das es mir leidtut was ich ihr angetan habe“, verteidigte sie sich reumütig.
Immer wieder versetzte es ihm einen Stich wenn jemand auch nur über sie sprach.
„Das spielt keine Rolle, ich brauch den Schlitzer“
Verdattert sah Veronika ihn an. „Was willst du mit ihm?“
„Das geht dich nichts an“, zischte er.
„Gut,...“, sie machte eine Pause. „Ich werde ihn suchen“
„Versau es nicht“, brummte er und verschwand wieder.
Die ersten Sterne funkelten am grauen Nachthimmel als Silver Lill grinsend anblickte.
„Weißt du, ich kann mich nicht Teleportieren“, sagte sie dreckig lächelnd. Die Prinzessin machte ein Fragendes Gesicht. „ Nun, es wurde ein Zauber gesprochen doch er hat Lücken und ich suche eine um uns hinfort Teleportieren zu können“, erklärte sie flüsternd und deutete Lilliana ihr zu folgen. Seit Stunden hatte die Prinzessin nicht viel gesagt, sie war sehr müde und alles weitere was sie tat strengte sie mehr und mehr an.
„Lauf!“, zischte Silver und rannte selber los. Mit einem geringer Abstand folgte Lill ihr auch wenn sie sich am liebsten Übergeben hätte.
Durch den Wald sprinteten sie über Äste, Büsche und umgefallene Baumstämme.
„Hier ist es irgendwo!“, die kleine Hexe versuchte noch schneller zu rennen.
„Silver!“, keuchte Lill und stützte sich an einem alten Baum ab. „I-ich kann nicht mehr“
Fast hätte sie sich übergeben. „Komm!“, Silver zog sie hinter sich her. Lill legte eine Hand auf ihren Bauch und würgte.
„Sie kommen!“, wie angewurzelt hielt Silver still. „Komm Lill wir müssen weiter!“
Lilliana nahm alle Kraft zusammen die sie noch besaß und rannte erneut los.
Die Stimmen hinter ihnen wurden immer lauter. „Da lang!“, schrie eine tiefe Männerstimme.
„Da.. gleich sind wir da!“, kurz drehte Silver ihren Kopf zu ihrer Freundin.
„Wo ist da?“, fragte eine spöttische Männerstimme. Erschrocken fuhr Lill den Kopf herum und prompt zog ein schwarz vermummter sie an sich. Silver verlor den Halt und ließ ihre Hand los.
Lilliana wandt sich in seiner Umklammerung. Als sie ihn biss legte er seinen Arm um ihren Hals und drückte sie an sich. „Schlampe!“, zischte er empört.
„Lauf !“, schrie Lilliana Silver an. „Lauf!“
Der vermummte zückte ein Messer und hielt die bedrohlich scharfe Klinge an ihren Hals. Doch Lilliana schrie unbeirrt weiter. „Lauf!“
Silver wollte sie nicht alleine lassen. „Aber..“
„Lauf weg!“, schrie Lill abermals und Silver rannte davon. Keine zehn Meter weiter erhellte sich der Wald und mit einem leisen zischen wurde es wieder still.
Von Emotionen überwältigt starrte sie in die tiefe des Waldes hinein, bis sie wieder zu sich fand.
„Lass mich los!“, sie biss dem schwarz vermummten wieder in den Arm. „Schlampe!“, zischte er wieder. Mit dem Messer in der Hand stand er ihr nun gegenüber.
„Tja wie schade!“, sagte er spöttisch grinsend. „Jetzt kann dir keiner mehr helfen“
Er kam auf sie zu und packte sie an den Haaren. Lill schlug und kratzte ihn doch das stachelte ihn nur noch mehr an sie zu verletzten. Er packte sie an den Handgelenken und drückte sie mit einem knall gegen einen alten dicken Baum. Ihre Haare verfingen sich in den Ästen. Sie schrie und trat nach ihm doch er presste sich zwischen ihre Beine und drückte sie stärker gegen den Baum.
Ihm entfuhr ein knurren. Lilliana versuchte ihn von sich zu drücken doch anstatt von ihr abzulassen zog er ihr Kleid hoch.
„Lloyd!“, sagte jemand drohend. Der vermummte ließ einfach nicht von ihr ab. „Lloyd!“
Zischte es wieder, diesmal hielt der schwarz vermummte inne. Eindringlich sah er Lill an bevor er endlich von ihr abließ. Stumm betrachtete Lilliana wie sich der widerliche Mann Namens Lloyd von ihr entfernte und erkannte dabei den Mann mit dem roten Tuch und der unheimlich bekannten Aura. Lill drückte ihren Rücken gegen den Baum in der Hoffnung er würde sie nicht anfassen, letztendlich packte er nur die Haare die sich in den Ästen verfangen hatten und schnitt sie mit einem Messer ab. Fassungslos betrachtete Lill ihn dabei. „Wer bist du?“, fragte sie leise. Seine verdammte Aura! Anstatt zu antworten packte er sie am Stoff des Kleides und zog sie mit sich durch den Wald.
Er schien wütend zu sein, doch weswegen?
Nach einer Weile zog er sie in ein dunkles Gebäude hinein. Dort zog er sie durch einen Unterirdischen Flur und steckte Lill schließlich in einen kleinen Raum. Was wollte dieser Mann von ihr? Sie musste ihm in die Augen sehen!
In dem Raum weigerte sie sich deswegen zu bleiben und versuchte immer wieder an ihm vorbeizukommen, bis er ihre Handgelenke griff um sie ruhig zu halten. Und da hatte Lilliana das was sie wollte, für einen winzig kleinen Moment konnte sie die Wut sehen und den Durst nach Rache der in seinen Augen glühte. Erschrocken ließ er sie los und schubste sie sodass Lill hinfiel.
Entschlossen stand sie wieder auf. Er kehrte ihr den Rücken und verließ den Raum. Lill rannte zur Tür und schlug gegen sie. „Lass mich hier raus!“, schrie sie.
Wusste auch er das die Liebe eingesperrt nicht überleben konnte?
Silver fiel mit einem lauten platsch im Wasser. Sie landete in Lilliana´s kleinen Paradies.
Am Ufer wollte sie keine Zeit verlieren und rannte los. „Was hab ich getan?“, fragte sie sich selbst.
Triefnass und völlig außer Atem kam sie am Schloss an. Erschöpft ließ sie sich auf der Treppe sinken und schloss für einen Moment die Augen. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Etwas stimmte mit Lilliana nicht das spürte sie. Und später sollte sich das als richtig erweisen.
Schlagartig riss sie die Augen wieder auf. „Daniel!“, hauchte sie.
Es war mitten in der Nacht und das ganze Schloss schien zu schlafen.
„Daniel!!“, sie hämmerte mit den Fäusten gegen seine Tür.
Ein völlig verwirrter und verschlafener Daniel öffnete die Tür nur einen Spalt breit und schon quetschte Silver sich hindurch und verschloss die Tür hinter sich. Hinter geschlossenen Türen brach sie dann völlig in Tränen aus.
„Silver, was ist denn passiert?“, fragte Daniel verdattert und strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht.
„Lilliana s-sie..“, zu dem heulen kam auch noch das zittern und die Worte wollten einfach nicht über Silver´s Lippen kommen, nein, eher wollte sie nicht wahrhaben was wirklich geschehen war.
Ohne eine weitere Erklärung kam Silver ins Zimmer gestürmt und kaum waren die Türen geschlossen, weinte sie. Nach einer Weile hatte sie sich doch wieder beruhigt und erneut versuchte Daniel ein Wort aus ihr herauszubekommen. In eine Decke gewickelt und mit einer Tasse in der Hand saß sie auf dem Diwan vor dem Fenster.
„Wie geht es dir?“, fragte er sanft. Mit glasigen Augen sah sie ihn an. Wie in der Geschichte gefangen begann sie dann zu erzählen.
„Ich Teleportierte mich zu Kaspian´s Schloss doch landete ich woanders. In einem Sumpf voller Frösche“
Den Satz ,-In einem Sumpf voller Frösche,- verwendete sie als so eine Art Metapher. Es sollte soviel heißen wie, an einem Ort mit unheimlichen Wesen.
„Diese elenden Viecher nahmen mich gefangen und sperrten mich über die restliche Nacht hinweg ein. Am Morgen dann holten sie mich heraus und quälten mich solange bis ich mich wehren musste. Oft hatte ich versucht mich zu Teleportieren, aber es ging einfach nicht und da begriff ich das der Ort an dem ich mich befand beschützt wurde. Sie erfuhren wessen Hexe ich war“
Silver starrte immer wieder an den selben Fleck ins nichts.
„Sie schleppten mich in eine Art Lager wo ich verweilte bis das nächste Opfer in die Falle trat.
Und das nächste Opfer war Lilliana. Verstehst du? Sie haben Lilliana!“, sagte sie wimmernd.
„Wer weiß ob sie überhaupt noch lebt“
Sie lebte, dass wusste Daniel, denn wenn sie nicht leben würde würde das liebenswerte auch nicht mehr so sein wie es einmal war.
„Sie lebt!“, sagte Daniel entschlossen und tigerte durch sein Zimmer. „Wer waren die Wesen?“
„Ich weiß es nicht.. einer von ihnen hatte ein rotes Tuch vor dem Gesicht“, erzählte sie ihm zitternd.
„Arvid...!?“, der uralte Magier blieb stehen. Arvid war natürlich ein größeres Problem. Irgendwie musste er Lilliana da herausbekommen. Doch wie?
„Weißt du wo sie sind?“, fragte er nun.
„In dem Wald nicht weit vom Schloss“, murmelte Silver und starrte aus dem Fenster. „Daniel?“
Er wandte ihr den Kopf zu.
„Ihr geht es nicht gut, ich kann es spüren“
Draußen brach der Morgen an und das Schloss schien zu erwachen. Wenn es wirklich und leibhaftig Arvid war ,der Lilliana in seiner Gewalt hatte, brauchte er Hilfe.
Plötzlich musste er daran denken das sie gesagt hatte Lill ginge es nicht gut.
„Wie meinst du das ihr geht es nicht gut?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augenbrauen.
„I-ihr..“, sie wusste nicht genau wie sie es ausdrücken sollte. „Ihr fehlt die Kraft etwas scheint sie ihr zu rauben..“
Und noch ein weiteres Problem. „Du solltest dich ausruhen“, sagte Daniel und deutete auf das große Himmelbett.
„Aber..“, er schnitt ihr das Wort ab. „Du solltest dich wirklich ausruhen!“
Er machte kehrt und ging auf die Suche nach Craft.
Im Trainingsraum fand er ihn schließlich, er war gerade dabei Neulinge zu trainieren und das am frühen Morgen.
„Craft?“, rief er ihn vom Eingang aus mit einer ernsten Miene.
Mit genauso ernster Miene kam Craft auch auf ihn zu.
Als sie außer Hörweite waren fing Daniel an zu reden.
„Es gibt ein Problem“, fing er an. Craft zog interessiert die Augenbrauen hoch. „Arvid hat Lilliana!“
Craft´s Augen schienen ihm aus dem Kopf zu fallen.
„Weiß Darius davon?“, fragte er wütend und irritiert zugleich.
„Nein, natürlich nicht!“
„Was will er von ihr?“, fragte er erneut.
„Das frag ich mich auch..“, in Gedanken fuhr der alte Hexenmeister mit der Hand über seinen weißen Bart.
„Was will er mit seinen beschissen Rebellen hier?“
Auf das Amt des Königs war Arvid nie scharf gewesen, aber was will er dann?
„Ohne ein gutes Argument wird er nicht zur Vernunft kommen“, Craft strich sich durch das Gesicht.
„Aber..“, Daniel dachte laut nach. „Was ist wenn er es in dem Sinne nur ein Zufall war und er es gar nicht direkt auf die Prinzessin abgesehen hatte?“
„Er macht sich nur noch mehr Feinde. Wir müssen Darius holen!“, beschloss der Uralte Vampir und wollte durch die Tür.
Daniel konnte ihn nicht aufhalten. Er konnte das Geheimnis das er hütete nicht Preisgeben ehe er sich nicht ganz sicher war das Darius für Lilliana und ein ganzes Reich Verantwortung übernehmen könnte.
Veronika schabte leise an der Tür des Kaminzimmers. Unschlüssig was genau passieren mochte trat sie schließlich ein. Dort stand er mit seinem Glas voll Blut und starrte in das Feuer, das im Kamin loderte.
„Ich hab ihn gefunden, aber..“, sie sprach nicht weiter denn sie wartete das Darius sie ansah. „..Ich kann dich das nicht tun lassen“
Er seufzte und stellte das Glas auf den Kaminsims ab.
„Wo ist er?“, fragte er sauer.
Veronika gab ihm keine Antwort. „Veronika, wo ist er?“, wurde er lauter.
Indem Moment kamen Daniel und Craft ins Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. Wütend musterte Darius Veronika. Er hatte keine Lust auf Spielchen.
„Darius -“, Veronika wurde von Craft unterbrochen.
„Arvid hat Lilliana!“, schrie er es fast heraus.
Unruhige stille kehrte ein.
„Na und?“, sagte der Alphakrieger schließlich. „Jetzt sollte ich diesem widerwärtigen Schlitzer erst recht das Licht ausmachen“
Mit geballten Fäusten stand er da.
„Wir könnten ihn noch brauchen!“, meldete sich Daniel endlich zu Wort. „Würdet ihr uns für einen Moment allein lassen?“, fragte er dann Craft und Veronika die mit einem nicken den Raum verließen.
„Ich denke Arvid ist mit seinen Rebellen besser als je zuvor dran“, philosophierte Daniel. „Silver vermutete das Lilliana nur durch Zufall zum Opfer wurde“
„Ich bring ihn um!“, zischte Darius böse doch noch beherrscht.
„Mehr ist die Frage was will er?“, fragte Daniel und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken.
Wieder ballte Darius die Hände zu Fäusten. Er wusste was Arvid wollte. Vergeltung, Rache … und, und, und. Eigentlich wollte er doch nur das was Darius hatte.
„Du musst sie dort herausholen!“, Daniel tigerte durchs Zimmer.
„Du hast gesagt das ich mir von ihr fernhalten soll!“, sagte Darius leise, aber dennoch wütend.
Daniel schaute zu ihm hoch. „Ich habe das nur gesagt, weil ich befürchte das du der Verantwortung nicht gewachsen bist!“, sagte der Magier laut. „Mit der Liebe kannst du nicht spielen! Wenn wir lieben sind wir stets unsicher und verletzlich, denn die Liebe ist das größte Mysterium des Lebens. Sie allein lehrt uns, was im Dasein wirklich wichtig ist und das heißt nicht das du drauf los rennen sollst um Leute zu töten, dass hätte sie nicht gewollt“
Darius fragte sich, was der alte ihm damit sagen wollte?
„Jack muss uns helfen in das Gebiet von Arvid einzudringen. Silver hat gesagt es ist mit einem Zauber belegt“
Beim hinausgehen murmelte Daniel vor sich hin. „Ich hoffe es ist nicht zu spät“
Mit dem Kopf gegen die kalte Steinwand gepresst, saß Lilliana auf einer verdreckten Decke in dem dunklen und schmuddeligen Raum. Mit der Zeit viel es ihr immer schwerer zu atmen und sie hatte Hunger. Mords Hunger. Doch sie sehnte sich nicht nach essen. Nein, in ihren Gedanken kreiste der Name Darius. Es musste schon über einen Tag her sein, dass sie hier eingesperrt wurde. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte den Gedanken an Darius zu verscheuchen, dabei griff sie sich an den Bauch. Nicht nur das Lill Hunger hatte, nein, sie fühlte sich auch schwere als sonst, als wenn sie Steine im Magen hätte was sie gewiss nicht hatte.
Nach weiteren Stunden bildete sich eine hauchfeine Schicht Schweiß auf Lilliana´s Haut. Abermals schloss sie die Augen und ihr Blick versank im dunklen.
Eine dürre Hexe hatte sie beobachtet. Sie konnte durch die Wand sehen und jedes mal wenn sie in Lilliana´s Gesicht blickte , sah sie das was sie nie war. Wunderschön! Nie war sie schön gewesen und das machte ihren Hass auf Lilliana noch größer. Die Liebe machte einen schön nur hatte die dürre Hexe nie liebe erfahren von niemanden. Vor langer Zeit war sie ihrem Vater entflohen und den Rebellen direkt in die Arme gelaufen. Als wenn der Tag gestern gewesen wäre erinnerte sie sich an den Grund ihrer Flucht.
Ihr Vater ein schwarzer Magier verheimlichte ihr ihre Mutter und verlor nie auch nur ein Wort über sie. Etwas wie Liebe hatte die Dürre nicht erfahren. An ihr Aussehen vor dem kleinen Unfall konnte sie sich nicht wirklich erinnern, doch das sie einmal schön war schloss sie aus.
Aus versehen hatte ihr Vater, der schwarzer Magier, ihr Gesicht zerkratzt, mit der Erklärung sie ähnle zu sehr einer Hure. Sie hatte dabei gewusst das er es aus Frust getan hatte. Jedermann würde sagen die Kratzer seien nicht besonders schlimm doch man durfte nicht außer acht lassen das der Vater ein schwarzer Magier war! Das hieß nichts gutes und die Male von den Kratzern, die aussahen wie Narben blieben für immer.. ihr Vater hatte sie hässlich gemacht.
Und nun stand sie mit einer Kapuze auf dem Kopf hinter der Wand und beobachtete Lilliana.
Was fehlt ihr?, fragte sie sich.
„Wenn sie die Liebe ist, warum..-“, die Dürre Hexe unterbrach Arvid.
„Ich weiß es nicht! Aber du warst bei ihr und hast du die Rosen und das Leben gerochen?“, fragte sie ihn, den Blick auf Lilliana gerichtet.
„Nicht nur das“, sagte er. „Einen altbekannten Feind habe ich an ihr gerochen“
Wütend erhob er sich von seinem Stuhl und ging aus dem dunklen Raum.
Er hatte Darius an ihr gerochen. Zu gerne würde Arvid ihm den Kopf abreißen für den Verrat den er vor Jahrhunderten begannen hatte.
Aber nun hatte er wichtigeres zu tun. Er musste dafür sorgen das Darius seiner Liebe nicht zur Hilfe kam, wenn er sie überhaupt liebte.
Die Nacht, in der die Sterne für Verwirrung gesorgt haben, kam ihm gerade Recht. Jetzt konnte er sich mit seiner Truppe auf den Weg machen um die Alten zu bestechen. Oder auch zu stürzen. Arvid wollte nicht die Macht. Nein, er wollte einfach nur anerkannt werden als einer der ältesten. So wie Darius vor Jahrhunderten. Der Platz sollte ihm gehören doch wem haben die Alten dem Platz gegeben? Darius.
Wütend schlug er gegen die Steinende Mauer, dass Gestein bröckelte und fiel rieselnd zu Boden.
„Wer ist es ?“, fragte die Dürre Hexe. Arvid hatte sie nicht gehört. Kein Wunder, wie ein Geist schlich sie ständig durch die Flure als wenn ihre Füße nie den Boden berühren würden.
„Ein Niemand!“, knurrte er und verschwand. Widerstrebend lief Zara, die Dürre, dem Anführer der Rebellen hinter her. Sie wollte wissen was er im Schilde führte. Es wäre nicht das erste mal wenn sie ihn wieder aus dem Dreck ziehen muss mit seinen ständig wechselnden Dummheiten die er sich ausdachte.
In Gedanken merkte sie gar nicht das sie Arvid verloren hatte und blieb stehen.
Er wusste das sie ihn verfolgt hatte. Arvid hatte nur auf einen unachtsamen Moment von der Dürren gewartet damit er die Liebe aus dem Loch holen konnte. Knarrend öffnete sich die Tür und er trat herein. Am Ende ihrer Kräfte saß sie da mit geschlossenen Augen. Sie schien in einer anderen Welt zu sein, nicht unter ihnen zu weilen.
„Weißt du ein weises Mädchen küsst, aber liebt nicht, hört zu, aber glaubt nicht und verlässt, bevor sie verlassen wird!“, er ging vor ihr in die Hocke. Langsam streckte er die Hand nach ihr aus doch ehe er sie berühren konnte stoß sie ihn weg und sprang auf. Noch bevor sie die Tür erreicht hatte schlug Arvid sie zu.
„Wo wollen wir denn so schnell hin, hm?“, fragte er spöttisch grinsend. Sein Tuch hatte er hinuntergezogen. „Du kannst nicht vor mir fliehen“
Er schlich um sie herum, sein Blick bohrte sich in ihren Körper.
„Was willst du von mir?“, fragte Lilliana mit einer Festigkeit in der Stimme die er nicht erwartet hatte.
„Was ich von dir will?!“, er überlegte laut. „Eigentlich hatte ich es gar nicht auf dich abgesehen... aber du scheinst Kontakte zur Königlichen Armee zu haben. Und sogar sehr innigen zu dem Alphakrieger“
Er packte Lill ganz plötzlich am Hals und drückte sie gegen die geschlossene Tür.
Abwartend sah er sie an. Ihr Blick war nicht zu deuten. Aber er brachte Arvid dazu sie länger anzusehen als gewollt. Was fand sein Feind nur an diesem Geheimnis?
Tief atmete er ein und schlagartig wurde er an seine Kindheit erinnert. Dieser Geruch den das Mädchen, obwohl sie in diesem versifften Loch war, verbreitete war Leben. Pures Leben. Wie die Rosen die jedes Jahr im Wald geblüht hatten. Langsam glitt seine Hand von ihrem Hals und seine Geste ähnelte nicht mehr einer Drohung sondern einer zärtlichen Berührung. Sie hatte Arvid in ihren Bann gezogen. Er spürte ihren Herzschlag. Nicht nur das er lauter war als bei anderen, nein, ihr Herz schlug auch schneller. Aus schlitzen fing er an die junge Frau zu betrachten. Ihr Herz schlug nicht für ihn und würde es auch nie tun. Es würde immer nur für diesen einen Verräter schlagen. Schlagartig wurde er in die Realität geschleudert.
Sagen konnte Arvid nichts als ihm bewusst wurde, das Darius sogar die Liebe auf seiner Seite hatte. Stattdessen zückte er ein Messer aus seinem Hosenbund, griff sich Lilliana's Haare und schnitt sie um die Hälfte ab. Mit weit geöffneten Augen und einem ebenso offenen Mund starrte Lill ihn fassungslos an. Er schmiss die Haare in die Ecke und zog sie am Handgelenk aus dem Raum.
Sichtlich aufgebracht zog Arvid eine verhüllte Gestalt hinter sich her. Zara beobachtete ihn wieder. Sie hatte sich zu den Gefangenen gesellt, bei ihnen fühlte sie sich wohler. Die verhüllte Aura kam ihr bekannt vor. Es war das Mädchen, die Liebe. Zara warf einen Apfel in die Luft und fing ihn wieder auf, ihr Blick lag auf Lilliana. Arvid hatte sie an einen Rebellen übergeben der ihre Hände fesselte und sie hinter die anderen Gefangenen schob. Einen langen Weg haben sie vor sich.
„Worauf wartest du?“, tauchte eine Stimme hinter ihr auf. Lloyd!
Verwirrt sah sie zu ihm hoch. „Du gehörst zu den Gefangenen also bewege dich!“, er schubste sie voran. Wie Zara Lloyd verachtete. Er war einer der unerträglichsten Rebellen.
Schleppend folgte sie den Gefangenen die Orientierungslos durch den Wald liefen, immer in einem strammen Tempo.
Zeit verging und Zara suchte mit den Augen nach Lilliana. Nun hatte sie einen Überblick von den ganzen Menschen doch immer noch nicht Lilliana gefunden.
Weiter vorne machte sie dann eine zierliche Gestalt aus. Ein Rebell zog sie an einem Seil hinter sich her. Mit Mühe konnte diese nur Schritthalten und schien völlig fertig zu sein bis sie schließlich stolperte und zu Boden fiel. Es schien nicht das erste mal zu sein, denn der Rebell zog eine Art Peitsche hervor und schlug ihr auf die Hände. Zara konnte nur ein paar Strähnen sehen die dem Mädchen ins Gesicht fielen sonst nichts. Eine Frau die einen kleinen Jungen auf dem Arm trug versteckte sein Gesicht an ihrer Brust damit er nicht sah was dem Mädchen angetan wurde.
Nachdem der Rebell genug Hiebe verteilt hatte zog er den ausgelaugten Körper an dem Seil hoch und das Mädchen folgte. Sie hatte nicht einmal geschrien. Tat es ihr denn gar nicht weh?, fragte Zara sich und glitt durch die Reihen die voran eilten. Nah an der ganzen Sache dran betrachtete sie die Gestalt von hinten und verbarg stets dabei ihr Gesicht. Als Zara neben dem Mädchen lief versuchte sie einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, dabei begegneten sich ihre Blicke. Erschrocken weitete Zara die Augen. Von so nah war die Liebe noch schöner als durch eine verzauberte Wand.
Der Rebell blieb stehen und Lill lief fast in ihn hinein. Er löste das Seil von ihren Händen und deutete ihr zu einen Baum zu gehen.
Den Rücken zum Baum gedreht saß sie da und betrachtete angestrengt ihre kaputten Hände. Ein schmerzhaftes zischen entfuhr ihr als sie die Hand zu einer Faust ballte.
Mit dem Handrücken strich sie sich über die Stirn. Ihr ging es nicht gut, sie war am Ende.
Sie kommen!, erklang Amelié's stimme ganz leise. Fast weinend betrachtete Lill wieder ihre blutigen Hände. Was hatte sie getan das man ihr etwas derartiges antat?
„Hier!“, das Mädchen das Lilliana beobachtet hatte kam zu ihr mit einer Schlüssel voll Wasser. Ängstlich versteckte Lill ihre Hände. Etwas stimmte mit diesem Mädchen nicht. Ihre Augen waren voller Hass. So wie die von Georgius, sie hatten nahezu dieselben Augen. Und ihr Gesicht war von Narben entstellt. Ob die Rebellen ihr das angetan hatten?
„Ich tu dir nichts“, sagte das Mädchen leise, stellte die Schüssel auf den Boden und setzte sich.
Vorsichtig tauchte Lilliana ihre Hände ins Wasser. Die Kapuze des Umhangs rutschte ihr dabei vom Kopf. Das Mädchen starrte Lill an.
„Du..“, brachte sie nur heraus. Lill nahm die Hände vorsichtig aus dem Wasser und trocknete sie an ihrem Kleid ab.
„Wer hat dir das angetan?“, fragte sie das Mädchen mit einer Festigkeit in der Stimme die sie selber nicht erwartet hatte.
„Was?“, ihren Blick richtete sie immer noch auf Lilliana's Gesicht. Lill sah an ihren Augen vorbei und legte ihr eine Hand auf die Wange. Widerstandslos ließ Zara es geschehen. Sie war verzaubert von der Gestalt die Lilliana darbot.
Georgius! , erklang es als ein Echo in Lilliana's Kopf.
Warum war Amelié jetzt wieder da?, fragte Lill sich für einen winzigen Moment.
„Ich kenne den Mann der dir das angetan hat“, flüsterte die Prinzessin leise. Erst jetzt schaute das Mädchen weg. Sie schämte sich.
Nie hätte sie gedacht das Lilliana ein derart netter Mensch ist und noch so ein starker dazu. Sie hatte falsch über die Liebe gedacht!
Zu unrecht wurde sie festgehalten und geschlagen. Und zu unrecht hatte Zara über sie geurteilt ohne Lill überhaupt zu kennen.
„Warum trägst du soviel Hass in dir? Weißt du das der Hass, gescheiterte Liebe ist?“, fragte Lill und starrte dabei ihre Hände an.
Lill kannte den Mann der dem Mädchen das angetan hatte , doch kannte sie den Zusammenhang nicht. Mit müden Augen sah Lilliana schließlich hoch und sah in Zara's Augen etwas aufblitzen.
„Und du bist sicher die Liebe?“, fragte Zara flüsternd. Lill schluckte und zog mit zitternden Fingern den Stoff von ihrem Schlüsselbein. Eine Hauchfeine Schrift trat hervor. Gebannt sah Zara hin. Ja, Lilliana war die Liebe, die wahre Liebe.
„Du bist der Schlüssel zu allem!“, flüsterte sie weiter.
„Nein, durch meine Liebe..“, Zara unterbrach Lill.
„Nein! Du kennst eine Legende nicht alle anderen. Der See der Schatten, indem die Liebe wohnt und das Leben gedeiht, hat die Liebe ihre Macht gefunden“
„Was sind das für Legenden?“, fragte Lill neugierig, aber gleichzeitig unsicher.
„Die alten wissen alles über dich und dein Wesen. Die alten die Arvid im Namen von Darius stürzen wird“, bei dem Namen ihres geliebten setzte ihr Herz für einen Moment aus und ihr Magen verzog sich schmerzhaft.
Aufgeregt setzte sich Zara ein Stück näher an Lilliana heran.
„Hör zu, es mag sein das du in das Land der Toten kommst, wenn das Böse an die Macht kommt doch wurde dir nicht gesagt wie du dort ankommen wirst. Es wird nicht dein Spiegelbild sein, sondern das des Hasses und des bösen. Nichts liebenswerte wird mehr in deinem Gesicht blühen!“
„Ich weiß nicht ob ich dir das glauben soll!“, erwiderte Lilliana nur.
„Denkst du ich lüge dich an?“, fragte Zara lauter. „Denkst du, ich würde dir so ein aussehen, so ein Dasein wünschen?“, sie zeigte auf sich herab.
Unsicher betrachtete Lill wieder ihre Hände.
„Weißt du überhaupt etwas über dein Wesen?“, fragte sie nun und stand auf.
Lilliana dachte nach. Nein, sie wusste nicht wirklich viel.
„Du weißt wirklich nichts oder?“, fragte Zara leise. Mit dem Blick auf den Boden gerichtete, schüttelte Lilliana den Kopf. Sie fragte sich warum Amelié nie etwas gesagt hatte.
„Zara!!“, rief jemand grob.
Ruckartig drehte sie denn Kopf. „Warte!“, hauchte Lilliana.
„Die Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen!“, sagte das vernarbte Mädchen und setzte zum gehen an.
„Warte!“, sagte Lilliana wieder und stand auf. Das Mädchen drehte ihr den Kopf zu. Mit den Lippen formte sie das Wort Lauf. Verdattert betrachtete Lilliana ihre Hände.
Die Liebe ist das einzige Geheimnis das niemals gelüftet werden wird!
Mit geballten Fäusten setzte sie sich hin und wartete. Auf was wusste sie nicht, doch sie wartete.
„Es war eine List! Ich wusste nicht das er es zu seinen Gunsten tat ich habe wirklich geglaubt das er mir meine Schwester zurückbringen würde“, beruhte Jack abermals darauf.
„Es spielt keine Rolle mehr“, Craft hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Wir wollen das du uns hilfst!“
Verdattert schaute Jack ihn an. Er war in das Lager der Schlitzer gekommen.
„Wobei?“, fragte er nun.
„Sagt dir der Name Arvid etwas?“, fragte Daniel mit den Gedanken ganz woanders. Schlitzer Jack nickte. Craft erzählte weiter.
„Über Jahrhunderte ist es her, dass er eine der größten Armeen hatte. Genauso Macht besessen wie ein König riss er alles an sich. Er wollte die Menschlichkeit ausrotten. Es gelang ihm nicht und er wurde zu einem untertan. Doch er führt wieder etwas im Schilde und wird die Liebe dazu benutzen um seinen willen zu bekommen!“
Jack's Miene verfinsterte sich. „Wo komm ich da ins Spiel?“
„Du musst ablenken, mehr nicht“, sagte Craft ernst.
„Es..“, gerade wollte Jack sich wieder Entschuldigen, da kam Veronika.
„Kasper ist hier!“, sagte sie mit geweiteten Augen. „Julius rastet völlig aus“
Daniel hob den Kopf. „Ich Regel das und ihr holt Lilliana da heraus, es geht auch ohne einen Krieg!“
Der alte Hexenmeister verschwand.
„Sind bereit!“, verkündete Leo. „Wo ist Darius?“, fragte er verdutzt.
Alle drehten sich um und wandte die Köpfe wo er sein könnte. Er war weg. Gerade eben war er noch hier gewesen.
„Oh oh!“, machte Red und sah Leo an. „Er wird Arvid in Stücke reißen“
„Sei dir da nicht so sicher! Er hatte Jahrhunderte Zeit um sich zu erholen und Darius hat seit Tagen nichts frisches mehr getrunken“, erwiderte Leo.
„Auf was wartet ihr?“, fragte Craft ungeduldig sauer und schon sprangen die Anhänger der Alphakriegers fort.
„Immer muss er seinen Kopf durchsetzten!“, sagte er wütend und machte sich auf den Weg zu Silver.
„Diese ungezogene Göre! Hätte sie doch wie geplant keine Gabe!“, wütend tigerte Julius durch den Saal.
„Es ist nicht ihre Schuld! Es war deine Idee sie wegzuschicken“, sagte Lauren wütend. Am liebsten hätte sie ihrem Göttergatten ins Gesicht geschlagen, allein dafür das er sie mit dieser Ariel betrogen hatte.
„Als wenn ich alleine daran verantwortlich bin!“, sagte er. „Sie soll zusehen wie sie da herauskommt! Ich werde ihr nicht helfen, aber diesem Arvid werde ich eine Lektion erteilen dafür das er mir meine Pläne zunichte macht“, wütend stürmte er aus dem Saal.
Lauren ließ sich auf einen Diwan fallen. Alles hätte niemals soweit kommen dürfen.
Sie hatte es nicht kommen sehen. Was war es auch damals für eine schwachsinnige Idee sich auf Reisen zu begeben während ihr Mann im Krieg war?
Würde er wissen was sie weiß..
Lauren war mit ihren Kräften am Ende. Nicht nur das ihr Mann sie betrog, nein, sie selber war um nichts besser. War nie da gewesen für ihre Tochter und verachtete sie auch teilweise, da sie die Ausgeburt des Mannes war der sie betrogen hatte. Sie selbst hatte immer gesagt sie sei zu jung um Kinder zu bekommen doch tat sie es ihrem Mannes willen.
Die Liebe, ja, die Liebe ist gegangen vielleicht auch nie da gewesen.
Und das alles ließ sie an ihrer Tochter aus, obwohl bestimmt wusste ihre Tochter das die Liebe zwischen ihnen womöglich nie existiert hatte.
„Wo ist König Julius?“, fragte Daniel die in Selbstmitleid versinkende Heilerin.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie, stand auf, richtete ihr Kleid und machte sich auf einen Krieg gefasst.
Kapitel 10
Red und Leo waren Darius gefolgt und hatten ihn tatsächlich eingeholt.
„Darius!“, zischte Leo nahe dem Lager von Arvid.
Darius hatte sich mit lila unterlaufenen Augen zu ihnen umgedreht. Erschrocken hatten beide für einen Sekundenbruchteil die Luft angehalten.
Das letzte Mal hatten sie ihn so gesehen als er zuvor Ströme von Blut vergossen hatte.
Denn Darius war nicht irgendwer, nein. Vor Hunderten von Jahren war er ein wichtiges Bestandteil von Arvid's Armee gewesen. Sie waren sozusagen Partner. Zusammen waren sie unschlagbar im Krieg gewesen bis zu dem Punkt an dem in Arvid der Neid aufkam. Alles was auch Darius hatte wollte Arvid auch. Die Frauen, seine Anerkennung nur eines das wollte er nicht. Ein Mensch sein, seine Menschlichkeit bewahren, denn das wollte Darius und genau deswegen wollte Arvid dies vernichten. Doch dazu kam es nie. Darius stellte sich ihm in die quere und sorgte dafür das es dazu nie kam. Keiner weiß wie, doch es geschah.
Darius zog sich die Kapuze ins Gesicht.
„Der Schlitzer wird sie Ablenken“, sagte Red und zündete sich eine Zigarette an.
Plötzlich rannte jemand an ihnen vorbei ins Lager. „Sie sind da!“, sagte Leo. Ein pures abschlachten von unschuldigen begann.
Im ganzen verdammten Lager hatte er Lilliana gesucht. Alles, wirklich alles hatte Darius auf den Kopf gestellt doch er fand sie nicht.
„Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen!“, Red kam mit einer Zigarette zwischen den Zähnen in den Kerker indem Darius Lilliana's Haare gefunden hatte.
„Ich muss sie finden!“, knurrte Darius der Verzweiflung nahe und wollte weiter suchen. Red hielt ihn auf.
„Ich mein es ernst! Du weißt ich war immer Loyal dir gegenüber, aber in diesem Zustand wirst du nichts anderes erreichen als Massen an Blut zu vergießen“
Darius zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und ging grimmig an ihm vorbei.
Draußen unter einer alten Eiche blieb er stehen. Warum hatte Arvid ausgerechnet den Ort als Lager verwendet? Klar war das der Neid die Menschen und auch alle anderen Wesen zerfrisst. Woran es lag konnte Darius sich nicht erklären doch die Liebe kannte bestimmt die Antworten auf alle möglichen Fragen die für Darius immer ohne Antwort waren.
Das Mädchen, die Liebe, raubte ihm jeglichen Verstand. Wie sie in der Nacht dagelegen hatte, in seinen Armen, ohne ihr Pokerface das sie nur zu gerne aufsetzte um die Leute um sie herum zu verwirren.
„Ich hab sie gesehen“, murmelte plötzlich jemand. Darius drehte sich um. In Gedanken hatte er das Mädchen nicht bemerkt.
„Wo ist sie?“, fragte er sauer.
„Sie weiß es nicht!“, beantwortete Silver seine Frage. „Sie hat mit Lilliana gesprochen doch kann sie Arvid nicht folgen“, nun wandte Silver sich an das Mädchen. „Du bist also seine Hexe“
Prüfend betrachtete Silver das verunstaltete Mädchen.
„Warum lässt du Lücken in deinem Zauber?“, abwartend musterte der Lockenkopf das junge Mädchen.
Darius fasste sich zweifelnd ins Haar. „Das bringt uns nicht weiter“
„So bestimmt nicht!“, sagte die kleine Hexe und fasste dem Mädchen, Zara, an den Arm.
Mit geschlossenen Augen versuchte Silver zu dem Mädchen durchzudringen und entdeckte dabei die Gründe für ihr verunstaltetes Gesicht. In allen Ecken ihres Kopfes sah sie Georgius doch nicht einmal das Gesicht von Lilliana. Silver zog die Augenbrauen zusammen.
„I-ich kann Lill nicht finden..“, murmelte sie leise, öffnete die Augen und ließ Zara los.
Silver wandte sich an Darius und nahm ihn zur Seite.
„Dieses Mädchen ist die Ausgeburt des Hasses! Womöglich steckt Lill in einer noch größeren Gefahr als wir angenommen haben“, sagte sie so leise das es kaum hörbar war. Doch Darius hatte jedes einzelne Wort verstanden.
„Die Ursprünglichen!“, gestand Zara nun in der Hoffnung man würde Gnade weiden lassen. Sie wusste nicht wirklich was der wütende Vampir mit ihr machen würde, aber seiner Laune nach zu Urteilen nichts gutes. Außerdem hatte die Liebe nach ihm gerochen. So sehr nach Leben und Liebe.
Darius Gesicht glich einer Maske. Was wollte Arvid von dem Ursprünglichen?
Es war dunkel. Lilliana fühlte sich eigenartig und schwach, keinen Meter wollten ihre Beine mehr machen. Mit zitternden Händen versuchte sie ihre Umgebung abzutasten. Sie hatte Angst.
Ein Traum indem viele, zu viele Menschen starben schwebte ihr vor Augen. Und immer das Gesicht von ihrem liebsten, es bereitete ihr Bauchschmerzen nicht zu wissen wo er war. Eine leere brachte ihren Körper zum erzittern.
Plötzlich ging ein grelles Licht an.
„Ich muss zugeben diesmal hat er Geschmack bewiesen!“, sagte ein Rebell.
Lill wusste weder wie sie in den Raum gekommen war noch wusste sie was geschehen war.
„Steh auf!“, zischte der Rebell. Langsam stand die Prinzessin auf und sah sich um.
„Wie bin ich hierhergekommen?“, fragte sie.
Der Rebell lachte. „Dein elender Blutsauger hat es zu verantworten“, zischte er und zog sie am Arm aus dem Raum.
„Wo bin ich?“, fragte sie ängstlich. Die Antwort blieb aus.
Der Rebell brachte sie in einen großen Holz verkleideten Raum.
Ein Mann befand sich in ihm. Lill kannte ihn, es war der Anführer der Rebellen.
„Bring sie her!“, sagte dieser leise aus einer Ecke.
Zitternd stand sie nun da.
„Verschwinde!“, zischte der Anführer noch ein mal und sein Bewunderer verschwand.
Es blieb still, unheimliche Stille. Erdrückende Stille, die niemals zu vergehen schien.
Wieder zog etwas in Lilliana's Bauch, ein Gefühl das sie niemals zuvor gehabt hatte.
Ein kehliger Laut drang aus der Ecke.
„Du bist die einzige deiner Art..die Ursprünglichen werden mich anhören, schließlich gehörst du zu ihnen“, sagte er leise.
Wieder kehrte Stille ein.
„Weißt du dein widerwärtiger Blutsauger ist an allem Schuld. Dadurch das er meine Pläne durchkreuzte verbannten sie mich. Ich war der Anführer der größten Armee des Landes, die Armee der Ursprünglichen. Ich habe so oft mein Leben für sie riskiert...“, sagte er leiser. „doch nicht einer von ihnen würdigte es“
Arvid drehte sich zu Lilliana und schaute sie an. Von oben bis unten, in einem Blick.. der unheimlich und liebevoll zu gleich war.
Er nahm einen alten Lumpen Stoff und warf ihn Lill zu. „Zieh das an!“, forderte er und verließ den Raum. „Ach.. und du wirst mir nicht entkommen!“, flötete er noch dunkel bevor er endgültig durch die Tür verschwunden war.
Ganz in schwarz öffnete sie langsam die Tür. Noch einmal blickte sie zurück... hatte sie die Hoffnung verloren?
Es gab Geheimnisse von denen sie nie etwas geahnt hätte. Im Leben hätte sie nicht erwartet das Darius, ihr Darius, einer von diesen Rebellen gewesen sein soll. Das er die Ursprünglichen persönlich kannte, wenn sie doch so weit weg und so gesichert schienen. Wenn wirklich niemand zuvor sie gesehen hatte, hatte er.
Sollte sie denn noch kämpfen?
Wenn das Gute und das Böse zu der gleichen Masse verschwamm.
„Woher weißt du wo die Ursprünglichen sind?“, fragte Silver Darius.
„Ich weiß es eben!“, antwortete er brummend und fuchtelte weiter mit seinem Messer herum, eins von den edlen.
„Und wie hast du vor dort hereinzukommen, wenn Arvid dort wirklich sein sollte? Ich mein uralte Hexen...“
„Ich weiß!“, unterbrach Darius die aufgeregte Silver.
In Silver kam das verlangen auf Darius zu berühren und zu erfahren woher er soviel wusste. Woher er sich so dermaßen sicher war, das Arvid zu den Ursprünglichen wollte.
„Du stellst zu viele Fragen“, er legte das Messer beiseite. „Wir müssen sie so schnell wie möglich finden und nicht durch Fragen unsere Zeit vergeuden“
Silver wurde sauer. Darius konnte Lilliana nicht beim Namen nennen.
„Zeit...im Gegensatz zu Lilliana hast du davon massig. Dich will der Tod nicht. Wärst du nicht gegangen dann wäre es niemals soweit gekommen. Würdest du jemals da sein und nicht immer weglaufen..“, Silver versank in ihrer Aggressivität.
„Silver“, ihr Name war in Daniel's Mund nur ein Hauch.
Die kleine Hexe verstummte.
„Versuch dich auf sie zu konzentrieren.. kannst du fühlen wie es ihr geht?“, fragte Daniel und blendete Darius aus.
Durch schlitze betrachtete Silver Darius.
Ihre Augen fühlten sich an als wenn die glühen würden.
Sie erinnerte sich an die Nacht wo die Sterne so schön und hell funkelten. Silver hörte ein lachen, es hörte sich an wie von einem kleinen Mädchen doch wusste sie das es Lilliana war die lachte. Durch den menschlichen Teil von Darius sah Silver hindurch wie durch eine Fensterscheibe.
Ja, Lilliana hielt das menschliche in ihm am Leben, genau das von dem er vergessen hatte wie es sich anfühlt zu leben und zu lieben. Mit der Zeit vergisst man ob man nun Mensch ist oder nicht. Menschen vergessen auch das Gefühl was sie in dem Moment hatten nicht so ein Vampir.
Und plötzlich wurde es dunkel vor Silver's Augen.
Von dem vergangenen wurde sie ins Jetzt geschleudert. Ihre Gefühle wurden zu denen von Lilliana...
Sie sah nicht nur so anders aus, nein, sie fühlte sich auch anders. Sie strahlte etwas anderes aus.. Angst, Wut, Hass, verlorene Hoffnung.
Wie mit einem Stich geweckt war Silver wieder sie selbst. Sie hatte nicht bemerkt das sie auf die Knie gefallen war.
„Hast du sie gesehen?“, fragte Daniel nervös.
„Ja“, sie stand auf. „Sie ist schwach und nicht sie selbst...“, von dem Hass sprach Silver nicht.
„Ich muss sie finden!“, Darius sprang kaum merkbar auf.
11 Kapitel
In einem Wald blieben sie stehen. Stets ein Rebell an der Seite von Lilliana. Kein Wort hatte sie gesagt.
„Sie sehen uns“, sagte Arvid. Wiedereinmal hatte er ein rotes Tuch vor dem Gesicht.
Er packte Lilliana am Arm und ging weiter in den Wald hinein. Nach einem weiteren Stück schubste er Lill und sie fiel zu Boden.
„Ich weiß das ihr mich hören könnt!“, brüllte er und seine Rebellen stellten sich auf. „Ihr wisst wer sie ist“, brüllte er weiter und lief um die Prinzessin herum.
„Sie ist die letzte ihrer Art und wenn ihr wollt das alles im Gleichgewicht bleibt, dann kommt und holt sie!“
Herausfordernd stellten sich die Rebellen in einem großen Kreis um die Prinzessin auf. Weiter weg hörte man einen Fluss Rauschen. Doch genau um sie herum war es still. Seit geraumer Zeit verschleierte eine graue Schicht die Umgebung, einfach alles schien trister und nicht mehr so lebendig.
Lilliana krallte sich mit den Händen an dem Rasen unter ihr fest. Ein Schauer durchfuhr sie.
Plötzlich kam Unruhe auf. Stimmen gingen durch den Wald. Arvid packte die Prinzessin und rannte direkt auf einen Baum zu.
Eigentlich müssten sie gegen den Baum knallen, doch das taten sie nicht. Sie landeten vor einem riesigen Anwesen. Ein verzaubertes Waldstück.
Durch das Tuch konnte Lilliana erkennen das Arvid lächelte, doch wusste sie das noch nicht zufrieden war. Er stupste sie voran.
Die Tür glich einem Wasserfall. Es sah dennoch nicht aus wie ein normaler Wasserfall, eher wie ein ätzender Wasserfall. Plötzlich konnte man ein Gesicht hinter dem Wasserfall erkennen.
„Arvid“, sagte die Person ruhig. Die Stimme klang rau und alt.
Ein Blick durchbohrte die Prinzessin.
Der Wasserfall verschwand und man konnte vollends die Gestalt des alten Mannes erkennen. Seine Haut war so alt das sie schon beinahe durchsichtig schien.
Ein Ursprünglicher war der Mann nicht, wahrscheinlich nur ein Diener.
Mit einer leichten Handbewegung öffnete der alte eine Tür. Hinter ihr befanden sich drei Ursprüngliche, dass mussten sie sein. Der Ursprüngliche der in der Mitte auf dem Thron saß stand auf und ging elegant auf die Prinzessin zu.
„Die Liebe?“, sagte er verblüfft mit den Augen auf Lilliana gerichtet doch an Arvid gewandt.
„Das ist Saphira, eine der ersten Vampire!“, der Ursprüngliche deutete auf eine zynisch wirkende Frau mit langen lockigen schwarzen Haaren, erbleichter brauner Haut und lilanen Augen. Sie wirkte alt und verbraucht.
„Das ist Tahir, einer der ersten Werwölfe!“, der alte deutete auf einen Mann. Auch er hinterließ kein wohles Gefühl bei Lilliana.
„Ich bin Namir!“, stellte auch der Redner sich vor.
Ein Schauer fuhr der Prinzessin über den Rücken.
Von den Ursprünglichen hatte sie nie wirklich viel gehört doch wusste sie das sie damals immer aus einem Quartett bestanden haben.
Ein Ursprünglicher Vampir, Werwolf, Formwandler und die Liebe, die den Frieden wahrten. Doch kamen sie ein Jahrhundert ohne zurecht, dachten sie. Durch das ausbleiben der Liebe entwickelte sich das Chaos und nichts ist wie es einmal war.
„Warum bist du hier?“, fragte die Frau Arvid.
„Ich unterbreite euch einen Vorschlag“, antwortete er nur trocken und zog sich das Tuch aus dem Gesicht.
„Und der wäre?“, Tahir richtete sich in seinem Thron auf.
„Ist wisst was ich will und ich weiß was ihr wollt“
„Diese Diskussion hatten wir vor Jahren schon einmal. Und auch diesmal werden wir dich bei deinem vorhaben nicht unterstützen“, sprach Namir ein Machtwort.
Es musste um eine Sache gehen die ihn sehr wütend machte.
„Diesmal hab ich das was ihr wollt..“, Arvid stoß Lilliana sodass sie einen Schritt nach vorne machte.
„Wie sollen wir sicher gehen das sie überhaupt die Liebe ist? Guck die dir an! Sie sieht nicht aus wie etwas Liebenswertes“, Saphira erhob sich.
Lilliana senkte den Kopf. Sie wunderte es nicht das jegliche Schönheit von ihr gewichen war. Seit Tagen hatte sie nichts gegessen, lebte im Dreck und hatte die Hoffnung verloren.
„Sie hat das Mal!“, sagte Arvid und ließ nicht von ihrem Arm ab.
Saphira kam mit großen Augen auf Lill zu.
„Nein!“, sagte er plötzlich lauter. „Erst wenn ich euer Wort bekomme, werdet ihr sie bekommen“
„Namir!“, brachte Saphira fast stumm über die Lippen.
„Demir! Bring sie hoch“, wies Namir den Diener an.
„Wenn sie mir folgen würden Prinzessin“, der Diener ging voran und Lilliana hatte es so eilig von Arvid wegzukommen das sich ihr Herz fast überschlug.
Arvid sah ihr noch einen Moment nach.
„Wie sehen deine Forderungen aus?“, fragte Tahir und goss sich einen Drink ein. Alle die im Raum waren brauchten keinen Beweis um zu wissen das das Mädchen die Liebe war.
„Ihr werdet euch aus meinen Angelegenheiten raus halten“, sagte er bestimmend.
„Wir hätten dich vor Jahrhunderten, als du zum ersten mal auffällig geworden bist, Köpfen sollen“, zischte Saphira wütend. Ihre Augen drohten zu glühen so wütend war sie.
„Eigenverschulden!“, provozierte Arvid sie. Er konnte es nie lassen es ihr vor die Nase zu halten das sie vergebens jemandem nachtrauerte.
„Saphira!“,mahnte Namir sie und wandte sich wieder an Arvid. „Wir werden uns nicht in deine Angelegenheiten einmischen, aber wir werden dich auch nicht schützen. Hiermit ist das beendet es wird kein weiteres abkommen mehr geben!“,den letzten Satz betonte Namir nochmal.
Mit einem tiefschwarzen und gewinnenden Blick nickte Arvid seinem Rebell zu. Es war das Zeichen, die Schlacht konnte beginnen.
Keiner wusste warum Saphira in dem Moment lächelte doch etwas gutes konnte es nicht bedeuten.
Nachdem Lilliana in ein kleines Zimmer mit angrenzendem Bad gebracht wurde verschwand sie direkt darin. Mit heißen Wasser wusch sie sich den ganzen Dreck der letzten Tage vom Körper bis sie schließlich vorm Spiegel stand. Mit den Finger fuhr sie über ihr Mal am Schlüsselbein. Der Knochen stach deutlich sichtbar hervor und nicht nur ihre Knochen... ein kleines Bäuchlein machte sich bemerkbar. Fassungslos glitt sie mit ihrer Hand über die winzige Wölbung.
Als sie ein klopfen wahrnahm zog sie ihre Hand verdattert weg, zog sich an und öffnete die Badezimmertür.
Saphira stand vor der Tür und betrachtete Lill.
„Ich hätte nie gedacht das die Liebe so aussieht“, sie musterte Lilliana weiter und kam näher.
Es sah so aus als wenn sie an der Prinzessin schnuppern würde.
„Mich wundert es das dein Duft niemanden betört...“, sprach sie weiter.
Lilliana wurde unruhig. Die Art dieses Gesprächs kam ihr verdammt bekannt vor. Veronika fing damals genauso an...
„Amelié!!“, schrie Lilliana in ihrem Kopf. „Hilf mir!“
„Nur ein kleiner Tropfen und ich werde genauso schön wie du..“, Saphira war bereit ihre Zähne in Lilliana's Hals zu rammen.
„Nein!“, schrie diese jedoch aus und sprang ihr davon.
Saphira wurde wütend.
„Sag nicht, du weißt nicht das deine Tränen sterbliche heilen und dein Blut einem jedermann seine Schönheit wiedergibt“
Verwirrt betrachtete Lilliana die, anscheinend von ihrem Plan überzeugte, Vampirin.
„Nun gut!“, sagte Saphira und stand plötzlich vor Lill. „Im Endeffekt hast du keine Wahl, denn ich würde alles für meine Schönheit tun!“
Lilliana ging immer weiter zurück bis sie den Vorhang im Nacken hatte. Sie suchte irgendetwas.. was wusste sie nicht doch sie war zu schwach um sich ein weiteres mal zu wehren. Kraftlos presste sie ihren Rücken gegen den dicken Stoff und betete das es vorbeigehen würde.
Nirgends war sie in Sicherheit.
„Wo sind wir hier?“,fragte Silver der Verzweiflung nahe.
„Sag du es mir“, antwortete Leo Kopfschüttelnd. Seit geraumer Zeit liefen sie durch einen Wald in der nähe vom Schloss.
„Psst!“, machte Silver plötzlich. „Hörst du das?“
Leo blieb still stehen und horchte. Nichts er hörte rein gar nichts.
Silver lief los.
„Was?“, fragte Leo. „Was hast du gehört?“
„Jemanden!“
„Jemanden?“, fragte er verwirrt.
„Ich weiß nicht was es war“, Silver viel durch einen dichten Busch und erkannte woher die Geräusche stammten.
„Ein See?!“, Leo steckte seine Hände in die Taschen. Silver sah ihn mit großen Augen an. Ein Windstoß brachte ihre Haare durcheinander.
„Je länger Lilliana weg ist desto dünner wird das Band zwischen uns, doch... ich kann spüren das sie oft hier war“, sie ging an den Steg, an den Lilliana oft gelegen hatte. Leicht strich sie mit ihren Finger durch das Wasser. Als wenn jemand sie festhalten würde hielt sie in der Bewegung inne.
Lilliana's lachen war selbst im Schloss noch zu hören. Sie schwamm durchs Wasser, so frei und fröhlich hatte Silver sie nie gesehen. Und dort war eine Frau die Lilliana sehr ähnelte.. beide lächelten sich an. Plötzlich wie aus dem nichts stand Lilliana's Ebenbild vor ihr. „Silver!“, obwohl die Frau ihr stand kam die Stimme nur als ein flüsterndes Echo an.
„Wer bist du?“, fragte Silver wie in Trance, doch auch für Leo hörbar.
Für Leo war es ein eigenartiges Bild Silver zu sehen wie sie mit jemanden sprach der nicht zu sehen war.
„Amelié, ich bin Amelié!“, sagte die Frau nun ruhiger.
Verblüfft betrachtete Silver Amelié.
„Du musst ihr helfen! Sie ist schwach und wird immer schwächer“, Amelié ließ Silvers Hand nicht los.
„Aber wie? Ich weiß nicht wo sie ist und kann sie nicht finden!“, angst machte sich in Silver breit.
„Darius Blut“, Amelié's blick fiel auf Leo. „Geh zu ihm sein Blut wird dich zu ihr führen“
Auch Silver richtete ihren blick auf Leo und schloss die Augen.
„Sie haben kein Band“, sprach Silver in ihrem inneren.
„Da irrst du dich, sie haben eines unbewusst geschaffen..“, lächelte Amelié. „Nun geh, sonst wird sie es nicht überleben. Lilliana widerfahren schlimme dinge, ich komm nicht zu ihr durch..“, Amelié's Illusion wurde lichter. „Beeilt euch..!“, mit einem schmerzverzerrten Gesicht verschwand das Bild von Amelié und Silver öffnete die Augen. Ein Windhauch fuhr über den See.
„Ich muss zu Darius!“, sagte Silver fast atemlos.
Heimlich schlich Silver durch das Schloss. Darius wollte niemanden sehen keiner wusste was mit ihm los war, aber es wussten alle das er verdammt wütend war.
Die kleine Hexe mit den lockigen Haaren konnte den Krieger spüren. Er war ganz in der Nähe.
Doch dieser sture Vampir öffnete nicht seinen Geist, nicht eine Sekunde hatte sie erlebt das er seinen Geist frei ließ.
„Du irrst dich!“,hörte sie plötzlich eine Stimme in ihrem Kopf. Erschrocken fuhr sie zusammen und sah sich um.
„Du hast mich in deinen Geist gelassen“, es war fast die selbe Stimme wie die von Lilliana.
Silver blieb stehen. Sie konnte sich nicht erklären wann sie ihren Geist geöffnet hatte.
„Es spielt keine Rolle, wann, wie oder wo... rette sie!“, sagte Amelié. Es war unheimlich.
„Wie soll ich das denn bitte tun?“, fragte Silver flüsternd und lief den Flur weiter.
„Sein Blut..“,erklärte Amelié. „Es besteht eine Bindung“
Ein Stirnrunzeln machte sich breit.
„Was soll ich mit seinem Blut tun?“, Silver glitt mit den Fingern über die Wand links von ihr.
„Lilliana finden“
Die letzte Tür im Flur. Eine prächtige und sehr alte Tür. Dahinter verbarg sich womöglich die Antwort auf alle Fragen die Silver plagten.
Langsam öffnete sie die Tür und spickte um die Ecke. Der Kamin brannte und eine mächtige Gestalt lehnte sich an den Kaminsims.
„Du musst mir helfen“, Silver kam direkt zur Sache.
„Hab ich dich herein gebeten?“, fragte Darius nur und nippte weiter an seinem Drink.
„Nein, das musst du auch gar nicht!“, Silver's Blick verdunkelte sich. Indem Moment wo Darius sich herumdrehte wandte Silver Magie an um ihn widerstandslos zu machen.
„Was soll das?“, fragte er und stand wie erstarrt da.
„Es tut mir leid!“, Silver wusste das Darius es niemals freiwillig über sich ergehen lassen würde deswegen musste sie ihn wenigstens für einen kleinen Moment ruhig stellen.
Ihr war bewusst das ihre Magie nicht lange anhalten würde weswegen sie sich beeilen musste.
Sie holte einen winzigen Dolch hervor, schnitt in seinen Arm legte die Hand auf den Schnitt und schloss die Augen.
„Silver!“, sagte Darius lauter doch es war zu spät. Sie konnte sehen was er gesehen hatte und fühlen was er für Lilliana fühlt.
Ein Schwall von Gefühlen überrollte sie.
Liebe, Wut, Hass, Verzweiflung, Hoffnung....
Als er sie zum ersten mal sah war er neugierig gewesen. Wusste nicht warum Julius sie so lange ferngehalten hatte wenn sie doch so eine Aura besaß. Sie beruhigte ihn nur mit ihrer Anwesenheit.
Dann ging alles ganz schnell und Silver stockte der Atem.
Wut, als Veronika ihr wehgetan hatte. Und noch eine reise in sein Innerstes.
Angst, als Lilliana verschwand und ihr Gedächtnis verlor. Und dann sah Silver sich selbst, wie Darius sie gesehen hatte. Misstrauen... er traute ihr im ersten Augenblick nicht doch dann sah er wie Lilliana die Hexe ansah und ein Schwall von Wohlbefinden überkam ihn.
Plötzlich war da nichts. Bilder mit abgeschalteten Gefühlen. Gefühle die er nicht zulassen wollte als er wieder in den Krieg zog.
Stille... ein Licht leuchtete auf und Silver bekam einen Einblick in die Nacht wo die Sterne so hell leuchteten als wenn ein Licht eingeschaltete wurde.
Darius und Lilliana wie sie sich angesehen hatten, so voller Liebe.
„Such weiter!“, forderte eine Stimme Silver auf. Silver ging dem gesagten nach und suchte. Sie konzentrierte sich so sehr auf das Band zwischen Darius und Lilliana bis sie den Standpunkt von der Prinzessin ausmachen konnte und das sah was auch sie in dem Moment sah.
Wie erstarrt blieben alle Emotionen stehen.
Eine Vampirin ließ den schwachen und ausgelaugten Körper der Prinzessin los. An ihren Lippen klebte noch das wertvolle Blut der Liebe. Wie weggetreten fiel Lilliana auf das große edle Bett. Die Vampirin leckte sich die Lippen und sprach... Silver konnte es nicht hören. Im nächsten Moment veränderte sich das Gesicht der Vampirin und erschien jünger und schöner...
Silver zuckte zusammen und ließ Darius los. Er hatte das ganze Szenario beobachtet.
Keiner von beiden sagte etwas.
„Kennst du einen Vampir.. mit lilanen Augen?“, fragte Silver schließlich.
Darius dachte einen kurzen Moment nach und fragte sich was sie gesehen hatte.
„Nur die Ursprüngliche Familie hat lilane Augen“, antwortete er schließlich. „Eine von den letzten ist Saphira“
„Sie wird Lilliana umbringen wenn wir sie da nicht bald rausholen!“, Silver sah Darius gestochen scharf an. „Du hättest es mir sagen müssen wenn du es schon den andern verheimlichst. Wenn sie stirbt dann nur deinetwegen!“, brüllte sie ihn an und verließ das Zimmer knallend.
Darius schlug vor Selbsthass das Glas gegen die Wand. Saphira... eine verflossene.
Wütend machte er sich auf den Weg. Wohl oder übel musste er sich nun der Ursprünglichen stellen.
„Der Wald an der Grenze zum nichts“, sprach Darius laut und deutete auf eine Karte an der Wand. „Die Ursprünglichen wohnen seit Jahrhunderten in dem selben Schloss. Es ist nicht einfach einzudringen, aber dennoch machbar“
„Wie gehen wir vor?“, fragte Red.
„Julius wird mit Namir reden wollen“, das war der simple Plan von Darius um ins Schloss zu kommen.
Julius nickte und warf seiner Frau einen bösen Blick zu. Er gab ihr die Schuld für das Verschwinden von seiner Tochter, die ihm das geben konnte was er wollte. Von der er immer mehr wollte. Macht nichts außer Macht. Sein Durst nach Macht ging bis ins unendliche.
So machte sich der König mit seinen Krieger auf den Weg. Jeder von ihnen wollte etwas anderes erreichen doch es führte auf dasselbe hinaus.
Lilliana Alessandra Nayla war der Schlüssel zu allem.
Verwundert betrachtete Lilliana Saphira die immer stärker wurde doch sie selbst... verlor an Lebensenergie. Draußen wurde es noch düsterer als es schon war.
„Danach habe ich mich ein Jahrhundert gesehnt..“, Saphira ließ ihre Knochen knacken und schloss genüsslich die Augen.
„Du weißt es vielleicht nicht aber damals vor vielen Jahrhunderten gab es unzählige von deiner Sorte die uns die Schönheit wiedergaben die wir mit den Jahren verloren hatten. Doch es waren nur wir Frauen die daran gelitten haben... also nahmen wir deinesgleichen und hielten sie als Dienerinnen, bis diese nach und nach starben“
Saphira packte Lilliana erneut.
„Ich hab eine wirklich lange Zeit darauf gewartet“, sagte sie verstrahlt von dem Geruch ihres Blutes und biss erneut zu.
Vor Lilliana's Augen verschwamm alles zu einer undurchsichtigen Masse. Nur noch gedämmt nahm sie laute war. Ein Knall und Wortfetzen flogen durch die Gegend. Ein weiterer Knall und die undurchsichtig Masse wurde immer dunkler.
Lilliana träumte von ihrem geliebten Ort. Der Ort an dem sie frei sein konnte. Sie hörte das Rauschen des Wassers und ein lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
Mit kleinen Schritten ging sie näher an das Wasser heran und betrachtete ihr Spiegelbild. Kraftlos und ausgelaugt sah sie aus. Langsam sah sie wieder hoch und alles um sie herum erstrahlte in einem wunderschönen Licht.
„Lilliana!“, rief eine ihr bekannte Stimme. Eine aufkommende Brise lies Lilliana blinzeln. Mehrmals kniff sie die Augen zusammen und als sie sie wieder öffnete war Amelié da. Genau vor ihr.
„Amelié“, hauchte die Prinzessin. Ihre Lippen hatten sich kaum bewegt.
„Lilliana, ich weiß die Liebe ist gewillt zu ertragen... doch geh. Mach die Augen auf und such einen Weg“, Amelié sprach schnell aber dennoch deutlich.
„Ich kann nicht“, antwortete die Prinzessin mit einem verzweifelten Gesicht und das Bild der Hexe Zara tauchte auf. Das von Hass erfüllte Mädchen mit einem winzigen Funken von Liebe in den Augen.
„Du kannst! Du bist stark. Wach auf!“, sagte Amelié lauter. Amelié hatte nur darauf gewartet Lilliana in der Zwischenwelt zu begegnen. In der echten kam sie nicht mehr an die Liebe heran.
„Es geht nicht“
„Denk an das erfüllte Gefühl in dir. Es kann dir helfen“, Amelié erinnerte Lill an die kleine Wölbung an ihrem Körper.
„Ich hab nicht die Kraft noch einmal zu fliehen..“, die Liebe fiel auf die Knie.
Der Geist von Zara bewegte sich, er schwebte. Amelié verfolgte das Mädchen gebannt mit ihrem Blick.
„Wer soll den Hass besiegen wenn nicht du?“, fragte das junge vernarbte Mädchen. „Hass wird nicht durch Hass besiegt sondern durch Liebe.“
Eine träne lief über Lilliana's Gesicht. „Ich hab nicht die Kraft dazu“, sie schloss die Augen.
Zara sah zu Amelié. „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende..“
Und mit einem Windhauch verschwanden beide. Amelié und Zara.
Lilliana riss die Augen auf. Sie war allein in dem Zimmer. Totenstille.
Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett. Sofort fiel ihr auf das sie andere Sachen an hatte doch sie war immer noch am selben Ort. Mit einer Hand auf dem Bauch ging sie zur Tür und öffnete sie.
Ein Windstoß kam ihr entgegen und plötzlich stand Zara vor ihr.
Lilliana zog erschrocken die Luft ein. Zara drückte Lill zurück ins Zimmer.
„Schhhhh...“, sie deutete mit einem Finger auf ihre Lippen.
„Du musst hier raus!“, Zara wandte sich dem Kleiderschrank zu riss ihn auf und kramte einen dicken Pullover hervor.
„Warum?“, fragte Lill.
Zara drehte sich zu ihr. „Du wirst sterben, wenn sie es erfährt.“,sagte sie leise und sah auf Lilliana's Bauch herab. Schützend legte Lilliana eine Hand auf ihren Bauch.
„Aber.. wie kann das sein?“, fragte sie. Sofort wusste die Prinzessin was die junge Hexe meinte.
„Sag du es mir!“, Zara sah sich im Zimmer um und entdeckte eine welkende Rose. „Entschuldige das ich dich so überrumpele, aber ich muss meinen Fehler wieder gut machen.. ich habe nicht richtig gehandelt“
Verdutzt saß Lilliana nur auf dem Bett.
„Wie geht es dir?“, fragte sie schließlich und zog Lilliana den Pullover über den Kopf.
Lilliana war den tränen nahe. Was würde als nächstes passieren.
Zara sah ihr tief in die Augen. Die Angst in ihnen war förmlich zu sehen.
„Warte!“, hauchte sie. Die Prinzessin hatte noch so viele Fragen.
„Amelié wird dir alle Fragen die du hast beantworten“
Es schien so als wenn die junge Hexe die Gedanken der Liebe lesen konnte, doch schloss sie die Antworten nur aus ihrem Gesicht.
Auch Zara hatte angst doch wollte sie den Fehler ihrerseits und den Fehler ihres Vaters wieder gut machen und nicht mehr mit der Last leben.
Ganz leise schlichen sich beide aus dem Schloss. Lilliana war sehr schwach und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Zara zog sie an der Hand hinter sich her. Im Hauptflur angekommen vernahmen sie stimmen. Tahir brüllte Saphira an.
„Du trinkst Blut das du nicht trinken solltest! Das du dich nach all den Jahren nicht schämst..“
Die Stimmen wurden immer leiser bis nichts mehr zu hören war.
Die Ursprünglichen wussten weder das sich eine schwarze Magierin in ihrem Schloss befand, noch hätten sie nicht damit gerechnet das die Liebe vor ihnen fliehen wird. Die Zeiten hatten sich geändert, doch war es ihnen nicht bewusst.
Mit einer Handbewegung deutete Zara Lill durch die Tür zu gehen. Kaum draußen angekommen rannten sie über das weitläufige Gelände um ihr leben.
Julius stand samt Truppe vor dem Schloss der Ursprünglichen. Sie mussten es nicht erst sichtbar machen um hineinzugelangen.
Vor langer Zeit war Darius als Anwärter für den Thron bestimmt. Er sollte einer der Nachfolger sein, noch ein Grund weswegen Arvid ihm mit so einem gewaltigen Hass gegenüber stand.
Ein Diener öffnete die mächtigen Türen.
„Oh, Darius!“, sagte er erstaunt. „Schön dich wieder zu sehen“
Jeder kannte den starken Vampir, schließlich war er es der unzählige Truppen bei Schlachten zum Sieg führte.
Zu zweit traten sie ein. Julius und Darius.
Jeder einzelne Krieger wusste heute werden so einige sterben, sie mussten doppelt so aufmerksam sein. „Darius!“, verblüfft betrachtete Saphira den Alphakrieger. Lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Beinahe zwei Jahrhunderte nicht doch schwärmte sie immernoch für ihn. Darius entgegnete ihrem Blick wütend.
„Julius mein alter Freund! Ich denke wir haben so einiges zu besprechen“, lächelnd legte Namir eine Hand auf des Königs Schulter.
„Euch ist bewusst das Arvid die sterblichen ausrotten wird?“, begann Darius. „Damals habt ihr ihn nicht gehindert und heute lässt ihr euch einfach bestechen“
„Du weißt wieder mehr als wir“, Tahir stutzte.
Und wie Darius alles in Silvers Vision gesehen hatte.
„Die Liebe wird euch ohne Gegenstück nichts bringen. Hat er euch das auch gesagt?“, machte er weiter während Namir sich mit Julius unterhielt.
Tahir machte große Augen. „Ich wusste das an der Aura was faul war. Sie wirkte geschwächt.. ohne Gegenstück wird sie sterben“, er sah Saphira drohend an. Saphira hatte Lill durch ihren Egoismus noch mehr geschwächt. Nie hätten die Ursprünglichen alles wieder ins Gleichgewicht gebracht, dazu war es zu spät. Keiner nahm sie mehr ernst. Zu groß war ihre Sucht nach der ewigen Jugend.
Namir und Julius kamen zurück in den Saal. „Wir haben einen großen Fehler begannen“, sprach Namir. So etwas passierte wenn man zu sehr versessen auf Macht ist. Es konnte nichts gutes bei herauskommen.
„Wo ist sie?“, fragte Julius bevor es zu spät war.
„Oben“, Saphira stand auf. Darius folgte ihr und Julius bereitete sich mit den Ursprünglichen auf eine weitere Schlacht vor.
„Ich freu mich dich endlich wiederzusehen!“, Saphira versuchte sich an Darius heranzumachen, doch er zeigte keinerlei Interesse an ihr. Sie öffnete eine die Tür hinter der sich Lilliana befinden sollte.
„Wo ist sie?“, Darius ging an Saphira vorbei ins Zimmer.
Das Zimmer war leer.
In einem düsteren Wald angekommen blieben die zwei stehen. Lilliana's Lippen hatten sich blau gefärbt.
„Wie geht es dir?“, fragte Zara die Prinzessin. Lill schüttelte nur kraftlos den Kopf.
„Ich warte seit Stunden auf euch“, drang eine Stimme durch den Wald zu ihnen. Lilliana nahm alles nur noch gedämmt war, ihre Sinne waren zu geschwächt um sich zu konzentrieren. Zara sah wild um sich herum. Plötzlich stand ihr Vater vor ihr. Georgius.
„Ich wusste das du ihr helfen wirst. Du warst schon immer dumm“, lächelte er böse vor sich hin. Jedes nur mögliche Gefühl sammelte sich in Zara an. Sie wurde wütend und würde ihn am liebsten umbringen. Voll und ganz war ihr bewusst das es ihr Vater war und auch immer sein würde doch das was er ihr angetan hatte dürfte ein Vater seiner Tochter nicht antun. Er war ein schlechter Mensch und ein noch schlechterer Magier, nicht nur weil er ein schwarzer und böser Magier war, sondern auch weil er nicht verstand wann Schluss war. Seinen Willen wollte er jedem aufdrängen, egal wie mächtig sein gegenüber war.
„Ich hasse dich!“, sagte Zara leise. „Ich wünsche dir nichts sehnlicher als den Tod“
Sie wusste das er es gehört hatte, doch alleine kam sie nicht gegen den Magier an. Er war zu stark, sie zu unerfahren und zu schwach was die schwarze Magie anging. Zara sah runter zu Lilliana, die schwer atmete und mit großer Mühe auf den Beinen stand.
„Warum? Warum tust du mir das an? Was zur Hölle habe ich dir getan du Bastard!“, schrie sie kraftlos. Er schmunzelte nur. Sie schluckte schwer.
„Nicht du! Aber trotzdem wirst du dafür büßen müssen“, er schleuderte seine eigene Tochter unerwartet gegen einen Baum. Lilliana erstellte eine Illusion. Zwei weitere Lilliana's erschienen neben ihr. „Werden wir sehen wer heute stirbt!“, sagte sie dunkel und rannte mit letzter Kraft auf ihn zu. Eine ihr noch unbekannte Kraft bahnte sich an. Noch nie hatte sie die Stärke die sie eigentlich besaß so intensiv gespürt wie in diesem Wald. Keiner der beiden jungen Frauen wussten, dass der Wald magisch war. Vor Jahrhunderten war unter dem matschigen, mit Steinen übersäten Boden ein See gewesen aus dem die ursprünglichen Liebenden Kraft bezogen.
„Ihr zieht in den Norden, die andern in den Westen. Arvid wird hundertprozentig mit seiner Truppe auftauchen“, Darius gab Anweisungen. Am anderen Ende des Waldes befand sich ein Dorf das eigentlich unter dem Schutz der alten stand doch hatten sie jegliches Recht an Arvid gegeben, er hatte freie Bahn und wusste wie er seine neu erlangte Macht nutzen konnte.
Plötzlich ein Schrei der jedem Anwesenden durch die Knochen fuhr. „Lilliana ist in dem Wald“, sagte Daniel. Darius kochte vor Wut und machte sich auf die suche nach ihr.
Sie kamen nicht weit hinein, da wartete Arvid schon mit seiner Truppe. Vor dem Wald hinter den Häusern der Dorfbewohner versteckt, er wusste das Georgius im Wald auf die Liebe wartete um ihr das Licht auszuschalten und die Energie aus ihrem Tot zu beziehen. Die Schlacht begann.
„Jedesmal hast du mir den Ruhm vor der Nase weggeschnappt!“, sagte Arvid sauer zu Darius, doch grinste hämisch dabei. „Dafür bekommst du heute die Rechnung“, er brach einem sterblichen das Genick.
Selbst Georgius hätte nicht gedacht das Lilliana noch so viel Kraft aufbringen wird um ihn zu verletzten. „Du bist stärker als ich dachte“
Schwer atmend hielt sich Lill mit einer Hand am Boden. Auf ein neues wollte sie auf ihn draufgehen als er mit einer einzigen Handbewegung Zara auf sie schmiss. Lill verkrampfte sich, es fühlte sich so an als hätte er ihr inneren Schaden zugefügt. Ein Schrei entfuhr ihr und ein Feuer entflammte an der Rinde der umliegenden Bäume. Georgius kam auf die beiden zu. „So sieht also dein Ende aus“, ein hämisches grinsen lag ihm auf den Lippen.
Er packte Lill bei den Haaren. „Du solltest dich von allem was dir lieb ist verabschieden“
Mit dem kleinen aufwendig verzierten Dolch wollte er ihr grade ins Herz stechen.
„Nein!“, schrie Zara und schmiss sich auf ihren Vater. Beide fielen zu Boden und der Dolch landete in Zara's Bauch.
„Du dumme Göre!“, er trat nach Zara während Lill Blut spuckte.
„Es reicht!“, schrie jemand. Lill erkannte nur eine schemenhafte Silhouette zwischen den brennenden Bäumen.
„Du hast mich im Glauben gelassen meine Schwester sei Tod“
„Jack!“, Georgius staunte. „Es ist nicht so wie du denkst“
Insgeheim hatte Georgius angst vor Jack, denn Jack war schneller und stärker als manch ein anderer Schlitzer. Jack rannte kaum merkbar auf Georgius zu und würgte ihn.
Zara dachte es wäre vorbei und rappelte sich auf. Sie ging zu Lill und sah nach ihr. „Lill?“, Zara berührte die Prinzessin an der Schulter. „Wir müssen hier weg“
„Ich wusste das du es nicht alleine hinbekommst!“, eine Frauenstimme erklang. Lill und Zara sahen hoch, sowie auch Jack seinen Kopf drehte. Das Leben schwand aus Lilliana wie eine Rose verwelkte.
„Rose!“, fuhr es ihm wie ein Hauch über die Lippen. Rose, Georgius gelegenheitsrechtehand ist Jack's Schwester. Kaum hatte Jack Georgius losgelassen verschwand der auch. Die Geschwister fielen sich in die Arme. Noch nie hatte Lill zuvor einen Vampir weinen sehen.
„Lilliana!“, begann Jack. „Es tut mir leid ich habe dir...“
Den Rest bekam Lilliana nicht mehr mit, zu erschöpft war sie vom Kampf und zu sehr zerrte der Tod an ihr.
Angesicht zu Angesicht standen sich Darius und Arvid.
„Gibst du auf? Von deiner Armee ist nicht mehr viel über“, sagte Darius aus der Puste.
In der Luft lag ein grüner Schleier.
Arvid wurde klar das er nicht so weiter machen konnte. Er hatte fast all seine Männer verloren, für nichts und wieder nichts. Er fiel auf die Knie. „Ich werde verschwinden“, sagte er leise. „Ich hab es verstanden, ich werde nie so viel Macht besitzen wie du“
Und weg war er. Es war wirklich eine Schlacht die nichts gebracht hatte, nur Männer die nun ohne Alphatier dastanden und nicht wussten was sie tun sollen und tote, viele tote.
Plötzlich kamen ein paar Wesen langsam zwischen den umliegenden Bäumen hervor.
Darius ballte die Fäuste. Vom weiten konnte er schon sehen das Jack Lilliana trug.
Es machte aber nicht den Anschein als würden sie was böses wollen. Selbst Zara war verletzt.
„Georgius ist weg!“, sagte er. Darius musterte die Frau. „Er hat selbst mich hinters Licht geführt“, sagte sie und entschuldigte sich.
Diese Schlacht war für das erste vorbei.
„Was ist mit ihr?“, fragte Darius während Jack die Liebe behutsam auf den Boden legte.
Lilliana träumte. Sie stand am Fenster und strich mit den Fingern über die kalte Scheibe, ein Muster bildete sich.
„Ich hätte nicht gedacht das ich dich doch so früh wiedersehe. Irgendwie hat deine Stimme mir gefehlt“, sagte sie und drehte sich herum. Sie trug ein weißes Kleid, es war überall mit Blut beschmiert.
„Du sollst hier nicht sein!!“, schrie die Person sie an. „Geh! Wach auf! Lilliana!“
Lill fing an zu lachen.
„Weißt du..“, begann sie und das lachend schwand einem traurigen Gesicht. „.. i-ich habe es satt“, tränen bildeten sich in ihren Augen.
„Ich habe nie um diese verdammte Gabe gebeten. Sie mich an“, eine Träne fiel auf den Boden, man hörte das leise platschen. In der Welt der toten war alles anders. Es gab Orte die man sich nur in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen könnte es war dunkel, alt und schmutzig. Tote deren unerfüllten Träume durch die Gegen schwebten als würden sie nichts bedeuten, als hätte es sie nie gegeben.
„.. i-ich habe einfach keine Kraft mehr. Das Leben saugt mich aus“, Lill wusste nicht genau was sie überhaupt sagen sollte. „Ich war mal normal Amelié. Natürlich, mein Vater hat mich versteckt gehalten für ihn war es eine Schande das ich angeblich keine Gabe hätte. Aber.. ehrlich es war gut so wie es war.“
„Du kannst nicht aufgeben“, Amelié trat näher an Lill heran. „Das Leben blüht in die du musst dein Glück nur finden“
Plötzlich bildeten sich Schatten hinter Amelié. Eine Schar der liebenden. Alle Lieben die vor Lilliana existierten tauchten als Schatten hinter Amelié.
„Wieso tust du das?“, Lill verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wenn du jetzt stirbst wirst du nie erfahren was dein Glück war, was deine Liebe war und wofür du gelebt hast“, er klang als würden sie alle im Chor sprechen.
„Es wird nicht besser, es wird immer schlimmer. Georgius lebt noch und immer mehr Wesen werden mit reingezogen. Nur wegen mir..“, Lill steigerte sich in ihre Trauer und Wut hinein.
„Es spürt das du traurig bist“, Amelié sah Lilliana auf den Bauch. Lilliana fasste sich an den Bauch. „Es ist mir egal. Das alles war ein Fehler. Ich bin ein Fehler“
Die Distanz zwischen Amelié und Lill wurde größer.
„Du wirst leben ob du willst oder nicht. Wir werden nicht zulassen das dir, deinem Kind oder deinem Gegenstück etwas passiert. Wir haben gesehen wie es Nacht und auch Tag wurde, das was du getan hast und tun wirst. Dein Glück ist nicht mehr weit..“
Der Raum in dem sie sich befanden begann zu schimmern. Die ehemaligen begannen zu murmeln.
„Liebe ist..ein Erdbeben, eine Sturmflut, ein Urknall und ein Weltuntergang zugleich. Sie ist die Kraft die uns die Lebensfreude wiedergibt. Sie lässt uns Dinge tun, die wir noch nie gemacht haben. Liebe wächst nur in Freiheit, wenn man sie einsperrt, stirbt sie. Liebe ist immer freiwillig. Sie lässt sich nicht erzwingen, nicht erbitten. Sie wird uns geschenkt oder versagt und wir können es nicht ändern, denn alles hat einen Grund egal wie banal er scheint. Wenn sie kommt, fragt sie uns nicht, ob es uns gerade passt, und sie fragt auch nicht, ob und wann sie wieder gehen soll. Liebe kann flüchtig sein, oder ein Leben lang wir wissen nichts über ihre Dauer, wenn sie uns begegnet. Wir können für sie kämpfen, aber niemals gegen sie. Wir können versuchen sie zu hegen und zu beschützen, aber sicher ist sie uns nie.... Und wenn wir eines Tages alle Geheimnisse des Universums entdeckt und alle Wunder erklärt haben, bleibt die Liebe das letzte Rätsel, dessen Lösung wir niemals auch nur ansatzweise auf die Spur kommen werden..“
Alles wurde schwarz.
Kapitel 11
Zara weinte. „Das ist alles meine Schuld“, ein schluchzen fuhr ihr über die Lippen. „Wach auf!!“, schrie sie nun. „Lilliana wach auf, bitte!!“
Selbst Darius, der der als starker Krieger galt unerbittlich zu seinem Feind konnte seine Emotionen nicht mehr kontrollieren. Er fasste sich an die Stelle an der sein Herz vor langer Zeit normal geschlagen hatte. Es fühlte sich für ihn an als würde ein wichtiger Teil von ihm sterben.
Langsam öffnete Lill ihre Lippen. „Sie ist nicht tot“, Silver kniete an ihrem Kopf. „Sie lebt“
Still hatte Silver die ganze Zeit an ihrem Kopf gesessen, es konnte einfach nicht sein das ihre beste Freundin starb. Zuviel hatten sie gemeinsam erlebt und zu groß wäre der Verlust für sie gewesen.
Darius stockte der Atem. „Wir sollten sie ins Schloss zurückbringen“, flüsterte Silver leise. Stumm nickte der Alphakrieger, fand seine Fassung wieder und erteilte wie gewohnt Kommandos.
Die ganze Zeit über schwelgte sie in seinen Gedanken herum. Er war völlig von der Rolle, etwas zog ihn noch mehr an. Ja, sie braucht ihn mehr als sie es jemals zugeben wollen würde. Darius erinnerte sich an die erste Begegnung zurück.
Damals war sie schon wunderschön gewesen, sie war die personifizierte Schönheit für ihn. Ihr ewiges Pokerface und dann war da das seltene, aber dennoch glockenhelle lachen. In dieser einen Nacht hatte sie alles fallen lassen, jede Fassade die sie jemals aufgestellt hatte. Er hätte sie beschützen müssen und niemals in den Krieg ziehen dürfen.
„Denkst du die Sonne kommt bald raus?“, Leo zog Darius aus seinen Gedanken. Er blies den Zigarettenqualm in die kalte Luft. Seit dem Tag, an dem sie Lilliana ins Schloss brachten, schlief sie. Keiner wusste so genau wovon sie träumte oder wo ihr Geist sich befand. Doch ein grauer Schleier lag in der Luft, er brachte Unklarheit.
„Vielleicht wenn sie wach wird“, antwortete Darius und sah den Boden an.
„Es ist ziemlich still ohne sie. Selbst Julius ist nicht im Hause“, Leo drückte die Zigarette an der Mauer aus und warf sie weg. Darius konnte ihm nicht antworten, er hatte Schuldgefühle. Sie hätte seine Frau sein können. Leo klopfte ihm auf die Schulter. „Julius will das sie das Schloss nicht mehr ohne Aufsicht verlässt“
Lilliana lag im dunklen Zimmer in einem riesigen Bett. Es war nicht ihr verhasstes Zimmer. Eine eigenartige Stimmung lag in der Luft, als wenn nicht nur Lilliana alleine im Zimmer wäre.
Sie musste sich erholen von den ganzen Strapazen. Amelié spuckte durch Lilliana's Kopf und versuchte ihr Hoffnung zu vermitteln damit sie nicht aufgab und wohlmöglich ein Wesen erschuf das stärker als sie selber war. Diese Stärke die ihr das Wesen gewehrte, konnte für das gleichgewicht sorgen.
Nur musste sie sich für den Einsatz dieser unglaublichen Kräfte von ihrem Gegenstck nähren, so besagt es die Natur der Reinblütigen.
Kapitel 12
Darius lief in seinem Zimmer auf und ab. Er dachte daran einfach zu ihr zu gehen. Schließlich liebte er sie. Liebte er sie?, dachte er. Er der Reinblütige Alphakrieger hatte sich Grundlegend verändert. Seit Lilliana schlief tauchten immer wieder diese Träume auf.
In Darius Traum war eine Frau die fast genauso aussah wie Lilliana, doch war sie wesentlich älter.
Sie redete vom gefundenen Glück und dem ewigen Leben durch eine Verbundenheit.
Nun drückte er sich davor einzuschlafen, es war der zweite Tag an dem er versuchte Wach zu bleiben. Er setzte sich in den Sessel vor dem Kamin und dachte nach. Wahrscheinlich wusste ohnehin schon jeder das die Prinzessin ihm den Kopf verdreht hatte. Der König hatte keine Einwände auch wenn die Gerüchte bei ihm ebenfalls angekommen waren. Langsam schloss Darius seine Augen und schlummerte weg.
Lilliana lief über eine Wiese. Sie trug ein weißes Kleid und eine Wiesenblume in ihrem Haar. Während sie über die Wiese lief, sich drehte und glockenhell lachte sprach sie mit jemandem. Darius konnte niemanden erkennen. 'Dein Glück', hallte es ihm plötzlich durch den Kopf und er entdeckte einen kleinen jungen der hinter Lilliana durch das hohe Gras lief. Noch recht unsicher setzte sich der kleine Junge in das hohe Gras und zog Lill am Saum des Kleides. Die Prinzessin nahm ihn hoch und wirbelte ihn durch die Luft, dann hob sie die Hand und winkte jemandem zu. Darius betrachtete den Jungen genauer und dann erkannte er es. Der kleine Junge sah aus wie er, doch hatte er die Augen der Liebe...
'Dein Glück', hallte es wieder.
Erschrocken öffnete der Krieger seine Augen. Ihm wurde bewusst warum sein verlangen nach ihr noch stärker als früher war. Hörbar atmete er aus und lehnte den Kopf zurück.
„Mein Glück..“, seufzte er.
'Bist du soweit?', fragte Amelié in Lilliana's Kopf.
'Nein', antwortete sie im Traum. Genau fünf Tage hatte sie geschlafen und versucht sich zu erholen.
'Wach auf!', drängte die Stimme der alten Weisen Liebe. Die Prinzessin nahm all ihre Sinne zusammen und tastete sich aus ihrem Traum heraus. Ihre Glieder schmerzten als hätte sie sich hunderte von Jahren nicht gerührt.
Ganz langsam öffnete sie die Augen und blickte auf eine kahle Wand. Es war nicht ihr verhasstes Zimmer, es war ein anderes. Vorsichtig streckte sie sich und merkte das sich ihr Körper verändert hatte. Sie glitt mit den Fingern über ihren Bauch und dachte an Darius. Hätte sie doch niemals mit einem Reinblütigen geschlafen. Was zur Hölle hatte sie sich dabei gedacht?
Doch sie konnte nicht anders, sie hatte sich mit ihm mehr als verbunden gefühlt, als wäre er ein Teil von ihr den sie brauchte um das ganze Leid der Welt zu tragen. Insgeheim hoffte sie inständig das es nur ein böser Traum war, dass es nur ein Märchen war das bald endete.
„Gefangen in einem schlechten Film..“, seufzte sie und setzte sich auf. In kleinen Schritten erkundigte sie das Zimmer. In diesem Zimmer befanden sich nur ein riesiges Bett und ein Schrank. Mit leichten Fingern schob sie die Schranktür auf. Es befanden sich sehr viele Kleider in ihm und eine komplett leere Schrankseite. Langsam öffnete sie die an das Zimmer grenzende milchige Glastür. Dahinter befand sich ein sehr modernes und doch irgendwie protziges Bad. Lilliana ging hinein und stellte sich unter die Dusche. Als sie fertig war und aus der Dusche trat war der Spiegel beschlagen und irgendwie war sie erleichtert darüber ihren Körper nicht sehen zu müssen. Sie wusste das ihr Kind ihr das Leben aus den Knochen saugen würde, wenn sie sich nicht nährte.
„Verflucht seien die Reinblütigen“, flüsterte sie und kämmte sich die Haare.
Warum verfluchte sie sie?, fragte sie sich. Sie war doch selbst eine von ihnen, eine der letzten die die Nachkommen bestimmen sollten.
Es war eigenartig. Lilliana stand voll angezogen in ihrem Zimmer und sah aus dem Fenster. Viele teure Autos standen Reihe an Reihe im Schlossgarten.
Wahrscheinlich gab ihr Vater wieder ein fest, vielleicht sollte sie es boykottieren, dachte sie sich. Mit ihrem Auftreten würde sie ihrem Vater auf jeden Fall die Show stehlen. Lill nahm sich ein rotes Bodenlanges Kleid aus dem Schrank und zog es an, an ihrem Bauch spannte es ein wenig. Früher oder später würde es eh jeder bemerken. Ganz leise ging sie in den Flur und bemerkte das sie sich im privaten Teil des Schlosses aufhielt. Gerade als sie sich der Treppe näherte kamen zwei Wachen auf sie zu. Einer davon war Leo.
„Du bist wach?“, fragte er verblüfft.
Sie nickte leicht, ihr Blick war klar und kalt. „Ich möchte mich der Gesellschaft widmen“, sagte sie.
„Natürlich“, antwortete er ihr und ging voran.
Der private Bereich des Schlosses war mit einem Code gesichert den nur wenige Bewohner kannten. Als sie durch die mit dem Code gesicherten Tür traten, gelangten sie geradewegs in den Hauptflur von dem man in den Festsaal kam.
„Ab hier komme ich alleine zurecht, danke“, sagte Lill leise und öffnete die große pompöse Tür zum Festsaal.
Alle Augen lagen auf ihr, die Blicke brannten auf ihrer Haut. Lill versuchte ein freundliches Gesicht zu machen.
„Prinzessin“, entfiel es Ariel.
Fortsetzung folgt...
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ein Mostergroßes Dankeschöön an rooona die das wunderschöne Cover erstellt hat :*