Cover

Introduction und Inhalt

 

Elvi Mad

 

Delphine, cool, modern, nüchtern

 

Frei, selbstsicher und stark trotz Liebe

 

Erzählung

 

Aimer, c'est se donner corps et âme

 

 

„Was war das denn?“ fragte sich Lenny noch ganz konsterniert. Eine Kommili­tonin vermutet, er würde sie kennen und spricht ihn deshalb an. Ein flapsiger Wortwechsel führt dazu, dass sie gemeinsam einen Kaffee trinken wollen. Sie reden, als ob sie sich schon lange kennen würden, über eigentlich sehr Priva­tes, und die Kommilitonin lädt ihn zu sich nach Hause ein. Sonderbar. Und dann ausgerechnet diese junge Frau, die sich so cool, modern und selbstbe­wusst gibt. „Ich bin nicht in einen Clinch eingebunden, auf Grund dessen ich Rücksichten nehmen müsste. Mann und Frau sind dazu ein­gerichtet, dass sie miteinander ficken können und Lust daran haben. Alles an­dere darüber hinaus ist Tradition und Dichtung. So etwas wie Liebe schafft nur Abhängigkeiten. Ich will das nicht, unabhängig davon weiß ich gar nicht, was das ist.“ erklärte sich Delphine. Verstehen und erklären konnte Lenny es nicht.

Ich würde dich gern trösten.“ meinte Lenny, „Aber ich weiß nicht wie.“ „Nimm mich einfach in den Arm, das würde mir gut tun.“ Delphine darauf. „Jetzt hast du deinen Sexpartner verloren, aber du hast auch noch etwas anderes verloren. Die Vorstellung, das Bild von einem Mann, das dir gefiel, ist zerbrochen, verschwunden. Auch wenn du es selbst nicht so sehen magst, und dich erbost und wütend siehst, du hast etwas verloren, und das wird dir weh tun.“ sah es Lenny. Delphine schaute skeptisch. „Du kannst es nicht leugnen, dass du eine Beziehung mit einer gewissen emotionalen Qualität hattest. Wenn du sagst, es geht nur um Sex, alles andere existiert nicht, belügst du dich selbst.“ Lenny nochmal. „Letztendlich bin ich auch froh, dass es vorbei ist.“ meinte Delphine. Lenny fragte nach dem Grund. „Ich kann gar nicht sagen, warum genau, aber es war in der Tat so, dass ich in letzter Zeit immer häufiger keine Lust hatte.“ erklärte Delphine. „Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie das bei euch gelaufen ist. Will es aber auch gar nicht. Für mich hörte sich deine Meinung zum Sex nur erschreckend an.“ meinte Lenny. „Wieso, das sind doch Fakten?“ Delphin dazu. „Das Frauen und Männer Lust daran haben, klar. Aber du bist doch auch gern gut drauf, freust dich gern, bist gern glücklich, und beim Sex gehört das alles nicht dazu, da zählt nur die Erregung? Delphine, Entschuldigung, aber ich glaube nicht, dass das so ist und dass du es gerne möchtest. Dabei handelt es sich um Konstruktionen, die du dir in deinem Kopf zurecht gelegt hast. Vielleicht hast du Angst vor irgendetwas, was du vermeiden möchtest und keinesfalls willst. Frei scheinst du jedenfalls nicht zu sein.“ interpretierte Lenny es.

 

 

Delphine, cool, modern, nüchtern - Inhalt

 

Delphine, cool, modern, nüchtern 4

Beim Kaffee in der Uni 4

Besuch bei Delphine 6

Mein Freund hat mich verlassen 7

Das muss Liebe sein 8

Delphines kranke Augen 10

Komm zu mir, mein Liebster 12

Lenny in Qual 12

Vertrauensbeweis 13

Unfassbares Wunderwerk 14

E-Mail-Verkehr 15

Veredelte Beziehung 16

Trennung von Tina 17

Prinzessin aus Tausendundeinernacht 18

Lenny, du musst verschwinden 19

Es gibt nur einen Grund 20

 

 

Delphine, cool, modern, nüchtern

„Du ließt zu viele Groschenromane, mein Junge.“ erklärte sie, „Das ist doch antiquiert, was du erzählst.“ warf die moderne Delphine Lenny vor. Später sagte sie: „Ich empfinde mich so frei und selbstsicher und stark, wie ich es nie war. Du brauchst es mir nicht zu erklären, Lenny. Es gibt nur einen Grund. Den kenne ich, und du kennst ihn auch.“

Beim Kaffee in der Uni

„Was rede ich mit dir? Bist du Kommunikationsforscher?“ fragte Delphine. „Nein, nein, wir brauchen ja auch nicht darüber zu reden, aber du hast mich ja auch nach meiner Freundin gefragt.“ antwortete Leny. „Wenn du mich nicht so angestarrt hättest, würden wir überhaupt nicht miteinander reden.“ Delphine darauf. „Ja, hab' ich, nicht wahr? Das kam automatisch. Du fällst eben auf.“ reagierte Leny. „Dir vielleicht.“ meinte Delphine. „Du willst mir doch nicht er­zählen, dass du nicht weißt, wie gut du aussiehst.“ Leny dazu. „Und das hat dich so schockiert?“ fragte Delphine. „Ach, Unsinn, aber du schaust gern hin. Es schmeichelt deinem Blick.“ antwortete Leny. „Und was ist jetzt mit deiner Freundin? Wird die Liebe zunehmen oder wird sie eher verblassen? Du ließt zu viel Groschenromane, mein Junge.“ erklärte Delphine. „Das ist doch antiquiert, was du erzählst. Wen interessiert es denn heute noch, sich in solche Traumwel­ten zu begeben? Romantische Spinner.“ „Die vielleicht auch, aber mit den Traumwelten, das siehst du aus 'ner völlig falschen Warte. Du lebst nicht allein für dich. Alleine leben, das gibt es nicht.“ reagierte Leny. „Ich mach es aber, mein Lieber, bis auf die Momente in denen ich mich mit einer Freundin oder meinem Freund treffe.“ erwiderte Delphine. „Du kannst es ja meinetwegen so glauben, aber du, deine Person, dein Ego ergibt sich doch nicht daraus, dass du eine eigene Wohnung hast.“ meinte Leny dazu. Das glaubte Delphine ja auch nicht. Sie fragte aber einfach mal: „Sondern?“ „Du, das bist du, wie du mit der Welt, die dich umgibt, in Kontakt stehst, welche Beziehung du zu dei­nen Mitmenschen hast. Und das nicht nur heute, sondern wie es sich in deinem ganzen Leben entwickelt hat.“ antwortete Leny. „Ja, ja, das würde ich prinzipi­ell nicht viel anders sehen, nur ist einem das im Moment nicht bewusst. Da sieht man sich immer wie eine unveränderlich gültige Momentaufnahme. Dass sich deine Ansicht zu etwas Bestimmtem ja auch mal irgendwann auf Grund ir­gendwelcher Einfüsse entwickelt hat, das ist dir im Augenblick nicht gegenwär­tig.“ meinte Delphine dazu. „Anders kannst du ja auch nicht leben. Du musst doch das, wie du's im Moment siehst, für gültig halten. Alles relativieren, machte dich ja verrückt.“ meinte Leny. „Aber du kannst doch etwas lernen, et­was verändern, zu neuen Ansichten kommen.“ erwiderte Delphine. „Gott sei Dank, dass du auch im Leben etwas dazu lernen kannst und nicht nur im Stu­dium. Was studierst du eigentlich?“ erkundigte sich Leny. „Romanistik, willst du auch wissen, wie ich heiße?“ fragte Delphine lächelnd. „Und ich heiße Leny und studiere Psychologie.“ Leny darauf. „Oh je, die armen Frauen, die mit einem Psychologen zusammen leben.“ meinte Delphine, „Da ist es doch ganz gut, wenn man allein lebt.“ „Und der trifft sich dann einmal in der Woche mit seiner Freundin, um ihr Sexualverhalten zu analysieren.“ Leny darauf scherzend. „Du verstehst das nicht, Leny. Ich fühle mich wohl so. Kann tun und lassen, was ich will und für richtig halte, und bin dabei nicht in einen Clinch eingebunden, auf Grund dessen ich Rücksichten nehmen müsste. Mann und Frau sind dazu ein­gerichtet, dass sie miteinander ficken können und Lust daran haben. Alles an­dere darüber hinaus ist Tradition und Dichtung. So etwas wie Liebe schafft nur Abhängigkeiten. Ich will das nicht, unabhängig davon weiß ich gar nicht, was das ist.“ erklärte sich Delphine. Leny betrachtete Delphine nur skeptisch. „Del­phine, du musst mich nicht überzeugen. Wenn du so leben möchtest, ist es doch o. k.. Nur meine Vorstellungen für mich sehen anders aus.“ Leny darauf. „Romantischer, nicht wahr?“ fragte Delphine grinsend. „Nein, überhaupt nicht. Mit Romantik hat das nichts zu tun. Nur deine Beziehungen zu anderen Men­schen haben doch immer einen emotionalen Gehalt. Die eine magst du lieber und der andere bedeutet dir nicht so viel. Bei der Kommunikation mit anderen kannst du nicht deine Gefühle abschalten, und das wird bei deinem Freund, mit dem du zusammen ins Bett gehst, nicht anders sein. Er ist ein anderer Mensch, mit dem du etwas zu tun hast und nicht ein Apparat zur Befriedigung deiner Geschlechtsorgane. Du möchtest ficken wie die Männer? Sexuell befriedigt, al­les erledigt, das reicht. Soll ich das glauben? Vielleicht hast du dir in deinem Bewusstsein Reglementierungen und Vorschriften, wie du zu empfinden hast auferlegt. Dass man sich lieben muss, wenn man miteinander schläft, das glaube ich auch nicht, aber dass du nicht weißt, was Liebe ist, glaube ich eben­so wenig. Dass du nicht weißt, wie du es formulieren sollst, kann ich verste­hen, aber wenn du sie nicht selbst erfahren hättest und gelernt, was Liebe ist, säßest du heute eher in der Psychiatrie als hier.“ erläuterte Leny seine Sicht. „Du kannst mich ja einweisen lassen. Mag sein, dass ich doch weiß, was Liebe ist, aber ich habe überhaupt kein Bedürfnis nach dieser verrückten Exaltiertheit und dem verliebten Geturtele mit einem Mann.“ Delphine darauf. „Magst du Männer im Grunde gar nicht.“ fragte Leny. Delphine lachte. „Ich weiß nicht ge­nau. Aber es gibt doch auch ganz nette, nicht wahr?“ antwortete sie. Jetzt lachte Leny. „Ja, ich habe einen Freund, den finde ich ganz nett, und meinen Cousin finde ich ganz nett, und meinen Vater finde ich auch ganz nett.“ Leny darauf, „Aber ob eine Frau das auch so sehen würde, weiß ich natürlich nicht.“ „Aha, und wie sehen Frauen andere Menschen? Würden sie sie romantischer sehen? Nach Liebe, Sex und Ästhetik beurteilen? Was redest du für einen Stuss? Wenn ich deinen Cousin nicht so nett finden würde wie du, was sollte das damit zu tun haben, dass ich eine Frau bin? Kennst du noch viele von den Sachen, die Frauen anders sehen würden?“ reagierte Delphin engagiert. Leny grinste und meinte: „Ja, wenn zum Beispiel Frauen überall auf der Welt regier­ten, würde es keine oder kaum Kriege geben.“ Delphines Mund zog sich zu ei­nem Lächeln. „Willst dich einschmeicheln. Was weiß ich, was dann wäre. Viel­leicht würde sich alles verändern, und die Frauen würden alle zu Amazonen. Deine Vorstellung basiert auf einem Bild von der milden, gütigen Frau, die Streit und Auseinandersetzungen vermeiden möchte. Ziemlich herkömmlich und typisch männlich dein Frauenbild. Da musst du noch dran arbeiten.“ Del­phine dazu. „Delphine, du spinnst. Vorurteile, die du gern anbringen möchtest, etwas anderes ist es nicht. Ich habe mich schon mit der Rolle von Frau und Mann befasst.“ reagierte Lenny. „Mit Psychologie kannst du da aber nicht viel klären. Das sind soziologische Fragen.“ so Delphine. „Wovon dir allerdings jeg­liche Basiskenntnisse zu fehlen scheinen.“ Lenny schnippisch darauf. „Ich gehe jetzt, ich habe gleich sowieso noch ein Seminar.“ erklärte Delphine. „Entschul­digung, das war verletzend. Das wollte ich nicht. Entschuldigung, Delphine, bleib noch.“ reagierte Lenny darauf. „Bist du einer von diesen Männern, die ganz nett sind?“ fragte Delphine mit grinsendem Gesicht, „Muss wohl so sein. Sonst wäre ich schon längst gegangen, beziehungsweise ich hätte mich gar nicht mit dir unterhalten.“ „Werden wir uns nochmal unterhalten?“ fragte Lenny. „Warum, weil mein Anblick deinen Augen geschmeichelt hat?“ vermutete Delphine. „Quatsch, daran habe ich die ganze Zeit nicht gedacht. Fandst du unsere Unterhaltung nicht interessant?“ fragte Lenny. Delphine überlegte und signalisierte mit breitem Mund kopfnickend Zustimmung. „Und wo wollen wir uns treffen?“ fragte Delphine. „In einem Café?“ schlug Lenny vor. „Quatsch, komm doch einfach zu mir. Ach nein, das wirkt nicht gut. Aber warum? Ich werde dir schon auf die Finger klopfen, wenn du etwas Falsches sagst oder beabsichtigst. Da kannst du mal sehen, wie eine selbständige Frau lebt.“ erklärte Delphine. „Ich lebe doch auch allein, wohne auch nicht mit meiner Freundin zusammen.“ bemerkte Lenny. „Und warum nicht?“ wollte Delphine wissen. Lenny druckste. „Na ja, ich mag sie sehr gern, wir verstehen uns ausgezeichnet. Sie ist ausgesprochen nett und freundlich und liebevoll. Ich habe mal gedacht, wenn wir verheiratet wären, sie wäre die beste Mutter für die Kinder. In meinem Empfinden da fehlt aber etwas. Sie ist ein wunderbarer Mensch, aber das macht nicht die Liebe.“ erklärte Lenny. „Aha, und was bewirkt sie? Aber das kannst du mir ja erzählen, wenn wir uns bei mir treffen.“ Delphine dazu.

 

Besuch bei Delphine

„Was war das denn?“ fragte sich Lenny noch ganz konsterniert. Eine Kommili­tonin vermutet, er würde sie kennen und spricht ihn deshalb an. Ein flapsiger Wortwechsel führt dazu, dass sie gemeinsam einen Kaffee trinken wollen. Sie reden, als ob sie sich schon lange kennen würden, über eigentlich sehr Priva­tes, und die Kommilitonin lädt ihn zu sich nach Hause ein. Sonderbar. Und dann ausgerechnet diese junge Frau, die sich so cool, modern und selbstbe­wusst gibt. Verstehen und erklären konnte Lenny es nicht.


„Ja, ich finde ihn sehr nett. Wenn bei der Kommunikation mit anderen Men­schen auch immer Emotionen beteiligt sind, wie er sagt, dann hat er bei mir hohe Sympathiewerte.“ dachte sich Delphine. Warum genau, das konnte sie gar nicht ausmachen. Was er wohl erzählen würde, wenn er bei ihr wäre?


Delphine zeigte Lenny ihre Wohnung. Alles Persönliche befand sich in ihrem Ar­beits- und Lebensraum. Das ist mein eigentliches Zuhause. Hier ist alles von mir, und sie zeigte es Lenny. Fast alles, im Detail. Sie zeigte ihm ihre Fotoalben und erklärte sie, und sie zeigte ihm ihre Lieblingsbücher mit Erläuterungen. Lenny schaute sich alles interessiert an, aber warum tat sie das? Was motivier­te sie, Lenny zu zeigen: „Das bin ich. Das ist mein Leben. Das ist meine Ge­schichte.“ Was lag ihr daran, dass Lenny sie so genau kennenlernte? Es schien, als ob es ihr einfach Freude machte, Lenny etwas von sich zu zeigen. Bei den Bildern von ihrem Jahr in Frankreich erklärte sie natürlich auch, weshalb sie Romanistik studiere. Aber nicht nur das. Sie erzählte, welche Seminare und Vorlesungen sie zur Zeit besuche, und welche beruflichen Wunschperspektiven sie habe. Lenny berichtete, dass sein Vater Arzt in der Psychiatrie sei. Seine Erzählungen hatten bei Lenny Horrorvorstellungen ausgelöst. So etwas hätte er auf keinen Fall machen wollen, aber psychologische Fragen hätten ihn schon interessiert, man sei ja auch immer damit konfrontiert worden. Er sehe seine Perspektive in privater therapeutischer Beratung, wenn jemand zum Beispiel alte ungelöste Probleme aufzuarbeiten hätte, öder wenn Pärchen sich nicht mehr verstünden, fügte er scherzhaft hinzu. Man unterhielt sich einfach weiter, folgte dem, worauf man gerade kam, sprach über Émile Zola und Honoré de Balzac, kam auf depritavive Entwicklungen von Kindern, alles war interessant. Man hatte Lust, dem anderen zuzuhören und mit ihm zu reden. Zwischendurch klingelte für Delphine das Telephon. „Nein, heute Abend nicht. Ich habe noch zu arbeiten und bin nicht in Stimmung.“ Sie hörte dem Gesprächspartner zu und sagte: „Nein trotzdem nicht. Tschüss. Mach's gut.“ Das hörte sich allerdings nicht nach viel Liebe an, konstatierte Lenny für sich. Was sich da in ihrem Kopf wohl bewegte, dass sie Gedanken an Liebe für sich so strikt ablehnte. Sie legte doch sonst ihren Emotionen keine Fesseln an. Heute Nachmittag war von der coolen Lady nichts zu spüren gewesen. Äußerst bewegt hatte sie Lenny alles gezeigt. Trotzdem hatten sie über die Liebe, worüber sie ja eigentlich reden wollten, kein Wort verloren. Abendbrot wollte Lenny zu Hause essen, seine Freundin warte sicher schon. Delphine und Lenny tauschten ihre Telefonnummer aus, falls jemand wieder Gesprächsbedarf haben sollte. Man sähe sich ja auch sicher mal in der Uni wieder. Praktisch war es jedoch höchst unwahrscheinlich, dass man sich zufällig treffen würde wie beim ersten mal.


Das geschah auch nicht. Trotzdem musste Lenny ständig an Delphine denken. Es war so ein lockerer, entspannter glücklicher Nachmittag gewesen, stets machte sich Lenny Gedanken darüber, was wohl in ihrem Kopf vorginge, was sich in ihren Emotionen abspiele. Es zeigten sich ihm immer wieder Bilder von diesem Nachmittag. Er sah Delphin lachen, sah, wie sie Lust hatte, ihn zu pro­vozieren, sah sie stolz Baudelaire vorstellen. Sie fühle sich doch wohl, war doch glücklich. Das interpretierte er doch nicht im Nachhinein dazu.


Mein Freund hat mich verlassen

Lange Zeit verging, fast ein Jahr. Es wurde schon wieder Frühling, aber verges­sen hatte Lenny es trotzdem nicht. Wie gern hätte er Delphine wiedergesehen, wieder mit ihr geredet, wieder ihr Lachen gehört, aber sie rief nicht an. Er war sich so sicher, dass Delphine ihr Treffen auch etwas bedeutet haben musste. Öfter hatte er überlegt, ob er sie nicht anrufen solle, es aber dann doch nicht getan. Kurz vor Ostern rief Delphine an. Sie würde gern mit Lenny sprechen, sobald als möglich und bei ihr. Ihre Stimme klang nüchtern und ernst. Kein la­chendes Gesicht empfing Lenny, sondern ein ernstes, das sich zur Begrüßung ein Lächeln abzwang. „Lenny, ich habe ein Problem, und ich dachte, du bist derjenige, der mich am besten versteht.“ begann Delphine. „Mein Freund hat mich verlassen. Er hat immer erklärt, dass er die Situation mit uns beiden für optimal halte. Jetzt hat er eine Freundin, die bei ihm wohnt. Er hat es mir er­zählt, nachdem wir miteinander gefickt hatten. Da wohnte sie schon längst bei ihm. Ich hätte ihm den Schwanz und auch den Kopf abhacken können. Er musste sich im Treppenhaus anziehen. Ich konnte es nicht fassen.“ „Männer sind Schweine.“ fügte Lenny ein. „Das können Frauen auch, hinterhältig und verlogen sein, aber das war so erniedrigend und entwürdigend. So kann man doch mit einem Menschen nicht umgehen. Ich kam mir vor, wie der letzte Dreck. Ich habe geschrienen, geheult die ganze Nacht. Du bist nichts. Dir kann man antun, was man will. Kann ja sein, dass Männer öfter so mit Frauen umgehen, aber doch nicht mein Jan, das konnte doch nicht sein. Seine letzten Worte waren, ich hätte ja sowieso meistens keine Lust mehr gehabt.“ Natürlich war das ungeheuerlich, dachte Lenny, aber gleichzeitig meinte er auch zu spüren, dass 'mein Jan' für Delphine doch mehr gewesen war, als ein ausschließlicher Geschlechtspartner. „Ich würde dich gern trösten.“ meinte Lenny, „Aber ich weiß nicht wie.“ „Nimm mich einfach in den Arm, das würde mir gut tun.“ Delphine darauf. „Jetzt hast du deinen Sexpartner verloren, aber du hast auch noch etwas anderes verloren. Die Vorstellung, das Bild von einem Mann, das dir gefiel, ist zerbrochen, verschwunden. Auch wenn du es selbst nicht so sehen magst, und dich erbost und wütend siehst, du hast etwas verloren, und das wird dir weh tun.“ sah es Lenny. Delphine schaute skeptisch. „Du kannst es nicht leugnen, dass du eine Beziehung mit einer gewissen emotionalen Qualität hast. Wenn du sagst, es geht nur um Sex, alles andere existiert nicht, belügst du dich selbst.“ Lenny nochmal. „Letztendlich bin ich auch froh, dass es vorbei ist.“ meinte Delphine. Lenny fragte nach dem Grund. „Ich kann gar nicht sagen, warum genau, aber es war in der Tat so, dass ich in letzter Zeit immer häufiger keine Lust hatte.“ erklärte Delphine. „Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie das bei euch gelaufen ist. Will es aber auch gar nicht. Für mich hörte sich deine Meinung zum Sex nur erschreckend an.“ meinte Lenny. „Wieso, das sind doch Fakten?“ Delphin dazu. „Das Frauen und Männer Lust daran haben, klar. Aber du bist doch auch gern gut drauf, freust dich gern, bist gern glücklich, und beim Sex gehört das alles nicht dazu, da zählt nur die Erregung? Delphine, Entschuldigung, aber ich glaube nicht, dass das so ist und dass du es gerne möchtest. Dabei handelt es sich um Konstruktionen, die du dir in deinem Kopf zurecht gelegt hast. Vielleicht hast du Angst vor irgendetwas, was du vermeiden möchtest und keinesfalls willst. Frei scheinst du jedenfalls nicht zu sein.“ interpretierte Lenny es.


Das muss Liebe sein

„Lenny, soll ich dir mal etwas verraten, aber du musst mir versprechen, dass du es ganz schnell wieder vergisst.“ sagte Delphine lächelnd. „Versprochen.“ reagierte Lenny nicht ganz ernst. „Letztes Jahr an dem Nachmittag als du bei mir warst, habe ich mich so gefreut und war so glücklich. Ich wusste gar nicht warum. Als wir uns unterhielten und ich Lust hatte dich immer anzuschauen, war ich mir sicher, dass es nicht daran lag, dass dein Anblick meinen Augen schmeichelte. Er musste etwas anderem in mir schmeicheln, dem Empfinden, dass ich dich sehr, sehr mochte. Das muss Liebe sein. So wird sie anfangen, dessen war ich mir sicher. Deshalb habe ich dich auch nie wieder angerufen.“ erzählte Delphine. „Du hattest Angst, dich zu verlieben, und das wolltest du ja auf keinen Fall, nicht wahr?“ fragte Lenny. Delphine nickte. „Hast du denn noch öfter an unser Treffen gedacht?“ wollte Lenny wissen. Delphine nickte wieder und erklärte: „Ich denke heute noch öfter daran.“ „Es hat dir gut gefallen, und du würdest es gern wiederholen?“ fragte Lenny. Delphine nickte wieder und lä­chelte erwartungsvoll, weil sie ahnte, das Lenny Scherzhaftes plane. Nur ihr Lächeln konnte Lenny gar nicht sehen, da sie seit Beginn des Tröstens ihren Kopf immer noch auf Lennys Schulter liegen hatte. „Es wäre dir ein Bedürfnis? Du sehnst dich danach?“ fragte Lenny. Wieder nickte Delphine. „Dann muss es Liebe sein.“ erklärte Lenny, „Was mit Sehnsucht zu tun hat, ist immer Liebe.“ Delphine lachte mit geschlossenen Lippen. „Lenny, gib einen Kuss zu Delphine, oder nein, doch lieber nicht, oder ...“ weiter kam sie nicht, denn Lenny hatte sich schon auf die Couch neben sie gekniet, Delphines Kopf auf die Lehne ge­legt und seine Lippen berührten ihre. Sie hatte ihre Lieder so weit es ging ge­öffnet und ihre braune Iris starrte Lenny wie im Schock an. „Nochmal“ forderte sie Lenny mit gedämpfter Stimme auf und öffnete ihre Lippen. „Das reicht.“ er­klärte Delphine deutlich. „Setz' dich wieder neben mich.“ und sie legte ihren Kopf erneut auf Lennys Schulter. Jetzt streichelte er Delphine über's Haar. „Das gehört auch zur Liebe.“ meinte Lenny und sah sein Streicheln als Metapher für jede Art von Zärtlichkeit und sanfter Berührung. „Ich habe solche Angst, Len­ny.“ erklärte Delphine. „Angst dich zu verlieben? Angst vor verrückten Exal­tiertheiten und verliebtem Geturtel?“ erkundigte sich Lenny. „Ach Quatsch,“ reagierte Delphine, „Ich habe Angst vor der starken Abhängigkeit. Jede Bezie­hung hat nicht nur ihren emotionalen Gehalt, sondern auch einen unterschied­lich hohen Abhängigkeitsfaktor. Bei Jan zum Beispiel hätte ich jede Abhängig­keit bestritten. Jetzt erkenne ich den Trugschluss. Ich kann ja nicht genau sa­gen, wie es wäre, wenn ich mich verlieben würde, aber ich denke schon, dass die Abhängigkeit riesig wäre. Ich würde fast ständig an meinen Liebsten den­ken, würde alles für ihn tun, und alles daran ausrichten, wie es ihm gefallen würde.“ Lenny platzte los. „Kennst du die Frau, die du gerade beschrieben hast, kannst du sie dir vorstellen? Ich glaube nicht, dass sie mit dir etwas zu tun hat. Diese Frau ist nicht verliebt, sondern krank. Sie müsste zum Thera­peuten, weil sie einem anderen Menschen verfallen und hörig ist. Das hat in der Tat mit Liebe nichts zu tun. Völlig Unrecht scheinst du doch nicht zu haben. Wenn du sagst: „Ich weiß nicht, was das ist, Liebe.“ scheint da doch etwas drann zu sein.“ interpretierte es Lenny. Delphine reckte sich, so dass sich ihre Gesichter direkt voreinander befanden. „Erklär du es mir.“ sagte Delphine und hatte dabei ihre Mimik auf sanft und ihre Augen auf Verlocken gestellt. „Nein, das geht nicht, das mache ich nicht.“ erklärte Lenny deutlich. „Als du bei mir warst, wollten wir doch eigentlich auch über Liebe sprechen, nur da hätte es gestört.“ erklärte Delphine. „Weil sie schon da war?“ fragte Lenny. „Ich glaub' schon.“ meinte Delphine. „Und jetzt,“ fragte Lenny, „vermutest du dass sie jetzt auch da ist?“ Delphine lachte. „Natürlich, mein Schatz, sie ist doch bei dir. Du bringst sie mit, wenn du kommst.“ scherzte Delphine. „Aber im Ernst Len­ny, eine feste Beziehung, das möchte ich nicht. Meiner Ansicht nach würde es unserem Verhältnis nur schaden. Eine feste Beziehung das würde ja bedeuten, für alles ist Lenny da. Theater, Kino, Konzert, alles mit Lenny. Er ist auch zum Abendbrot, am Nachmittag und am Wochenende da. Lenny ist immer da. Warum sollte ich mich denn dann auf ihn freuen, mich nach ihm sehnen, wie du vermutest.“ Lenny hätte für sich selbst eine andere Perspektive gesehen, aber davon wollte er Delphine jetzt nicht überzeugen. „Und mit deinem Partner für's Bett, was wird daraus?“ erkundigte sich Lenny. „Ich vermute mein Sexualtrieb wird mit dem impertinent katastrophalen Verhalten dieses sozialen Krüppels seine Tätigkeit eingestellt haben.“ antwortete Delphine und lachte. „Jetzt mit dir fühle ich mich wohl, aber ich glaube nicht, das da alles gegessen ist. Ich vermute eher, dass ein psychisches Trauma bleiben wird, wenn ich damit nicht zum Therapeuten gehe. So wie es war, wird es das auf keinen Fall wieder geben. Das war dumm, und ich habe mich selbst belogen. Was wird, wenn mein sexuelles Verlangen doch wieder erwachen sollte, und wie ich damit umgehen werde, wie soll ich das jetzt wissen.“


Natürlich mochte Lenny Delphine sehr. Dass er immer an den gemeinsamen Nachmittag dachte, ob das auch in einer liebesafinen Form von Zuneigung be­gründet lag? Er wusste es nicht. Er war zu Delphine gefahren, weil es selbst­verständlich war, dass er kam, wenn sie es wünschte, aber daran, dass er eine Liebesbeziehung zu ihr eingehen sollte, ein festes Verhältnis, wie sie es nannte, mit ihr haben sollte, das Dergleichen zur Disposition stehen würde, das konnte Lenny natürlich nicht ahnen. Wenn auch alles offen war, dass man es als Liebe bezeichnen konnte, was Delphine und Lenny für einander empfanden, daran gab es für beide keinen Zweifel. In seiner Beziehung zu Delphine spürte Lenny das, was er bei Tina, seiner Freundin, vermisste. Äußerlich Sichtbares, Benenn­bares aus Charakter und Verhalten, waren dabei unerheblich und spielten keine Rolle bei dem Empfinden, dass Lenny immer wieder an Delphine denken ließ. Trotzdem wollte er es nicht und Delphine wollte es ja auch nicht. Er hatte eine Beziehung zu einer Frau, in der er sich glücklich wähnte. Warum sollte er die zerstören, selbst wenn Delphine gewollt hätte, dass er ihr fester Freund sein solle. Wüsste er, was sich daraus ergeben würde? Seine Beziehung zu Tina war sein Leben, die zu Delphine sein Traum.


Delphines kranke Augen

Da sie ihr Verhältnis zueinander jetzt kennen würden und es akzeptierten, könnten sie doch öfter miteinander telefonieren, auch wenn sie keine feste Be­ziehung wollten, hatte Delphine gemeint. Delphine rief aber gar nicht an. Sie müsste sich doch freuen, mit Lenny zu reden. Was könnte sich für sie ereignet haben, dass sie kein Bedürfnis dazu hatte. Lenny mutmaßte und spekulierte. Hatte sie vielleicht einen anderen Mann kennengelernt, der für mehr als nur für's Bett taugte, der etwas anderes in ihr ansprach, das ihr noch wichtiger war als Lenny? Aber sie hatten doch ihre Liebe nicht abgebrochen oder beendet. Sie musste doch noch da sein. Einfach vergessen haben, konnte Delphin sie doch nicht. Jetzt wartete Lenny nicht dreiviertel Jahr bis Delphine sich meldete. Sie war sehr wortkarg am Telefon. Es ginge ihr gar nicht gut, wenn Lenny vor­beikommen könne, wäre das sehr schön, und bereite ihr eine große Freude. Krank sahen Delphines Augen aus, und Lenny meinte auch, dass ihr Gesicht nicht mehr so voll wirke. „Lenny, ich suchte nach einem neuen Leben für mich, nach neuen Wegen, wie ich mein Leben gestalten könnte, aber es zeigten sich immer nur die alten Bilder. Ich quälte meinen Kopf, wollte verstehen können, wie das mit Jan zu erklären war. Möglicherweise existierte unsere Vereinbarung nur in meinem Kopf. In Wirklichkeit hatte er es von Anfang an nur so gesehen, dass er dadurch eine kostenlose Nutte in mir habe. Und das mit mir. Von Anfang an als dummes Weibsstück missbraucht, und mir war es nie aufgefallen. Es war ja meine Gutgläubigkeit. Ich vertraute einem Mann, obwohl es dazu überhaupt keinen Grund gab. Es hat mich in tiefe Zweifel an mir selbst und meiner Person geführt. Aber nicht nur das, anderes kam hinzu. Es gab Tage, an denen ich einfach so losheulen konnte, ohne jeden konkreten Anlass.“ berichtete Delphine. „Und warum hast du nicht mal angerufen?“ fragte Lenny. „Mein Leben muss ich doch selber finden. Es ist doch nicht damit getan, dass ich Lenny anrufe, und dann geht’s mir gut. Ich habe sehr oft an uns gedacht. Das war das einzige, was meine Stimmung aufhellen konnte.“ begründete Delphine es. „Und sonst machst du nichts? Versuchst überhaupt nicht deine psychische Situation zu verändern?“ erkundigte sich Lenny. „Doch. Ich bin schon lange beim Therapeuten. Er sagte, dass er davon gehört habe, dass es Leute gebe, die sich nur zum Sex träfen, aber sie würden sich in der Regel selbst belügen und verbäten sich, das andere wahrzunehmen. Bei mir geht es aber hauptsächlich um das Trauma und die Folgen. Als ich ihm sagte, dass ich mich verliebt hätte, es aber nicht leben würde, schaute er mich skeptisch zweifelnd an und fragte warnend, warum ich mich denn schon wieder in so eine verklemmte Situation begeben würde? Als ich ihm von meinen Befürchtungen berichtete, meinte er: „Sie können das mit feministischen Argumenten begründen. Das hört sich ja gut an, aber ich glaube, dass bei ihnen andere Ängste vorhanden sind, die viel tiefer liegen. Überdenken sie doch mal, ob sie nicht eine Analyse machen sollten.“.“ berichtete Delphine. „Was meinst du, sollte ich mal eine Analyse machen, aber davor habe ich auch Angst.“ fügte sie hinzu und lachte. „Nimmst du Medikamente?“ fragte Lenny. „Ja, gegen diese depressiven Anwandlungen und gegen Antriebslosigkeit.“ antwortete Delphine. Lenny sah um sich, und sah Delphine. Was hatte das alles aus ihr gemacht? Aus dieser lebenslustigen Delphine, wie er sie beim ersten Besuch sah. Lennys Augen waren nah daran, feucht zu werden. Delphine ist nicht depressiv. Sie war traurig und verwirrt. Wann sollte sie denn antriebsarm gewesen sein? Lenny hatte davon nie irgendwelche Spuren entdecken können. Lenny umarmte Delphine und küsste sie. „Fängst du an zu weinen?“ fragte Delphine erstaunt. „Ja, über das, was sie mit dir machen. Lass uns verschwinden, Delphine, flüchten in ein anderes Land.“ schlug Lenny vor. „Und ich als deine Elvira Madigan?“ fragte Delphine nach. Lenny nickte zustimmend. Sobald sie zusammen waren, ergab sich diese offene, freudig lustige Atmosphäre, in der es nahe lag, zu scherzen und sich zum Lachen zu bringen. „Delphine, es ist sicher gut, wenn du dir von einem Arzt helfen lässt, deine Probleme zu bewältigen, aber es gibt doch nicht nur den Therapeuten, es gibt immer noch dich selbst. Delphine, die ein selbstbestimmtes Leben führen will. Im Moment sieht es aus, als ob der Therapeut bestimmt, was dein Leben ist, und welche Medikamente du zu nehmen hast, damit es anders wird. Du wolltest unsere Liebe nicht leben, weil es dich zu abhängig machen könnte. Siehst du denn nicht, wie abhängig du dich jetzt hast machen lassen. Gibt es dich denn überhaupt noch, oder bist du ausschließlich das, was dein Therapeut von dir meint und sehen will. Daraus sollten wir flüchten. In ein freies Land, vielleicht frei für die Empfindungen, die wir für einander haben.“ erklärte Lenny.


Komm zu mir, mein Liebster

„Komm doch zu mir, mein Liebster.“ forderte Delphine, die in der Couch saß, Lenny auf. „Es ist nicht nur angenehm, dich zu sehen und mit dir zu sprechen. Ich kann es gar nicht benennen, aber wenn du bei mir bist, ist es, als ob mein Leben für mich plötzlich anders erscheint.“ meinte Delphine, streichelte dabei Lennys Wangen und betaste mit einzelnen Fingern das übrige Gesicht. „Ange­nehm ist es auch, dich zu berühren. Warum sind deine Lippen so trocken?“ fragte Delphine und befeuchtete Lennys Lippen mit ihrer Zunge. Sie küssten sich, spielten mit Lippen und Zungen und küssten sich wieder leidenschaftlich. Mit der Bemerkung: „So geht das besser.“ hatte sich Delphine breitbeinig auf Lennys Schoß gesetzt. Sie nahm Lennys Kopf, drückte ihn an ihre Brust und küsste wieder Lennys Gesicht und Hals und Ohren. „Ist dein Geschlechtstrieb dabei, wach zu werden?“ erkundigte sich Lenny scherzhaft. Delphine lächelte nur. Als sie begann, ihre Bluse zu öffnen, kam ein harsches „Nein.“ von Lenny, „Ich will das nicht, ich tu das nicht, und ich kann das auch nicht.“ sagte er. Die erschreckte Delphine blickte verstört. Es riss sie aus ihrer liebenden emotiona­len Gefühlslage. „Was ist los? Erkläre es.“ forderte sie Lenny auf. Dass er da­von ausging, dass es sie gemeinsam ins Bett führen würde, brauchte er nicht zu erklären. Das sah Delphine ja genauso, aber warum wollte Lenny es nicht? „Delphine, ich habe eine Freundin, mit der ich schlafe, und wenn sie davon wüsste, würde es sie sehr verletzen, und das will ich nicht. Ich möchte ihr nicht weh tun.“ erklärte Lenny. Delphine war fassungslos. „Lenny, du brauchst über­haupt nicht mit mir ins Bett zu gehen. Nichts und niemand könnte dich dazu verpflichten. Du sagst du tust es nicht, weil es die Gefühle deiner Frau verlet­zen würde, wenn sie es denn wüsste. Edel bist du, Lenny, ein edles Verhalten. Wenn du nicht mit der anderen Frau ins Bett gehst, sondern sie nur liebst, das ist nicht so wichtig, das spielt keine Rolle. Das würde die Gefühle deiner Frau nicht tangieren. Lenny, soll ich das interpretieren? Du bist ein genauso verloge­nes Schwein. Wie weh du mir damit tust, wirst du gar nicht ermessen können.“ sagte Delphine, die noch immer auf Lennys Schoß saß. Sie begann schluchzend zu weinen und legte dabei ihren Kopf auf Lennys Schulter. Plötzlich schien ihr die Situation bewusst zu werden. Sie stand auf, ging ins Bad und meinte, als sie zurückkam, dass Lenny doch jetzt besser nach Hause führe. Seine geliebte Frau warte sicher schon auf ihn. Er könne ihr ja berichten, wie tapfer er gewe­sen sei und allen Versuchungen widerstanden habe. Eine Verabschiedung wies Delphine zurück.


Lenny in Qual

Mit gequältem Gesicht bewältigte Lenny den Heimweg. Zu Hause trommelte er wild auf seine Schreibtischplatte ein. Wie konnte er nur so dämlich gewesen sein, sich so zu äußern. Dass es Delphine schockieren würde, war doch klar. Leicht hätte er es völlig anders vermitteln können, Delphine ihn verstanden und nicht ihre Schlüsse gezogen hätte. Dass Delphine sich so tief enttäuscht sah, quälte ihn die ganze Nacht. Am anderen Morgen versuchte Lenny sie so­fort anzurufen, aber bevor Delphine abnahm, beendete sie den Anruf. Sie hatte gesehen, dass Lenny es war, und weggedrückt. Sie wollte offensichtlich nicht mit ihm sprechen. Lenny machte sich Sorgen, die zunehmend wuchsen. Nach einer Woche fuhr er zu ihr. Sie öffnete die Tür, sah Lenny und wollte sie mit „Was willst du hier?“ wieder schließen. „Delphine, bitte.“ Lenny deutlich, und sie ließ Lenny doch hinein. „Lenny, wir sind geschiedene Leute.“ begann Del­phine und wiederholte, was sie vor einer Woche gesagt hatte. „Das siehst du so, Delphine, aber es trifft nicht zu.“ erklärte Lenny mehrfach. Als Delphine ihn zu Wort kommen ließ, erklärte er seine Sicht. Ans Bett habe er gedacht, als sie sich bei ihm auf den Schoß gesetzt habe. Natürlich hätte er gerne gewollt, aber es würde ja nicht bei dem einen mal bleiben. Sie würden es wieder tun und im­mer wieder tun. Das habe er nicht gewollt, das hätte ihre Beziehung verändert, so habe er es gesehen. Deshalb habe er nicht mit Delphine ins Bett gewollt. Sie hätten darüber reden müssen. So habe sich alles schnell für ihn entwickelt, und als Delphine begann, ihre Bluse zu öffnen, habe er gemerkt, dass er bald nicht mehr nein sagen könne. Was er dann, und wie er es gesagt habe, sei wahrscheinlich in erster Linie für ihn selbst gewesen. Er habe sich als erregt, angespannt empfunden und keinesfalls als Herr der Lage. „Jetzt zu sagen: „Lass uns doch erst mal darüber reden.“ hätte ja wohl äußerst lächerlich ge­klungen. Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte, und da fiel mir spontan die Geschichte mit Tina, meiner Freundin, ein. Warum ich das erzählt habe, weiß ich nicht. Vielleicht habe ich intuitiv gedacht, du könntest die Rück­sicht auf eine andere Frau gut finden. Selbstverständlich ist unsere Liebe das Zentrale. Das hat mir allerdings schon ein schlechtes Gewissen Tina gegenüber gemacht. Aber wir waren doch nicht zusammen, auch wenn wir wussten, dass wir uns liebten. Wenn ich es Tina gesagt hätte, wäre unsere Trennung unaus­weichlich gewesen.“ erläuterte Lenny. Delphine schaute Lenny durchbohrend an. „Da erzählt mir wieder einer etwas, und es hört sich gut für mich an, wenn ich es glaube.“ Delphine darauf. „Es kommt mir vor, als ob meine Welt haupt­sächlich darauf basiere, was ich anderen glaube. Nur werde ich meistens ent­täuscht. Ich habe die ganze Woche überlegt, wo ich hätte erkennen können, das du ein Schwein bist, das mich belügen wird. Zu deinem Glück habe ich nichts gefunden. Ich habe nur immer geweint, dass du es sein konntest, dem ich und unsere Liebe doch nicht so bedeutungsvoll war. Ich war zwar wütend, aber ich glaube, ich habe dich dabei trotzdem immer geliebt. Neben allem scheine ich ein Bild von dir zu haben, das unzerstörbar ist, wie unangreifbar, und durch dein Verhalten nicht zu beeinflussen.“ Lenny wollte Delphine einen Kuss geben, aber die wehrte ab. „Trotz deiner Erklärung und trotz meiner Lie­be, hat diese Woche dich mit einem Schleier überzogen, einem Nebel, der sich noch nicht aufgelöst hat.“ erklärte Delphine und fügte dem nicht nur scherzhaft hinzu: „Hast du Zeit? Kannst du ein bisschen bleiben, damit ich mich wieder an dich gewöhnen kann?“ Der Schleier, das war die Enttäuschung, die Traurigkeit und die Tränen, aus denen die Woche bestanden hatte, und die nicht durch we­nige verbale Äußerungen ungeschehen gemacht werden konnten.


Vertrauensbeweis

Ihrem Arzt vertraue sie in nichts mehr, berichtete Delphine. Dass sie ihr Leben nicht mehr von ihm dirigieren lassen wolle, habe für sie schon festgestanden. Sie habe auch die Medikamente nicht länger nehmen wollen. Auf eine harte Auseinandersetzung mit dem Therapeuten habe sie sich eingerichtet. „Sie sind der Ansicht, dass das nicht mehr erforderlich ist.“ hat er gesagt, sonst nichts. Da nehme ich monatelang dieses Zeug, das nicht nur meine Psyche sondern sogar mein Aussehen verändert hat. „Wenn sie's nicht möchte, o. k..“ wichtiger ist es nicht. Ich habe nochmal die Waschzettel durchgelesen. Wenn du die Ne­benwirkungen auch nicht erfahren hast, aber das Zeug hat doch deine Chemie, deinen Stoffwechsel trotzdem in weiten Bereichen beeinflusst. Außer Aspirin werde ich nie wieder irgendwelche Medikamente nehmen.“ erklärte Delphine und lachte. „Niemandem kannst du vertrauen.“ meinte sie ein wenig scherzhaft und fügte an: „Außer jetzt Lenny wieder, oder?“ Der lachte und meinte, dazu bedürfe es eines Vertrauensbeweises. „Ja, o. k., beweis es mir.“ Delphine dar­auf zu Lenny. „Nein, nein, der Vertrauende muss beweisen, dass er dem ande­ren vertraut.“ antwortete Lenny. „Ich muss also dir beweisen, dass ich dir ver­traue? Na gut, und wodurch?“ fragte Delphine. Lenny antwortete nicht, son­dern blickte Delphine nur mit sehnsüchtigen Augen an, denen auch die Treue eines Dackels nicht fern zu liegen schien, während an der Mimik seiner Lippen nicht zu verkennen war, was sie erwarteten. Delphine lachte mit geschlosse­nem Mund. „Mein Süßer, komm zu mir.“ sagte sie nur noch halb lachend bevor sich die beiden küssten.


Unfassbares Wunderwerk

„Was machen wir denn jetzt mit uns?“ fragte Delphine. „Ich soll meine Liebe ja auch leben, offen leben. Angst vor der Abhängigkeit in einer Beziehung habe ich nicht mehr, trotzdem zeigt sich mir kein erstrebenswertes Bild. Ich möchte Lust auf dich haben, mein Bedürfnis nach dir spüren, Sehnsucht nach dir ha­ben. Sicher würde ich mich oft über dich freuen, aber das andere wäre vorbei. Es wäre ja alles erfüllt, die Bedürfnisse befriedigt. Find'st du das nicht auch?“ fragte Delphine. „Oberflächlich gesehen und theoretisch hast du sicher Recht, und ich denke auch, dass sich nicht wenige Beziehungen so ähnlich entwickeln, dass das Interesse am anderen nachlässt, sobald seine Gegenwart selbstver­ständlich wird. Aber hattest du so ein Empfinden: 'Bedürfnis befriedigt, keine Sehnsucht mehr, jetzt kann er wieder nach Hause fahren.' als ich zum ersten mal bei dir war?“ fragte Lenny. Delphine schmunzelte „Unbefriedigte Bedürfnis­se, die Verlangen in dir auslösen und mit Sehnsucht verbunden sind, vermitteln ein gutes Gefühl, aber ab wann ist mein Bedürfnis nach dir denn befriedigt? Wenn ich mich in deiner Anwesenheit befinde und dich sehe? Du hast mich nicht einmal angeschaut, und dann hattest du ein Bild. Du hast lange hinge­schaut. Anscheinend sahst du immer Neues, Zusätzliches, das du wieder mit anderen Assoziationen verknüpfen konntest. Es schien dir interessant wie ein Film oder ein Drama. Ich denke, wenn du Lust an dem anderen hast, wird er prinzipiell unergründlich, und dein Bedürfnis nie befriedigt werden. Wenn du den Körper eines Menschen in elektronenmikroskopischer Vergrößerung sä­hest, erschiene er dir wie ein faszinierendes Wunderwerk, das die größten che­mischen Fabriken wie kümmerliche Heimwerkerdbasteleien erscheinen ließe. Ich denke mit deiner Person, deiner Persönlichkeit, deiner Psyche verhält es sich nicht anders. Sie ist ein unfassbares Wunderwerk und du wirst das bei deinem Geliebten immer mehr erkennen, willst es erfassen wollen und freust dich, wenn du ihm wieder ein wenig näher gekommen bist.“ stellte Lenny seine Sicht dar. Delphine rüttelte Lennys Schulter. Was das zu bedeuten hatte, konnte er nicht interpretieren. Von hinten waren Schultern immer für Kumpelangelegenheiten zuständig, von vorne fürs Trösten, Wohlfühlen und Geborgenheit, aber Delphin hatte ihn am Schultergelenk geschüttelt. „Du meinst also, wenn ich Lust habe, dich beim Sprechen intensiv anzuschauen, dann könnte das auch in zwei Jahren noch so sein?“ fragte Delphine nach. „Ja, gerade beim Sprechen. Der Text macht nur dreißig Prozent deiner Information aus, die anderen siebzig Prozent sind Informationen deines Körpers über dich. Wir nehmen unbewusst vieles davon wahr, aber spannend wird es erst, wenn du es bewusst betrachtest, dann erkennst du den anderen, erlebst seine Persönlichkeit.“ meinte Lenny dazu. „Wir haben eine sonderbare Sprache mit einer oft misslichen Konnotation. 'Wir erleben einander' wäre viel zutreffender als 'Wir reden miteinander.', nicht wahr? Ich möchte dich öfter erleben, Lenny, so oder so.“ erklärte Delphine. „Mit dem Telefonieren, das funktioniert ja nicht. Sollen wir uns vielleicht mal Mails schicken. Ich stelle mir das schön vor. Ich öffne mein Konto und sehe: „Ah, Delphine hat an mich gedacht und will mir etwas sagen.“ Das alleine würde mich schon freuen, bevor ich deine Nachricht überhaupt gelesen hätte.“ schlug Lenny vor. „Und was würden wir uns schreiben? Ich würde jeden Tag: „Komm zu mir, Lenny!“ schreiben, und du schriebst jeden Tag: „Küss mich, Delphine!“, so?“ fragte Delphine lachend. „Ich glaube schon, dass sich das so entwickeln würde.“ bestätigte sie Lenny schmunzelnd. Trotzdem wollten sie es so machen, und Delphine fragte Lenny, wann er wiederkomme.


E-Mail-Verkehr

Zu Hause verschlüsselte Lenny sein E-Mail Konto. Normalerweise schaute Tina nicht nach seinen Mails, aber sie hätte es gekonnt. Dann legte er sich auf's Bett und suchte nach Klarheit. Wie ein Gestrüpp erschien ihm die Beziehung zwischen Delphine und ihm. Offen leben wollte Delphine sie, und was hieß das? War er jetzt Delphines und Tinas Geliebter. Natürlich, aber das war er schon lange. Würde Delphine jetzt mehr Zeit mit ihm verbringen und mehr mit ihm zusammen unternehmen wollen? Erwartete sie, dass er mit ihr das Konzert be­suchte und ins Kino ging? Antworten darauf kannte er nicht. Nur wenn es sich so entwickelte, würde er sich irgendwann entscheiden müssen. Warum sollte Lenny die Beziehung zu Tina auflösen, zerstören? Es war eine wertvolle Bezie­hung, die man pflegen musste und nicht zerstören durfte. An dieser Beziehung hatte sich grundlegend nichts geändert dadurch, dass er Delphine liebte. Viel­leicht würde Tina ja sagen „Es stört mich nicht, dass du diese Delphine liebst.“, aber wer kann das schon? Er, Lenny, hätte es nicht gekonnt. Irgendwann wür­de es sich dahin entwickeln, dass er es Tina sagen müsste. Die Vorstellung da­von, widerte Lenny an. Er würde zwangsläufig Tina sehr weh tun, aber nichts lag ihm ferner als das.


Zunächst entwickelte sich jedoch nichts weiter als das E-Mail schreiben. Del­phine fand es offensichtlich sehr kurios, sich mit Lenny Briefe zu schreiben. Ernsthaft war kaum ein Brief. Meistens waren es übermütige, alberne Späße. „Mein allerliebster Lenny, dies ist ein Liebesbrief. Ich wollte dir einen Überblick über mein Empfinden geben, damit du meine Gemütslage kennst.“ begann Delphine zum Beispiel einen Brief, um dann eine ganze Seite lang wiederholend „Ich liebe dich.“ zu schreiben. Lenny erwiderte darauf, dass er zwar prinzipiell von Delphines Äußerungen angetan sei, sie ihm aber wegen Fehlens jeglicher adverbialer Komponente doch sehr unspezifisch erschienen. Ein schlichtes „Ich liebe dich.“ könne auch bedeuten „Ich liebe dich fast überhaupt nicht mehr.“ genauso gut wie: „Ich liebe dich abgöttisch.“. Ein wenig Präzision könne da sehr aufschlussreich und der Interpretation sehr dienlich sein. An derartigem kindlichem Quatsch hatten sie via E-Mail Freude.


Veredelte Beziehung

Lenny traf sich mit Delphine. Sie sah wieder aus wie sonst auch. Keine tieflie­genden Augen mehr, und sie empfing Lenny stürmisch. Sie legten sich auf's Bett. „Keine Angst, ich tu dir nichts.“ hatte Delphine versichert. „Du musst mir noch etwas erklären, Lenny. Du hast gesagt, wenn wir einmal miteinander ins Bett gingen, täten wir es immer wieder, und dann würde sich unsere Beziehung vorrangig darüber definieren. Wie kommst du darauf?“ fragte Delphine. „Na ja,“ druckste Lenny, „wenn wir ständig miteinander schlafen, wird das eine zentrale Position in unserer Beziehung einnehmen.“ „Du meinst also, wir wür­den ständig nur ficken und vergessen, dass wir uns lieben?“ machte Delphine sich über Lenny lustig. Der lachte auch, und versuchte sich zu erklären: „Nein, aber wenn wir öfter miteinander ins Bett gehen, meinst du denn, das es über­haupt keinen Einfluss auf unsere Beziehung haben würde?“ „Schon, mein Liebster, es würde sie veredeln, ihr eine zusätzlich wundervolle Komponente hinzufügen.“ meinte Delphine dazu. „Es mag zwar Paare geben, die vorrangig zusammen sind, weil sie im Bett gut miteinander klar kommen, aber ich denke, das ist die große Ausnahme. Die meisten werden sich lieben und auch mitein­ander schlafen, ohne dass es ihre Beziehung dominiert.“ „Ja, meine Entschei­dung, dass ich es nicht wollte, hat sich doch ziemlich plötzlich gebildet. Viel­leicht spielte auch ein Bild von deinem früheren Sexualverhalten mit rein.“ meinte Lenny. „Soll ich dir mal etwas verraten, mein Lieber?“ sagte Delphine, „Mit meinem Sex das ist noch wie zu Anfang. Kein Stück von einem irgendwie gearteten Bedürfnis oder Verlangen. Mein Fortpflanzungstrieb scheint endgültig erloschen. Früher habe ich es mir ja auch öfter selber gemacht, kein Bedarf, keine Regung. Nur wenn du da bist, ist da auch etwas bei mir, dass es sonst nicht gibt. Ich denke nicht direkt daran, mit dir Sex haben zu wollen, aber ich möchte dich gern anfassen, dich gern berühren, vielleicht mit mehr als meinen Händen, das habe ich gespürt, als ich bei dir auf dem Schoß saß, und ich habe es gern, wenn du mich berührst. Wenn du mein Haar streichelst, empfinde ich auch etwas anderes, als wenn ich mich kämme. Es gefällt mir sehr, wenn wir miteinander reden, es kommt mir vor, als ob wir einander ganz nahe wären, unsere Personen, unsere Seelen sich umarmen würden, und der Körper? Wir küssen und streicheln uns die Gesichter, ein Notbehelf, ein Surrogat dafür, dass unsere Körper sich auch ganz nahe sein möchten. So empfinde ich es, als ob es ein aus der Liebe entstandenes Bedürfnis nach Körperlichkeit wäre. Nur darauf lässt sich mein Geschlechtstrieb offensichtlich noch ein.“ erklärte Delphine und lachte. „Möchtest du, dass wir miteinander schlafen?“ fragte Lenny. „Mhm,“ schüttelte Delphine den Kopf, „so nicht.“ „Wie dann?“ fragte Lenny. „Es müsste sich aus der Situation entwickeln, aber da habe ich ja Angst, dass du plötzlich furiose Anwandlungen entfaltest.“ erklärte Delphine.


Trennung von Tina

In Lenny entwickelte sich eine Vorstellung, die ihn seine Lebensumstände als inkonsequent und paradox empfinden ließ. Er hatte nicht nur Beziehungen zu zwei Frauen, die eine mochte er, die andere liebte er, mittlerweile lebte er auch in zwei Welten. Mit Tina zu leben, das war seine selbstverständlich gemochte und gelebte Welt gewesen. Auch wenn er nicht mit Delphine zusammenlebte, dominierte jetzt die Vorstellung vom Leben mit ihr. Sein Leben mit Tina, das war er nicht mehr, das spielte er. Wenn er Tina in der Küche stehen sah, dachte er an Delphine. Er sagte etwas, Delphine drehte sich um und lächelte ihm zu. Tina sprach er nicht an. Warum tat er das? Selbst wenn das Verhältnis zu Del­phine sich nicht intensivieren würde, ein anderes Verhältnis zu Tina war nicht vorstellbar. Es war vorbei. Lenny musste es Tina sagen. So belog er sie noch zusätzlich. Wie Tina reagieren, ob sie völlig zusammenbrechen oder es gefasst aufnehmen würde, konnte Lenny überhaupt nicht vorausahnen. Er wollte zwei Freundinnen von ihr und ihre Eltern informieren, damit sie Tina unterstützen und ihr helfen konnten. Freundlich schauten ihre Eltern zwar nicht, aber sie waren höflich und bedankten sich. Melanie, die eine Freundin, kannte Delphine. „Sehr schön ist sie, nicht war?“ meinte sie und es klang leicht provokant. „Me­lanie, das hat eine Rolle gespielt, als ich sie zum ersten mal gesehen habe und sonst nie wieder. Natürlich sehe ich es jetzt auch noch, aber für die Beziehung spielt es überhaupt keine Rolle. Du schaust jemanden gern an, aber du liebst ihn nicht, weil er gut aussieht.“ erklärte Lenny.


An einem Samstagnachmittag sagte Lenny: „Tina, ich muss etwas mit dir be­sprechen. Es ist wichtig und sehr ernst. Es ist nichts Angenehmes für dich. Du wirst es nicht verstehen und wirst enttäuscht sein.“ Tina unterbrach ihn: „Du willst mich verlassen wegen deiner 'sehr, sehr geliebten Delphine', nicht war?“ Lenny erschrak. Nach kurzem Schock fragte er: „Woher weißt du das?“ „Du hattest deinen Computer an, und mehrere Seiten geöffnet, unter anderem auch dein E-Mail-Konto. Es kamen mehrere Briefe von einer Delphine. Da musste ich doch mal schauen. Zwei habe ich gelesen. Das reichte. Crazy vor Verliebtheit war sie. Da brauchte ich nicht lange nachzudenken.“ erläuterte Tina. „Und tat es sehr weh?“ fragte Lenny. „Lenny, erwartest du, dass ich das mit dir erörtere? Das lass mal meine Sorge sein.“ reagierte Tina. Lenny wollte erklären, aber Tina meinte: „Es hört sich besser an, wenn du schweigst, Len­ny.“ „Ich bin dir noch nicht einmal richtig böse, ja im Moment vielleicht doch. Nur alles kann nichts daran ändern, dass es eine schöne Zeit für uns war. Für dich doch auch, Lenny, oder. Dass wir uns jetzt trennen, kann das, was gewe­sen ist, nicht wieder ungeschehen machen. Du wirst für mich, auch dadurch dass du mich verlässt, kein schlechter Mensch. Die Zeit mit dir ist Teil meines Lebens, ein sehr schöner Teil.“ Jetzt begannen Tinas Augen sich doch zu befeuchten. „Ich wünsche mir trotz allem nicht, dass wir uns in Zukunft nicht mehr kennen.“ Lenny umarmte Tina, drückte sie und wollte sie gar nicht wieder loslassen. Sie hatte es Lenny nicht nur einfach gemacht, sondern auch äußerst verständnisvoll reagiert. Ihre Enttäuschung, Verletzung und Wut hatte sie eventuell bei ihren Eltern oder Freundinnen schon ausagiert, sodass sie jetzt äußerst gefasst sein konnte.


Prinzessin aus Tausendundeinernacht

Delphine war gar nicht darüber informiert, dass Lenny sich jetzt von Tina tren­nen wollte. „Sie wusste es schon, als ich es ihr sagte. Sie hatte zwei von dei­nen E-Mails gelesen. Ich hatte gedacht, es läge an deiner Lust, Quatsch zu ma­chen, aber Tina hat entdeckt, dass du 'crazy vor Verliebtheit' seist. Stimmt das?“ fragte Lenny schelmisch und Delphines Antwort passte dazu. Mit breit gezogenem Mund und dicken Lippen nickte sie mit schelmisch blickenden Au­gen. „Was wäre denn, wenn du mich mal verlassen wolltest? Das ginge nicht. Ich liebe dich nicht nur, du bist meine Liebe. Ohne dich würde ich keine Liebe kennen. Wenn du es trotzdem versuchtest, würde ich dich oder mich umbrin­gen.“ meinte Delphine wohl nicht so ganz ernst. „Du könntest ja auch einen anderen Mann kernen lernen, der dir noch mehr Liebe verspräche.“ meinte Lenny und Delphine dazu: „Hör' auf! Ich kann es nicht mehr hören.“ „Die Zu­kunft hält alle Möglichkeiten offen.“ fügte Lenny noch schnell an, bevor er von Delphine auf die Couch gestoßen wurde. Delphine lag auf ihm. „Du sollst nicht so etwas reden. Das tut mir weh.“ sagte sie. Ihre Arme auf Lennys Schultern gestützt, befand sich Delphines Gesicht über Lenny. Ihr gemeinsamer Blick sagte, dass es dringend sei, sich jetzt zu küssen. „Das fühlt sich auch gut an. Miteinander reden und dabei nicht irgendwo sitzen, sondern aufeinander lie­gen. Lenny kicherte und meinte: „Ich könnte mir denken, dass deine Lust, lang andauerte Gespräche zu führen, wenn ich auf dir läge, nicht von großer Dauer wäre. „Von unermesslicher Dauer würde sie sein.“ meinte Delphine mit der tie­fen, lasziven Stimme einer Femme fatale und dem leicht verwegenen Blick ei­nes Vamps, der einen am liebsten ins Séparée locken wollte. Lenny kicherte wieder. „Was meinst du, Lenny, ist es meine Lust am Quatsch oder bin ich cra­zy vor Verliebtheit?“ wollte Delphine wissen. „Es wird beides sein.“ meinte Len­ny, „Lust an verrücktem Verliebtheitsquatsch.“ Delphine hatte die Antwort nicht abgewartet, sondern ihren Kopf mit dem Gesicht nach unten neben Lenny auf die Couch gelegt. Als sie wieder aufschaute, fragte sie: „Darf ich dein Hemd ein wenig öffnen, oder schimpfst du dann?“ „Oh, je, das bringt ja nichts. Du bist ja viel zu dick angezogen.“ und meinte Lennys T-Shirt, das er unter dem Hemd trug. Lenny musste Hemd und T-Shirt ausziehen, Delphine strich mit beiden Gesichtsseiten über Lennys Brustkorb und roch an seinen Achseln. Lenny strei­chelte Delphine immer nur über's Haar. „Soll ich etwas ausziehen?


Ach, Quatsch, komm wir gehen ins Bett.“ sagte Delphine. Lenny sagte der nackten Delphin noch, dass sie wunderschön sei und küsste sie auf den Bauch, aber ab dann schien Delphine die Regie zu übernehmen. Sie rieb sich an Lenny und meinte, seine und ihre Haut müssten sich überall berühren. Wissende sä­hen dann, dass sie überall Tattoos trüge mit der Aufschrift: „Berührt von Len­ny.“. Das sei das Zeichen, dass sie auch körperlich zusammengehörten. Das war eine von Delphines verrückten Ideen und Reden, die sie endlos hervorzau­bern konnte. Lenny lag nur inaktiv daneben, lachte sich schief oder wurde von Delphine bearbeitet. Zu Beginn hatte Delphine ihn öfter gebissen. „Au, Delphi­ne, bist du verrückt? Das tut weh.“ hatte Lenny aufgeschrieen. Sie sei die schwarze Liebespanterin, da sei sie eben schon mal ein wenig bissig, hatte Del­phine erklärt. „Aber doch nicht ihren Liebsten. Den beißen schwarze Liebespan­terinnen auch nicht.“ wusste Lenny. Sein ganzer Körper wurde in verschiedene Landschaften der Erde unterteilt. Sein Rückgrad galt als oberitalienischer Po und die Rückenflächen daneben, waren die Reisfelder, auf denen die Frauen damals für einen Hungerlohn geschuftet hatten. „Sprich etwas zu den Frauen, Lenny.“ forderte ihn Delphine auf und Lenny bog sich wieder. Liebesspielereien mit körperlichem Bezug, Delphine war eine Zauberin. Lenny war fasziniert und völlig überrascht. Wieso konnte Delphine, die angeblich gar nicht wusste, was Liebe sei, so etwas? Plötzlich legte sie sich auf Lenny und sagte ihm: „Strei­chel' mich, aber mit deinem Schwanz.“ Und nahe an Lennys Ohr fügte sie hin­zu: „Die Finger sind für's Masturbieren.“ „Ganz, ganz langsam, Lenny, das möchtest du auch, nicht wahr?“ flüsterte Delphine Lenny zu, als sie liebend vor einander saßen. Als Delphine einen Orgasmus hatte, kam es Lenny auch. Sie ließen sich auf's Bett fallen. Das verschwitzte Gesicht mit dem glücklich brei­tem Mund hatte die Augen geschlossen, öffnete sie, um nach Lenny zu suchen. „Warum bist du so weit weg? Komm ganz nah an deine Liebste.“ forderte Del­phine Lenny auf. „Das machen wir jetzt immer wieder, bis wir besinnungslos sind, nicht mehr wissen, wer wir selber sind und ob wir uns noch lieben.“ er­klärte Delphine und lachte. „Du bist fies.“ reagierte Lenny und meinte: „Ich könnte gar nicht nochmal. Ich habe das Gefühl, ich müsste jetzt auf der Stelle unbedingt schlafen.“ „Das liegt an einem Hormon, das Männer bei der Ejakula­tion ausschütten.“ wusste Delphine, „Es gibt auch Sex ohne Ejakulation. Da werden die Männer nie müde.“ „Und wie geht das?“ wollte Lenny wissen. „Man kann es wohl lernen, es zu unterdrücken, aber mehr weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es so etwas gibt.“ antwortete Delphine, „Aber wir haben es doch auch schon ziemlich lange ausgehalten, nicht wahr?“ „Delphine.“ sagte Lenny nur, umarmte und drückte sie, „Du bist meine Prinzessin aus Tausendundeiner­nacht.“ „Jetzt bist du schon wieder wach.“ bemerkte Delphin, „Aber nicht noch­mal. Das war unser erstes mal. Wir müssten es eigentlich einrahmen und auf­hängen.“ „Zur Erinnerung an Ereignisse gibt es immer Urkunden und Pokale.“ meinte Lenny. „Und was sollten wir da eingravieren lassen?“ fragte Delphine. „Zur Erinnerung an das erste Ficken von Lenny und Delphine?“ „Eventuell.“ meinte Lenny. Sie lachten, fielen sich um den Hals und schliefen so halb auf­einander liegend nach einiger Zeit ein.


Lenny, du musst verschwinden

„Ich bleib' jetzt einfach immer hier.“ erklärte der wach werdende Lenny noch schlaftrunken. „Nein, Lenny, auf keinen Fall, du musst verschwinden. Ich will doch auf dich warten, mich darauf freuen, dass du kommst, auf die Uhr schau­en, wie lange es noch dauert und dir glücklich öffnen, wenn du endlich da bist.“ forderte Delphine. Lenny musste wieder lachen. „Delphine, ich habe heute Nacht erkannt, dass du nicht nur Lust am Blödsinn hast, und eine großartige Liebhaberin, sondern auch eine begabte Tragödin bist. Wie hast du das denn sonst gelebt?“ fragte Lenny. „Gar nicht, ich habe es mir selbst nicht ermöglicht und nicht erlaubt. Ich lebe es mit dir und wusste gar nicht, dass es in mir ist. Unsere Liebe ermöglicht es und sonst nichts. Sie ist nicht nur ein warmes, glückliches Empfinden, sie macht auch frei, lässt mich Freiheit spüren.“ antwortete Delphine. „Es kommt mir vor, als ob ich mein Leben gefunden hätte, mein Leben, das seit meiner Kindheit verborgen war. Und das leuchtete schon auf, als wir uns zum ersten mal trafen.“


Es gibt nur einen Grund

Beim Verschwinden und sehnsuchtsvollen Erwarten, handelte es sich mehr um Spielereien. Selbstverständlich blieben sie auch mehrere Tage zusammen. Ihre unterschiedlichen Zeiten an der Uni führten allein schon dazu, dass Delphine nicht selten die Chance hatte, auf ihren Lenny warten zu können. Sie waren auch schon mal bei Lenny gewesen. Delphine fand es nicht schlecht, aber bei sich fühlte sie sich wohler. Delphines Appartement war nicht klein, aber wenn Lenny etwas zu arbeiten hatte, musste er dies am Küchentisch tun. Delphine hatte ihre Mutter angerufen. Eigentlich hätte sie ihr nichts von Lenny erzählt. Sie wollte ihr sagen, dass sie sich verliebt habe, obwohl sie wusste, dass ihre Mutter nichts davon halten würde. Sie hatte sie ausgelacht, ihre Tochter ein­fach ausgelacht. „Du bestehst nur aus Borniertheit und Überheblichkeit, Mutti. Wovon du am wenigsten Ahnung hast, darüber urteilst du am liebsten. Ich will mit dir nicht über Liebe reden. Warum soll ich mit einer Frau, die so ein Aus­bund an Inkompetenz ist wie du, darüber reden wollen.“ hatte Delphine sie an­geherrscht. „Wir brauchen ja auch nicht darüber zu reden.“ hatte ihre Mutter noch gesagt. „Dann tun wir es auch nicht. Machs gut, Mutti, Tschüss.“ Damit hatte Delphine das Gespräch beendet. Sie stand mit offenem Mund in ihrem Arbeitszimmer und wusste nicht was geschehen war. Was hatte sie da ge­macht? „So selbstbewusst und frech ich auch immer war, aber Mutti habe ich immer zugehört. Ich konnte wohl Einwände anbringen und andere Minungen vertreten, aber so etwas wie jetzt, wäre undenkbar gewesen.“ erklärte Delphi­ne. „Sie hat dich ja auch provoziert.“ meinte Lenny. „Trotzdem, das hätte ich nicht gebracht. Ich glaube ich sehe sie jetzt anders. Sie wird sich melden und alles zu schlichten versuchen, aber ich bin eine andere. Ihr gegenüber bin ich eine andere. Ich glaube, ich habe auch ihr gegenüber mein eigenes Leben ge­funden und kann es behaupten. Stark bin ich, ganz schön stark, nicht wahr?“ fragte sie Lenny und lachte. „Jetzt bin ich so abhängig, wie ich es nie wollte und empfinde mich so frei und selbstsicher und stark, wie ich es nie war. Das ist doch absolut paradox. Aber du brauchst es mir nicht zu erklären, Lenny. Es gibt nur einen Grund. Den kenne ich, und du kennst ihn auch.“

 

FIN

 

 

Aimer, c'est se
donner corps et âme

 

 

„Was war das denn?“ fragte sich Lenny noch ganz konsterniert. Eine Kommili­tonin vermutet, er würde sie kennen und spricht ihn deshalb an. Ein flapsiger Wortwechsel führt dazu, dass sie gemeinsam einen Kaffee trinken wollen. Sie reden, als ob sie sich schon lange kennen würden, über eigentlich sehr Priva­tes, und die Kommilitonin lädt ihn zu sich nach Hause ein. Sonderbar. Und dann ausgerechnet diese junge Frau, die sich so cool, modern und selbstbe­wusst gibt. „Ich bin nicht in einen Clinch eingebunden, auf Grund dessen ich Rücksichten nehmen müsste. Mann und Frau sind dazu ein­gerichtet, dass sie miteinander ficken können und Lust daran haben. Alles an­dere darüber hinaus ist Tradition und Dichtung. So etwas wie Liebe schafft nur Abhängigkeiten. Ich will das nicht, unabhängig davon weiß ich gar nicht, was das ist.“ erklärte sich Delphine. Verstehen und erklären konnte Lenny es nicht.

Ich würde dich gern trösten.“ meinte Lenny, „Aber ich weiß nicht wie.“ „Nimm mich einfach in den Arm, das würde mir gut tun.“ Delphine darauf. „Jetzt hast du deinen Sexpartner verloren, aber du hast auch noch etwas anderes verloren. Die Vorstellung, das Bild von einem Mann, das dir gefiel, ist zerbrochen, verschwunden. Auch wenn du es selbst nicht so sehen magst, und dich erbost und wütend siehst, du hast etwas verloren, und das wird dir weh tun.“ sah es Lenny. Delphine schaute skeptisch. „Du kannst es nicht leugnen, dass du eine Beziehung mit einer gewissen emotionalen Qualität hattest. Wenn du sagst, es geht nur um Sex, alles andere existiert nicht, belügst du dich selbst.“ Lenny nochmal. „Letztendlich bin ich auch froh, dass es vorbei ist.“ meinte Delphine. Lenny fragte nach dem Grund. „Ich kann gar nicht sagen, warum genau, aber es war in der Tat so, dass ich in letzter Zeit immer häufiger keine Lust hatte.“ erklärte Delphine. „Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie das bei euch gelaufen ist. Will es aber auch gar nicht. Für mich hörte sich deine Meinung zum Sex nur erschreckend an.“ meinte Lenny. „Wieso, das sind doch Fakten?“ Delphin dazu. „Das Frauen und Männer Lust daran haben, klar. Aber du bist doch auch gern gut drauf, freust dich gern, bist gern glücklich, und beim Sex gehört das alles nicht dazu, da zählt nur die Erregung? Delphine, Entschuldigung, aber ich glaube nicht, dass das so ist und dass du es gerne möchtest. Dabei handelt es sich um Konstruktionen, die du dir in deinem Kopf zurecht gelegt hast. Vielleicht hast du Angst vor irgendetwas, was du vermeiden möchtest und keinesfalls willst. Frei scheinst du jedenfalls nicht zu sein.“ interpretierte Lenny es.

 

 

 

 

Delphine, cool, modern, nüchtern – Seite 19 von 19

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.04.2013

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