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Introduction und Inhalt

Elvi Mad

 Isa endlich Anerkennung und Liebe

Erzählung

 

Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen
oder vielmehr trotz seiner selbst.

Victor Hugo

„Du hast viel für mich getan, hast mir geholfen.
Ich habe mich, glaube ich, nie dafür bedankt. Das möchte ich
ausdrücklich nachholen. Aber das ist es auch, Mirko.“
machte ich ihm klar. „Isa, was soll das denn?
Aus dir spricht Kälte und Verärgerung. Das bist du doch nicht.
So haben wir nie miteinander gesprochen. Lass uns doch,
bitte, vernünftig reden.“ bat Mirko. „Was soll das denn,
Mirko? Die Zeit ist vorbei für mich, wir können sie nicht
wiederbeleben und ich habe auch überhaupt kein
Interesse daran.“ sagte ich ihm. „Du schickst mich
nach Hause, ohne dass ich dich sehen konnte?
Du tust mir weh damit, Isa.“ erklärte er.
Oh, nein, jetzt fing er auch noch an, zu betteln.
„Na gut, komm her, wenn es deine Seele tröstet.“
bot ich ihm an.

 

 

 

Isa endlich Anerkennung und Liebe – Inhalt

Isa endlich Anerkennung und Liebe 4

Gerufen 4

Isa die Künstlerin 4

Erste Ausstellung 5

Mirko Schneider 6

Fee für eine Nacht 7

Mirkos Besuch 8

Sanne Bergmann 9

Sannes Tod und neue Liebe 10

Mirkos Fotografie 11

Ausstellungen in Berlin und New York 12

Preise 13

Mirkos Abschied 14

Vorlesung 15

Frau Doktor Isa Hooger 16

Mirko, was willst du? 16

Berlin Besuch 18

Was machen wir jetzt? 20

Dem Braten in die Seele schauen 20

Pfannkuchen 22

Das Buch 22

Feier mit Mirko 23

Gemeinsame Nacht 24

Ruf der Liebe 25

Neue Heimat Berlin 25

 

Isa endlich Anerkennung und Liebe

Als Studenten beim Tanz in den Mai hatten sie sich kennengelernt, am nächsten Tag aber wieder aus den Augen verloren. Jetzt lebten sie in anderen Welten. Ihre Namen hatten sie aber nicht vergessen. Mirko hatte auch nicht vergessen, wie er Isa erlebt hatte, und davon träumte er heute noch.

Gerufen


Die einen ruft der Muezzin zum Gebet, die anderen rufen die Glocken zur heili­gen Messe. Mich ruft niemand, auch nicht zum Frühstück. Wir lassen uns gerne rufen und folgen dem Ruf auf eine Professur oder dem heimlichen Rufen, wenn wir es denn hören. Wer dich ruft, sagt immer, dass er dich braucht. Was kann es für dich Schöneres geben, als zu hören, dass du gebraucht wirst. Jeder Ruf beinhaltet gleichzeitig Anerkennung, und was brauchst du mehr als die? Der Rufer ist ärgerlich oder enttäuscht, wenn er nicht gehört wird, oder die Gerufe­nen seinem Ruf nicht folgen, weil sie ihn missachten. Manchmal kannst du den Rufer nicht erkennen oder lässt dich von deinen eigenen Emotionen rufen, dann ruft es dich, und du fühlst dich berufen. Unsere Kommunikation besteht also nicht nur aus miteinander reden und sich über seine Mimik mitteilen, son­dern auch aus gegenseitigem Rufen. Und wenn du allein bist, fehlt dir nicht nur jemand, der mit dir spricht, sondern auch jemand, der dich rufen könnte. Es geht ja nicht nur darum, dass er dich zum Frühstück ruft, er könnte auch et­was in dir wachrufen und du könntest deinen Ruf nach Liebe an ihn richten. Das Rufen stellt eine intensivere, dringlichere Form der Kommunikation dar als Reden, Sprechen, Sagen und Erzählen. Wer Hilfe braucht, der ruft. Ob ich auch nach Hilfe rufen sollte? Nur ich weiß nicht, wer mich retten könnte.


Isa die Künstlerin


Fotodesignerin war ich. Die meisten Aufnahmen wurden bei mir im Studio ge­macht, aber oft wurde ich auch gerufen, um vor Ort Dinge oder Menschen zu fotografieren. Ich folgte dem, nur zufrieden war ich damit nicht. Ich war Künst­lerin und keine Handwerkerin. Ich war nicht Fotografin, doch wer sich für arri­vierter oder intellektueller hielt, ließ seine Fotos bei mir machen und nicht beim Hochzeitsfotografen. Mein künstlerisches Können und meine Kreativität legte ich in die Aufnahmen. Viel zu schade, die Fotos waren zwar nicht billig, aber sie hätten in eine Ausstellung gehört. Damals, während des Studiums gab es öfter Ausstellungen. Eine Serie von mir bekam einen Preis. Ein Verlag interessierte sich für sie, und ich entwickelte die Serie weiter. Sie wurde veröffentlicht. Ein wunderschönes Buch, ich konnte es mir immer wieder anschauen, kannte auf den Bildern jedes Pixel und konnte es interpretieren. Die potentiellen Käufer sahen das nicht so und ließen mein Werk in den Buchhandlungen liegen. Viel­leicht hätte ich mehr zu den Bildern schreiben sollen, damit die Betrachter die einzelnen Fotografien besser verstehen, und sie ihr Interesse ansprechen konnten. Aber dass der Verlag eine Neuauflage des Verlustgeschäftes wagen würde, nur auf mein Versprechen hin, dass es mit mehr Text besser verkäuflich sei, hielt ich selbst für lächerlich. Das Buch musste in Kultursendungen im Ra­dio und Fernsehen besprochen werden, dann ließe es sich verkaufen. Aber ich war ein Nobody, für den sich niemand interessierte, eine herkömmliche Foto­grafin eben. Meine eigenen Bilder kannte ja niemand. Sie sind ein Trost für mich selber, ich erzähle mich in ihnen, meine eigene Welt, und versuche mich in den Fotografien zu erkennen. In eine wundervolle Welt war ich geboren. Meine Eltern waren in die Jahre gekommene Yuppies. Ich wüsste nicht, dass ich ihr extrovertiertes, aufgeblasenes Leben je geliebt hätte. Auch meine Mutter liebte ich nicht, ich sah sie viel zu selten, und in der Pubertät begann ich sie zu hassen. Meine eigene, eine gehaltvollere, tiefere Welt wollte ich mir schaffen. Verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer, in der Natur oder bei meiner Freundin und hielt mich gleichzeitig an meiner Kamera fest. Sie ließ mich mit der Welt auf meine Art kommunizieren. Meine Fotos wirken auf andere meistens eher melancholisch. Ich suche schon, was nicht laut schreit und blecherne Freude verherrlicht. Das Ersthafte und auch die Traurigkeit, die jeder in sich trägt, wenn meine Bilder davon sprechen können, erzählen sie mir mehr. Die Bilder von mir, die ich liebte, wären als Cover einer Illustrierte nicht geeignet. Wir, zwei Mitarbeiter und ich, gestalteten das Layout einer kleinen Illustrierte. Meine liebste Arbeit war es. Man ließ uns größte Freiheit und wir konnten viel Kreativität einbringen. Die schönste Illustrierte, fand ich. Reaktionen gab es aber nur vom Chef der Redaktion, von außen wurde uns kein Lob zuteil, man nahm uns einfach nicht zur Kenntnis.


Erste Ausstellung


Eine Bekannte, die am Museum arbeitete, berichtete mir, dass sie eine Ausstel­lung zur Geschichte der Fotografie von den Anfängen bis Heute planten. Fast ausschließlich Kopien würden sie zeigen, die meisten Originale könnten sie nicht bezahlen. Ob ich nicht von mir zwei oder drei Bilder zur Verfügung stellen könne als Beispiel praktizierter Fotokunst von heute. Natürlich, nur niemand würde meine Fotos beachten, und so geschah es auch. Völlig traf es jedoch nicht zu. Die Kuratorin eines kleinen Museums hatte zum ersten mal von mir erfahren, rief mich an und fragte, ob sie eventuell eine Ausstellung mit meinen Fotos machen dürften, und ob sie sich die vorher mal anschauen könne. Wahr­scheinlich wussten sie nicht, was sie sonst hätten machen sollen und was sie hätten bezahlen können. Eine erste Ausstellung nur mit meinen Bildern. Aber das Museum kannte kaum jemand. Deshalb verfassten sie selbst unterschiedli­che Rezensionen von Ausstellungen und boten sie Zeitungen unter der Zusi­cherung, sie zu veröffentlichen, exklusiv kostenlos an. So ersparten sie sich andere Werbekosten. In drei Zeitungen wurde meine Kunst gepriesen. Es kam mir irreal vor. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ganz ernst nahm ich es nicht. Auch wenn wir die Rezensionen eingerahmt bei uns im Studio auf­hängten, kostete es mich doch immer ein Lächeln. Isa Hooger, die begnadete Fotokünstlerin. Völlig lächerlich war es aber nicht. Die Feuilletons wurden ja nicht nur von der Bevölkerung gelesen, sondern von allen Kulturredaktionen und die Rezensionen waren qualitativ hochwertig. Eine promovierte Kulturwis­senschaftlerin hatte sie verfasst, und nicht ein Journalist hatte sich irgendet­was zusammen gestümpert. Ich bekam öfter Anfragen von außerhalb und brauchte dringend eine Internetseite, auf der man mein Schaffen bewundern konnte. Ich war zwar noch nie im Fernsehen oder in Kultursendungen im Radio genannt worden, wurde aber öfter zu Diskussionen oder Referaten eingeladen.


Mirko Schneider


Im Radio hörte ich von einer Ausstellung in Berlin. Die Sendung war relativ ausführlich, und als Redakteur wurde ein Mirko Schneider genannt. Den Namen hatte ich doch schon mal gehört. Wahrscheinlich war er als Redakteur einer an­deren Sendung genannt worden, die ich auch gehört hatte. Aber nein, irgen­detwas sagte mir, dass es so nicht war, aber wer war Mirko Schneider dann? Hatte Sanne ihn vielleicht gekannt? Sie war ja selbst auch Journalistin gewe­sen. Der Weg erschien mir auch nicht erfolgversprechend. Wer war das nur, dieser Mirko Schneider? Woher konnte ich den Namen kennen? Lange versuch­te ich in meinen Hirnwindungen zu forschen. Ergebnislos. Was tat ich da nur? Überlegte krampfhaft, ob ich eine Person mit dem Namen Mirko Schneider ken­nen würde, so eine Verschwendung von Zeit und Gehirnkapazität. Nur die Fra­ge nach diesem Herrn Schneider ließ sich nicht einfach abschalten. Wie bei ei­nem Ohrwurm, der dich unablässig quält, schien es sich bei der Frage, wer Mir­ko Schneider sei, um einen Gedächtniswurm zu handeln. Irgendwann verebbte er jedoch genauso wie die Ohrwürmer auch. Sophie, meine Mitarbeiterin, hatte Geburtstag. Zum Geburtstag luden wir uns immer zu Fèten ein. Da ging es dann allerdings nicht beschaulich, melancholisch zu. Ich war auch keineswegs ein Mensch, der häufig oder sogar ständig derartige Zustände suchte. Wenn Sophie Geburtstag hatte, wollte ich mich freuen, war laut und lustig und wollte tanzen. „Ah, Mirko!“ schrie ich plötzlich auf. Man lachte, und niemand wusste, was es zu bedeuten hatte. Mirko Schneider hatte ich bei einer Fète an der Uni kennengelernt. Wir fanden uns sehr lustig, flirteten miteinander, tanzten oft und küssten uns auch. Es war ein Abend, der mich glücklich empfinden ließ, aber das war es auch. Am anderen Morgen war er vorbei und Mirko Schneider kannte ich nicht mehr. Ich staunte selbst, dass es mir wieder eingefallen war. Er war mir schon sympathisch, und Flirten und Tanzen machten Spaß. So war es für einen Abend gewesen, aber dass ich Mirkos Namen behalten könnte, hätte ich nicht gedacht. Ob er meinen Namen auch wohl noch kannte? Mit Si­cherheit nicht. Den ganzen Abend bei Sophie musste ich an die Fète von da­mals denken. Ich hatte mich als freier empfunden. Lust und Scherz und Al­bernheiten waren echter und mir leichter zugänglich als heute. Ich dachte sehr gern an meine Studienzeit zurück, nur diese Gedanken waren nicht darin ent­halten. Jetzt gehörten auch sie dazu. Mirko Schneider, ich hatte ihn wiederge­funden. Ob ich's doch mal versuchen sollte, ihn nach Isa Hooger zu fragen? Aber warum? Selbst wenn er sich erinnern sollte, könnten wir uns zwei Sätze von der Fète erzählen, und das wär's. Es ließ mich aber nicht los. Vielleicht konnte ich diesen Wiederentdeckungsprozess jetzt nicht einfach konsequen­zenlos abschließen. Wäre ich enttäuscht, wenn er sich nicht erinnerte? Nein, es wäre ja wahrscheinlich so. Ich rief im Sender an und wurde durchgestellt. „Gu­ten Tag, Frau Hooger, was kann ich für sie tun?“ fragte er. Das war Mirko. Ich kannte sogar seine Stimme wieder. „Es ist mir leicht unangenehm, aber ich wollte sie eigentlich nur fragen, ob sie sich an mich erinnern.“ ich darauf. „Nein, helfen sie mir.“ sagte er. „Isa Hooger, wir haben uns mal an einem Abend in der Uni bei einer Fète kennengelernt. Ich habe deinen Namen jetzt im Radio gehört, und war mir sicher, dass ich ihn kennen würde. Nach längerer Gedächtnisübung viel es mir dann auch wieder ein.“ erklärte ich ihm. Einen Moment herrschte Stille, dann rief er „Isa! Komm sofort her, und lass uns zu­sammen tanzen. Ich mochte dich sehr, Isa, und habe mich am nächsten Tag verwünscht, dass wir kein Treffen vereinbart oder unsere Adressen ausge­tauscht hatten. Ich war sogar an der Hochschule und habe dich gesucht. Dass mir bei Isa Hooger nicht sofort alles klar war, verstehe ich nicht. Aber wir leben heute eben in anderen Welten. Trotzdem wäre mir nichts lieber, als wenn ich dich wiedersehen könnte.“ sagte Mirko Schneider. Ich fragte ihn, was er sich davon verspreche, oder ob wir wieder tanzen gehen sollten? „Alles, Isa, alles was du möchtest. Meine schönen Gefühle für dich sind immer offen geblieben. Mir tut es gut, dich wiedersehen zu können, und ich hoffe, du hast auch eine schöne Erinnerung an unseren Abend.“ Wo sollten wir uns treffen? In Berlin wäre ihm lieber, aber übernachten müsse ich in einem Hotel, bei ihm ginge das nicht.


Fee für eine Nacht


Mirko war verheiratet und hatte schon zwei größere Kinder. Warum ich nicht trotzdem bei ihnen übernachten konnte, verstand ich nicht. Als sich heraus­stellte, dass seine Frau gar nicht wusste, dass er sich mit mir traf, sondern ihr gesagt hatte, dass es sich um etwas Berufliches für den Sender handle, wurde mir einiges klar und ich war verärgert. „Was soll das, Mirko? Warum tust du das? Es ist nicht mehr vor zwanzig Jahren und wir tanzen auch nicht mehr wei­ter. Nicht nur die Welt um uns ist eine andere geworden, auch unsere eigenen Welten sind andere, als sie es damals waren. Es kann heute nichts geben, was deine Frau nicht wissen dürfte.“ sagte ich. „Du hast schon Recht, Isa. Meine Welt ist bei meiner Frau und ihr gehört mein Herz. Als du anriefst, merkte ich jedoch, dass es so nicht ganz stimmt. Das Empfinden, was du in mir geweckt hast, lässt sich nicht vergessen, wie ein belangloses Ereignis. An die meisten Feiern und Partys werde ich mich nicht mehr erinnern, aber am Abend des 30. April fällst du mir fast jedes mal ein. Es klingt lächerlich, aber du warst eine Nacht die Fee für mich. Den Platz hast du in meinen Emotionen und Träumen.“ erklärte Mirko. „Ich will dich nicht aus deinen Träumen reißen, Mirko, doch es war ein Abend, und der ist zu Ende, seit fast zwanzig Jahren. Das wirst du auch in deinen Träumen nicht übersehen können. Ich denke eher, du träumst von etwas, das es niemals gab.“ meinte ich. „Das kann schon sein.“ räumte Mirko ein, „Was immer du im andern siehst, sind letztlich doch nur deine Bilder. Aber du hast es wachgerufen, hast dies Bild in mir angesprochen, ein Bild, das ich bislang nicht kannte und es gehört bis heute zum Schönsten, was ich den­ken kann.“ „Ist das ein Kompliment für mich? Ich glaube schon. Beschreib' mir doch das Bild, vielleicht lässt es mich von mir etwas erkennen, was mir bislang selbst verborgen war.“ bat ich Mirko. Er lächelte und wollte mir einen Kuss ge­ben. „Mirko, nein, es ist heut' kein Tanz in den Mai mehr. Erzähl' es mir.“ wehr­te ich ab. „Isa, wenn ich mein Bild beschreibe, wird es in dir ein anderes erzeu­gen. Ich kannte viele Mädchen, hatte eine Freundin, doch du erschienst mir völlig anders. Verkörpertest das Idealbild einer Frau für mich. Warst lebenslus­tig, klug und tiefgründig humorvoll, warst offen, gefühlvoll und wecktest durch die Küsse mein Begehren. Eine leuchtende Blume, du schwebtest über allem und warst doch so nah bei mir. Du warst die zauberhafte Fee und bist es stets geblieben. Seitdem muss eine Frau für mich vor allem klug sein, doch nie konnte ich das andre von dir auch erkennen.“ beschrieb Mirko sein Bild. „Ja, ja, du hast schon Recht. Ich komme ja auch von einem anderen Stern.“ reagierte ich scherzhaft, „Nur leider schwebe ich nicht ständig in lustbetonten Maiennächten. Nach deinem Bild von mir wirst du in meinen Fotos vergebens suchen.“ Ich sollte von mir erzählen, in einer Buchhandlung erstanden wir mein Buch und ich erläuterte es ihm. Mirko wollte meine Bilder sehen. „Schau sie dir an auf meiner Homepage.“ riet ich ihm. Nein, Mirko wollte alles sehen. „Da musst du zu mir kommen. Du kannst sogar bei mir übernachten, nur musst du mir versichern, keine irgendwie gearteten Avancen zu versuchen.“ lud ich ihn ein.


Mirkos Besuch


Er könne meine Bilder gar nicht einordnen. Natürlich seien sie Portraits, aber passten nicht in eine ihm bekannte gängige Stilrichtung. „Weißt du wie wir das machen?“ schlug ich ihm vor, „Du hast in Berlin doch sicher so gute Connecti­ons, dass du eine Ausstellung in der Nationalgalerie organisieren könntest. Dann werden wir ja in den vielfältigen Rezensionen und Besprechungen erfah­ren, um welchen Stil es sich bei meinen Bildern handelt.“ Mirko schmunzelte und wollte etwas über meine bisherigen Ausstellungen wissen. „Wenn du nichts tust, dann brauchst du dich auch nicht zu wundern. Mehr Anerkennung hätten deine Fotografien auf jeden Fall verdient. Ich bin natürlich nicht objektiv, aber sie zeigen mir eine bewundernswerte Seite von dir, die ich damals so nicht sah. Vielleicht kulminiert auch deine Tiefe, Klugheit und Einstellung zum Leben in deinen Bildern, nur muss der Betrachter es auch erkennen und erkennen wol­len. Die Primitivität des Blickes ist sehr verbreitet und wird oft durch intellektu­elles Bramarbasieren zu übertünchen versucht.“ war Mirkos Ansicht. „Du hast ja Recht. Im Grunde mache ich nichts. Mein Marketing ist nicht existent. Dabei hätte ich schon Möglichkeiten. Nach der Ausstellung und den Rezensionen habe ich es einfach mal versucht, Mitglied im Bund Freischaffender Foto-Designer zu werden, und es hat wider mein Erwarten geklappt. Nur ich habe bislang nichts daraus gemacht, habe die Möglichkeiten, die sich daraus entwickeln ließen nicht genutzt. Nicht wenig naiv bin ich offensichtlich. Emotional empfinde ich mich als gut, und denke man müsse das auch erkennen. Ich möchte mich nicht aufdrängen, möchte gerufen werden. Kannst du das nachempfinden? Wahr­scheinlich nicht.“ erklärte ich. „Doch, doch, sehr gut. Die Königin braucht sich nicht anzubieten wie sauer Bier.“ sagte es und lachte. „Aber ich kenne schon einige Galerien, die deine Bilder bestimmt ausstellen würden. Eine Möglichkeit wüsste ich sogar in New York, und als Mitglied im BFF giltst du überall als arri­vierte Künstlerin. Wenn man dich in New York sehen wollte, wer sollte dich dann hier nicht sehen wollen? Man müsste nur etwas mehr über dich schrei­ben.“ meinte Mirko. Ich überlegte, nein, jetzt nicht, vielleicht würde ich es ihm später einmal zeigen.


Am Abend sprachen wir über Mirko. Er hatte Kulturwissenschaften und Germa­nistik studiert. „Beim Sender ist es mit dem Rufen noch viel schlimmer, da wird dich niemals jemand rufen. Durch Neid, Missgunst, Ränkespiel und Intrigen musst du dich kämpfen, um das tun zu können, wozu du dich für berufen hältst. Jetzt bin ich nicht mehr antastbar und habe mit alldem nichts mehr zu tun, nur wenn du es erlebst, wird dir deutlich, wie Menschen Emotionales, selbst was aus früher Kindheit zu stammen scheint, oft nicht vergessen, und jederzeit zu Neuauflagen fähig sind. Warum sollte ich dich vergessen können, du hast mich schließlich emotional sehr tief berührt.“ erzählte Mirko. „Und du ziehst auch den Umkehrschluss, nicht wahr? Weil ich dich nicht vergessen habe, musst du mich emotional auch sehr tief berührt haben, oder?“ wollte ich lächelnd von ihm wissen. „Nein, Isa, daran habe ich nicht gedacht. Doch wenn dein Gehirn es für so wichtig hielt, es dauerhaft zu speichern, muss es emotional schon positiv besetzt gewesen sein.“ meinte Mirko, „Ich habe bei Helen, meiner Frau, nie an dein Bild gedacht, niemals versucht, sie mit dir zu vergleichen, aber klug und intellektuell das ist sie schon. Das stammt von dir. Nur kluge Frauen konnten seitdem noch mein Interesse wecken.“ erklärte Mirko und erkundigte sich nach meinem Freund oder Mann.


Sanne Bergmann


„Mirko, so etwas habe ich nicht. Kein Freund, kein Mann.“ antwortete ich. „Sag mehr, Isa. Kein Bedürfnis oder fühlst du dich allen überlegen?“ wollte Mirko wissen. Ich überlegte, was ich ihm sagen sollte. „Du kannst es oberflächlich se­hen. Jeder sucht sich einen Sexualpartner. Das brauchst du vielleicht auch, aber der Mensch in dir sucht etwas anderes. Du willst nicht allein sein, suchst den Kontakt, willst Liebe. Es fiel mir nicht leicht, mich auf andere tiefer einzu­lassen. Es war schön, kurzes Glück zu erleben, so wie an unserem Abend. Das schien mir zu reichen. Mein Freund war meine Kamera. Die habe ich schon in Kindertagen geliebt. Sie war mein Teddy, ich habe mit meiner Liebsten, die im­mer für mich arbeitete, die Bilder machte, gesprochen, und meine Emotionen konzentrierten sich auch später auf sie und meine Bilder. Sie sollte mir die Be­ziehungen zu meiner Welt vermitteln. Trotz meiner Freundin empfand ich manchmal Einsamkeit. Ich wollt' nicht mehr allein sein. Mit einem Freund, der mich bewunderte, ähnlich wie du, habe ich ein Jahr zusammengelebt. Er konn­te mir nicht geben, wonach es mich verlangte. Er war sehr nett, doch Liebe kam nicht auf. Trotz Partner war ich genauso einsam wie zuvor.“ erläuterte ich. „Dann hast du dich von ihm getrennt und dich doch mit deiner Kamera be­gnügt.“ suchte Mirko meine Biografie zu vervollständigen. „Ja, das habe ich ge­dacht. So würde mein weiteres Leben aussehen. Ich könne nicht lieben, weil ich selber keine echte Liebe erfahren hätte, sondern nur einen oberflächlichen Schein davon.“


„Dann wurde ich von Sanne Bergmann – ist dir ein Begriff, nicht wahr? - gebe­ten, bei einem Vortrag Fotos von ihr zu machen. Sie brauche neue Fotos für die Presse und sonst auch noch. Schon bei der Vorbesprechung herrschte eine un­gewöhnliche Atmosphäre. Ich kannte sie ja gar nicht, hatte sie noch nie gese­hen, aber es war gleich vertraulich, als ob ich mit einer guten Bekannten, mit meiner Schwester spräche. Ich meinte, sie gleich beim ersten Kontakt tief zu erkennen. Wir scherzten und sprachen wie zwei Verbündete. Als wir zwei Tage später gemeinsam auf der Couch saßen, um die Fotos auszuwählen, war ich nicht ganz in dieser Welt. Als ob ich Musik hörte. Jedes Wort, das Sannes Mund verließ, schien mir wie eine aufgehende Blüte zwischen ihren Lippen hervor zu quellen. Unabsichtlich waren wir ganz dicht zusammen gerutscht. Ein Rausch, ich kam mir vor wie in Ekstase. Luft holen musste ich, brauchte eine Unterbrechung. Wir gingen uns einen Kaffee machen. An der Espressomaschine standen wir voreinander und mein rechter Arm streckte ganz von allein seine Finger nach Sannes Wange aus. Sie hätte ja sagen können, dass sie so etwas nicht möchte, aber daran konnte ich gar nicht denken. Sanne lächelte und zeigte nach kurzer Zeit mit fragendem Blick auf ihre Lippen. Ich verstand, und vorsichtig touchierten sich unsere Lippen. Wir spielten damit und ich befeuchtete meine Lippen mit der Zunge. Sanne schnippte mit ihrem Finger darüber und ich ließ meine Zunge auch über ihre Lippen gleiten. Was wir da taten, wusst' ich nicht, nur spürte ich, wie es mich tief ergriff. Das Spiel mit Lippen und Zungen wollte nicht enden. Ich war Sanne so nah und wollte doch noch näher sein. Unsere Küsse wurden intensiver, und leidenschaftlich verschlangen wir uns. Der Kaffee war längst wieder kalt. Wen störte das? Wir saßen glücklich beieinander auf der Couch. „Ich habe noch nie eine andere Frau geküsst.“ meinte ich erstaunt lächelnd zu Sanne. „Was spiel das für eine Rolle, ob Frau, ob Mann es geht nur um uns beide.“ erklärte sie. Sanne hatte bislang auch noch nie mit einer anderen Frau etwas zu tun gehabt. Ja, Mirko, wir haben uns geliebt, acht Jahre lang.“ erzählte ich. „Und dann ist eure Liebe doch zerbrochen?“ fragte Mirko. „So ist es, der Tod hat sie mit seiner schwarzen Hand zerbrochen und dabei meine Seele auch gleich mit zerrissen. Aber lass es für jetzt genug sein. Weiter möchte ich darüber im Moment nicht reden.“ antwortete ich.


Sannes Tod und neue Liebe


Warum wir lachten, als Mirko reinkam, weiß ich nicht. „Es gefällt mir gut, dich rufen zu hören: „Das Frühstück ist fertig.“. Das könnte ich durchaus jeden Morgen ertragen.“ verkündete Mirko schmunzelnd. „Mein Lieber, wenn wir zu­sammen lebten, erwartete ich selbstverständlich, dass du es wärst, der mich zum Frühstück riefe.“ machte ich ihm deutlich. „Du meinst, die Liebste hätte Anspruch darauf, die Gerufene zu sein. Nur wenn ich mit dir zusammenlebte, würde ich gar nicht aufstehen wollen, glaube ich.“ meinte Mirko. „Mein Lieber, spinn dir nichts zusammen. Deine Träume bewegen sich auf falschen Gleisen.“ korrigierte ich ihn. „Du wirst eine Frau lieben wollen, oder ist durch Sanne für dich auf immer alles blockiert?“ fragte Mirko. „Das weiß ich nicht, ob ich einen Mann oder eine Frau lieben würde, das ist abstrakt. Ich weiß nur, dass ich San­ne geliebt habe, unendlich. Ich habe nicht geweint, ich habe geschrien wie ein kleines Kind, als Sanne mich verlassen hatte. Richtig durchgedreht bin ich. So­phie und Leo waren hier, als ich vom Krankenhaus kam, wo ich mich von der toten Sanne verabschiedet hatte. Sie haben einen Arzt gerufen. Ich habe wirk­lich gedacht, ich könne das nicht überleben. Bei der Beerdigung bin ich wie eine versteinerte Mumie mitgegangen. Ich hatte Angst, wenn irgendwelche Emotionen aufkämen, könnte ich wieder ausrasten. Ich wollte Sanne folgen, wo sie auch immer sei. Das war bestimmt der Todestrieb. Ja, ein Leben ohne Sanne war für mich nicht mehr vorstellbar und wertlos. Ich war beim Thera­peuten, und trotzdem war sie immer da. Die Trauer ist ein Teufel, die dich be­fällt, wann immer sie es will. Es hat sehr lange gedauert, bis ich wieder ein halbwegs normales Leben führen konnte. Aber die Zeit mit Sanne war mein Le­ben und wird es immer bleiben. Das kann es nicht mehr wieder geben, eine Wiederholung ist nicht möglich.“ verdeutlichte ich Mirko. „Dein Zusammensein mit einem anderen Menschen, deine Liebe, das war Sanne, und das ist jetzt damit für dich vorbei?“ fragte er nach. „Das weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Sanne ist ein Teil meines Lebens. Sie wird immer in mir sein. Doch was sie in mir geweckt und erfüllt hat, das Bedürfnis nach tiefer Liebe ist auch immer da. So wie es war, kann es nie wieder sein. Ich weiß nicht, wie es sein könnte, doch das wusste ich ja vor Sanne auch nicht.“ antwortete ich ihm.


Mirkos Fotografie


„Die Bilder von Sanne sind mir ja geblieben. Wenn ich mich einsam fühle, schaue ich sie mir an, träume und weine. Mein Weltschmerz, verstehst du. Aber ich habe ein wundervolles Vermächtnis von ihr. Ich habe es noch nie je­mandem gezeigt. Es ist mir eine heilige Ikone. Sanne hat es für mich geschrie­ben. Sie wollte es veröffentlichen, hatte nur noch keine Möglichkeit dazu ge­funden. Willst du es mal sehen? Möchtest du es lesen?“ fragte ich Mirko. Er nickte nur. Dann las er lange. „Giselle Hooger“ sagte er mit einem Lächeln, als er fertig war. „Wundervoll, besser kann man dich nicht beschreiben. Sie hat na­türlich viel mehr gesehen als ich. Jetzt muss ich mir deine Bilder noch einmal anschauen. Hast du dich mit Giselle Freund beschäftigt?“ fragte Mirko. „Ja in­tensiv und das sehr früh. Sie bildete das Portal zur Fotografie für mich. Vorher hatte ich fast nur Praktisches zur Technik gelesen. Das war natürlich äußerst wichtig, zumal dort immer auch etwas zum Bildaufbau und Sichtweisen vermit­telt wird. Wodurch ich auf Giselle Freund gestoßen bin, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass ich mir in der Bibliothek ein Buch über sie besorgt habe, und dann gab es kein Halten mehr. Ich erfuhr von ihrer Kindheit und verachtete meine Eltern. Meine Mutter hat sogar geweint über meine Vorwürfe und Anschuldi­gungen. Das hatte ich noch nie gesehen und es befriedigte mich. Da war ich in der Pubertät, war ärgerlich, dass mein zu Hause nicht dem von Giselle Freund entsprach. So ein Unfug. Sein Elternhaus zu kritisieren, weil es nicht das ist, was man sich wünschte. Aber das war bei mir ja immer so. Als kleines Kind musste ich schon wohl feststellen, dass irgendetwas nicht richtig lief. Ein süßes Püppchen hatte sich die Mami gewünscht und hatte einen Ausbund an Aufsäs­sigkeit, Trotz und Widerspenstigkeit erhalten. Giselle Freunds Leben ließ mich meine Wunschidentität entwickeln. Zusätzliches Interesse erhielt sie auch da­durch, dass ich begann, mich mit dem Nationalsozialismus und der Zeit davor in Deutschland zu beschäftigen. Ja, in meiner Fotowelt spielt Giselle Freund schon eine Schlüsselrolle, auch wenn ich nicht im Entferntesten in ihren Sphä­ren lebe.“ erläuterte ich. „Würdest du mich auch mal fotografieren?“ fragte Mir­ko. „Natürlich, warum nicht? Aber dann müsstest du rauchen. Bei Giselle Freund haben die Männer alle eine Kippe im Schnabel oder zwischen den Fin­gern.“ scherzte ich. „Nein, nein, das stimmt nicht. Mitterand hält, glaube ich, ein Buch in der Hand.“ Mirko darauf. „Du hast ja Recht, James Joyce raucht, glaube ich, auch nicht. Nur war es damals ja so, dass sich die Männer sicher fühlten, wenn sie sich an einer Zigarette festhalten konnten. Womit würdest du dich denn sicher fühlen?“ wollte ich von ihm wissen. Er überlegte grinsend und meinte: „Das weiß ich wirklich nicht. Mir fällt nichts ein. Vielleicht mit Kuli und 'nem Blatt Papier?“ „O. k., dann machen wir das so. Ins Studio gehen wir sowieso nicht.“ erklärte ich. Alles wurde hergerichtet. Kamera, Leuchten und Schirm hatte ich auch zu Hause. Da fotografierte ich die Leute sowieso lieber. „Nein, nein, so geht das nicht. Du musst schon richtig schreiben, nicht den Stift in der Hand halten und mich anlächeln. Denk dir etwas aus, schreib einen Aufsatz über dein Wochenenderlebnis.“ schlug ich vor. Nach anfänglichem Zögern machte Mirko es. Ich nahm ihn auf beim Überlegen und Schreiben und wenn er aufblickte, um Fragen von mir zu beantworten. Wir schauten uns die Fotos auf dem Schirm an. „Isa, jetzt muss ich dir einen Kuss geben, und du darfst es mir nicht verbieten.“ erklärte Mirko. Ich strich ihm über seine Hand. „Ein Süßer bist du auch nach zwanzig Jahren noch geblieben, will mir scheinen.“ reagierte ich. Zum Abschied gab es auch Umarmung mit Kuss.


Ausstellungen in Berlin und New York


Empfand ich etwas für Mirko? Sollte da mehr sein als die angenehme Erinne­rung? Die hatte ich bei Sophie auf der Fète empfunden. Jetzt hatten wir uns zweimal getroffen. Mit der Fète hatte es kaum noch zu tun gehabt, aber wir waren schon offen und vertraulich zu einander gewesen. Der neue Mirko war mir durchaus sympathisch, doch mehr auch nicht. Aber er hatte mir Anerken­nung vermittelt und nicht nur, weil er mich für eine wundervolle Frau hielt. Das war vielleicht auch ganz nett, doch ziemlich unerheblich. Er hatte meine Bilder gewürdigt, und Mirko war schließlich nicht irgendwer. Ein Lob für mich aus bis­lang wohl qualifiziertestem Munde. Das tat mir gut und festigte mein Selbstbe­wusstsein. Er wollte ja auch etwas für mich tun. Ob er das einhielt, oder ob es in seiner Alltagshektik unterging? Nein Mirko hielt Wort. Eine sehr angesehene Berliner Galerie sei eventuell bereit, meine Bilder auszustellen. Er brauche eini­ge Kopien und sagte auch wovon. Vor allem sei aber Sannes Essay wichtig. Wenn man mich dort gezeigt hätte, stünden mir die Türen aller anderen Galeri­en offen. Jetzt musste ich mein liebevoll gehütetes, persönliches Erbstück doch den Massen offenbaren, aber Sanne hatte es ja auch für die Öffentlichkeit ge­schrieben. Nur war es das einzige Erinnerungsstück, das Sanne direkt für mich und über mich gemacht hatte. Ich wurde zu einer Vorbesprechung eingeladen und sollte möglichst viel Material mitbringen, damit man sichten und auswäh­len könne. Vor der Vernissage musste ich noch einmal wegen letzter Bespre­chungen nach Berlin, und dann kam der große Tag. Sagen konnte ich zu mei­ner Kunst ja schon Gehaltvolles. Schließlich verfügte ich über umfänglichen theoretischen Background und hatte gelernt, ihn eloquent anzubringen. Wer Walter Benjamin und Norbert Elias im Zusammenhang mit seinen Bildern zi­tiert, kann wohl nicht die Fotografin vom Lande sein. Mirko wollte seine Umar­mung gar nicht wieder lösen. „Isa, du bist göttlich.“ entfuhr es ihm. „Deine Einführung war bestimmt genauso gut, wie die Bilder selbst.“ Wichtig war es mir schon. Schließlich sollten die Betrachter ja wissen, wonach sie in den Bil­dern zu suchen hätten. Dickes Lob in den Rezensionen von zwei Feuilletons. Meine Fotos gäben einer alten Sichtweise eine neue zeitgemäße, heutige Ge­stalt. Eine neue Stilrichtung in zeitgemäßer Bildsprache hatte ich also entwi­ckelt. Das war doch schon was, oder? Beide hatten vieles von Sanne abgekup­fert. Die Hintergründe hätten sie auch selber nicht gehabt. Die Finissage war ein lustiges Fest. Die Ausstellung galt als Erfolg, und Mirko meinte, jetzt wäre New York an der Reihe. Ich konnte ja nicht öfter in die USA reisen, um alles abzuklären. Das war auch kein Problem. Man wollte die Ausstellung von Berlin übernehmen. Ich konnte mich zwar englisch unterhalten, aber Sannes Text ins Englische Übersetzen und meine Einführung auf Englisch machen, dazu reichte es bei mir nicht. Eine Bekannte, die ein Jahr in den USA gelebt hatte, erklärte sich bereit, es zu übertragen. Sie sprach perfekt English, aber verstand die Texte auf deutsch leider nicht. Mehrere Nachmittage haben wir mit ihren Lexi­ka zusammengesessen und uns dabei totgelacht. Zur Vernissage musste ich und wollte ich ja auch nach New York. Jetzt hatte ich meine Ausstellung in New York, nur war es mit der Berliner Galerie nicht zu vergleichen. Ich glaube, mei­ne Zuhörer verstanden auch den Inhalt meiner Einführung nicht. Zumindest ließen ihre primitiven Fragen das vermuten. Einen Namen hatte diese Galerie mit Sicherheit nicht. Aber wer würde das schon in Deutschland wissen. War ich jetzt eine angesehene Künstlerin? Bestimmt. Mirko hatte Recht. Ich konnte jetzt im Prinzip überall ausstellen. Vorbehalte und Zweifel an meiner künstleri­schen Qualität existierten nicht.


Preise


Fast immer befanden sich meine Bilder jetzt irgendwo in einer Ausstellung, ich reiste zu den Vernissagen und erhielt Anerkennung für mein Schaffen. Nur die schlichte Fotografin war ich längst nicht mehr, das tat mir schon sehr gut. Überall erfuhr ich Bestätigung für mein Können. Zufrieden war ich, doch ob sich emotional etwas für mich geändert hatte, wagte ich zu bezweifeln. Natür­lich hatte ich erreicht, was ich erreichen wollte. Die Anerkennung tat mir gut, nur dass sie mich zu einem glücklicheren Menschen machte, das konnte ich so nicht erkennen. Alle suchen sie die Anerkennung für ihr Werk und ihre Taten, nur kann sie auch ein Rausch sein, der schon morgen nicht mehr zählt. Be­stand die Anerkennung zwischen Sanne und mir etwa darin, dass wir gegensei­tig unsere Werke bewunderten? So ein Schwachsinn. Mich verlangte es da­nach, Sanne glücklich zu sehen, nur weil sie Sanne war, sonst nichts. Anerken­nung um deiner selbst willen zu erfahren, Liebe erhalten und geben, das ver­ändert dich, lässt dich zu einem anderen Menschen werden.


Mirko sah es so, dass die permanenten kleinen Ausstellungen auf die Dauer nicht viel brächten, mir keinen Namen verschafften. Ich müsse mich an Wett­bewerben beteiligen und Preise gewinnen, das schaffe mir Bekanntheit. Alle möglichen Wettbewerbe hatte er schon herausgesucht und nannte Bilder von mir, die er für geeignet hielt. Ich müsse es mir überlegen, erklärte ich, und würde mich wieder melden. Warum war ich nicht sofort begeistert? Das war ich schon, eine künstlerische Fotografin, die auch Anerkennung für ihr Schaffen wollte. Aber das war ich nicht nur. Ich wusste, dass ich so mein Glück nicht fin­den konnte. Meine Homepage fand ich mittlerweile ziemlich toll, mit Sannes Text auf deutsch und englisch und meine Ausstellungen waren natürlich alle aufgeführt. Auch auf der BFF Page war ich mit einer Serie vertreten. Ein völli­ger Nobody war ich keinesfalls mehr. „Mirko, du hast dir viel Mühe gemacht, aber ich weiß nicht, ob ich so etwas will.“ erklärte ich ihm. Er versuchte mir zu verdeutlichen, wie wichtig es für mich sei und dass es ohne ein Preis keinen weiteren Aufstieg gebe. „Ich brauche das, glaube ich, nicht, Mirko.“ erklärte ich nur lapidar. Er konnte es nicht fassen und redete weiter auf mich ein. „Mirko, du hast gehört, ich will es nicht und dabei bleibt es.“ sagte ich strikt. Mirko regte sich auf. Hielt alles für die Katz was wir bisher gemacht hätten und wurde sogar richtig böse. „So rede ich nicht mit dir. Mach's gut, Mirko“ beendete ich das Gespräch.


Mirkos Abschied


Das Telefon hatte ich noch in der Hand, mein Mund stand offen. Was hatte ich da getan. „Mirko!“ entfuhr es mir halb weinerlich. Für Preise wollte ich mich nicht bewerben, aber doch Mirko nicht verlieren. Natürlich hatte er mir viel ge­holfen. Dafür müsste ich ihm dankbar sein. Das hatte ich ihm nie gesagt. Ich hatte mich sicher schon mal anerkennend geäußert, aber mir war es immer vorgekommen, als ob es unser gemeinsames Ding sei, unser gemeinsames, in dem wir beide verbunden waren. Bewusst gemacht, welche Beziehung da zwi­schen uns bestand, hatte ich mir nie. Jetzt hat ich Zeit, darüber nachzudenken. Von Liebe und Dergleichen war nie mehr ein Wort gefallen, aber äußerst nahe waren wir uns schon. Unser Vertrauen ineinander war selbstverständlich und grenzenlos. Als Verbündete erlebten wir uns, und unsere Anerkennung galt der Person des anderen, nicht seinen Taten. Aber was war denn unsere Beziehung, wenn wir nichts Gemeinsames mehr unternehmen würden? Sollte ich jetzt plötzlich von Liebe sprechen? Nein, nein, das hatte ich auch nie direkt empfun­den. Aber was war es dann, was uns verbunden hatte? Sollte ich ihn nicht an­rufen und alles wieder zu glätten versuchen? Sollten wir uns treffen, damit ich Mirko meine Motive genau erklären könnte. Er würde mir sicher zuhören, und sie nicht so barsch überfahren wie am Telefon. Aber da war auch etwas in mir, das es nicht mochte, jetzt mit ihm zu sprechen. Außerdem wäre es ja auch an ihm, sich zu entschuldigen. Wenn ihm emotional an unseren gemeinsamen Ak­tivitäten genauso viel läge wie mir, würde er das ja auch nicht einfach zerbre­chen lassen. Er würde sich melden, da war ich mir ganz sicher.


Das geschah aber nicht. Mirko meldete sich nicht in den nächsten Tagen, nicht in der nächsten Woche und nicht im nächsten Monat. Er meldete sich über­haupt nicht mehr. Ich konnte das nicht verstehen, war maßlos enttäuscht und wollte auch nichts mehr von ihm wissen, als er schon so lange nicht angerufen hatte. Was hätt' ich ihm auch sagen sollen, was ich von ihm wollte, wenn es nichts gab, das wir gemeinsam planten. Meine Emotionen sprachen anders. Sie schienen schon etwas von ihm zu wollen, nur ließen sie mich nicht wissen, was. Vielleicht nahm man in zwanzig Jahren ja mal wieder Kontakt auf, erin­nerte sich mühsam aneinander und lud sich zum Tanz in den Mai ein. Eine son­derbare, sehr schöne Zeit. Sie hatte vieles in meinem Leben verändert und war dann so unsäglich geendet. Traurigkeit umfing mich. Ich hatte etwas Bedeutsa­mes verloren, und konnte nicht einmal genau beschreiben, was es war.


Vorlesung


Eine alte Professorin von der Uni rief mich an. Sie habe meinen Namen gelesen und sich an mich erinnert. Sie wolle mal hören, wie es mir ginge. Na so etwas. Mir geht’s gut. Was verbarg sich denn dahinter. Man freue sich ja immer, wenn man höre, dass ehemalige Studentinnen oder Studenten es zu etwas gebracht hätten. Ich sollte doch mal von mir erzählen. Ich hatte es also zu etwas ge­bracht, na schön. Ich erzählte ihr von Ausstellungen und riet ihr, sich doch mal meine Homepage anzusehen. „Frau Hooger, das ist ja fabelhaft.“ meldete sie sich einige Tage später, „Sie müssen unbedingt ihre Bilder bei uns ausstellen. Was sie geschrieben haben, hat mir äußerst gut gefallen, es wäre schade, wenn unsere Studenten das nicht zu hören bekämen.“ „Soll ich eine Einführung in die Ausstellung geben?“ fragte ich. „Ja, es wäre sehr schön, wenn sie das ein wenig ausbauen und in unserem akademischen Rahmen als Vorlesung gestal­ten könnten.“ meinte sie. Oh, Schreck. Dafür reichte es nicht. Ich konnte auch nicht sagen: „Nein, das kann ich nicht.“ und sagte zu. Ich konnte ja nicht nur mein Bekanntes wiederholen, vom 'Homo Clausus', vom unbehausten Men­schen, von Giselle Freund und dergleichen erzählen, ich brauchte neue Gedan­ken, die ich bislang noch nicht formuliert hatte. Über die in der Industriegesell­schaft destruierte Persönlichkeit des Menschen, der sich nicht mehr als einheit­lich empfinde, nicht mehr um seine wahren Bedürfnisse wisse und seine Gefüh­le nicht mehr erkennen und wahrnehmen könne. Der entfremdete Mensch, hin­ter dessen Maske sollten meine Fotos schauen. Über die Traurigkeit, die man erlebt, aber nicht wahrnehmen darf. Ihr wollte ich einen größere Passage wid­men. Ich bekam es schon hin und war erstaunt über mich selber. Ich konnte nur hoffen, dass die Studenten das auch so sehen würden. „Frau Hooger ihr Vortrag hat mir sehr gut gefallen, wissenschaftlich fundiert und zeigte ganz neue Aspekte auf. Wir brauchen sie hier, das müssen sie vermitteln. Nein, jetzt im Ernst, hätten sie nicht Lust für ein Semester ein Seminar zu übernehmen?“ fragte die Professorin. Hoffentlich äußerte sich mein innerliches Lachen nicht in meiner Mimik. Ich würde gerne, aber es ließ sich zeitlich nicht arrangieren, er­klärte ich, aber das würde mich wirklich überfordern. Zu Hause ließ ich alles nochmal ablaufen. Warum empfand ich es eigentlich als Überforderung? Zur Zeit meines Examens wären solche Gedanken nicht aufgekommen, nur da brauchte man mich für so etwas ja nicht. Dass ich mich heute nicht mehr trau­te, lag nur daran, das ich so fern der Uni war. Falsch war das allemal, dass ich mich so privatisiert hatte. Ich stand nicht mit Leuten wie Walter Benjamin in Kontakt, obwohl mir die theoretisch Betätigung fehlte. In die Ausarbeitung der Vorlesung hatte ich mich auch emotional sehr vertieft. Was tun? Sollte ich die Professorin anrufen und ihr doch zusagen. Nein, dazu sah ich mich nicht in der Lage. Doch, ich wollte sie anrufen und fragen, was sie unter den neuen Aspek­ten verstanden hätte. Das schizoid anmutende Verhalten des Menschen in der Industriegesellschaft sei es gewesen und meine Absicht die wahren Bedürfnisse und Gefühle der Menschen durch meine Fotografie entdecken zu wollen. Auch meine Aussagen zur Tristesse und Traurigkeit hätten ihr sehr gut gefallen. Es sei schade, dass ich dies nicht weiter ausbauen könne. Wir sprachen noch wei­ter, und ich erklärte, dass ich zu meinem Bedauern dem Wissenschaftsbetrieb sehr fern sei. Ich solle doch promovieren, schlug sie vor, dann sei ich zwangs­läufig integriert. Ich promovieren? Warum eigentlich nicht? Damals hatte ich das schon überlegt, konnte es aber nicht abwarten, in die Praxis zu kommen. Nach mehrfachen Gesprächen mit der Professorin hatten wir ein Thema gefunden. Dann musste alles genehmigt werden. Jetzt schrieb ich an meiner Dissertation.


Frau Doktor Isa Hooger


Als Promotionsstudentin musste ich auch ein Doktorandenseminar besuchen und Übungen abhalten. Für's Studio hatte ich gar keine Zeit mehr, zudem hing ja auch mein Herz an der Promotion und weniger am Studio. Was sollten wir tun? Jemanden zusätzlich einstellen? Das konnten wir nicht bezahlen. Sophie und Leo waren gut, wir hatten ja auch alles zusammen gemacht, aber die Leu­te wollten eben von Frau Hooger persönlich fotografiert werden. Es war einfach zu viel. Diese Ausstellungen in den kleinen Galerien wurden grundsätzlich ge­strichen. Ich brauchte sie für mich nicht mehr und finanziell brachten sie so­wieso nichts. Ich konnte auch nicht die Preise erhöhen, weil ich in einer kleinen Galerie in Augsburg ausgestellt hatte. Ich würde die stressige Zeit durchstehen müssen. Wenn ich an meiner Arbeit saß, war sowieso aller Stress vergessen. Sie schien mir das zu geben, wonach mein Herz gerufen hatte. Nach fast drei Jahren war es soweit. Die Arbeit war fertig und sie war gut. Vorm Rigorosum war ich doch nervös, obwohl ich mich eigentlich hätte sicher fühlen können, aber man wusste ja nie, ob nicht jemandem deine Nase nicht gefiele. Jedoch alles war lieb und nett, ein interessierter Diskussionszirkel über meine Disser­tation und meine Arbeit als Fotokünstlerin. Ich hatte es geschafft und war stolz wie der König von Preußen. Natürlich haben wir im Studio getanzt, aber die richtige Feier sollte es erst geben, wenn mir die Doktorwürde verliehen sei. Es zog sich ein wenig, aber dann hatte ich es in der Hand. „Frau Doktor Isa Hoo­ger“. Die Promotion war schon nicht billig gewesen und jetzt brauchten wir auch noch für alles neue Formulare. Vor allem unser Firmenschild musste er­neuert werden. Wer zu uns kam, sollte schließlich wissen, dass er von der Frau Doktor abgelichtet wurde. Auch preislich änderte sich etwas. Bei Sophie und Leo gab's Fotos zu den alten Preisen, bei mir musste schon etwas draufgelegt werden. Dadurch konnte ich meine Kontakte zur Uni auch besser pflegen und hielt regelmäßig ein Seminar ab. So gefiel ich mir. Das war in meinen Träumen niemals vorgekommen. Ich hätte es für irreal gehalten.


Mirko, was willst du?


Persönliche Beziehungen? Damit war eigentlich alles in Ordnung. Man mochte mich, an der Uni war ich anerkannt und vor allem bei mir selber. Die Tage wa­ren glücklich. Wenn ich Sannes Bilder sah, war es eine schöne Erinnerung, aber ich fing nicht mehr an zu weinen. Mirko Schneider sei heute im Studio aufgetaucht, erklärte mir Sophie, als ich nach Hause kam. Er wolle mich anru­fen sagte sie. Oh, je, was wollte der denn jetzt? Er sei in der Nähe gewesen und wolle mich gern wiedersehen, sagte er. „Warum?“ fragte ich nur. Es sei in ihm nicht abgeschlossen, und er würde gern nochmal mit mir darüber reden. „In mir ist es aber abgeschlossen, Mirko, und ich habe keine Lust daran, das alles wieder aufzuwühlen.“ erklärte ich ihm. „Was gibt es aufzuwühlen, Isa? Unser letztes missratenes Gespräch, sonst war's doch herrlich zwischen uns.“ meinte Mirko. „Du hast viel für mich getan, hast mir geholfen. Ich habe mich, glaube ich, nie dafür bedankt. Das möchte ich ausdrücklich nachholen. Aber das ist es auch, Mirko.“ machte ich ihm klar. „Isa, was soll das denn? Aus dir spricht Kälte und Verärgerung. Das bist du doch nicht. So haben wir nie miteinander gesprochen. Lass uns doch, bitte, vernünftig reden.“ bat Mirko. „Was soll das denn, Mirko? Die Zeit ist vorbei für mich, wir können sie nicht wiederbeleben und ich habe auch überhaupt kein Interesse daran.“ sagte ich ihm. „Du schickst mich nach Hause, ohne dass ich dich sehen konnte. Du tust mir weh damit, Isa.“ erklärte er. Oh, nein, jetzt fing er auch noch an, zu betteln. „Na gut, komm her, wenn es deine Seele tröstet.“ bot ich ihm an.


„Was ist das denn, Dr. Isa Hooger?“ erkundigte sich Mirko nach meinem Klin­gelschild. „Na ja, du sprichst jetzt nicht nur mit der schlichten Fotografin, son­dern auch der Wissenschaftlerin, denk, bitte, bei dem, was du sagst, daran.“ reagierte ich und lachte. Von meiner Promotion wollte Mirko natürlich alles ge­nau wissen. „Hast du meine Dissertation denn nicht gelesen? Du kannst sie auf meiner Homepage herunterladen, aber da schaust du wohl nie mehr drauf.“ meinte ich scherzhaft. „Isa, du bist wirklich zauberhaft. Immer sorgst du für neue Wunder.“ reagierte Mirko, „Das machst du ganz allein. Auch wenn du dich damals für keinen Preis bewerben wolltest, du findest selber deinen Weg, und der ist besser.“ „Das dauert aber lange. Vier Jahre hast du gebraucht, um das jetzt einzusehen?“ sagte ich. Aber ich wollte doch gar nicht davon anfangen. Jetzt war es doch unüberlegt passiert. „Nein, nein, das ist nicht wahr. Fast di­rekt nach unserem Gespräch kam ich mir wie ein Idiot vor. Auch wenn ich dei­ne Gründe nicht verstanden hätte, ich habe sie ja nicht einmal gehört. Habe dich gar nicht gefragt, mich benommen wie ein Verrückter.“ erklärte Mirko. „Und warum hast du dann nicht mal angerufen?“ fragte ich. „Ich habe mich entsetzlich geschämt, habe es immer aufgeschoben und habe dann gedacht, es hätte dir gereicht. Mit so einem wie mir wolltest du nichts mehr zu tun haben, sonst hättest du dich ja auch gemeldet. Und ich war wütend auf mich selbst und entsetzlich traurig.“ antwortete Mirko. Der Vorwurf des Vertrauensbruches also völlig unbegründet? Ich starrte ins Leere und sinnierte über den Stellen­wert der Torheit, zu der Menschen in Beziehungsfragen fähig sind. Aber viel­leicht war es ja auch das Schicksal, das es gewollt hatte, sonst sähe es für mich heute sicher anders aus. „Und bist immer noch beim Sender. Ich höre zwar nur selten Radio, aber dein Name kam da nicht mehr vor.“ erkundigte ich mich. Kurator sei er jetzt bei einem Museum. Das gefiele ihm hervorragend. Er habe mich immer beneidet. „Ich wäre so gern auch praktisch künstlerisch tätig gewesen. Doch das wurde mir alles schon in meiner Jugend ausgetrieben. Mein Klavierlehrer zum Beispiel war ein pädagogischer Rüpel, der mir immer nur sa­gen konnte wie schlecht ich sei. Bei meinen Malversuchen kam auch nicht viel herum. Vielleicht fehlte mir einfach nur das entsprechende Selbstwertgefühl, die Selbstsicherheit.“ erzählte Mirko. „Habe ich das denn gehabt?“ fragte ich mich laut selbst. „Nein, darum ging es gar nicht. Zumindest in Kindheit und Ju­gend nicht. Ich habe meine Fotos für mich gemacht, wie andere sie bewertet hätten, hat mich niemals interessiert. Später im Studium natürlich schon, Selbstbewusstsein als Kind habe ich im Kampf mit meiner Mutter trainiert.“ erklärte ich und lachte. Mirko erzählte von seinem Museum, und dass er seinen Job für eine ideale Kombination aus Praxis und Theorie halte. Und warum er dann nicht eine Ausstellung mit den Bildern der begnadeten Künstlerin und Wissenschaftlerin Dr. Isa Hooger kuratiere, wollte ich von Mirko wissen. „Da brauchst du ein Thema, bei dem du viel von dir unterbringen kannst. Eine reine Individualausstellung, die kannst du mit Edward Hopper machen, aber mit Dr. Isa Hooger zur Zeit noch nicht.“ erklärte Mirko. Ich sollte mir sein Museum anschauen. Wir vereinbarten ein Wochenende. Bei der Verabschiedung meinte Mirko beiläufig, dass ich aber auch wieder im Hotel übernachten müsse. Seine Wohnung sei ganz klein, er sei arm, müsse alles an seine Frau und die Kinder abliefern. Ich fragte noch, ob sie nicht mehr zusammen seien. Nein, sie hätten sich getrennt, erklärte Mirko lapidar, bevor er ging. Mir verschlug es die Sprache. Konnte man ihm also doch nicht trauen. Jetzt hatte er keine Frau mehr, und da war ich ihm eingefallen. 'Zufällig in der Nähe sein' alles nur Fake. Dass er böse wurde, weil ich nicht tat, was er sich vorgestellt hatte, gefiel mir damals schon überhaupt nicht. Jetzt war ihm offensichtlich eigefallen: „Nimm dir doch die Isa. Die ist doch auch nicht schlecht.“ Ich würde keinesfalls zu ihm nach Berlin fahren.


Berlin Besuch


Ich rief ihn an, um es ihm mitzuteilen und beschwerte mich. Im Nachhinein empfände ich sein Verhalten als demütigend. „Isa, wie kannst du nur? Das ist doch alles nicht wahr. Du hast es dir so ausgedacht, nur es ist fern jeder Wirk­lichkeit. Anscheinend ist aus unserem guten gegenseitigen Verstehen der Wunsch nach Missverständnissen geworden. Ich habe nicht davon gesprochen, weil ich dich mit meiner privaten Beziehungskrise nicht langweilen wollte. Ich wollte mich nicht bei dir ausweinen. Und wenn ich an Beziehungen zu einer Frau denken sollte, was ich zur Zeit nicht tue, kämst du dabei gar nicht in Be­tracht. Für mich bist du mit Sanne verbunden, und eventuell irgendwann mit einer Nachfolgerin. Isa, las doch, bitte, das positive Bild von mir, das du hat­test wieder leuchten. Wenn du so etwas von mir vermutest, dann schmerzt mich das.“ erklärte Mirko. Also doch nach Berlin fahren.


Ganz stolz führte Mirko mir alles vor, als ob es sein persönlich erworbener Be­sitz sei. Mit ihm schauten wir uns die aktuelle Ausstellung an. Bilder aus einer Privatsammlung. Unschätzbare Werte wurden gezeigt. Sie zierten zwar sonst nicht ein Privathaus, sondern wurden als Dauerleihgaben in verschiedenen Mu­seen gezeigt. Die Erben des Sammlers, waren an einem eigenen Museum oder der Gesamtunterbringung als Teil eines anderen Museums interessiert. Diese Ausstellung galt für sie daher auch als Test. Er müsse noch ein paar Kleinigkei­ten klären, dann sei er frei. Ich solle mir doch solange im Shop oder im Café die Zeit vertreiben. Was wir tun wollten, wusste er gar nicht, darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht. Wir steuerten einfach auf einen nahegelegenen Stadteilpark zu und gingen spazieren. Ob ich auch sehen wolle, wie er jetzt le­ben müsse, fragte er. „Nein, ich werde mir schon eine ordentliche Wohnung be­sorgen und kann sie auch bezahlen. Das jetzt war nur eine Unterkunftsmög­lichkeit, die sich gerade anbot. Ich wusste ja auch noch nicht, wie viel ich ab­zugeben hatte. Ich will ja zahlen, mich keineswegs drücken, aber ich komme mir vor, als ob ich die Familie allein finanzierte. Warum Helen noch arbeitet, verstehe ich nicht. Wenn sie's nicht täte, bekäme sie ja sogar noch mehr.“ er­zählte Mirko. „Und warum habt ihr euch getrennt?“ fragte ich. „Deinetwegen.“ antwortete Mirko und lachte, „Nein, direkt hatte es überhaupt nichts mit dir zu tun, aber indirekt ganz gewiss.“ „Das musst du mir aber erklären, wieso ich deine Ehe zerstört haben soll.“ forderte ich Mirko auf. „Das ist ein wenig kom­pliziert und voll verstehe ich es selber nicht. Bevor wir uns damals trafen, hatte ich das Bild von dem Fètenabend im Kopf und ein amouröses Verhältnis konnte ich mir schon vorstellen. Nach unseren ersten Sätzen waren derartige Gedan­ken bei mir aber verschwunden. Trotzdem war ich von dir fasziniert, nicht als potentielle Freundin, sondern als Mensch, wie du sagtest. Mein Interesse an dir und vor allem an unseren Gemeinsamkeiten nahm zu und hatte mich auch emotional tief erfasst. Man sagt ja, die Menschen seien nicht monogam. Sexu­ell trifft das sicher zu, aber im Bereich des Sozialen kann ich das nicht nach­empfinden. Die Männer, die angeblich mehrere Frauen gleichzeitig lieben, kann ich nicht verstehen. Die Liebe zu jemandem dominiert mich doch emotional, und wenn das eine Frau ist, kann da nicht eine andere gleichzeitig sein. Bei dir war es ja gar nicht die Liebe zu einer anderen Frau, es war unser gemeinsames Handeln, was mich emotional dominierte. Natürlich hing es mit dir zusammen. Unsere Beziehung in unseren gemeinsamen Aktivitäten erfreute mich und ließ mich glücklich sein. Das war es, was mich primär emotional bewegte. Wenn du mir etwas am Telefon erzählt hattest, war ich glücklich.“ berichtete Mirko. „Und was hatte das mit deiner Frau zu tun?“ erkundigte ich mich. „Ja, wie gesagt, meine Glücksvorstellungen gehörten unserer Gemeinsamkeit, obwohl sie ja mit einer Mann/Frau Beziehung und Liebe nichts zu tun hatte. Dass du eine Frau geliebt hattest, und wie du es beschriebst, wahrscheinlich wieder tun würdest, das alles störte nicht im Geringsten. Dich als potentielle Freundin zu sehen, brauchte ich mir nicht verbieten, und trotzdem gehörte dir mein Herz. Die Be­ziehung zu Helen bewegte mich immer weniger und mir kam es vor, als ob, ihre emotionale Bindung an mich auch immer schwächer wurde. Wahrschein­lich förderte es sich gegenseitig. Wir beide hatten schon längst nichts mehr miteinander zu tun, aber das Erlebte wirkte fort und war nicht einfach rückgän­gig zu machen. Unsere Gemeinsamkeit hatte mir ein anderes Lebensgefühl vermittelt und danach sehnte ich mich und nicht nach Helen. Großen Streit hat es zwischen Helen und mir nicht gegeben, es war einfach leer, da war nichts mehr. Und das sahen wir schließlich beide so. Bevor wir uns noch jahrelang quälten, wollten wir Schluss machen. So hat es sich abgespielt.“ erzählte Mir­ko. „Und hast du gefunden, wonach du dich sehnst?“ fragte ich grinsend. „Isa, das Schönste ist die Sehnsucht, wenn du's erreicht hast, gibt es sie nicht mehr.“ erklärte Mirko und lachte. „Ich weiß es nicht, Isa. Aber tragen wir nicht alle irgendeine Form von Sehnsucht in uns, von der wir meistens gar nicht wis­sen, worauf sie sich bezieht? Sind deine Träume immer an Konkretem ausge­richtet? Schaust du nicht manchmal einfach in die Ferne, weißt nicht einmal, woran du denkst? Lustig bist da dann nicht, doch was du möchtest weißt du auch nicht.“ meinte Mirko. Unsere Blicke trafen sich. Ich überlegte ob er Ähnli­ches bei mir gelesen haben könnte. Nein, es waren schon seine eigenen Ge­danken. Zustimmung sollte ihm mein Lächeln zeigen.


Was machen wir jetzt?


Zum Abendessen hatte ich den armen Mirko zu mir ins Hotelrestaurant einge­laden. Er konnte aber auch trinken, weil der arme Mirko mit dem Taxi nach Hause fuhr. Wir wollten uns einen Wein aussuchen, der uns gut gefiel, auch wenn er nicht ganz billig war. Es war nicht erst der Wein, der unsere Zungen löste, ich hatte Lust, einen schönen Abend zu verbringen und mich zu freuen. Warum? Mir war danach. Worauf wir diesen teuren Wein tranken, wussten wir zunächst nicht. Wir schlugen alles vor und entschieden dann, ob es des Weines würdig sei. Mein Doktortitel und Mirkos Kurator waren es allemal, aber es gab auch eine Reihe von Petitessen, die wir zwar vorschlugen, aber gar nicht damit rechneten, dass sie als würdig genug hätten angesehen werden können. Wir sagten es nur, um Spaß damit zu haben. Wir hatten Lust daran, und freuten uns, den anderen zum Lachen zu bringen. Nach zwei Flaschen Wein erklärte ich: „Herr Schneider, ich bin leider völlig beschwipst. Ihre Gesellschaft werde ich jetzt verlassen und die meines Bettes suchen.“ Langer Abschied. Wahr­scheinlich gefiel mir die Umarmung so gut, weil ich mich dabei an Mirko ab­stützen konnte. Am Sonntag besuchte ich Mirko nochmal im Museum. Ich saß ihm in seinem Büro am Schreibtisch gegenüber. „Und, was machen wir jetzt?“ fragte ich lächelnd provokant. „Eine Ausstellung, was sonst.“ lautete Mirkos Re­aktion. „Ich mache keine Ausstellungen mehr. Das lohnt sich nicht.“ ich darauf. „Was ist denn eigentlich mit deiner Dissertation? Du musstest sie doch veröf­fentlichen, wird die denn verkauft?“ fragte Mirko. „Du kannst sie kostenlos bei mir herunterladen und in UBs kannst du sie ausleihen, warum sollte man sie kaufen?“ erklärte ich. „Wahrscheinlich ist sie auch für den Durchschnittsleser unleserlich oder erweckt zumindest keinen Anreiz, sie zu lesen.“ meinte Mirko. „Halt dich, bitte, ein bisschen zurück und ließ sie erst mal.“ scherzte ich. Das wollte er tun und sich dann melden. Die Verabschiedung gestaltete sich sehr herzlich und ich konnte nicht umhin, ihm lächelnd über sein Wänglein zu strei­cheln.


Ich war glücklich auf der Rückfahrt. Der Besuch bei Mirko stimmte mich freu­dig. Er hatte das für sich benannt, was ich auch empfunden hatte, mir nur nicht so direkt eingestehen wollte. In der Zeit mit Mirko damals hatte ich mich als glücklicher empfunden, obwohl er ja nicht mein Freund, geschweige denn mein Liebster war. Wir hatten es nicht erklärt und wollten es auch nicht, aber die Praxis unserer Beziehung trug viele Züge davon. Doch was sollten die Ge­danken jetzt. Ich brauchte das nicht mehr und wollte es nicht aufwärmen. Mei­ne Tage waren glücklich so, und dabei sollte es bleiben.


Dem Braten in die Seele schauen


Nach einigen Tagen rief Mirko an und entschuldigte sich, dass es so lange ge­dauert habe. „Isa, das kann man ja nicht in einer Stunde mal eben überfliegen, was du geschrieben hast. Ich habe immer nur gestaunt. Dass es in UBs ver­gilbt, dafür ist es eindeutig zu schade, nur welcher Rechtsanwalt oder Studien­rat wird sich schon so damit quälen wollen. Ich bin kein Lektor, aber ich habe doch schon manches Buch rezensiert. Völlig klar ist es mir auch nicht, wie ge­nau man deine Dissertation gut lesbar und so attraktiv gestalten müsste, dass man sie einem angesehenen Verlag anbieten könnte. Wir müssten uns mal ge­meinsam Gedanken darüber machen.“ erklärte Mirko. Ach, Mirko! Du solltest sie doch nur lesen und mir sagen, dass sie gut wäre. Allerdings, sie als Buch in den Buchhandlungen stehen zu sehen und sie vielleicht sogar in einer Kultur­sendung besprochen hören, verführerisch war das schon. Aber war das über­haupt realistisch? Und vor allem wäre es dann nicht mit Mirko vorbei gewesen. Ich würde wieder zwangsläufig mehr mit ihm zu tun haben müssen. Das alles lief mir schnellstens durch die Gedanken. Entschieden hatte ich mich im Grun­de nicht, sagte aber: „Wo sollen wir uns treffen? Schlag etwas vor.“ Er könne am Wochenende schlecht fort, dafür aber in der Regel montags. Er wollte also am Sonntagabend anreisen, und am Montag sollten wir mit unserer Bespre­chung beginnen.


„Hat sie dir einen Erkenntnisgewinn gebracht?“ fragte ich Mirko zu meiner Dis­sertation. „Und ob.“ meinte er, „Man ließt das Dr., na ja, wer hat das nicht schon. Das all die Feld-, Wald- und Wiesenärzte es haben ist eine Schande. Was sind das schon für Wissenschaftler? Aber was du geschrieben hast, sollte eigentlich jeder wissen, der sich eine Fotografie, nein ein Bild anschaut. Alles nur voll ausgebildete Berufsbetrachter hätten wir dann. Es ist eine wundervolle Grundlage zur Geschichte und zur Soziologie der visuellen Wahrnehmung und Darstellung. Und dann dieses Bild des Menschen in der heutigen technologi­sierten Gesellschaft und wie er sich darstellt und gesehen werden will. Es ist auch keineswegs alles nur schwer verständlich. Manche Sätze fand ich wunder­voll. Man könnte sie direkt als Aphorismen bezeichnen. Ja, Isa, ich bin begeis­tert.“ „Ich muss mal eben beim Ofen nachschauen, ich habe uns nämlich eine Quiche gemacht. Ja,“ sagte ich Mirko fixierend in gefasst ernstem Ton, „du siehst dich auch einer begnadeten Cuisinière gegenüber.“ und lachte los. „Das Gegenteil ist der Fall. Nix kann ich. Nur die Quiche bekomme ich hin.“ erklärte ich. „Und was machst du dann mit den ganzen Kochbüchern?“ fragte Mirko, der mir in die Küche gefolgt war. „Die sind von Sanne. Statt der Bücher hätte sie mir lieber ein wenig von ihren Künsten vermitteln sollen. Ich habe auch nichts von ihr gelernt Die zauberte mit den Gewürzen in einer anderen Liga als die herkömmlichen Essenszubereiter. Sie lebte darin, konnte, glaube ich, dem Bra­ten in die Seele schauen.“ erklärte ich. „Wie bei Leuten mit dem grünen Dau­men, die Planzen verstehen können und mit ihnen sprechen.“ ergänzte Mirko. „Du musst dich völlig darauf einlassen, dich ganz hinein vertiefen. Aber intensi­ve Anstrengung und starkes Wollen reichen alleine, glaube ich, trotzdem nicht. Es muss auch ein Gespür, ein Feeling dafür vorhanden sein, wenn du mehr se­hen und erkennen willst als andere.“ erklärte ich. „Wie beim Fotografieren zum Beispiel.“ erläuterte Mirko, „Und mit anderen Menschen, wie sieht es da aus? Anstrengung, Wollen und Gespür verleihen dir die Fähigkeit, den anderen tief zu erkennen, dich in ihn hinein zu denken?“ wollte Mirko schelmisch wissen und ich lachte auch. „Mirko, den Wein habe ich vergessen, eine Sekunde. Beim Menschen wird es noch tausendmal komplizierter sein, obwohl wir alle täglich es gebrauchen. Zur Kommunikation gehört viel mehr als einfühlsames Sich-aufeinander-einlassen. Hunderte von kleinen Beigaben und Adjuvanzien aus Denken, Wissen, Emotionen und Erfahrung mischen bei jedem mit. Da brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du mit deinen Eischätzungen, Ansichten und der Erklärung deiner Emotionen oft völlig daneben liegst.“ lautete mein Kommentar. „Aha, das ist sehr abstrakt. Kannst du das auch mal konkretisieren? Am Beispiel unserer Beziehung vielleicht?“ bat Mirko schelmisch. „Nein, Mirko, das geht nicht. Das ist so wie es ist. Ich schau dir in die Seele wie Sanne dem Braten. Das muss dir reichen, oder ist dein Wissensdrang damit nicht gestillt?“ erklärte ich. Mirko schmunzelte und sein Blick bot mehrere Interpretationsmöglichkeiten, liebevoll waren sie aber alle.


Pfannkuchen


„Ich möchte immer mit dir frühstücken, Isa.“ sagte Mirko und ich wartete ge­spannt auf weitere Erläuterungen. „Du kannst sagen, was du willst, so empfin­de ich es eben. Es ist ein wundervoller Tagesbeginn. Als erstes deine Stimme hören, mit dir gemeinsam am Tisch sitzen, zusammen den Kaffee trinken, die ersten Worte miteinander wechseln. Es ist ein schönes Erlebnis. Was könnte ich mir mehr wünschen, als dass jeder Tag damit beginnen möge.“ Der Liebe. „Mirko, ich empfinde es auch sehr angenehm, vor allem angenehmer als allein am Frühstückstisch zu sitzen. Wir wollen es genießen, wenn es sich ergibt. Weitere Träumereien tun uns beiden nicht gut.“ meinte ich dazu. Dann be­schäftigten wir uns mit dem Buch in spe. „Pfannkuchen kann ich auch. Soll ich den machen, oder möchtest du doch lieber essen gehen?“ fragte ich zum Mit­tag. Mirko lachte. „Was könnte es Köstlicheres geben als Isas selbstgebacke­nen Pfannkuchen?“ meinte er. Wir wollten es zusammen machen. „Ich bin kein begnadeter Kochkünstler, wie Sanne vielleicht, und für deine Quiche brauchte ich auch ein Rezept, aber sonst bekomme ich schon einiges auf die Reihe. Sonntags habe ich zum Beispiel immer gekocht. Helen war auch keine begeis­terte Köchin.“ erklärte Mirko. „Ich möchte schon ganz gerne Kochen können. Deine Fee müsste mit mit dem Finger schnippsen, und dann könnte sie es, aber leider liegt davor so vieles, was mir nicht behagt.“ meinte ich. „Die Mühen der Ebenen.“ kommentierte Mirko. „Nein, Mirko, das passt nicht. Die kommen, wenn du die Mühen der Gebirge überwunden hast.“ korrigierte ich ihn. „Die ha­ben wir vorher mit deiner Arbeit.“ meinte Mirko. „Also alles nur Mühen? Vorher mit der Arbeit und dann mit dem Essen? Das mag ich aber nicht. Mir gefällt beides.“ erklärte ich lächelnd. Mirko schmunzelte und der erste Pfannkuchen war fertig.


Das Buch


Wir hatten uns schon einige Vorstellungen zur Grundstruktur und den generel­len Veränderungserfordernissen überlegt, da meinte Mirko, dass es eigentlich doch ganz sinnvoll wäre, wenn wir die Vorstellungen der Verlage kennen wür­den. Drei Verlage, die derartige Bücher veröffentlichen könnten, kamen in Be­tracht. Ich wollte mich darum kümmern, rief an und bat um einen Termin. Am Telefon musste ich näher erläutern, worum es sich bei dem Buch handeln solle. Dann erhielt ich den gewünschten Termin. Der Verlagsleiter blätterte kurz durch, und ich erklärte, worum es mir ginge. Er schickte mich zum Cheflektor, der könne mir nähere Hinweise geben. Herr Schellhove schaute sich das Inhaltsverzeichnis an und hielt mir dann einen langen Vortrag. Er hatte offensichtlich seine eigenen Vorstellungen von fotografischer Kunst. „Herr Schellhove,“ unterbrach ich ihn, „Ich möchte meine Arbeit veröffentlichen. Ich bin bereit sie völlig zu überarbeiten, aber ein anderes Buch wollte ich nicht verfassen. Schreiben sie ihre Vorstellungen auf und veröffentlichen sie die dann selber.“ Damit war unser Gespräch beendet. Ich wollte mich vom Chef verabschieden, und er bat mich noch mal rein. „Sie haben sich nicht gut verstanden, das ist schade.“ sagte er. Ich erläuterte ihm, was sich abgespielt hatte. „Ach wo, sie sollen selbstverständlich keine andere Arbeit schreiben. Frau Dr. Hooger, sie schaffen das doch allein. Ich gebe ihnen mal zwei Bücher mit, an denen sie unsere Struktur erkennen können, und von einem kann ich ihnen sogar die Kopie des Manuskriptes überlassen. Reichen sie's einfach ein, wenn sie so weit sind. Zusagen kann ich ihnen jetzt natürlich noch nicht machen und bevor wir etwas tun, müssen wir auch sicher sein, dass sie es nicht gleichzeitig einem anderen Verlag angeboten haben.“ erklärt der Verlagsleiter, bevor wir uns verabschieden. Jetzt musste alles in ein anderes Schriftsystem übertragen werden. Mirko hatte es im Museum und brachte es am nächsten Montag mit. Wir schauten uns das Skript an und so wollten wir meine Arbeit gestalten. Jetzt konnte ich mit dem Schreiben beginnen. Die ersten Tage waren qualvoll. Ich musste mich an das neue Schreibsystem gewöhnen, und zu entscheiden, wo ich was fürs Publikum umformulieren musste, fiel mir nicht leicht. Mirko kam immer Montags zum Korrektur lesen und wir suchten gemeinsam nach griffigen Überschriften. Zwischen Kapitelüberschrift und Text hatten wir immer einen Sinnspruch untergebracht. Jeden Sonntag kam er und fuhr Montagsabends wieder nach Berlin. Ein netter Sonntagabend und ein arbeitsreicher Montag. Wir beide zusammen, jede Woche. Ein altes Ehepaar oder eher Bruder und Schwester? Würden wir überhaupt wieder aufhören können, gemeinsam zu arbeiten, wenn das Buch fertig wäre? Wahrscheinlich käme Mirko auch weiterhin Sonntagsabends und zu meinem Leben gehörte es auch dazu. Ich ging gern am Mittwoch zur Uni, aber die Arbeit mit Mirko war von anderer Qualität und hatte einen anderen sinnlichen Gehalt. Mit zwei Kindern, die sich in den gemeinsamen Bau einer Burg aus Spielklötzchen vertieft haben, war es eher zu vergleichen, konzentriert mit selbstverständlichem tiefsten Vertrauen in den anderen. Es würde ja mein Buch sein, für das er arbeitete, aber der Gedanke kam nicht auf. Es war unser Projekt, für das er alles selbstverständlich auf sich nahm.


Nach etwa dreiviertel Jahr waren wir fertig und mit unserer Arbeit zufrieden. Jeder Kunstbeflissene, zumindest jeder Fotograf müsse diese Buch besitzen, meinten wir. Wenn der Verlag es ablehnen sollte, könnten wir es gut anderen anbieten. Aber das brauchten wir nicht. Es sollte veröffentlicht werden, nur musste ich noch zu einigen Besprechungen mit der jetzt zuständigen Lektorin. Zur Leipziger Buchmesse erschien es und prangte in den Regalen. Eine Lesung mit Diskussion hatte ich, auf die 3sat Couch kam ich natürlich nicht. Arte hätte mein Buch doch wenigstens mal erwähnen können, aber auch da Fehlanzeige. Dafür erhielt es in allen Fotografie und Design Zeitschriften positive Erwäh­nung. Das Buch begann sich zu verkaufen.


Feier mit Mirko


Jetzt mussten wir auch bei uns feiern. Natürlich sollte es eine große Fète mit allen Freunden und Bekannten geben, aber ich musste auch eine Abschlussfei­er mit Mirko machen. Das ging nicht am Montag, dazu musste er sich schon ein Wochenende frei nehmen. Wir tanzten und waren glücklich. „Mirko, wir ha­ben nie über Liebe und Beziehung gesprochen. Wir haben es uns verboten, aber es gibt niemanden, dem ich mich so nah fühle wie dir, und mit dem ich so tief verbunden bin. Ich denke, für dich ist es nicht anders. Wir haben gearbei­tet und gelebt, als wenn wir selbstverständlich zusammengehörten und ich glaube, so ist es auch. Du bist ein Teil von mir geworden, von meiner Welt, von meinen Empfindungen. Wie sollte ich mich ohne dich erklären. Manches hat sich bei uns ritualisiert. Wir haben dadurch, dass wir unsere Gefühle für einan­der nicht be­nennen durften, sie vielleicht gar nicht mehr erkannt. Übel, nicht wahr? Dass so etwas nicht richtig sein kann, weißt du ja schließlich auch. Lass uns doch offen und wahrhaftig sein. Mich drängt es, dir sagen zu dürfen, was ich für dich empfinde, und nichts erwarte ich so sehr als deine Worte. Das ist die Vorstellung von dem, was ich mir wünsche.“ erklärte ich Mirko. Seine Lip­pen formten ein leicht verlegenes Lächeln, aber seine Augen starrten mich an, als ob er gerade eine Erscheinung hätte. Mirko sagte nichts, sondern starrte nur. Bestimmt konnte er nicht so schnell entwirren, was in seinem Kopf alles durcheinander raste. Wir hatten uns immer in unserem erprobten Verhaltens­spektrum bewegt, jetzt plötzlich sollte durch wenige Worte von mir alles an­ders werden. Er sollte nicht nur offen sagen dürfen, was er empfand, er hatte es ja nie zu empfinden gewagt, zumindest hatte es sein Bewusstsein nicht er­reicht. Er blickte nur und sinnierte. „Mirko, wo bist du?“ versuchte ich ihn zu wecken. „Isa, was du gesagt hast,“ begann er, und seine Augen befeuchteten sich, „berührt mich so tief, dass ich gar nicht sprechen kann. Nimm mich doch einfach mal in den Arm.“ „Mirko, mein Liebster.“ sagte ich, um es einfach mal ausgesprochen zu haben und es mich sagen zu hören. Er schaute auf und lä­chelte. Unsere Ge­sichter waren ganz dicht voreinander. Unser Innerstes ver­stand, was unsere Augen uns sagten und wir fielen uns um den Hals. Wir lös­ten uns und betaste­ten das Gesicht des anderen, das wir so oft und intensiv betrachtet, aber nie berührend erkundet hatten. Neue Liebe war es ja im Grun­de nicht, wir hatten sie uns nur eingestan­den, benannt und durften sie jetzt praktizieren. Trotzdem erschien es uns wie ein Wunder. Nach unserem Handeln mussten wir füreinander Fabelwesen sein, zumindest aber kostbarste Edelstei­ne, die wir nur staunend sanft befühlen durften. Die Zeit der Verdrän­gung und Verleugnung war beendet als ob sich uns das Tor einer Schatzkammer oder vielleicht sogar zum Paradies geöffnet hätte. Wir hatten uns ja gegenseitig stets erlebt, nur alle Zärtlichkeiten galt es jetzt noch nach­zuholen. Und selbst­verständlich auch, wie Liebe sich im Wort vermitteln kann. Das hatte aber vor­her auch nicht ganz gefehlt, nur war die Botschaft stets ver­schlüsselt.


Gemeinsame Nacht


Ob eine Nacht dafür ausreichen würde? Wohl kaum. „Ich würde gern mit dir die Nacht verbringen, aber mit Sex das möchte ich noch nicht. Da kenne ich mich nicht, da bin ich nicht so weit.“ erklärte ich. Mirko war erstaunt, dass ich überhaupt mit ihm ins Bett gehen wolle. Sex, so etwas Unbedeutendes. „Mirko, mein ganzer Mensch liebt dich, nicht nur mein Herz oder meine Seele. Die gib­t’s nicht losgelöst von mir.“ erklärte ich ihm. Ich war selig, empfand mich be­freit. Jetzt kam es mir wie eine Fessel vor, die ständig unser Zusammensein beengt hatte. Weil meine Ratio mir erklärt hatte, wie es sein und nicht sein dürfe, hatte ich meine Emo­tionen geleugnet und an die Kette zu legen ver­sucht. Wir lagen im Bett, lach­ten, schmusten und kitzelten uns wie die Kinder. Ganz vorsichtig waren wir, wollten keinesfalls etwas tun, was dem anderen eventuell nicht behagen oder sein Befremden erregen könnte. „Mirko, ich muss noch etwas ganz Ernstes klären, sonst bin ich nicht völlig frei.“ sagte ich, „Ver­gessen wollte ich es, weil es schon so lange her ist und auch nie mehr wieder vorkam, aber es geht nicht weg, bevor ich nicht mit dir darüber gespro­chen habe. Ich hätte es längst klären sollen, doch nie schien mir der Zeitpunkt ge­eignet, aber zu unserer Liebe möchte ich mein Rätsel ge­löst haben. In unse­rem letzten hässlichen Gespräch damals hast du dir meinen Kopf zerbrochen und mir gesagt, was ich zu tun und zu denken hätte. So hatte ich dich nie er­lebt und wenn ich es erleben sollte, ich könnt' es nicht ertragen.“ „Ja, Isa, du hast völlig Recht. Verrückt gewesen sein muss ich an diesem Tag. So war ich nicht und bin ich nicht. Ich habe mich für mein eigenes Verhalten vor mir selbst geschämt. Auch wenn ich sehr enttäuscht war, dich als die Ge­winnerin aller Preise gesehen hatte, und du sagtest 'nein', ist meine Reaktion mit nichts zu entschuldigen. Du brauchst keine Angst zu haben, Isa, ich werd' mir nie­mals anmaßen, zu wissen was für dich das Beste sei. So wirst du mich auf kei­nen Fall wieder erleben, meine allerliebste Isa. Verzeih mir nochmal nach den vielen Jahren.“ erklärte Mirko und wir hielten uns ganz lang umarmt. Konnte es etwas Aufregenderes geben, als gemeinsam mit Mirko im Bett zu liegen? Wie sollte da Müdigkeit aufkommen. Morpheus Arme konnten uns in dieser Nacht nicht erreichen. Sich Drücken, Streicheln und Betasten, die Haut des anderen spüren und sie küssen, Ekstasen der Sinnlichkeit, gierig schienen wir danach und suchten dies Erlebnis immer und immer wieder. Tiefstes Verlangen schien sich zu erfüllen, als ob wir jahrelang darauf gewartet hätten, es selber nur nicht wussten. Körperliche Lust, die war es sicher, doch es ergriff uns auch, als ob wir unsere Liebe in anderer Form, noch stärker, näher, umfänglicher erleb­ten. Mein Bewusst­sein war nicht nur dumm bezüglich meiner Emotionen, ihm schienen auch jeg­liche Informationen darüber zu fehlen, was mein Körper woll­te. In der Morgen­dämmerung schliefen wir doch miteinander. Ich wollte einfach und konnte nicht verstehen, wieso.


Ruf der Liebe


Mirko war als erster wach geworden, kam wieder zu mir ins Bett und flüsterte mir mich weckend ins Ohr, das Frühstück sei fertig. Ich zog ihn wieder ins Bett. Die Nacht, ich wollte sie nochmal erleben. Wie schade, dass es so etwas nicht gibt. Wie gern hätt' ich die Uhr nochmal zurück gestellt. „Was machen wir denn jetzt, Mirko?“ fragte ich einfach mal. „Ich weiß es auch nicht, Isa. Natürlich möcht' ich immer bei dir sein. Dann müsste ich meinen Job aufgeben, und für dich sieht es ja nicht anders aus. Es geht nicht. Die Welt will unsere Liebe nicht.“ äußerte sich Mirko. „Das haben schon viele gedacht und sich deshalb umgebracht. Ich er­warte von dir, dass du dich im Landwehrkanal ersäufst, weil deine Geliebte, ach, so fern von dir für dich nicht zu erreichen ist. Mirko, die Welt will Liebe, Liebe, Liebe und alles andre folgt dem nach. Auch von dir er­wartet sie, dass du dem Ruf der Liebe folgst.“ war meine Reaktion. „Soll ich dann hier eine Galerie mit einer Dauerausstellung deiner Bilder aufmachen?“ wollte Mirko von mir wissen. „Die Liebe ruft uns nur zusammen, an welchem Ort, das sagt sie nicht dabei. Den dürfen wir uns selber wählen, doch dabei nicht übersehen, dass die Liebe das Entscheidende ist und nicht andere Kriteri­en. Wir werden in Ruhe darüber nachzudenken haben.“ meinte ich. Nach unse­rer Liebes­nacht wollte ich gern im Bett frühstücken, doch es war schon alles wieder kalt geworden. Au­ßerdem war der Mittag schon vorbei. Ich stand auf, und wir wollten uns mit di­versen Gerichten so etwas wie einen Brunch zusam­menbrutzeln. Meine Pfann­kuchen gab's natürlich auch. So etwas Verrücktes, ich hatte Mirko doch die ganze Zeit geliebt, aber jetzt schien ich frisch verliebt zu sein. Wollte tanzen, singen, jubilieren. Als wir das Buch erstellten, habe ich mich immer sehr darauf gefreut, dass Mirko kam. Jetzt war ich verrückt. Über mein Bedürfnis nach idio­tischen kindlichen Verhaltensweisen konnte ich selbst nur staunen und lachen. Dieses an­dauernde leichte Hochgefühl, das nur Liebe dir schenken kann, hatte mich erst jetzt erreicht, nachdem wir uns unsere Lie­be auch offiziell erklärt hatten.


Neue Heimat Berlin


Die Liebe rief mich auf die Dauer nach Berlin. Etwas Vergleichbares zu Mirkos Beschäftigung als Kurator wäre hier auf absehbare Zeit nicht zu finden. Für mich würden sich allerdings auch nicht alle Blütenträume gleich erfüllen. Durch intensive Vermittlung war es mir schließlich doch gelungen, die Zusage für ein Seminar an der HDK zu erhalten. Meine soziologischen Bezüge hatten den Aus­schlag gegeben. Letztendlich beruhte das auf Giselle Freunds Impetus. Ihr hat­te ich so vieles zu verdanken. Allerdings vorläufig nur für ein Semester. Trotz­dem war ich stolz. Für mein Studio brauchte ich professionelle Beratung, sonst hätte ich in Berlin keine Chance. Ich war jetzt öfter in Berlin und Mirko hatte natürlich längst eine passable Wohnung. Mein Herz war gerettet worden, ohne dass es nach Hilfe gerufen hatte. Aber vielleicht hatte ich es ja auch sel­ber nicht gehört. Die Rufe nach Liebe sind schon intensiv aber meistens nicht sehr laut und dein Bewusstsein ist oft zu stupide, sie wahrzunehmen und richtig verstehen zu können. Die Frage, wer wen zum Frühstück ruft, muss allerdings offen blei­ben, weil wir uns meistens gegenseitig wecken, keiner aufstehen will und wir mit Dringenderem beschäftigt sind, als den Frühstückstisch zu decken.



FIN


Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst.


Victor Hugo


„Du hast viel für mich getan, hast mir geholfen. Ich habe mich, glaube ich, nie dafür bedankt. Das möchte ich ausdrücklich nachholen. Aber das ist es auch, Mirko.“ machte ich ihm klar. „Isa, was soll das denn? Aus dir spricht Kälte und Verärgerung. Das bist du doch nicht. So haben wir nie miteinander gesprochen. Lass uns doch, bitte, vernünftig reden.“ bat Mirko. „Was soll das denn, Mirko? Die Zeit ist vorbei für mich, wir können sie nicht wiederbeleben und ich habe auch überhaupt kein Interesse daran.“ sagte ich ihm. „Du schickst mich nach Hause, ohne dass ich dich sehen konnte? Du tust mir weh damit, Isa.“ erklärte er. Oh, nein, jetzt fing er auch noch an, zu betteln. „Na gut, komm her, wenn es deine Seele tröstet.“ bot ich ihm an.




Isa endlich Anerkennung und Liebe – Seite 26 von 26

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.04.2013

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