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The Irony Of A Funeral



N

ur noch 5 Minuten dann kann ich hier raus, dachte ich angestrengt, während ich meine Tränen unterdrückte und gleichzeitig dem Pfarrer zuhörte. Der erklärte gerade, wie toll meine Mom doch gewesen war, obwohl er sie noch nicht einmal richtig gekannt hatte. Es war heiß und stickig in der Kirche, es blieb also kaum Luft zum Weinen oder gar Schluchzen. Aber die Luft brauchte ich auch nicht dafür, ich hatte mir nämlich fest vorgenommen nicht mehr zu weinen, nie mehr. Denn als ich letzte Woche von meinem Freund verlassen worden war und dann auch noch meine Mum an Krebs starb, weinte ich sehr lange. Wie lange, das weiß ich nicht mehr, aber in der kurzen Zeit wo ich all meine Selbstbeherrschung zusammen gekratzt hatte und mit roten Augen in den Spiegel sah, stellte ich eines fest. Ich musste stark sein nicht mehr weinen und mein Leben weiter leben. Trauer war eine verdammte Schwäche! Und ich musste sie verstecken koste es, was es wolle. Seitdem hatte ich also nicht mehr geweint und es half tatsächlich. Meine Trauer legte sich zwar nicht, doch ich fühlte mich ein wenig stärker und nicht so verlassen. Ich blickte hoch zur Decke der Kirche. Sie war voller Heilige und Engel, es sollte wohl anmutig aussehen und Trost verschaffen. Doch sie schienen als würden sie mich gleich anspringen und langsam verspeisen. Ich rutschte unruhig auf der Kirchenbank herum.
„Verhalt dich still! Wir sind hier im Haus Gottes!“, meckerte mein Dad flüsternd. Ja. Das passte zum ihm. Er war schließlich der zweite Pfarrer dieser Kirche, streng gläubig und gegen alles was nicht in den katholischen Glauben passte. Also war er schlichtweg auch gegen mich. Denn im Gegensatz zu ihm gefiel mir ein dunkler Style. Wäre ich nach seiner Meinung angezogen, hätte ich mir meine braunen Haare blond färben müssen und hätte jetzt keine bunten Strähnchen. Außerdem hätte ich weder eine einzige schwarze Jeans in meinem Kleiderschrank und auch keine zerrissenen. Ich hätte nur Polo Hemden und weiße T-Shirts. Und mein Schmuck wären keine Nieten gewesen sondern Ketten mit Herzanhängern und Kreuzen. Doch zum Glück hatte Mom immer meine Meinung vertreten. Ich hatte Angst das Dad mir nun alles verbot und mir hässliche Polo Hemden aufzwang. Wahrscheinlich würde er dann noch mein Skateboard in unserem Kamin verbrennen! Vor lauter Verzweiflung würde ich dann bestimmt als I-Tüpfelchen als Kirchenschlampe enden!
Oh ich hasste mein Leben!
Denn von nun an würde sich bestimmt viel ändern! Ich seufzte laut und bekam dafür einen bösen Blick von Dad. Ich fragte mich warum er nicht trauerte. Oder wollte er Mom’s Tod einfach nur schnell vergessen? Ich konnte es ja verstehen, aber er war immer noch der Pfarrer dieser Kirche. Plötzlich standen alle auf, ich hatte gar nicht mitbekommen das die Rede von Dad’s Kollegen schon zu Ende war. Er hob Mom’s Urne hoch und sein bärtiger Mund verzog sich zu einem Lächeln.
„Aber wir wissen alle das Anny immer bei uns bleiben wird. Wenn auch nur in unseren Herzen.“
Trauer schlich sich in meinen Magen und sorgte dafür, dass mir schlecht wurde, meine Lippen kräuselten sich. Der Pfarrer setzte sich in Bewegung und schritt gen Eingang. Dad und ich folgten ihm als erstes, danach kamen unsere Verwandten und Freunde. Ein paar kannte ich nicht, aber das waren wohl Moms Bekannte. Der Trauer Marsch setzte sich in Richtung Friedhof fort. Hinter mir ließ mich Getuschel aufhorchen.
„Warum weint sie denn nicht?“
Die Frage kam von meinem verhassten Cousin Jensen. Ich ballte meine Hände abwechselnd zu Fäusten. War es nicht meine Sache ob ich Lachte, weinte oder gar nichts machte? Immerhin konnte er meine Lage ja wohl kaum verstehen! Die Sonne schien heiß auf mich herunter und brachte mich zum Schwitzen. Auf dem Friedhof war es noch heißer, denn es gab auf ihm kaum Bäume. Als der Pfarrer zur seiner zweiten Rede ansetzte, weinten alle -sogar Dad- nur ich nicht. Ich kam mir ziemlich dumm vor, also hielt ich meine Hände vor mein Gesicht und tat so als würde ich auch weinen. Die Leute nahmen es mir natürlich ab und Dad nahm mich in den Arm um den Anschein zu wahren er wäre ein guter Dad. Nachdem die Urne meiner Mom in der Erde verschwand, gingen Dad und die Trauergäste zur Trauerfeier. Ich allerdings blieb an Mom‘s Grab.
Anny Foster, stand in silbernen Buchstaben auf dem Grabstein.
Dad wollte zuerst das ihr Name dort in Gold stand, doch Mom mochte Silber lieber und das hatte ich durchgesetzt. Ich selber fand Silber auch viel hübscher. Es war nicht so prunkvoll und damit nicht gleich zu viel. Ich legte eine rote Rose an ihr Grab, ich hatte sie die ganze Zeit in der Hand gehalten und wartete auf einen Moment in dem ich alleine war und ihr die Rose, ohne die Blicke der anderen im Rücken, auf ihr Grab legen konnte. Sie war schon immer romantisch gewesen und bevorzugte daher rote Rosen. Ich war nicht so, ich hasste Romantik und Happy Ends. Aber das war nicht immer so gewesen. Es gab auch eine Zeit da war ich ganz verrückt nach dem Zeugs, aber das war die Zeit bevor mein Exfreund mein Herz ohne Rücksicht aus meiner Brust gerissen hatte und mit irgend so einer daher gelaufenen Nutte gefickt hatte. Er hatte mich sehr verletzt.
„Mommy. Ich weiß einfach nicht was ich noch machen soll! Ich hasse die Welt! Warum hat dieser scheiß Gehirntumor nur ausgerechnet dich getroffen?!“
„Vielleicht weil das Schicksal eine Nutte ist?“, erklang eine Stimme hinter mir. Ich erkannte sie sofort.
„Was willst du hier, Milo?“, fragte ich meinen Exfreund aufgebracht.
„Dir zur Seite stehen, Avril.“
Meine Hände ballten sich erneut zu Fäusten.
„Ach ja?“
„Ja.“
Ich stand auf.
„Das kannst du dir in deinen durchgefickten Arsch stecken!“, fauchte ich und machte mich auf den Weg zur Friedhofspforte.
„Hey! Rede nicht so mit mir!“
„Ich rede mit dir wie ich will!“, kreischte ich und drehte mich zu ihm um. Er klatschte mir eine. Erst konnte ich nicht fassen was er da gerade getan hatte. Dann sog ich scharf die Luft ein und rannte los.
„Avril! Warte! Es tut mir leid! Das wollte ich nicht.“
Während ich rannte musste ich mich zusammen reißen um meinen Schwur nicht zu brechen und zu weinen. Meine rechte Hand wanderte immer wieder zu meiner linken Wange auf die er mich geschlagen hatte. Sie brannte furchtbar und ich könnte schwören, dass sie nun ganz rot war. Ich stolperte immer wieder fast, weil ich einen schwarzen Rock an hatte. Wie es wohl aussehen mochte? Ein ganz in schwarz gekleidetes, rennendes Mädchen, was ihre Wange hielt und schluchzte ohne das Tränen kamen. Die Menschen aus Drayton Valley mussten mich für nicht mehr ganz richtig gehalten haben. Apropos Drayton Valley. Drayton Valley war eine Kleinstadt in Kanada, Alberta. Sie hatte 6.893 Bewohner, meine High School die Valley High, einen großen Supermarkt, einen Kleidungsladen, einen Bäcker, eine Werkstadt, eine Tankstelle und einen Kiosk. Aber das war’s auch schon. Mehr, war in Drayton Valley nicht zu finden. Endlich kam ich an unserem kleinen Einfamilienhaus an, es war weiß gestrichen und hatte einen netten kleinen Vorgarten mit einem schicken weißen spitzen Zaun drum herum. Neben der ebenfalls weißen Pforte waren kleine Blumenbete in denen Rosen ihren Platz hatten. Es schien als würden sie um die Wette blühen. Mom hatte sie noch vor ihrem Tod angepflanzt. Ich ließ die Pforte achtlos offen stehen als ich sie öffnete und einfach durch rannte. Leicht hektisch wühlte ich in meiner schwarzen Handtasche nach dem Haustürschlüssel. Als ich ihn endlich fand steckte ich ihn zitternd in das Schlüsselloch. Ich drehte ihn um und drückte die Türklinke herunter. Die Tür öffnete sich. Seufzend ging ich ins Haus und schloss die Tür hinter mir. Der Flur (wie nicht anders zu erwarten) war in weißgehalten. Auch die Treppe die ich nun hinauf stürmte war weiß. Eigentlich war alles weiß, nur mein Zimmer nicht und das Wohnzimmer auch nicht. In den beiden Räumen hatten Mom und ich uns durchgesetzt. Dad empfand weiß nämlich als eine unbefleckte, reine Farbe. Diese Meinung teilte ich nicht, für mich war weiß…eben weiß. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Vor mir erstreckte sich noch ein (weißer) Flur. In der ersten Tür links führte es zu meinem Zimmer und genau diesen Weg schlug ich auch ein. Mein Zimmer war blutrot gestrichen und mit vielen Metal/Screamo Band Postern behangen. Dad ging zum Glück nie in mein Zimmer, er würde vermutlich einen Anfall kriegen, für ihn war es eine Schande, dass ich solche Musik hörte, er war mehr für den Kirchenchor. Seufzend setzte ich mich auf das schwarze Bettlaken das meine Matratze verhüllte, meine schwarze Bettdecke lag auf dem Boden und mein Kopfkissen am Fußende. Man könnte sich fragen wie man so schlafen kann, aber ich tat es nicht, Hauptsache ich schlief überhaupt. Mein Blick glitt gedankenverloren zu dem Fenster das vor meinem Bett seinen Platz hatte. Wie konnte Milo mich nur am Grab meiner Mom schlagen?! Ich war wieder kurz vorm weinen also sagte ich mir: Schlimmer kann es gar nicht mehr kommen! Deine Mom ist tot, dein Freund hat dich betrogen und geschlagen und dein Dad ist mit Leib und Seele ein Kirchenfutzi! Was soll da schon noch passieren! Doch es kam noch Knüppeldick!

Suicide or Aunt Shirley



M

it Knüppeldick meine ich die Szene an der Dad und ich wie gewohnt um halb 10 am Frühstückstisch saßen. Wie also immer in den Ferien. Mom hatte damals nie mitgefrühstückt sie war Künstlerin -durfte also entscheiden wann sie arbeitete- und schlief jeden Tag bis 11 Uhr früh. Dad hatte eigentlich nie was zu tun. Sein Job als Pfarrer nahm ihn nicht sonderlich ein. Dad biss gerade von seinem Croissant ab und sah mich stirnrunzelnd an.
„Was ist?“, fragte ich.
„Wie läufst du eigentlich wieder herum?“
Ich sah von meinem Slipknot-T-Shirt herunter zur meiner zerrissenen, schwarzen Röhrenjeans und dann zu meinen nicht ganz zugeschnürten Punkstiefeln.
„Was meinst du?“
Er schüttelte den Kopf.
„So kannst du doch nicht herumlaufen, zieh doch mal das rosa Poloshirt an, was ich dir mal zum Geburtstag geschenkt habe!“
„Oh nein! Es ist hässlich und ich mag es nicht.“
„Wenigstens wenn wir zum Gottesdienst gehen!“
„Heute ist aber kein Gottesdienst, Dad!“, meinte ich entnervt.
„Ich habe mir gedacht das du heute zur freiwilligen Religionsstunde gehst die heute in deiner Schule stattfindet.“
„Nein.“, meinte ich und verdrehte die Augen.
„Warum nicht?“
„Na, weil sie freiwillig ist! Was heißt ich muss nicht hin!“
„Aber es wäre schön wenn meine Tochter auch einmal an so etwas teil nimmt. Also wirst du doch hingehen müssen!“
„Och Dad!“
„Keine Widerrede! Ich bin nämlich auch der Meinung du solltest auch dem Kirchenchor beitreten.“
Oh nein! Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich erfüllt! Ich brauchte ganz dringend…was braucht ich eigentlich? Ich brauchte Mom, verdammt noch mal!
„Aber Dad! Das ist doch auch freiwillig!“
„Na und? Weißt du wie es aussieht wenn die Tochter des Pfarrers die Kirche meidet?!“
Meine Mundwinkel sanken einen halben Zentimeter und ich begann vor Wut mein Brötchen auseinander zu zupfen.
„Ich hasse dich!“
„Hass ist ein schlimmes Wort! Du solltest den Teufel hassen, aber nicht deinen Vater!“
Wusste er nicht was er seiner armen, 15 Jährigen, rebellischen Tochter mit dem Kirchenchor antat?!
Ich währte mich, ich währte mich wirklich als Dad mit einem viel zu langen, faltigen Rock und dem Poloshirt ankam und mich zwang es anzuziehen. Wie gesagt ich währte mich wirklich, aber seine fiese Autorität gewann und am Ende saß ich mit hochroten Kopf und einer Kreuzkette die mir die Luft nahm im Klassenzimmer. Alle starrten mich wegen meinem Outfits an und ihr könnt euch vorstellen wie kacke sich das angefühlt hatte. Ich saß neben Mary, meiner Freundin die ich nur kennengelernt hatte wegen meinem Dad. Denn sie war eine wahre und stolze Kirchennärrin. Doch ich hatte sie mit der Zeit lieben gelernt. Sie war eben meine verdrehte, kleine Freundin geworden.
„Wo hast du das Shirt her? Das muss ich unbedingt haben!“
Ich verzog mein Gesicht in eine Maske des Ekels.
„Im Ernst!?“
Sie nickte und das todernst.
„Es sieht hässlich aus Mary. Kauf dir lieber ein normales schwarzes T-Shirt.“
„Gregory findet aber auch nicht, dass es hässlich aussieht.“
Ich drehte mich nach hinten um.
„Nicht hingucken!“, meinte Mary schnell mit hochrotem Kopf. Natürlich sah ich hin.
Und er sah mich doch wirklich gierig sabbernd an. Na toll. Ja mein Leben konnte noch viel schlimmer werden. Von nun an war Gregory in mich verknallt und ich sang mir jeden Sonntag im Poloshirt den Hals wund. Und das ging noch Wochen so weiter! Ich musste irgendwie etwas ändern, bevor ich mit 20 noch als das treueste Kirchenchor Mitglied galt und mit Gregory verheiratet war! Am nächsten Sonntag nach dem Kirchenchor zählte ich meine Möglichkeiten ab.
1. Gucken ob unsere Deko-Schrotflinte doch ging und auf Dad zielen. Kontra: Mit Jugendknast rechnen.
2. Weglaufen. Kontra: Ich müsste unter einer Brücke schlafen und hätte kein essen.
3. Meine Tante Shirley anrufen und sie bitten zu uns zu ziehen, damit Dad sich auf sie konzentriert. Kontra: Dad würde mir Monatelang Hausarrest geben.
4. Mich selbstumbringen. Kontra: Ich wäre tot und ich will leben!
Ich entschied mich für das 3. Und rief sofort Tante Shirley an. Sie war Dad’s Schwester und im Gegensatz zu ihm war sie echt cool drauf und ein Punk.
„Hallo?“
„Tante Shirley?“
„Süße!“
Ich lächelte. Sie war 6 Jahre jünger als Dad und damit 34 Jahre alt. Und seit sie 17 war, war sie ein Punk. Mit 17 hatte sie auch einen Iro, aber jetzt hatte sie bloß rote Haare.
„Dad macht mich fertig!“, kam ich gleich zur Sache.
Es lachte am anderen Ende.
„Ich wollte gerade sagen dass es mir Leid tut, das ich nicht zur Beerdigung gehen konnte. Ist mein Bruder echt so schlimm?“
„Ich musste dem Kirchenchor beitreten. Beantwortet das deine Frage?“
Sie lachte wieder.
„Und was denkst du was ich dagegen machen sollte?“, fragte sie kichernd.
„Du könntest bei uns einziehen!“, meinte ich ohne zu zögern.
„Avril!“, sagte Shirley entsetzt, „Das kann ich nicht machen!“
„Warum nicht?!“
„Das würde deinen Dad verrückt machen!“
„Deswegen ja! Ich muss gegen meinen Willen Polohemden tragen! Außerdem hat mein Ex mich geschlagen! Du musst mich unterstützen!“
„Was?!“
„Ja du hast richtig gehört!“
„Milo hat dich geschlagen!?“
„Ja verdammt!“
„Ich habe eine andere Idee, ich werde mir in der Nähe von dir ein Haus kaufen. Ich hatte sowieso vor umzuziehen. Und so bin ich bei dir ohne deinen nervigen Dad ertragen zu müssen. Also erschreck dich nicht wenn ich morgen vor eurer Tür stehe!“
Ohne ein Wort des Abschiedes legte sie auf.
„Yeah!“, schrie ich und verübte einen kleinen Freudentanz. Sie wusste genauso gut wie ich warum ich Dad nicht gesagt hatte das Milo mir eine geklatscht hatte. Der Grund war ganz einfach: Er würde mir nicht glauben. Für ihn war Milo ein Heiliger und das nur weil er der Sohn seines Pfarrerkollegen Pater Johnes war.
Wahrscheinlich stellte er sich mein „perfektes“ Leben so vor:
Milo und ich heirateten. Ich hieß von nun an Avril Johnes und ich hatte das erste Mal erst nach meiner Hochzeit. Ich bekam zwei Kinder, erst einen Jungen dann ein Mädchen deren Namen Joseph und Maria waren. Und genau so, wollte ich es nie, niemals haben! Ich würde Milo nie heiraten weder würde ich meinen Kindern biblische Namen geben, noch würde ich das Gebot einhalten und vor der Hochzeit mit niemanden schlafen. Ich war 15 und hatte andere Träume die Dad einfach nicht akzeptierte. Ich schlüpfte unter meine Bettdecke und sah noch ein bisschen fern, bevor Dad in mein Zimmer kam und mir sagte ich solle schlafen gehen. Was ich dann letztendlich auch tat. Übermorgen würden die Sommerferien vorbei sein, ich würde wieder zur Schule gehen und so tun als wäre überhaupt nichts passiert sein. Was mir wahrscheinlich aber nicht gut gelingen wird. Ich befürchtete nämlich, dass die Anderen aus meiner Schule mich bemitleiden und mich wie ein rohes Ei behandeln werden. Und dies würde mir sicherlich die Sache mit dem Vortäuschen vermasseln. Ich seufzte und versuchte einzuschlafen, ich wollte nicht mehr darüber nachdenken! Krampfhaft schloss ich meine Augen und schaffte es tatsächlich einzuschlafen. Ich träumte in dieser Nacht von Mom, wie strahlend ihr Lächeln doch gewesen war! Als ich am nächsten Morgen aufwachte war es erst halb 9. Doch genau das hatte ich vor. Heute war immerhin Sonntag und um halb 11 musste ich zum Kirchenchor. Deswegen war ich heute auch früher aufgestanden. Ich hatte vor, bevor die Kirche anfing mich zu meinem Kumpel Sam weg zu schleichen. Dad würde wahrscheinlich tierisch sauer auf mich sein. Aber das war mir egal, alles war besser als der Kirchenchor! So schlich ich, bewaffnet mit Bandshirt, schwarzer Röhrenjeans und schwarzen Converse Chucks, ins Badezimmer. Ich gab mir größte Mühe so leise wie möglich zu Duschen und mir meine Zähne zu putzen. Dann zog ich mich an und schlich aus unserem weißen Badezimmer. Die Treppe ohne ein Knarren zu bewältigen war schon schwieriger, aber ich schaffte es. Ich öffnete die Tür, ging heraus und schloss sie leise hinter mir. Ich atmete auf. Geschafft!
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche, das ich schon am Vorabend in der kleinen Tasche deponiert hatte. Ich wählte die Nummer von Sam und wartete bis er mit einem „Ja?“ rann ging.
„Hey ich bin‘s!“
„Avril?“
„Nee deine Mom! Natürlich bin ich Avril!“, gab ich genervt von mir.
„Kann ich ja nicht wissen wenn du nur „Hey ich bin’s!“ sagst!“
„Ja, ja! Hol mich schnell ab! Ich warte vor der Tür. Aber beeil dich, bevor Dad noch wach wird!“
„Ok, ok!“, meinte er gehetzt und legte auf.
Sam war 16 und hatte ein Motorrad. Ich hatte ihm gestern über meinen Plan Bescheid gesagt und er hatte gelacht und zugestimmt. Ich wartete eine Weile, dann kam Sam endlich auf seinem schwarzen Motorrad. Ich rannte schnell auf die Maschine zu und lies mir von Sam einen Helm geben, den ich brav aufsetzte. Dann stieg ich auf und wir fuhren los. Ich mochte es Motorrad zu fahren, der Wind der einem entgegen kam und die Landschaft. Einfach cool! Es war immer wieder schön mit Sam mitzufahren. Er bog scharf nach links, auf eine kleine Seitenstraße, die aus der Kleinstadt heraus führte. Es war noch nicht mal eine geteerte Straße, geschweige denn eine gepflasterte. Sie bestand nur aus Erde die zu einer Spur gefahren wurde. Rechts und links neben dieser Landstraße war Wald. Es war so ein Wald in dem Leute wie mich sich verlaufen würden, so dicht war er. Aber desto weiter man fuhr, desto undichter wurde der Wald und man kam auf eine geteerte Landstraße. Fuhr man sie weiter wie Sam stieß man auf ein paar Grundstücke. Auf einen dieser Grundstücke stand bloß eine kleine Garage. Sie gehörte Sam’s Dad. Ihm gehörte die Covery Werkstadt, der einzigen Werkstadt in der Umgebung. Hier schraubten er und Sam manchmal an ihren Motorrädern herum. Außerdem benutzten Sam und ich diese kleine Garage als Zufluchtsort. Schon als wir kleiner waren nahmen wir es in Kauf eine halbe Stunde zu Fuß zu der Garage zu gehen um dort ein wenig zu spielen. Sam parkte sein Motorrad und wir stiegen ab. Sam half mir den Helm vom Kopf zu kriegen und wir schoben, nach dem wir die Garage geöffnet hatten, seine Maschine in das kleine Gebäude. Ich schloss die Garage hinter uns. Es war eine Doppel-Garage und so ziemlich groß. In der Seite, für die ein zweites Auto gedacht war, stand eine Klappbank und ein Kühlschrank. In dem Kühlschrank befanden sich ein paar Bier, Energy Drinks und Cola. Wie immer wenn ich hier war holte ich mir eine Cola raus und reichte Sam einen der Koffein haltigen Energy Drinks. Dankend nahm er einen Schluck und begann an seinem Motorrad rumzuschrauben.
„Warum wollte dein Dad eigentlich das du in den Kirchenchor gehst. Das musstest du doch sonst auch nicht!“
Ich senkte den Kopf und setzte mich auf die Klappbank, die kalte Cola Dose fest in meiner rechten Hand.
„Mom hat ihn immer davor abgehalten mich zu etwas zu zwingen. Jetzt ist Mom ja nicht mehr da.“
Er blickte von seiner Maschine hoch zu mir.
„Es tut mir so leid, dass deine Mom die Krankheit nicht überstanden hat.“, flüsterte er monoton.

I’m Sorry Jerk



„D

ad es tut mir Leid!“, ich legte meine ganze Missmut in meine Stimme.
„Hört sich immer noch nicht glaubwürdig an.“, gab mir Sam zu verstehen und grinste. Wir standen vor meiner Haustür und trauten uns nicht zu klingeln. Da ich aber vergessen hatte einen Schlüssel mitzunehmen war das meine einzige Chance ins Haus zu kommen. Doch ich hatte Angst vor Dad, deswegen übten wir schon seit etwa einer viertel Stunde einen Text ein in dem ich mich entschuldigte. Ich war nämlich wirklich mies im Entschuldigen, erbärmlich mies. Denn ich konnte es nie so rüberbringen als würde ich es ernst meinen.
„Ok nochmal!“, ich lachte und meinte ironisch, „Daddylein! Ich entschuldige mich sehr für mein morgendliches fehlen! Ich hatte nur einfach besseres zu tun als mit dir Idiot meine Zeit zu verbringen, wie unerlaubt mit Sam Motorrad zu fahren…“
Ich stockte. Als ich meine ironische Rede geführt hatte kamen Dad und Pater Johnes nämlich aus der Tür, ich hatte es zu spät bemerkt und so hatten sie alles mit angehört. Dad lief rot an sagte aber keinen Ton, wahrscheinlich weil Pater Johnes neben ihm stand. Der sah mich argwöhnisch mit hochgezogenen Augenbrauen an und verabschiedete sich von meinem Dad. Mein Dad wiederrum zog mich am Arm ins Haus. Aber erst als Pater Johnes außer Sichtweite war. Er schloss die Tür hinter uns und Sam blieb perplex draußen stehen, dann ging er wahrscheinlich.
„Was hast du dir dabei gedacht einfach abzuhauen ohne Bescheid zu sagen?! Ich hätte beinahe die Polizei verständigt! Außerdem hast du den Kirchenchor geschwänzt! Und das nur um dein Leben auf Sam’s Motorrad zu riskieren?!“
„Aber ich…“
„Nichts aber ich! Ich habe dir schon tausend mal gesagt das ich nicht möchte das du Motorrad fährst!“
Es klingelte an der Tür.
„Ich hoffe für dich das, dass nicht Sam ist!“, knurrte er.
Mit Sam konnte ich leben aber wenn das Tante Shirley war würde Dad mich in den Boden stampfen. Und tatsächlich, als Dad die Tür öffnete blickte ihm ein dunkel geschminktes, freundliches Gesicht entgegen.
„Das ist nicht dein Ernst Shirley! Was machst du hier!?“
Shirley lächelte zuckersüß.
„Da du ja mit der Erziehung deines Kindes nicht zurechtkommst habe ich ein Haus gekauft ganz in der Nähe von hier.“
„Was?!“
„Ja!“, rutschte es mir heraus.
Mein Dad blickte hasserfüllt zu mir. So hatte ich ihn noch nie gesehen, und es machte mir eine schreckliche Angst.
„Avril trifft überhaupt keine Schuld. Immerhin bist du derjenige der sich nicht richtig um sie kümmert! Ich werde nächste Woche in dem Haus einziehen und von da an täglich bei dir vorbei schauen!“
Sie fing an zu lachen und klopfte Dad auf die Schulter.
„Es ist alles schon geregelt, ich habe sogar schon einen neuen Job. Du wirst mich also nicht los.“
Sie runzelte die Stirn.
„Mach nicht so ein Gesicht, Steve! Das steht dir nicht!“, meinte sie lachend und winkte mir zum Abschied. Dann ging sie.
„Dad es tut mir leid.“
„Geh auf dein Zimmer!“
„Es tut mir wirklich leid.“
„Geh jetzt bevor ich die Beherrschung verliere!“
Das war ein Argument, ich rannte die Treppe hoch und verschwand seufzend in meinem Zimmer. Ich hasse dich Dad, dachte ich als ich mich einfach in mein Bett schlich und die Augen schloss. Letztendlich schlief ich unbeabsichtigt ein. Ich träumte das ich in den Wald lief an dem Sam und ich heute vorbei gefahren waren. Ich verlief mich und bekam Panik, weshalb ich mich einfach hinsetzte und weinte. Wäre der Traum Wirklichkeit gewesen hätte ich mich schon geohrfeigt, ich wollte schließlich nicht weinen, nie wieder! Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich zugedeckt. Ob Dad wohl noch in meinem Zimmer gewesen ist? Ich zuckte mit den Schultern. Als aber noch das Fenster auf war, schlich sich Merkwürdigkeit in meine Gefühlswelt. Ich ging ins Badezimmer, duschte und zog mich um. Wie immer mit Röhrenjeans und einem Bandshirt von AC/DC. Ich machte einen fetten Kajalstrich um meine Augen, das war aber auch das einzige Make-Up was ich benutzte. Als ich die Treppe herunter rannte zog ich mir dabei noch meine schwarz-weiß karierten Vans über.
„Dad?!“, schrie ich.
Doch es kam mir keine Antwort entgegen, wahrscheinlich schlief er noch. Seufzend nahm ich mir eine Banane aus der Küche und warf mir meine schwarze Schultasche über die Schulter, dann verlies ich das Haus auf dem Weg zur Valley High. Doch plötzlich rempelte mich etwas von hinten an, ich erschreckte mich fast zu Tode und hatte große Mühe nicht hinzufallen. Als ich den ersten Schock überwunden hatte drehte ich mich schnell um und funkelte meinen Angreifer wütend an. Es war niemand anderes als meine allerbeste Freundin Eve. Sie lächelte mich hinterlistig an und ich erkannte Mary die verzweifelt hinter ihr stand.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du andere Leute nicht grundlos schlagen, schupsen, treten oder beißen sollst!“, jammerte sie.
Eve lachte nur und ging an mir vorbei. Auch ich lachte. So war meine aller beste Freundin eben.
„Wie war dein Urlaub in Italien?“, fragte ich Eve.
„Heiß. Ich mag die Sonne nicht, hier ist es schöner. Aber ich habe mir eine Grabinschrift im Museum angesehen!“
Mary verdrehte ihre Augen gen Himmel.
„Grabinschrift? Du kleiner Grufti!“, lachte sie.
Ja, so konnte man Eve beschreiben, sie war wirklich ein Goth. Sie zog nur schwarz an, hatte schwarze Haare und bezeichnete sich selbst als Anti-Christ, was natürlich nur ein Witz war. Mein Dad -wie man sich vorstellen konnte- war nicht begeistert von meiner Freundin. Aber das war mir egal.
„Ich habe gehört, dass wir einen Neuen an der Schule kriegen.“, schnitt Mary ein neues Thema an.
„Bei unserem Glück wird das bestimmt noch so ein eingebildeter Footballspieler!“, grummelte Eve.
„Ich hoffe es wird ein sehr gläubiger Christ!“, murmelte Mary schwärmerisch.
Ich stöhnte. Typisch Mary!
„Ich hoffe nur, dass er nicht nervt.“, sagte ich kalt.
Eve lachte.
„Naja wenn er christlich ist, darf er mich ruhig nerven. Ich hatte immerhin noch nie einen Freund und bin schon 16!“, meinte Mary ernst.
Eve runzelte ihre blasse Stirn.
„Seit wann interessiert es dich einen Freund zu bekommen?“, fragte sie.
„Naja, irgendwann muss ich ja auch mal einen abkriegen.“
Eve lachte.
„Kommt noch!“, meinte ich zuversichtlich. Gemeinsam bogen wir in die Auffahrt zur Schule. Wie immer saßen die „Coolen“ –wo wir definitiv nicht zu gehörten- auf den Motorhauben ihrer schicken Autos und lachten. Meistens lachten sie über andere oder über unlustige Witze des Quarterbecks Nathan. Er war wohl der beliebteste Junge an dieser Schule. Das lag wohl daran das er alles hatte: Geld, einen Sixpack, viele Freunde und dazu noch (ich gebe es nicht gerne zu) viel IQ. Tja er war irgendwie schon perfekt, wenn man davon absah wie er mit Frauen umging. Ich denke er sieht Frauen mehr als Objekte, als richtige Menschen und das war das Ausschlag gebende weshalb ich ihn abgrundtief hasste. Ich würde ihm am liebsten, immer wenn er ein Mädchen abservierte oder es betrog, seine hässlichen, blonden Wuschelhaare vom Kopf reißen. Ja ich hasste Männer die Frauen behandelten wie Dreck.
„Hey Grufti!“, schrie nun sein Kumpel neben ihm. Nathan fing an zu lachen. Eve musste sich wohl ziemlich zusammen reißen um nicht zu explodieren, denn sie lief rot an, sagte aber nichts.
„Idioten!“, murmelte ich.
„Ungläubige Idioten.“, ergänzte Mary. Eve musste lachen.
„Kommt lasst uns unsere Stundenpläne holen gehen.“, schlug sie vor nachdem sie noch ein wenig gekichert hatte. Wir machten uns auf den Weg zu unseren Spinden, in denen wie immer nach den Ferien unser neuer Stundenplan lag. Einige Lehrer steckten diesen vor den Ferien immer in den Schlitz des Spinds.
„Was habt ihr in der ersten Stunde?“, fragte ich als ich das merkwürdig riechende, weiß-graue Blatt in der Hand hielt. Ich schätzte die Schule legte Wert auf…Wiederverwendung.
„Mathe!“, antwortete Eve stöhnend.
„Ich auch!“, rief Mary fröhlich, „Ich liebe Mathe.“
„Nerd“, murmelte Eve und ging in Richtung Raum 4 in dem Mathe stattfand. Mary hoppelte ihr fröhlich hinterher. Ich schmunzelte. Die Beiden waren wie Mond und Sonne oder wie Nacht und Tag. Und wer was ist, war ja wohl klar. Nun sah ich auf meinen Stundenplan, ich hatte in nun eine Doppelstunde Chemie, was mich nicht wirklich erfreute. Ich setzte mich in Bewegung und ging in Raum 14. Wie in allen Räumen war die Sitzordnung in dreier Tische unterteilt die in Reihen standen. So wie man sich am ersten Tag nach den Ferien setzte, so blieb man auch. Es sei denn man wurde vom Lehrer umgesetzt. Ich setzte mich gleich in die Mitte des Tisches, denn ich war mir sicher dass Niemand neben mir sitzen wollte und so konnte ich mich zu beiden Seiten ausbreiten. Die Meisten Schüler hatten sich schon gesetzt und ich wartete gerade auf den Lehrer als mich eine männliche Stimme fragte:
„Darf ich mich neben dich setzen?“
Ohne den Fragenden anzusehen murmelte ich gelangweilt:
„Meinetwegen“
Und stützte meinen Kopf auf meinem Arm ab. Erst als der Lehrer rein kam sah ich meinen Tischnachbarn an. Ich wäre beinahe vom Stuhl gekippt als ich sah wär mich da so anzüglich anlächelte. Nathan?! Ach du heilige Scheiße. Schnell richtete ich meinen Blick zu der Tafel an der Mr. Grater gerade etwas anschrieb. Na toll, hatte er sich jetzt etwa neben mich gesetzt um mich fertig zu machen. Ich wurde von meinen Gedankengängen abgelenkt als es an der Zimmertür klopfte.

The Defenseless Teddy




„H

erein!“, sagte der Lehrer streng.
Ein Junge kam in den Raum. Und ich zuckte zusammen. Seine Aura fühlte sich so dunkel an, so dunkel wie ich es noch nie verspürt hatte. Aber das war nicht das Einzige was mir auffiel, seine Haare waren nachtschwarz, gingen bis über sein Ohr und sie hingen ihm in Stufen im Gesicht, seine Augen waren von einer Sonnenbrille verdeckt und er war ziemlich groß.
„Oh. Andrew! Kommen Sie rein.“, sagte Mr. Grater nun freundlich.
„Das ist Andrew Raven McCorin, unser neuer Schüler.“, richtete er sich an die Klasse, „Andrew setz dich neben Avril in die vierte Reihe links.“
Andrew nickte bloß und setzte sich in Bewegung.
„Ach und…“
Andrew blieb stehen und drehte sich um.
„…ich weiß nicht wie es bei Ihnen an der Schule war, aber bei uns werden keine Mützen sowie Sonnenbrillen während des Unterrichts geduldet.“
Widerwillig nickte der neue Schüler und nahm die dunkle Brille aus seinem Gesicht. Nun wurde ich aus silbernen Augen angestarrt. Ich erschauerte. Wie konnte man nur so strahlend silberne Augen haben?! Sein Blick ruhte die ganze erste Stunde auf mir in der zweiten fragte er mich ob er mit in mein Buch gucken durfte, ich bejahte und sah ihn an. Er war ziemlich blass, wie mir auffiel, nur seine Lippen waren von einem sehr hellen rosa. Als ich dann in seine Augen sah, musste ich schnell wegsehen um nicht zu hyperventilieren. Na toll. Er war genau mein Typ! Aber diesmal würde ich nicht so dumm sein wie bei Milo und ihm hinterher laufen. Ich beschloss also ihn nicht mehr anzusehen! Es war hart aber ich schaffte es, nach den beiden Stunden sprintete ich schon beinahe zum Ausgang.
Der restliche Tag verlief schlecht, wirklich schlecht. Denn als ich Milo erblickte rannte ich weg und er mir hinterher. Also verbarrikadierte ich mich im Mädchenklo und schlug auf ein Waschbecken ein. Doch durch die Erschütterung fiel der Spiegel herunter genau auf meine Hand. Ich fluchte lautstark und benutzte so böse Wörter das Dad mich erschlagen hätte, hätte er das gehört. Mit geknautschten Lippen setzte ich mich auf den Boden und wartete bis die Schule zu Ende war. Ich wollte definitiv Niemanden mehr begegnen, da meine Laune in den Keller gefallen war. Und in solchen Momenten war ich unausstehlich. So schrieb ich Eve eine SMS das sie und Mary ohne mich nachhause gehen sollten. Eine viertel Stunde nach dem Klingeln schlich ich mich aus dem Mädchenklo. Dann rannte ich die Flure entlang, bis ich gegen etwas harte rannte und sofort stehen blieb. Ich blickte hoch und sah in silberne Augen. Andrew’s einer Mundwinkel zog sich nach oben, so entstand ein süßes und äußerst schönes Lächeln.
„Äh…“
Na toll! Jetzt brachte ich noch nicht mal etwas heraus!
Er sah hinunter auf meine Hand und packte mein Handgelenk um sich meine blutende Hand genauer anzusehen. Andrew verzog das Gesicht.
„Wie ist das passiert?“, fragte leise mit einem tödlichen Unterton der mir mega Angst machte.
„Ähm… Spiegel.“
Oh nein! Wie peinlich! Spiegel! Warum zum Teufel sagte ich so einen Scheiß!?
„Was?“, fragte er verwirrt.
„Naja, ich war so wütend auf Milo also hab ich auf das Waschbecken im Mädchenklo eingeschlagen und dann ist der Spiegel auf meiner Hand zerbrochen.“
Sofort nachdem ich ihm diesen Scheiß erzählt hatte, errötete ich. Na toll, jetzt dachte er bestimmt ich bin gestört und aggressiv!
„Ich bin mir sicher dieser Milo war deine Hand nicht wert.“, meinte er und sah auf meine blutende Wunde.
„Fährst du damit noch zum Arzt?“, fragte er ohne mein Handgelenk loszulassen.
Ich schüttelte den Kopf.
„Das solltest du aber.“, meinte er dann grinste er, „Ich begleite dich auch!“
Seine Hand löste sich von meinem Handgelenk und er ging in Richtung Ausgang. Völlig perplex blieb ich einfach stehen.
Er drehte sich um und runzelte die Stirn.
„Was ist? Kommst du?“
Ich nickte vorsichtig und ging ihm hinterher. Als wir auf dem Parkplatz standen führte er mich zu seinem Auto. Es war schwarz und passte völlig zu ihm. Die Marke war mir unbekannt, aber da das Auto ziemlich sportlich aussah, schätzte ich dass es eine teure Marke war. Er hielt mir gedankenverloren die Tür auf und lächelte als ich ihn mit großen Augen ansah. Als er los fuhr schielte er kurz zu mir rüber und misstrauen schlich sich in meinen Kopf. Warum fuhr ich eigentlich mit ihm mit? Wie naiv war ich bitte schön?! Ich beruhigte mich aber schnell als Musik aus seiner Anlage strömte, aber nicht irgendwelche. Asking Alexandria, eine meiner Lieblings Bands!
„Du hörst Asking Alexandria?“, fragte ich völlig begeistert.
Er sah mich kurz verwirrt an.
„Du etwa auch?“
Ich nickte heftig und bekam darauf von ihm ein strahlendes Lächeln.
„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte ich.
„16 und du?“, antwortete er und fragte zugleich.
„15“
Er nickte bedächtig. Dann hielt er plötzlich da und ich merkte das wir auf dem Parkplatz vom Krankenhaus der kleinen Stadt Rocky Rapids standen. Sie lag nördlich von Drayton Valley und man brauchte ungefähr eine Viertel bis halbe Stunde zu Rocky Rapids. Wir stiegen aus und machten uns auf den Weg zu dem Gebäude wir wurden sofort in die Notfallaufnahme aufgenommen und ein ziemlich nett wirkender Arzt versorgte meine Wunde.
„Das könnte jetzt ein wenig wehtun.“, bereitete der Arzt mich vor. Er nahm Desinfektion Mittel und verteilte es auf der Wunde. Ich zuckte zusammen und nahm ohne nach zu denken Andrew’s Hand. Der wiederrum sah mich verdutzt an, aber drückte meine Hand leicht. Dabei fiel mir auf, das auf seinem Handgelenk kleine schwarze Vögel tätowiert waren sie sahen aus als ob sie wegflogen, irgendwohin wo niemand ihnen etwas anhaben konnte.
„So das war es auch schon.“, meinte der nette Arzt als er mir einen Verband um die Hand band.
Andrew und ich verabschiedeten uns und gingen zurück zum Auto. Wir stiegen ein und er fuhr los. Ich zeigte ihm wo ich wohnte und er begleitete mich noch zu Tür, ich schloss sie auf.
„Pass auf dich auf. Wir sehen uns morgen.“, meinte Andrew noch bevor er verschwand. Seufzend schloss ich die Tür.


Andrew


Andrew stieg in seinen Wagen, er drückte aufs Gas und fuhr los. Sie war es also. Er hatte sie sich wirklich schlimmer vorgestellt, zickiger vielleicht sogar hässlich. Die von seinem Bruder war jedenfalls alles andere als schön, aber sein Bruder Bill liebte sie trotzdem. Nun ja, er war ja auch dazu verdammt. Genauso wie Andrew. Er bog ab und fuhr in einer der belebten Stadtteile. Er brauchte nun einen Menschen den er töten konnte. Sie hatte ihn unbewusst fertig gemacht. Er wollte sich dem zwar stellen, aber dass es einen so hart trifft, hatte er nicht gedacht. Gekonnt parkte er und stieg aus. Er suchte sich den erst besten Menschen aus und packte diesen am Arm. Es war ein junger Mann von etwa 20 Jahren. Er hatte blonde, lockige Haare und Husky Augen. Aber Andrew achtete nicht wirklich auf sein Aussehen, er war mehr damit beschäftigt ihm den Mund zu, zu halten und ihn in eine der dunklen Gassen zu schleifen. Als sie in der Dunkelheit verschwunden waren ließ Andrew ihn los, hielt ihm aber sofort ein silberglänzendes Messer an den Hals. Der Junge schluckte schwer.
„Bitte tu mir nichts!“, flüsterte er rau.
Andrew seufzte.
„Genau diese Worte haben noch nie vom Töten abgehalten.“
„Bitte…“
…nicht, vervollständigte Andrew den Satz in Gedanken. Er hasste diesen Satz, noch besser er hasste die Menschen die ihn sagten. Mehr aber hasste er es noch wenn diese Menschen sich nicht wehrten. Wollten sie etwa in Demut sterben? Ohne dass sie etwas machten, einfach zu Grunde gehen?
„Ich will noch nicht sterben! Warum machst du das?!“
So langsam fing der Junge an Andrew zu nerven. Also packte er ihn und schleuderte ihn an die gegenüberliegende, dreckige Wand.
„Bitte tu mir nichts an!“, meinte der Junge ängstlich. Er war wirklich ein Weichei. Warum stand er nicht auf und kämpfte? Warum verdammt noch mal wehrte er sich nicht?!
Blut lief dem Jungen über die Stirn, er fing an zu weinen.
Das ist doch nicht sein Ernst, dachte Andrew wütend. Er beugte sich zu dem Jungen hinunter.
„Wie heißt du?“
Der Junge schluckte.
„Ted“, antwortete er. Andrew musste schmunzeln über diesen Namen, hörte sich an wie Teddy und das passte sehr gut, wie er fand.
„Bitte töte mich nicht!“
Andrew lachte freudlos.
„Das hier Ted…“, er schnitt sich mit dem Messer eine Wunde in den Arm, aus der sofort dunkel rotes Blut floss, „wird schlimmer sein als der Tod.“
Nun schnitt er auch Ted in den Arm, aus dessen Arm nun hellrotes Blut floss. Danach hielt Andrew seinen blutenden Arm an den Arm seines Gegenübers. Das helle und das dunkle Blut vermischten sich.
„Siehst du dass Ted?“
Ted starrte perplex auf das vermischte Blut an seinem Arm.
„Das wird dein Untergang sein.“, meinte Andrew fröhlich.
Dann stand Andrew auf und ging.

The Dead Bitch



A

ls ich am nächsten aufwachte, schien die Sonne mir mitten ins Gesicht. Ich stöhnte an genervt und stolperte leicht tollpatschig aus dem Bett. Meine nackten Füße platschten auf dem Parkettboden, dieses Geräusch folgte mir bis zum Badezimmer in dem ich mir wie immer ein Bandshirt und eine Röhrenjeans anzog.
Es klopfte an der Tür.
„Was ist Dad?!“, fragte ich mies gelaunt.
„Wir müssen heute Nachmittag noch zu den Jenkins!“
„Warum? Wir waren doch erst letzte Woche bei ihnen.“
„Ja schon, aber ihre Tochter Juliette ist gestern Abend ermordet worden.“
„Was?!“
Ich verschluckte mich an meiner Zahnpasta.
„Du hast schon richtig gehört! Ich muss ihnen mein Beileid wünschen und ich erwarte von dir, dass du mitkommst.“
„Ja ok, mach ich.“
Es interessierte mich wirklich blendend wer sie umgebracht hatte und wie es derjenige getan hatte. Meine Neugier hatte damit etwas zutun das ich ein wenig sadistisch veranlagt war, aber auch weil ich Juliette nie gemocht hatte. Sie war die feste Freundin des Kumpels von Nathan dessen Namen ich bis heute nicht kannte. Und sie war genauso zickig, arrogant und herablassend gewesen.
Deshalb hatte ich auch kein Mitleid mit ihr, noch war ich sonderlich überrascht das sie umgebracht wurden ist. Sie hatte viele Feinde. Ich wäre sogar nicht überrascht wenn ihr kleiner Bruder George ihren violetten Föhn in ihre Designer Badewanne geschmissen hätte, nur damit sie ihren pink bemalten Mund hielt. Ihr Bruder war nämlich der, von ihr ernannte, Schulstreber und hatte damit ein echt mieses Leben. In der Schule fragte ich gleich Eve und Mary, ob sie schon von dem Tod des Mädchens gehört hatten. Eve bejahte natürlich, da sie sich jeden Morgen die Todesanzeigen durchlas. Mary allerdings wusste davon noch nichts und zeigte sich ziemlich erschüttert. Sie mochte sie zwar auch nicht, war aber in solchen Sachen ziemlich sensibel. Eigentlich war sie überhaupt sensibel.
„Ich hätte es auch gerne gemacht.“, gestand Eve auf dem Weg zu unseren Spinden.
„Ich auch!“, seufzte ich.
„Spinnt ihr?! Morden ist eine Todsünde! Außerdem hättet ihr Lebenslänglich bekommen!“
Eve fing an zu lachen.
„Na und?“, fragte sie unnachgiebig.
Auch ich fing an zu lachen, dann hörte ich augenblicklich auf.
Ich musste jetzt zu Chemie, stellte ich fest. Zu Andrew. Und zu Nathan. Und das nun für das ganze Jahr!
Nicht das ich Andrew nicht mochte, aber er war echt komisch und machte mir schon ein bisschen Angst und dazu sah er noch außerordentlich gut aus. Weswegen ich ihn nicht an mich heran lassen sollte. Ich wollte ja nicht wieder so enden wie vor ein paar Wochen als Milo mir fremdging. Und Nathan war eingebildet und sexy. Das 2. bereitete mir keine Schwierigkeiten, ich hasste ihn eher als das ich auf ihn stehen würde. Aber mit dem 1. kam ich nicht klar. Ich hasste eingebildete Menschen.
„Erde an Avril! Ich sagte du musst jetzt zum Unterricht bevor es klingelt!“, schrie Eve und fuchtelte mir mit ihren Händen vor dem Gesicht herum.
Ich schüttelte abwesend den Kopf und machte mich auf den Weg in den Chemieraum. Völlig verstört setzte ich mich neben Nathan, der mich ziemlich komisch angrinste.
„Avril? Du heißt doch Avril, oder?“
„Hmm.“, grummelte ich.
Wenn er mir jetzt sagt dass ich aussehe wie ein Emo, werde ich ihn schlagen, dachte ich angepisst.
„Gehst du mit mir aus?“, fragte er.
Ich verschluckte mich an meiner eigenen Sabber. Was?!
Genau in diesem Moment kam Andrew in den Klassenraum. Er schien es gehört zu haben und sah Nathan mit einem tödlichen Blick an. Warum nur?
„Ähm…nein. Tut mir leid.“, nuschelte ich. Andrew setzte sich ohne einen Ton neben mich. Als der Lehrer den Raum betrat ging meine Hand sofort nach oben.
„Ja, Avril?“
„Kann ich mich umsetzen?!“
Nathan sah mich geschockt und beleidigt zu gleich an, Andrew allerdings hatte ein Lächeln im Gesicht.
„Warum denn das?“
„Naja hier hinten ist die Luft so… schlecht.“, log ich.
Ich weiß eine dämliche Ausrede.
„Nun hier vorne ist sie auch nicht besser Mrs. Foster.“
„Ja, vielleicht.“, meinte ich nur und wurde still.
„Was zum Teufel sollte das?!“, fragte Nathan wütend.
„Ich will nur nicht mehr neben dir sitzen!“, fauchte ich.
Am Ende der Stunde murmelte Nathan:
„Du wirst schon sehen was du davon hast!“
Er ging. Arschgeige, dachte ich und stand ebenfalls auf.
Es fiel mir gar nicht auf das Andrew mir folgte, doch als ich an meinen Spind kam stand er vor mir.
Er sah mich an und legte den Kopf schief.
„Menschen sind komisch. Besonders dieser Nathan.“, murmelte er und das sehr leise. Ich hatte mich vermutlich verhört. Denn, warum sollte er Menschen sagen? Er war doch selbst einer!
Er schüttelte den Kopf und sein nachdenkliches Gesicht wurde weich.
„Ich wollte dich fragen ob ich mir deine Chemie Mappe ausleihen darf, um deine Notizen und die Arbeitsblätter zu kopieren.“
„Äh…“
Ich war zu gefangen von diesen silbernen Augen um etwas zu sagen. Er lächelte immer noch und wartete geduldig.
„…klar!“
Ich drückte ihm meine Mappe etwas zu fest in die Hand. Unsere Hände berührten sich und ein Kribbeln fuhr hoch bis zu meinem Arm. Ich zuckte zusammen und zog meine Hand weg. Sein Lächeln verschwand augenblicklich und er ging mit einem leisen „Danke“. Andrew war irgendwie komisch, aber das lag wahrscheinlich eh nur an mir. Am Nachmittag saßen Dad und ich zusammengequetscht auf dem kleinen Sofa der Jenkins. Juliette’s Mom, Alana Jenkins hatte bloß einen Bademantel an und Lockenwickler in den Haaren. Sogar eine Gesichtsmaske schmückte ihr Gesicht.
War die Frau denn gar nicht deprimiert und traurig. Ihr Mann hatte ein Pokerface aufgesetzt, doch in seiner großen Hand thronte ein Whiskeyglas und dieses war auch noch randvoll mit dem hochprozentigen Gemisch.
Während mein Dad also versuchte der Familie Mut zu machen, schloss Ms. Jenkins ihre Augen und bestückte diese mit Gurkenscheibchen. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich unterbrach Dad einfach.
„Darf ich fragen, wie ihre Tochter ermordet wurden ist und ob sie schon wissen wer es war?“
Ich war einfach zu neugierig!
Alana rührte sich kein Stück, aber Mr. Jenkins beantwortete meine Frage:
„Sie war einfach zu schön! Es hat sie umgebracht! So ein verdammter Vergewaltiger hat sie vergewaltigt und dann einfach erstickt.“
Also wurde sie vergewaltigt? Vielleicht von einem dieser Jungen dem sie einem Korb gegeben hatte oder sogar von Nathan’s Kumpel?! Ich grübelte lange darüber nach. Aber Fakt war das sie tot war und das hatte sie irgendwie auch verdient. War es gerechtfertigt von mir so zu denken oder war ich nicht besser als sie? Ich beschloss am nächsten Tag George, Juliette’s Bruder, mein Beileid zu wünschen. Was ich dann auch tat. Am nächsten Morgen kam ich etwas früher in die Schule, da ich wusste das George das auch tat um mit seinem Computerclub einige Sachen zu besprechen. Sie entwickelten nämlich zusammen ein Computerspiel, etwas wofür ich schon zu dumm war.
„Hey!“, meinte ich zu ihm.
Er stand in einer Ecke mit seinen „Kollegen“ (zu denen auch Gregory gehörte, ich hasse ihn). Natürlich sah er mich lüstern an und verübte um das Fass zum überlaufen zu bringen noch einen Augenbrauenroller. Oh, ich könnte seinen Kopf immer wieder schön gegen eine Wand schlagen. Danach hätten die langweilig weißen Wände im Schulflur auch eine weit Aufregendere Farbe. Nämlich blutrot!
„Oh hey, Avril!“
Er hatte mir eine Zeit lang Nachhilfe gegeben, deshalb hatten wir uns auch angefreundet.
„Es tut mir Leid wegen das mit deiner Schwester.“
George lächelte nickend.
„Danke.“
Ich stellte mich zu den etwas freakigen Jungs und wir unterhielten uns eine Weile über Juliette’s Tod. Am Ende fragte ich George ob er mir wieder Nachhilfe in Mathe geben könnte. Er bejahte und das fand ich wirklich nett. Wir verabredeten uns für morgen Nachmittag und ich verabschiedete mich und ging zu Chemie.

You And I




I

n Chemie angekommen wurde ich von links und rechts, schlichtweg gesagt, begafft. Einmal von Andrew und dann noch von Nathan. Und das die ganzen, verdammten, zwei Stunden lang. Irgendwann wurde es mir wirklich zu viel und ich sank im Stuhl zurück. Aber was sollte ich gegen ihre bohrenden Blicke unternehmen? Sie anschreien das sie mich nicht so anstarren sollen und dafür noch länger in der Schule sitzen, weil ich dann höchst wahrscheinlich nachsitzen musste?! Ich war heilfroh als die Schulglocke läutete und ich endlich nicht mehr diese Blicke auf mir spüren musste. Ich holte gerade aus meinem Spind die Sachen für die nächste Stunde, als ich einen kleinen zusammengefalteten Zettel fand. Ich machte ihn stirnrunzelnd auf:
Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht mit mir ausgehen willst?
Sofort zerknüllte ich den Zettel wütend und schmiss ihn demonstrativ vor Nathan’s Füße. Er stand gerade vor seinem Spind, der nur ungefähr fünf Spinde von meinem entfernt war. Seine Lippen formten ein: Wie du willst.
Er lächelte, dann beachtete er mich nicht weiter.
Ich hätte wirklich am liebsten auf ihn eingeschlagen, solange bis er einfach nicht mehr aufstand und mich nicht mehr zur Weißglut bringen konnte.
Am nächsten Tag kam George zu mir, um mir Nachhilfe zu geben. Wir beschlossen es nun jeden Donnerstag zu machen. Er war wirklich intelligent und konnte mir vieles echt verständlich machen. Das schaffte nicht jeder. Eigentlich war George der einzige Nachhilfelehrer der es schaffte mir etwas zu erklären ohne das ich einschlief, es nicht verstand oder ich erst gar nicht zuhörte. In Mathe war ich nämlich echt furchtbar schlecht! Heute in der Schule war Andrew nicht da und Nathan hatte wohl die Stunde geschwänzt. So konnte ich wenigstens ungestört auf Chemie achten. Auch wenn meine Gedanken manchmal um Eve kreisten. Sie benahm sich an dem heutigen Tag wirklich komisch. Sie schien so traurig und abwesend. Oder bildete ich mir das nur ein?
Kopfschüttelnd schlüpfte ich unter meine Bettdecke und schaltete meinen kleinen Flachbildfernseher an. Ich sah ein wenig Emergency Room und als es kurz vor halb 11 war wunderte ich mich, dass Dad nicht wieder einen auf „Hey, ich bin auch noch da“ gemacht hatte und mir nicht Bescheid gegeben hatte, endlich den Fernseher aus zu machen. Da ich aber müde war nutzte ich die Gelegenheit nicht aus und schaltete den Fernseher ganz einfach aus. Ich schloss die Augen und schlief kurz darauf ein. Bis ein störendes „Klopf, Klopf“ zu vernehmen war und ich vor Schreck aufsprang. Was war das? Ich blickte mich im Zimmer um. Mein Blick schweifte zu meinem Fenster. Ich erschrak. Andrew?! Ohne nachzudenken lief ich zum Fenster und öffnete es. Silberne Augen blickten mich unverwandt an.
„Was machst du hier?!“, fragte ich etwas zu laut.
Er führte seinen Zeigefinger zu seinem Mund und murmelte ein „Pscht“. Andrew hockte auf meiner Fensterbank und sprang nun in mein Zimmer. Seine schwarzen Haare hingen ihm wieder so süß im Gesicht und das matte Licht das vom Mond stammte ließ ihn mysteriös erscheinen.
„Ich wollte dich nur sehen.“, flüsterte er.
Ich setzte mich verwirrt auf meinen Scheibtischstuhl. Er sah mich erst eine Weile an, dann setzte er sich vor mir im Schneidersitz auf den Boden. Er sah die ganze Zeit zu mir hoch und wartete auf irgendwas. Nur auf was?!
„Du wolltest mich sehen?“, fragte ich unsicher.
Er nickte stumm.
„Warum?“, fragte ich nun.
Sein Blick wurde starr.
„Ich kann es dir nicht sagen.“
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
Er seufzte.
„Noch nicht.“
Ich stand auf und setzte mich neben ihm auf den Boden, ich zog meine Beine an meinen Körper und schlang meine Arme um sie. So saßen wir einen Moment nur da und sahen uns nur in die Augen. Ich akzeptierte seine Antwort.
„Ich mag deine Augen.“, meinte er plötzlich.
Ich kicherte.
„Meine Augen sind unspektakulär braun. Deine sind viel cooler!“
Er legte seinen Kopf schief.
„Sie sind nicht unspektakulär! Sie haben so ein tolles schokobraun mit grünen Sprenkeln und einem schönem, sanften Glanz.“
Er seufzte.
Und ich fragte, so dumm wie nie:
„Was?!“
Er sah mich kurz an. Ich hatte halt nicht besonders viel übrig für das romantische Zeugs.
„Ach egal. Es ist schon spät. Ich gehe lieber wieder!“
Andrew stand schnell auf und sprang ohne zu zögern durch das offene Fenster. Hoffentlich bricht er sich nichts!, dachte ich panisch und rannte zum Fenster. Doch unten war nichts, weder ein verletzter Andrew, noch ein normal gehender Andrew. Ich runzelte die Stirn. Äußerst komisch. Am nächsten Morgen war ich verwirrter denn je und ziemlich müde. Mürrisch stampfte ich ins Bad und putzte mir fast schon aggressiv die Zähne. Als ich die Zahnpasta ins Waschbecken spuckte, war der sonst weiße Schaum sogar rot! Nun wurde ich sogar überflüssigerweise wütend wegen dem Blut, ich zog mir schnell eine zerrissene Röhrenjeans an und schlüpfte in ein Bandshirt von Bless The Fall. Dann rannte ich die Treppe hinunter, stoppte aber als ich sah, dass Dad sich’s auf der 1. Stufe bequem gemacht hatte.
„Warum hast du mir gestern nicht Bescheid gesagt, dass ich schlafen gehen muss? Versteh mich nicht, falsch es stört mich nicht im Geringsten, aber komisch finde ich es schon!“
„Isch war inen drinken!“, meinte er nur unverständlich.
Ich sah ihn entsetzt an.
„Bist du betrunken?!“
Er lachte.
„In klenes bissel! Hahahaha!“
Ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht. Weltpremiere! Daddy war dicht! Ich klopfte ihm auf die Schultern.
„Bin stolz auf dich, trotzdem sollte ich dich jetzt ins Bett bringen. Dann kannst du deinen Rausch ausschlafen.“
Dad nickte. Ich packte ihn schleppte ihn hinter mir her in sein „Horror“-Schlafzimmer. Es war für mich „Horror“, weil es nur aus der Farbe Weiß bestand. Der Boden war weiß, die Wände waren weiß, das Bett war weiß, der Schrank war weiß und sogar Dad’s Pantoffeln neben dem Bett waren weiß!
„Uff…“, murmelte ich als ich ihn auf das Bett schmiss.
Ich ging gerade in den Flur und zog mir Vans mit totenkopfdruck an, als es an der Tür klingelte. Seufzend machte ich sie auf und erblickte meine Tante vor mir. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Hey rate mal wo ich Gestern Abend eingezogen bin!?“
Ich sah sie mit großen Augen an, dann umarmte ich sie lachend.
„Wir sind jetzt Nachbarn?!“
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Oh ja!“
„Oh Mann, ich hab dich so lieb!“
Sie lachte.
„Ich dich auch. Sag mal, soll ich dich zur Schule fahren?“
„Gerne!“, stimmte ich zu.
Wir stiegen zusammen in ihren kleinen, blauen VW und sie fuhr los.
„Avril?“
„Hmm?“
„Ich habe mich vor kurzen etwas entschlossen und dann auch getan.“
Ich runzelte die Stirn.
„Was meinst du?“
„Ich habe einen 16 Jährigen Jungen adoptiert. Er war der Sohn einer alten Freundin von mir, die allerdings ums Leben kam. Wie du weißt wollte ich schon immer Kinder, aber ich hatte nie den richtigen Mann, mir kommt es nun so vor als würde ich, nun ja, etwas verpassen ohne ein Kind.“
Ich war völlig baff, so kannte ich Shirley gar nicht!
„Stört es dich nun so etwas wie einen Cousin zu haben?“
„Ähm…nee. Eigentlich nicht. Es kommt nur so plötzlich. Ich meine gestern warst du noch nur Tante Shirley und heute bist du Tante Shirley mit Sohn! Aber es stört mich nicht. Wie heißt er denn?“
„Jonas.“
Ich nickte. Shirley hielt an und lies mich auf dem Parkplatz der Schule raus. Gelangweilt ging ich zum Gebäude. Jonas also, der ab sofortige Sohn meiner Tante! Wie verrückt konnte es noch werden? Sam wartete an der Eingangstür auf mich, ein Lächeln zierte sein etwas zu blasses Gesicht.
„Hey!“
„Hi“, gab ich schlecht gelaunt von mir.
„Ist etwas?“, fragte er als wir zusammen zu meinem Spind gingen.
„Ja.“
„Was denn?“
„Meine Tante hat einen Sohn.“
„Oh, sie ist schwanger!? Das ist doch eigentlich gar nicht so schlecht!“
„Nein, sie hat einen Jungen adoptiert!“
„Oh. Wie alt ist er denn?“
„16“, grummelte ich.
Er lachte. Der Tag war wie ein Kaugummi, er verlor immer mehr seinen Geschmack. Doch als Andrew mich in Chemie plötzlich fragte, ob er bei mir vorbei schauen durfte, war es wie als hätte man mein geschmackloses Kaugummi gegen ein neues eingetauscht hätte. Und es schmeckte so viel besser. Andrew klingelte wirklich um punkt 5 Uhr an meiner Tür, keine Sekunde länger oder früher. Nervös und mit nassen Händen öffnete ich ihm die Tür und lies ihn rein.
„Hi“, murmelte ich.
Doch er antwortete nicht.
„Ist dein Dad da?“
Ich kicherte.
„Ja. Er schläft immer noch einen Rausch aus.“
„Er war betrunken?“
Ich nickte. Andrew legte den Kopf schief.
„Behandelt er dich schlecht?“, fragte er plötzlich und seine Gesichtszüge spannten sich an.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich liebte es wenn er plötzlich anfing zu lächeln, auch wenn es immer nur ein Kurzes war.
„Wollen wir spazieren gehen? Ich kann dir die Stadt ein bisschen zeigen.“
Er nickte dankbar. Wir gingen zusammen durch die Tür ins Freie. Andrew sagte die ganze Zeit kein Wort, doch dann fragte er:
„Hast du Angst vorm Dunklen?“
Ich zuckte die Schultern.
„Nein.“, ich sah gen Himmel, „Eigentlich nicht.“
Er nickte.
„Warum fragst du?“
Er umging meine Frage mit einer Gegenfrage:
„Gehst du nachts oft nach draußen?“
„Nein, wieso?“
„Nur so.“, meinte er und sah mir in die Augen. Da ich so von seinen silbernen Augen vereinnahmt war, fragte ich zur Ablenkung:
„Hast du von Juliette gehört?“
Er sah auf einmal ganz schuldbewusst drein.
„Ja. Es ist bedauerlich.“
Es kam mir so vor als würde er lügen. Aber das kam war bestimmt nicht so, wieso sollte er auch lügen?
„Ich finde sie hat es verdient.“, meinte ich hart.
Er runzelte die Stirn und wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
„Wirklich? Du bist nicht erschüttert?“
„Doch, vielleicht ein bisschen. Aber das nur weil sie vergewaltigt wurde.“
„Hmm.“, murmelte er.
Langsam verabschiedete sich die Sonne vom Himmel und das Licht verließ die Straßen. Unsere Schritte hallten vom Boden wieder und es schien als wären wir die einzigen Personen in der Stadt. Denn Niemand anderes war zusehen. Plötzlich blieb ich stehen.
„Was ist los?“, fragte Andrew mich neugierig.
Ich zeigte auf den Spielplatz der sich neben uns erstreckte.
„Das ist der Valley Spielplatz.“, flüsterte ich.
„Na und?“
Ich sah ihn ängstlich an
„Da spukt es.“, meinte ich todernst.
Er sah mich kurz an, dann lachte er.
„Das meinst du nicht ernst.“, kicherte er.
Ich sah ihn etwas beleidigt an.

Ghost-Girl




„D

a wurde mal ein kleines Kind misshandelt und danach umgebracht.“, meinte ich beleidigt.
„Und du denkst das Kind spukt da jetzt herum und erschreckt kleine arme, braunhaarige Mädchen?“
„Hey! Soll das jetzt eine Anspielung auf meine braunen Haare sein?“, schmollte ich.
Wieder lachte er.
„Vielleicht.“, er sah mich herausfordernd an, „Lass uns schaukeln gehen!“
Andrew nahm meine Hand und zog mich mit auf den gruseligen Spielplatz.
„Andrew Stopp! Bitte! Ich will da nicht rauf gehen…“
Ich stockte. Vor uns erstreckten sich viele Spielgeräte, eine Rutsche, einen Sandkasten, eine Wippe und natürlich die angesprochene Schaukel. Doch die Schaukel war nicht leer. Auf ihr saß ein kleines Mädchen. Ihr weißes Kleid, das sich eng um ihren kleinen Körper schmiegte, war voller Blut und dem Mädchen fehlte ein Arm. Ich schnappte nach Luft. Und endlich blieb auch Andrew stehen.
„Siehst du?! Was hab ich dir gesagt?! Ich will hier weg!“
Andrew drehte sein Gesicht zu mir und sah mich mit großen Augen an.
„Du siehst sie auch?“, fragte er leise.
„Na-natürlich.“, stotterte ich.
Er sah mich verwirrt an.
„Warum siehst du sie?“
„Was? Woher soll ich das wissen?! Ich habe Angst, lass uns verschwinden!“
„Du brauchst keine Angst haben.“, sagte er sanft und zog mich zu dem Mädchen. Ich sträubte mich nach Leibeskräften doch es nützte nicht. Andrew war einfach zu stark.
„Solche Geister tun nichts. Sie sind einfach da und wollen dass Menschen sie sehen. Doch es gibt keine Menschen die sie sehen. Außer dich.“
Mein Mund formte sich zu einem verwirrten „O“.
Wollte er mich verarschen?
„Was meinst du damit?“
Wie immer umging er meine Frage einfach:
„Siehst du, sie tut dir nichts.“
Das Mädchen begann zu Lächeln, streckte ihren gesunden Arm nach mir aus und kicherte glockenhell. Sie sprang auf und lief davon, während ihre blonden Locken hin und her wackelten färbte der Himmel sich nun ganz schwarz und ein Gewitter zog auf. Regen begann auf uns nieder zu prasseln. Andrew und ich rannten den restlichen Weg nachhause um nicht ganz nass zu werden. Doch es funktionierte nicht. Als wir vor meinem Haus standen waren wir klatschnass. Dazu muss ich sagen dass Andrew einfach toll aussah mit seinen nassen schwarzen Haaren, die ihm im Gesicht klebten. Ich allerdings war einer Vogelscheuche ähnlich. Meine Haare standen nämlich zu allen Seiten ab. Andrew umarmte mich kurz was ein Kribbeln in meiner Bauchgegend verursachte, dann ließ er von mir ab, lächelte und murmelte ein „Wir sehen uns“. Kurz darauf verschwand er. Wütend trat ich gegen die Haustür. Warum hatte er mir nicht einfach erklärt was es mit diesem Mädchen auf sich hatte? Und warum beantwortete er nie meine Fragen?! Eines war sicher! Ich würde es jemanden erzählen müssen. Doch wem konnte ich anvertrauen, dass ich ein merkwürdiges Mädchen gesehen hatte, ohne dass dieser Jemand mich für verrückt erklären würde? Ok, Mary ging nicht, sie würde wahrscheinlich bloß große Augen machen und Ave Maria singen. Und Dad? Dad würde mich auslachen und sagen ich solle nicht immer diese schwachsinnigen Horrorfilme gucken. Aber Eve, Eve würde mir glauben, da war ich mir ganz sicher. Gerade mal als ich fertig war mit dem Denken dieses Gedanken rannte ich auch schon zum Telefon. Hastig flogen meine Finger über die schwarzen Tasten und landeten letztendlich auf dem grünen Hörer. Noch während das nerv tötende Piepen kam rannte ich hinauf in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Gerade als ich es mir bequem gemacht hatte, dröhnte Eve’s Stimme aus dem Hörer.
„Hey ich bin’s Avril.“, gab ich aufgeregt von mir.
„Oh. Hi.“
Sie klang enttäuscht. Sofort hackte ich nach und mein eigentliches Problem war vergessen.
„Eve? Ist alles in Ordnung?“
Stille. Dann fing sie an zu schluchzen.
„Eve?!“
Ich war völlig aufgelöst. Ich hatte das starke Gothic-Mädchen noch nie weinen hören.
„Avril ich hab mich verliebt.“
„Was?!“
Und das hatte ich bei ihr auch noch nicht erlebt.
„In Justin. Es ist schrecklich.“
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
„Wer ist Justin?“
„Nathan ’s Kumpel. Der der mich immer Emo und Grufti nennt. Deswegen ist es ja so schrecklich.“
Nathan ‘s Kumpel und der Freund von der toten Juliette, hieß also Justin?
„Außerdem glaube ich er weiß dass ich mich in ihn verliebt habe und er nutzt es aus. Letztens hat er mich gefragt ob ich mit ihm ins Kino will, aber er ist einfach nicht erschienen. Und seitdem macht er mich immer mehr fertig, es tut so weh, Avril.“
„Ach du heiliges getuntes Bike.“, murmelte ich und ließ den Hörer fallen.
War das es etwa was Nathan meinte? Ich würde es bereuen, hatte er gesagt. Hatte er etwa ein Auge auf Eve geworfen und will es mir jetzt mit ihr heimzahlen? Nein das konnte nicht sein, noch besser, es durfte einfach nicht sein! Ich hob den Hörer wieder auf und meinte hastig:
„Hör mir zu Eve, vergiss ihn. Ignorier ihn einfach! Hörst du? Lass dich nicht auf ihn ein, egal was er verspricht oder sagt!“
„Ist gut… warum hast du mich jetzt eigentlich angerufen?“
Ich seufzte, sollte ich es ihr erzählen? Ich entschloss mich für ein klares „Nein“. Eve hatte eindeutig zu viele Probleme, ich wollte sie nicht noch mehr belasten.
„Och… ich wollt nur wissen wie es dir geht. Und anscheinend sieht’s nicht so rosig aus.“
Eve schniefte und erläuterte mir noch eine ganze halbe Stunde lang wie scheiße die Welt doch. Ich meine zu wissen dass sie noch nie so lange am Stück gesprochen hatte. Als das Gespräch beendet war und das Telefon wie unbenutzt wieder auf seiner Station stand, beschloss ich nach Dad zu sehen. Doch als ich das weiße Zimmer betrat, war niemand drin.
„Dad?“, schrie ich und drehte mich im Flur im Kreis.
Hoffentlich war er nicht wieder saufen, dachte ich. Ich hatte mich zwar gefreut das er sich endlich mal fallen lassen hat, doch wenn das so weiter ging würde ich später noch einen Alkoholiker hier sitzen haben. Etwas gelangweilt schritt ich zum Kühlschrank und holte mir einen Jogurt hinaus. Damit setzte ich mich an den Küchentisch und aß ihn. Als ich auf die digitale Uhr sah die am Herd mit eingebaut war, erschrak ich. Es war bereits 23 Uhr. Wo blieb Dad nur? Er müsste eigentlich schon längst hier sein und mir sagen, dass ich ins Bett muss. Genies es einfach Avril, redete ich mir ein. Es war ja nichts schlimmes das er neuer Dings spät nachhause kam, es war ja so vorteilhaft für mich. Das schlechte Wetter hatte sich immer noch nicht gelegt und so entstanden viele komische Geräusche die mich an das geheimnisvolle Geistermädchen erinnerten. Dies wiederum machte mir eine schreckliche Angst. Wer wusste schon was es mit diesem Mädchen auf sich hatte. Und dass sie harmlos war, wie Andrew sagte, glaubte ich nicht. Vielleicht wollte sie ja Rache und den wieder finden der ihr das angetan hatte. Nur wer hatte ihr das angetan? War es vielleicht der, der auch Juliette auf dem Gewissen hatte? Die Polizei hatte den Täter nämlich nie gefunden. Und ich wusste dass der verstümmelte, kleine Körper auf Drayton Valley Friedhof friedlich schlummerte. Also musste es ein Geist sein. Doch so genau wusste ich es eigentlich ja auch nicht, vielleicht sollte ich einfach morgen mal dort hingehen. Plötzlich klopfte es an der Tür, was mich aufschrecken ließ. Es war wie in einem Klischeehaften Horrorfilm indem die Mädchen kurz vorher einen Geist gesehen hatten und dann einfach die Tür aufmachten. Aber so dumm war ich nicht. Ohne zu zögern holte ich ein Küchenmesser aus einen der weißen Schubladen und ging damit zur Tür. Vorsichtig öffnete ich die Tür aber nur so weit wie die kleine, goldene Kette, die an Tür und Angel befestigt war, es zuließ. Das erste was ich sah war ein weißes blitzendes Lächeln. Nun öffnete ich die Tür ganz, immer noch mit meiner Waffe in der Hand. Ein Schrei entwich mir. Der Junge vor mir sprang geschockt zurück und seine großen, roten (!) Augen (die mich im Übrigen zum Schreien gebracht hatten) wurden noch größer.
„Was ist mit deinen Augen!!?“
„Woah! Das sind nur Kontaktlinsen!“
Meine ganze angehaltene Luft entwich meinen Lungen und ich stützte mich am Türrahmen ab. Erst jetzt viel mir auf das der Typ vor mir blutrote Haare hatte und das wohl einfach zu seinem Style gehörte. Ich verliebte mich jetzt schon in seine Haare, da ich auf solche Haarfarben stand und sie so lang wie Andrews waren.
„Wer bist du?“, keuchte ich.
Der Typ vor mir lachte, er war ungefähr so alt wie ich, hatte eine schwarze Jeans an und rote Converse Chucks.
„Ich bin Jonas.“

I Hope It’s A Date




E

s dauerte ein bisschen bis ich checkte was er da gerade gesagt hat. Dann aber wurden meine Augen groß und ein Lächeln schmückte mein müdes Gesicht. Herzlich umarmte ich meinen neuen Cousin. Als ich mich wieder löste, lächelte Jonas.
„Huh. Ich bin so glücklich das du nicht so bist wie ich mir dich vorgestellte habe!“
Jonas runzelte die Stirn.
„Wie hast du dir denn mich vorgestellt, hä?“
„Ich weiß nicht, wie so ein Freak eben.“
Jonas lachte.
„Ich wollte auch nur hier vorbei schauen um dich mal zusehen. Sorry falls ich dich geweckt habe.“
„Nein hast du nicht.“
Plötzlich beugte sich Jonas erneut vor. Seine Arme schlangen sich um mich und er flüsterte mir ins Ohr.
„Gute Nacht, Avril.“
Genauso schnell wie er mich umarmt hatte ließ er mich auch wieder los, lächelte und ging die Straße hinüber. Ein Luft Stoß wehte hinein, ich begann zu frösteln und schlang meine Arme um meinen Körper. Es dauerte einen Moment bis mein ganzer Körper kalt wurde und ich die Haustür schloss. Ich machte mich fertig und kroch ins Bett. Netter Typ. Am nächsten Morgen war ich todmüde und absolut mies gelaunt. Ich stampfte förmlich zu Schule und ich war einer der letzten die sich in Chemie auf ihre Plätze setzten. Ich hatte schon lange nicht mehr so eine schlechte Laune und dazu hatte ich noch meine Periode bekommen. Während Mr. Grater über Knallgasproben laberte, aß ich sogar heimlich Schoko-Riegel. Sniggers. Ich liebte Sniggers. Andrew sah mich etwas dumm von der Seite an während ich die Schokolade förmlich in mich hinein stopfte, ich konnte einfach nicht anders. So fragte ich ihn mit vollem Mund:
„Was glotzt du so?“
Zwischen „Was“ und „Glotzt“ bis ich sogar noch einmal ab.
„Nur so.“
„Hm.“, grummelte ich und riss den nächsten Schokoriegel auf.
„Hast du Lust mit mir ins Kino zu gehen?“
Nein. Ich wollte schlafen! Schlafen, essen und noch mehr essen! Obwohl, in Kinos gab es Popcorn. Warmes, kalorienreiches Popcorn!
„Klar!“, schmatzte ich und sah zur Tafel. Zum Glück war Naithan nicht da, was meine Laune sogar ein bisschen hob.
„Um 16 Uhr, ja?“
Ich nickte und erst eine Stunde vor diesem Treffen (hoffnungsvoll Date genannt), begriff ich das dieses Treffen (Date) wirklich existierte! Ich saß gerade auf dem Sofas, aß Chips und sah mir „A Nightmare On Elm Street“ an als ich es endgültig Begriff. Ich rannte natürlich sofort vor meinem Kleiderschrank und kramte in meinen Klamotten rum. Ich wollte natürlich besonders gut aussehen! Also holte ich ein schwarzes, schlichtes Kleid heraus und Ballerinas. Ich zog mich um, glättete mir meinen Pony ins Gesicht und stockte als ich in den Spiegel sah. Ich schluckte. Das passte nicht zu mir. Es war einfach nicht ich! Also riss ich mir den Schischi vom Leib und zog mir ein Bandshirt von Bullet For My Valentine an und eine schwarze Röhrenjeans, dazu noch meine Punkstiefel und eine schlichte Kette mit Pentagramm-Anhänger. Dann klingelte es und lies mir gleichzeitig mein Blut in den Adern gefrieren. Ich lief die Treppe hinunter, stolperte kurz und machte noch beim wieder aufstehen die Tür auf. Andrews Anblick war mal wieder fesselnd. Es gibt Mädchen die würden ihn als „Emo“ oder als gruselig bezeichnen, doch für mich war er perfekt. Er lächelte leicht.
„Gehen wir?“
Ich nickte nervös und wollte gerade hinausgehen als ich noch mal schrie: „Warte!“
Ich stolperte zurück, ging nochmal in die Küche und steckte mir Schokobonbons in den Mund. Nun, ich war immer so wenn ich meine Periode hatte, aber welche Frau war das nicht?! Dann stürmte ich wieder hinaus.
„Hast du jetzt alles?“
Ich nickte, weil ich mit so vielen Bonbons nicht reden konnte.
„Wir gucken einen Liebesfilm, was Besseres gab‘s auf die Schnelle nicht, ist das ok?“
Wieder ein Nicken, dabei hasste ich Schnulzen wie die Pest. Aber das war egal. Hauptsache Andrew war da…
Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und Andrew fuhr sofort los. Leise Musik fing an das Auto zu füllen, ich erkannte es sofort. Aber wer erkannte AC/DC nicht?! Die größte Hardrock Band der Geschichte wischte meine Nervosität mit nur einem Gitarrenriff weg. Entspannt lehnte ich mich zurück und genoss die Klänge.
„Magst du AC/DC?“
Ich lächelte.
„Oh, ja!“
Natürlich mussten wir aus Drayton Valley raus, weil dieses Kaff kein Kino besaß. Aber die halbe Stunde lohnte sich. Denn das kleine Kino das wir erreichten war wirklich lohnenswert. Gemütlich, mit leckerem Popcorn und schönen, gemütlich Doppelsitzen. Natürlich saßen Andrew und ich in einen von diesen. Der Film begann schnulzig und endete schnulzig, wirklich nichts Besonderes! Ich aß Mengen von Popcorn, die Andrew mir wie selbstverständlich bezahlte, was mir aber ein wenig unangenehm war, das ich ungelogen 5 Packungen leerte. Danach hatte ich zwar noch Appetit auf Popcorn, sagte aber nichts. Fünf Maxi-Packungen waren schon peinlich genug. Auf dem Weg nachhause schlief ich beinahe ein, doch ich riss mich noch gerade so zusammen. Das war doch immer so! Erst kamen die Fressattacken und dann die Müdigkeit! Als wir vor meinem Haus hielten fühlte ich mich wie eine Schlaftablette und ging auch wie eine zur Haustür. Andrew stand neben mir und hielt mich plötzlich auf, als ich die Tür aufschließen wollte. Perplex sah ich ihn an. Er beugte sich vor. Nein, nicht jetzt. Es war so ein nicht besonderer Moment. Doch seine Lippen berührten meine. Es war nur ein einfacher Kuss, wie als würde man seine Eltern ein Küsschen geben, doch er sorgte bei mir für einen ordentlich Adrenalinschub, so war es nie bei Milo gewesen. Er löste sich von mir und irgendwie entschuldigend und… mitleidig?! Ohne ein Wort ging er. Einfach so. Ich schluckte. Dann setzte ich mich auf die Stufen zu die auf die Veranda führten. Ein Bibbern durchzuckte meinen Körper. Mir wurde ungewohnt kalt, eiskalt. Das Bibbern wurde mehr, unkontrolliert. Kalter Schweiß lief mir den Rücken hinunter und meine Augen fingen an zu Tränen. Etwas stimmte nicht. Plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz an meinem Handgelenk, als würde jemand mir Alkohol über eine offene Wunde schütten. Ich schrie. Dann sah ich geschockt auf mein Handgelenk, es wurde ganz rot und etwas Schwarzes wurde sichtbar. Wieder schrie ich. Es sah aus wie ein Punk und er schob sich schmerzvoll an die Oberfläche meiner Haut, etwas Blut entwich sogar. Und langsam erkannte ich was dieses Schwarze darstellte, ein Vogel. Es war ein verdammter Vogel! Wieder schrie ich.
„Avril?“

Crass Shit




R

ote Augen starrten mich an, Jonas.
„Avril? Was ist los?!“
Ich schluckte und bemerkte bereits den nächsten schwarzen Punkt der sich an die Oberfläche meiner Haut kämpfte, es tat höllisch weh. Und das Schlimmste, ich wusste nicht warum es geschah. Eigentlich war es völlig unmöglich! Ich war hysterisch, also rieb ich mein Handgelenk praktisch unter Jonas‘ Nase. Der sah mich überrascht an. Dann grinste er.
„Du hast dir ein Tattoo stechen lassen?“
Ich sah hinunter auf mein Handgelenk, nun zierte es mehrere der kleinen, schwarzen Vögel und es sah genauso aus wie…Andrews Tattoo. Meine Augen wurden groß und ich kratzte mich ungläubig am Kopf. Dann sah ich Jonas direkt an.
„Nein.“, ich schluckte, „Es kam auf einmal und es tat tierisch weh.“
Er lachte.
„Nette Verarsche.“
Ich schüttelte hektisch den Kopf, während er sich im Schneidersitz neben mich setzte.
„Keine Verarsche! Ich bin eben nach Hause gekommen und plötzlich fing mein Handgelenk an wehzutun und dann kamen diese…diese Vögel!“
Jonas runzelte die Stirn.
„Im Ernst?!“
Ich nickte verzweifelt.
„Krass!“
Krass, ja das traf es! Es war mehr als Krass! Es war beinahe schon gruselig. Etwas perplex rieb ich an meinem Handgelenk, in der Hoffnung diese komischen Vögel würden weggehen, doch das taten sie nicht! Jonas nahm mein Handgelenk und sah es sich genauer an.
„Krass…“
„Sag das nicht immer!“
„Aber…es ist nun mal krass. Das kann doch nicht einfach so passieren! Und du verarscht mich wirklich nicht?!“
„Nein!“, rief ich empört.
„Ist ja nur eine Frage gewesen! Ich meine so was ist kein Alltag.“
„Nein so was ist völlig unmöglich und ich brauch jetzt ein Energy-Drink!“
Er lächelte.
„Aber ich habe keine da.“, bedauerte ich.
„Ich habe welche zuhause, möchtest du?“
Ich nickte.
„Oh ja! Immerhin muss ich noch Shirley’s Haus sehen! Ist sie auch da?“
Er schüttelte den Kopf.
„Im Moment nicht.“
Wir standen auf und tatsächlich befand sich Shirley’s Haus ganz in der Nähe. Nur ungefähr 5 Häuser weiter. Es war nicht besonders groß, aber von außen machte es einen super hübschen Eindruck. Und auch als wir es betraten, schlug mir eine Wärme in Gesicht. Der Flur war braun gestrichen und rechts von mir befanden sich eine Garderobe und ein kleiner Spiegel. Mir gegenüber war eine Treppe und daneben führte ein Flur weiter.
„Du musst dich hier wohlfühlen, nicht?“, fragte ich leise. Jonas Gesicht wurde ein bisschen weicher.
„Ja, ohne Shirley wäre ich zu meinem Onkel nach Frankreich gekommen. Ich wäre dort nicht klar gekommen.“
Ich nickte nachdenklich und rieb erneut mein Handgelenk. Es fing an bestialisch zu jucken! Als wären diese komischen Vögel allein nicht schon schlimm genug…
Jonas führte mich in die Küche, sie war klein und gemütlich mit einem robusten Herd. Er machte den Kühlschrank auf und holte einen grünen Monster Energy-Drink heraus. Ich war so erleichtert als ich die Dose aufmachte und die blubbernde Flüssigkeit meinen Hals hinunter rann. Als die Dose bereits halb leer war, fragte ich:
„Gehst du bald auf meine Schule?“
Jonas nickte, kaum merklich, angespannt. Klar, niemand freute sich auf die Schule.
„Ja, nächste Woche.“
Ich nickte. Jonas und ich redeten noch ein bisschen, dann ging ich wieder nachhause. Und ich versuchte dort mit aller Kraft und viel Seife diese komischen Dinger abzuwaschen, doch es gelang mir nicht.
An diesem Wochenende stand das alljährige Gründerfest von Drayton Valley an. Ich wurde wie jedes Jahr in ein weißes Sommerkleid gestopft und zwar höchstpersönlich von meinem Dad. Ich bekam sogar eine goldene Kreuzkette verpasst. Jetzt fehlte nur noch so ein Kleber der die Lippen oben hielt, damit man ein Dauerlächeln hatte, wie auf Schönheitswebbewerben. So wurde ich mit einem Stand für Alkohol auf dem Festplatz abgesetzt. Ich war kurz davor die Kurzen und das Bier selber in mich hinein zu kippen, aber Dad vertraute mir genauso wie letztes Jahr, das ich es nicht tun würde. Aber ich hätte verdammt gerne! Einmal kam der Bürgermeister und trank heimlich einen Kurzen. Seine Frau dachte nämlich er verzichtete auf Bier und anderes Alkoholisches. Dabei trank er wie ein Loch und auch dieses Jahr versteckte er sich unter dem Verkaufstisch und trank eine ganze Literbierflasche in drei Zügen aus, danach rutsche er wieder heraus und drückte mir 3 Dollar in die Hand. Und so wie jedes Jahr verschwand er gleich wieder, damit ihn auch ja keiner sah. Außerdem musste er noch die Rede halten, zum einen zu der Gründung die im 20. Jahrhundert stattfand und zum Einen dass, das Geld das wir einnahmen nach Afrika geschickt werden solle. Aber das stimmte nicht so recht. Dad hatte mir gesagt das dreiviertel in seiner Tasche verschwand und bloß der Rest an Afrika ging und wirklich viel war es nicht. Ich war so in Gedanken, dass ich den Jungen vor mir nicht bemerkte der mich da so angrinste. Er hatte blonde, lockige Haare und blaue Husky Augen, sie strahlten aber nicht vor Freude oder so, sondern irgendwie unnatürlich.
„Hey, ich hätte gerne ein Bier.“, fragte er nett.
Ich lächelte.
„Klar, sag mal ich hab dich hier noch nie gesehen, wie heißt du?“
„Ich bin Ted“
„Gut Ted, das macht 1,50$.“
Ted nickte und legte mir gleich Zehn Dollar auf den Tisch.
„Das stimmt so.“
Etwas überrascht nickte ich lächelnd und gab ihm sein Bier. Der Typ grinste überfreundlich und kehrte mir den Rücken zu. Komischer Typ.
Seufzend stellte ich neues Bier in einen kleinen gabellosen Kühlschrank der hinter dem Stand untergebracht wurden ist. An diesem Tag war es ziemlich kalt und es sah sogar nach Regen aus. Wahrscheinlich musste ich aber bis zum Ende bleiben, wegen Dad. Oh wie ich diesen Kirchenheini hasste…
„Hey, Avril.“
Ich blickte auf und fing an leicht zu lächeln.
„Hey, Jonas.“
„Na wie geht’s? Ist dieses Tattoo immer noch da?“
Ich riss den Ärmel meiner Jacke hoch und sah ihn verzweifelt an.
„Ja“, jammerte ich und blickte auf die kleinen Vögel die meinen Arm zierten.
„Aber die können doch nicht einfach so kommen.“
Jonas schien ziemlich verwirrt und sah sich die Vögel auf meinem Handgelenk genauer an.
„Vielleicht sind es Leberflecke?“, meinte er ratlos.
Ich sah ihn zweifelnd an.
„Ich glaube ich würde erst mal zum Hautarzt gehen.“
Ich seufzte.
„Ja vielleicht.“
Aber Andrew hatte diese Vögel doch aus? Ich war ratlos, wirklich ratlos.
Plötzlich kam mein Dad von hinten an uns heran. Er lächelte leicht, sah aber so aus als ob etwas Alkohol intus hatte. Langsam nervte sein Trinken wirklich.
„Hey Jonas.“
Es sah so aus als ob er ihn schon kannte, aber es war ja auch so etwas wie sein neuer Neffe.
„Hallo“, meinte Jonas nun freundlich und nickte meinem Dad zu.
„Ok, Avril. Du musst den Bürgermeister suchen. Die Rede steht an und er ist nirgendwo zu sehen. Ich über nehme solange den Stand.“
Ich sah in verwirrt an.
„Wie der Bürgermeister ist nicht da?“
Dad sah mich ratlos an.
„Eigentlich vergisst er seine Verpflichtungen nie, aber heute ist er nicht aufzufinden. Es wäre toll wenn du ihn einfach suchst.“
Ich nickte etwas genervt und fragte Jonas ob er mitkomme, er bejahte lächelnd.
„Ich hab keinen Plan wo dieser Säufer von Bürgermeister sein könnte.“, grummelte ich wütend, als Dad aus der Reichweite war und begann damit die Stände abzuklappern.
Jonas lachte und murmelte:
„Diese Stadt ist echt komisch.“
„Das kannst du laut sagen!“
Wir suchten wirklich lange nach diesem Sack und irgendwann wussten wir nicht mehr weiter.
„Vielleicht suchen wir mal hinter den Zelten.“, schlug Jonas recht ratlos vor.
Ich bejahte nickend, es war zwar unwahrscheinlich aber vielleicht war er ja irgendwo hinter den vielen Festzelten oder hinter den Ständen. Davor hatten wir ja bereits gesucht.
Mittlerweile war es schon dunkel und echt Kalt, ich hatte wirklich keinen Bock mehr auf diese Scheiße.
Vor mir und Jonas standen eines der Festzelte und ein Pommesstand, wir beschlossen das ich hinter den Stand suchen ging und Jonas hinter dem Zelt.
An dem Pommesstand stand ein älterer Herr welcher unbeteiligt auf die kleine Menschenmenge starrte die sich um den Zelten und um den Ständen tummelten. Bei ihm stand nur eine Frau welche gerade eine Portion Pommes verdrückte.
„Hallo. Haben Sie einen dicklichen Kerl mit Glatze gesehen.“, fragte ich den Typen, welcher mich argwöhnisch musterte.
„Nicht das ich wüsste.“
Er zuckte mit den Schultern und ich stöhnte leicht.
Dann ging ich hinter den Stand wo sich aber nichts befand, nur eine Rasenfläche aber was erwartete ich auch.
Ich beschloss wieder zu Jonas zu gehen, welcher anscheinend immer noch hinter dem Festzelt suchte.
„Jonas?“
Ich ging hinter das Zelt.
„Ich glaube das bringt nichts lass uns wieder zu Dad gehen.“
Ich seufzte und blickte die schwarze Gestalt vor mir genervt an.
„Jonas, kommst du?“
Er kam plötzlich auf mich zu und hielt mir die Augen zu.
Ich hielt den Atem an.
„Jonas?! Was soll das?“

A Dead Man



„S

ieh nicht hin.“, antwortete Jonas mit zitternder Stimme.
Wie denn auch?
„Jonas was ist los?“
Er drückte seine Hand stärker gegen meine Augen. Sie war warm und wärmte mein kaltes Gesicht ein wenig.
„Jonas?“
Ich griff vorsichtig nach seiner Hand und löste sie sanft von meinen Augen.
Mir entwich ein Schrei.
Jonas stand zitternd neben mir, seine Augen waren geschlossen und vor uns lag der Bürgermeister. Allerdings war sein Kopf von seinen Schultern getrennt und lag nun Herrenlos neben seinem Körper. Blut strömte ungehindert auf das Gras und der Körper des Bürgermeisters war voller Fleischwunden. Ich stolperte zurück und schrie wieder aus vollem Hals.
2 Stunden später.
„Und eure Namen sind?“
Der Polizist vor uns starrte uns gelangweilt an und ich konnte nur schwer ein Schluchzen unterdrücken.
Was passierte der Mist immer mir?!
„Ich bin Avril Foster.“, krächzte ich heiser und griff nach dem Glas Wasser welches mir einer der Polizisten gegeben hatte.
„Und ich bin Jonas Gendall.“
Der Polizist nickte.
„Um wie viel Uhr haben sie die Leiche gesichtet?“
Ich schluckte schwer und wieder schoss das Bild des abgetrennten Kopfes in mein Gedächtnis. Blutig und seelenlos.
„Weiß nicht.“
Ich strich mir zitternd meine Haare aus dem Gesicht und sah Jonas fragend an. Welcher mit ausdruckslosem Blick auf den Boden starrte.
„Es müsste so um 22 Uhr gewesen sein.“
„Hm“
Der Polizist vor uns notierte sich die Daten und fragte dann:
„Ist euch irgendetwas Merkwürdiges aufgefallen?“
Jonas und ich schüttelten gleichzeitig den Kopf.
„Dann könnt ihr jetzt gehen.“
Erleichtert stand ich auf und ging mit Jonas aus dem Raum. Er führte in einen Flur mit Sitzplätzen auf denen Dad und Tante Shirly saßen. Shirley umarmte uns sofort und Dad legte seinen Arm um meine Schultern.
Wir schwiegen die ganze Zeit, auf dem Nachhauseweg den wir mit Dads Auto bewältigten und auch noch zuhause.
Dann sagte Dad:
„Geh ins Bett, Kleine.“
Er nahm mich noch kurz in den Arm. Er stank wie eine ganze Kneipe, widerlich.
Nickend machte ich mich auf den Weg in mein Bett und schloss die Augen.
„Hey“
Kerzengerade und mit geweiteten Augen sprang ich aus dem Bett und schaltete das Licht an.
Erleichtert atmete ich aus. Es war bloß Andrew.
„Was machst du hier?! Wie bist du überhaupt hier rein gekommen.“
Andrew zeigte auf mein offenes Fenster und seufzte. Ich ließ mich wieder in mein Bett sinken. Er saß daneben im Schneidersitz und blickte mich ausdruckslos an.
„Es tut mir leid.“
„Hm?“
Ich sah ihn verwirrt an.
„Das ich dich geküsst habe. Das hätte ich nicht machen dürfen, wirklich nicht. Aber ich konnte nicht anders.“
„Schon ok. Aber an deinem Handgelenk sind doch solche Vögel, oder?! Die habe ich jetzt auch! Genau nachdem du mich geküsst hast.“
Er sah mich verwirrt an und zeigte mir beide Handgelenke.
„Welche Vögel?“
Meine Augen weiteten sich.
Seine Handgelenke hatten tatsächlich keine Merkmale. Aber ich war mir doch sicher dass er welche hatte!
„Aber das ist…das ist unmöglich…“
Er runzelte die Stirn und griff sich mein Handgelenk.
„Die sind schön, wo hast du sie stechen lassen?“
WAS?!
Ich sah ihn perplex an und zog mein Handgelenk aus seinem kalten Griff. Ich schwieg und blickte dann zu Boden.
„Das ist mir jetzt alles zu viel…das ist…das ist alles nicht möglich. Erst diese komische Erscheinung auf dem Spielplatz, dann der Tod von Juliette, nun diese komische Vögel und jetzt stirb dieser scheiß Kerl! Warum?“
Andrew starrte mich und sah mich unverwandt an.
Er schien das alles tierisch locker zu nehmen und seine anfängliche Verwirrtheit über die Vögel kaufte ich ihm auch nicht ab. Was stimmte nicht mit meinem Leben?!
„Kannst du…kannst du jetzt gehen, bitte?“
Andrew nickte nachsichtig und umarmte mich kurz. Dann ging er, durchs Fenster wie das letzte Mal. Er sprang einfach hinaus. Ich weinte nicht, aber ich wollte. Ich wollte über diese Situation in meinem Leben weinen. Über all das Unglück und den Tod. Aber ich konnte nicht, fast glaubte ich, ich würde wirklich nie wieder weinen.
Am nächsten Morgen wachte ich gerädert auf ich würde nicht in die Schule gehen, das stand fest und Jonas auch nicht wie mir Dad mitteilte. Es war wohl auch für ihn einfach zu viel. Ich war doch erst 15! Warum musste ich in dem Alter schon eine Leiche sehen??
„Avril? Wie geht’s dir?“, fragte Dad als ich wortlos in die Küche trat und mich an den Tisch setzte.
„Es geht schon.“
Ich schluckte, doch mein Mund war so trocken das ich nur Luft schluckte.
Dad seufzte bedrückt.
„Ich werde zum neuen Bürgermeister kandidieren.“
Ich starrte ihn an.
„Wie kannst du das jetzt sagen?“, fragte ich ihn fassungslos.
„Nun das wollte ich schon immer und nun wo er tot ist…“
Ich stand auf und verließ die Küche ohne ein weiteres Wort.
Das war unangebracht gewesen. Mehr als unangebracht…
Ich verbrachte den Rest des Tages ohne etwas zu Essen oder zu Trinken in meinem Zimmer. So hatte ich es auch bei Moms Tod getan, doch damals war es schlimmer. Ich hatte den Bürgermeister schließlich nie wirklich gekannt. Doch der Anblick seiner Leiche war schrecklich. Ich hätte Jonas Hand nicht von meinen Augen nehmen sollen.
Plötzlich klingelte es an der Tür und ich starrte die Treppe hinunter. Dad würde sicher die Tür öffnen. Doch nichts geschah, also stand ich von meinem Bett auf und öffnete sie selbst.
„Eve!? Mary!? Was macht ihr denn hier?“
Mary lächelte leicht und hatte einen Kuchen in der Hand, während Eve gelangweilt mit ein paar DVDs in der Hand neben ihr stand. Ihr Gesicht war ohne jegliche Emotion, doch dann verzog sie das Gesicht und nahm mich einfach in den Arm. Auch Mary nahm mich in den Arm und die betraten schweigend das Haus.
„Ich hab Paranormal Activity 4 mit und Mary hat einen Kuchen gebacken. Wir dachten wir können dir ein bisschen Gesellschaft leisten.“
Ich lächelte.
„Danke Leute“
Beide lächelten und als wir hoch gingen fragte ich Eve ob denn mit ihr alles in Ordnung war. Wegen der ganzen Geschichte mit Naithans Kumpel. Sie nickte schnell, viel zu schnell damit es glaubwürdig erschien, aber fürs erste gab ich mich zufrieden.
Am nächsten Morgen war es unumstößlich zur Schule zu gehen.

The Confession



S

chlurfend machte ich mich auf den Weg zum Chemieraum als jemand mein Handgelenk packte und mich festhielt. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck drehte ich mich um. Nathan.
"Lass mich los du Idiot.", fauchte ich und versuchte seine Hand von meinem Handgelenk zu lösen.
Doch plötzlich umarmte er mich. Meine Augen weiteten und ich gab ein Geräusch von mir welches auch von einem ängstlichen Meerschweinchen kommen könnte. Nathan ließ mich los und ging ohne ein Wort in den Chemieraum. Warum tat er das?!
Als ich mich einigermaßen gefasst hatte betrat ich den Raum ebenfalls und setzte mich wieder neben Andrew, welcher mich augenblicklich als ich den Raum betreten hatte anstarrte.
"Wie geht es dir?", fragte er als ich neben ihm saß.
"Gut"
Es war zwar gelogen aber es war so kurz wie möglich.
„Ich glaube dir nicht.“
Andrew blickte mich wissend an und lächelte leicht. Er packte ein paar Bücher auf den Tisch und in dem Moment blitzte sein Handgelenk unterseinem schwarzen Pullover hervor. Mir blieb der Atem weg. Kleine Vögel rankten sich sein Handgelenk hinunter. Was zum Teufel?! Gestern waren sie doch nicht da gewesen und ich hatte sie als Trugbild angesehen! Doch jetzt waren sie klar da, schwarz und nur Millimeter groß auf Andrews Handgelenk.
Ich schluckte und blickte starr nach vorne. Hatte er mich etwa angelogen. Während der Stunde ignorierte ich Andrew und auch Nathan ignorierte ich gänzlich. Nach der Stunde war ich die erste die den Raum verließ und machte mich auf in die Mensa in der Eve und Mary schon auf mich warteten. Ich hatte ihnen bereits gestern von den merkwürdigen Tattoos erzählt und berichtete ihnen nun verwirrt von Andrews.
Eve biss von ihrem Schoko Cupcake an und blickte mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Mary tat das Gegenteil ihr Mund war offen und ihre Gesichtszüge fielen zusammen. In ihrer Hand ruhte eine Banane, sie mochte es gesund. Eve eher lecker.
Dann lachte Eve.
„Das ist bestimmt irgendeine Krankheit die der Typ dir gegeben hat.“
Mary jedoch blieb ernst.
„Oder er ist ein Satanist und hat dich irgendwie mit den Teufel infiziert.“
Ich seufzte.
„Die Wahrscheinlichkeit ist doch ziemlich gering!“
Ich nahm einen Schluck von meinem Smoothie und blickte verzweifelt auf meine Füße. Wurde ich langsam verrückt?
Am nächsten Wochenende verdonnerte Dad mich die Kirche zu säubern. Er meinte ich könnte eine Ablenkung gut vertragen! Ich meine wie dreist geht es noch?! Wenigstens war ich alleine in der Kirche, weswegen ich in Jogginghose und weitem Bandshirt anfing die Kirche durchzuwischen. Gab es eigentlich überhaupt irgendwelche Vorteile Tochter eines Pfarrers zu sein?! Ich fürchte nicht. Wenigstens musste ich nun nicht mehr zum Kirchenchor. Als ich mit dem Boden fertig war begann ich damit den Beichtstuhl zu säubern. Ich hörte wie jemand die Kirche betrat und schloss die Tür damit mich niemand in Jogginghose sah. Es war eitel aber Schädigung meines Egos konnte ich mir nicht mehr leisten. Leider hatte ich die Regel in Drayton Valley Kirche vergessen. War die eine Seite des Beichtstuhls geschlossen hieß das, dass der Pfarrer da war um Beichten entgegen zunehmen. Leider wollte die Person die in die Kirche gekommen war beichten, denn ich hörte wie die Tür neben mir sich schloss und eine kratzige Stimme sprach:
„Pater? Ich bin hier um zu beichten.“
Meine Glieder wurden steif und ich blickte nach unten auf den Putzeimer. Ich sagte nichts. Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor.
„Ich habe getötet Pater.“
Mein Körper wurde steif und ich blickte ungläubig auf die wundervoll verzierte Holztür vor mir. Auf ihr war der Spruch Staub zu Staub, Blut zu Blutsünde
In den Kerkern der Gerechten
Wie auch bei getauften Söhnen
eingraviert. Ein traditioneller Beichtspruch der mir auf einmal unendlich Angst machte.
„Weißt du es ging alles unheimlich schnell. Mein Dad sagte, Töte ihn! Und ich habe es getan, ohne jeglichen Zweifel und jetzt bin ich das, was ich bin.“
Ich klammerte mich an die Wand neben mir.
„Ich weiß, Pater, es ist schlecht. Aber es ging so schnell und nun liebe ich jemanden den ich schon ewig kenne. Wir sind schon in der Junior High zusammen gewesen und jetzt auch in der High School. Aber ich darf sie nicht lieben weil das was ich bin und tue zu schrecklich ist. Manchmal denke ich, ich sollte mich selbst töten, aber Selbstmord ist eine erbärmliche Option.“
Mein Atem wurde schneller und ich wünschte mir, der Typ, wer auch immer es war würde schweigen.
„Pater? Was soll ich tun?“
Mein Atem setzte aus und ich glitt hinunter auf den Boden. Ohne zu zögern antwortete ich:
„Das verlangt 10 Gebete jeden Tag.“
Ich wusste nicht was ich da sagte, aber ich hatte Angst, was war wenn der Typ der unmittelbar neben mir stand, nur getrennt von einer dünnen Holzwand, der Mörder des Bürgermeisters war?!
„Nur das?“
Der Typ klang irgendwie wütend und missbeliegend.
„J-Ja“
Ich hörte wie die Tür sich öffnete und jemand aus der Tür ging, kurz vorher hörte ich nochmal die Stimme des Typs.
„Ach, Avril, ich weiß das du es bist.“
Mein Herz setzte aus, nur für einen Moment aus Angst und Schock, danach begann es jedoch unheimlich schnell zu schlagen und ich riss die Tür auf. In diesem Moment wusste ich das ich nicht hätte sprechen sollen. Ich hätte schweigen sollen als der Typ mich gefragt hatte was er machen sollte, denn nun wusste er wer ich war…
Ich sah mich um, niemand war in der Kirche, nur die offene Tür knarrte ein wenig und durchbrach eine eisige Stille.
Wer zum Teufel war dieser Typ?!

Paranoid




E

igentlich würde ich nicht sagen ich wäre ein ängstlicher oder gar paranoider Mensch. Eher gegenteilig, ich machte mir nie Sorgen über Überfälle im Dunklen oder Kriminelle an Bahnhöfen. Doch heute, auf dem Weg nachhause von der Kirche, fühlte ich mich verfolgt und beobachtet. Ich kam mir vor wie jene Mädchen aus Horrorfilmen und blickte mir ständig über die Schulter. Gerade als ich am Spielplatz vorbei ging, blieb ich wie angewurzelt stehen. Hier hatte ich das Mädchen gesehen. Ich schloss die Augen und ging schnell weiter. Wieso war mein Leben bloß so verrückt?! Warum hatte ich diese ganzen merkwürdigen Probleme. Seufzend blickte ich gen Himmel welcher schon mit einer Vielzahl tausender Sterne geschmückt war, der Mond war fast voll was dem Ganzen ein märchenhaftes Antlitz verlieh.
Der Anblick besänftigte jedoch nicht meine steigende Paranoia also beeilte mich nachhause zukommen, um dann die Türen hinter mir zu verriegeln.
Bitte lass Dad da sein, bitte lass ihn da sein!
„Dad?!“
Er antwortete nicht.
Scheiße!
Ein wenig zitterig lies ich mich an der Tür sinken und kramte mein Handy aus meiner Hosentasche. Wen sollte ich anrufen um nicht alleine zu sein? Mary? Nein, sie hatte selbst ja gar mehr Angst als ich. Dann Eve? Keine gute Idee sie hatte schon genug Probleme. Blieben nur noch Jonas oder gar Andrew? Ich beschloss einfach beide anzurufen. Was schadete es zwei Freunde hier zu haben und wer weiß? Vielleicht fand Jonas ja auch einen Freund in Andrew und er hatte dann schon einen Kumpel an der Schule. So hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Also bestellte ich beide her. Jonas war zuerst da, da er ja nebenan wohnte. Ich öffnete die Haustür erst nur einen Spalt um zu gucken ob wirklich Jonas draußen stand und ließ ihn dann herein.
„Was ist los, Avril?“
Ich schluckte schwer und schliff ihn mit mir in Wohnzimmer wo ich Fenster abschloss und die Rollos hinunter zog.
„Gut dass du sofort gekommen bist.“
„Du sagtest es ist dringend, ich dachte du liegst irgendwo blutend herum! Natürlich bin ich sofort gekommen. Was ist denn jetzt los?!“
„Sage ich dir gleich wenn Andrew da ist.“
Jonas runzelte die Stirn und setzte sich auf die Couch, welche neben der Tür stand.
„Dieser Andrew der dich abgeschlabbert hat und von dem du nun diese Vögel auf dem Handgelenk hast?“, fragte er misstrauisch.
Ich nickte mit rotem Kopf und war froh als es klingelte und ich Andrew die Tür aufmachen konnte.
Der Arme sah echt verschlafen aus, seine Haare waren verwuschelt und seine Augen angefeuchtet. Trotzdem sah er sich aufmerksam um und betrachtete auch mich sehr eingehend.
„Was ist los?“
Er packte mich an den Armen und sah mich durchdringlich an, fast bekam ich von seinem durchdringlichen Blick Angst.
„Ähm, komm erst mal mit ins Wohnzimmer.“
Ich zog ihn mit mir und setzte ihn neben Jonas, welcher er musterte als wäre er ein Insekt. War Andrew etwa arrogant?
„Wer ist das denn?“
Andrew runzelte die Stirn.
„Das ist Jonas. Der adoptierte Sohn meiner Tante.“
Ich hatte keine Ahnung wie ich es sonst beschreiben sollte.
„Aha. Ok was ist los.“
Ich erzählte alles und Jonas sowie Andrew machten große Augen.
„Das musst du der Polizei sagen!“, meinte Jonas sofort und setzte sich um in den Schneidersitz. Er hatte eine schwarze etwas enger sitzende Jeans an und eine Mütze auf dem Kopf bei der seine Haare ca. 3cm weit hinaus guckten.
Andrew jedoch starrte mich starr an.
„Ich würde sagen du würdest in Schwierigkeiten geraten wenn du es der Polizei sagst. Erst Mal weil du dich als Pfarrer ausgegeben hast und zweitens weil du keinen Plan hast wer der Typ überhaupt ist. Er weiß wie du heißt und wenn er weiß das du es der Polizei sagst dann könnte er gewalttätig werden.“
Ich schluckte und sah wie der Arme Jonas immer blasser wurde.
„Ok, keine Polizei.“, meinte Jonas schnell und strich sich die Mütze vom Kopf. Sein rotes Haar leuchtete ungewöhnlich, er war ziemlich blass und seine roten Augen wirkten echt, nicht als hätte er Kontaktlinsen.
„Jonas?“
„Hm?“
„Du siehst blass aus, geht es dir gut?“
„Oh, mir war heute ein bisschen schlecht.“
Er sah aus wie ein kleiner Junge, total süß mit großen Augen, fehlte nur noch ein Lutscher der aus seinem Mund guckte.
„Aber das ist unwichtig! Deine Probleme sind jetzt wichtiger.“
Einen Moment blieben wir still sitzen und Andrew starrte mich unermüdlich an.
Dann klingelte es, ich zuckte zusammen, riss mich jedoch zusammen und ging an die Tür. Bevor ich die Klinke hinunter drückte dachte ich noch einmal: Reiß dich zusammen, Jonas und Andrew sind bei dir!
„Avril?“
Ich sah überrascht zu Eve die mich verzweifelt anstarrte.
„Ich konnte einfach nicht alleine sein und da…“
Sie blickte hinter mich.
„Oh, du hast besuch?“
Mit einem Blick nach hinten vergewisserte ich mich das tatsächlich Jonas und Andrew hinter mir standen und Eve misstrauisch beäugten.
„Dann geh ich besser.“
Ich packte sie am Handgelenk.
„Nein! Bleib ruhig hier. Ich habe Neuigkeiten.“
Sie betrat zögernd das Haus und sah Jonas und Andrew mit einem merkwürdigen Blick an.
„Du bist Jonas, hm? Avrils sozusagen Cousin.“
Jonas nickte.
„Wir kennen uns ja.“, meinte Eve dann noch mit einem Nicken zu Andrew, welcher sie freundlich anlächelte.

The Ghost Of Mr. McCarl




Eve blickte mich stirnrunzelnd an, sie hatte mich die ganze Zeit in der ich ihr das Passierte in der Kirche erzählt hatte so angesehen.
„Ich bin für eine Séance.“
Jonas machte große Augen und Andrew blickte verwirrt drein. Ich jedoch blickte sie an wie ein verwirrtes Hündchen. Mein Kopf war schief gelegt, es fehlte nur noch das meine Zunge aus meinem Mund kam und ich verwirrt hechelte.
„Was zum Teufel ist das?“
Eve lachte.
„Eine Séance ist eine Geisterbeschwörung. Wir könnten den Geist des Bürgermeisters beschwören. Sein Mörder könnte der Typ in der Kirche sein.“
Ich lachte.
„Das ist verrückt, Eve. Aber typisch für dich.“
Andrew sah mich ernst an und Jonas schmunzelte, er hielt es wohl für einen Scherz, aber da kannte er Eve nicht.
Eve zog eine Schnute bis zum Boden und sah beleidigt in die Runde.
Ich seufzte. Ich sollte ihr den Spaß gönnen.
„Na schön.“
Sofort grinste sie und mit ihrem Grinsen kam meine Unsicherheit. Was war wenn es funktionierte? Was wenn wir wirklich den Geist vom Bürgermeister sahen, so wie Andrew und ich den angeblichen Geist des kleinen Mädchen sahen. Ich wollte gerade sagen dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, doch als ich Eves breites Lächeln sah schwieg ich.
Jonas verschränkte zweifelnd die Arme vor der Brust, während Eve begann ein paar weiße Kerzen aus der Komode im Wohnzimmer zu holen. Ich war überrascht dass sie wusste wo sich Kerzen bei uns zuhause befanden.
Eve stellte die Kerzen im Kreis vor dem Kamin auf und sagte wir sollen alle hinein kommen. Was wir auch alle taten. Wir setzten uns in einen Kreis und Eve zündete die Kerzen an. Dann schaltete sie das Licht im Raum aus und nun waren die einzigen Lichtquellen die Kerzen die um uns standen. Jonas saß neben mir und schluckte nervös.
"Sie meint das echt ernst?", fragte er mich ungläubig, worauf ich starr nickte.
Wir fasten uns alle an die Hände und Eve meinte wir sollen die Augen schließen, ich jedoch tat es nicht. Es war doch alles Quatsch, nicht wahr? Ich starrte in eine Kerzenflamme und lauschte Eves Worten. Sie waren schwachsinnig, aber so schwachsinnig sie auch waren, sie waren gruselig.
„Bürgermeister McCarl, können Sie uns hören? Sind Sie anwesend? Wenn ja, geben Sie uns ein Zeichen! Wer hat Sie getötet?“
Ich seufzte erleichtert, nichts war passiert. Keine Geister, keine merkwürdigen Stimmen oder sonst etwas. Erleichtert schloss ich die Augen und mein Körper sackte entspannt zusammen. Es verging ein wenig Zeit in der es Still war, als plötzlich ein Bild vor meinem inneren Auge erschien. Es war ein Junge, ein Junge mit schwarzen Haaren und silbernen Augen, er war blutverschmiert, seine Pupillen geschlitzt. Er hielt den Kopf des Bürgermeisters in der Hand. Holy Mother, es war Andrew!
War Andrew der Mörder vom Bürgermeister?! Ich sprang auf und sagte schnell:
„Das bringt doch nichts! Das ist völliger Unsinn!“
Ich schaltete das Licht wieder an und blies ein paar Kerzen wieder aus. Dabei musste ich einen enttäuschten Blick von Eve einstecken. Jonas lächelte erleichtert und Andrew sah so aus als wäre er verwirrt. Eines war klar, ich musste Andrew so schnell wie möglich aus dem Haus schaffen, wenn er tatsächlich der Mörder war, der Typ der in der Kirche gebeichtet hatte, wollte ich nichts mit ihm zu tun haben!
„Ich bin müde, Leute.“, meinte ich plötzlich und blickte zu Boden.
Eve reagierte sofort und nickte.
„Dann werde ich mal gehen.“
Andrew nickte auch und folgte ihr. Doch Jonas blieb stehen und starrte mich an.
„Was ist los Avril?“
„Nichts.“, kam es viel zu schnell von mir, „Das ist alles einfach zu viel für mich.“
Jonas nickte, immer noch etwas ungläubig, drückte mich kurz und verschwand aus der Tür. Ich setzte mich im Flur hin und lehnte mich gegen die rechte weiße Wand. Meine Augen schlossen sich. Das konnte auch nur ein Trugbild sein, versuchte ich mich selbst zu beruhigen und rieb die Vögel an meinem Handgelenk die begannen ein wenig zu brennen. Warum bestand die Welt nur nicht aus Einhörnern und Winnie Puuh, warum passierte diese Scheiße? Und warum ausgerechnet traf es mich?!
Am Montag in der Schule betete ich zu…ok eigentlich müsste ich zu Gott beten, aber ich glaubte nicht an ihn, also betete ich zu Batman. Ich war der festen Überzeugung, da ich ein großer Fan war alle Filme sowie die Comics gelesen habe und mehrere Fan-Artikel besaß, musste er mich retten. Punkt. Leider tat er das nicht, ich saß, ohne das Batman mich daraus holte, neben Andrew und war bemüht nicht mit dem Finger auf ihn zu zeigen und zu schreien. Eines war klar, das nächste Mal würde ich garantiert zu Spiderman beten! Nein, jetzt mal ehrlich, ich hatte seit dem Wochenende schreckliche Angst vor Andrew. Klar ich wusste nicht ob ich mir diese ‚Vision‘ nur eingebildet hatte. Aber das milderte meine Angst kein Stück. Ich war die erste die den Klassenraum verließ und verbarrikadierte mich im Mädchenklo. Ich blieb auch erst mal drinnen und blickte in den Spiegel. Ich sah ziemlich müde aus, mit dunklen Rändern unter den Augen und schlaffen Mundwinkeln. Langsam fasste ich mich und ging in den Flur.
„Hey, Avril.“
Ich zuckte zusammen, als jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Es war bloß Sam. Er hatte ein Hulk-T-Shirt an über dem eine Kamara hing, seine hellbraunen Haare waren verwuschelt und hingen ihm über die Stirn. Er nahm seine Kamera und knipste ein Foto von mir.
„Für das Jahresalbum.“, kommentierte er.
Ich seufzte.
„Gerade wo ich aussehe wie ein Zombie!?“
Er lachte.
„Bilder kann man bearbeiten.“, er zwinkerte, „Hey, ich hab deinen frischgebackenen Cousin kennengelernt. Ziemlich schräg der Typ, etwas gruselig, aber es passt zu dir.“
„Ja, das ist Jonas. Gehen wir zusammen in die Mensa.“
Er nickte und wir gingen zusammen in den viel zu vollen Raum. Sofort kam uns Jonas entgegen.
„Die Mädchen dieser Schule sind so was von not geil!“, meinte er gehetzt und deutete auf ein blondes Mädchen welches hinter ihm her hetzte. Ihr Name war Susan, ich kannte sie aus dem Geschichtskurs den wir zusammen hatten. Nettes Mädchen oft etwas zu freizügig angezogen, aber wirklich nett. Sie verzog ihren rosa bemalten Mund zu einem Lächeln und trabte auf uns zu.
„Jonas?! Wo bist du gewesen!? Ich wollte dir doch die Schule zeigen!“
Jonas wich mit großen Augen einen Schritt nachhinten.
„Ja ähm…ich finde mich hier schon…“
„Nein“, sie packte ihn am Arm und zog ihn mit, „Ich zeig es dir gerne.“
Der arme Jonas. Ich lachte.
Sam und ich setzten uns an einen Tisch und Sam zeigte mir das Foto das er von mir gemacht hatte, ich löschte es. Man, ich sah aus wie frisch aus der Leichenhalle. Aber war das nicht normal, wenn man von so viel Merkwürdigkeit verfolgt wurde. Als die Schule zum Ende hinausging, beschloss ich der Sache mit Andrew auf den Grund zu gehen. Ich meine wenn es ein Trugbild war welches von meinem Unterbewusstsein gemacht worden war, warum denn genau nach einer Geisterbeschwörung? Seufzend stolperte ich die Treppenstufen zur Schulbibliothek hinunter und hielt mich dabei an einem alten, wackelnden Geländer fest. Die Bibliothek lag im Schulkeller, einem fensterlosen Gang mit einer Abstellkammer, einem Fundraum und der Bibliothek, die ich sogleich betrat.
Ich grüßte die ältere Dame die hinter einem Tisch saß und die Bücherauslieh, dann machte ich mich auf den Weg zum Buchstaben P, wie paranormal. Ich überflog viele Bücher, aber fand nichts über mein Erlebnis. Ich hatte gerade ein Buch namens „Geister-Gibt es sie wirklich?“ in der Hand als ich eine Stimme hörte:
„Ein Geisterbuch“, sie hörte sich ein wenig spöttisch an und stammte eindeutig von Nathan.
Ich klappte das Buch genervt zu und funkelte ihn an.
„Reicht es nicht, einen von deinen hirnlosen Freunden auf Eve anzusetzen, nur um mir eins auszuwischen. Musst du mich jetzt wirklich nerven?!“
Er blickte auf den Boden, fast so als würde er sich schämen, dann ließ er sich im Schneidersitz auf den Boden sinken und starrte mich traurig an.
„Ich hätte das nicht tun sollen.“
Ich schnappte erstaunt nach Luft! Und das von ihm!
„Ja das hättest du nicht.“
Er zeigte ein dickes Buch hoch und lächelte leicht.
„Ich hab auch eines über Geister.“
Überrascht starrte ich ihn an.

Nathan And Nice?




I

ch blickte zur Seite und fragte leise:
„Warum liest du ein Buch über Geister?“
Nathan zuckte mit den Schultern.
„Dasselbe könnte ich dich fragen!“, meinte er dann und blickte mich an.
Ich sackte in dem gemütlichen Bücherreisessel zusammen und sah ihn zweifelnd an.
„Sagen wir es so, mir ist etwas…Merkwürdiges passiert…“, meinte ich vorsichtig und er sah mich überrascht an.
„Mir auch.“
Ich sah ihn starr an und das für geschlagene Minuten, dann schlug ich meine Hände vors Gesicht. Ich weinte nicht, sondern schloss einfach meine Augen.
Nathan, oh Gott, mein eigentlich schlimmster Feind umarmte mich wortlos und legte sein Kinn auf meinen Kopf.
„Hey, was ist los?“
„Ich habe Angst.“
Er fragte mich warum, doch ich antwortete nicht streckte trotzig mein Kinn hervor.
„Egal“, ich sprang auf und wollte mich auf den Weg machen um das Buch auszuleihen, als Nathan mich am Arm packte.
„Ich glaube ich weiß was dir Angst macht.“
Er sagte es leise…sehr leise. Fast hätte ich ihn nicht verstanden.
„Ach? Und was?“
Es war echt unwahrscheinlich dass er wusste dass Andrew mir diese Angst bereitete.
Nathan sah mich ernst an.
„Andrew“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Woher…?“
Ich konnte einfach nicht weiter reden ich starrte ihn bloß unverwandt an und ließ das Buch fallen welches immer schwerer in meinen Händen geworden war.
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich habe es mir gedacht. Ich meine der Typ schien mir schon am Anfang des Schuljahres so komisch. Und da ihr öfters etwas zusammen gemacht habt, dachte ich mir ich gucke ihn mir genauer an. Da ist mir aufgefallen das der Typ abnormal ist. Er führt Selbstgespräche, wohnt alleine in einem Haus in dem merkwürdige Dinge vor sich gehen.“
Ich fing an zu zittern und schluckte schwer.
„Du hast ihn ausspioniert weil wir was zusammen gemacht haben?“
Nathan wurde etwas rot.
„Naja…ist das nicht egal? Jedenfalls bin ich hier weil ich denke das Andrew anders ist und du denkst wohl das Gleiche.“
Nun, ich denke nicht direkt dass Andrew anders ist, aber nach den Vögeln auf meinem Handgelenk, die sich trotz Andrews Behauptungen sie seien nicht auf seinem Handgelenk auf seinem Handgelenk befanden und den Sachen die Nathan sagte, glaubte ich doch das an Andrew irgendwas nicht stimmte. Wenigstens war ich damit nicht alleine.
Ich beschloss gemeinsam mit Nathan die Wahrheit herauszufinden. Warum diese Vögel sich auf meinem Handgelenk befanden, wer der Typ in der Kirche war.
Also erzählte ich ihm alles, wirklich alles und Nathan blickte mich dabei sehr gespannt an. Erst hatte ich Angst er würde mir nicht glauben, doch er räumte alle Zweifel in dem er sagte:
„Ich glaube dir. Ich meine der Typ…er ist gruselig! Oh heilige Scheiße! Was ist wenn er wirklich den Bürgermeister umgebracht hat?!“
Am Abend, nach langem Reden mit Nathan, ging ich wieder nachhause. Ich war fertig mit der Welt. Meine Psyche war auf dem Tiefpunkt und ich fühlte mich wie ein nasser Sack. Als ich meinen Dad dann auch noch betrunken auf dem Sofa vorfand, platze mir der Kragen. Ich fühlte mich wie heißes Wasser, welches nun endlich die Chance hatte zu kondensieren.
„Was zum Teufel soll das, Dad?!“
Er lachte. Scheiße man, er lachte! Ich schluckte schwer.
„Wie kannst du nur? Dein bester Freund ist tot und du hast nichts Besseres zu tun als seinen Platz einzunehmen und zu trinken!? Im Ernst Dad! Ich fand die viel liebenswürdiger als du noch spießig und ständig besorgt um mich warst!“
Mit den Worten stampfte ich hoch in mein Zimmer. Ich war am Ende, schmiss mich in mein Bett und schlief so schnell ein, dass man hätte meinen können ich hätte Wochen nicht geschlafen. Am nächsten Tag sah ich wieder ausgeschlafen aus, jedoch nicht sorgenlos. Ich hatte meine Stirnfalte bekommen die ich immer bekam wenn ich Sorgen hatte und lange über diese nachdachte. Gerade als ich mich angezogen hatte klingelte es an der Tür, welche ich verschlafen öffnete.
„Hey Kleine.“
Jonas stand vor der Tür und lächelte, er hatte eine Donut-Tüte in der Hand und sein Auto stand hinter ihm.
„Ich dachte nach allem was du durchgemacht hast, könntest du Donuts und jemanden der dich fährt vertragen.“
Ich lächelte breit und fiel ihm in die Arme. Ohne nachzudenken drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Jonas errötete ein wenig und sah verlegen auf den Boden. Um die Situation zu entschärfen nahm ich die Donut-Tüte und biss in einen mit blauen Zuckerguss, dann stieg in sein Auto und meinte:
„Kommst du? Alleine kann ich wohl kaum fahren.“
Er lächelte patzig und stieg hinters Lenkrad. Dann fuhr er los.
Als wir ankamen ging ich ohne Umweg in den Chemieraum und betete dass Andrew heute nicht da war. Als erstes kam Nathan in den Raum er lächelte mich an und begrüßte mich freundlich. Es war mir immer noch fremd mit ihm so zu reden, denn ich wusste er war nicht durch und durch nett, er hatte noch diese unfreundliche frauenhassende Seite. Er versteckte sie nur vor mir.
Als Andrew die Klasse betrat bekam ich Gänsehaut, doch irgendwie hatte ich nicht nur Angst vor ihm, mein Bauch kribbelte merkwürdig wenn ich ihn sah. Er setzte sich neben mich und lächelte, ich konnte nicht mal ein Stückchen von ihm wegrücken so starr war ich von seinem Anblick. Seine Augen waren einfach großartig, strahlend Silber mit einem dunklen Rand um die Iris. Und seine Haut erst, sie war so perfekt wie frischgemolkene Milch, genauso weiß und rein. Und seine Haare! Perfekt schwarz und wuschelig. Schnell blickte ich weg bevor ich anfing zu sabbern und ihn wahllos begrabschte. Ich seufzte schwer und konzentrierte mich auf den Unterricht. Ich durfte nicht so denken. Er war höchstwahrscheinlich ein Mörder!
Aber was wenn doch nicht?

Nathan’s Fucking Villa




A

m nächsten Tag in der Schule verabredeten Nathan und ich uns bei ihm, um Nachforschungen über Andrew zu machen. Mir war die plötzliche nette Seite von Nathan zwar immer noch nicht geheuer, aber er schien mich zu verstehen und genau das brauchte ich jetzt. Ich ging also am Nachmittag zu ihm. Sein Haus lag in einem der sehr feinen Gegenden und sein Haus verkörperte das was Nathan auch mit Klamotten nach Außen brachte. Purer Reichtum. Das Haus war kein Haus mehr sondern eine Villa, eine Villa mit riesigem Garten, drei Balkons an der Vorderseite, 3 Stockwerken und einem Familienfriedhof.
„Heilige Scheiße“, murmelte ich als ich die Pforte hinter mir schloss und den prunkvollen Garten entlang zum Haus ging.
Er war perfekt gemäht und hatte perfekt gestutzte Büsche neben dem Weg der zum Haus führte. Mein Gott, dieses Anwesen musste Millionen kosten!
Als ich kurz vor der Tür war, rannte ein heulendes Mädchen aus dem Anwesen und kreischte:
„Ich hasse dich Nathan Copperfield. Bei Gott! Ich hasse dich!“
Ich stöhnte. Ich kannte das Mädchen aus Geschichte, freundliches Mauerblümchen, was es nicht verdient hatte von Nathan so behandelt zu werden! Aber egal, ich wusste ja was Nathan für ein Typ war.
„Oh, Avril! Da bist du ja.“
Ich seufzte. Ja da bin ich…
„Hey. Ihr habt ein ziemlich großes…Haus.“
Nathan lächelte.
„Ja, nicht?“
Als ich die Villa, die Nathan sein Zuhause nannte, betrat musste ich schlucken. Es war wunderschön. Ein prächtiger Marmorboden schmückte die Eingangshalle, die Tapeten waren schlicht gehalten und eine steinerne Treppe führte in ein Obergeschoss in welches Nathan mich führte. Das Obergeschoss war von einem zarten Mahagoniholz dominiert und das große Stockwerk war so riesig, dass ich mir nicht vorstellen konnte wie man sich hier zurecht finden sollte.
„Hier lang.“, murmelte Nathan und führte mich in einen der Räume. Es war wohl sein Zimmer.
Und es war unglaublich. Ein riesiges Doppelbett fand an einem der Wände platz, vor dem Bett stand ein riesiger Schreibtisch, daneben mehrere Bücherregale und daneben wiederrum ein mega großer Flachbildschirm, für den ich gar anfangen würde zu beten! Die Wand zum Garten hin bestand nur aus Glas und gab Blick auf einen Balkon frei. Ich beneidete Nathan jetzt schon…
„Bei Freddy Krueger, ich dachte so etwas gibt es nur in der Glotze! Krass…“, mehr brachte ich nicht heraus und es kam mir vor als würde meine Stimme in dem großen Zimmer wiederhallen. Ich schluckte.
Nathan lächelte.
„Du bist nicht wie die anderen Mädchen, nicht?“
Ich sah ihn beleidigt an.
„Nur weil ich mir keine so kurzen Röcke anziehe sodass man meinen Schlüpfer sieht, he?!“, knurrte ich.
Er hob abwehrend seine Hände.
„Das meine ich doch gar nicht! Das war als Kompliment gemeint! Immerhin ist das der Grund warum ich auf dich stehe!“
„Aha.“
Ich weiß das, das stumpf war! Ich meine welches Mädchen sag dann schon „Aha“? Aber ich war anders als die Anderen. Und solange es mich nicht störte…
Er tat so als hätte er mein „Aha“ nicht gehört und setzte sich an seinen Schreibtisch, ich setzte mich neben ihn und wir schalteten seinen kleinen, sehr modern aussehenden Laptop an.
Es ergab einige Treffer bei Google, aber keiner traf genau zu. Also gaben wir noch einmal „Geisterwarnung“ ein. Welches uns nur wenige Treffer einbrachte. Nathan ging auf die 1. Seite und wir lasen sie uns interessiert durch. Dort stand, dass Geister einen vor ihren Mördern, vor anderen Geistern oder vor Dämonen warnen können und es auch häufig tun.
„Also kann es sein das Andrew wirklich der Mörder ist.“, murmelte Nathan und ein Schauer lief mir über den Rücken.
„Wenn das wirklich so ist. Meinst du er…er hat auch Juliette vergewaltigt?“
Nathan sah bedrückt auf den Boden.
„Ich schätze schon…“
Ich zitterte am ganzen Körper und kurz dachte ich, ich würde weinen, doch ich würde meinen Schwur nicht brechen! Also nahm ich mich zusammen und fragte:
„W-was machen wir denn jetzt?“
Nathan schluckte hart.
„Ich…ich weiß nicht. Zur Polizei können wir nicht, immerhin können wir ja nicht behaupten das der Geist des Bürgermeisters dir gesagt hat das Andrew der Mörder ist.“
Mein Mund war staub trocken und mein Herz schlug genauso schnell wie der Bass eines Hardcore Songs.
„Wir müssen ihn töten, oder? Immerhin ist er ein verdammter Vergewaltiger…“
Nathan blickte erst geschockt drein, doch dann nickte er.
„Ich denke du hast recht…ich meine…er war es sicherlich.“
Plötzlich bekam ich wieder Zweifel.
„Aber welchen genauen Beweise haben wir denn?“
Nathan nickte langsam.
„Du hast Recht, wir sollten nichts überstürzen, auch wenn ich mir sicher bin.“
Ich seufzte. Ich schlief an diesem Abend bei Jonas. Ich hatte zu sehr Angst vor dem Allein sein und ich wusste nicht bei wem ich sonst übernachten sollte. Doch ich konnte selbst an Jonas Seite nicht schlafen. Ich war viel zu unruhig.
Als ich dann endlich in einen unruhigen Schlaf glitt, träumte ich von Andrew, diesmal hatte er Milo’s Kopf in der Hand. Schweißgebadet und völlig von Sinnen wachte ich auf und schreckte hoch, Jonas neben mir schreckte ebenfalls hoch und sah mich verschlafen an.
„Was ist los, Avril?“
Ich legte mich zitternd wieder hin.
„Es war…bloß ein…ein Albtraum.“
Jonas nahm mich seufzend in den Arm.
Es war irgendwie tröstlich.
Die nächsten Wochen verbrachte ich wie im Traum, weder Andrew noch Nathan waren in der Schule und ich wurde immer paranoider. Ich konnte nicht schlafen und Dad war fast nie Zuhause. Er konzentrierte sich nur noch auf seinen Wahlkampf und auf Alkohol. Ich war ihm inzwischen egal. Eines Morgens, es war ein Sonntag las ich aus Langeweile die Zeitung, dabei stießen mir die Todesanzeigen ins Auge. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, das Eve sie wohl auch gerade lies und warf ein Blick auf sie. Mir fiel sie augenblicklich aus den Händen und ich schrie. Milo Johnson…
Er war tot…

Dracula or Demon?


A

lles war bereit. Ich hatte ein Küchenmesser in meiner Hosentasche, ein Topf Suppe in der Hand und Nathan stand neben mir.
„Bist du bereit?“
Ich nickte.
„Gut. Gehen wir den Plan noch einmal durch. Du klingelst an seiner Tür, er lässt dich sicherlich rein, denn ich glaube er steht auf dich, wahrscheinlich wärst du sein nächstes Opfer.“, Nathan schluckte, „Auf jeden Fall küsst du ihn und dann ist die Gelegenheit groß ihm das Messer in die Brust zu stechen. Verstanden?“
Ich nickte.
„Gut, geh jetzt. Ich warte hier und wenn du zu lange da drinnen bist, komm ich und hol dich da heraus.“
Ich trat auf das große Haus vor mir zu, schloss kurz die Augen um mich zu fassen und klingelte dann an der Tür. Es dauerte lange bis Andrew die öffnete. Nathan war bereits in Deckung gegangen und ich sah nun tief in diese silbernen Augen. Andrew war komplett schwarz angezogen und blickte müde auf mich herab.
„Avril? Woher weißt du wo ich wohne.“
Ich schluckte und versuchte meine Angst so gut es ging zu verbergen.
„Och…ich hab einen Freund gefragt, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe, weil du solange krank warst. Hier ist Hühnersuppe für dich.“, meinte ich und reichte ihm den Topf voll Suppe.
Er nahm ihn an und lächelte überrascht.
„Eh…danke. Komm doch rein.“
Ängstlich betrat ich das Haus und musste überrascht feststellen, dass es sehr hübsch war. Ziemlich nett dekoriert und groß, nicht zu groß das es erdrückend wirkte, es war eine angenehme Größe. Andrew legte, als wäre es ganz normal, seinen Arm um mich und führte mich ins Wohnzimmer, welches echt gemütlich war. Es beherbergte eine Couch, einen Parkettboden und einen Fernseher. Die Wände waren in einem warmen Braun gestrichen. Fast hatte ich den Grund vergessen warum ich hier war. Ohne nachzudenken umarmte ich Andrew. Er zuckte überrascht zusammen, es war verständlich, so etwas passte einfach nicht zu mir. Zitternd stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine. Seine Augen schlossen sich und mein Schwur brach, Tränen, nass und salzig, rannen mir die Wangen hinunter, hinterließen ein samtiges Brennen auf meiner Haut. Innerlich schlug ich mich selbst. Ich durfte nicht weinen! Keine Tränen für einen Mörder opfern. Voller Hass nahm ich das Messer aus meiner Hosentasche und rammte es ihm ohne zu zögern in die Brust. Sofort wich Andrew zurück.
Das Messer steckte tief in seiner Brust und er sah mich entsetzt an. Dunkel rotes, fast schwarzes Blut rann aus der Wunde. Ich wartete ein wenig, doch nichts geschah. Andrew fiel nicht um, starb nicht, gab keinen Laut von sich, nicht einen. Er stand einfach da und blickte mich entgeistert an. Dann griff er an das Messer und zog es heraus, einfach so. Ohne irgendetwas zu sagen, ohne mit der Wimper zu zucken, es war beinahe schon monoton! Ich starrte ihn entsetzt an.
„Das…tat weh, Avril. Zwar nicht körperlich, aber in meinem Herzen.“, der letzte Satz hörte sich an wie ein Knurren. Er kam auf mich zu und sah mir tief in die Augen. So lange bis es dunkel wurde, schwarz…
Ein warmer Atem strich über meine Wange, unter mir war es hart, aber die Luft war klar und kühl, langsam öffnete ich meine Augen und blickte mich um. Ich lag auf Gras, die Abenddämmerung hatte eingesetzt und Andrew saß neben mir. Was war geschehen? Sofort blendeten sich Bilder von Andrew mit Messer in der Brust ein und ich blickte zu ihm hoch. Er saß einfach da und starrte gen Himmel. Ob er wohl dachte, ich würde noch nicht wach sein?
„Du dachtest ich hätte all die Menschen umgebracht?“
Falsch gedacht. Ich setzte mich auf und verspürte einen leichten Schmerz in meinem Kopf. Wo war Nathan? Es war bereits Abend und er war nicht gekommen, falls es zu spät wurde. Außerdem, warum war Andrew nicht tot und warum war ich umgefallen? Ich beschloss erst einmal Andrew‘s Frage zu beantworten.
„Ja, lag ich falsch?“, fragte ich ein wenig provokant.
„Ja, du lagst falsch! Ok, ich hätte es durchaus sein können! Aber ich war es nicht!“
„Ach?! Und wer dann?!“
„Frag doch mal deinen neuen Lover Nathan!“, zischte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen und ballte seine Hände zu Fäusten.
Ich schüttelte lachend den Kopf.
„Nein, das ist unmöglich.“
Andrew sah enttäuscht zu Boden.
Ich packte die Gelegenheit und fragte:
„Was hast du da eben mit mir gemacht?! Und warum bist du nicht tot?!“
Andrew sah mich lange an.
„Beantworte mir nur eines. Bist du froh das ich nicht tot bin?“
Ich sah ihm lange in seine unbeschreiblich strahlend silbernen Augen, ich konnte einfach nicht lügen, auch wenn er wahrscheinlich kein Mensch und zudem ein Mörder war.
„Ja“
Er lächelte leicht.
„Wenigstens etwas. Nun gut, du willst wissen warum ich nicht tot bin?“
Ich nickte.
„Der Grund ist das ich kein Mensch bin, Avril.“
Er sah mich an. Ich schloss die Augen, hielt kurz inne. War das noch überraschend!? Mein ganzes Leben glich einer verdammten Lüge und alles war darauf aufgebaut das alles so war wie es schien. Und was kam dabei heraus? Eine Menge toter Menschen, ein Tattoo, Geister und nun völlige Verwirrtheit.
„Bist du auch so etwas wie ein Geist?“, fragte ich dann.
„Du bist nicht Überrascht oder Geschockt.“
Meine Augen schlossen sich erneut.
„Ich weiß nicht, ich denke ich habe es geahnt. Beantworte meine Frage.“
„Nein, wie kommst du darauf, sonst könnten mich viele gar nicht sehen. Außerdem bin ich etwas weitaus…Gefährlicheres.“
Ich suchte nach etwas „Gefährlichem“ und ich kam zu:
„Bitte sag mir nicht dass du Dracula bist? Ich meine seit Twilight habe ich diese Pussys immer wieder im Kopf.“
Er lachte.
„Nein. Rate weiter.“
„Ok…hm... Vielleicht bist du ein Dämon?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nah dran, aber ich stehe über den Dämonen.“
Ich öffnete meine Augen wieder.
„Das ist doch kurios was wir hier machen. Absolut bizarr.“
Er nickte.
„Ja für dich. Ich sag dir was ich bin, ich bin ein Teufel und du bist meine Gefährtin.“
Ich habe noch nie so lange und ausgiebig…
gelacht, Leute. Noch nie und wenn ich das sage, meine ich es auch so. Es kam mir vor als würde ich eine Viertelstunde lachen, denn mein Bauch schmerzte und ich bekam fast keine Luft. Ich war einfach nur erleichtert! Er hatte mich verarscht! Und Gott ich war so glücklich darüber!
Doch irgendetwas lief schief. Denn Andrew lachte nicht, ich meine noch nicht mal ein Lächeln über die Verarsche. Gar nichts.
„Du bist also der Teufel! Verstehe!“, versuchte ich ihn auch zum Lachen zu bringen.
Doch er blieb monoton und meinte langsam.
„Nicht der Teufel, ein Teufel. Es gibt mehrere.“
„Achso! Und ich bin deine Gefährtin! Nette Geschichte, Mann! Muss man erst mal drauf kommen. Hast du zu viel Kitschromane gelesen, ich mein nur wegen dem „Gefährtin“.“
Andrew schien wütend zu sein und, Scheiße, irgendetwas lief schief.
„Ich mein das ernst, Avril. Todernst.“
Mein Lachen verstummte.
„Ehrlich?“
Mir wurde bewusst was er da alles gesagt hatte und schüttelte den Kopf.
„Du bist ein Teufel…“
Andrew nickte.
„Scheiße…ich glaube dir.“

Facts


Ich blickte Andrew lange an.
„Und...und was ist ein Teufel genau?“, fragte ich und blickte auf Andrews Schuhe. Es waren ganz normale, schwarze Vans.
Andrew antwortete nicht sofort.
„Wir kommen aus der Hölle.“
Ich stöhnte.
„Das hätte ich jetzt überhaupt nicht erwartet!“, meinte ich ironisch und verdrehte die Augen, „Was noch? Lass dir nicht alles aus der Nase heraus ziehen!“
Andrew wich meinem tadelnden Blick aus und sah zu Boden.
„Naja, wir wurden von Satan auf die Erde geschickt um, die Welt zu...verschlechtern. Damit meine ich ein paar Menschen töten, Seuchen verbreiten und vielleicht auch die ein oder andere Naturkatastrophe verursachen.“
Meine Gesichtszüge entglitten mir.
„Dein Ernst?“
Er nickte.
„Und das mit dem Gefährten?“
Plötzlich wurde Andrew sogar ein bisschen rot und murmelte etwas unverständliches.
„Das...das ist schon seit Jahrtausenden so. Teufel sowie Engel haben immer einen menschlichen Gefährten. Man sagt das wäre die einzig wahre Liebe die überhaupt existiert.“
Ich sah ihn völlig ernst an, doch dann prustete ich los.
„...einzig wahre Liebe...“, grölte ich und kringelte mich vor Lachen.
„Avril, Mann! Ich meine es ernst.“
„Ouh“, meinte ich nur und verkniff mir ein Grinsen.
„Sorry.“, meinte ich noch hinterher und glukste.
„Ich glaube du hast nicht ganz verstanden was ich meine. Du bist die Gefährtin eines Teufels! Und an mich gebunden seit ich dich geküsst habe. Deswegen die Vögel, Avril.“
Ich sah auf mein Handgelenk auf dem sich die schwarzen Vögel von meiner weißen Haut stark hervor hoben.
Ich schluckte.
Dann weinte ich wieder. Mann, einmal angefangen konnte ich kaum aufhören! Andrew sah mich hilflos an und umarmte mich dann schließlich.
„Hey, alles wird wieder gut.“
„Mann, ich dachte du hättest Juliette vergewaltigt!“
Andrew schwieg, dann meinte er:
„Vielleicht war es einer meiner Dämonen.“
Ich schluckte, blickte ihn an und fragte was er damit meinte.
Andrew lächelte.
„Teufel können Dämonen erschaffen, wenn sie das Blut von demjenigen mit dem eigenen vermischen. Ich habe letztens einen geschaffen. Ein dämlicher Kerl namens Ted.“
Ted. Hm, irgendwoher kannte ich diesen Namen. Nur woher? Ich sah Andrew an und überlegte. Scheiße, der Typ hatte an meinem Stand beim Gründerfest ein Bier gekauft und sich mir vorgestellt. Es könnte sein das er es war, immerhin war er auf dem Gründerfest.
„Ich kenne den.“
Andrew runzelte die Stirn und ich erklärte ihm das er ein Bier bei mir gekauft hat.
„Interessant. Aber ich hatte ihm verboten hier jemanden umzubringen. Eigentlich hören die Dämonen auf Teufel.“
„Hm“, machte ich und sah ihn an.
Er war also ein Teufel, Teufel waren böse...sollte ich ihm glauben?
„Hey, Andrew? Bist du sehr böse?“
Er sah mich etwas verwirrt an.
„Hab ich dir das nicht deutlich genug gezeigt? Ja verdammt, ich bin böse, sehr böse. Was meinst du was hinter dem Namen Teufel steckt? Ich bin nicht menschlich, das war ich nie, Avril. Ich bin in den Abgründen der Hölle groß geworden, ich kenne Schmerz und Leid, habe gesehen wie Menschen sterben und ich habe gefallen daran gefunden.“
Ich schluckte einen dicken Kloß hinunter und blickte ihn ein wenig fassungslos an.
Ich stand auf und ging, ich weiß dass, das falsch war. Ich meine einfach so zu gehen, aber das war alles viel zu viel für mich. Erst hieß es ich bin seine Gefährtin und er ein Teufel, dann war die Rede von Dämonen und plötzlich sagt er, dass er Menschen töten toll findet. Mir erschien es als würden sich neue Dimensionen öffnen und alles was ich kannte und woran ich glaubte verschwand in diesen. Langsam stolperte ich durch Drayton Valley, völlig orientierungslos und heulend. Ich dachte, ich glaube Andrew und kam damit klar was er sagte, ich dachte ich würde es cool nehmen. Doch dem war nicht so. Ich fühlte mich verarscht und glaubte Andrews Geschichte nicht ganz, doch der Teil von mir der ihm glaubte war am Ende. Und wo zum Teufel war Nathan!? Ich wusste ja das er ein Arsch war, aber so einer der jemanden bei einen mutmaßlichen Killer lässt?? Ich wusste das ich jetzt irgendwas zur Beruhigung brauchte und so ging ich entschlossen nachhause. Dad war nicht da, aber das war mir nur recht! Ich stampfte ins Wohnzimmer, öffnete einen Schrank der sich neben der Couch befand und nahm eine Flasche Skyy Vodka aus einer der Schubladen hinaus. Ich öffnete das Glasgefäß und setzte es ohne zu zögern an meinen Mund. Ich weiß, es war falsch von mir, wie mein Dad meine Probleme und Zweifel in Alkohol zu ertränken, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich merkte schon nach ein paar Schlücken wie es mir immer besser ging und langsam aber sicher wurde ich betrunken. Aber es ging mir besser, also trank ich mehr. Bis ich nur noch alles verschwommen wahrnahm. Die Couch, der Tisch, alles waren nur Schemen im Hintergrund. Ich hörte eine Stimme, lauschte ihrem tiefen Klang, aber antwortete ihr nicht.
„Avril?“, fragte sie mich immer wieder.

Als ich meine Augen öffnete war mir speiübel, mein Kopf dröhnte und meine Wangen glühte, ich neigte meinen Kopf und spürte wie ich auf widerstand traf. Es war warm und ich spürte Stoff an meiner Wange.
Jonas saß neben mir auf dem Boden an der Couch angelehnt und studierte die Sky-Fernsehnzeitung, mein Kopf lehnte an seiner Schulter und als ich mich räusperte sah er mich lächelnd an.
„Na?“
Ich schloss meine Augen und versuchte den pochenden Schmerz in meinen Schläfen auszublenden.
„Was ist passiert?“
Jonas nahm einen Schluck aus einer Orangensaftverpackung, die eindeutig aus unserem Kühlschrank stammte.
„Naja, gestern Abend war Shirley nicht da. Es war erst halb 7 also bin ich zu dir. Die Tür war auf, also bin ich rein und hab dich besoffen vor der Couch gesehen. Dein Dad war nicht da, deswegen bin ich bei dir geblieben.“
Ich sah ihn an und lächelte, dann jedoch erinnerte ich mich an gestern. Meine Mundwinkel glitten Zentimeter nach unten und mein Gesicht wurde ausdruckslos.

Jonas? No!


„Avril? Was ist los?“
Ich blickte Jonas müde an.
„Ich...äh...ich weiß nicht los ich.“, log ich noch während ich mein Handy heraus holte.
Wütend schrieb ich Nathan: „Wo bist du gewesen?“
Seine Handynummer hatte er mir für den größten Notfall gegeben. Letztendlich hätte er wohl auch darauf nicht reagiert. Man war ich wütend auf ihn! Doch noch wütender war ich auf mein restliches Leben!
„Scheiße“, murmelte ich vor mich hin und kassierte dafür ein Stirnrunzeln von Jonas.
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, man tat mein Kopf weh! Als hätte ihn jemand zertrümmert und mit ein wenig Klebstoff wieder zusammen gefügt.
„Ist es wegen dem Typen in der Kirche?“
Ich bejahte und belog ihn schon wieder, ich wollte doch nur das er Ruhe gab.
„Weißt falls er der Mörder sein sollte, verstehe ich ihn zumindest teilweise. Ich meine ich hätte Milo auch getötet, er hat es verdient.“
Ich schluckte und mein Gehirn ratterte. Was hatte Jonas da gerade gesagt? Was war wenn er es war??
„Ach...“, flüsterte ich und sah in Jonas rote Augen, ich wusste gar nicht, welche Augenfarbe er wirklich hatte...
Jonas nahm noch einen Schluck von seinem Orangensaft und studierte weiter die Fernsehzeitung. Ich starrte ihn an und wusste langsam ehrlich nicht mehr was ich glauben sollte.
„Machen wir heute etwas zusammen?“, fragte Jonas nach einer Weile des Schweigens. Ich sah ihn panisch an und er mich verwirrt.
„Ähm“
„Du musst nicht wenn du nicht willst. Aber ich dachte mir nach dem Typen in der Kirche, wegen dem du dich ja wahrscheinlich betrunken hast brauchst du etwas Ablenkung.“
Ich starrte ihn an.
Mein Gott! Und wie ich Ablenkung brauchte! Aber was wenn er der Mörder war? Aber es könnte ja auch dieser Ted gewesen sein...oder doch Andrew? Immerhin war ein Teufel, oder was auch immer. Ach heilige Scheiße, ich war verwirrt! Da ich ehrlich Ablenkung brauchte meinte ich einfach:
„Ok, Meinetwegen. Wohin wollen wir?“
„Wie wäre es mit Paintball, Bowling oder Kino?“
„Paintball schon mal nicht! Meine Güte ich hab schon Schmerzen wenn ich daran denke.“, ich lachte, aber gleichzeitig war mir flau im Magen.
„Ok, Bowling?“
Ich nickte lächelnd.
Gesagt getan, Jonas holte mich nach einer Stunde mit seinem Auto ab und wir fuhren Bowlen.
Jonas bog auf einen der Parkplätze und wir verließen das Auto. Die Bowling Halle vor uns war nicht sonderlich schick oder groß, wie so eine billige Kleinstadt-Bowling-Bar eben. Wir waren extra in die Nachbar-Kleinstadt gefahren, denn in unserer Stadt war so etwas ja nicht zu finden.
Jonas hielt mir die schwere Tür auf und wir liehen uns von einem glatzköpfigen Kerl Bowling-Schuhe aus. Wir waren die Einzigen die bowlten, die anderen, wenigen Gäste saßen an der Bar, tranken ein paar Bier und unterhalteten sich prächtig. Der restliche Nachmittag mit Jonas war ziemlich witzig, er schlug mich leider um Längen, aber ich war noch nie so gut im Bowlen gewesen. Alles war gut und ich dachte gar nicht an die Probleme, die sich zuhause türmten, bis ich eine SMS von Nathan bekam.
Hey, wo bist du? Alles gut?


Wie bitte?!
Wollte er mich verarschen? Er fragte mit wirklich jetzt wo ich war und ob alles Ok ist?!
Wütend ignorierte ich seine Nachricht und steckte mein I-Phone wieder zurück in meine Hosentasche.
Jonas sah mich unverwandt an.
„Ist alles Ok?“
„Klar“, presste ich aus zusammengepressten Lippen hervor.
„Ja? Du hörst dich nicht so an.“
„Alles. Ist. Gut. Jonas.“, grummelte ich, sah ihn aber wenige Augenblicke entschuldigend an.
Er lächelte leicht und wuschelte mir durch die Haare.
„Ich fahr dich am besten jetzt nachhause. Dann kannst du ein bisschen schlafen.“
Ich nickte dankend.
Zuhause angekommen, schrie ich nach Dad. Er war im Moment nie zuhause! Wahrscheinlich lag er irgendwo besoffen herum. Ach Scheiße, zu was war er bloß geworden?
Ich weinte. Setzte mich auf den Boden und weinte schon wieder. Zu was war ich eigentlich geworden. Ich hatte mir doch geschworen nicht mehr zu weinen und ich hielt es gerade mal ein halbes Jahr aus. Ich war so ein Loser, aber nicht nur das! Mein Leben lief komplett schief. Als ich mich beruhigt hatte stand ich auf und machte mir eine Pizza, als ich sie gegessen hatte ging ich nach Oben und stieg unter die Dusche. Dann zog ich mir meinen Pyjama an und wollte gerade zu Tür raus, als mich jemand gegen sie presste. Entsetzt schrie ich auf.

Yes, it was a fucking kiss.


Es war dämlich, doch ich konnte mich partout nicht wehren, spürte bloß einen heißen Atem in meinem Rücken. Scheiße, ich wollte schreien, um mich schlagen, die Person hinter mir weg stoßen, doch es ging nicht. Ich brachte keinen Ton hervor und zuckte nicht mal mit der Wimper.
„Avril“
Tja, ich dachte wirklich jetzt würde ich sterben, doch die Person drehte mich eigenhändig zu sich um und ich blickte in Nathans blaue Augen.
„Scheiße Mann! Ich dachte du wärst der verdammte Mörder! Du hast mich zu Tode erschreckt! Wie bist du hier rein gekommen!? Und was fällt dir ein hier einfach rein zu kommen!?“
Nathan lachte.
„Ich hab mir bloß Sorgen gemacht.“
„Zurecht!“, schnaufte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wie ich es verfluchte meinen Sponge-Bob-Pyjama angezogen zu haben...
„Und? Ist Andrew tot?“
Ich holte tief Luft, ich glaube zu wissen noch nie so viel Luft in den Lungen gehabt zu haben, und schrie: „NEIN!“
Er sah mich geschockt an.
„Was ist dazwischen gekommen? Hast du dich nicht getraut?“
„Was dazwischen gekommen ist? Was da zwischen gekommen ist?!?! Verdammt Nathan! Ich glaube einfach nicht das du mich so im Stich gelassen hast!“
„Was ist dazwischen gekommen, Avril?“
Ich grummelte er sei ein Wichser und dann platzte es heraus:
„Verdammt, Nathan! Er ist nicht gestorben! Ich hab das scheiß Messer in seine Brust gerammt und danach war er noch komplett munter. Dann meinte er irgendwie...“
„Er ist also nicht gestorben, interessant.“
„Bitte? Interessant?!“
Nathan nickte und runzelte die Stirn.
Er deutete belustigt auf meinen Pyjama.
„Du siehst süß aus in den Pyjama.“
Ich verzog das Gesicht.
„Ja, ja.“, meinte ich und stampfte aus dem Bad.
„Weißt du was er danach gesagt hat?“
Nathan sah mich neugierig an.
„Er sagte er wäre ein Teufel und ich seine Gefährtin.“
Nathan blickte mich erst ausdruckslos an, dann runzelte er dir Stirn.
„Glaubst du ihm.“
Ich ging in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett.
„Ich...“, ich schluckte, „Ich schätze schon.“
Nathan setzte sich neben mich.
„Und ist er der Mörder?“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Er sagt nein, aber kann ich mir da so sicher sein?“
Nathan schüttelte den Kopf. Er war mal wieder echt teuer angezogen, eine nicht billig aussehende, schwarze Markenjeans und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, dazu Markenschuhe und eine Uhr, bei der ich mir sicher war dass, das Silber echt war. Er zog seine Schuhe aus und setzte sich im Schneidersitz vor mich.
„Und Jonas, Jonas kommt mir auch etwas verdächtig vor, heute meinte er, das er den Mörder teilweise versteht. Ich weiß nicht, vielleicht steigere ich mich auch nur in diesen Satz hinein.“
Nathan runzelte die Stirn.
„Wer ist Jonas?“
„Oh, du kennst ihn ja nicht. Jonas ist der adoptierte Sohn meiner Tante, praktisch so was wie mein Cousin.“
Nathan nickte und sah sich dann in meinem Zimmer um.
„Du stehst wohl auf Superhelden.“, meinte er und deutete auf ein Batman Poster welches neben dem Schrank mit den Actionfiguren prangte. Gegenüber des Batman Posters befand sich auch eines von dem Superman-Zeichen.
Ich lächelte.
„Superhelden sind toll, sie sind gerecht und stark.“
Nathan sah mir in die Augen und lächelte.
„Du bist ganz anders als die anderen Mädchen.“, bemerkte er, „Nicht so...verdammt eingebildet und schlampig.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Was hast du eigentlich gegen Mädchen?“
Nathan sah auf den Boden.
„Das ist egal.“
Ich runzelte die Stirn und fragte mich was hinter Nathan ach so coolen Fassade steckte. Vermutlich wollte ich es gar nicht wissen.
Plötzlich beugte Nathan sich nach vorne, es war so schnell, das ich dachte er würde mich schlagen. Doch er umfasste meinen Kopf mit seinen beiden Händen und küsste mich. Ich war so geschockt von der Situation das mein Mund ein Stückchen auf ging. Nathan umfasste nun meinen Oberkörper und drückte mich gegen die Wand. Erst als ich fast keine Luft mehr bekam ließ er von mir ab.
„Bist du deshalb nicht mit mir ausgegangen? Weil ich kein Superheld bin?“
Was zum Teufel?
„Was hat das damit zu tun und was sollte das eben?“

He's The Monster

In manchen Momenten denke ich mir immer, "Was zum Teufel habe ich falsch gemacht?". Ich war immer nett zu jedem, ok, nicht immer aber war das überhaupt möglich? Ich war immer da für meine Freunde. Ich war weder Arrogant noch Eingebildet und trotzdem hatte ich das Gefühl, niemand hatte so ein Pech wie ich.
Und man muss zugeben, es stimmt.. Während alle ihre normalen Teenager-Probleme hatten suche ich einen Mörder und während sie jedem vertrauen können, kommt es mir so vor als würde ich keinem vertrauen können.
Und nun starrte ich Nathan anklagend an und hoffte der Kuss war nur ein Ausrutscher gewesen.
"Antworte", forderte ich ihn auf.
"Lass uns lieber etwas sinnvolles machen."
"Es ist sinnvoll."
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ich könnte mich dafür Ohrfeigen das ich ihn nicht weggestoßen hatte.
"Ich gehe jetzt."
Ich wollte ihm sagen das ich ihm die Beine brechen würde wenn er jetzt ging, doch mein Mund war auf einmal so trocken das ich nichts sagen konnte. Und ehe ich die Sprache wiederfinden konnte war er schon weg.
Am nächsten Tag in der Schule waren weder Nathan noch Andrew da und ich fragte mich ernsthaft ob ich Nathan eine Hass-Sms schreiben sollte.
Seufzend holte ich einen Schokoriegel Marke Sniggers aus meiner Lunchbox und biss hinein. Im Ernst, ich sollte nicht immer essen wenn ich stress hatte oder wütend war. Aber schwierig aufzuhören war es schon.
Plötzlich sah Mr. Grater mich böse an.
"Essen Sie etwa Mrs. Foster?"
"Ähm... nein." 
Es war so offentsichtlich das ich aß. Warum zum Teufel log ich also?!
"Haben Sie mich ehrlich so dreist angelogen? Gehen Sie bitte vor die Tür Avril."
Ich grummelte und kroch schwerfällig vor die Tür.
Vor der Tür mit eisernen Blick stand Andrew. Er war an die Wand gelehnt und starrte an die gegenüberliegende Wand, ohne mich anzusehen sagte er:
"Ich muss mit dir reden Avril."
Schluckend schüttelte ich den Kopf. Ich musste zugeben das ich angst vor ihm hatte.
Böse starrte er mich aus silbernen Augen an.
"Lass uns irgendwo hingehen."
"Die Schule schwänzen?"
"So sieht es aus, ja."

 

Impressum

Texte: Alle Rechte der Geschichte gehören mir. Der Ort der Geschichte ist nicht realitätsgetreu.
Bildmaterialien: http://1.bp.blogspot.com/-xJEcTzt9KnM/TwTpVd7spfI/AAAAAAAAA4U/nIL3YumbT5s/s1600/V%25C3%25B6gel+Tattoo+%25281%2529.jpg
Tag der Veröffentlichung: 26.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Widmung geht an die ganze Welt:* Musik die ich gehört habe während ich schrieb: House Of Pain - Angerfist Bad Boy - Angerfist Asking Alexandria - Breathless

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