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Wunderwerk Mensch

Meine Oma ist nicht schwach. Immer ein Lächeln, im Garten arbeiten, kochen, spülen und mit uns reden. Sie war normal. Und ich hasste alle, die sagten, dass sie schwach sei. So ein Unsinn!

 

Meine Eltern haben alles für mich getan: das soll schwach sein? Wieso war ich von so viel Blödsinn über das Alter umgeben?

 

Altersdiskriminierung verstehe ich erst seit ich 30 Jahre bin, mehr noch ab 40 Jahre. Da beginnen

Jugendliche mit der Isolation und Abgrenzung von sich und "dem Alten". Das nennen sie "langsam" und "schwach" und deuten auf Falten, und Stock. Meist bloß auf Falten: oft symmetrische Falten und pargamentartige Knitterstruktur.

 

So wie meine Jeans und mein Hemd, die knitterig werden im Laufe des Tages. 

 

 

Wenn sie von "alt" sprechen,
was für Bezüge haben Sie? Nur den aktuellen,

frischen Bezug?
Bezüge sind nie alt. Bezüge haben kein Alter. Sie sind täglich frisch, aufs Neue, weich, warm, saftig.

 

Was ist also das "Alter"? 


Die Vergangenheit ist vorbei. Gestern ist nicht mehr. Wir haben keinen Bezug zum Gestern mehr.

Trotzdem werden wir mit alten Häusern, alten Autos und anderen, alten Gegenständen verglichen. Die Natur des Menschen mit Gegenständen gleich zu setzen, ist ein Irrtum.

 

Warum?

 

Der Körper verändert sich im Laufe der Zeit, aber ist es das "Alter"? Es wäre besser zu schreiben, er erneuert sich. Zellerneuerung findet

täglich statt, in den Knochen wie im Gewebe:

 

"Die Oberhaut des Menschen, Epidermis genannt, erneuert sich ungefähr alle 28 Tage komplett", las ich in Google. Wir haben kein Alter wie Gegenstände das haben.

Gegenstände besitzen keine Zellerneuerung oder eine Selbstreinigung. Wir können ein kaputtes Teil an einer Heizung ersetzen. So ähnlich macht der Körper das auch, von Anfang an.

 

Wir sind im Jetzt. Nicht mehr im Gestern. Wie kann ich auf meine Vergangenheit reduziert werden als sei ich ein staubiges Buch? 

Wer hat das "Alter" eingeführt und zu welchem Zweck?

Ich habe weder Staub, noch Schimmel auf mir, ich roste nicht, ich blättere nicht ab, ich habe keine Löcher, ich werde nicht dünner, und bin nicht brüchig. Vorausgesetzt, ich bin gesund.


Höchstens habe ich wegen intensiver

Kommunikation viele Lachfalten, Sorgenfalten und diverse

Andere immer wieder auftauchende Falten bekommen. Aber meine Gesäßfalte war schon immer die tiefste Falte, und der Anus ist voller kleiner Falten, gucken sie mal mit dem

Handspiegel ihren Wertesten an. Diese Po-Faltigkeit ist weder schwach noch alt: der Körper unterliegt Prinzipien, die Falten bedürfen als notwendig.

 

Die inneren Strukturen im Körper sind

offensichtlich faltig: das Gehirn legt sich in Falten: "Falten im Gehirn vergrößern die Oberfläche dieses wichtigen Organs und bieten unter anderem im menschlichen Gehirn so mehr Platz für höhere Funktionen wie Denken und Handeln." steht online beim Max Planck Institut unter der Überschrift "Die Entstehung von Falten in der Hirnoberfläche" geschrieben.

 

 

 

Der Darm legt sich auch in Falten, um hinein zu passen: "diese Schleimhaut ist in viele (Kerckring-) Falten geworfen, was der Oberflächenvergrößerung dient.", schreibt cara.care, die Webseite eines Arztes. Ärzte untersuchen oft das Innere des Körpers und daher hat die Anatomie gute Bilder über unsere inneren Falten. 

Wenn wir nun die Logik der inneren Falten übertragen auf äußere Falten,

ist „ältere" Haut vielleicht ein Übermaß an Hautzellen, die sich in Falten legen, um auf die begrenzte Oberfläche besser drauf zu passen? Wir brauchen mehr Hautzellen, um so mehr Stress wir haben: der Körper schützt uns und baut an.

Wissenschaft entwickelt sich. Wenn innere Falten nicht als „Bindegewebe Schwäche" bezeichnet werden,

wieso sollten äußere Falten schwach sein? Mit dieser Fragestellung begann ich auch andere äußere Faltenstrukturen in der Natur zu untersuchen.

 

Allein dieses Wunderwerk Mensch

systematisch zu beschreiben mit mathematischen Winkel- und

Scheitelmessungen von Anusfalten, Armbeugenfalten, Gesäßfalte mit Pi-Kennzahl, - Pi steht für Messungen, die rund sind -, und Gesichtsfalten, scheint die Wissenschaft verpasst zu haben. Einzig und allein die Medizin gibt sich Mühe, den Körper näher zu untersuchen im Rahmen von Krankheit und Gesundheit.

 

Die Medizin macht es gut. Sie misst Blutdruck, Arterien-Größe und Länge, und mein Bluttest ist sehr gut: mein

Körper funktioniert einwandfrei mit 43. Das ist Sachtext.

 

Was Leute über das Alter herumspinnen, ist Mythos und Fantasie, Jugend-Fetischismus und Pädophilie,

aber sicherlich keine Wirklichkeit. 

Auch mein Follikel-stimulierendes Hormon ist in ausreichender Menge vorhanden und meine Periode kommt regelmäßig. Ich bin immer noch eine

gebärfähige Frau.

 

Wir unterschätzen das Alter sehr. 

 

Ärzte schreiben, dass die Fruchtbarkeit von 20-24 Jahren am stärksten sei, und die Wahrscheinlichkeit danach, schwanger zu werden sinkt.

 Ich habe mir Ovulationstests gekauft, um meinen Eisprung zu messen: nichts. Seit Monaten habe ich keinen Eisprung mehr. Das ist eine traurige Tatsache, für mich persönlich. Das bedeutet nicht, dass ich keine Periode mehr habe, sie kommt meistens regelmäßig, und das mit ca 2 Schnapsgläsern Plazentaflüssigkeit. Das reicht vollkommen. Mein Körper ist fit mit 45. Meinen Eisenmangel musste ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Silja Nathe
Bildmaterialien: Silja Nathe
Cover: Silja Nathe
Tag der Veröffentlichung: 28.02.2021
ISBN: 978-3-7487-7603-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinen Eltern und Großeltern gewidmet

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