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Meine Kunden

Mein neuer Kunde wirft mir vor, das Bett nicht gemacht zu haben, obwohl ich es gemacht habe. Ob er sich besonders klug findet, oder mich ärgern will? Manchmal kann ich die Botschaften nicht einordnen.

Das letzte Mal schuftete ich drei Stunden für ihn, nahm zum Schluss die Mülltüten mit nach unten zu den Tonnen im Hof. Unter den Mülltüten waren noch ein paar Krümel und ich dachte „ach, egal, die paar Krümel, ich muss jetzt los zu meinem anderen Kunden!“ und ging los. Später beschwerte der Architekt sich über Krümel: „Hallo Frau N. ich bin heute nicht zufrieden und war es die letzten Male auch nicht. Wenn viele Brösel rumliegen müssen sie bitte den großen Staubsauger nehmen. Überall liegen jetzt noch diese Brösel. Bitte gründlicher und ggfs. mehr Zeit nehmen. MfG S.G.“

Ich antwortete daraufhin: “Ja, okay. Ich werde mit dem normalen Staubsauger arbeiten.“ Und „Der andere saugt nicht richtig. Sie sagten einmal, ein paar Krümel seien nicht so schlimm;“

Daraufhin er: „Es sind sehr viele Krümel“

„Haben Sie nachgezählt? Wo genau?“ und „Vielleicht hat ihre Tochter ein Butterbrot gegessen?“

„Jetzt habe ich gleich genug ich denke sie überziehen hier gerade stark, meine Tochter habe ich abgeholt und bin mit ihr nachhause gekommen. Das ist eine Unverschämtheit von ihnen dass ich mich hier rechtfertigen muss. Ansonsten sollten wir es zukünftig einfach lassen.“, erwidert er genervt.

Ich werde ernst: „Ich weiß nicht von welchen Krümeln sie sprechen.

Ich habe alles gesaugt und gewischt; überall im ganzen Haus!“, was stimmt. Wieso ärgerten ihn ein paar Krümel?

„Ich denke wir sollten dass jetzt hier an dieser Stelle beenden schicken sie ihre Rechnung und stecken den Schlüssel in den Briefkasten“, schrieb er, woraufhin ich zurück schrieb: „Ja, okay.

Das finde ich auch besser.“ Seinen Schlüssel habe ich ihm erst zurück gegeben, nachdem er meine Rechnung bezahlt hatte. Ich war nicht sauer, eher fand ich es lustig wegen ein paar Krümeln – wie viele es genau waren, weiß ich immer noch nicht genau – gefeuert zu werden. Ein halbes Jahr zumindest habe ich seine Wohnung in Potsdam sauber gemacht.

 

Mein anderer Kunde muntert mich immer auf und immer muss ich lachen, wenn wir etwas besprechen. Dafür mag ich ihn sehr. Er macht auch Geschenke, kennt meinen Geburtstag und nimmt mich immer ernst. Und wenn ich was verpatze, z.B. in der Dusche das falsche Reinigungsmittel genommen habe, so dass die Verchromung des Duschkopfes abblätterte, nimmt er es mir nicht übel und sagt: „C'est la vie! Machen Sie sich keinen Kopf darüber.“

Dieses Jahr 2019 flog eine Ente auf seine Terrasse und baute sich zwischen Bambus und Tannen ein Nest, mitten in Berlin! Mein Kunde kaufte ihr ein Plastik Planschbecken (für Kinder), stellte ihr Körner hin und kümmerte sich um sie. Wir alle konnten es kaum erwarten, dass die Kleinen schlüpfen und schon alsbald waren es 6 kleine Küken. Das war so süß. Leider landete eines davon unten auf dem Asphalt direkt neben den Mülltonnen, aber die anderen scheinen es geschafft zu haben. Sie haben auch geplanscht, aber die Mutter hatte nicht so viel für Späße übrig. Die Körner durfte ich alle wieder wegschmeißen. Sie hatte überhaupt keine Angst vor uns.

Allerdings habe ich seinen 20.000 teuren Esstisch ruiniert: er sagte, ich solle den kleinen roten Weinglasfleck wegmachen. Ich erwiderte, dass ich das noch nie gemacht habe. Er zuckte nur die Schultern: egal. Ich wusste wirklich nicht, was man bei Holz und Wein macht. Im Internet suchte ich in Foren nach einer Antwort: etwas Zitrone und Salz. Das klang gut. Ich schmierte etwas Limonensaft auf den Fleck, holte Salz und liess es etwas zu lang drauf: der nun helle Fleck schaut mich immer noch an. Der Saft hat nicht nur den Wein, sondern auch die Holzfarbe entfernt, aber für das 1. Mal gar nicht so schlecht. Ich hätte versuchsweise woanders einen Versuch machen sollen, aber wo? Er hat nichts gesagt. Der Fleck mischt sich mit anderen Rotwein-Ringen, und es nicht die Welt.

 

Meine andere Kundin, ihr kleiner Sohn, um genau zu sein, hat es sich zur Gewohnheit gemacht, nach dem Essen seine verschmierten Hände zwar zu waschen, aber auf dem Gang zum Badezimmer rechts und links an alle Wänden eine kleine Spur zu hinterlassen. Ohne Arbeit bleibe ich nicht. Türen, Türrahmen sind auf 1,20 m Höhe vollgekleckert. Aber es ist lustig und meine Kundin, seine Mutter und ich lachen immer darüber. Überhaupt Essen kleine Jungen wild und ungezielt, so dass ich Küchentische mit Kleinkindern immer besonders putz-spannend finde. Auch die Kinderstühle sind vollgeschmiert, was ein gutes Zeichen ist. Es freut mich, dass wir alle genug zu essen haben, und ich mache gerne sauber. Die Mutter lächelt mich immer so voller Dankbarkeit an, dass mir etwas warm im Herzen wird.

 

 

 

Mein 1. Kunde war ein Bundesminister und hat mir gezeigt, wie man ein Klo putzt: ganz tief runter mit der Bürste! Ich habe nämlich nur ganz kurz oben herum gebürstet und dachte, das sei okay.

Ich muss immer noch darüber lachen, wie gerade ein Minister mir das Kloputzen beibringt. Ein mit Anzug und weißen, gestärkten Hemden- Mann, der im Büro

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Silja Nathe
Cover: Silja Nathe
Tag der Veröffentlichung: 20.06.2020
ISBN: 978-3-7487-4658-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme das meiner Mutter, die auch schon Putzfrau war.

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