Cover

Leseprobe

 

 

Das Buch

Arturo, amore mio erzählt die stürmische Begegnung zwischen dem charismatischen Shakespeare-Darsteller Arturo Bellía und der schüchternen Alissa. Lange schon schwärmt sie für ihn – aus der Ferne. Bis sie sich eines denkwürdigen Abends ganz unerwartet begegnen.

 

Sie verbringen eine unvergessliche Nacht voller Lust und Leidenschaft, lassen sich auf ein erotisches Arrangement ein, das sie beide an die Grenzen ihrer Gefühle führt. Doch ihr Zusammensein wird immer mehr von den Gespenstern aus Arturos Vergangenheit überschattet, und schließlich passiert etwas Schockierendes, mit dem Alissa nie gerechnet hätte …

 

 

Die Autorin

 

Brina Gold ist das Pseudonym der Bestsellerautorin Laura Gambrinus. Unter dem Label »Brina Gold HOT« veröffentlicht sie ihre erotischen Liebesromane und Kurzgeschichten.

 

Der vorliegende Roman erschien erstmals unter dem Pseudonym D. L. Alessi.

 

 

 

 

 

Eins

Tosender Applaus brandete um mich herum auf.

Ich ließ mich davon mitreißen und erhob mich ebenfalls von meinem Sitz im Zuschauerraum, klatschte mit den anderen um die Wette und ärgerte mich über die Tränen, die ich in den Augen hatte.

Schlimmer allerdings war die Tatsache, dass nicht nur meine Augen feucht waren, sondern auch mein Höschen. Und das bei Shakespeare! Nun gut, in »Viel Lärm um nichts« ging es tatsächlich um die Liebe, allerdings nicht um die körperliche. Oder nicht nur. Ich jedenfalls konnte bei Benedicts Anblick an nichts anderes mehr denken. Nur seinetwegen war ich dem Drängen meiner Freundin Mara gefolgt und gekommen, um mir diesen Klassiker anzusehen.

Natürlich ging es mir auch nicht um Benedict, der war mir reichlich egal.

Es war vielmehr Arturo Bellía, der in der Rolle des widerspenstigen Liebenden eine blendende Figur machte und mich so um meine hart erkämpfte Fassung brachte. Er hatte sich für die Rolle des Benedict einen kurzen Bart stehen und die Haare schulterlang wachsen lassen – und er sah mit diesem Look umwerfend aus.

Ich war seit einer Ewigkeit total verliebt in diesen Mann. War ihm regelrecht verfallen.

Himmel, dieser Bellía war wirklich eine Schnitte! Groß und dunkel; eine wuchtige Figur, so wie ich es an Männern mag; eine Stimme, die mühelos den gesamten weiten Theaterraum füllte; und eine Ausstrahlung, die mich echt umwarf.

Oder war es mehr sein Ruf, der mich so faszinierte? Als Enfant terrible und unersättlicher Liebhaber verschrien, unzähmbar und undurchschaubar. Und angeblich, wenn man dem missgünstigen Gemunkel neidischer Kollegen oder bösartiger Journaille glauben wollte, auch ein Mörder. Nicht, dass mich das angetörnt hätte, nein! Ich glaubte es schlichtweg nicht. Aber seine Frau war leider vor Jahren unter nie geklärten Umständen spurlos aus ihrer gemeinsamen Ferienvilla verschwunden und nie mehr aufgetaucht. Seitdem rankten sich immer wieder wilde Gerüchte um diesen Mann.

Ich unterdrückte ein Seufzen und schob mich gemeinsam mit den anderen Zuschauern Schritt für Schritt in Richtung Ausgang. Ich machte einen kurzen Abstecher auf die Toilette, wusch mir die Hände und kontrollierte mein Spiegelbild. Ich hatte erhitzte Wangen und glänzende Augen. Mara würde wissen, warum. Sie kannte meine Vorliebe für Bellía schon seit langem und zog mich gerne damit auf. Sie hatte sogar vorgeschlagen, meinen Vibrator ‚Arturo‘ zu taufen! Damals hatte ich mich geärgert, ihr überhaupt davon erzählt zu haben. Von Arturo, nicht dem Vibrator. Sie war es schließlich gewesen, die mir dazu geraten hatte, mir ein bisschen Spielzeug zuzulegen …

An der Garderobe holte ich meinen leichten Mantel ab und suchte mich dann durch zum Bühneneingang. Mara hatte darauf bestanden, dass ich mit ihr und ihren Freunden noch etwas trinken gehen sollte. Ich mochte solche Sachen nicht besonders, war eher eine Einzelgängerin, aber da sie mir die Eintrittskarte besorgt hatte, wollte ich ihr keinen Korb geben. Sie schien Wert auf meine Gesellschaft zu legen, und das war immerhin etwas Schönes. Es gab nicht allzu viele Frauen, die gerne Zeit mit mir verbrachten. Dazu war ich zu … sonderbar. Mara hingegen hielt es seit unserer gemeinsamen Schulzeit mit mir aus, daher wollte ich sie an diesem Abend nicht enttäuschen.

Ich schlüpfte durch die schmale Tür und sah mich suchend um. Es schwirrten viele Menschen herum, alle schienen noch immer sehr beschäftigt zu sein. Obwohl die Vorstellung bereits seit bestimmt einer halben Stunde vorbei war, summte es hier noch immer geschäftig wie in einem Bienenkorb. Niemand beachtete mich, daher versuchte ich auch weiterhin, so wenig wie möglich aufzufallen und mich auf Maras Beschreibung zu konzentrieren, die mich zu ihrer Wirkungsstätte führen sollte. Leider war mein Orientierungssinn nicht der beste, und so war es unvermeidlich, dass ich zunächst erst einmal wie ein blindes Huhn zwischen Garderoben und Toiletten herumirrte. Es wäre gelogen, zu behaupten, ich hätte nicht heimlich – oder auch offen – nach Benedikt, respektive Arturo Ausschau gehalten!

Das tat ich natürlich! Doch leider war mir der Zufall nicht hold – er lief mir nicht über den Weg.

Aufatmend fand ich schließlich den von meiner Freundin bezeichneten Raum und trat ein. Stimmengewirr empfing mich. Und eine Situation, die ich gar nicht mochte: die Augen aller Anwesenden auf mich gerichtet zu wissen. Zum Glück entspannte Maras Spontaneität die Lage sofort, indem sie aufsprang, mich bei der Hand nahm und in den Raum hinein zog.

»Alissa! Da bist du ja endlich!«, meinte sie zu mir gewandt. Ich fing einen prüfenden Blick auf, dann ein wissendes Lächeln, ehe sie mir der Reihe nach ein paar Leute vorstellte, von denen ich mir weder Namen noch Funktion merken konnte oder wollte. Ich blieb schweigsam, wie immer zu Anfang, wenn ich fremden Menschen begegnete, noch dazu einer ganzen Gruppe, und ließ die anderen reden.

Nach einer kleinen Weile wurde entschieden, aufzubrechen. Ich schloss mich an – eine andere Wahl hatte ich nicht, da Mara dieses Mal meine Ablehnung nicht akzeptiert hätte. Also ging ich mit, obwohl ich in diesem Moment nichts lieber wollte, als mich ins Bett zu verziehen und von Arturo Bellía zu träumen.

Schweigend und mit gesenktem Kopf folgte ich meiner Freundin und der gut gelaunten Truppe nach draußen. Sie schienen zu wissen, wohin sie wollten, und ich tappte hinterher.

Jeder Schritt, den ich mich von meinem Zuhause und meiner ersehnten Intimität entfernte, ließ mich meinen Entschluss, mitzumachen, ein kleines bisschen mehr bereuen. Ich seufzte und beschloss, die erste sich mir bietende Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen. Mein Wort, wenigstens dieses eine Mal mitzukommen, hatte ich schließlich gehalten. Ich hatte nicht versprochen, lange zu bleiben.

Ziel war irgendein Klub in der Nähe des Theaters. Mara hatte mir erzählt, dass sich Schauspieler, Statisten, Masken- und Bühnenbildner, Beleuchter – kurz, Personen, die in irgendeiner Form an einem Stück beteiligt waren, immer wieder sporadisch abends nach einer Vorstellung auf einen Absacker trafen. Heute war einer dieser Abende. Nur war niemand dabei, der mich interessiert hätte.

Das sehnsüchtige Ziehen in meiner Möse hatte längst aufgehört. Ob ich mich heute noch einmal so richtig in Stimmung würde bringen können, stand in den Sternen – wenn ich zu müde war, funktionierten selbst meine heißesten Fantasien nicht mehr. Frustriert ließ ich mich, ohne weiter auf meine Umgebung zu achten, auf einen der Stühle fallen, die die Gruppe vorher augenscheinlich reserviert hatte. Es war wenigstens erträglich laut – man konnte sich gut unterhalten. Die Tanzmusik, die das alles unmöglich gemacht hätte, klang aus dem Nachbarraum, doch ich hatte nicht die geringste Intention, mich dorthin zu verirren. Die Plätze um mich herum füllten sich, ich hatte beinahe Mara aus den Augen verloren und beeilte mich nun, sie mit hektischen Handbewegungen auf den Stuhl neben mich zu dirigieren, wo sie endlich mit einem extrem breiten Grinsen Platz nahm.

»Was?«, fragte ich sie misstrauisch. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass eine solche Miene bei ihr immer irgendeine Bedeutung hatte.

»Nichts«, gab sie zurück und bemühte sich vergebens um ein ernstes Gesicht. »Schau nicht so trübsinnig drein, Süße. Und außerdem – warum hast du nicht gleich einen Nonnenkittel angezogen?«

Ich sah achselzuckend an mir herunter. Mein eleganter Kaschmirpulli verbarg meine Körbchengröße D nicht ganz, aber er kaschierte sie recht gut. Schwarze Lederhose mit Silberprint über meinem runden Po und flache Ballerinas dazu – ich fand mich durchaus dem Anlass entsprechend gekleidet.

Zugegeben – sexy ging anders, da konnte ich mir an ihr und dem hautengen kleinen Schwarzen eine Scheibe abschneiden. Aber ich war das einfach nicht.

»Wenn du jetzt mit über dreißig nicht bald mal lernst, dich ein bisschen ansprechender anzuziehen, dann musst du dich nicht wundern, warum dein Vibrator immer noch dein bester Liebhaber ist«, warf sie mir ungeniert vor.

»Schhht!«, zischte ich, während heiße Schamesröte mein Gesicht flutete. »Spinnst du? Schrei noch lauter, und alle können es hören!« Wütend funkelte ich sie an.

Sie zuckte die Schultern. »Ist doch wahr«, maulte sie.

»Ich bin sowieso bald weg, also was stört dich an meinem Outfit?«

Sie sah mich nur mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. »Wie du meinst. Aber wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Warte wenigstens den ersten Drink ab, ehe du verschwindest.« Damit wandte sie sich um und setzte ihr Gespräch mit ihrem Tischnachbarn fort.

Einigermaßen frustriert ließ ich die Stimmen um mich herum an mir vorüberrauschen. Klar, sie hatte meinen wunden Punkt getroffen – dass nämlich meine Schüchternheit und mein Auftreten in keinem Verhältnis zu meiner Libido standen. Wäre es anders gewesen, dann würde ich meine überbordende Fantasie diesbezüglich eindeutig gewinnbringender einsetzen. So aber konnte ich nur auf ein paar ebenso mittelmäßige wie mittelfristige Abenteuer zurückblicken, die ich mit Männern gehabt hatte, die im Bett nicht der Rede wert gewesen waren. Allerdings war dieses Problem bei mir mit der bloßen Wahl eines anderen Outfits auch nicht zu beheben. Warum konnte sie das nicht einsehen?

Seufzend lehnte ich mich zurück. Also gut. Ein bisschen würde ich noch bleiben. Sie hatte sich so sonderbar benommen – was war los mit ihr?

 

Ich schloss mich den Bestellungen der anderen an, und während ich auf meinen Caipirinha wartete, registrierte ich auf der anderen Seite des Tisches noch ein paar freie Plätze. Wenig später nuckelte ich lustlos an meinem Strohhalm und horchte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 21.09.2022
ISBN: 978-3-7554-2100-9

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /